Zum Inhalt der Seite

Suche nach dem Glück

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erster Schritt.

18. April 2014, 10:08 Uhr:

„Findest du nicht auch, dass das Leben frustrierend ist?“ Sakura nimmt den Lockenstab, der die letzten Minuten auf einem Stuhl gelegen hatte, um die richtige Temperatur zu erreichen. In aller Ruhe fängt sie an eine der langen, blonden Haarsträhnen ihrer besten Freundin um das heiße Eisen zu wickeln, während sie über die gestellte Frage nachdenkt.

„Es gibt zwar viele Tiefen, die es zu bewältigen gilt, aber am Ende ist jeder der Schmied seines eigenen Glückes.“

„Hast du das von einem Glückskeks geklaut?“, fragte Ino mit einer hochgezogenen, perfekt gezupften Augenbraue. Sie kann im Spiegel sehen, wie Sakura ihre hellgrünen Augen verdreht. „Nicht jeder merkt sich diese Sprüche, die in Glückskeksen versteckt oder auf Kalendern gedruckt sind.“

„Aber wie soll ich mir mein eigenes Glück schmieden, Sakura? Das hilft mir wirklich kein bisschen. Ich schaffe es nicht einmal meine Gefühle in den Griff zu bekommen.“ Am liebsten würde sich Ino auf die Ablage legen, ihre Arme um ihren Kopf schlingen und den übrigen Tag verschlafen. Was macht sie hier überhaupt? Ino hat das Gefühl, dass sie gar nicht hier sein sollte. Das Ganze scheint ein riesiger Fehler zu sein und sie spürt, wie sich eine riesige Katastrophe anbahnt. Sie fühlt sich hier vollkommen fehl am Platz und sollte so schnell wie möglich ihre Beine in die Hände nehmen und wegrennen!

„Dann rede mit mir über deine momentanen Gefühle und Gedanken, vielleicht kann ich dir helfen Klarheit zu erlangen.“ Sakura merkt wie unruhig die Blondine plötzlich ist, weshalb sie zur Sicherheit den Lockenstab von Ino weg hält. Zum Glück, denn kaum hat Sakura ihre Frage ausgesprochen, steht Ino ruckartig auf und dreht sich zu ihr um. Drei Mal öffnet und schließt sie ihren, mit rotem Lippenstift verschönerten, Mund. Sie weiß nicht, ob es so kurz vor der Hochzeit etwas bringt über ihre Vergangenheit und ihr Gefühlschaos zu sprechen. Doch Sakura ist seit zehn Jahren ihre beste Freundin, weshalb es nicht schaden kann mit ihr darüber zu sprechen. Mit einem lauten Seufzer lässt Ino sich wieder in den Stuhl fallen, denn ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass dies ein sehr nervenaufreibendes Gespräch wird.

„Weißt du noch, damals auf dem College? Zu der Zeit war ich rundum glücklich.“
 


 

- ♥ -
 

April 2006:

Es war ihr zweites Jahr auf dem College und Ino genoss das Leben in vollen Zügen. Von Klein auf konnte sie ein sorgloses Leben genießen, da es ihr an nichts mangelte. Ihre Eltern waren wohlhabend genug, um Ino ein einzigartiges Leben bieten zu können und schenkten ihr all die Liebe, die sie hatten. Dazu kam ein beschaulicher Freundeskreis, welcher sich seit der Zeit auf dem College auf ein paar nahe Freundschaften beschränkt hatte. Wenn man dann auch noch Shikamaru - mit dem sie seit ihrem siebzehnten Lebensjahr zusammen war - dazu zählte, war ihr Glück perfekt.

An einem wunderschönen, wolkenlosen Nachmittag, hatte Shikamaru seine Freundin entführt, um mit ihr einen kleinen Waldspaziergang zu unternehmen. Er wusste zwar, dass sie kein großer Natur Fan war, aber trotzdem ging er das Risiko ein sie zu seinem neuen Lieblingsplatz mitzunehmen. Das Paar besaß unterschiedliche Interessen, die in den letzten zwei Jahren noch einmal um einiges auseinander gegangen waren. Trotzdem versuchten sie für die Vorlieben des anderen offen zu sein und machten hin und wieder Dinge mit, auf die sie eigentlich überhaupt keine Lust hatten. Auch wenn Shikamaru fand, dass er öfter derjenige war, der nachgeben musste und letztendlich von Ino mitgeschleift wurde. Doch am Ende machte es ihm kaum etwas aus, da er sich dann nur noch darüber freute, dass sie glücklich war und er etwas mit seiner Freundin unternehmen konnte.

