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The Dark Legend

von

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Chapter 6 - ... Vergessenes ...

Die Decke um ihre Schultern geschlungen, saß Kara am Lagerfeuer und nagte an ihrem Essen herum. Sie hatte schon lange nicht mehr einen so herrlich schmeckenden Fasan gegessen. Das dazu gereichte Gemüse hatte sie noch nie zuvor gesehen, dennoch probierte sie es und war vom Geschmack überwältigt. Die Menschen um sie herum waren hauptsächlich Krieger und einige Magier, Hexen und Schamanen. Sie hatte noch nie so viele Magiebewanderte an einem Ort versammelt gesehen.

Raven war sofort nach ihrer Ankunft im großen Zelt verschwunden, während ein Junge auf die beiden zugeeilt war, ihnen Miko abgenommen und Kara zum großen Platz ans Feuer gebracht hatte. Niemand hatte nach ihrer Identität oder Aufgabe gefragt, ihr wurden einfach ein Teller und eine Decke mit den Worten gereicht, dass sie doch sicher müde und hungrig sein müsste und noch ein langer harter Kampf vor ihnen läge.

Ihre Blicke schweiften durch die Anwesenden, einige von den hier anwesenden Kriegern waren nicht älter als sie selbst. Aber vielleicht verhielt es sich mit ihnen wie mit Raven, vielleicht waren sie schon einige Jahrhunderte hier, es ließ sich schwer einschätzen. Sie sah nur wenige Frauen, der Großteil der Kämpfer bestand aus Männern.

Das Lager befand sich auf einer kleinen Anhöhe, von der aus man eine gute Sicht über das umliegende Gebiet hatte. Kara musste sich eingestehen, dass sie etwas enttäuscht gewesen war, als sie die Gegend hinter dem letzten Tor erblickte. Sie sah ganz normale Bäume, die sogar leicht ergraut waren, ganz normales Gras, ganz normale Blumen... dennoch war kein Vogel zu vernehmen, kein anderes Tier zu sehen. War dies wirklich das Heilige Land? Hatten sich alle Fabelwesen versteckt? Es wirkte traurig und verlassen auf sie. Die einzigen Laute, die an ihr Ohr drangen, waren das Scharren der Pferdehufe und ihr eigener Atem. Und natürlich ihre mehr als lauten Gedanken, die ihr noch immer im Kopf herum tanzten.

Raven lenkte sie auf einen kleinen Pfad, der durch die Bäume eines wohl einst sehr dichten Waldes führte, in welchem nun aber der Großteil der Pflanzen abgestorben zu sein schien. Es dauerte nicht lange, bis sie das Lager in der Ferne erblicken konnten. Kara wurde etwas mulmig, wie die Menschen dort wohl waren, ob sie ihrer Aufgaben gewachsen sein würde? Und nun saß sie hier und blickte von einem zum anderen und fragte sich, was wohl für jeden einzelnen der Beweggrund war, sich hier an diesem Ort einzufinden.

Was der nächste Tag wohl bringen mochte...

Sie merkte nicht, wie sie langsam einschlief. Sie merkte auch nicht, wie Raven hinter ihr auftauchte und sie auf seine Arm nahm und in sein Zelt trug. Sie wachte auch nicht auf, als er ihr die Rüstung abnahm und in sein Bett legte. Das einzige, was sie bemerkte, war ein leichtes Stechen in ihrem Herzen, als sie seine Nähe spürte. Und das einzige was sie vernahm, war das Klirren von Ketten.
 

Was war geschehen? Achja richtig, sie hatten... nein, das durfte niemand erfahren! Vor allem der Herr nicht! Er würde ihn hart bestrafen und sie noch viel härter! Und dabei war es so schön gewesen. Aber niemand durfte es wissen, niemand außer ihnen beiden. Er hatte ihr ein Versprechen gegeben und sie musste die Zeit nutzen. Niemand durfte sie sehen, oder auch nur ahnen, was sie vorhatte.

Sie hatte extra ihre Kleider abgelegt, um sich so lautlos wie irgend möglich bewegen zu können. Nur die Ketten in ihren Schwingen klirrten leise, als sie sich durch die Gänge davonstahl.

