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Seelensplitter

von

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Erpressung

Warum ich weitergemacht habe? Das kann ich selbst nicht so genau sagen!

Weltenverbesserin? Hmmmm… ich glaube, das trifft es ganz gut!
 

***
 

Alera zog verwirrt eine Augenbraue hoch, als Rose sich zu ihr an den Tisch setzte.

Sie hatten seit ihrer letzten Unterhaltung hier in der Schulkantine nicht mehr miteinander gesprochen, also kam das hier ziemlich überraschend.

„Kann ich irgendetwas für dich tun?“

Mit diesen Worten schob sie sich eine weitere Gabel Pilz Risotto in den Mund, kaute und verschluckte sich beinahe daran, als sie die Antwort ihrer Klassenkameradin hörte.

„Du kennst diese schwarz gekleidete Frau, oder?“

Um Zeit zu gewinnen nahm sie einen Schluck Wasser, schluckte langsam und zog wieder eine Augenbraue hoch.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst!“

Rose warf ihr einen leicht entnervten Blick zu und verschränkte die Hände ineinander, die, wie Alera auffiel, leicht zitterten.

Offenbar war sie sehr nervös.

„Halte mich bitte nicht für dumm! Du sprichst mich auf mein Verhalten an, eine Woche später erscheint eine Frau in schwarz, die überraschend gut über mich Bescheid weiß und dann ist Petricov auf einmal tot? Was für ein Zufall, nicht wahr?“

Rose stützte ihre Ellenbogen auf der Tischplatte ab und legte ihr Kinn auf die immer noch verschränkten Finger.

„Und mal ganz unter uns: an Zufälle glaube ich genauso wie an die Zahnfee, das Christkind oder den Osterhasen, nämlich gar nicht! Also spuck es aus, bist du diese Dame in schwarz oder nicht?“

Am liebsten hätte Alera ihren Kopf gegen die Tischplatte geschlagen.

Wie hatte sie so dämlich sein und Roses Intelligenz unterschätzen können?

Sie hatte ja schließlich nicht umsonst ein Stipendium und Jahrgangsbeste war sie auch nicht durch ihre Blödheit geworden.

„Okay, nehmen wir mal an du hast Recht und ich habe tatsächlich etwas mit dieser mysteriösen schwarzen Gestalt zu tun… was dann? Willst du zur Polizei gehen? Mich erpressen?“

Alera lächelte arrogant und schüttelte leicht den Kopf.

Ihr Haar, heute zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, kam in Bewegung und die Spitzen kitzelten sie im Nacken.

„Du könntest mir einen Gefallen tun…“

Rose lehnte sich zurück und ließ sich ihren dunkelroten Zopf durch die Finger gleiten.

„Und was für ein Gefallen sollte das sein?“

„Billy White! Ich will, dass du dich um ihn kümmerst!“

Aleras Hand umklammerte die Gabel fester.

„Kümmern in welchem Sinne?“

„Das ist mir egal! Ich will nur, dass er niemanden mehr ins Unglück stürzt!“

„Und wenn ich mich weigere?“

„Dann erfährt jeder dein kleines Geheimnis!“

Für jemanden, der bei lauten Geräuschen zusammenzuckte war Rose eine echt erbarmungslose Verhandlungspartnerin.

„Ach wirklich? Dir ist aber schon klar, dass dann auch jeder dein kleines Geheimnis erfährt?“

Rose wurde leichenblass und schluckte.

„Das… das wäre es mir wert!“

„Ach wirklich? Was hat Herr White denn angestellt, dass man sich um ihn kümmern müsste? Dass du so etwas riskierst?“

In den Augen ihres Gegenübers sah Alera plötzlich solche Traurigkeit, dass sie die Frage am liebsten zurück genommen hätte.

„Er hat meinen Onkel in den Selbstmord getrieben!“

Alera schloss die Augen und lehnte ihren Kopf nach hinten.

Rose verstand sich offenbar auf Tiefschläge.
 

Roses Cousine hieß Christiane und sah ihr absolut nicht ähnlich.

Aleras Mitschülerin hatte den für rothaarige so typische Porzellan-teint, während Chris aussah wie ein braungebranntes, blondgebleichtes Strandhäschen.

In einem roten Badeanzug hätte sie glatt in einer Baywatch Neuverfilmung mitmachen können.

