Zum Inhalt der Seite

Immer der Freiheit entgegen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nakamas

Nakamas
 

Es herrschte eine rege Stimmung auf der Moby Dick, dafür dass es noch früh am Morgen war. Einige hatten nach dem Aufstehen direkt die Aufgabe bekommen, das Segel zu wechseln, welches in der Nacht abgebrannt war. Was genau passiert war, wusste so wirklich niemand und da es in der Nacht hieß, es wäre ein Unfall gewesen, machte sich niemand weitere Gedanken darüber. Aber wer hätte auch ahnen können, dass die Feuerfaust aus Frust und Wut so eskalieren würde?
 

Besagter Pirat, der verantwortlich für die morgendlichen Arbeiten war, hatte in der Nacht kein Auge schließen können. Kein einziges Mal hatte er ernsthaft mit Lio gestritten und sobald es um seinen Erzeuger ging, lief alles aus dem Ruder. Ace bereute es, von seinem Vater erzählt zu haben. Und dabei war es nicht einmal die Tatsache selbst, wer sein Vater war, sondern das Verhältnis, welches zwischen den beiden stand. Dabei war er so erleichtert gewesen, dass sie ihn nicht wegen seiner Herkunft verurteilte. Dass sie sich aber so auf die Seite des Mannes stellte, welcher mordete und raubte, war für Ace unverständlich. Zwar hatte er den Piratenkönig nie persönlich kennengelernt, doch nach allem, was er gehört hatte, war er nur froh darüber.
 

Ace wusste, dass er in der Nacht zu weit gegangen war. Schon, als sie ihn das erste Mal aufhalten wollte, hätte er sich zusammenreißen müssen, doch hatte er sich nicht mehr im Zaum halten können. Dass er dann schließlich sogar ein Segel in Brand stecken musste und dann auch noch seine Freundin vom Schiff beförderte, war definitiv zu viel des Guten. Auch wenn er sich pausenlos bei Lio hat entschuldigen wollen, ließ sie es nicht zu. Sie hatte ihn aus der Tür geschoben und ihm gesagt, sie könne ihm nicht verzeihen, noch nicht. Wie lange sie wohl brauchen würde? Würden sie dann nochmals über seinen Erzeuger sprechen? Und wenn ja, was sollte er dazu sagen, außer das, was er bereits gesagt hatte? Was auch immer kommen mochte, er musste sich mit ihr wieder vertragen, denn den Streit hielt er nicht aus.
 

Als Ace den Essenssaal betrat, suchten seine Augen nach dem roten Haarschopf. An ihrem üblichen Platz saß sie nicht, was er aber auch nicht erwartet hatte. Doch auch an dem Kommandantentisch war sie nicht zu sehen, was ihn leicht irritierte.
 

Ohne große Umschweife war der Rookie an den Tisch getreten und fragte Marco: „Schläft Lio noch?“ Fragend hob der Blonde eine Augenbraue: „Solltest du das nicht am besten wissen?“ Ausweichend blickte der Schwarzhaarige zur Seite und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich hab noch nicht nach ihr geschaut“, gestand er und bekam als Antwort nur, dass er doch einfach nachschauen sollte. Dass er derzeit aber mit der Rothaarigen verstritten war und deshalb nicht nach ihr sehen konnte, verschwieg er ihnen.
 

Niedergeschlagen marschierte der Rookie an seinen Tisch und ließ sich auf die Bank fallen. Die Fragen seiner Nakamas ignorierte er und bediente sich großzügig an dem Frühstück. Auch wenn er keinen wirklichen Appetit hatte und für seine Verhältnisse sogar recht wenig aß, hatte er ganze drei Mahlzeiten verdrückt. Während des Essens hatte er darüber nachgedacht, wie er sich bei Lio am besten entschuldigen könnte. Doch ihm fiel einfach nichts ein, um sie wieder zu besänftigen. Vielleicht sollte er sie wirklich erst mal in Ruhe lassen, damit die Sache sich etwas abkühlte? Oder wollte sie eventuell, dass er sich bemühte? Mit zusammengezogenen Augenbrauen legte er das Messer etwas gewalttätiger auf den Tisch und ließ schmollend die Schultern hängen. Frauen waren wirklich kompliziert.
 

