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Biss in die Ewigkeit

von

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Abschied zum Anfang

Meine Augen waren auf die Herde Wild gerichtet. Ich kauerte in Angriffshaltung auf dem Boden. "Jetzt!", raunte ich. Liv und ich sprangen auf und wir hatten nur noch eines im Sinn: Das warme pulsierende Blut in den Adern der Tiere. Sie versuchten zu fliehen, doch ich hatte mir bereits eines gegriffen und zugebissen. Als ich fertig war legte ich den ausgesaugten Kadaver ins nächste Gebüsch. Vielleicht fanden ein paar Aasfresser ja noch Genuss daran. Liv wischte sich den Mund ab, dann richtete sie ihre braungoldenen Augen auf mich: „Keine Ahnung, was die anderen immer mit Menschen haben... Erstens ist das doch total auffällig und zweitens schmeckt es lange nicht so gut!“ Sie grinste und legte mir ihren Arm über meine Schulter. „Liv, ich muss jetzt los!“, seufzte ich und schüttelte sie ab. „Bleibst du sicher nicht?“, versuchte sie es nochmal. „Ich muss meine Mutter finden. Aber warum kommst du nicht mit?“, lehnte ich abermals ab. Sie schüttelte vehement den Kopf. „Es tut mir Leid, aber ich bin lieber hier.“ „Warum habe ich dich bloß verwandelt?“, fragte ich und lächelte schief. Eigentlich war es eine rein rhetorische Frage, doch Liv antwortete mir: „Um in den letzten vierzig Jahren nicht allein zu sein.“ „Ich hab dich lieb! Aber ich muss jetzt los, sonst komme ich nie in Washington an.“ Ich umarmte sie ein letztes Mal, dann sprintete ich los. „Viel Glück, Florence!“, rief mir Liv noch hinterher. Es war schwer sie zurückzulassen. Aber ich würde sie garantiert nicht mithilfe meiner Gabe dazu zwingen mitzukommen. Das fand ich nicht fair und auch nicht richtig. Meine Gabe war, dass das, was ich sagte immer wahr ist oder wurde. Teilweise ist es anstrengend, wirklich immer unverdienter Weise recht zu haben. Deshalb setzte ich meine Gabe so selten wie nur irgend möglich ein. Ich rannte noch einen Tick schneller und mich durchströmte ein wohliges Glücksgefühl. Während ich so dahin sauste dachte ich über dieses und jenes nach. An die Erinnerung an meine Mom, die ich noch hatte, ich weiß nicht mehr viel, ich bin vierzig Jahre nur mit Liv zusammen gewesen. Hin und wieder war mal ein anderer Vampir vorbeigekommen. Sie alle hatten rote Augen, was wohl daran lag, dass sie kein Tier-, sondern Menschenblut trinken. Pfui! Absolut undenkbar für mich. Ich hab es einmal probiert, bei Liv, als ich sie verwandelte und ich werde es nie wieder tun. Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke. Gedankenverloren griff ich in meine linke Jackentasche. Ich fühlte ein zerknittertes Papier zwischen meinen Finger. Ich holte den Zettel hervor und entfaltete ihn. Meine Mutter hatte ihn mir hinterlassen. Florence Cullen stand da in säuberlicher Schrift. Darunter hatte ich noch eine Notiz angebracht: Washington. Ein Nomade, er hieß Garrett oder so, sagte mir, dass dort ein Clan lebe der Cullen hieße. Also lief ich weiter in Richtung Washington. Für einen Vampir war es nicht weit und so hatte ich schon bald die Hälfte des Weges hinter mir, ohne zu ermüden. Ich konnte laufen solange ich wollte.
 

Ich verlangsamte mein Tempo, denn nun hatte ich mein Ziel erreicht: Washington. In der Nähe von Menschen und einer von ihnen erbauten Stadt. Sie hieß Forks oder so ähnlich und erschien mir als ein sehr grünes Fleckchen.

