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Kami-sama Daikichi!

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bedanke mich vielmals für die Reviews! Ich habe mich sehr gefreut, dass meine Geschichte so gut gefällt! Ich werde mir weiterhin alle Mühe geben euren Wünschen gerecht zu werden!

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel! Komplett anzeigen

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Feind wie Beschützer

Author's note: Ich bedanke mich vielmals für die Reviews! Ich habe mich sehr gefreut, dass meine Geschichte so gut gefällt! Ich werde mir weiterhin alle Mühe geben euren Wünschen gerecht zu werden! Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten ein neues Kapitel hochzuladen und deswegen gibt es bereits jetzt das neue Kapitel. Aber: Am Dienstag kommt nochmal eines! :) Ich bin sehr fleißig am Schreiben und konnte deshalb schon ein wenig vorarbeiten! Alles dank eurer lieben Kommentare! Dankeschööön :* Besonders an LunaLuna!
 

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Kapitel!
 


 

~*~


 


 

Kami-sama Daikichi


 

Feind wie Beschützer


 

Schmerz. Schmerz überall. Schmerz in meinen Schultern, Schmerz in meinen Knien, aber besonders großer Schmerz in meinen Füßen. Ich wollte kein Stück mehr weiter gehen. Wir liefen bestimmt schon den ganzen Tag durch einen der unebensten Wälder, den ich je gesehen hatte. Mal ging es steil bergauf, dann wieder bergab. Hier war der Weg uneben, dort traf man auf eine Sumpflandschaft. Eins konnte ich sagen: Wenn das hier wirklich gen Westen führte, dann konnten die westlichen Ländereien nicht besonders schön sein. Am liebsten hätte ich mich lautstark beschwert, darüber wie unmenschlich es war uns den ganzen Tag laufen zu lassen wie eine Horde Tiere. Aber mal ehrlich, es war unmenschlich, gerade weil meine Begleiter keine Menschen waren. Wenn ich ihnen also sagte, dass es unmenschlich war wie sie uns behandelten, machte ich den beiden Youkai wahrscheinlich noch ein Kompliment.
 

Rin, die die meiste Zeit unserer Wanderung fröhlich herumgetollt war, lief ebenfalls schon in Schlenkern den Weg entlang. Hin und wieder taumelte sie gegen mich, rieb sich die müden Augen und versuchte nicht zu stolpern. Als sie das dritte Mal gegen mich lief, tippte ich ihr sanft auf die kleine Schulter. „Rin-chan, möchtest du dich nicht lieber auf Ah-Un setzen?“ Ihr müder Blick bewegte mich dazu mein Augenmerk auf unseren Führer zu richten. „Wie lange sollen wir noch weitergehen, Sesshomaru? Rin und ich sind keine Youkai, gib uns eine Pause.“ Er antwortete nicht, und er hielt auch nicht an. In diesem Moment wäre ich ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen. Doch ich rief mich zur Besinnung und sagte mir, dass einer von uns Erwachsen sein musste. Wieso war ich ausgerechnet an diese Reisegruppe geraten?
 

„Schon gut Sayaka-san, ich glaub ich halte noch eine Weile durch.“, lächelte Rin tapfer. Ich wollte schmollen. Schön und gut, dass Rin noch Durchhaltevermögen besaß, meines hatte bereits kläglich gegen meine schmerzenden Füße verloren. Ich war kurz davor mich an Ort und Stelle auf den Boden zu setzen und hemmungslos zu weinen – wie ein kleines Kind, das den Lolli aus dem Kiosk nicht bekommen hatte. Doch stattdessen gab ich ein erschöpftes Seufzen von mir und zwang mich weiter dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mir fiel dabei auf, wie sehr meine Schuhe gelitten hatten. Sie waren auch ein Bestandteil meiner Schuluniform. Auf den Gedanken an meine zerfetze Uniform musste ich erneut Seufzen. Wie soll ich das alles bezahlen? Schuluniformen waren teuer, mein Vater würde mich Köpfen, wenn er meine Schultracht dermaßen zerstört vorfand. Wenn ich denn jemals nach Hause kommen sollte.
 

Ich taumelte ein wenig, als ich über einen kleinen Stein stolperte. Ungewöhnlich schwer fing ich mich wieder auf. Wahrscheinlich lag das an dem Kimono. Der Stoff war doch ganz schön dick. Eigentlich sogar ziemlich dick für einen Kimono, er war aus Leinenstoff. Normalerweise bevorzugte man Seide oder ähnlich dünne Stoffe, besonders im Sommer. Und naja, es waren gefühlte zwanzig Grad im Schatten. Die Tracht, die ich trug war wohl eher für den Winter geeignet. Aber vielleicht hatte Sesshomaru nicht daran gedacht und nur darauf geachtet, dass ich möglichst verdeckt herumlief. Eigentlich konnte ich froh sein, dass er mir überhaupt etwas zum Anziehen besorgt hatte.
 