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und ein leichter Druck war zu spüren, überrascht sah Ace auf. Den kleinen Hoffnungsschimmer, den er verspürt hatte, verflog im Nu, als er den Smutje der Bande hinter sich stehen sah. „Komm mal mit“, meinte Thatch mit einem Lächeln und deutete zur Kombüse. Fragend überlegte der Schwarzhaarige, was der vierte Kommandant von ihm wollte, entschloss sich aber dazu, einfach mitzugehen.
 

In der Kombüse selbst war Ace recht selten, meist nur, wenn sich Lio darin befand oder er sich noch einen nächtlichen Mitternachtssnack gönnen wollte. Wenige Kameraden beseitigten die Überreste des Frühstücks. Der Smutje wies dem jungen Piraten an, sich auf den Hocker zu setzen. Thatch selbst stellte sich hinter die Theke und kramte in einigen Schränken herum, um eine Schale heraus zu holen. Ace beobachtete den Smutje bei seinem Tun und versuchte zu erraten, was es werden sollte. Bisher war es nur eine helle, cremige Masse, aus der alles werden könnte.
 

„Erzähl, was ist bei euch beiden los?“, kam die Frage aus dem Nichts, was den Rookie verblüffend aufblicken ließ. Woher wusste der Smutje denn davon? Hatte er schon mit Lio gesprochen? „Man sieht es dir an“, erwiderte Thatch auf die unausgesprochenen Fragen. Verstehend nickte der Schwarzhaarige. „Und außerdem hast du weniger gegessen. Zwar immer noch viel, aber weniger als sonst“, erklärte der Brünette und rührte weiter an dem Teig in der Schale. Ace wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, aber Verleugnen war wohl keine Option.
 

„Gestern Abend sind wir wohl etwas.. unstimmig auseinander gegangen.“ Die Erklärung war nichtssagend, aufs zentralste zusammengefasst, aber mehr wollte Ace dazu nicht sagen. „Und keiner von euch gibt nach?“, erkundigte der Smutje sich, nickend bestätigte der junge Mann die Frage. Darauf erwiderte Thatch erst einmal nichts und Stille herrschte, nur ab und zu hörte man, wie der Schneebesen an dem Rand der Schale schabte. Die anderen Kameraden, die bis eben noch aufgeräumt hatte, waren bereits verschwunden, weswegen nur noch die Zwei in der Kombüse waren.
 

„Das ist untypisch“, hörte Ace den Kommandanten sagen. Mit der Aussage konnte er aber nichts großartig anfangen, weswegen er nachfragte: „Was ist untypisch?“ Thatch unterbrach sein Tun und sah dem Schwarzhaarigen unmittelbar in die Augen. „Lio gibt meistens nach, um einen Streit zu vermeiden, außer sie ist absolut gegen etwas. Muss wohl etwas wichtiges sein, weswegen ihr euch uneinig seid“, erklärte er und grübelte ein wenig darüber, was denn zwischen den zwei jungen Piraten stand. Die Feuerfaust stellte dagegen fest, wie gut der Kommandant seine Freundin kannte. Dass die Zwei sich am besten verstanden, wusste Ace bereits. Aber dass Thatch sie so gut kannte?
 

Gerade als der Rookie etwas darauf erwidern wollte, wandte der Smutje sich ab und holte eine neue Schüssel aus dem Schrank. Er kratzte die Creme aus und füllte sie um. Die benutzten Gegenstände stellte er in die Spüle und sah Ace mit einem Lächeln an. „Am besten du lässt ihr etwas Zeit, damit sie sich beruhigen kann. Ob sie einen Schritt auf dich zumacht, kann ich dir leider nicht beantworten. Das liegt ganz daran, was der Grund eures Streites ist. Ich werde mal nach ihr schauen und mit ihr sprechen. Ich halte dich auf dem Laufenden, ok?“
 

Verwundert und verblüfft zugleich stellte der junge Pirat sich auf die Beine und suchte nach Worten, die seine Dankbarkeit und Erleichterung deutlich machen konnten. Mit einem Schulterklopfen ließ Thatch den überforderten Piraten stehen und machte sich auf den Weg zu Lio, die Schüssel Pudding bereit verspeist zu werden.
 

