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seconds and hours

james & alice
von

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we could make it if we try

seconds and hours

James & Alice
 


 

Das Schlimmste war, dass James nicht wusste, was er fühlte.
 

Alles in ihm war ein einziger Aufruhr, das pure Chaos, und er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte, zu ordnen. Aber dann fragte er sich, wie er versuchen sollte seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, wenn sie alle auf einem undurchdringlichen Haufen lagen und seinen Kopf zum Schwirren brachten und er sie nicht einmal voneinander unterscheiden konnte?
 

Es erschien ihm wie ein undurchdringlicher Kreislauf und er wollte sich die Haare raufen, wollte seine Augen zum Tränen bringen, wollte seine Arme blutig kratzen, wollte nur irgendetwas anderes spüren als diesen inneren Druck.
 

---
 

Alice stand zwei Tage später vor seiner Tür - zu ihren Füßen lag eine abgenutzte Ledertasche und ihre Augen waren blank. Er schmiss ihr die Tür ins Gesicht und ignorierte das folgende, unaufhörliche Klopfen, ging stattdessen direkt in die Küche und griff nach der ungeöffneten Flasche Vodka auf dem obersten Regalbrett. Er machte sich nicht die Mühe nach einem Glas zu suchen, schraubte nur den Verschluss ab und setzte die kühle Flasche an und begann, großzügige Schlucke zu nehmen.
 

Als er absetzte drehte sich alles um ihn herum und James war erleichtert, dass es zum ersten Mal seit 48 Stunden nicht im inneren seines Kopfes passierte. Das war leichter. Es nur zu sehen - das Kreisen und Schwirren und Schaukeln und Schwanken - war besser, als es zu spüren.
 

„James!“
 

Alice‘ Stimme drang durch alle Türen und Wände und Barrieren, die James in den letzten Monaten zwischen sich und ihr errichtet hatte. Er kniff die Augen zusammen, atmete langsam aus und schraubte die Flasche wieder zu.
 

Er konnte das Flehen, das Bitten und Betteln in ihrer Stimme hören und es drang durch jede seiner Zellen, traf ihn überall dort, wo es ihn nicht mehr erreichen sollte. Es war nicht fair, dass sie noch immer die Macht hatte, ihn so zu treffen.
 

Seine Füße trugen ihn ohne sein Einverständnis zurück zur Tür und er riss sie in einer flüssigen Bewegung auf. Alice‘ blauen Augen waren rot umrahmt, geschwollen und leer.
 

„Du hast kein verdammtes Recht, hier aufzutauchen, Alice!“, sagte James ohne Nachdruck, ohne Bestimmtheit, ohne Ärger. Er wünschte er könnte beschreiben, was er fühlte. Nicht einmal seine Wut war klar und deutlich, nur halb da und verzerrt und unbefriedigend.
 

„Es tut mir so leid“, brach es aus hervor und ihre zarte Stimme zitterte. Sie war atemlos und klammerte sich am Türrahmen fest, als würde sie ansonsten den Halt verlieren.
 

„Was genau?“ Und James wollte sie verletzen, er wollte kalt und herzlos klingen. Er wollte ihr zu verstehen geben, dass er sie nicht brauchte. Das sie hier unerwünscht war.
 

„James, ich -- Lily -- und ich -- es tut mir so unendlich leid“, stotterte sie hilflos und die Tränen begannen haltlos aus ihren Augen zu tropfen, rasten über ihre Wangen. James konnte ihren Anblick nicht ertragen. Er wollte mehr Vodka. Lilys Name drohte ihn zu ersticken.
 

Er öffnete den Mund, aber kein Laut entrang ihm, also schüttelte er nur den Kopf. Dann trat er zurück in seine Wohnung und schloss die Tür. Er hörte Alice laut schluchzen und wenn er doch bloß sagen könnte, was genau er fühlte.
 

Trotzdem alles in ihm nach mehr Alkohol schrie, lief er stur an der Küche vorbei und direkt in sein Schlafzimmer. Er legte sich in das viel zu große Bett und fühlte sich verloren und obwohl er seit zwei Nächten nicht mehr geschlafen hatte und sich müder fühlte als je zuvor, konnte er seine Augen nicht schließen. Nicht ohne die Bilder zu sehen, bei denen sich ihm der Magen umdrehte und sein Körper stumm zu schreien begann. Er zog die Decke bis zum Kinn und starrte an die Decke, bis ihm jegliches Zeitgefühl verloren gegangen war.
 