Ich stoppte abrupt, denn ich witterte etwas, dass nach nassem Hund roch. Ich sah mich um und lauschte angestrengt nach allen Seiten. Ich erschrak, als ich sah, was es war. Ich stand einem Rudel riesiger Wölfe gegenüber. Ihre zwei Anführer knurrten mich an. „Ähh... Ich komme in Frieden...“. Einer der Alphatiere legte den Kopf schief und beobachtete mich genau. Das taten sie eigentlich alle, aber dieser ganz besonders. Er hatte strubbeliges rotbraunes Fell, das länger war als das der anderen. „Mein Name ist Florence Cullen. Gibt es in dieser Gegend Vampire? Ich... ich suche nach meiner Mutter...“ Urplötzlich hörte der andere Leitwolf ebenfalls auf zu knurren und wechselte einen Blick mit dem strubbeligen Wolf neben sich. Der nickte und kam langsam auf seinen gewaltigen Pfoten auf mich zu. Er sah von mir zu seinem Rücken. Ich verstand. Ich sollte aufsteigen. Das war aber... nett. Mit einem Satz sprang ich hinauf und der Wolf trabte gemächlich über den Waldboden, bis wir an ein großes Haus mit hohen Fenstern kamen. Ich stieg ab, als er stehen blieb. „Danke.“, sagte ich artig zu dem Tier, das sich abwendete und im Gebüsch verschwand. Ich klopfte meine Klamotten ab und dann lief ich die Treppe zur Tür hinauf. Vorsichtig klopfte ich. Ein schwarzhaariges zierliches Mädchen, mit den gleichen goldgelben Augen wie Liv und ich, öffnete die Tür und schaute mich an: „Du hast uns warten lassen.“ Ich war perplex. Das ganze wurde ja immer besser. Stimme, wo bist du?, dachte ich verzweifelt, während ich komplizierte Satzstrukturen in meinem Kopf zu bilden versuchte. Ah... das war meine Stimme ja wieder. Ich räusperte mich, bevor ich begann: „Guten Tag, mein Name ist Florence Cullen. Ich wusste gar nicht, dass es in dieser Gegend Vampire gibt, außer vielleicht ein paar Nomaden. Wissen Sie zufällig, wo sich der Cullen-Clan zur Zeit befindet? Ich bin auf der Suche nach meiner Mam.“ „Carlisle? Kommst du bitte?“, das Mädchen sah mich an wie ein sehr seltenes Tier. Ihr Gesichtsausdruck war verwirrt und erschrocken zugleich. Ein hochaufgeschossener blonder Mann kam die Treppe hinunter. „Ich bin schon da, Alice. Du kannst gehen.“, sagte er zu dem Mädchen und reichte mir die Hand, „Carlisle Cullen, was kann ich denn für dich tun?“ Ich riss Augen und Mund weit auf. Ich hatte mein Ziel erreicht. So schnell. Das konnte doch nicht sein! Ich wusste nicht, ob Vampire einen Schock bekommen können, aber wie ich mich gerade fühlte war naheliegend. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggezogen. Ich fiel die Treppe hinunter. Die Augen weit aufgerissen. „Schnell! Ich brauche eure Hilfe! Bringt meine Tasche mit!“, hörte ich diesen Carlisle aufgeregt rufen. Seine Stimme klang Meilen entfernt. Ich spürte, wie man mich hochhob und kurz darauf auf eine Liege legte. „Auf einmal ist sie umgekippt!“, sagte Carlisle. „Sie sagte, dass sie Florence Cullen heiße und nach ihrer Mutter suche“, sagte Alice. Gemeinsames nach Luft schnappen. Ich blinzelte. „Endlich sie kommt zu sich.“, eine dunkelhaarige Frau lächelte mich liebevoll an. Ich blickte in sechs sorgenvolle Gesichter. Verwirrt richtete ich mich auf. Konnten Vampire wirklich in Ohnmacht fallen? „Scheinbar schon.“, sagte ein Junge mit bronzefarbenem Haar, „Du sahst ziemlich unheimlich aus... so mit weit aufgerissenen starren Augen...“ Ich sah ihn an. Konnte er etwa Gedanken lesen? War das seine Gabe, so wie ich auch eine hatte? Ich beschloss ihn zu testen. ,Wie heißt du?’, dachte ich mit aller Kraft. „Edward.“, er lächelte. Okay... Gedanken lesen... Hm... nicht schlecht... Aber natürlich nichts gegen meine Gabe. „Sind unsterbliche Kinder nicht verboten?“, fragte die Brünette an Edwards Seite. Sie strich sich nervös durchs Haar. Da entdeckte ich an ihrer Hand einen Ring der im Licht glitzerte und funkelte. Offenbar war sie mit Edward verheiratet. „Was ist, wenn die Volturi von ihr erfahren?“, fragte sie ängstlich. „Dann werden wir uns etwas einfallen lassen.“, sagte Carlisle mit einem ruhigen Lächeln, „Was sollten wir sonst tun, Bella?“ „Ich weiß es nicht, aber ich... Denk doch an Alice, Edward, Renesmee und mich. Aro will uns. Wenn er sie um die Ecke gebracht hat, wird er uns mitnehmen. Und dann...“ „Raus schmeißen können wir sie schlecht.“, grummelte Edward. Verschworen die sich jetzt gegen mich? Das hätte ich gleich wissen sollen. Ich war unerwünscht. Traurig erhob ich mich von der Liege und verließ mit hängendem Kopf den Raum. „Ich möchte niemanden in Gefahr bringen. Es tut mir Leid. Auf Wiedersehen.“, murmelte ich und drehte den Kopf halbherzig zurück. Dann ging ich weiter. Ich hörte Schritte hinter mir. Das war mir egal. Ich wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen. Erst recht nicht meine eigene Familie. Die Schritte kamen näher, bis sich schließlich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich sah auf. Carlisle. „Bleib hier, Florence. Hier wird niemand einfach rausgeschmissen.