Bereits auf dem Gang erkannte der Smutje einige verkokelte Holzsplitter und mit leichter Verwunderung ging er weiter zur Kajüte der Rothaarigen. Als er davor stehenblieb, starrte er auf die Überreste der Tür, in der ein klaffendes Loch eine freie Sicht auf das Zimmer gab. Thatch trat ein und legte als erstes die Schüssel auf den Schreibtisch ab. Er ließ einen Blick durch die Kajüte schweifen und stellte er erschreckend fest, dass weitere Holzsplitter im Raum verteilt lagen. Wegen was hatten sie sich denn bitte so heftig gestritten?
 

Im Bett sah er die Rothaarige liegen, die immer noch am Schlafen war. Als Thatch näher trat, um sie zu wecken, sah er ihr gerötetes Gesicht. Sie kniff die Augenbrauen zusammen, als würde sie etwas Schlechtes träumen. Herabgebeugt versuchte der Smutje sie zaghaft zu wecken, rüttelte leicht an ihren Schultern und sagte ihren Namen. Doch reagierte sie nicht darauf, ihr Blick wurde nur quälender. Als der Brünette seine Hand auf ihre Stirn legte, war ihm so, als würde er auf eine kochendheiße Herdplatte fassen. „Lio?“, versuchte er es erneut, war nur etwas hysterischer. „Komm, wach auf“, sagte er eindringlich, doch sie reagierte nicht. Ihr Blick war leidend, die Augen zusammengekniffen, ihre Haut glühend heiß.
 

Da sie nach wie vor nicht reagierte, entschloss der Smutje kurzerhand sie samt Decke hochzuheben. Ohne Zögern rannte er mit der Rothaarigen in seinen Armen zur Krankenstation, voller Sorge, sie könne etwas ernsthaftes haben. Auf dem Weg dorthin nuschelte sie unverständliche Dinge, war jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich ansprechbar. Als Thatch nach einem für ihn gefühlt kilometerweiten Weg endlich an seinem Ziel angekommen war, legte er das Mädchen auf eines der leeren Betten. Hilfesuchend hielt er Ausschau nach dem Schiffsarzt, der auf seinem Stuhl vor sich hin schnarchend tief und fest schlief.
 

„Tom“, weckte der Smutje den Arzt, welcher schläfrig gähnte und sich müde streckte. Er suchte nach seiner Brille, die ihm mit Hilfe eines Bandes um den Hals hing. Langsam setzte er sich etwas auf und musterte schläfrig den Smutje, der dezent panisch vor ihm stand. Was hatte der Brünette denn schon so früh morgens für Sorgen? Bevor Tom aber fragen konnte, wegen welcher Lappalie er so früh geweckt wurde, deutete der Kommandant stumm auf das Bett, indem eine junge Frau lag. Sofort war dem Arzt klar, um wen es sich hierbei handelte. Es kam nicht selten vor, dass sie hier landete. Besonders zu ihrer Anfangszeit war sie mehrmals die Woche hier gewesen. Danach schien es sich gebessert zu haben, doch seitdem dieser Rookie hier Mitglied war, hatte sich die Anzahl der Aufenthalte erneut erhöht.
 