Schon oft hatte sie vor dem Zimmer des Herrn gestanden, schon oft musste sie es betreten und für ihn die Sklavin spielen, doch nicht heute, nein! Heute würde er ihn ablenken und sie würde es sich zurückholen. Selbst Porta wusste davon, auch er wollte helfen ihn abzulenken. - Hoffentlich kam nichts dazwischen, Göttin, bitte lass alles gut gehen. Er wird nie erfahren, dass ich es habe und wenn er es erfährt, bin ich schon längst fort und er wird nachkommen und bei mir sein und auf mich aufpassen, wie er es versprochen hat. Ihr ging so vieles durch den Kopf, als sie die Klinke der schweren Tür hinunterdrückte und in das dunkle Zimmer trat. Sie schritt hindurch, in Richtung des riesigen Bettes, an dessen Kopfende, wie sie genau wusste, das Medallion ihrer Mutter hing. So oft hatte sie es gesehen, wenn sie das Zimmer betreten und diesem Scheusal dienen musste.

Sieben verfluchte Jahre war sie nun schon hier und sieben verfluchte Jahre lang war sie seine Sklavin gewesen. Aber nun sollte es enden! Raven würde sie hier herausbringen, das hatte er ihr versprochen. Und sie glaubte ihm von ganzem Herzen. Ihre Schritte waren steif, als sie auf das Medallion zuging. Gleich hatte sie es, gleich würde es wieder in ihren Händen liegen. Ihre Hand zitterte, als sie danach griff. Ihre Finger glitten über das kühle Gold und sie fühlte ein Beben in ihrem Inneren. So viele Erinnerungen lagen hierin verborgen. So viel Lachen und Weinen, der Geruch ihrer Eltern, das Gefühl ihrer schützenden Arme und Schwingen, die sich um sie legten.

Tränen rannen ihr über das Gesicht, sie musste ein leises Schluchzen unterdrücken, darauf bemüht den Raum auch nicht nur durch das kleinste Geräusch zu verändern. Das kühle Metall lies sie kurz aufkeuchen, als sie das Medallion in ihrem Ausschnitt versteckte und zurück zur Tür schritt.

Nur noch ein paar Meter und sie war draußen, dann nur noch durch ein paar Flure und sie wäre in ihrem Zimmer, würde es verstecken und sich im Morgengrauen wie vereinbart mit Raven treffen, damit er ihr bei ihrer Flucht helfen konnte.

Ihr Herz setzte aus, als er plötzlich vor ihr in der Tür stand.

"Kitara? Was machst du hier, Engelchen?" sein Blick schien durch sie hindurch zu gehen, fast so als wollte er direkt in ihre Seele schauen. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, sie stand nur da wie angewurzelt und hoffte, dass er es nicht bemerkte und das ihr Herz bald wieder anfangen würde zu schlagen, sonst würde sie jetzt und hier auf der Stelle tot umfallen. Fast so, als hätte ihr Herz sie erhört, begann es wieder zu arbeiten und pumpte das Blut so kräftig wie nie zuvor durch ihren Körper. Ihr wurde schwindelig, sie keuchte auf und wäre fast gestürzt, aber er fing sie auf.

"Ich habe dich doch nicht etwa erschreckt?" sein Tonfall klang mehr als ironisch, sie verdammte ihn in die tiefste Hölle und fragte sich, was blos mit Raven und Porta geschehen war und warum er plötzlich hier war. Seine Hände glitten über ihren Rücken und sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie so wenig trug. Wahrscheinlich dachte er, dass sie ihn irgendwie milde stimmen wollte und deswegen in diesem Aufzug in seinem Zimmer erschienen war. Wahrscheinlich dachte er, dass sie davon ausging, dass er noch immer wütend darüber war, dass sie erwischt wurden, wie Raven ihr Unterricht im Schwertkampf gab. Sie war dafür ausgepeitscht worden und ihre Schwingen schmerzten heute noch von den harten Hieben. Hoffentlich war nichts ans Licht gekommen, hoffentlich ging es Raven und Porta gut. Sie hatte doch nur die beiden in dieser grausamen, engelfeindlichen Welt.

