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Well, the truth is....

ja-nein-vielleicht
von

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...we are friends

Well, the truth is we are friends.
 


 

Feuerhaarige Musterschülerin zwischen zwei Stühlen
 


 

Wie viele ‚beste‘ Freunde kann ein Mensch haben?
 


 

„Flaschendrehen ist ein Muggelspiel.“ Das klang nach einem verzweifelten Fluchtversuch, fiel Rose auf, leider erst nachdem sie es gesagt hatte.

Lorcan grinste. „Das ist keine gültige Entschuldigung.“

Dummerweise fand sich auf Hauspartys immer eine Flasche, die man drehen konnte. Und jemand der sich häufig langweilte wenn nichts Spannendes geschah, kam schnell auf die Idee diesen Umstand zu nutzen. Wäre sie doch bloß nicht in die Küche gegangen.

„Also was darf‘s sein, Wahrheit oder Pflicht?“, fragte der andere Zwillingsbruder, ebenfalls mit dem breiten Grinsen im Gesicht.

Keines von beiden. Sie schaute verzweifelt zu Alice, die am Abwaschen war und sonst von Niemandem beachtet wurde. Für einmal wäre es besser gewesen sie auf der Toilette zu finden, wie in Hogwarts, aber nein, Hausparty heißt leider auch, Toiletten sind nicht der ruhigste Ort auf der Welt an dem man sich verstecken kann, weil auf Partys alle zwei Minuten jemand sich ‚unwohl‘ fühlt und ganz dringend das Klo benutzen muss. Warum Alice dann in der Küche gelandet war, wusste Rose auch nicht.

„Ich bin gerade erst reingekommen. Ich spiel noch nicht mal mit.“, versuchte sie sich rauszureden.

„Gilt ebenfalls nicht, Rosie, die Flasche zeigt auf dich, also, Wahrheit oder Pflicht?“, sagte jetzt auch Albus.

„Das hat sich fast gereimt!“, kam es von Scorpius. Eliza, die an seinem Arm hing lachte ihr Pferde-Wiehren. Natürlich fand sie alles witzig, was von Scorp kam.

Fred sagte nichts, er war immer noch dabei sich so viele Marshmallows wie möglich in den Mund zu stopfen. Und mit dieser ‚Pflicht‘ war er noch gut weggekommen. Rose erinnerte sich dunkel an das letzte Mal, Lysander hatte am nächsten Tag noch die blaue Hautfarbe und Albus musste bei unzähligen Mädchen nachfragen, bis er seine Klamotten wieder fand.

Blieb nur noch zu sagen: „Wahrheit.“ Immerhin konnte niemand beweisen, ob sie lügen würde oder nicht. Manchmal war es wirklich gut, als brave Musterschülerin zu gelten.

Lorcan schaute sie enttäuscht an. „Na gut, dann keine supertolle Herausforderung für dich.“

Eliza kicherte. Das sollte sie wirklich lassen. Und dann flüsterte sie Scorpius noch etwas zu, dass verdächtig nach ’Spießerin‘ klang. Besser Spießer als aus der Kloschüssel zu trinken wie Hugo. Er hatte Fred das nie verziehen.

„Ich hätte die perfekte Pflicht… kannst du nicht Pflicht nehmen?“, versuchte es Lorcan nochmals. „Ich hab keine Ahnung, was ich dich fragen könnte.“

Gut.

„Ich weiß was.“, kam Lysander seinem Zwilling zu Hilfe. Schlecht.
 

„Wahrheit: Alice oder Albus?“
 

Was? Sie blickte zu Alice, die sich zu ihnen gedreht hatte.

„Ohhhh, der ist gut.“, kicherte Eliza. Hör auf.

„Warte.“, stoppte Lorcan sie. „Sollte es nicht heißen, Albus oder Scorpius?“

„Hm.“, überlegte Lysander. „Nein, allenfalls Alice, Albus oder Scorpius.“

Eliza hatte aufgehört zu lachen. Immerhin.

„Okay, Rosie. Wahrheit, wer bedeutet dir mehr, Alice, Albus oder Scorpius?“

Nein. Nicht gut. Darauf konnte man doch nicht antworten!

„Ganz schön gemein.“ Scorpius schenkte sich noch was ins Glas ein und musterte Rose.

Sie schaute abwechselnd in die Gesichter der Anwesenden.

„Das ist nicht euer Ernst.“, kam es krächzend von ihr. Das konnte nicht die Frage sein. Hier gab es kein wahr oder falsch, kein lügen und scheinbar keinen Ausweg.

„Doch, doch.“, meinte Lysander.

Das war eine der Fragen, auf die es keine Antwort gab. Oder?

„Wählst du…“, fing Lorcan an, mit der Stimme eines Talkshowmasters „Kandidat eins, Cousin und Lebensberater.“ Er zeigte auf Albus, der sie nicht einmal aus den Augen gelassen hatte.

„Oder Kandidat Nummer zwei, heißes Törtchen und perfekter Gegenpart!“ Er ging um die Kücheninsel herum, und legte seine Arme um Scorpius, der unbeteiligt in sein Glas guckte. Spannender war da Elizas Gesichtsausdruck. Wenn Blicke töten könnten…

„Oder wählst du Kandidatin Nummer drei, Anhängsel und beste“, und dabei machte er eine Pause, „Freundin.“
 

Rose schaute zu Alice. Ihre Freundin stand am Waschbecken, die Hände noch nass. Alice starrte zurück. Und nun? Was sollte man darauf antworten? Wer bedeutete ihr mehr? Garantiert nicht Scorpius. Der hatte ja Eliza. Und selbst wenn… Also Albus oder Alice?

Sie sah zu Albus. Dann wieder zu Alice.

„Gibt’s keine andere Frage?“, sagte sie zu Lysander.

Dieser schüttelte den Kopf.

Rose konnte die Musik aus dem Nebenzimmer hören. Selbst Fred hatte aufgehört, Marshmallows zu zerdrücken und sich in den Schlund zu stopfen. Was vielleicht auch daran liegen könnte, dass keine mehr reinpassten.

Wie konnte sie diese Frage überhaupt beantworten? Waren ihr ihre Freunde nicht alle gleich viel wert?

„Ich…“, fing sie an. Was sollte sie sagen? Egal, was sie sagte, es würde immer jemanden geben, der sich hinterher schlecht fühlen würde. Selbst wenn sie die Wahrheit sagen würde. Ja, aber was war die Wahrheit?
 

„Ich weiß nicht…“, stammelte sie, zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich sprachlos.

Stühlerücken. Albus stand auf. Er schaute noch einmal zu ihr. „Ich glaube so langsam sollte jemand mal James vom Mischpult ablösen. Die Musik ist grauenhaft.“, sagte er, bevor er die Küche verließ. Retter in der Not.

„Was?“, fragte Lorcan verwundert. „Aber… die Antwort! Das Spiel! Du warst noch nicht mal dran!“

Glas auf Stein. Scorpius richtete sich ebenfalls auf und ließ sein jetzt leeres Glas zurück. „Eliza, wie wäre es mit einem Tänzchen, Al findet garantiert was Schönes für uns.“ Eliza musterte ihn zweifelnd, ließ sich dann aber mitziehen.

„Kommt schon. Wo’s doch gerade so schön spannend wird!“, versuchte Lorcan noch hinterherzurufen.

Lysander legte seine Hand auf die Schulter seines Bruders. „Lass es sein.“ Er schaute zu Rose. Mehr Fuchs als Adler. Mit den Zwillingsbrüdern verließ auch Fred die Küche. Blieb nur noch Alice.

Alice.

Man konnte James im Nebenzimmer lachen hören. Die Musik wechselte und wurde langsamer. Eng-an-eng-tanzbar. Nicht, dass es jetzt noch zählte.

„Alice…“, fing Rose an. Was jetzt noch sagen? „Warum wäscht du denn ab?“

Keine Antwort. Zunächst. Alice schaute in die Spüle. „Ich wollte Ruhe und niemand war in der Küche. Dann kamen plötzlich die Zwillinge, mit Albus im Schlepptau und ich…“

Wollte nicht dumm rumstehen, aber auch nicht mit den Anderen sprechen. Rose kannte ihre Freundin in und auswendig.

„Wofür würdest du dich entscheiden, Rose?“, kam es leise von Alice.

Rose starrte sie an. Musterte ihr Gesicht, ihre Augen. Traurig? Enttäuscht?

Wissend.

„Ich…“, stammelte sie wieder.

„Ist auch egal.“, und mit einem Mal war Alice verschwunden. Weg.
 


 

Alice war nicht mehr aufzufinden. Überall hatte Rose gesucht, Toiletten, Flur, Abstellkammer, Besenkammer, Garten, Wohnzimmer mit zu vielen Menschen, Flure mit zu vielen Menschen, Zimmer mit Menschen, die nicht gestört werden wollten, aber nirgendwo Alice.