“, er lächelte. Ich erwiderte die Miene zaghaft und Carlisle führte mich zurück in den Raum, aus dem wir gegangen waren. Die anderen hatten das Zimmer bereits verlassen. Carlisle setzte sich an seinen Schreibtisch und bedeutete mir gegenüber von sich Platz zu nehmen. Ich setzte mich. „Du heißt also Florence Cullen.“ „Ja.“ „Und woher weißt du das?“ Wortlos zog ich den Zettel mit meinem Namen heraus, den ich schon immer bei mir getragen hatte, und reichte ihn Carlisle. Der zog die Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn. „Und du bist tatsächlich geboren und nicht gebissen worden?“ „Ja, sonst könnte ich nicht wachsen wenn ich will, oder?“ „Deine Eltern müssen beide Vampire sein...“ Ein Herr der Wissenschaft. Er sah mich an: „Du hast goldene Augen. Wie hast du es geschafft all die Jahre auf Menschenblut zu verzichten?“ Ich schüttelte mich energisch: „Gott bewahre! Menschenblut ist das widerlichste, was es gibt. Keiner, außer Liv, versteht das. Ich habe es einmal bei ihr probiert, als ich sie verwandelt habe und da ist mir das Gift hochgekommen...“ „Du hast einen Menschen verwandelt?!“, unterbrach er mich fassungslos. Das schien ihn noch mehr mitzunehmen, als die Tatsache, dass ich Menschenblut verabscheute. „Liv ist die beste Freundin auf der Welt. Sie kann Menschenblut ebenfalls nicht ausstehen. Sie hatte sich gewünscht so zu sein wie ich und als es an der Zeit war, habe ich ihr diesen Wunsch gewährt. Gemeinsam haben wir auch unsere Gaben entdeckt...“ „Welche?“, Carlisle war anscheinend sehr neugierig. „ Liv kann in Gedanken mit Tieren kommunizieren. Und alles was ich sage ist oder wird wahr.“ „Das ist eine sehr mächtige Gabe.“, meinte er, „Es könnte uns die Sorgen mit den Volturi abnehmen.“ „Ja, ein neuer Knackpunkt: Wer oder was sind denn diese Volturi?“ „Sie nennen sich die Obersten aller Vampire. Die Hüter des Gesetzes. Und du bist gegen dieses.“ „Weil ich mehr Macht bekommen könnte, als sie besitzen?“ „Nein, weil du ein unsterbliches Kind bist.“ „Ich kann wachsen und altern wenn ich will. Liv kann das nicht. Als ich sie verwandelt habe, hab ich mich ihrem ewigen Alter angepasst.“ „Erstaunlich! Jedoch werden die Volturi euch beide töten wollen.“, gab Carlisle zu bedenken. „Nein, werden sie nicht.“, widersprach ich. “Du unterschätzt sie, mein Kind!“ „Nein, du unterschätzt mich.“, sagte ich und grinste. Carlisle verstand. Ich hatte meine Gabe eingesetzt. „Wie bist du eigentlich hierher gekommen?“, fragte Carlisle. „Ich bin im Morgengrauen losgelaufen. Das letzte Stück hat mir ein Wolf gezeigt.“ „Welcher?“ „Ein Rotbrauner. Eines der Alphatiere.“ „Ah... Jacob.“ „Die Wölfe haben Menschennamen?“, verwundert schaute ich Carlisle an. „Naja... Die Wölfe sind gewissermaßen Menschen. Sie sind Gestaltwandler.“, erklärte der, „So, nun aber zurück zu deinem Anliegen. Ich hatte es bisher nicht für möglich gehalten, dass Vampire Kinder bekommen können, wahrscheinlich bist du sogar das Einzigste...“ „Stopp! Tut mir Leid, aber ich will endlich, nach über fünfzig Jahren meine Mutter finden.“, drängelte ich. Carlisle seufzte: „Natürlich. Das verstehe ich. Du hast den größten Teil meiner Familie bereits kennengelernt. Es fehlen nur noch drei: Renesmee, Edwards und Bellas Tochter, ein Halbvampir, die deshalb überhaupt nicht in Frage kommt, außerdem noch Rosalie und Emmett, bei denen ich es sehr wahrscheinlich finde, dass sie deine Eltern sind. Du bist ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten. Die beiden befinden sich gerade noch auf der Jagd, müssten aber bald wieder hier eintreffen. Die Tür flog auf und Bella kam herein: „Edward hat mir von deiner Gabe erzählt. Ich bin so froh! Und es tut mir Leid, das mit vorhin.“ Sie umarmte mich. Carlisle schaute Edward, der im Türrahmen stand, streng an: „Hat mein Sohn etwa gelauscht?“ „Ja, in meinem Hirn!“, knurrte ich vergnügt. Wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. Carlisle stellt sich neben die nette dunkelhaarige Frau die zu mir sagte: „Ich bin Esme. Wie schön, dass du bei uns bist, Florence. Ich habe dir Edwards altes Zimmer eingerichtet.“ Artig bedankte ich mich. „Rose und Emmett werden in genau zehn Minuten da sein. Höchste Zeit dich umzuziehen!“, trällerte Alice. Umziehen? Verwirrt starrte ich an mir herab. Einfaches Shirt und Jeans. Was war daran falsch? Edward lachte, als er meine Gedanken hörte: „Alice hat es längst bei Bella aufgegeben. Du bist ihr neues Opfer!“ Na bravo! Alice ergriff meinen Arm und zog mich die Treppe hinauf in mein neues Zimmer. Ich ließ mich auf ein Sofa fallen, während Alice in einem riesigen Kleiderschrank zu fühlen begann. Ein schwarzes Shirt mit einem Netz in Schmetterlingsform auf dem Rücken flog in meinen Schoß, eine Röhrenjeans hinterher. „Anziehen.“, befahl mir Alice schelmisch. Ich gehorchte. „Gleich ein ganz neues

