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Der Ring der neun Welten

von

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Monster!!!

Schwer atmend, wie nach einem Boxkampf, stand ich da. Total verwirrt, weil ich im ersten Moment nicht realisierte, wo ich war. Ich brauchte einige etwas längere Momente, um mich wieder zu beruhigen. Für mich war das nicht begreifbar... wie, wie konnte es nur so weit kommen? Meine Güte! Ich konnte einfach nicht ruhig bleiben... wieso hab ich ihn nicht einfach weiter ignoriert? Ich ließ mich auf den nächstbesten Stuhl sinken. Wie ich erst Minuten später bemerkte, war es das Klo, komisch, dass ich diesmal im Bad gelandet war. Zitternd holte ich Luft. Warum hat er das nur getan? Ich dachte... er wäre doch nicht so böse... dass er nicht komplett durchtrieben wäre... dass er Gefühle besitzt... vielleicht sogar für mich... hahaha, so konnte man sich irren! Ich hätte besser aufpassen müssen! Ich war eindeutig zu leichtgläubig... aber das würde mir eine Lehre sein, nie wieder vertraue ich ihm, nie wieder lasse ich mein Herz etwas bestimmen. Ich würde nur noch auf meinen Verstand hören, wozu hatte ich ihn denn sonst? Außerdem hat er mir die ganze Zeit gesagt, dass ich Recht habe. Ich schüttelte den Kopf. Ich bin so dumm!!!

Verzweifelt lief ich ziellos und ruhelos durch das Haus. Bis mir etwas anderes einfiel. Loki hat mein Englischbuch! So kann ich doch nicht für den morgigen Test lernen! Er war nicht nur gefühlstechnisch, sondern auch bildungstechnisch mein Untergang. Froh, etwas anderes gefunden zu haben, über das ich nachdenken konnte, rief ich per Skype sogleich meine Freundin an, mit der ich zusammen in dem schrecklichen Kurs war, damit wir gemeinsam das Thema durchsprechen und uns vorbereiten konnten. Ein Hoch aufs Lernen...
 

„Was hast du gemacht Loki?“ Frigga sah ihren Sohn mitleidig an, als er mitten in der Zelle stand und vollkommen verloren wirkte. Er hielt sich immer noch die Wange und sah sie aus großen Augen an, bevor er ihrem Blick auswich und leise sagte.

„Ich… ich…“ Tief seufzte er auf. „Ich habe etwas gesagt, dass nicht der Wahrheit entsprach.“ – „Aber meintest du nicht, dass du die Wahrheit gesagt hast? So habe ich es vorhin herausgehört.“ – „Ja, als ich mich entschuldigt habe! Aber sie glaubt der Lüge und nicht der Wahrheit! Sie glaubt lieber das, was sie nicht glauben soll! Ich meine, sie soll es schon glauben, aber sie soll nicht so reagieren! Und deshalb soll sie es nicht mehr glauben. Doch nun glaubt sie nicht das, was sie glauben soll!“ Verzweifelt strich sich Loki durchs Haar, während Frigga langsam näher kam und versuchte, aus seinen Worten schlau zu werden. Sie hatte Loki schon seit langem nicht mehr so verwirrt und aufgewühlt gesehen. Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.

„Loki, du sprichst wirr, mein Sohn. Beruhige dich und schildere mir ganz genau, was vorgefallen ist.“ Loki fing an, wild im Raum hin und her zu gehen. „Ich habe ihr weiß gemacht, dass ich denke, dass sie in meinen Augen nichts wert ist. Dass sie nicht besser ist, als die Menschen, die ich versucht habe zu beherrschen.“ Scharf sog Frigga die Luft ein.

„Loki! Wie konntest du nur! Was hat dich denn dazu bewegt, so etwas Abscheuliches zu sagen?!“, fuhr sie ihn an. Loki blieb stehen und rief verzweifelt „Ich wollte sie auf Abstand halten! Es ist besser so!“ Verständnislos sah Frigga ihren Sohn an „Ja, aber wieso denn?“ Er sah wild in der Gegend herum, griff sich ins Haar und suchte krampfhaft nach Worten, doch er fand sie nicht. „Weil ich…ich…“ Während Loki vor sich hinstammelte und ihrem Blick auswich, weiteten sich Friggas Augen in plötzlichem Erstaunen.