Erst als ihr Lily sagte, sie hätte Alice in den Kamin steigen sehen, wusste Rose Bescheid. Schnellster Weg zu Reisen für Minderjährige Hexen, die noch nicht apparieren dürfen.

Sie hätte auch nach Hause gehen können. Aber sie hatte versprochen auf Hugo aufzupassen. Und mit ihm gemeinsam nach Hause zu gehen. Was eher als Maßnahme gedacht war, zu garantieren, dass Rose zur Party gehen würde und nicht zu früh abhauen würde, als dass sie wirklich auf Hugo aufpassen müsste.
 

Irgendwann fand sie sich dann in der Küche wieder. Ohne jemanden, der Bierflaschen im Kreis dreht und dumme Fragen stellt. Allerdings auch ohne jemanden, der sie von den Gedankengängen ablenken könnte.

Hätte sie sagen müssen, Alice wäre ihre beste Freundin? Das stimmte ja auch. Nur war Albus auch ihr bester Freund. Und Scorpius war… eben Scorpius. Rose fühlte sich elend. Sie setzte sich auf einen der Hocker an der Kücheninsel und schenkte sich selbst was von dem übrig gebliebenen Wasser ein.

„Urgh.“ Nicht Wasser.

„Betrinkst du dich hier alleine, oder was?“, kam es amüsiert aus Richtung Tür.

„Nein, Al, ich… ja, warum nicht.“, murmelte Rose als Antwort und goss sich mehr ins Glas, zusammen mit Orangensaft, um dem ganzen einen angenehmeren Geschmack zu geben.

„Du solltest den guten Vodka den uns unsere Austauschstudenten aus Durmstrang so wärmstens empfohlen haben nicht mit Orangensaft versauen…“, sagte ihr Cousin bevor er sich ihr gegenüber setzte.

Rose zuckte mit den Schultern. Besser als Feuerwhiskey.

Sie seufzte. „Danke.“

„Für was?“, grinste Albus. „Für den guten Ratschlag?“

„Nein.“, erwiederte Rose. Sie musterte ihn. Er war hier. Er wusste auch Bescheid.

„Für‘s retten.“

Albus zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hab ich‘s für Longbottom getan.“

„Nenn sie nicht so, sie heißt Alice.“

„Okay, vielleicht habe ich es für Alice getan.“, kokettierte er.

Er schenkte sich ebenfalls ein. Ohne den Orangensaft. „Vielleicht wollte ich mal nett zu Longbo – Alice – sein und ihr Gelächter, Geläster und sonst was ersparen.“

„Du glaubst, ich hätte ‚Albus‘ geantwortet.“, entgegnete Rose.

„Nein.“ Albus schaute in ihr erstauntes Gesicht. „Am Ende hättest du Alice gesagt, weil du weißt, dass ich es besser wegstecken kann. Aber wir beide wissen, es hätte falsch geklungen. Und du hättest zu lange nachgedacht.“ Und es war gelogen. Und alle wussten es. Selbst Alice.

„Ist es das?“, fragte sie sich mehr selbst als ihn.

„Ja.“, antwortete er für sie. „Klar, du magst Longbottom, warum auch immer. Sie ist viel zu weinerlich, tollpatschig und seltsam. Sie folgt dir überallhin, und das wiederum magst du nicht immer. Wir drei aber, Du, Scorp und ich, wir funktionieren wunderbar. So oft. Natürlich streiten wir uns hin und wieder mal, aber wir sind Seelenverwand. Mehr oder weniger.“

Al lächelte sie an und trank aus seinem Glas, bevor er weiterredete.

„Du magst unsere Gesellschaft, und hin und wieder auch die von dem Rest der Bande. Tja, und dann ist da Longbottom. Du bist hin und her gerissen zwischen uns und ihr. Und meistens entscheidest du dich für uns. Wenn wir im Zug sitzen. Wenn wir in der Bibliothek lernen. Hogsmeade-Ausflüge. Okay, nein, da ist es meistens halbe-halbe.“

Er hatte Recht.

„Dumm, dass du dich immer entscheiden musst, sie könnte auch einfach immer mit uns gemeinsam mitkommen. Die Zwillinge und Fred sind ja auch meistens dabei.“

Und neuerdings Eliza.