Lebensgefühl, nicht wahr?“, lächelte sie, während sie mir eine Kette mit einem kleinen blauen Stein als Anhänger umlegte. Ich nickte und zog gleichzeitig schwarze Stiefeletten an. Ich war es nicht gewohnt solchen Luxus zu genießen. Die Wildnis war schließlich nicht wirklich komfortabel. Alice begann meine blonden Haare zu kämmen und schob mir eine Haarnadel mit einem blauen Steinchen an der Spitze hinein. Sie schob mich vor den Spiegel. Wow! Einfach nur... wow! Alice hatte mich wirklich herausgeputzt. „Los, wir gehen wieder runter.“, ich hatte gar keine Zeit zu antworten, denn da waren wir schon im Wohnzimmer. Alice blond gelockter Freund pfiff leise, als er mich ansah. „Du siehst wunderschön aus!“, lächelte Esme. „Ach...“, meinte ich und winkte verlegen ab. Wie gut, dass Vampire nicht rot werden konnten, denn dann hätte ich jetzt einen Tomatenkopf gehabt. „Danke übrigens für das Zimmer, es ist perfekt.“, meinte ich schnell um abzulenken. Ich wandte mich an Edward: „Und wo ist jetzt dein Zimmer?“ „Bella, Renesmee und ich haben eine Hütte im Wald.“ Ich nickte und dann schoss mir mal wieder alles mögliche durch den Kopf. Armer Edward, der das alles mitanhören musste. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Was war, wenn Rosalie und Emmett, also Mum und Dad, mich nicht mochten? „Keine Sorge, sie werden dich lieben.“, sagte Edward und mir wurde warm bei seinem Blick. Esme nahm mich in den Arm, als ob sie wüsste, was er meinte.