In meine Gedanken versunken, bemerkte ich erst sehr spät, wie wir den Wald verließen.
 

„Oh wie schön, Sesshomaru-sama!“ Rin begeisterte sich sofort für den Anblick, der sich uns bot. Wir standen am Rande eines Tals, in dessen Mitte ein größeres Dorf lag. Selbst von hier oben, sah man das rege Treiben vor den vielen Hütten. Aber es waren komische Geräusche zu hören, Geräusche die ich keinem Menschen zuordnen konnte. Dann sah ich es, eine Art große Echse, die sich vom Dorf aus in die Lüfte hob und einen zischenden Schrei ausstieß. Es war ein Dämonendorf. Gut, wenn wir uns wirklich schon im westen befanden, dann gehörten diese Lande Sesshomaru. Und Sesshomaru war ein Youkai, also würde wohl auch ein Großteil seines Volkes aus Youkai bestehen. Eigentlich wäre ich sofort weggerannt, doch irgendwie interessierte mich dieses Dorf.
 

„Ihr wartet hier.“, sagte Sesshomaru im üblichen Befehlston und wollte sich gerade vom Boden abstoßen, als ich ihn aus einem merkwürdigen Instinkt heraus, an seiner Pelzboa festhielt. Kaum hatten meine Fingerkuppen das weiche Fell berührt, wandten sich mir stechend scharfe Augen zu.
 

„Du blödes Frauenzimmer! Fass‘ Sesshomaru-sama nicht mit deinen dreckigen Menschenhänden an!“, krakeelte Jaken. Dieses Mal ignorierte ich ihn.
 

„Entschuldige … aber ich will mitkommen! Ich will hier nicht warten.“, sagte ich entschlossen. Mittlerweile hatte ich meine Hand wieder zurückgezogen und versuchte dem intensiven Blick des Hunde-Youkais so gut es ging standzuhalten. Es war mir nicht entgangen, dass ihm meine Anfass-Aktion nicht besonders gut gefallen hatte. Kein Wunder, wie auch vorher hielt sich Sesshomaru so weit es ging von mir fern, was auch ich sehr begrüßte, denn er konnte schon sehr einschüchternd sein. Doch Regeln mussten auch mal gebrochen werden, nur hoffte ich innenständig, dass ich dadurch jetzt nicht mein Leben verlor. Meiner Meinung nach, hatte ich genug Todesängste für zwei Lebzeiten gesammelt.
 

„Zeitverschwendung …“, meinte der Youkai lediglich und stieß sich nun vom Boden ab.
 

Ich drehte mich zu Rin. „Eh … heißt das jetzt, dass ich mit kann?“
 

„Ja!“, lächelte Rin. Sie schubste mich ein wenig voraus und noch gerade rechtzeitig packte ich das Ende der weißen Fellboa. Im nächsten Moment schwebten wir höher und höher über das Tal und überwanden eine riesig weite Strecke. Unter mir sah ich weite Felder in allen Farben. Von schillernden Blumenfeldern, bis zu Getreidefeldern in gedeckteren Farben. Weiter am Rande überblickte ich den Wald, der von den Bäumen wie von einer Decke überzogen war. Ich versuchte zu erahnen, wie weit wir heute wohl gegangen waren und wo unser voriger Lagerplatz war. Es war merkwürdig mit was für einer Leichtigkeit ich schwebte. Es war als könnte ich in der Luft gehen. Am liebsten hätte ich gekichert. Auch wenn in mir noch immer die Angst vor einem erneuten Sturz vom Himmel steckte.
 

Entsprechend der Schnelligkeit, in der wir die weite Strecke zurücklegten, dauerte der Flug nicht lange. Es mussten keine zehn Minuten vergangen sein, als wir einige Meter vor dem Dorf hielten. Sesshomaru ging voraus, während ich hinter ihm lief. Normalerweise gefiel mir dieses Alphamännchen-Gehabe nicht, doch dieses Mal gab es mir das Gefühl auf der sicheren Seite zu sein. Ob es wirklich so war, wusste ich nicht. Nur weil Sesshomaru die kleine Rin beschützte, musste das nicht unbedingt heißen, dass er auch auf mich aufpasste. Wahrscheinlich bestand er darauf, dass ich auf mich alleine aufpasste. In der feudalen Zeit Japans hatten die Kinder in meinem Alter schon lange gelernt sich selbst zu verteidigen. Ich war da etwas schlecht vorbereitet.
 

