Zum Inhalt der Seite

Immer der Freiheit entgegen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sowas wie ich mag dich

Sowas wie ich mag dich
 

Die Nacht verlief ruhig und die Drei schliefen in aller Seelenfrieden, doch viel zu früh wurden sie unsanft mit einem lauten Scheppern, gleichzusetzen mit einem Donnern, geweckt. Vor Schreck war die Rothaarige aufgewacht und wollte, um nach ihrem Schwert zu greifen, einen Schritt aus dem Bett machen und fiel dabei heraus. Sie hatte völlig vergessen, wo sie sich befand und dachte, es wäre ein Angriff der Marine oder anderer Piraten. Halbwach, halbschlafend lag sie am Boden, hievte sich langsam auf die Beine und rieb sich den Kopf, sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, doch nirgendwo war ein Angreifer zu sehen.
 

„Was zur Hölle war das denn..“, fluchte sie leise für sich und hörte ein leises Rascheln, welches vom Bett kam. Sie blickte hinauf und sah, wie die Prinzessin sich müde die Augen rieb. Als diese das Mädchen am Boden sah, lächelte sie schüchtern „Guten Morgen, was machst du denn da unten?“, fragte sie. Lio kletterte, wie die Nacht zuvor, am Bettgestell hinauf und setzte sich neben Shirahoshi. „Morgen, bin aus dem Bett gefallen.. was war das eben?“, sagte sie etwas grimmig, da im Gegensatz dazu die Weckmethoden ihres Kommandanten angenehmer waren.
 

Etwas ängstlich antwortete sie ihr dann: „Das war Van der Decken, er hat wieder etwas geworfen..“, in ihren Augen sammelten sich bereits Tränen. Die Rothaarige versuchte schnellstmöglich sie davon abzulenken „Hey, nicht weinen. Das ist es doch nicht wert“, sagte sie mit einem Lächeln und stupste der Prinzessin in den Bauch. Sie kicherte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Die Piratin legte sich zurück auf den Rücken und betrachtete die Decke.
 

„Und? Was machen wir heute?“, „Eigentlich sollen meine Brüder dir ja die Insel zeigen“, „Ja, aber was machen wir?“ hängte Lio schnell hinterher und sah sie an. Sie wollte die junge Meerjungfrau nicht alleine zurücklassen und wenn sie den Turm nicht verlassen konnte, wollte Lio zumindest dort bleiben. „Also gleich gibt es erst mal Frühstück und dann..“, „Ich könnte ein paar Bücher holen und dir Bilder zeigen, die Geschichten erzähle ich dir natürlich auch“, unterbrach die Piratin und verlegen antwortete ihr Gegenüber: „Ja, sehr gern“, ihre Wangen wurden leicht rot. Die Rothaarige musste lächeln, die Prinzessin war einfach zu niedlich.
 

Jemand klopfte an der Tür und kurze Zeit später wurde sie geöffnet, es traten einige Wachen mit Tabletts ein. Darauf befanden sich Unmengen an Speisen und mit großen Augen betrachtete die Rothaarige das Essen, passend dazu knurrte ihr Magen. Shirahoshi hatte es gehört und kicherte leise mit vorgehaltener Hand, nun wurde auch Lio etwas rot im Gesicht. Einer der Wachen blieb vor dem Bett stehen und verbeugte sich einmal, als er sich erhob, sagte er: „Wir wünschen euch einen guten Morgen Prinzessin, ich hoffe ihr habt gut geschlafen“, „Guten Morgen, ja vielen Dank“, gab sie zur Antwort und die Wache wandte sich bereits zum Gehen. Vor der Tür blieb er stehen und drehte sich erneut um „Eure Brüder werden in Kürze herkommen“, ohne weitere Anwortmöglichkeit, hatte er den Raum verlassen. Zurück blieben die Prinzessin, eine hungrige Piratin, ein schlafender Hai und eine riesige Auswahl an Essen.
 

Ein erneutes Knurren weckte die Aufmerksamkeit der Meerjungfrau, sie lächelte „Du kannst ruhig was du willst essen“ und deutete dabei auf die Tabletts. „Wirklich? Ich meine..“ Lio konnte gar nicht aussprechen, da hatte ihr die Prinzessin eines der großen Tabletts in die Hände gedrückt. Mit strahlenden Augen betrachtete sie jede der Speisen und es lief ihr bereits das Wasser im Mund zusammen. „Das ist übrigens komplett deins. Siehst du? Meine Sachen sind viel größer als deine“, sie deutete dabei auf ihr Tablett. Sie hatte recht, an sich war exakt das gleiche Essen darauf, nur waren die Speisen der Prinzessin ungefähr fünf mal so groß. „Stimmt!“ sagte die Rothaarige und aß freudig ihr Brot. „Guten Appetit“ brachte sie geradeso mit vollem Mund hervor. Während des Essens redeten sie nicht viel, doch grinsten sie immer, wenn der Andere etwas fallen gelassen hatte oder etwas am Mundwinkel klebte.
 

