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No matter where I go...

...I always feel you so
von

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Erkenntnisse

Der Mond warf ein schwaches Licht durch das große Fenster und tauchte das Wohnzimmer in ein seltsames, blaues Licht. Sie schlug blinzelnd die Augen auf und rieb sie sich verschlafen. Als sie sich aufsetzte, musste Usagi kurz überlegen. Erst nach einigen Sekunden fiel ihr wieder alles ein. Vor allem der Grund warum sie auf einem Sofa und nicht in ihrem eigenen Bett schlief. Sie erinnerte sich an den Streit mit ihren Freundinnen:

Sie hatten sie nicht verstanden und ihr nicht zugehört. Rei hatte ihr sogar eine Ohrfeige gegeben. Dann war Mamoru aufgetaucht. Sie hatte ihm eine SMS geschickt und ihn noch einmal darum gebeten, für sie da zu sein. Er hatte sie vor ihren Freundinnen verteidigt. Sie hatte sich mehr oder weniger bei ihm über Nacht eingeladen und Ami lieferte ihr ein Alibi. Sie erinnerte sich daran, wie sie zusammen mit Mamoru einkaufen war und er ihnen ein Teriyaki gekocht hatte. Nach dem Essen hatten sie eine Dokumentation über die Fidschiinseln gesehen. Und weil sie danach noch nicht müde waren, schauten sie im Anschluss noch einen alten Westernfilm.

Usagi musste lächeln, wenn sie dabei an Mamoru dachte. Sie hatten sich normal unterhalten und viel gelacht. So entspannt kannte sie ihn gar nicht. Erneut war sie froh darüber, dass ausgerechnet er ihre Stimmung erkannt hatte.

Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, als sie ein Wimmern hörte. Überrascht schaute sie sich um, schlug die Decke zurück und stand auf. Sie tapste durch das dunkle Zimmer. Warf dabei einen Blick auf die Digitaluhr des Fernsehers und stöhnte auf:

"Halb drei?"

Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als sie wieder dieses Geräusch hörte. Sie wandte sich zu der Tür, durch die Mamoru vorhin verschwunden war. Sicherlich lag dahinter sein Schlafzimmer. Träumte er etwa schlecht? Langsam und auf Zehenspitzen ging sie zur Tür. Leise drückte sie die Klinke nach unten. Die Tür schwang leise auf. Usagi öffnete sie einen Spalt breit und schaute herein. Mamorus Zimmer war ziemlich einfach eingerichtet. Und es überraschte sie nicht im Geringsten. Denn auch die anderen Zimmer waren klar strukturiert. Sie sah nach vorne und konnte sein Bett erkennen. Sah, wie er sich hin und her wälzte.

"Ein Albtraum?!"

Leise öffnete sie die Tür ganz und huschte ins Zimmer hinein. Die Tür lehnte sie wieder an. Usagi tapste in Richtung seines Bettes. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ein wenig fürchtete sie sich vor seiner Reaktion, wenn er sie hier in seinem Schlafzimmer vorfand. Kurz hielt sie deswegen inne. Sie beobachtete ihn:

Schweiß stand auf seiner Stirn. Seine Finger hatte er in die Bettdecke gekrallt. Sein Gesichtsausdruck war verbissen. Wieder entwich ihm ein Jammern. War sein Albtraum wirklich so schlimm?

Ihre Füße trugen sie weiter. Fast wie von selbst. Langsam setzte sie sich auf den Rand des Bettes. Sie hatte den Drang ihm zu helfen. Aber wie?

"Mamoru.", ihre Stimme klang sanft. Geradezu liebevoll. Ganz ohne ihr zutun glitten ihre Finger in seine Richtung. Berührten seine feuchte Stirn.
 

Mamoru riss die Augen auf. Schreckte hoch. Fasste sich an die Stirn. Hatte sie ihn berührt? Seine Prinzessin? Es fühlte sich so real an. Er atmete tief durch, seufzte auf.

"Mamoru."

Sein Blick schnellte nach links.

"Usagi.", seine Stimme war trocken. Blickte in ihre blauen Augen. Sah er da Traurigkeit in ihnen?

"Entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken.", Usagi erhob sich.

"Nein. Schon okay. Ich sollte dir eher dankbar sein, dass du es getan hast."

Sie blickte ihn fragend an. Aber er wich ihr aus. Schaute aus dem Fenster und auf die Skyline von Tokio.

