Prolog
Ryou,
wo soll ich am Besten anfangen? Du weiß doch genau, dass ich total schlecht in solchen Dingen bin, wie etwa meine Gefühle zu beschreiben. Ich meine, nie hatte es für mich einen Sinn gehabt genau darüber nachzudenken. Wieso auch? Gefühle waren ein Zeichen von Schwäche, vor allem wenn sie auf so tieferen Ursprungs beruhten wie die Liebe. Ich habe die Liebe immer verachtet, wollte sie nie fühlen. Sie ist zu schnulzig, zu kitschig und einfach nur etwas für jene Menschen, die darauf standen weich und schwach zu sein. So war meine Einstellung gewesen, all die Jahre lang. Vor allem, als ich selber anfing so zu fühlen, war ich noch dabei es zu leugnen. Vor meinem Bruder, vor dir, aber vor allem versuchte ich mir selber etwas vorzumachen. Ich redete mir ein, dich nur ausnutzen und brechen zu wollen. So etwas Reines und Unschuldiges wie du durfte einfach nicht auf dieser Welt existieren. Du hast mich schon lange bewundert, das wusste ich. Ich wusste, wie du fühlst und wollte mir dieses Wissen zu nutze machen. Dass ich selber genauso empfand, war mir nicht klar. Jedes Mal habe ich mich selber belogen, habe mich selber verraten und somit die Chancen verpasst dir zu sagen, was wirklich in mir vorgeht. Auch jetzt weiß ich nicht so ganz, wo ich anfangen soll. Aber das Wissen, dass es bald zu spät sein könnte, treibt mich voran. Sagen wir, es hilft mir das alles hier zu schreiben. Einen Liebesbrief würde ich es nicht nennen, denn diese Vorstellung ist immer noch für mich viel zu sehr mit diesen ganzen kitschigen Zeug verbunden. Doch eines will ich dir schreiben. Und zwar Gründe, wieso du, der unscheinbare Junge in der Klasse, derjenige bist, wieso ich das Gefühl habe, mich immer mehr in tiefen Gefühlen zu verlieren....
Akefia