Es endete damit, dass sie etwas der Speisen Megalo vor die Nase hielten. Er schnupperte im Schlaf daran und biss zu, doch hatten sie es zu schnell zurückgezogen. Der Hai grummelte leise und öffnete schließlich doch seine Augen. Von diesen blickte er zuerst die Mädchen an und dann die Platte mit Essen, kaum hatte er diese entdeckt, schmiss er sich gerade zu darauf. Beide konnten sich kaum halten vor Lachen.
 

Kurze Zeit später klopfte sich Lio auf ihren vollen Bauch „Also ich bin satt für drei Tage“ und grinste breit. „Soviel wie du gegessen hast, wäre ich auch für drei Tage satt und das soll schon was heißen“, grinste Shirahoshi und streichelte Megalo leicht über seinen Kopf, er war aber noch viel zu beschäftigt mit essen.
 

Ein zweites Mal klopfte es an der Tür und die drei Prinzen traten ein. Als die Rothaarige den ältesten von ihnen sah, schaute sie verlegen auf ihre Hände. Wieder fragte sie sich, was eigentlich mit ihr los war, normalerweise würde sie niemals so reagieren. Sie behielt ihre Augen ein paar Sekunden länger zu und redete sich ein, dass alles in Ordnung sei und atmete tief ein und aus. Als sie wieder von ihren Händen aufblickte, standen die Brüder bereits am Bett.
 

Ryuuboshi begrüßte sie als Erster „Guten Morgen ihr zwei! Habt ihr gut geschlafen?“, lächelnd gab seine Schwester ein „Ja, wirklich gut! Und ihr?“ zurück. Die Drei begaben sich ebenfalls auf das Bett, Manboshi antwortete „Man kann nicht klagen“ und grinste dabei in die Runde. Als Lio Fukaboshi ansah, sah sie nicht wie am Vortag ein grimmiges misstrauisches Gesicht, ein eher freundliches lächelndes sah sie an. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, musste sie ebenfalls lächeln. Innerlich verfluchte sie sich, was war nur mit ihr los?
 

„Ich hab gehört, wir zeigen dir heute die Insel?“, sagte er dann schließlich und sie bekam nur ein Nicken als Antwort heraus. „Sie will mir noch ein paar Bilder zeigen und Geschichten erzählen!“, sagte Shirahoshi freudig. „Oh, wirklich?“ „Da würden wir auch gern dabei sein!“ antworteten die Brüder Manboshi und Ryuuboshi. „Klar, aber ich müsste nochmal zum Schiff“, brachte Lio nun auch endlich hervor, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
 

Fukaboshi antwortete ihr: „Das sollte kein Problem sein, wir könnten direkt dorthin“, abwartend sah er sie an. Er musste sich eingestehen, dass er sie mochte, auf eine komisch verdrehte Art. Eigentlich kannte er sie ja nicht mal und zu Beginn war er sogar misstrauisch, doch irgendwas hatte sich im Laufe des gestrigen Abends geändert. Lag es an ihrer niedlichen verzweifelten Art? Daran, dass sie etwas hilflos zu ihnen geschwommen war? Oder doch einfach, dass sie sich so leicht durch seine Brüder verwirren ließ. Er wusste es nicht, doch er mochte ihr Lächeln, soviel stand für ihn fest. Er hatte sogar vor dem Schlafen mit seinen Brüdern darüber gesprochen oder eher gesagt, sie hatten darüber gesprochen und er hatte ebenfalls seine Meinung dazu abgegeben.
 

Lio wandte sich zur Meerjungfrau: „Ich könnte dir einige Bücher vorbeibringen, du kannst darin lesen und in der Zeit, zeigen mir deine Brüder die Insel. Wenn wir fertig sind, erzähle ich euch Geschichten. Wie wäre das?“ etwas stolz über sich selbst, lächelte die Rothaarige. Sie hatte einen langen vollständigen Satz ohne Gestotter herausgebracht. Shirahoshi lächelte „Das ist wirklich eine gute Idee, aber was sind das für Bücher?“, die Piratin grinste „Ein paar meiner Tagebücher“ und zuckte mit den Schultern. Es störte sie nicht, wenn jemand darin las, es sei denn, es waren die, in der sie auch über ihre Eltern schrieb. Mit großen tränengefüllten Augen schaute die Prinzessin sie an „Oh, wirklich? Du musst mir doch nicht deine Tagebücher geben“, sie war so gerührt von dieser Geste, Lio winkte nur ab „Ach quatsch, du brauchst jetzt nicht weinen. Es stört mich wirklich nicht“, sie lächelten sich beide gegenseitig an.
 