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Das Problem war, dass es nicht James Schuld war - nicht einmal annähernd. Er hatte keine Chance, keine Möglichkeit, nicht einmal die Erlaubnis gehabt, etwas zu tun.
 

James wusste das, doch es hielt ihn nicht davon ab, sich verantwortlich zu fühlen. Es hielt ihn nicht davon ab, ein ewiges Mantra von Du hast versagt, Du hast versagt, Du hast versagt in seinem Kopf abzuspielen.
 

Irgendwo in diesem Ball von Emotionen, der sich in seiner Brust eingenistet hatte, spürte er das drücken der Schuld gegen seine abgespannte Haut - als wollten seine Gefühle ihn von innen nach außen aufreißen, um zu entfliehen. Er wünschte es würde passieren, schnell passieren, damit er das ganze Chaos aussortieren und beginnen konnte, sich selbst wieder zusammenzuflicken.
 

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James fühlte sich nur halb am Leben, als er am nächsten Morgen aus seinem Schlafzimmer trat. Gegen drei Uhr in der Nacht war er für einen Moment schwach geworden, hatte sich seinem Körper ergeben und die Augen geschlossen, doch es war ihm kaum eine Stunde Schlaf gegönnt wurden, bevor er aufschreckte - mit zum Schrei geöffnetem Mund und in den Laken verkrampften Händen, mit kaltem Schweiß auf der Stirn und hektisch schlagendem Herzen.
 

Als er seine Mum auf dem braunen Ledersofa in seinem Wohnzimmer sitzen sah, wurde ihm flau im Magen und er würde alles darum geben, wieder in seinem Bett zu liegen und regungslos an die Decke zu starren.
 

„James.“ Ginnys Stimme klang kraftlos und als sie sich erhob, um auf ihn zuzutreten, bebte ihr gesamter Körper. James konnte nichts tun, nichts sagen, nur stumm zuschauen, wie seine Mum ihm näher kam.
 

„Nicht“, flüsterte er dann und bereute es im selben Augenblick. Ginny biss sich hart auf die Unterlippe und James griff nach ihrem Oberarm, zog sie an sich, um ihr nicht länger ins Gesicht schauen zu müssen. Er spürte die Tränen trotzdem, fühlte als sie durch den dünnen Stoff seines ungewaschenen Shirts drangen und einen feuchten Fleck hinterließen.
 

„Ich kann nicht -- ich weiß nicht, wo ich anfangen soll und -- ich -- dein Dad --“ Ginny brachte keinen vernünftigen Satz hervor und James war seltsam erleichtert, dass er nicht wirklich verstand, was sie ihm sagen wollte. Er war froh, dass ihr Name nicht gefallen war.
 

„Ist Albus aus Russland zurück?“, fragte James nach einer Weile mit kratziger Stimme.
 

Er spürte seine Mum tief durchatmen und als sie sich aufrichtete und ein wenig Abstand von ihm nahm, um in seine Augen schauen zu können, wirkte sie schrecklich beherrscht. James konnte nicht verstehen, wie sie das schaffte - diese Gefühlssprünge innerhalb weniger Minuten. Er war erleichtert, dass keine Träne zurückgeblieben war.
 

„Ja, ja. Er ist gestern Morgen angekommen. Er -- er hat sein Zimmer nicht verlassen, ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll. Ich weiß nicht, wie ich ihn trösten soll.“ Sie klang so hilflos und James war verzweifelt, weil er wusste, dass sie ihr bestes gab. Alles, was sie in dieser Situation geben konnte, ohne selbst zu zerbrechen.
 

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Mum. Albus ist -- Albus wird von selbst zu dir kommen, wenn er reden will. Er muss sich nur zuerst selbst eingestehen, dass -- Er muss sich damit abfinden, dass er nichts ändern kann. Wir alle müssen das.“
 

Ginny sah ihn mit glasigen Augen an und sie schien seinen Worten so viel Vertrauen zu schenken, schien irgendeine Hoffnung darin zu finden, die James sich nicht erklären konnte. Er hatte keinen Funken Zuversicht, keine Ecke Optimismus in seinem Herzen übrig und diese Worte, die klangen leer und stumpf - zumindest in seinen eigenen Ohren.
 

„Danke, James. Es ist nicht gerecht von mir, hierher zu kommen und von dir Trost zu erwarten, aber -- Danke! Ich bin so stolz auf dich, Liebling!“
 

Es kam ihm vor, als würde er noch Stunden an dem Platz verweilen, an dem seine Mum ihn zurückgelassen hatte, als sie durch den Kamin verschwunden war. Ihre Worte fühlten sich wie Steine in seinem Magen an.
 

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Die ersten beiden Ausbildungsjahre hatte James mit Bravur abgeschlossen.
 

Seit er denken konnte, war es immer sein einziger Wunsch gewesen, eines Tages als Auror die Welt von allem Dunklem, Gefährlichen und Bösem zu befreien. Es war eine Überzeugung, ein Glauben an das Gute, der ihn handeln ließ.
 

Sein letztes Jahr hatte perfekt begonnen - er hatte die Vorprüfungen gemeistert und Lob von den meisten seiner Lehrer erhalten und er hatte sich so darauf gefreut, dieses dritte Jahr zu beenden um endlich als richtiger, anerkannter Auror losziehen zu können - um endlich etwas bewegen zu können.
 

Alles war so gut gewesen, nahezu perfekt.
 

James glaubte nicht, dass er in seinem Leben noch einmal einen Fuß in die Aurorenzentrale setzen würde.
 

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Das nächste Mal sah er Alice auf der Beerdigung, aber er sah sie nicht wirklich.
 

Er kam so spät wie möglich, ohne, dass es unhöflich erschienen oder aufgefallen wäre. Er stand dicht am Grab, legte einen zierlichen Strauß Lilien nieder und ging als erster - flüchtete nahezu - und ließ sich nicht auf der anschließenden Zusammenkunft der Trauergäste blicken.
 

Er spürte den tieftraurigen Blick seiner Mum im Rücken, aber er hatte nicht die Kraft sich umzudrehen und nicht die Stärke, auch nur eine Sekunde länger zu verweilen.
 

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Natürlich hatte er von Anfang an geahnt, dass Alice nicht einfach aufgeben würde. Seit der Konfrontation an der Tür waren genau acht Tage vergangen und als Alice diesmal anklopfte, ließ er sie ohne ein Wort der Begrüßung in die Wohnung und beschäftigte sich dann in der Küche - überlegte ob er die Flasche Vodka leeren oder Tee brühen sollte. Die erste Option erschien ihm sehr verlockend.
 

Er zuckte zusammen, als er schmale Hände auf seinen Schultern spürte.
 

„Ich vermisse dich so sehr, James.“ Ihre Stimme klang belegt und wenn das Flattern seines Herzens ihm irgendeine Auskunft gab, dann die, dass er ebenso empfand.
 

„Ich weiß nicht, was du von mir erwartest“, erwiderte er jedoch, schüttelte ihre Hände vorsichtig von seinen Schultern und griff nach dem Vodka. Die Flasche war eiskalt und ließ ihn schaudern.
 

„Tu das nicht, James. Bitte. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ich weiß, wie schwer das alles ist, aber bitte -- Ich kann dich nicht auch noch verlieren.“
 

Ihre Worte rührten etwas in ihm und erst als er herumfuhr und in ihre großen Augen sah, wusste er, dass es Ärger war.
 

„Du hast keine Ahnung, Alice. Von nichts! Verhalte dich nicht so, als wüsstest du irgendetwas von dem, was ich gerade durchmache!“ Seine Stimme klang laut in der kleinen Küche wieder. Alice verengte die Augen.
 

„Lily war meine beste Freundin, James. Natürlich weiß ich was du durchmachst! Ich verstehe deinen Schmerz, deine Wut, deine Trauer, deine Fassungslosigkeit, dein Entsetzen. Ich verstehe alles! Ich habe sie geliebt und sie zu verlieren, war das schlimmste, was mir jemals wiederfahren ist“, erklärte sie mit beherrschter Stimme und James wusste nicht, ob sie verletzt von seinen Worten oder wütend über seine Ignoranz war.
 

Es interessierte ihn nicht.
 

„Du bist so eine Heuchlerin! Wenn Lily dir irgendetwas bedeutet hat, wo warst du dann im letzten Jahr? Wo warst du zu ihrem Geburtstag? Wo warst du, als Lysander mit ihr Schluss gemacht hat? Und wo verdammt warst du, als diese -- als diese Menschen ihr das angetan haben?“
 

Alice blinzelte hektisch und James wusste, dass sie die Tränen aus ihren Augen vertreiben wollte. Sie hatte keinen Erfolg, ihre Wangen waren bereits feucht.
 

„Ich war nicht hier“, sagte sie mit brechender Stimme. „Ich war nicht hier und ich bereue es jeden einzelnen Tag. Ich hasse mich selbst dafür, James. Ich war eine furchtbare Freundin und ich wünschte ich könnte alles wieder gut machen, könnte die Zeit zurückdrehen, aber das kann ich nicht.“
 

James atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich in schnellen Stößen und in seinem Hals saß ein Kloß, der ihm das schlucken erschwerte und die Wörter davon abhielt, an die Oberfläche zu dringen.
 

Ohne den Blick von Alice abzuwenden, öffnete er die Vodkaflasche und setze sie an seine Lippen. Das kühle Glas und die brennende Flüssigkeit schickten Stromstöße durch seinen Körper.
 

Alice schaute zu Boden und James fühlte sich schlecht und alles verschwamm für einen Moment vor seinen Augen, als all diese unbenannten und verwirrenden Gefühle in seinem Brustkorb, in seinem Magen, in seinem Kopf fielen über seine Lippen.
 

„Wo warst du? Wo verdammt warst du, Alice? Wo warst du, als ich dich gebraucht habe? Wo warst du, als ich an mir gezweifelt habe? Wo warst du, als ich mich nach dir gesehnt habe?“ Die Flasche zitterte in seiner Hand und er stellte sie sorgfältig auf der Anrichte ab. Alice sah ihn noch immer nicht an und aufgebracht trat er an sie heran, zwang ihr Kinn mit seinen Fingern nach oben. „Wo warst du, nachdem wir miteinander geschlafen hatten? Wo warst du, nachdem ich dir gesagt hatte, dass ich dich liebe?“
 

Er sah sie schlucken und schüttelte enttäuscht den Kopf.
 

„Es ist nicht einmal so, als wäre es noch wichtig. Du kannst wieder zurückgehen, wo auch immer du gerade herkommst. Lily ist -- Sie -- und wegen mir brauchst du nicht bleiben. Bestimmt nicht!“
 

Damit ließ er seine Finger von ihrer weichen Haut gleiten und verließ den Raum.
 

Er würde für immer leugnen, dass sein Herz einige Schläge aussetzte, als die Haustür wenig später ins Schloss fiel.
 

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James hatte, wenn er ehrlich war, nicht damit gerechnet, Alice in nächster Zukunft wiederzusehen. Es hätte ihn nicht überrascht, nicht diesmal.
 

Diese Geschichte, die zwischen ihm und Alice, war einfach zu erklären. Es war keine außergewöhnliche Begegnung mit niedlichen Zufällen, so wie sie in den Liebesromanen der Muggel beschrieben wird - nein, es war einfach passiert. Den Sommer vor ihrem siebten Schuljahr hatte Alice zum größten Teil im Haus der Potters verbracht um mit Lily die letzten, großen Ferien zu genießen und es war geradezu klischeehaft und typisch und langweilig, wie eines zum anderen kam und er sie an einem besonders heißen Spätjulitag hinter den Kühlschrank zog und küsste.
 

Und dann waren sie das - Bekannte, oder vielmehr Freunde, die sich ab und zu in versteckten Ecken küssten und sich nachts in seinem alten Kinderzimmerbett unter den Laken wälzten und kicherten und sich bissen, streichelten, berührten, bis ihre Haut schweißnass und gezeichnet war und ihr Atem in unregelmäßigen Zügen kam.
 

Und dann war James verliebt und Alice war es offensichtlich nicht, denn als er ihr wenige Tage nach ihrem Abschluss von Hogwarts und in der ersten Nacht, die sie seit Monaten miteinander verbracht hatten, ins Ohr murmelte wie er für sie fühlte, nickte sie bloß und war am nächsten Morgen spurlos verschwunden.
 