„Du liebst sie“, sagte sie ungläubig. Loki war bei ihren Worten stehen geblieben und atmete schwer. Sein Gesicht verzog sich, fast als leide er an Schmerzen. Er sah zur Seite, seine Augen glänzten, dann sah er Frigga an und als er sprach, war seine Stimme leise und gebrochen. „Ja… ja, das tue ich.“
 

Die Nacht wurde noch lang. Ohne Buch wurde es schwer und ich musste mir alles vorlesen lassen. Nun ja, es war auch schwer, weil ich ja doch abgelenkt war, ich konnte nicht anders, als die ganze Zeit an das Geschehene denken. War meine Menschenkenntnis wirklich so schlecht..? Na ja, man musste sagen, was Götter betraf, konnte ich wohl tatsächlich nicht mit Erfahrung dienen. Ich schluckte, als ich den Streit wieder und wieder Revue passieren ließ. Showmika bemerkte, dass ich ihr eigentlich nicht wirklich zuhörte. Irgendwann fragte sie entnervt, woran ich dachte, denn in meinem jetzigen Zustand war ich keine große Hilfe.

"Männerchaos..." Nun war ihr Interesse geweckt und ich musste mir alles von der Seele reden. Also erzählte ich es ihr.

"Ich hab zufällig 'nen Kerl getroffen und keine Ahnung, er sieht schon gut aus, auch wenn er mir eigentlich zu alt ist... und ich muss ihn leider sehen... ich dachte, er würde mich mögen, aber als wir getrunken haben, hat er mir die Wahrheit gesagt, dass ich ihm nichts bedeute und nun haben wir uns deswegen gestritten.... und, und... es tut so weh... aber ich versuche, ihn jetzt zu vergessen und nur an das Date mit Tom morgen zu denken... du weißt schon, der Kerl von der Party, von dem ich dir das Profil geschickt habe... er ist echt nett und ich glaube, besser für mich.... ich hoffe, ich kann bald mehr für ihn empfinden... das wäre vernünftiger...."
 

„Ja…ja das tue ich.“ Frigga sah ihn erstaunt, ungläubig und gleichzeitig erfreut an.

„Oh Loki, das ist doch wundervoll!“ Mit kraftlosem Blick sah er sie an.

„Wie soll das wundervoll sein? Sie verabscheut mich. Ich habe sie mit meiner Aussage vertrieben, nur weil ich nicht wollte, dass sie mir zu Nahe kommt.“ Loki sah völlig mutlos zu Boden und Frigga konnte das nicht mit ansehen. Sie nahm seinen Arm und führte ihn durch das Chaos zu seinem Bett, worauf sie sich beide fallen ließen. Mit einer Hand umgriff sie sein Kinn und zwang ihn dazu, sie anzusehen.

„Das können wir beheben, aber wieso wolltest du sie überhaupt auf Abstand halten?“ Er schloss die Augen und entriss sich ihrer Hand, um sich in die entgegen gesetzte Richtung zu wenden.

„Weil es keine Zukunft hat. Sie würde mich nie lieben und sie verdient es, jemanden zu haben, der ein guter Mensch ist. Kein Monster, wie mich.“ Traurig sah Frigga Loki an.

„Du bist kein Monster, Loki. Allein die Tatsache, dass du sie für ihr Glück aufgeben würdest, bezeugt das. Stelle dich nicht selber schlechter hin, als du bist.“ Loki sah sie zögernd an. Sie WUSSTE, was er war und doch sprach sie so zärtlich zu ihm. Traurig aufseufzend drehte er sich wieder zu ihr um und legte seinen Kopf an ihre Schulter. Liebevoll umarmte Frigga ihn, legte ihre Hand auf sein Haar und fuhr durch es hindurch.

„Wie kann ich sie davon überzeugen, dass ich gelogen habe? Ich habe es versucht, doch sie glaubt mir nicht.“ Frigga legte ihren Kopf auf seinen Scheitel, als sie antwortete.