"Ich habe diesen Traum schon seit Wochen. Jede Nacht. Immer und immer wieder. Es verfolgt mich."

"Ist es so schlimm?"

"Ich weiß es nicht."

"Oh.", sie verstand nur Bahnhof.

"Ich träume immer von ein und derselben Person. Ich soll sie retten. Aber wenn ich es versuche und nach ihrer Hand fassen will, wird um mich herum alles zerstört. Die Gebäude stehen in Flammen und zerfallen zu Schutt und Asche. Und dann wache ich auf."

"Du träumst von einem Mädchen?"

"Was?", er schaute sie überrascht an.

"Du hast gesagt ‚nach ihrer Hand fassen will’."

"Oh, ähm ja."

"Ist doch okay. Ist sie schön?", sie war ein bisschen neugierig geworden. Während sie sich erneut auf die Kante des Bettes setzte, stand Mamoru auf und lief gen Fenster. Er lehnte die Stirn gegen das kühle Glas, legte seine Hände auf die Scheibe und schloss die Augen. Versuchte sich an seinen Traum zu erinnern.

"Ich glaube schon. Aber ich bin mir nicht sicher."

"Versteh ich nicht. Du musst doch wissen, ob sie hübsch ist."

Er lachte leise auf.

"Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe noch nie ihr Gesicht gesehen."

"Ach so.", Usagi überlegte, "Vielleicht hätte ich dich dann heute nicht wecken sollen."

"Nein. Es ist in Ordnung. Du hast mich davor bewahrt, schon wieder diese Zerstörung zu erleben. Und für einen kurzen Moment nach dem Aufwachen dachte ich, diese Unbekannt hat mich berührt."

"Oh, das.", sie errötete leicht und schaute auf ihre nackten Füße, "Ich dachte, du solltest vielleicht besser aufwachen. Du klangst so angespannt. Ich wollte nicht, dass du womöglich leiden musst. Deine Stimme klang so seltsam fremd."

"Du hast dir Sorgen gemacht?"

"Ein wenig. Ja."

Er drehte sich zu ihr um. Noch immer starrte sie auf ihre Füße. Das Licht des Mondes ließ sie in einem silbernen Licht erscheinen. Er wollte, aber konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Sah ihre weiche Haut. Schon am Abend musste er schlucken, als sie in ihrem Schlafanzug aus dem Bad kam. Oder zumindest in dem, was sie dafür hielt. Er fragte sich schon einige Stunden vorher, ob ihre Beine schon immer so lang waren. Denn in diesen schwarzen Baumwollshorts erschienen sie ihm wahnsinnig lang. Doch in diesem Licht kamen sie ihm einfach endlos vor. Sein Verstand war froh gewesen, dass sie oben rum ein weites T-Shirt trug mit dem Aufdruck ‚I like lazy days’. Mamoru ging hinüber zu seinem Bett. Setzte sich neben sie aufs Bett.

"Danke!"

"Hm?", sie schaute ihn an und musste schlucken. Erst jetzt fiel ihr auf, was er trug: Eine karierte lange Pyjamahose und als Oberteil ein enges Muscle-Shirt. Sie konnte seinen definierten Oberkörper sehen. Noch nie waren ihr diese Muskeln aufgefallen. Aber wann auch? Sonst trug er immer normale Alltagskleidung und die lag nicht eng an.

"Danke für das Wecken."

"Ach so. Gern geschehen. Immerhin hast du mich ja auch gerettet. Heute Nachmittag wäre ich ohne dich wahrscheinlich zusammen gebrochen."

"Das glaub ich auch.", er lächelte sie an.

"Mamoru."

"Ja."

"Kannst du mir mein Verhalten vor der ganzen Sache hier verzeihen? Also die Beleidigungen und so?"

Er schaute sie erstaunt an.

"Wir hatten einen blöden Start damals. Das kann man auch nicht mehr ändern und ich kann mich nur noch entschuldigen. Und dazu bin ich jetzt auch irgendwie verpflichtet. Immerhin bist du der einzige, der gesehen hat, wie schlecht es mir geht. Der einzige der sich für meine Probleme interessiert. Der mir zu hört und mir beisteht. So wie heute. Also kannst du mir verzeihen?"

