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Slice Of Life

eine Kurzgeschichten- und Drabble-Sammlung
von

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Make It Wit Chu

"Ich denke nicht, dass Seto davon sonderlich begeistert sein wird..." Trotz der besorgt gerunzelten Stirn konnte sich Aileen zumindest ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als sie sich die mitunter stark zerknitterten, wahllos durcheinander geworfenen Unterlagen auf dem Schreibtisch ihres Mannes betrachtete, die vor nicht einmal einer guten Stunde noch auf zwei akkurat symmetrisch an der Tischkante ausgerichteten Stapeln sortiert gewesen waren.

 

Nein, Seto würde ganz und gar nicht begeistert reagieren, wenn er diese Unordnung sah... Nicht, dass es ihre Aufgabe war, sich um die Ordnung in seinem Büro zu sorgen. Das war ganz allein Isonos Aufgabe. Sie war nur hergekommen, um sich von ihrem Mann zu verabschieden, bevor sie mit einer Freundin für vierzehn Tage auf die Malediven verschwand. An sich nicht notwendig - genau genommen bezweifelte sie sogar, dass er überhaupt bemerken würde, dass sie weg war - aber dieser eine kleine Sekundenbruchteil, in dem in seinem Blick die Erinnerung, dass daheim jemand auf ihn wartete, aufglomm, wenn er sie ansah, war es definitiv wert.

 

Aileen machte sich nichts vor. Sie war nicht die große Liebe seines Lebens. Das war definitiv seine Arbeit. Immer schon gewesen. Ob Seto ihre große Liebe war, wusste sie nicht mehr genau. Wenn er sie ansah und mit ihr sprach - in diesem zwar immer noch recht unterkühlten, aber trotzdem vertrauten Tonfall, ähnlich dem, den er gegenüber Mokuba anschlug - und sich dabei diese leichte Wärme in ihrer Brust ausbreitete, dann glaubte sie, sich daran zu erinnern, dass er es einmal gewesen war. Lange bevor sie geheiratet hatten. Vermutlich noch zu Schulzeiten.

An sich spielte es ohnehin keine Rolle mehr.

 

Sie ertrugen sich gegenseitig überraschend gut, wenn er daheim war und wenn nicht... nun, dann beschäftigte sie sich mit irgendwelchen Wohltätigkeitsveranstaltungen, spielte Golf, verwaltete das Haus oder flog eben mit Freundinnen oder ihrer Mutter in den Urlaub, so lange sie noch ihre perfekte Bikinifigur hatte. Sobald der Bau und die Eröffnung von KaibaLand in Europa erfolgreich vonstatten gegangen war, stand die Familienplanung an, dann hieß es erst mal "Bye bye, schlanke Taille". Da konnte Seto sich winden und maulen wie er wollte. Er hatte vor der Hochzeit verpasst, diese von seiner Zukünftigen veranschlagte Klausel aus dem Ehevertrag nehmen zu lassen und musste nun eben die Konsequenzen tragen. Aber bevor es soweit war und sie beide sich endgültig damit, dass sie sich tatsächlich bis ans Ende ihrer Tage aneinander gebunden hatten und gemeinsam Verantwortung für ein Menschenleben trugen, auseinandersetzen mussten, ging jeder noch mehr oder weniger seinem eigenen Leben nach. Ehering hin oder her.

Und wie es aussah, bestand Aileens Leben nun unter anderem darin, es mit einer der Angestellten ihres Mannes auf dessen Schreibtisch zu treiben...

 

"Warum sollte er nicht begeistert davon sein, dass zwei attraktive Frauen sich nackt auf seinem Schreibtisch geräkelt haben?"

 

Es erschreckte Aileen ein wenig, dass die Antwort, die ihr als erstes auf der Zunge lag, nicht "weil eine dieser Frauen seine eigene war, und das ohne sein Wissen" sondern "weil er schwul oder meinetwegen auch asexuell ist" war. Scheinbar hatte sie was gewisse, dummerweise nicht vertraglich geregelte eheliche Pflichten betraf, tatsächlich schon vor einiger Zeit resigniert. Seufzend angelte sie nach ihrem BH und rutschte, nachdem sie diesen wieder angezogen hatte, von der Tischkante, um sich auf die Suche nach ihren roten Lieblingssandalen zu machen und bei der Gelegenheit die vergangenen Stunden noch einmal Revue passieren zu lassen.