Kurz vor Anfang des Dorfes, blieb Sesshomaru plötzlich stehen. Er sah weiterhin nach vorne. „Bleib nahe bei mir. Rede kein Wort. Sieh niemanden an.“, hörte ich ihn sagen. Ich wusste sofort, dass diese Worte an mich gerichtet waren. Irgendwie machte er mir damit Angst. War es wirklich so schlimm, wenn ein Mensch ein Dämonendorf betrat? Hört sich an, als würde ich in die Höhle des Löwen laufen, dachte ich nun doch etwas verunsichert.
 

Trotz allem nickte ich und trat ein kleines Stückchen näher an Sesshomaru, sodass ich nun fast mit seinem Rücken Bekanntschaft machte. Allerdings schien es ihn in diesem Augenblick nicht zu interessieren.
 

Wir betraten das Dorf in einem gemächlichen Gang. Ich verbrachte die meiste Zeit mit der Beobachtung meiner Füße. Sieh niemanden an, sieh niemanden an … Das war wohl das schwerste an der Sache. Überall hörte ich Geräusche, wie Zischen, Gemurmel, verzücktes Kichern, bewunderndes Aufatmen. Es war so schwer niemanden anzusehen. Der drang danach mir alles anzugucken, schien von Sekunde zu Sekunde unerträglicher. In mir stieg sowas wie Nervosität, wie bei einem Kind das dringend auf die Toilette musste. Doch ich gab mich mit der Aussicht auf Sesshomarus Rücken zufrieden. Wenigstens gab dieser ein wenig mehr Abwechslung als meine Füße.
 

Daikichi!“, ertönte dieselbe Stimmte, die schon einmal nach mir gerufen hatte. In dem Moment sah ich zu meiner Rechten und erkannte wie hinter einem großen, stämmigen Youkai derselbe Schatten wie heute Morgen verschwand. Doch dieses Mal war es nicht der Schatten, der mir ein komisches Gefühl gab. Dieser Youkai, der dort stand war es, von dem meine Skepsis ausging. Seine stechend gelben Augen hatten etwas von einem Reptil, die Schuppenförmigen Male über seinen Wangen glimmerten in einem dunklen Grün und diese schmalen, fast schelmisch grinsenden Lippen rundeten meinen Verdacht ab. Irgendetwas stimmte mit diesem Youkai nicht, etwas das mich unwohl fühlen ließ.
 

Ich war stehengeblieben ohne es bemerkt zu haben. Mein Blick war starr auf den Dämonen vor mir gerichtet. „Kakai.“, entkam es mir und das Grinsen des Youkais wurde breiter. In einem Augenschlag, stand er vor mir und drängte mich mit unmenschlicher Geschwindigkeit an eine der Holzhütten viele Meter hinter uns. Das Knarren des Holzes hinter meinem Rücken, brachte mich wieder zurück. Was hatte ich gesagt? Wieso kannte ich diesen Youkai?
 

„Es ist mir ein Vergnügen, Daikichi-sssama.“, zischte er, sein Gesicht verzerrt von einem überbreiten Grinsen. Mit seiner gespaltenen Zunge leckte er sich über die Lippen.
 

„Widerlich.“, sprach ich meinen Gedanken aus, als der Youkai vor mir den Mund öffnete, erst ganz normal, dann hörte ich das Knacken seiner Kieferknochen. Beim ausrenken seines Kiefers entblößte er die messerscharfen Fangzähne, wie ich sie von Schlangen in Erinnerung hatte. Er wollte mich verschlingen. Verschlingen!, schrie alles in mir. Noch gerade rechtzeitig duckte ich mich unter seinem Maul hinweg und sprang zur Seite. Allerdings packte mich im selben Moment etwas am Fuß und zog mich mit unmenschlicher Kraft in die andere Richtung. Nach einem gezielten Flug durch die Luft, landete ich recht unsanft auf meinem Po – neben Sesshomaru. Er hatte mich mit einer Art Peitsche zurückgezogen.
 

„Wenn das nicht der Herr des Westens ist.“, wandte sich der Schlangendämon an Sesshomaru. Er hatte seinen Kiefer wieder eingerenkt und schaute herablassend. „Seit wann bequemt sich der große Daiyoukai durch das einfache Volk? Ich dachte du würdest noch immer deiner unerreichten Stärke hinterherlaufen.“ Etwas an den Worten, die der Youkai benutze sagte mir, dass es großen Ärger geben würde, wenn er sein Maul weiterhin so weit aufriss. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich konnte mich nicht irren. Es musste sich bei diesem Youkai um einen Shikigami handeln. Ich hatte ihn Kakai genannt. Die Schutzgottheit Kakai stand für den Monat Februar, in ihm stand das Zeichen der Schlange. Mein Verdacht wurde bestätigt, als ich in verschnörkelten Zeichen das Wort Hebi auf dem linken Ärmel des Youkais entdeckte. Gleich darunter prangte ein großes Wappen, von dem ich schwören konnte, dass es mir bekannt vorkam.
 