Kritisch beäugte er den Rotschopf von seinem Hocker und schließlich stand er auf, um näher zu treten. Es dauerte nicht lang, da hatte er sämtliche Untersuchungen durchgeführt, zumindest die, die für sie relevant waren. Nachdem er die Temperatur gemessen hatte, zog er fragend eine Augenbraue hoch. Mit dem Kopf zum Smutje geneigt, fragte er: „Woher holt sie sich eigentlich immer sowas?“ Es war nicht so, dass er eine Antwort von dem Brünetten erwartete, doch natürlich hörte er daraufhin die Stimme Thatchs: „..Was? Was hat sie denn? Geht es ihr gut?“ Mit einem Seufzen wandte der Schiffsarzt sich zu seinem Tisch und kramte im darüberliegenden Regal nach einigen Dingen, dabei erklärte er dem Kommandanten: „Wie es scheint, hat sie sich etwas eingefangen. Sieht stark nach Erkältung aus, wenn nicht auch grippaler Infekt. Aber mal ehrlich“, er wandte sich wieder zu dem Brünetten, um ihn beim Kommenden anzuschauen: „Wie schafft sie das immer?“
 

Halbwegs erleichtert, seufzte Thatch auf. Also war es doch noch etwas recht harmloses, zumindest hatte er mit Schlimmerem gerechnet. Der eine Stuhl, der hilflos im Raum stand, wurde an das Bett gestellt und mit einem eindringlichen Blick zu Lio setzte sich der Smutje darauf. „Was machst du immer für Sachen?“, fragte er und betrachtete ihr aufgeheiztes Gesicht. „Sie wird Ruhe brauchen“, meldete sich Tom und stellte einige Dinge auf den Beistelltisch. „Am besten sie bleibt die nächsten Tage in ihrem Bett, trinkt viel Wasser und Tee. Du kannst ihr übrigens eine Suppe kochen. Hunger wird sie die nächsten Tage wohl nicht haben.“ Der Schiffsarzt setzte sich wieder auf seinen Hocker und kritzelte einige Dinge in ein kleines schwarzes Büchlein.
 

Thatch erwiderte darauf nichts und überlegte, was er tun sollte. Sie nun alleinlassen, kam nicht für ihn infrage. Dennoch sollte er den Anderen Bescheid sagen, immerhin musste ihr Kommandant Marco und auch ihr Freund Ace es wissen. Bei seinem Gedanken an Ace stockte er. Ob es wirklich richtig war, wenn er ihm davon erzählte? Er würde sich gut um sie kümmern, das war dem Smutje klar. Doch wollte die Rothaarige das überhaupt? Anscheinend hatten sie sich gestritten, vielleicht wäre es daher besser, es nicht zu verraten..? Seufzend betrachtete er die junge Piratin, welche zusammengekauert auf dem Bett lag. Da fiel ihm ein..
 

„Sie wird noch etwas hier bleiben müssen“, erklärte der Kommandant ruhig. Er hatte ganz vergessen, dass die Tür zu ihrer Kajüte in Einzelteile gesprengt war und wenn sie Ruhe brauchte, war ihr Zimmer wohl keine gute Idee. Fragend kam von dem Arzt: „Was? Wieso?“, nur selten war jemand auf der Krankenstation und darüber war er auch froh, immerhin hatte er so seine Ruhe und konnte ganz entspannt seinen Sake genießen. „Ihre Kajüte ist momentan wohl nicht der ruhigste Ort, würde ich sagen“, erklärte er. „Sie hat derzeit keine Tür.“ Misstrauisch beäugte Tom das Mädchen, welches in einem der Betten lag. War bei ihr denn immer nur Chaos Programm? „Na gut“, brummte er und erhob sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er durch die Tür, auf der Suche nach einem Örtchen, bei dem er im Stillen für sich sein konnte.
 

Thatch erwiderte nichts darauf und fragte sich stattdessen wiedermal, weshalb Tom überhaupt an Bord der Piraten war, wenn er doch eh lieber allein war. Er schob den Gedanken beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sollte er warten, bis sie aufgewacht war? Das konnte auch gut etliche Stunden dauern. Er musste mit Marco sprechen und auch mit Jozu, dass seine Leute sich um eine neue Tür kümmerten. Mit einem letzten Blick auf sie, verschwand er ebenfalls, um sich auf die Suche nach besagten Personen zu machen.
 