Die Prinzen erhoben sich von dem Bett „Gut, dann werden wir als erstes zum Schiff gehen“ sagte Fukaboshi und zu dritt sprangen sie hinab. Shirahoshi lächelte „Ihr könnt Megalo mitnehmen, er kann mir die Bücher herbringen“, sie nickten und Lio verabschiedete sich ebenfalls bei der Prinzessin: „Lass dir Zeit beim Lesen und bis heute Abend.“ Sie sprang ebenfalls hinab, sie landete etwas unsanft und wäre beinahe über ihren Rucksack gestolpert, wenn jemand sie nicht festgehalten hätte. Ehe sie ihren Blick hob, bedankte sie sich „Danke, irgendwie war der Fall heute morgen nicht sonderlich positiv“, „Du bist aus dem Bett gefallen?“ fragte Ryuuboshi und Manboshi ergänzte „Bist doch nicht etwa auf deinen Kopf gefallen?“, sie lachten beide.
 

Lio hatte derweil realisiert, dass Fukaboshi sie mehr oder weniger aufgefangen hatte, sie ignorierte die Anspielung der Brüder und blickte verlegen zur Seite und sagte ein zweites Mal leise: „Danke“, „Ach, kein Problem“, lächelte er und ließ sie los. Noch immer etwas beschämt blickte sie auf und sah in das lächelnde Gesicht des Prinzen, völlig unbekannte Gedanken kreisten durch ihren pubertierenden Kopf.
 

Zu viert liefen sie gemeinsam zur Tür, Lio drehte sich ein letztes Mal um „Wir sehen uns später Shirahoshi“ und winkte ihr dabei zu. Megalo schwamm mit seiner Blase auf direktem Wege auf sie zu und zusammen verließen sie den Turm.
 

Die Rothaarige hatte den Tag zuvor nicht auf den Turm geachtet, doch nun sah sie, wie einige Waffen in der Tür und ebenfalls auch im Turm selbst steckten. „Dieser Typ ist echt verrückt“, sagte sie und deutete dabei auf die Waffen, „Ja schon“, „Aber Schwesterchen ist immerhin in Sicherheit“, Lio nickte dazu nur. Ein Leben in einem Turm, wie ein hübsches Gefängnis war es, keine Freiheit.
 

Sie ließ den Gedanken dazu fallen „Ihr wisst bestimmt, wo das Schiff ist?“, „Aber ja“ „Gleich musst du dann wieder in eine Blase“ „Wir schwimmen dich dann hin“ „Das geht schneller.“ Sie verdrehte die Augen und nickte nur. Das ständige Wechseln zwischen Ryuuboshi und Manboshi war echt gewöhnungsbedürftig, aber wie Fukaboshi gesagt hatte, es war nach einer Zeit nur noch halb so schlimm.
 

Sie liefen eine Weile durch den Palast und machten Halt „Du kannst dich an Megalo festhalten“, sagte Ryuuboshi und Manboshi umhüllte die Rothaarige in einer Blase. Kaum befanden sie sich im Wasser, nahm die Geschwindigkeit rasant zu. Noch immer war sie davon fasziniert, wie es unter Wasser aussah. All die Farben und die Fische, die um einen herum schwammen. Aus der Ferne konnte sie bereits die Moby Dick sehen, kaum waren sie wieder an Land, umhüllten die Wassermänner ihre Schwanzflossen mit einer Blase. Es sah witzig aus, wie sie beinahe auf den Blasen saßen und sich so fortbewegten.
 

Lio sprang gefolgt von den Anderen an Deck, da es für Piraten vergleichsweise früh war, befanden sich nur wenige darauf. Dazu kam noch, dass am gestrigen Abend eine riesige Feier stattfand. Doch wie zu erwarten war, saß der Piratencaptain bereits in seinem Thron und trank seinen Sake. In den vergangenen zwei Jahren hatte die Vierzehnjährige ihren Vater niemals mit einem anderen Getränk gesehen, es gab immer nur den Sake, obwohl der Arzt und auch die Krankenschwestern gesagt hatten, dass er schädlich wäre. Doch Vater bestand auf seinen Sake, da würde die Meinung von niemand Anderen etwas gegen ausrichten können.
 