„Unnützes Geschwätz.“ Mehr sagte Sesshomaru nicht. So sehr ich seine Selbstbeherrschung auch bewunderte, in dieser Situation schien sie eher unpassend.
 

Auf ein selbstsicheres Lachen des Shikigami, wandte er mir wieder seine Aufmerksamkeit zu. „Daikichi! Du wirst mit mir kommen.“
 

„Eh?“ Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, was Kakai gerade gesagt hatte. Erst danach kam die Empörung. „Das kannst du mal ganz schnell wieder vergessen! Im Übrigen heiße ich Sayaka, Daikichi ist bloß das Anhängsel!“ Ich war stolz, denn die Selbstsicherheit in meiner Stimme war bloß Fassade und diese hielt ich meisterhaft aufrecht. Sie hielt meine Furcht in Zaum und erlaubte mir diese waghalsigen Worte. „Ernsthaft, wer denkt der, wer er ist?“ Ich klatschte mir die Hand auf den Mund, als mir klar wurde, dass dieser Satz nicht bloß ein Gedanke geblieben war. Sesshomaru neben mir sah warnend zu mir herunter. Sein Blick sagte alles: Schweig still!
 

Dafür war es anscheinend schon zu spät, denn der Shikigami kam lächelnd auf uns zu. „Nun, mein Name ist Kakai und ich bin der oberste Shiki no Kami der Schlangen. Und du …“, er zeigte auf mich. „… bist heute meine Beute.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich hatte mich wirklich nicht geirrt. Er war ein Shikigami. Ich war hier wegen meines Nachnamens. Dieser Kerl dachte ernsthaft, ich wäre ein Shikigami. Mir wurde die Sicht auf meinen Angreifer genommen, als sich Sesshomaru vor mich stellte. Ein ungewöhnlicher Anblick für mich.
 

„Wirklich. Du stellst dich mir in den Weg, Sesshomaru, Herr des Westens?“ Angesprochener gab abermals kein Wort von sich. „Dann wird es mir eine Ehre sein … dich zu besiegen!“ Keinen Augenschlag Später prallten die Klingen aufeinander. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich ein wenig fehl am Platz. Alles was ich tun konnte, war zuzusehen wie sich Sesshomaru und Kakai gegenseitig bekämpften.
 

~*~


 

P.o.v Sesshomaru
 

Er hatte nicht vorgehabt das Mädchen mitzunehmen. Er hatte geahnt, was passieren würde. Er hatte es darauf ankommen lassen. Jetzt hatte er diese Entscheidung auszubaden. Sesshomaru würde dieses Menschenmädchen an einen Baum ketten, wenn das hier vorbei war, das schwor er sich. Gleichzeitig schien es ihm zugute zu kommen, denn er hatte es im Gefühl, dass dieser niedere Youkai etwas mit den Morden in seinen Landen zu tun hatte. Sesshomaru verwunderte es dennoch sehr, weshalb nicht er, sondern Sayaka die Eigenart an dem Shikigami bemerkt hatte. Shikigami, dachte der Daiyoukai und wehrte einen harten Schlag mit seinem Schwert ab. Sie gehörten mit zu den niedersten Gruppen der Youkai, sie wurden von Menschen gefürchtet und von Youkai belächelt.
 

Sesshomaru verpasste seinem Gegner einen gnadenlosen Tritt in die Magengrube, welcher den Shikigami in eines der Holzhäuser einbrechen ließ. Diese kurze Pause nutzte der Daiyoukai, um Sayaka aus dem Augenwinkel zu mustern – von oben bis unten. Mittlerweile war sie wieder aufgestanden und sah etwas hilflos in der Gegend herum. Sesshomaru suchte Anzeichen nach etwas unmenschlichen. Irgendwelche Male, Krallen, einen Schimmer dämonischer Aura. Doch alles, was an diesem Mädchen ungewöhnlich war, war ihr Geruch. Etwas an ihr roch herbe. Normalerweise war der menschliche Geruch für Youkai kaum zu riechen, wenn sie ihn nicht riechen wollten. Es war eine leichte Briese. Doch der Geruch dieses Mädchens kämpfte sich immer wieder durch.
 

„Hier spielt die Musik!“ Kakai hatte sich vom Boden abgestoßen. Um sein Schwert sprühten rote Funken und wann immer einer dieser Funken den Boden traf, bildete sich eine rauchende Kuhle im Dreck. Gift.
 

