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Während die BBA nicht da war

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da ich ein Wochenende mit Ideensturm hinter mir habe, hier direkt das neue Kapitel. Ich denke, es wird interessant!
Marron Komplett anzeigen

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BEGA

Müde streckte Johnny die Arme über den Kopf und gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Dass dies nicht gerade höflich war und eigentlich vollkommen gegen seine gute Erziehung sprach, war dem jungen Schotten gerade so ziemlich egal. Er saß in seinem Elternhaus auf dem Sofa, hatte den Fernseher eingeschaltet und starrte lustlos auf die beiden Komiker, die vergeblich sich darum bemühten, die Show witzig zu gestalten. Statt Lachern ernteten sie in Johnnys Fall nur ein genervtes Augenrollen und einen Griff zur Fernbedienung. Wahllos schaltete er durch die Sender. Alles, was ihn nicht sofort interessierte, wurde als dämlich abgestempelt und vergessen.

Schließlich blieb er beim Nachrichtensender hängen und ließ überrascht die Hände sinken. Zwei adrett gekleidete Damen in voller Kriegsbemalung unterhielten sich gerade über die Änderungen im Beybladesport. Dahinter prangte das Logo der BEGA mit Boris als grinsender Dreingabe.

Schnell drehte Johnny die Lautstärke hoch. „Wirklich interessant!“, sagte die eine Dame gerade. Die andere nickte. „Es war schon längst überfällig, wenn Sie meine Meinung dazu hören wollen. Dieser Sport verdient den Profistatus allemal. Bleibt nur die Frage, warum die BBA ihrerzeit nicht den Wechsel eingeläutet hat?“ Die Erste hob wichtigtuerisch die Hand und wedelte mit ausgestrecktem Zeigefinger herum. „Die wahrscheinlichste Erklärung ist wohl, dass ihm dieser Schritt zu revolutionär war. Mr. Dickenson war schon immer ein hoffnungsloser Menschenfreund. Er hat nie verstanden, dass er damit die Entwicklung des Sports aufhielt!“

Johnny schnaubte leise und wünschte den beiden Schnepfen die Pest an den Hals. Was sollte diese Hetze gegen Mr. D. ? Der alte Mann war nett. Er hatte einmal einen Wutausbruch von Johnny direkt abbekommen und hatte nur gelächelt. Als Robert den Schotten maßregeln wollte, hatte der Chef der BBA abgewunken und Johnny so vor einer langen Predigt bewahrt. Das rechnete er dem alten Mann hoch an.

Deshalb regte er sich nur noch mehr auf, als die Puten weiter über die BBA herzogen. Leise schimpfte er vor sich hin, als er realisierte, weshalb alle so aus dem Häusschen zu sein schienen: Die BBA gab es nicht mehr! An ihre Stelle war die BEGA getreten – mit dem Schmierlappen Boris als Chef! Fassunglos schüttelte er den Kopf. Dann sprang er auf, hechtete zum Telefon. Er rief bei Robert an. Anrufbeantworter. Leicht sauer knirschte er mit den Zähnen. Es war doch immer dasselbe mit dem Deutschen: Wenn Johnny ihn anrief, hob er nie ab! Wiederwillig wählte er also eine andere Nummer:

„Buongiorno, Johnny! Was verschafft mir die Ehre deines frühen Anrufs?“, ertönte Enricos gut gelaunte Stimme. „Hast du schon die Nachrichten gesehen?“, stieß Johnny aus, ohne sich um weitere Details zu kümmern. „Nein. Wieso?“ „Schalt den Fernseher ein!“, riet er dem Italiener, „Dann rufst du Oliver an. Ich versuche Robert zu erreichen. Wir haben ein Problem.“ Blitzschnell legte er auf und wählte dann noch einmal Roberts Nummer. Wieder informierte ihn eine freundliche, aber strenge Ansage, dass niemand zu Hause sei. Der Schotte schluckte seine Wut hinunter und redete drauflos – er wusste, dass Robert (sofern er denn im Raum war) seine Worte hören würde. Der Anrufbeantworter war so eingestellt, dass man auch während einer Aufnahme die Stimme des Anrufers hörte und abnehmen konnte. „Hey, Robert. Ich bin`s, Johnny. Hör mal, drück mich nicht weg, ja? Ich muss dir dringend was sagen! Hast du schon die Nachrichten gesehen? Boris ist wieder da. Ich denke, in Japan läuft gerade einiges schief. Wir müssen das besprechen, wir müssen uns darum kümmern-“ Mitten im Satz wurde er durch ein Knacken unterbrochen. Roberts Stimme klang müde und rau, als er sprach: „Jonathan. Warum redest du mir so wirres Zeug auf den AB?“ Johnny schnaubte. „Pennst du noch? Schalt mal den Fernseher ein, dann weißt du-“ Wieder konnte er nicht ausreden: „Hab ich schon.“ Verblüfft hielt er inne.

„Und das berührt dich gar nicht?“, hakte er nach. Allein in diesen drei Worten hatte er heraushören können, dass Robert nicht in der Stimmung war, um zu reden. Er klang völlig desinteressiert. „Sollte es das denn?“, fragte Robert. Johnny schnappte nach Luft. „Na klar! Wir wissen nicht, was los ist. Eine Profiliga, in die nur Mitglieder der BEGA dürfen? Da ist doch was faul! Wir sollten nachsehen, was passiert ist!“ Ein gleichmäßiges Tuten informierte ihn, dass Robert aufgelegt hatte. Schockiert starrte der Schotte den Hörer in seiner Hand an. „Was...war...DAS denn?“, murmelte er frustriert.

Dieses Verhalten sah dem Deutschen gar nicht ähnlich, er war doch sonst so pflichtbewusst. Aber seit der Niederlage in den Auswahlrunden schien Robert nicht mehr derselbe zu sein. Oder doch, er war noch normal gewesen, als sie ihre Gegner, diese Betrüger, zur Rede stellen wollten. Wenige Tage danach allerding hatte er sich verändert. Johnny sah gedankenverloren aus dem Fenster und seufzte. „Was ist nur passiert, Robert?“

Lange konnte er nicht seinen Gedanken nachhängen, denn das Telefon klingelte. Ein völlig aufgelöster Franzose war nicht unbedingt dazu geeignet, um ihm nur halb zuzuhören und ihn somit noch nervöser und fahriger zu machen. Sein Handy meldete sich und er stellt beides auf Lautsprecher, um mit sowohl Enrico, als auch Oliver gleichzeitig reden zu können. Er hasste es, sich zu wiederholen. Eigentlich gab es nicht viel zu reden. Sie waren alle drei der Meinung, dass sie sofort nach Japan aufbrechen sollten, um dort zu helfen. Jeder sollte alle Ersatzteile, die er selbst nicht benötigte, mitbringen – und das waren Dank ihrer beträchtlichen Vermögen so einige geworden. Sie würden sicherlich gute Dienste leisten.

„Und was sagt Robert dazu, eh?“, fragte Enrico schließlich. „Ja“, schloss Oliver sich an, „Was sagt unser Teamkapitän?“ Johnny schwieg einen kurzen Moment, ehe er leise murrte. „Sag bloß, du haste ihn nickt erreicht, eh?“ Der Schotte rollte mit den Augen. „Doch, habe ich. Aber er hat einfach aufgelegt.“

Von beiden Hörern kam Stille. Dann, nach einigen Sekunden, räusperte sich Oliver. „Hast du...? Ich meine, wir wissen doch alle, wie Robert bei dir manchmal reagiert. Also, habt ihr euch gezofft?“ Johnny schüttelte den Kopf, bis ihm einfiel, dass dies keiner sehen konnte. „Nein“, grummelte er angesäuert, „Ich bin nicht mal richtig zu Wort gekommen. Er meinte, es interessiere ihn nicht.“ „Es interessiert ihn nicht?! Johnny, wir reden hier von Robert!“, platzte Enrico heraus. „Ich weiß, aber was soll ich machen? Ich denke nicht, dass Robert mitkommen würde, wenn wir nach Japan gingen.“ „Oha?“ Oliver klang irritiert. „Hast du nicht mehr vor, Tyson und seinen Leuten zu helfen?“ Seufzend fuhr Johnny sich durchs Haar. „Doch, schon. Wenn sie uns fragen, wäre ich sofort bereit dazu. Aber...“ Er zögerte. „Aber du machst dir Sorgen um Robert.“ Oliver stellte nüchtern fest. Wieder rang der Schotte mit sich. „Ja“, gab er dann zu, „Er hat sich so verändert. Ich mache mir momentan echt Gedanken. Ist das für euch nicht auch merkwürdig?“ Wieder schien sich eine volle Minute lang keiner der beiden am Telefon zu trauen, sich zu äußern.

