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Engel tragen nicht immer Flügel

von

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Feuer und ein unerwartetes Angebot

Kapitel 3: Feuer und ein unerwartetes Angebot
 

Liliana stand mit Mark auf dem Arm und Lola an der Hand vor dem Mietshaus in dem sie wohnten und sah zu wie Flammen ihr zu Hause zerstörten. Es war kurz nach halb sieben gewesen. Als die Feuerwehr an ihrer Wohnungstür geklingelt hatte. Die Zeit hatte gerade noch gereicht um sich die Jacken und ihre Handtasche zu schnappen, bevor sie das Haus verließen. Jetzt standen sie neben einem Krankenwagen und sahen dabei zu wie ihre Existenz in Flammen aufging. Lily drückte ihre Kinder an sich, eine Träne lief über ihre Wange. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte, wohin sie mit den Kindern gehen sollte. Ihre Eltern hatten sich nach der Trennung von Brad sprachen ihre Eltern kein Wort mehr mit ihr. Brad war doch so ein toller Mann, warum hast du dich nur von ihm getrennt? Die Kinder brauchen ihren Vater! Egal wie Liliana auch argumentiert hatte. Klaus und Maria Berger standen auf der Seite ihres Exmannes. Also war Liliana ihren eigenen Weg gegangen, hatte sich und den Kindern ein unabhängiges Leben aufzubauen versucht. Das alles war mit einem Schlag vorbei. Wohin sollten sie jetzt? Sie kannte niemanden, der sie einfach so aufnehmen würde und ein Hotel konnte sie sich nicht leisten. Vorsichtig setzte sie Mark ab und wühlte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. Zumindest Adam müsste sie anrufen, zur Arbeit konnte sie wirklich nicht. Mit zitternden Händen hielt sie inne. Sie hatte nicht einmal seine private Nummer und dass er um sieben Montagmorgens bereits in der Firma war, war unwahrscheinlich. Die einzige Nummer die sie hatte war die von Jonathan. Also würde sie ihn anrufen. Sie wählte und wartete dann, dass jemand abhob.

„Jonathan Clark!“ Als sie seine ruhige Stimme hörte sackten ihr fast die Knie weg.

„Hallo hier ist Liliana Berger!“ dann schluckte sie erst einmal und kämpfte gegen die Tränen an. Nur unter stocken schaffte sie ihm zu erzählen, was geschehen war.

„Oh Gott! Ich hol dich sofort ab!“ Jonathan klang geschockt.

„Ich will dir keine Umstände bereiten!“ Doch davon ließ er sich nicht abhalten, sondern machte sich sofort auf den Weg zu Lily.

„Hey, geht es euch gut?“ Liliana erschrak, als Jonathan plötzlich hinter ihnen auftauchte, ließ es allerdings zu, dass er sie auf ihr leises „Uns geht es gut!“ in seine Arme zog.

„Kommt mein Wagen steht dort hinten!“ Lily liefen Tränen über die Wangen und sie fing an unkontrolliert zu zittern.

„Ich weiß doch nicht wo hin!“ Lola strich ihrer Mutter unsicher über den Rücken, die Augen ängstlich geweitet.

„Ganz ruhig Liliana, wir finden eine Lösung! Ihr kommt jetzt erst mal mit zu meinem Wagen und dann fahren wir zu Adam!“ Liliana wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Warum zu Adam?“ sanft schob Jonathan die junge Frau Richtung seines Wagens.

„Weil ich in einer viertel Stunde bei ihm sein soll! Außerdem denken zwei Köpfe besser als einer!“ Wortlos ließ Liliana es zu, dass der Blonde sie und ihre Kinder in sein Auto setzte und es startete. Was hatte sie auch eine andere Wahl. Keine!
 

Adams Haus lag in einem der gehobeneren Stadtviertel. Es war ein großes, aber gemütlich wirkendes Gebäude mit großen Garten und einer langen auffahrt. Jonathan parkte seinen Wagen vor der Tür und stieg dann aus um zu klingeln. Liliana und die Kinder folgten ihm zögerlich. Als der Summer des Türöffners erklang drückte Jonathan die Tür ohne zu zögern auf und ging los. Liliana folgte ihm in eine kleine Eingangshalle, von der eine Treppe nach oben und eine nach unten führte. Jonathan nahm ohne zu zögern die nach unten. Am Absatz angekommen wandte er sich nach links und stieß eine unscheinbare Metalltür auf.

