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Der Bodyguard, den ich liebte

von

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Kapitel 26

Kapitel 26

 

 

„Du musst Charlie suchen“, sagte Celina und sah mich dabei eindringlich an.

Wir saßen in einem Krankenzimmer, in das Seth gelegt wurde. Nora hatte alles erdenkliche getan, um den Jungen zu retten und zum Glück hatte sie es auch geschafft. Er schlief jetzt seelenruhig in einem der Krankenbetten und Celina saß neben diesem, immer einen besorgten Blick auf ihn.

„Celina, ich kann ...“, fing ich an, aber sie ließ mich erst gar nicht ausreden.

„Du hast doch selber gesagt, dass Seth etwas von Hilfe gesagt hat. Du musst etwas tun!“

„Ich hab nicht gesagt, dass ich nichts unternehmen werde, nur ich kann nicht einfach los laufen. Wo soll ich denn anfangen?“ Sie machte den Mund auf, sagte aber nichts, weil sie genauso wenig wusste, wie ich.

Ich lehnte mich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn Seth nur wach wäre, könnte er mir erzählen, was passiert war. Er musste irgendwas gesehen haben, sonst hätte er nicht gesagt, dass Akara in Gefahr war. Ich ballte meine Hände fest zu Fäusten. Nur bei dem Gedanken, dass ihr was zugestoßen war, könnte ich morden. Ich musste gleich erst einmal mit Emanuel reden. Er musste auch erfahren, dass Akara verschwunden war. Und dann musste ich zu dieser Scheune. Ich musste sehen, was passiert war, mir ein Bild von dem ganzen machen.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich schreckte zusammen.

„Entschuldige“, meinte Nora und streichelte meinen Arm. „Ihr solltet nach Hause gehen. Ich habe seine Eltern schon angerufen und sie sind auf dem Weg.“

„Ich gehe nicht weg ...“, fing Celina wieder an zu protestieren, aber ich ließ sie nicht weiter reden.

„Du musst schlafen, Celina. Ich bringe dich nach hause.“ Sie sah zu Seth, dann wieder zu mir und wollte wieder diskutieren. „Lass es. Ich fahre dich, keine Diskussion.“ Sie blies die Wangen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich nickte zur Türe, eine Aufforderung für Celina. Ich war ja schon froh, dass wir all ihre Freunde nach hause geschickt hatten und das die keine Aufstände gemacht hatten. Seufzend stand sie auf, drückte Seths Hand noch mal und ging dann an mir vorbei. Ich wollte ihr schon hinterher, aber Nora hielt mich fest.

„Du fährst auch nachhause, Luca“, sagte sie, ließ ihre Hand in meine gleiten und verschränkte unsere Finger. „Ich habe gleich Schluss und komme zu dir.“

„Nein, du musst nicht kommen.“

„Doch, muss ich. Du fährst nach Hause, Luca. Wir müssen erst mal gucken, was wir machen können.“ Sie drückte meine Hand, stellte sich dann auf die Zehenspitzen und küsste meinen Mundwinkel. Diesmal ließ ich es zu, allerdings wusste ich ja nicht, dass sie noch mehr wollte. Denn als ich dachte, dass ich mit Celina gehen konnte, packte sie meine Hand fester und zog mich wieder zu sich. Nur um mir wieder ihre Lippen auf meine zu drücken. Ich war so perplex, dass ich einfach nichts machte. Meine Gedanken waren eh bei Akara, dass ich an Nora nicht mehr dachte.

„Können wir jetzt los?“, fragte Celina plötzlich hinter uns und das nicht gerade begeistert. Daraufhin löste Nora sich auch von mir, aber das hieß nicht, dass sie mich schon gehen ließ. Meine Hand ließ sie nicht los, aber dazu kam noch eine Hand an meiner Wange.

„Fahr nach Hause, bitte. Ich komme später vorbei“, sagte sie und dann ließ sie von mir ab.

Celina war schon draußen auf dem Weg zum Ausgang. Ich ging ein bisschen schneller, um sie noch einzuholen. Allerdings schwieg sie mich bis zum Auto an. Selbst als wir in meinem Camaro saßen, blieb sie still. Erst als wir auf der Hauptstraße waren, platzte sie.

„Bist du wieder mit ihr zusammen? Also wenn das so ist, dann brauchst du nicht so zutun, als wenn du dir Sorgen um Charlie machst. Dieses Mitleid brauchst sie nämlich nicht ...“, regte sie sich immer weiter aus.

„Celina!“, versuchte ich gegen sie anzukommen.