„Oih Marco“, hörte der Blonde jemanden nach ihm rufen und er ahnte nichts Gutes. „Thatch, was gibt’s?“, kam die Frage nüchtern über seine Lippen. Thatch, der wohl schon länger auf der Suche und ganz aus der Puste war, sagte ihm: „Lio ist krank. Sie liegt auf der Krankenstation.“ Überrascht hob der Vize eine Augenbraue. Sie war krank? Zumindest würde das erklären, weshalb sie nicht beim Frühstück aufgetaucht war.
 

„Was hat sie?“, fragte Marco interessiert. „Erkältet, Grippe oder so ähnlich.“ Verstehend nickte der erste Kommandant und blickte sich auf dem Deck um. Nicht weit von ihnen stand die Feuerfaust, wie er bei einer Gruppe aus Männer der zweiten Division stand. Sein Blick deutete Abwesenheit und auch.. Niedergeschlagenheit?
 

Thatch war dem Blick seines Freundes gefolgt und erklärte umgehend: „Wie es aussieht, hatten sie Streit.“ „Hab ich mir gedacht“, erwiderte der Andere nüchtern. „Jedenfalls weiß ich nicht, ob es so gut ist, ihm Bescheid zu sagen“, ergänzte Thatch und sah den betrübten Blick des Rookies. „Ich sage es ihm“, erklärte sich Marco bereit und bestätigte mit einem Nicken, als der Smutje ihn fragend ansah. „Keine Sorge, da wird schon wieder alles gut“, war schließlich das Letzte, was er sagte, ehe er sich zur Feuerfaust wandte.
 

Kurz folgte der vierte Kommandant den Vizen mit seinem Blick, suchte dann aber das Deck nach Jozu ab, welcher nicht allzu weit entfernt stand und mit Vista sprach. Zielstrebig ging er auf die Zwei zu und erklärte dem Hünen, was passiert war und dass die Arbeit seiner Leute gefragt war. Ohne große Umschweife wurde geklärt, wer sich darum kümmern sollte und nach dem Plan, würde es keinen Tag dauern bis sie wieder in ihre Kajüte konnte.
 

Zufrieden nickte der Smutje und machte sich auf den Weg zur Kombüse, um dem Mädchen eine frische Gemüsesuppe zu kochen.
 

Ace wandte betrübt den Kopf zum Meer und betrachtete das Naturspiel, welches sich ihm gab. So schön es auch aussah, konnte er es weder genießen, noch sie daran erfreuen. Was Lio wohl gerade machte und ob sie noch sauer war? Zu gern würde er zu ihr gehen und sich vom tiefsten Herzen bei ihr entschuldigen, zumindest für die ganzen Missgeschicke, die ihm passiert waren und doch wollte er dem Rat des Smutjes nachgehen. Doch für wie lang?
 

Seufzend wandte er sich zu seinen Nakamas, die eifrig darüber sprachen, bald in der Neuen Welt zu sein. Wenige unter ihnen waren noch nicht dort, genauso wenig waren sie je unter Wasser gefahren, weshalb viele von ihnen gespannt darauf waren. Doch der Rookie hörte kaum zu, konnte sich nicht für das Gespräch interessieren. Er ließ seinen Blick über das Deck streifen und erkannte Marco, wie er ziemlich zielstrebig auf die Gruppe vor ihm zulief. Fragend sah er den Kommandanten an, welcher vor ihm Halt machte und ihn beiseite zog, ohne dass die Anderen etwas davon mitbekamen.
 

„Willst du mir vielleicht etwas erzählen?“, kam die unerwartete Frage Marcos, welche Ace etwas aus der Bahn warf. Was sprach der Vize damit an? Etwa das Segel oder den Streit mit Lio? Vielleicht sogar seine Herkunft, wenn nicht sogar alle drei Dinge? „Warum streitet ihr euch?“, fragte der Blonde etwas genauer und wartete auf die Antwort der Feuerfaust, welche immer noch still vor sich hin schwieg. „Ehem“, begann der Rookie und räusperte sich schließlich. „Meinungsverschiedenheit“, sagte er knapp und hoffte, dass es darauf beruhen würde. Allerdings war das dem Kommandant noch lange nicht genug. „Und weswegen? Lio ist nicht allzu stur, außer es gibt einen guten Grund. Hast du ihr denn etwa einen geliefert?“ Auch Marco kannte die Rothaarige ziemlich gut und wusste, wie sie tickte. Wenn sie sich schon mit jemanden Stritt, dann wohl auch zurecht. Natürlich war sie ein Dickkopf, aber dann mit Grund. Da Ace immer noch nichts sagte, fragte Marco: „Also?“
 