„Morgen Adam, Timo!“ Sie betraten einen perfekt ausgestatteten Trainingsraum. Liliana sah sich mit großen Augen um. Das war mit Sicherheit nicht billig gewesen. Dann fiel ihr Blick auf die Therapiebank in der Mitte des Raums. Adam lag auf dem Rücken, die Beine angestellt und sah zu ihnen herüber. Anscheinend hatte er die Übung die er gerade gemacht hatte unterbrochen. Der Mann neben ihm sah sie ein wenig genervt an und legte die Hand dann auf Adams linkes Knie.

„Los, Junge. Ein letztes Mal noch, dann hast dus für heute geschafft!“ Adam biss sich auf die Unterlippe und hob dann langsam sein Becken an, bis seine Oberschenkel und sein Körper eine Linie ergaben.

„Sehr gut und Halten! Komm, hier bleib an meiner Hand!“ Der Mann legte eine Hand auf Adams Bauch, als dieser wegzusacken drohte.

„Noch fünf, vier, drei, zwei, eins und langsam absetzten! Sehr gut!“ Adam atmete schwer und fuhr sich durch das klatschnasse Haar. Dann setzte er sich langsam auf und Lilys Blick blieb an seinem durchtrainierten Oberkörper hängen. Sie hätte nie gedacht, dass er unter seinem Anzug feindefinierte Muskeln versteckte. Aber wenn man mal überlegte, wie er seinen Alltag wohl meisterte war das nur selbstverständlich. Und das wurde noch einmal deutlich, als er sich ohne Probleme von der Bank in seinen Rollstuhl hievte und dann dem Therapeuten die Hand schüttelte.

„Dann bis übermorgen!“ Der Mann nickte.

„Ja, bis übermorgen, Adam!“ Adam wandte sich Jonathan zu und kam näher. Lily konnte ihren Blick noch immer nicht von ihm losreißen und sie bemerkte mehrere hauchfeine, bereits verblassten Narben auf seinem Brustkorb und dem Bauch.

„Du bist früh dran! Und warum hast du Liliana mitgebracht?“ Er wirkte alles andere als begeistert. Verständlich, immerhin drangen sie einfach so in seine Privatsphäre ein.

„Entschuldigung, wir gehen. Mark, Lola…“ Liliana nahm ihre Kinder an der Hand und wollte zur Tür, als Adam sie mit einem leisen Seufzen zurückhielt.

„Bleibt. Ich geh duschen, danach können wir reden! John, bring sie in die Küche und kümmere dich ums Frühstück!“ Damit verließ Adam den Raum du auch Jonathan führte Liliana und die Kinder wieder nach oben und in eine geräumige gelbweiße Essküche.

„Setzt euch, ich koche Tee!“ Es herrschte ein eher bedrückendes Schweigen im Raum. Lily starrte in ihre Tasse, die Kinder machten sich über das Müsli her, das Jonathan ihnen hingestellt hatte und er selbst betrachtete Lily.

„Also?“ Adam rollte in die Küche und nahm eine Tasse aus dem Schrank um sich Tee einzugießen.

„In unserer Wohnung hat es gebrannt. Ich habe Jonathan angerufen, damit er dir Bescheid sagt, dass ich nicht zur Arbeit kommen kann. Er hat darauf bestanden uns abzuholen.“ Fasste Liliana in kurzen Sätzen ihren Morgen zusammen.

„Warum hast du sie dann nicht einfach in ein Hotel gefahren?“ Jonathan zögerte zu antworten, obwohl Adams Frage eindeutig an ihn gerichtet war.

„Das kann ich mit finanziell nicht leisten!“ Liliana senkte den Blick und verbarg ihr Gesicht hinter ihren langen Locken.

„Wir kamen mit dem was ich verdiene gerade so aus, jetzt weiß ich nicht weiter!“ Es war still am Tisch, Adams graue Augen betrachteten Lily lange und durchdringend.