„Sie sind da.“, flüsterte Alice und wir hörten die Tür zu fallen und kurz darauf Gelächter. Meine Eltern. Ich krallte meine Finger in Esmes Arm und hoffte, ich würde ihr dabei nicht weh tun. Loszulassen schien unmöglich. ,Halt mich fest’, bat ich stumm. Edward sah mich besorgt an. Ich schaff das, ich schaff das, ich schaff das... wiederholte ich wie ein Mantra immer wieder. Edward ließ sich davon nicht beruhigen. Wahrscheinlich dachte er an meinen Nervenzusammenbruch von vorhin. Wie gut, dass ich unsterblich war. Rosalie und Emmett kamen um die Ecke und ich musste schlucken. Es war meine Mom. Ganz klar. Die Ähnlichkeit war kaum zu übersehen. Und auch die Ähnlichkeit mit Emmett war fatal. Rosalie sah mich an und blieb stehen. Sie sah mich prüfend an, als ob sie sicher gehen wollte, dass es mich überhaupt gab. Emmett bemerkte es nicht. „Oh, wir haben Besuch! Ich bin Emmett!“, er streckte mir seine kräftige Hand entgegen. Ich ignorierte sie und sah ihm stattdessen fest in die Augen und sagte: „Hi, Dad!“ Er runzelte die Stirn, trat einen Schritt zurück. Wahrscheinlich dachte er, ich sei total ballaballa... „Jap.“, sagte Edward kurz angebunden. Na klasse! Mein eigener Vater schickt mich in die Klapse... Edward musste lachen, was er als Hustenanfall zu vertuschen versuchte. Ich rollte mit den Augen. Dad sah Edward an. „Ja, es stimmt. Frag Rose.“ Rosalie konnte ihren Blick nicht von mir abwenden: „Wie hast du mich gefunden?“ „Dein Zettel.“ „Moment mal! Wir haben eine gemeinsame Tochter und ich wusste nichts davon?! Welchen Namen gab Rose dir?“ „Florence. Mein Name ist Florence Cullen.“ „Ich hatte Angst, dass die Volturi dahinter kommen!“, schluchzte Rosalie. „Du musst dir keine Sorgen machen, Mum.“ Bei dem Wort zuckte sie zusammen. „Ich habe eine Gabe, die das alles verhindern kann. Alles.“ Rose sah mich verdutzt an. „Alles, was sie sagt ist oder wird wahr.“, erklärte Carlisle. Esme, Alice und ihr blonder Freund sahen kurz so aus, wie meine Eltern: Überrascht und fassungslos. Mir fiel auf, dass die drei mich eigentlich überhaupt nicht kannten. Die Cullens waren einzigartig. Wie sie mich aufgenommen hatten. Ohne Wenn und Aber. Ich war jetzt einfach ein Teil von ihnen. Rosalie schluchzte auf. Ich hielt das einfach nicht mehr aus und befreite mich aus Esmes Armen und warf mich in Mams. Wir hielten uns gegenseitig fest und stützten uns, um diesen Moment festzuhalten. Ein trockenes Schluchzen kam aus meinem Mund. Vampire können nicht weinen. Zumindest nicht so wie Menschen. Es schnürt einem die Brust zu. Keine Chance zu atmen. Wie gut, dass das für uns eh unnötig war. „Ich wusste gar nicht, dass Rose auch positiv emotional sein kann.“, flüsterte Edward Bella zu. In Gedanken knurrte ich ihn an, was ihn sehr zu amüsieren schien. „Ich habe eine wunderschöne kluge Tochter und du erzählst mir nichts davon!“, Emmett schien völlig fertig zu sein. Ich ging zu ihm und legte meine Hand auf seinen muskulösen Arm. Er sah auf und ich blickte in seine großen Augen, die meinen ähnelten. „Dad, Mum hatte ihre Gründe...“ „Ja, sicher...“, sagte er fad. „Wisst ihr noch, als ich vor ungefähr fünfzig Jahren verschwand? Da habe ich sie in den Wäldern Montanas nach der Geburt zurückgelassen. Ich hatte keine Wahl. Entweder getrennt leben oder zusammen sterben.“, erklärte Mam.
 