Seine Hände glitten über ihren Hals, er hob ihr Kinn an, während seine andere Hand auf ihrer Schulter ruhte und sie so fixierte. Sie schloss einfach nur die Augen, wie sie es schon so oft getan hatte und hoffte, dass er nicht die Tränen in ihren Augen entdeckte, dass er ihr Zittern und vor allen Dingen ihre übermächtige Angst nicht spürte. Als ihre Lippen sich berührten, glitt die Hand, die zuvor noch auf ihrer Schulter geruht hatte, in ihren Ausschnitt und fischte erfolgreich das Medallion daraus hervor. Sie zuckte zurück und schaute ihn erschrocken an. Er hatte es gewusst! Er hatte es sofort gesehen, ihre Gedanken gelesen. So zu tun, als wüsste er es nicht, war nur wieder eines seiner kleinen Spiele, um sie zu foltern. Die Tränen rannen ihr nun erneut über ihr Gesicht, nur dieses mal nicht wegen Emotionen aus der Vergangenheit, sondern der nun alles umschließenden Angst. Sie fürchtete um ihr Leben, während er sie nur wissend anlächelte. Er schritt um sie herum, während sie nur wie angewurzelt stehen blieb. Blitzschnell eilte seine Hand zu der Kette zwischen ihren Schwingen und schleuderte sie so zu Boden. Der Aufprall war hart und der stechende Schmerz in ihren Schwingen ließ sie aufschreien.

Der Schrei ließ Raven das Blut in den Adern gefrieren. Porta stand neben ihm und war kreidebleich. Sie hatten gehofft und gebetet, dass er nicht in sein Zimmer geht, dass sie es doch schon geschafft haben möge und nicht mehr im selbigen war, aber anscheinend hatte niemand ihre Gebete erhört. Sie wagten es nicht sich zu rühren, sie waren nicht mehr in der Lage dazu. In ihren Köpfen tanzten nur Bilder von dem, was nun kommen mochte oder was er gerade mit ihr anstellte. Beide waren der Ohnmacht nahe und keiner von ihnen brachte auch nur ein Wort hervor.

Beide sahen sie vor ihrem inneren Auge, wie diesem anmutigen Geschöpf, mit dem wunderschönen langen braunen Haaren und diesen einzigartig grau glänzenden Augen die Flügel abgeschlagen wurden. Aus Ravens Kehle drang ein klägliches Wimmern. Er sah sie vor sich, wie er sie letzte Nacht gesehen hatte. Er erinnerte sich um das unbeschreibliche Gefühl ihrer weichen Schwingen, um ihn herum, auf seinem Körper, ihr Geruch... und dann veränderte sich das Bild, er sah Blut und ihre Tränen, ihre hübschen Augen leer und leblos. Das durfte nicht passieren!!!

Mit aller Kraft riss er sich aus diesem Zustand der Machtlosigkeit, zog Porta mit sich und stürmte in Richtung der Schreie. Als sie das Zimmer erreichten, war niemand zu sehen. Was hatte er blos mit ihr angestellt? Oh Himmel, hoffentlich war sie noch am Leben!

Seine Ziehmutter tauchte plötzlich hinter Raven auf und legte ihre Hand auf dessen Schulter.

"Der Herr hat einen Auftrag für euch.", sie hatte Tränen in den Augen.

"Ihr sollt dem Fürsten in der Feste eine Nachricht überbringen, es eilt, ihr sollt sofort losreiten." sie überreichte Raven einen Umschlag, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und verschwand in Richtung Küche. Kein Wort von dem, was der Herr mit Kitara angestellt hatte, kein Wort wo er hingegangen war, nur dieser Umschlag und der Auftrag. Raven starrte auf dieses Papier und sah dann Porta hilflos an, der seinen Blick genauso hilflos erwiderte.

Sie würden hier nichts mehr tun können...

Der Morgen graute, als sie die Burg wieder erreichten.

Nachdem sie die Pferde abgesattelt hatten, lief Raven sofort zu Kitaras Zimmer und war erleichtert jemanden in ihrem Bett vorzufinden. Es konnte nur sie sein. Er setzte sich neben sie aufs Bett und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Atem stockte.

Wie konnte er nur???

Über Kitaras Augen lag ein schwerer Verband, der Herr hatte sie blenden lassen. Ihr Atem verriet ihm, dass sie wach war und sich zusammen riss, um nicht zu weinen. Die Tränen hätten die Schmerzen noch unerträglicher gemacht. Seine konnte er nun nicht mehr zurückhalten. Eiskalte Wut stieg in ihm auf. Sie legte eine Hand auf seine, welche noch immer die Strähne aus ihrem Gesicht hielt. Sie hauchte seinen Namen in die kühle Morgenluft und war froh, ihn am Geruch zu erkennen, seine Energie zu fühlen und zu wissen, dass er lebte und dass es ihm gut ging.