„Musste es unbedingt der Wald sein? Hätte es nicht auch der Garten getan?“, beschwerte sich Ino, die mittlerweile schwer atmete. Sie konnte diesen steilen Wanderweg kein bisschen leiden und sich an der Natur zu erfreuen fiel ihr ebenfalls schwer. Dabei schrieb sie sich in Gedanken ein Memo, dass sie in Zukunft öfter mit Sakura Sport treiben sollte, um sich fit zu halten.

„Es ist nicht mehr weit und es lohnt sich wirklich“, entgegnete der Braunhaarige, der den geflochtenen Korb trug. Er hatte seine Mutter heute Vormittag gebeten den Picknickkorb vorzubereiten, da er selbst das nicht konnte. Außerdem war er in gewisser Weise altmodisch und fand, dass so etwas der Job einer Frau war.

„Das will ich auch hoffen“, gab sie mit einem langen Seufzer von sich. Ino bemerkte, dass ihr Freund, der ihr mehrere Schritte voraus war, stehen blieb, weshalb sie automatisch ebenfalls anhielt. Ein belustigtes Grinsen machte sich auf Shikamarus Gesicht breit und er streckte seine Hand aus. „Na komm schon.“

Ino gab einen beleidigten Laut von sich, ehe sich ein Lächeln auf ihre Züge schlich und sie die acht Schritte zu ihm so schnell wie möglich überwand. Nachdem sie seine Hand genommen und ihre Finger miteinander verschränkt hatte, drückte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Händchenhaltend führten sie also ihren Weg fort, bis sie an einer großen Lichtung ankamen, die von einem bunten Meer aus den unterschiedlichsten und schönsten Blumen bewachsen war. Dieser Anblick verschlug Ino regelrecht die Sprache. Es war wirklich ein wundervolles Fleckchen Erde und wirkte so rein und unberührt. Wie ein kleines Stück Himmel.

„Na, habe ich zu viel versprochen?“, fragte er mit einem zufriedenen Grinsen. Er ließ die Hand seiner Freundin los und begab sich in die Mitte des kleinen Blumenfeldes, wo er auch gleich die grüne Decke aus dem Korb nahm und ausbreitete. Ino ließ währenddessen die gesamte Pracht noch ein wenig auf sich wirken und sog die verschiedenen Düfte der Blumen ein. Es stimmte, sie und die Natur waren nicht die besten Freunde, aber Blumen musste man einfach lieben!

Während sie eifrig die Pflanzen pflückte, um zwei hübsche Sträuße herstellen zu können, hatte Shikamaru es sich auf der Decke gemütlich gemacht. Seine Arme hatte er nach hinten ausgestreckt, um den Oberkörper abzustützen und somit Ino beobachten zu können. Meistens nahm die junge Frau ihn zu irgendwelchen überfüllten und lauten Orten mit, um etwas Neues auszuprobieren oder etwas interessantes zu unternehmen. Allerdings waren diese Sachen selten etwas für ihn. Shikamaru bevorzugte ruhige Orte, an denen er nicht alle fünf Schritte jemanden anrempelte, frische Luft genießen, seinen Gedanken nachhängen und sich entspannen konnte. Diese Lichtung war einer dieser Orte, die er so sehr liebte.
 

Zufrieden ließ sich Ino neben ihrem Freund nieder. Es gefiel ihr hier wirklich sehr, was sie ziemlich wunderte. Im Normalfall waren solche Plätze nichts für sie und die Blondine empfand die Aktivitäten, die Shikamaru Vorschlug, meistens für absolut langweilig. Ihre himmelblauen Augen wanderten zu dem Braunhaarigen, der mittlerweile auf der Decke lag und seine Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Da Shikamarus Augen geschlossen waren, döste er entweder oder dachte gerade über irgendetwas nach. Lächelnd betrachtete sie ihn eine halbe Minute lang, ehe sie ihm einen unschuldigen Kuss auf die Wange drückte. „Es ist wirklich wunderschön hier. Ich würde in Zukunft gerne öfter mit dir hier her kommen.“

Mit einem lauten Gähnen öffnete der Braunhaarige sein linkes Augenlid, um seine Freundin anzusehen. „Wenn du diesen ach so schwierigen Waldweg noch öfter in Kauf nehmen willst, scheint es dir wirklich zu gefallen“, entgegnete er belustigt.

