Zum Inhalt der Seite

Wie die Zukunft wird

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe es doch tatsächlich geschafft das neue Kapitel zu schreiben!
Das hätte ich selbst nie gedacht! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

London und Vergangenheit

Kapitel 40: London und Vergangenheit
 

Jessie sah aus dem Fenster auf die dichte Wolkendecke unter ihnen. Es war das erste Mal im Leben, dass sie flog. Und es hatte etwas faszinierendes. Die Sonne strahlte und das weiß der Wolken leuchtete. Es war einfach atemberaubend. Zumindest für sie, schon seit das Flugzeug die Wolkendecke durchbrochen hatte sah sie aus dem Fenster auf die Welt unter ihr.

Seto dagegen war in ein Buch vertieft, das er mitgenommen hatte! Er hatte nur geschmunzelt, aber er kannte die Szenerie wahrscheinlich schon zur Genüge, sodass er den Ausblick nicht mehr als etwas Besonderes ansah. Allerdings war gerade die Durchsage gekommen, dass sie bald London erreichen würden und die Passagiere sich zu ihren Sitzen begeben und anschnallen sollen. Und das Flugzeug verlor spürbar an Höhe. Jessie griff nach Setos Hand, der sah von dem Reiseführer auf, den er von André bekommen hatte, und in ihre Augen.

„Was ist?“

„Wir sind bald da!“ freudestrahlend sah sie ihn an.

„Ähm, ja und?“ verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf schief. Was rutschte Jessie jetzt so auf ihrem Sitzt herum?

„Bist du gar nicht aufgeregt?“ fragte sie und wurde noch hibbeliger.

„Warum sollte ich aufgeregt sein?“ Er schloss sein Buch, auch wenn es noch etwas bis zur Landung war würde er kaum noch zum Lesen kommen. Nicht wenn er Jessie so betrachtete.

„Jessica im Gegensatz zu dir bin ich bestimmt schon hunderte Mal geflogen und ich war auch schon mehrfach in London!“

„Aber nur zu Geschäften!“ Sie sah ihn ungeduldig an und Seto verstand einfach nicht, was sie von ihm wollte.

„Na und?“ Sie verdrehte die Augen und sah wieder aus dem Fenster. Inzwischen hatten sie die Wolkendecke wieder durchbrochen und die Welt unter ihnen erschien nicht mehr ganz so winzig.

„Vergiss es! Du weißt doch überhaupt nicht was ich meine! Du warst bestimmt nie so aufgeregt, als du in deinen ersten Auslandsurlaub geflogen bist!“

„Natürlich nicht!“ Er schmunzelte.

„Da war ich kaum ein Jahr alt!“ Jetzt lachte Jessie und warf ihre blonden Haare in den Nacken.

„Aha! Na dann!“
 

Am Flughafen erwartete sie bereits eine schwarze Limousine und ein Fahrer in einer grünen Uniform mit einem Schild auf dem groß der Name Brown stand.

„Guten Abend Miss, Mister!“ Er öffnete die Tür zum Fahrgastraum und verlud dann das Gepäck. Dann stieg er selbst ein und der Wagen setzte sich geschmeidig in Bewegung und fädelte sich in den dichten Verkehr ein. An den verdunkelten Scheiben zog die Stadt vorbei. Jessie hatte Setos Hand auf ihren Schoß gezogen und strahlte von einem Ohr zum anderen.

„Wow! Ich bin wirklich in London!“ flüsterte sie überwältigt.

„Es ist auch nur eine Stadt!“ gab Seto ruhig von sich und lächelte stumm, während er die ganze Zeit ihr Gesicht beobachtete.

„London ist nicht einfach nur eine Stadt! London existiert schon seit über einem Jahrtausend! Im ersten Jahrhundert nach Christus gründeten die Römer Londinum. Im elften Jahrhundert wurde sie zur Hauptstadt! George der Erste hat hier geherrscht, er war Deutscher aus dem Haus der Welfen in Hannover und hat nie Englisch gelernt, wie sein Sohn. Henry der achte hatte sechs Ehefrauen, aber seine sechste Frau Catherine Parr hatte selbst vier Ehemänner inklusive Henry! Und um den Tower ranken sich Geschichten wie, dass das Empire fällt, wenn die Raben den Tower verlassen. Deswegen halten die Londoner ein paar Raben in Käfigen! Und…“ Seto hörte ihr einfach nur zu bis sie das Hotel erreichten und lächelte stumm. Auch wenn London für ihn nichts Besonderes war, so war da doch Jessies Freude die sein Herz erwärmte und ihn glücklich machte. Mit Jessie würde dieses Wochenende etwas ganz besonderes werden! Etwas ganz besonderes!
 