Er begrüßte die Gruppe mit einem Nicken, er hatte von seinem Vize bereits erfahren, dass sich die Rothaarige unglaublich gut mit den Kindern von Neptun verstand und so sollte sie auch die Möglichkeit ergreifen mit Kindern in ihrem Alter Zeit zu verbringen. Zu viert gingen sie unter Deck in Richtung Kajüte, für die Prinzen war es jedes Mal ein kleines Abenteuer, wenn sie ein Schiff betraten und so auch dieses. Sie hatten die Kajüte erreicht und Lio war froh, dass sie letztens erst aufgeräumt hatte.
 

Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf „Ja also das.. ist meine Kajüte.“ und lächelte etwas schwach. Die Brüder traten ein und betrachteten das recht kleine, aber dennoch ausreichend große hölzerne Zimmer. An einer Wand hingen viele Bilder und Zeitungsausschnitte, in einem Regal standen einige Bücher und verteilt über dem Schreibtisch lagen aufgeschlagene Bücher und einige Papiere mit kleinen Kritzeleien. Auf einem kleinen Tisch stand ein kleiner Kaktus, der glücklicherweise lebte. Er war zwar etwas kleiner geworden, aber immerhin lebte er noch. Lio war ganz stolz darauf, sie konnte damit beweisen, dass auch sie einen grünen Daumen hatte und zumindest diese Pflanze nicht gestorben war.
 

Von ihrem Schreibtisch nahm sie einige der Bücher und verstaute sie in einer Tasche. Das meiste, was sie aufschrieb, waren Erfahrungen, die sie gemacht hatte, auf welchen Inseln sie bereits war und welche Kämpfe stattfanden. Manchmal regte sie sich in ihren Einträgen auch über ihren Kommandanten auf, doch meistens endete der Eintrag damit, dass er ein doofer lieber Kommandant war und sie ihn an und für sich doch ziemlich mochte.
 

„Ich schätze mal, das reicht“, sagte sie, neugierig blickten die Brüder sich noch einmal um, es war für sie zwar nichts großartig Neues und Unbekanntes, dennoch fanden sie es faszinierend, wie die junge Piratin lebte. Etwas ungeduldiger sagte sie dann: „Wir können gehen“, „Einen Moment noch“, sagte der Älteste von ihnen, er trat an die Wand an der die Bilder hingen. Darauf zu sehen waren einige Bilder mit Thatch und natürlich auch mit ihrem Kommandanten Marco, sie hatte sich ebenfalls den Steckbrief des Vizens hingehängt. Als Ziel hatte sie sich fest vorgenommen, ein höheres Kopfgeld zu haben, als er und irgendwann würde sie es schon schaffen.
 

Fukaboshi tippte auf eines der Bilder und grinste „Da hast du ja überall so komisches Zeugs im Gesicht“, sie trat näher und sah in ihr eigenes gerötetes Gesicht vor einem Jahr. „Das Weiße da ist Schnee, er ist sehr kalt. Wir hatten uns gegenseitig damit beworfen und ich hab das meiste abbekommen.“ Manboshi und Ryuuboshi waren ebenfalls näher gekommen. „Das erklärt, warum du so grimmig guckst“, sagte einer der Beiden und sie lachten. Lio konnte es ihnen ja nicht verübeln, damals hatten sie alle gelacht, selbst sie musste darüber lachen, so auch heute.
 

Als sie sich alle etwas beruhigt hatten, sprach Ryuuboshi: „Lasst uns gehen, Schwesterchen wartet bestimmt schon“ und deutete dabei auf die Tasche, die die Rothaarige in den Händen hielt.

Die Gruppe trat an Deck, die Brüder sprangen hinab und Lio war ebenfalls dabei zu springen, doch die Stimme ihres Vaters hielt sie zurück. „Lio, hier“, sagte er nur knapp und warf ihr einen kleines Säckchen zu. Sie fing es auf und sah fragend den alten Hünen an „Hab einen schönen Tag“, sagte er mit einem liebevollen Lächeln und sie verstand. In dem kleinen Beutel war sicherlich Geld, sie schüttelte nur den Kopf, aber lächelte zurück „Danke, Vater“ und sprang ebenfalls hinab.
 