„Beim nächsten Mal trägst du mich einfach den Berg hoch“, meinte sie grinsend. Ino fing an einen der geplanten Blumensträuße zusammen zu stecken und versuchte dabei verschiedene Farbkombinationen aus. Nachdem er sein Auge wieder geschlossen hatte, sagte Shikamaru: „Das kannst du vergessen.“

„Vielleicht sollte ich mir einen stärkeren Mann zulegen, der mich wortwörtlich auf Händen trägt“, versuchte sie ihren Freund aufzuziehen. Als sie mit dem zusammengestellten Strauß aus Lavendel, Christrosen und Veilchen fertig war, band sie ihn mit dem Halm einer Blume zusammen.

„Dann sucht euch bitte eine andere Stelle. Ich liebe diese Lichtung zu sehr, um sie mit euch zu teilen“, sagte er unbeeindruckt. Ino warf ihm einen vernichtenden Blick zu und warf ihn daraufhin mit einigen Primeln ab, die sie gerade zum zweiten Strauß hinzufügen wollte. Als Shikamaru die weichen Blütenblätter und Stiele auf seiner Haut spürte, öffnete er verwundert seine Augen und bemerkte sofort den Blick seiner Freundin.

„Du liebst diesen Ort also viel zu sehr, um ihn zu teilen“, wiederholte sie seine Worte schnippisch und widmete sich wieder den Blumen. Shikamaru brauchte einen Moment, um zu überlegen was er sagen sollte. Nur ein falsches Wort und diese Situation würde in einen Streit ausarten und darauf hatte er gerade wirklich keine Lust. Nicht, dass er überhaupt jemals Lust auf Auseinandersetzungen hätte. Er setzte sich auf und sammelte dabei die Primeln ein, die nun verstreut um ihn herum lagen. „So war das nicht gemeint. Deine Aussage, dass du dir einen anderen Mann zulegen würdest war doch auch nicht ernst gemeint oder?“

Shikamaru hielt seiner Freundin den Strauß aus Primeln hin, weshalb sie diese entgegen nahm und ihr Blick dabei kurz von ihm abwich. Nach einem tiefen durchatmen beruhigte sie sich wieder und vollendete den zweiten Blumenstrauß, welchen sie ebenfalls mit einem Blumenstiel zusammenband. Ino reichte ihrem Freund den ersten Strauß, als sie sagte: „Ja, tut mir leid. Gib den Strauß deiner Mutter, als Dankeschön für das Picknick.“ Sie kannte ihren Freund zu gut, deswegen wusste sie ganz genau, dass seine Mutter das Essen im Korb zubereitet hatte.

„Mache ich, danke.“ Er nahm die Blumen entgegen, legte den Strauß allerdings zu dem anderen auf die Wiese. Ino holte in der Zwischenzeit schon einmal die Lunchboxen aus dem Korb und stellte sie geöffnet auf der Decke ab. „Sie hat sich, wie immer, sehr viel Mühe gegeben“, stellte sie bei dem Anblick fest.

Shikamaru nickte bestätigend und nahm sich eines der Reisbällchen, da er mittlerweile Hunger hatte. Seine Mutter gab sich immer besonders Mühe, wenn sie wusste, dass Ino mitessen würde. Vom ersten Moment an, hatte sie die Blondine ins Herz geschlossen und manchmal hatte er das Gefühl, dass seine Mutter Ino noch mehr liebte als er selbst. Außerdem war sie der Ansicht, dass Shikamaru sie nicht dauerhaft halten könne, wenn sie sich nicht ab und zu in ihre Beziehung einmischen würde. Auch wenn es ihn oft nervte, konnte er nichts dagegen machen. Gegen seine Mutter kam Shikamaru einfach nicht an. Während er darüber nachdachte, sah er zu seiner Freundin, welche die Einmischungen kein bisschen zu stören schien.

„Ich habe mir gedacht, wir könnten heute Abend auf dieses Festival gehen, von dem du schon seit Wochen schwärmst“, schlug er vor. Ino, die sich eines der Sandwiches stibitzt hatte, sah den Braunhaarigen irritiert an. Langsam zerkaute sie den Bissen in ihrem Mund, um die Zeit zu nutzen Shikamaru einer gründlichen Musterung unterzuziehen. „Du willst freiwillig auf ein Festival?“

Ihm entging ihr misstrauischer Tonfall und ihr verwirrter Gesichtsausdruck nicht, aber er konnte ihre Reaktion verstehen. Wahrscheinlich wäre seine auch nicht anders ausgefallen, wenn sie eine Bootsfahrt oder ähnliches vorgeschlagen hätte. Schulterzuckend antwortete er: „Du hast dich doch letztens darüber beschwert, dass ich mir kaum Mühe gebe und du das Gefühl hast, dass unsere Beziehung festgefahren wäre.“

Sofort hellte sich ihre Miene auf. Sie hatte tatsächlich immer mehr das Gefühl bekommen, dass die Beziehung der beiden langsam einschlief, weshalb es sie sehr freute, dass Shikamaru mit ihr auf das Festival gehen würde. Immerhin wusste Ino wie viel Überwindung ihn das kostete. Stürmisch umarmte sie ihren Freund. Natürlich würde sie sich ebenfalls Mühe geben, um ihre Beziehung am Leben zu erhalten!
 