„Lass mich mit ihr reden. Ich weiß nicht, wann ich wieder kommen kann, aber ich sollte es spätestens übermorgen schaffen.“ Hoffnungsvoll sah Loki sie von unten an.

„Das würdest du für mich tun?“ Sanft lächelte sie ihn an und küsste ihn auf die Stirn, wie als er noch ein Kind war.

„Aber natürlich, mein Schatz.“
 

Aber es war ja klar gewesen, dass das Showmi nicht reichen würde. Natürlich quetschte sie mich aus.

„Warte, warte, du hast 'nen Kerl kennen gelernt und sagst uns nicht Bescheid?? Man, Robin!“ Tja, nun musste ich das natürlich auch irgendwie erklären…

“Na ja, schau mal… der ist keiner von den Guten… und ich war mir sicher, dass das net für lange ist… ich hab doch gesagt, dass ich den nicht leiden kann… voll unwichtig halt.“ Als wenn sie mir das glauben würde.

“Ja ja, ist nun auch egal. Was viel wichtiger ist: WIEEE SIEHT ER AUS? Groß, gut gebaut? Schöne Augen?? Ich will alles wissen!“ Na ja, beschreiben konnte ich ihn ihr ja.

„Also er ist groß, circa einen Kopf größer als ich, schwarze längere Haare, blass, aber strahlend grüne Augen, mein Gott die hättest du sehen sollen! Fast wie mit Photoshop bearbeitet! Und… er hat genau die richtige Menge an Muskeln… nicht zu viel und auch absolut nicht wenig… nicht bei diesem Sixpack….“ - „Uhh.. schwarze Haare, das klingt vielversprechend.“ - „Jaaaaaa… hach, die sind total weich und glänzen… wie aus der Schwarzkopfwerbung…“ Ok vielleicht, nein, ich hatte nicht übertrieben, es war ja die Wahrheit, aber eventuell kam das etwas zu begeistert rüber.

„WOW, Robin..Du beschreibst da grade einen Gott... der muss ja wirklich heiß aussehen!“

„Wenn du nur wüsstest.“ - „Wann werden wir ihn kennenlernen?? Und bitte zögere es nicht so hinaus, auch wenn wir in der nächsten Zeit massig viele Klausuren schreiben.“ Verdammt, wie komme ich nun da wieder raus? Ich kann ihn nicht vorstellen! Es ist aus und selbst wenn nicht, ich bekomme ihn auch eh nicht aus dem Knast raus. Ich startete einen Versuch, ob das klappt?

„Vergiss es, Showmi! Das wird nichts, wir haben uns gestritten und ich muss mich nicht unbedingt so von ihm runtermachen und verarschen lassen. Ich will ihn einfach nie wieder sehen, das wäre das Beste! Ich will ihn einfach vergessen, wenn ich nicht mehr mit ihm rede, dann geht das schon, die Zeit heilt das schon…“

„Liebes, du kannst ihn nicht ignorieren oder gar vergessen. So wie du gerade über ihn geredet hast, hört es sich so an, als wärst du verliebt, Robin.“ Whaaaaaaaaaa! Dreht sie nun komplett durch?

„Niemals! Das kann nicht sein! Doch nicht in so ein verficktes Arschloch!“ Nein, nein, nein, da irrte sie sich gewaltig. Eindeutig zu vieeeeel hinein interpretiert. Das kann doch gar nicht sein, klar, ich fühle mich zu ihm hingezogen, aber nur weil er gut aussieht und na ja, am Anfang irgendwie anders war, nur wegen dieser bösen und lästigen Hoffnung, aber verliebt? Niemals!!! Ich in ihn doch nicht!!!

„Du kannst es leugnen so oft du willst, doch dies ist nun mal die Wahrheit... Das solltest du ihm auch so sagen, vielleicht sieht er es dann auch und ihr beide verliebt euch und lebt bis ans Ende eurer Tage glücklich zusammen mit euren großen blassen Kindern... ach wär' das nicht romantisch... er wäre dann DEIN Prinz, Robin, !“ - „Hahahaa vergiss es, nicht mit uns hahaha das ist echt ein guter Scherz! Das passiert niemals, ER MAG MICH NICHT!“ Also wie sie auf die Idee kommt? Hahaha, ist wohl die Fantasie mit ihr durchgedreht. Zuuuu unrealistisch! Nein, nein, nein!