Dieses Mal landete sie ohne Probleme und war schon ein wenig stolz darauf, wenn man die Aktion am Morgen damit verglich. Die Rothaarige trat zu dem Hai, der sie fragend ansah, wenn man den Blick denn als fragend deuten konnte. „Megalo, bring die Tasche bitte zu Shirahoshi ja? Und sag ihr, wir kommen bald“, er nickte, nahm die Tasche in seinen Mund und war schneller verschwunden, als Lio schauen konnte.
 

„Gut, dann können wir dir ja die Insel zeigen“, sagte Fukaboshi und umhüllte sie bereits in eine Blase. „Wie wäre es mit der Meerjungfrauenbucht?“ „Oder das Wassermühlenviertel?“ „Oder doch das Kulturhaus?“, sie sah immer wieder abwechselnd zu den Brüdern und wollte ihnen gerade sagen, dass sie sich doch bitte einfach für etwas entscheiden sollten, doch Fukaboshi übernahm es für sie „Wir könnten ja mit der Meerjungfrauenbucht anfangen“, seine Brüder nickten daraufhin.
 

Kaum hatten sie sich geeinigt, schwammen die vier auf kürzestem Wege zur Bucht. Auf dem Weg dorthin trafen sie einige Inselbewohner, die die Prinzen freundlich begrüßten. Als sie die Bucht erreichten, ließ Lio den Blick darüber schweifen. Es sah unglaublich schön aus, überall waren Felsvorsprünge, Korallen waren verteilt und Wasserbahnen zogen sich über die Felsen hinüber. Ein dauerhafter Regenbogen zierte die Bucht. Ehe sie es gemerkt hatte, schmiss der Blauhaarige das Mädchen ins Wasser. Völlig überrascht ruderte sie mit den Armen und kam wieder an die Oberfläche. Ihre Haare klebten ihr nass im Gesicht und sie suchte nach dem Übeltäter, es kam nur eine Person infrage. Die Brüder waren aus der Wasserbahn gesprungen und neben ihr im Wasser gelandet, sie prusteten bei dem Anblick der Rothaarigen los.
 

„Wirklich niedlich ihr Menschen“ sagte Ryuuboshi und schwamm auf sie zu. Sie blickte die drei abwechselnd böse an „Ja ja, total niedlich. Ich will euch erst mal erleben, wenn ihr an Land seid, ohne diese Blase“, der Blauhaarige schwamm zu ihr „Ach, hab dich doch nicht so“ und wuschelte ihr durch die nassen Haare.
 

Leider erbrachten seine Worte nicht den erwünschten Effekt, sie schaute nur grimmiger. Man hörte plötzlich leises Gemurmel und fragend blickten die Vier sich um. Es wurde zunehmend lauter und irgendwann verstand man sogar: „Das sind doch die Prinzen!“, kaum kam die Feststellung, schwammen unzählige Meerjungfrauen auf sie zu. Lio starrte sie gerade zu an, sie waren alle so wunderschön. Eine Gruppe machte vor ihnen Halt „Nanu? Da ist ja ein Menschenmädchen“, sagte eine und eine Andere kam noch näher und nahm das Gesicht der Rothaarigen in die Hand.
 

Überrumpelt von dieser Aktion blickte sie die Meerjungfrau nur mit geweiteten Augen an. Diese zog Lios Gesicht zu einer Grimasse und grinste „Jap, eindeutig ein Mensch“, sie selbst hatte grüne kurze Haare und eine pinke Schwanzflosse. Sie wandte sich zu den Brüdern „Was macht ihr hier junge Prinzen?“, „Wir zeigen Lio etwas die Insel.“ sagte Fukaboshi.
 

Einer der anderen Meerjungfrauen schwamm näher und ihre Augen funkelten den Ältesten an „Ach Fukaboshi, das ist ja so freundlich von euch“, kam es Lio nur so vor oder himmelte sie ihn gerade an? Etwas grimmiger schaute sie die Meerjungfrau an und hoffte sich inständig, dass sie bald verschwinden würden. Ryuuboshi sprach nun: „Ich glaube, wir sollten uns auf den Weg machen“ „Wir wollten noch zum Seewald“, ergänzte Manboshi. Sie hatten die Reaktion der Rothaarigen mitbekommen, ebenfalls hatten sie bemerkt, wie ihr Bruder und sie sich immer heimlich Blicke zuwarfen.
 

„Wir müssen zu Madame Shirley, sonst wären wir gern mitgekommen“, als das Mädchen dies hörte, atmete sie erleichtert aus. Sie war froh, dass sie wieder in Ruhe Zeit mit den Brüdern verbringen konnte. Sie verabschiedeten sich von den Meerjungfrauen und machten sich auf den Weg zum Wald. „Der Seewald also?“, sie nickten „Er wird dir bestimmt gefallen“ „Es sieht noch schöner aus als hier“, in einer Blase umhüllt, schwammen die Vier auf direktem Weg zum Wald.
 