 

- ♥ -
 

„Um es kurz zu fassen: Du denkst, dass einzig und allein Shikamaru dich glücklich machen kann und dass er der Mann an deiner Seite sein sollte?“, will Sakura wissen, während sie an ihrer vorigen Tätigkeit anknüpft und der Blondine weitere Locken dreht. Sie kann nicht abstreiten, dass Ino damals wirklich unheimlich glücklich mit Shikamaru gewesen ist. Doch Sakura war die letzten Jahre auch davon ausgegangen, dass Ino über ihren Exfreund hinweg ist. Zumal sie ihr das mehrmals bestätigt hat.

„Ja, ganz genau!“ Inos Stimme ist so laut, dass sie als Schrei durchgehen kann, worüber sie sich selbst erschreckt. In den nächsten Sekunden verfliegt ihr Enthusiasmus allerdings wieder, weshalb sie mit einer ihrer gelockten Strähnen spielt. „Nein, ich weiß es einfach nicht...“, gibt sie kleinlaut von sich.

Sakura lässt eine weitere perfekte Locke über Inos Rücken fallen und betrachtet dabei ihr Spiegelbild. In den ganzen Jahren, ist es nur selten vorgekommen, dass sie ihre Freundin so gesehen hat, weshalb es wirklich ernst zu sein scheint. „Wann hast du denn angefangen wieder etwas für ihn zu empfinden?“

Gedankenverloren zupft sie an ihrer Haarsträhne herum. Das war wirklich eine gute Frage. Wann hat ihr Gefühlschaos begonnen? Während sie ihre grauen Zellen durchforstet, streicht sie mit ihren Spitzen über ihre Nasenspitze. „Ich denke, es fing einige Wochen nach der Hochzeitseinladung an.“

Ein nachdenklicher Laut verlässt Sakuras Kehle, als sie beschließt ihre Gedanken erst einmal für sich zu behalten. Vorerst würde sie Ino noch ein wenig zuhören und selbst die alten Tage in ihren Erinnerungen aufleben lassen.

„Wieso heiratet dieser Trottel überhaupt?! Früher war er immer der Meinung, dass die Ehe nur ein sinnloses, überteuertes Fest ist, wofür man am Ende nur ein Stück Papier und eine noch kostspieligere Scheidung bekommt!“, schimpfte Ino.
 

- ♥ -
 

September 2006:

Wegen einer bevorstehenden Prüfung im Fotografie Kurs, hatte sich Sakura von Sai – der ebenfalls diesen Kurs besuchte und ein guter Freund von ihr war – eine Fotokamera ausgeliehen. Gewappnet ging sie daraufhin zu einer wunderschönen Stelle an der Bucht, die sie im letzten Jahr mit Shikamaru entdeckt hatte. Auf dem Weg dorthin waren ihr mehrere Motive ins Auge gesprungen, welche sie sofort mit der Kamera eingefangen hatte: Ein entzückendes Schwanenpaar, das erst nebeneinander schwamm und sich danach in die Lüfte erhob; ein hübsches, kleines Mädchen, welches einen Frosch beobachtete und ihm daraufhin hinterher rannte; ein Springbrunnen, dessen Fontäne gerade in die Luft stieg und nicht zu vergessen; der Himmel, der an dem heutigen Tag aussah als wäre er einem Gemälde entsprungen.

An der Bucht angekommen, schoss sie auf dem Weg zur gewünschten Stelle noch einige Fotos. Sie liebte es dort einfach, da das Fleckchen oft Menschenleer war. Dadurch konnte man die Umgebung und die Natur perfekt auf sich wirken lassen, wie auch in aller Ruhe seinen Gedanken nachhängen. Sakura hing sich die Kamera um den Hals und kletterte danach vorsichtig einen Felsen hinauf, von wo aus sie einen noch viel besseren Ausblick hatte.

