Capture – Gefangennahme
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Für Sun and Stars
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1. Capture – Gefangennahme
Es war nicht so, wie es sein sollte. In Büchern siegte immer die richtige Seite. Die Guten besiegten die Bösen. Frieden und Gerechtigkeit für alle. Dies hier jedoch war nicht so, wie es gemeint war zu enden. Sie hätten gewinnen müssen. Dessen war sie sich sicher. Sie hatte nie irgendetwas anderes gekannt. Sicher waren in der Vergangenheit einige Dinge fast schief gelaufen; scheinbar unmögliche Situationen, bei denen der große Harry Potter bis auf seine Knie gezwungen wurde und es keine Hoffnung gab, dass er wieder aufstand. Doch er war immer wieder aufgestanden. Hatte immer weiter gekämpft.
Vor drei Monaten geschah es das erste Mal, dass Hermione Granger Harry Potter nicht aufstehen sah. Als Hagrid den leblosen Körper des „Jungen, der überlebt hatte“ vor all die Leute, die so lange und hart für ihn gekämpft hatten, auf den Boden legte, war die fassungslose Stille laut genug, um die verbliebenen Fenster des Schlosses zu zerschmettern. Sie erinnerte sich daran, sich zur Unterstützung an Ron geklammert zu haben und dann nur noch, wie sie um ihr Leben rannte.
Zunächst waren sie zu zehnt, gejagt wie Hunde. Einer nach dem anderen wurde erwischt. Parvati Patil und ihre Schwester Padma wurden von Greifern gefangen genommen, von ihnen wurde nie wieder etwas gehört. Terry Boot wurde von einem Todesfluch getroffen, als sie aus Liverpool geflohen sind. Und Ron...
Hermione schüttelte ihren Kopf, so als ob sie ihre Gedanken ordnen wollte und sie sah ihre Umgebung wieder klar vor sich. In einer kleinen Ansammlung von Bäumen saß die Siebenergruppe zusammengedrängt im Dickicht. Stille hing über ihnen wie bei einem bevorstehenden Untergang. Sie schaute von einem schattigen Gesicht zum nächsten und fühlte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
Als letztes überlebendes Mitglied des Goldenen Trios war sie es, die alle als Führungsperson betrachteten. Sie war diejenige, die jeden Schritt, den sie taten, entschied. Sie legte fest, wann sie ihre derzeitigen Standorte verlassen und an ihren zukünftigen erscheinen würden. Sie plante alles.
Dies war etwas, was sie bis jetzt noch nicht gewohnt war. Harry hatte immer einen Plan. Sie war für die Ausführung zuständig, aber Harry war derjenige mit den Ideen. Sie war wirklich schlecht darin Ideen zu finden. Ihre Augen schlossen sich bei der Szene vor ihr, allerdings blieb das Bild der Gruppe immer in ihrem Kopf. Luna Lovegoods Augen strahlten aufgrund des Lichts des Feuers, während sie Neville dabei beobachtete, wie er das Feuer schürte; Seamus Finnigan war dicht an Lavender Brown gedrängt; Owen Cauldwell, immer noch in seiner Hogwarts-Uniform; Ginny Weasley mit geschwollenem Leib. Wie sie und Harry noch die Zeit für so etwas gefunden hatten, wusste Hermione nicht. Andererseits hatten sie und Ron auch genug Zeit dafür gefunden...
Ihre Augen flogen erneut auf. Sie hatte ein leises Knacksen zu ihrer Linken gehört und das Herumwirbeln ihres Kopfes wurde von den anderen nachgeahmt.
„Was ist los, Hermione?“, fragte Ginny, ihre Hand legte sich schützend über ihren Bauch.
Hermione schüttelte ihren Kopf und die Stille umhüllte sie.
„Nichts, schätze ich.“
Sobald diese Worte ihren Mund verlassen hatten, war das Feuer verloschen und ein Schrei, entweder von Lavender oder Luna – Hermione war sich nicht sicher – zersplitterte die Dunkelheit wie der Schläger eines Treibers.
Panik durchflutete ihre Gliedmaßen und sie hatte Probleme damit aufzustehen. Sie griff blindlings mit einer Hand in die Dunkelheit hinein und zog ihren Zauberstab mit der anderen. Mittlerweile schrien alle, Rauf- und Kampfgeräusche füllten ihre Ohren. Sie fühlte ihre Hand mit etwas Festem kollidieren und dann, wie Finger um ihr freies Handgelenk griffen, während ihre Zauberstabhand einen harten Schlag abbekam. Ihre Hand schnappte auf und ihr Zauberstab entglitt ihr, als sich ein starker Arm um ihre Taille und eine Hand auf ihren Mund und Nase legte.
Das letzte, woran sich Hermione erinnerte, war das Gefühl eines an ihre Schläfe gedrückten Zauberstabs und das in ihr Ohr geknurrte Wort „Stupor“.