„Wir waren uns einfach uneinig. Dabei hab ich.. naja“, er kratzte sich beschämt am Hinterkopf, „Ich hab ihre Tür.. zerstört.“ Ace wusste nicht, wie Marco wohl darauf reagieren würde und ahnte schlimmes. „Hab ich gesehen. Würde man kaum als Tür ausmachen können, wenn man es nicht besser wüsste. Aber warum?“ Dem Rookie war es sichtlich unangenehm so ausgefragt zu werden, doch der Kommandant kam gar nicht auf die Idee aufzuhören.
 

Mit einem Seufzer gestand er leise: „Es ging um ein.. schwieriges Thema. Das Eine führte zum Anderen und es artete in einem Streit aus. Ich hab ihre Tür zerstört, ein Segel in Brand gesetzt und sie auch noch von Bord geschmissen.“ Fragend hob der Vize eine Augenbraue und nickte verstehend. „Zumindest würde das erklären, warum sie auf der Krankenstation liegt“, „Ja, das erklärt.. Moment was? Krankenstation?“, seine Stimme wurde plötzlich ganz hysterisch. „Was hat sie denn? Geht es ihr gut? Oh Gott, ist sie wegen mir da?“, ehe Marco auch nur auf eine Frage hätte antworten können, war die Feuerfaust schon davon gerannt. Leicht genervt sah er dem Schwarzhaarigen hinterher und brummte unzufrieden. Da fragte er erst so viel und rannte dann einfach weg.
 

Auf halben Weg holte er ihn ein und hielt ihn fest. „Sie braucht Ruhe, also gib sie ihr“, sagte der Blonde im strengen Ton. Niedergeschlagen blickte Ace drein, er wollte nur zu ihr und sich bei ihr entschuldigen..
 

„Was hat sie?“, fragte er leise. „Nur erkältet“, war schlicht die Antwort. „Mhpf.“ Schulterklopfend sagte Marco: „Das wird schon wieder.“ Dabei meinte er nicht nur, dass sie wieder gesund werden würde. Ace ließ die Schultern hängen und blickte traurig drein. Wie viel hatte er an einem Abend nur falsch gemacht? So etwas konnte auch nur er. „Du kannst ja bei der neuen Tür helfen“, wandte Marco ein, um den Rookie ein wenig abzulenken. Fragend sah er den Kommandanten an, der erklärte: „Jozu hat ein paar seiner Leute beauftragt, eine neue Tür einzusetzen. Vielleicht bist du ja eine Hilfe.“ Nicht wirklich besser gelaunt nickte der Schwarzhaarige und wandte sich zum Gehen. Seine Haltung und auch sein Blick waren betrübt, weswegen der Blonde ihm nachrief: „Mach dir nicht zu viele Gedanken. Das wird schon.“ Mit einer schwachen Handbewegung wank der Rookie ab und verschwand am Ende des Ganges.
 

Als er an der Kajüte ankam, war noch niemand zu sehen, was ihn ein wenig verwunderte. Sollten sich nicht ein paar Männer um die Tür kümmern? Ein schlechtes Gewissen keimte in ihm auf, als er die Überreste zerstört auf dem Boden liegen sah. Ebenso musste er daran denken, wie sie, wegen ihm allein und nur wegen ihm, auf der Krankenstation lag. Wie es ihr wohl ging? Am liebsten würde er zu ihr, sich für alles entschuldigen, sie in den Arm nehmen und sich um sie kümmern, bis es ihr wieder besser ging. Er verfluchte sich selbst dafür, sie verletzt zu haben, wobei sie doch einer der wichtigsten Menschen für ihn war.
 