Das weite Meer erstrahlte in einem wunderschönen Blauton und Sakura glaubte in der Ferne ein paar Delfine entdeckt zu haben, weshalb sie auf den nächsten Felsen sprang. Sie benutzte den Zoom, um herauszufinden ob ihre Vermutung richtig war und das war sie tatsächlich! Dort draußen schwammen zwei Delfine, die miteinander herumzualbern schienen. Um ein gutes Bild von ihnen zu bekommen, ging sie zwei kleine Schritte nach rechts und beugte sich so weit nach vorne wie sie konnte. Nachdem sie den Auslöser betätigt hatte, bemerkte sie allerdings, dass sie am Rand des Felsens stand. Als Sakura sich langsam in die sichere Mitte begeben wollte, verlor sie das Gleichgewicht, weshalb sie mit einem erschrockenen Schrei hinunter stürzte.

Unten angekommen, breitete sich auch schon der erste Schmerz in ihrem Körper aus, nachdem sie sich mit den Armen aufgestemmt hatte. Mit einem verzerrten Gesicht fasste sie sich an ihren Kopf, wobei sie den Sand in ihrem rosafarbenen Haar verteilte. Die Frage war nur, wieso die Landung im Sand so schmerzte. Die Antwort folgte, als Sakura eine männliche Stimme vernahm. „Runter“, knurrte die tiefe Stimme.

Geschockt riss sie ihre Augenlider auf und blickte direkt in zwei schwarze Augen, die alles andere als erfreut wirkten. Eingeschüchtert von dem kühlen Blick, versuchte sie eine Entschuldigung rauszubringen. „Sofort“, erklang die fremde Stimme ein zweites Mal.

Augenblicklich sprang Sakura auf, da sie ihn irgendwie unheimlich fand. Stumm beobachtete sie, wie er sich erhob und daraufhin versuchte den Sand aus seinem pechschwarzen Haar zu schütteln. Dabei würdigte er sie keines Blickes, was ihr mindestens genauso unangenehm war wie der kalte Blick, mit dem er sie vorhin gestraft hatte. Trotzdem schenkte sie ihm eine tiefe Verbeugung. „E-Es tut mir wirklich, wirklich ausgesprochen leid. Ich bin ausgerutscht und … und ich hoffe du hast dich nicht verletzt.“

„Hmpf.“ Mehr bekam sie von ihrem Gegenüber nicht zu hören, weshalb sie sich wieder aufrecht hinstellte. Aus irgendeinem Grund war Sakura wirklich angenervt von dieser Reaktion. Er hatte bis jetzt zwar nur zwei Worte gesagt, doch das bewies immerhin, dass er reden konnte und obwohl sie ihm erklärt hatte, dass sie es weder mit Absicht getan hatte, noch etwas dafür konnte, gab er lediglich einen genervten Laut von sich. Waren ein wenig Höflichkeit und Anstand wirklich zu viel verlangt?

„Ich kann mir vorstellen, dass es keine schöne Erfahrung für dich war, aber für mich war das auch nicht unbedingt einer meiner schönsten Momente im Leben! Mit Sicherheit habe ich das nicht Absichtlich getan und hätte ich meinen Landeplatz aussuchen dürfen, wäre meine erste Wahl bestimmt nicht irgendein wildfremder Mann gewesen!“, versuchte sie ihm noch einmal die Situation genauer zu Erklären – auch wenn sie dabei nicht mehr ganz so ruhig war. „Jedenfalls geht es mir nach dem Sturz bestens, danke der nachfrage.“ Demonstrativ drehte sie ihren Kopf zur Seite und gab dabei einen schnippischen Ton von sich.

Wieso regte sie sich überhaupt auf? Sie kannte diesen Mann nicht einmal und würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Deswegen sah es auch nach einem sinnlosen Unterfangen aus sich hier und jetzt zu streiten. Sakura hob die Fotokamera auf, die wenige Schritte von ihr entfernt im Sand gelandet war und machte sich auf den Heimweg, da sie genug Fotos aufgenommen hatte.

„Hey.“ Als sie schon mehrere Schritte hinter sich hatte, ertönte abermals seine Stimme. Wieder nur ein einziges Wort. In ihrem Inneren kämpfte Sakura mit der Entscheidung, ob sie ihn ignorieren oder darauf reagieren sollte. Letztendlich blieb sie dann stehen und drehte sich zu dem schwarzhaarigen Mann um. Dieser spielte mit ihrem Strohhut, während seine Augen sie fixierten. Stumme Flüche schwirrten durch ihren Kopf, als sie zu ihm zurück stampfte, um sich ihren Hut zu schnappen.
 