Was allerdings gegen die Theorie der hirntoten Strandnixe sprach war ihr intelligenter Blick aus grüngelben Augen (eine der wenigen Ähnlichkeiten zwischen den Cousinen) und der junge Mann, der den Arm um ihre Taille gelegt hatte.

Mit seinem schüchternem Lächeln und der Brille sah er nett aber gewöhnlich aus.

Eben der Typ Mensch, an den man sich am nächsten Tag beim besten Willen nicht mehr erinnern kann.

„Und? Was unternimmst du… Sie gegen White?“

„Was soll ich denn tun?“ leicht verstimmt runzelte Alera die Stirn, was man unter dem Schal natürlich nicht sah.

„Ja was weiß denn ich?“ in einer verzweifelten Geste warf Chris die Arme in die Luft.

„Zusammenschlagen, der Polizei ausliefern, umbringen… irgendwas!“

Mit zitternden Händen fuhr sie sich durchs kurze Haar und ihr Freund legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter.

„Beruhige dich!“ seine Stimme war überraschend tief und hatte, im Gegensatz zu seinem Gesicht, einen hohen Wiedererkennungswert.

„Beruhigen? Ich will mich nicht beruhigen Jack! Der Dreckskerl hat meinen Vater übers Ohr gehauen und jetzt will er uns das Haus wegnehmen!“

Chris hatte die Hände zu Fäusten geballt und hämmerte auf Jacks Oberkörper ein, bis sie schließlich in Tränen ausbrach, woraufhin er sie sanft an sich drückte.

Daneben stand peinlich berührt Alera und versuchte so zu tun als ob sie ein weiteres Möbelstück wäre.

Als Rose mit einem Ordner das Zimmer betrat stürzte sie sich auf die Ablenkung wie ein Verdurstender auf ein Wasserglas.

„Das sind die Unterlagen. Gibt es irgendetwas darin, was uns hilft?“

Alera überflog die Blätter und schüttelte den Kopf.

„Ich denke nicht… wir bräuchten eine Risikobewertung oder so etwas in der Art… irgendetwas, aus dem hervorgeht, dass er die Anlagen als sicher dargestellt hat…“

Christiane wischte sich die Tränen weg und warf ihr einen Blick zu der so voller Hoffnung war, dass es Alera die Kehle zuschnürte.

„Und wo kriegen wir die her?“

Seufzend zuckte sie mit den Schultern.

„Aus den Unterlagen der Bank?“

Da ran zu kommen war allerdings ein Ding der Unmöglichkeit, schließlich waren diese Unterlagen nicht frei zugänglich.

Allerdings hatte Jack offenbar eine Idee, denn auf sein Gesicht stahl sich ein Lächeln, dass zwei Reihen schneeweißer Zähne sichtbar machte.

„Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie wir an einen Computer der Bank gelangen?“
 

Alera lehnte sich in ihrem bequemen Stuhl zurück und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen, obwohl sie am liebsten wie eine Wilde an ihren Fingernägeln geknabbert hätte.

Ihr gegenüber saß freundlich lächelnd Tatjana Kayne, Mitarbeiterin derselben Bank wie Billy White und Aleras Anlageberaterin.

„Haben Sie schon eine Idee für einen Namen?“ fragte sie mit einem Blick auf den sanft gerundeten Bauch der Bänkerin.

Mit einem seligen Lächeln strich sie über ihren Bauch und schüttelte den Kopf.

„Nein, wir konnten uns noch nicht auf einen Namen einigen, aber für ein Mädchen würde mir Sally gut gefallen…“

Dann wandten sich die beiden wieder dem geschäftlichen zu.

Alera wartete auf eine günstige Gelegenheit, um den schwierigsten Teil ihrer Aufgabe zu erfüllen.

Als Frau Kayne sich bückte um aus der untersten Schublade ihres Schreibtisches ein paar Unterlagen zu holen griff sie in ihre Hosentasche und holte eine in ein Taschentuch gewickelte Kapsel heraus.

Schnell zog sie die beiden Enden auseinander und kippte den Inhalt in Tatjanas Kaffeetasse, wo sich das Pulver sofort auflöste.

Als die Frau sich wieder aufrichtete saß Alera da wie die Unschuld vom Lande und putzte sich die Nase.