Er küsste sie auf die Stirn und musste sich zusammenreißen, nicht sofort loszustürmen und diesem Bastard das Herz aus der Brust zu reißen.

Ihre so sorgfältig ausgeklügelten Pläne waren zunichte gemacht worden. So würde sie nicht fliehen können. Er hatte zwar ihre Flügel verschont, aber ihr dafür den Glanz genommen. Ihr Glühen fehlte, dass sie sonst selbst im tiefsten Schlaf noch ausstrahlte, jenes Glühen, welches jeden dazu brachte, sich nach ihr umzudrehen und gedankenverloren ihre Schönheit zu betrachten.

Dieser Bastard würde dafür büßen mussen und das mindestens mit seinem Leben!

Nur war Raven nicht in der Lage ihn zu besiegen, seine Kampfkünste reichten dafür einfach nicht aus...

Ihre Hand glitt über seinen Arm hinauf zu seiner Schulter, sie klammerte sich an ihm fest, wie eine ertrinkende. Er beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Lippen, konnte dabei aber keine seiner Emotionen unterdrücken. Seine Tränen benetzten ihr Gesicht und ihre Miene verfinsterte sich.

"Nein! Niemals!", die Worte klangen so hart, dass er sich erschreckte. Er hatte sie noch nie so reden hören. "Er gehört mir! Du lässt die Finger von ihm! Ich will dich lebend sehen, verstanden? Du lässt dich auf keinen Fall auf einen Kampf mit ihm ein! Niemals!"

Raven sah sie nur verwundert an. Irgendetwas hatte sich in ihr geregt. Seine Wut kam nicht annähernd an die Gefühle heran, die Kitara nun empfand. Das war nicht blos Sorge um ihn, nicht blos Rachegelüste... sie wollte endlich wieder frei sein, normal leben und alles was ihr im Weg stand sollte zu S taub zerfallen. Er hatte ihren Kampfgeist entfacht und jener war so stark, dass selbst Raven davor zurückschreckte.

Er legte seine andere Hand auf ihre, welche sich noch an seine Schulter klammerte, "Ist gut, ich werde ihn nicht anrühren." Seine Stimme klang so gefasst, dass er dachte, die Worte kamen nicht von ihm. Sie zog sich nun an ihm hoch und erwiderte seinen Kuss von eben. Er schloss seine Arme um sie und betete zu allen Göttern, die er kannte, dass doch irgendwo in der Ferne eine glückliche Zukunft auf sie wartete, in der sie zusammen leben konnten, ohne Sorgen, ohne Qualen.
 


 

...da war es wieder, dieses nervige Surren. Kara schlug die Augen auf und entdeckte genau auf ihrer Nasenspitze eine Mücke. "Wag es dir ja nicht..." sie schielte auf das Tier.

Die Mücke schien ihr förmlich zu gehorchen, erhob sich in die Lüfte und surrte davon. Kara schaute ihr verdutzt nach. Das war alles? Und darauf kam sie erst jetzt? Hätte sie das früher gewusst, hätte sie sich die nächtelangen Hetzjagden nach den unzähligen Moskitos in ihrem Zimmer sparen können. Obwohl... dies hier war das Heilige Land (auch wenn es nicht wirklich danach aussah), vielleicht waren ja die Mücken hier intelligenter.

Sie blickte sich um und musste sich damit abfinden von nun an wohl jeden Morgen an einem Ort aufzuwachen, den sich noch nicht kannte. In der Mitte des Zeltes brannte eine kleine Öllampe, die einen sanften gelblichen Schein auf alles um sie herum warf. Niemand war zu entdecken, anscheinend schlief Raven in einem anderen Zelt. Raven... sie hatte irgendetwas mit ihm geträumt, es war wieder einer dieser eigenartig realen Träume, aber sie konnte sich an nichts genaues erinnern, nur daran, dass er auch darin vorgekommen war. Und noch ein anderer Mann, nein zwei. Oder? Es war alles so verschwommen.

Dann bemerkte sie die Stimmen vor dem Zelt. Sie stand auf und ging leise zum Eingang.

Durch den Schlitz des Vorhanges, konnte sie Raven entdecken. Er stand nahe eine kleineren Feuers, zusammen mit einem etwas größeren blonden Mann.