Einer der Funken traf auf Sesshomarus Kimono und ätzte einen ungleichmäßigen Kreis in seinen linken Ärmel. Als sich im nächsten Moment erneut die Klingen kreuzten, sprühten die Funken in alle Richtungen, beinahe als ergaben sie rote Sonnenstrahlen. Selbst Sesshomaru hatte Schwierigkeiten diese abzuwehren. Er beobachtete, wie sich viele der Dorfbewohner in den hinteren Teil des Dorfes flüchteten. Einige wurden dabei von den roten Strahlen getroffen und lösten sich allmählich in eine Knochenlose Masse auf. Sesshomaru roch Blut, Blut in allen Richtungen. Und wieder schien eine Note ganz besonders herauszustechen. Sein Blick galt dem Menschenmädchen, das ihn begleitete.
 

Sie saß wieder auf dem Boden, die Augen angestrengt zusammengezogen. An ihrem rechten Ärmel prangte ein großer Riss, dessen Ränder sich langsam mit Blut vollsogen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du der Mixtur standhalten kannst. Ein Wunder, ich dachte du würdest dich auflösen, Daikichi.“ Kakai zog sich aus seinem Angriff zurück und landete auf einem der Dächer. „Ich werde diesen Kampf wohl oder übel unterbrechen müssen, aber … lass dir gesagt sein, Daikichi-san, du wirst nicht ewig davonlaufen können. Unser Meister wartet auf dich.“ Der Shikigami drehte sich zum Gehen um.
 

„Warte!“, hörte Sesshomaru das Mädchen rufen. „Wer ist dieser Meister? Hat er etwas mit den Morden in den westlichen Landen zu tun?“ Sesshomaru wunderte es, dass Sayaka von den Morden wusste. Rin musste geplappert haben, aber wieso interessierte sich Sayaka dafür? Wieso hatte sie denselben Gedanken wie Sesshomaru gehabt? Langsam aber sicher, wurde sich Sesshomaru sicher, dass dieses Mädchen mehr Probleme bereiten würde als am Anfang angenommen. Sie musste eine Verbindung zu den Mördern haben. Doch die Frage die sich daraus ergab war: Freund oder Feind? Diesem Mädchen war nicht zu trauen, auch wenn sie selbst keine Ahnung davon zu haben schien, was sie selbst war.
 

„Wir Shikigami werden die Lande erobern. Wir werden uns aus unserem Schatten erheben.“ Etwas an den Worten machte Sesshomaru rasend. Er stieß sich ab und zielte auf einen direkten Treffer gegen Kakai, doch noch bevor seine Giftklauen zum Einsatz kamen, verschwand der Shikijin in einer Explosion. Der Daiyoukai zog sich rechtzeitig wieder zurück.
 

Sesshomaru biss die Zähne aufeinander. Er verabscheute dieses feige Verhalten so sehr. Er hegte einen so unbändigen Hass gegen diesen respektlosen Shikigami. Der Daiyoukai musste sich streng zusammenreißen seiner Begleiterin nicht direkt an die Kehle zu springen. Sie war der Grund für die Probleme, sie verheimlichte etwas. Ein Knurren grollte von tief innen, erreichte jedoch nicht die äußere Erscheinung. Einerseits hatte sie ihm einen Anhaltspunkt für die Morde in seinen Ländern geliefert, andererseits kostete sie ihn durch ihr Auftreten mehr Probleme, als er gebrauchen konnte. Wäre Rin nicht, hätte sich Sesshomaru dieses Mädchens schon längst entledigt.
 

Besagtes Mädchen, kam in gemächlichen Schritten neben dem Herrn des Westens zum Stehen. „Tut mir leid.“, hörte er sie sagen. „Ich hätte nicht stehenbleiben sollen, dann wäre es wohl nicht zu diesem Kampf gekommen.“ Seine Beherrschung hatte den Nullpunkt erreicht. In einer einzigen, fließenden Bewegung zog er sein Schwert und richtete dieses auf das Mädchen.
 

„Was bist du?“ Sesshomarus Stimme blieb kalt. Er ließ keinerlei Regung in seinem Gesicht zu.
 

Der Hunde-Youkai erkannte den Schock in Sayakas Gesicht. Erst den Schock, dann die Wut. „Du denkst auch die Welt besteht nur aus Schwarz und Weiß, kann das sein? Ist dir vielleicht einmal in den Sinn gekommen, dass ich selbst keine Ahnung habe, was gerade vorgeht? Oder sehe ich vielleicht so aus, als würde ich gerade den Weltherrschaftsplan schmieden?“, regte sie sich auf. „Aber kein Wunder, bekanntlich sind Hunde ja Farbenblind, die übersehen gerne mal was!“ Sesshomaru glaubte sich verhört zu haben. Doch er sah, dass selbst Sayaka vor ihm überrascht über ihre Worte zu sein schien. Sie schien den Fehler in ihrem Verhalten gerade zu bemerken, da reagierte Sesshomaru bereits.
 