„Seth hat um Hilfe gebeten, aber dann nehme ich lieber Emanuels Hilfe, als deiner.“

„Celina!“ Aber sie hörte mir einfach nicht zu, sie regte sich immer weiter auf. Schnell sah ich in den Seitenspiegel, um zu gucken, ob jemand hinter mir war, aber zum Glück war da eine riesige Lücke zwischen mir und dem nächsten Auto … also trat ich hart auf die Bremse, sodass sie nach vorne schoss und endlich den Mund hielt. Geschockt sah sie mich an, als ich weiter fuhr. „Kannst du mir jetzt endlich zuhören?“ Sie nickte bloß. „Ich bin nicht mit ihr zusammen, sie kümmert sich nur um mich, jetzt nach der Reha.“

„Ja, sehr intensiv“, murmelte sie. Ich verdrehte die Augen und seufzte. Das wusste ich selber.

„Was hat Akara dir erzählt?“ Celina sah mich komisch an, sodass ich meinen Blick kurz von der Straße nehmen und sie ansehen musste.

„Du nennst sie Akara?“ Jetzt war ich verwirrt, sah aber wieder auf die Straße.

„So heißt sie doch, oder etwa nicht?“

„Schon, aber es gibt nur drei Leute, die sie so nennen und bei denen sie es mag. Das waren ihre Eltern und Emanuel.“ Ich hatte sie schon die ganze Zeit so genannt. Sie sah auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß verschränkt hatte. „Sie hat mir alles erzählt.“

„Alles?“ Ich zog die Brauen hoch und sah sie noch mal kurz an.

„Von euren Küssen.“ Das ließ mich stocken und für einen kurzen Moment achtete ich auch nicht mehr auf die Straße. Erst als ich Celinas panische Stimme vernahm, war ich wieder konzentriert und dadurch, dass sie so panisch wirkte, musste sie meinen Namen schon ein paar mal gesagt haben. Vor allem hatte sie meinen richtigen Namen benutzt, was ja nur bestätigte, dass Akara mit ihr über mich geredet haben muss. Klar hatte sie das. Celina war ihre beste Freundin, soetwas erzählte man seiner besten Freundin.

„Tut mir leid“, murmelte ich und war wieder voll da.

Nachdem ich Celina sicher nach Hause gefahren hatte, war ich Umwege bis zu mir gefahren. Ich kannte Nora, sie würde zu mir kommen, das war gar keine Frage, allerdings war sie auch so, dass sie auch versuchen wird so schnell es geht frei zu bekommen. Und dadurch, dass sie eigentlich nie Frei macht, für jeden Einsprang, konnte sie schon längst bei mir zuhause sein … zumindest vor der Haustüre stehen. Ich wollte sie nicht sehen, ich wollte auch nicht, dass sie sich so sehr um mich sorgt. Das mit ihr und mir war schon lange aus, aber sie hatte sich Hoffnungen gemacht, als Jason sie angerufen hatte, um mich zu verarzten. Und eigentlich konnte ich ihr nicht wehtun. Sie war mir noch wichtig, das konnte ich nicht bestreiten, aber mit ihr zusammen kommen? Es noch einmal versuchen? Das konnte und wollte ich nicht. Außerdem hatte ich zu dieser Scheune fahren wollen. Ich musste nach Akara suchen … ich musste sie sehen. Aber das konnte ich mir jetzt auch abschminken.

Zuhause angekommen packte ich das Auto vor der Türe und stieg aus. Aber wer da vor der Türe stand, war nicht Nora … sondern meine Schwester. Beth.

„Hast du kein Handy?“, fragte sie mich und stemmte die Hände in die Hüften. Sie trug eines ihrer vielen Kostümen, hohe Schuhe.

„Ich war im Krankenhaus, da nehm ich mein Handy nie mit“, meinte ich nur, ging an ihr vorbei und schloss die Türe auf.

„Was hat Nora gesagt?“

„Nichts.“

„Wie nichts?“ Ich lief die Treppen hoch in die zweite Etage und schloss dort meine Wohnung auf. Beth folgte mir einfach, ging dann an mir vorbei und ins Wohnzimmer, dass an den Flur angrenzte. Ich machte die Türe zu und folgte ihr.

„Wir kamen nicht zu der Untersuchung.“

„Uh, Luca, du frecher Junge“, kicherte sie und setzte sich aufs Sofa. Ich verdrehte die Augen.

„Nein, wir haben nichts gemacht. Es kam ein Notfall rein.“

„Oh, achso.“

„Und was möchtest du hier?“

„Darf ich meinen Bruder nicht besuchen?“ Ich sah sie ungläubig an. „Ich wollte sehen, wie es dir geht, Luca.“

„Mir geht es gut. Ich bin noch nicht ganz fit, aber die Reha hat geholfen.“ Sie nickte

„Und was ist jetzt mit Nora?“ Gut das sie sie ansprach. Da fiel mir doch glatt etwas ein.

„Meinst du, du könntest mir einen Gefallen tun?“ Sie sah mich prüfend an.

„Was?“

„Gleich, wenn es klingelt, könntest du dann gehen und Nora sagen, dass ich schon schlafe?“

„Luca McDamion!“ Ich faltete die Hände und sah sie bittend an. „Willst du es nicht noch mal mit ihr versuchen? Sie war gut zu dir, du warst glücklich mit ihr.“

„Aber sie nicht mit mir, Beth.“ Seufzend nickte sie.