„Ach ja, Showmi, ich will zwar nicht wieder Englisch lernen, aber schließlich ist der Dorrer ein Arsch und liebt es, uns fertig zu machen …“ Die Klausur lief beschissen, wie sollte es auch anders sein, wenn es um die englische Kirche geht, aber die Gedanken sich nur um einen bestimmten keltischen Gott drehten? Ich war verwirrt. Der Tag verging irgendwie. Biologieabfrage, nicht ich, Deutschgedicht geschrieben... ich wollte Gefühlsduselig werden... zum Glück war ich da nicht alleine. Chemie... recht unterhaltsam, aber nichts berührte mich, nichts interessierte mich. Wie, wie sollte ich das Date mit Tom schaffen, der wirklich eine herzensgute Person war, wenn ich doch nur an den Falschen dachte? Zu Hause aß ich erstmal was, meine Familie war wieder zurückgekehrt und geschäftiges Treiben herrschte in der Küche. Dann machte ich mich langsam bereit.

Duschte, brachte meine Haare in Form. Schminkte mir die Augen groß, zog die Formbetonte Unterwäsche an, parfümierte mich leicht mit dem Apfelparfüm ein. In zwei Stunden würde er mich abholen, mal schauen ob dieser beschissene Ring mich vorher nochmal zum Schwerverbrecher schickte. Hahaha verliebt, Showmi, der war wirklich gut!
 

BEGEGNUNG 19 / TAG 18
 

Frigga war nach einer Stunde gegangen und Lokis Herz fühlte sich etwas leichter an. Er hoffte trotz dem Versprechen seiner Mutter, ihm zu helfen, dass er die Gelegenheit haben würde, es Robin selbst zu erklären. Er wollte, dass sie ihm glaubte! Natürlich war er der Gott von Lug und Trug, aber gerade deshalb sollte sie doch in Betracht ziehen, dass seine Anschuldigung falsch war. Und dass er es ernst mit ihr meinte. Betrübt räumte Loki die Zelle auf und legte sich daraufhin schlafen. Dabei nahm er, wie seit jener Nacht, das Hemd von Robin unter seinem Kopfkissen hervor und vergrub sein Gesicht darin. Wenn sie ihm schon nicht nah sein wollte, dann konnte er wenigstens so etwas von ihr haben. Mit den Gedanken bei Robin, fiel er in einen unruhigen Schlaf…

Er rannte und rannte und alles um ihn herum war dunkel, kein Licht, kein Ausweg. Die Luft wurde kälter und er atmete keuchend, sein Atem bildete Wölkchen vor seinem Mund. Ein Geräusch zu seiner Rechten, ein höhnisches Lachen. Es wurde lauter, schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen, schien ihn zu verspotten. Von plötzlicher Angst gepackt rannte er noch schneller, flog durch die Dunkelheit, doch das Lachen verfolgte ihn.

