Zum Inhalt der Seite

Paw Prints

Various Oneshots
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

silent

Lydia hatte die Nase voll. Sobald dieses ganze Desaster vorbei war, würde sie sich von Allison Selbstverteidigung zeigen lassen. Sie würde vielleicht sogar eine Armbrust in die Hand nehmen, wenn es sein musste. Bewegung außerhalb des Bettes war nicht unbedingt ihre Lieblingsbeschäftigung und sie würde einen Teufel tun und mit Dolchen durch die Gegend wedeln, wobei dann am Ende vielleicht ihr liebstes Kleid ruiniert wurde… nein. Auf keinen Fall. Eine Armbrust wäre ok. Jetzt gerade hätte sie in der Tat auch gern eine Armbrust und wenn es nur dazu gut war, Stiles ein wenig zu bedrohen, der nervös vor ihr auf und ab ging und auf seinem Daumennagel herum kaute, was Lydia wahnsinnig machte. Allerdings konnte sie ihre Wut nicht äußern.
 

»Ich versteh das einfach nicht«, murmelte Stiles und Lydia hätte ihm nicht ungern gegen das Schienbein getreten. Sie hatte die Arme verschränkt und starrte Stiles so vernichtend an, wie sie nur konnte. Scott und Allison hockten auf Stiles‘ Bett und beobachtete die Szenerie. Lydia wollte ihnen sagen, dass sie nie wieder archaisches Latein für sie übersetzen würde, aber sie konnte nicht. Weil irgendein bescheuerter Fluch sie mit Stummheit geschlagen hatte und jetzt stand sie hier in ihrem liebsten Paar Highheels, mit absolut perfekt gestylten Haaren und einer Laune, die weit unter den Nullpunkt gefallen war, obwohl sie eigentlich einen großartig entspannenden Shoppingnachmittag mit Allison geplant hatte. Bis Stiles sich gemeldet hatte.
 

»Es dauert nicht lang, versprochen. Du müsstest nur diese winzig kleine Passage übersetzen?«
 

Und das hatte sie getan. Es hatte zehn Minuten gedauert und das wäre alles schön und gut gewesen, wenn sie nicht nach der Passage ein plötzliches Brennen in ihrer Kehle gespürt hätte und plötzlich… Ja. Plötzlich war ihre Stimme verschwunden. Stiles war Schuld an allem. Sollte er doch selber archaisches Latein lernen, sie hatte jedenfalls keine Lust mehr. Zugegeben, sie konnte die Fields-Medaille auch stumm gewinnen, aber sie unterhielt sich wirklich gern mit Allison und ihre Bansheekräfte, die sie langsam aber sicher zu schätzen lernte, hingen auch vom Wohl ihres Sprachorgans ab.
 

»Es war doch nur eine Passage über Feuerdämonen, was um alles in der Welt sollten die mit Stummheit zu tun haben?«, fragte Allison und Lydia konnte ihrer besten Freundin keine Antwort geben – selbst wenn sie ihre Stimme hätte benutzen können. Es war ein Elend.

»Wozu brauchtest du überhaupt Infos über einen Feuerdämon?«, wollte Scott verwirrt wissen und Lydia machte eine Geste hinüber zu Scott, die bedeuten sollte, dass sie sich genau das auch gefragt hatte, als sie Stiles diese Passage übersetzt hatte.
 

Stiles sah aus, als würde er sich in die Enge getrieben fühlen, aber Lydia konnte kein Mitleid mit ihm haben, weil er sie schließlich erst in diese Situation gebracht hatte. Lydia war sauer. Nicht nur wegen ihrer Stimme, sondern auch wegen dieses Nachmittags mit Allison, auf den sie sich seit zwei Wochen freute.

»Ok, wisst ihr was? Ihr könnt euch darum kümmern, eine Lösung für dieses Problem zu finden, und Lydia und ich gehen einkaufen«, sagte Allison entschlossen und stand auf. Lydia blinzelte verwirrt, doch schließlich fand sie keinen Grund, nicht zu gehen. Zum Shoppen brauchte sie ihre Stimme erst einmal nicht, auch wenn sie durchaus gern mit Allison geredet hätte.
 

»Was? Aber–«
 

Stiles verstummte unter Lydias eisigem Blick und er klappte seinen Mund wieder zu. Scott sah aus, als müsste er sich ein Grinsen verkneifen. Allison reichte Lydia ihre Handtasche und zog sich ihre Jacke über.