Noch immer schaute er sie an. Es dauerte einige Sekunden, bis er ihr Anliegen verstanden hatte. Dann nickte er. Wie konnte er ihr in ihrem momentanen Zustand auch nicht verzeihen. Sie hatte sich ihm geöffnet.

"Das ist sehr nett von dir.", sie lächelte ihn an. Wieder sah er sie lächeln.

"Ich finde es schön, dass du wieder lächeln kannst."

“Ich auch. Es ist befreiend."

"Und es steht dir auch besser. Du bist mehr du selbst, wenn du das tust."

"Danke.", sie lachte noch breiter. Noch herzlicher.

Mamoru erwiderte es. Er fand es angenehm, mal nicht alleine zu sein nach seinem Albtraum. Und Usagi fing ihn mit ihrem ganz eigenen Charme ein. Schon am Abend hatte sie ihn öfters zum Lachen gebracht. Hatte ihn Stück für Stück aus seiner Einsamkeit geholt. Mamoru hatte keine Ahnung, wie sie das tat. Aber er wollte auch nicht weiter drüber nachdenken. Stattdessen und viel lieber genoss er es, jetzt mit ihr zusammen zu sitzen. Selbst wenn es mitten in der Nacht war. Und die war noch lang.
 

Usagi schaute hinaus aus dem Fenster. Als sie eben auf die Uhr geschaut hatte, hatte sie ihr kurz vor vier angezeigt. Sie saß also schon seit über eine Stunde bei Mamoru im Schlafzimmer. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich wohl hier.

"Usagi?"

Sie fuhr herum. Mamoru stand in der Tür mit zwei Tassen Kakao in der Hand. Sah sie fragend an.

"Alles okay?"

"Ja. Ich hab nur ein bisschen nachgedacht.", sie nahm ihre Tasse entgegen und kuschelte sich wieder in die Kissen. Es kam ihr kein bisschen seltsam vor, im Bett eines jungen Mannes zu sitzen und Kakao zu trinken. Sie kannte Mamoru jetzt seit einigen Monaten. Sie trafen sich täglich. Eigentlich mehr zufällig, aber das war egal. Sie sahen sich jeden Tag. Warum also sollte sie nicht in seiner Wohnung sein.

"Über was?", Mamoru hatte sich neben sie gesetzt und schaute sie fragend an.

"Ach allgemein."

"Aha."

"Na ja, ich hab so über die letzten Wochen und so nachgedacht. Was alles passiert ist. Und ich musste an Rei denken.", sie nahm einen Schluck.

"An Rei?"

"Ja. Was sie wohl sagen würde, wenn sie erfährt, dass ich hier in deinem Schlafzimmer war."

"Was soll sie denn groß sagen?", er war ein wenig verwirrt.

"Ich weiß nicht. Aber eigentlich ist das Schlafzimmer ja doch irgendwie etwas Intimes. Etwas was man nicht mit jedem teilt.", sie schaute auf den Inhalt ihrer Tasse und seufzte, "Rei ist in dich verliebt, Mamoru."

Der junge Mann grinste sie an und schaute dann aus dem Fenster.

"Was grinst du denn so?"

"Ich weiß das bereits, Usagi."

"Ja und?"

"Nichts und. Zwischen mir und ihr läuft nichts."

"Ich glaube, sie sieht das anders."

"Ich glaube auch."

"Du solltest es ihr sagen."

"Was? Das ich nicht mit ihr zusammen sein will?"

"Zum Beispiel."

"Schon möglich."

"Warum willst du das eigentlich nicht? Ich meine, sie kann doch sehr nett sein und hässlich ist unsere liebe Rei ja nun auch nicht.", Usagi grinste ihn schief an.

"Mag sein. Aber ich will keine Beziehung."

"Aber so was will doch jeder."

"Usagi?"

"Hm?"

"Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?", er schaute sie an. Schaute ihr direkt in die Augen.

Usagi errötete. Sie stellte ihre Tasse beiseite und schwang die Beine über die Bettkante. Kaum hatte er ihr diese Frage gestellt, bekam sie Herzklopfen. Sie wusste nicht warum, aber sie musste plötzlich an Tuxedo Kamen denken. Mamorus Blick war so intensiv gewesen, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte. Sie brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln. Langsam ging sie hinüber zum Fenster. All diese intimen Momente mit Tuxedo Kamen tauchten vor ihrem inneren Auge auf:

Als er sie das erste Mal aufgefangen hatte.