„Lauf, kleiner Loki, lauf! Renn weg! HAHAHAHA! Und da sagst du, ICH bin unwürdig!“ Vor ihm erschien Robin, in ein weißes Sommerkleid gehüllt, wie in seinem ersten gemeinsamen Traum mit ihr. „Du belügst dich selber.“ Ihre Stimme war kalt, ihr Blick gefühllos. „Was?“ Loki war verwirrt, wieso sah sie ihn so an? Langsam fing sie an, ihn zu umkreisen. „Du bist der Unwürdige und das weißt du genau.“ Ihr Blick durchbohrte ihn, sah in seine Seele. Verängstigt schüttelte Loki den Kopf, das war nicht Robin. „Ausgestoßen von den Eisriesen, belogen und benutzt von den Arsen, die vorgaben deine Familie zu sein. Angehöriger einer Spezies, die geschaffen wurde, um gehasst zu werden.“ Loki machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die entgegen gesetzte Richtung, weg von Robin, weg von ihrer Stimme. Doch der konnte er so leicht nicht entkommen. „Gehasst von Bruder, Vater, Mutter, von allen Menschen und allen Wesen der neun Welten, selbst von deiner eigenen Spezies!“ – „DAS IST NICHT WAHR!“ Verzweifelt versuchte Loki die Stimme auszublenden. „Und wieder belügst du dich selbst. Du wurdest ausgesetzt! Du wurdest als Werkzeug für den Frieden benutzt! Niemand liebte dich und niemand wird dich je lieben!“ – „SEI STILL!“ Furchtsam verdeckte Loki seine Ohren, doch ihre Stimme war in seinem Kopf, ihre Worte fraßen sich durch seinen Körper. Er rannte und rannte und rannte, aber er entkam ihr nicht. „Wer könnte ein Monster wie dich denn auch lieben!“ Licht, ein Spiegel, in dem Loki sich sehen konnte…doch seine Hautfarbe veränderte sich, wurde blau, seine Augen wurden rot. Angsterfüllt starrte er auf seine Eisriesenform. „HÖR AUF! HÖR SOFORT AUF DAMIT!“ Seine Stimme war verzweifelt. Ein kaltes Lachen, das durch Mark und Bein ging, bis in den tiefsten Winkel seiner Seele. „NEIN!“ Mit vor Angst verzerrtem Gesicht zerschlug Loki den Spiegel mit bloßen Händen, schnitt sich tief, Blut tropfte auf den Boden, färbte die Dunkelheit in leuchtendes rot. „Erträgst du es nicht?! Erträgst du nicht, was für ein SCHEUSAL DU BIST!?“ – „Hör auf!“ Tränen rannen ihm übers Gesicht, seine Hände in seinen Haaren vergraben, versuchte, die Stimme aus seinem Kopf zu bekommen. „Ein Ungeheuer, das Welten zerstört und LEBEN AUSLÖSCHT!“ – „Hör auf“ Seine Stimme wurde leiser und gebrochener, er fiel auf die Knie, konnte es nicht ertragen. „Glaubst du WIRKLICH, ICH WÜRDE DICH JE LIEBEN?!?!“ Ein bitteres Schluchzen, er rollte sich zusammen, versuchte den scharfen Worten zu entgehen. „Bitte… hör auf… bitte… genug…“ Seine Stimme fein, verängstigt, geschlagen. Eine Scherbe lag neben ihm, rote Augen in einem blauen Gesicht sahen ihn an. SEINE Augen. Ein Knirschen, Robin stand über ihm, ein Dolch in der Hand. „Ich werde dich nie lieben… DU BIST EIN MONSTER!!! WIE EIN REUDIGES MONSTER SOLLST DU STERBEN!!“ Sie holte aus und ließ den Dolch auf ihn niedersausen, direkt in sein Herz. Ein markerschütternder Schrei entriss sich seiner Kehle.

„NNNNNNNNNNEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Schweißgebadet schrak Loki aus dem Schlaf, fuhr mit der Hand sofort zu seiner Brust, zu seinem Herzen. Heftig atmend realisierte er, dass es nur ein Traum gewesen war. Sein Gesicht war tränennass, sein Haar klebte ihm an der Stirn, sein Herz raste. Zitternd stand er auf und versuchte die Überbleibsel des Albtraumes zu verscheuchen, aber selbst hier, ließ ihn Robins kaltes Lachen nicht los, geisterte in seinem Kopf herum. Bebend nahm er ein Glas Wasser und trank es in drei Zügen leer. Dann setzte er sich in seinen Sessel und schlug ein Buch auf… an Schlaf war nicht mehr zu denken, nicht, wenn er immer noch Robins Worte im Ohr hatte…

Es war früher Abend, als Robin wieder auftauchte und Loki hatte es nicht geschafft, den Traum ganz loszuwerden. Scheu sah er sie an, erwartete fast, ihren herzlosen Blick zu sehen und wurde nicht enttäuscht. Bilderfetzen tauschten vor seinem inneren Auge auf. Eine Glasscherbe, rote Augen, ein Dolch. Keuchend sah er weg, konnte es nicht ertragen, sie zu sehen, nicht mit diesem Ausdruck im Gesicht. Der Ausdruck puren Hasses.