Bölle, Bölle, Bölle

Ein leises Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken und irritiert blickte er sich um. War das eine Teleschnecke? Wieder hörte er das Klingeln und suchte in der Kajüte nach dem kleinen Getier, welches er schließlich gefunden hatte. Ohne Überlegung nahm er ab.
 

„Lio! Wie geht es dir meine Kleine? Ist alles gut bei dir? Ich hab so lang nichts mehr von dir gehört und wollte mich mal bei dir melden“, hörte Ace die Stimme eines Mannes am anderen Ende der Leitung. War das etwa.. ihr Vater?! Beim genaueren Betrachten erkannte der Schwarzhaarige deutlich, dass es sich hierbei um die Teleschnecke von Shanks handelte. Da er nicht antwortete und Stille herrschte, hörte Ace erneut die Stimme des Piraten, der seinen kleinen Bruder gerettet hatte: „Lio? Was hast du denn?“ Seine Stimme klang wie die eines besorgten Vaters, der sich Sorgen um sein Kind machte.
 

„Lio ist nicht hier“, sagte die Feuerfaust ruhig. Augenblicklich wechselte die Mimik der Schnecke, Ernst war darin zu sehen. „Wer spricht da? Wo ist meine Tochter?“, auch seine Stimme klang viel ernster und bedrohlicher. „Ace hier. Lio ist momentan auf der Krankenstation“, beantwortete er ehrlich. Kurz herrschte Stille, ehe man den Kaiser fragen hörte: „Ace? Du bist doch Ruffys großer Bruder. Na meine Güte, mit dir hatte ich jetzt nicht gerechnet. Moment, meine Kleine ist auf der Krankenstation? Was hat sie denn? Geht es ihr gut?“ Dabei klang er wieder viel gelassener und auch fröhlich, zumindest bis zu dem Teil mit seiner Tochter. „Sie hat sich nur erkältet“, antwortete der Rookie knapp und wollte das Gespräch am liebsten direkt beenden. Immerhin sprach er hier gerade mit dem Vater seiner Freundin, der es momentan schlecht ging und das nur wegen ihm. Zudem kam auch noch hinzu, dass sie dem Roten nie erzählt hatte, dass sie inzwischen mit Ace zusammen war. Und wie Shanks darauf wohl reagieren würde, wollte der Rookie gar nicht wissen.
 

„Oh, das ist natürlich nicht schön“, Sorge war in seiner Stimme zu hören. „Aber ich hoffe doch, ihr kümmert euch gut um sie?“, fragte der Kaiser halbernst halbspaßig. „Natürlich“, kam es schlicht als Antwort. Daraufhin folgte ein betretendes Schweigen zwischen den Beiden, bis Shanks schließlich fragte: „Wie kommst du eigentlich dazu, an ihre Teleschnecke zu gehen?“ Ein leicht misstrauischer Unterton war aus seiner Stimme zu hören und Ace wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte. „Ehm..“ war dann auch das Einzige, was er dazu rausbekam.
 

Da der Kaiser keine sinnvolle Antwort von dem Rookie bekam, ahnte er schlimmstes. Gerade wollte er fragen, wie nah die Zwei sich standen, doch da hörte er wie sich auf der anderen Leitung mehrere Menschen zu schaffen machten. „Ich muss auflegen. Ich sage ihr Bescheid, dass du angerufen hast.“ „Oih..!“, doch es war schon zu spät, der Rookie hatte aufgelegt. Stirnrunzelnd betrachtete der Rote die Teleschnecke vor sich. Konnte es vielleicht sein, dass sie ihm etwas verheimlichte? Kopfschüttelnd grübelte er weiter. So war sie nicht, schließlich würde sie ihm doch davon erzählen, wenn sie.. nun ja, so etwas wie einen Freund hatte, oder? Kaum hatte er den Gedanke zu Ende gebracht, begann er zu keimen. Wer auch immer ihr Freund war oder werden würde, sollte bloß die Hände von seiner kleinen Tochter lassen, immerhin war sie doch gerade mal 16! Er sollte sie die Tage dringend nochmal anrufen..
 