„Renesmee und der... Wolf sind da.“, sagte Edward. „Du scheinst dich nicht sehr für deine Tochter zu freuen.“, stellte Esme fest. „Wofür denn? Dass ein... Werwolf auf sie geprägt wurde?!“ „Daddy, sei Jake nicht böse! Er hat es nicht absichtlich getan und das weißt du auch.“, ein Mädchen mit langen rotbraunen Locken erschien in der Tür. Das musste Renesmee sein. Hinter ihr erschien ein Junge, der abscheulich nach nassem Hund stank. „Wie schön dich wiederzusehen, Florence!“, sagte er und lächelte mir zu. Woher kannte der mich. In meinem Kopf ratterte es und machte schließlich ‚klick’. Der Junge war niemand anderes als der rotbraune Leitwolf. „Hi, Jacob.“, Bella begrüßte ihn stürmisch. Unschwer zu erkennen, dass die zwei mal etwas miteinander gehabt hatten. Bizarre Verhältnisse in dieser Familie... „So, und wer ist jetzt deine Mum? Esme?“, dafür fing er sich einen strafenden Blick von Carlisle ein, „Alice oder das blonde Monster?“ „Letzteres“, fauchte ich und ging in Angriffshaltung. Edward hob belustigt die Augenbraue. „Das Knurren hast du eindeutig von Emm... ich meine natürlich von deinem Dad.“, sagte Mensch alias Wolf. „Ich hoffe, das sollte ein Kompliment sein!“, rief Emmett. Ich sprang auf seine Schultern. „Klar, Dad!“, sagte ich und wuschelte ihm durchs Haar. „Ich bin übrigens, Jasper. Ich bin der neueste Vegetarier, mal abgesehen von Bella, in dieser Familie und frage mich die ganze Zeit, wie ein kleines Mädchen wie du, das hinkriegst, mit dem Verzicht auf Menschenblut.“, sagte der blonde Alice-Freund interessiert. Jasper hieß er also. Soso... „Ich kann Menschenblut einfach nicht ab. Ich finde es eklig...“, ich zuckte mit den Schultern. War ja jetzt nichts besonderes... „Doch. Genau das ist es.“, in dieser Familie waren noch nicht mal deine Gedanken sicher. Natürlich hätte ich Onkel Eddi stoppen können... „Warum tust du es dann nicht?“ Feixend sah ich ihn an, wobei ich dachte: ‚Du scheinst ja wirklich scharf darauf zu sein, deine Gabe los zu werden!’ „Ist ja gut!“, sagte Onkel Eddi, „Aber nur, wenn du aufhörst mich heimlich ‚Onkel Eddi’ zu nennen!“ Allgemeines Gelächter war die Folge. „Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.“, lächelte ich scheinheilig. „Du kannst Menschenblut wirklich nicht ausstehen?“, Jasper hakte nach. „Pfui Teufel!“, die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, „Ich weiß echt nicht, was alle nur daran finden. Lieber esse ich Menschenfraß!“ „Ich auch.“, sagte Jake. Ich sah ihn mit schief gelegtem Kopf an: „Wobei... auf so ein Wolfsteak hätte ich wirklich Lust...“ Das gefiel Dad. Onkel Ed... äh... Edward auch. Renesmee ganz und gar nicht. Tja. Augen auf bei der Partnerwahl. „Hab ich ihr auch gesagt.“, lächelte Edward. „Ich hab Durst.“, ich musste irgendwie kurz raus hier. „Ich werde dich begleiten.“, sagte Carlisle und Jasper erhob sich ebenfalls. So liefen wir hinaus in den Wald. „Riechst du das?“, fragte mich Jasper. „Klar, eine riesige Herde Rotwild.“ „Sehr gut!“ „Jasper, ich jage seit über fünfzig Jahren, das ist nicht das erste Mal...“, sagte ich und rollte mit den Augen. „Ich vergaß.“, schmunzelte Jasper. Ich bedeutete ihm leise zu sein und mir zu folgen. Carlisle sah uns belustigt zu. Ich sog die Fährte ein, die der Wind mit sich brachte. Dann rannte ich los, immer der Nase nach. Kurz vor einer Lichtung, auf der die Tiere grasten, hielt ich inne, spannte jeden Muskel an, sprang einem Tier auf den Rücken und schlug meine Zähne in seinen Hals.

„Wirklich lecker!“, sagte ich am Ende zufrieden. Jasper wirkte irgendwie... nun ja, beeindruckt. Carlisle wischte sich den Mund ab, genau wie Liv am Morgen, und plötzlich verspürte ich tiefe Sehnsucht nach ihr. Wir alle waren satt und machten uns auf den Heimweg.

An einem einzigen Tag änderte sich mein Leben schlagartig. Ich hatte eine Familie gefunden, oder besser gesagt meine Familie. Ich war glücklicher als je zuvor. Und trotzdem fehlte, von dem ich nicht wusste, was es war und das wurmte mich gewaltig



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