„Ach, jetzt willst du auf einmal nicht mehr reden?“ Ihr Tonfall ätzend, stechend. Ein Zittern durchfuhr Lokis Körper… wie sollte er diesen Besuch nur überstehen?
 

Ich spürte das Ziehen und versuchte mich innerlich auf seinen Anblick vorzubereiten. Was absolut nicht möglich war. Als ich ihn anblickte, tat es fast genauso weh, wie zu dem Zeitpunkt, als er mir die verletzenden Worte an den Kopf geschmissen hatte. Harte Schale um mein Herz, das war es, was ich nun brauchte. Schnell biss ich die Zähne zusammen und versuchte, keine Miene zu verziehen. Wenn ich es nur schaffte, die ersten paar Sekunden hart zu bleiben, dann könnte ich es auch durchziehen, die ganze Zeit über. Wenn ich mich nun von allen Gefühlen befreite, dann könnte ich das hier durchhalten, dann könnte ich mit ihm sprechen, ohne, dass mir sein bloßer Anblick schon wie ein Dolchstoß ins Herz vorkam. Ich schluckte alles herunter und blickte ihn kalt an. Ich wartete, worauf? Ich weiß es nicht… Vielleicht darauf, dass er endlich anfing zu reden? Doch er tat es nicht. War er nicht noch gestern so erpicht darauf gewesen, es zu tun? Hat es ihm die Sprache verschlagen? Oder ist ihm klar geworden, dass er sein perfides Spiel verloren hat? Warum sprach er nicht??? Das verunsicherte mich total. Also musste ich beginnen.

„Ach, jetzt willst du auf einmal nicht mehr reden?“, ging ich ihn an. Dieses teilnahmslose Gesicht, das er machte, gefiel mir gar nicht, wenn wenigstens Wut darauf abzulesen gewesen wäre, hätte ich etwas damit anfangen können, aber nein, den Gefallen tat er mir nicht. Unnötiger Weise stellte ich fest, dass er aschfahl im Gesicht war und zitterte, es schien ihm nicht gut zu gehen. Was war passiert? Stimmte etwas mit seiner Magie nicht? Hatte er irgendein Experiment gemacht?

„Was sollte ich dir denn sagen? Du hörst mir doch nicht zu!“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort kräftiger und lauter. Pha! Ihm ging's gut, wieso hab ich mir nur Sorgen gemacht? Vor allem um jemanden, der mich sowieso hasst.

„Ich möchte dir ja zuhören, aber das, was aus deinem Mund kommt, sind doch wieder nur leere, nicht ernstgemeinte Entschuldigungen. Rückst du nun mit der Wahrheit raus, oder tischt du mir das gleiche Zeug auf wie gestern?“, erwiderte ich zunehmend gereizt. Ich sah, wie er sich verzweifelt die Haare raufte.

„Aber es ist doch die Wahrheit!....“ er gab ein entnervtes Schnauben von sich „Wie soll ich es dir nur erklären?“ Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme.

„Versuchs doch, aber schnell, ich hab heute nicht so viel Zeit…“ Sein Blick ging schlagartig nach oben und es schien, als würde er jetzt zum ersten Mal für heute, mich wirklich wahrnehmen und ansehen. Langsam begutachtete er mich von oben bis unten. Dabei machte er eine Miene, die ich beim besten Willen absolut nicht interpretieren konnte.

„Wieso, wo gehst du hin?“ war seine einzige gezischte Frage und mit unglaublicher Genugtuung gab ich ihm die Antwort, die er meines Erachtens nach verdient hatte und das Beste dabei war, sie war wahr!