 

- ♥ -
 

4 Tage später:

„Kannst du den Test nicht für mich machen?“, fragte Ino verzweifelt, obwohl sie ganz genau wusste was für einen Unsinn sie von sich gab. Sie hatte sich mit ihrer besten Freundin im Badezimmer eingeschlossen, was diese immer wieder als zu riesig empfand – wie auch alles andere in Inos Elternhaus. Sakura hatte sich auf den Rand der großen Wanne gesetzt, welche mitten im weiß gefliesten Zimmer stand, und betrachtete diesen Test, den Ino ihr vor die Nase hielt.

„Ich könnte schon. Doch alles was der Test uns verraten würde, wäre dass ich nicht schwanger bin - und das weiß ich auch so.“

Von Ino ging ein Geräusch aus, das wie ein Fauchen klang. Dabei beäugte sie skeptisch den Schwangerschaftstest in ihrer Hand. Früher hatte sie diese Mädchen, die in dieser Lage waren ständig ausgelacht, da sie davon ausgegangen war, dass es eine Ausrede sein musste, wenn sie behauptet hatten, dass die Verhütung versagt oder sie es dieses eine Mal vergessen hatten. Nun stand sie hier und war selbst eines dieser Mädchen. Tief atmete sie ein und als sie ihren Mut erfasste, stieß sie die Luft wieder aus und begab sich zur Toilette.

Nachdem sie getan hatte, was sie tun musste um der Gewissheit einen Schritt näher zu kommen, legte sie den Plastikstreifen neben Sakura ab. Danach stellte sie den Wecker ihres iPhones ein, damit dieser in fünf Minuten klingeln würde, und platzierte es neben dem Schwangerschaftstest. Unruhig kaute sie auf dem Fingernagel ihres Daumens herum, ehe sie sich dafür entschloss sich in die trockene Badewanne zu setzen. Besorgt betrachtete Sakura ihre beste Freundin. Da sie weder wusste, was sie in dieser Situation sagen, noch machen sollte, ließ sie sich nun ihrer Freundin gegenüber in der Wanne nieder. Es verging fast eine Minute, in denen sie sich einfach nur ansahen und schwiegen.

„Bitte erzähl mir etwas. Lenk mich ab“, flehte Ino sie an. Während sie sich zurück lehnte, dachte sie darüber nach worüber sie mit ihrer Freundin die nächsten vier Minuten reden könnte. Das erstbeste, das ihr eingefallen war, war diese skurrile Begegnung, die sie vor wenigen Tagen hatte. Vielleicht würde diese peinliche Geschichte Ino sogar Ablenken und ihre Laune für eine kurze Zeit ein wenig heben, weshalb Sakura mit dem Erzählen begann.

„Warte. Stopp. Du bist also auf einen Mann gefallen?“

„Ja“, antwortete die Rosahaarige verlegen.

„Und du erzählst mir das jetzt erst?“

„Ino“, sagte sie mahnend, „Ich wollte diesen Vorfall einfach nur vergessen.“

Gekonnt verdrehte sie ihre hellblauen Augen, ehe sich ein kleines Grinsen auf ihr Gesicht schlich. „Gut, erzähl mir wie es ausging. Hast du ihn nach seiner Nummer gefragt?“

Sakura schüttelte den Kopf und lehnte sich in der Wanne zurück. „Ich habe mir meinen Hut geschnappt und bin, so schnell wie ich konnte, abgehauen.“ Sie wusste selbst nicht, wieso sie es so eilig gehabt hatte. Dieser schwarzhaarige Mann schien sich weder darüber lustig gemacht zu haben, noch sauer gewesen zu sein, weil sie am Ende nicht mehr ganz so freundlich war. Denn er hatte sie einfach nur mit seinen kühlen, ruhigen Augen angesehen, keine Miene verzogen und lediglich den Hut mit seinem Zeigefinger kreisen lassen.

„Dann sah er also nicht gut aus. Schade, das wäre ein lustiger Anfang für eine Romanze gewesen.“

„Doch, er sah verdammt gut aus.“ Ja, Sakura musste zugeben, dass er sehr attraktiv war und sein Aussehen sie ansprach. Doch leider reichte gutes Aussehen nicht aus um miteinander klar zu kommen. Als sie das fassungslose Gesicht ihrer besten Freundin sah, konnte Sakura einen Seufzer nicht unterdrücken. „Um es zusammenzufassen: Du fällst – wortwörtlich – auf einen heißen Typ und fragst ihn dann nicht einmal nach seiner Nummer?“

„Wieso sollte ich nach seiner Nummer fragen, wenn dieser Mann es nicht einmal hinbekommt mehr als ein Wort kurz hintereinander von sich zu geben?“

