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Wenn der Regen aufhört

von

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... wirst du da noch da sein?

Ein dunkler Schatten schiebt sich über den schwarzhaarigen jungen Mann, der ahnungslos auf dem kühlen Boden liegt und vor sich hin döst. Er bemerkt die grauen Gewitterwolken nicht, die sich immer weiter über den Himmel ziehen. Er wird auch nicht von dem kalten, peitschenden Wind aus seinen süßen Träumen geweckt. Noch nicht einmal die schweren Regentropfen vermögen das. Erst als es wirklich wie aus Eimern schüttet und sein Schlafplatz sich schon längst in ein Schlammbad verwandelt hat, steht er auf und rauft sie verschlafen die klitschnassen Haare. Seine Jeans und sein ehemals roter Pullover hängen an ihm, wie ein nasser, brauner Sack und ihm ist mächtig kalt, als er sich auf den Heimweg macht. Blitze zerreißen den Himmel, und er hat noch etwa eine Stunde Marsch über schlammige Wiesen, holprige Feldwege und außerdem ein aufziehendes Gewitter vor sich. Und als würde es der Himmel besonders böse mit dem armen Kerl meinen, zerreißen auch schon erste Blitze den immer finsterer werdenden Spätnachmittagshimmel. Donner grollt, als er sich unter einem niedrigen Weidenzaun hindurch duckt und endlich auf einem halbwegs festen Weg steht. Musste denn ausgerechnet heute so ein Unwetter seinen Lieblingsplatz auf der Weide überfallen?
 

Etwa zehn Minuten später findet sich der junge Mann, natürlich bis auf die Knochen durchweicht, vor der Türe eines Bauernhofes wieder. Drinnen schallt die Glocke und wenige Sekunden danach wird ihm die altmodische Tür geöffnet. Eine sehr alte Frau, mit hochgestecktem weißem Haar und bestimmt hunderten Falten im Gesicht steht ihm gegenüber, und zieht ihn mit einer Kraft, die ihr niemand zutrauen würde, ins Trockene. Mit den Worten: „Kommen Sie erstmal rein, junger Mann. Da draußen holen Sie sich noch die Grippe!“, zerrt sie ihn in die warme, nach Kaffee und Zitronenkuchen duftende Küche. Am Tisch sitzt mit dem Rücken zu ihm ein weiterer Gast, an welchen sich die Dame des Hauses, die sich als Mrs. Spring vorstellt, nun wendet: „Da sehen Sie mal. Nun sind Sie doch nicht der einzige arme Tropf, der bei dem Wetter da draußen herumirrt! Sie beide können sich doch das Gästezimmer teilen und sich erstmal frisch machen. Vor morgen Vormittag sieht das da draußen“, sie deutet zum Fenster, durch welches man mittlerweile kaum noch etwas erkennt, „eh nicht besser aus!“ Der weißblonde junge Mann, der in eine Wolldecke gewickelt an einer großen Tasse nippt, dreht sich neugierig zu dem tropfenden, schwarzhaarigen Neuankömmling und augenscheinlichen Zimmergenossen um und nimmt tatsächlich eine zartrosa Färbung im blassen Gesicht an, als er ihn auch sogleich erkennt. „Potter“, haucht er vorsichtig und traut seinen Augen kaum, den Retter der Welt so schmutzig und nass vor sich zu sehen. „Malfoy“, murmelt angesprochener nur leicht irritiert, bevor auch schon Mrs. Spring das Wort ergreift: „Ah, Sie kennen sich also. Nun, da wird es Ihnen ja nichts ausmachen. Aber jetzt sollten Sie erstmal unter die Dusche! Ich koche Ihnen derweil einen Kaffee!“, bestimmt die alte Dame und schiebt einen verdutzten Harry aus dem Raum über in einen düsteren Flur in ein rustikales Badezimmer.
 

Da sitzen die beiden ehemaligen Rivalen nun gemeinsam an einem Tisch, in Wolldecken eingemummelt und trinken wohlig wärmenden Kaffee. Harry zumindest vergisst für einen Moment wen er da eigentlich vor sich hat und genießt einfach nur die Gastfreundschaft der alten Bäuerin, welche ihm genau in diesem Augenblick, ähnlich wie Draco zuvor, ein Stück selbstgebackenen, noch leicht warmen Zitronenkuchen hinstellt. Der Schwarzhaarige ist einfach nur froh, aus dem Regen raus zu sein, und verdrängt den Gedanken an eine Nacht mit dem Malfoy-Sprössling in einem Zimmer. Immerhin hat eben Genannter bis jetzt noch nicht ein einziges böses oder hinterhältiges Wort fallen gelassen. Ist er endlich auch erwachsen geworden?
 

