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Immer der Freiheit entgegen

von

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Und trotzdem

Und trotzdem
 

Unfähig etwas zu sagen schaute die Rothaarige in das Gesicht des Mannes, den die Sekunden zuvor geküsst hatte und das nicht gerade wenig. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und verstand absolut nichts mehr. Vor Minuten hatte sie ihn noch ausgelacht, weil er dieses lächerliche Kleid trug. Doch selbst jetzt in dieser Situation, spielte der pinke Fummel keine Rolle. Anfangs wirkte er so niedergeschlagen, dass sie dachte, er würde wegen des Kleides schmollen, doch war wohl etwas vollkommen anderes der Grund gewesen. Und dann diese Aussage, sie habe rein gar nichts verstanden.. Wie recht er doch hatte! Was war gerade überhaupt passiert? Lio verstand absolut gar nichts mehr.
 

Ihr Blick geriet in Verzweiflung und Verwirrung zugleich, weshalb der Rookie sie amüsiert fragte: „Küss ich wirklich so schlecht?“ Nach dieser Frage sah sie direkt in seine Augen, die sie liebevoll musterten. Ein „Nein“ kam wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund heraus und ein Lachen war von Ace zu hören. „Beruhigend“, meinte der Schwarzhaarige. Seine Arme lagen um ihrer Taille und bestimmt drückte er sie etwas näher an sich. Ganz sacht gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte zufrieden. In diesem Moment fühlte er sich unglaublich wohl, dass er für ewig in dieser Position verharren könnte. Es hatte so lang gedauert, sie endlich zu küssen und er hatte es geschafft, sie hatte sogar erwidert, was ihn nur noch glücklicher stimmte. Schließlich musste es doch bedeuten, dass sie auch Interesse hatte, oder?
 

'Dieser Kuss..', dachte sie und hatte gar keine Worte für das Gefühl, welches sie dabei verspürt hatte. Ihre Lippen kribbelten immer noch von der Berührung zuvor, ihr ganzer Körper schien auf Hochspannung, aus ihrer Magengegend breitete sich ein warmes, angenehmes Gefühl aus. Es war ihr nicht völlig fremd und dennoch verstand sie nichts. Mit erhobenem Kopf sah Lio in Ace' zufriedenes Gesicht, er lächelte sie glücklich an. Dabei fiel ihr auf, wie unglaublich nah sie sich waren. Der Schwarzhaarige hielt sie immer noch in seinen Arm fest, als wolle er sie nie wieder loslassen.
 

Zwanghaft versuchte die Rothaarige aus dem Geschehenen schlau zu werden. Dachte an alles mögliche, versuchte eine Lösung und Erklärung dafür zu finden. Hatte sie sich also nicht geirrt, als sie meinte, er hätte Tage zuvor sie küssen wollen? Empfand er also wirklich etwas für sie? Was bedeutete das für ihre Freundschaft und was empfand sie überhaupt? Konnte sie mögliche Gefühle erwidern oder würde sie ihn restlos verletzen?
 

In ihrem Kopf begann es sich zu drehen und rettend hielt sie sich an seinen Oberarmen fest, um nicht eventuell doch zu fallen. Ihr Blick war auf seine Brust gerichtet, um ihm nicht ins Gesicht schauen zu müssen und sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Besorgt stützte Ace das Mädchen in seinen Armen, es schien ihm so, als würde sie zusammenbrechen, wenn er sie nicht mehr halten würde. Er verstand nicht, was plötzlich mit ihr los war und warum sie so reagiert hatte. Vorsichtig fragte er: „Ist alles ok?“
 

Beinahe hätte sie ihm zugestimmt und gesagt, dass alles in bester Ordnung wäre, doch so war es definitiv nicht. Mit der jetzigen Lage konnte sie kein Stück umgehen. „Ich glaub, ich muss mich setzen“, kam es recht tonlos von ihr, weshalb Ace sie besorgt und mit größter Bedacht zum Bett führte, sodass sie sich setzen konnte.
 

Voller Sorge ging der Rookie vor ihr in die Knie und sah in ihr Gesicht, welches nach wie vor Verzweiflung ausdrückte. „Soll ich dir etwas zu trinken holen? Willst du dich hinlegen?“, die Anspannung war aus seiner Stimme deutlich zu hören. Ace fragte sich wieder, was auf einmal passiert war, dass sie so reagierte. Kopfschüttelnd gab sie ihm zu verstehen, dass sie nichts brauchte und doch spielte ihr Kopf völlig verrückt. Was sie nun brauchte, waren klare Antworten. Aber konnte man solche Dinge so freiheraus fragen oder gehörte es sich nicht? Die Rothaarige wusste nicht, was plötzlich in ihr vorging. Bedachte sie genaustens, was passiert war, musste sie gestehen, dass sich der Kuss wirklich wundervoll angefühlt hatte, geradezu perfekt. Aber was war da noch?
 

