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Als wir Kinder waren

von

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Brücken bauen und einreißen

Langsam erhob er sich. Er wollte Ran nicht wecken, obwohl ein Teil in ihm überlegte, ob dies in seinem Zustand überhaupt möglich war. Schuldig unterdrückte das aufsteigende Kichern nur schwer und schlich sich aus dem Raum. Das er dabei nackt war, störte ihn nicht. Tief zog er das erste Mal an seiner Zigarette. Er ließ den Rauch lange in seiner Lunge und bließ ihn langsam aus. Er hatte das Gefühl noch nie in seinem Leben so tiefenentspannt gewesen zu sein. Ran hatte ihn gehörig durch die Laken gescheucht und er hatte es genossen. Nun drang das Kichern doch leise aus seiner Kehle und er räusperte sich. Oh ja, seine Kehle war rau und der Rauch der Zigarette brannte in seinem Hals. Er grinste. Sie waren laut gewesen. Alle beide. Sie waren leidenschaftlich und ein wenig grob gewesen. Schuldig schauderte. Gott, es war perfekt gewesen. Genau so hatte er es sich in seiner Fantasie ausgedacht. Und Ran war ohne zu zögern mit gegangen. Neue Schauer liefen über seine Haut. Den ganzen Tag hatten sie auf weniger als drei Quadratmetern verbracht und diese nur für wenige Minuten im Bad verlassen. Mit dem Blick in den dunkler werdenden Nachthimmel schnippte er den Filter seiner Zigarette von sich. Er spürte, wie sein Lächeln etwas bitteres bekam. Nur noch wenige Stunden blieben ihm mit Ran. Selbst wenn er ihn nun wecken und dort weiter machen würde, wo sie fast komatös in den erholsamen Schlaf gesunken waren... Es würde ihm nicht reichen. Er wollte ihn ganz. Jede verdammte Faser von Rans Körper und seinem faszinierenden Geist sollte ihm gehören. Schuldig schnaufte. So eifersüchtig kannte er sich gar nicht. Sein Blick wanderte von den ersten Sternen durch das Fenster zu Ran. Wie ein Kunstwerk lag der nackte Körper völlig unverhüllt auf dem zerwühlten weißen Laken. Die Decke hatte schon vor Stunden Ihnen Platz auf dem Boden gefunden. Schuldig schmatzte angewidert und nahm sich vor sich einfach zu erschießen, sollte er noch einmal so etwas eklig kitschiges denken. Rans Murren riss ihn aus seinen säuberlich geplanten Gedanken über sein Ableben und er richtete alle Aufmerksamkeit auf den Japaner. Erneut unterdrückte er nur schwerlich das Kichern. Für einen traditionsbewussten Japaner war Ran in den letzten Stunden sehr... europäisch gewesen. Leise trat Schuldig in das Zimmer und zog sich die Shorts über die Beine.

"Jetzt kommst du auf den Gedanken dich anzuziehen?", fragte Ran müde und mit belegter Stimme. Er klang fast etwas heiser.

"Wieso? Hates schon seine Wirkung hinterlassen? ", wollte Schuldig mit einem betont breitem Grinsen wissen. Träge schob Ran sich auf seine Hände und drückte sich in eine fast sitzende Position. Sein leises Schnaufen verriet Schuldig, dass er ebenso am Ende seiner Kräfte angekommen war.

"Ich habe keine Ahnung, ob du als Kind zu oft vom Wickeltisch gefallen bist... Aber die letzte Runde hätte wirklich warten können", hörte er ihn meckern und grinste noch ein wenig breiter.

"Warten also?", schnurrte er und ergötzte sich an Rans ertapptem Zucken. Überlegen hob er sein Kinn. Gott fühlte sich das gut an. Das er Rans Gedanken nicht lesen konnte, ließ sie beide auf Augenhöhe agieren. Etwas, dass er nicht mehr gewagt hatte zu erhoffen. Sobald ein Mensch mit seinem Handeln von seinen Gedanken abwich packte Schuldig erst die Abscheu und dann die Langeweile. Wenn Menschen sich untreu wurden, begann er sie zu verachten. Und es war jedes mal das Gleiche gewesen.

Kurz schüttelte er den Kopf und drückte das aufsteigende, saure Gefühl herunter. Er war hier mit Ran und er glaubte nicht... Nein, er hoffte zu wissen, dass Ran sich treu war. Schuldig hatte seine Erkenntnis gehört, die als erste Worte kurz nach ihrer kleinen Prügelei gefallen waren. Ja verdammt! Das hier war echt. Und wie echt es war. So eine Hals-über-Kopf Nummer, die man nur ein mal im Leben bekommt. Es traff ihn wie ein Schlag. Schuldigs Grinsen verstarb. Diese einmalige Chance würde in knapp zwei Tagen ihr Ende finden und zum ersten Mal in seinem Leben war ihm zum heulen Zu mute. Gerne hätte er seinen immer schwerer werdenden Kopf an eine kühle Wand gelehnt. Stattdessen rieb er sich resignierend über Augen und Nasenwurzel. Die freie Hand stemmte er in seine Hüfte. Auch nach den kommenden zwei Tagen würde er das machen, was er immer machte. Arbeiten, schlafen. Zumindest redete er sich genau das ein. Vor allem Aber würde er danach einfach weiter atmen. Denn das fiel ihm gerade besonders schwer. Unter dem Deckmantel eines genervten Schnaufens holte er tief Luft.

"Wenn du dann damit fertig bis, dir deine Fingerabdrücke in die Haut zu reiben, können wir vielleicht mal darüber reden, was genau hier gerade passiert" Rans Stimme vibriert ein wenig, duldete jedoch keine weiteren Ausflüchte. Schuldig wurde schlecht. Aus der Nummer kam er nicht mehr heraus, so gerne er es auch wollte. Sollte er Ran nun alles vor die Füße werfen und hoffen, dass dieser dem Gebäude nichts fand um ihn zu töten? Er schnaubte über sich selbst amüsiert. Ran war ein professioneller Killer. Natürlich würde er etwas finden, dass ihm als Waffe dienlich war. Also doch Tor zwei, hinter dem sich weitere Halbwahrheiten und als letztes Mittel eisernes Schweigen verbergen? Das war der klassische Zonk. Vielleicht sollte er auch einfach in Rans Geist vorpreschen und hoffen, die benötigten Informationen zu erhalten, bevor Ran ihn entweder tötete oder ins Koma fiel. Langsam nahm er die Finger von der Nase und sah auf Ran. Dieser saß gerade, im Schneidersitz, hatte sich das Laken über die Hüfte und die Beine gezogen und stützte sich ein wenig auf den Knien ab. Obwohl er so aufrecht saß hatte diese Haltung etwas entspanntes. Doch der Blick war der des Weißleaders. Schuldig erkannte die Fassade, hinter der Ran sich versteckte.

"Was will der große Abyssinian von mir hören?", fragte er übertrieben gelangweilt. Ging Ran auf Abwehr, würde er es auch tun. Eigentlich hasste er dieses Spiel. Aber er würde sich sicher nicht verletzbar machen. Nicht vor diesem speziellen Weiß.



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