Die Suite war groß. Seto sah sich aufmerksam um. Sicher sie war nicht so groß wie er es gewohnt war, aber er hatte das Hotel ja auch nicht gebucht. Das hatte Jessie gemacht. Und sie hatte eine gute Wahl getroffen. Es war zentrumsnah, das Personal zuvorkommend, der Service gut und die Zimmer sauber und gemütlich eingerichtet. Aber wenn er sich Jessie so ansah würden sie sowieso eher wenig Zeit hier verbringen, sie brannte schon regelrecht darauf endlich los zu ziehen und sich die Stadt anzusehen.

„Also was möchtest du dir als erstes ansehen?“ wartend sah er sie an.

„Aber das ist doch dein Geburtstagsgeschenk! Außerdem hast du doch den Reiseführer!“ erwiderte sie, er lachte leise.

„Du kannst mir nicht weiß machen, dass du nicht geschaut hast, was wir uns anschauen können! Du kannst ja schon fast die ganze Stadtgeschichte auswendig!“ Er hatte ja Recht!

„Trafalgar Square, St. Pauls, den Tower und die Tower Bridge. Buckingham Palace und Westminster Abbey. Und natürlich Big Ben!“ rasselte sie also herunter und wirkte dabei ertappt.

„Na wusste ichs doch! Also dann mal los, dann könne wir uns heute noch ein wenig umsehen und morgen und Sonntag machen wir dann eine schöne große Tour!“ Gemeinsam verließen sie das Hotel und stürzten sich in das Getümmel der Großstadt. Sie machten eine Stadtrundfahrt in einem roten Doppeldecker und Jessie kaufte Souvenirs und Postkarten. Beladen mit etlichen Tütchen und erschöpft erreichten sie am Abend wieder ihr Hotel, aßen gemütlich im Hoteleigenen Restaurant zu Abend und gingen dann zu Bett.
 

Sie lagen nebeneinander. Seto hatte einen Arm um Jessies Taille geschlungen und sie hatte den Kopf auf seine Schulter gelegt. Es war still, nur ihrer beider Atem war zu hören.

„Jessica, bist du noch wach?“ fragte Seto schließlich vorsichtig.

„Ja!“ antwortete Jessie leise und schmiegte sich näher an seinen warmen Körper. Wieder war es still. Bis…

„Als Mum und Dad starben war ich acht, Mokuba erst zwei!“ Jessie wurde hellhörig, wie kam er jetzt plötzlich darauf.

„Seto?“ Ihre Stimme klang zaghaft. Er streichelte leicht über ihren Bauch.

„Hör mir einfach nur zu, ich möchte dir von meiner Vergangenheit erzählen!“ Vertrauen! Er vertraute ihr, sonst würde er niemals mit einem solchen Thema anfangen. Stumm nickte sie, er atmete tief durch.

„Ich weiß nicht, ob er sich noch an unsere Eltern erinnern kann, an die glückliche Zeit die wir damals hatten. Aber ich kann es. Ich kann mich erinnern! An die Ausflüge, das Lachen! Die Wärme! An jenem Abend, als Mum und Dad bei diesem Unfall ums Leben kamen, da ging mit ihnen auch die Wärme und ich fühlte mich alleine. Mokuba verstand nicht was passiert war. Unsere Verwandten interessierte es einen Scheiß was mit uns geschah. Sie wollten nur Mum und Dads Geld. Sobald sie das hatten, schoben sie uns ab. Wir kamen in ein Waisenhaus. Dort wollten sie uns trennen! Moki zu vermitteln war einfach, aber wir wollten uns nicht trennen lassen! Und mich wollte keiner! Moki war ein kleiner, süßer Junge…ich dagegen war…kompliziert. Ich war verschlossen, rechthaberisch, rebellierte gegen jegliche Autorität. Sie bezeichneten mich als Problemkind, versuchten mich zu brechen. Es war das erste Mal, dass man mich schlug. Wegen Kleinigkeiten. Einem falschen Wort, einer zerbrochener Vase… Sie schickten mich ohne Essen ins Bett, verprügelten mich!“ Er atmete tief durch. Jessie wagte nicht etwas zu sagen, sie wollte ihn nicht unterbrechen. Aber auch weil sie ihrer Stimme nicht traute. In ihren Augen brannten Tränen, ihr Herz war schwer. Wie konnte man einem kleinen Jungen nur so etwas antun? Wie konnte irgendjemand sich so herzlos einem Kind gegenüber verhalten?