Während die beiden sich weiter über Zinsen, Laufzeiten und Zinseszinsen unterhielten nippten sie beide an ihren Tassen, bis Frau Kayne plötzlich aufsprang und nach einer kurzen Entschuldigung fluchtartig den Raum verlies.

Besorgt blickte Alera ihr nach, schüttelte dann heftig den Kopf und machte sich an die eigentliche Arbeit.

Rose hatte ihr versichert, dass das Mittel nur leichte Übelkeit und Brechreiz auslösen und weder Mutter noch Kind schaden würde.

Da Rose ein absolutes Genie in Biologie und Chemie war hatte sie keinen Grund gesehen an ihrer Aussage zu zweifeln, aber jetzt krampfte sich ihr Magen vor Sorge zusammen.

Wenn dem Baby etwas passierte…

Entschlossen griff Alera nach ihrer Handtasche und drängte alle Gedanken die nichts mit Tatjana Kaynes Computer zu tun hatten in den Hintergrund.

Sie öffnete den Reisverschluss um den smartphone-großen Tablet-PC herauszuholen, den Jack ihr gegeben hatte.

Dabei purzelte ein Päckchen Taschentücher aus der Tasche unter den Schreibtisch, weswegen sie unter den Tisch kriechen musste, sie konnte ja schlecht einfach ihr Zeug hier liegen lassen, oder?

Sie hatte keine Ahnung, ob die Büros Videoüberwacht wurden, aber falls es so war wollte sie lieber kein Risiko eingehen.

Alera holte das USB-Kabel aus dem Päckchen und steckte es in einen freien Anschluss, dann setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl und schloss den Stecker an ihren PC an, wobei sie versuchte, das Kabel mit ihren Beinen zu verdecken.

Mit einer Ruhe die sie nicht empfand tippte sie auf die entsprechenden Symbole und seufzte erleichtert auf als auf dem Bildschirm die Worte ‚Upload wird ausgeführt‘ erschienen.

Jetzt hieß es warten, während das Programm das Jack geschrieben hatte (er hatte laut eigener Aussage ein Zertifikat im ‚kreativen Programmieren‘) auf den Computer geladen wurde.

Ein leises „Pling“ ertönte und Alera las die Worte ‚Upload abgeschlossen‘.

Da sie keine Lust hatte erneut unter den Tisch zu kriechen (noch eine Tempopackung wäre auch zu auffällig gewesen) zog sie den Stecker einfach am Kabel aus dem Anschluss.

Dann kippte sie den Rest Kaffee aus Tatjanas Tasse in einen Blumentopf auf dem Fensterbrett und ersetze ihn durch den aus ihrer eigenen Tasse.

Extra zu diesem Zweck hatte sie das bittere Getränk mit weniger Milch und Zucker als sonst getrunken, schließlich sollte die Dame ja nicht merken, dass der Inhalt ausgetauscht worden war.

Nach ein paar Minuten beschloss Alera, dass sie lieber mal nach Frau Kayne sehen sollte, denn sie war immer noch nicht zurück.

Sie stand auf, zupfte sich das Oberteil zurecht und ging zur Tür, die im selben Moment geöffnet wurde und Alera deswegen beinahe am Kopf traf.

„Oh Gott, ich habe Sie doch nicht etwa erwischt?“

Auf der Schwelle stand eben jene Frau, die sie gerade hatte suchen wollen.

Ein wenig blass um die Nasenspitze aber ansonsten in Ordnung.
 

Einen Monat später trug Alera mal wieder komplett schwarz.

Chris hatte es ihr ‚Black-Lady-Outfit‘ genannt und Alera hatte beschlossen, diesen Namen unter den Brief an Billy White zu schreiben.

Jetzt saß sie hinter einem Baum in einem abgelegenen Teil des Parks und wartete.

Hoffentlich hatte der Mann wie gefordert die Polizei nicht eingeschaltet.

Zwar hatte Jack es irgendwie geschafft das Telefon der Familie White abzuhören (so langsam wurde der Kerl echt unheimlich!) und nichts Verdächtiges mitbekommen, aber Rose und Chris waren dem Mann trotzdem gefolgt.

Ein leises Summen kündigte einen Anruf an.