Er fuhr fort. „Aber nein, wenn du dich entscheiden müsstest, würdest du dich immer für mich entscheiden. Wir sind Familie. Wir sind sogar mehr als das. Freunde. Wir brauchen einander. Wir kleben einander. Und das merkt Longbottom natürlich. Sie ist ja nicht doof. Also hält sie sich zurück, bleibt im Hintergrund, und akzeptiert das.“

Das klang falsch. Würde Rose sich wirklich immer für Albus entscheiden? Immer?
 

„Vielleicht brauche ich sie aber auch.“ Rose runzelte die Stirn. Alice war ihre Freundin. Hin oder her. Natürlich war es manchmal nervig, sich mit der maulenden Myrte im Mädchenklo auseinander zu setzten, nachdem Alice sich wieder eingesperrt hatte. Oder Alice aus dieser verdammten Treppenstufe zu ziehen, das machte auch nicht so viel Spaß. Versuchen einen Sinn in dem zu finden, was Alice gerade gesagt hatte. In Zaubertränke den verunglückten Trank retten. Sie gegen Leute wie Eliza verteidigen.

„Ich kann mit ihr über Dinge reden. Und egal was, sie ist auf meiner Seite.“

Albus hob die Hand um sie zu unterbrechen. Ein Lächeln auf den Lippen.

„Ich bin nicht derjenige, dem du das sagen solltest.“

Rose dachte nach. „Nein. Wahrscheinlich nicht.“

Sie stand auf und umarmte ihn. „Danke. Schon wieder.“

Albus lachte. „Dank nicht nur mir, Scorpius hat auch seinen Teil dazu getragen. Er hat dich früher als ich durchschaut.“ Er hob seine Augenbrauen. „Also solltest du ihm auch danken. Und vielleicht umarmen.“

Eher nicht.

„Gehst du jetzt zu ihr?“, fragte er.

„Nein. Morgen.“, seufzte sie und trank ihr Glas aus. Der Orangensaft verbesserte nicht wirklich den Geschmack. „Ich suche jetzt Hugo und geh nach Hause. Auch wenn ich wahrscheinlich kein Auge zu machen kann.“
 


 

Letzten Endes fand sie dann doch Schlaf. Ein wenig. Sie hatte Hugo gar nicht mehr überzeugen müssen, nach Hause zu gehen. Sie hätte nicht gedacht, dass er so bereitwillig mitkommen würde. Ohne sich zu verabschieden. Auf dem Nachhauseweg hatten sie dann auch nicht mehr viel gesprochen, kein Wunder, schließlich war es ein zwei-Minuten-Gang. Und danach war sie viel zu beschäftigt mit eigenen Gedanken gewesen, um nachzufragen.

Irgendwann war es genug gewesen, nachzudenken. Sich die Worte zurecht zu legen. Gewissensbisse zu haben. Also machte sie sich fertig und ging hinunter ins Wohnzimmer. Gott sei Dank vergaß ihre Mutter nie das Flohpulver neu aufzufüllen, im Gegensatz zu ihrem Vater. Auch wenn es nicht die bequemste Art zu Reisen war, es war immer noch besser als den Weg mit nicht-magischen Fortbewegungsmitteln zu beschreiten. Sie hasste den Bus und die Untergrundbahn. Und für Autofahren war sie noch zu jung. Ganz zu schweigen vom Apparieren.

Pulver in den Kamin geschmissen, und deutlich die Adresse gesagt.

„Zum tropfenden Kessel!“

Sie mochte es, Alice zu Hause zu besuchen. Was in letzter Zeit wenig vorgekommen war. Mehr Gewissensbisse.

Sie schritt aus dem Kamin und klopfte sich das letzte bisschen Asche ab. Hannah, Alices Mutter begrüßte sie herzlich. „Rose, wie schön dich wieder zu sehen. Komm setz dich, ich sage Neville, er soll Alice aufwecken. Ihr wart gestern wirklich lange unterwegs. Heiße Schokolade?“

Rose konnte nur nicken. Während ihr Kräuterkundeprofessor ihr zunickte und dann die Treppen hochstieg wurde sie von der Wirtin an einen Tisch gesetzt und mit heißer Schokolade und Keksen versorgt. Henkersmahlzeit.

Sie musterte die Marshmallows in der Schokolade und musste unweigerlich an Fred zurückdenken. Wie viele Marshmallows wohl in seinen Mund gepasst hatten? Das alles wäre nicht passiert, wenn diese dummen Zwillinge nicht angefangen hätten.
 