Als sie ihn erreicht hatten, konnte man einige Schiffsteile sehen, es lagen Maste verteilt auf dem Meeresgrund und auch ganze Schiffe waren zu sehen. „Was ist mit denen passiert?“, fragte sie etwas leiser „Die Meeresströmung bringt verunglückte Schiffe immer hier her“, erklärte Fukaboshi ihr, sie nickte. Sie hatte schließlich selbst erlebt, dass die Fahrt hier her, nicht ganz so ungefährlich war, wie gedacht.
 

Sie ließ ihren Blick über den Seewald streifen und ihre Augen weiteten sich, so etwas bezauberndes hatte sie noch nicht gesehen. Es waren unendlich viele Korallen zu sehen, das meiste Licht vom Sonnenbaum Eve gelangte hierher. Über sie hinweg schwammen kleinere Schwärme von Fischen und auch größere Walschulen. „Wow..“, brachte die Rothaarige nur hauchend hervor. Die Brüder warfen sich einen stummen Blick zu und Fukaboshi nickte „Wir kommen gleich wieder“ „Bis gleich“, damit verschwanden Ryuuboshi und Manboshi. Wenn sie schon hier waren, wollten sie das Grab ihrer Mutter besuchen.
 

Fragend blickte sie den Prinzen hinterher „Wohin gehen sie?“, „Etwas in den Wald hinein, mach dir keine Sorgen“, erklärte der Blauhaarige. Er wollte seine Mutter natürlich auch besuchen, aber konnte und wollte Lio nicht alleinlassen.
 

„Es ist wirklich unglaublich schön hier und so ruhig“, sagte sie leise vor sich hin, er sah sie dabei an. Wie sie fasziniert die Fische beobachtete, wie ihr Blick von Koralle zu Koralle hüpfte, auch er hatte die Worte 'unglaublich' und 'schön' im Kopf. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, doch hören konnte er ihre Worte nicht, noch viel zu sehr war er dafür in Gedanken. Ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. „Fukaboshi?“, fragte sie, doch er reagierte nicht. Sie wedelte mit ihren Armen vor seinem Gesicht und endlich „Oh, was? Ähm, was hast du gesagt?“, er blickte leicht verlegen zur Seite und wurde leicht rot im Gesicht. So hatte der Blauhaarige noch nie reagiert, war das nicht eher ihr Part? Nun musste auch sie über ihre Frage nachdenken und grübelte ein paar Sekunden „Ich wollte fragen, wohin wir noch gehen“, „Wir zeigen dir noch ein paar Gebiete und am Ende die Süßigkeitenfabrik“, ihre Augen weiteten sich „Süßigkeitenfabrik?“, fragte sie voller Enthusiasmus, „Ja“ grinste er sie an.
 

Eine Zeit lang schwiegen sie sich an, die Stille zwischen ihnen war nicht angenehm. Beide wollten etwas sagen, die Stille brechen, doch niemand wusste so genau, was sie dem Anderen sagen sollten. Glücklicherweise kamen die zwei Brüder zurück und riefen etwas lauter: „Huhu ihr zwei!“ „Wir hoffen, wir stören euch doch nicht bei etwas?“, sie grinsten sie an und blieben vor ihnen stehen. „Nein“, sagten die anderen Zwei gleichzeitig und sahen sich an, schnell wichen sie dem Blick des Anderen aus. Ryuuboshi stupste Manboshi an und grinste, sie wussten sehr wohl, dass da etwas Unentdecktes zwischen ihnen war.
 

Nachdem sie geklärt hatten, was sie als nächstes tun wollten, waren sie im Meerjungfrauencafe, sie klapperten einige Gebiete der Insel ab. Das Highlight war natürlich die Süßigkeitenfabrik in der sich die Rothaarige einen Monatsvorrat an Süßigkeiten kaufte. Damit hatten sie alle geplanten Punkte des Tages abgehakt, fehlte nur noch das Geschichtenerzählen mit Shirahoshi.
 

Sie kamen zu viert am Turm an, als Lio an diesem hinaufblickte, sah sie ein paar Waffen mehr in der Wand stecken. Sie schüttelte den Kopf und dachte an das arme Mädchen. Die Wachen vor dem Turm ließen sie herein, die Meerjungfrau saß auf ihrem Bett und blätterte in einem der Tagebücher, die sie von der Rothaarigen bekommen hatte. Sie blickte auf, als sie ihre Besucher bemerkt hatte.
 