Er drückte ihr die Schwertspitze seines Bakusaiga an die Kehle, welche eine kleine blutende Wunde am Hals des Mädchens hinterließ. „Erlaube dir nicht zu viel.“, knurrte er. Kurz verweilte er in dieser Position, bevor er das Schwert wieder in die Scheide steckte und an Sayaka vorbei ging.
 

~*~


 

P.o.v Sayaka
 

Ich brauchte eine Weile um die Situation zu verstehen. Diese Kälte in den Augen von Sesshomaru hatte mich praktisch gelähmt. Er vertraut mir nicht, dachte ich. Natürlich vertraute er mir nicht. Das hatte er wahrscheinlich von Anfang an nicht getan. Aber es war das erste Mal, dass er mir sein Misstrauen öffentlich gezeigt hatte. Wahrscheinlich ließ er mich nur deswegen am Leben, weil Rin mich ins Herz geschlossen hatte. Noch dazu war mein Kommentar, über die Blindheit von Hunden echt daneben gewesen. Ich hätte mich am liebsten selbst geschlagen. Wie konnte ich bloß so respektlos sein? Gegenüber jemanden, der mich in einem Augenschlag umbringen konnte.
 

Nur langsam kam ich wieder in Bewegung. Hinter dem weißhaarigen angekommen, hörte ich ihn sagen: „Deine Wunde.“ Deine Wunde…was? Was sollte mir das sagen? Verbinde deine Wunde? Ist deine Wunde schlimm? Tut deine Wunde weh? Aber nein, der Herr des Westens interessierte sich für nichts und niemanden. Er sprach lieber in Rätseln.
 

Trotzdem sagte ich: „So schlimm ist es nicht.“ Damit log ich wohl ein wenig. Sie brannte höllisch. Zwar hatten mich die Funken an der Schulter nur gestriffen, doch trotzdem hatte sich das Gift in die unteren Hautschichten gefressen. Es war ein brennendes Gefühl, es zog und riss an meiner Haut, beinahe als biss es sich durch. Aber ich konnte froh sein, froh darüber mich nicht in eine knochenlose Masse aufgelöst zu haben. Während wir durch das Dorf gingen, kamen wir immer wieder an verflüssigten Körpern vorbei, die einmal Youkai gewesen waren. Es wunderte mich wie Ruhig die dämonischen Bewohner geblieben waren. Sie standen ruhig vor ihren Häusern und betrachteten ihren Herrscher mit Ehrfurcht. Mich schienen sie zwar zu bemerken, aber nichtsdestotrotz schenkten sie mir kaum Beachtung.
 

Nach einer Weile, blieb Sesshomaru erneut stehen. Als ich hinter ihm hervor lugte, erkannte ich eine kleine Katzenähnliche Gestalt, die ehrwürdig auf dem Boden kniete. „Willkommen in unserem Dorf, Sesshomaru-sama, Herr des Westens.“
 

„Bringt mich zu eurem Dorfältesten.“, sagte er lediglich.
 

„Wie ihr wünscht, Sesshomaru-sama.“ Bei genauerem Hinblick erkannte ich den Youkai vor mir genauer. Es war eine etwas ältere Youkaidame, mit einem Katzenschwanz und scharfen Krallen. Ihre Augen waren stechend Gelb, die Pupillen schmal und Spitz. Sie führte uns entlang des Weges zu einem großen Palast, den wir durch einen Torbogen betraten. Hinter den Mauern kam ein schlicht gehaltener Garten zum Vorschein. Es gab Beete entlang der Wände, einen Kirschbaum zu je einer der zwei Rasenflächen zu unseren Seiten. „Benjiro-sama erwartete eure Anreise bereits. Er hofft auf eure Hilfe.“, erklärte die Katzendämonin, als wir vor einer der zahlreichen Schiebetüren des Palastes hielten.
 

Sie ging auf die Knie und klopfte dreimal. „Benjiro-sama, Sesshomaru-sama ist soeben eingetroffen.“
 

„Ich spüre eine weitere Präsenz.“, hörte ich eine rau dunkle Stimme hinter der Tür.
 