Neville Longbottom setzte sich an ihren Tisch. „Hallo Rosie.“

Im Unterricht war sie Rose. Aber diesen Mann kannte sie schon so lange. An unzähligen Festtagen, Familien-Ausflügen und anderen Gelegenheiten, so oft hatten sie miteinander gesprochen.

„Onkel Neville.“, entgegnete sie. Professor war für Hogwarts. „Wie geht’s Alice?“

Er musterte sie. „Keine Sorge. Sie kommt garantiert runter.“

Garantiert. Immerhin. Sich Verstecken war vorbei.

„Gut.“, antwortete sie.

„Gut.“

Schokolade trinken half nicht wirklich um sich abzulenken. Und ihr Nicht-wirklich-aber-fast-schon-Onkel-ehrenhalber schaute sie immer noch an, als erwartete er was von ihr. Eine Beichte.

„Weißt du, deine Eltern und ich sind schon ziemlich lange Freunde.“

Rose starrte ihn an. Ach was.

„Seit unserer Hogwarts-Zeit. Sie waren immer für mich da.“, fuhr er fort. „Deine Mum hat mir immer geholfen, und dein Vater hat mich immer zum Lachen gebracht. Alice glaubt mir zwar nicht, wenn ich das sage, aber ich war während meiner Schulzeit ziemlich, wie sagt man, uncool.“

„Onkel…“, versuche Rose dazwischenzureden. Ohne Erfolg.

„Aber deine Eltern haben immer zu mir gestanden. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. So wie ich dir dafür dankbar bin, dass du immer auf Alice aufgepasst hast.“

Rose nippte an ihrer Schokolade. Besser trinken als sprechen. Wo bleibt dein Mut, Löwe?

Treppen. Jemand kam die Treppe runter. Nicht jemand, Alice.

„Vielleicht wollt ihr das bei einer Eistüte besprechen, hm?“, meinte Neville, und nickte seiner Tochter zu.

Gegen den richtigen Ziegel drücken. Drei nach oben, zwei zur Seite.

Sie gingen schweigend nebeneinander die Winkelgasse entlang. Bis zu Florean Fortescues Eissalon.

Bis Alice anfing. „Tut mir Leid. Ich bin gegangen ohne ein weiteres Wort zu sagen.“

Rose runzelte die Stirn. „Du bist nicht diejenige, die sich entschuldigen muss.“

„Du musst dich aber auch nicht entschuldigen.“, entgegnete Alice. „Du hast die Frage ja nicht aufgeworfen. Du hast nichts falsch gemacht.“ Theoretisch.

„Ich hab sie nicht beantwortet.“, meine Rose.

„Du hättest sie gar nicht beantworten können.“, unterbrach Alice sie.

„Deine Frage, bevor du weg bist. Die habe ich nicht beantwortet.“, fuhr Rose fort. Sie brauchte jetzt Mut. Löwenmut. Und Ehrlichkeit.

„Albus meinte, ich würde ihn wählen. Und dass du das auch glaubst.“

Alice sah sie traurig an. Traurig und müde. Zu wenig Schlaf. „Ist es nicht so?“ Sie machte eine Pause und dachte nach, bevor sie wieder redete. „Sind wir mal ehrlich. Wahrscheinlich sind Albus und Scorpius deine besseren Freunde. Ihr habt so viel miteinander erlebt, das schweißt zusammen. Und… sie sind cooler als ich, und lustiger, und… und…“ Sie war den Tränen wieder nahe. Wie jedes Mal, wenn sie darüber redeten, in der Toilette, mit den Kommentaren von Myrte. Alice mit den Selbstzweifeln.

Rose beugte sich vor und klopfte ihr sacht auf die Schulter. „Ich habe darüber nachgedacht. Ja. In manchen Momenten würde ich Albus vorziehen. Oder Scorpius. Oder Hugo. Verdammt, manchmal auch Dominique.“ Eher ungern. Und nur in modischen Fragen.

„Aber es gibt genauso viele Momente, in denen ich zuerst zu dir gehen würde. Ich kann mehrere beste Freunde haben. Und du bist einer meiner besten Freunde. Du bist meine beste Freundin. Wenn das nicht so wäre, dann wäre ich jetzt nicht hier. Und zwischen besten Freunden entscheidet man nicht, wer der bessere ist. Das ist so, als würde man fragen, wen hast du lieber, Mama oder Papa? Da gibt’s kein schwarz und kein weiß, keinen Gewinner und Verlierer. Du bist was du bist. Meine beste Freundin.“

Rose schaute ihr in die Augen. Alice war ihre Freundin. Egal, ob andere Menschen sie mochten oder nicht, egal, ob sie dafür noch tausendmal in der Toilette mit Myrte reden musste oder sie zum fünften Mal in der Woche vor der verschwindenden Treppenstufe warnen musste.