„Lio, sieh mich an“, meinte die Feuerfaust etwas harscher, weswegen sie ihm auch nun in sein Gesicht schaute. In seinem von Sommersprossen übersäten Gesicht stand Sorge geschrieben, wobei sicherlich noch dezente Überforderung zu seinem Gemüt zählte. Seine dunklen Augen musterten sie besorgt und suchten nach einer Antwort in Lios Gesichtsausdruck. Was war der Grund ihres so plötzlichen Wechsels?
 

Dem Blick des Piraten konnte die junge Piratin nicht standhalten, weswegen sie ihren Kopf wieder zu Boden richtete. Es war ihr einfach nicht möglich in sein liebevolles Gesicht zu schauen, ohne dass tausende von Fragen durch ihren Kopf schwirrten. Wie gern würde sie ihn ansehen, sein ehrliches, warmes Lächeln sehen. Eine warme Hand schmiegte sich an ihre Wange und hob ihren Kopf ein wenig. Wieder sah sie ihn an und ein Kribbeln machte sich erneut in ihrem Körper breit. Es war, als könne sie es weder stoppen noch anderweitig beeinflussen. In dem Moment, in dem sie in sein besorgtes Gesicht sah, verspürte sie das starke Bedürfnis, seine Verzweiflung zu lösen. Doch so sehr sie es wollte, sie sollte erst selbst einmal ihre Verwirrung nachvollziehen können.
 

„Sag mir, was du fühlst“, sagte Ace recht leise und dennoch laut genug, damit sie es verstand. „Ich..“, brachte die Rothaarige zustande und überlegte fieberhaft, was sie darauf antworten sollte. Schließlich war es doch deutlich, was sie fühlte. Nur verstand sie es einfach nicht. Verzweifelt biss Lio sich auf ihre Unterlippe und suchte nach einer gerechten Antwort.
 

Traurig lächelte der Schwarzhaarige sie an und sagte etwas melancholisch: „Du hast nichts gefühlt, stimmts?“ Ace verstand einfach nicht, was mit ihr los war. Es musste die einzige, logische Erklärung sein für ihr jetziges Handeln. Hatte sie solches Mitleid mit ihm und sagte deshalb nichts? Lieber wollte er eine konkrete Antwort von ihr haben, als es so offen im Raum stehen zu lassen. Wenn sie wirklich nichts gefühlt hatte, dann wollte er es wissen, so sehr ihm diese Antwort auch missfiel.
 

Seine Worte fühlten sich an wie ein Schlag, ein Schlag direkt ins Gesicht. Dabei fühlte sie doch eindeutig seine warme Hand, die sanft an ihrer Wange lag. „Nichts gefühlt..“, murmelte sie leise und es war ihr beinahe zum Weinen zumute. Ihre Verzweiflung stammte doch von etwas völlig anderem und er dachte, sie habe nichts dabei gefühlt? Im Gegenteil! Absolutes Gefühlschaos hatte dieser Kuss in ihr ausgelöst. Sie hatte so starke Gefühl dabei empfunden, dass es ihr absurd vorkam.
 

Ace ließ bei ihren Worten die Schultern hängen und löste die Hand von ihr. Sein Blick war betrübt und er fühlte sich in diesem Moment sagenhaft verletzlich. Er war kurz davor aufzustehen und einfach zu gehen, am liebsten würde er sich selbst dafür schlagen, gedacht zu haben, sie könne etwas für ihn empfinden wie er für sie. Ein lächerlicher Gedanke und falsche Hoffnungen hatten ihn dazu gebracht und nun hatte er ihre Freundschaft dafür geopfert – was ein fataler Fehler es doch war, auch wenn es sich so gut angefühlt hatte.
 

Die Feuerfaust erhob sich und drehte sich, um den Raum zu verlassen. Er konnte ihre Nähe nicht ertragen, er fühlte sich so unglaublich schlecht. Ehe er auch nur einen Schritt machen konnte, hatte eine Hand ihn festgehalten und augenblicklich blieb er stehen. Hätte Ace es gewollt, hätte er sich losgerissen und wäre einfach verschwunden, denn Mitleid wollte er von ihr nicht. Und doch musste er wissen, was sie ihm noch sagen wollte.
 

„Was ich gefühlt habe? Es hat sich angefühlt wie tausende Feuerwerke, ich hab mich so geborgen und geliebt gefühlt wie noch nie, in mir wurde alles so angenehm warm und ich glaube, ich habe noch nie etwas Unbeschreiblicheres gefühlt. Dieses Gefühl.. ich versteh es nicht und doch will ich mehr davon, mehr von dieser Wärme.“
 

Mit Lios Worten wurde dem Rookie nur langsam bewusst, was sie eigentlich gesagt hatte. Sie beschrieb genau das Gefühl, welches er schon von Anfang an empfunden hatte. Diese Wärme..
 