„Ihr könnt erst einmal hier bleiben!“ Lily riss den Kopf hoch und sah ihn mit geweiteten Augen ungläubig an. Hatte sie gerade richtig gehört? Bot ihr Chef ihnen da gerade wirklich an, bei ihm zu wohnen.

„Ich meine es ernst. Das Haus ist groß genug, der Platz ist also da und ich möchte nicht, dass ihr Weihnachten auf der Straße verbringen müsst. Also könnt ihr erst einmal hier bleiben!“ Wiederholte Adam seine Worte und rieb sich dabei den Nacken. So als überraschte ihn sein Angebot selbst. Jonathan war definitiv überrascht. Er sah zu seinem Freund, der in Jeans und einem grauen Hemd vor ihm saß und so ganz anders reagierte als er erwartet hatte. Klar, er hatte gewusst, dass Adam die alleinerziehende Mutter niemals einfach so aus dem Haus jagen würde. Aber dass er sie hier wohnen ließe… Nein, damit hatte er definitiv nicht gerechnet. Adam mochte es ja schon nicht, wenn er Besuch bekam und auch Jonathan selbst ließ er höchstens mal eine Nacht in seinem Haus verbringen.

„Danke!“ Adam winkte ab und widmete sich dann seinem Tee. Bis Jonathan schließlich aufstand und den Tisch abräumte.

„Wir sollten langsam los!“ Adam nickte und stellte seine Tasse ebenfalls in die Spülmaschine.

„Ich muss Mark und Lola noch in den Kindergarten bringen und dann sollte ich vielleicht noch das nötigste einkaufen, Zahnbürste und ein paar Wechselkleider und ähnliches.“ Wortlos rollte Adam hinaus zur Garderobe und nahm einen Schlüssel aus dem Schlüsselkasten.

„Hier, du kannst meinen Wagen nehmen! Und hier…!“ Damit reichte er ihr noch eine Kreditkarte aus seinem Geldbeutel. Entsetzt sah Liliana ihn an. Das kann ich nicht annehmen, doch Adam drückte ihr die Karte zusammen mit dem Autoschlüssel in die Hand.

„Sieh es als Leihgabe, zahl mir das Geld das du jetzt brauchst um alles zu kaufen, was ihr braucht, einfach dann zurück, wenn du kannst! Und Liliana…“ er sah zur Küchentür, wo Jonathan gerade damit beschäftigt war, den Kindern ihre Jacken überzuziehen.

„…besorge den beiden eine Kleinigkeit zu Weihnachten. Ich möchte nicht, dass unschuldige Kinder wegen einem Feuer auf Weihnachten verzichten müssen!“ Adams graue Augen wirkten traurig und straften sein Lächeln lügen. Liliana beugte sich zu ihm hinunter und umarmte ihn kurzerhand fest.

„Danke! Danke für alles!“ Dann nahm sie die Kinder und ging hinaus zur Garage und stieg in den Sportwagen, für den Adam ihr die Schlüssel gegeben hatte. Zuerst setzte sie die Kinder im Kindergarten ab und fuhr dann weiter zur Einkaufsmeile, wo sie den teuren Wagen im Parkhaus abstellte und dann einkaufen ging. Nach einer knappen Stunde hatte sie Kleider für sich und die Kinder, außerdem Hygieneartikel und für Lola ein Puzzel gekauft. Fehlte nur noch ein Geschenk für Mark. Lily ging in die Kuscheltierabteilung und suchte für ihren Sohn einen Bären mit eingebauter Spieluhr aus. Dann blieb sie unschlüssig stehen. Sie würde gerne noch etwas für Adam zu Weihnachten kaufen. Immerhin hatte er sehr viel für sie getan. Er hatte ihr geholfen, als sie Hilfe am dringendsten Brauchte und er unterstützte sie immer noch. Aber was schenkte man seinem Chef. Eine Krawatte? Sie hatte wirklich keine Ahnung. Sie machte sich gerade schweren Herzens daran das Kaufhaus zu verlassen, als ihr Blick auf ein Regal mit Tassen fiel. Sie könnte ihm einfach eine Tasse kaufen und dazu eine Auswahl Tee, denn wenn sie in den wenigen Tagen, die sie jetzt schon für Adam arbeitete etwas mitbekommen hatte, dann, dass er Tee liebte. Das war zwar nichts besonderes, aber er könnte immerhin etwas damit anfangen. Schnell ging sie zu dem Regal und las die Aufdrucke. „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wusste das nicht, und hat´s einfach gemacht!“ Dieser Spruch gefiel ihr am besten und Kurzerhand kaufte sie die Tasse und zwei Teesorten. Ein Kräutertee und ein Weihnachtstee mit dem Namen Kaminfeuer.