Alice schaute weg, auf ihre Hände. „Das weiß ich doch.“, murmelte sie leise. „Es ist nur so schwer mit ihnen zu konkurrieren.“

„Vielleicht musst du das gar nicht. Vielleicht hätten wir eine viel bessere Zeit, wenn wir alle etwas gemeinsam unternehmen.“, meinte Rose. „Und selbst wenn nicht. Das ist kein Konkurrenzkampf. Ich brauche dich, dich und deine Tollpatschigkeit, unsere Gespräche, dass du immer für mich da bist, und mir immer zuhörst, und auf meiner Seite stehst. Für mich da bist, wie ich für dich.“

Und Alice nickte. „Immer.“

Rose nickte ebenfalls. „Immer. Und keine Slytherinschlange, verwand oder nicht, kann das ändern. Okay?“

Nein, ändern würde sich das nie. Sie wussten, was sie aneinander hatten. Und wenn dieser Sommer vorbei wäre, und sie gemeinsam in den Zug nach Hogwarts stiegen musste sich Rose vielleicht nicht mehr entscheiden, in welches Abteil sie sich setzten würde. Weil es nichts mehr zu entscheiden gab.
 

------Ende------


Nachwort zu diesem Kapitel:
Letzten Endes überlege ich jetzt, da zwischen den Zeilen gibt es noch so viel mehr, vielleicht sollte ich mehr schreiben. Hoffentlich später. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dahlie
2013-09-04T13:05:41+00:00 04.09.2013 15:05
Hallo!

Ich entschuldige mich, dass es so lange gedauert hat, bis ich diesen WB ausgewertet habe. Nun kann ich dich hoffentlich ein wenig mit der Auswertung beglücken.


Grammatik & Rechtschreibung - [9 | 10]

Ich habe ehrlich gesagt kaum etwas gefunden, außer einen Satzzeichenfehler, den hier aber auf Animexx so gut, wie alle machen. Deshalb fand ich, dass er nicht sehr schwer ins Gewicht fiel. Außerdem habe ich ja gesagt, dass ich nicht jeden Satz auseinander fusseln werde ;)


Die Liebe zum Detail - [15 | 15]

Brutal gesagt: Es braucht nie viel, um einen Wettbewerbgestalter zufrieden zu stellen und so war es auch bei mir. Das Titelbild ist schlicht, aber die Steckbriefe perfekt gewählt. Sie haben etwas gemeinsam, was einem nicht sofort deutlich wird, bis man sie sich eins, zweimal angesehen hat. Die Bilder zeigen alle Charaktere nie mit vollem Gesicht und das gefällt mir ziemlich gut. Es vermittelt etwas Einheitliches. Gut, das Bild von Rose ist bearbeitet, aber so hebt sie sich als Hauptperson hervor.


Die Idee - [35 | 35]

Vom Flaschen drehen habe ich schon oft gelesen, aber noch nie so. Und schon gar nicht mit solch einer Frage. Normalerweise zieht sich das eher zu einem Kuss und kurz dachte ich auch: Oh wie schade - bis man Rose in diese schlechte Situation katapultierte. Du brichst mit einem Klischee, was ich nur gut heißen kann. Außerdem ist die Idee, dass sie sich zwischen ihren vollkommen verschiedenen Freunden entscheiden muss, erfrischend. Einfach anders, simpel anders und das hat mir sehr gefallen.


Umsetzung der Idee - [40 | 40]

Dein Stil ist schlicht und schön. Ich habe nicht einmal verwirrt die Stirn gerunzelt, sondern durchgängig gelesen und das auch mit sehr viel Spaß. Dadurch, dass du alle Charaktere mit einer kleinen Note gibst, gewann man sie direkt sehr lieb und konnte sich eine klare Vorstellung von ihnen aufbauen. Ein ganz klein wenig wurde man durch Neville sogar an Harry, Ron & Hermine erinnert und das fand ich wirklich toll ♥ Die Story blieb in sich wirklich gängig, ließ auch von der Spannung und vom Humor her nicht nach. Ich habe an manchen Stellen wirklich lachen müssen, einfach, weil ich die gesamte Situation verstehen konnte. Wirklich toll umgesetzt!


Endstand - [99 | 100] - Ich darf dir herzlich zum ersten Platz gratulieren!


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