Sie unterhielten sich über irgendetwas, aber da sie mit dem Rücken zu ihr standen, verstand sie nichts von dem Gespräch. Er sieht atemberaubend aus, schoß es ihr durch den Kopf. Raven hatte seine Rüstung abgelegt, trug nur noch eine Hose und ein lockeres Hemd, seine schwarzen Haare schienen im Wiederschein des Feuers von einem Glühen umgeben zu sein, dass sie so noch nie zuvor gesehen hatte. Er lächelte seinen Freund an und bei diesem Lächeln wurde Kara mehr als nur warm ums Herz. Sie schlug sich mit der Faust an den Kopf. Reiß dich zusammen Mädel, sagte sie sich, er ist gute 508 Jahre älter als du, du meinst doch nicht wirklich, dass er sich in eine Göre wie dich verlieben könnte. Und doch hoffte sie es aus tiefstem Herzen, denn sie hatte selbiges schon an ihn verloren. Dabei kannte sie ihn eigentlich kaum. Sie wusste nichts über ihn, über seine Vergangenheit... nur Dinge, die sie aus seinen Worten und Regungen erahnen konnte. Und aus jenen ging auch hervor, dass es da jemandem gab, dem sein Herz zu gehören schien. Eine tiefe Trauer stieg in ihr auf. Zugleich fiel ihr etwas ein, was ihr Unterbewusstsein bisher gut vergraben hatte. Sie hatte ihn geküsst! Oben am Gletscher, als er sich Sorgen um sie gemacht hatte, hatte sie ihn einfach so geküsst. OH GÖTTIN! Was oder wer war blos in sie gefahren? Bei dieser Frage wurde sie plötzlich stutzig. Irgendetwas in ihr hatte sich gerade geregt, aber das fühlte sich nicht nach ihr selbst an. Was oder wer? Was hatte das zu bedeuten? Hing das vielleicht mit diesen seltsamen Träumen zusammen? Schickte ihr gar irgendjemand diese Träume? Wenn ja, wer? Und warum? Ihr Blick haftete immer noch an ihm. Er war wirklich wunderschön. Sie seufzte leise und versuchte all diese wirren Gedanken abzuschütteln.

Ohne nachzudenken, trat sie ins Freie und sah sich um.

"Das Mädchen ist doch noch ein Kind, wie bitte soll sie das schaffen?", die Frage kam von dem großen Blonden. Kara stand nun nicht mehr so weit von ihnen entfernt und konnte alles mitanhören, was vorher durch die dämpfende Wirkung des Zeltes nicht möglich gewesen war.

"Wir waren auch noch Kinder, als wir all das hier begannen. Uns bleibt zudem keine andere Wahl. Meinst du wirklich, dass unsere Leute sich noch lange verschanzt halten können? Wir brauchen den Dolch. Wir brauchen NoNiji! Ohne sie schaffen wir es niemals! Und das weißt du auch."

Ravens Worte klangen keineswegs hart, aber bestimmend.

Sein Freund schüttelte nur den Kopf. "Und dafür bringst du ein armes kleines Mädchen in Gefahr?"

Arm? Klein? Sie??? Raven musste schmunzeln. "Kein Sorge Porta, sie ist die Auserwählte, sonst hätte ich sie garnicht hierher gebracht. Da fällt mir ein, wo ist Ncham? Sie sollte sich die kleine mal ansehen, sie hatte einige harte Stürze hinter sich und ich glaube auch, dass sie leichten Fieberwahn hat...", seine Gedanken kehrten zum vergangenen Tag zurück und zu dem eigenartigen Kuss. Er musste sich das Grinsen verkneifen und schaute seinen Freund nur weiterhin fragend an.

"Sie ist mit Kageshi unterwegs, die beiden sollten gegen Morgen wieder hier sein.", ihm war das unterdrückte Grinsen von Raven nicht entgangen, dennoch war es ihm zuwider jetzt noch weiter nach Details zu stochern.