Ganz im Gegensatz zu dem Kuchen mampfenden Weltretter machte sich der ehemalige Slytherin-Eisprinz sehr viele Gedanken. Sowohl böse Vorahnungen, als auch herzerwärmende Hoffnungen durchzogen seinen Kopf. Hatte er nicht in letzter Zeit seinen Rivalen so oft beobachten können? Ja, es stimmte, Draco Malfoy persönlich hatte sich seinen Lieblingsplatz zum Nachdenken wie zufällig in der Nähe Harry`s gesucht. Verdeckt von einem vertrockneten Holunderstrauch hatte er im Schatten einer steinalten Eiche gelehnt und seinen Blick auf den schwarzhaarigen jungen Mann gerichtet, der nur wenige hundert Meter von ihm entfernt in einer kleinen Mulde lag und die Wolken betrachtete. Er kannte die Angewohnheit des anderen, jeden Samstag pfeifend heran geschlendert zu kommen, sich dann erstmal zu setzen und ein paar Kekse zu naschen, bevor er sich langsam und behutsam nach hinten sinken lies um mit erhobener Hand einige Wolkenbilder nachzuzeichnen. Bis es ihm schließlich zu langweilig wurde, er seinen Arm senkte und langsam aber sicher in einen tiefen Schlummer hinüber sackte. Aus welchem er jedes Mal total erschrocken hoch fuhr, auf seine Uhr schaute und dann davon rannte, als wären hunderte von Todessern hinter ihm her. – Doch halt, Harry würde nicht vor den Todessern davon laufen. Das machte sich Draco klar und er schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie Harry sich ihnen entgegen stellen würde und natürlich siegte….

Unsicher riskiert der Blonde einen Blick zu seinem schwarzhaarigen Gegenüber. Ob er ahnt, was in ihm vorging? Doch Harry beachtet ihn gar nicht sondern konzentriert sich seltsam angespannt auf die letzten Krümel des Kuchens.

„Ihre Sachen hab ich gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Wenn sie fertig sind, werde ich Ihnen jetzt mal das Gästezimmer zeigen, ich hab auch frische Kleidung herausgesucht.“, nutzt die hutzlige Gastgeberin die Gelegenheit der leeren Tassen und ebenso sauberen Teller, und führt die unsicheren jungen Männer in das angekündigte Zimmer, wo sie sie mit den Worten: „Schlafen Sie gut!“, zurück lässt.
 

Peinlich berührt schauen die beiden erst das Zimmer und dann sich gegenseitig an. ‚Ein Doppelbett, das kann doch nicht der ihr Ernst sein?! Wie soll ich das denn überleben?‘, jammert Harry vor sich hin. Seit seiner Trennung von Ginny Weasly vor zwei Jahren hatte er nicht mehr in einem Doppelbett geschlafen und nun sollte er es gleich mit seinem Rivalen teilen. So hatte er sich das ganz sicher nicht vorgestellt, auch wenn er zugeben muss, dass Draco gar nicht so schlecht aussieht. In Gedanken beißt er sich auf die Zunge, so etwas überhaupt nur ansatzweise in Erwägung gezogen zu haben, aber er kann einfach an nichts anderes mehr denken. Vor allem, weil der blonde Schönling jetzt auch noch die Decke fallen lässt, um sich die bereit gelegten Sachen überzuziehen.

Ein Rotschimmer ziert nun auch die Wangen des Schwarzhaarigen, als er wegschaut und sich ebenfalls ans Ankleiden macht. Beruhigt stellt er fest, dass sowohl das grau-blau karierte Hemd, als auch die oft geflickte Jeanslatzhose sehr bequem sind. Allerdings würde er wohl doch die Nacht über nur in Unterwäsche schlafen. Den gleichen Gedanken scheint auch Draco zu haben, der zuerst begierig Harry musterte und dann, feuerrot geworden, auf seine silberne Armbanduhr schaute: „Wir haben es erst um sechs, will die ernsthaft, dass wir mit nur einem Stück Zitronenkuchen und einer Tasse Kaffee im Magen jetzt schon schlafen gehen?“, fragt er leicht genervt den angezogenen Harry vor sich. Genervt, um seine zitternde Stimme zu überspielen. Er weiß einfach nicht, wie er sonst ein Gespräch anfangen soll, doch sein eigentlich freundlich gemeinter Einwurf wird von seinem Gegenüber eindeutig nicht als das aufgefasst: „Jaja, ein Malfoy gibt sich eben nicht mit wenig zu frieden! Wenn du Hunger hast, kannst du ja nochmal zu Mrs. Spring gehen und ihr dein Gold unter die Nase halten. Ich für meinen Teil bin sowas von kaputt, dass es mir egal ist, wie spät wir es haben. Also halt bitte einfach deine Klappe und lass mich schlafen!“, motzt Harry den sonst so eingebildeten Schönling an, und schimpft sich selbst einen Idioten, ehrlich gehofft zu haben, der andere hätte sich geändert. Draco allerdings schaut wie ein Schuljunge schüchtern zur Seite, und tut es schließlich Harry gleich, der Hose und Hemd auf einen Stuhl gehängt hat und in Boxershorts unter die noch kalte Bettdecke schlüpfte. „Das war nicht böse gemeint.“, grummelt er nur leicht beleidigt, und fügt dann noch ein etwas freundlicher klingendes: „Schlaf gut.“, hinzu.