„Hallo, ich bin es!“ Rose klang leicht nervös, aber das war ja auch kein Wunder schließlich hatten sie vor eine Straftat zu begehen.

„Wir haben niemanden gesehen, er war den ganzen Weg über alleine… Wir bleiben in der Nähe und klingeln dich an, falls wir etwas Verdächtiges sehen!“

Ein lauter Seufzer war zu hören.

„Gott, auf meinen Nerven könnte man Harfe spielen!“

Alera hingegen kam sich schon langsam wie ein alter Hase in Sachen Selbstjustiz vor.

Das hinderte ihren Magen allerdings nicht daran Saltos zu schlagen als Herr White auftauchte.

Sie hielt den Atem an und lies ihr Smartphone wieder in die Hosentasche gleiten, während er immer näher kam.

Billy White war etwa Mitte vierzig, durchschnittlich groß, weder zu dick noch zu dünn und hatte leicht schütteres Haar, das früher bestimmt üppig und kastanienbraun gewesen war.

Der Typ Mensch, den man im ersten Augenblick als ‚netter Nachbar’ abstempelte, der in einem Reihenhaus wohnte, jeden Tag zur Arbeit und sonntags mit den Kindern in den Zoo ging.

Tja, so konnte man sich irren.

Billy White war nämlich Single und lebte in einem Penthaus, das er sich von seinem Gehalt alleine eigentlich nicht leisten konnte.

Alera und die anderen hatten nur eins und eins zusammenzählen müssen um herauszufinden, woher das zusätzliche Geld kam.

Jack hatte seine Freundin nur mit Mühe davon abhalten können loszustürmen und einfach den gesamten Wohnblock in die Luft zu jagen.

Alera allerdings war der Meinung, dass nur die Tatsache dass sie keinen Sprengstoff besaßen (und Roses Weigerung welchen herzustellen) Chris aufgehalten hatte.

Als Herr White nah genug war nahm sie die Klopapierrolle die Rose mit einem Gemisch aus Hexachlorirgendwas und Magnesiumpulver gefüllt hatte, zündete die Lunte an und warf sie ihm vor die Füße.

Dichter Nebel stieg auf und Sekunden später sah man die Hand vor Augen nicht mehr.

Der Mann schrie entsetzt auf was allerdings keiner hörte, dazu lag dieser Teil des Parks viel zu weit abseits, außerdem war es bereits dunkel.

Alera nutzte die Verwirrung, verließ ihr Versteck und versuchte hinter ihn zu kommen, musste allerdings warten, bis sich der Nebel etwas lichtete bevor sie ihm ihre Spielzeugpistole in den Rücken drückte.

Warum hatte sie die eigentlich nie weggeworfen?

Alera zuckte mit den Schultern, eigentlich war es ja auch egal.

Sie dirigierte Billy in den Wald, fort vom Licht der Laternen und hinein in die diffuse Finsternis zwischen den Bäumen.

„Also…“ sagte sie nachdem sie weit genug gegangen waren.

„…ich habe hier einige nette Unterlagen die einige interessante Dinge beweisen!“

Sie setzte ihren Rucksack auf dem Boden ab, öffnete ihn und holte einige Blätter heraus, die sie ihm vor die Füße warf ohne ihn auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen.

„Offenbar verkauft hier irgendjemand falsche Anlagemöglichkeiten mit hohem Risiko als harmlos! Und nicht nur das, hier sind auch noch ein paar E-Mails, in denen derjenige ihre Kontaktdaten an einen Geldverleiher mit… zweifelhaftem Ruf weitergibt!“

Billy wurde mit jedem Wort etwas blasser und man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf zu rattern begann, wie er versuchte herauszufinden, wie jemand an die Daten auf seinem Geschäftsrechner gekommen war.

Es hatte Jack sowieso gewundert, dass White so blöd gewesen war, so wichtige Daten und Unterlagen über krumme Geschäfte auf dem zentralen Server der Bank zu speichern.

Offenbar war er sich seiner Sache zu sicher gewesen und hatte angenommen, dass niemand die Verbindung zwischen der durch ihn verursachten Pleite und dem plötzlichen Auftauchen eines Kreditangebotes kommen würde.

„U.. und was willst du tun? Die Unterlagen der Polizei geben? Das glaubt doch kein Mensch! Das könnte ja auch alles gefälscht sein!“

Er versuchte ein höhnisches Grinsen, was aber mehr wie eine Grimasse aussah.