Sichtlich froh, dass ein paar Nakamas aufgetaucht waren, um die Tür zu ersetzen, seufzte der Rookie und schob die Teleschnecke beiseite. Was auch immer er zu Shanks gesagt hätte, es wäre wohl das Falsche gewesen. Und wie der Kaiser wohl reagiert hätte, wenn er wüsste, dass er mit seiner Tochter zusammen war?
 

Da keine Hilfe beim Einsetzen der Tür von Nöten war, wollte sich Ace auf den Weg zur Krankenstation machen. Schon auf dem Weg dorthin überlegte er fieberhaft, was er ihr sagen wollte und er legte sich die Worte sorgfältig zurecht. Erst wollte er sich aufrichtig dafür entschuldigen, wie er sich verhalten hatte, dann sollten ein paar Worte darüber folgen, wie dämlich er war und dann sollte nochmals eine Entschuldigung kommen, die die ganze Sache etwas abrundete. Zufrieden mit seinem Plan nickte er und griff nach der Türklinke. Doch jemand hatte ihn an der Schulter gepackt und in seinem Tun aufgehalten.
 

Niemand anderes als Thatch stand hinter ihm, in seiner einen Hand ein Behälter. „Du solltest ihr doch Ruhe lassen“, mahnte der Smutje und ließ den Rookie los. Beschämt sah der Jüngere zu Boden. „Ich wollte mich doch aber bei ihr entschuldigen..“, kam es kleinlaut von ihm. Mit einem Lächeln klopfte der Kommandant ihm auf die Schulter. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Das wird schon wieder, aber lass sie erst mal gesund werden.“
 

Der Smutje deutete auf den Behälter in seiner rechten Hand. „Ich hab ihr Suppe gemacht, bald ist sie wieder topfit. Bis dahin geh du dich ablenken, vielleicht trainierst du etwas?“ Ace wollte eigentlich nicht, hatte nur das starke Bedürfnis mit ihr zu sprechen und doch schien es ihm irgendwie logisch, ihr vielleicht etwas Ruhe zu gönnen. Seufzend nickte der Rookie.
 

Als Thatch durch die Tür in die Krankenstation eintrat, erhaschte der Schwarzhaarige einen kurzen Blick auf seine Freundin. Es verpasste ihm einen Stich ins Herz sie so zu sehen. Ihre Wangen glühten und waren starke Konkurrenz zu ihren Haaren, ihr Blick sah schmerzverzerrt aus. Niedergeschlagen stand er noch länger vor der Tür, hin und hergerissen nicht doch noch einzutreten. Als dann auch noch der alte Schiffsarzt neben ihm stehenblieb und ihm sagte, dass sie Ruhe brauchte, ging er seines Weges an Deck.
 

Gerade jetzt wo es Lio so schlecht ging, wollte er für sie da sein, doch er konnte nicht und gewissermaßen war es seine Schuld. All das. Hätte er nicht so überreagiert, wäre es gar nicht erst passiert. Sie wäre gesund und sie würden sich nicht streiten. Warum musste er auch immer so reagieren, wenn es um seinen Erzeuger ging? Wenn er doch nur wüsste, ob all sein Hass und Ärger berechtigt wäre.. Kopfschüttelnd starrte er an die Wand im Gang. Natürlich war seine Verachtung berechtigt. Wie konnte er das überhaupt infrage stellen? Aber nur wegen seiner Abneigung gegenüber dieses Mannes wollte er sein Verhältnis mit Lio nicht zerstören. Immerhin gab sie nichts darauf, wer sein Vater war, auch wenn dieser nun mal ein Mörder war. Er sollte sich glücklich schätzen, dass sie solch ein guter Mensch mit großem Herzen war, dass sogar er, als Dämonenkind, einen Platz darin fand.
 

Was auch immer noch in der Zukunft passieren würde, er musste sich mit Lio wieder vertragen. Das Leben auf der Moby Dick wäre nicht dasselbe, stünden sie sich nicht mehr nahe. Zumal der Gedanke daran tief in seinem Herzen schmerzte. Was auch kommen mochte, er wollte sie nicht verlieren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück