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Entscheidung aus Liebe

von

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Das Wiedersehen

Als sie durch die Türe ins Haus traten, fanden sie sich in einer großen Empfangshalle wieder. Links von ihnen führte eine breite Treppe in das erste Obergeschoss. Rechts ging eine Türe zur Küche und gerade aus eine Türe zum Wohnzimmer. Links unter der Treppe führte eine Türe in ein großes Badezimmer. In Akane kamen Erinnerungen hoch. Ihre Augen glitten die Treppe hinauf und gedanklich ging sie durch die Zimmertüre gleich links. Fast zwei Monate hatte sie hier gewohnt. Solange dauerte es bis ihre Verletzungen verheilt waren. Instinktiv legte sie ihre Hand an die linke Bauchseite. Anschließend flog sie mit Tadashi und Sota nach Fukuoka und begann dort ihr neues Leben.

Sanft legte Sota einen Arm um ihre Schulter und schob Akane vorwärts. „Er erwartet uns.“

Tadashi ging voran und Sota mit Akane folgte ihm.

Unbewusst atmete die Schwarzblauhaarige tief ein.

Ihre Augen glitten durch den riesig großen Raum. Links war eine große Essecke, rechts eine gemütliche Sofaecke mit Fernseher. Vor ihr breitete sich über die gesamte Länge des Raumes eine große Glasfront aus.

Es hatte sich nichts verändert, dennoch fühlte sie sich wie beim ersten Mal unsicher.

Ihre Augen blieben an ihm hängen.

Er sah in den großzügig angelegten Garten. Sein breites Kreuz ihnen zugedreht. Die Arme hatte er hinter seinen Rücken verschränkt. Er trug einen schicken Anzug in Schwarz. Seine dunklen Haare waren bereits am Ergrauen.

Er hatte sich nicht verändert.

Akane schluckte.

Niemand sagte etwas.

Langsam drehte er sich um und sie erkannte sein Gesicht. Die Stirn mit der tiefen Sorgenfalte. Die dunklen Augen von kleinen Fältchen umrandet. Die etwas knubbelige Nase. Der ernste Zug um seine Lippen, doch jetzt legte sich ein Lächeln darauf.

„Schön dich zu sehen.“

„Herr Matsumoto“, ihre Stimme brach, denn die Erinnerungen brachen über sie ein, als wäre es erst gestern geschehen. Alles was sie mühselig verdrängt hatte, kam wieder hervor und überrollte sie wie ein Tsunami.

Eine glockenhelle Stimme durchbrach die eingekehrte Stille und im nächsten Moment spürte Akane zwei kleine dünne Arme um ihre Hüfte. „Akane! Du kommst uns besuchen.“

Die junge Frau blickte mit einem liebevollen Blick an sich hinunter und betrachtete den dunklen Haarschopf. Das kleine Mädchen drückte sich fest an ihren Körper und Akane begann über die Haare zu streicheln. „Yuri. Ich hab dich vermisst.“

Das Mädchen blickte lächelnd zu ihr auf und grinste. „Spielst du mit mir?“

Eine weitere Frau trat ins Wohnzimmer und lächelte milde. „Yuri, Akane und Papa müssen etwas besprechen. Ein anderes Mal, ja?“

„Frau Matsumoto“, lächelte Akane und Tränen traten ihr in die Augen. Im nächsten Moment befand sie sich in einer innigen Umarmung mit der schönen Japanerin. „Es freut mich Sie wiederzusehen.“

„Mich auch, Akane“, stimmte die hübsche Frau zu und drückte ihren Schützling erneut fest an sich. Dann löste sie sich wieder und blickte zu ihrem Mann, der ihr leicht zunickte. Sie nahm die Hand ihrer Tochter und wandte sich an die Gäste. „Tadashi, Sota, passt bitte weiterhin gut auf Akane auf.“

„Natürlich“, stimmte Tadashi zu. Sota nickte: „Sie können sich auf uns verlassen!“

„Yuri, komm, wir gehen spielen.“ Dabei griff die hübsche Japanerin nach der Hand ihrer Tochter und ging mit ihr aus dem Zimmer.

Kurz wischte sich Akane die Tränen aus dem Gesicht und drehte sich Herrn Matsumoto zu. „Sie wollten mich sprechen?“

Der ältere Mann nickte und deutete auf die Couch. „Setzen wir uns.“

Akane folgte ihm, während Tadashi und Sota stehen blieben und abwarteten.