Als sie zusammen um ihr Leben im Fahrstuhlschacht bangten.

Als sie auf dem Empfang der Prinzessin getanzt hatten.

Ihr Blick glitt hinauf zum Mond.

"Ja.", sie lächelte, "Ich glaube daran. Denn ich hab es erlebt."

Mamoru blickte sie überrascht an. Konnte ihr verträumtes Lächeln sehen, als sie im fahlen Licht des Mondes zu eben jenem hinauf sah.

"Vor einigen Monaten steckte ich ziemlich in der Klemme. Ein junger Mann kam mir zur Hilfe. Als ich ihn sah, blieb mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde stehen. Ich konnte nicht atmen, so fasziniert war ich von ihm. Ab und an treffen wir uns. Er hat ein Näschen dafür, wenn ich mich in Gefahr bringe."

“Wie heißt er?", Mamorus Stimme klang rau.

"Das weiß ich gar nicht. Wir haben uns nie darüber unterhalten. Aber ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann."

"Weiß er von deinen Gefühlen?"

"Ich glaube, dass er es ahnt. Aber wir haben nie darüber gesprochen."

"Du weißt also gar nicht, ob er das gleich für dich fühlt wie du für ihn."

Usagi schüttelte den Kopf.

"Und du? Glaubst du an die einzig wahre Liebe?", sie drehte sich zu ihm um.

"Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es so was wie Liebe überhaupt gibt."

"Das darfst du nicht sagen.", mit schnellen Schritten war sie bei ihm und kniete sich vors Bett.

"Warum denn nicht? Es gibt doch keinen Beweis dafür oder? Ich hab Liebe nie erfahren. Oder zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Meine Eltern starben an meinem sechsten Geburtstag und alles was davor war, ist aus meinem Gedächtnis gelöscht."

Usagi sah ihn erschrocken an.

Mamoru entging es nicht:

"Keine Sorge. Mir geht’s gut. Ich weiß eben nur nicht, ob ich an die Liebe ohne Beweis glauben soll."

"Warum denn nicht?"

“Tust du es denn? Glaubst du an die Liebe?"

“Natürlich.", sie klang empört und brachte Mamoru so zum schmunzeln. Er hätte es wissen müssen, dass Usagi daran glaubte. Sie war genau der Typ für so ein emotionales Thema.

"Und du musst es auch."

"Woran erkenn ich dann die Liebe?", fragte er sie.

"An diesem Prickeln in deinem Bauch wenn du sie siehst. An diesem aussetzenden Herzschlag wenn du ihr gegenüber stehst. An deinen Gedanken die sich nur um sie drehen."

"Wenn das so ist, bin ich wohl definitiv verliebt.", er seufzte und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen.

“In Rei?", Usagi war neben ihm aufs Bett gekrabbelt und lag halb auf dem Bauch und schaute ihn mit großen Augen an.

"Nein."

"Aber in wen dann?"

"In dieses Mädchen aus meinen Träumen."

"Die du noch nie gesehen hast?"

"Genau in die."

"Das könnte kompliziert werden.", Usagi rollte sich auf den Rücken.

"Allerdings."

"Trotzdem musst du mit Rei reden."

"Und was soll ich ihr sagen? Dass ich verliebt bin aber leider nicht in sie. Und wenn sie wissen will in wen, lacht sie mich aus."

"Du musst es ihr ja nicht sagen. Sag einfach, dass du nur Freundschaft für sie empfindest."

Mamoru schaute Usagi von der Seite an. Sie klang auf einmal so erwachsen.

"Nach dem du bei mir übernachtet hast, wird sie denken, dass du es bist."

"Was?", erschrocken fuhr Usagi kerzengerade in die Höhe und sah ihn an, "Aber das stimmt doch gar nicht."

Selbst im schwachen Licht konnte Mamoru sehen, wie sie rot wurde.

"Ich liebe dich doch gar nicht.", stammelte sie. Aber ihre Worte waren leise und zaghaft. So als müsste sie selbst darüber nachdenken.

Er musste lächeln. Ihm gefiel die Vorstellung, dass ihre Freundinnen glauben könnten, sie wäre seine Freundin. Ihm wurde warm ums Herz bei diesen Gedanken.

"Mamoru?"

Sie riss ihn aus seinen Gedanken.

"Mamoru, wir sind Freunde oder?"

Er schaute zu ihr. Ihre Augen blickten ihn fragend an. Leichte Verzweiflung lag in ihnen. Und Hoffnung. Langsam richtete er sich auf, legte seine Hand auf ihre. Ein Prickeln durchfuhr seinen ganzen Körper. Es erschreckte ihn und er zog sie wieder zurück, blickte Usagi erneut an.

Sie konnte die Frage in seinen Augen lesen. Seine Reaktion war nur allzu deutlich gewesen, als sich ihre Hände eben kurz berührt hatten. Kaum sichtbar schüttelte sie den Kopf, als sie auf ihre Hand starrte. Das durfte nicht sein. Nicht er. Ihre Freundin war in ihn verliebt. Sie hatten schon immer Streit um Tuxedo Kamen gehabt. Wenn das nun auch bei Mamoru losging, konnte Usagi schon einpacken. Rei würde ihr das nie verzeihen.

"Sind wir Freunde?", ihre Stimme klang trocken, als sie ihre Frage wiederholte.

"Sind wir das?"

Beide bemerkten nicht, dass sie sich näher gekommen waren. Sie schauten sich in die Augen. Ertranken in ihnen.

"Oder sind wir…"

"Ich weiß es nicht, Usako.", seine Stimme war ein Hauchen. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren.

Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. Wieder fühlte er dieses Prickeln beim Berühren ihrer Haut.

Usagi legte den Kopf ein wenig schief. Genoss seine Berührungen.

"Sie wird mich umbringen.", murmelte sie und schaute wieder zu ihm.

"Nein. Sie wird uns beide umbringen.", er näherte sich ihr noch ein Stück mehr.

"Wir sollten das nicht tun."

"Keiner kann es uns verbieten./

"Es würde keiner verstehen.", sie kam ihm mit ihrem Gesicht entgegen.

"Es sollte ihnen egal sein."

"Sie würden Fragen stellen."

"Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig.", er spürte ihren Atem auf seinen Lippen.

Noch immer ruhte seine Hand auf ihrer Wange.

"Sie würden uns für verrückt halten."

"Dann sind wir es eben."

Es passte kein Blatt mehr zwischen sie. Usagi versank in seinen ozeanblauen Augen. Ihre Atmung war flach und ihr Herz raste. Vorsichtig glitt sie mit ihren Fingern über seine Lippen. Sie waren weich und warm.

Er nahm ihre Hand in seine, hauchte auf jeden einzelnen Finger einen Kuss. Mamoru wusste nicht, was hier mit ihnen geschah. Aber sein Verstand hatte sich scheinbar schon ausgeschaltet, als er am Nachmittag zum Hikawa-Tempel gefahren war, um sie zu retten. Er versuchte auf sein Herz zuhören. Zwischen den ganzen unruhigen Schlägen vernahm er eine leise Stimme, die ihm sagte, es einfach zu tun.

Sie erschauderte bei den Küssen auf ihre Fingerkuppen, schaute ihn mit großen Augen an.

"Mamo-chan."

Er blickte sie an. Hörte seinen neuen Spitznamen. Musste lächeln. Er umklammerte mit seiner Hand ihre und zog sie an sich.
 

Ein Klirren ertönte und die beiden fuhren auseinander. Verwirrt schauten sie sich um.

"Wo kam das her?", Usagi blickte sich erschrocken um.

"Scht. Bleib du hier.", Mamoru schwang die Beine über die Bettkante.

"Nein.", sie klammerte sich an seinen Arm und sah ihn ängstlich an, "Lass mich nicht alleine."

"Aber…"

"Bitte, Mamo-chan."

"Okay. Aber bleib dicht hinter mir."

Sie nickte und drückte sich an ihn. Er schlang einen Arm um ihre Taille. Spürte, dass sie leicht zitterte.

Zusammen gingen sie zur Tür, öffneten sie einen Spalt breit. Im Wohnzimmer brannte Licht und jemand stand an der offenen und teilweise eingeschlagenen Balkontüre. Instinktiv griff Mamoru nach seinem alten Hockeyschläger. Er hatte gewusst, dass er ihm irgendwann noch mal nützlich sein konnte. Und nun war für das alte Teil der große Moment gekommen: Es würde einen Einbrecher erschlagen.

Mit einem Ruck riss Mamoru die Tür auf und stand drohend mit dem Schläger in der Hand da. Usagi dicht hinter seinem Rücken.

"Was willst du hier?", Mamorus Stimme klang fest.

"Dich."

"Hä?"

Langsam drehte sich die Person um. Und Mamoru und Usagi gefror das Blut in den Adern.

"Zoisite.", murmelte Mamoru und Usagi blickte ihn erstaunt an. Er kannte Zoisite. Aber woher? Sie wollte den Mund aufmachen, als sie ein irres Lachen vernahm und ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Feind widmete.

"Na wie schön ist das denn?! Da finde ich dich und sie auch noch. So ein Zufall. Da wird mir mein Königin aber schön danken."

"Lass sie in Ruhe. Sie ist nicht in unsere Spielchen verwickelt. Woher weißt du es eigentlich?", Wut blitzte in Mamorus Augen auf.

"Ich hab eben meine Spione. Und so war es nicht sonderlich schwer für mich, herauszufinden, wo du dich in deiner kargen Freizeit aufhältst."

"Spione?"

"Ich hab einige meiner Diener nach unserem letzten Kampf auf dich angesetzt."

"Du Bastard."

"Sei doch nicht so. Und gönn mir doch auch mal was.", grinste Zoisite bösartig.

Usagi verstand immer noch nichts. Was wollte ihr Feind von Mamoru und von welchem Kampf sprach er da.

"Ich hab in letzter Zeit oft einstecken müssen.", Zoisite klang theatralisch, "Aber nun ist alles wieder gut. Ich habe dich. Und ich habe sie."

Mamoru folgte dem Fingerzeig Zoisite und blickte hinab zu Usagi, die ihren Gegenüber entgeistert anstarrte. Der Schwarzhaarig blickte zurück zu seinem Feind.

"Was hat sie damit zu tun?"

"Wie kann man nur so blöd sein? Schau sie dir doch mal an. Blaue Augen. Zwei Haarknoten auf dem Kopf. Die Stimme genau gleich."

In Mamorus Schädel arbeitete es.

"So oft hast du ihr geholfen. Ihr das Leben gerettet. Und nun erkennst du sie nicht, wenn sie so dicht hinter dir steht. Sich an dich drückt. Wie viele Male hast du ihren Körper gespürte. Deine Finger auf ihrer Haut gespürt. Dieses furchtbare Lachen gesehen."

"Halt den Mund.", Usagi entwich es wie ein Schrei. Die Erkenntnis, dass Zoisite wusste, wer sie war, traf sie hart. Aber noch schlimmer war es, dass er es Mamoru auf dem Silbertablett präsentierte.

"Oh, warum denn Usagi?", Zoisite lachte höhnisch auf, "Oder sollte ich lieber sagen Sailor Moon?"

Das Mädchen riss die Augen auf, taumelte einige Schritte nach hinten bis sie gegen den Sofatisch stieß.

"Du willst wissen, woher ich es weiß. Oh das ist schnell erklärt. Als wir Mamoru, nein, Tuxedo Kamen beobachteten, kamst auch du ins Visier. Ihr seid euch so oft über den Weg gelaufen. Und immer sah man diese Spannung zwischen euch. Die gleiche Aura umgab euch wie bei euren Aufeinandertreffen als Sailor Moon und Tuxedo Kamen. Dummerweise hat es keiner außer uns gemerkt. Den endgültigen Beweis dafür, dass Usagi Tsukino Sailor Moon ist, hatten wir letzte Woche."

Usagi wusste augenblicklich was sie meinte. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Freundinnen angegriffen wurden und sie sich vor dem Monster verwandelt hatte. Sie wusste, dass es nicht sonderlich klug war, aber schließlich musste sie sie ja retten. Kraftlos sank sie auf die Knie.

"Usako.", Mamoru war bei ihr. Schaute sie an.

"Tut mir leid."

"Muss es nicht. Du wusstest ja auch nichts von mir.", er grinste sie an und wandte sich dann wieder an Zoisite, "Was willst du von uns?"

"Eure gesammelten Regenbogenkristalle.", zwischen seinen Händen formte sich dunkle Materie, die sich immer mehr ausbreitete und schnell fast das ganze Zimmer einnahm.

"Was?", Mamoru schaute ihn entsetzt an und sah beunruhigt, wie Zoisites schwarze Energie das Zimmer mehr und mehr vereinnahmte.