„Oih! Da seid ihr ja schon“, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln. Lio stellte den Beutel mit Süßigkeiten neben ihren Rucksack und kletterte das Bett hinauf „Jap und es war alles so wunderschön!“ schwärmte sie. Noch immer lächelte die Prinzessin und hielt das eine Tagebuch hoch „Wirklich verblüffend, was du schon alles erlebt hast. Aber ich hab da eine Frage“ sprach sie.
 

„Mh?“ „Was ist das für ein Zettel? Er bewegt sich langsam in eine Richtung, er lag in einem der Bücher.“, Lio stutze, sie hatte völlig vergessen, dass sie die Vivre-Card in eines der Bücher gesteckt hatte. Sie nahm der Meerjungfrau den Zettel ab und legte ihn sich in die Hand „Der Zettel zeigt einem, in welche Richtung die Person sich befindet, der dieser Zettel gehört“, die Brüder hatten sich nun ebenfalls aufs Bett gesellt „Und wem gehört der Zettel?“ fragte einer von ihnen. Die Piratin war sich nicht sicher, ob sie darüber sprechen sollte, sie wusste ja nicht einmal, ob sie ihren Vater sehen wollte. Sie entschied sich dennoch für die Wahrheit: „Sie gehört meinem Vater. Um Fragen vorweg zu klären: Ich kenne ihn nicht und ich bin auch nicht sicher, ob ich ihn kennen möchte“, damit war für sie das Thema abgehakt, das merkten auch die Königskinder.
 

Shirahoshi fragte stattdessen: „Stimmt das, was auf der Insel Caribol passiert ist?“, die Rothaarige musste lachen, die Erinnerung an die Ereignisse dort, waren echt zu witzig. „Ja, aber klar doch. Es stimmt alles“, sie hatte noch nie einen so schlechten Piraten getroffen, er war etwas älter als sie, hatte sie bedroht und gesagt, er wolle ihr ganzes Geld haben. Er war dabei so schwach und selbst verängstigt, dass er schon rennen wollte, als sie ihr Schwert gezogen hatte. Im Endeffekt hatte er ihr Geld angeboten, damit sie ihn am Leben ließe, doch auch darüber musste sie nur lachen. Am Ende hatte sie ihm einen guten Rat gegeben und er hatte schnell das Weite gesucht. Wirklich jeder unterschätzte sie und das war ihr größter Vorteil. Sie erzählte den Brüdern die Geschichte und auch sie mussten lachen, dennoch konnten sie sich nicht vorstellen, dass die Rothaarige so außergewöhnlich stark war.
 

Den restlichen Abend verbrachten sie damit, sich die Geschichten der Piratin anzuhören, es wurde viel gelacht und gesprochen. Dass es schon spät war, bemerkten sie, als die Prinzessin sich an Megalo kuschelnd eingeschlafen war. Leise flüsterten sie: „Wir werden am besten gehen und euch schlafen lassen“, „Schlaft gut“ „Und träumt etwas schönes“, „Ihr auch“ und damit verschwanden sie so leise wie möglich.
 

Lio sah die schlafende Meerjungfrau an und lächelte, es war wirklich eine wundervolle Zeit hier auf der Fischmenscheninsel. Nirgendwo anders hatte sie bisher soviel Spaß gehabt, wie auf diesem Zwischenstopp. Aber es war eben nur ein Zwischenstopp, denn an dem morgigen Tag sollte die Reise bereits in die Neue Welt weitergehen. Sie seufzte, konnten sie nicht eventuell noch ein paar Tage länger hierbleiben? Sie schüttelte den Kopf, die Abfahrt stand bereits fest, da ließ sich bestimmt nichts mehr ändern und vor allem mit dieser Begründung nicht und eigentlich wollte sie selbst doch auch weiter, oder? Sie war ja schließlich Piratin und da sollte man doch eigentlich auf dem Meer sein und nicht darunter.
 

Die Rothaarige ließ die Gedanken beiseite und sammelte die Tagebücher wieder ein. Den Zettel, den sie Shirahoshi wieder abgenommen hatte, steckte sie zurück in eines der Bücher und versuchte daran keinen Gedanken zu verlieren. Eher ließ sie den Tag Revue passieren, es war wirklich schön mit den Prinzen die Insel zu entdecken. Sie musste zurück an den Seewald denken, für einen kurzen Moment war sie mit Fukaboshi allein. Er verhielt sich etwas seltsam, wurde sogar etwas rot im Gesicht, was er wohl hatte? Die Rothaarige selbst hatte einen Tag zuvor, am Abend bei der Feier ähnlich reagiert. Als die eine Meerjungfrau sich mehr oder weniger an den Prinzen ran geschmissen hatte, kochte die Piratin ein klein wenig zu sehr. Was war denn nur mit ihr los? Sie mochte ihn, soviel stand fest, aber warum störte es sie so sehr? War sie etwa eifersüchtig? Sie schüttelte den Kopf, wieso sollte sie denn eifersüchtig sein..
 