»Dann bis später, Jungs. Strengt euch an!«, sagte Allison und winkte den beiden zu, ehe sie Lydia die Treppe hinunter folgte.
 

*
 

Mit Allison fiel es Lydia ungeahnt leicht nicht zu sprechen. Allison schien viel von Lydias Körpersprache und Mimik auch ganz hervorragend ohne Worte zu verstehen und zwischendurch erzählte sie ihr kleine Anekdoten aus ihrer Kindheit, die Lydia zum Lachen brachten. Zugegeben, es war ein stummes Lachen, aber Allison schien sich nicht daran zu stören.
 

Während Allison einen ganzen Berg von Oberteilen anprobierte und zwischendurch immer wieder aus der Umkleidekabine trat, wobei sie absurde Posen machte und Lydia damit immer wieder zum Kichern brachte, hatte Lydia Zeit an ihrer Mimik zu feilen, um Allison mit einem einzigen Blick mitzuteilen, was sie von dem gerade anprobierten Oberteil hielt. Und sie hatte Zeit, sich Gedanken über Allison zu machen.
 

Lydia mochte Männer. Sie mochte es, wie leicht Männer um den Finger zu wickeln waren und sie mochte – zumindest im Idealfall – den Sex mit Männern. Sie mochte die Bestätigung, die ihr von Männern zuteilwurde und hin und wieder konnte sie einen jungen Mann sogar wegen seiner Persönlichkeit gut leiden. So wie Scott oder Stiles.
 

Allison trat aus der Umkleidekabine. Sie trug ein dunkelrotes Oberteil ohne Ärmel und mit einem ziemlich entzückenden Rüschenkragen und Lydia konnte nicht umhin zärtlich zu lächeln, als Allison sich einmal fragend im Kreis drehte. An Allison, dachte Lydia und musterte ihre beste Freundin eingehend, mochte sie alles. Allison war witzig, ehrlich, loyal und sehr mutig. Sie sah umwerfend aus, brachte Lydia zum Lachen und teilte so gut wie alles mit ihr.
 

Allison legte das Shirt auf den Stapel der Dinge, die sie später kaufen würde und hielt eine grüne Bluse in Lydias Richtung. Lydia hob ihre Hände und deutete auf die drei großen Tüten, die sie bereits mit sich herum trug. Dumpf dachte sie sich, dass Tüten tragen alles war, wozu ein Mann jetzt gut wäre. Hm. Lydia wusste nicht, wann sich die Beziehung zwischen ihr und Allison derartig verändert hatte, aber vielleicht war es dieser Moment in dem verfluchten Hotel gewesen, als Allison ihr ehrlich und offen in die Augen gesehen und gesagt hatte, dass sie ihr glaubte. Lydias Herz war gestolpert und für einen winzigen Moment in all dem Schrecken, der in diesem Hotel hauste, hatte sie sich federleicht gefühlt.
 

»Vielleicht haben die Jungs ja was gefunden, wenn wir jetzt zurück fahren«, sagte Allison, nachdem sie ihre Oberteile bezahlt hatte und sie und Lydia wieder gemeinsam in Lydias Auto saßen. Lydia mochte diese Momente im Auto, wenn sie beide gemeinsam irgendwohin fuhren. Sie musste lächeln bei dem Gedanken, dass sie unter anderem einen Schulbus verfolgt hatten. Lydia stellte fest, dass sie noch nie eine Freundin wie Allison gehabt hatte.
 

Sie wedelte mit einer Hand, da sie sich nicht anders verständigen konnte. Es war trotz ihrer Stimmlosigkeit ein sehr schöner Nachmittag gewesen und sie hatte mehrere Momente lang vergessen, dass sie unglücklicherweise einen beknackten Schweigefluch abbekommen hatte. Stille mit Allison fühlte sich nicht leer und unangenehm an. Eher wie eine warme Decke, in der man sich so fühlte, als könnte einem nichts auf der Welt etwas anhaben. Lydia stellte sich vor, was passieren würde, wenn jetzt irgendein Irrer versuchen würde, sie zu entführen. Allison würde niemanden an sie heran lassen.
 

Lydia wollte Allison sagen, dass sie sich bei ihr in Sicherheit fühlte, dass sie in Allisons Gegenwart nicht ständig Angst vor der Welt hatte und vor sich selbst, dass sie besser und ruhiger schlief, wenn Allison bei ihr übernachtete und wie viel ihr es bedeutete, dass Allison ihre beste Freundin war. Lydia schnaubte lautlos und frustriert. Gerade jetzt störte sie der Fluch gewaltig. Es war dämmerig, leise Musik drang aus dem Radio und Allison kramte lächelnd und zufrieden durch ihre Tüten. Dies wäre der Moment, in dem Lydia diese Dinge sagen könnte. Und ausgerechnet jetzt konnte sie nicht sprechen. Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu räuspern.
 