Die Katzendämonin drehte sich zu uns herum und wandte mir ihre stechend gelben Augen zu. „Ja, Sesshomaru-sama ist in Begleitung.“
 

„Lass sie herein, Chichi.“
 

Die Dämonin schob die Tür auf und führte uns in einen relativ dunklen Raum. Am linken Ende des Zimmers war ein kleiner Altar aufgebaut, vor dem ein alter Mann im Yukata saß. Er zündete gerade ein Räucherstäbchen an und schien um den Segen der Götter zu beten. Der Holzboden knarrte unter unseren Schritten und wenn ich mich genauer umschaute, sah es so aus, als hätte man schon seit einer Ewigkeit nicht mehr richtig geputzt. Chichi, die Dienerin, ging auf schnellen Schritten auf die gegenüberliegende Seite des Raumes und öffnete die Türen, welche in den Innenhof führten. Nun fiel grelles Licht in den Raum und offenbarte uns die Nebelschwaden der Räucherstäbchen.
 

„Bitte setzt euch.“, bat der alte Herr. Wir kamen seinem Wunsch sofort nach und setzten uns ein paar Meter entfernt vor ihn hin. „Sesshomaru-sama, ich habe sehnsüchtig auf euch gewartet, um euch meine Beobachtungen mitzuteilen.“
 

Sesshomaru nickt einmal.
 

„Vor ungefähr zwei Monaten kam ein Unbekannter in unser Dorf. Er kam unbemerkt in meinen Palast, keiner bemerkte ihn, keiner sah oder roch ihn. Er war plötzlich da. Der Unbekannte warnte mich vor einer Gefahr die aus dem Osten herrührte. Eine Gruppe von kleinen Gottheiten sollte sich versammelt haben, um sich verschiedener Länder zu ermächtigen. Er sprach von Shikigami die einem mächtigen Beschwörer unterliegen. Sie bringen Zerstörung und Tod, überall wo sie hingehen.“ Schmerz klang in der Stimme des Mannes. „Ich schickte starke Youkai in den Osten um die Gefahr auszukundschaften. Alle, bis auf einen, starben. Er berichtete uns von vier der Gottheiten. Sie haben die Wesenszüge eines Menschen und doch Merkmale eines Youkais. Unter ihnen fielen die Namen: Jūkai, Densō, Taiichi und Kōsō. Mir sind diese Gottheiten nicht bekannt.“
 

„Sie sind keine Gottheiten.“, entkam es mir. Ich schlug mir erneut die Hand vor den Mund und verfluchte meinen Mund dafür, dass er wie so oft schneller als mein Gehirn war. Sesshomarus Augen nagelten mich praktisch mit Dolchen an die Wand hinter mir. Doch wo ich schon einmal gesprochen hatte, würde ich auch weiter reden. „Verzeiht meinen schnellen Mund, Benjiro-sama. Mein Name ist Sayaka und diese Gottheiten über die ihr da redet, sind in Wirklichkeit keine. Nun … eigentlich schon. Aber sie sind viel eher die Seelen Verstorbener. Sie nahmen den Platz von lokalen Schutzgottheiten ein, je nach ihrem Platz im Tierkreis, tragen sie auch das Aussehen und wirken deshalb vielleicht wie Youkai. Aber sie sind keine.“
 

„Woher wisst ihr das so sicher, junges Fräulein?“, fragte der Dorfälteste verblüfft. Erst jetzt erkannte ich den querliegenden Strich in seinen Augen, der seine Pupille darstellte. Er war ebenfalls ein Youkai.
 

Bevor ich etwas sagen konnte, kam Sesshomaru dazwischen. „Sie ist eine Gelehrte in meinem Dienst.“ Da ich ihm heute schon genug Ärger gekostet hatte, stimmte ich dem einfach mal zu.
 

„Sehr selten, eine Frau als Gelehrte im Dienst, aber nicht weniger erwarte ich von euch Sesshomaru-sama. Wenn das so ist …“, murmelte Benjiro-sama. „… ich bitte euch, Sayaka-sama, helft uns. Erlöst uns von diesen falschen Gottheiten.“ Er verneigte sich tief.
 

„Eh? Ich?“ Ich konnte es nicht glauben. Was sollte ich denn bitte ausrichten können? Andererseits schien es wirklich so, als gehörte ich zu den Shikigami dazu, auch wenn sie mich wahrscheinlich mit einer anderen Daikichi verwechselten. Es musste eine Verwechslung vorliegen. Aber möglicherweise konnte ich dies zu meinem Vorteil nutzen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, woher die plötzliche Entschlossenheit herkam, aber sie war auf einmal da. „Ich werde alles geben um die Shikigami zu vertreiben! Ich verspreche es.“, verkündete ich und fing mir einen erneut feindseligen Blick Sesshomarus ein. Er würde mich heute noch töten, da war ich mir fast sicher.
 

