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Lost in Blue

von

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Meer, überall nur Meer

So ging das einige Tage lang. Unser Proviant war beinahe aufgebraucht, doch es war nichts in Sicht. Tagelang war nur Wasser zu sehen gewesen. Ich seufzte. Seiran war gerade am Schlafen. Wir hatten uns abgewechselt. Am Himmel leuchtete der Vollmond und einige Sterne. Da fielen mir Seirans Flügel wieder auf. Ich weckte sie sanft. ,,Seiran...?", flüsterte ich. Sie murmelte etwas, dann klimperte sie mit den Augen und richtete sich gähnend auf. ,,Was ist denn...?", fragte sie verschlafen. ,,Kannst du mit deinen Flügeln eigentlich fliegen?", entgegnete ich. Sie sah mich, nun hellwach, erstaunt an, dann betrachtete sie die Flügel auf ihrem Rücken. ,,Ich... ich weiß nicht! Ich habe nie darüber nachgedacht, sie waren halt einfach da!", meinte sie, dann stand sie auf und versuchte anscheinend, mit den Flügeln zu schlagen. Große Hoffnungen hatte ich jedoch nicht, denn ihre Flügel waren sehr klein, und dass sie Seiran, geschweige denn uns beide tragen konnten, bezweifelte ich. Sie bewegten sich auch gar nicht. Seiran schien sich ziemlich anzustrengen, doch es bewirkte nichts. Keuchend ließ sie sich auf die Sitzbank fallen. Sie seufzte. ,,Mir war das irgendwie klar... Ich hab das Gefühl, die sind nur angeklebt...", murmelte sie entmutigt. ,,Seiran...?", flüsterte ich. Sie sah mich an. ,,Schließ deine Augen.", forderte ich sie mit sanfter Stimme auf. Ich weiß, dafür, was ich jetzt vorhatte, würde sie mich wahrscheinlich den Rest ihres Lebens hassen, aber ich musste sie von ihrer Enttäuschung abbringen. Sie sah mich kurz verdutzt an, doch dann schloss sie die Augen. Ich atmete kurz durch, beugte mich vor, schloss ebenfalls meine Augen und legte meine Lippen auf ihre. Sie zuckte kurz zusammen, doch überraschenderweise ließ sie es geschehen. Es fühlte sich wirklich angenehm an. Ihre Lippen waren warm und weich. Ich ging wieder zurück und setzte mich. Sie sah mich überrascht und auch ein wenig befremdend an. ,,Entschuldigung...", murmelte ich und sah zur Seite. Kurz warf ich einen Seitenblick auf Seiran und sah, dass sie lächelte. Verdutzt drehte ich meinen Kopf zu ihr. ,,Heißt das, du...?", begann ich. Sie nickte leicht. ,,Ja. Ich liebe dich auch.", meinte sie. Ich atmete beruhigt aus. Ich dachte schon, ich hätte ihr entgegen ihren Willen den ersten (und wahrscheinlich, aber hoffentlich nicht, letzten) Kuss genommen, aber sie hatte nichts dagegen. Dann stand sie auf und setzte sich neben mich auf die Bank. Sie gab mir ebenfalls einen Kuss, aber nur auf die Wange. ,,Das ist dafür, dass du es mir gezeigt hast, und das..." Sie gab mir einen Schubs, sodass ich schwankte und aus dem Boot fiel. ,,...Das ist dafür, dass du mir ungefragt den ersten Kuss genommen hast!", lachte sie. Keuchend hielt ich mich mit den Armen am Boot fest und wollte mich hochziehen, als sie den Kopf schüttelte und sich zu mir runterbeugte. Sie umfasste mein Gesicht mit beiden Händen, und ich ahnte, was jetzt kommen würde. Sie gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. Ich drückte mich am Bootsrand ein wenig hoch, um ihn zu erwidern.
 

***S
 

Zwar war ich sauer auf Toki, weil er mir meinen ersten Kuss ohne Vorwarnung genommen hatte, aber ich liebte ihn schließlich auch. Unsere Lippen hingen noch aneinander, als Toki sich plötzlich hochstemmte und wieder zurück ins Boot kam. Ich landete mit einem kurzen Aufschrei auf dem Rücken. Toki war über mir. Er hatte sich auf seinen Armen abgestützt und lächelte mich an. Von seinen Haarsträhnen tropfte Wasser auf mein Gesicht. Ich grinste und schlang meine Arme um ihn, um ihn zu mir herunterzuziehen. ,,Ich liebe dich...", flüsterte ich ihm ins Ohr. Zur Antwort biss er mich leicht in den Hals. Erst war ich erschrocken, dachte, der Vampir ihn ihm würde wieder durch-kommen, doch dann bemerkte ich, dass er nur leicht an meiner Haut knabberte und verdammt, es tat so gut! Ich stöhnte leicht auf. Toki 'arbeitete' sich durch meine Haarsträhnen wieder zu meinen Lippen hindurch. Seine Zunge stieß gegen meine Unterlippe. Ich öffnete meinen Mund leicht und er drang zu mir durch. Seine Zunge umspielte meine. Es war mein erster Zungenkuss. Zwar hatte ich mich früher immer von der Vorstellung, in jemand anderes Mund 'herum zu wühlen', immer geekelt, aber mit Toki fühlte es sich so gut an. Oh Mann! Erst gerade war mir aufgefallen, wie sehr ich ihn einfach liebte. Bisher dachte ich, wir wären einfach wirklich gute Freunde, aber nun wusste ich, dass es mehr war. Es war schlicht und einfach Liebe. Mein Verlangen nach ihm wurde stärker. Toki löste sich aus meinem Mund und küsste sanft die Wassertropfen, die seine Haare auf meinem Gesicht hinterlassen hatte. Anscheinend war es entweder Süßwasser oder aber Toki machte das Salz nichts aus. Dann setzte er sich auf. Ich kam ebenfalls hoch und sah ihn lächelnd an. Seine Haare hingen ihm wild im Gesicht, und irgendetwas sagte mir, dass ich nicht besser aussah. Toki hatte sich wieder auf die Bank gesetzt, den Kopf leicht gehoben und die Augen geschlossen.
 