Ino zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist er schüchtern.“

„Das bezweifle ich sehr.“

„Ihr hättet auch ein bisschen Spaß miteinander haben können, dafür brauch man keine Wörter“, meinte die Blondine frech. Ihr Blick fiel dabei auf den Schwangerschaftstest, dessen Ergebnis sie wirklich fürchtete. Sie war nicht bereit Mutter zu werden, sie wollte auch gar keine Kinder haben. Weder Shikamaru, noch sie würden gute Eltern abgeben, dazu waren sie einfach noch viel zu jung. Außerdem bedeutete ein Kind eine Menge Verantwortung und damit würde er wohl noch weniger klar kommen als sie. „Allerdings solltet ihr gut beim Verhüten aufpassen, sonst sitzt du in ein paar Wochen auf meinem Platz.“

„Ich habe gestern zwar bemerkt, dass er und ich sogar einen Kurs gemeinsam belegen, aber ich verzichte auf diesen Spaß.“

„Oh komm schon, Sakura. Du bist seit fast zwei Jahren Single und seitdem dein Exfreund mit dir Schluss gemacht hat, lief bei dir überhaupt nichts mehr.“

„Deswegen werfe ich mich aber nicht dem nächsten, gutaussehenden Mann an den Hals.“

„Ja, auf ihn zu fallen ist viel einfallsreicher.“ Für drei Sekunden war es wieder vollkommen still im Raum, ehe die beiden Freundinnen in schallendes Gelächter ausbrachen. Doch zehn Sekunden später verstummten die beiden wieder, da der Wecker los ging und somit das Ergebnis des Schwangerschaftstests fertig war. Ino schaltete das lästige Geräusch, das von ihrem iPhone ausging, ab und starrte den Plastikstreifen an. Sakura, die genauso angespannt war wie ihre beste Freundin, nahm den Test, um das Resultat abzulesen.

„Und?“, kam es ungeduldig von Ino.

„Ich fürchte, in ein paar Monaten wird hier alles voller Windeln sein.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Goetterspeise
2015-04-20T18:15:54+00:00 20.04.2015 20:15
Also
eigentlich war ich ja über Monate hinweg der Meinung das Kapitel gelesen und kommentiert zu haben, weshalb ich dann neugierig das nächste lesen wollte und feststellen musste, dass ich keine Ahnung habe, um was es eigentlich geht. o.ô Und dafür will ich mich entschuldigen! ich hätte es schon viel, viel früher merken müssen. Tut mir sehr leid >.<
Ich hab das erste Kapitel heute flott in der Schule durchgelesen und hoffe, dass ich das Zweite auch die Tage mal nebenbei schaffe.

Das Kapitel gefiel mir an sich sehr gut, du bringst die Charaktere wirklich gut rüber (ok, ernsthaft Shikamaru geht freiwillig wandern? Der Platz muss verdammt geil sein!) und dein Schreibstil lässt sich schön lesen. Manche Gedankensprünge waren mir etwas zu flott, bzw. kann es auch einfach sein, dass ich vorherige Anspielungen einfach überlesen habe, aber im Großen und Ganzen hat es mich doch recht gut gefesselt und das brauch ich bei FFs auch, weil ich mich sonst beim Lesen schwer tue. :) Hier nicht der Fall (also, dass ich mich schwer tue), gefällt mir sehr gut!
Zurück zum Thema (Gott, ich schreib eindeutig zu wenige Kommentare mittlerweile. Sorry).
Inos Beziehung zu Sakura finde ich wirklich schön und auch die Unterhaltung ist gut gemacht, auch wenn ich mir schon denken kann, was Sakura so im Kopf herumschwirrt, aber ich lass mich auch gerne überraschen. :D
ShikaIno ist mittlerweile nicht mehr unbedingt so meins, liegt aber eher am Ende der Serie und außerdem stand es damals ja noch auf meiner Liste, von dem her ist das eigentlich irrelevant und bisher mag ich ihr Zusammenspiel in der Rückblende wirklich sehr und bin gerade doch wieder ein bisschen begeistert davon. Vor allem, weiß ich ja nicht mal ob es auf die Beiden hinausläuft (was ich eigentlich hoffe, weil awww), aber ich lass mich da jetzt einfach mal überraschen, was du dir noch so weiter ausgedacht hast und freu mich einfach. :D
Was fällt mir sonst noch so ein?
SasuSaku! (Ich gehe mal stark davon aus, dass das Sasuke war) Gott, eigentlich wollte ich ja nicht mehr so viel mit dem Fandom Naruto zu tun haben, aber die zwei haben mich einfach mal wieder gepackt und dann hier auch noch SO eine erste Begegnung, ich musste in der Schule so lachen.
Das Ende spricht natürlich für sich, war aber nach dieser Einleitung des letzten Teils auch nicht anders zu erwarten und gerade auch, weil Shikamaru in der Gegenwart heiraten will, bin ich gerade nicht so sicher, ob ich bei der weiteren Entwicklung nicht heulen werde (also ums mal übertrieben zu sagen), aber das wird sich nach dem Lesen des nächsten Kapitels zeigen. >.<