„Die Polizei? Nein!“

Aleras Mund verzog sich im Schatten ihres Schals zu einem Grinsen.

„Ich dachte eher an die lokalen Klatschblätter, die drucken ja jeden Müll! Oder ich stelle es ins Internet! Was halten Sie von Flugblättern?“

„Ja und?“

Nervös knete er die Hände.

„Nichts davon beweist die Echtheit, ich werde einfach alles leugnen!“

Jetzt lachte Alera und wie zuvor die Nebelbombe diente das Geräusch dazu ihm Angst zu machen.

„Ob irgendjemand das glaubt ist mir egal! Aber die Leute die Sie übers Ohr gehauen haben, die werden den Zusammenhang erkennen! Und irgendwann MUSS die Polizei etwas tun und es wird eine Untersuchung geben! Und früher oder später…“

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung

„… wird die Bank Sie rauswerfen um einen Imageschaden zu vermeiden! Und wer wird Sie danach noch einstellen? Ich muss nichts beweisen, der Schaden entsteht trotzdem!“

Und dann würde es heißen: Tschüss Penthaus, tschüss protziges Auto und tschüss ihr hübsche junge Mädchen die sich mit Geschenken kaufen lassen.

„Was… was willst du?“

Offenbar behagte ihm der Gedanke daran überhaupt nicht.

„Zwei Dinge:“

Alera streckte den Mittel- und den Zeigefinger in die Höhe.

„Erstens drehen Sie keine krummen Dinger mehr und zweitens sorgen Sie dafür, dass ihre Opfer einen guten Kredit mit niedrigen Zinsen bekommen!“

„WAS?“

Blankes Entsetzen stand dem Mann ins Gesicht geschrieben.

„Weißt du was die anderen mit mir machen werden?“

„Der Kredithai und die Herren mit den falschen Anlagemöglichkeiten? Das ist Ihr Problem!“

Da sie fand dass alles Wichtige gesagt worden war setzte sie ihren Rucksack auf und wandte ihre Aufmerksamkeit ein letztes Mal Billy White zu.

„Hier meine Karte!“ sie drückte ihm ein Stück schwarzen Bastelkarton in die Hand, auf dem mit weißem Stift eine Balkenwaage gezeichnet war.

Sie hatte dieses Zeichen bei Tom Marshall und Roman Petricov als Symbol für ausgleichende Gerechtigkeit zurückgelassen und hier passte es ihrer Meinung nach genauso gut.
 

Mehrere Wochen später machte die Gruppe Aleras Drohung wahr.

Anonyme Briefe, unterschrieben mit ‚Black Lady‘ und einer Balkenwaage (wenn schon dann denn schon!) gingen bei sämtlichen Zeitungen ein.

Jack nutze einen PC in einem Internetcafé um die Daten ins Netz zu stellen, er erstellt sogar einen neuen E-Mail-Account und verschickte die Daten aufs Geradewohl.

Bei Nacht schlichen die vier durch die Stadt und klemmten Zettel hinter jeden Scheibenwischer.

Die Lawine war in Bewegung geraten und Billy White wurde unter ihr begraben.

Wie Alera gesagt hatte erstatteten etliche geschädigte Personen, inklusive Christiane, Anzeige wodurch die Polizei auf den Plan trat.

Herr White war für seinen Arbeitgeber nicht mehr tragbar und musste seinen Arbeitsplatz räumen, noch bevor der Staatsanwalt den Durchsuchungsbefehl unterschrieben hatte.

Was die Entscheidung des Bankdirektors höchstwahrscheinlich noch beschleunigt hatte war, dass Alera das Thema bei einem Abendessen mit Freunden von Richard und Beatrice angesprochen hatte und da die Frau eine notorische Klatschtante war wusste zwei Tage später die gesamte Oberschicht über den Skandalbänker bei der Mercants Bank Bescheid.

Immerhin war Billy intelligent genug gewesen die Daten zu löschen und als die Techniker der Polizei sie wieder herstellten versuchte er seinen Hals zu retten indem er seine Komplizen verriet.

Die Namen stellten sich allerdings als falsch heraus, das Geld war verschwunden und die Kerle vermutlich über alle Berge.