Allison, dachte sie, danke, dass du da bist. Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass ich keinen Freund will? Vielleicht liegt das auch daran, dass ich dich will. Allison, ich hab dich wirklich sehr, sehr lieb.
 

»Allison?«
 

Allisons Kopf ruckte nach oben und sie schaute Lydia überrascht an. Lydia blinzelte und wäre beinahe über eine rote Ampel gefahren, so überrascht war sie angesichts ihrer eigenen Stimme. Oh.
 

»Hey, super! Wahrscheinlich haben Scott und Stiles was gefunden. Ging schneller, als ich dachte«, sagte Allison und sie lächelte so ehrlich, dass Lydias Herz an der roten Ampel anfing schneller zu schlagen.
 

»Danke«, sagte sie und dachte an die Worte, die sie gerade in ihrem Kopf formuliert hatte. Kein Junge der Welt hatte sie jemals so nervös gemacht wie Allison.

»Wofür?«, sagte Allison lachend, als würde Lydia den Fluch meinen. Lydia lächelte ein wenig und zuckte mit den Schultern.
 

»Für alles«, gab Lydia zurück. Jetzt hatte sie ihre Stimme wieder und nutzte sie nicht anständig. Unzufrieden mit sich selbst fuhr sie weiter die Straße entlang, während Allison laut darüber nachgrübelte, was den Fluch ausgelöst haben könnte und wie die Jungs es wohl geschafft haben mochten, ihn zu lösen.
 

» Weißt du noch, als ich dir gesagt habe, dass ich keinen Freund will?«, sagte Lydia leise, als sie auf den Hof vor Stiles‘ Haus fuhren und Lydia den Wagen abstellte. Allison legte den Kopf schief und nickte. Lydia öffnete den Mund, um weiter zu sprechen, aber sie brachte es nicht über sich. Sie war nicht besonders gut mit diesen weichen Worten. Allison musterte sie einen Augenblick lang aufmerksam, dann zuckten ihre Mundwinkel kaum merklich und sie beugte sich vor, um Lydia einen sanften Kuss auf den Mund zu drücken. Lydia blinzelte. Es passierte nicht oft, dass sie sprachlos war. Heute war eindeutig eine Premiere.
 

»Sobald wir rausgefunden haben, was den Fluch gelöst hat, können wir weiter darüber reden«, sagte Allison schmunzelnd und Lydia schnaubte amüsiert. Dann stieg sie aus und versuchte trotz ihres klopfenden Herzens Haltung zu bewahren. Sie ließen ihre Tüten im Auto, stiegen die Treppe hinauf zu Stiles‘ Zimmer und öffneten die Tür.
 

Scott und Stiles lagen übereinander und verknotet auf Stiles‘ Bett und schliefen offenbar sehr fest. Es sah nicht so aus, als hätten sie irgendetwas unternommen, um Nachforschungen zu betreiben. Lydia verengte ihre Augen zu Schlitzen, warf Allison einen Seitenblick zu und sah, wie ihre beste Freundin grinsend ihre Hände über ihre Ohren legte. Lydia holte Luft und stellte, noch während sie schrie und Scott und Stiles panisch übereinander fielen und aus dem Bett krachten, fest, dass es ihr eigentlich gar nicht mehr sonderlich wichtig war, was genau den Fluch eigentlich ausgelöst hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Votani
2014-04-13T21:26:18+00:00 13.04.2014 23:26
Gestern kam ich nicht mehr zum Lesen, aber dafür jetzt: Der OS ist wirklich ganz wunderbar geworden. Dein Schreibstil ist wie immer super und du hast Allydia genau so dargestellt, wie ich es am liebsten hab. Und dann auch noch der ganze Fluff...! :D
Lydia und ein Schweigefluch, das ist mal etwas anderes und hat gepasst. Ich mochte es sehr, wie Lydia das Schweigen mit Allison als ganz anders empfindet als mit anderen Leuten und wie ihr erst richtig dadurch bewusst wird, was sie an ihr hat.
Und dann die kleine Prise von Scott/Stiles-Friendship und wie Lydia die beiden aufgeweckt hat, stellt auch ein klasse Ende dar. Danke für die kleine Geschichte, sie gefällt mir wirklich sehr. <3


Zurück