 

 

Sie hatte das Bürogebäude betreten.

 

War im Fahrstuhl auf Amane - die jüngere Schwester eines ehemaligen Klassenkameraden ihres Mannes - getroffen.

Sie waren ins Gespräch gekommen. Über das schöne Wetter, ihre letzten Urlaube, dass Isono wohl befördert worden war und, obwohl sich an seinem Aufgabenbereich nichts geändert hatte, er jetzt eben eigene Assistenten zugeteilt bekommen hatte - von denen einer (bzw. eine) eben Amane war. Und dass diese seitdem das DuelMonsters-Regelwerk und die eigens hinzugefügten und nach wie vor ständigen Änderungen unterliegenden Regeln des Chefs auswendig lernen musste, damit sie eventuell als Schiedsrichterin bei den Vorentscheiden des nächsten KC GrandPrix fungieren konnte und so weiter und so fort.

 

Sie standen vor Setos Büro.

Klopften.

Die Tür ging auf.

 

Seto rauschte an ihnen vorbei, wirkte - wie meist - gestresst und mies gelaunt, murrte, dass sie seinetwegen in seinem Büro auf ihn warten sollten, wenn es dringend war, und verschwand dann, natürlich von Isono begleitet, im nächstbesten Fahrstuhl.

Aileen und Amane sahen sich schulterzuckend an und betraten das heilige Reich des KC CEOs, wo sie vom Fenster aus noch beobachteten, wie er hoch erhobenen Hauptes in seine Limousine stieg, die daraufhin in unbestimmter Richtung verschwand.

 

Sie setzten sich.

Schauten Fernsehen.

Bedienten sich irgendwann gelangweilt an der (eigens für Geschäftspartner in der Schrankwand versteckten) Minibar.

Setzten sich auf den Schreibtisch und beobachteten den Sonnenuntergang.

 

Amane legte ihre Hand auf den Oberschenkel der Älteren und streifte dabei (versehentlich?) den Saum ihres Rocks etwas nach oben, während sie lachend darauf hinwies, wie viel blasser ihre Haut doch im Vergleich zu Aileens war. Die andere gab ihr Recht und lachte ebenfalls, bevor sie nach einer der langen, schwarz-violett gelockten Strähnen, die eben noch ihre Schulter bedeckt hatte, griff und diese neben das glatte, schlohweiße Haar der Jüngeren hielt. Ein weiterer, diesmal noch auffälligerer Unterschied. Amanes Augen waren rauchbraun, Aileens himmelblau. Amanes Nasenrücken zierten ein paar blasse Sommersprossen. Aileens Haut war ebenmäßig getönt.

 

Amanes Lipgloss schmeckte nach Kirsche und ihre Haut duftete nach einer Mischung aus parfümfreiem Deo und einem feinen, kaum wahrnehmbaren Hauch frischen Schweißes...

 

 

Aileen seufzte leise und versuchte angestrengt die Hitze, die sich bei letzterer Erinnerung auf ihren Wangen ausbreitete, zu ignorieren. Zumindest hatten sie darauf verzichtet, das Licht einzuschalten, als die Sonne hinter dem Horizont zu versinken begonnen hatte. Ansonsten hätte man, nun da die Dämmerung bereits langsam in die Nacht überglitt, am Ende noch von irgendeinem vorbeifliegenden Pressehubschrauber sehen können, was an diesem Abend im Büro des weltgrößten Spielzeugmoguls vor sich gegangen war...

 

Schön, sie hatte mit einer Frau geschlafen, ein bisschen bi schadete nie, was Seto nicht weiß macht Seto nicht heiß (wobei so ziemlich alles und jeder darin versagte, ihn "heiß" zu machen, wenn nicht irgendwie technischer Krimskrams oder DuelMonsters involviert war), ihn hatte sie vor gut sieben Jahren auch schon mal mit einem anderen Kerl erwischt, er konnte ihr also definitiv keinen Strick aus der Sache drehen usw. etc. pp.