„Erzähl mir von dir. Wie geht es dir? Gefällt dir die Wohnung? Wie geht es dir in der Uni?“

Akane begann zu erzählen. Wie sie sich in der Wohnung eingelebt hatte und wie die ersten Tage in der Uni verlaufen sind. Dann hielt sie inne. Unsicher blickte sie den Mann an, der in einem Sessel lehnte, ein Bein über das andere geschlagen hatte und ein Weinglas in seiner Hand hielt. Aufmerksam lauschte er ihren Erzählungen. „Herr Matsumoto, in der Uni ist ein bekanntes Gesicht von früher. Bisher hat er nichts gemerkt, aber ich weiß nicht, wie lange das noch so bleiben wird.“

„Dies stellt natürlich eine Gefahr dar“, stimmte der Mann nachdenklich zu. „Sollte dir eine Veränderung auffallen, informiere Tadashi und Sota. Sie werden sich dann darum kümmern.“

Akane sah über ihre Schulter zu ihren Begleitern, die sich seit einer ganzen Weile nicht mehr gerührt hatten. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken und innerlich schüttelte es sie. Was das 'kümmern' betraf, wollte sie erstens nicht wissen und zweitens verhindern. Kuno war zwar nie ihr Lieblingsfreund gewesen, aber eine Begegnung mit Tadashi und Sota hatte er längst nicht verdient. Dennoch nickte sie zustimmend. Zögerlich sprach sie ein heikleres Thema an. „Wieso bin ich wieder in Tokio?“

Ihr Gesprächspartner schloss die Augen, sortierte sich bevor er sie wieder ansah. „Hier kann ich dich besser beschützen.“ Er schwenkte sein Weinglas in der Hand und beobachtete die weiße Flüssigkeit darin. „Nicht jeder ist meiner Meinung, Akane. Das war schon immer so. Jeder arbeitet für sich, hat seine eigene Mentalität. Wir waren uns noch nie einig, das wird auch immer so bleiben.“ Nun sah er direkt in ihre braunen Augen. „SIE haben dich bereits zweimal aufgespürt und nur dank Tadashi und Sota sitzt du überhaupt noch hier.“

Akane wusste es, immer wenn sie in Gefahr schwebte standen die beiden Männer ihr zur Seite. „Ich kann in keiner Stadt auf Unterstützung oder gar Hilfe hoffen. Viele von ihnen sind der Meinung, dass ich dich deinem Schicksal überlassen sollte.“

Warum er es nicht tat, würde ihr wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben.

Immerhin hatte er recht. Das was er für sie unternahm, gehörte normalerweise in andere Hände. Aber sie wusste auch, dass sie nirgendwo anders so sicher war. Akane war nicht undankbar. Sie rechnete ihm hoch an, dass er ihr half, sie aufnahm, ihr Wohnungen in verschiedenen Städten zur Verfügung stellte, ihr Geld gab von dem sie leben konnte und ihr Männer für ihre Sicherheit abstellte. Sie hatten eine Abmachung getroffen, dennoch vermutete sie irgendwo noch einen Haken von dem bisher noch nicht die Rede war.

„Sollte dir irgendetwas auffallen, informiere Tadashi und Sota.“ Er sah seine Männer an. „Habt ihr die Treffpunkte besprochen?“

Die beiden Männer nickten.

Herr Matsumoto nickte ebenfalls und sah Akane an. „Deine Familie ist in Tokio und ich weiß, wie sehr sie dir fehlt. Dennoch versprich mir, dass du sie nicht besuchen wirst. Sie dürfen nicht wissen, dass du hier bist.“

Akane senkte den Kopf, spürte wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, aber sie würde sie nicht weinen. „Sind sie sicher?“

„Das habe ich dir versprochen.“

Sie nickte. „Ich danken Ihnen für alles was Sie für mich und meine Familie getan haben.“

Herr Matsumoto blickte das junge Mädchen lange an. „Wir haben eine Abmachung. Solange du deinen Teil erfüllst, erfülle ich auch meinen.“ Er stand auf und Akane tat es ihm gleich. „Eines noch“, hielt er sie zurück, bevor sie ging. „Wenn du es zeitlich einrichten kannst, komm doch Yuri besuchen. Du fehlst ihr.“ Dabei legte sich ein sanftes Lächeln um seine Lippen.

Akane lächelte zurück. „Gerne.“ Sie verbeugte sich zum Abschied und ging zu ihren Begleitern. Gemeinsam verließen sie die Villa von der Familie Matsumoto.



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