„Du hast Recht“, meinte schließlich Oliver, „Er scheint uns nicht mehr in sein Leben zu lassen. Nicht, dass er das früher schon viel getan hätte, aber...“ Er wusste nicht, wie er seinen Satz beenden sollte. „Aber vor der Weltmeisterschaft durften wir wenigstens noch in sein Schloss. Jetzt nicht mehr. Er geht uns aus dem Weg“, sprang Enrico ein und klang sehr ernst – völlig untypisch für ihn. Johnny biss sich auf die Lippe, überlegte. „Ich denke, er verheimlicht uns was“, sagte er danach.

„Denke ich auch“, war Olivers wie aus der Pistole geschossener Kommentar. „Ich auch“, murmelte Enrico, obwohl er klang, als wolle er es nicht ganz glauben.

Johnny konnte es ihm nicht verdenken – er konnte ja selbst nicht glauben, dass er das eben gesagt hatte. Gerade Robert, der ehrlichste, direkteste Mensch, den er kannte – ein Geheimnis? Vor seinen Teamkameraden, seinen Freunden? Das war so unwahrscheinlich, wie die Idee, dass aus der Arktis von jetzt auf gleich eine Wüste werden würde! Aber...es schien wirklich so zu sein. Nur warum?

„Ich bin dafür, dass wir es herausfinden. Seid ihr dabei?“, fragte Johnny. Er brauchte keine Antwort, notfalls würde er allein nach Deutschland gehen. Seine Sorgen waren schon zu stark, wenn er ehrlich war, als dass er sie hätte auf sich beruhen lassen. „Ja!“, schoss es unisono zurück. Er nickte. „Dann treffen wir uns doch am Flughafen in Berlin.“ Und damit war für ihn das Gespräch beendet.
 

Zwei Stunden später wurde er eines besseren belehrt. Er saß am Computer und wollte gerade ein Flugticket buchen – wenn es um seine Freunde ging, machte Johnny die Dinge lieber selbst klar. Er wollte so etwas nicht seinem Personal überlassen. Warum das so war, wusste er selbst nicht so genau. Jedenfalls war er gerade mit dem Cursor über den `Kauf`-Button, als sein Handy klingelte. Verwirrt sah er auf das Display und erkannte Roberts Nummer. „Ja?“, meldete er sich vorsichtig. Doch statt Robert erklang eine andere Stimme: „Master Jonathan? Wie gut, dass ich Sie erreiche. Hören Sie, ich habe nicht viel Zeit.“ „Gustav?“, fragte Johnny völlig verdattert. Sein Magen machte einen unangenehmen Looping. War Robert etwas zugestoßen?

„Ja“, seufzte der alte Butler der von Jürgens erleichtert, „Ich bin froh, dass sich mir diese Möglichkeit bietet, obwohl ich im Moment meinen Herrn hintergehe. Ich will Sie warnen! Master Robert scheint in ernsten Schwierigkeiten zu stecken. Er hat einen Flug nach Japan gebucht!“ Johnny klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter und gab im Eingabefeld statt `Berlin, Deutschland` nun `Tokio, Japan` ein. „Warum ist das ein Problem? Wir anderen wollten auch in nächster Zeit nach Japan.“ „Er hatte einen Anruf erhalten. Obwohl er davor strickt dagegen war, zu reisen, hat er mir plötzlich befohlen, alles zu packen. Master Robert hat in letzter Zeit öfters solche Anrufe bekommen. Jedes Mal wurde er leichenblass, wenn er diese Nummer erblickte. Und er scheint alles zu tun, was der Anrufer von ihm will – wenn auch unfreiwillig.“ Schlagartig setzte der Schotte sich aufrecht hin und hielt das Handy so fest in der linken Hand, dass seine Finger schmerzten. „Sie meinen, jemand zwingt ihn dazu, nach Japan zu fliegen?“ „Ja“, erwiderte der Butler traurig. Dann hörte man eine Tür zuschlagen und Gustav beendete hastig das Gespräch: „Ich bitte Sie, kümmern Sie sich um meinen Herrn! Ich kann momentan nicht mehr tun, als Sie zu warnen! Lassen Sie Master Robert nicht im Stich!“ Und damit war die Verbindung unterbrochen.
 