 

Keine große Sache.

 

Und okay, dann hatten sie es eben auf dem Schreibtisch ihres Mannes getan. War ja nun nicht so, als hätte sie sich nicht schon häufiger vorgestellt, das verfluchte Ding mal zu zweckentfemden.

 

Die Vorstellung, wie Seto sich nach seiner Rückkehr an eben diesen Schreibtisch setzen und ahnungslos seine Arbeit wieder aufnehmen würde, ließ dann doch noch mal ein kleines Grinsen über Aileens Lippen huschen. So sehr ihre Kopf ihr auch sagte, dass sie gerade einen Fehler begangen hatte (einen der sie - dank des Ehevertrags - mehrere Millionen Yen kosten konnte), im Moment überwiegte noch immer das aufgeregte Kribbeln, das immer wieder in feinen Schauern unter ihrer Haut entlang jagte und für eine leichte Gänsehaut sorgte. Sie konnte das, was da eben passiert war, nicht bereuen.

Nicht nach dem Orgasmus.

 

Ein erneutes, diesmal entspannteres Seufzen später krabbelte sie wieder unter dem Schreibtisch hervor und zog ihre Schuhe, die sie dort glücklicherweise wiedergefunden hatte, an.

 

Ihr Blick fiel auf Amane, die gerade damit beschäftigt war, ihre schwarzen, bis zur Mitte der Oberschenkel reichenden Feinstrümpfe an den dafür vorgesehenen Halterungen zu befestigen. Abgesehen von diesen (und einem dunkelblauen, mit schwarzer Spitze verzierten Seidenslip) war sie nach wie vor nackt. Die vormals in einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammengehaltenen, silbrig schimmernden Haare lagen nun locker auf ihren blassen Schultern und ihre Wangen zierte ein rosiger Schimmer. Das abwesende, sichtlich zufriedene Lächeln wurde zu einem kleinen Schmunzeln, als sie den Blick der Älteren bemerkte, die inzwischen auch ihren Rock und das entsprechende Oberteil gefunden hatte, beides jedoch nach wie vor nur untätig auf dem Schoß liegen hatte und scheinbar immer noch mit der gedanklichen Verarbeitung der letzten Stunden beschäftigt war.

 

 

Als Seto kurz vor Mitternacht in sein Büro zurückkehrte, was dieses leer.

Der einzige Hinweis, dass es in seiner Abwesenheit überhaupt betreten worden war, bestand aus einem Urlaubsantrag von Isonos neuer Assistentin und einem leuchtend pinken Post-It Zettel auf seinem Schreibtisch, laut dem seine Frau wohl für die kommenden zwei Wochen verreist war und ihm nach ihrer Rückkehr eine neue Flasche Champagner für seine Minibar schuldete.

 

Kopfschüttelnd setzte er sich in seinen Ledersessel und fuhr seinen Rechner hoch, um die an diesem Abend notgedrungen liegen gebliebene Arbeit wieder aufzunehmen.

 

 

- Ende -



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Pandir
2015-12-28T13:34:46+00:00 28.12.2015 14:34
Ich würde dir gerne ein durchdachtes, langes Kommentare schreiben, but all I really wanna say is
I AM SO GAY FOR THIS *w*

Und Ai-Lins Attitüde was Seto und ihre Beziehung angeht is awesome.

Aber vor allem GOSH PRETTY GIRLS, HÜBSCHE STRÜMPFE, BLASSE HAUT UND PRETTINESSSSS. Ich würd ja sagen, Seto verpasst was, aber es wär ja Perlen vor die Säue werfen, weil er das eh nicht wertschätzen kann.

Antwort von:  Umi
28.12.2015 14:38
IKR? SAME! @ GAY AND EVERYTHING ELSE
Von:  Jien
2015-08-18T17:49:43+00:00 18.08.2015 19:49
Ein bisschen traurig ja schon... auf eine Desperate Houswives/Surburbia-Art und Weise.
Aber sehr heiß geschrieben!
:-)


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