Kara bemerkte nicht, wie Raven Porta eine gute Nacht wünschte, sie sah nur plötzlich, wie er sich umdrehte und sie entdeckte und plötzlich musste sie gegen das starke Verlangen ankämpfen zu ihm zu laufen und ihn in die Arme zu schließen, als hätte sie ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn vermisst habe und das ihr alles leid tut und das sie nun besser auf sich aufpassen wird. Auch für.. für... eben lag ihr noch ein Name auf dem Herzen, aber nun war er fort, genauso wie das plötzliche Bedürfnis gekommen war. Nun stand sie nur noch da und sah ihn an und fühlte sich wie zuvor in eigenartige Nostalgie eingehüllt. Was war blos los mit ihr? Er schritt auf sie zu und schaute sie fragend an.

"Alles in Ordnung?", er wirkte besorgt. Und irgendwie schossen ihr bei dieser Besorgnis die Tränen in die Augen. Sie versuchte zu lächeln und nickte ihm zu, aber ihr rann schon die erste Träne über das Gesicht. Er wirkte noch besorgter und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Was ist los?", die Wärme seiner Hand lies sie zittern.

"Ich weiß nicht, irgendwie bin ich nicht mehr Herr über meinen eigenen Körper. Ich will garnicht weinen, ich wüsste ja nicht einmal wieso." Sie wandte ihren Blick von ihm ab und versteckte sich ihr Gesicht hinter einer Haarsträne, die über ihre Schulter nach vorne gerutscht war. Er strich diese mit der anderen Hand sanft aus ihrem Gesicht und schlagartig sah Kara das Bild aus ihrem Traum vor sich: Er am Bett, mit Tränen in den Augen, sie spürte seine Hand auf ihrem Gesicht, ruckartig wandte sie sich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. Er glaubte einen Geist zu sehen. Wie konnte das sein? Vor ihm stand nicht mehr das hübsche Mädchen, sondern sie! Ihre grauen Augen sahen ihn voll Trauer und Schmerz an. Der Schock ließ ihn zu Stein erstarren.

"Raven..." - diese Stimme! So wie sie es aussprach, genau wie an dem Morgen... Es war schon so lange her und doch erinnerte er sich daran, als wäre es erst eben geschehen.

Dann wurde er plötzlich in das Hier und Jetzt zurückgeschleudert, er fühlte, wie die Hand auf seinem Gesicht verschwand und wie das, was er eben noch von der Person ihm gegenüber gespürt hatte plötzlich verblasste. Unter seiner Hand war nichts mehr, er wurde noch rechtzeitig wieder klar, um Kara auffangen zu können, bevor sie hart auf den Boden aufprallte.

Was im Namen aller Götter war das gerade gewesen? Sehnte er sich jetzt so sehr nach ihr, dass er sie auf das Mädchen projezierte? Wieso hatte er dann aber ihre Energie so deutlich gespürt? Das war eindeutig ihre Stimme gewesen, nur sie sprach seinen Namen so aus. Und diese herrlich sanften grauen Augen gehörten auch nur einer Person.

Er schaute sich um, anscheinend war niemand gerade anwesend gewesen, der hätte Licht in das Dunkel bringen können. Sie waren vollkommen allen draußen gewesen, niemand hatte sie gesehen oder das Geschehene beobachtet. Er nahm Kara wieder auf die Arme und trug sie zuück in sein Zelt. Als er sie in sein Bett legte, vernahm er einen Namen, den er so schon lange nicht mehr gehört hatte. Er drang eindeutig aus ihrem Mund. Wieder schienen ihm seine Sinne einen Streich zu spielen, auch wenn der Name von ihr kam, auch wenn sie ihn nicht kennen konnte, woher um alles in der Welt kam dann der Geruch, der sie plötzlich einhüllte. Sie roch nicht mehr wie das kleine Mädchen, dass er vor einiger Zeit kennengelernt hatte, sie roch wie SIE!

Und wieder murmelte sie den Namen, sie schien im Traum nach ihm zu suchen ... Corazon ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-08-08T19:59:26+00:00 08.08.2004 21:59
Es wird eher verwirrender o_O nach dem sehnt sich Raven so? Arme Kara, er soll sie lieben und net jemand anderes *hmpf*
Hoffentlich gehts schnell weiter *freu*
*knuffelz*
Von:  shinjia
2004-08-08T12:47:56+00:00 08.08.2004 14:47
Oh, die Nebel lichten sich langsam^^
Das wird ja noch interessanter und Porta ist jetzt auch noch in der realen Welt aufgetaucht...
Da bin ich ja gespannt, wie das alles zusammenhängt.

Also, setz dich bald wieder ran!

*knuffz*


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