Um kurz nach Zehn war sie im Büro, nachdem sie Adams Auto in der Tiefgarage geparkt hatte.

„Ich bin da!“ Damit betrat sie Adams Büro und blieb überrascht stehen. Ihr Chef saß auf dem dicken Teppich und schob vor sich auf dem Boden Bilder hin und her.

„Du hättest nicht herkommen müssen! Nach dem was passiert ist.“ Er hielt kurz inne in dem was er da tat und fing dann wieder von vorne an. Liliana kam näher und kniete sich neben ihn.

„Was machst du da?“ Er seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.

„Das neue Werbegesicht aussuchen!“ Mit einer ausladenden Bewegung deutete er über die Bilder.

„Sag mir doch mal, welches dir am besten gefällt!“ Liliana überflog die Bilder von verschiedenen Models und blieb dann an einem hängen. Eine junge Frau saß an einem Schreibtisch und sah über die Schulter zum Betrachter.

„Ihre Ausstrahlung gefällt mir. Sie wirkt seriös und gleichzeitig locker!“

„Okay!“ Adam nahm das Bild und zog sich wieder in seinen Rollstuhl hoch.

„Kannst du den Rest der Bilder aufsammeln?“
 

Um halb sechs betrat Liliana Adams Büro wieder.

„Adam, ich muss die Kinder aus dem Kindergarten hohlen!“ Er nickte.

„Okay, mach Feierabend!“ Liliana trat einen Schritt weiter an seinen Schreibtisch heran.

„Willst du nicht mitkommen? Sonst muss Jonathan dich extra noch nach Hause fahren wo ich doch auch da hin fahre?“ Adam zögerte und packte dann die Akten zusammen und fuhr seinen Computer herunter. Dann holte er seine Jacke und schloss hinter ihnen ab.

„Ich sag schnell John Bescheid.“ Keine zwei Minuten später waren sie in der Tiefgarage. Adam rutschte auf den Beifahrersitz und Lily verstaute seinen Rollstuhl im Kofferraum. Irgendwann ertrug Lily die Stille zwischen ihnen nicht mehr und sie räusperte sich leise.

„Hast du etwas dagegen, wenn ich heute Abend kochen würde? Und vielleicht mit Lola und Mark ein paar Plätzchen backen?“ Adam schüttelte den Kopf.

„Nein, mach nur. Ich werde sowieso erst einmal ein paar Runden schwimmen gehen. Was für Plätzchen möchtest du backen?“

„Hast du Stechförmchen da?“ Einen Moment starrte er nur aus dem Fenster.

„Irgendwo ganz hinten in einer der Schubladen müssten welche sein. Warum?“ Ungläubig sah Liliana ihn an und dann sofort wieder zurück auf die Straße.

„Ausstechen macht doch am meisten Spaß! Hast du noch nie Plätzchen gebacken?“ fragte sie und hielt vor dem Kindergarten.

„Nein, meine Mutter hielt davon nichts!“ Oh, Lily betrachtete ihn von der Seite. Welche Mutter buk denn keine Plätzchen mit ihren Kindern?

„Wenn du Lust hast kannst du ja mit uns backen!“ Sie lächelte ihn an, er zuckte mit den Schultern.

„Mal schauen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Saph_ira
2015-05-06T17:05:05+00:00 06.05.2015 19:05
Ein rührendes Kapitel... schnief...
Das ist sehr großzügig von Adam, dass er Lily und ihre Kinder bei sich aufnimmt. Und ich kann Lily sehr gut verstehen, dass sie für ihn auch ein Geschenk kauft. Aber sie bezahlt nicht etwa das Geschenk für ihn mit seiner Kreditkarte? Das wäre bissl unschicklich für mich.^^ Aber so ist dir das Kapitel gut gelungen. :-)

Liebe Grüße
Saph_ira


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