Usagis Augen waren vor Angst geweitet. Das durfte nicht sein. Nicht jetzt. Sie erinnerte sich an die Augenblicke, die kurz vor dem Auftauchen von Zoisite passiert waren. Mamoru und sie wollten sich gerade küssen.

Sie hatte sich ihn in verliebt.

Sie liebte ihn, der Tuxedo Kamen war.

Er war ihre Liebe auf den ersten Blick.

Die einzig wahre Liebe.

So wie jetzt durfte es nicht enden. Usagi wollte ihm noch so viel sagen. Ihm sagen, dass sie ihn mehr als alles andere auf der Welt liebte. Das sie sich so stark in seiner Nähe fühlte. Das er ihr soviel Kraft gab.

Sie dachte an ihre Freundinnen, die ihr jetzt nicht helfen konnten. Warum musste sie sich auch mit ihnen streiten? Hätte sie sich zusammen gerissen, so wie es von ihr verlangt wurde, hätten sie ihr jetzt beistehen können.

In ihrem Inneren flammt unbändiger Zorn auf.

Wegen dem Streit.

Wegen den Kämpfen die alles von ihr verlangten.

Wegen Zoisite.

Sie war sauer. Sie war wütend.

Mamoru schaute zu ihr herab. Er spürte, dass sich ihre Aura veränderte. Sie wurde heller. Schimmerte in einem goldenen Licht.

"Usako?"

Er sah, dass sie ihre Augen geschlossen hatten. Sie schien sich zu konzentrieren. Schien Kraft zu sammeln.

Auch Zoisite bemerkte die Veränderung, die von dem Mädchen ausging. Seine dunkle Materie wollte näher an das Paar heran kommen, aber die Energie Sailor Moons hielt es davon ab. Wie ein unsichtbarer Schutzschild.

Usagi konnte ihre Macht beinahe mit der Hand umfassen. Sie öffnete die Augen, griff nach Mamorus Hand.

"Vertrau mir!"

Er konnte nichts sagen. Nur nicken. Spürte, wie sie nach seiner anderen Hand fasste. Er konnte ihre Energie fühlen, die ihn durchströmte. Sein Blick glitt kurz durch den Raum. Er konnte erkennen, wie sich Usagis Licht immer mehr ausbreitete und die dunkle Materie zurückdrängte. Auch Zoisite wich zurück.

"Na wartet. Ihr könnt mir nicht entkommen.", er wusste, dass er momentan keine Chance gegen diese neue Macht Sailor Moons hatte. Zunächst würde er sich zurückziehen. Aber nicht für lange. Er ging rückwärts auf den Balkon, zog seine schwarze Energie zurück und verschwand mit ihr zusammen.
 

Usagi atmete schwer, als das Licht nach wenigen Sekunden wieder erloschen war.

"Alles okay mit dir?", Mamoru blickte sie fürsorglich an.

"Ja."

"Wir sollten es den anderen sagen.", er zog sie mit sich auf die Beine.

"Den anderen?"

"Mars, Venus, Jupiter und Merkur."

"Das sind…"

"Ich ahne es. Rei, Mina, Mako und Ami, stimmt’s?!"

Usagi nickte nur.

"Jetzt ergeben eure täglichen Treffen einen Sinn.", er grinste sie an.

"Ja.", sie schaute ihn an, "Du bist also Tuxedo Kamen."

"Scheint so."

"Hm."

Er zog sie in seine Arme.

"Usako. Was immer auch geschieht. Ich werde dich beschützen."

Sie nickte nur.

"Wir sollten versuchen, noch ein wenig Schlaf zu finden. Morgen wird ein harter Tag.", er zog sie mit sich zurück ins Schlafzimmer.

Usagi ließ sich aufs Bett fallen. Sie spürte, wie er sich neben ihr niederließ und die Decke über sie beide zog. Sie rollte sich mit dem Gesicht zum Fenster. Genoss es, dass er sich von hinten an sie heran schmiegte. Eine Hand legte er auf ihren Bauch, die andere unter seinen Kopf.

Sie strich gedankenverloren über die Hand auf ihrem Bauch. Zog kleine Kreise mit ihren Fingern. Musste an ihr Gespräch vorhin über Liebe denken. Mamoru sollte es also sein. Sie spürte, dass es richtig war. In den letzten Stunden hatte er ihr soviel Sicherheit und Geborgenheit gegeben, dass sie sich einfach fallen lassen konnte. Jetzt mussten sie es nur noch den anderen beibringen.

