Neuanfang vielleicht doch nicht unmöglich?
Der blasse blonde Junge lief eilig über die Ländereien der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei. Seltsam verloren wirkte er, wenn man genauer hin sah, er konnte einem echt Leid tun. Aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, ihn zu ignorieren. Die ewigen Streitereien zwischen uns beiden mussten endlich aufhören. Vor allem jetzt, da der Krieg vorbei und wir alle, naja fast alle, wieder hier waren. Missmutig grummelte ich also vor mich hin, während Blondschopf Draco Malfoy wütend davon stapfte. Dass Ron ihn auch immer so ärgern musste. Er hatte wirklich gar nichts gelernt. Oder konnte es nur nicht zeigen. Hermine jedenfalls schien ebenso wenig begeistert wie ich von seinen Alleingängen um Malfoy aufzulauern. Denn kaum war auch Ron bei uns beiden angelangt, begann schon ihre wütende Schimpftirade. Ich machte mich schnellstens aus dem Staub.
Hinter dem blonden, eitlen Schönling her, der mittlerweile wohl die Große Halle erreicht hatte. Unter allem Umständen musste ich verhindern, dass er wieder irgendwelche Lügen verbreitete, nur um mich zum Ausrasten zu animieren. Denn damit war es ein für alle mal vorbei. Ich wollte ihn lieber gar nicht sehen und hören, als nur unter Streit und Wut, obwohl er das ganze anscheinend nicht so sah.
Doch der Slytherin erwartete mich schon am Schultor, schien das dringende Bedürfnis zu haben, mit mir zu reden. Jetzt, wo Hermine und Ron uns nicht sehen konnten. Und wo auch sonst kein Mensch in der Nähe war.
„Können wir nicht einfach weiter streiten? Alles so sein lassen, wie es war?“ meckerte da auch schon der Blonde… „Das war mal, Draco. Wir waren lange genug Feinde!“, antwortete ich ihm also. Verdammt, wenn er gewusst hätte, wie er mir auf die Nerven ging und auf den Magen schlug, mit seinen kleinen Reizversuchen.
Bockig wie ein kleines Kind, und so kannte man den Eisprinzen, wie er so schön genannt wird, eigentlich nicht, warf er ein, dass er aber soviel verloren hätte und ihm doch nur unsere Streitereien für ein halbwegs normales Leben blieben. Ich glaube, ich war sehr verwirrt, und dachte mich zu irren, als ich diesen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen entdeckte.
Weil ich aber unbedingt die Feindschaft beenden wollte, hielt ich ihm die Hand hin, und meinte: „Vielleicht hast du viel verloren. Aber was vorbei ist, ist vorbei. Sieh es endlich ein, ich will keine Streitereien mehr. Sieh doch mal nach vorn. Wir könnten Freunde sein, meinst du nicht auch? Anstatt uns gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben?!“
Und ich werde seine Antwort nie vergessen: „Eben mit dir befreundet zu sein, würde mich in den Wahnsinn treiben! Das wäre nichts halbes und nichts ganzes.“ Und als ich ihn dann wahrscheinlich sehr verwirrt angestarrt habe, hat er weiter erklärt: „Ich liebe dich, Potter,… Harry, verdammt. Und wenn du mir aus dem Weg gehst, dann ist das schlimmer als unsere kleinen Kabbeleien, die ich echt vermisse. Und auch wenn du nicht das Selbe fühlst, dann will ich trotzdem nicht verlieren. Verstanden?!“
Ein Draco Malfoy, der so offen vor den Schultoren einem Harry Potter Gefühle gesteht, von denen dieser auch nie nur gewagt hatte zu hoffen, dass sie existieren könnten, ist eine Sache. Eine andere ist es, seine Lippen auf den eigenen zu spüren (und hinter sich einen erstickten Schrei der besten Freunde zu hören).
Und genau das ist der Grund, warum ich jetzt hier sitze, in einem Flugzeug nach Florida. Neben mir mein frischgebackener Ehemann in einem seiner stundenlang gebügelten Hemden, mit einem Buch über Schlangen und ihre Wirkungen auf Zaubertränke auf dem Schoß und einer Sonnenbrille auf den strahlenden blonden Haaren. Er schläft, und so kann ich die zeit, bis wir in den Flitterwochen richtig ankommen, nutzen, um unsere Geschichte zumindest teilweise aufzuschreiben. Aber vielleicht kommt schon bald ein neues Erlebnis hinzu. Unsere leicht schief gelaufene Hochzeit zum Beispiel, oder unser eher unfreiwilliges Outing vor seinen Eltern…