Keinen Atemzug später hatte die Rothaarige den Abstand zwischen sich und der Feuerfaust überbrückt. Und bevor er überhaupt realisiert hatte, was sie gerade vorhatte, spürte er erneut ihre weichen Lippen auf seinen. Überrumpelt erwiderte er erst kurze Zeit danach den Kuss und legte seine Arme um sie. Und wieder spürten sie das Feuerwerk, welches in ihren Köpfen explodierte. Wieder spürten sie dieses starke Kribbeln, welches immer intensiver wurde, desto länger sie sich küssten und wieder spürten sie die Wärme des Anderen.
 

Sie lösten den Kuss und die Rothaarige legte ihren Kopf auf seine Brust. Ganz deutlich hörte sie sein Herz, welches laut und sehr schnell gegen seinen Brustkorb hämmerte, als wolle es heraus hüpfen. Eng schmiegten sie sich aneinander und lächelten selig. Ace gab ihre einen Kuss aufs Haar und hielt sie so fest es ging in seinen Armen. „Lio?“, hörte man seine Stimme ruhig sagen und sie brummte ein leises „Mh“ gegen seinen Oberkörper. „Ich hab dich wirklich sehr gern“, gestand er ihr und sie ging auf einen kleinen Abstand, um ihn anzuschauen. Seine Wangen waren gerötet und ein leises Kichern war daraufhin von ihr zu hören. „Ich dich auch, obwohl du in diesem furchtbar pinken Kleid steckst“, erwiderte sie. „Hmpf“, er musste sich eingestehen, dass er es ganz vergessen hatte.
 

„Apropos Kleid.. Lass es uns den Anderen zeigen!“, meinte sie energisch und zog den Schwarzhaarigen bis zur Tür, als er realisierte, was sie schon wieder vorhatte. „Du meintest doch eben noch, dass ich es ausziehen kann!“, protestierte er und sie schüttelte den Kopf. „Das war nur, weil ich dachte, dass du deswegen so niedergeschlagen bist. Aber dir geht es doch jetzt besser, oder?“, Lio bestand darauf, dass er das Kleid noch weiterhin tragen musste. Alles in ihr hatte sich bereits dagegen gesträubt, als sie ihm angeboten hatte, das Kleid wieder auszuziehen. Da seine Laune aber aus anderen Gründen so furchtbar war und es sich nun ohnehin mehr oder weniger geklärt hatte, bestand kein Zweifel – er musste es noch tragen, bis zum bitteren Ende.
 

Gerade wollte sie ihn wieder durch die Tür auf den Gang ziehen, da drückt er sie erneut gegen das Holz. Unfähig sich zu bewegen, sah sie ihn versucht böse an. „Komm schon Ace, das Kleid bleibt den ganzen Tag“, erklärte sie ihm und sah, wie er sich ihr plötzlich wieder näherte. Er war ihrem Ohr unglaublich nah und flüsterte: „Ich lasse es an, wenn wir zwei hierbleiben, nur du und ich.“ Sein Stimme war tief und es lief ein Schauder ihren Rücken herunter, eine feine Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus, an der sein Atem sie gestreift hat. Mahnend schlug Lio sich gedanklich selbst und schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall, wir gehen jetzt zu den Anderen. Keine Widerworte!“, zwar klang sie bestimmt und voller Zuversicht, doch brachte es ihr nichts, wenn er sie in seinem Griff gefangen hielt. Sie selbst sah keine Hoffnung und in Gedanken suchte sie bereits nach einer Möglichkeit, ihn weich zu kriegen. Ein Gedankenblitz schoss ihr durch den Kopf.
 

Ihre Augen weiteten sich auf die Größe einer Haselnuss und ihre Unterlippe schob sich etwas vor. Es war ihre letzte Hoffnung und sie sah ihn mit ihren großen, schwarzen Iriden an. Augenblicklich wurde Ace ganz anders zumute. Wie konnte er ihr bei diesem Blick nur etwas entgegen setzen? Es war unmöglich ihr nur irgendetwas auszuschlagen.
 

„Das ist unfair“, meinte er leise und sein Griff lockerte sich, weswegen sie ihre Arme um seinen Nacken schlingen konnte. Auf die Zehenspitzen gestellt, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn warm an. „Es könnte schlimmer kommen“, antwortete sie ihm schlicht und gab ihm noch einen sanften, kurzen Kuss auf den Mund. Zu kurz, als dass er erwidern konnte.
 

Bevor er sie wieder küssen konnte, hatte sie die Tür bereits geöffnet und trat nun mit der Feuerfaust auf den Gang. Ehe auch nur ein weiteres Mal protestieren konnte, rannte sie mit ihm an der Hand in Richtung Deck. Angst und Sorge machte sich in dem Rookie breit, er konnte sich besseres vorstellen, als in einem solchen Kleid unter Leute zu gehen. Doch was sollte er noch dagegen tun? Es ihr abschlagen, um dann wieder in ihren 'alle-Pinzipien-niederschmetternden-Blick' zu schauen und dann doch zuzustimmen? Er sollte es endlich hinter sich bringen. Man sollte die Dinge positiv angehen.. Immerhin hatte er sie geküsst und das nicht einmal.



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