***T
 

Ich ließ den Wind durch meine nassen Haare wehen. Es war kalt, schließlich war ich nass und außerdem war es Nacht. Anscheinend hatte ich gezittert, denn Seiran kramte eine Decke hinter der anderen Bank hervor, setzte sich neben mich und legte mir die Decke um die Schultern. Sie lächelte mich an. Ich sah sie kurz an, dann legte ich ihr die Decke kurzerhand ebenfalls über die Schultern. So konnten wir uns gegenseitig wärmen, und die Decke würde etwas von der Wärme speichern. Seiran hielt sich die Decke vor den Mund und atmete hindurch, sodass sich kleine, weiße Wölkchen vor dem Stoff bildeten und in der kühlen Nachtluft wieder verschwanden. ,,Weißt du, Toki...?", begann sie dann. Ich sah sie abwartend an. Seiran hatte den Blick in die Ferne gerichtet. ,,Mir ist es egal, ob wir sterben, oder überleben. Ich bin so oder so bei dir. Und wenn wir gerettet werden, werden wir im schlimmsten Fall wieder getrennt. Du kämest zurück zu deinen Eltern und ich würde zurück ins Heim müssen. Ich will gar nicht mehr zurück nach Japan...", murmelte sie. Ich sah sie erschrocken an. ,,Du würdest in ein Heim müssen? Hast du denn gar keine Familie?", fragte ich sie geschockt. Seiran schüttelte den Kopf. ,,Meine Familie ist gestorben, als ich noch klein war. Seitdem habe ich mein ganzes Leben in einem Heim gelebt. Vor kurzem durfte ich dann diese Schiffsreise machen, aber nur, weil einer der Betreuer ebenfalls daran teilnahm. Doch er war anscheinend zu spät gekommen, denn ich habe ihn nicht gefunden. Also bin ich die ganze Zeit in der Kabine geblieben, für den Fall, dass er doch noch kommen sollte. Ich hatte mich ein wenig hingelegt, und dann bist du gekommen und hast mich gerettet.", erklärte sie mir. Ich sah sie mitfühlend an, dann legte ich ihr meinen Arm um die Schultern. ,,Ich danke dir...", murmelte sie. ,,Wofür denn?" ,,Dass du mich damals in meiner Kabine gefunden hast. Ich wäre ertrunken, und wir wären uns nie begegnet... Selbst, wenn ich jetzt sterben sollte, habe ich wenigstens einige schöne Erinnerungen, die ich mit in den Tod nehmen kann..." ,,So darfst du nicht denken! Wir werden überleben und später gemeinsam irgendwo leben! Ich verspreche es dir!", erklärte ich ihr mit fester Stimme.
 

***S
 

Ich musste lächeln. Toki war so freundlich zu mir. Ich nickte und lehnte mich an ihn. ,,Schlaf ruhig ein wenig. Du bist bestimmt müde. Ich halte Ausschau nach Schiffen oder Land.", forderte er mich mit sanfter Stimme auf. Ich nickte leicht und machte es mir bequem. Nun lag mein Kopf auf seinem Schoß und seine Hand auf meinem Kopf. Die Decke lag so gut es ging auf mir, sodass 'wenigstens ich nicht friere', wie Toki gesagt hatte. Mir war es, ehrlich gesagt, egal, ob Toki ein Mensch oder ein Vampir war. Er war nett. Besonders zu mir. Mit einem angenehmen Kribbeln im Magen schlief ich dann ein. Und wusste nicht, für wie lange...
 

***T
 

Seiran war endlich eingeschlafen. Ich seufzte leicht. Nicht, dass ich das unbedingt gewollt hätte, aber sie brauchte Schlaf, sonst würde sie erst recht nicht überleben. Ich hielt Ausschau nach Schiffen, die ich in der Dunkelheit aber sowieso nicht so gut sehen konnte. Jetzt wünschte ich mir meine vampirischen Fähigkeiten zurück. Dann hätte ich Schiffe mit spielerischer Leichtigkeit entdeckt. Doch zum Glück ging am Horizont bereits die Sonne auf und tauchte alles in ein warmes, rotes Licht. Wie verzaubert starrte ich in den Sonnenaufgang. Ich fühlte mich plötzlich so müde. Das freundliche Licht gab irgendwie ein Gefühl des Friedens. Ich wollte Seiran wecken, damit sie das ebenfalls sehen konnte, doch dann entschied ich, sie schlafen zu lassen. Sie brauchte das. Ich legte ihr die Decke wieder auf die Schultern, weil sie runtergerutscht war. Aber diese plötzliche Müdigkeit... Ich durfte nicht einschlafen! Trotzdem fiel es mir sehr schwer, meine Augen offen zu halten und ich sackte ein Stück zusammen, als das Reich der Träume mich einholte. Wahrscheinlich für immer...


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das letzte Kapitel! Wow... dass die Geschichte echt schon fertig ist... Aber wahrscheinlich... Nein, ich will nicht spoilern *zwinker* Komplett anzeigen

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