Nicht nur das Mamoru Tuxedo Kamen war. Sondern auch das sich Usagi in ihn verliebt hatte. Sie seufzte auf. Rei würde ihr wohl doch den Hals umdrehen.

"Wir schaffen das schon.", hörte sie ihn leise sagen. Sein Atem streifte ihr Ohr.

"Mamo-chan."

"Ja?"

"Glaubst du an die einzig wahre Liebe?"

"Ja."

Sie musste lächeln. Dann schloss sie die Augen, ließ ihre Hand auf seiner ruhen. Wenn er daran glaubte, würde ihnen nichts geschehen. Dessen war sie sich jetzt sicher.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben ^.^
Ohje, das Kapitel war wirklich schwer für mich. Ich hab gestern Abend angefangen. Nach 4 Stunden hatte ich neun Wordseiten zusammen...und hab 6 wieder gelöscht. Ich war einfach nicht zufrieden damit -.- Also hab ich mich jetzt nach dem Mittag nochmal hingesetzt und getippt. Es sind wieder neun Seiten geworden und ich bin...naja...halbwegs zufrieden damit. Wenigstens steht schon das halbe Skript für Nr. 4 in meinem Kopf. Mal schauen, wie gut ich das umsetzen kann.
Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt?! Und ich freue mich auf Kommis ^.^
Hab euch lieb!
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  alandatorb
2014-03-03T14:29:43+00:00 03.03.2014 15:29
deine ffs über Sailor Moon sind einfach klasse! Wie viele Ideen du hast *staun* und wie häufig du etwas hochlädst - das ist einfach nur schön
Antwort von:  Vienne
03.03.2014 18:15
Hallo und danke!
Ich versuche euren Erwartungen auf gute Ideen gerecht zu werden ;)
Lg
Von:  InuKa93
2014-03-03T13:30:42+00:00 03.03.2014 14:30
Wieder ein super schönes Kapi. ^.^
Ich mag es, wenn Usagi und Mamoru erkennen, dass sie sich gegenseitig lieben. Das Paar ist einfach so süß! *.*
Auf die Reaktion der anderen bin ich ja mal gespannt. Wobei ich mir diese bereits vorstellen kann. :o
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapi. :D
Antwort von:  Vienne
03.03.2014 18:14
Schön das es dir gefällt. Bei den beide gelingen mir die emotionalen Dinge immer echt leicht.
Das neue Kapitel bekomm ich heute Abend hoffentlich fertig.
Lg
Von:  Kaninchensklave
2014-03-03T09:43:42+00:00 03.03.2014 10:43
ein Tolles Kap

nun das Zoisite weiss wer die ebiden sind sit shcon schlimm genug doch der größte feind lauert in den Eigenen reihen mit Ars welche Usagi wohl am liebsten vor eiferssucht den hals umdrehen möchte

aber sie wird es überleben denn Mamoru aht Ihr mehr als einmal deutlich gezeigt das er nichts fr sie Empfindet
Luna wird fuchs Teufels wild werden wenns ie erfärt das Mamoru Tuedo karmen ist nd Usagi den Kontakt verbeiten doch diese wird sich nciht daran halten warum auch Ihr Shcicksla ist es fürimmer zusammen zu sein

ein leibbes wenn auch oft Vorlautes Rosahaariges Mäddchen zu bekommen das einegelungen Mischung ist aber von charakter doch stark der Mutter Ähnelt aber nur niht deren lange Leitung hat ;)

GLG
Antwort von:  Vienne
03.03.2014 18:11
Danke!
Und auch für deine Ens. Aber die Idee mit der Nachhilfe hab ich schon bei 2 FF gelesen. Daher werd ich sie nicht aufgreifen...auch wenns nett gemeint war.
LG
Antwort von:  Kaninchensklave
03.03.2014 18:33
macht ja nichts

oder stell dir mal vor wie alle während der Kireise mit dem dark Kingdom Rätseln warum tritzallen Usagis Noten immer besser werden und sie nicht wissen warum und sich das erst klärt wenn sie mit Mamoru zusammen kommt und im schlaf sich die vorträge Ihrer Leher anhört sozusagen lernen im Schlaf ^^


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