Johnny ließ das Handy sinken und versuchte, langsam und ruhig Luft zu holen. Also hatte er Recht gehabt! Robert verbarg etwas vor ihnen. Etwas großes, wie es schien. Und er war in Gefahr – wer konnte schon Robert von Jürgens mit haltlosen Drohungen einschüchtern? Es war ernst, soviel war klar. Er schloss die Augen und ordnete das Chaos in seinen Gedanken. Zuerst einmal musste er Oliver und Enrico anrufen und sie von der Änderung unterrichten. Dann einen Flug nach Japan buchen. Dort Robert suchen und die Wahrheit aus ihm herausprügeln...

Gut, das war doch machbar, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ray-chan
2013-11-19T18:13:13+00:00 19.11.2013 19:13
Ooh ich glaube ich lag mit meiner Vermutung richtig, was die Person aus dem Prolog betrifft :D Anscheinend hat Robert ernsthafte Probleme, würde dazu passen.

Du hast in diesem Kapitel das ernste Thema mit Witz und Charme aufgelockert, gefällt mir sehr gut. Einige Stellen haben mich gut zum schmunzeln gebracht, z.B. wo Robert einfach aufgelegt hat xD

Du hast einen sehr angenehmen und gut lesbaren Schreibstil. Es macht Spaß, die Story zu lesen.

Auch in diesem Kapitel hast du Spannungsfakroren einfließen lassen, welche zum weiterlesen verleiten. Was ist Robert zugestoßen? Werden die drei ihm helfen können? Wie reagiert er, wenn sie aufeinander treffen?

Ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel! :)
Antwort von:  Marron
20.11.2013 14:38
Auch hier danke für die prompte Antwort.
Ja, da hattest du richtig geraten. Nicht nur Johhny hat Talent für miese Situationen.
Das Aufeinandertreffen wird wohl etwas dauern. Ist momentan noch nicht vorgesehen. Aber es würde auch schlecht hinzukriegen sein. Schließlich ist Robert auf dem Sprung nach Japan. Da müssen die drei erst mal hinterher. Ihn vorher abfangen ist also nicht drin.
Das nächste Kapitel wird - glaube ich - recht ernst werden. Hoffentlich zünden die wenigen Witze, die ich drin habe.
Und wie gesagt, heute lade ich das letzte vorgefertigte Kapitel hoch. Danach versinke ich in meiner Schreibhöhle! XD
Nochmal danke für das Lob und den Kommi!
Marron
Von:  Phase
2013-11-19T16:53:09+00:00 19.11.2013 17:53
Moment...! Die Person aus Kapitel 1 war doch nicht etwa Robert...?! O.o'
Okay, das ist mal eine Variante, die ich sehr interessant finde - bin ich doch sehr darauf fixiert Johnny leiden zu lassen.
Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich deine Geschichte weiter entwickelt. Bisher hat sie viele spannende und interessante Ansätze - und ich hoffe mal, dass Johnny und Co Robert aus dem Schlamassel heraushelfen können, in dem der Kerl jetzt steckt. Wie hat er das nur hinbekommen?
Und womit wird er wohl... 'erpresst'?
Welche Rolle Oliver und Enrico wohl in der Geschichte einnehmen werden? In vielen meiner Geschichten kommen die beiden ja leider viel zu kurz...

Ich bin wirklich schon sehr gespannt darauf, wie es weiter geht. ;) Es macht Spaß, eine Majestics-FF zu lesen, bei der man nicht weiß, wohin genau sie will und bei der man dann mitfiebern kann, was nun genau passieren wird.
Also: schön fleissig weiterschreiben, damit ich erfahre, wie es weiter geht! :)
Antwort von:  Marron
20.11.2013 14:33
Vielen Dank für den blitzschnellen Kommentar.
Ja, die Person im Prolog war wirklich Robert. ^^ Ich hoffte die ganze Zeit, das man nicht sofort erraten kann, wer dahinter steckt. Ich muss zugeben, dass ich Robert hier echt ganz schön leiden lasse (was später noch deutlicher werden wird). Ich habe halt einen Hang dazu, die starken Charaktere auch mal schwach zu machen.

Ja, Enrico und Oliver...^^° In der ersten Version meiner Story sollten die zwei eine viel kleinere Rolle spielen, aber ich kam an einen Punkt, wo ich "allein" nicht weiterkam. Da blitzte die Idee auf, den Rest des Teams zu missbrauchen. *kicher*
Ja, auch der Schlamassel, in dem er steckt, wird man noch begreifen - wenn ich ihn denn mal niedergeschrieben habe. Das Kapitel Nummer drei ist nämlich das letzte, dass ich am Wochenende verfasst habe. Jetzt muss ich erst mal ein paar Tage arbeiten.
Bis dann, Marron


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