Eine Kleinigkeit noch. Deine Rechtschreibung ist wirklich sehr gut, aber hin und wieder schreibt du Verben und Adjektive plötzlich groß. Und irgendwie fällt das in einem eigentlich fehlerfreien Text extrem auf. :'D Ich bin einfach kleinlich x.x

So und ich glaube, die Hälfte, von dem, was ich sonst noch schreiben wollte, hab ich glatt mal vergessen, aber da kann ich jetzt leider auch nicht so viel machen ;_;

Liebe Grüße, einen schönen Abend noch und bis dann. :)
Von: abgemeldet
2014-09-22T16:38:36+00:00 22.09.2014 18:38
Hallo meine Liebe :)

Ich wünschte, du könntest mich jetzt lachen sehen. Sakura fällt wirklich auf Sasuke? Dieser Einfall brillant!
Das erste Kapitel ist dir wirklich sehr gut gelungen. Ich freue mich sehr, die Fanfiction, von der du mir schon so viel erzählt hast, endlich zu lesen. Die Story schreit praktisch nach meinem Namen ;D

Ino tut mir irgendwie mega leid. Ich meine, sie bereut ihre Ehe irgendwie jetzt schon oder hat wirklich Bange. Sowas endet doch nie gut. Oh Nein, der arme Shikamaru. Jetzt herrscht Baby-Alarm.

Was ich an deiner FF wirklich fantastisch finde, ist, dass die Charaktere sich so treu geblieben sind. Ich finde, du beschreibst sie wirklich gut und man merkt, dass du dich sehr mit ihnen auseinander gesetzt hast, damit sie so gut gelingen.
Die Idee gefällt mir wirklich sehr, sehr gut und ich liebe es, dass Ino und Sakura aller beste Freundinnen sind, die alles durchstehen. Ihr Band zueinander ist so schön dargestellt. Und das Date von Ino und Shikamaru ist ja fast ein Traum. Wäre da nur nicht dieser blöde Kommentar seinerseits gefallen. Aber egal, denn man merkt, dass er Ino aufrichtig liebt und sie als Freundin unbedingt behalten möchte. Shikamaru und ein Festival? (Perfekt getroffen im Übrigen)

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ♥
Wärst du so lieb, mir das nächste Kapitel per ENS anzukündigen?

Tüdelü,
abgemeldet
Antwort von:  Valkyra
22.09.2014 19:46
Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Fanfiction gefällt und diese SasuSaku Sezne so gut ankommt. Ich musste selbst lachen, als ich das geschrieben habe. Allerdings gab es da wohl ein kleines Missverständnis: Ino ist nicht diejenige, die heiraten wird. Aber Shikamaru ist der Brätuigam. :D

Es ist wirklich schön zu lesen, dass ich die Charaktere gut (und treu) rübergebracht habe. Und natürlich kann ich dir bescheid geben, wenn das nächste Kapitel online ist. :*
Von:  Kleines-Engelschen
2014-09-21T17:51:24+00:00 21.09.2014 19:51
ein klasser anfang, bin sehr gespannt was du aus der geschichte machst. mach weiter so!

greetz
Antwort von:  Valkyra
22.09.2014 19:37
Danke für dein Lob. :)
Von:  Inox3
2014-09-21T13:59:03+00:00 21.09.2014 15:59
Super Anfang !
Ich bin absolut gespannt auf weitere Kapitel deiner FF ! :)
- Saku fällt auf Sasu? -> Genialer Einfall, ich musste selbst beim Lesen lachen :D
Antwort von:  Valkyra
22.09.2014 19:37
Hey.
Freut mich, dass dir das Kapitel und die SasuSaku Szene so sehr gefallen hat. :)
Von:  franny
2014-09-21T12:14:05+00:00 21.09.2014 14:14
Hey,
ich finde das erste Kapitel deiner ff super! Dein Schreibstil gefällt mir auch sehr. Ich bin schon auf das nächste treffen von Sasu und Saku gespannt. Freue mich schon auf das nächste Kapitel. Mach weiter so. =)=)
glg franny
Antwort von:  Valkyra
21.09.2014 15:44
Hey. Dankeschön, das freut mich sehr. :)


Zurück