Harry mustert noch kurz den blonden jungen Mann neben sich, bevor er auch schon total erschöpft ins Land der Träume sinkt. Und auch Draco geht es nicht anders. Und als die freundliche alte Hausbesitzerin später kommt um zu fragen, ob sie noch etwas zum Abendessen wollten, weil sie das völlig vergessen hätte, da schlummern sie schon tief und fest in der jeweils ihnen zugedachten Bettseite.
 

Als Draco wach wird, spürt er einen Körper an den seinen gepresst. Einen warmen, wenn nicht sogar heißen Männerkörper, der sich genau in diesem Moment noch näher an ihn kuschelt. Um ihn herum ist es stockfinster und es dauert eine Weile, bis der Blondschopf die Erlebnisse soweit zusammen gesetzt hat, dass er feststellt, Harry Potter in seinen Armen zu halten. Erschrocken rutscht er ein Stück zurück, hört jedoch nur ein Grummeln, bevor sich der Retter der Welt erneut eng an seinen eigentlichen Rivalen schmiegt. Total überrascht und sichtlich überfordert versucht der ehemalige Slytherin erneut den widerspenstigen jungen Mann vor sich loszuwerden, doch er schafft es nicht. Und er bringt es auch nicht übers Herz, Harry jetzt zu wecken. Also nimmt er den etwas Kleineren in den Arm und genießt die Wärme, die von seinem Körper ausgeht. Es würde doch das letzte Mal gewesen sein, dass er ihm so nahe war. Und diesen überaus traurigen Gedanken wollte er jetzt nicht zu Ende denken. „Ich wünschte, du wärst auch noch da, wenn der Regen aufhört.“, murmelt Draco schläfrig und haucht Harry einen leichten Kuss in den Nacken, bevor er wieder ins Reich der Träume geschickt wird.
 

Erschrocken fährt Draco aus dem Schlaf und sieht sich einem überaus amüsiertem Harry Potter gegenüber. Draußen ist es bereits hell, und der gestern noch von Gewitterwolken verzogene Himmel wird langsam klarer, der Regen lässt nach. „Natürlich werde ich da sein, wenn der Regen aufhört, du Dummkopf!“, murmelt der Schwarzhaarige und fühlt, wie der blonde Schönling unter ihm zusammen zuckt, als ihre Lippen sich ganz zart berühren. Vorsichtig streicht er ihm eine Strähne seines blonden Haars aus dem nun sanft geröteten Gesicht. „Aber nur, wenn du jetzt mit frühstücken und dann mit zu mir kommst.“, setzt er noch lächelnd hinzu.

Draco, noch immer leicht benommen und vollkommen durcheinander, nickt nur, und spürt kurz darauf, wie sich seine Wärmequelle von ihm entfernt, um sich Jeans und Pullover überzuziehen, welche frischgewaschen und getrocknet über einem Stuhl hängen und einen blumigen Duft im kleinen Zimmerchen verbreiten. Mit der Hand fühlt er noch einmal kurz an seinen Lippen, murmelt „Wenn der Regen aufhört…“ und klettert dann ebenfalls, wenn auch umständlich, aus denn Federn.
 

Und genau in diesem Moment und wie auf Stichwort hört der Regen auf. Doch die gemeinsame Zukunft der beiden einstigen Rivalen hat gerade erst begonnen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  seiyerbunny20
2015-04-08T03:52:32+00:00 08.04.2015 05:52
Hihi ich finde deine Geschichte schön und ich habe mir in Gedanke gedacht das sie beide schon in der Schule heimlich gewärmt haben und jetzt endlich zu eins der steh einfach nur klasse
Antwort von:  Tosho
08.04.2015 16:29
Danke , schön dass dir die Geschichte gefällt :)
Und natürlich wäre das eine Möglichkeit.
Von:  Hatschepueh
2015-04-07T06:46:15+00:00 07.04.2015 08:46
Eine süße wenn auch etwas unlogische Geschichte. Ich mein die beiden sind voll ausgebildete Zauberer da hätten sie auch einfach nach Hause apparieren können als es angefangen hat zu regnen und das sich bei Harry so schnell und einfach mal so Gefühle entwickeln ist auch unrealistisch aber wenn man das mal beiseite lässt ist es eine süße kleine Geschichte für zwischendurch.
Antwort von:  Tosho
07.04.2015 09:48
Naja, ein bisschen Fantasie muss man ja haben. Hast aber Recht, an das apparieren hab ich beim Schreiben überhaupt nich gedacht....


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