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Le désir

Jeanne d'Arcs letzter Wunsch
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hoffe es gefällt euch ^^
Reviews sind gerne gesehen :) Komplett anzeigen

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Ich habe lange nachgedacht. Nachgedacht über diesen Ort den man Himmel nennt.

Ein Ort an dem die katholischen Anhänger Christus hinkommen wenn sie ein gutes Leben auf Erden geführt haben. Wenn sie der Kirche fleißig ihr hart verdientes Geld gezahlt haben, wenn sie zur teuren Beichte gegangen sind und ihr Essensgeld für Ablassbriefe aus dem Fenster geworfen haben in der Hoffnung so dem Fegefeuer und der ewigen Verdammnis zu entgehen.

Über jenen Ort in dem wir das Ziel unseres Lebensweges sehen.

Ja, genau darüber habe ich nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen das… das ich dort nicht hin will.
 

Manch einer bezeichnet mich als Hexe, als Hure. Sie werfen mir die Gotteslästerung vor.

Ich habe die Gebote gebrochen. Ich habe getötet.

Ich bin keine Jungfrau mehr. Meine Unschuld haben sie mir geraubt.

Sie sagen ich könnte gar nicht in den Himmel, selbst wenn ich es wollte.

Aber ich will nicht.
 

Ich möchte noch einmal Leben, lieber Gott. Denn dieses Leben habe ich dir geschenkt.

Aber ich möchte mein eigenes haben. Meine eigenen Entscheidungen treffen.

Ich möchte Freunde finden und mich mit ihnen amüsieren.

Ich will einen Mann kennen lernen, mich in ihn verlieben und – verzeihe mir diesen ganz und gar nicht christlichen Gedanken – ganz und gar seine Frau werden. Ich möchte Kinder bekommen, sie großziehen und ihnen beim Aufwachsen zusehen dürfen.

Vor allem jedoch will ich Fehler machen dürfen. Ahnungslos will ich meinen Weg gehen, ohne zu wissen was als nächstes passiert. Ich will den falschen Weg einschlagen, in einer Sackgasse landen, umdrehen müssen, noch einmal von vorne anfangen, weitergehen.
 

Ich möchte… ein Mensch sein. Eine Frau.
 

Ich will den Mann den ich liebe lieben dürfen.

Ich will ihn noch einmal wiedersehen und ihn… ihn all die vielen Dinge sagen die mir noch auf dem Herzen liegen.

Ihm sagen das ich ihn immer um sein wunderschönes wallendes blonde Haar beneidet habe, das ich ihn bei unserem ersten Treffen für den Herren persönlich gehalten habe, das ich seinen dummen Kinnbart vollkommen lächerlich finde und seine tiefblauen Augen liebe.

Oh mein Herr, es ist wahr, ich liebe ihn. Ich liebe ihn vom ganzen Herzen.

Ich wünschte ich könnte ihn mich ganz schenken, meinen Körper, meine Seele, mein Herz… doch all das gehört bereits dir. Ich bin dir versprochen wie eine verheiratete Frau.
 

Deshalb lieber Gott, mein Herr, erfülle mir nur diesen Wunsch. Nur diesen einzigen.
 

Mach das wir uns im nächsten Leben – sei es im Himmel oder auf Erden – noch einmal wiedersehen dürfen. Ich wünsche es mir so sehr.
 

„Es ist schon seltsam.“
 

Das Mädchen, die Jungfrau, sah zu ihm auf. Ein sanftes Lächeln spielte sich auf ihre Lippen als sie ihn ansah, ihre schönen dunklen Augen, die sie zuvor geschlossen hatte waren nun aufmerksam auf ihn gerichtet.
 

Das Land, Frankreich, die starke Nation erwiderte das Lächeln hob die Hand und platzierte sie, vorsichtig als hätte er es mit dem wertvollsten und zugleich zerbrechlichsten Porzellan der Welt zu tun, auf ihrer Wange ehe er sanft darüber streichelte.

Sie ließ es zu. Sie ließ stets alle seine Berührungen zu.

Er war der einzige, der einzige Mann der sie so anfassen durfte, denn er kannte und respektiere ihre Grenzen.