„Ich habe heute noch ein Date mit Tom. Im Gegensatz zu dir ist er zum einen ein Mensch und zum anderen nett, freundlich und ich bin seiner WÜRDIG. Er sieht mich als gleichberechtigt an, was man ja nicht von allen hier behaupten kann. Weißt du, ich glaube er könnte der Richtige sein, er ist gut! Vollkommen normal und hat auch keine Straftaten begangen. Und weißt du noch was? Nur weil du ein Gott bist und tolle Fähigkeiten hast, bist du nicht mehr Wert als ich! Das lass ich mir von dir nicht mehr einreden! Ich hab was Besseres verdient, jemand, der mich respektiert und genau deswegen bist DU MEINER NICHT WÜRDIG!!!“, spie ich aus. Mit Freude und ein kleines bisschen Verwunderung bemerkte ich, wie er ein Stück zurück wich. Hatte ihn das etwa wirklich getroffen? Konnte so ein theoretisch für ihn unbedeutendes Menschenmädchen seine eiskalten und eventuell auch einfach nicht vorhandenen Gefühle verletzen? Na ja, wahrscheinlich war es eh nur sein Stolz, oder sein Ego, das ich damit gerade ein bisschen angekratzt habe. Das scheint ja für Männer eh immer das wichtigste zu sein. Sie selbst und wie sie dastehen und äußert man Kritik, dann na ja…
 

Mit jedem Wort, das sie von sich gab, mit jedem Ton, den sie äußerte, schien Lokis Herz mehr und mehr zu zerfallen. Sie hatte jemanden… es war zu spät… ER war zu spät. Sie würde heute ihr Herz an jemand anderen vergeben und er konnte nichts dagegen tun. Ihre Stimme wurde lauter, kälter… herzloser… viel zu ähnlich mit seinem Traum. Geschockt wich er einige Schritte zurück. Das konnte nicht sein! Scherben, rote Augen. Blinzelnd versuchte Loki, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Ihre Stimme wurde immer lauter, die Worte immer ähnlicher. Es war, als würde sich alles wiederholen. Eine kalte Hand schloss sich um Lokis Herz und drückte mit aller Macht zu, ein gefühlloses Lachen echote in seinem Kopf, ein grausamer Blick. Lokis Atmung beschleunigte sich, sein Puls raste. Verzweifelt wollte Loki die packende Angst loswerden, die sich seiner bemächtigt hatte, doch er wurde sie nicht los.

„...bist DU MEINER NICHT WÜRDIG!!!“ Ein Keuchen voller innerer Pein entriss sich Lokis Kehle und er zitterte am ganzen Leib. Robin stand nur da und beobachtete seine Reaktion freudig… doch Verwunderung zeigte sich in ihrem Blick. Loki musste sich beruhigen, sofort. Er wusste, was passieren würde, sollte er weiterhin so aufgewühlt sein und das würde er nicht zulassen… nicht in ihrer Gegenwart. Tief atmete er ein und aus, darauf bedacht, alles um sich herum zu vergessen.

„HEY! Ignorierst du mich etwa?“ Sofort war Loki wieder in der Zelle, Robin wütend vor ihm… oder doch nicht? Nein, sie stand dort, in einem roten Sommerkleid mit einem Dolch in der Hand… nein… das Kleid war nicht rot… es war das Blut das daran klebte… SEIN Blut. Ein leiser Schrei riss ihn von seinem Traum und mit klopfenden Herzen sah er zu Robin. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet und sie hatte sich die Hände vor den Mund geschlagen. Ungläubig und verängstigt sah sie ihn an… wieso? Wie in Zeitlupe wanderte Lokis Blick zu seinen Händen, seinen blauen Händen. Voller Panik starrte Loki auf sie... das konnte nicht sein… NEIN! Das durfte nicht passieren! Nicht vor ihr!

„Monster“ Ein verängstigtes Flüstern aus Robins Mund, das Loki durch und durch ging. Nein… nicht sie! NICHT SIE! OH BITTE NICHT SIE!

„Nein. Robin, nein!“ Zögerlich näherte er sich ihr.

„BLEIB WEG VON MIR! FASS MICH NICHT AN!“ Verschreckt wich sie vor ihm zurück und ihr ganzer Körper zitterte. Nein… nicht sie, jeder, nur nicht SIE.