 

Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil ich Geräusche aus meiner Küche hörte … was eigentlich nicht sein sollte.

Beth hatte gestern, als Nora geklingelt hatte, das getan, worum ich sie gebeten hatte und war gegangen. Ich hatte meine Ruhe gehabt und war ins Bett gegangen. Zwar hatte ich nicht geschlafen, weil ich nur an Akara hatte denken können. Emanuel hatte ich kurz nachdem Beth gegangen war angerufen, damit er die Augen offen hielt. Ohne Seths Aussage, würden wir eh im dunklen tappen. Wir wussten nicht, was Akara zugestoßen war oder wer sie überhaupt mitgenommen hatte. Ich hatte zwar sofort nach ihr suchen wollen, aber auch Emanuel hatte mich zur Ordnung gerufen. Er und Nora hatten ja Recht gehabt. Ich war zwar aus der Reha raus und mir ging es auch gut … das hieß aber noch lange nicht, dass ich top fit war. Ich musste langsam wieder meine ganzen Muskeln trainieren, musste mich langsam heran tasten, aber wenn Akara in Gefahr war, war mir das egal.

„Guten Morgen“, trällerte eine mir wohlbekannte Stimme entgegen, als ich in die Küche schlurfte. Nora.

„Was tust du hier?“ Sie drehte sich zu mir um, da sie gerade irgendwas am Herd gemacht hatte.

„Ich mache dir Frühstück.“ Das sagte sie so, als sei es selbstverständlich. Selbstverständlich, dass sie in kurzen Shorts und T-Shirt in meiner Küche stand und mir Frühstück machte … so wie früher.

„Woher hast du den Schlüssel?“

„Jetzt sei doch nicht so genervt.“ Sie füllte Rüherei auf einen Teller, kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Beth hat ihn mir gestern Abend gegeben. Sie meinte, du seist eingeschlafen, aber ich solle heute mal nach dir sehen.“ Ich werde Beth umbringen, wenn ich sie das nächste Mal sehe.

„Das ist nett von dir, aber ich komme alleine klar“, meinte ich und wollte sie so los werden, aber Nora hatte sich wohl was anderes in den Kopf gesetzt. Hüfteschwingend und summend ging sie zu meinem Toaster und holte zwei getoastete Toasts heraus.

„Ich hab deine Post mit hoch gebracht.“ Sie zeigte auf den Küchentisch und summte dann weiter vor sich hin. Seufzend ließ ich sie einfach weiter machen und sah meine Post durch. Es war nicht viel. Ein Brief von irgendeiner Partei, die Werbung für sich machte, eine Rechnung und Brochüren von Geschäften. Als ich diese durchsah, fiel plötzlich ein weiter Umschlag auf den Boden. Ich wollte ihn gerade aufheben, da bückte Nora sich schon und reichte ihn mir.

„Was ist das denn? Da steht ja gar kein Absender geschweige denn deine Adresse drauf.“ Ich nahm den Brief sofort an mich, riss ihn auf und holte ein Blattpapier heraus.

 

Lieber Luca,

war die Reha erholsam? Konntest du neue Kräfte sammeln? Denn ich denke, diese brauchst du jetzt. Dir wird wohl nicht entgangen sein, dass Akara von ihrem Abschlussball vermisst wird. Sie ist mir in die Arme gelaufen und wie soll ich sagen? Ich konnte einfach nicht die Finger von ihr lassen. Ich dachte mir, dass sie mir ein bisschen Vergnügen bereiten kann, solange ich auf dich warte.

Aber das ist nicht der Punkt. Ich will dich! Und ich denke, dass dir ihr Leben mehr bedeutet als dein eigenes. Deswegen will ich, dass du dich mit mir triffst. Keine Polizei und Jason kannst du auch zuhause lassen.

Eine Sicherheit, dass es Akara gut geht, kann ich dir leider nicht geben. Ich finde es interessanter, wenn du ein bisschen leidest. Sie wird schon lebend aus der Sache heraus kommen, sofern du alleine kommst.

Triff mich Morgen um zehn Uhr.

Chris

 

 

Meine freie Hand ballte sich zu einer Faust, so fest, dass es wehtat. Und dann hörte ich Noras Aufkeuchen. Sie stand hinter mir und starrte auf das Papier.

„Das kann nicht sein“, hauchte sie und hielt sich die Hand vor den Mund. „Luca, du kannst da nicht hin.“

„Ich muss sie da raus holen.“ Es war mir egal, was Nora noch zu sagen hatte. In meinem Kopf herrschte nur noch ein Gedanke. Akara. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miena
2015-11-17T09:30:27+00:00 17.11.2015 10:30
Gänsehaut pur... Hoffentlich schafft Luca das!
Und wieder könnte ich diese Nora erwürgen!!! ò.ó
Die geht mir soooo auf die Nerven!

Liebe Grüße,
Miena


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