„Wir waren fast zwei Jahre in diesem Waisenhaus, bis Gozaburo kam um der von ihm mit Spenden unterstützten Einrichtung einen Besuch abzustatten. Ich wollte einfach nur da weg! Und habe ihn zu diesem Schachspiel herausgefordert. Ich habe gewonnen, aber dafür habe ich einen hohen Preis bezahlt. Mokuba bekam alles was er wollte, ging auf die besten Schulen, aber ich habe meinen Bruder kaum zu Gesicht bekommen. Ich hatte mich an Gozaburo verkauft. Wortwörtlich. Er wollte mich zu seinem Nachfolger machen, genauso hart, genauso skrupellos. Meine Tage bestanden nur aus lernen. Ohne Pause. Wenn ich das geforderte Pensum nicht schaffte wurde er wütend. Schlug mich! Das war ich ja bereits gewöhnt, aber als ich nicht mehr schrie, mich nicht mehr wehrte. Da wurde er immer brutaler. Schlug mich mit der Peitsche. Roland hat mich danach gefunden und dann André gerufen. Die beiden sind die einzigen, die wissen, woher all die Narben kommen, was Gozaburo Kaiba mit seinem Adoptivsohn angestellt hat. Er hat sie mit ihren Familien zum Stillschweigen gepresst. Ich kann ihnen niemals dafür danken, sie haben so viel für mich getan!“ er verstummte. Seine zittrige Stimme verklang. Jessies Finger strichen tröstend über seine glatte Haut.

„Danke! Danke dass du es mir erzählt hast!“ flüsterte sie als sie sich ihrer eigenen Stimme wieder sicherer war. Mehr sagen wollte sie nicht. Seto wollte kein Mitleid, wenn er das wollte dann hätte er es bestimmt schon anderen erzählt, aber so wie es geklungen hatte wussten noch immer nur Roland und André Bescheid. Selbst Mokuba hatte keine Ahnung, dass wusste sie.

„Es war an der Zeit!“ Wieder lagen sie still nebeneinander. Eng aneinander geschmiegt, gaben sich gegenseitig Halt. Vertraut, vertrauter als zuvor. Seto hatte Jessie von seinen größten Dämonen erzählt und Jessie hatte ihn einfach so angenommen wie er war. Ohne Bedingungen, ohne Forderungen.

„Ich liebe dich Seto!“ ER erwiderte nichts. Konnte es nicht. Noch nicht. Aber vielleicht bald. Bald.
 

Nebeneinander schliefen sie ein, hielten einander auch im Schlaf fest in den Armen. Genossen die Wärme des jeweils anderen. Das Wochenende würde wunderbar werden!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2014-09-07T21:22:56+00:00 07.09.2014 23:22
Klasse Kapi^^
Von:  Lunata79
2014-09-06T20:35:29+00:00 06.09.2014 22:35
Es war schön, mitzuerleben, wie sehr Sto Jessie vertraut.
Hoffenlich wird sein Vertrauen niemals von ihr missbraucht. Aber so, wie ich Jessie einschätze, wird das hnehin nie passieren.
Schönes Kappi.
Freu mich schon aufs Nächste.

Lg
Lunata79
Von:  Atina
2014-09-06T19:46:04+00:00 06.09.2014 21:46
Ich habe zwar nicht solche Dämonen wie Seto, aber mir fällt es auch schwer, über meine Gefühle oder Gedanken zu reden. Ich kann also nachvollziehen, dass er lange damit wartet. Und auch wenn man dann jemanden vertraut, ist es der, der einem mehr wehtut als man es für möglich gehalten hat... Ich hoffe, die Geschichte geht gut aus. *zuversichtlich lächel*


Zurück