„Bitte, Robin, ich bin es.“ – „LÜGNER! DU HAST MICH VON ANFANG AN BELOGEN!“ Immer weiter wich sie zurück, hatte Angst… Angst vor ihm. Lokis Herz schmerzte, sein ganzes Innerstes zog sich vor Leid zusammen. Nicht sie!

„Nein, Robin, bitte, hör mir zu! Bitte höre mich an!“ Sie schüttelte den Kopf, sah ihn mit bangen Augen an, tat wieder einen Schritt zurück, als er einen vor machte. „Bitte, hab keine Angst. Ich bin es, Loki.“ Seine Stimme war verzweifelt, er versuchte mit allen Mitteln, sie zu überzeugen.

„NEIN! DU BIST EIN MONSTER!“ Jedes Wort war ein Messerstich in Lokis Seele. Nicht sie! „NEIN!“ Loki hatte nicht beabsichtigt zu schreien, aber er wusste nicht weiter, wusste nicht, wie er ihr die Angst nehmen sollte. Bei seiner lauten Stimme schrie Robin voller Angst auf und stolperte nach hinten, bis sie Wände im Rücken spürte, sie war in die Ecke getrieben worden. Bei ihrer Flucht nach hinten ging Loki automatisch nach vorne, ging zu ihr. Alles in ihm schrie danach, sie im Arm zu halten, sie zu trösten, ihren verängstigten Ausdruck zu vertreiben. Doch je näher er kam, desto stärker kauerte sie sich in der Ecke zusammen.

„KOMM NICHT NÄHER! Geh weg! GEH WEG!“ Ihre Stimme schrill, ihr Kopf hinter ihren Armen versteckt, Schutz suchend. Sehnsuchtsvoll streckte Loki seine Hand aus, wollte sie beruhigen, überzeugen! Robin sah sie und panisch schrie sie.

„NICHT! TU MIR NICHT WEH!“ Sofort zog Loki die Hand zurück, als hätte er sich an ihren Worten verbrannt. Das letzte bisschen, dass von seinem blutenden Herzen noch übrig war, starb bei diesen Worten. Und plötzlich… war er leer. Langsam schritt er zurück.

„Niemals… ich würde dir niemals wehtun.“ Seine Stimme war hohl und gebrochen. „Ich liebe dich doch.“ Tränen liefen Loki über die Wangen als er die Worte aussprach, doch Robin hörte sie nicht… sie war schon längst wieder verschwunden. Es war passiert… er hatte es gewusst… sie konnte ihn nicht lieben… sie fürchtete sich vor ihm… vor dem Monster. Die Tränen kamen schneller und der Schmerz dieser Erkenntnis traf ihn mit einer Wucht, der ihn in die Knie gehen ließ. Schluchzer schüttelten seinen Körper. Das Leben war nicht wie im Märchen. Die Schöne und das Biest konnten nie zusammen sein. Niedergeschmettert schlang Loki seine Arme um sich selbst, versuchte sich zusammenzuhalten, als sein Innerstes zu zerbersten drohte. Er konnte nicht aufhören zu weinen. Frigga fand ihren Sohn zwei Stunden später immer noch am Boden sitzend und schluchzend, doch als sie versuchte, mit ihm zu reden, waren die einzigen Worte, die er äußerte „Nicht sie, bitte, nicht sie!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Ryosuke_
2014-01-26T14:25:22+00:00 26.01.2014 15:25
Er tut mir ja echt leid. Oh Gott, mein armer Loki, was macht ihr nur mit ihm? Aber es ist toll so! Ich mag die Entwicklung der Geschichte sehr. <3
Antwort von:  Vampire-fairy-chan
26.01.2014 21:59
Loki wird noch viel leiden.....
hahaha danke^^
Von: abgemeldet
2014-01-25T10:06:13+00:00 25.01.2014 11:06
Ihr habt es wieder geschafft. ich weine mit euch und den Charakteren.
Bitte weiter machen, es ist gerade unglaublich interesannt und spannend.
Please!!
Q.Q
Antwort von:  Vampire-fairy-chan
25.01.2014 18:42
*Taschentuch reich*
*in Arm nehm*
natürlich :) mal schauen ob das Kapitel heute oder Morgen erscheint ^^


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