Umso erfreuter war der Dorfälteste. „Vielen, vielen Dank, Sayaka-sama! Wir sind euch zu tiefem Dank verpflichtet!“
 

„Nicht doch. Ich habe fast das Gefühl, es wäre meine Pflicht.“, sagte ich mit wachsendem Schuldgefühl. Warum wüteten die Shikigami nur so? Warum hatte ich das Gefühl, es hing so viel von mir ab?
 

Der Dorfälteste erzählte uns noch weitere Einzelheiten, Waffenbestand, Stärke und Fähigkeiten der Shikigami denen sie bisher begegnet waren. Das was ich hörte gefiel mir nicht. Sie schienen sehr stark zu sein. Und wütend. Der Beschwörer, der die Shikigami um sich versammelt hatte, musste wirklich großen Hass in sich tragen. Und ich fragte mich: Wie sollte ich dagegen ankommen?
 

~*~

„Meister Sesshomaru! Sayaka-san!“, rief eine fröhliche Rin und kam auf uns zu gerannt. Kurz vor uns blieb sie stehen und sah auf meine Schulter. „Oh nein, bist du verletzt?“, fragte sie geschockt. Sesshomaru ging einfach an uns vorbei.
 

„Nein, es ist alles in Ordnung. Hast du dich wenigstens etwas schlafen gelegt, Rin-chan?“
 

Sie kratzte sich verlegen an der Wange. „Nein, ich war so aufgeregt dass ich nicht schlafen konnte.“
 

„Dann setzt du dich jetzt auf Ah-Un, ja?“ Gesagt, getan. Rin ließ sich von Ah-Un tragen und zusammen liefen wir Sesshomaru nach. Nach der Anhörung bei dem Dorfältesten hatte er kein Wort mehr zu mir gesprochen. Er musste mich jetzt endgültig hassen. Wenn er es nicht schon vorher getan hatte. Man hatte mich praktisch mit Kusshänden im Palast verabschiedet. Alle hofften auf meine erfolgreiche Strategie. Dabei hatte ich keine Strategie. Eigentlich hatte ich doch vorgehabt nach Hause zu kommen. In sechs Tagen war mein Geburtstag. Bis dahin ließ sich dieses Problem bestimmt nicht lösen.
 

„Dabei wollte ich doch mit Naomi-chan Sake trinken …“, seufzte ich deprimiert. Wir hatten abgemacht an meinem achtzehnten Geburtstag ordentlich zu trinken. Das konnte ich jetzt wohl vergessen.
 

Zwei skeptische Augenpaare sahen mir entgegen. Und dann ging es auch schon wieder los. „Du kleines Gör bist noch viel zu jung um Sake zu trinken!“, schnatterte Jaken.
 

„Ach halt doch die Klappe!“ Ich gab Jaken einen Kick, bei dem er über einen größeren Stein stolperte und auf sein Krötengesicht flog.
 

„Sayaka-san, geht es deiner Wunde wirklich gut? Sie blutet schon wieder.“, fiel es Rin auf.
 

„Alles gut. Sie tut gar nicht weh.“ Das tat sie wirklich nicht, aber genau das war es auch, was mir Sorgen bereitete. Mein Arm fühlte sich merkwürdig Taub an. Hatte das Gift vielleicht doch zugeschlagen? Aber es war bloß ein Streifschuss gewesen, so schlimm konnte es nicht sein. Ich fasste mir an die Schulter und betastete sie vorsichtig. Dabei fasste ich nach etwas papierartigem. Ich packte es mit meinen Fingern und hielt es mir vors Gesicht. In meiner Hand lag eine Papierpuppe. „Eine Katashiro? Wo kommt die denn her?“ Im nächsten Moment explodierte die Puppe in einem lauten Knall und dicker Rauch trennte mich von meinen Begleitern.
 

„Sayaka-san!“, hörte ich Rin schreien.
 

Nur langsam lichtete sich der Rauch um mich und ein schwebender Junge mit einem Affenschwanz schwebte in meinem Blickfeld. Vor Schreck fiel ich nach hinten. Der junge sah mich hektisch an. „Daikichi-sama, ihr müsst verschwinden! Ihr seid-“ Noch bevor er zu Ende sprechen konnte, verschwand seine Gestalt und zurück blieb eine zerfetzte Katashiro-Puppe und jede Menge Verwirrung. Er war ein Shikigami.
 

Dieser Affenschwanz. Kann es sein, dass er …?


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Teshy
2014-12-02T18:18:27+00:00 02.12.2014 19:18
Danke nochmals für das Hochladen! klar ich hätte das schon lange auf FF.de nachholen können aber, wo bleibt da die Spannung? ;D


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