Sie waren geflohen wie die Ratten vom sinkenden Schiff und hatten ihn als Sündenbock zurückgelassen.
 

***
 

Ja, das stimmt, ich habe Billy Whites Existenz zerstört. Er tat mir zwar leid, aber bereut habe ich es nicht wirklich.

Nein, die Komplizen sind bis heute spurlos verschwunden, auch wenn ich glaube, dass der Bankdirektor mit drinhing. Warum sonst ist niemandem aufgefallen, dass Whites Kunden überraschend oft überraschend viel Geld verloren haben? Aber ich habe nie genauer in diese Richtung ermittelt, da ihm der Boden offenbar zu heiß geworden war und er sich lieber bedeckt gehalten hat.

Warum Chris nicht darauf bestanden hat? Für sie war White der Schuldige. Er riet ihrem Vater irgendwelche Bäume auf irgendeiner Plantage weiß Gott wo zu kaufen, es gäbe Zinsen von bis zu zwanzig Prozent! Er sah es als Ausweg aus den Schulden und so verpfändete er sein Haus, der einzige Weg für ihn an Geld zu kommen.

Dann brannte die Plantage angeblich ab, das Geld war futsch und man wollte ihnen das Haus unter dem Hintern wegpfänden. Ihr Vater war wegen seines verlorenen Arbeitsplatzes sowieso schon verzweifelt und das gab ihm den Rest.

Er trank einen über den Durst, setzte sich ins Auto und fuhr gegen einen Baum, bevor sich der Kredithai bei ihm melden konnte.

Ob das gut oder schlecht war? Ist diese Frage Ihr Ernst? Fragen Sie doch mal Chris!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kiiy
2014-12-18T10:40:50+00:00 18.12.2014 11:40
Och nöööö, das Morden geht weiter. Supi! Alera ist soo naiv, oh mein Gott!
Rose nutzt sie aus, auch supi. Wo hat sie sich da nur reingeritten..
Ui, ich bin beeindruckt. Zuerst einmal bin ich froh, dass Alera ihn nicht umgebracht hat. Und was sie mit ihm gemacht haben, beeindruckt mich auch. Gute Arbeit, Alera!
Antwort von:  Zuckerschnute
18.12.2014 17:31
Keine Sorge, so schnell wird keiner mehr ermordet! (zumindest nicht von Alera!)
Und ja Alera ist naiv, zumindest bis zu einem bestimmten Grad. Außerdem ist sie irgendwo tief in ihrem inneren noch immer ein verängstigtes und wütendes Kind und darum handelt sie manchmal etwas unüberlegt (ein Beispiel dafür wäre Kapitel 12) und wie sie schon gesagt hat: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!
Von:  shinichi_san
2014-02-20T19:47:19+00:00 20.02.2014 20:47
Whoar!
Also erstmal: Absolut erschlagend, aber im positiven Sinn^^
Zweitens: Sie hat niemanden umgebracht, das ist doch mal ein Fortschritt lol
Drittens: Richtig so! Nicht drüber nachdenken,ob es richtig oder falsch war.

Dein Schreibstil ist echt gut, war der schon immer so, oder habe ich einfach nur das Gefühl, dass er besser geworden ist?!
Ich finde dieses Kapitel richtig toll und actiongeladen. Es hat mich richtig fasziniert zu lesen, wie sie vorgingen und ich bin echt leicht sprachlos. Diese Geschichten in der Geschichte werden immer spannender und... ich weiß nicht, was ich noch sagen soll: Einfach Klasse!
LG, Shini
Antwort von:  Zuckerschnute
21.02.2014 21:12
Sekunde, ich hebe das Kapitel hoch, damit du drunter hervorkriechen kannst... *lacht*
Keine Sorge, dass die ersten Kapitel so blutig waren liegt einfach nur daran, dass ich beim Schreiben jede Menge seelischen Müll abgeladen habe. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes in Mordsstimmung!

Mein Schreibstil hat sich hoffentlich verändert, schließlich liegen zwischen dem ersten Kapitel von Far away und Seelensplitter fast fünf Jahre! Oh Gott, wenn ich an die Anfangsversionen der ersten fünf Kapitel denke rollen mir sich immernoch die Zehnägel auf! Sie waren einfach schrecklich!
Danke für deinen Kommentar :)


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