So schloss sie die Augen, gab jegliche Deckung und Wiederstand auf. Sie vertraute ihm blind.

Er würde sie niemals verletzen. Schließlich liebte er sie ja.
 

„Was ist seltsam?“, fragte sie ruhig und lehnte sich etwas an ihn. Ihre Augen waren weiterhin geschlossen, blind fanden sich ihre Hände.
 

Auch Frankreich schloss die Augen, seine Hand wanderte weiter von ihrer Wange zu ihrem Haar.

Die Jungfrau wusste dass er ihre Frisur hasste. Sie mochte sie auch nicht besonders. Doch in einem dieser wenigen friedlichen Momente wollte sie nicht über ihre kurzen Haare nachdenken.

Zufrieden spielte sie mit dem Saum ihres Kleides, strich sanft über den edlen, schneeweißen Stoff. Er hatte es ihr geschenkt. Weil er es liebte ihr Kleider zu kaufen und anzuziehen. Es machte ihn glücklich und wenn er glücklich war dann war auch sie es.

Auch wenn sie kaum Zeit dafür fanden.
 

„Wenn ich mit dir zusammen bin…“, sagte Frankreich. Sie liebte den Klang seiner Stimme. Männlich und stark und doch so sanft und liebevoll wann immer er mit ihr sprach.
 

„…dann wünsche ich mir, nur ein ganz kleines bisschen, das ich kein Land wäre.“
 

Sie hob den Blick, sah ihn überrascht an.

Frankreich lächelte immer noch, während er weiterhin damit fortfuhr ihr sanft durch das kurze Haar zu streichen, es mit seinen Fingern zu kämmen.
 

„Weißt du, in Momenten wie diesen hasse ich es als Land geboren worden zu sein.“, sagte er ehrlich. Er sprach immer so frei mit ihr.
 

Damals war ich unfähig etwas zu sagen. Ich wusste auch nicht etwas. Ich habe es nicht verstanden. Nicht verstanden was es heißt so zu sein wie er.

Für mich war es ein Traum. Unsterblichkeit, niemals krank sein, für immer zu Leben… Heute weiß ich was für eine Last dieses Leben mit sich bringt.
 

„Ich hasse es als Land geboren worden zu sein.

Über die all die langen Jahre haben wir verloren und gegeben…

Wir sehen hilflos dabei zu wie die Welt jeden Tag ein klein wenig mehr zusammenbricht.

Ich wünsche mir so sehr das die Zeit einfach an den Punkten stoppen würde an denen wir glücklich sind…“
 

Mach einer fragt sich wohl warum er mich nicht gerettet hat. Warum er sich nicht einfach den Regeln wiedersetzt und mich vor dem grausamen Flammentod bewahrt hat, anstatt einfach nur weinend dabei zuzusehen wie der feurige Tod mich zu sich holte.
 

Es liegt nicht daran das er nicht durfte – es liegt daran das er nicht konnte.
 

Die Geschichte bewegt sich außerhalb ihres Willens, denn sie wird von Menschen geschrieben.

Dieser Körper den wir als Land bezeichnen – was soll er schon tun?

Nicht das was er will. Das was das Volk will.
 

Wir haben schon viel zu lange in unserer eigenen kleinen Traumwelt gelebt. Die Seifenblase ist geplatzt und mit ihr unsere gemeinsame Zukunft.
 

Wir wussten dass es nicht sein darf. Eine eigene kleine Welt nur für uns – existiert nicht.
 

Selbst wenn er es nicht so wollte, selbst wenn er dagegen angekämpft, sich gewehrt hätte – das ist der Wille der Menschen. Das ist Geschichte.
 

Mach einer behauptet das das letzte Wort das meine Lippen verließ „Jesus“ war. Das stimmt. Es war mein stummes Gebet an ihm Nachsicht mit mir zu haben und ihn noch einmal wiedersehen zu dürfen.

Meine Gebete wurden erhört.
 

Das letzte was Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orléans sah war Frankreichs Gesicht. Und sie starb mit einem Lächeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hihime-Matzuki
2013-10-30T20:14:08+00:00 30.10.2013 21:14
Du kannst wirklich mit deinem Herzen sprechen bzw schreiben. Wirklich gut.


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