Und das war das.
 

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Aber jetzt stand Alice hier vor ihm, in einer ausgeblichenen Regenjacke und mit zerzausten Haaren, mit nassen Schuhen und verkrampften Händen, und es war nicht so, als ob James jemals eine Chance gehabt hätte.
 

Als sie über die Türschwelle stolperte und in seine Arme fiel, trafen ihre Lippen nahezu automatisch aufeinander - wie Magneten, die sich gegenseitig anziehen. So, als wären sie von vorneherein dafür bestimmt worden, sich zu verbinden.
 

Nach einigen überraschten, atemlosen Küssen und gierigen Berührungen wich James zurück. Das Gefühlsdurcheinander brach erneut über ihn herein und er schloss die Augen, versuchte alles unter Kontrolle zu bringen, versuchte einen Sinn zu sehen.
 

„Ich kann nicht -- ich kann dich nicht trösten, Alice. Und ich kann es nicht verkraften, wenn du mich -- Wenn du mich nur benutzt, dann weiß ich nicht ob ich das durchstehe“, brachte er schließlich hervor und Alice ließ die Jacke von ihren Schultern gleiten, während sie einen wieder auf ihn zutrat. Sie fiel mit einem leisen Rascheln zu Boden.
 

Alice griff nach seinen starren Händen.
 

„James, es -- es tut mir so leid, dass ich dir das angetan habe. Es tut mir so leid, dass ich so feige war, dass ich abgehauen bin, anstatt mit dir zu reden. Es tut mir unendlich leid, dass ich Lily zurückgelassen habe. Es tut mir leid, dass Lily tot ist und das ich nicht bei ihr war, nicht ihre Hand gehalten habe, nicht für sie dagewesen bin, als sie mich am meisten brauchte. Es tut mir so schrecklich leid und alles, was mir einfällt, um das alles wieder einigermaßen gut zu machen, ist, jetzt für dich da zu sein. An deiner Seite zu stehen, deine Hand zu halten, deine Lippen zu küssen, so wie ich es immer hätte machen sollen. Ich -- ich war so dumm, einfach zu gehen, obwohl ich genau wusste, dass du der bist, den ich will. Obwohl ich genau wusste, dass ich dich ebenfalls liebe und diese Worte aus deinem Mund in dieser Nacht alles waren, was ich jemals hören wollte.“
 

James nickte, während er versuchte die Worte zu verstehen, und Alice küsste ihn und alles wirkte viel klarer als zuvor und er hoffte, dass es so bleiben würde.
 

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In dieser Nacht weinte Alice in seinen Armen, und James weinte in ihren und es war nicht schön, nicht gut, nicht perfekt. Es tat weh und zerriss ihm das Herz, denn seine kleine Schwester war tot und würde nie wieder zurückkommen und das zu Glauben fiel ihm so schwer, wie nie etwas zuvor.
 

Und Alice flüsterte ihm ins Ohr, dass es nicht seine Schuld war (und James wusste das) und sie hielt seine Hand und erklärte, dass er nichts hätte tun können (und er wusste auch das) und sie bat ihn, seine Aurorenkarriere noch nicht aufzugeben, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
 

„Ich weiß, dass du verzweifelt bist, und erschüttert, weil die Auroren Lily nicht retten konnten. Du kannst ihnen ihre Fehler noch nicht verzeihen und das ist nur verständlich“, begann sie mit leiser Stimme und der Regen prasselte gegen das Fenster und alles war so dunkel und so vertraut. „Ich weiß, dass du wünschtest, du hättest selbst eingreifen und Lily schützen können. Aber dafür warst du noch nicht bereit und die Leute, die dafür bereit gewesen sind, haben es nicht geschafft, auch wenn sie ihr Bestes gegeben haben.“ Alice machte eine kurze Pause, küsste die Knöchel seiner linken Hand, seine Handfläche, sein Handgelenk, bevor sie fortfuhr. „Lily hätte gewollt, dass du für all die anderen jungen Mädchen kämpfst, die da draußen in Gefahr sind. Und für die Jungs. Für die Kinder und Großeltern. Sie würde wollen, dass du ihren Tod hundertfach rächst, indem du jeden Räuber, Schläger, Vergewaltiger und Mörder fasst und vor Gericht bringst und dafür sorgst, dass er in Askaban verrottet.“
 

James erwiderte nichts darauf und er wusste, dass Alice es nicht erwartete. Sie küsste ihn, verzweifelt und verlangend und vollkommen, kam ihm so nah, dass kein Millimeter Platz zwischen ihren Körpern übrig blieb.
 

Erst viel später, als James schon beinahe eingeschlafen war - und sich dabei so geborgen und vollständig wie seit Wochen nicht mehr fühlte - griff Alice das Thema noch einmal auf.
 

„Ich will dich nicht unter Druck setzen, nur das du es weißt, denn diese Entscheidung liegt ganz bei dir. Aber ich will, dass dir klar ist, dass ich an dich Glaube und das ich für dich da bin - wofür auch immer du dich letztendlich entscheidest. Weil ich dich liebe. Diesmal bleibe ich, James, bis zum Ende.“
 

Statt einer Erwiderung drückte James einen anhaltenden Kuss auf ihre Stirn und schloss die Augen mit einem Lächeln.
 

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Als er aufwachte, lag Alice‘ Kopf auf seiner Brust, ihre Haare waren wild über sein Gesicht verteilt und ihre kalten Füße steckten zwischen seinen Beinen und er hätte nichts dagegen, bis zum Ende seines Lebens jeden Morgen zu diesem Bild die Augen zu öffnen.
 

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Hallooo,

es freut mich, falls ihr bis hier hin gelesen habt und ich hoffe natürlich, dass es euch auch gefallen hat! Ich hoffe auch, das am Ende alles Sinn ergeben hat (irgendwie) und keine Fragen offen geblieben sind. Über Meinungen, Kritik und mehr würde ich mich wie immer freuen!

Liebste Grüße:)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dahlie
2013-12-20T19:25:59+00:00 20.12.2013 20:25
Hallo,

also zuerst einmal ich habe mich sehr gefreut ein neues kleines Werk von dir zu erwischen. Allerdings muss ich dieses mal gestehen, dass du mich fast mehr verwirrt hast. Zuerst dachte ich, Harry ist gestorben, was nicht ganz logisch war, danach, als ich auf Lily kam, habe ich mich tausend mal nach de wie, warum und weshalb gefragt. Am Anfang war alles ein riesen Durcheinander und das fand ich nicht so toll. Man wurde einfach direkt ins heiße Wasser geworfen und auch am Ende hat man nicht so wirklich eine Antwort bekommen, außer das es wohl im Ministerium passiert ist(?) und Auroren sie nicht retten konnten.

Was ich dagegen gut fand?
Dein Stil war wie immer sehr flüssig zu lesen und ich fand es gut, dass es eine JamesAlice-Konstellation war, wie sie sich lieben lernten und miteinander umgingen. Es war zur Abwechslung einmal nicht der Junge/Mann, der sich entschuldigen muss und das war sehr erfrischend. Das ernsthafte Thema hast du gut beibehalten und die Idee ist an sich nicht übel, aber ich finde offen gesagt, du solltest den One Short noch einmal überarbeiten, dass der Leser nicht so lange verwirrt bleibt.
Wenn es natürlich Absicht war, dann möchte ich nichts gesagt haben ;)

Liebe Grüße Dahlie und frohe Weihnachten.
Antwort von:  Violie
22.12.2013 00:48
Hii,

zunächst vielen Dank für deinen Kommentar, für dein Lob und auch deine Kritik. :)
Es war tatsächlich vollkommen meine Absicht, den Oneshot verwirrend zu beginnen und auch einige Dinge, so wie die Details zu Lily's Tod zum Beispiel, relativ offen zu halten. Vielleicht habe ich ein wenig sehr durcheinander geschrieben, wenn es wirklich so verwirrend und schwer nachvollziehbar war, das tut mir natürlich leid! :( Da muss ich wohl was ändern, wenn ich nochmal so etwas vorhabe. x)
Freut mich aber, dass es dir trotzdem ein wenig gefallen hat!

Liebe Grüße und auch dir schöne Weihnachten! :)


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