Das Mädchen legte sich zurück und dachte noch ein Weilchen nach, immer wieder musste sie an den Blauhaarigen denken, so konnte sie definitiv nicht schlafen. Etwas genervt sprang sie von dem Bett und verließ den Turm. Die Wachen vor der Tür sahen sie fragend an „Ich kann nicht schlafen, ich komm bald wieder“, sie nickten nur und warfen ihr den Gegenstand zum Blasen herstellen zu.
 

Ziellos lief die Rothaarige durch den Palast und versuchte ihren Kopf frei zu kriegen, aber immer wieder erschien das Gesicht des Blauhaarigen, was zur Hölle war nur mit ihr los? Mehrere Male musste sie sich in einer Blase umhüllen, um wieder voran zu kommen, nach einer Weile hatte sie so etwas wie einen Balkon erreicht und blieb dort stehen. Sie blickte in das dunkle Wasser. Solche Situationen wie diese, löste das Mädchen eigentlich immer indem sie auf dem Walkopf saß und in den Himmel schaute. Meist versuchte sie die Antwort aus den Sternen zu lesen, doch klappte das in den wenigsten Fällen. Dennoch beruhigte es ihre Gedanken, denn oft stellte sie sich vor, mit ihrer Mutter zu sprechen. Nur war sie hier unter Wasser soweit wie nur möglich davon entfernt, sie seufzte.
 

„Kannst du nicht schlafen?“, sie schreckte bei der Frage zusammen. Lio hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand wach war und sie entdeckt hatte. Sie musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer die Frage gestellt hatte. Der Prinz trat zu ihr an die Brüstung und blickte ebenfalls in das dunkle Wasser. Er selbst konnte nicht schlafen, denn ihm ging der gesamte Tag nicht aus dem Kopf. Die Tatsache, dass die Piraten am nächsten Tag abreisen würden, erleichterte seine Gedanken nicht großartig. „Kann man so sagen“, sagte die Rothaarige ruhig. Stillschweigend standen sie dort und sahen hinaus ins Meer. „Ihr fahrt morgen wieder“, stellte Fukaboshi fest und verzog bei der Vorstellung den Mund, ihr erging es nicht unähnlich. „Jep“, brachte sie nur hervor.
 

„Eigentlich will ich noch nicht gehen“, gestand die Rothaarige, es gab mehrere Gründe. „Ich will auch nicht, dass du gehst“, antwortete der Blauhaarige und verbesserte sich schnell „Ich meine wir. Also, wir wollen nicht, dass du gehst“, er sah verlegen zur Seite. Lio musste grinsen „Weiß ich doch.“
 

„Du, Fukaboshi?“ sie sah ihn direkt an, „Mh?“ er drehte sich dabei wieder zurück und sah in ihr Gesicht. Sie sahen sich gegenseitig an, sie hatte völlig vergessen, was sie eigentlich sagen wollte. In diesem Moment spielte es auch keine Rolle, stumm blickten sie in die Augen des Anderen.
 

Der Prinz räusperte sich „Du wolltest was sagen“, sagte er hauptsächlich, um etwas gesagt zu haben. Lios Kopf spielte verrückt, sie suchte alle Gedanken ab, irgendwas wollte sie gesagt haben und dann ging ihr ein Licht auf. Sie lächelte „Ich wollte nur danke sagen., sie verkreuzte ihre Hände vor sich und blickte kurzzeitig hinab. „Danke“ sagte sie, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.
 

Tausende von Fragen huschten durch ihren Kopf, sie wollte sich gerade wieder etwas von ihm entfernen, doch hielt er sie fest. Sie wollte gerade fragen, doch blieb ihr keine Zeit, als er ihr einen Kuss auf die Lippen drückte. Überrascht sah sie ihn an, doch schnell hatte sie realisiert, was gerade passierte und schloss die Augen. Es war ein unschuldiger Kuss, ganz sanft und zart, um genau zu sein, war das ihr erster Kuss. Sie lösten sich voneinander und sahen sich an. Keiner sagte etwas und doch lächelten sie selig.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück