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Chaotic Feelings 2

Die Gefühle fahren Achterbahn
von

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Ein Brief nach Neumond

Es war eine sternenklare Neumondnacht. Ganz Tokio schlief tief und fest.

Auch im Hause Higurashi war es still. Solange bis Kagome mit einem leisen Schrei aufwachte. Schon wieder dieser furchtbare Albtraum, der sie schon seit Tagen und Wochen verfolgte. Sie schlief deswegen schon seit geraumer Zeit ziemlich unruhig. Doch meistens bekam es keiner ihrer Freunde mit, wofür sie dankbar war. In letzter Zeit hatten sie genug Probleme gehabt.
 

Bei der letzten großen Auseinandersetzung mit Naraku hatten sie größere Verluste in Form von schweren Verletzungen erlitten:

Sango wurde schwer an der Schulter und den Oberschenkeln verletzt. Naraku erwischte sie mit einem seiner Tentakel. Sie schlief tagelang, ohne auch nur die kleinste Regung zu zeigen. Miroku kümmerte sich so gut es ging um sie. Soweit es seine Verletzungen und die Vergiftung durch Narakus Miasma zuließen. Sein Kazaana war gerissen und es würde sicher auch nicht mehr kleiner werden. Nicht solange Naraku existierte.

Selbst Shippou hatte es erwischt. Er geriet zwischen die Fronten und wurde teilweise von Inu Yashas Kaze no Kizu touchiert. Inu Yasha tat es furchtbar leid, und Shippou war ihm auch nicht böse, trotzdem hatte er an den Prellungen und Schürfwunden zu knabbern. Kirara hatte ebenfalls Prellungen durch Tessaiga erlitten, als sie Shippou aus der Gefahrenzone ziehen wollte.

Inu Yasha hatte wie sooft die schlimmsten Verletzungen gehabt. Doch seine Bauchwunde und die an seinem Unterarm heilten durch sein Dämonenblut schneller. Zwei Tage nach dem Kampf war er wieder topfit und half Kagome, die sich durch wundersame Weise nur den Knöchel verstaucht und ein paar blaue Flecke und Kratzer hatte, beim Sammeln von Heilkräutern für die Freunde. Teilweise verstärke Kagome die Wirkung mit der modernen Medizin, die sie immer in ihrem Erste-Hilfe-Kasten mit sich herumtrug.

Als es Sango wieder besser ging, war auch Kagomes Medizin dem Ende nahe. Ohne großen Widerspruch ging Kagome in Begleitung von Inu Yasha durch den magischen Brunnen in ihre Zeit, um neue zu holen und sich selbst noch ein wenig zu erholen.

Solange wie die Wunden ihrer Freunde nicht vollständig verheilt waren, und dafür genügten nun doch nur noch die Heilkräuter, die ihnen Oma Kaede jetzt verabreichte, konnten sie eh nicht weiter nach den Splittern des Shikon no Tama suchen. Das hatte selbst Inu Yasha eingesehen. Wenn auch zähneknirschend.
 

Kagome kletterte vorsichtig über Inu Yasha, der neben ihr im Bett lag.

‚Wie friedlich er doch aussieht, wenn er schläft! , dachte sie bei sich. Es kam selten vor, dass er so tief und fest schlief. Er konnte es sich in der Epoche der kriegerischen Staaten einfach nicht leisten. Umso schöner fand es Kagome, dass sie nun hier einige Zeit miteinander verbringen konnten. Vor allem da Neumond war und Inu Yasha seine dämonischen Kräfte immer in solchen Nächten verlor und zu einem ganz normalen Menschen wurde.

„Da bist du hier um ein Vielfaches sicherer!“, flüsterte Kagome leise, während sie ihre Lampe auf dem Schreibtisch anknipste. Morgen stand eine Prüfung bevor, dass hatte sie gestern in der Schule von Hitomi erfahren. Und wenn sie schon einmal wieder in ihrer Zeit war, konnte sie ja es zumindest versuchen.

Kagome versuchte sich auf die Matheübungen zu konzentrieren, doch sie schweifte immer wieder ab. Zu sehr gingen ihre Gedanken durch den Brunnen hinüber zu ihren Freunden. Und wenn ihre Gedanken nicht da waren, so hingen sie zumindest bei Inu Yasha, der immer noch tief und fest schlief, obwohl ein Licht brannte.

Hier konnte er sich endlich einmal entspannen. Das wusste auch Kagome. Im Mittelalter lastete soviel auf seinen Schultern. Er wollte alle beschützen und verteidigen und dann war da auch noch Naraku. Kohaku hatte immer noch einen Splitter des Shikon no Tama und wanderte mit der ebenfalls noch lebenden Kikyo durch das Land. Und aus Sesshomaru wurden die Freunde auch nicht schlau, jetzt war er mit einem kleinen Menschenmädchen namens Rin unterwegs. Alles in allem war es das reine Chaos, wie Kagome fand.
 

Und dann war auch noch der Albtraum, der sie seit so langer Zeit verfolgte. Doch damit wollte sie Inu Yasha nicht noch mehr belasten. Warum sollte sie auch, wenn sie das Ende sowieso selbst nicht kannte. Sie seufzte tief und bemerkte, dass ihr Blick auf Inu Yasha statt auf ihr Aufgabenbuch gerichtet war.

„Nein! Nein! Nein! Kagome konzentrier dich!“, rief sie sich selber zu und versuchte sich mit dem Klatschen auf ihre Wangen wieder zurück zu holen.

„Kagome, warum schläfst du nicht?“

„Tut mir leid. Ich konnte nicht schlafen. Und morgen habe ich doch wieder eine Prüfung. Da wollte ich noch ein bisschen lernen.“

Inu Yasha rieb sich die Augen und strich sich sein wirres schwarzes Haar aus dem Gesicht. Manchmal wurde er aus ihr nicht schlau. Vor allem da sie ohnehin schon viele ihrer ach so wichtigen Prüfungen verpasst hatte. Und wenn sie daran teilnahm, dann meistens doch mit eher bescheidenem Erfolg. In seinen Augen konnte sie es gleich bleiben lassen.

„Wir kehren doch ohnehin in drei Tagen wieder zurück, Kagome. Dann erhol dich doch lieber, anstatt dich so mit deinen Prüfungen und der Schule zu stressen.“, schlug ihr Inu Yasha diplomatisch vor.

„Aber ich muss doch einen Abschluss haben!“, protestierte Kagome.

„Warum? Ich dachte, es sei am Ende eh nicht so wichtig, wenn du mit mir im Mittelalter lebst.“

„Ach Inu Yasha…“, seufzte sie tief und kehrte sich wieder zu ihren Büchern um.
 

Insgeheim wusste sie, dass er Recht hatte mit der Erholung. Wenn sie bald wieder zurück- gingen, dann wäre die Schule ohnehin wieder egal. Und Erholung würde ihr auch gut tun. Sie sollte eigentlich die Zeit hier bei ihrer Familie genießen. Sie sollte die Zeit mit Inu Yasha genießen.

Denn dafür hatten sie im Mittelalter viel zu wenig Zeit. Nicht nur, dass sie Tag und Nacht mit den anderen zusammen waren. Ihre Freunde und Kaede waren der Auffassung, dass sie besser ihre Beziehung nicht öffentlich führten. Das Hauptargument war Naraku. Er könnte es sich zunutze machen und es würde, wie Kaede es ausdrückte, ein böses Ende geben. Vielleicht genauso tragisch wie damals vor fünfzig Jahren.

So wussten es nur die engsten Freunde um Kagome und Inu Yasha. Nach außen schien es beiden nichts auszumachen, dass sie es nicht zulassen durften. Sie beschränkten sich auf minimalen Körperkontakt, meistens bestand der darin, dass Inu Yasha Kagome huckepack trug. Selbst nachts konnten sie nicht nah aneinander rücken, denn meistens schliefen sie unter freiem Himmel und ihr Feind hatte seine Spione überall. Wenn beide darüber meckerten, kamen Sango und Miroku mit dem Argument, dass sie sich schließlich auch zurückhalten würden.

Hier bei ihr zuhause, konnten sie sich frei bewegen. Oder wenigstens zeitweise wenn nicht ihr Opa im Raum war. Der hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass seine Enkelin sich in einen Hanyou verliebt hatte. Doch er arrangierte sich mehr oder weniger damit. Ändern konnte er es eh nicht.

Kagome genoss es, sich an Inu Yasha ranzukuscheln und seine Nähe und Wärme zu genießen. Solange hatten sie sich ihre Gefühle nicht eingestanden und dann ging alles Schlag auf Schlag. Alles aufgrund eines Streites und eines dummen Schlichtungsversuches ihrer Freunde. Doch ohne all das hätten sie wohl nie zueinander gefunden. Oder es hätte noch ewig gedauert.
 

„Kagome, du träumst mit offenen Augen. Komm ins Bett!“

Inu Yasha hatte sich vor sie gestellt und schaute sie an.

„Aber ich muss noch lernen!“

„Nix da. Du hast den ganzen Tag in der Schule gehockt und gelernt und dann auch noch zwei Stunden vor dem Abendessen. Ich denke, du bist bestens vorbereitet für deine Prüfung.“

„Meinst du wirklich?“, Kagome stand auf, schaltete die Schreibtischlampe wieder aus und taumelte vor Müdigkeit in Inu Yashas Arme. Ach das fühlte sich so gut an. Versonnen drehte sie eine Strähne von Inu Yashas Haaren um einen ihrer Finger.

„Ja meine ich. Komm!“, Inu Yasha brachte sie Richtung Bett und legte sich neben sie, deckte sie zu.

„Danke, dass du an mich glaubst!“, lächelte Kagome ihren Hanyou an.

„Das gehört doch schließlich zu meinen Aufgaben als dein Freund. Oder?!“, lächelte er zurück.

Kagome schmiegte sich an seine Brust.

„Ich bin froh, hier zu sein, Kagome.“

Kagome schaute fragend hoch.

„Naja, hier können du und ich zusammen sein. Wir müssen uns nicht verstecken, außer vielleicht ab und an vor deinem Opa. Ich kann mit dir zusammen sein und du musst dich nicht fürchten. Kagome, du bist immer so ernst und stark, wenn wir in meiner Epoche sind. Ich möchte, dass du auch mal einfach entspannt sein kannst und das tust, was du getan hast, bevor du zu uns gekommen bist.“, nachdenklich schaute Inu Yasha an die Decke.

„Inu Yasha, ich bin gerne im Mittelalter. Natürlich ist es anstrengend und gefährlich. Aber ich bin bei euch, weil ich bei euch sein will. Weil ich bei dir sein will!“

„Das weiß ich doch. Nur manchmal denke ich, dass wir dir dein eigentliches Leben wegnehmen. Ich möchte doch nur, dass du in Frieden leben kannst und ein ruhiges Leben führen kannst als junge Frau.“

„Also jetzt hör mal zu: Ich wurde wiedergeboren, um dieses Leben so wie ich es jetzt führe, zu leben. Meine Seele wollte dich wieder sehen. Und mein Herz liebt dich viel zu sehr.“

Sie richtete sich auf und beugte sich über ihn, gab ihm einen langen intensiven Kuss. Inu Yasha seufzte in ihn hinein.

„Du bist viel zu nett zu mir.“, flüsterte Inu Yasha einige Sekunden später.

„Ich weiß.“, lächelte Kagome leise, kuschelte sich an seine Brust und schlief ein.

Inu Yasha streichelte ihr noch ein paar Minuten über ihren Kopf bis er schließlich selber wieder einschlief.
 

Der Morgen kam für Inu Yasha viel zu früh. Er erwachte knurrend, als er merkte, wie sein dämonisches Blut langsam wieder zu kochen begann. Als er die Augen öffnete, fiel ihm eine weiße Strähne seines Haares ins Gesicht. Langsam drehte er sich zur Seite, um Kagome zu wecken, doch sie lag schon lange nicht mehr neben ihm. Verdutzt schaute er sich um.

„Kagome?!“, rief er so laut, dass jeder in der unmittelbaren Nachbarschaft des Tempels wach werden musste.

„Inu Yasha, ich bin in der Küche!“

Der Hanyou sprang auf und rannte nach unten. Am Tisch saß schon die gesamte Familie Higurashi und aß Frühstück. Er setzte sich dazu, gab Kagome einen Kuss und nahm sich ein Spiegelei und eingelegtes Gemüse.

„Warum hast du mich nicht geweckt?“

„Du hast doch letzte Nacht was von Erholung gesagt. Da wollte ich dich ausschlafen lassen.“, grinste Kagome.

„Hrmpf, nagut.“ Er grummelte noch ein bisschen, doch weiter sagte er nichts. Sein Magen knurrte viel zu sehr. So wie nach jeder Verwandlung von Hanyou in Mensch und zurück.

Leise aß er sein Frühstück und dachte über das Gespräch von letzter Nacht nach, bevor von einem grellen Schrei Kagomes aus den Gedanken gerissen wurde:

“Ah verdammt, ich komm zu spät zu der Matheprüfung!“

Kagome hatte beim Aufspringen ihren Stuhl umgeworfen, schnappte sich nun ihre Tasche und hastete zur Tür.

„Kagome, bleib ruhig. Ich bring dich!“, sagte Inu Yasha, lehnte dabei entspannt im Türrahmen und aß die letzten Reste seines Lachses.

„Aber du bist ja noch nicht mal angezogen außer mit der Unterhose.“, schrie Kagome, während sie sich ihre Schuhe zuband.

„Ja ja, ich weiß.“, mit einem Satz war der Hanyou im ersten Stock und suchte die Kleidung zusammen, die ihm Kagomes Mutter einen Tag vorher rausgelegt hatte. Frau Higurashi hatte nach und nach die Kleidung ihres verstorbenen Mannes durch modernere Sachen ersetzt. Diese trug Inu Yasha meistens, wenn er in Kagomes Epoche war. So sehr wollte er hier nun auch nicht mehr auffallen. Vor allem wollte er nicht ständig seltsame Fragen beantworten müssen. Schnell hatte er sich eingekleidet und raste wieder hinunter, doch Kagome war schon raus. An den Treppen vom Tempel holte er sie ein, schwang sie auf seinen Rücken und zusammen fegten sie über die Dächer Tokios.
 

Schneller als gedacht, kamen sie bei Kagomes Schule an und Inu Yasha setzte sie in der Nähe vom Schultor ab. Kagome bat ihn meistens darum, damit er nicht zu sehr auffiel.

Inu Yasha nahm ihre Hand und sie gingen noch ein Stück zusammen. Vor dem Tor standen schon Kagomes Freundinnen. Sie begrüßten sich und Inu Yasha kam nicht umhin, seine Kagome noch einmal ein Stück beiseite zu ziehen.

„Inu Yasha, was hast du? Ich muss hinein. Meine Prüfung geht gleich los.“

“Ich weiß, aber ich wollte dir noch viel Glück wünschen.“, sanft glitten seine Lippen über ihre.

„Danke!“, hauchte Kagome. Am liebsten wäre sie gar nicht erst hinein gegangen, aber wenn sie nun schon mal im Hier und Jetzt war, dann war es ihre verdammte Pflicht, an den Prüfungen teilzunehmen.

Sie riss sich los und ging mit ihren Freundinnen hinein.
 

Am Mittag stand Inu Yasha schon am Schultor und wartete auf sie.

„Und wie lief’s?“

Kagome kam umringt von ihren Freundinnen, die alle nicht sehr begeistert drein schauten.

„Naja, ging so. Immerhin hab ich fünfzig Prozent und somit bestanden. Aber eher mehr schlecht als recht.“

„Ich hab dir gleich gesagt, dass du es bleiben lassen kannst.“, meinte Inu Yasha und erntete dafür einen bösen Blick von seiner Liebsten und unverständliche von ihren Freundinnen.

„Aber Kagome muss doch lernen, wenn sie so oft fehlt!“, kam es im Chor, „Du solltest sie viel mehr unterstützen. Sie braucht doch einen guten Abschluss für die Oberschule und dann für die Uni!“

„Hrmpf, immer das gleiche Gelaber!“, maulte Inu Yasha.

„Sie haben ja Recht, irgendwie.“, kam es leise von Kagome.

„Aber du kennst doch unseren Plan, wenn alles überstanden ist!“

Neugierig schauten die Freundinnen Kagome und ihren Freund an:

„Was für ein Plan? Wollt ihr durchbrennen? Willst du die Schule schmeißen?“

„Ach was redet ihr denn da? Ich erklär euch das morgen ja? Ich muss nämlich jetzt heim und meine Medizin gegen das Rheuma nehmen. Also bis morgen!“, lachte Kagome verlegen, nahm Inu Yashas Hand und zusammen gingen sie heim.
 

„Das die immer so neugierig sein müssen.“

„Aber das ist doch normal. Ich meine, eine Meinung müssen sie sich bilden, wenn du so was vor ihnen sagst.“

Inu Yasha sprang über die Dächer und schwieg. Für ihn war der Plan sehr klar. Wenn sie den Shikon no Tama komplett hätten, dann würden er und Kagome zusammen leben und sie müsste nie mehr etwas tun, was ihr Leid und Schmerz verursachen würde. Und diese Schule gehörte in seinen Augen dazu.

Kagome schwieg ebenso. Auch sie dachte darüber nach. Es war wirklich klar, dass sie und Inu Yasha später zusammen leben würden. Er hatte sie damals vor einigen Monaten gefragt und sie hatte Ja gesagt. Und das am Grab seiner Mutter. Sie hatte sogar zweimal Ja gesagt. Ein doppelter Schwur. Den konnte sie niemals brechen. Doch trotzdem wollte sie ab und zu ihre Freundinnen, die sie seit der Grundschule kannte, sehen. Und das ging meistens nur in der Schule. Da wo man auch Prüfungen schrieb. Was für ein kompliziertes Leben.

Beide bemerkten gar nicht, wie schnell sie wieder zuhause waren, während sie ihren Gedanken an die Zukunft nach hingen.

Als sie am Haus ankamen, kletterte Kagome von Inu Yashas Rücken und öffnete die Tür. Kaum im Flur angekommen, rannte ihnen schon Sota entgegen.

„Kagome, schau mal, das hat Mama vorhin im Schrein gefunden. Es lag im Brunnen und hat geleuchtet!“

Ihr kleiner Bruder überreichte ihr einen Armreif, an den ein Brief gebunden war. Es war Kagomes Armreif, den sie Kaede gab, um ihn mit ein paar Sprüchen zu belegen. So konnten sie und Inu Yasha mit dem Mittelalter kommunizieren, während sie in der Neuzeit waren. Ihre Freunde mussten nur die Nachricht an den Armreif binden und in den Brunnen werfen. Doch dies war das erste Mal, dass sie es auch wirklich taten.
 

„Danke Sota.“, Kagome zog sich rasch die Schuhe aus und ging mit Inu Yasha in ihr Zimmer.

Beide ließen sich auf das Bett fallen.

„Was haben sie geschrieben?“, fragte Inu Yasha.

„Wir sollten zurück.“

„Warum?“

„Kikyo ist im Dorf aufgetaucht.“, antwortet Kagome emotionslos.

„Kikyo?!“

„Ja!“, sie zerknüllte den Brief, „Ausgerechnet Kikyo hat herausgefunden, dass wir beide…“

Inu Yasha stand auf. Wie konnte seine Exgeliebte das herausgefunden habe? Wie hatte sie es angestellt?

„Und was will sie jetzt?“

„Mit dir reden, was sonst. Und sie will dir wohl einen Handel vorschlagen.“

„Ein Handel?“, er schaute Kagome fragend an.

„Was weiß denn ich?“

Ihre Stimme klang scharf. Sie merkte, wie die Eifersucht in ihr zu kochen begann. Wütend ballte sie die Fäuste. Warum ausgerechnet diese Frau? Warum kam sie zurück? Kagome ging zu ihrem Schrank und suchte einige Sachen heraus, die sie dann wortlos in ihren Rucksack stopfte, während Inu Yasha grübelnd auf ihrem Bett saß. Sie hatte sich so auf die Zeit hier mit Inu Yasha gefreut. Darauf das sie ihre Beziehung leben konnten. Und nun kam diese untote Miko daher und verlangte nach einem Gespräch mit dem Hanyou. Wie konnte sie es wagen?! Nach kurzer Zeit hatte sie alles zusammengepackt.

„Na los, gehen wir!“
 

Inu Yasha erwachte aus seiner Trance und schaute zu seiner wütenden Kagome hinüber.

„Ähm nein!“, kam es von ihm, „So wütend wie du bist, wärst du nur ein gefundenes Fressen für ihren Spott und auch ein leichtes Ziel für alle anderen. Wir warten und gehen morgen. Sie will das Gespräch, dann muss sie eben warten!“

Kagome war überrascht über Inu Yashas Aussage, kam zum Bett und setzte sich neben ihn.

“Okay!“

„Kagome, beruhige dich lieber. Das ist sie nicht wert!“

“Aber, aber…“, fing sie an zu schluchzen.

Der Hanyou nahm sie in die Arme und wiegte sie hin und her:

“Ich weiß, ich war auch froh, mit dir Zeit zu verbringen. Und das bin ich immer noch. Deswegen gehen wir auch erst morgen, einverstanden? Solange genießen wir das alles hier noch. Das leckere Essen deiner Mutter, die Bevormundungen deines Opas und dein weiches warmes Bett.“

Langsam zog er sie auf das Bett und begann, ihre Tränen wegzuküssen. Seine Lippen glitten über ihr ganzes Gesicht, hinab zu ihrem Hals und ihrem Ausschnitt.

„Meinst du, dass ist gerade der richtige Augenblick?“, schaute ihn Kagome fragend an.

„Genau der richtige! Wer weiß, wann wir sonst wieder dazu kommen.“, zwinkerte der Hanyou und zog ihr dabei galant und flink das Oberteil ihrer Schuluniform aus.

Kagome ließ es geschehen. Wie so oft in den letzten Tagen, hatte er ja Recht. Sie fing jetzt ebenfalls damit an, an seinem Shirt rumzunesteln, bis sie es ihm über die Hundeohren gezogen hatte. Sanft glitten ihre Finger über seinen nackten Oberkörper bis hinunter zu seinen Hosen.

Inu Yasha seufzte auf, als er ihre Berührungen wahrnahm. Seine Küssen glitten zu ihrem Bauchnabel und tiefer.

Beide brauchten nicht lange, bis sie sich auch der restlichen Kleidung entledigt hatten. Ihre Hände glitten über den Körper des jeweils anderen. Ihre Lippen trafen und verloren sich wieder, widmeten sich anderen Körperstellen.

„Ich liebe dich!“, hauchte Inu Yasha, während er sanft Kagomes Brust liebkoste.

„Ich dich auch!“

Sie gaben sich beide ihrer Liebe und ihrer Leidenschaft hin. Es tat ihnen gut, sich wieder auf den anderen einlassen zu können. Nicht das sie das in den letzten Tagen nicht gekonnt hätten. Aber nun wussten beide, dass es wieder einmal das vorerst letzte Mal war, bevor sie zurückkehrten.

Kagome genoss es, wie Inu Yasha sie behandelte und auf Händen trug. Er berührte sie sanft und bestimmt gleichzeitig und sie konnte sie einfach fallen lassen.

Er hingegen konnte von ihr gar nicht genug bekommen. Er liebte sie geradezu blind. Immer wieder fand er neue Stellen an ihrem Körper, die ihn antrieben.

Während sie sich fallen ließen, verging die Zeit und die Sonne ging unter.
 

Als beide aus ihrem Liebestaumel erwachten, war es bereits Zeit für ein letztes Abendessen mit der Familie.

Kagome und Inu Yasha gingen hinunter, und während sie alle aßen, erzählte der Hanyou von dem Brief.

„Du hast also noch mehr Kohlen im Feuer, du Schuft von einem Dämon!“, schrie der Opa auf.

„Ach halt den Mund alter Mann. Ich sagte, es ist aus und vorbei und ich liebe Kagome. Jetzt muss ich das halt noch klären und wer weiß, was sie mir für einen dämlichen Handel vorschlagen will.“, maulte Inu Yasha zurück.

„Seid bitte vorsichtig!“, ermahnte die Mutter die beiden. Sie hatte jedes Mal Angst. Mittlerweile auch um den Hanyou, der ihr wie ein Sohn ans Herz gewachsen war. Kagome und Inu Yasha nickten brav.

Nach dem Essen verabschiedeten sich beide von der Familie, am nächsten Morgen würden sie kurz nach Sonnenaufgang aufbrechen und das wäre noch vor dem Frühstück.
 

Im Bett schmiegte sich Kagome wieder an Inu Yasha.

„Versprich mir, dass du morgen nach dem Gespräch mit Kikyo wiederkommst.“

Verdutzt schaute er sie an:

„Natürlich komme ich wieder.“

„Das sagst du jetzt. Wer weiß, was los ist, wenn sie dir gegenüber steht und dir diesen Handel vorschlägt.“

„Du bist eifersüchtig!“, grinste der Hanyou, „Musst du aber nicht sein. Ich liebe nur dich und komme wieder. Egal was sie von mir will oder erwartet. Ich habe mich für dich entschieden. Ende aus.“

„Danke!“

Sie kuschelte sich noch enger an ihn heran. Langsam glitt seine Hand über ihren Rücken.

„Ich finde, heute Nachmittag war Liebesbeweis genug. Heute Nachmittag, gestern Abend und die Tage zuvor.“

„Du Angeber!“

„Ich beweis es dir gerne noch einmal!“, er stützte sich mit dem Ellenbogen auf, drehte sich zu ihr. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten im Dunkeln.

„Du bist wirklich ein Angeber.“, Kagome holte mit einem Kissen aus, doch Inu Yasha fing es ab und zog sie ihn einem Ruck zu sich. Seine Küsse waren fordernder als am Nachmittag.

„Inu Yasha…“, stöhnte Kagome auf, sie konnte sich nicht besonders gut gegen sein Vorgehen wehren. Sein Dämonenblut begann zu kochen, dass kannte sie schon. Manchmal war er sanft, manchmal schien es ihr, als fordere er einfach sein Recht als Geliebter ein. So wie jetzt.

„Kagome, du bist die Erste von uns beiden, die drüben wieder jammert, weil es nicht geht.“

„Das…stimmt…gar…nicht…“

„Oh doch!“
 

Er wurde eindringlicher und sie musste zugeben, dass es ihr nur zu gut gefiel. Wieder ließen sie sich fallen. Ein letztes oder vorletztes Mal. Das konnten beide nie so genau sagen. So wie immer, wenn sie die letzte Nacht in der Neuzeit waren. Sie genossen es wieder in allen Zügen und kamen nicht zur Ruhe. Erst als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont krochen, kamen beide zur Ruhe und schliefen tief und fest ein.

Rückkehr ins Mittelalter

„Wo bleiben die beiden denn bloß?“, Miroku ging ungeduldig auf und ab in der kleinen Hütte, „Shippou bist du sicher, dass der Brunnen den Brief in Kagomes Epoche transportiert hat?“

Der kleine Fuchsdämon nickte eifrig.

„Ja ich hab doch selber hinein geschaut und kaum war er unten am Boden angekommen, war er auch schon verschwunden. Aber vielleicht haben sie es in Kagomes Zeit ja noch nicht bemerkt?“

„Das wäre möglich. Womöglich liegt er bei Kagomes Zeit noch im Brunnen am Boden. Dann könnte es tagelang dauern, bis sie ihn finden.“

„Tagelang nicht. Inu Yasha sagte vor ihrem Aufbruch, dass sie höchstens eine Woche drüber bleiben würden. Nicht länger, aber eben auch nicht kürzer. Und vier Tage sind schon um.“, brachte sich nun auch Sango ein.

Die drei Freunde schauten sich an. Wenn Kagome oder Inu Yasha oder jemand anderes aus Kagomes Familie den Brief noch nicht gefunden hat, dann würden sie noch drei Tage Kikyo ertragen müssen. Sie seufzten tief. Keiner von ihnen konnte es sich erklären, wie es Kikyo erfahren hat, dass Inu Yasha und Kagome zusammen waren. Schließlich wussten es nicht einmal die Dorfbewohner. Und Oma Kaede würde es wohl auch kaum ausgeplaudert haben. Außerdem waren der Hanyou und Kagome äußerst vorsichtig. Sie beschränkten sich auf minimalen Körperkontakt und vermieden auffällig Blicke untereinander. Lediglich wenn sie mal eine Hütte oder Scheue zum Übernachten fanden, genossen sie die Nähe des jeweils anderen.
 

Sango und Miroku konnten nur erahnen, wie sehr sich Inu Yasha und Kagome dazu zwingen mussten, den Schein einer nicht vorhandenen Beziehung zu wahren. Sie hielten sich zwar auch zurück, nur beide wussten, dass ihre Freunde einen ganzen und wesentlich intimeren Schritt weiter waren als sie selbst. Doch das nagte eigentlich nur am Selbstvertrauen des Mönches.
 

„Ist Kikyo bei Kaede?“, fragte Sango nach einer Weile in die Runde.

„Ja. Sie will wohl jede Einzelheit über Inu Yasha und Kagome erfahren. Aber ich denke nicht, dass Kaede etwas darüber sagen wird. Immerhin geht es sie ja nichts an. Es ist schließlich Kagomes und Inu Yashas Angelegenheit.“, meinte Miroku.

„Sie wird uns wohl allen auf die Nerven gehen, und das solange bis die beiden wieder da sind. Nur frage ich mich, was sie für einen Handel vorschlagen will? Ich glaube kaum, dass sich Inu Yasha plötzlich für sie entscheiden wird.“

„Das glaube ich auch nicht, Sango. Kagome und er sind viel zu sehr verbunden miteinander. Erinnere dich daran, als es Kagome damals so schlecht ging und sie tagelang bewusstlos war. Inu Yasha schlief ebenfalls in dieser Zeit. Erst als es ihr besser ging, erwachte er aus seinem Schlaf. Wäre sie damals gestorben…“

„…wäre auch Inu Yasha nicht mehr erwacht.“, vollendete plötzlich eine nur allzu bekannte Stimme den Satz von Miroku.

Erschrocken drehten sich die Freunde zum Eingang der Hütte. Im Türrahmen stand Kikyo, dahinter Kaede, die schuldbewusst zu Boden schaute. Man konnte am Gesicht der alten Frau ablesen, dass sie Kikyo eigentlich davon abhalten wollte, zu ihren Freunden zu gehen.

Sango sprang wütend auf:

“Wie lange belauschst du uns schon?“

„Nicht lange, aber lange genug, um zu erfahren, dass Inu Yasha und meine Wiedergeburt Kagome innerlich verbunden sind.“

„Und was willst du nun mit dieser Erkenntnis?“

„Nichts. Aber ich war ebenfalls mit Inu Yasha verbunden. Damals vor fünfzig Jahren.“, antwortete die untote Miko emotionslos.

„Schwester.“, Kaede trat neben sie, „ Die Verbundenheit zwischen euch damals, war eine andere. Du und er, ihr habt euch zwar geliebt, aber euer Band war schwach. Sonst hätte doch Naraku niemals einen Keil zwischen euch treiben können.“

Die Miko schaute erstaunt und wortlos zu ihrer Schwester. Kaede fuhr fort:

„Kagome und Inu Yashas Verbundenheit ist viel stärker. Ich nehme an, dass sie eigentlich schon immer durch deine wiedergeborene Seele verbunden waren. Aber das konnte alles wachsen in der Zeit, die sie miteinander verbrachten.“

„Aber ich habe auch Zeit mit ihm verbracht. Ich habe mich um ihn gekümmert, wegen mir wollte er ein Mensch werden!“, protestierte Kikyo.

„Den Wunsch hat er zurückgestellt. Sein hauptsächlicher Wunsch ist es nun, die Frau zu beschützen die er liebt. Und das ist Kagome.“

„Nur wie konnte das Band zwischen ihnen so stark werden, dass Inu Yasha in einen Schlaf fällt, nur weil Kagome schwer verletzt ist und zwischen Leben und Tod schwebt?“

Kaede schaute von ihrer Schwester zu Sango, Shippou und Miroku. Die Freunde schauten zurück, dann zu Kikyo und dann betreten zu Boden. Sie wussten, wie es die beiden geschafft hatten, ihr Band zu stärken. Doch Kikyo starrte sie weiterhin an. Sie ahnte es ebenfalls, doch sie wollte es von den anderen hören.

„Nun ja, also, weißt du…“, begann Kaede verlegen.

„Die beiden sind doch sehr verliebt ineinander und…“, versuchte es Sango.

„Sie vertrauen sich total, weil sie manchmal…“, murmelte Shippou zu Boden schauend.

„Ich wünschte, Sango und ich wären schon so weit!“, polterte Miroku gerade heraus und fing sich eine schallende Ohrfeige von der Dämonenjägerin ein.

Kikyos Blick verfinsterte sich. Also doch! Ihre Ahnungen wurden bestätigt. Wie konnte ihr der Hanyou das nur antun? Hatte er doch bei ihr damals so unschuldig in solchen Sachen getan. Selbst bei den verhaltenen Umarmungen und Küssen wurde er rot und verlegen. Und nun ließ er es zu. Warum?

„Bitte Schwester. Sei nachsichtig, wenn du auf ihn und Kagome triffst. Sie können doch selber nichts dafür.“, versuchte Kaede die Miko zu beruhigen.

„Was soll ich sein? Nachsichtig?! Ha, sicherlich nicht. Meine Wiedergeburt nimmt mir das Recht auf ein Leben nach dem Tod. Inu Yasha verliebt sich in sie und zusammen tragen sie ihre Beziehung in die Welt. Und das sicherlich mit positivem Ausgang. Nein Kaede, ich werde nicht nachsichtig sein. Außerdem habe ich Inu Yasha einen interessanten Handel vorzuschlagen. Und wenn er schlau ist, wird er ihn besser eingehen.“

Mit diesen Worten drehte sich Kikyo um und verschwand ebenso schnell wie sie gekommen war.

„Was hat sie nur vor?“, murmelte Kaede, die erschrocken von ihrer Schwester war.

„Wahrscheinlich nichts gutes. Sie wird wohl immer noch planen, Inu Yasha in irgendeiner Art und Weise zu verletzen. Und sein schwächster Punkt ist momentan Kagome und sie wird es immer bleiben.“, sagte Miroku ernst.

„Wenn sie doch schon zurück wären.“, jammerte der kleine Kizune traurig und Sango nahm ihn in den Arm.
 

Die Sonne war bereits im Untergang begriffen, als Inu Yasha und Kagome aus dem Knochenfressenden Brunnen stiegen. Ein letztes Mal tauschten sie innige Blicke voller Liebe aus, eine kurze Berührung von Inu Yashas Hand auf Kagomes Wange. Beide merkten, dass sie es jetzt schon vermissen würden. Und Kagome hatte zudem ein schlechtes Bauchgefühl, wenn sie an Kikyo dachte. Aber das hatte sie meistens bei ihr.

„Bist du bereit?“, riss der Hanyou sie aus ihren Gedanken.

„Ja.“, antwortete Kagome und versuchte sich ihre Sorgen nicht anmerken zu lassen, „Lass uns gehen, Inu Yasha. Die anderen warten sicher schon auf uns. Sie und…na du weißt schon.“

Inu Yasha nickte ernst. Auch er dachte mit Unbehagen an das Treffen mit der Miko. Er hätte lieber nach einer Möglichkeit gesucht, um seine Freunde aus dem Mittelalter in die Neuzeit zu holen, anstatt sich jetzt mit Kikyo treffen zu müssen. Was die Frau vorhatte, würde nichts gutes bedeuten. Doch genau wie Kagome sich ihre Sorgen nicht anmerken lassen wollte, versuchte auch Inu Yasha seine Sorgen zu verbergen.
 

Schweigend machten sie sich auf den Weg zum Dorf. Beide hingen ihren Gedanken nach.

Die letzten Stunden bei Kagomes Familie waren wunderschön gewesen. Ursprünglich wollten sie ja schon bei Sonnenaufgang aufbrechen, besser noch davor. Doch die Nacht war so lang geworden. Sie konnten nicht die Finger und Krallen voneinander lassen. Kagome und Inu Yasha hatten unabhängig vom jeweils anderen das Gefühl gehabt, dass ihre Verbindung wieder und wieder gestärkt werden müsste. Deswegen schliefen sie erst am frühen Morgen ein. Und Kagomes Familie bekam von alldem nichts mit. Sie gingen davon aus, dass die beiden wie geplant beizeiten aufgebrochen waren.

Doch stattdessen schliefen beide bis zum Nachmittag. Als sie dann aufwachten und die restlichen Sachen verstauten, waren sie auch noch in einen kleinen Streit darüber geraten, warum Inu Yasha Kagome bei Sonnenaufgang nicht geweckt hatte. Dieser konterte damit, dass er dachte, sie hätte so oder so ihren Wecker gestellt. Über die Streiterei war nochmals eine Stunde vergangen bis sie dann schlussendlich loskamen. Zumindest kamen sie bis zum Brunnen. Bevor Kagome zum Sprung ansetzen wollte, hielt sie der Hanyou zurück.

„Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst. Sie will ja sowieso nur mich treffen und nicht dich.“

„Glaubst du wirklich, ich habe Lust darauf, ihr gegenüber zutreten? Ich komm nur mit, um sicher zu gehen, dass dir nichts passiert.“

„Was soll mir denn schon passieren?“; fragte Inu Yasha perplex.

„Alles mögliche. Sie könnte dich ja irgendwie bewusstlos werden lassen und verschleppen. Und wer rettet dich dann? Da würde ja nur ich in Frage kommen, oder?“

Inu Yasha legte den Kopf schief, seine Ohren zuckten, während er nachdachte. Irgendwie hatte Kagome damit sogar recht, aber das wollte er nicht zugeben und so lautete seine Antwort:

“Ich glaube, ich kann auf mich selber aufpassen.“

„Ach Inu Yasha. Lass mich einfach mit. Hier würde ich eh nicht zur Ruhe kommen vor lauter Sorgen.“

Kagome seufzte schwer, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sprang vor seinen Augen in den Brunnen und durch das Zeitportal. Inu Yasha sprang nur wenige Sekunden später hinterher.
 

Sie erreichten müde die kleine Hütte, die sie immer mit ihren Freunden bewohnten, wenn sie Kaedes Dorf besuchten. Als sie eintraten, wurde Kagome augenblicklich von dem kleinen Kizune angesprungen:

„Kagome, ihr seid wieder da. Ich freu mich so!“

„Hallo Shippou!“, antwortete Kagome etwas müde und der Hanyou strich seinem kleinen Freund über den Kopf.

„Wie geht es deinen Verletzungen?“

„Mach dir keine Sorgen, Inu Yasha, sie sind wieder komplett verheilt. Keine einzige Narbe ist zu sehen.“, munterte der kleine Dämon seinen Freund auf.

„Das ist gut. Es tut mir immer noch leid.“, seufzte der Hanyou, verschloss die Tür vorsorglich und ließ sich neben Miroku und Sango an der Feuerstelle nieder.

Kagome nahm neben ihm Platz und der kleine Kizune machte es sich mit einem Lolli, den sie ihm aus ihrem Rucksack gegeben hatte, auf ihrem Schoß bequem. Miroku und Sango freuten sich ebenfalls, ihre Freunde wieder zusehen. Schon im Vorfeld hatten sie sich ausgemacht, dass sie kein Wort über Kikyo verlieren würden. Nicht solange Kagome und Inu Yasha nicht selber mit dem Thema anfingen würden.

„Wie war es bei deiner Familie, Kagome?“, fing Miroku an.

„Schön, sie haben sich natürlich gefreut, mich wieder zu sehen. Naja, nur mein Großvater war wieder etwas frustriert, weil Inu Yasha mit war.“, grinste die Angesprochene.

„Keh, der Alte wird sich nie an mich gewöhnen können.“

„Vielleicht solltest du ihm etwas mehr Zeit geben, Inu Yasha.“, riet der Mönch, während er aufstand und die Tür mit ein paar Bannzetteln versiegelte.

„Wieviel Zeit denn noch? Schon am Anfang, als ich Kagome das erste Mal in ihrer Zeit aufsuchte, mochte er mich nicht. Und nun ist ja auch noch alles doppelt und dreifach kompliziert. Für ihn bin ich nicht nur ein Hanyou, nein, ich bin in seinen Augen ein vollwertiger Yokai, der seine Enkelin schändet.“

„Also so schlimm ist es ja nun auch nicht.“, kicherte Kagome.

„Findest du?“

„Ja. Er versucht ja auch, sich zurück zuhalten.“, zwinkerte sie, „Ach Miroku, warum eigentlich die Bannzettel?“

Nun schaute auch Inu Yasha zur Tür und dann zurück zu seinen Freunden, die nur Blicke austauschten.

„Wir wollten das Thema eigentlich noch vermeiden.“, begann Sango, „Aber nachdem Kikyo heute Mittag bei uns in der Hütte aufkreuzte, und Miroku sie auch die letzten Nächte hier bei uns in der Nähe gespürt hat, dachten wir, es wäre nicht schlecht, einen Bannkreis gegen sie aufzulegen. Zwar ist sie auch eine Miko, aber auch tot.“

„Hat sie versucht, euch anzugreifen?“, hakte Inu Yasha nach.

„Nein. Aber sie war ziemlich aufdringlich. Wollte alles über eure Beziehung wissen und warum euer Band so stark ist und ihres mit dir damals nicht.“, plapperte Shippou los.

Kagome schaute ihn verwirrt an:

“Warum wollte sie das wissen?“

„Das hat sie uns auch nicht gesagt.“, antwortete ihr Sango.
 

Inu Yasha schwieg. Er wusste, wie sich das Band zu Kagome verstärkt hatte und alle anderen wussten es im Grunde auch. Sicherlich würde die Miko ihm bei ihrem Treffen die Schuld dafür geben, dass ihr Band damals vor fünfzig Jahren nicht so stark war. Doch was konnte er schon dafür? Damals war er eben noch nicht so weit. Kikyo war der erste Mensch, den er wirklich liebte. Mal abgesehen von seiner Mutter. Wie sollte er damals etwas von der Liebe wissen. Sicher, er konnte es sich denken. So dumm war er ja nicht. Aber er und Kikyo waren damals sowieso nicht lange zusammen gewesen, bevor sich der Mistkerl von Naraku eingemischt hatte.

Natürlich hat er damals Kikyo vertraut. Aber am Ende eben auch nicht. Sonst hätte Narakus Plan nie aufgehen können. Und vielleicht wären sich er und Kikyo einige Zeit später doch noch näher gekommen. Vielleicht.

Doch es waren seitdem fünfzig Jahre vergangen. Sie hatte ihn damals fälschlicherweise an den Heiligen Baum gebannt und war danach gestorben. Kagome hatte ihn befreit. Hatte an seiner Seite gekämpft. Tat es immer noch. Ihr war es von Anfang an egal, wofür er das Shikon no Tama brauchte. Sie hatte auch keine Angst davor, wenn er ab und an bei einem Kampf mal zu einem vollwertigen Yokai wurde. Sie stand immer zu ihm. Wollte ihn zu nichts überreden. Wollte ihn nicht dazu bewegen, ein Mensch zu werden.

Ganz im Gegensatz zu Kikyo. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie stundenlang am See auf ihn eingeredet hatte, dass er doch mit Hilfe des Shikon no Tama ein Mensch werden solle. Denn laut ihren Worten hätten sie nur dann eine Chance auf ein ganz normales Leben zu zweit gehabt.

Aber Inu Yasha wusste mittlerweile, dass das nicht stimmte. Denn auch als Hanyou konnte er ein ganz normales Leben mit Kagome führen. Oder sie würden es führen, wenn der Kampf gegen Naraku irgendwann vorbei sein würde und das Juwel wieder vollständig wäre.

Dann schmunzelte der Hanyou ein wenig. Er dachte an die letzten Tage zurück. Da konnten er und Kagome schon einmal ein wenig schnuppern, was das normale Leben betraf. Es hat ihm gefallen. Er wollte so schnell wie möglich mehr davon.
 

„Hey Inu Yasha!“

Der Hanyou wurde aus seinen Gedanken gerissen und schaute geradewegs in die braunen Augen Kagomes.

„Was?“

„Wo warst du denn gerade mit deinem Kopf? Du hast so verträumt gegrinst und uns gar nicht mehr beachtet geschweigedenn zugehört.“

„Oh tut mir leid. Worum ging’s?“, er schaute aufmerksam in die Runde und in das Gesicht von Miroku.

„Um deine Exfreundin. Wir fragten uns, was sie für einen Handel morgen vorschlagen könnte.“

„Oh, wahrscheinlich will sie mich erpressen. Ich weiß zwar nicht mit was, außer mit dem Wissen über meine Beziehung zu Kagome, aber ansonsten hätte sie nicht viel davon.“, überlegte Inu Yasha laut.

„Vielleicht will sie das Wissen darüber an Naraku weitergeben?“, fügte Kagome hinzu.

„Aber warum? Sie will ihn ja auch vernichten. Und außerdem ist Kohaku bei ihr. Sie wird ihn sicherlich nicht Naraku ausliefern, wenn er doch einen Splitter des Shikon no Tama bei sich trägt. So herzlos ist sie nun auch wieder nicht.“

Kagome sah ihn an. Er klang ziemlich überzeugt von dem, was er sagte. Und er hatte ja auch Recht. Doch was wollte sie dann von ihm? Ihr fiel kein plausibler Grund ein. Dafür war sie auch einfach zu müde. Sie gähnte laut und streckte sich.

„Seid mir nicht böse, aber ich werde jetzt schlafen. Irgendwie kam ich bei mir nicht dazu.“, grinste sie, während sie ihren Schlafsack ausrollte.

Die Augen der Freunde wanderten von ihr zu Inu Yasha. Der schaute nur genauso grinsend wie Kagome zurück.

„Was denn? Wir haben halt nur da die Möglichkeit. Ihr seid hier ja immer mit dabei. Also nutzen wir es eben aus. Vor allem du lustgeiler Mönche müsstest es doch verstehen.“

„Warum denken das immer alle von mir?“, seufzte Miroku.

„Weil du immer den Frauen an den Po grabschst?!“, kam die trockene Retourkutsche von Sango.

Kagome und Inu Yasha kicherten nur leise, bevor der Hanyou wieder ernst wurde.

„Sag mal Miroku, wie stark sind die Bannzettel?“

„Sehr stark. Kaede und ich haben sie zusammen besprochen. Sie sollten also einiges aus- und abhalten. Warum?“

„Darum!“, Inu Yasha hob Shippou aus Kagomes Schlafsack und drückte ihn Sango in die Arme, „Heute Nacht schläfst du da.“

Dann legte er sich neben Kagome, als sie sich in den Schlafsack gekuschelt hatte.
 

Der kleine Kizune schaute verdutzt zu Sango rauf und dann zu Miroku. Alle drei waren überrascht über die Reaktion. Natürlich ahnten sie, warum beide so handelten. Aber das sie sich im Grunde einfach nur auf ein paar Bannzettel verließen, obwohl eine starke Miko wie Kikyo in der Nähe war, war mehr als nur verblüffend.

Anscheinend war es beiden total egal, dass sie Kikyo wahrscheinlich spüren konnte und wusste, wie nah sie die beiden gerade waren.

Nach kurzer Zeit der Überraschung legten sich dann aber auch Sango und Shippou hin und der Mönch setzte sich ans Feuer und sprach noch weitere Sprüche zur Verstärkung der Bannzettel. Man konnte schließlich nicht vorsichtig genug sein, wenn der Hanyou so töricht wurde.

Doch kurz danach schlief auch er an dem noch leise vor sich hin loderndem Feuer ein.
 

Kagome und Inu Yasha lagen still nebeneinander. Versonnen strich er ihr durch das Haar. Beide waren glücklich über die Bannzettel. So konnten sie noch ein wenig mehr Zweisamkeit genießen, auch wenn ihre Freunde in der Nähe lagen.

„Ich dachte, du bist müde.“, flüsterte Inu Yasha.

„Bin ich auch, aber ich kann nicht schlafen.“

„Wie meistens in der letzten Zeit. Was ist denn los Kagome?“

Kagome wich seinem eindringlichen Blick aus und schaute zur Holzdecke. Sie wollte nicht wieder den Albtraum erleben wie die letzten Nächte zuvor. Er raubte ihr zu viele Nerven.

„Kagome?“

Ihr Blick kam wieder zurück zu dem Hanyou:

“Ich träume in letzter Zeit nur Blödsinn. Doch immer kurz vor dem Ende wache ich auf. Das macht mir ein bisschen Angst.“

„Du musst doch keine Angst haben, Dummkopf. Solange ich bei dir bin, wird dir nichts passieren. Das habe ich dir doch schon einmal versprochen.“

„Ich weiß!“, nickte das Mädchen.

„Na also, dann mach jetzt die Augen zu. Ich werde dich auch im Traum beschützen.“, flüsterte Inu Yasha, und strich ihr weiter behutsam und zärtlich über ihre Haare. Solange bis sie tatsächlich eingeschlafen war. Ihr Atem ging ruhig und entspannt. Er lächelte sie an, hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. Sein letzter Gedanke galt dem morgigen Treffen mit Kikyo, dann fiel auch er in einen traumlosen Schlaf.

Klärende Gespräche

Der Hanyou wachte früh auf und ging unbemerkt von den anderen zu dem alten Heiligen Baum. Er wusste instinktiv, dass er da auf die untote Miko Kikyo treffen würde. Ihren Geruch, den er schon seit ewiger Zeit kannte und in der feinen Nase hatte, roch er schon meilenweit gegen den Wind.

Es dauerte nur wenige Schritte und Minuten bis er den Baum erreicht hatte.

„Kikyo, wo bist du?“, rief er in seine unmittelbare Umgebung.

„Hier bin ich.“, kam die Antwort und die Miko trat aus dem Wald heraus,

„Ich musste lange auf dich warten, Inu Yasha.“

Inu Yasha war misstrauisch. Natürlich was er das schon immer gewesen, aber nun kam auch noch die Wut darüber hinzu, dass er nun das schöne normale Leben in Kagomes Welt und bei ihrer Familie aufgeben musste, um sie zu treffen.

„Was willst du von mir?“, knurrte er.

„Warum so wütend? Freust du dich denn gar nicht, mich wieder zu sehen? Nach so langer Zeit treffen wir uns endlich wieder. Nur wir zwei. Wie in alten Zeiten.“

„Quatsch nicht dumm rum. Sag mir was du willst!“

„Kannst du dir das nicht denken?“

„Nein, ich habe nicht die geringste Ahnung.“

„Wo hast du denn deine Liebste gelassen?“

Inu Yashas Ohren zuckten. Seine Liebste? Kagome?! Ihm war klar, worauf die Miko hinaus wollte. Sie wusste ja von der Beziehung der beiden.

Und auch Kikyo war es nicht entgangen, dass er auf diesen Satz anschlug und lachte höhnisch auf:

„Hast du wirklich geglaubt, ich würde nicht mitbekommen, dass du und meine Wiedergeburt zueinander gefunden habt?“

„Wie hast du davon erfahren?“, hakte der Hanyou nach. Er selbst wusste genau, dass es eigentlich unmöglich war, davon zu erfahren. Er und Kagome waren äußerst vorsichtig gewesen. Oder etwa doch nicht?

„Das spielt doch keine Rolle oder? Ich weiß es eben. Nur war ich doch gestern erstaunt bei meinem Besuch in eurer Hütte. Euer Band ist stärker als unseres damals. Das du soweit gehen würdest, dass hätte ich nicht erwartet. Bei mir damals warst du so schüchtern. Und nun hast du dich so gewandelt und gehst diesen Schritt.“

„Und was interessiert dich das?“, schnauzte Inu Yasha sie an, „Es geht dich einen feuchten Dreck an, was ich tue, wen ich liebe und mit wem ich mein Leben verbringen will. Und nun sag mir gefälligst, was du von mir willst!“

Kikyo kam näher und stand nur weniger Zentimeter vor Inu Yasha, der zurück wich.

„Was willst du von mir, Kikyo?“, knurrte er erneut. Nun bedrohlicher.

„Ich will, dass du mir hilfst, Naraku zu vernichten!“

„Warum sollte ich dir helfen? Du hast doch Sangos Bruder Kohaku.“

„Er ist noch ein Kind und außerdem ist er nicht mehr bei mir.“

„Wie er ist nicht mehr bei dir? Wo ist er denn?“, fragte Inu Yasha verblüfft.

„Er ist bei deinem großen Bruder.“

„Er ist bei Sesshomaru? Warum?“

„Weil ich es so wollte. Ich kann ihn nicht wirklich beschützen und deinem Bruder war es egal. Außerdem ist ja auch ein weiteres Kind mit ihm unterwegs. Und so hat Kohaku auch wieder Umgang mit Menschen.“

„Und nun soll ich dir also helfen. Was habe ich davon?“

„Deine Rache an Naraku und womöglich das komplette Shikon no Tama Und ich meine, dass muss dir doch noch immer wichtig sein.“

„Wie man es nimmt.“, Inu Yasha wich ihrem Blick aus. Innerlich gab er zu, dass er sich immer noch an Naraku rächen wollte. Und auch das Shikon no Tama sollte komplett sein

Er wollte sich rächen für das, was er ihm und Kikyo vor fünfzig Jahren angetan hat. Aber das war nicht mehr alles in seinem Leben. Er wollte auch seine Freunde und allen voran Kagome beschützen. Nur deshalb war er noch im Mittelalter.

„Mach es allein.“, sagte er nach einer Weile wortlos.

„Was?“

„Ich werde dir nicht helfen. Ich sehe keinen Grund dafür, meine Freunde zu verlassen.“, mit diesen Worten wandte er sich ab und wollte gehen.

„Das wird dir noch leidtun, Inu Yasha!“, rief ihm die Miko hinterher.

Der Hanyou drehte sich um und war mit einem Satz blitzschnell bei ihr. Ganz nah.

„Was willst du damit sagen?“, knurrte er.

„Ich werde meine Rache an Naraku bekommen und den Juwel.“, sie strich unberührt von seinem Knurren über seine Wange.

„Ohne mich. Jeder geht seinen eigenen Weg. Und nun lass dich hier nie wieder blicken! Ich will dich nicht mehr sehen.“

Endgültig drehte er sich um und ging zurück ins Dorf.
 

Kikyo schaute hinter ihm her, während ihre Seelenfänger um sie herum schwebten.

„Du wirst mir helfen Inu Yasha, ob du willst oder nicht. Dafür werde ich sorgen.“

Sie wusste ja, dass es schwer sein würde, ihn zu überzeugen. Aber das nicht einmal das Argument der Rache funktioniert. Sich konnte sich keinen Reim darauf machen. War es ihm denn so egal geworden, sich an ihrem ärgsten Feind zu rächen? Alles nur wegen ihrer Wiedergeburt?

Das musste Kagomes Werk sein! Sie musste ihn charakterlich vollkommen umgekrempelt haben. Anders konnte sie es sich nicht erklären. Als sie und Inu Yasha vor gut fünfzig Jahren zusammen kamen, galt es für ihn nur, ein vollwertiger Yokai zu werden. Nachdem Kagome ihn von seinem Bann erlöst hatte und die Wahrheit über Naraku ans Licht kam, war ihm die Rache an Naraku ebenso wichtig, wie ihr selbst. Doch jetzt, nach einigen Monaten, war Inu Yasha voll und ganz verändert.

„Ich möchte wissen, ob er für sie auch ein Mensch werden will. Oder doch noch ein Yokai.“, murmelte sie zu ihren schlangenförmigen Gefährten, „Ob das eine oder andere ihre Gefühle füreinander beeinträchtigen würde.“

Sie wandte sich vom Anblick des Dorfes ab.
 

Inu Yasha kehrte wütend zur Hütte zurück, um mitten in das Frühstück zu platzen. Seine Freunde schauten erschrocken auf. Zwar konnten sie sich denken, wo er hin war, aber er überraschte sie immer, wenn er so plötzlich wieder im Raum stand. Auf leisen Sohlen konnte er einfach perfekt schleichen. Sein Blick sprach Bände und Kagome stand auf und ging zu ihm. Ohne ein Wort zu sprechen, mit dem Ausdruck in seinen Augen, verstand Kagome sofort. Sie ging an ihm vorbei ins Freie und er folgte ihr, beide setzten sich vor die Hütte.

„Es lief nicht gerade erfolgreich, oder?“, fing Kagome leise sprechend an.

„Nein.“

„Was war es für ein Handel.“

„Sie wollte, dass ich ihr helfe beim Vernichten von Naraku. Als Gegenzug bot sie mir an, mir das Shikon no Tama zu überlassen, wenn es wieder vollständig ist.“

„Aber für den Juwel bin ich doch zuständig. Zumindest dachte ich das bis gerade eben.“

„Das ist ja auch so. Ich habe auch abgelehnt und ihr gesagt, dass sie es alleine machen soll.“

„Du hast ihr geraten, sich an Naraku zu rächen. Aber Sangos Bruder ist doch auch bei ihr.“, entfuhr es Kagome. So laut, dass beide es Poltern hören konnten und Sango aufgebracht hinter ihnen auftauchte.

„Was?!“

„Beruhige dich Sango. Er ist nicht mehr bei ihr. Sie hat ihn weggeschickt.“

„Wohin?“, die Dämonenjägerin war vollkommen neben der Spur.

„Sie ist auf meinen Bruder getroffen. Kikyo dachte halt, dass er da besser aufgehoben sein würde. Und da hat er auch Kontakt zu anderen Menschen. Also zumindest zu dem Mädchen, was mit ihm rumreist.“

„Ach so, bei Sesshomaru. Okay, gut, dann muss ich mir ja nicht wirklich Sorgen machen. Dein Bruder ist schließlich auch ein starker Dämon.“, sie wandte sich wieder ab und ließ die beiden wieder alleine.

„Sie hat das aber schnell akzeptiert.“, wunderte sich der Hanyou.

„Naja, es stimmt ja auch, dass er da nun mal sicherer ist als bei Kikyo. Und deinen Bruder ist es doch am Ende sowieso egal. Wenn man es recht bedenkt, ist Sangos Bruder ja auch schon tot, ihn hält nur noch ein Juwelensplitter am Leben. Er stellt keinerlei Belastung für deinen Bruder da, wenn ich das richtig verstanden habe.“, erklärte ihm Kagome.

Inu Yasha schwieg derweil. Kagome lag richtig. Und auch er war ein bisschen froh, dass Kikyo Sangos Bruder aus dieser Sache versuchte herauszuhalten. Oder ihn zumindest ein wenig mehr zu beschützen. Er wusste, dass sein Bruder Sesshomaru stark war, als vollwertiger Yokai besaß er mehr Macht, als der Hanyou und die Miko zusammen. So musste sich auch Sango weniger Sorgen um ihren kleinen Bruder machen. Im Grunde war für alle bestens gesorgt.

Außer für ihn selbst. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er an die Berührung von Kikyos Hand auf seiner Wange dachte. Es war nicht länger als eine Stunde her und noch immer konnte er ihre Handfläche spüren. Ihr Geruch lag ihm immer noch in der Nase. Dabei war er fertig mit ihr. Warum konnte sie ihn einfach nicht in Ruhe lassen?
 

Kagome entging es nicht, dass Inu Yasha abwesend auf die Felder des Dorfes starrte. Sie konnte es nicht leiden, wenn er so war. Und das war er immer nach den Treffen mit der untoten Miko. Eifersucht stieg in ihr auf. Dummer Eifersucht die gar nicht sein musste. Sie wusste, dass Inu Yasha sie liebte und schließlich kehrte er ja auch von jedem Treffen zurück zu ihr. Aber warum musste er sich dann jedes Mal so dämlich verhalten?!

Schnaubend stand sie auf.

„Na dann wäre ja jetzt alles geklärt. Ich werde noch ein wenig frühstücken.“, sie drehte sich auf dem Absatz um und machte Anstalten, in die Hütte zu gehen.

„Hey was hast du denn auf einmal? Warum schnauzt du mich so an?“, der Hanyou war ebenfalls mit einem Satz auf den Beinen und hielt sie am Handgelenk fest.

„Ach es ist doch immer das gleiche mit dir. Sobald du Kikyo getroffen hast, verhältst du dich total albern und kannst mir nicht in die Augen schauen.“

„Das stimmt doch gar nicht.“

„Ach so? Und warum stierst du dann gerade auf die Holzdielen?“

„Du verstehst das falsch, Kagome. Außerdem bin ich zurückgekommen, so wie ich es dir versprochen habe.“

Kagome machte sich los und ging in die Hütte, er folgte ihr.

„Ja ganz prima Inu Yasha. Du hast den Weg zurück gefunden. Danke Kikyo, dass du ihn hast gehen lassen. Dafür verhältst du dich jetzt aber wie ein kompletter Vollidiot.“, schnauzte Kagome.

Ihre Freunde schauten erstaunt auf. Vor ihnen stritten sich der Hanyou und die wiedergeborene Miko gerade ausgiebig und leidenschaftlich.

Inu Yasha versuchte erst Kagome zu beruhigen. Als das nichts half, wurde auch er laut und beleidigend.

Aber Kagome stand ihm in nichts nach. Sie drohte ihm damit, ihn eigenhändig zu Kikyo zu schleifen, wenn er nicht mehr zu Verstand kommen würde.

So flogen die Worte noch eine Weile hin und her und schlussendlich stand Kagome wortlos und mit bösem Blick auf und ging erhobenen Hauptes stolz zur Hütte hinaus.
 

„Ähm, Inu Yasha, was war das denn gerade?“, Miroku schaute den Hanyou an.

„Nichts. Nur eine Meinungsverschiedenheit.“, knurrte dieser.

Shippou wollte etwas sagen, behielt es nach einem Kopfschütteln von Miroku aber für sich und löffelte seine Supper weiter, bevor er sich sein Malbuch schnappte, was Kagome ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Sango flüsterte ihm etwas zu und ging dann hinaus, um ihrer Freundin zu folgen.

Um den Hanyou ein wenig abzulenken von dem vorangegangen Streit, schlug Miroku ihm vor, dass sie lieber mal einen Plan gegen Naraku ausarbeiten sollten. Welche Techniken Tessaigas Inu Yasha nutzen könnte. Der Hanyou war sofort abgelenkt und war wieder mit dem ganzen Kopf bei der Sache.
 

Sango fand Kagome auf einer abfallenden Wiese am Rande des Dorfes sitzen. Leise setzte sie sich neben sie. Zuerst schwiegen sie, doch dann war Sangos Neugierde einfach zu groß:

“Was war denn bei euch gerade los?“

„Nichts. Nur das übliche eben, wenn Inu Yasha von einem Treffen mit Kikyo zurückkehrt. Er konnte mir nicht mal in die Augen schauen. Mir, der Frau die er angeblich liebt. Ich wette, dass er Kikyo in die Augen sehen konnte.“

„Ach Kagome. Du kannst aber auch ganz schön eifersüchtig sein. Fast schon so sehr wie Inu Yasha es auf Kouga ist.“

„Hrmpf, ist doch gar nicht wahr.“

„Oh doch, ist es. Weißt du, du machst dir viel zu viele Gedanken um Kikyo und die ehemalige Beziehung zwischen den beiden. Immerhin hat er sich doch für dich entschieden. Ihr seid bei jedem Neumond in deiner Epoche. Und das meistens für drei bis vier Tage. Ihr seid so vertraut im Umgang miteinander. Selbst wenn ihr versucht, eure Beziehung zu verstecken, ahnt man es, wenn man euch lang genug kennt. Ich gebe ja zu, dass es selbst mir nicht entgeht, wie liebevoll ihr euch geradezu umschlingt, wenn wir mal eine Hütte zum Übernachten haben. Inu Yasha liest dir jeden Wunsch von den Augen ab. Ihr braucht nicht einmal etwas zu sagen, ihr wisst immer, was der andere gerade will. So wie vorhin, als er wieder gekommen ist. Jede kleine Bewegung von euch drückt Liebe aus.“

„Meinst du, dass es Kikyo wirklich eher zufällig herausgefunden hat? Das sie es gespürt hat, weil ich ihre Wiedergeburt bin.“

„Wahrscheinlich. Du hättest sie sehen müssen, als sie gestern hier auftauchte. Als wir ihr schonend beibrachten, wie und warum euer Band der Verbundenheit so stark ist. Sie war mindestens genauso eifersüchtig wie du gerade eben.“

„Ehrlich?“

„Ja. Und ehrlich, ich bin es ja auch.“, kicherte Sango verlegen und eine Röte überzog ihre Wangen.

„Warum?“

„Na du und Inu Yasha seid schon so weit in eurer Beziehung. Und außer einem Kuss kam bei mir und Miroku noch nicht viel bei rum.“

Kagome musste lachen. Sie fand es niedlich, wie sich ihre beste Freundin trotz der ganzen Gefahren um sie herum und dem Kampf mit Naraku noch Gedanken um ihre Liebe zu einem Mönch machte.

„Sango, bei mir und Inu Yasha hatte sich das damals einfach so ergeben. Der Moment passte einfach. Meine Familie war nicht da und ich war immer noch ein wenig sauer und angeschlagen von eurem gescheiterten und ziemlich bescheuerten Versöhnungsplan. Und Inu Yasha war einfach da und kümmerte sich um mich. Im Nachhinein denke ich auch, dass es vielleicht länger gedauert hätte bis zu diesem Schritt, wenn Inu Yasha und ich uns unter normalen Umständen in meiner Epoche kennen gelernt hätten. Glaub mir, da hätte ich ihn nicht so schnell heran gelassen.“

„Hm, darf ich dich noch etwas fragen?“

Kagome nickte lächelnd.

„Nur bei Neumond wenn Inu Yasha ein Mensch ist?“

Kagome schaute sie an. Sie war etwas perplex über diese Frage und schüttelte den Kopf.

„Also auch wenn er ein Halbdämon ist?“, Sango klang leicht schockiert und überrascht zu gleich, „Ist es da nicht brutaler und schmerzhafter? Er hat doch dann viel mehr Kraft. Und seine Krallen und die Reißzähne.“

„Nun, ich habe mich daran gewöhnt. Für mich gibt es da keinen Unterschied mehr. Und außerdem habe ich mich ja in den Hanyou Inu Yasha verliebt und nicht in den Menschen Inu Yasha. Ich nehme es also in Kauf.“

„Du bist echt mutig.“

„Nicht der Rede wert.“, grinste Kagome, „Wie lange möchtest du noch warten. Ich meine, Miroku wäre es sicherlich egal oder?“

Sango schaute geradeaus. Sie musste an ihr Gespräch damals mit Miroku denken, als sie ihm sagte, dass sie ihn liebe. Beide hatten sich darauf geeinigt, dass sie warten würden, bis der Kampf gegen die Feinde endgültig vorbei sein würde. Doch wenn Sango ihre Freundin so reden hörte, musste sie zugeben, dass sie manchmal auch schon daran dachte, es einfach zu wagen. Einmal im Monat wenn Kagome und Inu Yasha in der Neuzeit waren, hätte sie ja Gelegenheit dazu. Doch im Grunde war sie viel zu schüchtern:

“Wir wollen noch warten. Wir sind uns beide zwar sicher, aber jetzt und hier ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ihr könnte ja wenigstens in deine Zeit gehen. Aber wir sind hier und da ist auch Shippou. Dem armen Kerl möchte ich Mirokus Brunftgeschrei nun nicht antun.“

Kagome musste lachen. Sie verstand voll und ganz was Sango meinte und war zugleich glücklich darüber, welchen Vorteil sie und Inu Yasha doch hatten bezüglich ihres Liebeslebens.
 

Die Freundinnen waren immer noch in ihre Unterhaltung vertieft, als plötzlich der Kizune Shippou auftauchte und völlig außer Atem rief:

„Kagome, komm mit. Irgendwas stimmt nicht mit Inu Yasha.“

Kagome und Sango sprangen sofort auf und liefen zusammen mit dem Kizune zurück zur Hütte. Als sie dort ankamen, kam ihnen schon Miroku entgegen.

„Miroku, was ist passiert? Wo ist Inu Yasha?“, fragte Kagome völlig außer Atem.

„In der Hütte.“

„Aber warum hast du einen Bannkreis um sie errichtet?“

„Deswegen.“, der Mönch zeigt auf die Hütte, die hin und her schwankte und bei der schlussendlich das Dach in zwei Teile gerissen wurde.

Kagome musste zweimal hinsehen. Das konnte nicht wahr sein. Warum war das passiert? Sie wollte zurück weichen, doch sie übersah eine Wurzel und stürzte. Sango wollte ihr helfen, doch Miroku hielt sie zurück:

“Nicht, wenn er jemand nie und nimmer töten würde, dann sie. Bei dir wäre ich mir nicht so sicher.“

Sango schaute ihn entsetzt an und dann zu ihrer Freundin. Kagome rieb sich den Kopf und als sie aufschaute, blickte sie geradewegs in zwei rote dämonische Augen.

Verfluchter Traum

Kagome war sprachlos, als sie in das dämonisch Gesicht von Inu Yasha schaute. Wie war das möglich?

„Inu Yasha, was ist mit dir passiert?“

„Ich weiß es nicht.“, schrie er geradezu mit einer tiefen Stimme heraus, „Ich hab plötzlich mein Blut kochen gespürt. Und dann….aaaaargh….“

Er sprang ein paar Meter zurück, fasste sich an den Kopf und warf diesen in den Nacken. Die Schmerzen durchströmten und verschlangen ihn regelrecht. Er wusste nicht wohin mit seinem Körper. Alles zuckte und pochte und er zitterte am ganzen Leib. Von fern nahm er die besorgten Schreie von seinen Freunden wahr. Doch er war nahezu blind vor Schmerz. Die Konturen konnte er nur erahnen. Seine Sinne waren vollkommen benebelt.

„Inu Yasha! Inu Yasha komm zu dir!“, das war eindeutig Kagomes Stimme, die da zu ihm durchdrang. Wo war sie? Er konnte sie nirgends erkennen.

„Wo bist du Kagome? Ich kann dich nicht…aaargh!“, eine Welle neuen Schmerzes übermannte ihn. Verzweifelt wandte er sich hin und her, fasste sich immer und immer wieder an den Kopf und schüttelte seine silbrig-weiße Mähne. Wo war Kagome? Er konnte sie dumpf hören, aber nicht riechen trotz seiner momentan sehr ausgeprägten Dämoneninstinkte.
 

Kagome rannte ihm entgegen. Sie war vollkommen verwirrt und konnte sich nicht erklären, warum Inu Yashas Dämonenblut so plötzlich die Oberhand gewinnen konnte. Schließlich trug er immer noch Tessaiga bei sich, das Schwert was ihn in Gefahrenmomenten Schutz geben und sein Blut beruhigen sollte. Doch es tat nichts dergleichen. Es hing einfach nur an ihm rum. Kagome konnte es einfach nicht verstehen.

Der ehemalige Hanyou schrie herum, ihr schien es, als wäre er erblindet.

„Inu Yasha, beruhige dich doch!“, schrie sie verzweifelt und rannte ihm weiter entgegen. Doch er schon schien sie gar nicht zu hören. Er wütete herum, krallte die Hände mit seinen Klauen in seine Haare und schüttelte wie von Sinnen den Kopf, bevor er die Hände zu Fäusten ballte und in die Erde rammte. Er tat dies immer und immer wieder.

Wie gern wollte sie ihn in die Arme schließen. Doch sie kam nicht an ihn heran. Im Gegenteil; je näher sie ihm kam, desto weiter wich er von ihr zurück.
 

Inu Yasha konnte vor Schmerzen immer noch nichts sehen. Und Kagomes Stimme wurde immer leiser und entfernte sich zunehmend von ihr. Er war wie in einem Rausch. Instinktiv spürte er, wie er um sich schlug. Und obwohl der Yokai in ihm die Kontrolle mehr und mehr übernahm, spürte ein kleiner menschlicher Teil in ihm, dass er immer noch in der Nähe seiner Freunde war. Viel zu nahe.

Mit einem Satz sprang er auf und verschwand im Wald in Richtung des Heiligen Baumes.

Er spürte, dass ihn seine Beine mit einem Schlag fiel schneller trugen. Es dauerte nur Sekunden bis er am Baum war und blind vor Wut auf ihn eindrosch.
 

Kagome lief ihm trotz der Warnungen seiner Freunde hinterher. Wie konnte sie ihn nur wieder zurückholen?

Sie hörte, wie es dumpfe Schläge hagelte und folgte dem Geräusch. Es brachte sie geradewegs zu dem Yokai Inu Yasha.

„Inu Yasha, stopp!“

Der Genannte drehte sich um und wurde von Kagome gegen den Baum gedrückt. Er war so überrascht, dass er sich nicht wehren konnte. Stattdessen ließ er es geschehen und merkte, wie sein Herz langsamer schlug. Doch sein Blut kochte noch immer.

„Kagome, geh!“

„Nein, das werde ich nicht tun.“, das Mädchen drückte sich so fest es konnte an die Brust ihres Geliebten, „Ich lass dich hier jetzt nicht alleine!“

„Kagome, ich bin gefährlich. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle!“, er bettelte sie an.

„Du hast dich unter Kontrolle, schließlich lebe ich noch.“

Inu Yasha schaute sie mit seinen roten Augen an. Sie hatte so Recht. Sie lebte noch und beruhigte ihn gleichzeitig durch ihre Anwesenheit. Doch warum verwandelte er sich dann nicht zurück?

„Osuwari!“, brüllte mit einem Male Kagome und der Yokai ging zu Boden.

Still blieb er liegen. Kagome dachte schon, er wäre bewusstlos geworden, doch dann rappelte er sich auf.

„Was sollte das?“, fragte der sich mit einem Schlag wieder stehende Inu Yasha. Doch statt einer Antwort bekam er nur einen schockierten Blick von Kagome.

„Inu Yasha, du bist immer noch…“, stotterte sie.

Er schaute an sich runter, sah die immer noch viel zu langen Klauen an seinen Händen. Warum?

„Ich bin immer noch ein Yokai.“, flüsterte er und sackte augenblicklich wieder auf den Boden, „Aber warum? Warum hat dein ‚Osuwari!’ nichts gebracht?“

Verzweifelte sank Kagome vor ihm zu Boden. Sie wusste auch keine Antwort darauf. Normalerweise half es doch immer. Wenn schon nicht Tessaiga half, dann musste es doch der Bannspruch tun. Sie war den Tränen nahe.
 

„Kagome! Inu Yasha!“, ertönten die Stimmen der Freunde. Atemlos kamen sie zum stehen. Miroku spürte als erster, dass keine wirkliche Gefahr mehr von Inu Yasha ausging.

„Alles in Ordnung mit dir, Inu Yasha?“, fragte er.

„Sehe ich so aus, als wäre alles in Ordnung? Ich bin immer noch ein Yokai und selbst Tessaiga und Kagomes Bannspruch konnten mich nicht mehr in einen Hanyou zurückverwandeln. Nein, es ist nichts in Ordnung Miroku!“, schrie Inu Yasha.

„Aber wie ist das möglich. Wir befanden uns doch in keinerlei Gefahr.“, schluchzte Kagome und Shippou und Sango sprangen ihrer Freundin zur Seite, um sie zu trösten.

„Ich weiß es nicht. Ich saß mit Miroku am Feuer und besprach noch einmal den Handel mit Kikyo, als mein Blut plötzlich zu Kochen anfing. Und ehe ich es mir versah, war Miroku raus gerannt, was ich jetzt natürlich nachvollziehen kann, und ich sprang durchs Dach als Yokai.“, murmelte Inu Yasha und nahm Kagomes Hand.

Sie schaute auf und konnte ohne ein weiteres Wort die ganze Verzweiflung des Yokais in seinen Augen lesen.

Er wollte kein Yokai sein. Er wollte wieder er selbst sein. Sie stand auf und klopfte sich den Staub von ihrem Rock, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Komm Inu Yasha, ich werde deine Wunden reinigen.“, sie reichte ihm die Hand und zog ihn hoch.

Still sahen sie sich an und ohne ein weiteres Wort gingen sie in Richtung Fluss.
 

Die Freunde sahen ihnen nach.

„Sie ist ganz schön mutig!“, befand Shippou.

„Sie weiß wahrscheinlich, dass er ihr nie etwas antun würde.“, meinte Sango lächelnd zu dem kleinen Kizune.

„Woher weiß sie das denn? Immerhin war und ist Inu Yasha gerade ein sehr gefährlicher und nicht zu unterschätzender Yokai.“

„Sie weiß es einfach, weil sie ihn liebt. Und er würde ihr nie etwas tun aus demselben Grund. Außerdem scheint seine Kette ja immerhin noch etwas zu wirken. Zwar hat er sich nicht zurück verwandelt, aber immerhin beruhigt. Das ist besser als nichts. Wir sollten zurückkehren und das Dach reparieren. Lasst uns Kaede wegen Holz fragen.“

Miroku schaute Sango an. Er war immer wieder erstaunt, wie kinderleicht sie Shippou die Welt erklären konnte. Und vor allem wie pragmatisch sie war. Er lächelte ihr zu und während Shippou schon mal mit Sangos Feuerkatze Kirara voran hüpfte, sagte er zu ihr:

“Egal wie groß mein Kazaana werden würde, ich könnte dir auch nie etwas zu leide tun.“

„Das ist gut zu wissen. Danke Miroku!“, hauchte Sango errötend.

Der Mönch zog die Dämonenjägerin zu sich ran und für einen kurzen Moment berührten sich ihre Lippen. Beide genossen den kurzen Moment. Denn auch sie hielten sich brav zurück. Er griff nach ihrer Hand und beide gingen schweigend, aber glücklichen ob des Kusses in Richtung Dorf.
 

Inu Yasha und Kagome erreichten den Fluss ohne ein einziges Wort. Die ganze Zeit hielt Kagome seine Hand ganz fest in ihrer, solange bis sie das Ufer erreichten. Sie kniete sich hin und zog das rote Einstecktuch ihres Oberteils aus der Schlaufe, tauchte es ins klare dahin fließende Flusswasser. Dann ging sie zurück zu Inu Yasha, der sich ins Gras gelegt hatte.

Behutsam griff sie nach seiner Hand. Seine Finger sahen total zerschunden aus. Überall waren Kratzer und es blutete.

„Das kann jetzt kurz brennen. Entschuldige!“

„Keh, ich glaube nach meinen Schmerzen eben, wird mir das nichts mehr ausmachen.“, brummelte Inu Yasha.

„Ich weiß.“, seufzte sie und betupfte vorsichtig seine Wunden mit dem nassen Tuch. Sie wollte zumindest ein bisschen seine Wunden reinigen.

„Kagome, du musst nicht hier bleiben bei mir. Ich könnte dir viel zu sehr wehtun.“

„Das nehme ich in Kauf.“

„Ich könnte dich umbringen.“

„Ich weiß, aber ich bleibe trotzdem.“

„Kagome, du bist verrückt!“

„Ja nach dir. Und aus diesem Grund bleibe ich an deiner Seite.“, erläuterte sie ruhig und deutlich ihren Standpunkt, während sie weiter seine Wunden reinigte.

Der Yokai schaute sie an. Aus Liebe blieb sie bei ihm, auch wenn es ihren Tod bedeuten könnte. Er war fassungslos. So etwas hat noch nie jemand vor ihr getan. Nicht einmal Kikyo.

Kagome ging wieder zum Fluss, wässerte das Tuch erneut. Als sie sich umdrehte, stand Inu Yasha vor ihr. Ehe sie es sich versah, zog er sie in seine Arme und raubte ihr einen Kuss. Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Bestimmt aber zärtlich küsste er sie und sie ließ es geschehen. In dem Moment war er nicht der Yokai von eben, der wütend das Dach ihrer Hütte ramponiert hatte. Jetzt war er einfach nur der Inu Yasha, den sie über alles liebte. Und so erwiderte sie den Kuss. Erst nach einer ganzen Weile ließ er von ihr ab und sah sie ernst an:

“Kagome, ich weiß nicht, wie lange das anhält. Aber egal was auch geschehen mag, ich werde dich immer lieben und will dich nicht verletzten. Vergiss das bitte nicht, ja?!“

„Ich werde es nie vergessen. Versprochen!“

Sie drückte sich an ihn und er schlang die Arme um sie.

„Wir sollten lieber wieder zurück ins Dorf gehen.“, sagte er sanft.

„Ich muss dir noch was sagen!“, begann Kagome zögerlich, schob ihn ein wenig von sich und schaute ihn ernst an.

„Was denn?“

Sie setzte sich ins Gras und bedeutete ihm, sich neben sie zu setzen. Er tat, wie geheißen. Doch statt eine Antwort zu geben, schaute Kagome eine ganze Zeit lang auf den dahin fließenden Fluss. Ab und an sprang ein Fisch aus dem Wasser und die Enten schnatterten vergnügt. Mückenschwärme kreisten wild über der Oberfläche und im Schilf quakten die Frösche ein Lied. Ein Fischreiher zog seine Kreise.

„Was hast du denn, Kagome?“, seine immer noch roten Augen schauten sie besorgt an.

„Ich habe davon geträumt.“, hauchte sie, doch es war noch deutlich genug für seine Hundeohren. Doch er konnte ihr gedanklich nicht folgen.

„Wie meinst du das?“

„Ich habe davon geträumt. Neulich, als ich in meinem Zimmer aufwachte und anfing zu lernen. Da habe ich von dem ganzen geträumt. Davon das du ein Yokai wirst und dich nicht mehr zurück verwandeln kannst.“

„Du hast davon geträumt?“, fragte Inu Yasha ungläubig.

„Ja!“, nickte sie und legte ihre Stirn auf die angewinkelten Knie, „Ich habe seit langer Zeit davon geträumt.“

„Immer wenn du gesagt hast, dass du nicht schlafen kannst, richtig?“

„Ja. Und es lief heute genauso ab wie in meinem Traum. Bis ins kleinste Detail.“

„Bis zu dieser Situation hier am Fluss?“

„Bis hierhin, genau. Und dann wachte ich immer auf. Ich erzählte dir sogar in meinem Traum von dem Traum.“

„An welcher Stelle wachst du dann immer auf?“

„Genau jetzt.“

„Jetzt?“

„Hm, weiter kam ich nie. Keine Ahnung also, was jetzt noch geschehen wird. Ob du noch mehr zum Yokai wirst, als du es eh schon bist. Oder ob du dich wieder in einen Hanyou verwandelst. Oder ob ich was dafür tun muss. Ich weiß es einfach nicht!“, sie schluchzte lauthals auf und die Tränen bahnten sich ihren Weg über das Gesicht hinunter zu ihren Knien und die Waden hinab.
 

Inu Yasha schaute sie entsetzt an. Das alles hatte sie geträumt? Er stand auf.

„Komm, gehen wir zurück zu den anderen.“

Kagome sah auf und nickte nur stumm. Sie spürte, dass er wohl enttäuscht war, weil sie ihm nichts davon gesagt hatte. Doch wie sollte sie jemals ahnen, dass das alles was sie geträumt hatte, wahr werden würde. Das war selbst ihr zu absurd.

Inu Yasha ging wortlos vor ihr her. Warum hatten sie nie über den Inhalt ihres Traumes gesprochen? Sie sagte ihm nur, dass es Blödsinn sei und er ihr, dass er sie beschützen würde, egal was passiert. Er würde sie sogar im Traum beschützen. Doch nun war ihr Albtraum wahr geworden und er konnte sie nicht mehr beschützen. Schließlich war er es, der ihr gefährlich werden konnte. Unbemerkt ballte er die Fäuste.

Kagome sah es und holte ein bisschen auf, um neben ihm gehen zu können. Sie wollte seine Faust umschließen, doch er entzog sich ihr.

„Kagome, solange wie ich ein Yokai bin, sollten wir uns nicht zu nahe kommen. Auch nicht nachts in der Hütte. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn du wieder zurück zu deiner Familie gehst. Ich bin eine viel zu große Gefahr für dich.“

„Du bist so ein Idiot. Das wir uns jetzt mit großem Abstand bewegen, ist okay. Das sehe ich ein. Aber dass ich zurück in meine Zeit soll, kannst du vergessen! Ich bleibe bei dir, denn wenn dich einer vor dir selbst beschützen kann, dann bin ich das und keine andere. Also bleib ich!“

„Was redest du denn da? Wie willst du als Mensch mich als Yokai schützen? Du gehst zurück. Ende aus!“, blaffte er sie an und schaute in ihre zornig funkelnden Augen.

„Inu Yasha, osuwari!“

Der Yokai ging erneut laut scheppernd zu Boden und Kagome stieg über ihn.

„So Inu Yasha, genau so werde ich dich vor die selber schützen. Ende aus!“

Noch bevor sich Inu Yasha aufrichten konnte, war Kagome schon aus seinem Sichtfeld verschwunden. Der Yokai grummelte etwas Unverständliches und folgte ihr dann ins Dorf.
 

Kikyo stand hinter einem alten Baum und streichelte lächelnd einen ihrer Seelenfänger. Ihr Plan war aufgegangen. Inu Yasha hatte gar nicht bemerkt, wie sie ihm einen Fluch auf den Hals gejagt hatte. Einen Fluch aus dem er sich nicht so schnell würde lösen können.

„Ich sagte dir doch Inu Yasha, du wirst dich noch wundern!“, hauchte sie.

Nur sie alleine wusste, wie lange der Fluch anhalten würde und in welche Richtungen er sich entwickelte. Und sie würde jede davon auskosten. Das war ihre Rache dafür, dass er ihr nicht bei der Vernichtung Narakus helfe wollte.

Dafür, dass er lieber mit ihrer Wiedergeburt durchs Land zog.

Dafür, dass er ihre Wiedergeburt mehr liebte als sie damals.

Dafür, dass das Band zwischen ihnen nie so stark war wie das zwischen ihm und Kagome.

Sollte er doch versuchen, seine Kagome auch weiterhin zu lieben. Irgendwann würden seine dämonischen Instinkte die Oberhand gewinnen und er würde nichts und niemanden mehr lieben können. Er würde sich nicht einmal mehr an sein Leben als Hanyou erinnern können.

Wenn er schon nicht mit ihr, der Miko Kikyo damals in Tod gegangen ist, dann sollte er jetzt die Hölle auf Erden erleben. Er sollte sie so sehr erleben, dass er sich am Ende wünschen wird, er wäre tot. Und nicht einmal Kagome, ihre so hoch bejubelte Wiedergeburt, würde ihn retten können. Nein, denn auch sie würde die Hölle erleben und durch seine Hand sterben.

Kikyo lachte arrogant auf und entfernte sich dann ebenso leise, wie sie gekommen war.
 

Am Abend saßen die Freunde in ihrer Hütte. Miroku hatte es mit Sangos Hilfe noch geschafft, das Dach zu flicken. Und Kagome lobte ihn anständig dafür. Sie versuchte weiterhin, für Normalität zu sorgen, während sich Inu Yasha in die hinterste Ecke der Hütte verzog und schmollend nachdachte.

Nach dem Essen kam die alte Kaede zu ihnen. Shippou war bei der Rückkehr aus dem Wald zu ihr gegangen und hatte ihr alles haarklein berichtet. Als sie in die Hütte kam, erschauderte sie geradezu vor Inu Yashas dämonischer Aura.

„Geht’s dir gut, Inu Yasha?“, hakte sie nach, als sie sich zu den anderen ans Feuer setzte. Doch sie bekam keine Antwort.

„Er schmollt.“, seufzte Kagome.

„Warum?“

„Weil ich von der ganzen Sache hier geträumt habe, es ihm aber nicht gesagt habe. Woher sollte ich auch wissen, dass sich der Traum zur Realität wandelt. Und er wollte mich zurück in meine Zeit schicken, aber ich hab Nein gesagt.“

Kaede nickte nur verständnisvoll. Der kleine Kizune hatte ihr bereits gesagt, dass Kagome Inu Yasha noch ein bisschen mit der Bannkette unter Kontrolle hatte. Und das war besser als gar nicht.

„Kaede, hast du eine Idee, warum das Inu Yasha widerfahren ist?“, fragte der Mönch sie ernst.

„Nein, ich kann mir nur denken, dass es sich um einen Fluch handeln musste. Doch welcher und woher und von wem, darauf kann ich mir nun gar keinen Reim machen.“, antwortete sie nachdenklich, um sich dann wieder dem Yokai zuzuwenden, „Inu Yasha, hast du vielleicht eine Idee?“

Doch dieser stand nur auf und ging zur Tür:

“Es ist besser, ich schlafe die Nacht nicht bei euch. Wenn ich wieder außer Kontrolle gerate, während ihr schlaft und ich tue euch was an, dass…“

Er verstummt und fing den Blick von Kagome auf.

„Es ist schon gut. Wir verstehen das.“, sie lächelte ihn an. Doch er wandte sich ab und ging hinaus.
 

Die Freunde saßen noch eine ganze Weile am Feuer und versuchten einen Plan auszuhecken, wie sie den Fluch von Inu Yasha nehmen konnten. Doch sie kamen zu keinem erfolgreichen Ergebnis.

„Ich leg mich schlafen.“, gähnte Kagome nach Stunden des Nachdenkens und ohne eine Antwort abzuwarten, rollte sie ihren Schlafsack aus und kroch hinein. Sie hatte Angst davor, die Augen zu schließen, doch vielleicht kam ihr im Traum ja doch die Lösung. Immerhin schien sie die Zukunft zu träumen. Warum sollte es dann nicht funktionieren?

Sie schloss nach ein paar Minuten die Augen. Doch ihr erster und letzter Gedanke galt Inu Yasha. Warum mussten sie auch wieder zurückkehren. Wären sie zuhause bei ihr geblieben, dann wäre all das nicht passiert. Dann wäre Inu Yasha weiter ein Hanyou geblieben und sie könnten glücklich sein. Sie könnten sich wieder nahe sein. Kagome rollte sich zusammen und schlang die Arme um ihren Körper. Erst letzte Nacht lag er noch neben ihr und nun durften sie es nicht mehr, weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Warum war die Welt nur so grausam? Sie liebte ihn so sehr und er sie auch und trotzdem durften sie anscheinend nicht zusammen sein.

Leise weinte sie sich in den Schlaf, was auch ihren Freunden nicht verborgen blieb.

„Werft heute Nacht ein Auge auf sie. Und vielleicht spricht sie ja im Schlaf und wir finden so eine Lösung für unser Problem.“, flüsterte Kaede. Dann erhob sie sich und verabschiedete sich bis für den nächsten Tag.
 

Sango schaute zu ihrer Freundin. Diese schluchzte noch leise, schien aber bereits zu schlafen.

„Sie tut mir so leid. Endlich haben sie und Inu Yasha sich gefunden, und dann wird es ihnen so schwer gemacht. Hier können sie ihre Beziehung nicht zeigen und in Kagomes Zeit sind sie immer nur für ein paar Tage. Und nun ist Inu Yasha auch noch ein Yokai und kaum mehr kontrollierbar. Das ist so unfair.“, schnaubte Sango leise, während sie über Kiraras Rücken strich.

„Ich weiß. Aber bis jetzt haben wir für alles eine Lösung gefunden. Ich vertraue auch dieses Mal darauf.“, kam Mirokus Antwort.

Leise saßen die beiden noch am Feuer, während Kagome und auch Shippou und Kirara bereits schliefen.

Inu Yasha saß auf seinem Lieblingsbaum. Er fühlte sich hundeelend. Er wollte Kagome nicht verletzten, und musste es tun, indem er ihr nicht mehr nahe war. Und er selbst litt ebenfalls darunter. Er hasste sich dafür!

Im Gegensatz zu seinen Freunden ahnte er jedoch bereits, wer hinter dieser ganzen Misere steckte. Wie konnte Kikyo ihm das nur antun? Sie, die immer wollte, dass er ein Mensch für sie wurde. Hasste sie ihn so sehr? Er musste sie unbedingt finden. Koste es was es wolle. Er wollte nicht für ewig ein Yokai bleiben!

So würde er nur noch mehr seinen Verstand verlieren.

Er würde seine Freunde verlieren.

Er würde Kagome verlieren.

Alles was er liebte.

Er schüttelte den Kopf und schaute hoch zum sichelförmigen Mond. Inu Yasha musste den Fluch brechen. Und wenn er dafür mit dem Leben bezahlen musste.

Lieber er als Kagome!

Nicht ohne den anderen

Kagome wälzte sich die Nacht unruhig hin und her, wieder wurde sie von diesem furchtbaren und mittlerweile wahr gewordenen Albtraum geplagt. Und wieder wachte sie vor dem Ende auf. Sie war schweißgebadet, als sie sich aufsetzte.

„Nicht schon wieder.“, murmelte sie zu sich selbst.

„Wieder der Traum?“, Sango, die neben ihr schlief, drehte sich zu ihr und schaute sie besorgt an.

„Ja. Doch wie wir jetzt nur zu gut wissen, ist es leider kein Traum mehr.“

„Wir werden schon eine Lösung finden. Wo willst du hin?“

Kagome war aufgestanden, deckte noch einmal Shippou zu, der neben ihr schlief und richtete sich auf.

„Ich brauch ein bisschen frische Luft. Schlaf ruhig weiter.“

„Aber sei bitte vorsichtig. Wer weiß, ob Mirokus und Kaedes Bannkreis noch stark genug ist.“

„Mach dir keine Sorgen, Sango, der einzige Yokai, der mir gefährlich werden kann, ist Inu Yasha.“, sie grinste schief, doch in ihrem Inneren breitete sich ein Schmerz aus.

Die Dämonenjägerin nickte, und drehte sich wieder auf ihre Lieblingsschlafseite.
 

Kagome ging leise hinaus und zog die kühle Nachtluft ein. Es tat so gut und die Nacht war sternenklar. Sie trug nur einen dünnen kurzen Sommerpyjama, ein bisschen fröstelte es sie schon, als sie in ihre Schuhe schlüpfte.

Als sie ein paar Schritte ging, spürte sie Inu Yashas dämonische Aura. Doch das war kein Wunder, immerhin war die jetzt seit ein paar Stunden viel stärker als sonst. Sie seufzte laut auf und bemerkte in diesem Moment erst den Knochenfressenden Brunnen. So weit war sie also schon gelaufen, ohne auch nur auf ihre Schritte zu achten. Unweigerlich musste sie lächeln, als sie ihn sah. Sie näherte sich dem Brunnen mit dem Zeitportal und strich über dessen Rand. Nur ihm verdankte sie es, dass sie so viele wunderbare aber auch sonderliche Menschen und Yokai kennen lernen durfte. Nur wegen diesem Brunnen waren sie und Inu Yasha sich begegnet. Deswegen hatte sie sich in ihn verliebt und wollte gar nicht mehr ohne ihn sein.

Sie ging weiter an dem Brunnen vorbei und in Richtung des Heiligen Baumes, dem Ort an dem sie und Inu Yasha sich das erste Mal trafen. Kagome strich über die Rinde des Baumes, als sie hinter sich ein Rascheln hörte. Sie musste nicht lange nachdenken, wer es war. Ohne zu zögern, sagte sie:

„Hallo Inu Yasha. Alles gut bei dir?“

„Ja, geht so. Und bei dir, warum schläfst du nicht wie die anderen?“

„Ich habe schlecht…“

„Geschlafen.“, beendete er für Kagome den Satz. Er trat näher an sie heran, legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter.

Kagome nickte nur. Er wusste ja eh, dass es wieder einmal der wahr gewordene Albtraum war, der sie davon abhielt. Und er, der großartige Inu Yasha konnte nichts dagegen tun, außer jetzt in diesem Moment hinter ihr zu stehen und ihr Trost spenden.

„Danke, dass du da bist.“, sie drehte sich langsam zu ihm herum, schaute ihm in seine roten Augen.

„Kagome.“, er hauchte nur ihren Namen. Sie standen sich still gegenüber und langsam tasteten sich seine Hände ihren Weg zu den ihrigen. Fest und gerade zu verzweifelt verschlangen sie die Finger ineinander und weichten nicht einmal mit dem Blick vom anderen.

Das Mädchen schaute in Inu Yashas dämonische Augen. Wie rot sie waren. Nirgends war das bernsteinfarbene Gold zu sehen, dass sie so an ihm liebte. So verzweifelt sie auch suchte, sie fand es nicht. Tränen stiegen in ihr auf und bahnten sich ihren Weg ins Freie und über ihr Gesicht. Sie wollte nicht weinen, sie wollte und musste stark sein. Aber es gelang ihr nicht. Kagome konnte Inu Yasha nur ansehen und weinen.

Und als sie weinte, erkannte sie in seinen Augen nicht nur die Härte und Gefühllosigkeit eines Yokais, sie sah auch seinen Schmerz.

Inu Yasha roch ihre Tränen dank seines vielfach verstärkten Instinktes schon lange, bevor sie ihr über das Gesicht liefen. Wie gern wollte er ihr den Schmerz nehmen, den sie fühlte. Doch wie sollte er das bewerkstelligen, wenn er doch selber eben solchen empfand? Er konnte sie nur anschauen und ihre Tränen auffangen.

„Bitte weine nicht.“

„Ich kann nicht aufhören.“, schluchzte Kagome und legte ihren Kopf an seine Brust.

„Kagome, wir dürfen das nicht. Es geht um deine Sicherheit.“, flüsterte er verzweifelt.

„Das ist mir egal. Das habe ich dir schon einmal gesagt.“

Inu Yashas Augen weiteten sich und mit einem Male spürte er nicht nur sein Dämonenblut in seinen Adern brodeln. Nein, mit einem Male spürte er auch wieder sein Herz rasen, wenn er Kagome so nahe war. Er spürte wieder seine unbändige Liebe zu ihr und schlag seine Arme fest um die Frau, die er so sehr liebte und begehrte.

„Aber du könntest durch meine Hand sterben.“, hauchte er in ihr pechschwarzes Haar hinein. Wie hatte er diesen Duft nach ihrem Zitronenshampoo vermisst. Tief zog er ihren Duft ein, wurde wie berauscht davon.

„Ich sterbe doch schon jedes Mal ein bisschen, wenn ich mit dir zusammen bin.“

„Kagome. Du…du…“

„Ich weiß.“, sie schmiegte sich noch näher an ihn heran. Es tat so gut, ihn wieder zu spüren. Kagome merkte, dass sie nicht mehr ohne ihn sein konnte. Keine Sekunde lang. Sie löste sich ein Stück von ihm, schaute an ihm hoch und konnte nicht anders, als ihn einfach zu küssen.

Inu Yasha war zunächst etwas erschrocken, doch schnell erwiderte er den Kuss. Auch wenn er sie noch vor ein paar Stunden darum bat, sich von ihm fernzuhalten. Er konnte es nicht. Er wollte es auch nicht. Kagome nahm so viel für ihn in Kauf, er wollte sie nicht dafür bestrafen, indem er sie auf Abstand hielt.

Beide versanken in ihrem Kuss und vergaßen für eine Weile die Welt um sich herum.
 

„Was für ein hübsches Paar!“, höhnte mit einem Male einen Frauenstimmer hinter ihnen.

Kagome und Inu Yasha schreckten aus ihrem Kuss auf und sahen in die Richtung, aus der die Stimme kam. Kikyo bahnte sich ihren Weg und blieb nur wenige Meter vor ihnen stehen.

Kagome krallte ihre Finger ängstlich und wütend zugleich in Inu Yashas Suikan. Der Yokai bemerkte es gar nicht, dafür war er viel zu versteift und konzentriert, um nicht komplett die Beherrschung zu verlieren. Er wandte den Blick sofort wieder ab und schaute auf Kagomes Haarschopf, dann ließ er ein bedrohliches Knurren hören:

“Ich habe dir gesagt, du sollst verschwinden!“

„Na na na , Inu Yasha. Warum so böse?“, kicherte die untote Miko höhnisch.

„Das weißt du genau, du Aas! Du hast mir den Fluch auf den Hals gejagt. Du Schlampe!“, brüllte er und löste sich von Kagome, war mit einem Satz nur wenige Zentimeter vor Kikyo.

„Ich? Warum sollte ich dir einen Fluch auferlegen, der dich zum Yokai macht. Was hätte ich davon?“

„Das ich den Verstand verliere. Das weißt du ganz genau!“
 

Kagome schaute verwirrt zwischen den beiden hin und her. Was musste sie da erst begreifen? Kikyo war dafür verantwortlich, dass Inu Yasha jetzt so viel Schmerz erfahren musste. Warum war sie nur so hinterhältig? Doch der Schock in ihrem Gesicht wich schnell der Wut, als sie sich alles zusammengereimt hatte.

„Du willst, dass Inu Yasha mich tötet, habe ich Recht?“, richtete sie ihr Wort an die Miko.

Diese schaute nicht in ihre Richtung, antwortete jedoch:

“Siehst du Inu Yasha, dein kleines Liebchen hat es begriffen. Mir ist es egal, ob du den Verstand verlierst. Mir ist es lieber, sie stirbt und dann wirst du es so oder so wegen dem Schmerz. Wenn du schon nicht mit mir in den Tod gehst, dann sollst du es eben mit meiner Wiedergeburt. Ihr sollt zusammen die Hölle auf Erden erleben. Dafür werde ich sorgen. Und wenn ihr dann nicht mehr seid, werde ich Naraku eben alleine vernichten und das Shikon no Tama wieder vereinen. Es hätte niemals wieder in diese Epoche kommen dürfen.“

„Es war doch dein eigener Wunsch, Inu Yasha wieder zusehen. Diesen Wunsch hast du unbewusst an den Juwel gerichtet, als du damals gestorben bist.“

„Das mag ja sein, nur war es sicherlich nicht mein Wunsch, dass Inu Yasha sich in meine Wiedergeburt verliebt und mit ihr ein stärkeres Band aufbaut, als mit mir damals. Mein Wunsch war es lediglich, ihn wieder zu sehen, damit ich ihn in die Hölle schicken kann.“, schrie Kikyo wutentbrannt in Richtung Kagome. Ihre Aura begann zu lodern und zu kochen, als sie diese zwischen ihren Händen sammelte.

Inu Yasha ahnte, was Kikyo vorhatte und schmiss sich heldenhaft vor Kagome, die trotzdem zu Boden ging. Der Energieball der ihn traf, tat ihm nichts. Als Yokai spürte er ihn nicht einmal wirklich. Doch wenn ihn Kagome abbekommen hätte, wäre sie wohl arg verletzt worden.

„Du Miststück!“, brüllte er in ihre Richtung und half gleichzeitig Kagome wieder beim Aufstehen.

„Kikyo, wann verwandelt sich Inu Yasha zurück in einen Hanyou?“, rief nun auch Kagome.

„Das entscheide allein ich. Nur ich entscheide, ob der Fluch endet und wann. Und momentan denke ich nicht daran, ihn enden zu lassen.“, ihre zwei Seelenfänger umschlangen sie und hoben sie in die Lüfte, „Solange dürft ihr eure Zeit zu zweit noch genießen. Sie wird nicht von Dauer sein.“
 

Die beiden konnten gar nicht so schnell schauen, wie Kikyo auch schon wieder verschwunden war. Kurz schauten sie ihr hinterher in die dunkle Nacht, bevor Kagomes Blick zu Inu Yasha glitt, der noch immer zum Himmel schaute. Wie stark er aussah, so ernst und verletzlich zu gleich. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie senkte ihren Kopf und ließ sich zwischen den Wurzeln des alten Baumes nieder. Wie konnte Kikyo ihnen das nur antun?

Wie konnte sie das ihrem ehemals so heiß geliebten Inu Yasha antun?

War sie so eifersüchtig auf ihre Wiedergeburt?

Kagome konnte es immer noch nicht richtig glauben, was sie da eben für ein Geständnis gehört hatte. Und sie konnten nichts gegen diesen Fluch tun, außer vielleicht auf Kikyos Gnade zu warten. Solange würde Inu Yasha ein Yokai bleiben. Die Tränen rannten ihr wieder übers Gesicht. Sie zog die Knie eng an ihre Brust, schlang die Arme darum und weinte hemmungslos und laut schluchzend.

Inu Yasha blieb es nicht verborgen und mit einem Satz war er wieder bei ihr, wiegte sie im Arm. Auch er war noch immer fassungslos. Was hatte er Kikyo denn nur angetan? Schließlich war es damals Naraku gewesen, der ihr als falsche Inu Yasha das Shikon no Tama entrissen und sie schwer verletzt hatte. Warum also dieser verfluchte Fluch?

„Kagome, hör doch bitte auf zu weinen. Wir werden schon eine Lösung finden. Irgendwas wird uns schon einfallen. Mach dir doch bitte keine Sorgen!“

„Sie hasst uns, Inu Yasha. Und sie erträgt es nicht, dass wir zusammen sind. Sango sagte mir schon, dass Kikyo furchtbar eifersüchtig war, als sie hörte, dass du und ich miteinander, na du weißt schon.“, hauchte sie verweint.

„Das wir miteinander schlafen.“, sprach es der Yokai gerade heraus und Kagome wurde ein bisschen rot, nickte aber.

Das Mädchen schmiegte sich noch mehr an ihren geliebten Yokai. Seine Nähe beruhigte sie immer und immer wieder. Noch ein paar Tränen bahnten sich ihren Weg, bevor sie ganz versiegten.

Inu Yasha strich ihr sanft über den Hinterkopf und den Nacken. Erst jetzt bemerkte er, wie dünn ihr Pyjama war. Langsam glitten seine Krallen über ihren Rücken und er bemerkte ihren Schauer, der seinen Zärtlichkeiten folgte. Trotz der Tatsache, dass er seit einigen Stunden ein vollwertiger Yokai war, spürte er immer noch dieses grenzlose Verlangen nach Kagome. Und darüber war er froh. So konnte er den Schmerz, dass Kikyo ihn so arglistig hinters Licht geführt und verflucht hatte, besser verkraften. So würde er nicht komplett den Verstand verlieren! Er zog sie näher an sich, hob ihr Gesicht am Kinn mit seiner Hand an.

„Ich liebe dich, Kagome. Ich werde dich immer lieben. Denn du bist meine Welt bis in den Tod!“, dann senkten sich seine Lippen auf ihre und verschlossen ihren Mund auf die süßeste Art, die sich beide nur vorstellen konnten. Kagome erwiderte den Kuss mit voller Hingabe. Und nur mit Müh und Not konnten sich beide zurück halten.

Als sie den Kuss lösten, schauten sie sich nur an. Jeder spürte, was der andere gerade empfand. Und das Vertrauen zwischen ihnen bedurfte keinerlei weiterer Worte.

Kagome legte wieder ihren Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag, während er ihr wieder übers Haar strich.

Langsam übermannte Kagome wieder die Müdigkeit und sie entglitt in Inu Yashas Armen ins Land der Träume. Und endlich, nach eine langen Zeit, träumte sie mal wieder etwas Schönes.

Inu Yasha bemerkte, dass seine Geliebte eingeschlafen war. Noch eine Weile hielt er sie einfach nur im Arm, bevor er sie sanft hochhob und mit ihr zusammen in Richtung Dorf ging.
 

Der kleine Kizune Shippou erwachte als erster am folgenden Morgen. Er wunderte sich, dass er an Kirara gekuschelt lag und nicht mehr bei Kagome im Schlafsack, wo er sich am Abend zuvor reingerollt hatte. Langsam sah er sich um und quietschte fast laut auf. Hektisch weckte er Sango und Miroku und deutete auf seine Entdeckung. Die Freunde schauten in die Ecke, in der Kagome lag. Und neben ihr lag kein geringerer als Inu Yasha selbst. Die drei plus Feuerkatze staunten nicht schlecht. Sango bedeutete den anderen, dass sie nach draußen gehen sollten. Denn ganz so jugendfrei war das Bild nicht, was sich ihnen bot:

Kagome hatte sich an Inu Yasha geschmiegt und eine Hand war unter seinem Oberteil verschwunden und berührte seine nackte Haut. Auch der Schlafsack diente eher als Unterlage anstatt als Decke. Inu Yasha verströmte als Yokai solch eine Wärme, dass sie sich beizeiten des Schlafsackes entledigt hatte. Ihr eines Bein hatte sie um ihn geschlungen und drückte so sein Becken gegen ihr eigenes. Der Yokai hatte sie im Gegenzug fest an sich gedrückt mit der einen Hand, während die andere auf ihrem Po lag.
 

Als die Freunde sich vor der Hütte hinsetzten, waren sie zunächst etwas sprachlos. Als erster fand Shippou seine Sprache wieder:

“Ich dachte, Inu Yasha wollte Kagome auf Abstand halten. Und nun liegen sie so eng umschlungen in der Hütte und fassen sich unanständig an.“

„Na so schlimm ist es ja nun nicht.“, grinste Miroku und Sango schaute ihn leicht verstört an, was ihm nicht entging:

„Sie sind immer noch angezogen.“

Sango schüttelte nur den Kopf. Es war ja klar, dass er so was sagen musste. Doch beide hatten Recht.

„Sie lieben sich einfach viel zu sehr.“, antwortete sie und schaute verträumt ins Dorf, „Egal wie hoch sich die Probleme auch vor ihnen auftürmen, sie halten immer zusammen. Sie können nicht mehr ohne den anderen leben. Das wissen wir doch mittlerweile.“

„Aber Inu Yasha sagte doch gestern, dass sie sich nicht mehr zu nahe kommen sollen.“, fragte der kleine Kizune naiv nach.

„Das sagte er aus Liebe zu ihr. Doch anscheinend hat er eingesehen, dass sie beide nicht ohne die Nähe des anderen auskommen können.“

„Du meinst, sie brauchen einander wie die Luft zum Atmen?“, fragte Miroku.

Sango nickte lächeln:

“Und wer weiß, was die Nacht noch vorgefallen ist.“

„Wie meinst du das, Sango?“, fragten beide neugierig. Anscheinend wusste die Dämonenjägerin mehr, als sie zunächst zugeben wollte.

„Kagome war die Nacht wach geworden. Sie hatte wieder diesen schrecklichen Traum gehabt und wollte etwas frische Luft schnappen. Wahrscheinlich ist sie dabei auf Inu Yasha gestoßen. Aber mehr weiß ich auch nicht.“
 

Inu Yasha wachte auf und schaute an sich herunter. Er spürte immer noch das starke Dämonenblut in seinem Körper. Aber da war noch etwas. Er konnte Kagomes süßen Körper spüren, der sich um ihn gewunden hatte. Dann wurde er sogar noch etwas rot, als er bemerkte, wo seine eine Hand lag. Langsam wollte er sie von Kagomes Po heben, als sie wach wurde:

“Lass sie doch da liegen.“

Der Yokai schaute sie an und sah in ein verführerisches Grinsen.

„Ach so?!“

„Ja, wenn wir im Moment schon nicht über das Küssen und Kuscheln hinaus kommen, dann fass mich wenigstens so an wie Miroku in seinen unanständigen Momenten.“

Inu Yasha entwich ein lautes und herzliches, aber auch tiefes Lachen, in das auch Kagome mit einstimmen musste. Dabei zog er sie noch enger an sich heran und bedeckte ihren Hals mit Küssen. Wenn sie es so wünschte, dann wollte er ihr diesen Wunsch nicht abschlagen und packte sie noch fester am Po, sodass seine Krallen kleine Kratzer in ihrer Haut hinterließen. Kagome seufzte laut auf und musste gleichzeitig wieder lachen, weil er sie mit der anderen Hand in die Seite griff, wo sie doch so kitzlig war.
 

Ihre Freunde vor der Hütte drehten sich erstaunt um, als sie das herzhafte und ausgelassene Lachen der beiden hörten.

„Sie scheinen wach zu sein.“, stellte Sango fest.

„Und sie haben Spaß!“, kam es in einem bedauerlichen Tonfall von Miroku.

Sango wollte ihm gerade eine Standpauke halten, doch sie kam nicht weit, da Kagome und Inu Yasha gerade aus der Hütte traten. Der Yokai hatte seinen Arm um Kagomes Taille gelegt und sie, noch immer ihren dünnen Sommerpyjama tragend, klebte geradezu an ihm. Die drei Freunde sahen sie nur an.

„Ähm, hast du nicht gesagt, dass…“, begann Miroku. Zwar hatten sie es gerade eben sowieso erläutert, warum die beiden sich wieder so nahe waren, aber es jetzt noch einem Live zu sehen, versetzte sie trotz allem in Erstaunen.

„Vergiss was ich gesagt habe. Kagome und ich haben die Nacht eingesehen, dass wir uns eh nicht voneinander trennen können.“, kam Inu Yashas Antwort, während er verliebt Kagome anschaute.

„Aber du gefährdest sie doch!“, kam die empörte Antwort von Shippou.

„Hör mal zu, du Zwerg, ich habe mein Blut unter Kontrolle solange sie bei mir ist. Wenn sie es nicht ist, kann ich mich allerdings nicht zusammen reißen. Also was ist dir lieber?“

„Äh, schon gut!“

„Jag ihm doch nicht so eine Angst ein, Inu Yasha.“, Kagome zog ihm am Ohr, „Er hat ja auch Recht, irgendwie. Und vielleicht sollten wir den anderen mal unsere Situation erklären und wie das alles hier zustande kam und wie es jetzt weiter geht.“

Inu Yasha nickte nur und schickte dann Shippou los, um Kaede zu holen.

Kagome verschwand derweil wieder in der Hütte und zog sich um.
 

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Kaede bei ihnen auftauchte. Während sie zusammen frühstückten, erklärte ihnen Inu Yasha alles.

Er erzählte von der letzten Nacht. Davon, wie er und Kagome sich am Heiligen Baum trafen und feststellten, dass sie nicht ohne den anderen sein wollten. Und wie sie sich küssten und dabei von Kikyo unterbrochen wurden. Als er dann zu den Details rund um Kikyos Fluch kam, zogen alle scharf die Luft ein und Kagome sprach einen leisen Fluch gegen die untote Miko aus. Sie brauchten alle eine Weile, bis sie das ganze Ausmaß des Erzählten begriffen und was das nun für Inu Yasha und sie bedeutete.

Kaede fand als erste ihre Sprache wieder, nachdem Inu Yasha geendet hatte:

“Wir können also nur warten und schauen, wie sich der Fluch entwickelt.“

„Ja leider!“, antwortete der Yokai ernst.

„Vielleicht kann ich ja auch mit meiner Schwester reden.“

„Das würde doch nichts bringen. Sie hasst dich genauso wie mich.“

Kaede schaute traurig drein und Kagome nahm sie in den Arm. Sie konnte nur erahnen, wie schwer es für die alte Kaede sein musste.

„Wir finden schon eine Lösung.“, sagte sie und schaute ihre Freunde entschlossen an, „Solange ich da bin, hat sich Inu Yasha unter Kontrolle und wir sind alle sicher. Irgendwie.“

Der Yokai schaute sie an und lächelte schwach. Beide wussten insgeheim, was zu tun wäre, wenn es nicht mehr so wäre.

Beide wussten, dass Kagome dann in der Verantwortung stand, ihn zu bändigen. Und das ging nur mit einer einzigen Lösung! Doch soweit wollten beiden nicht denken.

„Wir sollten auf Kagomes Fähigkeiten als Miko vertrauen.“, meinte Miroku nach einem kurzen Schweigen, „Vielleicht schaffst du es ja. Wenn auch nur zufällig.“

„Das müsste aber ein großer Zufall sein!“, lachte sie sarkastisch auf.

Alle wussten, dass Kagome im Grunde noch nicht die Macht hatte, um solch große Flüche abzuwenden. Ihnen blieb wirklich nur noch die Hoffnung darauf, dass der Fluch sich nicht noch schlimmer entwickelte. Und während sie alle ihr Frühstück aßen, ahnte keiner der Freunde, wie nah sie der Lösung schon waren.

Unter Kontrolle

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein anderes Leben

Es war eine sternenklare Neumondnacht. Ganz Tokio schlief tief und fest.

Auch im Hause Higurashi war es still. Solange bis Kagome mit einem leisen Schrei aufwachte. Schon wieder dieser furchtbare Albtraum, der sie schon seit Tagen und Wochen verfolgte. Sie schlief deswegen schon seit geraumer Zeit ziemlich unruhig. Doch meistens bekam es keiner mit. Was auch besser war, schließlich hatten sie alle genug Probleme. Immerhin war Inu Yasha noch immer ein Yokai, und sie hatte ihn an den heiligen Baum gebannt.
 

Doch halt! Wenn sie ihn vor wenigen Minuten an den Baum genagelt hatte, warum lag sie wieder in ihrem Bett in der Neuzeit? Sie rappelte sich ein Stück auf und schaltete das Licht ihrer Nachttischlampe neben sich an. Als sie auf den Wecker schaute, zeigte er ihr halb vier Uhr morgens an. Kagome rieb sich die Stirn:

„Wie ist das möglich?“

„Wie ist was möglich?“

Erschrocken fuhr Kagome herum. Neben ihr lag Inu Yasha. Ihr Inu Yasha. Und er war definitiv kein Yokai. Er war das ganze Gegenteil von dem! Er war ein Mensch. Inu Yasha war ein Mensch.

„Äh, nichts. Ich hab nur schlecht geträumt. Denke ich.“, stammelte sie.

„Ach Kagome. Du machst dir selbst im Schlaf noch viel zu viele Sorgen. Mach doch bitte das Licht aus, leg dich wieder hin und schlaf weiter. Hast du nicht gesagt, dass du morgen wieder einen Mathetest schreibst?“

„Ja, stimmt. Okay.“

Kagome tat wie geheißen: Sie schaltete das Licht aus, kuschelte sich wieder unter die Decke und an Inu Yasha und schloss die Augen. Wahrscheinlich hatte er Recht. In ein paar Stunden würde sie wieder aufstehen, zur Schule gehen, den Test hinter sich bringen und dann zusammen mit Inu Yasha zurück ins Mittelalter gehen. Sie seufzte laut auf, atmete den Duft von Inu Yasha ein und hoffte, dass sie nicht noch einmal so etwas Furchtbares träumen würde.
 

„Kagome, steh schon endlich auf. Du kommst noch zu spät!“

Das Mädchen blinzelte in die Sonnenstrahlen, die durch ihr Fenster schienen. Dunkel erinnerte sie sich daran, was sie letzte Nacht geträumt hatte. Inu Yasha war ein Yokai gewesen, belegt mit einem Fluch von Kikyo und sie, Kagome, hatte ihn aus der Not heraus an den heiligen Baum gebannt. Dann war sie aufgewacht und Inu Yasha lag als Mensch neben ihr, wie immer bei Neumond.

„Kagome, komm schon. Deine Mutter hat das Frühstück fertig.“

Die Genannte setzte sich auf, rieb sich die Augen. Inu Yasha konnte wirklich nerven, wenn er hungrig war. Sie schwang die Beine über die Bettkante, streckte sich und verharrte schockiert in ihrer Bewegung als ihr Blick zu Inu Yasha glitt.

„Du bist ja immer noch…“

„Was?“, fragte er und hockte sich vor sie.

„Du bist…“

„Ja? Ich bin ich und hier. So wie sonst auch immer, seit deine Mutter das Okay gab, dass ich hier übernachten kann.“

„Aber du bist ein Mensch. Und es ist doch schon hell und die Sonne ist schon aufgegangen. Du müsstest doch ein Hanyou sein.“, stotterte Kagome überrascht.

„Was müsste ich sein? Kagome, du solltest erstmal was frühstücken.“, er legte seine Hand auf ihre Stirn, vielleicht hatte sie ja Fieber. Doch sie fühlte sich normal an. Selbst hungrig stand er wieder auf und ging in Richtung Tür:

“Ich warte unten in der Küche auf dich. Und beeil dich!“

Er lächelte sie an und da fiel Kagome auf, dass er seine schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden hatte und eine Schuluniform ihrer Schule trug. Zwar nur die Jacke davon und ansonsten Jeans, aber selbst das kam ihr merkwürdig vor.

Als er aus ihrem Zimmer verschwunden war, stand sie auf und suchte fieberhaft nach dem kleinen verkorkten Glas, in das sie die Splitter des Shikon no Tama getan hatte. Die wenigen eben, die Naraku noch nicht in die Finger bekommen hatte. Doch sie fand es nicht. Was war nur geschehen? Was war mit Inu Yasha passiert? Und mit ihren Freunden, mit Sango und Miroku und Shippou? Sie hatte das schreckliche Gefühl, in einem falschen Film zu sein. Oder ein großes Blackout zu haben.

Von der Küche her drang wieder Inu Yashas Stimme zu ihr herauf, der sie zur Eile ermahnte. Über die Situation nachdenkend, zog sie ihre Schuluniform an. War alles, was sie im Mittelalter erlebt hatte, nur ein Traum gewesen? Ein langer und nicht enden wollender Traum. Während sie die Treppe hinunter ging, grübelte sie darüber nach. Doch als sie die Küche erreichte und im Türrahmen stand, sah sie wieder den Menschen Inu Yasha, der mit ihrem kleinen Bruder Sota noch die Hausaufgaben des Jüngeren durchging. Er war bei ihr, dachte Kagome im Stillen und beschloss, es erstmal mit dem Traum für sich zu behalten. Nach dem Mathetest würde sie Inu Yasha heute mal fragen.

„Da bist du ja endlich mein Schatz, guten Morgen!“, ihre Mutter kam auf sie zu, als Kagome sich zum Tisch begab.

„Guten Morgen Mama! Guten Morgen Sota! Wo ist Opa?“, fragte sie, als sie sich eingelegtes Gemüse und Reis auf ihren Teller gab.

„Beim Arzt.“, murmelte Inu Yasha auf Sotas Hausaufgaben schauend, „Sonst wäre es jetzt hier wohl kaum so ruhig.“

‚Er kann Inu Yasha also selbst als Mensch nicht leiden. Wie in meinem Traum.’, dachte sich das Mädchen.

Still saß sie da und aß ihr Frühstück. Ihre Mutter wunderte es nicht, obwohl sie ihre Tochter sonst nur sehr aufgeweckt kannte. Doch Inu Yasha hatte ihr bereits von Kagomes seltsamen Traum erzählt, als er runtergekommen war. Daher schwieg auch Frau Higurashi, während sie schon wieder in der Küche arbeitete.

Kagome wurde ein paar Minuten später aus ihren Gedanken gerissen, als es an der Tür läutete. Sota sprang auf:

“Das ist sicher Shippou. Ich bin dann mal weg. Bis heute Nachmittag!“

Shippou? Kagome stand ebenfalls mit auf und lief ihm hinterher. Da stand tatsächlich ein Junge in Sotas Alter. Er hatte flammend rotes Haar und sah aus wie der kleine Kizune. Die beiden Jüngeren klatschten ab und liefen lachend los. Sie schaute ihnen verwirrt hinterher. Inu Yasha trat zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Schläfe:

“Kagome, was ist los?“

„Nichts. Alles okay. Wahrscheinlich war der Traum letzte Nacht einfach nur zu lebhaft. Es kam mir vor, als wäre er real.“

Sie zog ihre Schuhe an, ebenso Inu Yasha und verließen mit ihren Schultaschen das Haus. Er nahm ihre Hand in seine, und lief still neben ihr her.
 

Inu Yasha wusste, dass Kagome vor Mathetests immer ziemlich zerstreut war. Aber so wie heute hatte er sie noch nie erlebt. Er schüttelte den Kopf, was auch Kagome nicht verborgen blieb.

„Inu Yasha, darf ich dich was fragen?“

„Sicher!“

„Du musst mir aber versprechen, dass du nicht lachen wirst.“

„Okay!“

Kagome holte tief Luft. Sie wusste gar nicht so recht, wo sie beginnen sollte. Doch nach ein paar Sekunden sprudelte sie los. Sie erzählte ihm davon, wie sie durch den alten Brunnen ins Mittelalter gerissen wurde und auf den Hanyou Inu Yasha traf. Davon, wie sie in von dem Bann befreite und sie zusammen auf die Suche nach den Splittern des Shikon no Tama gingen. Wie sie auf die Freunde Shippou, Sango und Miroku trafen und versuchten, Naraku zu vernichten. Dass Inu Yasha früher einmal mit einer Miko namens Kikyo zusammen war, diese aber nicht mehr lebte. Und wie sie zusammen gefunden hatten. Kagome versuchte sich an jedes Detail zu erinnern.

Kurz bevor sie an der Schule ankamen, blieb Inu Yasha stehen und schaute sie ernst an.

„Vielleicht sollten wir für heute schwänzen?!“, stellte er trocken fest.

„Was?“, Kagome schaute ihn ungläubig an. Zumal er jetzt auch noch ein Handy aus der Hosentasche zog. Er tippte eine SMS ein und schaute sie dann wieder an.

„Wir schwänzen. Den Test kannst du auch noch nachholen, aber du machst mir Sorgen. Und dein Traum erst. Es kommen all deine Freunde darin vor.“

„Also bin ich hier auch mit Sango und Miroku befreundet?“

“Natürlich. Ich hab Miroku gerade eben eine Nachricht geschickt. Wir treffen die beiden im Park. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast zu tief ins Glas geschaut und nun ein heftigen Hangover.“

„So komm ich mir auch vor.“, sie rieb sich die Stirn und erst jetzt registrierte sie die pochenden Kopfschmerzen.

Inu Yasha hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn:

“Na komm, Süße!“

Er legte ihr gerade einen Arm um die Schulter und zusammen wandten sie sich zum Gehen, als hinter ihnen hergerufen wurde. Es waren Kagomes Freundinnen, wie immer zu dritt unterwegs.

„Kagome, wo willst du hin?“, riefen sie.

„Ähm, mir geht’s heute nicht gut. Mir brummt ziemlich der Schädel.“

„Und der Test?“

„Den wird sie nachholen.“, brummte Inu Yasha.

„Seit du mit ihr zusammen bist, holt sie jeden Test nach.“

Kagome horchte auf. Er hatte also einen schlechten Einfluss auf sie. Sie kicherte innerlich.

„Ach seid still, ihr dummen Gänse und geht zu eurem Test.“

Inu Yasha wandte sich endgültig ab.
 

Kagome und Inu Yasha saßen in einer ruhigen Ecke des Parks unter einem alten Baum.

„Inu Yasha, sag mir bitte, wie wir hier zusammen gekommen sind.“, in Kagomes Stimme lag etwas Flehendes.

„Erinnerst du dich denn gar nicht mehr?“

Das Mädchen senkte den Blick und schüttelte den Kopf.

„Ich hab dich damals gesehen, als du in die Mittelstufe gekommen bist. Mir wurde Hojou aus deiner Parallelklasse zugeteilt, ich war sozusagen sein Pate für die erste Zeit. Er war oder ist auch in dich verliebt. Aber anscheinend hast du dich eher für mich entschieden. Vielleicht weil ich nicht so brav bin wie er.“, er grinste sie frech an. Und sie grinste zurück.

„Ich bat dich um einige Dates und du hast dich ganz schön lange bitten lassen. Deine ach so tollen Freundinnen wollten nicht, dass wir zusammen kommen.“

„Hast du so einen schlechten Ruf?“

„Mehr oder weniger. Immerhin hab ich mich mehr als einmal wegen dir geprügelt. Selbst als wir noch nicht zusammen waren. Zum Beispiel mit diesem Kouga von der Okami Oberschule. Kaum wusste der, dass ich was von dir will, war der zur Stelle. Dieses Arschloch.“

„Kouga kam in meinem Traum vor. Da seid ihr auch Rivalen gewesen. Aus dem selben Grund.“, antwortete Kagome tonlos.

„Okay. Kannst du dich an Sango und Miroku erinnern?“

„Nein.“

„Also Miroku ist in meiner Klasse und Sango in der von Hojou. Die beiden sind seit kurzer Zeit zusammen, aber sie machen es noch nicht so öffentlich. Mirokus Eltern wollen, dass er ein buddhistischer Mönch wird. So was dämliches!“

„Er war ein Mönch in meinem Traum.“

„Hahaha, das musst du ihm echt erzählen. Auch von diesem schwarzen Loch in seiner Hand. Na und Sango wird sich freuen, dass aus ihrem Stubentiger eine Feuerkatze wurde.“, lachte Inu Yasha.

„Inu Yasha, Sango hat einen jüngeren Bruder namens Kohaku, oder?“

“Ja, er geht in die Unterstufe.“, er schaute sie an.

„Und dein Bruder heißt Sesshomaru.“

„Ja, leider habe ich einen Bruder. Na ja, Halbbruder. Deswegen bin ich ja auch ausgezogen und zu dir. Wir haben uns nie gut verstanden, selbst nach dem Tod unseres Vaters nicht. Was soll’s. Aber seid er auf der Uni diesen komischen Jaken traf, wurde es immer komischer. Der Typ schaut aus wie ein Kappa. Und soweit ich weiß, ist er total unterwürfig. Das dürfte Sesshomaru gefallen.“
 

Kagome lehnte ihren Kopf an seine Schulter. All die Menschen und Yokai aus ihrem Traum lebten also auch hier. Ihr kam das alles so unwirklich vor. Doch wahrscheinlich hatte sie wirklich nur schlecht geträumt. Kurz schloss sie ihre Augen und als sie sie wieder aufschlug, standen Sango und Miroku vor ihr und grinsten sie an.

„Na, ein kurzes Nickerchen gehalten?“, lächelte Sango und setzte sich neben sie. Kagome nickte nur.

„Inu Yasha hat uns schon alles erzählt. Du träumst echt seltsame Dinge.“, befand Miroku, „Ich soll ein lustgeiler Mönch gewesen sein. Na vielen Dank auch.“

„Also ich find es cool, dass ich eine Dämonenjägerin war. Aber warum hast du von dem Freund deines Bruders geträumt?“

„Keine Ahnung. Vielleicht weil er ständig bei uns ein und ausgeht?“, stellte Kagome trocken fest.

„Okay Inu Yasha. Heute ist schwänzen angesagt. Und was nun?“, Miroku schaute ihn an.

„Tja, soweit ich weiß, ist Kagomes Opa heute den ganzen Tag außer Haus und ihre Mutter hatte auch noch Termine bis Nachmittag. Wir könnten zu ihr. Oder nicht?“, sein Blick glitt zu seiner Freundin, sie schaute ihn an und nickte.
 

Kagome lag halb sitzend in Inu Yashas Armen auf ihrem Bett. Sie hatte sich umgezogen und trug nun eines ihres Lieblingsstücke. Ihre Freundin hatte sie schon auf dem Hinweg zum Tempel gefragt, warum sie ihre Uniform trug. Anscheinend hatte sie sich zur Rebellin entwickelt.

Sango saß auf dem Boden, Miroku auf dem Schreibtischstuhl.

Wieder und wieder hatte sie ihnen von dem Traum erzählen müssen. Und wieder und wieder waren sich ihre Freunde einig, dass sie wohl zu viel Fantasie hatte. Schon langsam glaubte sie selbst daran, dass alles nur ein seltsamer Traum war.

„Ich finde es ja sehr lustig, dass du sogar von dem kleinen Mädchen und dessen Oma träumst, die bei Sesshomaru nebenan wohnen. Wie hießen die gleich, Rin und Kaede?“, meinte Inu Yasha.

„Ach ich hab keine Ahnung.“

“Und von deiner Ex hat sie auch geträumt.“, fügte Sango hinzu.

„Das hättest du dir aber sparen können. Von Kikyo will ich nichts mehr hören. Diese hinterhältige Schlampe!“, blaffte Inu Yasha. Kagome wollte erst gar nicht wissen, wie die beiden auseinander gegangen sind. Eigentlich wollte sie gar nicht mehr über diesen Traum nachdenken. Sie war wieder müde und hatte immer noch furchtbares Kopfweh. Immer und immer wieder nickte sie in Inu Yashas Armen weg und nach einer Weile war sie tief und fest eingeschlafen.
 

Die Sonne war schon lange untergegangen, als Kagome wieder erwachte. Inu Yasha saß in Shorts und T-Shirt am Schreibtisch und schrieb an seinen Hausaufgaben. Leise streifte sie sich die Decke ab und ging zu ihm hinüber.

„Huch, du bist wach?“, erschrocken drehte sich Inu Yasha um, als sie ihn von hinten umarmte.

„Ja.“

„Hast du was geträumt?“

„Nein, zum Glück nicht.“, lächelte sie, „Jetzt hab ich aber einfach nur Hunger. Lass uns was essen.“

„Deine Mutter ist schon im Bett. Aber ich habe sie gebeten, was hinzustellen. Du musst es dir nur noch warm machen.“

„Wie spät ist es denn?“

„Kurz vor Mitternacht. Du hast fast zwölf Stunden am Stück geschlafen.“

„Oh, okay. Kommst du mit runter?“, sie reichte ihm ihre Hand.

„Ja, ich könnt auch noch was vertragen.“, Inu Yasha streckte sich kurz und ergriff dann ihre Hand.

In der Küche angekommen, stellte sich Kagome das bereitgestellte Essen in die Mikrowelle. Sie fühlte sich wieder besser und auch das Kopfweh war zurückgegangen. Wenn auch noch nicht ganz, aber es war schon deutlich besser geworden. Inu Yasha schmiegte sich von hinten an sie heran, bettete seinen Kopf auf ihre linke Schulter und umfasste mit seinen Armen ihre Taille.

„Ich bin froh, dass wir auch in deinem Traum zusammengekommen sind.“, hauchte er.

„Ja ich auch.“

„Hier, dass hat mir heute dein Opa gegeben.“

Kagome schaute auf die Perle vor ihren Augen. Es sah aus wie das Shikon no Tama aus ihrem Traum. Nur aus Plastik.

„Das soll dieses Shikon no Tama sein. Davon hast du ja auch geträumt. Ich hab den alten Mann danach gefragt beim Abendessen und er gab mir das. Es soll Wünsche erfüllen können. Vielleicht lässt es dich auch schönere Träume haben.“, sagte er, und drehte sie zu sich. Sanft berührten sich ihre Lippen.

„Aber es erfüllt nur dann einen Wunsch, wenn es der richtige ist.“

„Wie kommst du darauf?“

„Hab ich mal gehört.“, Kagome zuckte mit den Schultern.

„Na dann überleg mal. Ich wüsste ja schon was.“

„Und was?“

„Na das wir für immer zusammen bleiben.“, lachte Inu Yasha und küsste sie erneut. Solange bis die Mikrowelle sich bemerkbar machte und das Essen fertig war.

Sie beschlossen, in Kagomes Zimmer zu essen und machten sich wieder auf den Weg nach oben. Dort beschloss Inu Yasha, dass er Kagome füttern wolle. Schließlich ging es ihr heute nicht besonders. Sie ließ es geschehen. Warum auch nicht?! Happen für Happen wanderten abwechselnd in ihren und seinen Mund. Zwischendurch tauschten sie Küsse aus, die von Mal zu Mal leidenschaftlicher wurden. So leidenschaftlich, dass sie am Ende das Füttern ganz vergaßen.

Inu Yasha schubste Kagome sanft aber bestimmt auf ihr Bett. Er wanderte zielsicher mit seinen Lippen an ihrem Hals hinauf zu ihrem Ohrläppchen und dann wieder hinab in ihren Ausschnitt. Kagome seufzte auf. Ihre Hände glitten durch sein schwarzes langes Haar. Sie lehnte sich weiter zurück, stoppte dann aber Inu Yashas Zärtlichkeiten.

„Was ist?“, er schaute sie verwirrt an.

„Da liegt was Hartes unter mir.“

„Ich bin’s nicht.“, grinste er.

„Ach was.“, lachte sie, „Nein warte.“

Sie kramte unter sich und zog die billige Plastikkopie des Shikon no Tama hervor, sank anschließend ganz in die Kissen.

Inu Yasha überschüttete sie erneut mit Küssen. An ihrem ganzen Körper konnte sie seinen Lippen und seinen heißen Atem spüren. Mit einer Hand strich sie ihm über den Rücken, in der anderen lag die Plastikperle.

„Hast du einen Wunsch, Kagome?“, hauchte Inu Yasha, schaute sie an.

Sie schaute ihm in die Augen. Es konnte ja nicht schaden, einen Wunsch an das Shikon no Tama zu richten. Auch wenn es nur ein Kopie war. Wunder gab es ja immer mal wieder. Die Zeitungen waren voll damit.

„Aber du musst ihn leise aussprechen. Oder dir nur denken.“

Kagome nickte, versank in Inu Yashas braunen Augen. Sie liebte ihn und war dankbar für jeden Moment mit ihm. Doch da war noch etwas. Etwas, an das sie sich nicht erinnern konnte.

‚Ich will mich wieder erinnern können!’

Ein ehrlicher Wunsch

Es war eine sternenklare Neumondnacht. Alles schlief tief und fest.

Auch in der kleinen Holzhütte war es still. Solange bis Inu Yasha mit einem leisen Schrei aufwachte. Schon wieder dieser furchtbare Albtraum, der ihn schon seit Tagen und Wochen verfolgte. Er schlief deswegen schon seit geraumer Zeit ziemlich unruhig. Doch meistens bekam es keiner mit, wofür er dankbar war. In letzter Zeit hatten sie genug Probleme gehabt.
 

Er setzte sich etwas auf, als ihm eine schwarze Haarsträhne ins Gesicht fiel. Verdutzt schaute er darauf. Warum hatte er mit einem Male schwarze Haare? Neumond war doch vor zwei Tagen gewesen, und außerdem war er doch ein Yokai. Er schaute sich in der dunklen Hütte um. Seine Hände waren menschlich, seine Ohren ebenso. Und wie war er in die Hütte gelangt? Er wurde doch an den Baum gebannt. Von Kagome.

„Was ist denn passiert?“, murmelte er halblaut zu sich selbst.

Neben ihm regte sich etwas und erschrocken drehte er sich zu seiner Linken. Da lag jemand. Kagome! Vorsichtig berührte er ihre Schulter. Anscheinend war alles nur ein Traum gewesen. Was für ein Glück.

„Kagome, alles in Ordnung?“

Die junge Frau neben ihn drehte sich nun ganz um und Inu Yashas Augen weiteten sich.

„Kagome? Inu Yasha, wovon redest du?“

„Kikyo.“, rief er erstaunt aus.

„Ja, ich. Was hast du? Hast du schlecht geträumt?“, die Miko setzte sich auf.

„Ich weiß es nicht. Es ist alles so verschwommen. Da war ich als Yokai und Kagome hat mich an einen Baum gebannt.“

„Wer ist Kagome? Und warum warst du ein Yokai?“

„Sie war eine Miko. Und wir waren in ihrem Land, und dann hab ich das Dorf verwüstet. Aber ich weiß nicht warum.“, er schaute ihr in die Augen. Alles war so verwirrend.

„Du bist bestimmt nur aufgeregt wegen morgen. Aber du musst jetzt schlafen, Inu Yasha.“, hauchte Kikyo und gab ihm einen Kuss auf die Wange, „Morgen wird es anstrengend.“

Er nickte und beobachtete sie, wie sie sich wieder auf die andere Seite rollte. Auch er legte sich wieder hin. Doch schlafen konnte er nicht. Minutenlang starrte er an die Decke.

Warum hat er nur so etwas geträumt? Und warum war er mit einer Miko namens Kagome unterwegs?

Warum hatte sie ihn an den Baum gebannt?

Warum war er ein Yokai?

Er schaute zu Kikyo. Das Mädchen aus seinem Traum sah ihr so ähnlich.

„Wahrscheinlich hat mir meine Fantasie nur einen Streich gespielt.“, murmelte er und schloss dann ebenso die Augen.
 

Am folgenden Morgen wurde er von Vogelgezwitscher geweckt. Blinzend schaute er neben sich. Kikyo lag nicht mehr neben ihm. Hatte er das auch geträumt? Er suchte verschlafen eine Haarsträhne und war froh, als sie weiß war. Auch seine Nägel hatten wieder eine gewohnte Länge. Er war also wieder ein Hanyou. Was für ein Glück.

Inu Yasha beschloss den dummen Traum der letzten Nacht zu vergessen. Dazu waren Träume da. Er stand auf und ging zur Hütte hinaus. Ein junges Mädchen kam ihm entgegen gerannt:

“Inu Yasha! Endlich bist du wach. Kikyo bereitet sich schon auf die Zeremonie vor.“

Der Hanyou musste kurz überlegen, bis ihm einfiel, dass das Mädchen Kikyos kleine Schwester Kaede war. Doch ihm wollte nicht einfallen, was für eine Zeremonie sie meinen könnte.

„Welche Zeremonie?“

„Na die für dich und sie. Ihr wollt doch das Shikon no Tama aus der Welt verbannen. Und ich soll als Nachfolgerin von Kikyo gesegnet werden.“, erklärte Kaede ungeduldig und zog Inu Yasha mit sich.

„Das Shikon no Tama verbannen?“

„Oh Inu Yasha! Kikyo hat mir ja schon erzählt, dass du totalen Blödsinn die Nacht geträumt hast, aber dass dir gleich alles entfällt, ist echt nervig.“

Inu Yasha folgte dem Mädchen zu einem Schrein, wo Kikyo sie schon in Empfang nahm.

„Kaede, nimm schnell ein Bad und dann zieh dich um.“, mahnte Kikyo ihre kleine Schwester, die nur nickte und verschwand.

Der Hanyou schaute sich um. Der Schrein war mit Blumen geschmückt und in der Mitte des Raumes lag auf einer kleinen Erhöhung das Shikon no Tama. Er schaute fasziniert auf diese kleine Perle, die dieses warme rosa Licht verstrahlte. Der Miko entging es nicht, sie ergriff seine Hand:

“Bald haben wir Ruhe davor. Dann können du und ich ganz normal miteinander leben. Wir werden ganz normale Menschen sein.“

Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Brust.

Doch Inu Yasha stand einfach nur da. Wie festgewachsen.

„Inu Yasha was hast du?“

“Nichts. Alles in Ordnung. Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen. Wahrscheinlich wegen dem ganzen Trubel hier.“, er legte seine Hände auf ihre Oberarme, schaute an ihr vorbei.

„Oh, du Armer!“

„Schon gut. Hör zu Kikyo!“, er wendete seinen Blick ihr zu, „Wann soll das hier noch mal los gehen?“

„So gegen die Mittagszeit. Warum?“

„Sei mir nicht böse, aber ich würde mich gerne noch einmal kurz zurückziehen. Vielleicht gehen dann auch die Kopfschmerzen weg. Ist das in Ordnung für dich?“

Die Miko schaute ihn skeptisch an, zwang sich dann aber ein Lächeln auf und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Das ist in Ordnung. Geh nur und erhol dich. Es wird nachher noch anstrengend genug. Die Verwandlung von Hanyou in Mensch wird sicher kein Spaziergang. Auch nicht für dich. Schließlich bekommst du das Juwel. Also geh nur.“

Inu Yasha nickte und löste sich von ihr. Er brauchte Zeit für sich und versprach, pünktlich da zu sein am Schrein.
 

Er saß auf dem heiligen Baum und starrte in die Ferne. Der Traum von letzter Nacht wühlte ihn auf. Er hatte Kikyo verschwiegen, dass es nicht der erste Traum gewesen war, den er von diesem Mädchen träumte und jedes Mal konnte er sich etwas mehr daran erinnern. Doch so genau wie jetzt, konnte er sich noch nie daran erinnern. Es war alles so real gewesen heute Nacht . Dieses Mädchen namens Kagome und ihre Freunde. Sie konnte durch die Zeit reisen und er begleitete sie. Alles war so seltsam und doch so vertraut. In seinem Traum war Kagome Kikyos Wiedergeburt und Kikyo war tot. Sie wurde von einem anderen Hanyou namens Naraku umgebracht. Doch irgendwie störte es Inu Yasha nicht sonderlich. Weder im Traum, noch gerade eben. Und im Traum war er mit dieser Kagome zusammen. Sie hatten sich anfangs viel gestritten, doch dann zueinander gefunden.

Je mehr Inu Yasha darüber nachdachte, was er im Traum mit dem Mädchen erlebt hatte, desto wärmer wurde ihm und sein Herz schlug schneller.

„Sie liebte mich als Hanyou, als Mensch und sogar als Yokai.“, flüsterte er zu sich selbst und sein Blick wanderte nach oben in die grüne Baumkrone. Er schloss die Augen und versuchte, sich den Traum wieder in Erinnerung zu rufen. Doch es war alles verschwommen und wurde von anderen Gedanken getrübt.

Heute war die Zeremonie, auf die er und Kikyo so lange hingefiebert hatten. Er sollte heute das Shikon no Tama nutzen, um ein Mensch zu werden. Und Kikyo würde ihre Kräfte als Miko verlieren. Kaede würde ihre Nachfolge antreten. Er und Kikyo würden als Menschen zusammen leben. So wie sie es geplant hatten. Das Shikon no Tama würde aus ihrer Welt verschwinden. Und mit ihm auch die vielen Dämonen, die sie nervten. Alles würde entspannter sein. Oder?

„Will ich das überhaupt?“

Inu Yasha fragte sich mit einem Schlag, ob er wirklich ein Mensch werden wollte. Seine dämonischen Kräfte die er auch als Hanyou besaß, würden mit einem Male verschwinden und er könnte dann die Menschen die er liebte, nicht mehr richtig beschützen. Warum war das plötzlich alles so kompliziert?!

„Inu Yasha!“

Erschrocken schaute er nach unten. Kikyo stand am Fuße des Baumes. Was könnte sie nur von ihm wollen?

„Inu Yasha. Solange ich noch meine Kräfte habe, spüre ich, dass du dir nicht sicher bist. Kommst du bitte runter, damit wir reden können?“

Er nickte und war mit einem Satz bei mir.

„Kikyo, ich weiß es nicht.“

„Du bist dir schon seit dem Aufstehen nicht mehr sicher. Hat es was mit dem Traum zu tun?“

„Nein. Nicht wirklich. Ich frage mich nur, ob ich dich auch als Mensch beschützen kann.“, versuchte er zu leugnen und die Tatsachen zu verdrehen, die eigentlich für ihn schon mehr als offensichtlich waren.

„Natürlich. Vielleicht werden bei einem eventuellen Kampf deine Wunden nicht mehr so schnell heilen. Aber du bist dann ein Mensch. Wir sind beide zusammen. Das ist es doch wert.“, sie schaute ihn ernst an.

„Aber warum kann ich nicht ein Hanyou bleiben? Wir könnten doch auch so zusammen leben. Dann kann ich dich besser beschützen.“

„Und das Shikon no Tama?“
 

Inu Yasha ging ein paar Schritte. Ohne dass er es merkte, gelangte er zu dem alten Dorfbrunnen. Um ihn rankten sich Legenden. Fast zärtlich legte Inu Yasha eine Hand auf den Rand, was der Miko nicht verborgen blieb.

„Inu Yasha. Was ist los mit dir? Gestern beim Abendessen hast du nur von der Zeremonie gesprochen und jetzt hegst du mit einem Male Zweifel.“, in Kikyos Stimme schwang ein Hauch Wut mit.

Er sah nicht auf, als er ihr ruhig antwortete:

“Mag sein, dass ich gestern noch sorgloser war. Aber es geht schließlich auch um mein Leben. Um meine Verletzbarkeit. Du redest die ganze Zeit davon, dass wir dann normal wären. Ich finde, wir sind normal. Wir haben eben nur ein paar Eigenschaften, die stärker sind als bei anderen. Aber das ist doch auch gut.“

„Das ist gar nicht gut. Du bist weder noch. Das hast du doch selber mal gesagt.“

„Und warum kannst du mich nicht so lieben, wie ich jetzt bin?“

Der Hanyou schaute Kikyo geradewegs in die Augen.

„Weil du gesagt hast, dass du nicht so zwischen den Stühlen stehen willst. Entweder ganz oder gar nicht. Entweder Yokai oder Mensch. Aber nicht Hanyou.“

„Du liebst mich als Hanyou also nicht richtig?“

„Doch, aber es würde das Leben um so vieles einfacher machen. Für mich. Für dich. Später wenn wir eine Familie haben.“

Inu Yasha wandte sich wieder ab, setzte sich auf den Brunnenrand und ließ seine Beine in den Brunnenschacht hängen. Soweit dachte sie also schon. An eine Familie. Er war sich jetzt noch nicht mal sicher, was er sein wollte und Kikyo dachte schon an die Zukunft. Mit einem Mal kam er sich so kontrolliert vor. So bevormundet. Wie damals als er noch bei Sesshomaru lebte. Der hatte ihm auch immer alles vorgeschrieben. Inu Yasha hatte es teilweise gehasst. Und nun bevormundete ihn Kikyo, die Frau die er doch eigentlich liebte genauso. Sie wollte ihm sagen, er solle ein Mensch werden.

„Inu Yasha, komm. Die Sonne steht schon hoch und wir müssen jetzt los. Du hast mir versprochen, nicht zu spät zu kommen.“, sagte Kikyo leise, sie war von hinten an ihn herangetreten und legte behutsam eine Hand auf seine Schulter.

„Hier ist Kagome immer herausgeklettert.“

„Was?“, Kikyo schaute ihn an.

„Das Mädchen aus meinen Träumen. Kagome. Sie kam immer aus einer anderen Zeit zu mir. Und sie sprang durch den Brunnen.“

Kikyos Stimme wurde bedrohlich scharf:

“Träume? Du hast schon öfters von ihr geträumt?“

„Ja.“, sagte Inu Yasha trocken. Er starrte weiter in den Brunnen.

„Dann geh doch zu ihr.“, fauchte die Miko und verschwand eiligst in Richtung Dorf.

„Würde ich ja. Aber sie existiert ja nur im meinen Träumen.“, hauchte der Hanyou traurig in den Brunnen.
 

Er vergaß vollkommen die Welt um sich herum. Vor seinem inneren Auge entstand wieder das Gesicht dieses Mädchens. Sie sah Kikyo ähnlich. Kein Wunder, sie war ja auch in seinem Traum ihre Wiedergeburt. Und doch war sie anders. Sie liebte ihn bedingungslos. Sie ging in seinen Träumen mit ihm durch dick und dünn. Stand ihm immer zur Seite. Auch wenn sie sich stritten. Als er ein Yokai war, liebte sie ihn und vergoss sogar wegen ihm Tränen. In ihm stieg wieder diese Wärme auf. Lächelnd fiel ihm eine Szene aus seinem letzten Traum ein. Als sie in ihrer Zeit waren und obwohl er zu diesem Zeitpunkt ein vollwertiger Yokai war, waren sie sich mehr als nur nahe gewesen.

Laut seufzte er auf. Warum konnte Kikyo nicht so sein?

Kikyo wollte ihn so zurecht biegen, wie sie es für richtig hielt. Doch was er wollte, wurde einfach übergangen. Er wusste, dass sie ihn liebte. Immerhin gab sie für ihn ihre Mikokräfte auf, aber konnte man das mit seiner Verwandlung in einen Menschen aufwiegen? War er bereit, seine Identität aufzugeben. Nur damit sie ein normales Leben führen könnte. Er versuchte tief in sich hinein zu horchen und immer und immer wieder tauchte Kagomes Gesicht vor ihm auf.

Ihr Lachen.

Ihre braunen tiefen Augen.

Ihre schwarzen Haare wehend im Wind.

Mit einem Male wurde Inu Yasha klar, dass er nicht das gleiche wollte wie Kikyo! Er wollte lieber ein Hanyou bleiben und seinem Traumbild in Form von Kagome nachjagen, als sich ewig an Kikyo als Mensch binden zu müssen. Er würde seine Kräfte vermissen. Er würde nicht glücklich werden. Und das konnte ja nun nicht Kikyos Wille sein. Inu Yasha wollte lieber ein Traumbild einer Frau lieben, als eine Frau die in zu etwas zwang, was er nicht wollte. Alles, nur das nicht!

Er stand auf und schüttelte seine silbrig-weiße Mähne, bevor er in Richtung des Dorfes ging. In seinem Kopf legte er sich einen Plan zurecht. Und als er diesen in Vollendung erschaffen hatte, grinste er. Aber nur solange bis er auf Kikyo stieß, die am Schrein stand.
 

Sie beobachtete ihn argwöhnisch. Und der Hanyou musste sich sehr zusammenreißen, um seinen Plan verwirklichen zu können. Langsam, ruhig und bedacht ging er zu ihr:

“Kikyo, es tut mir leid.“

“Hm.“

“Wirklich. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“

„Dein Yokaiblut.“

„Wahrscheinlich, ja!“, raunte er, kam ihr noch näher.

„Schon gut. Deswegen solltest du zum Mensch werden. Es ist auch besser für dich.“

„Ja, ich denke auch.“

Er nahm sie in den Arm, und spürte, wie sich ihre Arme auch um seinen Körper schlossen. Inu Yasha spürte in sich rein. Nichts. Gar nichts konnte er spüren, als sie ihren Körper an seinen drückte. Er hegte nicht mehr das kleinste Gefühl für sie. Es widerte ihn sogar an, sie so halten zu müssen.

„Komm Inu Yasha. Lass uns das Juwel holen. Dann haben wir es hinter uns.“

Der Hanyou nickt und folgte ihr. Schweigend blieben sie vor dem Juwel stehen und betrachteten es.

„Kikyo?“

„Ja.“

„Was genau soll ich tun?“

Sie lächelte. Anscheinend hatte sie Inu Yasha letzten Endes doch überzeugen können:

“Du nimmst das Shikon no Tama. Es ist egal, in welcher Hand du es hast. Du kannst es auch in beide nehmen. Das Wichtigste ist, dass du deinen Wunsch klar formulierst.“

„Ich muss ihn also laut aussprechen?“, er dachte an seinen Plan. Würde ihn die Miko verhindern können, wenn er den Wunsch laut aussprechen würde oder wäre das Shikon no Tama schneller? Eine leichte Panikwelle stieg in ihm auf.

„Nein.“

Die Panikwelle verebbte ebenso schnell, wie sie gekommen war.

„Inu Yasha, du kannst den Wunsch auch leise sprechen oder sogar nur daran denken. Aber auch dann muss dein Gedanke an den Wunsch klar sein. Hast du es verstanden?“

Sie schaute ihn prüfend an und der Hanyou nickte.

„Was passiert dann mit dir?“

„Meine Kräfte werden augenblicklich verebben und das war es dann. Dann bin ich eine normale Frau und du ein Mensch. Und das Juwel sollte verschwunden sein.“

„Gibt es einen falschen Wunsch?“, Inu Yasha schaute auf das Juwel, das immer noch rosa leuchtete.

„Nein. Es gibt nur gute und böse Wünsche und das Shikon no Tama wird sich danach richten. Aber dein Wunsch ist ja ein guter. Du willst ein Mensch werden und ich kann nichts Böses in dem Wunsch erkennen.“

Doch Inu Yasha dachte anders. Für ihn war es schon ein schlechter Wunsch. Schließlich würden nur Kikyos Bedürfnisse befriedigt werden, nicht aber seine. Im Grunde könnte sich Kikyo selber den Wunsch erfüllen. Er atmete tief ein und wieder aus:

“Dann mal los!“

Er wollte auf das Shikon no Tama einen Schritt zugehen, aber Kikyo hielt ihn am Ärmel zurück.

„Inu Yasha. Danke! Ich liebe dich!“

Sie beugte sich zu ihm und ihre Lippen berührten seine. Er war allerdings zu überrascht, als das er den Kuss hätte erwidern können. Stattdessen lächelte er nur.

Dann tat er den finalen Schritt. Er nahm das Juwel in seine rechte Hand, legte seine linke drauf, drehte sich noch einmal zu der Miko um.

„Kikyo, du hast mir gezeigt, dass man mich lieben kann und das ich lieben kann. Aber du liebst mich nicht so wie ich bin. Und ich will nicht mit so jemanden zusammenleben.“

„Was? Inu Yasha was hast du vor?“, sie klang zornig.

„Ich werde mir einen Wunsch erfüllen. Es ist der richtige Wunsch. Und du wirst mich nicht davon abhalten können!“, mit einem Satz war er an ihr vorbei und sprintete los. Doch auch Kikyo war keinesfalls langsam. Mit einem Griff hatte sie ihren Bogen bei der Hand und rannte ihm hinterher.

Der Hanyou rannte aus dem Dorf, in seiner Hand das Shikon no Tama. Er füllte sich mit einem Male so frei wie schon lange nicht mehr. Blindlings rannte er über die Wiesen und in Richtung des alten Brunnens.

Dicht auf seinen Fersen war Kikyo, die ihm immer und immer wieder hinterher schrie, er solle stehen bleiben. Doch er hörte nicht. Er ignorierte sie. Und zwar komplett.

Am Brunnen blieb er stehen, schaute zurück und entdeckte die sich nähernde Miko mit gespanntem Bogen.

„Inu Yasha, gib mir das Juwel wieder. Du hast es nicht verdient. Wenn du es eigensinnig nutzen willst, um einem Traumbild hinterher zujagen, dann ist es besser, wenn ich es wieder an mich nehme und dich verbanne. Du hast mein Vertrauen ausgenutzt. Hätte ich von deinen Träumen gewusste, hätte ich die Zeremonie niemals vorbereitet. Inu Yasha, du bist nichts weiter, als ein mieser kleiner Hanyou. Nicht mehr und nicht weniger!“, sie schrie den letzten Satz, doch ihre Augen weiteten sich, als sie das Grinsen Inu Yashas sah, das seine Lippen umspielte.

„Kikyo, lieber bin ich ein mieser kleiner Hanyou der einem Traum hinterher rennt, als mit dir als Mensch zusammen zu leben. Denn du kannst mich nur als Mensch lieben. Solange wie ich dämonisches Blut in mir habe, bin ich dir nichts wert. Und das hasse ich. Mein Wunsch an das Shikon no Tama ist ehrlich. Es ist ein Wunsch, den ich will. Ich weiß, dass dieses Mädchen aus meinem Traum zu mir gehört und ich zu ihr. Und du wirst es nicht mehr verhindern können.“

Inu Yasha stellte sich auf den Rand des Brunnens, umschloss das Juwel erneut mit beiden Händen. Ein letztes Mal wandte er sich an Kikyo:

“Keine Sorge, wir werden uns wieder sehen.“

Dann richtete er seinen Blick auf das leuchtende Shikon no Tama.

Kikyo richtete ihren Bogen auf ihn und schoss den Pfeil ab. Doch Inu Yasha sprang bereits in den Brunnen und der Pfeil ging ins Leere.

„Shikon no Tama, ich will sie wieder sehen. Ich will Kagome wieder sehen!“

Zwei Welten, eine Familie

Kaum hatte Kagome den Wunsch gedacht, fing das falsche Shikon no Tama an zu leuchten. Sie konnte das warme weiche Licht fühlen. Erst nur in ihrer Handfläche, doch innerhalb weniger Sekunden ergriff sie die Wärme im Arm, dann in ihrem ganzen Körper. Es fühlte sich so gut an. Kagome seufzte selig, schaute dann zu dem Menschen Inu Yasha, der ihr immer noch gegenüber saß.

Seine Augen waren geweitet, als könnte er kaum glauben, was er da gerade eben zu sehen bekam. Denn eigentlich war es doch nur eine billige Plastikperle, die er Kagome gab. Er versuchte, etwas zu sagen. Seine Lippen formten auch Worte, aber es gab keinen Ton dazu.

Kagome starrte wieder auf die Perle. Nun griff auch das Licht um sich und hüllte sie ein, genauso wie eben noch die Wärme.

„Es ist nicht nur eine Kopie, Inu Yasha.“, flüsterte sie und schaute wieder auf. Doch noch bevor sie eine Antwort bekam, verschwamm alles um sie herum. Inu Yasha löste sich vor ihren Augen auf, ihr Zimmer ebenso. Und noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hatte sie das Gefühl zu fallen. Ein Schrei entfuhr ihrem Mund, doch er verhallte in der Dunkelheit und Stille.

Das Mädchen fiel und fiel und es kam kein Ende in Sicht. Tausend Gedanken rasten ihr durch den Kopf. Ihr wurde klar, dass es doch kein Traum war, dass Inu Yasha in Wahrheit ein Hanyou war. Sie hatte all das mit ihm erlebt. Sie und er waren auf der Suche nach den Splittern des echten Shikon no Tama. Und auch Sango und Miroku waren gar keine Mitschüler an ihrer Schule, sondern eine Dämonenjägerin und ein Mönch. Shippou war auch nicht der beste Freund ihres Bruders, als viel mehr ein Fuchsdämon, der mit ihnen auf der Suche war.

Ihre Gedanken fuhren noch immer Achterbahn, als ihr Fall mit einem Male stoppte. Unter sich spürte Kagome eine Art harten Boden. Sie stand wieder auf ihren Beinen. Doch noch immer umhüllte sie die Dunkelheit. Vorsichtig öffnete sie ihre Hand und war erleichtert: Das Shikon no Tama war noch immer da.

Doch war wo sie nur gelandet?
 

Inu Yasha spürte noch den Luftzug von Kikyos Pfeil, als er in den Brunnen sprang. Er wusste, dass es die richtige Entscheidung war, sich von der Miko zu trennen. Es war im momentan auch egal, ob es ein Fehler war, den Shikon no Tama darum zu bitten, ihn mit seinem Traummädchen zu vereinen. Doch alles war besser als die Tatsache, als Mensch in einem Dorf leben zu müssen. Tag für Tag und Jahr für Jahr. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er in die Dunkelheit sprang.

Der Brunnen schien kein Boden zu haben und das Shikon no Tama leuchtet mit einem Male in seiner Hand auf. Die Wärme und das Licht umhüllten ihn und er kam sich sogar etwas geborgen vor.

In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher: Würde Kagome genauso sein, wie er sie aus seinen Träumen kannte und würde sie ihn lieben können? Sein Herz raste und wurde bei einem Gedankengang noch schneller.

„Was, wenn es gar kein Traum war?“, murmelte Inu Yasha halblaut zu sich selbst, als er immer weiter in die Dunkelheit fiel.

„Was, wenn mein Leben mit Kikyo ein Traum war und mein eigentliches Leben so ablief und läuft, wie ich es heute Nacht geträumt habe? Dann würde sich Kagome an mich erinnern.“

Sein Lächeln, das bis eben noch sein Gesicht beherrschte, wich einem erstaunten Ausdruck. Und der Hanyou war froh, dass man ihn mit diesem sehr dümmlichen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Doch seine Gesichtszüge entgleisten noch mehr, als er plötzlich etwas an seiner linken Seite spürte. Er versuchte zu schauen, was es war. Doch in der unerbittlichen Dunkelheit konnte selbst er mit seinen guten Hanyouaugen nichts erkennen. Langsam, noch immer im freien Fall begriffen, taste er vorsichtig nach dem Gegenstand und es traf ihn wie ein Schlag: Tessaiga! Natürlich sein Schwert das ihm sein verstorbener Vater vererbt hatte. Ihm war es gar nicht aufgefallen, dass er es nicht bei sich trug. Doch im Nachhinein kam es ihm nur logisch vor. Schließlich war er eben in einer Situation, die vor dem Tod Kikyos stattfand. Und Tessaiga hatte er zusammen mit Kagome gefunden und gegen seinen Bruder verteidigt. Mit einem festen Handgriff umfasste er Tessaiga. Es war ein fantastisches Gefühl! Und keine Sekunde später war der freie Fall vorbei und er landete elegant auf dem festen Boden. Doch noch immer war er von Dunkelheit umgeben. Nur das Licht des Shikon no Tama erhellte ein wenig die Dunkelheit. Man erkannte nur nicht allzu viel.
 

Kagome versuchte sich umzuschauen, doch es gab nichts zu sehen. Mit dem kargen Licht des Juwels konnte man nicht viel ausrichten. Sie begann sich ein wenig zu fürchten. Wo war sie hier nur gelandet?

„Hallo? Hallo ist da jemand? Kann mich jemand hören?“

Sie rief es so laut sie konnte und sich traute. Schließlich konnte sie sich nicht sicher sein, ob nicht irgendwo hinter ihr ein Yokai oder ähnliches lauerte. Am Ende vielleicht Naraku selbst.

Langsam ging sie vorsichtig ein paar Schritte. Ihre Schritte halten nicht wieder und das einzige was sie hören konnte, war ihr eigener Atem. Und auch den hörte sie nur, wenn sie ganz genau hinhörte. Ihr kam es so vor, als würde die Dunkelheit alle Geräusche verschlucken. Sie wollte dem ganzen so schnell wie möglich entkommen! Ihre Schritte beschleunigten sich und sie rannte fast schon, als sie stolperte. Erschrocken darüber, konnte sie sich nicht mehr rechtzeitig abfangen und ging der Länge nach mit einem dumpfen Knall zu Boden. Ein Schmerz durchzuckte ihren Körper.

„Argh, auch das noch.“, sie setzte sich auf und taste nach ihrem Knie. Sie hielt den Juwel daran und sah, dass sie sich ein paar Schrammen zugezogen hatte. Es pochte ein wenig, aber Kagome wollte hier nicht weiter rumhocken und stand wieder auf. Im Augenwinkel nahm sie in dem rosa Licht etwas wahr. Noch einmal hockte sie sich hin und tastete vorsichtig danach. Es war holzig. Und geschwungen.

„Mein Bogen!“, entfuhr es ihr. Sie hielt den Juwel näher ran und sah ihren Bogen unversehrt am Boden neben sich liegen. Nicht mal einen halben Meter weiter lag ihr Köcher mit den Pfeilen. Kagome konnte sich keinen Reim darauf machen, wie beides hierher gekommen war. Anscheinend war es nur noch mehr Bestätigung dafür, dass sie gerade wieder auf dem besten Weg war, in ihr echtes Leben einzutauchen. Entschlossen griff sie nach dem Bogen und dem Köcher und warf sich beides um die Schultern. Jetzt fühlte sie sich wenigstens ein bisschen sicherer.

Dann machte sie sich wieder auf den Weg. Immer weiter hinein in die Dunkelheit. Sie hatte das Gefühl, als würde das Shikon no Tama sie leiten. Als würde es einen bestimmten Weg verfolgen. Sie folgte diesem Gefühl. Ahnte, dass es der richtige Weg sein würde, um wieder mit ihren Freunden vereint zu sein. Um bei Inu Yasha zu sein.

Sie hatten noch so viel vor. Sie mussten den Fluch von ihm nehmen, den ihm Kikyo auferlegt hatte. Naraku musste besiegt werden und das echte und einzig wahre Shikon no Tama sollte aus der Welt verschwinden.

Und während sie ihren Gedanken im Laufen nachhing und ihrem Gefühl nachging, das die Richtung des Weges bestimmte, schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Da war noch etwas, was sie und der Hanyou geplant hatten. Wenn der Kampf vorbei war, wollten sie sich ein Versprechen geben, dass sie nie mehr trennen würde.

Ein Gefühl der Liebe durchfuhr sie und mit einem Male war da noch ein anderes Gefühl. Sie spürte einen weiteren Juwel. Viel stärker als ihren eigenen, den sie noch immer fest umklammerte. Wo kam das her?
 

Inu Yasha lief los, ohne darüber nachzudenken, wohin er eigentlich lief. Er wusste, dass er einen Ausweg finden musste, um wieder ins Licht zu gelangen.

Er überlegte fieberhaft, versuchte seinen immer noch wirren Gedanken zu ordnen. Wenn das eben alles nur ein Traum war, dann musste doch Kagome irgendwo sein. Und auch seine Freunde, Sango und Miroku und Shippou. Aber wo? Vielleicht sollte er versuchen, sich mit Tessaiga einen Weg frei zu schlagen. Dann würde sich ja eventuell ein Weg irgendwo auftun und er käme darüber wieder raus aus dieser dunklen Hölle.

Der Hanyou zog Tessaiga aus der Scheide, doch zu Inu Yashas Überraschung verwandelte es sich nicht zu seiner wahren Größe. Er schwang es ein paar Mal hin und her, doch es passierte nichts.

„Verdammt!“, knurrte er wütend, „Das kann ich ja mal vergessen.“

Enttäuscht steckte er Tessaiga zurück und versuchte noch einmal, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Doch nichts. Ihm kam die Idee, es vielleicht mit seinem Geruchssinn zu versuchen. Er steckte die Nase in den nicht vorhandenen Wind. Und da war tatsächlich etwas. Ganz schwach. Ganz schwach wehte ihm ein süßer und lieblicher Geruch entgegen. Es war ihr Geruch.

„Kagome!“, hauchte Inu Yasha ihren Namen.

Er starrte in die Dunkelheit, drehte sich im Kreis. Aber nirgends konnte er sie erkennen. Wo war sie?

„Kagome!“, rief er nun etwas lauter.

Keiner Reaktion.

„Kagome!“

Hatte ihm seine Nase nur einen Streich gespielt? Er reckte sie noch einmal in die schwarze Dunkelheit. Zog intensiv die Luft ein. Und wieder roch er sie. Sie musste hier irgendwo sein.

„Kagome! Kagome wo bist du?“, er drehte sich um seine eigene Achse und brüllte ihren Namen immer und immer wieder in die Dunkelheit in der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen.

„Kagomeeee!“
 

Kagome stoppte abrupt ab. Das war definitiv Inu Yashas Stimme, die da nach ihr rief. Und sie kam aus der Richtung, in die sie das Shikon no Tama lenkte. Sie lief schneller. Immer schneller und achtete nicht mehr darauf, ob eine potentielle Gefahr um sie herum war. Das einzige was sie wollte, war wieder bei Inu Yasha zu sein.

„Shikon no Tama, wenn ich noch einen Wunsch frei habe, dann den, ihn wieder zusehen.“, japste sie fast atemlos. Kagome wusste nicht, ob es funktionieren würde. Immerhin war das Juwel nur eine Kopie aus Plastik, die ihr Großvater an Menschen verkaufte, die ihren Tempel besuchten. Doch schon einmal hatte es gewirkt, warum nicht jetzt auch?!

Mit jedem Schritt den sie rannte, spürte sie mehr und mehr den anderen stärkeren Juwel. Er musste sich bei Inu Yasha befinden. Denn sie vernahm erneut seine Stimme aus dieser Richtung. Ihr Herz schlug schneller, je öfter sie seine Stimme hörte. Gleich würde sie bei ihm sein.
 

„Kagome!“, noch immer schrie Inu Yasha ihren Namen in die Dunkelheit. Je öfter er nach ihr rief, desto klarer wurden seine Gedanken. Er erinnerte sich an alles, was vorher so unklar schien. Die letzten Momente bevor er in diesen Albtraum mit Kikyo geraten war, flackerten vor seinem inneren Auge auf. Als Kagome ihn in Notwehr an den Baum gebannt hatte. Er hatte sie angegriffen. Würde sie ihm das verzeihen können? Der Hanyou wollte ihr nicht wehtun. Doch sein Blut kochte so in diesem Moment und der Yokai in ihm gewann die Oberhand, und er hatte Kagome in diesem irren Augenblick die Schuld an seinem Zustand gegeben. Alles nur weil er und Kagome zusammen sein wollten. Sich spüren wollten. Das hätte nicht passieren dürfen.

„Kagome! Kagomeeee!“

„Inu Yasha!“

Er drehte sich hastig um. Das war ihre Stimme!

„Kagome, wo bist du?“

“Bleib wo du bist!“, kam die Antwort.

Anscheinend hatte sie sich im Gegensatz zu ihm schon einen besseren Überblick über die gegenwärtige dunkle Situation verschafft.
 

Kagome hastete weiter dem Gefühl folgend in die Richtung, aus der Inu Yashas Stimme kam. Und mit einem Male verstärkte sich das Licht des Juwels in ihrer Hand und auch die Wärme wurde wieder stärker. Es schien auf sein Gegenstück zu reagieren. Weit konnte es nicht mehr sein.

„Inu Yasha, ich bin gleich bei dir!“, rief sie in die Dunkelheit.
 

Inu Yasha starrte gebannt in die Richtung, aus der er Kagomes Stimme vernahm. Auch sein Juwel leuchtete stärker und als er in die Dunkelheit schaute, sah er ein kleines rosafarbenes Licht, das sich auf ihn zu bewegte.

„Kagome!“, flüsterte er. Wie angewurzelt stand er da.

Das Licht wurde größer und sein Herz begann erneut schneller zu schlagen. Gleich würde er sie wieder in die Arme schließen können.
 

Kagome wurde nur mehr von dem Gefühl gezogen und sah ein stehendes Licht. Das musste Inu Yasha sein! Ihre Beine trugen sie tapfer weiter, obwohl sie schon schwer wie Blei waren und das aufgeschlagen Knie mehr als nur schmerzte. Langsam und mit jedem Schritt erkannte sie mehr. Sie konnte Inu Yashas Silhouette erkennen, seine Ohren zuckten.

„Inu Yasha!“, schrie sie und ihr schossen Tränen in die Augen.
 

„Kagome!“

Inu Yasha konnte nicht mehr still stehen. Er rannte dem Licht entgegen und ihm schoss der salzige Geruch ihrer Tränen in die Nase. Und der Geruch von Blut. Kagomes Blut. War sie etwa verletzte? Weinte sie deshalb? Er setzte zum Sprint an. Nur noch wenige Meter trennten sie.
 

Das Mädchen mobilisierte all ihre letzten Kräfte und dann stand er vor ihr. Sie flog ihm in die Arme und schlang sie um seinen Körper. Wie warm er war und stark.

„Inu Yasha!“, die Tränen rannten ihr über die Wangen.
 

Der Hanyou blieb wenige Meter vor ihr stehen, als sie ihm in die Arme fiel. Es dauerte keine Sekunde, als er sie fest mit seinen Armen umschloss und das Shikon no Tama aus seiner Hand fiel. Sie roch so gut und ihr Körper schmiegte sich an ihn wie eine zweite Haut.

„Kagome!“

„Inu Yasha!“, hauchte sie.

„Kagome, ist alles in Ordnung? Du weinst und ich kann dein Blut riechen.“, fragte er besorgt.

„Ja, ich hab mir nur das Knie aufgeschlagen, als ich über meinen Bogen gestolpert bin. Halb so schlimm.“, sagte sie tapfer und sank dann trotz allem in die Knie.

Inu Yasha hockte sich neben sie, schaute sie an. Ihm kam es vor, als hätte er sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre braunen Augen waren so sanft wie in seinem vermeintlichen Traum. Er verlor sich fast augenblicklich darin. Doch dann stieg ihm der Geruch ihres Blutes wieder in die Nase. Seine Augen wanderten von ihrem Gesicht abwärts zu ihrem Knie. Inu Yasha beugte sich hinab und hauchte einen Kuss auf die Wunde.

„Danke, Inu Yasha!“, flüsterte Kagome, berührte mit einer Hand seine Wange. Er sah zu ihr auf.

“Es tut mir leid, dass ich dich an den Baum gebannt habe.“, schluchzte sie und senkte den Blick, damit er ihre Tränen nicht sah.

„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe die Kontrolle verloren und dich verletzt. Es war Notwehr. Was macht deine Verletzung eigentlich?“

Kagome schaute ihn wieder an. Stimmt ja, er hatte sie verletzt. Das hatte sie vollkommen vergessen. Sie schaute an sich herab, konnte aber nichts weiter entdecken. Und außer den Schmerzen am Knie verspürte sie keine weiteren.

„Sie scheint weg zu sein.“

„Kagome, wo sind wir hier?“, fragte der Hanyou dann unvermittelt und schaute sie wieder an.

„Ich weiß es nicht.“, das Mädchen schaute sich um. Immer noch war die Dunkelheit allgegenwärtig:

“Ich weiß nur, dass mir schwarz vor Augen wurde, kurz nach dem ich den Pfeil auf dich geschossen hatte. Und dann wachte ich auf und du warst ein Mensch. Wir waren in meiner Zeit. Alle waren da. All unsere Freunde, aber sie waren normale Menschen und keiner von euch konnte sich an sein eigentliches Ich erinnern. Und dann hat dein menschliches Traumbild mir diese Kopie des Shikon no Tama gegeben und ich hatte das Gefühl, mich wieder erinnern zu müssen. Das habe ich mir gewünscht und dann landete ich hier.“

„Wie bei mir. Ich wachte allerdings neben Kikyo auf. Am Tag der Zeremonie die mich zu einem Menschen machen sollte. Doch ich wollte nicht. Ich hatte von dir geträumt und wollte dich sehen. Ich hab Kikyo das Juwel gestohlen und bin dann in den Brunnen gesprungen.“
 

Die beiden sahen sich an. Kagome versank in seinen Augen, als ihr plötzlich etwas Entscheidendes auffiel:

“Inu Yasha. Du bist ein Hanyou. Kein Yokai!“

„Hm, vielleicht weil ich in der Illusion als Hanyou in den Brunnen gesprungen bin.“, grübelte er.

„Wahrscheinlich. Das muss aber nicht heißen, dass du als Hanyou auch aus diesem jetzigen Albtraum aufwachst.“

„Ja. Aber erstmal müssen wir hier raus.“

Kagome nickte und stand auf. Sie hatte nur keinen Plan oder auch nur irgendeine Idee, wie sie das bewerkstelligen sollten. Sie wussten ja beide noch nicht einmal, wie sie hier hinein geraten waren. Anscheinend handelte es sich immer noch um eine Illusion, nur das sie beide diese jetzt gemeinsam erlebten.

Inu Yasha war ebenfalls aufgestanden und nahm sie bei der Hand.

„Kagome, wie hast du mich gefunden?“

„Das falsche Shikon no Tama. Es hat so eine Kraft ausgestrahlt, der ich einfach gefolgt bin. Und dann hab ich mir noch einmal etwas gewünscht, als ich deine Stimme hörte.“, sie lächelte.

„Ach so?“

„Ich habe mir gewünscht, dich wieder zu sehen.“

„Und das falsche Juwel hat dir den Wunsch erfüllt?“

Kagome nickte und Inu Yasha nahm sie erneut fest in die Arme. Hob dann ihr Kinn mit den Fingern an und seine Lippen näherten sich ihren. Ganz langsam berührten sich ihre Lippen und sie versanken in einem Kuss. Für beide fühlte es sich so an, als wäre es das erste Mal. Kagome lies das falsche Shikon no Tama fallen und es rollte über den Boden und stieß gegen das falsche von Inu Yasha.

Mitten in ihrem Kuss wurden die beiden von einem warmen, weichen Licht umhüllt. Sie lösten sich voneinander und schauten sich um. Ihr Blick fiel auf die zwei rosafarbenen Perlen.

„Schau nur Kagome.“

„Sie verschmelzen!“

Das Licht der vormals zwei einzelnen Perlen wurde stärker und eine Hitze kam auf.

Inu Yasha legte seine Arme um Kagome, versuchte sie zu schützen, doch sie löste sich von ihm und ging auf das verschmolzene, leuchtende Shikon no Tama zu.

„Kagome, was tust du da?“

„Vertrau mir, Inu Yasha.“, sie reichte ihm die Hand. Als er seine Hand in ihre legt, zog sie ihn mit sich.

„Was hast du vor?“

„Ich folge meinem Gefühl. Komm!“

Sie gingen Hand in Hand auf das Licht zu, das sie mehr und mehr umhüllte. Es war nun nicht mehr warm und weich. Es war grell und kalt.

So sehr sich der Hanyou auch innerlich dagegen sträubte, in dieses Licht zu gehen, so sehr vertraute er auch Kagome. Was das Juwel betraf, lag sie meistens eh richtig. Sie würde wissen was sie tat.

„Kagome!“, sagte er und blieb einen Schritt vor dem Juwel stehen. Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn fragend an.

„Egal was jetzt auch passiert. Egal ob wir jetzt wieder getrennt werden. Ich werde dich suchen und finden. Egal wo du bist, ob in deiner oder in meiner Zeit. Auch wenn uns zwei Welten trennen. Ich brauche dich. Immer. Du bist meine Familie, Kagome!“

Das Mädchen trat näher an ihn und presste liebevoll ihre Lippen auf seine als Antwort.

„Uns wird nie mehr etwas trennen.“, hauchte sie.

Inu Yasha nickte. Dann wandten sie sich wieder dem gleißenden Licht zu und taten den finalen Schritt.

Wege durch die Illusionen

Inu Yasha und Kagome traten in das gleißende rosafarbene Licht. Beide hatten gleichzeitig das Gefühl, wie wild herumgewirbelt zu werden. Der Hanyou umschloss Kagome fest an der Taille und auch das Mädchen krallte sich regelrecht in sein Suikan.

Sie wollte schreien, doch ihr versagt die Stimme. Und so vergrub sie ihr Gesicht noch tiefer an Inu Yashas Brust.

Auch er wollte etwas sagen, wollte Kagome beruhigen und ihr die Angst nehmen. Aber auch ihm gelang es nicht, auch nur ein Ton rauszubekommen. Also vergrub auch er sein Gesicht in ihrem Haarschopf. Er hoffte nur, dass es bald vorbei sein würde.

Es kam ihm und Kagome wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sie plötzlich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten. Die Ohren des Hanyou zuckten, als er die ersten Geräusche wieder wahrnahm. Inu Yasha konnte Vogelgezwitscher hören und schaute nun auch vorsichtig auf. Die Umgebung die er erblickte, kam ihm nur allzu bekannt vor.

„Kagome. Kagome, sieh mal, wir sind am heiligen Baum!“

„Huh?“, das Mädchen schaute auf, „Wir sind ja wieder zuhause.“

„Kommt drauf an, was du dein Zuhause nennst.“, Inu Yasha schaute sich auf dem Hof des Higurashi Tempels um. Alles schien relativ normal zu sein, die Sonne war seit ein paar Minuten untergegangen und tauchte den Himmel in ein sattes Rot. Er löste sich von Kagome, ging ein paar Schritte. Dann blieb er stehen, schaute an seiner linken Seite runter. Tessaiga hing immer noch da und ein großer Stein fiel ihm von seinem Hanyouherzen.

Auch Kagome registrierte, dass sie immer noch ihren Bogen und den Köcher voller Pfeile bei sich trug. Sie atmete erleichtert aus, und trat neben Inu Yasha.

„Du bist immer noch ein Hanyou!“, stellte sie kurz darauf lächelnd fest.

Er schaute sich seine Krallen an und nickte:

“Zum Glück! Wollen wir rein gehen?“

Kagome nickte und umfasste seine Hand.
 

Als sie das Haus betraten, trat Kagomes Mutter aus der Küche. Sie schaute ziemlich geschockt, aber weniger wegen ihrer Tochter als viel mehr wegen dem Hanyou und ein leiser Schrei entfleuchte ihrer Kehle.

„Mama was ist denn? Warum bist du so blass geworden?“, Kagome ging augenblicklich zu ihrer Mutter und nahm ihre Hand in die eigene.

„Was ist das?“

“Was ist was?“

Frau Higurashi zeigte mit zitternder Hand auf Inu Yasha, der ziemlich perplex drein schaute.

„Aber Mama, das ist Inu Yasha! Mein Freund.“, antwortete Kagome verwirrt.

„Dein Freund?“, die Blicke der Mutter wanderten zurück zu ihrer Tochter, „Aber dein Freund sitzt doch in der Küche. Er hat sich schon Sorgen gemacht, wo du steckst, weil du heute nicht in der Schule warst. Und ich wusste auch nichts. Und warum hast du einen Bogen und Pfeile bei dir?“

„Mein Freund?“, rief Kagome überrascht. Sie schaute zu Inu Yasha, der nur mit den Schultern zucken konnte. Das Mädchen wandte sich von ihrer Mutter ab und bedeutete Inu Yasha ihr in die Küche zu folgen. Vielleicht würde sie ja seine Hilfe brauchen in Bezug auf ihren angeblichen Freund.

Der Hanyou ging mit verschränkten Armen an Kagomes Mutter vorbei, die ihn mit einem Blick aus Faszination, Überraschung und Angst musterte. Er bemerkte es und schaute sie ebenso überrascht an, als er nur wenige Sekunden später in Kagome rein rannte, die im Türrahmen stocksteif stehen geblieben war.

„Kagome, was…“, weiter kam er nicht, als er Kagomes Fingerzeig mit seinem Blick folgte. Das saß doch tatsächlich dieser seltsame Hojou in der Küche am Tisch und schaute sowohl Kagome als auch ihn finster an.

„Hojou?“, fragte das Mädchen ungläubig, „Was tust du hier? Und warum sagt meine Mutter, du wärst mein Freund?“

Der Junge stand auf und ging auf sie zu:

“Vielleicht weil ich es bin. Und wo warst du heute? Wir wollten nach der Schule zusammen zur Nachhilfe und anschließend hier bei deiner Mutter zu Abend essen.“

„Ähm, Hojou, du musst dich irren. Wir waren zwar einige Male aus, aber wir waren nie zusammen. Du kennst doch Inu Yasha. Yuka, Eri und Ayumi haben dir sicher von ihm erzählt. Er und ich sind jetzt schon einige Monate zusammen.“, stotterte Kagome und schaute zwischen ihrem Mitschüler und dem Hanyou hin und her.

„Inu Yasha? Was ist das denn für ein bescheuerter Name?! Und warum rennst du wie Robin Hood mit Pfeil und Bogen durch die Gegend?“, blaffte Hojou sie und Inu Yasha an, was bei letzterem an den sowieso schon strapazierten Nerven zehrte. Kagome spürte es und nahm seine Hand, versuchte ihn zu beruhigen.

„Hojou. Lass das! Und geh nach Hause. Ich habe keine Lust auf dich.“

„Ach so? Auf einmal? Und vor ein paar Wochen hieß es noch ‚Mein lieber Hojou, ich bin so froh, dass wir zusammen sind!’ Erinnerst du dich daran?“

Kagome trat einen Schritt zurück, stolperte aus der Küche und in die Arme ihrer Mutter.

„Mama, sag ihm, er soll gehen!“

Frau Higurashi schaute ihre Tochter an und dann abwechselnd zu den jungen Männern, die sich in ihrer Küche feindselige Blicke zuwarfen.

„Mama bitte!“, flehte Kagome und ihre Mutter nickte, trat auf Hojou zu.

„Ich glaub es ist besser.“, sagte sie, geleitete ihn hinaus. An der Tür sagte sie zu dem Verschmähten in leisem Ton:

“Lass gut sein für heute, Hojou-kun. Wer weiß, was sie heut geritten hat. Morgen wird die Sonne wieder scheinen. Ihr seid doch so ein schönes Paar!“

Hojou antwortete nicht, nickte nur und machte sich über den mittlerweile dunklen Hof auf den Heimweg.
 

Als Frau Higurashi wieder ins Haus trat, sah sie, wie ihre Tochter und der merkwürdige Junge mit den Hundeohren an der Treppe standen und nach oben wollten.

„Stopp, junge Dame! Wo willst du mit dem wildfremden Mann hin? In dein Zimmer sicher nicht!“

Kagome drehte sich zu ihrer Mutter. Sie kannte sie so gar nicht. Was war aus ihrer heiß geliebten Mama geworden? Ihr kam ein Verdacht und mit einem Handgriff schob sie Inu Yasha die Treppen hoch, drückte ihm ihre Waffe in die Hand und rannte zu ihrer Mutter. Sie umarmte sie fest und sagte:

“Bitte Mama, sei mir nicht böse und vertrau mir!“

„Was, nein sicherlich nicht, wenn du Hojous Herz brichst nur wegen so einem seltsamen Cosplayer!“

„Ach Mama!“, Kagome löste sich von ihr und stürmte Inu Yasha hinterher, der schon ihr Zimmer erreicht hatte. Hinter sich konnte sie die energischen Schritte ihrer so plötzlich fremden Mutter hören, die ihr folgte. Doch Kagome war schneller und warf die Tür ihres Zimmers mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss und schloss ab. Sie konnte ihre Mutter hören, die wild dagegen klopfte, doch sie ignorierte sie, setzte sich zu dem Hanyou auf ihr Bett. Anscheinend lief hier etwas gewaltig schief. Inu Yasha sprach es laut aus:

“Kagome, dass ist nicht deine Welt. Nicht die echte.“

Sie nickte.

„Es ist wieder nur eine Illusion. Das falsche Shikon no Tama hat uns in die nächste Illusion geschickt. Deswegen kann sich deine Mutter nicht an mich erinnern und deswegen glaubt dieser Hojou, dass ihr zusammen wärt.“

„Du hast ihm also nicht geglaubt?“, fragte Kagome erleichtert und schaute Inu Yasha an.

„Kein Stück. Auch wenn ich vorher alleine in einer Illusion gefangen war und nicht wusste, was echt ist und was nicht. Aber mit so einem Schlappschwanz hättest du dich nie im Leben eingelassen. Dann eher schon mit Miroku.“, Inu Yasha grinste und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, ließ sich dann auf ihr weiches Bett fallen. Wenigstens das war ihnen noch geblieben. Er seufzte. Seine feinen Hundeohren lauschten und zuckten und er bekam mit, dass sich Kagomes Mutter wieder nach unten verzogen hatte.

„Inu Yasha. Hast du noch das falsche Juwel?“

„Nein, ich nahm an, du hättest es. Warum, ist es denn nicht bei dir irgendwo?“

„Nein, sonst hätte ich ja nicht gefragt.“, Kagome stand vom Bett auf und schaute überall nach, doch sie fand nichts.

„Vielleicht liegt es draußen. Wir kamen am Baum raus, vielleicht liegt es dort irgendwo im Gras.“, überlegte Inu Yasha laut, „Wir sollten da…“

Er wurde jäh von mehreren Sirenen unterbrochen. Kagome und er sprangen auf und schauten aus dem Fenster. Vor der Treppe, die zu ihrem Tempel hinaufführte, standen vier oder fünf Polizeiwagen und deren Besatzung stürmte gerade eben die Treppe hoch und auf den Hof. Die beiden konnten Kagomes Mutter sehen, wie sie hinaus rannte und auf Kagomes Fenster zeigte.

„Scheiße, Inu Yasha, sie hat die Polizei gerufen!“

„Poliwas?“

„Wachen, Soldaten, wie du es auch immer nennen magst. Wir müssen schnellstmöglich das falsche Shikon no Tama finden und von hier verschwinden.“, brüllte Kagome ihn schon fast an und riss das Fenster auf.

Der Hanyou sprang auf das Fensterbrett und Kagome sprang auf seinen Rücken. Mit einer Leichtigkeit sprang Inu Yasha auf das Vordach und wurde verfolgt von ungläubigen Blicken seitens der Polizisten. Kagomes Mutter schrie wie am Spieß und das Mädchen war heilfroh, dass ihre echte Mutter in der realen Welt um einiges gelassener war. So eine hysterische Kuh konnte man nicht als Mutter und schon gar nicht als Schwiegermutter für einen Hanyou gebrauchen!

„Inu Yasha, schnell. Sie ziehen schon ihre Waffen!“

„Keh, mach dir keine Sorgen. Noch ein Schritt!“, rief Inu Yasha lachend und sie erreichten den Baum. Schützend stellte sich der Hanyou vor seine Geliebte, während sie fieberhaft in der Erde rund um den heiligen Baum wühlte. Diese komischen neuzeitartigen Soldaten umkreisten sie und richteten jetzt auch noch ihre Handkanonen auf sie.

„Kagome, schnell. Ich hab nicht wirklich Lust auf einen Kampf mit den Typen hier.“, trieb er sie an.

„Ja, ich beeil mich ja schon!“, ihre Hände waren schon aufgeschürft von der trockenen Erde und bluteten ein wenig, was dem Hanyou mit seiner feinen Nase nicht entging. Doch momentan musste es ihnen egal sein.

Inu Yasha zog Tessaiga aus seiner Scheide. Die Polizisten hielten den Atem an, selbst als Tessaiga ein rostiges Schwert blieb. Der Hanyou hätte schreien können. Einmal aus Verzweiflung, weil die Verwandlung seines Schwertes auch in dieser Illusion nicht klappte. Und einmal vor lauter Lachen, weil diese armseligen Kreaturen von modernen Soldaten trotzdem zurück wichen, als sie sein Schwert sahen.

Inu Yasha schwang es bedrohlich hin und her. Schließlich wusste er ja, dass von Tessaiga in diesem Zustand keine Bedrohung ausging. Seine Gegenüber wussten es nicht und wichen ihm immer wieder aus. Sie brüllten ihn an, er solle sein Schwert fallen lassen, doch er dachte nicht daran. Lieber erschreckte er sie eindrucksvoll. Außerdem war er eh immer noch schneller als sie.

„Ich hab ihn!“, rief Kagome mit einem Male. Sie stand vom Boden aus und lief mit dem falschen Shikon no Tama in der Hand zu Inu Yasha.

„Gut gemacht, Kagome. Müssen wir uns was wünschen, damit wir aus diesem Mist herauskommen?“, fragte der Hanyou, drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe und schwang dann wieder sein Tessaiga.

„Nein, ich denke nicht. Es fängt gerade wieder an zu leuchten.“, das Mädchen schlang ihren einen Arm, in dessen Hand das falsche Juwel lag, um den Hanyou, mit dem anderen klemmte sie ihren Bogen und Köcher fest. Auch Inu Yasha umklammerte sie, zeigte dennoch mit seiner Schwertspitze auf seine lächerlichen Gegner.

Deren Augen weiteten sich, als sie sahen, wie der Junge mit den Hundeohren und die Tochter des Hauses mit einem breiten Grinsen auf den Lippen in ein rosafarbenes Licht gehüllt wurden und verschwanden. Sie schauten sich um, doch der Hof des Tempels lag im Dunkeln. Alle miteinander waren mehr als sprachlos.
 

Erneut wurden Kagome und Inu Yasha herumgewirbelt und wieder klammerten sie sich fest an den jeweils anderen.

‚Das ist so ein ekelhaftes Gefühl!’, dachte Kagome, während sie tapfer versuchte, sich nicht der Übelkeit zu ergeben.

Inu Yasha ging es nicht anders. Er drückte sein Gesicht erneut in Kagomes Haarschopf. Für seine feinen und empfindlichen Hundesinne war das eindeutig zu viel des Guten. Im drehte sich alles und zeitweise hatte er das Gefühl, ohnmächtig zu werden.

„Inu Yasha!“

Er schaut auf. Während er versucht hatte, sich zu beherrschen, hatte er gar nicht mitbekommen, dass sie schon wieder gelandet waren. Unter seinen Füßen spürte er das weiche Gras und ein sanfter Wind trieb ihm Kagomes Haare ins Gesicht.

„Inu Yasha, wir sind im Mittelalter.“, Kagome wandte sich aus seiner Umklammerung und ließ sich auf den Brunnen neben sich fallen. Es war der alte Knochenfressende Brunnen, der ihr und Inu Yasha so oft als Zeitportal gedient hatte. Auch der Hanyou ließ sich neben ihr nie und schaute sich um.

„Meinst du, wie sind dieses Mal richtig?“

„Mein Gefühl sagt mir Nein.“, Kagome schaute auf das falsche Shikon no Tama in ihrer Hand. Es leuchtete nicht mehr. Sie schob es ganz nach unten in ihren Köcher. Noch einmal wollte sie nicht im Dreck danach wühlen. Sie schaute auf ihre zerschundenen Hände. Laut seufzte sie auf. Würde das denn nie ein Ende haben?

„Wir sollten hier bleiben und warten, was passiert. Wenn jemand kommt, springen wir einfach in den Brunnen und hoffen, dass dieser blöde Juwel uns dann in die richtige Zeit bringt.“, brummte Inu Yasha und nahm Kagomes Hände in die seinen, „Tut es sehr weh?“

„Nein geht schon. Ja lass uns hier warten.“
 

Kagome lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Solange wie kein Feind in dieser naturnahen Illusion auftauchte, konnte sie auch die Zweisamkeit mit Inu Yasha genießen. Und am Ende würde es sowieso keinen Unterschied machen.

Auch der Hanyou genoss die Nähe zu Kagome. Er war sehr froh darüber, dass er nicht mehr alleine war, wie in diesem ersten Albtraum, den er erlebte. Sondern das er und Kagome wieder zusammen gefunden hatten. Nie im Leben wollte er wieder ohne sie sein. Das wusste er nur allzu gut. Keinen einzigen Tag würde er ohne sie schaffen. Er drehte seinen Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

„Ich liebe dich Kagome!“

Sie wandte ihren Kopf zu ihm und hauchte ihm nun ihrerseits einen Kuss auf die Lippen.

„Ich dich auch. Zusammen stehen wir das schon durch! Und am Ende erwachen wir wahrscheinlich in Kaedes Hütte und sind umringt von unseren Freunden.“

Inu Yasha nickte. Wahrscheinlich hatte Kagome Recht. Es war alles nur ein großer und allzu realer Albtraum. In Wahrheit hing er am Baum und Kagome lag ohnmächtig irgendwo rum.

Erneut bahnten sich seine Lippen einen Weg zu ihren und vereinigten sich. Er sah es genauso wie sie: Wenn sie schon mal Zeit für sich hatten, und wenn es auch nur in einer Illusion war, sollten sie es auch auskosten.

Sanft erwiderte Kagome den Kuss und versank für einen Augenblick darin. Langsam öffnete sie wieder die Augen und wäre beinahe in den Brunnen gefallen. Inu Yasha schaute sie fragend an. Kagome stand jedoch lediglich auf und sagte trocken:

“Auftritt Kikyo!“

Der Hanyou stand mit einem Male und fuhr herum. Aus der Richtung des Dorfes kam Kikyo bewaffnet mit Pfeil und Bogen und einem sehr finsteren Blick.

„Inu Yasha, du bist also wieder zurück gekommen? Und wie ich sehe, hast du dein Traumbild gefunden.“, rief sie den beiden zu.

„Anscheinend sind wir wieder in meiner Illusion gelandet.“, raunte Inu Yasha Kagome zu, nahm dabei ihre Hand, „Denn sie kann sich an mich erinnern und daran, dass du erst nur ein Traumbild von mir warst.“

„Also sollten wir doppelt und dreifach vorsichtig sein.“, Kagome trat näher an Inu Yasha heran, holte nebenbei wieder das falsche Shikon no Tama aus ihrem Köcher hervor. Sie hielt es Inu Yasha hin und beide sahen kein Leuchten. So schnell würden sie also nicht aus der Situation heraus kommen. Obwohl es dringend nötig war:

Kikyo spannt ihren Bogen!

„Das wäre doch jetzt der ideale Zeitpunkt zum Davonlaufen, oder?“, fragte Kagome sarkastisch an den Hanyou gewandt, „Tessaiga wird sich auch jetzt nicht verwandeln.“

Er nickte und hob sie auf seinen Rücken:

“Vielleicht kannst du trotzdem was mit deinen Pfeilen ausrichten.“

Kagome nickte und spannte nun auch ihrerseits den Bogen.
 

„Ihr werdet mir nicht entkommen!“

Sie konnten Kikyos Stimme hinter sich hören, als sie in den Wald hinein sprinteten. Inu Yasha hatte keine Ahnung, wohin er laufen sollte. Ziellos trugen in seine Beine durch das Unterholz, bis sie den heiligen Baum erreichten. Kagome rutschte von seinem Rücken, und zusammen versuchten sie noch, Stellung zu beziehen, als die Miko schon zwischen den Bäumen hervor trat.

„Inu Yasha, wo ist das Shikon no Tama?“

„Welches?“, fragte der Genannte zurück.

„Was heißt denn hier, welches? Das, was du mir gestohlen hast!“

Kagome trat neben dem Hanyou ein Schritt nach vorne und hielt es Kikyo hin:

“Meinst du das?“

„Wie gelangt es in deine Hände, du Flittchen?“, schrie die Miko.

„Es gelangte genauso in meine Hände, wie dieses hier.“, Kagome öffnete ihre andere Hand, in der noch ein Juwel lag.

Inu Yasha schaute zu ihr. Ohne Kagome auch nur in die Augen sehen zu müssen, wusste er, dass sich die zwei falschen Perlen wieder voneinander getrennt hatten. Warum war ihm momentan egal. Es war ihm sogar egal, als Kagome eine Perle durch die Luft zu Kikyo warf und diese sie auffing.

„Hier, die kannst du behalten.“, lachte sie.

„Warum sind es zwei? Es gibt nur eines!“, staunte die Miko verblüfft.

„Ist doch egal, du hast eines und wir haben eines, und nun gehen wir wieder getrennte Wege!“, beharrte Kagome und wandte sich ab und Inu Yasha zu.

Doch so leicht war Kikyo nicht zufrieden zu stellen. Erneut spannte sie ihren Bogen und taxierte Kagome und Inu Yasha.

„Wenn ihr einen Teil habt, dann ist das Shikon no Tama in euren Händen nicht sicher. Besser ihr gebt mir auch euren Teil und es wird wieder vereinigt und von mir geschützt. Ihr verunreinigt es nur.“

„Das werden wir nicht tun!“, rief Inu Yasha ihr zu und hoffte innerlich, dass das Juwel, welches Kagome noch hatte, anfangen würde zu leuchten. Doch es tat sich nichts.

„Dann lebt mit den Konsequenzen!“, brüllte Kikyo und schoss ihren Pfeil ab.
 

Inu Yasha und Kagome sahen den Pfeil kommen, doch im Gegensatz zu dem Hanyou konnte sich das Mädchen nicht rühren. Es stand wie gebannt da und starrte auf den immer näher kommenden Pfeil.

Der Hanyou hingegen sprang geistesgegenwärtig vor sie, um sie mit seinem Gewand aus Feuerrattenhaar zu schützen und das Schlimmste zu verhindern.

Doch es war zu spät:

Der Pfeil erwischte sowohl den Hanyou Inu Yasha als auch seine Geliebte Kagome!

Beide wurden an den Baum gebannt. In den letzten Sekunden bevor sich die Dunkelheit über sie legte, senkte Kagome ihre Lippen hinab zu denen von Inu Yasha. Ein letzter Kuss versiegelte ihre Lippen, bevor die Stille und Dunkelheit sie umfing.

Durchkreuzter Fluch

Nach Luft schnappend wachte Kagome auf, schnellte mit dem Körper nach oben. Was war passiert? War sie wieder in der richtigen Zeit? Fast schon panisch sah sie sich um.

„Inu Yasha?“

„Kagome! Du bist wach!“

Das Mädchen drehte sich um. Aber sie sah nicht in die goldenen Augen des Hanyou, sondern nur in die von Sango und Miroku. Auch der kleine Kizune stürzte auf sie zu.

„Wo ist Inu Yasha?“, fragte sie und hoffte, dass sich jemand an ihn erinnern konnte.

„Du hast ihn an den Baum gebannt. Erinnerst du dich?“, fragte Miroku vorsichtig nach.

„Ja, natürlich. Gott sei Dank!“

„Gott sei Dank? Kagome, er ist gebannt.“, Sangos Stimme klang entsetzt.

„Ich weiß. Wie lange war ich ohnmächtig?“

„Vier Tage. Inu Yasha hatte dich als Yokai verletzt. Du hast ihn gebannt und hast dann auch das Bewusstsein verloren. Wir haben dich hierher in die Hütte gebracht und deine Wunder versorgt. Sie war zum Glück nicht allzu schlimm. Aber bis eben als du aufgewacht bist, hast du fast ununterbrochen geredet. Wir konnten dir nur nicht folgen.“

Kagome schaute ihre Freundin an. Also hatten sie und Inu Yasha vier volle Tage lang in dieser Welt voller Illusionen verbracht. Sie musste zu ihm und stand schwungvoll auf. Ihre Freunde schauten sie überrascht an.

„Wo willst du hin?“, fragte Shippou.

„Zu Inu Yasha. Kommt ihr mit? Auf dem Weg dahin erzähl ich Euch, warum ich so viel im Schlaf gesprochen habe.“

Kagome schnappte sich Pfeil und Bogen, beides lag in einer Ecke. Ihre Freunde richteten sich ebenfalls auf und folgten ihr nach draußen.
 

Auf dem Weg in den Wald erklärte ihnen Kagome, was sie in ihrer Ohnmacht zusammen mit Inu Yasha erlebt hatte. Sie konnte zwar nicht soviel von Inu Yashas einzelner Illusion erzählen, dafür beschrieb sie die anderen vier bis ins Detail. Sango, Miroku und Shippou staunten zunächst und fanden kaum Worte dafür. Solange nicht, bis sie am heiligen Baum ankamen, an denen ein gut gelaunter Hanyou grinsend hing. Allen klappten die Kinnladen wortwörtlich herunter, inklusive Kagome.

„Inu Yasha! Du lebst!“, Kagome fand als erste ihre Sprache wieder und rannte auf ihn zu.

„Ja, ich bin vor ein paar Minuten aufgewacht.“, lachte er dem Mädchen entgegen.

„Wahrscheinlich seid ihr gleichzeitig aufgewacht.“, stellte Miroku fest.

„Gleichzeitig?“, der gutgelaunte Hanyou schaute von dem Mönch zu seiner Geliebten, die schon über und auf die Wurzeln des alten Baumes kletterte, um näher an ihn heran zu kommen.

„Ja, ich lag bis eben in unserer Hütte. So wie wir es uns schon dachten.“, erklärte Kagome und kam leicht keuchend vor ihm zum Stehen. Sie schaute ihm in die Augen und war mit einem Male genauso gut gelaunt und glücklich, wie der immer noch am Baum hängende Hanyou. Sie lehnte ihre Stirn gegen sein.

„Kagome, geht es dir gut?“, flüsterte er.

„Ja, Sango und Miroku und Shippou haben die Wunde, die du mir zugefügt hast, schnell versorgt. Wahrscheinlich konnte ich sie auch in der Illusion nicht mehr fühlen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Inu Yasha!“

Der Hanyou hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Wir haben es geschafft, Kagome.“

Sie nickte und machte sich nur ein paar Sekunden später an dem Pfeil zu schaffen. Vorsichtig zog sie ihn Stück für Stück heraus. Mit jedem Zentimeter konnte der Hanyou sich mehr bewegen. Erst spürte er seine Finger, dann seine Zehen und nach und nach kehrte das Leben in seinen Körper zurück. Er konnte seine Muskeln zucken spüren. Doch die Wunde, die er durch den Pfeil erlitten hatte, war nicht zu sehen geschweige denn zu spüren.

Kaum hatte Kagome den Pfeil ganz heraus gezogen, fiel er ihr schon fast entgegen und konnte sich nur gerade so halten, um sie nicht zu Boden zu reißen.

Als Inu Yasha wieder auf festem Boden stand, umschlang Kagome ihn mit ihren Armen, drückte ihre Lippen auf seine und ohne ein Zögern erwiderte er den Kuss. Dieser Kuss war nicht zu vergleichen mit denen in ihren gemeinsamen Illusionen.
 

Ihre Freunde schauten schon fast fasziniert zu, wie sich der Hanyou und das Mädchen in ihrem Kuss verloren.

Sango wurde ein bisschen rot und leicht sehnsuchtsvoll griff sie nach Mirokus Hand, der ihren Händedruck erwiderte und sie näher an sich ran zog.

Der kleine Kizune staunte einfach nur und konnte es nicht verstehen, wie sich zwei Menschen, die sich doch eigentlich sehr dolle lieb hatten, fast auffraßen. Bei seinen Eltern sah das nie so aus. Verstohlen schaute er zu Sango und Miroku, doch auch die beiden sahen so aus, als würden sie gleich die große Mahlzeit beginnen. Er schaute wieder zurück zu Kagome und Inu Yasha und ihm verschlug es erneut die Sprache:

„Inu… Inu Yasha…“

Widerwillige unterbrach der Gerufene den Kuss und schaute genervt zu dem kleinen Freund.

„Shippou, was denn?“

„Deine… deine…“

„Inu Yasha, dein Haare!“, vollendete Kagome den Satz für ihn.

„Was?“, der Hanyou schaute sie irritiert an, „Was ist mit meinem Haar?“

„Es ist schwarz.“, auch Miroku sah nun zu ihm.

„Was?“, der Hanyou zog eine Strähne zu seinem Gesicht heran und sie war schwarz. Er griff nach oben, doch dort wo eigentlich seine Hundeohren sitzen sollten, war nichts außer Haaren. Verunsichert griff er sich an die Seiten seines Kopfes. Da konnte er zwar nun Ohren fühlen, aber die fühlten sich menschlich an. Sein Blick ging zu seinen Händen, doch aus den Krallen wurden ganz normale Fingernägel. Was lief jetzt schon wieder falsch?

„Kagome, kann das wieder ein Traum sein?“, fragte er Kagome, doch sie schüttelte den Kopf.

„Ich denke nicht.“, sie sah in seine jetzt braunen Augen, „Aber lasst uns von hier verschwinden. Shippou, informier du Kaede und dann kommt zur Hütte!“

Der kleine Kizune nickte und sprintete los. Auch der Rest ihrer Freunde setzte sich mit ihr in Bewegung und beeilte sich, wieder zurück ins Dorf zu gelangen.
 

Still saßen die Freunde mit der alten Kaede um das Feuer in der kleinen Hütte.

Kagome und Inu Yasha hatten der alten Miko jedes kleinste Detail ihrer Illusionen erzählt und erklärt. Sie hörte genau zu und gab nur hier und da ein ‚Hm’ von sich.

„Nun sag schon Kaede, warum ist Inu Yasha nun ein Mensch?“, drängte Kagome sie.

„Ich weiß es nicht. Ich nehme an, es hängt mit dem Fluch von meiner Schwester zusammen. Sie hat doch gesagt, dass nur sie alleine entscheidet, in welche Richtung dieser Fluch geht.“

„Aber warum will Kikyo, dass Inu Yasha ein Mensch wird?“, fragte Miroku.

„Hat sie nicht zu Euch gesagt, sie will, dass ihr zusammen durch die Hölle auf Erden geht? Nun ja, erst wurde Inu Yasha ein Yokai und verletzte Kagome, die ihn an den heiligen Baum bannte. Dann habt ihr diese verstörenden Dinge erlebt und ein falsches Shikon no Tama hat euch mehr oder weniger gelenkt. Und nun als Mensch ist Inu Yasha ja fast hilflos. Er kann nicht großartig gegen Naraku kämpfen und somit auch nicht Kagome beschützen. Und deinen Tod will sie ja auch.“, Kaede wandte sich Kagome zu, die nur den Blick senkte und nickte.

„Und was nun?“, fragte Shippou in die Runde.

„Abwarten!“, knurrte Inu Yasha, „Wir müssen warten, bis sich Kikyo wieder meldet.“

„Und wie lange dauert das?“

„Nicht lange!“, erahnte er. Auch wenn seine Hundesinne versiegt waren, das Geräusch der Seelenfänger konnte er noch sehr gut hören!
 

Inu Yasha war aufgesprungen und tastete nach Tessaiga. Keine Minute später stand Kikyo im Türrahmen und lächelte süffisant in die Runde.

Kagome stand mit einem Atemzug auf, genau wie ihre Freunde.

„Du bist ja ein Mensch, Inu Yasha!“, lächelte Kikyo bösartig.

„Als ob du das nicht auch geplant hättest.“, am liebsten hätte sich Inu Yasha wieder in einen Yokai verwandelt. Oder zumindest in einen Hanyou.

„Nein, eigentlich nicht.“, die untote Miko versuchte einen Schritt in die Hütte zu gehen, wurde jedoch von Mirokus Bannzetteln am Boden zurückgehalten.

„Es war nicht dein Plan gewesen?“, hakte Kagome nach.

Kikyo schaute immer noch auf die Bannzettel, bevor sie ihrer Wiedergeburt antwortete, jedoch ohne sie anzusehen:

“Nein, war es nicht. Mein Plan war es, dass er dich als Yokai umbringt, um mir dann ohne Sinn und Verstand zu folgen und Naraku zu töten.“

„Und um dabei selbst sein Leben zu lassen, hab ich recht?“

Kikyos Blick wanderte zu Kagome, ihre Augen funkelten sie böse an.

„Ja, er sollte dabei sterben. Aber du Flittchen hast diesen wunderbaren Plan durchkreuzt. Schon meine wunderbaren Illusionen hast du zu Fall gebracht. Wäre deine Verbundenheit zu Inu Yasha nicht so stark, dann hätte er sich nicht mal in seiner wunderbaren Illusion mit mir an dich erinnert. Dann hätte er nur geglaubt, dass es ein Traum gewesen wäre. Er hätte mir nicht das falsche Shikon no Tama gestohlen und wäre durch den Brunnen gesprungen. Nur dadurch und seinen Wunsch dich zu sehen, habt ihr euch gefunden. Ich habe eure Verbundenheit wohl doch unterschätzt!“

“Was sollte mit mir geschehen?“

„Du solltest auch glauben, du hättest alles nur geträumt. Ich dachte mir, dass ich dir Inu Yasha als Mensch gönne. Denn ich wusste, dass du hartnäckiger wärst. Also sag mir eines, Kagome, warum kam es dir so unwirklich vor?“, in Kikyos Augen spiegelte sich ehrliches Interesse und Neugierde.

„Weil ich mir nie gewünscht habe, dass Inu Yasha ein Mensch wird!“

Die untote Miko lachte höhnisch auf und baute wie bereits vor einigen Tagen ein Energiefeld zwischen ihren Handflächen auf. Inu Yasha, der kurz vorher noch staunend dem Dialog zwischen den beiden Frauen gefolgt war, wollte Kagome zu Hilfe eilen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Seine Füße waren schwer wie Blei und auch den anderen erging es nicht besser. Keiner der Freunde konnte sich bewegen. Alle schauten geschockt zu Kikyo, die wie besessen zu lachen begann.

Einzig Kagome konnte sich bewegen. Wenn auch nicht in der gewohnten Schnelligkeit. Vorsichtig angelte sie nach ihrem Bogen und einem Pfeil und richtete beides auf Kikyo:

“Kikyo, heb den Fluch auf!“

„Ach wie nett, du willst mich bannen? Du kannst ja noch nicht einmal richtig mit deiner Waffe umgehen.“

„Ich kann sehr wohl damit umgehen. Und du verschwindest hier.“

„Keine Sorge, ich hatte nicht vor zum Essen zu bleiben.“, sie wandte sich ab und ließ das Energiefeld erlöschen, „Aber ich gebe dir einen guten Rat: Das Inu Yasha nun ein Mensch ist, liegt weniger an mir als mehr an dir. Durch deine Einmischung hast du meinen Fluch verdreht. Es gab einen Weg, meinen ursprünglichen Fluch zu brechen, aber nun musst du einen Weg finden.“

“Was?“

„Du musst einen neuen Weg finden. Ich erahne ihn bereits und ich werde es euch nicht leicht machen. Ich gönne es euch nicht. Ihr habt so etwas nicht verdient. Inu Yasha gehört zu mir!“

Mit diesen Worten verschwand Kikyo genauso schnell, wie sie gekommen war. Kagome rannte ihr aus der Hütte hinterher. Doch alles was sie zu sehen bekam, war wie die untote Miko durch ihre Seelenfänger in den Himmel stieg und entkam.
 

Wütend rammt das Mädchen ihren Bogen in den Boden und stieß laut einen Fluch aus.

Inu Yasha kam hinter ihr aus der Hütte, gefolgt von den Freunden. Sanft legte er eine Hand auf ihre Schulter.

„Alles gut bei dir?“

„Ja, geht schon!“, sie drehte sich um, lehnte ihre Stirn an seine Brust. Tausend Gedanken rasten ihr durch den Kopf. Wie um Himmels Willen sollte sie denn einen Weg finden? Sie war doch gar nicht für diesen Fluch verantwortlich. Es war doch nicht ihre Idee, Inu Yasha zu einem Yokai und dann zu einem Menschen werden zu lassen. Kagome ging es gar nicht gut. Sie war total verzweifelt. Verzweifelt und wütend. Wütend auf Kikyo und auch auf sich, weil sie unwissend den Fluch verändert hatte. Auch wenn es immer noch der Fluch der untoten Miko Kikyo war, so musste sie, Kagome, ihn erst durch einen neuen Weg wieder in die richtige Bahn lenken, damit er endgültig überwunden werden konnte. Die Welt war so ungerecht. Unbewusst schlug sie mit der Faust auf Inu Yashas Brust und begann fast schon hysterisch zu weinen.

Dieses eine Mal konnte Inu Yasha ihre Tränen nicht vorab riechen und ihre Wut erahnen. Umso erschrockene war er, als Kagome auf seine Brust schlug und anfing zu weinen. Er zog sie so fest er konnte in seine Arme, umschlang sie damit. Der junge Mann wusste, dass er sie jetzt mit keinem Wort trösten und beruhigen konnte.
 

Sango, Miroku, Shippou und Kaede standen vor der Hütte und schauten betrübt der Situation zu. Jeder von ihnen konnte nur erahnen, wie sich Kagome fühlen musste. Kikyo hatte ihr die Schuld dafür gegeben, dass sich der Fluch nun nicht mehr so leicht brechen ließ. Sie allein sollte daran schuld sein.

„Lassen wir die beiden allein. Wir können ja doch nichts ausrichten.“, sagte die alte Miko Kaede leise. Die anderen nickten und gingen still schweigend wieder hinein.

„Wir sollten überlegen, was wir tun können.“, durchbrach Miroku als Erster die Stille, als sie wieder um das Feuer herum Platz genommen hatten.

„Was willst du denn tun?“, Sango schaute zu ihm herüber, „Kikyo hat mehr als deutlich gesagt, dass es allein an Kagome liegt.“

„Wir können sie beide moralisch unterstützen. Immerhin bin ich ein Mönch.“

Sango schaute ihn an und blickte in ein ernstes Gesicht.

„Du hast Recht, Miroku.“, schaltete sich Kaede ein, „Wir können ihr vielleicht nicht helfen, jetzt sofort einen Weg aus diesem Fluch zu finden. Jedoch können wir ihr helfen, mit ihren Schuldgefühlen fertig zu werden und ihr diese Last zu nehmen. Das meiste wird sicherlich eh Inu Yasha übernehmen. Einfach nur mit seiner Anwesenheit. So wie jetzt. Das Band zwischen ihnen ist stark. Sie werden das überstehen. Und wir helfen ihnen dabei!“

Die Freunde nickten zuversichtlich und vorsichtig lächelnd.

So viele Probleme hatten sie bis jetzt gemeistert, keines von denen war leicht gewesen. Doch zusammen hatten sie alles durch gestanden. Mal mehr, mal weniger. Irgendwie hatten sie immer eine Lösung gefunden. Und auch dieses Mal würden sie einen Weg finden. Zusammen und nicht alleine!

Während sie weiter fieberhaft nach dachten und versuchten, einen Ausweg aus dieser verfluchten Situation zu finden, steckte Inu Yasha seinen Kopf herein. Die Freunde schauten auf, und mussten sich erneut an den Anblick Inu Yashas gewöhnen, wie er da so menschlich stand. Ihm entging es nicht, doch er schwieg diesbezüglich. Er ließ lediglich verlauten, dass er und Kagome in ihre Zeit gehen würden. Zumindest für ein oder zwei Nächte. Kagome sollte zur Ruhe kommen. Seine Freunde nickten einstimmig und Sango stand auf, ging an Inu Yasha vorbei und zu ihrer besten Freundin, die vor der Hütte saß und noch immer am Weinen war.

„Wir überlegen uns was. Erhol dich!“

Sie umarmte das weinende, apathische Mädchen und ging wieder zurück zu den anderen, die zusammen mit Inu Yasha im Eingang der Hütte standen.

„Pass gut auf sie auf!“

„Das werde ich, Sango. Keine Sorge! Passt ihr aber auch gut auf euch auf. Ein Fluch reicht.“

„Ich und Miroku werden einen neuerlichen Bannkreis um das Dorf errichten.“

Inu Yasha nickte Kaede anerkennend zu. Er hob kurz die Hand zum Gruß, bevor er Kagome auf die Arme nahm und mit ihr davon in Richtung Brunnen ging.

Durchatmen

Inu Yasha saß bei Frau Higurashi in der Küche. Vor ihm stand eine heiße Tasse mit dampfendem Tee, in die er hinein starrte.
 

Vor zwei Stunden war er mit Kagome wieder in ihrer Zeit gelandet. Niemand war zuhause gewesen, als sie kurz nach Mittag die Tür öffneten. Sota war noch in der Schule, ihre Mutter unterwegs um Einkäufe zu erledigen und ihr Großvater traf sich wahrscheinlich mit seinen Freunden im Park, um eine Runde Go zu spielen.

Inu Yasha trug Kagome bis hinauf in ihr Zimmer. Er beobachtete sie genau, als sie sich ihre Uniform auszog und in ihre liebsten Kuschelklamotten stieg. Sie redeten kaum miteinander, selbst als Kagome sich hinlegen und schlafen wollte. Der junge Mann setzte sich lediglich neben ihr Bett und wachte solange, bis das Mädchen ganz und gar eingeschlafen war. Anschließend suchte er sich seine Sachen zusammen, die er von ihrer Mutter bekommen hatte, um in der Neuzeit nicht allzu sehr aufzufallen. Leise, um Kagome nicht zu wecken, zog er sich um und ging anschließend wieder herunter, setzte sich vor die Haustüre.

Kagomes Mutter kam eine halbe Stunde später und musste zweimal hinschauen, als sie Inu Yasha auf den Stufen sitzen sah. Zwar kannte sie ihn auch in seiner menschlichen Form, aber es war helllichter Tag und er wirkte so normal in diesem Moment.

Inu Yasha schaute erst auf, als sie vor ihm stand. Sie lächelte ihn an, er stand wortlos auf und folgte ihr ins Haus.

Während sie die Einkäufe in der Küche auspackte und verräumte, begann Inu Yasha ihr stockend von dem Fluch zu erzählen. Er sah, wie sie zusammen zuckte, als er ihr sagen musste, dass er ihre Tochter als Yokai verletzt hatte. Schnell entschuldigte er sich dafür und versuchte, ihr weiter diesen Fluch so zu beschreiben, dass sie es verstehen konnte. Schließlich endete er damit, wie Kikyo Kagome durch ihre Worte verletzt hatte und sie hergekommen waren.

Die ganze Zeit sprach Frau Higurashi kein Wort. Bis zum Schluss:

“Möchtest du einen Tee?“

„Wie bitte?“

„Ob du einen Tee möchtest. Ich könnte jetzt einen vertragen.“

Er schaute sie an und sie lächelt. Inu Yasha konnte nicht anders und nickte ebenfalls lächelnd.

„Weißt du Inu Yasha, solange du bei ihr bist, muss ich mir um Kagome keine Sorgen machen.“, plauderte sie, während sie den Tee zubereitete.

„Aber jetzt bin ich ein Mensch. Tessaiga verwandelt sich jetzt nicht und ich kann Kagome keinen Schutz geben.“

„Du gibst ihr mehr Schutz, als du glaubst.“

„Achso?“

„Ja, sie fühlt sich immer sicher bei dir. Auch wenn ihr bei uns seid, wo euch keine Yokai drohen.“, sie setzte sich an den Tisch, schon Inu Yasha seine Tasse zu.

“Das stimmt wohl. Aber ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Als wir hierher kamen, hat sie sich andere Sachen angezogen und wollte schlafen. Wir haben kein Wort miteinander gewechselt. Ich bin dann aus ihrem Zimmer gegangen.“, er schaute auf, „Ich fühle mich so hilflos!“

„Das verstehe ich. Aber gönn ihr ein bisschen Zeit. Lass sie zur Ruhe kommen. Und das solltest du auch. Euch hat es beide schwer getroffen, was euch diese Miko angetan und an den Kopf geworfen hat. Wenn du magst, kann ich mit Sota und Opa reden und es ihnen ein wenig erklären. Dann fragen sie dich nicht so.“

“Ja bitte. Auf Fragerei und komische Blicke hab ich nun so gar keine Lust!“

„Gut. Dann leg dich vielleicht im Wohnzimmer auf das Sofa und versuch auch ein wenig zu schlafen. Ich nehme an, als Mensch bist du schneller erschöpft.“

Inu Yasha nickte und nahm seine Tasse Tee, schlurfte ins Wohnzimmer. Kaum lag er auf dem Sofa, konnte er hören, wie Sota herein kam, gefolgt von dem Großvater. Kurz bevor er wegnickte, konnte er noch die Stimme der Mutter hören, wie sie den beiden all das erklärte, was sie von Inu Yasha gehört hatte. Lächelnd schlief auch er ein, wenigstens war das Problem der unsinnigen Fragerei geklärt!
 

„Inu Yasha! Inu Yasha, wach doch bitte auf. Ich habe das Abendessen fertig.“

Der junge Mann blinzelte und drehte sich auf den Rücken. Als er langsam die Augen öffnete, sah er in Frau Higurashis freundliche Augen.

„Wie lange habe ich geschlafen?“, er streckte sich und setzte sich auf.

„Hm, fast vier Stunden.“

„Ist Kagome schon wach?“

„Nein, sie schläft noch. Sota war eben bei ihr nachschauen.“

Inu Yasha stand auf, folgte Kagomes Mutter in die Küche. Am Tisch saßen Sota und der Opa und schauten auf, als er herein kam. Doch er sah, dass es keine fragenden und ungläubigen Blicke waren, sondern eher freundlich.

„Hallo Inu Yasha. Komm setz dich.“, rief Sota ihm fröhlich entgegen.

„Ja setz dich, Junge. Wir wollen essen!“, brummte auch der alte Herr.

Inu Yasha tat wie geheißen. Seine Fast-Schwiegermutter gab ihm Reis in eine Schüssel und reichte ihm den gebratenen Thunfisch mit gedünstetem Gemüse. Erst als er auf das köstlich riechende Essen blickte, bemerkte er, wie groß sein Hunger eigentlich war. Fast schon hektisch schaufelte er es in sich rein. Es schmeckt so wunderbar.

„Ähm, Inu Yasha?“

Der Gefragte schaute auf, unterbrach jedoch nicht sein essen.

„Wie lange hast du denn nichts mehr zu essen bekommen?“, fragte Sota amüsiert.

„ Lasch misch mal überlegen. Zuletscht war dasch, bevor Kagome misch gebannt hat.“

Kagome Familie schaute ihn an und musste lachen. Das erklärte einiges. Doch Inu Yasha interessierte es nicht wirklich. Stattdessen bat er Frau Higurashi nach einem Nachschlag, den sie ihm mit Freude gab. Er hatte das Gefühl, dass er im Kreise von Kagomes Familie all seine Anspannung verlor. Vielleicht war das eine Nebenwirkung von Kagomes Kraft als Miko.

Nach dem vierten Nachschlag lehnte er sich satt und zufrieden zurück. Das hatte eindeutig gut getan:

“Das war wirklich lecker gewesen. Danke!“

Er reichte Frau Higurashi seine Schüssel und seinen Teller.

„Danke für das Kompliment!“, lächelte sie zurück, „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“

„Nein!“, dann wandte er sich an Sota, „Lust auf eine Runde Mikado?“

„Auja!“, rief der Junge und zog Inu Yasha augenblicklich vom Stuhl und hinüber ins Wohnzimmer.

Frau Higurashi und ihr Vater schauten den beiden nach.

„Das muss seine menschliche Seite sein.“, schmunzelte der alte Mann und widmete sich wieder seiner Zeitung.

„Ja, wahrscheinlich. Doch die Hauptsache ist, dass er und auch Kagome erstmal verschnaufen können. Auch wenn sie momentan einem Fluch unterstellt sind. Oder zumindest Inu Yasha.“, sie widmete sich dem Abwasch.
 

Inu Yasha und Sota spielten fast zweieinhalb Stunden Mikado. Mal gewann Inu Yasha, mal Sota. Und der Jüngere maulte lauthals, als seine Mutter ihn bat, nun doch das Bett aufzusuchen.

„Na los Sota, wir können ja morgen weiter spielen.“, grinste Inu Yasha.

„Seid ihr denn dann noch da?“

„Ja, ich denke schon. Und ich werde jetzt auch ins Bett gehen. Oder zumindest zu Kagome.“, er stand auf und folgte Sota und seiner Mutter in den Flur.

„Inu Yasha, magst du dann noch ein Bad nehmen? Ich habe dir Handtücher neben die Wanne auf den Hocker gelegt.“

„Ja gerne. Danke!“

Er stieg mit ihnen in den ersten Stock, wünschte eine gute Nacht und ging dann ins Bad.
 

Früher hätte ihm dieser aufgedrehte, mechanische Ofen verrückt gemacht vor Wärme. Doch jetzt, in seiner menschlichen Form, fand er es angenehm von dieser Wärme umfangen zu werden. Er drehte den Wasserhahn so auf, wie Kagome es ihm einmal gezeigt hat. Es dauerte kurz, bis er eine angenehme Temperatur gefunden hatte. Dann suchte er sich eine der duftenden Flaschen aus und goss deren Inhalt mehr als großzügig in die voll laufende Wanne. Auch ohne seine dämonischen Sinne erkannte er, dass er das Duftbad von Kagome erwischt hatte: Es roch mit einem Male wunderbar nach Zitrone. Als die Wanne bis zum Rand war, begann er sich zu entkleiden.

Zuerst stieg er nur mit einem Fuß in das warme Wasser.

„Ja, das geht so!“, befand er und stieg ganz hinein.

Er sank tief in das warme, nach Zitrone duftende und schaumige Wasser. Seine Muskeln entspannten sich augenblicklich. Wie schon einige Zeit zuvor beim Essen fühlte er sich auch jetzt wieder vollkommen entspannt und geborgen. Inu Yasha war sich nicht ganz sicher, ob es daran lag, dass er ein Mensch war oder nicht. Denn eigentlich fühlte er sich immer geborgen, wenn er bei Kagomes Familie zu Besuch war. Selbst wenn ihr Großvater gegen ihn stichelte.

„Das muss dieses familiäre Gefühl sein, von dem Kagome immer spricht.“, murmelte er leise zu sich selbst.

Er schloss gedankenverloren die Augen. Jetzt in diesem Moment entschloss er, für eine Weile nicht mehr zu denken. Weder an den Fluch, noch an seine Welt oder die Menschen, die er dort wieder zurück gelassen hatte. Er wollte nur Zeit für sich haben. In dieser warmen Wanne voll mit weichem Schaum. Und es gelang ihm erstaunlich schnell, sich fallen zu lassen. Deswegen war er auch überrascht und tauchte kurze Zeit unter Wasser, als er tapsende Schritte auf den Fliesen des Bades vernahm.

Inu Yasha riss erschrocken die Augen auf, als er leicht japsend und Wasser spuckend wieder auftauchte. Vor ihm stand Kagome. Nackt!
 

„Kagome!“, sagte er fast tonlos.

Sie nickte, stieg zu ihm in die Wanne.

„Woher wusstest du, dass ich ein Bad nehme?“

„Ich wurde wach, als das Wasser in die Wanne lief.“, antwortete sie und lehnte sich zurück, versank im Schaum.

„Ich wollte dich nicht wecken. Tut mir leid!“, auch Inu Yasha lehnte sich wieder zurück.

„Schon okay.“

Sie hatte die Augen geschlossen, als sie noch tiefer ins Wasser sank und komplett untertauchte. Ein paar Sekunden später tauchte sie ein paar Zentimeter vor Inu Yashas Gesicht wieder auf. Und legte ihren Kopf in seine Halsbeuge.

Zärtlich umschloss Inu Yasha sie, hauchte ihr einen Kuss auf den nassen Haarschopf. Ein Mal mehr erfüllte ihn diese familiäre Wärme, die er so genoss.

„Inu Yasha?“

„Hm?“, er hob seinen Kopf, versuchte in ihre Augen zu blicken.

Doch sie wich ihm aus und schaute auf den Schaum, der an Inu Yashas Schulter haftete:

„Es tut mir leid!“

„Nein, sag so etwas nicht. Es ist nicht deine Schuld. Wir konnten ja schließlich nicht ahnen, dass man Kikyos Fluch so leicht durchkreuzen kann.“

„Aber wie sollen wir nun einen Weg finden, den Fluch ganz aufzuheben?“

„Wir finden einen Weg. Vielleicht nicht heute oder morgen. Aber ganz sicherlich finden wir einen Weg.“, antwortete er bestimmt.

Kagome setzte sich ein auf, schaute ihn an. In seinem Blick sah sie etwas Bestimmendes und Zuversicht. Er schien nicht den geringsten Zweifel daran zu haben, den Fluch brechen zu können. Ihm war es auch egal, wann es sein würde. Sie konnte es kaum glauben. Selbst als Mensch schien er so stark.

„Kagome?“

Sie erwachte aus ihrer Trance.

„Liebst du mich auch so?“

„Was meinst du?“, sie verstand zwar die Frage, nicht aber das Warum dahinter.

„Liebst du mich auch als Mensch? Wenn ich dich kaum beschützen kann.“, in seiner Stimme fand sich ein leichtes Flehen.

„Ja!“

“Ja?“

„Ja, ich liebe dich auch als Mensch. Auch wenn ich dich als Hanyou kennen gelernt habe, es ist mir egal, in welcher Form du für mich da bist und mich liebst. Hauptsache du bist da. Du, Inu Yasha. Und kein anderer!“

Inu Yasha sprang ihr geradezu entgegen, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drückte seine Lippen auf ihre. Das war alles, was er von ihr hören wollte! Liebevoll und leidenschaftlich zu gleich, presste er sich an sie.

Kagome umschlang ihn mit ihren Armen, erwiderte den Kuss mit all ihrer Liebe, bevor sie sich doch wieder los riss und der Wanne entstieg.

Inu Yasha schaute sie verdutzt an:

“Kagome was ist?“

Sie drehte sich halb um und schaute ihn über die Schulter hinweg an:

“Nichts. Aber ich möchte jetzt doch lieber ins Bett.“

Inu Yasha sah, dass ihre Augen müde wirkten. Das warme Wasser hatte sie wahrscheinlich noch mehr entspannt, als der Schlaf schon vorab getan hatte. Er stieg ebenfalls aus der Wanne, ließ das Wasser ab. Als er sich wieder zu Kagome drehte, stand sie verloren im Raum. Er nahm sich eines der Handtücher und wickelte es um sie und sich selbst. Langsam gingen sie hinaus, über den Flur und in ihr Zimmer.

Inu Yasha bugsierte sie auf ihr Bett, schaltete die Nachttischlampe an.

„Kagome, möchtest du noch etwas essen? Deine Mutter hat lecker gekocht und dir was warm gestellt.“, er schaute sie fragend an.

„Ja bitte. Das wäre lieb!“, sie lächelte.

„Gut, dann zieh dir schon mal was an, nicht das du frierst und ich hol dir schnell was.“

Sie nickte. Inu Yasha schlüpfte in seine Schlafanzughose, die ihm Kagomes Mutter besorgt hatte, hauchte seiner Geliebten noch einmal einen Kuss auf die Wange und ging dann nach unten.
 

In der Küche schaute er im Ofen nach und entnahm das bereitgestellte Essen für Kagome. Frau Higurashi hatte ein paar Essstäbchen auf den Tisch gelegt und eine Thermoskanne mit heißem Tee dazu gestellt.

Der junge Mann musste lächeln. Kagomes Mutter dachte wirklich immer an alles. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Er suchte nach einem Brett, wo er alles drauf stellen konnte, um es in Kagomes Zimmer tu tragen. Doch auch hier brauchte er nicht lange zu suchen. Es stand bereits einladend neben dem Spülbecken. Sie dachte eben immer an alles! Inu Yasha stellte alles auf das große Holzbrett und ging die Treppe wieder hinauf.

Mit seinem Ellenbogen öffnete er langsam die Tür zu Kagomes, und eigentlich auch seinem, Schlafzimmer. Sie öffnete sich mit einem leisen Knarren. Als er eintrat, lehnte Kagome in den Kissen. Vorsichtig stellte er das Essen vor dem Bett ab:

“Kagome, dein Essen!“

Sie war bereits ein wenig weggenickt, als Inu Yashas Stimme an ihr Ohr drang.

„Danke!“, hauchte sie.

Er reichte ihr den Teller und die Stäbchen. Das Mädchen rappelte sich ein wenig in ihrer Ecke auf, setzte sich in den Schneidersitz und stellte den Teller zwischen ihre angewinkelten Beine. Wie schon bereits einige Zeit zuvor bei ihrem Geliebten, bemerkte auch Kagome erst beim Anblick des Essens, wie hungrig sie war. Doch im Gegensatz zu Inu Yasha schlang sie nicht und war nach der einen, wirklich riesigen Portion, satt.

Inu Yasha hatte ihr zwischenzeitlich Tee eingeschenkt, den er ihr jetzt reichte.

„Magst du keinen?“, fragte sie ihn, als sie an ihrem nippte.

„Nein, ich hab heute Nachmittag und am Abend beim Spielen mit Sota schon jede Menge davon getrunken.“

„Ich hab sehr lange geschlafen, oder?“

„Ja. Aber keine Sorge: Deine Familie hat sich gut um mich gekümmert.“

Sie nickte. Das war typisch für ihre Familie. Seid sie damals in den Brunnen fiel, auf Inu Yasha traf und ihn mit in ihre Zeit brachte, behandelten sie Inu Yasha wie ein Familienmitglied. Auch als Kagome und er noch nicht wirklich zusammen waren. Kagome liebte diesen Teil an ihrer Familie.

Schweigend saßen die beiden in dem spärlich beleuchteten Zimmer. Inu Yasha hatte sich, nach dem Kagome mit essen fertig war, neben sie auf das Bett gesetzt.

Das Mädchen hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt und spielte versonnen mit einer seiner Haarsträhnen. Sie genoss die Ruhe mit Inu Yasha. Ihre Gedanken kreisten weder um den Fluch, noch um einen Lösungsweg oder die Freund in der anderen Zeit. Jetzt, in diesem Moment, waren nur sie und Inu Yasha wichtig. Zumindest in diesem Moment.

„Kagome. Du bist stark. Du wirst einen Weg finden. Und egal, was wir, nein, was ich auch dafür tun muss, das werde ich tun. Versprochen!“

„Okay!“, sie hauchte ihre Antwort nur.
 

Inu Yasha streichelte ihr über die Stirn. Immer und immer wieder. So lange, bis Kagome wieder eingeschlafen war. Vorsichtig drehte er sie um, bis sie in einer halbwegs normalen Position zum Schlafen lag und legte sich von hinten an sie heran. Ja, sie war stark. Immer. Nur jetzt nicht. Jetzt war sie schwach und angreifbar. Inu Yasha war sich dessen bewusst und froh, dass sie wieder in ihre Zeit konnten. Kagome musste wieder ihre Stärke sammeln, die sie bald brauchen würde. Das wusste der junge Mann und mit diesem letzten Gedanken, fielen auch ihm die Augen zu und er sank in einen traumlosen Schlaf.

Ein schöner Tag

Inu Yasha wachte entspannt am nächsten Morgen auf. Als er neben sich schaute, fand er Kagome friedlich schlafend und zusammengerollt in ihrer Decke liegend. Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie grummelte ein wenig, wachte jedoch nicht auf. Inu Yasha musste lächeln.

Leise stand er auf und strich sich seine wilde schwarze Mähne aus dem Gesicht und halbwegs glatt. Sein Hanyouhaar war schon widerspenstig, aber als Mensch war es noch schlimmer. Er beschloss, Kagome später nach einer Lösung zu fragen. Vielleicht konnte sie es ja bändigen.

Nachdem er sich ausgiebig gestreckt und gereckt hatte, öffnete er die Tür und ging die Stufen hinunter zur Küche. Kagomes Mutter war schon länger wach und hatte das Frühstück vorbereitet. Als der junge Mann die Küche immer noch ein wenig schlaftrunken betrat, drehte sie sich zu ihm um:

“Guten Morgen, Inu Yasha! Hast du gut geschlafen?“

„Ja. Ich hab nach dem Bad Kagome noch dein Abendessen gebracht und danach war ich hundemüde. Es ist viel anstrengender als Mensch für mich, als wenn ich ein Hanyou wäre.“, brummte er und setzte sich auf einen Stuhl.

„Also hat Kagome etwas gegessen? Das ist gut.“

„Ja hat sie. Sie hat auch noch ein Bad genommen.“

„Noch besser.“, lächelte Frau Higurashi und holte ein paar Teller aus dem Schrank, „Sota und Opa schlafen noch.“

„Muss denn Sota heute nicht in diese Schule?“

„Nein, heute ist Samstag. Da ist keine Schule.“

„Achso.“, Inu Yasha verteilte die Teller über den Tisch und anschließend die Stäbchen, die ihm Kagomes Mutter reichte.

„Magst du heute etwas mit Kagome unternehmen?“

Inu Yasha schaute auf und ziemlich unwissend drein.

„Ihr könntet zusammen bummeln gehen und Eis essen oder so etwas. Eben das, was junge Leute in eurem Alter tun.“

„In unserem Alter? Ich bin viel älter als Kagome. So ein paar Jahrhunderte.“, schmunzelte Inu Yasha.

„Ja das weiß ich doch. Aber als Mensch siehst du nicht älter aus als siebzehn oder achtzehn Jahre. Und als Hanyou übrigens auch nicht.“

„Hm, also ist das dann wie ein Verabredung oder?“

„Ja. Hier!“, Frau Higurashi griff nach ihrer Geldbörse und nahm ein paar Yen raus und reichte sie dem jungen Mann: „Hier, das sollte reichen. Geht zusammen was essen und habt Spaß. Kagome wird die Ablenkung gut tun, sonst grübelt sie zuviel.“

Der junge Mann nickte. Sie hatte Recht: Kagome würde sich sonst den ganzen Tag viel zu viele Gedanken um einen Lösungsweg machen. Und wenn er schon mal ein Mensch war, konnten sie es auch auskosten. Schließlich hatte er sich mit seinem Zustand halbwegs arrangiert. Er nahm das Geld und ging hinüber in den Flur, um es in eine Tasche seiner neuzeitartigen Jacke zu stecken, dann ging er zurück. Wie durch ein Wunder stand bereits das ganze Frühstück auf dem Tisch und auch Kagome stieß zu ihnen.
 

„Guten Morgen, Mama!“, Kagome ging zu ihrer Mutter und umarmte sie.

„Guten Morgen, Liebes!“

„Guten Morgen, Inu Yasha!“, das Mädchen setzte sich bei Inu Yasha rittlinks auf den Schoß, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und für eine Weile vergaßen die beiden, dass noch jemand im Raum war.

Frau Higurashi hatte sich diskret bei dem Kuss abgewandt und schaute in einen Topf, in dem noch leise der Reis köchelte. Sie war sehr glücklich über die Vertrautheit zwischen ihrer Tochter und dem jungen Mann, der eigentlich ein Hanyou war. Nie im Leben hätte sie sich träumen lassen, dass ausgerechnet sie mal einen Hanyou als Schwiegersohn bekommen würde. Sie hatte nie wirklich an Hanyou und Yokai geglaubt, trotz der Geschichten, die ihr Vater immer erzählte. Doch jetzt war es zur Normalität geworden, dass Inu Yasha in ihrem Haus ein und ausging. Es war auch nie ein Diskussionsthema gewesen, wenn er über Nacht blieb. Selbst als Kagome und er noch kein Paar waren. Bei ihm war ihre Tochter sicher und in den besten Händen. Sie musste lächeln.

„Hey Mama, können wir jetzt endlich essen?“, riss Sota sie aus ihren Gedanken und wurde vom grinsenden Großvater ergänzt:

“Ja bitte, sonst fressen sich Kagome und Inu Yasha noch gegenseitig auf!“

Frau Higurashi drehte sich zum Tisch. Die beiden Verliebten schauten peinlich berührt auf und stritten alles mit hoch roten Köpfen ab, während Sota und der alte Herr, beide schon mehr als munter, weiter darauf herumritten.

„Ja natürlich. Habt ihr zwei gut geschlafen?“, fragte sie ihren Sohn und Vater.

„Ja, wenn aus dem Bad nicht so ein Lärm gekommen wäre.“, der alte Mann schaute grinsend und kauend zu Inu Yasha, der ihn seinerseits böse anfunkelte.

„Wieso Lärm, Opa?“

„Wir waren leise.“, knurrte Inu Yasha.

„Also habt ihr zusammen gebadet?“, grinste Sota.

„Hrmpf. Noch ein Wort und wir spielen nie wieder Mikado!“

„Och manno, du hast es versprochen.“

„Aber nicht, wenn du mich ärgerst.“

„Ist ja gut.“, Sota widmete sich still schweigend seinem Frühstück und Inu Yasha schaute triumphierend zu Kagome, die nur lächelnd den Kopf schüttelte.

Das weitere Frühstück verlief ruhiger. Inu Yasha erzählte Kagome, dass sie sich ja einen schönen Tag machen könnten. Als ihr kleiner Bruder fragte, ob er dabei sein könne, wurde verneint und er schmollte. Doch Kagome und ihrem Geliebten war es egal. Sie stand auf und nahm Inu Yasha bei der Hand, zog ihn die Treppen hoch und in ihr Zimmer.
 

„Mama. Warum wollen die beiden alleine sein?“, fragte der kleine Junge seine Mutter, als seine Schwester und Inu Yasha wieder im ersten Stock verschwunden waren.

„Ich nehme an, dass sie in Inu Yashas Zeit nicht sehr viel Zeit für sich haben. Kagome hat uns doch auch einmal von ihren dortigen Freunden, Sango und Miroku und Shippou und Kirara erzählt. Und das sie mit ihnen auf der Suche nach den Splittern des Shikon no Tama ist. Da ist es für ein Liebespaar nun mal schwer, ein wenig Zweisamkeit zu haben. Außerdem ist es jetzt auch für Inu Yasha angenehmer. Als Mensch, wenn auch wegen dem Fluch, wird er weniger angestarrt. Vergiss nicht, die meisten Dinge aus unserer Zeit kennt er nicht richtig und erschrickt sich davor, oder staunt Bauklötzer. Das kann auch mal peinlich sein. Und durch sein silbernes Haar lenkt er dann noch zusätzlich die Aufmerksamkeit auf sich.“, erklärte ihm seine Mutter.

„Hm, wird er jemals wieder ein Hanyou?“

“Bestimmt, Sota! Es ist nur eine Frage der Zeit. Magst du ihn als Mensch denn nicht?“

„Doch, aber ein bisschen vermisse ich schon seine Stärke und Andersartigkeit. Du nicht?“

Frau Higurashi musste überlegen:

„Ich vermisse seine Ohren.“

Sota musste lachen und wandte sich seinem Großvater zu.

„Opa, was vermisst du bei Inu Yasha?“

Der alte Herr legte seine Tageszeitung zur Seite, überlegte kurz, bevor er antwortete:

“Ich denke da wie du, seine Stärke. Er war durch seine Stärke eine große Hilfe.“

Die anderen beiden nickten. Und alle drei hofften, dass sich schnell eine Lösung zur Aufhebung des Fluches finden würde.
 

In Kagomes Zimmer zog sich derweil Inu Yasha an. Kagome hatte ihm eine normale Jeans und ein dünnes Langarm-Shirt herausgesucht plus Socken. Seine Schuhe für ihre Zeit standen unten im Flur, wo auch seine Jacke hing. Seine Geliebte hatte ihm seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden, nachdem er sie darum gebeten hatte, sie zu bändigen.

„Und was zieh ich an?“, das Mädchen stand unschlüssig vor ihrem Schrank. Inu Yasha trat von hinten an sie heran. Bis jetzt trug sie nur ihre Unterwäsche und er musste sich schwer zusammenreißen.

„Wie wäre es damit?“, er zeigte auf ein lindgrünes Kleid.

„Hm, ja das ist gut. Dazu ein Shirt und die Jacke von unten, fertig. Danke!“, sie drehte sich zu ihm um und gab ihm einen neuerlichen Kuss.

Während sich nun auch Kagome anzog, ging Inu Yasha hinüber zu ihrem Schreibtisch. Auf ihm lag das Basecape, was der junge Mann als Hanyou hier immer trug, damit seine Ohren nicht zu sehr auffielen. Er nahm es in seine Hände und drehte es gedankenverloren hin und her. Kagome entging es nicht und sie ging zu ihm, nahm es ihm aus der Hand und legte es wieder auf den Tisch. Dann nahm sie seine Hände in ihre:

“Wir werden einen Weg finden. Das hast du mir versprochen und ich verspreche es dir auch.“

„Okay. Komm, lass uns gehen!“

Das Mädchen nickt, schnappte sich ihre kleine Umhängetasche, die auf dem Schreibtischstuhl lag und folgte Inu Yasha die Treppe hinunter.

Während des Schuhanziehens rief sie ihrer Mutter zu:

“Mama, wir sind dann weg. Bis später!“

„Bis später, ihr Zwei!“, rief ihre Mutter den beiden hinterher, als sie zu Tür hinaus verschwanden.
 

Kagome und Inu Yasha waren schon drei Stunden unterwegs. Sie hatten das historische Museum besucht und staunten über die ausgestellten Samuraiuniformen und die Waffen. Auf diversen Schriftrollen erkannten sie Yokai wieder. Einmal dachten sie auch, dass sie beide und ihre Freunde erwähnt worden seien:

Es ging um einen riesigen Bären, der ein Schloss angriff und schließlich von einer Gruppe von fünf höchst unterschiedlichen Kriegern und eine dämonischen Katze besiegt wurde. Kagome und Inu Yasha waren sich sicher, dass es um sie ging. Zwar konnte man den Namen des Schreibers nicht mehr deutlich erkennen, aber Kagome meinte den Namen von Sangos ehemaligem Verehrer dort zu entziffern.

Nach dem Museum schlenderten sie durch die belebten Einkaufsstraßen. Inu Yasha kannte den Trubel bereits von vorherigen Besuchen, aber jetzt als Mensch störte ihn es sogar weniger, weil der Lärm nicht mehr so arg seine Ohren reizte. Auch schauten die Leute ihn nicht mehr so an. Er wusste, es lag an seinem menschlichen Aussehen und auch daran, dass ihn die modernen Dinge mittlerweile weniger überraschten. Wenn ihm etwas komisch und interessant zu gleich vorkam, dann fragte er nun Kagome, bevor er das Teil selber inspizierte und auseinander nahm. Sehr zu Kagomes Freude.

Gemütlich gingen sie Händchen haltend die Straße weiter, als sich mit einem lauten Grummeln Inu Yashas Magen meldete.

„Wir sollten wohl etwas essen.“, grinste Kagome.

„Ja bitte. Ich glaube, da vorne ist etwas!“

Kagome folgte mit ihrem Blick seine Hand und musste beinahe laut los lachen. Er zeigte direkt auf ein Restaurant für Ramen. Inu Yasha war wirklich wegen ihr danach süchtig geworden. Doch sie nickte nur und zusammen gingen sie weiter.
 

Die Mittagszeit war gerade vorbei und das Lokal leerte sich wieder. Es war einfach einen Tisch zu finden, einen am Fenster. Kagome setzte sich neben Inu Yasha und erklärte ihm die Karte. Anschließend bestellte sie für sich und ihn und kuschelte sich während der Wartezeit an ihn.

„Es ist ein wunderschöner Tag heute.“, sprach sie leise.

„Ja, das ist es. Danke, dass du mir das Museum gezeigt hast. Jetzt kann ich den neuzeitlichen Blick auf das Mittelalter nachvollziehen.“, er legte seine Hand auf ihre.

„Gerne.“

Das Mädchen richtete ihren Blick zu ihm. Seine Augen waren zwar braun, aber sie ertrank genauso in ihnen wie in seinen goldenen. Er war jetzt ein Mensch. Aber sein Charakter war der gleiche geblieben. Und sein Herz auch. Kagome war es egal, was er war. Ob Mensch, Hanyou oder Yokai. Sie liebte Inu Yasha in all seinen Facetten. Sanft legte sie eine Hand auf seine Wange.

Inu Yasha nahm ihre Hand, die auf seiner Wange ruhte und hauchte einen Kuss auf die Handinnenfläche. Heute hatte er eine richtige Verabredung mit Kagome, dem Mädchen das er so unglaublich liebte und begehrte. So etwas hatten sie noch nie. Wie auch? Wenn er mal ein Mensch war dann meistens nur an Neumond. Und als Hanyou konnte er nicht wirklich unauffällig durch die Stadt gehen. Auch wenn sie das schon probiert hatten. Jetzt als Mensch war es um ein Vielfaches angenehmer. Inu Yasha musste zugeben, dass er es genoss, ein Stück weit so menschlich und normal zu sein.

Kagome seufzte wohlig auf, als er ihr den Kuss in die Hand hinein gab und rückte noch ein Stück näher. Langsam näherten sich ihre Lippen. Sanft streifte ihre Unterlippe seine und Inu Yasha legte eine Hand in ihren Nacken.
 

„Kagome-chan! Inu Yasha-kun! Was macht ihr denn hier?“

Erschrocken fuhr das Pärchen auseinander und schaute auf, direkt in die Augen von Hojou und Eri, die sie beide angrinsten.

„Was…was macht ihr denn hier?“, stottert Kagome.

„Wir sind verabredet.“, erklärte Hojou.

„Verabredet?“

“Ja, Hojou hat mich gestern gefragt.“, lächelte Eri und errötete dabei leicht, „Dürfen wir uns zu euch setzen?“

Kagome und Inu Yasha schauten sich an, zuckten mit den Schultern.

„Sicher. Wir können das ja zu Hause fortsetzen.“, grinste Inu Yasha und gab Kagome einen Kuss auf die Wange, die ihn ebenfalls schief angrinste.

Hojou und Eri waren ein wenig peinlich berührt, ob der Antwort von Kagomes Freund, setzten sich dann den beiden aber gegenüber.

Sie begannen ein zwangloses Gespräch. Eri wollte von Kagome wissen, warum sie nicht in der Schule war, aber mit Inu Yasha ein Date hatte. Ihre Freundin erklärte ihr, dass sie schubweise furchtbare Rheumaattacken habe und deshalb meistens Privatunterricht zuhause bekäme. Damit sie nicht ganz so hinterher hinken würde. Der junge Mann neben ihr nickte und fügte hinzu, dass er als ihr Freund schließlich ihre moralische Stütze sei.

„Ja das klingt plausibel.“, sagte Hojou nachdenklich, „Ich wäre da genauso.“

„Siehst du. Und wenn es Kagome mal besser geht, dann nutzen wir die Zeit und unternehmen was.“, beendete Inu Yasha seine Erklärung.

„Und was habt ihr heute gemacht?“

„Wir waren im Museum.“

„Im Museum?“, Eri schaute ihn und Kagome an, „Warum geht man bei so einem schönen Wetter ins Museum? Freiwillig.“

„Weil es Inu Yasha interessiert hat. Du weißt doch, dass sein Vater aus dem Ausland kommt. Und da hat er in der Schule unsere Geschichte nicht gelernt.“, erläuterte Kagome ruhig.

„Achso. Sag mal Inu Yasha-kun, hast du dir deine Haare gefärbt? Vor ein paar Tagen waren sie so silbrig.“

„Ja, dann fall ich in eurem Land weniger auf.“, Inu Yasha griff sich an den Kopf.

Kagome strich darüber, beugte sich zu seinem Ohr und hauchte:

“Bald wirst du so aussehen, wie immer. Inklusive deiner Öhrchen.“

Er grinste sie an und küsste sie liebevoll, was sie erwiderte.

Eri und Hojou schauten wieder peinlich berührt weg, als auch schon Kagomes und Inu Yashas Bestellung kam. Letzterer versuchte so langsam und kultiviert zu essen wie seine Geliebte, doch es gelang ihm nicht wirklich. In fünf Zügen war der Ramen aufgegessen und Inu Yasha satt.

Das Pärchen das ihm gegenüber saß, staunte Bauklötzer. Und das so sehr, dass Kagome, nachdem sie mit ihrem Ramen ebenfalls fertig war, sich Eri schnappte und mit ihr auf dem Klo verschwand, um peinliche Entschuldigungen zu vermeiden. Allerdings nicht ohne einen Kuss von Inu Yasha, der ihr dann noch verliebt hinterher schaute.
 

„Kagome, du und Inu Yasha.“

„Ja?“, Kagome wusch sich gerade die Hände.

„Also du und Inu Yasha.“, setzte Eri erneut an, „Habt ihr es schon, na ja, du weißt schon. Habt ihr Es schon getan?“

„Ja!“, sie trocknete sich die Hände ab.

„Ja?“

„Ja.“

„Und wann?“, Eri schaute sie neugierig und zugleich respektvoll an. Im Geheimen hatten sie und die anderen beiden Freundinnen es sowieso schon vermutete, aber das Kagome es ohne Wenn und Aber zugab, überraschte sie dann doch.

„Ist schon eine Weile her.“, Kagome kramte nach einem Kamm in ihrer Tasche.

„Echt? Und war’s schön?“

„Hm.“

„Habt ihr es geplant?“

„Nein, es ist eher spontan passiert, als er bei mir war.“

„Aha. Und jetzt?“

„Was und jetzt?“, das Mädchen begann sich zu kämmen.

„Na tut ihr es jetzt immer?“

“Wenn wir Lust haben schon. Je nach dem.“

Eri schaute sie an. So wie Kagome es erzählte, schien es nichts besonderes mehr für sie zu sein.

„Ich mag Hojou.“, begann Eri von neuem.

„Dann sag es ihm.“

„Soll ich ihn küssen?“

“Eri, das musst du entscheiden. Und wenn er dich auch mag, warum nicht. Komm. Lass uns wieder zu den Jungs gehen.“
 

Die beiden jungen Männer saßen am Tisch und führten ebenfalls ein ähnliches Gespräch.

„Glaubst du, ich soll Eri sagen, dass ich sie mag?“

„Warum nicht?“

„Wie hast du es damals Kagome gesagt.“

“Was gesagt?“

“Na das du sie magst.“, grinste Hojou.

„Ich hab es ihr nicht gesagt.“

„Hä? Wieso denn nicht, was hast du denn dann gesagt?“

„Nichts. Ich hab sie einfach geküsst.“

„Was?“

„Ja, und dann war das zwischen uns einfach klar, dass wir zusammen sind.“

„Aber das kann ich bei Eri doch nicht machen.“, stotterte Hojou.

„Nee, kann auch in die Hose gehen, wie mir Kagome mal erklärt hat.“, grinste Inu Yasha, „Da seid ihr ja wieder. Kagome, ich hab schon bezahlt. Gehen wir?“

Kagome und Eri traten zum Tisch.

„Ja. Lass uns noch spazieren gehen.“, Kagome wandte sich zu Eri und Hojou, „Bis bald. War schön euch wieder zusehen.“

Sie umarmte Eri und reichte Hojou die Hand. Auch Inu Yasha verabschiedete sich. Als er an der Tür war und sie für Kagome aufhielt, drehte er sich noch einmal um und rief zurück:

“Hey Hojou-kun, lass es langsam angehen, du Tiger!“

Der Genannte wurde auf der Stelle rot und auch Eri war es mehr als peinlich.
 

Inu Yasha und Kagome kamen erst spät am Abend am Schrein an. Sie waren noch lange spazieren gewesen, hatten im Hafen den Fischerbooten zu geschaut, wie sie die restlichen Netze einholten und für den neuen Tag vorbereiteten.Hand in Hand gingen sie auf den heiligen Baum zu, als sie vor ihm standen, schauten sie gemeinsam hinauf in das dichte Laubwerk.

„Hier haben wir uns kennen gelernt.“

„Ja, hier vor fünfhundert Jahren.“, Kagome strich über die Stelle, an der die Rinde abgesplittert war. Ihr fiel auf, dass noch mehr davon fehlte. Wahrscheinlich, weil sie ihn vor wenigen Tagen und gleichzeitig Jahrhunderten erneut daran geheftet hatte.

„Er vereint uns immer wieder.“, der junge Mann war von hinten an sie heran getreten und umarmte sie.

„Ja zum Glück.“

„Wir sollten deinen Großvater bitten, ein paar Gebete für den Baum zu sprechen. Und Miroku und Kaede bitten wir auch darum.“

Kagome nickte. Das war eine gute Idee. Sie mussten sich definitiv mal bei dem heiligen Baum bedanken.

Ein Wind kam auf und ließ Kagome schaudern, was auch Inu Yasha nicht verborgen blieb.

„Lass uns hinein gehen.“

Sie drehte sich zu ihm um und drückte ihre Lippen auf seine, bettete ihre Arme in seinen Nacken und er zog sie an der Taille näher an sich heran. Für einen Augenblick hatten beide das Gefühl, sie würden schweben.

„Komm!“, Inu Yasha löste den Kuss, nahm Kagome an der Hand und ging mit ihr in Richtung Haus. Der Kuss hatte ihn erschaudern lassen und er ahnte, wo er enden würde. Doch draußen wäre es ein wenig zu kalt dazu. Dafür bevorzugten beide doch eher das angenehm weiche Bett von Kagome.

Schaumbäder und Kerzenschein

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verhängnisvolles Fußballspiel

Kagome blinzelte. Die Sonnenstrahlen waren gerade über den Horizont geklettert, als das Mädchen wach wurde. Sie rieb sich die Augen und setzte sich etwas auf. Ihr Blick wanderte zu ihrer Linken und sie sah Inu Yasha leise schnarchend neben sich liegen.

Sein Haar war wieder silbrig-weiß und er hatte auch wieder seine Hundeohren. Sie musste lächeln.

Dann stand sie leise auf, zog sich eines von Inu Yashas Shirts über und ging zum Fenster, setzte sich auf das Fensterbrett. Still beobachtete sie den Sonnenaufgang. Ihre Gedanken schwirrten noch um den gestrigen Tag und die anschließende, nicht enden wollende Nacht.

Es war so schön gewesen, mit ihm durch die Straßen Tokios zu schlendern und keinen lästigen Blicken ausweichen zu müssen. Inu Yasha kam ihr so entspannt vor. Kurz schaute sie wieder zu ihm rüber auf das Bett. Sie musste sich eingestehen, dass sie es richtig genossen hatte, dass er ein Mensch gewesen war. Es machte so vieles einfacher. Einfacher und gleichzeitig auch komplizierter. Kagome musste seufzen und schaute wieder hinaus. Auf dem Hof fegte ihr Großvater bereits eifrig ein wenig Laub zusammen. Die Aussicht rief ihr wieder ein Lächeln hervor. Auch wenn Inu Yasha jetzt wieder ein Hanyou war, so wünschte sie sich momentan nichts sehnlicher, als mit ihm ein normales Leben für zu können. Immerhin hatte er ihr ja vor einiger Zeit einen Antrag gemacht. Und auch wenn es noch nicht feststand, in welcher Zeit sie schlussendlich leben würden, so sollte es doch ein halbwegs normales Leben sein.

Das Mädchen lehnte ihre Stirn an die kühle Scheibe. Ein normales Leben.

Wie sollten sie Naraku nur jemals besiegen? Er hatte bereits so viele Splitter des Shikon no Tama. Es fehlten nur noch die zwei von Kouga und einer von Sangos Bruder Kohaku. Sie selbst besaß momentan drei und wie viele Kikyo hatte, wusste keiner. Und Kikyo war auch ihr größtes Problem. Noch größer als der bis jetzt verschwundene Naraku.

„Oh wie sehr ich sie hasse!“, fluchte sie leise.
 

Inu Yashas Ohren zuckten. Seit letzter Nacht waren seine Hundesinne wieder zurückgekommen. Das erste Mal spürte er es, als ihm eine Mücke um den Kopf schwirrt und er dadurch wach wurde. Als er das kleine Mistvieh erschlagen hatte und auf den zerquetschten Insektenkörper schaute, musste er breit grinsen.

Doch jetzt war er nicht durch eine Mücke sondern durch Kagome wach geworden. Er hatte sie fluchen gehört und musste nicht lange überlegen, wem sie da gerade ihren Fluch mit Herzblut widmete. Aber er wollte nicht darauf reagieren, sondern verhielt sich still und hing lieber selber noch seinen Gedanken nach.

Inu Yashas Gedanken drehten sich ebenfalls um die letzten Tage, als er ein Mensch war und mit Kagome in ihrer Zeit lebte. Auch er musste zugeben, dass es eine schöne Zeit war. Er hatte sich keinen Gedanken um Yokai oder ähnliches machen müssen und es gefiel ihm, ein Mensch in Kagomes Welt zu sein. So normal zu sein. Denn auch wenn ihn seine Freunde als normal ansahen, wusste er immer noch, dass er das eigentlich nicht war. Er war weder ein vollwertiger Yokai noch ein Mensch. Nie konnte er sich wirklich fallen lassen. Außer in den letzten Tagen als sie der Fluch Kikyos beherrschte.

Leise drehte er sich auf die Seite, schaute verträumt in Richtung Kagome. Sie sah wie immer bezaubernd aus in seinen Augen. Ihre langen Beine hatte sie angewinkelt und an ihre Brust heran gezogen. Unter seinem doch sehr weiten Shirt zeichneten sich trotzdem ihre reizenden Kurven ab. Im Morgenlicht sah ihre Haut aus wie feinster weißer Marmor und ihre Haare schimmerten glanzvoll in der Sonne. Doch so wunderschön sie auch aussah, so sah sie auch gleichfalls zart und zerbrechlich aus. Vielleicht nicht von ihrem Willen her, da war sie sehr stark und auch unberechenbar. Aber von ihrem Körper her, hatte sie keine wesentlichen Stärken. Außer ihren Bogen.

Inu Yasha musste sie um alles in der Welt beschützen.
 

Lautstark machte er auf sich aufmerksam, als er sich übertrieben streckte. Er wollte Kagome keine Sorgen bereiten, in dem er ihr seine Gedanken bezüglich ihr verriet. Außerdem kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sich daraus auch durchaus ein Streit entwickeln könnte.

Kagome erwachte ebenfalls aus ihren Gedanken, als sie den Hanyou gähnen hörte.

„Guten Morgen!“

“Guten Morgen! Hast du gut geschlafen, Kagome?“, er schwang die Beine über die Bettkante.

„Ja, nach deinen Verführungskünsten und Taten von letzter Nacht, war ich ziemlich ausgelaugt.“

„Also als Mann erfreut es mich, das zu hören.“

Kagome glitt vom Fensterbrett und streckte sich ebenfalls. Ihre Arme reckte sie soweit es nur ging nach oben gen Decke. Das Shirt was sie trug, schob sich ein Stück weit nach oben, was auch dem Hanyou nicht entging. Seine Augen klebten förmlich an ihren verführerischen Schenkeln und den Andeutungen ihres Beckens.

„Inu Yasha!“

Er schrak auf.

„Hör auf mich an zu starren.“, sie warf einen alten Teddybären nach ihm, den er lachend auffing.

„Was denn? Warum soll ich dich denn nicht anschauen dürfen. Ich weiß eh, wie du nackt aussiehst.“

„Du bist schon genauso lüstern wie Miroku.“

„Oh, das ist aber eine harte Beleidigung!“, schmollte er.

„Inu Yasha! Hör auf zu schmollen und zieh dich lieber an. Ich würde dann gerne frühstücken. Ich kann Mama schon unten in der Küche hören.“

Der Hanyou stand, nackt wie er war, auf und zog seine Geliebte an sich. Augenblicklich bedeckte er ihr Gesicht und ihren Hals mit heißen Küssen. Einen Augenblick lang ergab sich Kagome ihm. Sie konnte es ihm nicht verdenken, schließlich war er ihr auch nicht ganz egal, wie er da so nackt vor ihr saß beziehungsweise jetzt stand. Doch dann besann sie sich wieder:

“Inu Yasha!“

Der Hanyou zog sich schmollend zurück.

„Ach Kagome. Warum denn nicht?“, widerwillig nahm er die Sachen entgegen, die ihm Kagome reichte.

„Weil ich Hunger habe. Immerhin hast du mich die ganze Nacht gefordert. Oder zumindest einen Großteil davon. Und zuletzt habe ich etwas gegessen gestern Abend gegen sieben. Vor zwölf Stunden.“, jammerte das Mädchen und zog sich währenddessen um.

„Ist ja gut. Nun wein nicht gleich deswegen.“

Kagome lächelte. Und das tat sie noch breiter, als sie hörte, wie laut Inu Yashas Magen nun grummelte. Dem Hanyou war das mehr als peinlich, wollte er sich doch wieder so stark wie eh und je zeigen. Mit hochrotem Kopf streifte er sich seine menschliche Hose über und drängte nun seinerseits Kagome, sich zu beeilen.
 

Als die beiden in der Küche ankamen, saß bereits die ganz Familie am Tisch. Ihnen wurden drei freundliche ‚Guten Morgen!’ zugerufen, was sie erwiderten und dann am Tisch Platz nahmen. Die ganze Familie Higurashi war in das Frühstück vertieft, sodass sie gar nicht registrierten, dass sich Inu Yasha verändert hatte.

Er schaute zu Kagome, die seinen Blick erwiderte, aber lediglich mit den Schultern zuckte. Sie reichte ihm eine Schüssel mit Reis.

„Gibt es wieder das süß-saure Gemüse?“

Kagomes Mutter horchte auf, suchte die Platte mit dem Gemüse und reichte sie Inu Yasha. Er nahm sie ihr ab und streifte mit seinen Krallen ihre Finger. Grund genug für Frau Higurashi aufzuschauen:

“Inu Yasha!“

Durch ihren erstaunten Ausruf schauten nun auch Sota und der Großvater auf und staunten ebenfalls nicht schlecht.

„Inu Yasha! Du bist wieder ein Hanyou!“, rief Kagomes kleiner Bruder.

„Wie herrlich!“, erwiderte seine Mutter.

„Du bist wieder stark!“

„Danke alter Mann, aber das war ich auch schon vorher!“, maulte Inu Yasha den Großvater an.

„Ach du weißt doch, wie ich das meine.“, grinste dieser, „Aber erzähl mal, wie ist das denn passiert? Habt ihr den Fluch jetzt gebrochen?“

Kagome warf Inu Yasha einen Blick zu, der ihm zu verstehen gab, er solle nur nicht zu sehr ins Detail gehen. Kaum merklich nickte der Hanyou. Dann aß er schnell die erste Hälfte seines Frühstückes und sah dann zu dem alten Herrn:

“Also es hat sich einfach so ergeben.“

“Einfach so?“

„Ja. Als wir gestern Abend heimkamen, hab ich noch ein Bad genommen und als wir schlafen gingen, fing es an. Kagome fiel es auf. Sie war so erschrocken, dass sie kaum sprechen konnte.“

An dieser Stelle bekam Kagomes Gesicht einen rötlichen Schimmer. Sie starrte stoisch in ihre Schüssel und aß still schweigend ihre sauren Eier.

„Und da hab ich mich halt zurück verwandelt in einen Hanyou.“

Der Großvater nickte verstehend und auch Kagomes Bruder Sota verstand Inu Yashas Erklärung. Als der Hanyou jedoch zu seiner zukünftigen Schwiegermutter schaute, lächelte sie ihn nur wissend an. Seine Gesichtszüge entgleisten. Ausgerechnet sie hatte ihn durchschauen können und sofort erraten, was er mit seiner beschönten Beschreibung eigentlich meinte. Er lehnte sich zu Kagome:

“Deine Mutter kann einem Angst machen.“

„Sei froh, dass sie es rausgehört hat und nicht Opa!“, grinste sie zurück.

Der Hanyou beschloss, nichts mehr zu sagen und sich ganz und gar auf sein Frühstück zu konzentrieren.
 

Nach dem Frühstück saß Kagome zusammen mit Inu Yasha und ihrem kleinen Bruder Sota im Wohnzimmer. Sota hatte den genauen Ablauf des Fluches noch einmal hören wollen. Er kannte es bis dahin nur aus der Erzählung seiner Mutter.

Inu Yasha versuchte es halbwegs kindgerecht zu erklären und wenn ihm die Worte fehlten, wurde er von Kagome ergänzt. Ab und an hakte Sota nach, doch im Großen und Ganzen verstand er alles.

„Also ich mag deine Exfreundin nicht, Inu Yasha!“, sagte er am Ende der Erzählung gerade heraus und der Hanyou samt Geliebter schauten ihn an:

„Mag ja sein, dass euch dieser komische Naraku auseinander gebracht hat. Aber das ist ja schon ewig her und außerdem kein Grund, dich jetzt noch zu hassen. Sie weiß doch, dass du es nicht warst, der sie tödlich verletzt hat. Und der Grund für ihren Fluch ist auch doof! Man kann sich doch auch neu verlieben, wenn man jemanden verlassen hat oder verlassen wurde. Die ist doch nur eifersüchtig, dass es ausgerechnet Kagome ist. Ihre Wiedergeburt.“

Kagome musste lachen und schloss ihren kleinen Bruder fest in die Arme.

„Was ist denn jetzt, Schwesterchen?“

„Nichts, aber deine Worte sind einfach so herrlich ehrlich. Danke!“

„Nichts zu danken. Ich hab ja nur Recht.“, grinste der kleine Junge.

„Ja das hast du.“, nickte Inu Yasha, „Aber hast du vielleicht auch eine Idee, wie wir den Fluch brechen könnten?“

„Na wenn Reden nichts geholfen hat, dann werdet ihr sie wohl im Kampf besiegen müssen. Also sofern dir das nichts ausmacht, Inu Yasha.“

„Warum sollte es das tun?“

“Weil du sie doch mal geliebt hast.“, Sota schaute jetzt leicht verunsichert.

Inu Yasha sprang auf und schaute finster drein:

“Na und! Jetzt trachtet sie mir nach dem Leben. Und was noch schlimmer, sie will auch noch deine Schwester töten. Wenn ich nun also deine Schwester liebe, was ich wirklich von ganzem Herzen tue, werde ich sie logischerweise beschützen und Kikyo dafür zu Rechenschaft ziehen. Oder?“

Sota nickte. Er wusste es sowieso, dass Inu Yasha seine große Schwester mit seinem Leben beschützen würde. Aber dass er trotzdem dafür seine ehemalige Liebe umbringen würde, damit hatte Sota nicht gerechnet.

„Dann verlasse ich mich auf dich.“, der kleine Junge stand ebenfalls auf, schnappte sich seinen Fußball und verabschiedete sich nach draußen.

„Ganz schön erwachsen für sein Alter.“, sagte Inu Yasha an Kagome gewandt.

Sie nickte:

“Er erinnert mich ein bisschen an Shippou.“

„Stimmt. Apropos Shippou. Morgen sollten wir zurückkehren. Was meinst du?“

„Ja, ich denke auch. Von mir aus könnten wir auch schon heute rüber. Ich sag Mama Bescheid, damit sie uns noch was zu Essen mitgeben kann und dann wären wir nachmittags zum Aufbruch bereit.“

„Deine Entschlossenheit ehrt dich.“, der Hanyou zog sie hoch, „Aber um ehrlich zu sein, würde ich gerne den heutigen Tag noch abwarten. Ich bin erst seit wenigen Stunden wieder ein Hanyou. Und ich traue dem Braten noch nicht so ganz.“

Kagome schaute ihn an. Vielleicht war es wirklich besser, den Tag noch abzuwarten.

Sie schmiegte sich an ihn und verharrte so eine Weile mit ihm.
 

Einige Zeit später gingen Kagome und Inu Yasha nach draußen, um mit Sota ein wenig Fußball zu spielen.

Das Mädchen hatte den Hanyou mehr oder weniger dazu überredet. Sie wollte, dass er sich noch ein bisschen entspannen konnte, bevor sie wieder zurück ins Mittelalter gingen. Etwas widerwillig hatte er zugestimmt.

Kagome spielte auf Sotas Seite, damit der Junge wenigstens eine kleine Chance gegen Inu Yasha hatte. Zwar kannte Inu Yasha die einfachsten Fußballregeln nicht, aber er wusste, dass der Ball immer in das aufgestellte Netz musste und dass es dafür Punkte gab. Er trippelte ganz gut mit dem Ball und schaffte es fast immer, an Kagome und Sota vorbei an Tor zu kommen.

Doch dann war das Glück auf Sotas Seite:

Inu Yasha trippelte ein wenig zu schnell, als die Schnürsenkel seiner Schuhe aufgingen und er stolperte. Während er sich lang legte und fluchte, grätschte Sota geschickt an ihm vorbei. Unter den Anfeuerungsrufen seiner großen Schwester spielte er den Ball in Richtung Tor und schoss. Der Ball ging auch rein und Sota freute sich riesig zusammen mit Kagome. Inu Yasha rannte zum Tor und trat unter lautem Fluchen gegen den Ball, der daraufhin in hohem Bogen zum Schrein flog.

„Den holst du nun aber, Inu Yasha!“, rief Kagome ihm zu.

„Man, das ist unfair!“

„Ach komm, du führst eh mit fünf Toren.“, lachte Sota ihm hinterher.

„Jaja!“
 

Inu Yasha ging schnellen Schrittes zum Schrein. Der Ball lag genau vor der geschlossenen Schiebetür. Der Hanyou hob den Ball auf und drehte sich gerade um, als in ihm ein merkwürdiges Gefühl aufstieg.

In genau jenem Moment schaute Kagome auf und in Richtung Schrein. Und was sie sah, ließen ihr die Haare zu Berge stehen. Eine mächtige und dunkle Aura hatte sich um den Schrein gebildet.

„Sota, ins Haus. Sofort!“, die Stimme Kagomes duldete keinen Widerspruch und Sota folgte augenblicklich der Aufforderung.

Dann rannte Kagome auf den Schrein zu.

Inu Yasha sah sie auf sich zu kommen, wollte ihr selber entgegen rennen, doch es ging nicht. Er konnte sich nicht bewegen. Lediglich umdrehen. Hinter ihm hatte sich die Tür zum Schrein aufgetan und ein riesiger Seelenfänger wandte sich aus dem Knochenfressenden Brunnen hervor.

Kagome hatte den Schrein fast erreicht. Als sie jedoch ihren Fuß auf die erste der fünf Stufen setzen wollte, wurde sie zurückgeworfen. Ein enormes Energiefeld hatte sich um den Familienschrein aufgebaut.

„Inu Yasha!“

Der Hanyou drehte sich zu ihr:

“Kagome, was geht hier vor sich?“

“Ich weiß es nicht. Aber ich komm nicht zu dir. Hier ist ein starker Bannkreis.“

„Bring mir Tessaiga! Schnell!“, rief Inu Yasha ihr zu.

Kagome nickte, doch auch sie bekam keinen Fuß mehr vor den anderen. Nicht einmal mehr umdrehen konnte sie sich. Sie war gezwungen, zu Inu Yasha zu schauen.

„Was ist? Warum rennst du nicht los?“, fragte dieser sie.

„Ich würde ja, wenn ich könnte. Aber ich kann nicht.“

„Wie ich. Verdammt!“

Kagomes Augen weideten sich, als der Seelenfänger sich um Inu Yashas Beine schlängelte. Dann wandte es sich um seinen Oberkörper.

„Kagome!“

Mehr konnte Inu Yasha nicht mehr rufen, als er mit einem Male und gewaltiger Wucht in den Knochenfressenden Brunnen gezogen wurde und in einem rosafarbenen Licht verschwand.

Kaum war der Seelenfänger mit dem Hanyou verschwunden, verschwand auch der Bannkreis und Kagome konnte sich wieder bewegen. Augenblicklich hechtete sie die restlichen Stufen hinauf und auf den Brunnen zu und hinein. Aber nichts passierte. Sie landete auf dem Brunnenboden und nicht im Mittelalter. Der Brunnen war verschlossen.

Getrennt und nicht gemeinsam

Das gleißende Licht des Brunnens umfing ihn.

Inu Yasha kniff die Augen zusammen und versuchte sich gegen den Seelenfänger zur Wehr zu setzen, der ihn umschlungen hatte. Er wollte auf das Vieh einschlagen, doch seine Arme waren auf den Rücken gedreht und er fühlte sich wie eine Fliege in einem Spinnennetz. Hilflos zum Fraß vorgeworfen.

In seinem Kopf drehte sich alles rasend schnell. Er wollte sich konzentrieren, wollte verstehen, was da gerade vor sich ging. Wie er in diese missliche Lage geraten konnte. Doch alles war ihm einfiel, war die Tatsache, dass er in Kagomes Zeit in den Knochenfressenden Brunnen gezogen wurde und das Kagome ihm nicht helfen konnte. Sie war von ihm durch einen Bannkreis zurückgehalten worden. Und nicht einmal Tessaiga konnte ihm jetzt noch helfen. Denn das lag bei Kagome im Zimmer!

Was sollte er nur tun? Und wohin würde ihn der Seelenfänger bringen?

Das Licht wurde schwächer und langsam öffnete der Hanyou seine Augen wieder.

Seine Füße setzten auf den Boden auf. Einen kurzen Moment lang musste er überlegen, wo er war.

„Der heilige Baum!“, flüsterte er.

Augenblicklich ließ der Seelenfänger von ihm ab und verschwand genauso schnell wie er gekommen war im Wald. Inu Yasha sah ihm nach. Dann an sich herunter.

„Na klasse! Ich hab immer noch die neuzeitlichen Klamotten an.“, knurrte er missmutig. Sein Blick wanderte zum Baum, dann drehte er sich um. Anscheinend war er wieder in seiner Zeit gelandet. Seine Hoffnung schwand, dass er sich hier durchsetzen könnte. Nicht in den Sachen die er momentan trug. Und vor allem nicht ohne sein Tessaiga. Er ließ sich auf das Gras sinken. Jetzt konnte er nur noch abwarten, was als nächstes passieren würde. Und irgendwie überraschte es ihn auch kein bisschen mehr, als er das ziemlich schnell erfuhr. Kikyo trat vor ihm aus dem Wald hervor.
 

„Wie siehst du nur aus, Inu Yasha?“, sprach sie leise und arrogant.

Der Hanyou stand augenblicklich wieder auf seinen Beinen und erwiderte ihren Blick:

“Warum?“

“Warum was?“

„Warum bin ich hier?“

„Weil ich es so wollte.“

„Weil du es so wolltest, aha! Nur weil du es wolltest, lässt du mich von einem riesigen Seelenfänger durch den Brunnen aus Kagomes Zeit hierher zerren.“

„Ja. Denn ihr wart drauf und dran, den Fluch zu brechen. Und das, mein geliebter Inu Yasha, kann ich nicht zulassen.“

“Nicht zulassen?“, seine Ohren zuckten und seine Stimme klang wütend.

„Genau! Ich werde es auf keinen Fall zu lassen, dass ihr den Fluch jemals brechen werdet. Dummerweise habe ich Kagome unterschätzt.“, die untote Miko wandte sich ab und lief einige Schritte, „Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, meinen Fluch umzuwandeln. Und durch eure ständigen und sich stetig wiederholenden Intimitäten, wurde der Fluch immer lockerer. Anscheinend habt ihr es ja schon geschafft, dass du wieder zu einem Hanyou wurdest.“

„Und?“, Inu Yasha folgte ihr in einem gewissen Abstand.

„Im Grunde hättet ihr euch nur noch einmal, höchstens zweimal für einander hingeben müssen. Dann wäre alles wie vorher gewesen. Dann hättest du dein Dasein als Hanyou wieder gesichert. Kagome lässt dich ja anscheinend in allen deinen Verkörperungen an sich ran. Was für ein Flittchen!“

Ein lauter Knall schallte durch den Wald. Kikyo hielt sich die rechte Wange und Inu Yasha stand nur wenige Zentimeter vor ihr.

„Nenn sie nie wieder so!“, knurrte er und in seinen Augen war die blanke Wut zu sehen.

„Ach nein? Schade. Denn was anderes ist sie in meinen Augen nicht.“

„Kikyo!“, wieder hob er bedrohlich die Hand.

„Du willst mich erneut schlagen? Eine Frau?“

„Du bist keine Frau mehr. Eher eine untote Miko die nur noch den blanken Hass in sich trägt.“

„Inu Yasha! Siehst du nicht, was sie mit dir macht?“, Kikyo wich ein paar Schritte zurück. Noch eine wollte sie sich nicht einfangen.

“Sie macht mich zu einem besseren Menschen!“

„Ha, siehst du. Du sagst es schon: Sie macht dich zu einem besseren Menschen. Nicht Hanyou! Nicht Yokai! Nein, Menschen!“

Überrascht wich der Hanyou zurück. Erschrocken über seine eigenen Worte schaute er zu Boden, versuchte seine Gedanken zu sammeln. Was hatte Kikyo da nur gerade gesagt? Was hatte er da gerade gesagt? Er schaute wieder auf und in das triumphierende Gesicht der hasserfüllten Miko.

„Du weißt, dass ich Recht habe!“

„Nein!“, er sprach leise.

„Oh doch. Denn auch wenn du und sie sagen, dass sie eigenständig ist, so trägt sie immer noch meine Seele in sich. Und meine Seele sagte mir, du solltest kein Yokai sein. Kein Hanyou. Nein, du solltest damals für mich ein Mensch sein, Inu Yasha. Und genau das sagt Kagomes Seele nun zu ihr.“

“Das ist nicht wahr!“

„Bist du dir da sicher? Hat sie es nicht genossen, dass ihr zusammen durch ihre Zeit spaziert seid und euch keiner angestarrt hat? Das sie sich bedenkenlos mit dir blicken lassen konnte.“

„Sie liebt mich so, wie ich bin. Als Hanyou. Als Mensch. Als Yokai. Kagome ist es egal!“, die letzten Worte schrie er ihr, so laut er konnte, entgegen.
 

Kikyo wich noch eine Schritt weiter zurück. Selbst jetzt, wo die beiden getrennt waren, übte ihre Wiedergeburt eine Kontrolle über den Hanyou aus. Sie beherrschte seine Gedanken. Die untote Miko konnte die Welle der Gefühle, die Inu Yasha für Kagome empfand, spüren. Sie durfte nicht zulassen, dass das so weiterging.

Kagome gehörte nicht ins Mittelalter. Sie gehörte nicht zu Inu Yasha.

Inu Yasha gehörte zu ihr, Kikyo. Und da sie nun mal schon mehr oder weniger tot war, gehörte sie in die Hölle. Zusammen mit Inu Yasha!

Anscheinend musste sie zu härteren Mitteln greifen.
 

„Egal, welche Gestalt ich immer hatte, stand Kagome zu mir.“, begann Inu Yasha leise und schaute Kikyo direkt an, „Egal, wie schwer ich verletzt war, sie versorgte mich. Egal, ob ich etwas Dummes gesagt und sie dadurch beleidigt hatte, sie hat mir immer verziehen. Immer. Und es wird immer so sein. Auch jetzt. Mag sein, dass sie jetzt nicht an meiner Seite ist. Mag sein, dass sie deinen Fluch durchkreuzt hat und dadurch einen kleinen Durchhänger hatte. Aber wir haben es geschafft. Sie ist stark. Viel stärker als du es damals vor fünfzig Jahren warst und heute bist. Und es stimmt, sie macht mich zu einem besseren Menschen. Denn durch sie habe ich gelernt, meine menschliche Seite zu akzeptieren. Ich habe aber auch gelernt, meine Yokaiseite zu verstehen und vor allem die Seite meines Daseins als Hanyou. Egal, wer ich bin, sie liebt mich. Immer und bedingungslos. Sie verlangt nicht von mir, dass ich das Shikon no Tama einsetze, um ein Mensch zu werden. Sie überlässt die Wahl mir. Mir allein. Und für was auch immer ich mich entscheiden werde, sie wird hinter mir stehen. Sie wird für mich da sein und mich unterstützen. Weil sie mich liebt!“

Mit jedem Wort war seine Stimme ein Stück lauter geworden. Sein Blick heftete sich an Kikyos Gesicht. Mit jedem Wort kehrte seine innere Stärke zurück, die er verloren dachte durch die Worte seiner Exgeliebten. Doch jetzt war er wieder er selbst. Er war Inu Yasha und er würde einen Weg finden, sich aus dieser unwirklich erscheinenden Situation zu befreien.
 

In der untoten Kikyo brodelte es. Wie konnte er nur so daran glauben, er könne sich noch retten. Alleine, ohne die Hilfe seines Schwertes.

„Du bist so naiv.“

“Was?“

„Wie kann Kagome hinter dir stehen, wenn sie dir nicht mal folgen konnte? Wie kann sie stark sein, wenn sie nicht mal einen einfachen Bannkreis zerstören kann? Ich bitte dich, Inu Yasha. Sieh der Wahrheit ins Auge. Sie gehört nicht in unsere Welt und du nicht in ihre. Abgesehen davon, dass du total lächerlich in diesen neumodischen Klamotten aussiehst.“

„Sei still!“, mit einem Satz stand er wieder vor ihr, doch sie schien es nicht aus dem Konzept zu bringen.

„Inu Yasha, glaub mir doch endlich. Ihr gehört nicht zusammen. Es war nur ein Zufall, dass ihr euch getroffen habt. Aber es ist nicht euer Schicksal. Dein Schicksal ist es lediglich, mit ihr das Shikon no Tama zu suchen, welches sie zerstört hat. Danach wirst du mir folgen und Kagome wird wieder zurückgehen. Genau so und nicht anders. Das ist euer Schicksal. Getrennt und nicht gemeinsam.“

„Das ist dummes Gerede. Was du sagst, stimmt nicht. Jeder ist für sein Schicksal selber verantwortlich. Und mein Schicksal war es, Kagome zu treffen. Ich wurde dafür geboren, um sie zu treffen und mit ihr zu leben. Mit ihr. Nicht mit dir!“

„Was ist nur aus dem Inu Yasha geworden, den ich kannte?“

“Er ist erwachsen geworden!“, kam Inu Yashas trockene Antwort, „Und nun beende dieses dämliche Spielchen!“

Doch anstatt eine Antwort zu geben, steckte Kikyo die Hand in eine ihrer Hosentaschen und zog zwei Splitter des Shikon no Tama heraus. Inu Yasha sah augenblicklich, dass es echte waren.

„Was hast du vor, Kikyo?“, seine Augen weiteten sich, als sie auf ihn zu trat.

„Ich will, dass du die Wahrheit erkennst.“

Inu Yasha wollte zurück weichen, doch wie schon zuvor in Kagomes Welt konnte er sich kein Stück bewegen. Kikyo hatte ihn durch ihre noch vorhandenen Mikokräfte wieder gebannt und bewegungsunfähig gemacht. Er knurrte wütend auf, als sich ihm die untote Miko näherte.

Zwischen ihren Fingern funkelte und leuchtete einer der zwei Juwelensplitter. Sie kam Inu Yasha immer näher, der verzweifelt versucht, ihr irgendwie auszuweichen.

„Kikyo. Nein!“

Sie reagierte nicht und in ihren Augen konnte er den blanken Hass sehen. Den Hass auf ihn und Kagome und ihre Verbindung zu einander. Von wegen Eifersucht wie alle sagten. Die untote Miko wurde nur noch von Hass getrieben.

„Kikyo, ich bitte dich. Stopp den Wahnsinn!“

Doch die Genannte schüttelte den Kopf. Nur einige Zentimeter vor ihm hielt sie inne. Ihre Finger umschlossen das kleine Stück des Shikon no Tama und sie legte eben jene Hand auf seine Brust. Genau auf sein Herz.

Inu Yasha schrie unter Schmerzen auf, als der Splitter unter seine Haut drang. Er konnte die Wärme fühlen und noch etwas. Es war der Hass Kikyos. Er wandte sich hin und her, wollte den Splitter wieder abschütteln. Irgendwie. Doch es gelang ihm nicht. Im Gegenteil: Er hatte das Gefühl, als würde das Shikon no Tama-Bruchstück mit jeder Bewegung nur noch tiefer in sein Fleisch schneiden. Immer näher heran an sein Herz.

„Wehre dich nicht, Inu Yasha. Gleich wird der Schmerz vorbei sein.“, Kikyo strich ihm über die Wange.

Der Hanyou ruckte. Er konnte sich wieder bewegen und sprang zurück, nur weg von Kikyo.

„Was hast du getan?“

„Ich habe dafür gesorgt, dass dir einiges klar wird.“

“Was?“, ein pochender und nicht enden wollender Schmerz machte sich in seinem Kopf breit.

“Und nun, mein geliebter Inu Yasha, kehre von mir aus dahin zurück, wo du hergekommen bist. Geh zurück zu deiner Kagome!“

Der Hanyou stolperte rückwärts, rannte los.

„Und wundere dich nicht, wenn bald nichts mehr so ist, wie es bisher war.“

Das waren die letzten Worte, die Inu Yasha hören konnte, als er am Brunnen ankam. Er stützte sich am Brunnenrand ab, fasste sich an die Stelle, an der Kikyo den Splitter eingesetzt hatte. Noch immer konnte er die Wärme fühlen und auch der Schmerz in seinem Kopf wurde nicht wesentlich besser. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass er wieder mit einem Sprung in Kagomes Zeit landen würde.

„Bitte!“, mit diesen Worten sprang er hinein.
 

Kagome grub wie eine Besessene am Brunnenboden in der Erde, Tränen liefen ihr über das Gesicht.

„Inu Yasha! Bitte Inu Yasha, kannst du mich hören. Komm zurück. Irgendwie. Bitte!“

Ihre Hände waren schwarz vom Dreck der Erde und ihre Knie waren aufgeschlagen. Wieder einmal.

„Inu Yasha!“, sie schrie verzweifelt in den Brunnen, sackte immer mehr in sich zusammen. Wie konnte Kikyo nur so grausam sein?

„Inu Yashaaa!“

Sie saß vollkommen entkräftet in eine Ecke des dunklen Brunnens und schluchzte sich die Seele aus dem Leib. Als plötzlich wieder das gleißende Licht entflammte und Inu Yasha vor ihr stand. Verstört schaute sie auf.

„Inu Yasha?“

“Kagome! Was für ein Glück. Ich hatte so gehofft, dass ich es zu dir schaffe.“, er riss sie in seine Arme, strich ihr beruhigend über den Kopf.

„Inu Yasha! Du bist wieder da. Was ist denn da eben passiert?“, sie schaute zu ihm auf.

„Kikyo. Sie hat abscheuliche Dinge gesagt und…“

„Und was?“

Doch der Hanyou antwortete nicht, sondern wich vor ihr zurück

„Was hast du denn?“

„Nichts. Alles in Ordnung. Aber warum bin ich hier und wieso trage ich diese hässlichen Klamotten?“

Kagome erschrak. Das war nicht der Inu Yasha, den sie kannte. Seine Stimme klang verändert und auch sein Blick war nicht mehr so liebevoll wie noch Stunden zuvor. In seinem Blick lag etwas Kaltes und Misstrauisches. Das musste das Werk von Kikyo sein. Was konnte sie ihm nur angetan haben?

Das Mädchen wischte sich die Tränen weg, reichte Inu Yasha die Hand, doch er schlug sie aus.

„Danke, ich kann alleine gehen.“

„Ja, okay!“, Kagome versuchte nicht geknickt zu klingen.

„Also, wo sind meine richtigen Klamotten und mein Schwert?“

„Komm mit.“

Zusammen kletterten sie aus dem Brunnen und gingen schweigend über den Hof und ins Haus. Kagome erklärte Inu Yasha, dass seine Sachen in ihrem Zimmer seien, und kurz darauf war der Hanyou dorthin verschwunden.

Zurück ließ er eine verwirrte und traurige Kagome mit samt ihrer Familie, die alles mit angesehen hatte.

„Was ist mit Inu Yasha?“, fragte Kagomes kleiner Bruder und schaute dem Freund seiner Schwester verwundert hinterher.

„Nichts. Er ist nur ein wenig erschöpft und verwirrt.“, flüsterte Kagome und drehte sich weg.

Ihre Mutter nahm sie stillschweigend in die Arme, als Kagome schon wieder Tränen über das Gesicht liefen. Tröstend strich Frau Higurashi ihrer Tochter über den Rücken und auch der Großvater trat näher heran, tätschelte seiner Enkelin den Kopf.

„Mama, er wird sicher gehen wollen.“, schluchzte Kagome, „Er kennt mich zwar, aber er kann sich nicht mehr an unsere Beziehung und unsere Verbindung erinnern. Ich habe ihn verloren, Mama!“

„Scht, ruhig. Uns fällt schon was ein?“, sprach ihre Mutter ruhig.

“Mein Kind, du bist doch eine Miko.“, begann der Großvater ernst und Kagome schaute ihn nickend an, „Er ist ein Hanyou und du hast ihn doch schon einmal gebannt. Dann tu es jetzt eben wieder.“

„Was?“, das Mädchen schaute ihn ungläubig an.

„Du wirst jetzt gleich, wenn du deinen Tränen getrocknet hast, einen Bannkreis um unser Haus errichten. Und wenn das nichts hilft, dann heftest du ihn wieder an den Baum. Deinen Bogen und die dazugehörenden Pfeile hast du ja auch hier.“

Kagome nickte entschlossen und konnte sich zu einem Lächeln durchringen.
 

Solange wie Inu Yasha noch am Umziehen war, nahm Kagome von ihrem Großvater Reinigungssalz und Bannzettel entgegen sowie einige Talismane. Zusammen mit dem Rest ihrer Familie verteilte sie alles um ihr Elternhaus und gemeinsam sprachen sie einige Gebete, die sie von Kaede und Miroku gelernt hatte.

Als Inu Yasha wieder herunter kam, saß die komplette Familie Higurashi am Küchentisch und schaute entspannt auf.

„Kagome, los wir gehen. Naraku wird sich nicht ewig verstecken.“, brummte der Hanyou misslaunig.

„Nein, ich bleibe hier.“

“Was?“

„Du hast schon richtig gehört. Geh alleine, wenn du willst und kannst. Ich hab keine Lust mehr!“

Inu Yasha schaute sie erst verwirrt und dann wütend an.

„Also echt du dumme Kuh. Dann geh ich halt alleine. Aber beschwer dich dann nicht, dass dich Yokai angreifen und dir keiner hilft, wenn du alleine wieder kommst.“

“Nein, nein. Bestimmt nicht. Also geh ruhig.“

Inu Yasha sah ein seltsames Lächeln auf ihren Lippen, das ihn verwirrte. Sie war total entspannt. Er brummte noch einmal, doch sie hatte sich schon wieder ihrer Familie zugewandt. Der Hanyou wurde gerade nicht schlau aus ihr. Erst heulte sie und nun tat sie so, als wäre nichts geschehen.

„Na bleib doch hier, du dumme Gans!“, rief er ihr noch zu und öffnete die Tür, „Ich hol dich bestimmt ni…“

Er wurde an der Tür zurück geworfen. Er rappelte sich auf und versuchte es erneut. Doch wieder warf ihn etwas zurück. Hinter sich konnte er Schritte hören.

„Kagome?“

“Ja Inu Yasha?“

„Was hast du gemacht?“

„Ich habe einen Bannkreis errichtet.“

“Warum?“

“Damit du nicht abhauen kannst!“

“Hä?“

„Du wirst nicht eher gehen, ehe ich nicht erfahren habe, was vorgefallen ist zwischen dir und Kikyo!“, sprach sie ruhig, doch ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch.

“Kagome, lass mich hier raus. Sonst…“, brüllte der Hanyou ihr wütend entgegen.

„Sonst was?“

Er wollte Tessaiga ziehen, doch Kagome war schneller und klebte einen Bannzettel um den Griff. Inu Yasha wich mit der Hand zurück.

„Argh!“

Doch Kagome reagierte nicht darauf.

„Kagome, warum tust du das? Bist du so eifersüchtig auf Kikyo?“

Das saß! Das Mädchen schaute ihn an und Inu Yasha wich bei ihrem Anblick zurück.

„Mach Platz!“

Im Grunde seines Herzens

Shippou ging mit Kirara spazieren. Seid Inu Yasha und Kagome in die Neuzeit gegangen waren, schaute er täglich am Knochenfressenden Brunnen vorbei. Und das mehrmals am Tag.

„Ach Kirara, wann kommen die denn endlich wieder?“

Die kleine Feuerkatze miaute.

„Meinst du, Kagome geht es so schlecht? Kikyo hat sie aber auch wirklich fertig gemacht. Hoffentlich hat es Inu Yasha nicht allzu schwer mit trösten.“

Der kleine Kizune sprang auf den Rand des Brunnens und schaute zusammen mit Kirara hinein, um beinahe rückwärts hinunter zu fallen:

Ein Licht erhellte den Brunnen und für Sekunden konnten die beiden kleinen Yokai in Kagomes Welt und ihren Familienschrein schauen. Als das Licht wieder verschwand, hinterließ es ein Armband mit einem kleinen Brief daran.

„Eine Nachricht von Kagome und Inu Yasha!“, jubelte Shippou und sprang aufgeregt in den Brunnen. Es dauerte keine Minute, bis Shippou den Brief in der Hand hielt und mit Kirara zum Dorf zurück rannte.
 

„Sango! Miroku! Kaede!“, rief er seinen Freunden, die auf den Stufen vor der Hütte saßen entgegen.

Sie schauten auf und sahen, dass der Kizune mit etwas wedelte.

„Ein Brief von Kagome und Inu Yasha!“, schlitternd kam er zum Stehen und hielt Miroku das Papier unter die Nase, „Schnell, lies es vor!“

Der Mönch nickte und faltete den Brief auseinander:

“Hallo ihr Drei! Hallo Oma Kaede! Mir geht es wieder gut. Ganz im Gegensatz zu Inu Yasha. Vor ein paar Stunden wurde er durch einen Seelenfänger in ein falsches Mittelalter gezogen. Oder in das richtige? Das weiß ich nicht so genau. Ich weiß nur, dass er auf Kikyo getroffen ist und als er wieder zurück in meine Zeit kam, war er nach wenigen Sekunden total verändert. Er weiß zwar, wer ich bin. Und kennt meine Familie, aber er kann sich nicht an unsere Beziehung erinnern. Er glaubt, ich wäre lediglich wie früher sein Juwelenspürhund.“

„Oh Gott! Die arme Kagome!“, unterbrach Sango den Mönch leise.

„Sie kann einem wirklich Leid tun. Schnell lies weiter, Miroku.“, drängte ihn Shippou.

„Mein Großvater und ich haben mit Hilfe von Bannzetteln und Talismanen einen Bannkreis um unser Haus errichtet, sodass es Inu Yasha nicht verlassen kann. Ich hab mit einem Bannzettel auch erstmal Tessaiga außer Kraft gesetzt. Ich weiß nicht genau, was vorgefallen ist mit Kikyo, aber ich werde es herausfinden. Solange bleiben Inu Yasha und ich hier in meiner Zeit. Einfach zur Sicherheit. Es wäre toll, wenn ihr mir schreiben würdet, ob euch in den letzten Stunden etwas am Brunnen aufgefallen ist?! Gebt mir bitte so schnell wie möglich eine Antwort! Ich werde am anderen Ende darauf warten, und anschließend den Brunnen vorerst versiegeln. Ich geh auf Nummer sicher! Wenn Kikyo schon Seelenfänger dadurch schicken kann, wird sie am Ende noch persönlich bei mir vor der Tür stehen. Nein Danke! Ich hoffe, wir kommen bald wieder zusammen bei Kaede. Ich denke an Euch, Kagome!“

Miroku ließ den Brief sinken und schaute in die Runde. Er sah, wie Sango bereits einen Holzstift und Papier zur Hand hatte und mit schwarzer Tusche von Kaede eine Antwort schrieb. Dann rollte sie das ganze zusammen und zwirbelte das Armband von Kagome daran.
 

„Kommt mit. Wir schicken Kagome die Antwort.“

Der Rest in der Hütte nickte und machte sich auf zum Knochenfressenden Brunnen. Dort angekommen warfen sie einen letzten Blick auf ihren Brief und warfen ihn in die Dunkelheit des Brunnens. Augenblicklich erschien wieder das Licht und die Freunde konnten einen kurzen Blick auf Kagome erhaschen, die ebenfalls in den Brunnen, aber auf ihrer Seite, schaute. Sie winkten sich gegenseitig zu, und kurz danach verschwand auch schon wieder der Blick in die Zukunft und mit ihm der Brief und das Gesicht Kagomes.
 

Kagome war froh, dass sie ihre Freunde wieder gesehen hatte. Wenn auch nur für Sekundenbruchteile, doch sie hatte das Gefühl, dass es ihnen gut ging. Sie nahm sich eine Leiter und kletterte in Brunnen und angelte sich den Brief. Keinesfalls wollte sie den Boden berühren und dadurch ins Mittelalter gelangen! Dann stieg sie wieder nach oben.

„Liebe Kagome, danke für deinen Brief. Wir haben nichts in den vergangenen Stunden gemerkt. Kikyo war nicht mehr in der Nähe des Dorfes und des Brunnens, seid ihr in deine Zeit gegangen seid. Der Bannkreis den wir hier errichtet haben, hält sie ab. Aber vielleicht ist Inu Yasha wieder in so eine Illusion geraten?! Wir sind uns darüber einig, dass es besser ist, wenn du den Brunnen so lange versiegelt ist, bis in Inu Yashas Oberstübchen wieder alles in Ordnung ist. Miroku und Kaede werden den Brunnen auch auf unserer Seite versiegeln. Sicher ist sicher! Wir drücken dir ganz doll alle Daumen und sprechen ein paar Gebete für Euch. Kagome, du schaffst das! Wir denken an Euch. Sango, Miroku, Shippou, Kaede und Kirara.“

Kagome musste lächeln, als sie es las. Dann nahm sie die Bannzettel und drapierte sie rund um den Brunnen und warf zusätzlich welche hinein. Dazu sprach sie diverse Gebete und Sprüche. Zufrieden begutachtete sie ihr Werk, um sich dann wieder auf den Weg ins Haus zu machen, wo ein noch immer schmollender Inu Yasha saß.

Einen letzten Bannzettel klebte das Mädchen an die hinter sich geschlossene Tür des Schreins.

„Das sollte reichen. Und nun zu dir, Inu Yasha!“, entschlossen machte sie sich auf den Weg ins Haus.
 

Inu Yasha saß in Kagomes Zimmer. Frau Higurashi hatte ihn mit den Worten dahin verbannt, dass er sich gefälligst erinnern und nicht das Herz ihrer Tochter brechen sollte. Das war vor zwei Stunden gewesen.

„Blöde Kagome! Was hat die denen denn nur erzählt? An was soll ich mich denn erinnern?“, maulte er vor sich hin und warf einen Tennisball in regelmäßigem Rhythmus gegen die Wand, „Und warum breche ich Kagomes Herz? Wir sind doch nur zusammen auf der Suche nach dem Shikon no Tama und kein Liebespaar. Keh, was denken die sich nur. Als ob ich es jemals ernsthaft in Erwägung ziehen würde mit Kagome zusammen zu sein. Pah!“

In diesem Moment flog die Zimmertüre schwungvoll auf und eine wütend dreinblickende Kagome stand vor ihm.

„Mach Platz!“

Erneut ging der Hanyou zu Boden.

„Du hast es in Erwägung gezogen.“

“Sag mal, hast du gelauscht?“, er rappelte sich wieder auf, rieb sich den Kopf.

„Und wenn schon. Solange ich nicht herausgefunden habe, was zwischen dir und Kikyo vorgefallen ist und warum du alles vergessen hast, wirst du nicht wieder zurückgehen.“

„Und wenn ich deinen Bannkreis durchbreche?“

„Der Brunnen ist blockiert. Sowohl von dieser Seite als auch von der anderen. Miroku und Kaede haben es getan. Also ist es zwecklos.“

Wütend sprang Inu Yasha auf, griff nach Tessaiga und zog die Hand in sekundenschnelle wieder zurück. Er hatte den Bannzettel an Tessaigas Griff vergessen.

„Kagome, warum bist du so sauer? Was habe ich dir denn getan?“, er schaute sie wütend an. Doch Kagome schaute abwesend zur Seite, ihr Blick war von Traurigkeit gezeichnet. Sofort bereute der Hanyou seine Worte:

“Entschuldige!“

„Ist schon okay.“

„Was habe ich getan?“, er versuchte sanftere Töne anzuschlagen.

“Nichts. Außer das du etwas Entscheidendes vergessen hast.“

„Was denn?“

Sie schwieg.

“Was hat deine Mutter gemeint, als sie sagte, ich würde dein Herz brechen.“

Kagome schwieg immer noch.

„Wir sind doch gar nicht zusammen. Also so wie ein Liebespaar oder so. Du weißt doch, solange wie Kikyo auf Erden wandelt, muss ich für sie da sein.“

Das Mädchen zeigte keine Reaktion.

“Ich muss genauso bereit sein, mein Leben zu geben, wie sie ihres für mich gab. Kagome ich mag dich. Aber …“, ihm versagte die Stimme und mit geballten Fäusten sah er zu Boden.

„Inu Yasha, ich weiß das. Ich weiß das alles. Aber ich sehe es nicht ein. Ich sehe nicht ein, dass Kikyo mit einem Fluch mein Glück mit dir kaputt macht. Du warst bei ihr und irgendetwas ist vorgefallen. Ich weiß nicht, was es war. Aber sie wird nicht über mich triumphieren. Sie ist nur eine Marionette aus Lehm und Graberde.“, Kagomes Worte kamen ihre leise über die Lippen, aber sie waren voll von Erhabenheit und Willenskraft.

Der Hanyou schaute auf und in ihre Augen.

„Kagome!“

„Nein, du musst nichts mehr sagen. Ich habe heute bei Weitem genug wegen dir und Kikyo geheult. Noch mal habe ich das nicht vor.“

“Okay. Und was soll ich jetzt tun?“

„Du siehst zu, dass du dir deine Worte überlegst, bevor du was sagst. In diesem Haus wird der Name der untoten Miko nicht mehr gesagt. Du wirst das tun, was ich dir sage und wenn du dich nicht mehr danach richtest, wirst du schon merken, was du davon hast!“, sie trat zu ihm heran, zog an seinem Rosenkranz.
 

Inu Yasha konnte nur nicken. Noch nie war Kagome so direkt gewesen. Er erkannte sie nicht wieder. So wie sie war Kikyo nie gewesen. Nie hatte er denselben Ausdruck in ihren Augen gesehen. Auch wenn immer alle sagten, dass Kagome Kikyos Wiedergeburt war, so schien es, als würde es sich um zwei unterschiedliche Personen handeln. Es mochte sein, dass ihre Seele die gleiche war. Doch vom Charakter waren sie komplett verschieden.

Kagome nahm seine Hand und riss ihn aus seinen Gedanken:

“Bitte, du musst mir vertrauen!“

Sie schaute auf ihre und seine Hand, dann in seine Augen:

“Bitte!“

Er konnte ein Flehen in ihrer Stimme hören. Warum flehte sie ihn so an, dass er ihr vertrauen sollte? Das tat er doch. Irgendwie. Und doch schien es ihm, als würde Kagome noch mehr von ihm verlangen. Aber was? An was sollte er sich nur erinnern?

In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und ein wilder pochender Kopfschmerz machte sich breit.

„Argh!“, er zog seine Hände aus Kagomes, fasste sich an den Kopf. Je mehr er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, desto schlimmer wurde es. Der Hanyou sackte in die Knie.

„Inu Yasha, was hast du?“, mit einem Schritt was Kagome bei ihm und hockte sich vor ihn hin, “Inu Yasha, ist alles in Ordnung?”

„Dieser Kopfschmerz!“

„Kopfschmerzen?“

„Ja!“, er knurrte unter Schmerzen auf.

„Komm!“, das Mädchen zerrte ihn wieder auf die Beine und hinüber zu ihrem Bett.

„Kagome, lass das. Ich bin kein kleines Kind!“

„Nichts da. Du tust was ich sage. Sonst wirst du gleich noch mehr Schmerzen haben!“

Der Hanyou brummte, ließ es aber alles widerwillig geschehen.
 

Kagome schlug ihre Decke zurück und bedeutete Inu Yasha sich zu setzen. Dann machte sie sich an seinem Suikan zu schaffen.

„Kagome!“, empört schaute Inu Yasha sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an.

„Jetzt hab dich nicht so! Ich hab deinen nackten Oberkörper schon oft genug gesehen.“

„Hm.“

Der Hanyou ließ es zu.

„Leg dich hin.“, langsam drückte das Mädchen ihn in die Kissen, deckte ihn wieder zu.

„Das ist echt nicht nötig!“

„Ist okay. Dafür sind Freunde da.“, sie musste schwer schlucken, stand auf:

“Ich hol dir einen kalten Waschlappen.“

Inu Yasha schaute ihr still nach, als sie aus dem Zimmer ging. Sie war wirklich ganz anders als Kikyo. Die hatte sich nie um ihn gesorgt, wenn es ihm mal schlecht ging oder er verletzt war. Sie hatte es immer einfach nur hingenommen. Aber eben, da konnte er in Kagomes Augen ganz deutlich Sorge erkennen. Das sah er öfters bei ihr, wenn er verletzt war. Manchmal weinte sie um ihn. Nur waren die Sorgen gerade eben anders: Sie galten nicht nur seinen heftigen Kopfschmerzen. Sie galten noch ihm selbst. Und ihr selbst.

„Argh, verdammt!“, fluchte er, fasste sich an den Kopf und sein ganzer Körper krümmte sich vor Schmerzen.

„Inu Yasha!“, mit schnellen Schritten war Kagome wieder bei ihm und legte ihm einen kühlen Waschlappen auf die Stirn.

Die Kühle des in Wasser getränkten Waschlappens tat gut. Es roch nach Pfefferminz.

„Danke!“, hauchte er und lächelte leicht.

„Scht, sag nichts. Du brauchst Ruhe. Es wird dir jetzt nicht passen, was ich sage. Aber ich denke, dass deine Kopfschmerzen von deiner Begegnung mit einer gewissen Person herrühren.“

Inu Yasha biss die Zähne zusammen, wieder durchfuhren ihn Schmerzen.

„Alles wird gut. Versprochen!“, Kagome strich ihm zärtlich über die Wange, sah ihm dabei in die Augen. Auch wenn er sich gerade nicht an ihre Beziehung und seine Liebe zu ihr erinnern konnte, so konnte sie ihm nicht böse sein. Das würde sie niemals sein können. Dafür liebte sie ihn zu sehr. Sie würde immer an seiner Seite sein. Immer!

Und jetzt wo er Schmerzen hatte, würde sie so oder so nicht von ihm weichen.
 

Ihre Hand strich weiter sanft über seine Wange. Inu Yasha genoss die Berührung. Sein Herz gehörte Kikyo, das stand fest. Aber jetzt wo er Schmerzen hatte, stand ihm Kagome bei. Mochte sie ihn so sehr?

„Kagome?“, fragte er im Flüsterton und seine Hand legte sich auf ihre.

„Hm?“

„Bleibst du bei mir?“

„Ja!“

„Auch wenn ich jetzt schlafe?“

„Bist du müde?“

„Sehr sogar. Meine Augen fühlen sich schwer an.“

„Dann schlaf dich aus.“

„Also bleibst du bei mir?“

„Ja!“, hauchte Kagome, „Ich werde immer bei dir bleiben.“

„Danke, Kagome!“

Die Sonne tauchte das Zimmer in einen warmen Goldton. Inu Yashas Augenlider senkten sich. Er fühlte sich vollkommen erledigt. Doch gleichzeitig hatte er das Gefühl, als würde der Schmerz zurückgehen. Mit jeder Berührung Kagomes. Sicherlich waren das ihre Mikokräfte.

„Kagome!“

Das Mädchen schaute auf den Hanyou, der mit geschlossenen Augen da lag.

„Kagome. Ich mag dich!“

“Was?“

„Ich mag dich, Kagome. Sehr sogar!“

Die letzten Worte murmelte er nur noch und Kagome dachte schon, sie hätte sich verhört. Sie wollte noch mal nachfragen, aber als sie zu ihm schaute, war er schon eingeschlafen. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen.

Sie musste ebenfalls lächeln. Anscheinend hatte er im Grunde seines Herzens doch noch Gefühle für sie. Gott sei Dank!
 

Leise stand sie auf, ging hinüber zum Fenster und setzte sich auf das Fensterbrett.

Am Morgen hatte sie das gleiche schon einmal getan. Wie viel sich doch seit dem verändert hatte. In diesen wenigen Stunden.

Ihr Blick glitt hinüber zu ihrem Wecker, der auf dem Nachttisch stand. Es war schon später Nachmittag geworden. Die Zeit war wie im Fluge rasend schnell vergangen. Kagome musste zweimal hinsehen, bevor sie es begriffen hatte und sie wieder hinaus und über den Hof schaute: Ihr Großvater ging hin zum kleinen Schrein und überprüfte den Bannzettel. Dann schien er nochmals Gebete zu sprechen und klebte einen zweiten Bannzettel dazu. Das Mädchen musste lächeln. Sie war glücklich, dass ihre Familie so hinter ihr stand und sie unterstützte. Wie lange würde sie nur brauchen, bis sich Inu Yasha wieder erinnern könnte? Und wie lange sollte das mit dem Fluch noch dauern? Fragen über Fragen auf die sie keine Antwort fand.

An ihrer Tür klopfte es und ihre Mutter steckte den Kopf hinein:

“Kagome, ist alles okay bei euch?“

„Ja, Inu Yasha hatte starkes Kopfweh. Ich hab ihm einen Waschlappen auf die Stirn gelegt und nun schläft er.“

„Hast du das Pfefferminzöl dazu gegeben?“

„Ja.“

„Kagome, ich wollte fragen, ob du etwas essen möchtest. Ich beginne gleich mit dem Abendessen.“, lächelte ihre Mutter.

„Ja, aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne hier oben essen. Ich habe ihm versprochen…“

“…nicht von seiner Seite zu weichen.“

„Ja.“, Kagome lächelte und ihr Blick wanderte zu dem schlafenden Hanyou.

„Ich bringe dir etwas hoch. Mach dir keine Sorgen. Und das mit dir und Inu Yasha wird schon wieder.“

„Bestimmt. Er mag mich.“

„Na schau, das ist doch schon mal was. Und der Rest kommt auch demnächst zurück!“, ihre Mutter sprach das, als wüsste sie es bereits.

„Danke Mama!“

Frau Higurashi nickte fröhlich und verließ wieder das Zimmer. Ihre Tochter blickte ihr nach.
 

Die Sonne war am Untergehen, als Frau Higurashi in Begleitung von Sota Kagome das Essen brachte.

„Danke!“

„Gerne mein Liebes. Ich habe im Ofen etwas warm gestellt, für den Fall, dass Inu Yasha später noch mal wach wird und hungrig ist.“

„Super!“

Kagomes Mutter und ihr Bruder verließen mit einem verfrühten Gute-Nacht-Gruß ihr Zimmer. Sie wussten, dass Kagome nicht noch einmal ihr Zimmer verlassen würde.

Das Mädchen setzte sich an ihren Schreibtisch, schaltete die Tischlampe ein. Während sie aß, las sie in Ruhe eines ihrer Englischbücher. Wenn sie schon hier in ihrer Zeit fest saß, dann konnte sie ja auch was für die Schule tun. Doch insgeheim wusste sie auch, dass sie am nächsten Tag nicht zur Schule gehen würde. Sie hätte kein gutes Gefühl dabei, Inu Yasha verwirrt und vielleicht mit Schmerzen zuhause zu lassen. Und ihrer Familie wollte sie das auch nicht zumuten. Also würde sie nun mal schwänzen. Was im Grunde ja nichts Neues war. Schließlich tat sie das des Öfteren, immer wenn sie im Mittelalter unterwegs war. Die verrückten Entschuldigungen ihres Großvaters galten für sie selbst nicht wirklich.

Ab und an schaute sie von ihrem Buch auf und hinüber zu Inu Yasha, der friedlich schlafend da lag. Sie überlegte, wo sie die Nacht verbringen sollte. Ihr Schlafsack lag drüben im Mittelalter und bei ihrem Bruder oder ihrer Mutter wollte sie nicht schlafen. Sie wollte Inu Yasha auch nicht alleine lassen. Sie hatte es ihm versprochen.

Als sie fertig mit essen war, und sie sich beim Lesen sowieso nicht mehr konzentrieren konnte, ging sie wieder hinüber zum Bett. Kagome setzte sich vorsichtig auf die Bettkante, beugte sich über den Hanyou und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Kagome!“, er sprach leise im Schlaf.

Das Mädchen schreckte leicht auf.

„Kagome, bleib bitte bei mir.“

“Ich bleibe hier.“, antwortete sie leise.

„Geh nicht. Bitte geh nicht!“

„Scht, alles ist gut, ich bleibe bei dir und werde nie von dir gehen!“

Kagome legte sich halbwegs gescheit neben ihn und spürte, wie er seinen Kopf an ihre Taille legte.

„Das ist schön!“

Sie musste lächeln und strich ihm über den Kopf. Er reagierte so, wie er es unbewusst schon immer getan hatte, bevor sie wirklich zusammen gekommen waren. Das beruhigte Kagome. Sie wusste, dass sie daran anknüpfen konnte. Sie würde Kikyo besiegen. Inu Yasha würde nie wieder zu dieser untoten Miko zurückkehren. Er gehörte zu Kagome. Sie gehörte zu ihm. Und im Grunde seines Herzens wusste er das ganz genau. Sie musste dieses Gefühl nur wieder hervor holen. Irgendwie.

Liebeskummer

Der zunehmende Mond schien am klaren Tokioer Nachthimmel und einige seiner Strahlen stahlen sich in Kagomes Zimmer. Ihr Wecker klickte leise Sekunde um Sekunde. Und das einzige Geräusch, welches den Raum erfühlte, war der ruhige Atem von Kagome und Inu Yasha.

Der Hanyou war schon seit einiger Zeit wach, doch er traute sich nicht, sich zu bewegen. Still lag er mit seinem Kopf auf Kagomes Schoß. So wie er einige Stunden zuvor eingeschlafen war. Er konnte ihre Hand spüren, die auf seinem Kopf lag. Ihr Zeigefinger tippte sanft an sein linkes Ohr. Inu Yashas Blick wanderte immer und immer wieder quer durch ihr Zimmer. Eigentlich war er ziemlich ausgeruht und hellwach, aber er wollte Kagome nicht wecken. Sonst würde sie ihm noch eine Standpauke halten, und nach den letzten Ereignissen, wollte er das weder ihr noch sich selbst zumuten.

Seit er wieder wach war, waren seine quälenden Kopfschmerzen verschwunden. Und er konnte endlich wieder ein paar klare Gedanken fassen: Er wusste, dass er Kikyo getroffen hatte und sie sich über banale Dinge unterhielten. Seine geliebte Miko wollte wissen, wie er sich entscheiden würde. Für Yokai. Oder für Mensch. Und anschließend war er hergekommen, um Kagome zu holen. Aber er hatte nicht erwartet, dass sie ihn nicht mehr gehen lassen würde. Aus einem für ihn nicht verständlichen Grund.

Kagome hatte ihn heulend begrüßt und dann den Brunnen nach einem Streit versiegelt. Ihre Mutter sprach von gebrochenem Herzen und auch ihr Bruder und der Großvater sprachen kein Wort mehr mit ihm. Normalerweise schickte sie ihn doch sofort zurück ins Mittelalter, wenn sie einen Streit hatten. Jetzt hatten sie einen gehabt, und sie zwang ihn zum hier Bleiben. Inu Yasha wurde nicht schlau aus ihr.

Vorsichtig drehte er seinen Kopf ein Stück weit, sodass er ihr Gesicht sah. Ihr Kopf war ein wenig zur Seite geneigt und sie schlief selig wie ein kleines Kind. Ihre Lippen waren leicht geöffnet. Der Hanyou musste ein wenig überlegen und ihm fiel auf, dass er sie noch nie im Schlaf beobachtete hatte. Oder doch? Er war sich nicht sicher. Das Mädchen über ihm sah aus wie eine Porzellanpuppe. Und hätte er nicht genau gewusst, wie sie ihn am Nachmittag zusammen geschrieen hatte, so hätte er schwören können, dass sie sanftmütig wie ein Reh war. Doch jetzt war es anders. Die Mondstrahlen zeichneten kleine Lichtreflexe in ihr Haar. Ihre Lippen schimmerten leicht rosa. Das spärliche Licht zeichnete Licht und Schatten und betonte ihren Körper. Inu Yasha musste sich plötzlich eingestehen, dass sie hübsch war. Das sie schön war! Ein wenig erschrak er vor seinen Gedanken, zog die Luft scharf ein.
 

„Macht es dir Spaß, mich zu beobachten?“

Er zuckte zusammen:

„Tut mir leid, Kagome. Ich wollte dich nicht wecken.“

„Schon gut.“

Er drückte sich hoch und setzte sich neben sie. Er wendete seinen Blick nicht ab und sah, wie sie langsam ihre Augen öffnete. Für ihn sah es aus, als würden sich die ersten Kirschblüten öffnen und sich der Sonne entgegen strecken. Vollkommen fasziniert starrte er sie an. Vergaß alles um sich herum.

„Inu Yasha?“

„Hm!“, Inu Yasha erwachte aus seiner Trance, Kagome war im plötzlich viel näher als noch Sekunden zuvor.

„Inu Yasha, geht es dir gut? Hast du Schmerzen?“

Der Hanyou schüttelt seinen Kopf. Er konnte ihre Sorge hören:

“Nein, es ist alles gut. Die Kopfschmerzen sind auch verschwunden.“

„Was für ein Glück.“

„Ja!“

„Wie spät ist es eigentlich?“, Kagomes Blick wanderte zu ihrem Wecker, „Zwei Uhr?!“

„Wie lange habe ich geschlafen?“

„Ich weiß ja nicht, wie lange du jetzt schon wach bist. Aber als ich das letzte Mal auf die Uhr sah, war es kurz nach halb neun. Und da hast du sicher schon an die vier Stunden geschlafen.“

„Oh.“

„Ja, oh. Was ist, hast du Hunger?“, Kagome schwang sich auf.

Inu Yasha hörte in sich und bekam die Antwort eines grummelnden Magens. Er nickte und stand ebenfalls auf.

„Gut, geh du doch schon mal runter und warte in der Küche auf mich. Ich würde mich nur noch schnell umziehen.“

„Okay.“, er nickte und ging zur Tür hinaus.
 

Kagome sah ihm hinterher. Da er so oder so das Haus nicht verlassen konnte, musste sie ihn ja jetzt nicht beaufsichtigen. Nicht die paar Minuten. Gedankenverloren kramte sie in ihrem Schrank nach ein paar bequemeren Klamotten, in denen sie später auch noch einmal schlafen konnte.

Innerlich tobte in ihr ein Kampf. Sie wusste, dass sie ihn nicht ewig hier behalten konnte. Und wenn Kikyo so stark war, wie sie glaubte, dann würde sie auch so einen Weg zum ihm finden. Wieder kamen dem Mädchen die Illusionen in den Kopf. Ebenso der Brief ihrer Freunde. Wenn Sango und die anderen nichts gespürt hatten, dann musste Kikyo Inu Yasha wieder in eine Illusion gezogen haben. Dann war er gar nicht im richtigen Mittelalter gewesen! Und wenn Kagome mit dieser Vermutung richtig lag, dann wäre es vielleicht einfacher, Inu Yashas Erinnerungen wieder hervor zu holen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, während sie sich weiter umzog.
 

Inu Yasha stand ein wenig verloren in der Küche. Das Essen, welches im Ofen gestanden hatte, hatte er ohne große Probleme und dank seiner Spürnase gefunden. Aber wie sollte er all die kleinen und großen Köstlichkeiten nur wieder erwärmen?

„Da bin ich schon.“, Kagome betrat fröhlich den Raum.

„Na endlich, ich dachte schon, ich mu…“

Dem Hanyou stockte ein wenig der Atem. Er musste zweimal hinschauen, bis er Kagome erkannte. Sie trug lediglich eine ausgebeulte graue Jogginghose. Doch oben rum zeigte sie ihm mehr, als er eigentlich sehen wollte. Nur ein hellgelbes und hautenges Top umschmeichelte ihren Oberkörper. Betonte ihre Kurven. Ihre Haare hatte sie locker hochgebunden.

„Kagome.“, sein Mund war trocken und die Worte waren kaum zu hören.

„Was denn?“, sie lächelte ihn an und ging hinüber, nahm sein Essen und stellte es in die Mikrowelle.

„Ähm, nichts. Ich wusste nicht, ähm, wie ich das warm machen soll.“

„Dabei hab ich es dir so oft erklärt.“

“Gar nicht!“

„Doch. Und du hast es auch selber hinbekommen. So wie vor ein paar Tagen, als es mir so schlecht ging.“, sie stand mit dem Rücken zu ihm, schaute in die Mikrowelle.

„Dir ging es schlecht?“

„Ja. Wegen ihr. Du hast mich hierher gebracht und auf mich aufgepasst. Die ganze Nacht lang.“

„Ehrlich? Wegen Ki…ihr?“

Kagome nickte nur und nahm das jetzt warme Essen aus der Mikrowelle, stellte es dem Hanyou auf den Tisch. Inu Yasha setzte sich und begann langsam zu essen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er sie, wie sie die Sojasauce völlig in Gedanken in ihren Händen hin und her drehte.

Ihre hochgebundenen Haare gaben den Blick auf ihren Hals frei. Ihre Haut war zart und geschmeidig. Ihre Finger waren schlank, genau wie ihre Arme. Kleine Härchen konnte er auf ihnen erkennen. Sein Blick wanderte wieder nach oben. Ihr Gesicht war vollkommen. Die Nase fein, die Lippen so schön geformt. Lange schwarze Wimpern umrahmten ihre Augen.

Wieder verwirrten ihn seine Gedanken und er verschluckte sich fast. Als er, kurz nach dem er sich wieder gefangen hatte, aufschaute, bemerkte er ein Lächeln auf ihren Lippen. Verlegen schaute er weg. Sie hatte es also bemerkt. Kein Wunder, schließlich war sie wie Kikyo eine Miko.

„Inu Yasha?“

Er schaute von seinem Essen auf.

„Liebst du Kikyo?“

Er legte den Kopf schief, seine Ohren zuckten. Wie meinte sie das?

„Liebst du Kikyo genauso wie damals vor fünfzig Jahren?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich denke schon. Warum fragst du?“

„Ach, nur so.“, sie schaute ihn lächelnd an, „Freunde erzählen sich doch so was. In wen sie verliebt sind.“

„Wenn du meinst.“, er aß seinen letzten Bissen, „Und du? Bist du verliebt?“

Sie nickte stumm, aber lächelnd.

„Oh.“, entfuhr es ihm und er klang ein wenig enttäuscht.

„Überrascht es dich denn?“

„Ein wenig. Ich weiß ja, dass Kouga in dich verliebt ist, aber dass du auch seine Gefühle erwiderst. Bist also weich geworden.“

„Es ist nicht Kouga.“

„Hm?“

„Ich mag Kouga. Aber nur so, wie ich auch Miroku mag. Er ist nicht mehr als ein guter Freund.“, sagte sie. Sie spielte immer noch mit der Flasche.

„Wer ist es dann? Dieser Hojou aus deiner Schule?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Wer denn dann? Komm schon Kagome, ich habe dir auch ehrlich geantwortet.“

„Ach im Moment bin ich mir nicht mal sicher, ob er mich auch mag, also vergessen wir das.“, das Mädchen stand auf und nahm Inu Yashas Geschirr, ging hinüber zum Spülbecken.
 

Inu Yasha folgte ihr mit seinen Blicken. Es entging ihm nicht, dass sie das benutzte Geschirr und Besteck einfach nur in das Becken legte, aber es nicht säuberte. Langsam stand der Hanyou auf, ging zu ihr.

Kagome spürte seine Blicke in ihrem Nacken. Sie wollte sich umdrehen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht.

„Kagome. Warum bist du dir nicht sicher? Du musst doch wissen, ob du ihn liebst.“

„Es ist kompliziert.“, flüsterte sie.

„Das tut mir leid.“

„Macht nichts. Du kannst ja nichts dafür. Der Typ kann sich ja auch nicht für eine Frau entscheiden.“

„Welche Frau kann denn besser sein als du?“, seine Worte klangen aufrichtig und ehrlich.

Langsam drehte sie sich zu ihm um. Sie schaute ihm fest in die Augen.

Inu Yashas Blick hielt ihrem stand. Wie konnte sich jemand auch nur für andere Frauen interessiern, wenn er Kagome haben konnte? Sie war so eine starke junge Frau. Klug und gebildet. Und wunderschön. Der Hanyou musste schwer schlucken. Wieder kamen ihm solche Gedanken in den Sinn. Doch warum nur?

Das Mädchen entzog sich seinem Blick, umschlang ihren Oberkörper mit ihren Armen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Unter anderen Umständen wären sie sich jetzt um den Hals gefallen. Doch jetzt liebte Inu Yasha durch einen falschen Zauber wieder Kikyo. Leider. Kagome wollte sich zusammen reißen, doch es fiel ihr zunehmend schwerer. Langsam aber sicher stiegen ihr die Tränen in die Augen.

Inu Yasha roch es sofort:

“Kagome!“

Sie drehte sich wieder um, wollte nicht, dass er es sah.

„Kagome. Kein Typ der Welt ist es wert, das man um ihn weint.“

„Ich habe um dich geweint. Erinnerst du dich noch?“, schluchzte sie leise und er trat näher von hinten an sie heran.

„Ja. Wir kannten uns erst kurz und es war die erste Neumondnacht, in der ich zuließ, dass mich jemand anderes als meine Mutter als Mensch sah.“

Er legte seine Arme um sie, vergrub sein Gesicht ein wenig in ihren Haaren. Als er ihren Duft einatmete, wurde ihm kurz schwindlig. Doch er fing sich wieder.

„Seit damals haben wir viel durchgemacht, Inu Yasha.“

„Stimmt. Wir haben neue Freunde kennen gelernt. Und wir sind Naraku ein Stück näher gekommen.“, er zog sie noch ein wenig mehr in seine Arme.

„An was erinnerst du dich noch?“

„An meine Angst.“

„An deine Angst?“

„Ja, ab und an habe ich die auch. Wegen dir.“

„Wegen mir?“, ihre Stimme zitterte.

„Natürlich. Auch wenn du stark bist, muss ich dich sooft beschützen. Und manchmal bin ich nicht schnell genug. Dann bekommst du blaue Flecke oder Kratzer. Das tut mir leid.“

„Das ist okay. Danke, dass du mich immer beschützt.“

„Ist doch klar.“, er drehte sie zu sich, „Und wenn dir der Kerl, in den du so verliebt bist, wehtut, dann tu ich ihm weh.“

Kagome sah ihn überrascht an.

„Du hast es nicht verdient, verletzt zu werden, Kagome. Auch wenn ich Kikyo liebe, werde ich dich immer beschützen.“

„Okay.“, sie versuchte tapfer zu lächeln.

„Du bist meine beste Freundin. Irgendwie.“
 

Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie war seine beste Freundin. Alle Hoffnung fiel von ihr ab.

„Kagome! Jetzt wein doch bitte nicht schon wieder. Ist es denn so schlimm? Hast du deswegen ein gebrochenes Herz?“

„Inu Yasha.“, schluchzte sie, stieß sich weiter von ihm weg.

Erschrocken schaute der Hanyou sie an. Die Tränen rannten ihr übers Gesicht und er konnte nichts dagegen tun.

„Ist es wegen mir und Kikyo? Bist du deswegen so traurig. Weil es bei dir nicht gut aussieht?“

„Du hast doch keine Ahnung!“, fuhr sie ihn an.

„Mann Kagome, ich will dir bloß helfen!“, blaffte er zurück.

„Verstehst du es denn nicht, Inu Yasha? Verstehst du nicht, was ich dir die ganze Zeit versuchen will zu sagen?“

Er schaute sie verständnislos an. Erst lächelte sie wegen ihrer Verliebtheit, dann brach sie in Tränen aus und nun schnauzte sie ihn auch noch an. Er wurde nicht schlau aus ihr.

„Kagome. Was soll ich verstehen? Ich kann dir kaum folgen. Du schwankst in deinen Themen von einem Punkt zum anderen. Ich hab bis jetzt nur verstanden, dass du verliebt bist. Und dich der Kerl anscheinend noch nicht mal bemerkt hat wegen einer anderen.“, er griff nach ihrem Arm, zog sie zu sich heran.

Kagome konnte ein wütendes Funkeln in seinen goldenen Augen sehen. Grob hatte er sie gepackt und nun trennten sie wieder nur wenige Zentimeter. Sie wollte sich von ihm losreißen, doch er ließ es nicht zu. Und ihre Tränen bahnten sich ungeachtet ihren Weg.

„Hör zu. Ich kann nichts dafür, dass dich der Kerl nicht will. Und wenn du dich ihm gegenüber so aufführst, wie bei mir gerade, dann ist das auch kein Wunder. Ich meine, was willst du? Von jetzt auf gleich änderst du deine Meinung. Dann sag ihm, was du fühlst. Dann wird er vielleicht schlauer aus dir als ich.“

Er ließ sie los, drehte sich weg. Inu Yashas Herz raste. Er wollte sie nicht so angehen, wollte sie nicht grob anpacken. Aber er hatte das Gefühl, als würde es ihm eine fremde Stimme befehligen. Innerlich verfluchte er sich für sein Verhalten. Noch nie war er so wütend und verletzt und verwirrt zugleich gewesen. Doch seine Gefühle wurden noch einmal um ein vielfaches gesteigert: Kagome war von hinten an ihn heran getreten, umschlang seinen Brust mit ihren Armen.

„Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun.“

„Ist schon in Ordnung.“, seine Hände legten sich auf ihre.

Er spürte ihren Körper, der sich an seinen schmiegte. Ihr Herz schlug schnell, dass konnte er deutlich fühlen, als sich ihre weiche Brust an seinen Rücken presste. Und seinem Herzen ging es nicht besser. Verzweifelt versuchte er sich zu beruhigen, versuchte sich einzureden, dass es nur wegen seinem Wutausbruch eben war. Doch gleichzeitig ahnte er, dass es nicht stimmte.
 

„Liebeskummer ist blöd.“, sprach Kagome nach einer Weile.

„Ja. Vor allem wenn er zu so etwas führt wie gerade eben.“

„Ich hab mich echt doof benommen.“

„Allerdings!“, schmunzelte Inu Yasha.

Das Mädchen löste sich von ihm, ging um ihn herum. Sie sah ihm in die Augen und lächelte. Das Herz des Hanyou setzte für einen Schlag aus, als sie seine Hand nahm.

„Komm, ich bin müde. Lass uns schlafen gehen.“

„In deinem Bett?“, er schaute sie ungläubig an.

„Warum denn nicht? Du hast doch vorhin auch mit mir darin gelegen.“, sprach sie geduldig.

„Aber da ging es mir auch nicht gut.“, Inu Yasha war verlegen.

„Dann schlaf halt am Boden.“

„Okay.“

Kagome zog ihn mit sich. An der Treppe hielt Inu Yasha sie noch einmal auf:

“Kagome, wirst du es mir sagen?“

„Was sagen?“, sie drehte sich am Absatz um.

„Na wenn du dann mit dem anderen zusammen bist. Dann kommst du uns doch sicher nicht mehr besuchen.“

„Natürlich komm ich euch dann noch besuchen. Und ich helfe euch auch bei der Splittersuche. Und beim Kampf gegen Naraku.“

Inu Yasha schaute auf und in die ehrlichen Augen Kagomes, die sich schon wieder zum Gehen wandte. Sie würde weiterhin zwischen den Welten hin und her reisen. Sie würde ihnen weiterhin zur Seite stehen und ihnen helfen. Ein Gefühl der Erleichterung und Freude machte sich in Inu Yasha breit. Er wollte auf seine beste Freundin nicht verzichten. Kagome gab ihm Halt und Sicherheit.

„Komm schon, Inu Yasha, träum nicht im Stehen. Ich will schlafen!“

„Ja.“, mit einem Satz hatte er alle Stufen auf einmal genommen.

Schweigend traten sie in das dunkle Zimmer. Kagome legte sich an den Rand ihres Bettes, der Hanyou hockte sich daneben.

„Willst du nicht noch ein wenig mehr in die Mitte rücken? Sonst fällst du noch raus.“, fragte er sie.

„Nein, das ist schon okay so.“

Inu Yasha warf ihr die Decke über. Sie platzierte ihren Kopf so, dass er über seinen Schultern lag. Er konnte ihren Atem spüren, wie er seine Wange streifte.

„Wollen wir uns das Bett wirklich nicht teilen?“

„Nein danke, aber das geht schon so. Schlaf gut, Kagome.“

„Du auch, Inu Yasha!“

Langsam senkten sich ihre Augenlider. Der Streit in der Küche hatte sie erschöpft. Jetzt war es ihr wirklich vollkommen unmöglich, in die Schule zu gehen. Sie musste lächeln.

„Kagome?“, Inu Yasha unterbrach nach ein paar Minuten noch einmal die Stille.

“Hm?“

„In wen bist du verliebt?“

„In dich!“, murmelte das Mädchen leise.

Es durchfuhr Inu Yasha wie ein Blitz. Seine Ohren zuckten bei ihren Worten und ruckartig drehte er seinen Kopf zu ihr. Er wollte ihr in die Augen sehen, doch Kagome schlief. Tief und fest.

Aber ihre Antwort auf seine Frage hatte sich tief in seine Gedanken gebrannt. Und noch tiefer in sein Herz. Sie liebte ihn. Er war derjenige, in den sie verliebt war. Deswegen musste sie weinen. Sie weinte wegen ihm. Weil er nicht sie sondern Kikyo liebte. Er liebte Kikyo. Nicht Kagome. Oder?

Sein Herz raste erneut und seine Gedanken drehten sich nur noch um Kagomes Antwort. Still beobachtete er sie. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Jetzt verstand er, warum ihre Mutter sagte, er hätte Kagomes Herz gebrochen. Inu Yasha wollte ihr nicht wehtun. Sie sollte nicht wegen ihm weinen. Und nun hatte sie wegen ihm Liebeskummer. Inu Yasha kam sich wie der letzte Idiot vor.

Ein rasendes Herz

Die Sonne stand schon etwas über dem Horizont und die Vögel zwitscherten ihre Lieder. Langsam kehrte das Leben in Inu Yashas Körper zurück. Seine Ohren zuckten, ebenso seine Nase die Kagomes Duft in sich aufnahm. Dem Hanyou kam es seltsam vor. Ihr Duft roch nach Nähe und Wärme. Seine Augen öffneten sich schlagartig. Es dauerte keine Sekunden, als er den Grund für den intensiven Geruch erkannte:

Kagome lag direkt neben ihm. Ihr Kopf ruhte an seiner nackten Brust, eine Hand lag entspannt auf seinem Bauch und ein Lächeln umrahmte ihre Lippen. Doch warum waren sie sich so nahe? Kagome war in ihrem Bett eingeschlafen und irgendwann er selbst auf dem Boden sitzend. Nervös schaute er um sich, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Nicht etwa Kagome war zum ihm gekommen, sondern er zu ihr. Irgendwann im Laufe der Nacht war er zu ihr ins Bett gekrochen! Sein Herz begann bei diesem Gedanken zu rasen. Es wurde noch schneller, als ihm Kagomes Geständnis wieder einfiel. Er hatte sie gefragt, in wen sie verliebt sei und sie hatte sagte, sie liebe ihn. Inu Yasha konnte diesen Satz von ihr immer noch nicht einordnen. Und die Nähe zu ihr machte es ihm auch nicht leichter. Vorsichtig versuchte er aufzustehen, als er bemerkte, dass sie auf seinem Arm lag. Als er zu ihr blickte, erkannte er, dass er seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte. Was war nur letzte Nacht passiert? Alles nur wegen ihrem Liebesgeständnis? Das wollte Inu Yasha nicht zu lassen. Er liebte Kikyo. Keinesfalls würde er sie betrügen. Schnell zog er seinen Arm unter dem Mädchen hindurch und stand auf.

Ebenso schnell nahm er sich seinen Suikan und zog ihn an. Einen letzten Blick warf er auf Kagome, bevor er das Zimmer verließ.
 

In der Küche stand Kagomes Mutter und schrieb an einem Zettel. Als der Hanyou in den Raum trat, schaute sie auf und lächelte:

„Guten Morgen, Inu Yasha!“

„Morgen.“, brummte er und versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen.

„Sind deine Kopfschmerzen besser geworden?“

„Ja. Und danke für das Essen. Ich hab es die Nacht gegessen. Kagome hat es mir warm gemacht.“

„Gern geschehen. Ich nehme an, dass Kagome heute nicht zur Schule gehen wird und lieber auf dich aufpasst.“, schmunzelte Frau Higurashi.

„Keh, dass muss sie nicht. Ihr Bannkreis ist ja ziemlich gut.“

„Hm, stimmt. Aber ich nehme an, sie wird trotzdem hier bleiben.“

„Von mir aus. Dann könnte sie mir ja noch mal einiges erklären.“, murmelte Inu Yasha.

„Was denn?“, sie stellte ihm einige Frühstückssachen auf den Tisch, setzte sich dann zu ihm.

„Wir haben uns letzte Nacht unterhalten. Und dann fragte sie mich, ob ich Kikyo lieben würde. Ich hab Ja gesagt. Ich liebe Kikyo genauso wie vor fünfzig Jahren. Und dann hab ich Kagome gefragt, ob sie ihn jemand verliebt sei. Erst hat sie rumgedruckst, aber schließlich sagte sie ja. Später fragte ich sie kurz vorm Einschlafen und sagte sie mir auch in wen.“

Frau Higurashi musste lächeln, nahm einen Schluck Tee und antworte dann:

“In dich.“

„Woher weißt du das?“, der Hanyou schaute überrascht auf.

„Ich bin ihre Mutter. Sie war schon nach ein paar Wochen, in denen sie zwischen den Welten gependelt ist, in dich verliebt. Bis sie es sich damals eingestanden hat und ihr wirklich zusammen gekommen seid, ging auch noch einige Zeit ins Land.“

„Wir waren doch nie zusammen!“

„Wie du meinst.“, sie stand auf, räumte ihre Tasse weg, „Ich werde jetzt einkaufen gehen. Sota ist in der Schule bis zwei Uhr und Großvater trifft sich mit Freunden zum Go spielen. Ich denke mal, er wird auch mit ihnen zu Mittag essen. Und ich habe dann auch noch einen Termin. Kagome kann euch sicher etwas kochen. Sagst du ihr das bitte alles?“

„Ja mach ich. Aber was soll ich jetzt machen wegen Kagome?“

„Nichts. Wenn du sie kurz vorm Einschlafen gefragt hast, würde es mich nicht wundern, wenn sie es vergessen hat. Also geh nicht auf das Thema ein.“

„Okay.“, der Hanyou nickte und schaute Frau Higurashi nach, wie sie erst die Küche und dann das Haus verließ. Missmutig schaute er auf sein Frühstück. Eigentlich verspürte er keinen Hunger und so beschloss er, alles Kagome zu überlassen. Er nahm sich ein Tablett und ging wieder hinauf.
 

Als er in ihr Zimmer trat, fand er dieses allerdings leer vor. Anscheinend war sie schon wach. Er stellte das Frühstück auf ihren Schreibtisch und ging wieder hinaus in den Flur. Wo steckte sie bloß?

„Kagome?“

„Ich bin im Bad.“, kam die Antwort.

Inu Yasha folgte der Stimme und riss nichts ahnend die Tür auf. Es hing ein schwerer Geruch in der Luft. Schokolade. Wasserdampfschwaden wanderten durch den Raum. Das Rauschen von Wasser drang zu seinen Ohren vor. Er folgte dem Geräusch mit seinen Augen und erneut setzte sein Herz aus, als er die Quelle gefunden hatte:

Kagome stand unter der Dusche. Obwohl das Glas beschlagen war wegen dem heißen Wasser und Dampf, konnte er noch deutlich genug ihren Körper erkennen. Ihren nackten Körper. Sein Unterkiefer klappte staunend nach unten, als er sie da unter dem warmen Wasser stehen sah. Sie bewegte sich geschmeidig, während sie sich einseifte und anschließend wieder abduschte. Er konnte hören, wie sie leise ein Lied sang.

„Kagome!“, hauchte er. Sein Hals war trocken und sein Atmen flach. Doch sein Herz schlug rasend schnell und schlug Purzelbäume. Es war nicht das erste Mal, dass er sie nackt sah. Öfters hatte er sie in einer heißen Quelle oder beim Umziehen überrascht. Aber nie zuvor hatte er solch ein flatterhaftes Gefühl in der Magengegend. Was war nur los mit ihm? Hatte ihn ihr Geständnis so aus der Bahn geworfen? Sie war doch nicht mehr als eine gute Freundin für ihn. Jemand, mit dem er durch dick und dünn gehen konnte und der er all seine Geheimnisse anvertrauen konnte. Eine Freundin der er vertrauen konnte und für die er immer da sein würde. Doch sie jetzt zu sehen, brachte ihn durcheinander. Seine ganze Gefühlswelt stand plötzlich Kopf.

„Inu Yasha?“

Erschrocken schaute er auf und sah, dass sie in der Duschtüre stand.

„Inu Yasha, würdest du mir bitte das Handtuch da reichen?“, Kagome zeigte auf einen Haken. Der Hanyou ging hinüber und nahm es, reichte es ihr. Verlegen schaute er zur Seite.

„Tut mir leid, Kagome. Ich wollte nicht so reinplatzen, während du hier bist.“

„Ach ist schon okay.“, das Mädchen wickelte sich in ihr Handtuch, „Solange es nur du bist und nicht Miroku.“

„Hm.“, nickte Inu Yasha, er versank schon wieder bei ihrem Anblick in tausende Gedanken. Sie bewegte sich wieder elegant. Und das, obwohl sie nur ihre Haare trocknete. Kleine Wassertropfen perlten von ihrer Haut hinab, tropften sanft auf die Bodenfliesen. Eine leichte Gänsehaut bildete sich bei ihr und sie verströmte einen weichen Schokoladenduft.
 

Dem Mädchen entgingen die Blicke nicht. Und es machte sie glücklich. Anscheinend setzte Inu Yashas Gehirn aus und seine Instinkte leiteten ihn. Wie so oft in solchen Momenten. Kagome musste lächeln. Sie sah sich nach ihren Sachen um, nur um kurz darauf zu erkennen, dass sie diese wohl in ihrem Zimmer hatte.

„Inu Yasha. Ich geh schon mal vor. Meine Klamotten sind drüben.“, sie wollte in schnellen Schritten an ihm vorbei eilen. Doch sie übersah die kleinen Wasserpfützen, die sich auf dem Boden gebildet hatten. Sie tat gerade einmal dreieinhalb Schritte, als sie schon ins Straucheln geriet.

Der Hanyou hatte nur mit einem Ohr wahrgenommen, was Kagome gesagt hatte. Als sie jetzt aber auf ihn zu gestolpert kam, war er blitzschnell wieder bei Sinnen. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sie am Arm festgehalten und bewarte sie so vor einem schmerzhaften Sturz.

Erschrocken über sich selbst, krallte sich Kagome instinktiv in seinen Unterarm und mit der anderen Hand in seinen Suikan. Ihr Blick traf seinen.

Inu Yasha schaute ihr ebenso erschrocken in die braunen Augen. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber er wollte sie im Arm halten. Wollte ihre weiche Haut noch mehr spüren. Nicht nur unter einer Hand.

„Inu Yasha!“, Kagome flüsterte nur.

„Ja?“

„Danke!“

Der Hanyou nickte, dann ließ er sie langsam los:

“Pass besser auf, Dummkopf.“

Das Mädchen nickte nur und ließ ihn ebenfalls los, ging an ihm vorbei.

„Ich zieh mich nur schnell um. Ich sag dir Bescheid, wenn ich fertig bin.“
 

Es dauerte ein paar Minuten, bis Inu Yasha von Kagome wieder in ihr Zimmer geholt wurde.

„Danke, dass du mir das Frühstück gebracht hast.“, sie lächelte ihn an und begann zu essen.

„Kein Problem. Ich soll dir von deiner Mutter sagen, dass Sota und Großvater unterwegs sind. Und deine Mutter hat auch eine Verabredung und wollte einkaufen. Du sollst uns was zum Mittag kochen.“

Das Mädchen nickte nur. Sie würde also mit Inu Yasha alleine sein. Die Zweisamkeit von letzter Nacht kam ihr wieder in den Sinn und die Tränen, die sie erneut vergossen hatte. Sie hatte keine Lust, dass nochmals zu erleben. Auf keinen Fall wollte sie über letzte Nacht reden.

Sie wollte nicht über Freundschaften und Liebe reden.

Sie wollte nicht hören, dass er die untote Miko liebte.

Sie wollte nicht hören, dass sie nur seine beste Freundin war.

Gedankenverloren schüttelte sie den Kopf.

„Alles okay, Kagome?“

„Ja, ich hatte nur was im Auge.“, sie versuchte betont lässig zu sein, „Hast du eigentlich gut am Boden geschlafen?“

„Ähm, ja. Ja hab ich.“, Inu Yasha musste stottern. Er wollte nicht, dass sie erfuhr, dass

er neben ihr aufgewacht war. Womöglich machte sie sich dann auch noch Hoffnung.

„Das ist gut. Also, was wollen wir heute machen? Aus dem Haus kannst du nicht. Na

uns wird schon was einfallen.“

Er nickte nur und ging zum Fenster. Anscheinend schien sie ihm nicht mehr zu vertrauen. Denn das Haus sollte und durfte er nicht verlassen. Doch noch immer fiel ihm nicht ein warum.
 

Es war bereits später Mittag, als Kagome mit dem Mittagessen anfing. Sie setzte eine Gemüsebrühe an und gab noch etwas Suppengrün und Poree dazu und einige Stücke Knoblauch und Ingwer. Inu Yashas musste ihr Gewürze und Sojasauce reichen. Dann schnitt sie das Fleisch klein und bereitete den Spinat vor, kochte die Eier.

„Inu Yasha, magst du die Nudeln machen?“

„Was muss ich denn tun?“

„Nur kochen lassen und ab und an umrühren.“, erklärte ihm Kagome und der Hanyou tat wie geheißen.

Kagome gab noch Bambussprossen in ihre Suppe und begann den Tisch zu decken. Sie bedeutete Inu Yasha, sich zu setzen, während sie alles auftischte. Interessierte beobachtete er sie. Das Mädchen machte zwei Schüsseln zurecht und stellte je eine dem Hanyou hin und dann sich selbst.

„Guten Appetit Inu Yasha.“

„Ja, danke. Dir auch. Was hast du gekocht?“

„Probier es doch.“

Inu Yasha nickte und schob sich etwas in den Mund. Er kaute kurz, schmatzte ein wenig und dann begannen seine Augen zu glänzen:

“Ramen!“

Kagome lachte. Anscheinend hatte sie seinen Geschmack getroffen. Als sie immer noch an ihrer ersten Portion saß, holte sich Inu Yasha bereits seine dritte.

„Kagome, dasch schmeckt gut. Dasch ischt escht lecker!“

„Danke für das Kompliment.“

Das Mädchen freute sich über das Kompliment. Leise beobachtete sie den Hanyou. Vielleicht konnte sie ihm so einen Teil seiner Erinnerungen zurückholen. Wenn es schon am Morgen nicht im Bad geklappt hatte, dann musste sie sich eben etwas anderes einfallen lassen.

Der Hanyou war sehr zufrieden. So lecker hatte noch nie jemand für ihn gekocht. Kagome hatte sich alle Mühe gegeben. Seine Mutter hatte ihm einmal erzählt, dass verliebte Frauen vieles für den Mann taten, den sie liebten. Vielleicht war es bei Kagome ebenso. Doch er wollte sie nicht danach fragen. Er traute sich auch nicht. Lieber aß er seinen Ramen und lehnte sich dann entspannt und satt und zufrieden zurück. Kein Gedanke belastete ihn. Noch nicht.
 

„Inu Yasha, ich vertraue dir.“, leise begann Kagome zu sprechen und schaute ihm dabei direkt in die Augen, „Ich habe sowohl um das Haus, als auch um den Schrein und den Brunnen und auch um die gesamte Tempelanlage einen Bannkreis gezogen.“

„Okay.“

„Ich möchte dich nicht einsperren. Ich mag selber auch nicht den ganzen Tag im Haus verbringen. Du darfst also raus. Aber nur auf den Hof. Nicht in den Schrein. Nicht raus aus dem Tempel.“

„Das nennst du Vertrauen? Mich in ein Haus sperren, aus dem du mich nach Belieben raus lassen kannst wie einen windigen Köter. Ich will nicht nur auf den Hof, ich will auch wieder nach Hause.“, blaffte er sie augenblicklich an.

„Ja das nenne ich Vertrauen. Denn mein Vertrauen in dich ist momentan nicht sehr groß. Und sowohl deine als auch meine Sicherheit steht hier auf dem Spiel.“, konterte sie ebenfalls laut zurück und sprang vom Stuhl auf.

„Ich kann gut auf mich selber aufpassen.“

„Das habe ich gemerkt. Kaum warst du von dieser untoten Hexe zurück, warst du wie verändert und konntest dich an nichts erinnern.“

„Nenn sie nicht Hexe, Kagome. Ich liebe sie!“

„Komisch, dass hat dich aber nicht davon abgehalten, mit mir zu schlafen!“

„Was? Von was träumst du?“

„Ich träume gar nichts. Frag doch meine Mutter. Die hatte uns dabei schon erwischt, als sie ungefragt ins Zimmer platzte.“, Kagome trat näher an den Hanyou heran, „Und glaub mir, dir hat es ziemlich gefallen.“

„Du bist doch total übergeschnappt! Ich liebe nur Kikyo. Für sie werde ich mein Leben geben. Für sie und nicht für dich.“

„Dann sieh doch zu, wie du zurecht kommst, du Vollidiot!“, schrie sie den Hanyou an. Dieser wich erschrocken zurück. Er konnte in Kagomes Augen die Wut sehen. Ihre sonst so entspannte Aura einer Miko hatte sich gewandelt in puren Hass und Wut. Wut auf ihn. Wut auf Kikyo.
 

Sie rauschte an ihm vorbei und er vernahm nur noch ein lautes Türknallen. Mit kurzen Schritten war er ebenfalls an der Tür. Wie konnte sie es nur wagen, ihn einfach einzusperren? Unbedarft griff er an die Klinke und riss die Türe auf. Erstaunt stand er an der Schwelle. Der Bannkreis um das Haus war aufgehoben.

Euphorisch atmete Inu Yasha die Luft ein. Sein Blick wanderte über den Hof. Er konnte sehen, dass die restlichen Bannkreise schwächelten. Anscheinend konnte Kagome in ihrer Wut die Bannkreise nicht mehr aufrecht halten. Entschlossen rannte er über den Hof und in Richtung des Schreines, in dem sich der Knochenfressende Brunnen befand. Doch kaum hatte er einen Fuß auf die erste Stufe gesetzt, wurde er zurück geworfen. Der Bannkreis wurde durch ein Siegel von Kagomes Großvater verstärkt.

„Verdammter Mist!“, fluchte er. Er wollte Tessaiga ziehen, doch das einzige was er zu fassen bekam, war der Bannzettel, der am Griff klebte. Erstaunt schaute er auf sein Schwert und zog es aus der Scheide. Doch es verwandelte sich nicht. Tessaiga war immer noch ein rostiges Schwert. Der Hanyou konnte sich keinen Reim darauf machen. Enttäuscht steckte er es zurück. So konnte er den Bannkreis nicht zerschneiden.

„Blöde Kagome!“

Inu Yasha schaute sich um. Sie war nach draußen gerannt, also musste sie auch irgendwo sein.
 

Kagome hatte sich zum Heiligen Baum verzogen und saß an der vom Tempel abgewandten Seite. Wie konnte sie nur so blöd gewesen sein?

Wie konnte sie nur glauben, dass er sich allein durch Ramen wieder in sie verlieben würde?

Wie konnte sie nur davon ausgehen, er könne Kikyo jemals für sie verlassen?

Wie konnte sie nur den dämlichen Fluch brechen?

Schon wieder musste sie anfangen zu weinen. Wieso konnte sie nicht damit aufhören? Sie wollte nicht wegen Inu Yasha weinen. Und schon gar nicht wegen Kikyo und dem Fluch. Das Mädchen wollte stark sein. Sie musste es sein. Für sich und noch mehr für Inu Yasha.

„Kagome, komm da raus. Ich weiß, dass du da hockst.“

„Verschwinde!“, rief Kagome zurück. Sie wollte ihre Ruhe haben.

„Würde ich ja gerne. Aber es geht nicht!“

„Pech gehabt. Dann geh ins Haus zurück, aber lass mich gefälligst in Ruhe!“

Sie vergrub ihr Gesicht wieder in ihren Armen, die sie um die Knie geschlungen hatte. Kagome wusste, dass sie in der Verfassung die Bannkreise nicht halten konnte. Aber sie hatte auch keine Kraft mehr. Sie konnte einfach nicht mehr. Vor ein paar Tagen konnte ihr Inu Yasha immer noch Kraft geben. Doch jetzt konnte er sich an nichts mehr erinnern. Sie war vollkommen alleine.

Der Hanyou ging um den Baum und setzte sich ungefragt neben sie. Ihre Tränen verströmten einen salzigen Geruch.

„Kagome, hör auf zu weinen. Du weißt, dass ich das nicht ertrage.“

„Dann schau halt weg.“, schniefte sie.

„Geht nicht. Nicht bei dir.“

Das Mädchen schaute auf. Er sah sie nicht an, doch sprach weiter:

“Ich wollte nicht so böse werden. Aber ich verstehe es eben immer noch nicht, warum du mich vor Ihr beschützen willst. Es kann doch nicht nur Eifersucht sein.“

„Ist es auch nicht. Es ist etwas ganz anderes. Nur hast du es vergessen.“

„Und was? Etwa das wir beide ein Liebespaar sind? Das kann ich nur schwer glauben.“

„Ich hab es gemerkt.“, seufzte sie, wischte sich die Tränen beiseite und stand auf. Ihre Hand legte sich auf die Rinde des Baumes. Er strahlte eine wunderbare Ruhe aus. Wenigstens er gab ihr ein bisschen Kraft.

„Ich bin heute Morgen neben dir aufgewacht.“

„Was?“

Inu Yasha war nun ebenfalls aufgestanden und sein Blick wanderte in die Baumkrone:

“Ich bin auf dem Boden eingeschlafen und neben dir aufgewacht. Anscheinend bin ich die Nacht wie ein Schlafwandler zu dir ins Bett gekrochen.“

„Okay.“, ein Lächeln huschte über ihre Lippen.

„Und du hast mir gesagt, dass du mich liebst. Ich hatte dich nach dem Mann gefragt, in den du verliebt bist. Du hast gesagt ‚In dich!’.“

Eine Röte zeichnete sich auf beiden Gesichtern ab.

„Kannst du damit leben, Inu Yasha?“

„Hm. Um ehrlich zu sein, bringst du mich vollkommen durcheinander. Schon letzte Nacht in der Küche als du mich umarmt hast, sind meine Gedanken durch meinen Kopf gewirbelt. Heute Morgen beim Aufwachen war es genauso. Ganz zu schweigen von dem was im Bad war.“

„Oh.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du dich jemals so schön bewegt hast. Dein Körper hat meine Gedanken vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Du bist wunderschön, Kagome.“, er schaute sie an und ihre Blicke trafen sich, „Das meine ich ehrlich. Nur ich weiß nicht, wie ich das alles einordnen soll. Ich will bei dir sein und gleichzeitig weiß ich, dass ich zu Kikyo gehöre. Du machst mich vollkommen wahnsinnig.“

Das Mädchen lächelte ihn an:

“Du musst einfach auf dein Herz hören. Egal, wie du dich entscheidest, ich bin da.“

Sanft legte sie ihre Hand auf die Stelle, wo sein Herz war. Ein Schauer durchlief sie und sie schreckte zurück.

„Was hast du?“, Inu Yasha schaute sie erstaunt an.

„Nichts.“, sie schüttelte den Kopf, legte erneut ihre Hand auf die Stelle. Wieder das gleiche Gefühl. Sie konnte ganz deutlich einen Splitter des Shikon no Tama spüren. Wie kam der da hin? Das konnte nur Kikyo gewesen sein. Und wie sollte sie den wieder heraus bekommen?

„Kagome.“

„Hm?“, sie schaute auf.

„Kagome, das tut weh.“

„Was?“

„Deine Hand. Also nicht die Hand, aber die Gegend wo sie liegt.“

„Kein Wunder. Du hast da anscheinend einen Juwelensplitter stecken.“

„Was? Was redest du da.“, er schob sie weg. Gleichzeitig kehrten seine Kopfschmerzen zurück und er sackte in die Knie.

„Inu Yasha!“, Kagome beugte sich zu ihm.

„Kagome. Warum?“

“Still. Sei ruhig. Ich hol den da raus. Irgendwie. Aber du musst mir vertrauen, bitte, das ist wichtig!“

„Ja!“

Kagome nickte und zog ihn auf die Beine. Er stöhnte auf. Alles tat ihm wieder weh, doch er versucht, sich mit letzter Kraft in Richtung Haus zu schleppen. Wenn es stimmte, was Kagome ihm gesagt hatte, dann musste er das Stück vom Shikon no Tama so schnell wie möglich loswerden. Und vielleicht konnte er sich dann auch wieder an das erinnern, was Kagome ihm erzählt hatte. Was ihre Familie erzählt hatte.

Vielleicht würde er sich dann auch über seine Gefühle im Klaren werden.

Er hing in Kagomes Armen und schaute sie an. Sein Herz begann wieder zu rasen. Und mit einem Male kam es ihm gar nicht mehr so abwegig vor, dass er und Kagome tatsächlich ein Paar waren.

Die Hütte am Fuji-san

Mit all ihrer Kraft schleppte und zerrte Kagome Inu Yasha nach oben in ihre Zimmer. Platzierte ihn auf ihrem Bett, wo er augenblicklich in die Kissen sacke.

„Warte hier Inu Yasha, ich bin gleich wieder da!“, rief sie ihm zu und verschwand kurz aus dem Zimmer.

Der Hanyou schaute ihr mit schmerzverzerrtem Gesicht hinterher. Wie schon zwei Tage zuvor konnte er seine Glieder kaum mehr spüren. Er hatte das Gefühl, sein Schädel würde explodieren. Das Atmen viel ihm schwer. Ein stechender Schmerz drückte in seiner Brust. In der Herzgegend. Da, wo Kagome nur wenige Minuten zuvor ihre Hand hatte. Inu Yasha rollte sich zusammen, umschloss mit seinen Armen seinen zitternden und krampfenden Körper.

“Kagome!“, seine Stimme war schwach.

„Ich bin schon wieder da.“, das Mädchen rannte zu ihrem Bett. Sie versuchte Inu Yasha zu stützen und reichte ihm ein Glas Wasser und eine Tablette:

“Hier, schluck das mit Wasser.“

„Was ist das?“, der Hanyou nahm die Tablette zwischen die Finger.

„Eine Schmerztablette. Sie hilft ziemlich schnell. Und dann erkläre ich dir den Plan.“

Er nickte und legte sich die Tablette auf die Zunge, kippte einen Schluck Wasser hinterher und ließ sich wieder in die Kissen sinken.

Kagome hingegen war schon wieder aufgesprungen und rannte zum Schrank. In ihren großen gelben Rucksack packte sie sowohl Klamotten von sich als auch von Inu Yasha. Hinzu kam der Verbandskasten. Dann schnappte sie sich ihr Sparschwein und schmiss es auf den Boden, wo es in dutzende Einzelteile zersprang. Sie ging in die Knie und sammelte das gesparte Geld auf, packte es ebenso in den Rucksack. Am Schreibtisch setzte sie sich kurz hin und schrieb ein paar Zeilen an ihre Familie.

„Kagome, was hast du vor?“

Das Mädchen drehte sich zum Bett:

“Meine Familie hat eine kleine Ferienhütte am Fuß vom Fuji-san. Eigentlich fahren wir dort immer in den Sommerferien hin. Du und ich werden dahin gehen.“

„Warum?“

„Damit wir in Ruhe das Stück vom Shikon no Tama aus dir heraus holen können. Ich befürchte, dass er hier in der Nähe des Knochenfressenden Brunnens verunreinigt wird. Und du brauchst ebenso Kraft. Außerdem kann ich es nicht verantworten, dass du meine Familie gefährdest.“

“Warum sollte ich das tun?“, Inu Yasha richtete sich auf.

„Wegen diesem verdammten Splitter. Wer weiß, was der dich machen lässt!“

Der Hanyou schaute Kagome ungläubig an. Hatte sie sich diesen Plan in den letzten Minuten überlegt? Wie stark sie wieder war. Er schwang die Beine über die Bettkante. Die Schmerzen hatten dank Kagomes Medizin tatsächlich etwas nachgelassen und er konnte zumindest wieder seine Arme und Beine bewegen.

„Gut, ich bin dabei. Wenn du alles zusammen hast, dann lass uns los. Momentan halten sich die Schmerzen in Grenzen. Ich kann dich also tragen. Du musst mir nur die Richtung sagen.“

„Okay. Komm, ich pack nur noch was zu essen ein und dann können wir los. Ich will vor Einbruch der Dunkelheit dort sein.“

Das Mädchen schnappte sich den Brief für ihre Familie, der Hanyou nahm ihren Rucksack. Zusammen rannten sie die Stufen hinunter und in die Küche. Inu Yasha schnappte sich sofort seine heiß geliebten Ninja-Nudeln und schmiss alle Packungen in einen Korb, den Kagome bereitgestellt hatte. Das Mädchen machte sich über den Getränkevorrat her. Je mehr sie mitnahmen, desto weniger müssten sie in das kleine Lebensmittelgeschäft in das Dorf, wo auch die Ferienhütte lag.

„Kagome, ich glaub, ich hab alles!“

„Okay.“, sie kramte noch in einer Schublade nach dem Schlüssel für die Hütte, rannte dann in den Flur zum Schuhe anziehen, gefolgt von Inu Yasha.

„Kannst du mich auch wirklich tragen?“

„Ja, es wird schon gehen. Zur Not nehme ich noch etwas von deiner Medizin. Und allzu lange wird es nicht dauern. Komm schon.“

Der Hanyou hockte sich vor sie hin und vorsichtig kletterte das Mädchen auf seinen Rücken. Keine Sekunden später war Inu Yasha schon mit einem gewaltigen Sprung in der Luft und sprang elegant über die Dächer Tokios in Richtung des schon bald in der Ferne zu sehenden Fuji-san.
 

Die Hütte lag am Rand des kleinen Dorfes. Langsam schloss Kagome die Türe auf. Sie knarrte ein wenig. Zuletzt war sie letzten Sommer mit ihrer Familie hier gewesen. Nur zwei Monate später wurde sie in den Brunnen gezogen und traf auf Inu Yasha. Sie trat in den kleinen Flur, schaltete das Licht an. Inu Yasha folgte ihr. Mit einem dumpfen Knall ließ er den Rucksack fallen, sank daneben.

„Ich bin so fertig!“, stöhnte er auf. Er und Kagome hatten sich beeilt, hierher zu kommen. Aber auf den letzten Metern hatte die Schmerztablette nachgelassen und jetzt kehrte der volle Schmerz langsam aber sicher zurück.

„Ich auch. Komm, wir gehen in die Wohnküche. Ich koch dir was und du ruhst dich aus.“

Mit letzter Kraft schleppte sich Inu Yasha hinter Kagome her. Als er das Sofa sah, ließ er sich drauf fallen. Es tat so gut!

Kagome packte die Lebensmittel in den Kühlschrank und in ein Regal.

„Inu Yasha, ich schaff nur schnell den Rucksack ins andere Zimmer und pack ihn aus.“

„Gut. Beeilst du dich?“

„Na sicher!“

Kagome zog ihren schweren Rucksack hinter sich her. Als sie im Schlafzimmer ankam, ließ auch sie sich fallen. Wie konnte es nur so weit kommen?

Warum hatte Kikyo ihnen das nur angetan?

Warum hatte sie es Inu Yasha angetan?

Kagome hatte nicht die kleinste Idee, wie sie den Splitter aus Inu Yashas Körper holen sollte. Sie konnte doch nicht einfach ein Messer nehmen oder Tessaiga, und es ihm herausholen. Das wäre ja wie in einem Horrorfilm. Aber was dann? Sie wusste, dass sie versuchen musste, den Splitter rein zuhalten. Wäre er auch nur ein wenig getrübt, wäre Inu Yasha wahrscheinlich verloren.

Langsam erhob sie sich wieder und verräumte auch die Klamotten von sich und Inu Yasha. Vorsorglich hatte sie ihm auch menschliche Sachen aus der Neuzeit eingepackt. Vielleicht ließ er sich ja dazu überreden, sie zu tragen.

Anschließend bezog sie das große Bett. Eigentlich gab es zwei Schlafräume. In einem schliefen immer ihre Mutter und sie in den Ferien. In dem anderen ihr Bruder Sota und der Großvater. Aber Kagome befand, dass sie Inu Yasha nicht alleine lassen würde. Auch nicht nachts. Sie wollte und musste sich stetig in seiner und in der Nähe des Juwelensplitters aufhalten. Außerdem hatte er ja selbst gesagt, dass er die Nacht zu ihr ins Bett gekrochen war. Vielleicht wäre es die nächsten Nächte auch so.

Vielleicht hätten sie dann wieder ein wenig Normalität zurück?

Vielleicht kämen sie sich dann wieder näher?

Sie seufzte laut auf und augenblicklich kamen die Tränen zurück. Ihr tat es so weh, Inu Yasha so zu sehen. So schlimm er auch immer verletzt gewesen war nach Kämpfen, so schlimm wie jetzt war es noch nie. Kagome konnte ihn noch nicht einmal verarzten.

„Kagome?“

Sie schaute auf. Inu Yasha lehnte in der Tür. Sie konnte sehen, dass sein Körper wieder krampfte und sprang auf und zu ihm.

„Du sollst doch nicht weinen.“

„Ich kann aber nicht aufhören. Du musst soviel Schmerz ertragen. Und ich kann nichts dagegen tun.“

„Ach wir finden schon einen Weg. So wie immer.“, Inu Yasha schaute auf sie herab und in ihre verweinten Augen. Jetzt war sie nicht mehr stark. Jetzt war sie nur noch ein kleines Mädchen, das wegen ihm weinte. Wegen ihm! Trotz der Schmerzen, die seinen Körper quälten, spürte er noch etwas: Sein Herz raste wieder und er hatte den erneuten Drang, sie einfach nur in die Arme zu nehmen und sie zu spüren. Ganz nah bei sich. Der Gedanke daran machte ihm Angst, doch er konnte sich nicht widersetzen. Er fasst Kagome bei den Schultern und zog sie an sich. Seine Arme schlossen sich um ihren Rücken und sein Gesicht verschwand in ihren Haaren.

„Inu Yasha!“, erschrocken und leise sprach sie seinen Namen aus. Sie war überrascht über seine Reaktion, doch ebenso glücklich darüber. Vorsichtig schmiegte sie sich an ihn.

Der Hanyou zog sie noch fester an sich. Und mit einem Male ließen seine Schmerzen nach. Nicht vollständig, aber doch spürbar.

„Kagome!“, hauchte er in ihre Haare, „Ich glaube, du läuterst den Splitter.“

„Was?“

„Die Schmerzen lassen nach.“

Das Mädchen löste sich ein wenig und schaute erst ihm ins Gesicht, dann auf die Stelle wo sich das Stück vom Shikon no Tama verbarg. Sanft legte sie eine Hand darauf. Sie konnte Inu Yashas schlagendes Herz spüren. Und das sanfte und klare Pulsieren des Splitters.

„Es ist rein. Aber das kann nicht nur von mir sein. Vielleicht liegt das auch am Fuji-san?“, überlegte sie, „Es ist ein heiliger Berg. Auch heute noch. Und noch immer werden ihm reinigende Kräfte zugesprochen.“

„Dann war dein Plan doch gut.“, Inu Yasha lächelte sie an, „Danke!“

Sie erwiderte sein Lächeln:

“Komm, ich mach uns was zu essen.“

Sie schob ihn von sich und ging voraus in die Küche.
 

Still saßen beide auf den Stufen vor der Hütte und schauten den Glühwürmchen beim Tanzen zu.

Zuvor hatte Inu Yasha Kagome beim Kochen mehr oder weniger geholfen. Er bestand darauf, dass sie die Instant-Nudeln kochen sollte. Doch das Mädchen dachte nicht daran. Immerhin hatte sie auch ein paar frische Zutaten eingepackt und die wollte sie nun kochen. Darüber war ein kleiner Streit ausgebrochen, sodass am Ende jeder für sich kochte und auch aß.

Nach dem Essen war Kagome nach draußen gegangen. Ein paar Minuten später folgte ihr Inu Yasha nach.

„Tut mir Leid wegen vorhin.“

„Schon gut. Wir hatten schon wegen schlimmeren Dingen Streit.“

Das Mädchen schaute ihn von der Seite an. Der Hanyou schaute gerade aus. Er sah nachdenklich aus. Bestimmt dachte er an Kikyo. Wahrscheinlich glaubte er ihr immer noch nicht, dass der Splitter des Shikon no Tama von Kikyo war. Das die untote Miko ihn verhext hatte. Kagome war sich sicher, dass er nie von seiner Exgeliebten loskommen würde. Egal wie sehr sie sich auch anstrengen würde. Sie, Kagome, würde ihm nie dasselbe bedeuten, wie Kikyo.

Doch Inu Yasha dachte nicht an Kikyo. Sie kam ihm gar nicht in den Sinn. Er dachte daran, was Kagome alles in den letzten Tagen für ihn getan hatte: Sie hatte ihn zusammen geschrieen, und ihn ins Haus gebannt.

Sie hatte Tessaiga versiegelt und dann über ihn gewacht, als er Schmerzen hatte.

Sie hatte für ihn gekocht und mit ihm gestritten.

Sie hatte ihn hierher gebracht, wo es ihm plötzlich besser ging.

Und das wichtigste und gleichzeitig verworrenste für ihn war, dass sie ihm ihre Liebe gestanden hatte. Kagome war die zweite Frau die ihn liebte. Doch sie war die erste, die es ihm auch sagte. Kikyo hatte ihm nie gesagt, dass sie ihn liebte. Nur, dass sie mit ihm zusammen leben wollte.

Aber Kagome sagte es ihm. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Und er? Konnte er wirklich damit umgehen?

Sein Gesicht wandte sich ihr zu und ihre Blicke trafen sich.

„Inu Yasha!“, hauchte Kagome.

„Hm?“

„Nichts.“, sie errötete und wandte sich wieder ab.

„Du liebst mich.“

„Was?“

„Nicht?“

„Doch!“, platzte es aus ihr heraus.

„Warum?“, fragte er sie und drehte mit seiner Hand sanft ihr Gesicht so, dass sie ihn wieder ansehen musste.

„Ich weiß es nicht. Es ist einfach so geschehen.“

„Du hast gesagt, ich könne mich nicht erinnern. An was soll ich mich erinnern? Du und deine Familie habt gesagt, dass du und ich ein Liebespaar waren. Das wir zusammen waren. Und heute Mittag hast du mir an den Kopf geworfen, dass wir uns ziemlich nah waren.“

„Ja. Weil es stimmt.“

„Ich weiß nicht, ob es stimmt, was du da sagst. Aber ich hab in mir drin dieses Gefühl, dass ich dir vertrauen soll. Muss. Also vertraue ich einfach darauf, dass du mich liebst.“

„Danke! Inu Yasha, du hast heute am Baum gesagt, dass ich dich wahnsinnig mache. Jedes Mal wenn ich in deiner Nähe bin. Auch vorhin als du mich umarmt hast?“, sie schaute ihn an.

„Ja. Ich wollte dich ganz nah bei mir haben.“

Sie lächelte ihn an, rückte ein Stück näher an ihn heran. Kagome war sich plötzlich sicher, dass sie auf dem richtigen Weg war. Inu Yasha würde sich wieder in sie verlieben können. Und egal wie lange es dauern würde, sie würde dafür kämpfen.
 

Inu Yasha zog sie wieder an sich. Legte einen Arm um sie. Wie schon so oft.

Er erinnerte sich daran, wie oft sie so schon zusammengerückt saßen. Meistens nach einem ihrer Streits. Wenn Kagome wieder einmal den ersten Schritt getan hatte, und auf ihn zugegangen war. Sie hatte ihm immer verziehen. Egal was für ein Idiot er war.

Schon lange hatte er es geahnt gehabt, dass sie ihn mochte. Vielleicht sogar liebte. Aber dass sie es ihm auch wirklich sagte, das hätte er nie gedacht.

Und was sollte er nur tun? Er konnte es selbst nicht mehr verleugnen, dass er Kagome mochte. Das er Herzrasen bekam, wenn sie ihm so nah war wie jetzt gerade. Und das er es genoss, wenn sie sich an ihn schmiegte. Ihr Körper war so warm und weich und voller Leben. Ganz anders als der von Kikyo. Ihrer war geschaffen aus Lehm und Graberde. Zusammengehalten von den Seelen verstorbener Menschen. Nie hatte Inu Yasha bei einer Umarmung ihren Herzschlag gespürt. Nie errötete sie, wenn sie verlegen war. Kikyo war immer blass und schien so unscheinbar. So kalt. In ihren Augen konnte er nie Sorge erkennen. Schon zu ihren Lebzeiten zeigten sie keine Gefühlsregungen. Doch seit sie wieder auf Erden wandelte, zeigte sich auch nur mehr Hass und Wut in ihnen.

Aber er musste bei Kikyo bleiben. Zumindest wenn sie sich trafen und sie seine Hilfe brauchte. Sie hatte ihr Leben für ihn gegeben. Es war seine Pflicht, das gleiche für sie zu tun. Egal ob er wollte oder nicht. Und ihm fiel bei diesem letzten Gedanken auf, dass er nicht wollte. Er wollte ihr nicht in den Tod folgen.

Er wollte sie zwar bei sich haben, aber sollte sie sterben, wollte er nicht mit.

Er wollte gegen Naraku kämpfen.

Er wollte seine Freunde beschützen.

Er wollte Kagome beschützen. Für immer!

Scharf zog er die Luft ein. Ein Schmerz stach wieder in sein Herz.
 

Kagome schaute zu ihm, sah sein schmerzverzerrtes Gesicht:

“Ist alles okay, Inu Yasha?“

„Nein, es tut wieder weh.“, keuchte er zurück.

„Da?“, sie deutete auf sein Herz und bekam ein Nicken zur Antwort.

Wieder legte sie zärtlich ihre Hand auf die Stelle. Der Splitter war getrübt.

„Inu Yasha, an was hast du gedacht? Oder an wen?“

„An nichts.“, brummte er.

„Bitte sag es mir. Der Splitter ist getrübt.“

Er schaute auf. Hatten seine Gedanken an Kikyo und Kagome den Splitter getrübt?

„Inu Yasha.“, drängte sie ihn.

„An Kikyo.“

„Ah, achso.“

Ein wenig geknickt schaute sie wieder auf ihre Hand. Trübte Kikyo sein Herz so sehr. Hatte die untote Miko das geplant? Sein Herz sollte wohl getrübt werden, bis es zersprang. Und er sterben würde. Kagome konzentrierte sich, versuchte die schlechte Energie zu absorbieren.
 

Inu Yasha fühlte sich mit jedem Atemzug wieder etwas besser.

„Ich wollte nicht an sie denken. Zuerst dachte ich an dich, Kagome. Erst dann schlich sie sich ein.“

Das Mädchen schaute auf. Inu Yasha erwiderte ihren Blick.

„Das ist nett von dir, Inu Yasha.“, hauchte sie und stand auf.

„Wo gehst du hin?“

„Es ist spät und ich bin ziemlich müde. Gute Nacht!“

Mit einem Ruck stand er hinter ihr.

„Wo schlaf ich?“, fragte er.

„Wo du möchtest.“, hauchte sie zurück und verschwand ins Haus.

Der Hanyou schaute ihr einige Minuten hinterher. Dunkel erinnerte er sich, dass sie nur ein Bett bezogen hatte. Also sollte er wohl wieder auf dem Boden schlafen. Oder etwa bei ihr? Er rannte hinterher.

Die Schiebetür zum Schlafzimmer stand einen Spalt breit offen. Inu Yasha wollte zunächst reinplatzen, aber ein Bild hielt ihn ab:

Kagome stand vor dem Bett und zog sich um. Elegant wie eine Katze entledigte sie sich ihres Oberteils und ihrer Hose, stand nur mehr in Unterwäsche da. Dem Hanyou verschlug es die Sprache. Und das noch mehr, als sie ihren BH öffnete. Nur mit einem Unterhöschen ging sie durch den Raum, setzte bei jeder Bewegung ihre Reize gekonnt ein und suchte nach ihrem Nachthemd. Sie streifte es sich über den Oberkörper und setzte sich auf das Bett.

„Inu Yasha, komm rein. Ich hab gemerkt, dass du da stehst!“, grinste sie in seine Richtung.

Der Genannte trat mit hochrotem Kopf rein:

“Entschuldige.“

„Schon gut.“

„Kagome, ich schlaf hier. Wenn es okay ist?“

„Auf dem Boden oder da?“, sie klopfte neben sich auf das Bett.

„Bevor ich morgen Früh wieder erschrecke, weil ich neben dir aufwache und nicht weiß warum, leg ich mich lieber gleich neben dich.“, grinste er zurück.

„Gut.“

Kagome schwang die Beine ins Bett und kuschelte sich unter die Decke. Der Hanyou drehte ihr seinen Rücken zu, während er sich sein Oberteile auszog und es in eine Ecke des Raumes schmiss. Mit nacktem Oberkörper setzte er sich neben sie, lehnte seinen Rücken gegen das hölzerne Kopfende. Eine Handbreite war zwischen ihm und dem Mädchen.

„Schlaf gut, Kagome!“, flüsterte er.

„Du auch. Und sag mir, wenn du Schmerzen hast, ja?“

Er nickte.

Kagome drehte sich auf die Seite und rollte sich ein wenig zusammen. Inu Yasha beobachtete sie, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Schnell hörte er ihre gleichmäßigen und tiefen Atemzüge. Das Mädchen schlief tief und fest.

Inu Yasha rutschte am Kopfende hinunter, rollte sich ebenfalls auf die Seite. Einen Arm winkelte er an, legte ihn unter seinen Kopf. Den anderen bettete er sanft auf Kagomes Taille, zog sie so näher an sich. Automatisch drückte sich das Mädchen an ihn, ihr Kopf ruhte in seiner Halsbeuge.

„Ich mag dich Kagome. Sehr sogar!“, sanft hauchte er ihr einen Kuss auf den Haarschopf und schloss dann zufrieden die Augen.

Verliebtheit und ein Wiedersehen

Langsam bahnten sich die ersten goldenen Sonnenstrahlen ihren Weg unter den Vorhängen hindurch. Stück für Stück eroberten sie das kleine Schlafzimmer in der Ferienhütte der Higurashis am Fuße des Fuji-san. Es versprach ein schöner und warmer Tag zu werden.

„Hm.“

Bei dem Hanyou zuckten die Ohren:

“Kagome, bist du wach?“

„Hm.“, ertönte es erneut.

Das Mädchen hatte die Augen immer noch geschlossen, genauso wie Inu Yasha.

„Gut geschlafen?“, fragte sie ihn.

„Ja. Und du?“

„Tief und fest.“

In Kagomes Körper kehrte das Leben zurück. Ebenso in den Körper von Inu Yasha. Und mit einem Schlag rissen beide die Augen auf und waren hellwach.

Der Hanyou hatte Kagomes Kopf genau vor seinen Augen. Sein Blick suchte weiter und er bemerkte, wie beide da lagen: Kagome lag mit dem Rücken an seinem Bauch und er hatte einen Arm unter ihrem Kopf, mit dem anderen hatte er Kagome fest umschlungen. Ihm stockte ein wenig der Atem, als er ihren Duft tief einatmete.

Dem Mädchen entging es nicht. Sie war selbst über ihre Schlafposition überrascht. Ihre Hände waren ineinander verschlungen, ebenso ihre Beine. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Keiner der beiden wagte etwas zu sagen. Sie wollten die Stimmung nicht kaputt machen. Denn jeder auf seine Art und Weise genoss die momentane Stille und die Vertrautheit.

Inu Yasha löste eine Hand aus ihrer und begann stattdessen kleine Kreise in ihre Handfläche zu zeichnen. Er versuchte seine Gedanken nebenbei zu ordnen. Der Hanyou wusste, dass er neben ihr eingeschlafen war. Das er einen Arm um sie gelegt hatte und sie näher an ihn heran gerutscht war. Doch so wie sie jetzt aufgewacht waren, herrschte noch viel mehr Intimität zwischen ihnen als noch einige Stunden zuvor. Er musste zugeben, dass er dem ganzen nicht abgeneigt war. Seit er Kagome kennen gelernt hatte, herrschte Vertrautheit zwischen ihnen. Mehrmals hatte er ihr versprochen, sie mit seinem Leben zu beschützen. Er seufzte auf.

Während Inu Yasha versonnen in ihrer Handfläche Kreise malte, strich Kagome liebevoll über seine andere Hand. Auch sie konnte es sich nicht erklären, warum sie sich so nahe waren. Immerhin war Inu Yasha nicht mehr in sie verliebt. Und doch blieb er bei ihr liegen. Tat er es etwas nur aus reiner Freundlichkeit wegen ihres Liebesgeständnisses, um sie nicht zu verletzten? Unmerklich schüttelte sie den Kopf. Nein, dass konnte es nicht sein. Ganz tief in sich drin, spürte sie, dass er ihre Nähe suchte. Und er hatte es ja auch gesagt: Sie machte ihn wahnsinnig und er wusste nicht warum.

„Der Splitter in deiner Brust ist total rein.“, unterbrach sie nach ein paar Sekunden die Stille.

„Das überrascht mich nicht. So nah wie wir uns gerade sind.“

„Soll ich wegrücken?“

„Nein!“, Inu Yasha antwortete direkter, als er eigentlich wollte. Er wurde augenblicklich rot und konnte das Kichern Kagomes hören:

“Lach mich nicht aus.“

Das Mädchen drehte sich unter seinem Arm auf den Rücken und schaute ihn dann an:

“Tu ich nicht.“
 

Inu Yasha versank in ihren Augen. Er war überrascht. Das war ihm zwar schon öfters passiert, meistens wenn sie sich nach einem Streit wieder versöhnt hatten, aber noch nie ließ er sich so tief fallen. Erst wollte er raus, wollte aus dieser Nähe flüchten. Doch sein Herz riet ihm, sich darauf ein zulassen. Und er tat es. Völlig in Trance strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er führte sich völlig berauscht von ihrer Nähe.

Kagome entging Inu Yashas Zustand nicht. Sie genoss die Berührungen seiner Finger auf ihrem Gesicht. Ihr Herz raste. Am liebsten hätte sie ihn geküsst. Doch sie wollte ihn nicht überfordern.

„Inu Yasha.“

„Ja?“, er hauchte nur mehr.

„Komm. Lass uns frühstücken.“

„Okay.“

Er war ein wenig enttäuscht. Liebend gerne wäre er noch stundenlang im Bett liegen geblieben. Zusammen mit Kagome. Nur er und sie und niemand der sie störte. Während er so darüber nachdachte, stand Kagome bereits auf. Er stützte sich auf seine Unterarme, verfolgte sie mit jedem Blick.

Das Mädchen zog die Vorhänge zur Seite. Die Sonne blendete sie, weswegen sie die Augen schloss, während sie sich streckte.

„Kagome.“

„Ja?“, sie drehte sich zu Inu Yasha, der sie mit offenem Mund halb im Bett sitzend anstarrte.

„Ähm, nichts.“, schwungvoll stand er auf, „Ich hab’s vergessen.“

„Okay.“
 

Kagome stand, noch immer ihr Nachthemd tragend, in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Inu Yasha half ihr dabei, deckte den Tisch. Und doch versuchte er so oft es ging, sie zu berühren. Dem Mädchen entging es natürlich nicht und sie warf ihm schließlich einen fragenden Blick zu, als er sie wieder einmal wie zufällig am Rücken berührt hatte.

„Inu Yasha? Warum lässt du nicht deine Finger von mir?“, sie grinste ihn schief an.

„Weil…wegen…na du weißt schon. Ähm, wegen…warte, mir fällt es gleich ein…“, stammelte er und schaute krampfhaft in eine andere Richtung.

„Wegen dem Splitter?“

„Ja. Ja genau!“, er nickte heftig und übertrieben.

Kagome musste wieder kichern und begann nebenbei das Essen auf den Tisch zu stellen. Der Hanyou setzt sich schon.

„Mehr gibt es nicht?“, er maulte ein wenig.

„Tut mir leid. Aber wir sollten so wenig Kontakt zu den Menschen hier haben wie möglich. Deswegen koch ich sparsamer. So müssen wir weniger einkaufen.“

„Na gut.“

Beide aßen und plauderten über ihre letzten Abenteuer. Kagome fühlte sich unbeschwert, genauso wie Inu Yasha. Nichts konnte momentan ihre Stimmung trüben.

Das Thema Kikyo und Kagomes Liebe zu Inu Yasha sprachen sie nicht an. Lieber unterhielten sie sich über ihre Freunde und die offene Beziehung von Miroku und Sango. Die beiden waren sich ziemlich schnell darüber einig, dass sie sicher irgendwann die Hochzeit der beiden erleben würden.

Nach dem Frühstück ging Kagome unter die Dusche und zog sich andere Klamotten an. Dann schnappte sie sich modischere Klamotten für den Hanyou und ging zurück zu ihm in die Küche, wo er sie erstaunt anschaute.

„Was hast du mit diesen Fetzen vor?“

„Zieh sie an. So fallen wir weniger auf. Der Fuji-san ist immer noch eine beliebte Pilgerstätte und unterwegs werden wir sicher einige, wenn auch nicht viele Menschen treffen. Du musst nicht mehr als nötig auffallen.“, erklärte sie ihm.

„Ich dachte, wir halten uns von Menschen fern.“

„Ja, aber damit meinte ich, dass wir nicht gerade mitten ins Dorf rennen und schreien ‚Wir sind da!’. Ich denke, es wäre nicht so schlecht, ein wenig umher zu wandern. So bleibt der Splitter rein.“

„Aber du kannst ihn doch auch läutern.“

„Schon, aber es strengt mich ziemlich an. Ich bin zwar eine Miko. Aber nicht so stark wie andere.“, grummelte sie, „Und nun zieh dich an.“

„Reicht es nicht, wenn ich nur eine Kappe aufsetze?“

„Die Leute hier sind immer noch sehr abergläubisch. Deswegen liebt Großvater diese Gegend sehr. Es sollte mich nicht wundern, wenn sie dich allein anhand deiner Kleidung und der weißen Haare als Hanyou identifizieren würden. Und dann ist hier wahrscheinlich der Teufel los.“

Inu Yasha dachte nach. Selbst wenn die Menschen mitbekommen würden, dass er ein Hanyou war, konnte ihm keiner versichern, ob er mit heiler Haut davon kommen würde. Vielleicht waren sie nicht so verständnisvoll und entspannt wie Kagome. Eher verschreckt, dass es in der modernen Welt tatsächlich noch Hanyou gab.

„Na gut. Bevor sie mir noch bei lebendigem Leib die Haut über den Kopf ziehen.“

Inu Yasha nahm sich die Sachen, die ihm Kagome reichte und verzog sich ins Schlafzimmer. Es überraschte ihn selber, dass er sich komischerweise recht wohl fühlte in den Sachen. Sie waren bequem, wenn auch nicht so robust wie sein Suikan aus Feuerrattenhaar. Zu guter Letzt setzte er sich seine Kappe auf und nahm sich Tessaiga.

Kagome wickelte eine Decke um das Schwert, gab Inu Yasha den mit Bento bepackten Rucksack und schob das Schwert zwischen Rucksack und Inu Yashas Rücken.

„Komm, lass uns los gehen.“

Der Hanyou nickte und zusammen gingen sie hinaus in den sonnigen Tag.
 

Sie waren schon bald drei Stunden unterwegs, als Kagome eine Pause vorschlug. Ihr taten die Füße weh von dem ständigen bergauf gehen. Sie ließen sich an einem kleinen Bachlauf nieder. Beide schlüpften aus ihren Schuhen und steckten sie ins kühle Nass.

Inu Yasha ließ sich ins Gras fallen und Kagome reichte ihm sein Bento und etwas zu trinken.

„Ich fühl mich gut.“, sagte er zwischen zwei Bissen.

„Dacht ich mir.“

„Wie lange willst du in der Hütte bleiben?“

„Bis wir den Splitter wieder raus haben. Irgendwie.“

„Klingt nicht so, als hättest du einen Plan.“

„Mein Plan besteht momentan nur aus der Tatsache, dass ich den Splitter rein halten muss.“, seufzte sie und ließ sich ebenfalls ins Gras sinken.

„Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast.“

„Was denn?“

„Das Kikyo mir den Splitter eingepflanzt hat.“, antwortete der Hanyou in den Himmel starrend, „Es könnte tatsächlich sein. Nur ich weiß nicht, wann das geschehen sein soll. Ich meine, du hast gesagt, dass ich durch einen riesigen Seelenfänger in den Brunnen gezogen wurde und dann völlig verändert wieder zurückkam. Das ich mich an manche Dinge nicht erinnern kann. Kagome, erzähl mir alles, was bis zu dem Zeitpunkt passiert ist. Vielleicht kann ich mich ja an Manches dann wieder erinnern.“

Kagome schaute ihn erstaunt an und setzte sich auf. Sie musste erstmal ihre Gedanken ordnen, bevor sie zu erzählen begann. Das Mädchen versuchte sich an jedes Detail zu erinnern:

Sie begann mit ihrem Streit und wie er sich widerwillig bei ihr entschuldigte, wie sie ihn auf die Wange küsste. Dass ihre Freunde eine kleine Intrige spannten, damit sie besorgt wegen Shippou wieder zurück ins Mittelalter kehrte und dass der ganze Plan kläglich scheiterte. Sie war wütend gewesen und verletzt und kehrte in ihre Zeit zurück. Inu Yasha war ihr gefolgt und sie waren sich näher gekommen. Sehr nah. Kagome brachte während ihrer Erzählung Inu Yasha zum Lachen, als sie ihm erzählte, wie wütend ihr Großvater gewesen war und in einem Hotel übernachtete. Der Hanyou knurrte, als sie davon sprach, wie sie den verunreinigten Splitter des Shikon no Tama von Naraku bekam und Inu Yasha angriff. Als sie ihm die Szene schilderte, als er ihr den Antrag machte, wurde er rot und schaute sie ungläubig an. Sie zuckte nur lächelnd mit den Schultern und fuhr fort. Doch während sie von ihrem schrecklichen Traum erzählte, der wegen Kikyo plötzlich auch noch wahr wurde, wurde ihre Stimme immer leiser und sie geriet mehr und mehr ins Stocken.

Inu Yasha entging das natürlich nicht. Er setzte sich auf und nahm sie in den Arm.

Kagome lehnte ihren Kopf an seine Schulter und erzählte tapfer weiter. Bis hin zu dem Punkt als Inu Yasha in den Brunnen gezogen wurde.
 

„Das wäre alles.“, endete sie leise seufzend.

„Ganz schön viel.“

„Ja, aber es ist die Wahrheit.“

„Die Wahrheit.“

Er schaute auf das fließende Wasser. Wieder schwirrten ihm die Gedanken durch den Kopf. Doch wenigstens hatte er dieses Mal keine Kopfschmerzen dabei. Was wohl allein an Kagomes Nähe lag. Kagome. Sein Blick glitt zu ihr. Sie sah ebenfalls auf das Wasser. Inu Yasha versuchte bei ihrem Anblick tief in sich hinein zu hören. Suchte nach irgendeinem Gefühl, dass ihre Geschichte bestätigen würde. Doch alles was er spürte, war sein schlagendes Herz, das wieder Purzelbäume bei ihrem Anblick schlug. Der Hanyou ahnte, dass sein Herz ihm sagen wollte, dass Kagome die Wahrheit sprach. Das sie ihn nicht angelogen hatte. Was hätte sie auch für einen Grund dafür gehabt?

„Ich glaube dir.“, sagte er.

„Wirklich?“, sie schaute ihn ungläubig an.

Ihre Blicke trafen sich und Inu Yasha nickte lächelnd. Überglücklich sprang Kagome auf und fiel ihm um den Hals:

“Danke! Danke, Inu Yasha!“

Er umschloss sie, was sein Herz mit Raserei quittierte.

„Aber…“

„Aber was?“, Kagome löste sich wieder ein wenig von ihm und schaute ihn an.

“Ich glaube dir. Und du weißt, dass du mich wahnsinnig machst. Nur ich weiß nicht, ob ich dich mehr liebe als Sie.“

„Ah, okay. Das ist in Ordnung. Denn ehrlich gesagt, Inu Yasha, weiß ich, warum ich dich wahnsinnig mache. Und wenn du mal auf dein Herz hören würdest, wüsstest du es auch.“

Ernst schaute er sie an. Musste schwer schlucken und nickte:

“Ich mag dich. Ich mag dich sehr. Und mein Herz rast, wenn ich dich berühre oder du mich. Ich suche deine Nähe. Ich will deine Nähe. Ich glaube, ich bin verliebt.“

Die letzten Worte kamen schwer über seine Lippen. Er war verlegen und schaute betreten zu Boden. Doch in seinem Gefühlschaos wurde er von Kagome aufgefangen. Sanft hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Mehr schaffte sie nicht und sie wollte den Hanyou nicht gleich überrumpeln.

Inu Yasha war wie elektrifiziert von den sanften Lippen des Mädchens. Zuckersüß war dieser kleine Kuss gewesen. Und damit bestätigte sich sein Gefühl. Verliebt schauten sich die beiden an.
 

„Inu Yasha? Kagome?“

Die beiden schreckten auf und sahen sich um.

„Jinenji!“, rief Kagome erfreut und sprang auf, lief dem Hanyou entgegen, „Was machst du denn hier. Ich meine, du bist in der Neuzeit und nicht im Mittelalter.“

„Hallo Kagome. Hallo Inu Yasha!“, Jinenji lächelte.

„Hallo Jinenji.“, begrüßte ihn auch Inu Yasha.

„Schön euch zu sehen. Seit wir uns vor einigen hundert Jahren begegnet sind, hoffte ich die Jahrhunderte hindurch, dass wir uns wieder sehen würden.“

Die drei setzten sich wieder ins Gras und Kagome bot ihm etwas von ihrem Bento an.

„Sag, wie hast du die Zeiten überlebt? Seit ich Kagome kenne und ab und an hier in der modernen Welt bin, ist mir noch kein Hanyou oder Yokai begegnet. Außer der, der die Seelen verstorbener Kinder frisst.“, fragte Inu Yasha.

„In der großen Stadt wirst du auch keine finden. Die haben sich alle in die Berge und fast unbewohnten Gegenden zurückgezogen. Aber es sind weit weniger als damals. Ich hab mich hierher zurückgezogen, als meine Mama vor Jahrhunderten starb. Seitdem habe ich den Leuten immer mal wieder mit meinen Kräutern geholfen.“

„Du hast also Kontakt zu den Einwohnern dieser Gegend?“, hakte Kagome nach.

„Ja. Ab und an kommen sie mich besuchen und erbitten sich Kräuter.“

„Ich bin jeden Sommer hier gewesen, seit ich ein Kind war. Komisch das wir uns noch nie begegnet sind.“

„Es war halt vorbestimmt, dass wir uns erst im Mittelalter und dann hier begegnen. Aber sagt mal, was treibt euch hierher?“

Inu Yasha und Kagome tauschten Blicke aus, bevor Kagome erneut zu erzählen begann. Aber nur die kurze Version. Der Hanyou Jinenji hörte interessiert zu, stellte aber erst seine Fragen zum Schluss, die ihm seine beiden Freunde ebenfalls beantworteten.
 

„Das mit dem Juwelensplitter in deiner Brust ist echt hart.“, kommentierte er am Ende.

„Ja, und wir haben keine Ahnung wie wir das Teil wieder herausbekommen. Ich kann es ihm ja nicht mit Tessaiga raus schneiden.“, stellte Kagome ironisch fest.

„Das ist wohl wahr.“

Inu Yasha brummte nur.

„Was haltet ihr davon, wenn ich morgen bei euch vorbei komme? Sag mir einfach, wo die Hütte von euch steht. Ich muss morgen sowieso mal ins Dorf. Eine alte Frau ist krank und die Kinder kamen heute Morgen zu mir. Sie baten mich, einen Heiltrank herzustellen. Ich suche gerade die Kräuter dafür zusammen. Die Arznei der modernen Ärzte hier wirkt nicht richtig. Und vielleicht finden wir ja eine gemeinsame Lösung.“

„Gerne. Warum denn nicht?“, Kagome schaute zu Inu Yasha, der lächelnd nickte.

Das Mädchen gab Jinenji eine genaue Wegbeschreibung. Der Hanyou freute sich und verabschiedete sich, verschwand wieder im Wald.
 

Auch Kagome und Inu Yasha machten sich kurze Zeit später wieder auf den Weg hinunter in Richtung Dorf. Beide freuten sich, dass sie Jinenji wieder gesehen hatten. Nie und nimmer hätten sie damit gerechnet. Den ganzen Heimweg sprachen sie über nichts anderes. Nicht einmal darüber, dass Inu Yasha anscheinend wieder verliebt war. In Kagome.

Erst am Abend, als sie nach dem Essen wieder vor der Hütte saßen, kam es ihnen wieder in den Sinn.

Als sie wieder aneinander gelehnt auf den Stufen hockten.

Als Inu Yasha wieder Herzrasen hatte.

Als Kagome lächeln musst.

Als sich ihre Blicke trafen und beide erröteten.

„Kagome.“

„Ja?“

„Wir können das schaffen, oder?“

“Wie schaffen so was immer.“

„Stimmt!“

Er beugte sich langsam zu ihr und berührte mit seinen Lippen sanft ihre Stirn. So sehr sein Herz auch Freudensprünge machte und in seinem Magen Schmetterlinge Amok flogen, so sehr hatte er auch Angst. Angst davor, dass das Gefühl plötzlich vorbei sein könnte. Oder noch schlimmer: Das sich der Splitter trüben würde. Und das Kagome ihn nicht würde läutern können. Er wollte nicht schon wieder Schmerzen haben.

Kagome ahnte, was in dem Hanyou vorging. Sie kannte ihn gut genug.

„Wir lassen es langsam angehen.“, hauchte sie ihm zu, lehnte ihre Stirn gegen seine.

„Hm. Ich frag mich nur, ob ich das kann. Jetzt, wo ich weiß, was ich fühle.“

„Du musst. Wir sollten nichts riskieren.“

Inu Yasha nickte schweigend.

Sie genossen die Stille und neu gewonnene Zweisamkeit. Wieder tanzten die Glühwürmchen vor ihnen am Weg und in der Ferne konnten sie Eulen hören. Beide fühlten sich wieder geborgen und Kagome war einfach nur froh, dass sie Inu Yashas Herz wieder für sich gewinnen konnte. Jetzt galt es nur noch, dieses Herz vor Kikyo und ihrem gemeinen Fluch zu verteidigen. Aber sie war sich sicher, dass sie auch das meistern könnte.

Der Hanyou strich ihr gedankenverloren über den Kopf. Endlich war er sich sicher, was seine Gefühle für Kagome anging. Und er fühlte sich gut. Sie war sein Anker und sein Fixpunkt. Sie gab ihm Sicherheit. Für sie wollte er immer da sein. Immer!

Ein bindender Geruch

Schweißgebadet wachte Inu Yasha mitten in der Nacht auf. Senkrecht saß er im Bett. Er musste schwer atmen und in seinem Kopf hämmerte es. Sein Herz raste.

„Was war das?“, fragte er sich halblaut selbst.

Im Schlaf hatten ihn seltsame Erinnerungen geplagt. Ausgelöst durch Kagomes Erzählungen wenige Stunden zuvor, durchlebte er alles noch einmal. Und das intensiver als er es sich jemals gedacht hätte. Der Hanyou atmete tief ein und aus und versuchte seinen Kreislauf wieder ein wenig in die Spur zu bekommen. Es gelang ihm nicht ganz, weshalb er seine Beine über die Bettkante schwang und aufstand. Langsam suchten sich seine Füße den Weg in die Küche. Er nahm sich ein Glas Wasser und lehnte sich gegen die kleine Küchenzeile. Der zunehmende Mond schien durch das Fenster und Inu Yasha seufzte auf.

„Alles nur weil ich sie liebe?“

Er hatte es schon am Nachmittag geahnt und gewusst, dass Kagome die Wahrheit sagte, als sie von ihrer Beziehung sprach. Und als sie immer leiser wurde, als sie von Kikyos Intrige sprach, war ihm bewusst geworden, wie sehr sein Herz für Kagome schlug. Für das Mädchen das immer an seiner Seite war. Das immer an seiner Seite bleiben würde.

Doch gleichzeitig wusste er nun auch, dass ihnen eine noch härtere Zeit bevor stand. Er trug einen Splitter des Shikon no Tama in sich und keiner der beiden hatte eine Ahnung, wie sie ihn wieder heraus bekommen sollten. Inu Yasha und Kagome wusste nur, dass sie hier am Fuß des Fuji-san halbwegs sicher waren und der Splitter rein bleiben würde. Das war ihre letzte Hoffnung, solange wie sie noch keine Lösung hatten. Und das sie auf Jinenji getroffen waren, war ihr momentan größter Hoffnungsschimmer.
 

Inu Yasha konnte durch die halb geöffnete Tür Kagomes Atem hören. Er hatte sich schwer beherrschen müssen, als er sich neben sie ins Bett gelegt hatte. In ihren Augen hatte er lesen können, dass es dem Mädchen nicht viel anders erging. Doch sie hatte ihn auch gewarnt. Sie wollte es nicht noch einmal riskieren, dass er hinterher die Kontrolle über sich verlor und erneut zu einem Yokai wurde. Aber innerlich sträubte er sich gegen diese Warnung. Zwar kamen ihm die Erinnerungen nach und nach zurück, jedoch nicht die Empfindungen. So sehr er sich auch versuchte, daran zu erinnern, was er fühlte. Dem Hanyou gelang es nicht, sich an diese intensive Gefühle zu erinnern, die Kagome in ihm ausgelöst hatte, als sie sich nahe waren. Und das ärgerte ihn am meisten. Er wollte alles wieder haben. Seine Erinnerungen, seine Gefühle und seine Sehnsüchte!

Er schaute zu Boden, ballte seine Fäuste und knurrte. Inu Yasha war sich sicher, dass die untote Miko teuer dafür würde bezahlen müssen, wenn sie ihm unter die Klauen kam.

„Inu Yasha, warum schläfst du nicht?“

Erschrocken und ertappt schaute der Hanyou auf. In der Tür stand Kagome in ihrem dünnen Nachthemd. Um seine Nase bildete sich ein leichter Rotschimmer und er schaute verlegen weg.

„Ich hab deine Erzählungen noch mal im Traum durchlebt. Bis ins kleinste Detail.“

Kagome ging auf ihn zu und nahm seine Hände in ihre:

“Und?“

„Es war schrecklich. Also zumindest die Illusionen und mein Dasein als Yokai.“

„Oh. Und die anderen, schönen Erinnerungen?“

Sein Blick glitt wieder zu ihr:

“Wunderschön. Aber ich kann manche Gefühle nicht wieder hervor holen. Und momentan lässt du mich ja auch nicht.“

Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Grinsen ab und Kagome erwiderte es.

„Inu Yasha ich vertraue dir.“, liebevoll glitten ihre Finger über seinen nackten muskulösen Oberkörper.

“Und ich dir.“

„Und deswegen werden wir uns auch noch zurück halten.“

Inu Yasha nickte. Er wusste, dass eine Diskussion mit Kagome sowieso nichts bringen würde.

„Wollen wir wieder ins Bett? Es ist vier Uhr morgens, und Jinenji wollte früh hier im Dorf sein und somit auch bei uns.“, langsam zog sie den Hanyou hinter sich her und wieder mit ins Schlafzimmer.

Inu Yasha blieb einen Schritt hinter ihr und schloss die Türe. Erneut beobachtete er das Mädchen, wie es sich elegant zum Bett hin bewegte und hinein stieg. Unter ihrem Nachthemd konnte er jeden Muskel sehen und jede ihrer Rundungen.

„Kagome, wie lange muss ich das noch aushalten?“

Kagome saß bereits im Bett und ordnete die Decken, bevor sie ihn ansah.

„Also mal ehrlich, Inu Yasha. Bis vor einigen Stunden konntest du dich an nichts erinnern und kaum weißt du, dass du mich doch liebst, willst du gleich wieder mehr. Da spricht echt das Tier aus dir, oder?“

Betreten trottete der Hanyou hinüber zum Bett, ließ sich drauf fallen.

„Ja ich glaube schon. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich mich genau an diese Gefühle nicht mehr erinnern kann. Als ob sie blockiert werden.“, er sank in die Kissen und schaute zu Kagome.

„Hm, vielleicht von deinem Verstand. Damit du nicht wieder die Kontrolle verlierst. Oder von dem Splitter selbst. Immerhin ist Kikyo ja genau auf diesen Punkt in unserer Beziehung eifersüchtig. Darauf, dass du mit mir schläfst. Einfach so und bei ihr damals nicht mal Anstalten dazu gemacht hast.“

„Sie wollte ich damals auch nicht heiraten. Ich wollte nur so mit ihr zusammen leben, damit ich nicht mehr einsam gewesen wäre.“

Ihre Blicke trafen sich und beide mussten lächeln.
 

„Kagome?“, nach einigen Minuten durchbrach Inu Yasha die Stille, „Darf ich aber meinen Kopf auf deinen Schoß legen? So wie damals.“

„Sicher!“

Das Mädchen lehnte sich gegen das Kopfende und der Hanyou krabbelte zu ihr, bettete seinen Kopf auf ihren Schoß und seufzte selig.

„Riech ich immer noch so gut wie damals?“

„Ja und mit jedem Male besser.“

„Ach so?“

„Ja, weil du auch nach mir riechst.“, grinste er breit.

„Kein Wunder, wir sind ja auch Tag und Nacht zusammen.“

„Nein, das meine ich nicht. Du riechst nach mir. Mein Geruch ist in dir.“

„Aber, aber…“, stotterte Kagome und plötzlich ging ihr ein Licht auf, „Du hast mich markiert wie ein Hund!“

Inu Yashas Gesichtszüge entgleisten. So wie sie das sagte, klang sie mehr schockiert als alles andere. Und ihr Blick sagte mehr als tausend Worte.

„Kagome, so hab ich das nicht gemeint. Aber das passiert automatisch. Und bei Yokai ist das normal. Und da ich von einem abstamme, war oder ist es klar, dass es bei uns

beiden auch so sein würde.“, er hatte sich aufgesetzt und schaute sie.

„Und was bedeutet das jetzt für mich? Wird dein Geruch ewig an und in mir haften?“, das Mädchen war verunsichert. Es war für sie klar, dass sie immer mit dem Hanyou zusammen bleiben wollte, aber was das mit dem Geruch auf sich hatte, konnte sie sich nicht erklären.

„Es bedeutet nichts für dich. Es bedeutet nur für andere Yokai, dass du bereits vergeben bist. Zum Beispiel für Kouga. Sie werden dann also keine Versuche mehr starten, dich zu erobern. Was glaubst du wohl, warum Kouga so handzahm geworden ist? Als wir zusammen waren, aber uns nur geküsst haben, warst du sozusagen noch Freiwild für ihn. Erst als wir uns nahe kamen, konnte er es glauben und musste es akzeptieren. Für ihn und alle anderen Yokai bist du an mich gebunden. Wenn wir wieder mal die Gelegenheit haben, auf Sesshomaru zu treffen, wird auch er es bemerken. Und ob er will oder nicht akzeptieren.“

Kagome hatte ihm aufmerksam gelauscht. Langsam klang das alles plausibel. Und sie hatte sich sowieso schon gewundert, warum sie beim letzten Treffen mit Kouga keinen Streit zwischen ihm und dem Hanyou erlebt hatte. Nun wurde ihr einiges klar.

„Das heißt ja, dass wir eigentlich schon verheiratet sind. Zumindest in den Augen und Nasen der Yokai.“

„Ja im Prinzip schon.“, grinste er.

„Aber gehen wir mal vom aller schlimmsten Szenario aus und ich verliere dich im Endkampf gegen Naraku. Dann trag ich deinen Geruch mit mir rum und was dann?“

„Hm, also falls du dich dann wieder verlieben würdest, angenommen in Kouga, dann würde er dir auch seinen Geruch geben, aber meinen wirst du nie ganz verlieren.“

„Und wenn ich mich hier neu verlieben würde?“

„Dann ist es egal. Menschen bekommen das ja nicht mit. Hunde eher, ja. Oder Tiere im Allgemeinen. Aber sonst ist es egal. Und außerdem gehen wir davon aus, dass wir die Sieger sind und nicht Naraku.“

Kagome nickte und bedeutete Inu Yasha, sich wieder in ihren Schoß zu legen. Er tat wie geheißen und genoss ihre sanften Berührungen. Liebevoll strich sie ihm durchs Haar.
 

Beide konnten die Stimmung zwischen ihnen mit den Fingern berühren und es knistern hören. Zärtlich wanderten Kagomes Finger zu Inu Yashas Ohren, kraulten sie hingebungsvoll.

Doch auch der Hanyou war nicht untätig: Seine Finger fuhren ihr Kinn entlang und seine Krallen verursachten bei Kagome eine Gänsehaut.

Langsam beugte sie sich nach unten. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie, bevor sich ihre Lippen das erste Mal seit Tagen wieder berührten. Erst schüchtern, dann immer fordernder.

Inu Yasha legte seine Hand in ihren Nacken und Kagome stützte sich mit einer Hand auf seinem nackten Oberkörper ab. Der Hanyou spürte wieder sein rasendes Herz und auch neue Gefühle. Er ahnte, dass es die waren, die ihm noch fehlten. Ein Keuchen entfleuchte ihm.

Auch Kagome spürte, dass die Leidenschaft versuchte, sich einen Weg zu bahnen. Einen Weg, den sie noch nicht zulassen konnte, obwohl sie es wollte. Leicht geknickt unterbrach sie den Kuss.

„Inu Yasha!“, hauchte sie.

„Ich weiß, wir dürfen nicht.“, langsam öffnete er wieder seine Augen und sah in ihre.

„Tut mir leid!“

„Ist doch schon gut. Danke, dass ich einen Vorgeschmack bekommen durfte“

„Sehr gerne. Und wenn du magst, bekommst du den auch immer und immer wieder. Solange, bis wir uns von dem dämlichen Fluch und dich von deinem Splitter befreit haben.“, sie lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

Dann rollte sich der Hanyou von ihr ab und sie schob sich unter die Decke.

„Schlaf gut, Kagome!“

„Du auch!“
 

Die Sonne war gerade aufgegangen, als Kagome schon von Kindergeschrei geweckt wurde. Langsam rappelte sie sich auf, streckte sich und stieg aus dem Bett. Sie warf einen Blick auf Inu Yasha, der auf dem Bauch lag und noch tief und fest und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief.

Das Mädchen zog sich leise an, legte dann noch ein paar Sachen für Inu Yasha bereit und ging leise hinaus. Sie musste an die letzte Nacht und den Kuss denken. Wie gerne wäre sie noch einen Schritt weitergegangen. Sie wollte ihn wieder so gerne in sich spüren. Gedankenverloren machte sie sich einen Tee und ging hinaus vor die kleine Ferienhütte.

Die Morgenluft war noch kühl und Kagome fröstelte ein wenig. Doch sie wärmte sich mit ihrem Tee. Sie stand auf die Stufen und sah ein zwei Großmütter, die bereits mit ihren Enkeln unterwegs waren. Als die Damen Kagome sahen, hielten sie inne und musterten sie.

„Entschuldigen Sie, junges Fräulein. Sind sie die Tochter der Familie Higurashi?“

Kagome verbeugte sich:

“Ja, das stimmt. Ich bin Higurashi Kagome.“

„Na so was, du bist aber seit letztem Sommer gewachsen. Schaust auch so ziemlich verändert aus. So erwachsen.“, lächelte eine der Damen.

„Ach was.“, grinste Kagome.

„Und wo ist deine Familie?“

„Die sind in Tokio geblieben. Nur ich bin hier.“

„Ach so, warum das denn?“

„Weil ich, ähm, einen alten Freund hier besuchen wollte.“, versuchte sich Kagome rauszureden und überlegte insgeheim, warum die beiden Alten wohl so neugierig waren.

„Ach wen denn?“

„Ähm…“

Doch Kagome musste nichts weiter erklären, als Jinenji mit ein paar Dorfkindern im Schlepptau um die Ecke kam und zu ihr herüber rief. Das Mädchen winkte zurück.

„Ach du kennst Jinenji?“, fragten die Damen im Duett.

“Ja, wir kennen uns schon sehr lange. Man könnte schon sagen Jahrhunderte.“

Der große Hanyou trat zu ihnen und nickte.

„Aber Mädchen, wie kommt ein Stadtkind denn zu einer Freundschaft mit einem Hanyou.“

„Einfach so.“

„Na du bist mutig.“, sprach eine der Alten und schaute dann zweideutig grinsend zu Jinenji, „Gefällt sie dir?“

Das Mädchen schaute perplex zwischen den Alten und dem Hanyou hin und her. Was ging denn jetzt ab?

„Ja, aber sie ist schon vergeben.“, lächelte Jinenji, „Und das ziemlich deutlich.“

‚Na super, er hat es also auch schon gerochen, bevor mich Inu Yasha überhaupt aufgeklärt hatte.’, dachte Kagome bei sich und bemerkte nun wieder die neugierigen Blicke der alten Damen.

„Ja, ich bin schon vergeben.“, bestätigte sie freundlich lächelnd.

„Na weiß das deine Mutter und dein Opa, Kagome?“

Kagome wollte gerade den Mund aufmachen, um zu antworten, als sie eine Hand um ihre Hüfte spürte. Inu Yasha war wach geworden.

„Ja sie wissen es und ihr Opa mag mich nicht.“

Den beiden Damen stockte der Atem, als sie das Higurashi-Mädchen neben dem Hanyou sahen. Nie und nimmer wären sie auf die Idee gekommen, dass Kagome mit so Jemandem zusammen sein würde. Aber da stand neben ihr ein Hanyou und schaute sie misstrauisch an.

„Guten Morgen, Jinenji.“

„Guten Morgen, Inu Yasha.“, begrüßte er seinen Freund.

„Sag mal Hanyou, wie kommst du dazu, so ein bezauberndes Mädchen zu berühren?“, fragten nun wieder die Alten.

„Ich hab mich in sie verliebt und sie sich in mich. So einfach ist das.“

“Wie alt bist du? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“

„Also…“, begann er, doch er wurde von Kagome unterbrochen:

“Er ist siebenhundert Jahre alt. Sein Vater war ein Yokai, Inu no Taisho und seine Mutter ein Mensch Wir haben uns in Tokio getroffen, als er unseren Tempel besucht hatte.“

„Aha, also gibt es euch doch noch in der Stadt. Hör mal, Kleiner.“, begann eine der Damen, „Mach uns hier keinen Ärger. Wir respektieren Jinenji. Aber dich kennen wir nicht.“

„Schon gut. Ich halt mich zurück.“, murmelte Inu Yasha.

Er überließ es Kagome die beiden Alten zu verabschieden und wandte sich lieber Jinenji zu.
 

Kagome und ihr Hanyou hatten Jinenji zum Frühstück eingeladen und saßen mit ihm auf den Stufen zur Hütte. Der Hanyou hatte die Arznei bereits bei einem der Dorfbewohner vorbei gebracht und nun den ganzen Tag Zeit. Beim Essen hatte er sich nochmals den Fluch erklären lassen und wie Inu Yasha zu dem Splitter des Shikon no Tama gekommen war.

„Hm, das ist schon im wahrsten Sinne des Wortes eine verfluchte Sache. Aber wenigstens habt ihr wieder zueinander gefunden.“, lächelte Jinenji sie an.

„Ja, aber damit werd ich den Splitter auch nicht los.“, maulte Inu Yasha.

„Ich weiß. Aber solange ihr zusammen seid, bleibt der Splitter wenigstens rein.“

„Ja das stimmt. Aber ich will ihn nicht mein ganzes Leben mit mir herum tragen.“

„Wolltest du nicht früher immer ein vollwertiger Yokai werden?“

“Wollte, aber das hat sich geändert. Jetzt bleib ich der, der ich bin. Für Kagome. Ich hab die Schnauze voll vom Dasein als Yokai. Nie kann man sich fallen lassen, weil man sonst die Welt vergisst und die Kontrolle über sich verliert. Und wenn ich einmal im Monat ein Mensch werde, ist das okay. Ist ja nur einmal.“

„Dein Bruder ist ein Yokai, oder?“

„Ja. Aber er hat früh gelernt, sich unter Kontrolle zu halten. Deswegen kann er sich auch in seinen Gestalten beherrschen und verwandelt sich nur in sein wahres Ich, wenn es wirklich muss.“

Jinenji nickte. Schon bei ihrem ersten Treffen hatte er sich gefragt, warum Inu Yasha unbedingt ein Yokai werden wollte. Und es beruhigte ihn zu hören, dass er von diesem Plan abgerückt war. Auch und vorallem wegen Kagome.

„Was sagt eigentlich dein Bruder dazu?“

„Ihm ist es noch nicht aufgefallen. Wir sind uns seit Monaten nicht mehr über den Weg gelaufen. Wenn er es merkt, muss er halt damit leben. Sie stellt schließlich keine Gefahr für unsere Familie dar. Auch wenn er und ich da unterschiedliche Auffassungen von dem Wort ‚Familie’ haben.“

Kagome schaute zwischen ihrem Hanyou und Jinenji hin und her. Sie wusste augenblicklich worum es ging. Und für die Jungs war es anscheinend das Natürlichste auf der Welt, das ein Yokai oder Hanyou seine Liebe an sich durch seinen Geruch band. Doch ihr war es ein wenig unangenehm. Immerhin ging es im Grunde nur sie und Inu Yasha etwas an. Und was hatte das außerdem noch mit Inu Yashas Familie und seinem Bruder zu tun? Ihr war das alles ein wenig zuviel.

„Entschuldigt bitte, Jungs. Könnt ihr vielleicht das Thema wechseln?“

Die beiden Hanyou schauten sie an und erkannten sofort an ihrer Gesichtsfarbe, was sie meinte.

„Ähm entschuldige, Kagome. Ich hab vergessen, dass das Thema ja neu für dich ist.“, Inu Yasha beugte sich zu ihr, hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

„Oh, du wusstest es also gar nicht?“, fragte nun Jinenji nach.

„Nicht bis vor wenigen Stunden, als mich Inu Yasha freundlicherweise aufgeklärt hatte.“

„Aber da es um dich geht, war und ist es ebenso wichtig, dass du es weißt. Inu Yasha ist stark und verströmt eine Menge Respekt. Wenn du in seiner Begleitung bist und er dich mit seinem Geruch als Gefährtin legitimiert hat, dann werden auch die Yokai, die vor ihm Respekt haben, Respekt vor dir haben. Er hat dich gleichgestellt mit sich selbst. Sein Vater war ein großer Fürst. Sowohl Inu Yasha als auch Sesshomaru sind seine Erben und damit jetzt auch du.“, erklärte ihr Jinenji.

„Okay, also ich hab es ja verstanden, dass mich Inu Yasha damit irgendwie zu seiner Frau gemacht hat. Aber das ich gleichgestellt bin mit ihm, ist mir neu.“

„Ach die Hierarchie der Yokai und Hanyou ist eigentlich simpel. Teile deinen Geruch und er oder sie ist Teil deiner Familie.“, schloss Inu Yasha.

„Warum hast du es mir nicht gleich so erklärt?“

„Ich dachte, du möchtest die detaillierte Geschichte hören. Na Hauptsache du bist aufgeklärt.“

„Danke, das war ich auch schon vorher. Zumindest für ein Menschenleben und nicht für das einer Hanyou-Braut.“, grummelte Kagome und lehnte sich gegen Inu Yasha.
 

Die drei saßen noch den ganzen Mittag und Nachmittag vor der Hütte. Und als sie schließlich auseinander gingen, hatten sie noch immer keine Idee bezüglich des Fluches oder des Splitters.

„Kommt doch die Tage mal bei mir vorbei. Ihr müsst einfach nur dem Bachlauf weiter folgen. Vielleicht fällt mir bis dahin was ein. Und bewegt euch ruhig im Dorf. Auch wenn die beiden heute Morgen meinten, du sollst dich anständig benehmen, sind die alle sicher ziemlich neugierig auf dich.“, Jinenji stand auf und ging winkend davon.

„Also sind wir jetzt nicht schlauer als vorher.“, seufzte Kagome, als sie durch die Tür in die Hütte ging.

„Du schon.“, grinste Inu Yasha und folgte ihr.

„Bleib bloß ruhig. Sonst kann ich selbst auch den Splitter trüben.“, lächelte Kagome ihn fies an.

„Ist ja schon gut.“

„Braves Hündchen.“, sie zog ihn an sich heran und gab ihm einen Kuss, „Schön, dass du mich wieder liebst.“

„Schön, dass du meine Frau bist und nur ich es weiß.“

“Wenn Opa das erfährt, läuft er Amok.“

“Er muss es ja nicht wissen.“, grinste Inu Yasha.

„Ich sag es ihm sicher nicht. Na komm, ich mach uns was zu essen.“

„Klingt gut.“

Gemeinsam gingen sie in die Küche. Während sie das Gemüse schnitt, stellte er sich von hinten an sie heran und umarmte sie einfach. Das pure Glück für beide.

Die Miko Hisa-Sama

Kagome und Inu Yasha waren jetzt seit fünf Tagen in dem kleinen Dorf am Fuße des Fuji-san. Die Bewohner hatten sich schneller als gedacht an den Hanyou gewöhnt, der jeden Morgen ein paar Dehnungsübungen vor der Ferienhütte der Higurashis machte. Sie fanden es wunderbar, einen so starken und gut aussehenden jungen Mann in ihrer Mitte zu haben. Jinenji war im Gegensatz zu Inu Yasha ja nun nicht gerade eine Schönheit.

„Guten Morgen, Inu Yasha!“, begrüßte Kagome ihren Liebsten, als sie aus der kleinen Hütte trat.

„Oh, guten Morgen! Habe ich dich geweckt?“

„Nein, ich bin von alleine aufgewacht.“, das Mädchen ging zu ihm und küsste ihn leidenschaftlicher, als er es um diese Tageszeit von ihr gewohnt war.

„Ähm, Kagome…“, er hielt sie zärtlich an der Taille fest.

Doch sie lächelte ihn nur verschmitzt an und dann ging ihr Blick an ihm vorbei. Er folgte ihr, drehte seinen Kopf und sah in die Gesichter von drei jungen Frauen, die in Kagomes Alter waren. Der Hanyou schaute zu Kagome und sah in ihrem Gesichtsausdruck den gleichen Blick, den Kouga immer ihm zu geworfen hatte, wenn Kagome ihn anstelle von dem Hanyou verarztete:

Sie markierte ganz klar ihr Revier!

Die Dorfmädchen schauten herausfordernd zurück. Inu Yasha erkannte sofort die Feindseligkeit. Er konnte Kagomes Aura spüren. Es war beinahe so, als wäre ihnen Naraku gegenüber gestanden.

„Kagome. Kagome, lass uns rein gehen.“, er hauchte ihr die Worte ganz nah an ihr Ohr.

„Hm.“

„Komm.“, sanft zog er sie mit sich. Er warf einen letzten Blick auf die Mädchen. Jetzt, da Kagome sie nicht mehr ansah, lächelten sie den Hanyou mehr als offensichtlich und ziemlich eindeutig an. Inu Yasha zeigte keine Gefühlsregung, als er noch einmal stoppte. Bestimmend und leidenschaftlich zugleich zog er seine Liebste mit einem Ruck an sich und presste seine Lippen auf ihre. Kagome war kurzzeitig überrascht. Doch als sie seine Hände auf ihrem Rücken und in ihrem Nacken fühlte, und zwischen sie und Inu Yasha nicht mal mehr ein Blatt Papier passte, erwiderte sie den Kuss ebenso leidenschaftlich.

Aus der Richtung der Mädchen konnten sie ein sehr eindeutiges und eifersüchtiges Schnauben hören. Beide mussten in den Kuss hinein grinsen.

„Sie sind weg.“, hauchte Inu Yasha in den Kuss.

„Besser für sie. Ich konnte die noch nie leiden. Die waren schon immer arrogant und verwöhnt. Im Mittelalter würden die keinen Tag überleben und wahrscheinlich in der heutigen Zeit in der Stadt auch nicht.“, lachte Kagome, bevor sie losging und den Hanyou mit sich zog.
 

Einige Zeit später saßen beide am Tisch und frühstückten.

„Kagome, bist du eifersüchtig?“

„Was?“, das Mädchen schaute von ihrem Frühstück auf.

„Ob du eifersüchtig bist? So wie du sie vorhin angeschaut hast. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du jemals Kikyo so angesehen hättest.“

„Oh, die Blicke auf deine Ex hast du nur nie so genau mitbekommen. Weil du ja da meistens nur Augen für sie hattest. Aber glaub mir, den Blick von vorhin, den kennt auch Kikyo. Definitiv!“

„Dann bin ich echt froh, diesen Blick nicht gesehen zu haben. Außer eben da draußen. Du bist dann echt Furcht einflößend, Kagome.“, schloss Inu Yasha und aß weiter sein Frühstück.

„Na was soll ich denn machen? Die haben dich ja so offensichtlich angestarrt, wie Naraku ein Stück des Shikon no Tama. Solche lüsternen Blicke kenne ich sonst nur noch von unserem Mönch. Ich musste dich einfach in dem Moment ein bisschen mehr küssen, als sonst. War das so schlimm?“

„Nein, wenn es nicht die Tatsache wäre, dass du wie ein Hund dein Revier markiert hast. An mir.“, er grinste sie breit mit einer hochgezogenen Augenbraue an, „Und neulich warst du noch so schockiert, weil ich dir das mit dem Geruch sagte.“

Kagome schob sich samt Stuhl vom Tisch weg:

“Ach Inu Yasha. Versteh mich doch auch mal ein bisschen.“

“Tu ich doch.“

„Ach echt?“, sie schaute den Hanyou verdutzt an.

„Ja. Anscheinend ist es hier in deiner Zeit auch nicht viel anders als drüben bei mir. Ihr macht es nur offensichtlicher mit dem Küssen. Also ja, ich verstehe es. Ich hab ihre Blicke dann ja auch gesehen. Sie waren echt gruselig, wie sich mich angestiert und penetrant angelächelt haben. Es sah so aus, als wollten sie mich fressen.“, Inu Yasha schüttelte sich kurz.

„Sie! Haben! Dich! Angestarrt! Und! Angelächelt?!“

Der Hanyou schaute sie erschrocken an. Ihre Stimme war schrill gewesen. Vollkommen ungewohnt für die Hundeohren des Hanyou. Instinktiv stand er auf und ging zu seiner vor Wut schnaubenden und mit geballten Fäusten dasitzenden Freundin.

Er hockte sich vor sie hin, umschloss ihre Fäuste mit seinen Händen.

„Kagome. Ignorier sie. Das sind nur dumme Weiber. Und glaub mir, ich habe nicht vor, noch einmal mein Gedächtnis zu verlieren und dich und uns zu vergessen. Okay?“

„Okay, ich versuch es.“, Kagome sprach leise, „Aber ich kann nicht dafür garantieren, dass ich ihnen nicht auch weiterhin böse Blicke zu werfe. Und dich küsse.“

“Alles klar.“, er lächelte sie an und hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Aber ich versuch mich dann gleich darin. Wir müssen nämlich einkaufen. Es ist nichts mehr im Kühlschrank und schon gar kein Ramen mehr für dich.“

„Kein Ramen?“, Inu Yashas Gesicht zeigte die pure Enttäuschung.

“Kein Ramen. Also los, räumen wir den Tisch ab und dann gehen wir los.“

„Für Ramen würde ich fast alles tun, was du sagst.“

„Dann küss mich.“, grinste Kagome.

Der Hanyou erwiderte das Grinsen und zog Kagome mit sich nach oben, bevor er ihre Lippen mit seinen versiegelte.
 

Von ihrem neuen Zuhause auf Zeit mussten Inu Yasha und Kagome eine gute Viertelstunde bis zu dem kleinen Supermarkt gehen, der das Dorf mit allem Nötigen und Unnötigen versorgte. Sie wurden von Blicken verfolgt, die ihnen die Dorfbewohner zuwarfen. Was auch keine Überraschung war, da Inu Yasha wieder seinen Suikan trug und Tessaiga an seiner linken Seite in der Schwertscheide steckte.

Der Hanyou hatte einige Zeit mit Kagome darüber diskutieren müssen, damit er seine Lieblingskleidung wieder anziehen durfte. Er hatte sich zwar immer mehr mit der neuen Kleidung der heutigen Zeit arrangiert, wenn er in Kagomes Welt war. Doch am liebsten waren ihm die Klamotten, die er seit seiner Kindheit trug. Das Feuerrattenfell das ihn immer an seine Eltern erinnerte. Inu Yasha konnte am Ende der Diskussion mit dem Argument triumphieren, dass schließlich alle im Dorf über ihn Bescheid wussten und es somit keinen Grund mehr gab, sich zu verstecken. Das hatte dann auch Kagome überzeugt.

Händchen haltend gingen sie die Dorfstraße entlang. Es gab kaum Verkehr, da es noch keine Ferienzeit war und das Dorf noch einen Dornröschenschlaf schlief.

„Kagome?“

“Ja?“

“Ich mag das Dorf. Hier muss ich mich nicht verstecken und keiner schaut mich komisch an.“, lächelte Inu Yasha vor sich hin.

„Das hast du wahrscheinlich Jinenji zu verdanken. Immerhin lebt er schon seit Jahrhunderten in der Nähe des Dorfes. Die Bewohner kennen es nicht anders. Hätten sich die Yokai und Hanyou nicht in die stillen Gegenden verzogen, sondern würden mit uns Menschen in der Stadt leben, wäre es auch noch einmal anders. Dann wärst du nichts Besonderes.“

“Da hast du wohl Recht. Ich frage mich, ob…“

„Ob was?“, fragte Kagome nach, der nicht entgangen war, dass Inu Yasha nachdenklicher geworden war und ernster.

„Ach nichts.“

“Nun sag es schon. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn jemand einen Satz oder Gedanken laut anfängt und ihn dann nicht vollendet.“, das Mädchen war stehen geblieben und schaute den Hanyou an, „Also was wolltest du sagen?“

„Na ja, ich frage mich, was wohl aus unseren Yokai-Freunden und so geworden ist. Also in der modernen Welt. Ob es sie hier auch noch gibt. Shippou zum Beispiel. Oder meinen Bruder und Jaken.“

“Hm. Warum wolltest du es nicht laut sagen?“

“Weil ich dachte, es wäre ein dummer Gedanke. Aber anscheinend wohl nicht.“

“Nein, ist es nicht. Ich hab mir auch schon diese Frage gestellt, seit wir auf Jinenji gestoßen sind. Vielleicht sind sie noch da. Vielleicht sucht auch Shippou nach uns. Wer weiß.“

„Vielleicht treffen wir sie ja mal wieder.“

“Ja vielleicht.“

Inu Yasha lächelte Kagome glücklich an, bevor er sie mit sich zog. Immer der Nase nach. Bis sie vor einem kleinen Restaurant ankamen aus der ein wohlriechender Geruch von Ramen zog. Das Mädchen schaute augenblicklich in die treuen Hundeaugen ihres Liebsten, der geradezu nach dem Besuch dieses Restaurants bettelte.

„Okay. Dann komm mit. Ich esse auch etwas und dann gehen wir aber wirklich einkaufen.“, lachte Kagome und Inu Yasha war in sekundenschnelle in Richtung eines freien Tisches entschwunden.
 

Es war bereits Nachmittag, als Kagome und Inu Yasha endlich ihre Einkäufe erledigt hatten und der Hanyou voll beladen mit Tüten hinter dem Mädchen herlief.

„Kagome, ist es noch weit?“, jammerte er.

„Hey, was ist denn los?“

“Es wird langsam schwer.“

“Ach komm, wer wollte denn so viele Fertiggerichte? Ich war dafür, dass ich frisch koche.“

„Keh.“, kam es nur von dem Hanyou.

Kagome lächelte leise. Sonst machte er immer einen auf stark und nun war er vollkommen am Ende. Wahrscheinlich raubte der Splitter des Shikon no Tama ihm mehr Energie, als er und sie gedacht hatten. Und noch immer hatten sie keinen Weg gefunden, ihn davon zu befreien.

Gedankenverloren und schweigend gingen sie weiter. Doch als sie vor ihrer Hütte ankamen, stoppte Kagome ruckartig und so schnell, dass Inu Yasha blindlings in sie hinein lief und mit dem gesamten Einkauf zu Fall kam.

„Hey Kagome, was sollte das denn?“, schnaubte er leicht verärgert und rappelte sich wieder auf. Er schaute sie an und folgte dann ihrem Blick:

Auf den Stufen zu ihrer Hütte saß eine alte Frau, gekleidet wie ein Miko.

„Kann ich ihnen helfen, Miko-sama?“, fragte Kagome höflich.

Die alte Frau stand auf und ging auf das junge Paar zu, verneigte sich kurz vor ihnen:

“Mein Name ist Iwata Hisa. Nennt mich ruhig Hisa-sama. Ich bin die Miko in diesem Dorf.“

„Hier gibt es noch eine Miko?“, erstaunt schaute Inu Yasha die alte Frau an.

„Ja, ich bin aber die letzte in einer langen Reihe von Miko. Wahrscheinlich auch eine der letzten in ganz Japan.“

“Und was willst du von uns?“

„Nun, ich wollte mit Euch reden. Wenn ihr mich rein bitten würdet, wäre das ganz nett.“

“Kann man das nicht auch hier draußen klären? Ich mag es nicht, wenn Fremde in die Hütte von mir und meiner Frau kommen.“, ein leichtes Knurren war in Inu Yashas Stimme zu hören. So wie immer, wenn er es mit Fremden zu tun bekam, die ihm nicht geheuer erschienen.

„Das können wir gerne machen. Ich nehme an, dass das ganze Dorf daran interessiert ist, wie du zu einem Splitter des legendären Shikon no Tama kommst.“

Die Kinnlade des Hanyou klappte nach unten.

„Kommt doch bitte rein, Hisa-sama.“, beeilte sich Kagome und bedeutete Inu Yasha, die Einkäufe hinein zu bringen, was dieser nach einem kurzen Augenblick auch tat.
 

Kagome hatte für sich, den Hanyou und die Miko Tee gekocht und serviert. Sie setzte sich neben Inu Yasha auf das Sofa. Ihnen gegenüber saß Hisa-sama und nippte an ihrer Tasse.

„Also was treibt dich zu uns, alte Miko?“, fragte der Hanyou nach einigen Minuten des Schweigens recht unfreundlich.

„Es hat recht schnell die Runde gemacht, dass sich ein zweiter Hanyou bei uns im Dorf aufhält. Und das zusammen mit einem jungen Mädchen. Ich habe euch die letzten beiden Tage beobachtet und auch mit Jinenji geredet. Er hat mir von Euch erzählt. Das ihr zusammen seid und auch nach den inoffiziellen Gesetzen der Yokai schon verbunden seid durch diese Sache mit der Geruchsübertragung.“

Das Mädchen und der Hanyou starrten sie einfach nur an. Doch davon unbeeindruckt fuhr die Miko fort:

“Mir fiel schnell auf, dass du, Mädchen, die Kräfte einer Miko in dir hast. Und das sind sehr starke Kräfte. Wahrscheinlich um ein Vielfaches stärker als meine, möchte ich behaupten. Doch auch wenn meine Kräfte gering sind, habe ich die Gegenwart eines Splitters des lang verschollenen Shikon no Tama gespürt. Sprich, Hanyou, wieso trägst du ihn mit dir rum?“

„Keh, mein Name ist Inu Yasha und nicht Hanyou. Und das ist Kagome. Merk dir das, Alte.“, maulte er sie an.

„Gut, dann bitte sagt es mir, Inu Yasha und Kagome.“, sie nippte wieder an ihrem Tee.

Der Hanyou tauschte einen Blick mit Kagome und nickte dann.

“Ich habe ihn nicht freiwillig in mir. Er wurde mir aufgezwungen.“

„Würdet ihr es mir erzählen?“

„Ja.“, antwortete Kagome, auch wenn sie es eigentlich nicht noch einmal tun wollte. Sie wollte es nicht immer und immer wieder aufrollen. Doch etwas in ihrem Inneren sagte, sie solle es tun. Und sei es auch nur, um eine Idee für einen Plan gegen Kikyo und den Fluch zu bekommen.

Langsam begann sie zu erzählen. Sie umriss kurz, wie sie damals in Inu Yashas Zeit gekommen war und dass sie eine Wiedergeburt einer Miko namens Kikyo sei, die zusammen mit dem Shikon no Tama verbrannt wurde. Sie sprach von dem Kampf gegen Naraku und wie sie und Inu Yasha zusammen gekommen waren.

Kagome stockte ab und an. In ihrem Kopf formten sich die Bilder ihrer Freunde und ihrer Feinde. Und sie spürte, dass sie all das vermisste. Sie hatte mit einem Male Heimweh nach dem Mittelalter!

Inu Yasha entging mit seinem feinen Gehör nicht, dass sich in Kagomes Stimme ein trauriger Unterton schlich. Sanft legte er seine Hand auf ihre und übernahm das Ruder. Er sprach davon, wie er Kikyo traf und ihn kurze Zeit später ein Fluch übermannte, den er bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschütteln konnte. Und dessen Krönung nun die Einpflanzung des Shikon no Tama in die Nähe seines Herzens war.

Als er endete, stieg ihm der Geruch von Kagomes Tränen in die Nase. Der Hanyou zog sie in seine Arme und sein Blick traf den der alten Miko.

„Ich verstehe.“, Hisa-sama nickte und nahm den letzten Schluck ihres Tees, „Ich spürte eine dunklere Aura um dich herum, Inu Yasha.“

„Und warum bist du nun da?“

„Nun, ich wollte die Geschichte rund um den Shikon no Tama wissen. Danke dass ihr sie mir erzählt habt. Und vielleicht kann ich Euch ja helfen. Wie gesagt, meine Kräfte als Miko sind nicht so großartig wie wahrscheinlich deine Kagome. Aber mir fällt auf, dass der Fluch, der auf Inu Yasha liegt, gänzlich anders ist. Anders als der Fluch einer Miko. Die Auren unterscheiden sich.“

“Und das heißt?“, fragte Kagome unsicher nach.

„Seid ihr Euch sicher, dass es wirklich diese untote Miko namens Kikyo war?“

„Natürlich, Alte! Ich erkenn diese untote Miko immer und immer wieder. Sie riecht nach Graberde und Gebeinen. Kein Zweifel, dass sie es ist.“, Inu Yasha war aufgesprungen.

„Schon gut, es war nur eine Frage. Vielleicht liegt es dann daran, dass die Struktur des Fluches so unterschiedlich ist, weil sie eine untote Miko ist.“, murmelte die Miko Hisa-sama, „Nun denn, vielen Dank für eure Ehrlichkeit. Und habt Dank für den Tee. Ich muss jetzt los. Wie lange wollte ihr bleiben?“

“So lange, wie es nötig sein wird. Im Idealfall bis der Splitter raus aus. Hier am Fuji-san kann ich ihn leichter rein halten.“, lächelte Kagome, „Aber wir würden uns freuen, wenn ihr uns wieder besuchen würdet, Hisa-sama.“

„Gerne, Kagome. Sehr gerne. Ich will versuchen, Euch zu helfen, wo ich kann und wie es mein Alter und meine Kräfte noch zu lassen.“

„Danke!“, das Mädchen verbeugte sich und geleitete die Miko zusammen mit Inu Yasha zur Tür.

„Passt auf Euch auf. Vor allem du, Inu Yasha.“, wandte sich Hisa-sama noch einmal den beiden zu und grinste dabei.

„Warum das denn?“, fragte er ungläubig.

„Wegen den Mädchen hier. Du bist ein Exot und die Mädchen würden sich dir hier zu Füßen werfen. Selbst wenn du ein Yokai wärst. Sie kennen genug Erzählungen, Legenden und Märchen von Beziehungen zwischen Yokai oder Hanyou mit Menschen. Manche tragisch. Manche einfach nur übertrieben romantisch. Also bleib brav und auf der Hut.“

“Keine Sorge, Kagome hat heute Morgen deutlich gezeigt, zu wem ich gehöre. Und ich hab es auch noch mal klar gemacht.“

„Das ist gut. Am besten geht ihr tagsüber in den Wald, davor haben sie aufgrund der Legenden noch Respekt. Und wegen Jinenji. Sie sehen es als sein Revier an.“, zwinkerte

Hisa-sama und ging langsam die Stufen herunter, „Macht es gut. Bis bald!“

Inu Yasha und Kagome riefen ihr Abschiedsworte hinterher und gingen kurz darauf wieder hinein in ihr kleines aber feines Zuhause.
 

Am Abend saßen und lagen beide im Bett:

Der Hanyou saß leicht angelehnt am Kopfende des Bettes. Und Kagome lag an seine Brust gelehnt und lauschte dem Herzschlag ihres Liebsten.

„Meinst du, sie kann uns helfen?“, fragte Inu Yasha seine Liebste und strich ihr durchs Haar.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht nicht viel, aber ein kleines bisschen. Es beruhigt mich aber zu wissen, dass sich hier noch eine Miko aufhält. Ich bin langsam mit meinen Kräften am Ende.“

Beide mussten seufzen.

„Kagome, was denkst du darüber? Über die Sache mit dem Fluch und das er anders ist.“

“Hm, ich spüre nicht, dass er irgendwie anders ist als zum Beispiel Mirokus Fluch mit dem Kazaana. Aber vielleicht fehlt mir auch die Erfahrung mit Flüchen. Sonst haben wir es eher mit Vergiftungen und so zu tun. Und dein Fluch ist auch noch sehr hartnäckig.“

“Ja, du hast wohl recht.“

Kagome kuschelte sich an ihren Hanyou. Sie war wirklich froh, dass sie noch einen mehr hier im Dorf hatten, dem sie anscheinend vertrauen konnten. Die alte Miko war ihr sympathisch gewesen. Auch wenn deren Kräfte nicht stark waren, so konnte sie ihr doch noch ein wenig helfen, um den Splitter des Shikon no Tama in Inu Yashas Brust rein zu halten.

Langsam fielen ihr die Augen zu. Was auch Inu Yasha nicht entging. Dieser strich ihr noch lange über den Kopf und die Wange. Ihre Atemzüge wurden von Minute zu Minute tiefer und entspannter.

„Schlaf gut, meine Liebste. Erhol dich!“

Er beugte sich zu ihr und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich werde dich beschützen. Immer. Egal was auch passiert.“

Ein Streit mit Folgen

Kagome wälzte sich unruhig hin und her, bevor sie schließlich hoch schreckte. Sie hatte wieder diesen furchtbar schlimmen Albtraum gehabt, der letzten Endes doch wahr geworden war. Sie versuchte sich ein wenig zu sammeln. Im schwachen Licht des durch das Fenster scheinenden Mondes konnte sie Inu Yasha erkennen, der halb unter ihr lag und friedlich schlummerte. Sein ruhiger Atem beruhigte Kagome ungemein.

„Ach Inu Yasha.“, flüsterte sie.

„Hm, was ist denn?“

„Oh entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter.“

„Wie soll ich bitte weiter schlafen, wenn du vollkommen geschockt neben mir liegst?“, langsam öffnete der Hanyou seine Augen, drehte seinen Kopf zu Kagome und schaute sie an.

„Wie kommst du darauf, dass ich schockiert bin?“

“Dein Geruch. Ich kann deine Angst riechen. Also sag schon, was ist los?“

„Ich hab wieder davon geträumt, wie dich der Fluch getroffen hat.“

“Oh, ich wollte dich nicht beunruhigen.“

„Schon okay. Komm wieder näher ran.“, Inu Yasha zog sein Liebste wieder fest in die Arme. Sanft strich er ihr über den Rücken, was bei Kagome wohlige Schauer und Sehnsüchte auslöste.

„Inu Yasha. Nicht.“, seufzte sie kurze Zeit später auf.

„Hm.“, der Hanyou zog seine Hand weg und verschränkte sie hinter seinem Kopf.

„Sei nicht böse, bitte!“, hauchte Kagome, doch es war bereits zu spät.

Inu Yasha schob Kagome weg und sprang aus dem Bett. Zur Überraschung von Kagome selbst.

„Kagome, ich kann das nicht mehr!“

“Was? Was meinst du?“, das Mädchen hatte sich aufgesetzt und schaute den Hanyou verwirrt und fragend an.

„Ich kann das nicht mehr. Ich ertrag es nicht, neben dir zu liegen und dich kaum berühren zu dürfen. Ich darf dich nur noch küssen. Vielleicht umarmen. Aber mehr nicht. Nicht mal mehr über deinen Rücken streichen erlaubst du mir. Ich schaff das nicht mehr. Dein Geruch macht mich immer wahnsinniger! Der Juwelensplitter tut weh und es schmerzt. Mein ganzer Körper und mein Verstand, beides läuft Amok. Ist auf hundertachtzig. Kagome, ich will dich. Jetzt! Und um ehrlich zu sein, hält mich nur noch mein kleines Verständnis für Moral davon ab, nicht über dich herzufallen!“

Inu Yasha musste schwer schlucken bei seinen letzten Worten und der Schweiß rannte ihm über die Stirn. Mit jedem Wort schlug sein Herz schneller. Seine Hände hatten sich zu geballten Fäusten geformt und er stand schnaubend am Fußende des Bettes und schaute zu Boden.

„Inu Yasha.“, das Mädchen war fassungslos über seine Worte.

„Tut mir leid, Kagome, aber ich glaub, es ist besser, wenn ich heute Nacht auf dem Sofa weiter schlafe.“

“Nein, bitte, geh nicht!“, sie flehte ihn an.

„Nein. Ich kann es nicht.“

“Aber der Splitter. Ich habe im Schlaf momentan einfach nicht die Kraft, ihn rein zu halten. Nicht wenn ich dir nicht nah bin.“

„Ich bin doch nebenan.“

„Nein. Ich spüre, dass der Splitter alleine durch deine Worte schon wieder getrübt wurde. Nicht viel, aber getrübt.“

„Das bisschen. Bitte, lass mich nebenan schlafen.“, Inu Yasha schaute sie nicht an.

„Willst du das Risiko wirklich eingehen, Inu Yasha? Willst du es wagen, dass du die Kontrolle über dich verlierst?“

„Und du? Willst du es riskieren, dass ich brutal und vollkommen von Sinnen über dich herfalle und dir wehtue?“

„Das könntest du doch gar nicht.“

“Doch. Denn ich spüre mein dämonisches Blut kochen.“

“Kannst du es denn nicht unterdrücken?“, fragte Kagome hoffnungsvoll nach.

„Nein! Ich versuche verzweifelt, den Splitter des Shikon no Tama zu ignorieren, der verdammt weh tut. Da kann und will ich mich nicht noch darauf konzentrieren, meine Instinkte und Triebe nach dir zu unterdrücken. Gute Nacht!“, abrupt wendete er sich ab und verschwand aus dem Zimmer.

Das Mädchen saß vollkommen überfordert und verletzt auf dem Bett und schaute auf die ins Schloss gefallene Tür. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihm hinterher zu gehen. Er würde sie so oder so ignorieren. Sie ließ sich rücklings auf das Bett fallen. Tränen bahnten sich ihren Weg. Kagome war gekränkt. Noch nie hatte Inu Yasha so mit ihr gesprochen. Zumindest nicht in dem Zeitraum seid sie ein Paar waren. Er war eben so kühl zu ihr gewesen. Und jetzt, wo er seine Erinnerungen wieder hatte, tat es noch mehr weh als noch vor ein paar Tagen. Als er noch glaubte, Kikyo zu lieben. Das Mädchen drehte sich müde, verweint und erschöpft auf die Seite. Sie rollte sich zusammen und weinte sich in den Schlaf.
 

Inu Yasha saß ebenfalls vollkommen fertig auf dem Sofa. Er war viel zu aufgebracht, als das er hätte noch weiter schlafen können. Er konnte es nicht verstehen und noch viel weniger glauben, dass Kagome seine Worte nicht nachvollziehen konnte und wollte. Sie musste doch verstehen, dass er sie nur schützen wollte. Vor sich selbst. Keinesfalls wollte er ihr wehtun. Doch sein Herz sagte ihm, dass er das wohl eben mit seinen Worten trotz allem getan hatte.

„Argh, verdammt!“, fluchte er leise und rammte seine Faust in ein Kissen.

Der Splitter des Shikon no Tama brannte in seiner Brust. Der Hanyou wusste, dass er es mit seinen negativen Gedanken immer mehr und mehr trübte. Sein Blut kochte dazu auch noch viel stärker. Und jetzt nicht mehr nur wegen seinem Verlangen nach der Frau, die er so unendlich und über alle Maßen liebte. Jetzt war es auch wegen dem Splitter. Kagome konnte ihm jetzt wirklich nicht mehr zur Seite stehen. Sie war sicherlich vollkommen erschöpft. Der Hanyou spitzte seine Ohren:

Er hörte tiefe Atemzüge und ab und an leise Schluchzer. Kein Zweifel, sie konnte ihm nicht mehr helfen. Langsam stand er auf und zog sich seinen Suikan drüber, aus der Ecke nahm er Tessaiga. Einen letzten Blick warf er auf die geschlossene Tür, hinter der Kagome lag und schlief:

“Tut mir leid, aber so ist es besser! Wenn ich schon nicht mich selbst retten kann, dann wenigstens dich.“
 

Es war schon fast Mittag, als Kagome aus ihrem tiefen Schlaf erwachte. Sie rieb sich die Augen und langsam kamen auch die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. An den Streit den sie und Inu Yasha hatten. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Doch sie versuchte stark zu sein. Sie musste es sein. Für sich und noch mehr für Inu Yasha, der ja im Grunde nichts für seine Instinkte konnte. Vor allem momentan nicht, wo er immer mehr von dem Juwelensplitter kontrolliert wurde.

Das Mädchen stand vom Bett auf und suchte sich einige Sachen zusammen. Sie war immer noch durcheinander und ihre Gedanken rasten ebenfalls noch durch den Kopf. Und so dauerte es einige Zeit, bis sie merkte, dass etwas fehlte. Etwas Entscheidendes:

Inu Yasha und mit ihm das Stück vom Shikon no Tama in seiner Brust. Erschrocken über diese Erkenntnis, ließ Kagome die Zahnbürste sinken und rannte aus dem Bad, durch das Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Sie hoffte, Inu Yasha dort anzutreffen, doch niemand war da. Das Sofa war zerwühlt aber leer. Sie schaute sich um. Der Suikan, den er am Abend zuvor über einen Sessel geworfen hatte, fehlte. Tessaiga ebenso.

„Inu Yasha?!“, rief sie. Doch die Ferienhütte war leer. Kagome versuchte sich zu konzentrieren, um vielleicht ansatzweise die Aura des Splitters und die von Inu Yasha auszumachen. Aber sie fühlte und spürte nichts. Wo konnte der Hanyou nur hin sein? Hatte es ihn so sehr belastet?

Hatte er solche Schmerzen?

Hatte er über sich die Kontrolle verloren?

Erneut durchzog ihr Herz ein Stich. Schon wieder waren sie getrennt voneinander. Und dann hatten sie auch noch vorher diesen dummen Streit gehabt. Ihr war zum Heulen zumute.

„Nein Kagome. Nicht weinen. Du musst Inu Yasha finden. Also los, sei stark Kagome.“, redete sie sich selber ein. Sie rannte zum Kühlschrank und nahm sich etwas zu trinken und zu essen raus, stopfte es in ihren mittlerweile ausgebeulten Rucksack, der neben dem Küchentisch stand und trat hinaus in die Mittagssonne. Sie fragte zwei ältere Herren, wie sie zur Miko Hisa-sama kam und folgte deren Beschreibung.

Es dauerte auch keine Viertelstunde bis sie das Haus erreicht hatte. Und auf den Stufen davor stand bereits die Miko. Ganz so, als hätte sie auf Kagome gewartet.

„Guten Tag, Kagome!“, begrüßte sie das Mädchen.

„Guten Tag, Hisa-sama!“

„Ich habe geahnt, dass du zu mir kommst. Magst du mir erzählen, was passiert ist?“

„Inu Yasha und ich haben uns gestritten. Er leidet sehr unter dem Splitter des Shikon no Tama und dem Fluch. Er wollte dann im Wohnzimmer schlafen, aber anscheinend ist er dann abgehauen. Und ich weiß weder warum, noch wohin. Ich kann nur vermuten, dass er vielleicht die Kontrolle über sich verloren hat. Er meinte die Nacht, dass sein Yokaiblut praktisch kocht und er es nicht mehr richtig schafft, es zu beruhigen. Und er will es auch nicht.“, den letzten Satz sagte Kagome sehr leise.

„Ich verstehe. Und nun willst du ihm nach?“

„Ja. Ich wollte fragen, ob ihr eine Art Waffe für mich hast. So etwas wie…“

“Pfeil und Bogen?“

„Was?“

Kagome staunte, als die Miko hinter sich griff und einen Bogen und einen Köcher samt Pfeilen hervor zauberte.

„Woher wusstet ihr das?“

“Jinenji meinte, ich solle welche besorgen. Du würdest deinen Bogen wohl nicht mit haben.“, Hisa-sama grinste.

„Danke!“, Kagome griff nach der Waffe, „Habt ihr vielleicht die Aura von Inu Yasha und dem Splitter gespürt?“

“Nein, tut mir leid. Meine Mikokräfte sind nicht so großartig wie deine. Aber ich gehe doch davon aus, dass dein Mann hier irgendwo am Fuße des Fuji-san ist.“

„Wir sind nicht verheiratet.“, Kagome war bei dieser Bezeichnung für Inu Yasha rot geworden.

„Na ja, nicht nach unseren Gesetzen. Aber doch wohl in seiner Welt.“

„Ja wahrscheinlich.“

„Na also, dann mach dich doch auf den Weg. Ich bete für dich!“

„Ja!“, entschlossen nickte Kagome und rannte so schnell es ging in die Richtung, in die sie mit Inu Yasha ein paar Tage zuvor in den Wald gegangen war und auf Jinenji traf. Vielleicht würde er ihr helfen können.
 

Es war am Nachmittag, als Kagome schließlich und tatsächlich auf Jinenji traf. Er kam ihr so aufgeregt entgegen wie sie ihm.

„Kagome, zum Glück treffe ich dich! Ich hab dich schon eine halbe Ewigkeit gesucht.“, rief er ihr entgegen.

„Was ist denn? Hast du Inu Yasha getroffen oder zumindest gesehen?“

„Nicht direkt, nur gespürt. Seine Aura ist ziemlich stark und bedrohlich. Er scheint wie ein Irrer durch den Wald zu toben. Ich fühle, dass die Tiere ängstlich sind. Sie haben sich alle versteckt. Weißt du, was passiert ist?“

„Wir haben uns gestritten. Dann bin ich eingeschlafen und er ist verschwunden. Ich such ihn auch schon seit Stunden. Ach und danke, dass du Hisa-sama das mit den Pfeilen und dem Bogen gesagt hast.“

„Kein Problem. Aber warum habt ihr euch gestritten? Allein der Streit kann doch nicht der Grund sein, dass er als Yokai Verwüstungen anrichtet.“

Kagome schaute den befreundeten Hanyou an und erneut bahnten sich Tränen ihren Weg. Vollkommen fertig brach sie zusammen und schluchzte hemmungslos. Der Schmerz über den erneuten Verlust in dieser kurzen Zeit raubte ihr alle Kraft.

Jinenji zog sie zu sich und versuchte sie, so gut es ihm eben möglich war, zu trösten:

“Kagome, bitte weine nicht. Das kommt schon alles wieder in Ordnung. Wir machen jetzt eine kleine Pause, du erholst und sammelst dich ein wenig und dann suchen wir ihn gemeinsam. Einverstanden?“

Das Mädchen nickte nur, ihre Stimme konnte keine Worte formen. Leise und in sich gekehrt suchte sie nach etwas Essbarem in ihren Rucksack und nach dem Trinken. Sie teilte es mit Jinenji, der ebenfalls still neben ihr saß. Er wusste auch nicht recht, was er ihr noch sagen sollte. So hielt er lieber den Mund und versuchte einfach nur da zu sein. Eben wie ein guter Freund.

Es verging eine gute Stunde, bevor sich beide aufrafften und weiter zogen. Kagomes Mikokräfte waren durch den Zusammenbruch geschwächt worden, sodass sie Mühe hatte, die Aura von ihrem Liebsten zu spüren. In diesem Moment war sie sehr froh, auf Jinenji getroffen zu sein. Er zeigte ihr den Weg und sie folgte ihm bereitwillig. Alles wollte sie tun, damit Inu Yasha sich wieder zurück verwandeln würde und der Splitter aus seinem Körper verschwand.

„Jinenji, ist er in der Nähe?“

“Mehr oder weniger. Eher weniger als mehr.“, musste sie der Hanyou enttäuschen, „Also er ist auf alle Fälle noch hier am Fuji-san. Aber das Areal ist groß und weitläufig. Ich bezweifle, dass wir ihn heute finden. Tut mir leid.“

„Schon gut. Es war mir klar, dass es heute nichts mehr wird. Ich sollte dann auch langsam zum Dorf zurück. Mein Schlafsack liegt im Mittelalter, also ist es eher ungünstig unter freiem Himmel zu schlafen.“

„Du kannst bei mir schlafen. Meine Hütte ist nicht weit von hier. Vielleicht eine Stunde zu Fuß. Also auf deine Füße gerechnet.“

Kagome musste über den letzten Satz lächeln.

“Danke Jinenji, das ist nett. Ich nehme dein Angebot gerne an.“, sie lächelte müde und rieb sich die Augen.

„Komm.“, er hockte sich, mit dem Rücken ihr zu gewandt, vor sie hin, „Steig drauf. Du bist müde, dass sehe ich sofort. Ich trag dich bis zu mir.“

Erschöpft kletterte das Mädchen mit letzter Kraft auf seinen Rücken. Es fühlte sich fast so an wie bei Inu Yasha. Aber nur fast. Viel bekam sie auch nicht mehr mit, denn schon kurz nachdem sie ihren Weg fortgesetzt hatten, war sie weggenickt.
 

Inu Yasha stand auf einem Felsvorsprung und beobachtete Jinenji, wie er Kagome zu seiner Hütte trug. Er war froh, dass er auf seinen Hanyoufreund schon letzte Nacht getroffen war. So konnte er ihm schildern, was in ihm vorging und seine Bitte vortragen, dass Jinenji auf Kagome aufpassen sollte. Solange, bis er sich selbst wieder unter Kontrolle hatte. Sein Freund hatte es ihm versprochen. Auf seine verstorbene Mutter hatte er geschworen, dass er Kagome vorerst von Inu Yasha fern halten würde. Auch wenn es ihm nicht leicht fiel. Aber versprochen war versprochen.

Inu Yasha wollte weder Kagome noch die Dorfbewohner gefährden. Und seit er vor einigen Stunden die Kontrolle über sein Blut an seine Yokaiseite abgegeben hatte, war es so oder so die beste Entscheidung seinerseits gewesen, am Berg zu leben anstatt im Dorf.

In einem gewissen Abstand folgte er den beiden. Er hörte, dass seine Liebste wieder schlief. Und es tat ihm weh, dass sie wegen ihm und der vielen Sorgen so kraftlos war. Als Jinenji seine Hütte erreicht hatte, trug er Kagome sanft hinein. Unter den wachsamen Augen Inu Yashas, der sich unweit davon an den Stamm eines Baumes gelehnt hatte.
 

Es dauerte einige Zeit, bis Jinenji wieder heraus kam. Die Sonne war bereits am Untergehen, als der Hanyou auf den Yokai traf.

„Geht es ihr gut?“

„Keine Sorge, Inu Yasha! Sie ist nur ziemlich erschöpft und schläft.“

“Hat sie wegen mir gefragt?“, Inu Yasha schaute Jinenji nicht an, sondern an ihm vorbei in Richtung der Hütte.

„Ja. Aber nur ob ich dich gesehen habe. Und sie hat mir wie du von eurem Streit berichtet.“

„Hm.“

“Ich denke mal, es wird auch recht einfach, sie fehlzuleiten. Auch wenn ich es nicht für gut heiße. Nicht in ihrem Zustand.“

„Was soll das heißen, nicht in ihrem Zustand?“, mit einem Schlag hatte Inu Yasha seinen Blick abgewendet und seine gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf Jinenji.

„Sie ist erschöpft. Ihre Mikokräfte sind schwach und wenn sie morgen wieder auf die Suche nach dir will, wird sie wie vorhin zusammen brechen. Und es wird auch nicht besser.“, Jinenji schaute ihn besorgt an, „Aber du schaust auch nicht besser aus.“

“Ich weiß. Als Yokai schau ich immer und generell zum Fürchten aus.“

“Nein, das meine ich nicht. Du schaust genauso abgeschlagen aus wie Kagome.“

“Das liegt an dem Band.“

„Welches Band?“

“Als Kagome und ich damals endlich zusammen gefunden hatten, wurde uns von Naraku eine Falle gestellt. Kagome wurde verletzt und fiel in einen tiefen Schlaf. Und ich ebenso. Kaede meinte, das läge an einer tiefen Verbundenheit unserer Herzen und Seelen. Und mit jedem intimeren Kontakt vertieft es sich. Ich wurde eben geboren, um mit Kagome zusammen zu sein. Und bei ihr ist es genauso. Nur aus diesem Grunde sind wir auf der Welt und können durch die Zeiten springen.“

„Klingt plausibel. Und vielleicht…“, überlegte der Hanyou laut.

“Vielleicht was?“

„Vielleicht können wir so den Splitter des Shikon no Tama aus deiner Brust entfernen.“

„Du könntest Recht haben. Es hat damals schon bei dem Fluch geholfen. Also fast.“

„Siehst du. Pass auf, Inu Yasha. Lass Kagome bis morgen Früh in Ruhe schlafen. Und du tust es auch. Dann komm morgen nach dem Aufwachen in meine Hütte. Und nimm vorher das.“, Jinenji kramte kurz in einer seiner Innentaschen der Weste und reichte dann dem Yokai ein kleines Säckchen.

“Was ist das?“

“Kräuter, was sonst? Nimm sie, bevor du zu uns kommst. Für eine Zeit lang sollte es dein Blut beruhigen. Und dann holen wir den Splitter. Einverstanden?“

„Ich hab zwar immer noch nicht verstanden, was du dann genau tun willst, aber ich werde da sein. Pass derweil gut auf sie auf, ja?“

“Natürlich. Und nun ruh dich aus. Wir sehen uns in ein paar Stunden.“

Die beiden Freunde umarmten sich und dann verschwand Inu Yasha hinauf auf den Baum. Sein Blick folgte Jinenji, der zurück zu seiner Hütte ging und darin verschwand.

Der Yokai konnte nur hoffen, dass es dem Hanyou und seinen Kräutern wirklich gelingen würde, ihnen beiden zu helfen. Er hatte sein jetziges Dasein so satt! Es raubte ihm all seine Kraft und Tessaiga konnte er als Yokai auch nicht mehr benutzen, weil es ihn ablehnte. Doch das schlimmste war, dass sein Verlangen nach Kagome nochmals gesteigert wurde. Er musste sich sehr zusammen reißen, nicht einfach in die Hütte seines Freundes zu marschieren und sie sich zu holen.

Langsam schloss er die Augen und seine Muskeln entspannten sich ein wenig. Inu Yasha sehnte den nächsten Tag herbei, wenn er seine liebste Kagome endlich wieder sehen würde. Die Trennung von ihr ließ sein Herz schmerzen. Da konnte er sich endlich wieder an alles erinnern. An jede Kleinigkeit. Und dann musste er sie doch verlassen. Was für ein grausames Leben als Yokai!
 

Kagome bekam von all dem nichts mit. Sie war nicht einmal aufgewacht, als Jinenji sie von seinem Rücken gehoben und auf das Strohlager gelegt hatte. Traumlos schlief sie, während ihr Körper, ihr Geist und vor allem ihr Herz sich erholten.

Ihr gegenüber saß der freundlich Hanyou Jinenji und wachte über sie. Er hatte einen Kräutersud aufgekocht für den Fall, dass Kagome wider erwartend aufwachen sollte. Aus der Distanz würde sie trotz schwacher Verfassung Inu Yasha spüren können. Und das durfte sie auf keinen Fall. Der Hanyou wollte die ganze Nacht wach bleiben und Ideen ausarbeiten, wie man die Verbindung zwischen dem Mädchen und Inu Yasha nutzen konnte, um letzteren von dem Splitter zu erlösen. Zum anderen wollte er aber auch wach bleiben für den Fall, dass Inu Yasha doch noch den letzten Funken Verstand und somit die Kontrolle über sich verlor und die Hütte stürmte. Denn im Grunde war er eine tickende Zeitbombe, die jederzeit hoch gehen konnte.

All diese Gedanken bekam Kagome zum Glück nicht mit. Selig schlief sie und fühlte sich unbewusst so frei und unbeschwert wie schon lange nicht mehr.

Im Inneren des Splitters

Dichte Wolken waren am Himmel zu sehen, als Inu Yasha die Kräutermischung zu sich nahm, die ihm Jinenji wenige Stunden zuvor gegeben hatte. Sie schmeckte widerlicher als alles, was der Yokai jemals vorher gegessen oder getrunken hatte.

„Ist das eklig!“, fluchte er leise und wischte sich die letzten Tropfen vom Mund.

Er hatte Schwierigkeiten, seinen Würgereiz zu unterdrücken. Sobald er seinen Freund das nächste Mal zu Gesicht bekommen würde, würde er ihm einiges zu sagen haben, was dieses Wundermittel anging.

Innerlich fluchte er noch weiter, als er mit einem Male spürte, wie sein Yokaiblut langsamer wurde und fast versiegte. Seine Fangzähne hatten schon fast wieder die normale Länge erreicht, ebenso seine Krallen.

„Jinenji, du bist ein Genie!“, lachte der jetzt wieder fast zum Hanyou mutierte junge Mann auf und sprang mit einem gekonnten Sprung vom Baum. Er wollte keine Zeit verlieren und seine Kagome endlich wieder sehen.
 

Das Mädchen Kagome war schon lange auf den Beinen. Jinenji hatte ihr von seinem Vorhaben erzählt, bevor er sie verlassen hatte, um die Miko Hisa-sama zu holen. Der Hanyou war sich sicher, dass die Alte ihnen würde helfen können. Vor allem dann, wenn wirklich etwas schief laufen würde. Was keiner hoffte.

Seit dem saß das Mädchen alleine in der Hütte und dachte fieberhaft darüber nach, was ihr Freund genau vorhaben könnte. Und sie fragte sich, wie sie das ganze ohne Inu Yasha selbst schaffen sollten. Immerhin wussten sie immer noch nicht, wo dieser sich momentan aufhielt. Kagome war schon wieder den Tränen nahe.

Warum hatte Inu Yasha sie nur verlassen?

Hatte sie ihn so sehr mit ihren Worten verletzt?

Wollte er sie nie mehr wieder sehen?

Was sollte sie jetzt nur tun?

Sie liebte ihn doch. Mehr als alles andere auf der Welt. Sie hatten soviel zusammen erlebt und durch gestanden. Nach langer Zeit hatten sie zusammen gefunden und jetzt verließ er sie mitten in der Nacht. Ohne eine Nachricht darüber wohin er wollte und wann sie sich wieder sehen würden. Unkontrolliert begannen ihr die Tränen aus den Augen zu rinnen und sie konnte und wollte sie nicht stoppen. Zu sehr schmerzte sie der Gedanke, ihren geliebten Hanyou nie wieder zu sehen. Alles nur wegen eines dummen Streites.

„Kagome?“

Das Mädchen schreckte auf.

„Kagome?“

Erneut konnte sie die Stimme hören, die ihr so bekannt und vertraut vorkam.

„Kagome, darf ich rein kommen?“

Sie sprang auf und war mit einem Satz bei der nur durch eine Bambusmatte verhangenen Tür, riss diese zur Seite und sah in die goldenen Augen des Hanyou.

„Inu Yasha?“, ihre Stimme klang ungläubig und zugleich erleichtert. Sie war so dermaßen glücklich ihn wieder zu sehen, dass sie ihm wortwörtlich in die Arme sprang.

„Kagome!“, dem Hanyou erging es nicht anders, fest schloss er seine Arme um sie.

„Inu Yasha, ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist. Wo warst du nur? Warum hast du mich verlassen?“

„Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir.“, er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste ihr die Tränen weg, „Ich wollte dich nur nicht schon wieder in Gefahr bringen und verängstigen. Ich hatte Angst, ich könnte dir wehtun und dich dadurch erneut verlieren. Es war so dumm von mir, zu glauben, du könntest damit umgehen und es verstehen.“

„Inu Yasha, es ist okay. Ich verzeih dir alles. Es war ebenso dumm von mir, dich nicht zu verstehen. Ich wollt und will dich nicht verwirren.“, schluchzte Kagome.

Sie wollte noch viel mehr sagen, aber sie kam nicht sehr weit. Inu Yashas Lippen suchten die ihrigen und sie erwiderte seinen Kuss nur zu gerne. Schnell verloren sie sich darin und die Welt um sie herum stand für eine Weile still.

Beide wussten, dass es eine dumme Idee war, sich zu trennen. Sie konnten nicht ohne einander. Brauchten sich wie die Luft zum Atmen.

„Inu Yasha.“, keuchte das Mädchen nach einer Weile in den Kuss.

„Hm?“

„Du hast noch die netten Zierstreifen im Gesicht. Sie wie dein Bruder Sesshomaru.“

„Oh. Wahrscheinlich schafft das Zeug von Jinenji nicht alles.“

“Was meinst du?“

“Ich traf ihn gestern. Zu dem Zeitpunkt war ich ein Yokai und nicht mehr wirklich Herr über meine Sinne. Ich tobte wie wild im Wald und zerschlug ziemlich viel. Als ich ihn traf, bat ich ihn, auf dich aufzupassen. Keinesfalls wollte ich dich durch meine Zerstörungswut verletzen. Er willigte ein. Ich hab dich die ganze Zeit beobachtet und als du eingeschlafen warst, gab mir unser Freund so eine Kräutermischung. Dann sagte er etwas von einem Plan und wollte dazu unsere Verbindung nutzen. Allerdings weiß ich nicht, wie er das anstellen will. Ich sollte mich ausruhen und dann das Zeugs nehmen. Anscheinend hat es mein Blut vorläufig beruhigt.“

„Du warst immer in meiner Nähe?“

„Ja.“

“Danke!“, hauchte Kagome und drückte ihre Lippen erneut auf seine, „Ich bin so glücklich, dass du wieder bei mir bist. Ohne dich wüsste ich nicht, wie es weiter gehen sollte. Ich brauche dich, Inu Yasha. Du bist mein Leben!“

Die Worte erweckten in dem Hanyou die stärksten Gefühle. Er liebte sein Mädchen über alles und wollte sie nie wieder weinen sehen.

„Ich werde immer bei dir sein. Von jetzt an und für immer.“

Kagome nickte und schmiegte sich noch enger an ihren Liebsten.
 

Jinenji erreichte mit der Miko Hisa-sama auf den Schultern seine Hütte. Vor ihr saßen Kagome und Inu Yasha eng aneinander gekuschelt und tauschten ab und an Küsse aus.

„Scheint so, als hätte Kagome ihm alles vergeben. Ihre Liebe muss wirklich stark sein.“, murmelte die Miko, als sie abstieg.

„Ich hab Euch doch von dem Band erzählt. Vielleicht sollten wir diese Verbindung nutzen, um den Splitter des Shikon no Tama aus Inu Yashas Brust zu holen.“

“Und wie stellst du dir das vor?“, die Frage kam von Inu Yasha, der die beiden gewittert hatte. Er stand zusammen mit Kagome auf und kam dem ungleichen Paar entgegen.

„Inu Yasha, wie ich sehe, haben meine Kräuter gewirkt. Gehen wir in die Hütte und besprechen alles dort.“, antwortete Jinenji.

Die vier ungleichen Freunde nickten und taten dem Folge.

„Also Jinenji, was hast du vor?“, fragte Inu Yasha erneut nach.

“Euer Band ist stark, richtig? So stark, das ihr beinahe den Fluch schon einmal überwunden hättet, wäre er nicht umgelenkt worden. Und da knüpfen wir an: Kagome, du kannst den Splitter fühlen und sehen, oder?“, hakte der große Hanyou bei dem Mädchen nach, welches nickte:

“Gut, da ihr euch mit jeder Intimität stärker an den jeweils anderen bindet, werden wir genau da ansetzen. Meine Mutter erzählte mir einmal, dass man viele Flüche auf Basis von Blut ansetzt. Und sie so auch brechen kann. Vielleicht ist es bei euch ebenso.“

„Ja, das habe ich auch schon gehört. Das ist so ähnlich wie die Blutsbrüderschaft bei den Indianer.“, stimmte nun auch Hisa-sama ein.

„Das heißt, Inu Yasha und ich sollen unser Blut mischen? Aber zu welchem Zweck? Was hat das mit dem Splitter zu tun?“, fragte Kagome nach.

„Ja, das sollt ihr. Das Shikon no Tama hat zwei Seiten wie ihr wisst. Eine gute und eine böse. Und beide konkurrieren im Inneren. Wenn ihr euer Blut vermischt, kann ich mir vorstellen, dass dieser eine kleine Splitter sicher darauf anspringt. Und so vielleicht auch mit euch in Verbindung tritt. Du kannst ihn dann sicher läutern und er wird Inu Yashas Körper verlassen.“, endete Jinenji in seiner Erklärung.

„Hm, klingt logisch.“, nickte Kagome und auch Inu Yasha konnte es nur bejahen.

„Bitte.“, unverwandt reichte die alte Miko dem Mädchen und dem Hanyou ein Messer, „Es ist gereinigt und gesegnet. Es sollte euch beiden helfen.“

„Okay. Kagome bist du bereit?“, Inu Yasha schaute seine Begleiterin ernst an.

„Bereit wenn du es bist.“, sie lächelte ihn an und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, als er das Messer ansetzte und mit einem Schnitt sowohl ihre als auch seine Handfläche einritzte, bis Blut hervortrat. Kurz verzerrte Kagome das Gesicht. Es schmerzte schon ein wenig. Doch keine Sekunde später griff Inu Yasha nach ihrer Hand und legte seine Hand in ihre. Ihre Finger verschlangen sich ineinander.

„Egal was jetzt auch passiert, wir schaffen das.“, sprach er leise in ihr Ohr.

„Ich weiß.“

„Ich liebe dich, Kagome!“

„Ich liebe dich auch, Inu Yasha!“

Ihre Liebesbekundungen kamen keine Minute zu spät. Mit einem Schlag umhüllte sie ein rosafarbenes Licht. Die Welt um sie herum drehte sich immer schneller und die beiden verkrampften ihre Finger ineinander. Sie konnten kaum atmen, die Luft blieb ihnen weg und der Boden unter ihren Füßen war auch sekundenspäter nicht mehr da. Erschrocken über die heftige Reaktion dieses Blutzaubers, schauten sie in Richtung von Jinenji und Hisa-sama. Doch diese waren ebenso überrascht.

„Was passiert hier, Jinenji?“, fragte die Alte.

„Ich habe keine Ahnung. Aber ich nehme an, dass unsere Idee in der Praxis funktioniert. Wahrscheinlich reagiert der Splitter gerade auf sie und…“

Weiter kam der Hanyou nicht, denn mitten im Satz waren seine Freunde plötzlich verschwunden. Und mit ihnen der Splitter des Shikon no Tama.

„Von Jetzt an müssen sie alleine zu recht kommen.“, flüsterte Hisa-sama.

„Das schaffen sie. Sie lieben sich und sind stark. Das ist eine gute Kombination. Und außerdem…“

„Außerdem was?“

„Außerdem wünsche ich es ihnen. Von ganzen Herzen. Sie haben es sich verdient.“

Die alte Miko nickte. Auch sie musste zugeben, dass sie so ein ungewöhnliches Paar noch nie zuvor gesehen hatte. Aber so wie sie Kagome und Inu Yasha kennen gelernt hatte, ging sie ebenfalls davon aus, dass sie sich gegenseitig retten konnten.
 

Inu Yasha hielt Kagome fest in seinen Armen, als sie beide mit den Füßen wieder den Boden unter sich spürten.

„Inu Yasha, wo sind wir?“

“Ich weiß es nicht. Mir kommt es so vor, als wären wir wie schon vor einigen Tagen in einer Illusion gefangen.“, sprach er leise.

„Es war das gleiche Licht. Wie das des Shikon no Tama. Der Splitter hat auf unser Blut reagiert. So wie es Jinenji und Hisa-sama vermutet hatten. Das ist doch immerhin schon mal etwas.“, das Mädchen lächelte Inu Yasha aufmunternd an.

„Und wie geht es jetzt weiter?“

„Wir sollten herausfinden, ob wir wirklich in einer Illusion gefangen sind oder nicht.“

“Wo sollten wir denn sonst sein?“, fragte Inu Yasha irritiert nach.

„Das weiß ich ja auch nicht.“, seufzte Kagome.

Sie schauten sich beide um, doch konnten nichts erkennen. Geschweige denn erahnen. Beide hatten keine Idee, wo sie sein könnten. Um sie herum war es dunkel und nur ein leichtes rosafarbenes Licht, dass zwischen ihnen stand und von Inu Yashas Brust ausging, brachte ein kleinwenig Helligkeit in die Finsternis. Kein Geräusch war zu hören. Kein Geruch zu vernehmen. Sie waren irgendwo im Nirgendwo zwischen Himmel und Hölle und hatten keine Ahnung, was sie tun sollten.

„Kagome?“

“Ja?“

“Könnten wir nicht im Splitter selbst sein?“

“Aber wie sollte das gehen?“, Kagome war erstaunt über Inu Yashas Frage.

„Was weiß denn ich. Ich habe nur so eine Ahnung.“, antwortete der Hanyou.

„Aha?!“

„Hey Splitter des Shikon no Tama! Hörst du mich?”, rief er mitten in die Dunkelheit.

Keine Antwort.

„Hey!“

Ein leichtes Summen trat auf.

„Jetzt antworte schon oder sprichst du nur zu einer Miko?“

Das Licht, was kurz vorher noch zwischen ihnen stand, breitete sich aus und erfüllte die Finsternis.

„Anscheinend reagiert es schon auf dich.“, sprach Kagome leise zu ihm, bevor auch sie ihre Stimmer gegen den Splitter erhob, „Wie du weißt, bin ich eine Miko, Shikon no Tama. Also sprich mit mir. Sind wir in deinem Inneren?“
 

„Warum stört ihr mich?“, eine tiefe melodische Stimme war zu hören.

„Shikon no Tama?“, kam aus von beiden wie aus einem Mund.

„Nein, nur ein Bruchteil von jenem, was ihr Shikon no Tama nennt. Was treibt euch zu mir?“

“Ein Fluch.“, antwortete Kagome wahrheitsgemäß.

„Aber ich bin nicht in deinem Körper, Miko.“

“Nein, aber in meinem.“, meldete sich nun auch Inu Yasha wieder zu Wort.

„Oh, ein Hanyou. Du kämpfst mit dir. Das spüre ich. Du schwankst zwischen Yokai und Mensch. Du kannst dich nicht entscheiden. Für dich bin ich nicht geschaffen. Du hast keinen konkreten Wunsch. Weder an mich, noch an das Shikon no Tama, wäre es komplett. Also warum bin ich in dir?“

„Keh, ich wollte auch keinen Splitter des Shikon no Tama. Nicht mehr.“

“Nicht mehr?“, hakte die tiefe Stimme nach.

„Nicht mehr! Vor einigen Jahrzehnten wollte ich es schon in meinem Besitz haben. Aber jetzt nicht mehr. Ich habe mich bereits entschieden, was ich sein will.“, knurrte der Hanyou und ergriff dabei die Hand von Kagome.

„Daher die Unentschlossenheit und Verwirrtheit in deinem Herzen. Ich verstehe.“

“Verwirrtheit? Unentschlossen? Inu Yasha, was meint der Splitter?“, Kagome schaute ihren Liebsten an.

„Ich weiß es auch nicht. Ich meine, ich habe mich doch dafür entschieden, an deiner Seite als Hanyou zu leben. So und nicht anders. Das weißt du doch.“

Das Mädchen nickte.

„Dein Verstand hat sich entschieden, das stimmt Hanyou.“, erklang erneut die Stimme des Splitters, „Aber nicht dein Herz. Dein Herz schwankt immer noch. Und du weißt auch genau, warum.“

„Was? Nein, weiß ich nicht.“, empörte sich Inu Yasha aufbrausend.

„Oh doch. Das weißt du. Erinnere dich, Inu Yasha. Erinnere dich an deine Kindheit. Wie sie war. Du weißt, dass es keine schönen Erinnerungen sind. Die Menschen haben dich gemieden. Dich verlacht. Nur deine menschliche Mutter schenkte dir Aufmerksamkeit und Liebe. Aber diese war nicht von Dauer. Menschen haben nur eine begrenzte Zeit auf Erden, nicht wie Hanyou oder Yokai. Für euch sind hundert Jahre nur ein Wimpernschlag. So musstest du alleine durch die Welt. Immer allein. Du hast dich herum geschlagen und trainiert, um stärker zu werden. Du bist auf Yokai getroffen. Auf deinen großen Bruder, der dir auch nicht viel mehr Beachtung schenkte. Er konnte und kann dich als Hanyou nicht akzeptieren. Du bist eine Schande für die Familie. Nicht wahr? Und dann, als du der festen Überzeugung warst, dass dich nie ein Wesen mehr mögen könnte, trafst du auf Kikyo. Sie zeigte dir, was Liebe war. Solange, bis es zu dem Verrat durch Naraku kam. Und wieder hattest du das Vertrauen verloren. Fünfzig lange Jahre lang. Bis Kagome in dein Leben trat. Bis ihr euch nichts ahnend ineinander verliebt habt und mit einem Male, kam ein Vertrauen in dir auf, was sich nicht mehr so leicht brechen ließ. Zumindest nicht mit dem Verstand. Doch dein Herz, Inu Yasha, dein Herz ist so unsicher wie schon all die Jahre zuvor. Ich weiß es, denn ich kann hinein sehen. Ich sehe Liebe. Innige und heiße Liebe für Kagome. Liebe für deine Freunde. Ich sehe Respekt und Angst. Und ein kleines Fünkchen Vertrauen. Nur ein kleines. Denn du bist dir nicht sicher. Du weißt, was es bedeutet ein Hanyou zu sein. Du weißt, was du Kagome antun würdest, wenn du ein Yokai wärst. Und das du sie nicht schützen könntest, wenn du ein Mensch wärst. Du hast Angst, was aus dir wird, wenn sie irgendwann nicht mehr ist. Immerhin wirst du viel älter werden als sie. Du hast Angst vor der Zukunft. Davor, wie die Welt eure Nachkommen behandeln wird. Ob sie es ebenso schwer hätten wie du. Die Angst in deinem Herzen überwiegt. Deswegen konnte ich so leicht in deine Brust gelangen. Und deswegen konntest du so schnell und leicht die Kontrolle verlieren. Nur deshalb. Dein Selbstvertrauen ist wegen deinen Erinnerungen am Boden. Du hast es immer noch nicht verarbeitet. Du kämpfst, ohne Zweifel. Aber nicht stark genug. Kämpfe, Inu Yasha, und du wirst mich los. Mich und am Ende auch den Fluch, der auf dir liegt.“

Der Hanyou war mit jedem Wort blasser geworden und stiller. Bei den letzten Sätzen sackte er wie ohnmächtig zu Boden. Kagome hockte sich neben ihn, legte ihren Arm um seine Schulter, hielt seine Hand. Nichts konnte sie in diesem Moment für ihn tun. Er starrt nur mit leerem Blick auf den Boden vor sich. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Es traf ihn wie ein Schlag in den Bauch.

„Inu Yasha, lass dir das nicht einreden. Du weißt, was du willst: Du willst ein Hanyou bleiben. Du willst mit mir zusammen sein. Ist das denn nicht Erkenntnis genug?“, Kagome klang verzweifelt. Sie wollte und konnte nicht glauben, was die Stimme des Splitters zu ihnen sagte. Hatte ihr geliebter Inu Yasha wirklich solche Ängste um sie, sich selbst und die Zukunft? Um ihre gemeinsame Zukunft?

„Hanyou, du weißt, dass ich Recht habe.“, erneut erklang die tiefe Stimme.

„Und wenn schon?“, brüllte Inu Yasha mit einem Male und erhob sich dabei, „Dann habe ich eben Angst um die Zukunft. Ich lass mir von dir keine schlechten Erinnerungen einreden, nur damit du mein Herz trüben kannst. Meine Kindheit war vielleicht kein Zuckerschlecken. Aber ich hatte eine Mutter, die mich liebte wie niemand sonst auf der Welt. Und selbst mein toter Vater, den ich nie kennen lernen durfte, liebte mich. Sonst hätte er mich niemals beschützt und mir Tessaiga hinterlassen. Und Ja, ich hatte Vertrauen und habe es verloren. Doch nun glaube ich an eine Zukunft. An eine gemeinsame Zukunft mit Kagome. Die werden wir auch haben. Genauso wie wir Kinder haben werden. Und ich werde ihnen beibringen, selbstbewusst durch das Leben zu gehen und nicht auf die Vorurteile anderer zu hören. Meine Kinder werden das beste Leben haben, was sie sich nur wünschen können. Außerdem werde ich schon einen Weg finden, damit ich nicht mehr alleine bin, wenn Kagome irgendwann nicht mehr sein sollte. Ich liebe sie. Und wenn sie nicht mehr ist, will ich auch nicht mehr sein. Dann verkürze ich eben mein Leben. Was ist es denn dann schon noch wert, wenn sie nicht mehr ist. Dann scheiß ich eben auf meine Langlebigkeit. Ist mir doch egal. Nur gemeinsam. Merk dir das, du verdammter Splitter!“

Kagome traute ihren Ohren nicht recht: Hatte er da eben tatsächlich gesagt, dass er mit ihr eine Familie gründen wollte? Irgendwann. Aber eine Familie. Sie wurde ein wenig rot bei dem Gedanken, Inu Yashas Kinder zur Welt zu bringen. Doch gleichzeitig konnte sie sich nichts Schöneres vorstellen. Übermütig fiel sie dem Hanyou um den Hals:

“Danke, Inu Yasha!“

„Was?“, fragte er verwundert zurück, erwiderte dabei ihre Umarmung.

„Das du mit mir eine Familie gründen willst. Irgendwann.“

„Ähm…ach so…ja, natürlich. Irgendwann schon.“

Kagome drückte ihre Lippen auf seine und er erwiderte den Kuss augenblicklich.
 

„So, du willst also ein Hanyou bleiben mit allen Vor- und Nachteilen.“, die Stimme des Splitters klang verwirrt. Noch nie war ihm jemand ohne Wunsch untergekommen.

„Ja.“, antwortete Inu Yasha jetzt noch mal um einiges selbstbewusster zurück.

„Ich verstehe. Und ich sehe die neue Entschlossenheit in deinem Herzen. Anscheinend brauchtest du einen kleinen Anstoß, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.“

“Was?“

“Du musstest Ängste erfahren, um stärker zu werden. Nur so bestand eine Chance, mich los zu werden. Denn du wolltest mich ja auch nie.“

„Heißt das, du verlässt Inu Yashas Körper?“, hakte Kagome nach.

“So ist es Miko. Sobald ihr zurückgekehrt seid, trennen sich unsere Wege.“

“Na endlich.“, kam es brummend von dem Hanyou.

„Eine Bitte an dich, Miko.“

„Ja?“

„Nehmt mich mit Euch. Sonst werde ich erneut verunreinigt.“

„Keine Sorge, ich hatte nicht vor, dich Kikyo zurück zu geben.“

„Kikyo? Warum Kikyo? Einem Hanyou namens Naraku gehörte ich. Genauso unentschlossen wie du, Inu Yasha. Warum ich allerdings zu dir gelangte, weiß ich auch nicht.“, schloss die Stimme.

„Naraku?“, Inu Yasha schrie den Namen beinahe. Er wollte noch eine weiter Frage stellen, doch das Licht um sie herum verlosch langsam wieder. Kagome trat zu ihm und schmiegte sich an seine Brust. Das restliche rosafarbene Licht begann sich in Wirbeln um sie herum zu drehen. Schneller und schneller bis sie erneut den Boden unter den Füßen verloren.
 

Das diffuse Licht blendete Kagome und Inu Yasha, als sie sich ein paar Sekunden später in der Hütte von Jinenji wieder fanden. Neben ihm saß die Miko Hisa-sama und beide schauten sie ungeduldig und fragend an.

„Und, alles gut gegangen?“, fragte die Alte zuerst.

„Ich denke schon.“, stammelten der Hanyou und das Mädchen wie aus einem Mund und noch immer recht verwirrt.

„Habt ihr was Neues herausfinden können?“, hakte nun auch Jinenji nach.

„Ja.“, meinte Kagome und wandte sich dann an Inu Yasha, „Die Streifen in deinem Gesicht sind verschwunden. Du schaust wieder so aus wie immer.“

“Ich fühl mich auch wieder so wie sonst.“

“Mach mal dein Oberteil auf.“

Der Hanyou tat wie geheißen und streifte sich sein Haori ab. Vorsichtig legte Kagome ihre Hand auf die Stelle, an der sich der Splitter des Shikon no Tama befand. Sie konnte die Energie spüren und die Wärme, die er ausströmte. Und dann, ganz plötzlich, hatte sie das Gefühl, ihn greifen zu können. Als läge er direkt in ihrer Hand. Ungläubig zog sie ihre Hand zurück und schaute nach. Tatsächlich lag nun der gereinigte Splitter in ihrer rechten Hand und leuchtete in seinem zarten rosafarbenen Licht.

„Er ist raus.“, haucht sie und Freudentränen schossen ihr in die Augen.

„Was?“, Inu Yasha, Jinenji und Hisa-sama schauten sie an und dann den Splitter.

„Inu Yasha! Inu Yasha, er ist raus. Wir haben es geschafft.“, Kagomes Stimme überschlug sich.

Der Hanyou riss sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen:

“Ich wusste, dass wir es schaffen.“

Sie versanken in einem innigen Kuss.
 

„Ich störe ja nur ungern, aber ich muss euch ein wenig bremsen.“, räusperte sich die alte Miko aus ihrer Ecke.

Überrascht schaute das Paar sie an.

“Der Fluch liegt immer noch auf dir, Inu Yasha. Zwar nicht mehr so stark, aber er ist noch vorhanden. Es ist für euch also noch nicht überstanden.“

“Ich weiß, Alte.“, meinte Inu Yasha an sie gewandt, „Ich hab schon gemerkt, dass da noch etwas ist. Aber wir wissen jetzt wenigstens, warum ich den Splitter in mir hatte, obwohl ich ihn nicht wollte. Und wir wissen, von wem der Fluch ist.“

“Ach so?“, Jinenji schaute ihn erstaunt an, „Ich dachte, er sei von deiner Exgeliebten Kikyo. Aus Eifersucht auf dich und deine Beziehung zu Kagome.“

“Nein, er ist tatsächlich von Naraku. Denjenigen, den wir schon so lange jagen wegen dem Shikon no Tama. Anscheinend hat er versucht, mich und Kagome mit demselben Trick zu trennen, wie mich und Kikyo damals vor fünfzig Jahren. Er wollte das Vertrauen zwischen uns vernichten, um uns dann einzeln unschädlich zu machen. Aber da hat er wohl nicht die Rechung mit meinen Freunden gemacht. Mit euch.“

Der befreundete Hanyou und die alte Miko wurden wegen den Worten Inu Yashas ein wenig verlegen. Die Miko ergriff nach einer Weile zu erst das Wort:

“Danke. Es war mir eine Ehre, euch zu helfen. Dachte ich mir doch, dass der Fluch nicht von einer Miko sein kann. Selbst für eine schwarze Miko wäre er noch zu heftig gewesen. Und zu perfide.“

„Jetzt wissen wir ja, mit wem wir es zu tun haben.“

„Ich finde, wir sollten es feiern. Bleibt doch noch heute über Nacht bei mir.“, bat sie Jinenji und das Paar und die Miko nahmen das Angebot gerne an.

Kagome schaute Inu Yasha an und er erwiderte ihren Blick. Es bedurfte in dem Moment keine Worte zwischen den Beiden. Sie fühlten, was der andere fühlte und waren bereit, für ihr Glück gegen Naraku zu kämpfen. Bis zum bitteren Ende.

Eine neue Seite

Müde packte Kagome am frühen Abend ihre und Inu Yashas Sachen im Schlafzimmer zusammen.
 

Am Nachmittag waren sie zusammen mit Hisa-sama von Jinenji zurückgekehrt. Die Nacht war lang gewesen. Immer und immer wieder mussten sie und der Hanyou ihren Freunden von dem Gespräch mit dem Splitter des Shikon no Tama erzählen. Vor allem die alte Miko war sehr neugierig. Sie hatte es sich nur schwer vorstellen können, dass alles wirklich passiert war. Und das obwohl sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatte, wie Inu Yasha und Kagome in einem leuchtenden warmen Licht erst verschwunden und später wieder aufgetaucht waren. All das warf noch mehr neue Fragen in ihr auf:

Warum war Kagome die Wiedergeburt eine Miko namens Kikyo?

Wie reisten sie und Inu Yasha durch die Zeiten und warum nur die beiden?

Wie war das Mittelalter?

Wer war Naraku und warum ihr absolutes Feindbild?

Wie besiegten sie seine Abkömmlinge?

Welche Macht hatte Inu Yashas Schwert Tessaiga?

Und wie sollte es nun weiter gehen?

Fragen über Fragen die das Mädchen und ihr Geliebter versuchten, nach und nach zu beantworten. So war dann auch Stunde um Stunde vergangen und es wurde immer später. Folglich hatten sie dann auch alle sehr lange geschlafen und Jinenji hatte ihnen ein wunderbares Frühstück gezaubert, welches dann auch noch in ein Mittagessen überging. Danach hatten sich Kagome und Inu Yasha von ihrem Freund und Helfer Jinenji verabschiedet. Sie mussten ihm beide schwören, dass sie, würden sie sich bald in der Vergangenheit wieder sehen, nichts von dem jetzigen Treffen sagen würden. Auf die Frage von Inu Yasha warum nicht, antwortete Jinenji:

“Ich will mir nicht die Überraschung verderben lassen, und mich einfach hoffend auf euch freuen.“

Das Paar stimmte dem Wunsch lächelnd zu, bevor Inu Yasha die Miko Hisa-sama auf seinem Rücken platzierte und mit ihr und Kagome winkend gen Tal zurück wanderte.

Als sie im Dorf angekommen waren, verabschiedeten sie sich auch von der Miko. Kagome und Inu Yasha hatten zwar beschlossen, noch eine Nacht hier zu bleiben. Aber sie wollten sich am nächsten Morgen beizeiten wieder in Richtung Tokio aufmachen und sich deshalb schon jetzt verabschieden. Vor allem wollten sie kein großes Abschiedzeremoniell vom ganzen Dorf. Denn alle, wirklich alle, hatten das ungleiche Paar bereits ins Herz geschlossen und wollten sie eigentlich schon gar nicht mehr gehen lassen. Inu Yasha war davon mehr als genervt! Kagome amüsierte es.
 

„Kagome, haben wir noch Ramen? Ich habe Hunger.“, erreichte Kagome eine Frage aus der Küche.

„Schau mal im Schrank neben dem Spülbecken. Wie der Wasserkoche funktioniert, weißt du ja jetzt mittlerweile wieder.“, rief sie grinsend zurück.

Tatsächlich konnte sich Inu Yasha wieder lückenlos an alles erinnern. Die Erinnerungen, die ihm trotz Kagomes Erzählungen noch gefehlt hatten, waren die letzte Nacht nach und nach wieder aufgetaucht. Ihm kam es vor, als würde sich der Nebelschleier, der um seine Erinnerungen lag, auflösen. Er war heilfroh darüber gewesen.

„Gefunden.“

Kagome stopfte das letzte Paar Socken in ihren Rucksack und zurrte ihn zusammen, schnallte ihn zu. Sie ließ sich auf das Bett fallen. Auch das Mädchen war einfach nur noch glücklich, dass sie und Inu Yasha jetzt ein Problem weniger hatten. Sie nahm den Splitter des Shikon no Tama, in dem sie sich noch vor knapp dreißig Stunden befunden hatten, zwischen Daumen und Zeigefinger. Er glitzerte, so wie seine vielen Geschwister die Kagome schon in den Händen hielt, im Licht der untergehenden Sonne, die durch das Fenster schien. Das Mädchen war mehr als nur glücklich, dass der Hanyou das Teil nun endlich wieder los war. Es hatte ihnen soviel Leid und Kummer zugefügt. Ihre komplette, mühsam erarbeitete Beziehung wäre beinahe daran zerbrochen.

Beinahe hätten sie sich beide verloren.

Hätten sich getrennt.

Wären daran zerbrochen.

Das Mädchen atmete tief ein und wieder aus.

„Hey, kommst du? Ich hab dir auch was gemacht.“

Kagome erwachte aus ihrer Träumerei.

„Na komm schon, Kagome. Ich will endlich essen. Und das nicht alleine!“

„Ich komm ja schon.“, sie sprang auf und ging hinüber in die Küche.

Inu Yasha saß schon am Tisch. Vor und auf dem Platz neben ihm stand jeweils eine Pappschüssel mit Instant-Ramen. Heißer Wasserdampf mit leckeren Duftaromen stieg daraus empor und Kagome beeilte sich, neben ihm Platz zu nehmen. Fröhlich saßen sie beisammen und aßen ihr Abendessen.

„Freust du dich auf deine Familie?“, fragte Inu Yasha kauend.

„Ja natürlich. Auch wenn es nur einige Tage waren, aber wir haben ja mein Zuhause sehr überstürzt verlassen. Ich hab ihnen doch nur einen Brief dagelassen.“

„Sie machen sich bestimmt große Sorgen um dich.“

“Hm, weniger um mich als viel mehr um dich.“

“Um mich?“, der Hanyou schaute sie verdutzt an.

„Na ja, sie haben ja mitbekommen, was mit dir passiert ist. Sota war auch live dabei, als du in den Brunnen gezogen wurdest. Du gehörst zu meiner Familie, Inu Yasha. Sie lieben dich. Nicht unbedingt so wie ich dich. Aber eben wie ein Familienmitglied. Ich denke mal, du hast ihnen mit deiner neuen Art einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“, erklärte Kagome geduldig, während sie nebenbei ihr Ramen aß.

„Sie lieben mich? Als Familienmitglied? Kagome, dein Opa hasst mich.“

„Ach quatsch. Ich weiß von Mama, dass er eigentlich ziemlich glücklich damit ist, dass wir zusammen sind. Du bist stark und kannst mich und meine Familie und Freunde vor allem und jeden beschützen. Er hat wohl so was gesagt wie, dass er sich keinen besseren Schwiegersohnenkel vorstellen kann.“

„Er ist also glücklich mit deiner Wahl? Mit mir? Ha, na ob er das auch noch ist, wenn ich ihm das mit dem Geruch und den Regeln der Yokai bezüglich Bindungen und der Markierung einer Gefährtin erklärt habe?“, lachte Inu Yasha frech auf.

„Das wirst du nicht tun!“

“Warum denn nicht? Früher oder später wird er es doch eh erfahren. Also warum nicht gleich mit offenen Karten spielen?“

„Weil es wahrscheinlich einem Herzinfarkt gleicht, wenn du es ihm direkt ins Gesicht sagst.“

“Aber er kann sich doch denken, dass du und ich miteinander schlafen.“

„Ja natürlich. Aber das mit dem Geruch musst du ihm nun wirklich nicht noch unter die Nase reiben. Bitte, Inu Yasha. Tu es nicht!“, sie flehte ihn fast schon eindringlich an.

„Na gut. Aber nur weil du es bist.“

„Danke!“, sie beugte sich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf seine Nasenspitze.
 

Sie beschlossen früh ins Bett zu gehen, um nicht erneut übernächtigt zu sein. Immerhin wollten sie bei den ersten Sonnenstrahlen aufstehen und zurück in die Stadt.

Kagome kam nur in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad. Inu Yasha saß lediglich mit seiner Hose bekleidet im Schneidersitz auf dem Bett und schaute, wie zwei Stunden zuvor Kagome, auf das Stückchen vom Shikon no Tama. Es lag allerdings nur auf dem Nachttisch. Der Hanyou hatte sich nicht getraut, ihn in die Hand zunehmen. Zu groß war seine Angst, dass es augenblicklich und in sekundenschnelle wieder in seinem Körper verschwinden würde. Trotzdem war er ganz fasziniert davon und bekam folglich auch nicht mit, wie sich Kagome neben ihn setzte. Immer noch nur mit einem Handtuch bekleidet.

„Warum fiel uns nicht auf, dass es nicht Kikyo sondern Naraku war?“, fragte er eine kurze Weile später.

„Ich weiß es nicht. Aber um ehrlich zu sein, hab ich mit dem Gedanken gespielt, dass er es sein könnte, als Hisa-sama meinte, dass es nicht der Fluch eine Miko sei. Und außerdem…“

“Außerdem was?“

„Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Kikyo viel zu stolz wäre und sicherlich besseres zu tun hat, als sich in unsere Beziehung einzumischen. Meinst du nicht?“

„Ja wahrscheinlich. Dieser Gedanke kam mir auch in den Sinn. Sie ist und war nicht der Typ Mensch, der ein schlechter Verlierer ist. Aber wenigstens wissen wir jetzt auch, woran wir sind. Komisch, dass ich nicht mitbekommen habe, dass es Narakus Geruch war und nicht ihrer. Hm.“

“Ich bin irgendwie erleichtert, dass es nicht Kikyo war.“, flüsterte Kagome leise und starrte nun ebenfalls auf den Splitter. So wie es Inu Yasha auch immer noch tat.

„Warum?“

“Keine Ahnung. Vielleicht weil ich ihre Wiedergeburt bin. Vielleicht aus Eifersucht.“

“Gute Gründe.“

“Ja, denk ich auch.“

Inu Yasha wandte sich vom Splitter ab und schaute zu Kagome. Erst jetzt fiel ihm ihre leichte Bekleidung in Form eines Handtuches auf. Er musste schlucken.

„Kagome.“, hauchte er.

„Hm?“

“Kagome, auch wenn der Splitter jetzt raus ist, aber so wie du da sitzt, fällt es mir trotzdem schwer, meine Instinkte und mein Verlangen zu unterdrücken.“

Dem Mädchen stieg die Röte ins Gesicht. Die Worte zum Antworten fehlten ihr.

„Und jetzt, wo ich wieder ich bin. Meinst du…“

Weiter kam Inu Yasha nicht:

Das Mädchen hatte ihre Arme um ihn geschlungen und presste ihre Lippen auf seine.

Inu Yasha ließ sich nur allzu gerne überrumpeln und erwiderte den Kuss genauso ungestüm, wie sie es tat. Er sank rückwärts in die Kissen und zog sie mit sich.
 

Kagome saß breitbeinig auf ihm und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Langsam und gefühlvoll glitten ihre Lippen seinen Hals hinab und hinunter zu seiner Brust. Seine Haut fühlte sich heiß an und trotzdem hatte er Gänsehaut. Über jeden Quadratzentimeter Haut den sie mit ihren Lippen benetzte, wanderten ihre Finger sachte hinterher. Stück für Stück rutschte sie immer weiter nach unten. Ihr Handtuch, das sie um sich gewickelt hatte, tat es ihr gleich und verließ vorzeitig ihren Körper, fiel nach unten auf den Boden.

Inu Yasha bekam es mit und seine Augen weiteten sich, als er die nun vollkommen nackte Kagome auf sich entdeckte. Zielsicher legte er seine Hände auf ihre Taille, seine Krallen hinterließen leichte Spuren auf ihrer Haut.

Kagome ließ sich davon jedoch nicht irritieren. Sie küsste seinen Bauchnabel und näherte sich mit ihren Lippen und Händen immer mehr seinem Hosenbund. Geschickt begann sie diesen zu öffnen, was ihr auch gelang. Mit mehreren kleinen Handgriffen entledigte sie Inu Yasha seiner Hose.

Doch er wehrte sich auch nicht. Durch Kagomes Berührungen war er wieder tief in die Kissen gesunken. Selbst seine Finger krallten sich nun nur mehr ins Laken und nicht mehr in ihren Körper.

Kagome musste grinsen, als sie sah, wie sehr es dem Hanyou zu gefallen schien. Sie wusste in dem Moment, wo sie mit den Lippen seine Erregung berührte nicht, was oder warum sie es genau tat. Warum sie es ausgerechnet jetzt tat. Jetzt erst. Doch sie ließ sich nicht beirren. Sanft umspielte sie seine Spitze mit ihrer Zunge. Sie konnte hören, wie Inu Yasha ein tiefes Grollen entwich. Ihm schien es zu gefallen, was sie tat. Allein dadurch wurde sie selbstsicherer in ihrem Tun und bestärkt. Liebevoll nahm sie ihre Hände zu Hilfe.

Der Hanyou wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Nie zuvor hatte sie das bei ihm getan. Er wäre selbst nicht mal auf die Idee gekommen, sie danach zu fragen. Warum auch? Doch es gefiel ihm, dass sie so mit ihm spielte. Kagome zeigte ihm eine ganz neue Seite von sich. Und mit einem Male spürte er, dass er sie stoppen musste. Er wollte nicht, dass nur er Spaß hatte und es dann so abrupt endete.

„Kagome!“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor, „Kagome, bitte. Stopp! Ich kann sonst gleich nicht mehr.“

Das Mädchen hörte seine Worte und schaute grinsend auf:

“Bin ich so gut?“

Inu Yasha erwiderte ihr Grinsen, zog sie dann zu sich herauf und platzierte sie neben sich. Sie versanken in einem innigen Kuss, den keiner von beiden so schnell wieder lösen wollte.

Er nutzte diesen Moment der Versunkenheit und Wehrlosigkeit Kagomes aus und drehte sie gekonnt auf den Rücken. Sofort beendete sie den Kuss und schaute ihn gespielt empört an:

“Hey, was soll das?“

„Nichts.“

Inu Yashas Antwort klang unschuldig, doch seine Gedanken waren alles andere als das. Nun war es an ihm, nach unten zu sinken und ihre Haut mit heißen Küssen zu bedecken. Bestimmend drückte er mit einer Hand ihre Beine auseinander.

Widerstandslos ließ es das Mädchen geschehen.

Langsam fuhr er mit seinen Krallen ihre Innenschenkel entlang, bedeckte die leicht zerkratzte Haut mit kleinen süßen Küssen. Dank seiner feinen Nase konnte er ihre Leidenschaft geradezu riechen. Es machte ihn genauso wahnsinnig wie sie, als er sie zwischen den Beinen küsste.

Kagome schrie leise und schrill auf, als sie seine Zunge da unten spürte.

Doch er ließ sich davon nicht abbringen. So wie sie ihn noch kurze Zeit vorher verrückt gemacht hatte, tat er es ihr nun gleich. Und er befand, dass sie köstlich schmeckte. Zärtlich umkreiste er mit seiner Zunge ihr Zentrum, stupste es liebevoll an.

Nun war es an Kagome, ihm Einhalt zu gebieten:

“Aufhören. Sofort!“

Brav gehorchte er ihr. Er stemmte sich nach oben, blieb über ihr liegen.

„Und?“

“Und was?“, sie hob eine Augenbraue.

“Gut?“

“Oh ja.“, sie zog ihn zu sich runter und küsste ihn erneut.

Während des Kuss platzierte Inu Yasha sich zwischen ihren Beinen, drang sanft in sie ein.

Kagome stöhnte in den Kuss hinein.

„Du Schuft, dass du es einfach ausnutzt.“

Doch er reagierte gar nicht darauf, sondern küsste sie weiter und stieß wie beiläufig in sie hinein.

Kagome federte seine Stöße ab, legte ihre Hände auf seinen Rücken, winkelte die Beine an. Sie musste zugeben, dass sie es vermisst hatte. Ihr kam es wie Monate vor, seit sie sich das letzte Mal so hingegeben hatten. Und sie genoss es in vollen Zügen.

Inu Yasha knabberte an ihrem Ohr. Er konnte ihren heißen Atem an seinen Schultern spüren. Aus dem Augenwinkel heraus schaute er sie an. Sie hatte die Augen genießerisch geschlossen, ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Eines schlich sich nun auch auf seine.

Das Mädchen stieß den Hanyou mit einem Male weg.

“Was?“, er schaute sie verblüfft an und direkt in ein fies grinsendes Gesicht. Inu Yasha konnte gar nicht so schnell schauen, wie er auf dem Rücken landete und sich sein Mädchen auf ihn setzt. Mit geschickten Handbewegungen führte sie ihn in sich und begann mit ihrem Becken über ihm zu kreisen.

Der Hanyou umfasste ihre Taille mit seinen Händen und schaute sie begeistert an:

Kerzengerade saß sie auf ihm. Ihr Becken bewegte sie abwechseln auf und ab und kreisend. Er bäumte sich ein wenig auf, küsste ihre Brüste.

Kagome warf ihre Haare in den Nacken. Sie spürte, wie tief er in ihr war.

Inu Yasha erging es nicht anders. Ihre Enge und die Bewegungen trieben ihn zu Höchstleistungen an. Er konnte spüren, wie er sich dem Ende näherte.

Doch auch sie war am Ende ihrer Kräfte. Ein Prickeln stieg in ihr auf, was sie nicht mehr unterdrücken konnte. Ihr Innerstes zog sich zusammen und sie krallte sich mit ihren Fingernägeln in seine Schultern.

Er fühlte die Hitze in sich aufsteigen und umklammerte ihre Taille fester.

Sie bäumte sich auf.

Er stieß so tief er konnte hinein in die Enge.

Ein süßer und lauter Schrei entwich ihrer Kehle.

Instinktiv knurrte der Hanyou auf.

Sie spürte es und wurde geradezu davon überrannt.

Ihm ging es nicht anders.

Kleine Nachbeben folgten dem großen.

Er ergoss sich vollkommen in ihr.

Sie sackte fast leblos auf ihm zusammen.

Er schloss sie erschöpft in seine Arme.
 

„Ich liebe dich, Inu Yasha!“, hauchte sie ihm nach einer Weile ins Ohr, während sie sich von ihm abrollte.

„Ich liebe dich auch.“, sanft hauchte er ihr einen Kuss auf die Wange, „Ich wusste gar nicht, dass du so dominant sein kannst.“

Kagome schaute zu ihm auf.

„Du warst ja ziemlich, hm, sagen wir mal hemmungslos.“

“Oh Inu Yasha, du bist so ein Idiot.“, sie schleuderte ihm lachend ein Kissen ins Gesicht.

„Was denn? Ich sag nur die Wahrheit. Du warst noch nie so.“

“Lass mich doch. Vielleicht war ich einfach nur gelöster, weil wir jetzt endlich wissen, woran wir sind. Da darf ich ja wohl mal glücklich sein.“

Inu Yasha ließ diese Antwort gelten und streichelte ihr liebevoll über den Rücken. Sie kuschelte sich indes an seine Brust, während sie nach der Decke angelte und sich und den Hanyou zudeckte.

“Inu Yasha?“, durchbrach sie die Stille nach einer Weile.

„Hm?“

“Wann willst du zurück in deine Zeit?“

“Übermorgen oder so. Lass uns noch einen Tag bei deiner Familie verbringen und dann zurückkehren. Es wird anstrengend werden und wir sollten uns noch ein wenig Ruhe gönnen. Und ich denke mal, dass das deiner Familie auch gefallen würde.“

„Ja, dass ist sicherlich besser.“

„Du solltest auch genügend von diesen modernen Arzneimitteln mitnehmen. Wer weiß, wie schwer der Kampf gegen Naraku wird. Und deine Wundermittel sind immer noch effektiver als Kaedes Zaubertränke. Zumindest wenn es um schwere Verletzungen geht.“

„Das stimmt. Aber ich denke, es ist ein Vorteil für uns, dass wir jetzt wissen, wer wirklich dahinter steckt. Naraku weiß noch nicht, das wir es wissen.“, meinte Kagome ernst.

„Das mag schon ein Vorteil sein. Aber wir werden blöd da stehen, wenn wir bis zu unserem netten Wiedersehen mit ihm immer noch nicht wissen, wie wir den Fluch von mir heben. Beziehungsweise sollten wir den Fluch vielleicht vorher beseitigen, bevor wir uns Naraku vorknöpfen.“, kam Inu Yashas sarkastische Antwort.

„Ich werde mal morgen zuhause im Schrein schauen, ob ich da vielleicht was finde. Opa hat viele alte Bücher. Einige sind Jahrhunderte alt.“

„Das ist doch gut. Wenn sich deine Bücher wirklich mal als nützlich erweisen, dann bleiben wir zur Not noch ein oder zwei Tage länger.“, lächelte er sie an.

“Was soll das denn heißen, als nützlich erweisen? Welche Bücher tun das nicht?“

“Deine komischen Schulbücher. Du starrst da rein und vergisst dann doch wieder alles für deine dummen Klausuren.“, grinste er breit.

„Na warte. Wenn du weiter so redest, such ich mir lieber noch eine Fluch aus den Büchern für dich raus. Absoluter Gehorsam oder so.“

„Nein, bitte nicht!“, er hob entschuldigend und lachend die Hände.

“Na gut.“, Kagome hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, „Aber jetzt sollten wir schlafen. Die letzten Tage waren anstrengend und die kommenden werden es auch sein.“

“Stimmt. Schlaf gut, meine süße Kagome!“

Noch einmal versanken sie in einem innigen Kuss, bevor sie aneinander gekuschelt einschliefen.

Tanabata

Einzelne Sonnenstrahlen huschten durch das Fenster und kitzelten Inu Yasha an der Nase. Langsam öffnete er die Augen und gähnte leise aber herzhaft. Er begann sich zu sortieren und schaute neben sich:

Kagome lag mit dem Rücken zu ihm. Lediglich ein Stückchen Decke wandte sich um ihre Taille, verdeckte ihre Brüste und den Po nur sehr knapp. Der Rest ihres, in Inu Yashas Augen traumhaften Körpers, war entblößt. Auf den Lippen des Hanyou formte sich ein Grinsen. Er erinnerte sich an den vorherigen Abend. Wie nah sie sich gewesen waren. Und ihm kam in den Sinn, dass es wie damals beim ersten Mal gewesen war. Genauso ruhig, gelassen und ohne eine Vorstellung, was sie wie, wann und wo tun sollten. Sie hatten sich einfach treiben lassen.

Inu Yasha stützte sich mit seinem rechten Arm ab, während er langsam begann, mit der linken Hand und den daran befindlichen Krallen über Kagomes Taille zu fahren. Seine Berührungen hinterließen bei ihr eine Gänsehaut. Und langsam begann sie sich zu regen:

“Hm, Inu Yasha.“

„Guten Morgen!“

Kagome drehte sich auf den Rücken und rieb sich kurz die Augen, bevor sie ihn anblinzelte. Sie sah in Inu Yashas lächelndes Gesicht. Er hatte sich mittlerweile so gedreht, dass er sich mit beiden Händen links und rechts von ihr abstützte.

„Gut geschlafen?“

“Sehr gut.“, antwortete sie und streckte sich genüsslich, wobei ihr die Decke vom Körper rutschte.

Natürlich entging das dem Hanyou nicht. Seine Augen wanderten sehr eindeutig über ihren Körper. Und ihm stieg ihr Duft in die Nase. Leise begann er zu knurren.

Kagome schaute ihn erstaunt an:

“Was hast du? Was ist los?“

“Du riechst gut.“

„Aber das weiß ich doch. Du hast es mir in den letzten Tagen und Stunden mehr als einmal und sehr deutlich gesagt.“

“Ja, aber heute ist es anders.“

“Anders?“

“Ja, aber ich denke, dass das normal ist.“, grinste er sie breit an.

„Normal?“, sie schaute den Hanyou überrascht an, doch dann fiel ihr es wie Schuppen von den Augen, „Du meinst, es ist einmal im Monat normal?! An einem bestimmten Tag.“

„Ja.“, langsam senkte er sich nach unten und begann ihren Körper mit Küssen zu bedecken.

“Und das macht dich wahnsinnig?“

„Na ja, sagen wir mal so: Dein Duft erregt an diesen Tagen mehr meine Instinkte. Ist dir das noch nie aufgefallen, seid wir zusammen sind? Ich dachte, ich wäre da schon sehr eindeutig, wenn ich dich immer entführe. Erinnere dich bitte nur an den letzten Monat und die heißen Quellen.“, zwinkerte er.

Das Mädchen musste ebenso grinsen, als sie sich daran erinnerte:

Inu Yasha hatte vorgeschlagen, mal einen Tag mit der Jagd auf Naraku auszusetzen. Stattdessen hatte er sich Kagome geschnappt und war mit ihr zu einem Ausflug zu den heißen Quellen aufgebrochen. Nur er und sie. Den ganzen Tag lang. Als sie am Abend wieder heimkehrten, waren beide sehr ausgelaugt, aber mit sich und der Welt im Reinen. Ihre Freunde konnten ihnen nichts entlocken, lediglich das breite Grinsen des Pärchens ließ einiges erahnen.

Kagome war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkt, wie Inu Yasha ihre Beine auseinander drückte und zwischen sie rutschte. Er als er in sie eindrang, erwachte sie aus ihrer Trance.

„Oh, Inu Yasha?!“

„Ja?“, er schaute sie grinsend an, bevor er ihr einen Kuss raubte.

Sie erwiderte ihn augenblicklich. Inu Yasha hatte sie zwar überrascht, aber sie ließ es nur zu gerne geschehen.

Inu Yasha stieß tief und kräftig in sie. Ihr Duft machte ihn wahnsinnig, so wie immer an diesem einen Tag im Monat. Er stützte sich erneut mit den Händen ab und bewunderte zwischen seinen Bewegungen, wie sich Kagome bewegte:

Sein Mädchen hatte die Augen geschlossen. Ihre Hände lagen oberhalb ihres Kopfes, ihre wilden schwarzen Haare umrahmten ihr Gesicht. Sie machte ein Hohlkreuz und drückte so ihr Becken dem Hanyou entgegen. Leise seufzte sie auf.

Er tastete nach ihren Händen. Während er sich auf seine Unterschenkel setzte, zog er sie mit sich nach oben, versenkte sich erneut in ihr.

Kagome setzte sich auf ihn, winkelte die Beine an. Ihre Hände hatte sie in seinem Nacken verschlungen, seine ruhten auf ihrer Hüfte.

Sie bewegten sich im selben Rhythmus.

Inu Yasha hauchte ihr heiße Küsse an die Kehle.

Sie warf ihren Kopf in den Nacken, als sie seine Fangzähne an ihrem Hals spürte. Wie er vorsichtig an ihr knabberte. Sie beugte sich ein wenig nach hinten, hielt sich an seinen Schultern fest.

Er stützte sie, indem er seine Hände am unteren Teil ihres Rückens platzierte. Zärtlich wanderte er mit seinen Lippen hinab. Erst zu ihrem Schlüsselbein, dann zu ihren Brüsten. Fast sein gesamtes Gesicht versenkte er zwischen ihnen.

Der heiße Atem ihres Geliebten brachte Kagome zum Rasen. Ihr Puls beschleunigte sich. Ihre Bewegungen ebenso.

Inu Yasha spürte, wie es um seine Erregung enger wurde. Er schaute wieder zu ihr.

Das Mädchen erwiderte seinen Blick und lächelte. Doch nur kurz. Denn dann wurde sie von ihren Gefühlen überrannt:

Sie bewegte sich schneller und schneller auf ihm. Forderte immer mehr und mehr.

Und der Hanyou erfüllte ihre Forderungen nur allzu gerne. Auch er stieß immer heftiger und tiefer in sie. Er konnte spüren, wie sie immer enger wurde.

Kagome lehnte erst ihre Stirn gegen seine Schulter. Doch als sie merkte, dass sie dem Ende immer näher kam, biss sie sanft hinein.

Nie im Leben hatte sie ihn gebissen. Er war so überrascht drüber, dass er sich mehr als nur spontan mit einem tiefen und lauten Knurren in ihr entlud.

Sie spürte, wie seine Erregung dabei pulsierte und brauchte nur eine Millisekunde, um ihm in den Höhepunkt zu folgen.

Erschöpft kullerten beide kurz darauf zusammen in die Kissen, sahen sich lächelnd an.

„Hm, und der Tag hat erst angefangen.“, grinste Kagome nach einer Weile.

„Ja. Und glaub mir, ich werde ihn in vollen Zügen nutzen und auskosten.“, kam es ebenfalls breit grinsend von Inu Yasha.

„Das glaub ich dir nur allzu gerne.“

Sie lagen beide noch einige Minuten still da, bevor sie aufstanden. Immerhin wollten sie heute zurück nach Tokio. Und Kagome wollte noch einige Bücher wälzen wegen Inu Yashas Fluch, bevor sie gemeinsam ins Mittelalter zurückkehren mussten, um erneut den Kampf mit Naraku zu suchen.
 

Kagome hatte ja schon am Abend zuvor alles zusammen gepackt. Jetzt wollten sie und Inu Yasha nur noch frühstücken und dann noch ein wenig zusammen räumen. Das Geschirr musste gespült und verräumt werden. Und auch das Bett musste abgezogen und das Haus gefegt werden. Ihre Familie wäre sonst nicht glücklich, wenn sie in einigen Wochen hierher kämen. Inu Yasha bot ihr an, die Sache mit dem Geschirr zu übernehmen. Aber Kagome kannte bereits seine Geschicklichkeit in dieser Hinsicht und drückte ihm ohne viele Worte den Besen in die Hand. Murrend begann er zu fegen, während sie das Geschirr spülte, verräumte und dann das Bett abzog. Sie wollte die Wäsche mitnehmen. Ihre Mutter hätte sicher nichts dagegen. Normalerweise wusch sie die Wäsche immer noch, bevor sie heimfuhren. Aber Inu Yasha und Kagome hatten dafür keine Zeit mehr.

„Kagome, ich bin fertig. Waren ja nur die beiden Räume und das Vorzimmer.“, zufrieden über seine Gründlichkeit stellte er den Besen dahin, wo Kagome ihn her geholt hatte.

„Super. Ich bin auch fertig. Ich denke wir können los.“

“Hast du Tessaiga und meine Klamotten?“

„Ja sicher.“

„Gut.“, Inu Yasha schaute an sich herunter. Ihr zuliebe, hatte er wieder die modischeren Neuzeitklamotten angezogen. Seine Ohren waren schon unter dem Basecape versteckt und die Haare hatte Kagome ihm zusammen gebunden. Er wollte Kagome den Rucksack abnehmen, doch sie lehnte ab:

“Danke, aber es geht schon. Er ist nicht mehr so schwer.“

Was auch stimmte. Er war viel leichter, was kein Wunder war, da alle Lebensmittel aufgegessen waren.

Sie gingen durch die Tür und Kagome schloss ab. Noch einmal standen sie auf der kleinen Veranda vorm Haus, gingen die Stufen hinab. Der Hanyou lächelte das Mädchen an, hockte sich vor sie und sie kletterte huckepack auf seinen Rücken.

„Werden wir wieder mal her kommen, Kagome?“, fragte er sie, als er sich aufgerichtet hatte.

„Natürlich. Warum denn nicht?“

Der Hanyou nickte lächelnd.

Er setzte sich in Bewegung. Während er mit raschem Tempo durch die Dorfstraßen lief, riefen ihnen die Bewohner noch Abschiedworte hinterher.

Die Kinder winkten fröhlich.

Die jungen Mädchen weinten in einer Tour dem feschen Hanyou hinterher.

Die Freunde der Mädchen waren einfach nur froh, dass ihr Konkurrent weg war.

Und die Alten riefen Grüße an die Familie zu.

Schnell ließen sie das Dorf und Fuji-san hinter sich. Unterwegs begegneten sie noch einmal ihrem Freund Jinenji, der ihnen viel Glück wünschte und um ein baldiges, in der Neuzeit stattfindendem Wiedersehen bat. Inu Yasha und Kagome versprachen ihm, seinen Wunsch bald nachzukommen. Dann waren sie schon auf und davon und Jinenji winkte ihnen lächelnd hinterher.
 

Es war früher Nachmittag, als sie die Tempelanlage von Kagomes Familie erreichten. Und sie staunten nicht schlecht:

Überall auf dem Gelände hingen farbenfrohe Bänder aus Krepppapier und flatterten im Wind. Genauso standen Bambusstangen herum und Lampions waren an langen Leinen aufgehangen. Der Hanyou setzte Kagome ab und schaute sich um:

“Was ist hier los, Kagome? Sieht nach einem Fest aus.“

„Stimmt. Aber durch die ständige Springerei zwischen den Zeiten, habe ich keine Ahnung, welches es ist. Komm, lass uns rein gehen.“

Inu Yasha nahm ihr den Rucksack ab und folgte ihr ins Haus.

Im Flur stellte er Kagomes Rucksack ab, während sie sich die Schuhe auszog und in Richtung Küche rief, dass sie wieder da seien.

„Oh Kagome! Inu Yasha! Wie schön das ihr wieder da seid. Und genau pünktlich zum Fest.“, ihre Mutter kam aus der Küche. Sie trug einen dunkelgrünen und mit roten Streifen verzierten Yukata.

„Welches Fest?“, fragten Kagome und Inu Yasha wie aus einem Mund.

„Tanabata. Heute ist der siebte Juli.“

„Was, schon wieder Juli?“, entfuhr es dem Mädchen verblüfft.

„Ja. Und ihr seid genau richtig. Opa, Sota und ich haben schon in den letzten Tagen den Tempel geschmückt. Wir erwarten einige Besucher. Und deine Freundinnen haben auch angerufen und gefragt, ob du gesund genug wärst, um Besuch zu empfangen.“

“Was habt ihr ihnen gesagt?“

“Nur das du eine leichte Sommergrippe hattest und einem Besuch nichts im Wege steht. Aber nun macht euch mal frisch und dann kommt zum Essen. Ich hab euch noch etwas vom Mittag aufgehoben. Süßsaurer Thunfisch mit Buchweizennudeln und in Teriyaki-Sauce eingelegtes Gemüse.“

“Oh ja, Essen. Ich hab echt einen Bärenhunger.“, entfuhr es dem Hanyou und sein grummelnder Magen unterstreichte den Satz nur allzu deutlich.

„Na dann. Ach und Kagome. Ich hab dir deinen Yukata auf dein Bett gelegt.“, mit einem Lächeln war Frau Higurashi dann auch schon wieder verschwunden und Kagome und Inu Yasha gingen hinauf in ihr Zimmer.
 

Der Hanyou half ihr beim Auspacken des Rucksackes und dem Verräumen. Im Großen und Ganzen musste er nicht mehr tun, als die dreckige Wäsche in den Weidenkorb im Badezimmer zu werfen. Die wenigen Sachen, die sauber geblieben waren, legte Kagome wieder ordentlich zurück in den Schrank.

„Sag mal, Kagome. Was ist dieses Tanabata-Fest?“, Inu Yasha stand vor ihrem Bett und betrachtete den Yukata. Er war in einem zarten Sonnengelb und große blaue Hibiskusblüten waren als Muster darauf genäht. Der breite Gürtel war in einem Rosa gehalten.

„Es ist ein Sternenfest.“

„Warum feiert ihr die Sterne?“

“Es geht um zwei spezielle Sterne. Sie heißen Wega und Altair. Sie befinden sich im Sternbild der Leier und des Adlers. Laut einer alten chinesischen Legende war Wega eine Weberin, eine Orihime und Altair ein Hikoboshi, ein Rinderhirte. Von ihrem Vater wurde Wega mit Altair verheiratet, aber sie beide waren so verliebt ineinander, dass beide darüber ihre Arbeit vergaßen. Die Rinder wurden krank und der Himmelsgott bekam keine neuen Gewänder mehr. Darüber war der Himmelsgott so erbost, dass er beide an die zwei verschiedenen Ufer der Milchstraße verbannte. Doch aus Kummer konnten beide wieder nicht arbeiten und deshalb dürfen sie sich einmal im Jahr sehen. Am siebten Juli, also heute. Wenn es aber an diesem Tag regnet, dann können sie den Fluss der Milchstraßen eigentlich nicht überqueren, weil er zu tief wäre. Für diesen Fall stehen die Bambusstangen bereit. Und daran werden dann auch Zettel mit Wünschen gehangen, von denen man hofft, dass sie sich erfüllen.“

„Das ist eine schöne Legende.“, flüsterte Inu Yasha.

„Find ich auch.“, stimmte ihm Kagome zu und schaute ihn lächeln an.

„Wenn fängt das Fest denn an?“

“Eigentlich geht es den ganzen Tag. Aber die meisten Besucher kommen dann, wenn es dunkel wird. Und die Sterne zu sehen sind. Wir haben also noch eine ganze Weile Zeit für uns.“

„Na dann kann ich mich ja nach dem Essen noch mal hinlegen und ein Nickerchen halten. Und du vielleicht auch.“, er grinste sie zweideutig an.

“Ja, das klingt gut.“, Kagome hatte nur zu gut verstanden, was er damit meinte.

Sie versanken kurz in einem innigen Kuss. Solange, bis sich Inu Yashas Magen erneut zu Wort meldete und beide nach unten gingen, um diesem Verlangen nach dem leckeren Essen von Kagomes Mutter nachzugeben.
 

Es war dunkel geworden, als Kagome mit Inu Yasha in den Hof des Tempels trat. Sie trug ihren Yukata und hatte ihre Haare nach oben gebunden. Der Hanyou durfte zur Feier des Tages seinen Haori tragen. Aber ohne Tessaiga und mit einem roten Tuch um den Kopf, damit die Ohren verdeckt waren.

Kaum waren sie ins Freie getreten, wurden sie auch schon umringt von Kagomes Freundinnen Eri, Yuka und Ayumi.

„Hey ihr drei. Wie geht es euch?“, Kagome umarmte ihre Freundinnen und blieb dann bei Eri stehen, „Wo ist Hojou-kun?“

„Oh, na ja, wir haben beschlossen, getrennt her zu kommen.“

„Ach so? Was ist denn passiert?“

„Er wurde zwei Tage, nach dem wir dich und Inu Yasha getroffen hatten, aufdringlich. Wollte mich küssen und so. Ging mir ein bisschen zu schnell.“, stotterte das Mädchen rum.

“Mann, ich hab ihm doch gesagt, er soll es langsam angehen lassen.“, seufzte Inu Yasha halb laut.

„Was?“, Yuka und Ayumi schauten ihn entsetzt an, „Du hast ihn dazu angestachelt?!“

“Nein, er hat mich gefragt, was er tun soll. Und ich hab ihm lediglich gesagt, dass er nichts überstürzen darf.“

„Oh, hm. Das hat er anscheinend nicht so ganz kapiert.“, meinte Kagome überlegend und schaute sich dabei um, „Und apropos, da kommt er.“

“Ich red mal mit dem Blödmann.“, entschuldigte sich der Hanyou und hauchte Kagome im Vorbeigehen einen Kuss auf die Lippen.

„Ach ihr seid so ein schönes Paar. Ich wünschte, Hojou wäre so wie Inu Yasha.“, seufzte Eri.

„Nein, das willst du nicht. Er ist manchmal ganz schön aufbrausend und dann nur schwer zu bändigen.“, murmelte Kagome.

„Aber sonst trägt er dich auf Händen.“

„Ja, schon. Im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Ehrlich?“, hakte Ayumi nach.

„Wahrscheinlich eh wenn ihr euch nah seid, oder?“, fragte nun auch Yuka nach.

„Hast du ihnen davon erzählt, dass Inu Yasha und ich Sex haben?“, Kagome schaute Eri genervt an.

“Warum denn nicht? Wir sind doch alle befreundet. Und außerdem konnten sie es sich schon denken. Also sei nicht so.“

„Hm.“

“Wie ist er denn so?“, fragten die beiden anderen erneut nach und auch die dritte schaute die Miko neugierig an.

„Gut. Sehr gut. Lässt sich schwer beschreiben. Aber ich denke, wenn ich mich fallen lassen kann, spricht das für ihn.“

“Wow, Kagome! Du bist so erwachsen.“, staunten alle drei im Chor.

Die Freundinnen fragten noch weiter und weiter. Solange, bis es ihrer Freundin zu bunt wurde und sie mit einem Satz klar machte, dass sie sich nicht weiter ausquetschen lassen wolle. Immerhin war das eigentlich eine Sache, die nur sie und den Hanyou etwas anging. Und was konnte sie dafür, dass sie eben das Glück hatte und schon so etwas tat und ihre Freundinnen nicht?

Aber ihre Freundinnen akzeptierten Kagomes Machtwort und in jenem Moment traten auch Inu Yasha und Hojou zu ihnen.

Der Hanyou schnappte sich sofort sein Mädchen und verwickelte sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Noch immer betörte ihn ihr Geruch, was er sie nach dem Essen erneut hatte spüren lassen. Wären nicht so viele Menschen wegen Tanabata-Fest um sie herum gewesen, hätte er sie sich sofort wieder geschnappt und wäre mit ihr an einen stilleren Ort verschwunden. Aber selbst er kannte die Anstandsregeln und so flüsterte ihr nach dem Kuss lediglich ins Ohr:

“Nachher gibt es noch ein Nachschlag!“

Kagome grinste ihn an. Für einen kurzen Moment vergaßen sie ihre Freunde um sich herum. Die schauten nur fasziniert zu, wie vertraut und liebevoll das Paar miteinander umging. Sie alle hätten schwören können, dass sich Kagome und Inu Yasha schon seit Jahrhunderten kennen würden. Wie nah sie damit an der Wahrheit dran waren, ahnte keiner von ihnen.

„Kommt, lasst uns noch ein bisschen herum wandern. Meine Mutter hat erzählt, dass viele Bekannte von meiner Familie ein paar Stände hier aufgebaut haben.“, sprach die Miko, nachdem sie sich endlich nach einer Weile von dem Hanyou hatte losreißen können. Stattdessen nahm sie seine Hand und wollte ihn mit sich ziehen. Doch er blieb stehen.

Inu Yasha wurde von dem Anblick, der sich ihm bot, abgelenkt:

Hojou und Eri standen sich schweigend und zu Boden schauend gegenüber.

„Warte kurz.“, Inu Yasha ließ Kagomes Hand los und tippte Hojou auf die Schulter.

„Ja?“

“Nun nimm schon ihre Hand.“

“Einfach so? Ohne was zu sagen?“

“Einfach so. Ohne was zu sagen. Aber versuch bloß nicht, sie zu küssen. Lass sie den ersten Schritt deswegen tun. Okay?“

Der Schüler nickte und der Hanyou ging zurück zu seiner Liebsten, die bei Ayumi und Yuka stand.

„Was war denn?“

“Nichts. Er brauchte nur einen Anstoß!“, Inu Yasha nickte mit dem Kopf in die Richtung der beiden Freunde. Und tatsächlich kam Hojou seinem Ratschlag nach und Eri schien wirklich glücklich darüber.

„Ach Mensch. Ich will auch einen Freund.“, jammerten Ayumi und Yuka in einem Ton.

„Den findet ihr schon noch. Und jetzt kommt!“, Kagomes gute Laune riss die ganze Truppe mit sich und schon bald amüsierten sich alle ganz prächtig.
 

Kurz nach Mitternacht neigte sich das Fest langsam dem Ende. Kagomes Freunde hatten sich schon vor geraumer Zeit verabschiedet. Und sie und Inu Yasha kamen Frau Higurashis Bitte nach, Sota ins Bett zu bringen. Was kein Problem darstellte. Der Hanyou erzählte ihm noch eine Abenteuergeschichte, die selbstverständlich wahr war, und der Junge war kurz vorm Ende tief und fest eingeschlafen.

Nun saßen Inu Yasha und Kagome auf dem Dachgiebel und schauten hinab auf die Anlage und Tokio. Überall in der Stadt konnte man Lampionlichter sehen. Von irgendwoher drang Musik zu ihnen herüber. Es waren noch einige Besucher im Tempel. Ab und an konnten sie ein Lachen hören.

Das Mädchen hatte sich an ihren Liebsten gelehnt und er hielt sie fest umschlossen, damit sie nicht hinunter fiel.

„Es war ein schönes Fest.“, sagte Inu Yasha leise.

„Ja. Ich bin glücklich, dass wir es zusammen feiern konnten. Beinahe hätten wir es verpasst.“

„Stimmt. Aber dank Jinenji und der alten Miko hat es ja geklappt.“

„Was haben du und Hojou eigentlich besprochen, als er kam?“, fragte die Miko neugierig nach.

“Ach ich hab ihn nur ein bisschen zusammen gestaucht, weil er so doof war. Dann wollte er noch mal wissen, wie es bei uns war.“

„Hast du es ihm gesagt?“

„Nicht so, wie es wirklich war. Keine Sorge. Nur so viel, dass unser erster Kuss auch eher spontan war. Aber Kagome, er wusste, dass du und ich miteinander schlafen.“, der Hanyou schaute sie fragend an.

„Oh, dass muss ihm Eri gesagt haben. Die alte Tratschtante! Sie hat mich damals auf der Toilette gefragt, ob wir es tun. Und ich hab Ja gesagt. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass sie es gleich brühwarm weiter sagt. Yuka und Ayumi wollten auch Details wissen.“, antwortete Kagome genervt.

„Hast du es ihnen gesagt?“

“Nein, natürlich nicht. Sollte ich etwa?“

„Alleine für ihre dummen Gesichter würde ich sagen Ja. Hättest ihnen ja von gestern Abend oder heute Morgen oder heute Nachmittag erzählen können.“

“Haha, du bist echt witzig. Frei nach dem Motto ‚Hey Mädels. Inu Yasha und ich haben heute schon zweimal Sex gehabt. Und gestern Abend waren wir wie die Tiere. Ach und er steht auf meinen Geruch.’ So etwa? Da denken die noch, ich hätte einen gewaltigen Schaden und du wärst ein perverses Schwein.“

„Ja, stimmt auch wieder. Aber wegen deinem Geruch…“

“Ja?“, sie dehnte das Wort und schaute ihn verführerisch an.

“Ich könnte schon wieder.“

„Warum denn nur?“, sie beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft.

Sofort ging Inu Yasha darauf ein und erwiderte den Kuss nur allzu gerne.

„Lass uns reingehen.“, hauchte er in den Kuss.

Er zog sie mit sich hoch und trug sie umsichtig zurück zu ihrem Fenster, kletterte mit ihr hinein ins Zimmer. Das Mädchen ging zur Tür und schloss sicherheitshalber ab. Während Inu Yasha die paar Kerzen auf ihrem Fensterbrett anzündete, schaltete Kagome das Licht aus. Als er sich umdrehte, klappte ihm die Kinnlade hinunter:

Langsam und äußerst betörend öffnete seine Liebste ihren Yukata und ließ ihn zu Boden fallen. So ging sie auch bei ihrer Unterwäsche vor. Und schon nach wenigen Augenblicken stand sie nackt vor ihm.

In schnellen Schritten war der Hanyou bei ihr und sie versanken erneut in einem innigen Kuss.

“Ich liebe dich!“

“Ich liebe dich auch.“

Unangenehme Gespräche

Frau Higurashi, ihr Vater und ihr Sohn Sota saßen bereits eine ganze Weile am Frühstückstisch. Doch von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Spe war noch immer nichts zu sehen. Jedoch hielt es sie nicht davon ab, ihr Frühstück schweigend zu genießen.

Ganz im Gegensatz zu dem Rest ihrer Familie. Sota und der Großvater waren wild am diskutieren.

„Aber Opa, wirklich. Die haben sich die ganze Nacht gestritten.“

“Ach was, warum sollten sie das denn tun?“

“Was weiß denn ich?! Aber Kagome hat immer wieder seinen Namen geschrieen und Inu Yasha hat öfters so tief geknurrt. Mir standen teilweise echt die Nackenhaare zu Berge. Hast du denn nichts gehört?“

“Sota, ich bin alt. Wie du weißt, kommt da manches nicht mehr in meinen Gehörgängen an. Worüber ich auch nicht böse bin.“, der alte Herr trank in kleinen Schlucken seinen heißen grünen Tee.

Sota wandte sich zweifelnd über das, was er letzte Nacht aus Kagomes und Inu Yashas Zimmer gehört hatte, an seine Mutter:

“Mama, hast du denn was gehört?“

Frau Higurashi schaute lächelnd und wissend auf. Sie ahnte nur allzu gut, was Sota da gehört hatte. Aber sie fand ihn noch etwas zu jung, um ihn darüber genau in diesem Moment aufzuklären.

„Weißt du Sota, du kennst doch die beiden. Manchmal streiten sie sich wegen Kleinigkeiten.“, wich sie stattdessen aus.

„Hm, aber gestern Abend beim Fest waren sie noch ein Herz und eine Seele. Also warum sollten sie sich streiten?“, er schaute sie fragend an.

„Vielleicht solltest du deine Schwester und Inu Yasha lieber selber fragen, wenn es dich so brennend interessiert.“, meinte nun der Großvater erneut.

„Was sollte Sota uns fragen?“

Kagome und Inu Yasha tauchten leicht verschlafen in der Küche auf und ließen sich jeweils auf einen Stuhl plumpsen.

„Warum habt ihr Euch letzte Nacht gestritten?“, kam prompt Sotas ahnungslose Frage.

„Warum gestritten? Wovon redest du?“, der Hanyou hatte sich eine Schale Reis geschnappt, die er nun bis zum Rand mit Teriyaki-Sauce und Fisch anfüllte.

„Na du hast immer so geknurrt. Und Kagome hat schon fast hysterisch deinen Namen gerufen. Immer und immer wieder. Die ganze Nacht lang. Ich konnte nicht richtig schlafen. Deswegen frage ich. Ihr habt noch nie so laut gestritten.“

„Ach das! Kagome und ich haben nur miteinander ge…Aua!“

Kagome hatte ihn gegen das Schienbein getreten. Als sich ihre Blicke trafen, wurde Inu Yasha böse zu Boden gestarrt. Was in diesem Blick lag, verstand er dann allerdings auf Anhieb:

Auf gar keinen Fall erzählst du meinem kleinen, zehnjährigen Bruder davon, dass wir die ganze Nacht Sex hatten, weil du auf meinen Geruch abgefahren bist!

Unauffällig nickte der Hanyou.

„Inu Yasha? Was habt ihr miteinander getan?“, Sota durchbrach die Stille und schaute gespannt von einem zum anderen.

„Ähm, wir haben lange wegen dem Fluch und unseren Feinden diskutiert und waren ab und an eben nicht einer Meinung.“, schnell beugte er sich über seine Schüssel und fing an, sein Essen herunter zu schlingen.

„Stimmt das, Schwesterherz?“

„Ja, stimmt. Du kennst uns doch.“, auch Kagome senkte ihren Blick. Verstohlen schaute sie zu ihrem Liebsten. Wie zufällig kreuzte sie auch noch den Blick ihrer Mutter, die sie breit angrinste. Augenblicklich schoss dem Mädchen die Röte ins Gesicht und fast schon hing sie mit ihrer Nase im Frühstück. Ihr war es mehr als peinlich. Anscheinend wusste ihre Mutter ganz genau, was sie und Inu Yasha die ganze Nacht über getrieben hatten. Doch wenigstens sagte sie nichts weiter zu dem Thema und auch Sota schien sich mit ihrer Bestätigung zufrieden gegeben zu haben, sodass alle zu Ende frühstücken konnten.
 

Nach dem Frühstück, das schweigend beendet wurde, hatte sich Kagome mit einigen alten Büchern ihres Großvaters in ihr Zimmer verzogen. Ursprünglich wollte ihr Inu Yasha folgen, und dabei helfen, eine Lösung für den Fluch zu finden. Aber er wurde von ihrem Großvater aufgehalten, der ihn um Hilfe beim Säubern der kleinen Schatzkammer auf dem Tempelgelände bat. Kagome meinte dazu nur, dass sie ja auch erstmal ohne ihn suchen kann. Er solle einfach nachkommen, wenn sie fertig seien. Und am Nachmittag sei schließlich auch noch genug Zeit.

So stand der Hanyou nun inmitten von Kisten, Kartons und altem Krimskrams. Auf allem lag eine dicke Staubschicht und Inu Yasha wollte schon beim ersten Anblick gar nicht mehr wissen, wie lange nicht mehr sauber gemacht worden war. Er bewaffnete sich mit ein paar Tüchern und einem Schrubber. Als er die erste Ladung von Staub in seine feine Hundenase bekam, musste er mehr als dreimal kräftig niesen.

„Bin ich froh, nur diese neuzeitlichen Klamotten zutragen. Bei dem Dreck hätte nicht mal der Stoff aus Feuerrattenfell eine Chance.“, maulte er.

„Nun red mal nicht so, als ob das hier alles nur Müll wäre. Alles hier hat seine Geschichte und Herkunft. Manches ist Jahrhunderte alt.“

“Aha.“

„Ja, schau nur einmal hier. Diese Vase hat einmal einem mächtigen Mann gehört. Die Legende besagt, dass dieser Mann alles mit dem Loch in seiner Hand aufsaugen konnte.“

Inu Yashas Ohren zuckten:

Ein Loch in der Hand? Klang ganz nach seinem Freund Miroku. Er nahm dem alten Herrn die Vase ab und besah sie sich genauer. Am Boden sah er so etwas wie einen Stempel und las vor:

“Made in China.“

Geschockt von den Worten des Hanyou fuhr der Großvater herum, riss ihm die Vase aus den Händen und starrte ihn entsetzt an.

„Made in China?“, wiederholte er die Worte, „Das kann nicht sein.“

“Na anscheinend doch. Auch wenn ich nicht so genau weiß, was das bedeutet. Aber glaub mir alter Mann, mein bester Freund ist ein mächtiger Mann mit einem schwarzen Loch in der Hand. Und wenn ihm diese Vase gehört hätte, dann hätte er bei so was einen noch schlechteren Geschmack als bei Frauen.“, lachte Inu Yasha ihn an. Dann schlug er ihm freundschaftlich auf die Schulter und erneut geschockt ließ Opa Higurashi die Vase fallen.

„Ah, jetzt ist sie kaputt!“

„Macht nichts, Opa. War doch eh nur Müll.“

Der alte Mann schaute erst auf die Scherben, dann zu Inu Yasha, der sich wieder dem Dreck im obersten Regal zugewandt hatte. Wahrscheinlich hatte er Recht. Es war nur Müll. Und noch wahrscheinlicher war, dass der Hanyou ihm würde helfen können:

Nicht nur damit hier sauber zu machen. Er würde ihm dank seiner guten Sinne auch helfen können, echte Schätze von Schrott zu unterscheiden. Der Junge war ein echter Glücksgriff!
 

Kagome brütete über den alten Büchern. Mindestens zehn hatte sie schon durchwühlt, doch noch immer fand sie nichts Brauchbares. Es waren zwar einige nützliche Bannsprüche und Zauber dabei, aber nichts wäre stark genug gewesen für Inu Yashas Fluch. Laut seufzte sie auf.

„Na mein Schatz, wie schaut es aus?“

Kagome drehte sich zur Tür:

“Ach Mama, nichts. Rein gar nichts.“

“Hm, aber alle Bücher hast du ja noch nicht durch.“, lächelte ihre Mutter sie aufmunternd an und legte nebenbei die gewaschene Wäsche von dem Mädchen und dem Hanyou in den Schrank.

„Ja, was für ein Glück. Und Opa hat ja noch mehr in seiner Bibliothek stehen. Juhu!“, meinte Kagome sarkastisch.

„Kopf hoch!“

Ihre Mutter setzte sich auf das Bett und in Kagome kam der Verdacht auf, dass ihre Mutter nicht wegen den Büchern und der Wäsche zu ihr gekommen war. Sie stand vom Schreibtischstuhl auf und setzte sich neben sie.

„Was ist los, Mama?“

„Nichts. Was sollte denn sein?“

“Mama, ich kenne dich seit Ewigkeiten.“

“Nein, du kennst Inu Yasha seit Ewigkeiten. Ich reise nicht durch die Jahrhunderte.“, Frau Higurashi lächelte.

“Das meinte ich so nicht. Warum bist du da?“

„Wegen eurer Wäsche.“

“Mama!“

„Geht es dir gut?“

Kagome schaute ihre Mutter erstaunt an. Was war das denn für eine Frage?

“Du hast kaum geschlafen die Nacht.“

“Ach so. Es geht schon. Ist nicht die erste Nacht, die ich durch gemacht habe. Die meisten Yokai greifen nachts an. Von daher bin ich es mittlerweile gewohnt.“

„Oh, okay. Und sonst so?“

“Sonst so?“

“Sota ist immer noch verwirrt.“

Jetzt ging Kagome ein Licht auf. Ihre Mutter wollte mit ihr wegen der letzten Nacht reden. Sie wollte ein Gespräch von Frau zu Frau führen.
 

„Warum?“, Kagome wollte ein unverfängliche Frage stellen.

„Er fragt sich, warum ihr gestritten habt.“, ihre Mutter lächelte immer noch.

„Haben wir doch gar nicht. Wir haben miteinander geschla…“, Kagome verstummte in sekundenschnelle und wurde rot um die Nase, als sie in das breite Grinsen ihrer Mutter schaute.

„Hör mal, Liebes: Ich will dir auf keinen Fall vorschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Du bist eine erwachsene Frau. Aber passt auf, ja?“

„Äh, ja.“

“Du weißt doch, was ich meine?“

“Ich denke schon.“

„Ihr seid beide noch jung. Also du noch jünger als er. Und ich weiß, dass ihr euch liebt. Aber ihr seid ständig irgendwelchen Gefahren ausgesetzt. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, wenn ihr noch ein Leben in Gefahr bringt. Oder wenn ihr es verlieren würdet.“

„Mama, redest du da gerade mit mir über eine mögliche Schwangerschaft?“

Nun war es ihre Mutter, die ein wenig errötete und verlegen zu Boden schaute:

“Ja.“

“Keine Sorge. Wir passen schon auf und machen das richtig. Wir haben nichts dergleichen geplant.“

“Gar nicht?“

„Nein. Also ich meine jetzt nicht. Später vielleicht.“, murmelte Kagome.

„Ach wirklich? Ihr wollt zusammen eine Familie haben?“

“Ja, irgendwann. Wenn wir älter sind. Und der Kampf gegen Naraku vorbei ist. Ich hab es auch nicht geglaubt. Aber als wir am Fuji-san waren und im Inneren des Juwelensplitters, sagte es Inu Yasha. Das er auf unsere Kinder besser aufpassen wird und er ihnen eine schönere Kindheit geben will, als er sie hatte. Du kennst ja die Geschichten von ihm. Aber wie gesagt, dass liegt noch weit in der Zukunft.“

„Das ist aber schön. Nur eine Frage habe ich noch.“

„Ja?“

“Die ganze Nacht?“

„Ähm, also das lag an mir. Irgendwie. Weißt du, er hat doch eine sehr feine Nase. Und dann riecht er es auch, wenn ich einmal im Monat…wie sagt man das am besten? Also aus Hundesicht wäre ich läufig, oder so.“

“Läufig?“, Frau Higurashi musste leise kichern.

„Ja. Und dann drehen seine Sinne eben ein bisschen durch. Ist ja jetzt nicht so, als ginge es mir dann anders im Hormonwirrwarr. Deswegen die ganze Nacht. Entschuldige wenn wir so laut waren. Im nächsten Monat sind wir dann besser wieder im Mittelalter, bevor sich Sota erneut sorgt.“, grinste Kagome sie an.

„Ja, das ist wohl besser.“, ihre Mutter stand wieder auf, „Danke, dass wir so offen reden konnten.“

“Sicher. Aber Mama, da ist noch was.“

Erstaunt schaute sie ihre Tochter an:

“Was denn?“

Kagome bedeutete ihr, sich noch einmal hinzusetzen, bevor sie damit begann, ihrer Mutter die Sache mit dem Geruch und dem Denken der Yokai diesbezüglich zu erzählen.
 

Den ganzen Tag über hatte Inu Yasha dem Großvater beim Aufräumen geholfen. Der alte Mann war sehr dankbar für die Hilfe. Sie kamen ein ganzen Stück weiter. Und als beide hörten, dass Kagome hingegen nichts in den bis dahin durchsuchten Büchern gefunden hatte, beschlossen sie, am nächsten Tag weiter zu machen. Genau wie Kagome, irgendwo musste ja eine Lösung zu finden sein.

Nun saßen alle im Wohnzimmer. Bis auf Sota, der sich bereits ins Bett verzogen hatte. Allerdings nicht ohne ein naive Drohung gegen Kagome und Inu Yasha auszusprechen:

“Wenn ihr euch die Nacht wieder streitet, dann dränge ich euch eigenhändig zum Brunnen und dann werd ich ihn hinterher zunageln.“

Die Bedrohten nickten nur brav und wünschten eine gute Nacht.

Nun kamen sie zum unangenehmeren Teil des Abends. Nach dem Gespräch mit ihrer Mutter, hatte Kagome Inu Yasha alles erzählt. Auch das ihre Mutter ihr dazu geraten hatte, offen mit dem Großvater zu reden.

„Opa, ich muss dir was sagen.“

„Was denn?“, er schaute von seiner Zeitung auf.

„Also die Sache ist die.“, begann Inu Yasha. Er hatte Kagome versprochen, es zu erklären. Immerhin kannte er sich besser damit aus:

“Kagome und ich sind ja nun schon eine Zeit lang zusammen. Und wir lieben uns. Da tut man ja nun auch mal gewisse Dinge. So wie letzte Nacht.“

“Ihr habt euch gestritten.“

“Nein, wir haben, ähm, also wir waren uns…ähm…“

„Sie waren sich nah.“, half Frau Higurashi aus.

„Was?“

“Sie waren sich nah. So nah, wie ein junges Paar sich eben sein kann.“

Dem alten Mann entgleisten die Gesichtszüge.

“Du!“, entfuhr es ihm scharf, während er aufsprang und auf den Hanyou zeigte, „Du hast meine kleine Kagome berührt. Wie kannst du es nur wagen?“

Inu Yasha war ebenfalls aufgesprungen:

“Ach komm, du hast es doch geahnt. Kagome und ich sind immerhin schon eine ganze Weile zusammen.“

„Trotzdem hast du nicht das Recht, sie so zu schänden.“

„Opa, er schändet mich doch nicht!“, entfuhr es nun auch Kagome, „Ich will es doch genauso. Meine Güte, ich bin alt genug dafür.“

„Aber wer weiß denn, wie lange das bei euch hält? Dann gehst du berührt in die Ehe mit Hojou-kun.“, heulte ihr Großvater.

„Hojou-kun? Warum sollte ich ihn denn heiraten. Er ist doch eh mit Eri zusammen. Eher heiraten Inu Yasha und ich. Obwohl wir das eigentlich auch nicht mehr müssten. Zumindest nicht im Mittelalter.“

Überrascht schaute der alte Herr seine Enkeltochter und dann deren Geliebten an. Beide wichen seinem bohrenden Blick allerdings aus und schauten weg. Stattdessen übernahm nun Frau Higurashi das Wort:

“Hör mal. Inu Yasha ist ja ein halber Yokai. Und in seiner Welt gelten andere Gesetze. Bei ihm läuft es mehr über die Sinne. Verstehst du?“

“Nein!“

Der Hanyou seufzte auf und ließ sich auf das Sofa fallen. Zog Kagome mit sich.

„Bei uns geht das über den Geruch. Als Kagome und ich zum ersten Mal miteinander

geschlafen haben, ist mein eigener Yokaigeruch in sie übergegangen. Sie ist damit behaftet und jeder andere Yokai oder Hanyou kann das riechen. Sie ist also in deren Augen kein Freiwild mehr.“

Großvater Higurashi schaute immer noch verwirrt drein und nun versuchte es Kagome. Sie setzte sich neben ihn und hatte sogleich seine ganze Aufmerksamkeit.

„Also Opa, es ist so. Jeder Yokai riecht anders. Inu Yasha und unserer Bekannter Kouga, der ein Wolfsyokai ist, können sich zum Beispiel nicht riechen. Kouga wollte mich auch zu seiner Frau machen. Das hätte er auch machen können. Selbst als ich mit Inu Yasha schon zusammen war, hätte er mich dafür entführen können. Doch dadurch, dass Inu Yasha und ich uns nah gekommen sind, ging es nicht mehr. Inu Yasha hat mich durch seinen Geruch zu seiner Gefährtin gemacht. Zu seiner Frau. Hätte er es nicht gemacht, wäre es vielleicht Kouga gewesen. In den Augen der anderen Yokai bin ich jetzt vergeben. Das ist sozusagen ein Gesetz der Yokai. Deswegen sind wir im Mittelalter de facto auch schon verheiratet. Menschen können es nicht riechen, deswegen ist es in unserer Zeit vollkommen egal.“

Langsam verstehend nickte ihr Großvater:

„Kagome, bist du dir sicher, dass er das nicht schon bei anderen gemacht hat. Zum Beispiel bei der Miko, von der du die Reinkarnation bist?“

„Alter Mann, was denkst du von mir?“, mischte sich nun auch Inu Yasha wieder mit ein, „Obwohl ich um einiges älter bin als Kagome, war sie dennoch meine erste Frau. Als ich Kikyo traf, war ich erst gute einhundertfünfzig Jahre alt. Das ist jung für einen Hanyou. Da war ich noch nicht so drauf, dass ich an Heirat dachte. Auch wenn ich es kurzfristig in Erwägung zog. Doch bei Kagome war das anders. Ich war wieder älter und ich liebe sie. Der Reiz bei ihr war stärker für mich. Sie ist also meine erste Frau, die ich berührt habe. Und sie wird auch die einzige bleiben. Versprochen.“

Kagome und sein Blick trafen sich und es war kaum zu übersehen, wie viel Liebe darin lag.

„Kagome, willst du eine Miko werden?“

Erstaunt schaute das Mädchen wieder ihren Großvater an.

„Warum?“

“Eine Miko ist eine junge Frau, die nicht berührt wurde. Sobald sie ihre Unschuld verloren hat, wird sie eine ganz normale Frau.“, erklärte ihr der alte Mann mit festem Blick.

„Opa, das ist mir ehrlich gesagt egal. Ich hatte nie vor, eine Miko zu werden. Und ich weiß, dass das Unsinn ist. Zumindest in meinem Fall: Denn obwohl ich mit Inu Yasha schlafe, sind meine Mikokräfte nicht verschwunden. Im Gegenteil. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie sogar stärker geworden sind.“

„Dann bist du keine Miko im klassischen Sinne.“

„Nein, wollte ich auch nie sein.“

Großvater Higurashi nickte nur murmelnd. Er schwieg, während Kagome und ihre Mutter in die Küche gingen, um für alle eine Tee zukochen.

„Meinst du, er versteht und akzeptiert es?“, fragte das Mädchen vorsichtig seine Mutter.

„Ich glaube schon. Gebt ihm ein bisschen Zeit.“

„Okay.“
 

„Werdet ihr irgendwann nach menschlicher Ansicht heiraten?“, fragte der Großvater dann nach einer Weile, als alle wieder um den Wohnzimmertisch vereint waren und ihren heißen Tee vor sich hatten.

„Sicher. Nur noch nicht in absehbarer Zeit. Wir haben viel zu viel drüben zu tun.“, lächelte Kagome antwortend und umarmte den alten Mann.

„Familie?“

“Bestimmt, alter Mann. Vorausgesetzt, Kagome darf ein Kind von mir erwarten.“

“Kann ich es denn verhindern?“

“Nein!“, grinste Inu Yasha ihn an und sein Grinsen wurde tatsächlich erwidert.

„Gut, von mir aus. Solange ich mein Urenkelchen auch mal zu Gesicht bekomme.“

“Natürlich.“, kam es von Inu Yasha und Kagome wie aus einem Mund.

Sie saßen noch eine ganze Weile so zusammen und unterhielten sich. Doch das Intimleben seiner Enkelin und ihres Angetrauten wurde nicht mehr angeschnitten. Stattdessen überlegten sie zusammen, in welchen Büchern Kagome noch nach Lösungen suchen könnte. Das Mädchen merkte an, das sie ja auch erstmal zur Schule gehen könnte. Doch der Hanyou schüttelte den Kopf:

“Sei mir nicht böse, aber du solltest dich wirklich nur auf eine Sache konzentrieren. Wenn du den ganzen Tag in deiner seltsamen Schule hockst, geht nur wertvolle Zeit verloren, die wir nicht haben.“

Der Rest ihrer Familie pflichtete diesem Argument zu, sodass Kagome keinerlei Widerspruch einlegen konnte.
 

Es war fast Mitternacht, als alle in ihren Betten lagen.

Kagome hattes ich an Inu Yasha gekuschelt.

„Ich bin froh, dass er es verstanden hat.“, murmelte Inu Yasha, der schon im Halbschlaf war.

„Ja, und es war fast einfacher als gedacht. Außerdem hätten wir es ihm früher oder später sowieso sagen müssen.“

„Später wäre mir lieber gewesen.“

“Ja mir auch. Aber woher sollte ich denn wissen, dass meine Mutter wegen letzter Nacht mit mir reden wollte. Konnte ja keiner von uns beiden ahnen. Und ich war auch nicht gerade erpicht darauf.“

„Ich weiß.“, seufzte der Hanyou und strich ihr versonnen über den Rücken, „Wann?“

„Wann was?“

„Wann willst du nach menschlicher Tradition heiraten?“

„Wenn alles vorbei ist. Der Kampf mit Naraku. Wenn das Shikon no Tama verschwunden ist. Wenn Kohaku befreit wurde. Und wenn ich die Oberschule abgeschlossen habe. Dann werden wir heiraten. Einmal hier bei meiner Familie und dann drüben im Mittelalter.“

“Wenn das drüben alles geklärt ist, ja. Aber wie lange dauert das mit der Schule?“

Das Mädchen schmiegte sich enger an ihn, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Er konnte ihren Atem auf der Haut spüren, als sie antwortete.

„Wenn alles gut geht in drei Jahren. Und für dich als Hanyou wird das sowieso nur ein Wimpernschlag in der Zeit sein.“

“Hm. Okay!“

Eng zog er sie zu sich. Schon während des Gespräches hatten beide ihre Augen geschlossen. Die letzten Worte, der Gute-Nacht-Gruß und die Liebesgeständnisse waren nur mehr gemurmelt. Beide waren von der letzten Nacht im Liebestaumel zu geschafft. Hinzu kam der nicht gerade ruhige Tag.

Langsam glitten sie hinüber ins Traumland. Dahin wo alles ruhig war und sie keine Feinde hatten. Wo sie schon verheiratet waren und eine strahlende Zukunft vor ihnen lag.

Briefwechsel durch die Zeiten

Es war schon mehr als eine Woche vergangen, seitdem die Freunde Sango, Miroku und Shippou etwas von dem Hanyou und dessen Geliebter gehört hatten. Seit der letzten Nachricht war der Knochenfressende Brunnen versiegelt. Bis auf wenige Stunden am Tag, an denen die Freunde abwechselnd Wache schoben. Nur so konnten sie Feinde und allen voran Kikyo davon abhalten, wieder einen Fluch durch den Brunnen in die Neuzeit zu schicken. Und nur so hatten sie eine Möglichkeit, Nachrichten zu erhalten, falls Kagome den Brunnen in ihrer Zeit ebenso für kurze Zeit von den Bannzetteln befreite.

Laut seufzte die junge Dämonenjägerin auf. Sie vermisste ihre beste Freundin. Und den sturen Hanyou ebenso. Es war so still im Dorf, seit beide in die Neuzeit gegangen waren. Der kurze Blickkontakt mit Kagome kam ihr schon ewig her vor. Sango brauchte jemanden zum Reden. Zum Lachen. Sie wollte wieder auf die Jagd nach den Splittern des Shikon no Tama. Aber wie sollte das ohne die Hilfe Kagomes und deren Mikokräften gehen? Gar nicht.

„Und, gibt’s was Neues?“

Die junge Frau drehte sich auf dem Rand des Brunnens sitzend um. Sie schaute zu Miroku auf und schüttelte den Kopf.

„Was mag da bloß vorgefallen sein?“

„Ich hab keinen blassen Schimmer. Dabei würde es mich brennend interessieren, ob Inu Yasha sich wieder an alles erinnern kann. Und ob sie den Fluch schon aufheben konnten.“

„Ja, mir geht es eben so. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass sie schon sonderlich vorangekommen sind. Sonst hätte sich Kagome sicherlich schon gemeldet oder die beiden wären schon längst hier bei uns wieder aufgeschlagen. Meinst du nicht auch?“

Sango schaute erneut in den Brunnen. Miroku hatte Recht. Kagome war immer zuverlässig. Es gab also keinen Grund irgendetwas zu verheimlichen. Da war sie sich ziemlich sicher.

„Vielleicht hatten sie einfach auch noch nicht die Zeit.“, murmelte sie nach einer Weile und wurde ungewollt rot im Gesicht.

„Was meinst du damit?“

“Na ja, also, ähm…vielleicht kann sich Inu Yasha ja wieder erinnern und sie haben das ein bisschen gefeiert.“

Miroku entging es nicht, dass seine Freundin betreten zu Boden starrte. Ihm ging augenblicklich ein Licht auf:

“Ach so. Du denkst, sie haben das gleich ausgiebig genossen, dass alles wieder beim Alten ist und genießen das ganze noch ein wenig. Ha, dass ist sehr clever von dir.“

Sango nickte grinsend, aber sie konnte dem Mönch immer noch nicht in die Augen schauen. Ihr war das Thema mehr als nur peinlich. Darüber sprach sie höchstens mit Kagome. Nur war diese leider nicht hier.
 

„Ich hoffe trotzdem, wir bekommen bald eine Nachricht.“, seufzte Sango nach einigen Augenblicken.

„Ja ich auch.“

Der junge Mann reichte ihr die Hand, welche sie ergriff. Sie ließ sich leicht von ihm hochziehen und kam ihm dabei näher als beabsichtigt. Ihm entging es nicht und er trat wieder einen Schritt zurück.

„Tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu Nahe treten.“, entschuldigte er sich.

„Ist schon in Ordnung.“, Sango hauchte ihm unerwartet einen Kuss auf die Wange, „Wir haben auch viel zu wenig Zeit füreinander. Ich kann Kagome und Inu Yasha verstehen, dass sie von Zeit zu Zeit in ihre Epoche gehen, um ungestört zu sein.“

Erstaunt schaute sie Miroku an.

„Na ist doch so. Ständig sind wir um sie herum. Und wenn wir es nicht sind, dann geht ihnen Shippou auf die Nerven. Auch wenn der Kleine nichts dafür kann. Er sieht Kagome ja praktisch als Mutter an. Aber egal. Kagome will ihn ja auch nicht verletzen.“

“Ja, ich weiß was du meinst. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, als Inu Yasha und sie letzten Monat einfach am Morgen alleine aufgebrochen sind und erst spät am Abend wieder zurückkamen. Shippou hat getobt.“

“Hm. Ich beneide die beiden.“, seufzte Sango und lehnte ihre Stirn gegen seine Brust.

„Wirklich?“

“Ja.“

Sanft legte er seine Arme um sie.

„Und bis auf die kurze Zeit gerade eben haben wir beide auch nie Zeit für uns.“, fuhr sie flüsternd fort.

„Du weißt doch, was wir gesagt haben.“

„Ja das weiß ich. Wir führen erst eine offizielle Beziehung, wenn der Kampf gegen Naraku vorbei ist.“

„Genau. Dann werden wir heiraten.“

“Hm.“

„Das klingt jetzt aber nicht gerade begeistert.“

“Weißt du, Miroku. Manchmal hätte ich halt auch ein wenig mehr Zeit mit dir. So wie jetzt. Wo wir zusammen stehen. Arm in Arm. Einfach so.“

Miroku zog Sango noch fester in seine Arme. Er wusste nur zu gut, was sie meinte. Auch wenn sie sich entschlossen hatten, sich zurückzuhalten, wurde das gut gemeinte Versprechen nur allzu oft auf eine harte Probe gestellt. Durch Gespräche mit Inu Yasha von Mann zu Mann wusste er, wie weit sein bester Freund in seiner Beziehung mit Kagome schon gegangen war. Und auch wenn er es vor Sango so niemals zugeben würde, so beneidete er den Hanyou um dessen Beziehung. Er wusste ebenso wie die Dämonenjägerin, warum das Paar des Öfteren mal verschwand. Inu Yasha meinte dazu immer nur, dass er eben ab und an mal seinen Trieben nachgeben musste. Miroku hatten dafür vollstes Verständnis. Denn er sah auch, wie viel Mühe sich der Hanyou und die junge Miko gaben, um sich zurückzuhalten. Es kam vor, dass sie fast drei oder vier Tage keinen einzigen Kuss austauschten und nicht mal Händchen hielten. Dafür verschwanden sie dann wieder ebenso viele Tage in Kagomes Zeit, um sich gegenseitig zu entschädigen.

„Sango, wir werden die Zeit haben. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber wir ich verspreche dir, es wird nicht mehr allzu lange dauern. Und dann werden wir uns durch nichts und niemanden mehr zurückhalten lassen.“

Sanft hob er ihr Kinn mit seinem Zeigefinger an und ertrank für kurze Zeit in ihren Augen, bevor er ihr einen liebevollen und sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Sango war erst etwas überrascht, doch schnell fing sie sich wieder und erwiderte seinen Kuss. Ein kurzes Glück. Das wussten beide. Doch lieber kurz als gar nicht. So vergaßen sie alles um sich herum für einige Zeit und versanken voll und ganz in diesem kleinen Glück.
 

Wahrscheinlich wären sie noch länger so verharrt, wäre neben ihnen im Brunnen nicht ein sanftes, warmes Licht erschienen.

Sango löste sich von Miroku und beugte sich, immer noch eine Hand in seiner, über den Brunnenrand. Was sie dort am Boden sah, zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen.

„Sango, was ist?“

“Da ist ein Brief.“, sie kletterte über den Brunnenrand und seilte sich an den Efeuranken hinab bis auf den Grund. Sie nahm den Brief und kletterte flink wieder hinauf.

„Lass uns zu Kaede und Shippou gehen. Sie werden sich freuen.“

Der Mönch nickte, doch als Sango losgehen wollte, hielt er sie noch sanft am Handgelenk fest. Verwundert drehte sie sich zu ihm:

“Was ist?“

Doch statt einer Antwort zog er sie noch einmal an sich und gab ihr einen letzten Kuss.

„Wofür…“

“Für dein Geständnis.“

“Oh.“, sie grinste.

„Und nun zurück zum Dorf.“, grinste Miroku zurück und zog sie mit sich.
 

Kaum waren sie im Dorf, wurden sie auch schon von dem kleinen Kizune bestürmt.

„Wo seid ihr denn gewesen? Bestimmt am Brunnen. Da hättet ihr mich auch mitnehmen können. Gemeinheit. Ihr seid schon wie Inu Yasha und Kagome. Die verschwinden auch immer und kommen dann selig grinsend wieder. So wie ihr zwei.“, maulte er und sprang auf Mirokus Schulter.

„Ich habe ein paar Yokai ausgetrieben. Im Nachbardorf. Und auf dem Rückweg habe ich Sango am Brunnen abgeholt.“

„Ja klar. Ihr wolltet nur allein sein und euch gegenseitig auffressen.“

„Na und wenn schon?! Wir sind alt genug für so was.“, grinste Sango den kleinen Yokai frech an und ging den Brief von Kagome hochhaltend in Kaedes Hütte.

„Was?“

„Na komm Shippou. Was hast du denn gedacht? Inu Yasha und Kagome sind ein Paar. Genauso wie Sango und ich. Nur sind wir nicht ganz so auffällig und der einzige Unterschied wird sein, dass wir nicht tagelang verschwinden werden. Also gewöhn dich am besten dran.“

“Manno.“

„Shippou!“

„Du, Miroku. Kann ich dich noch was fragen?“, Shippou war wieder auf den Boden gesprungen und schaute neugierig zu dem Größeren auf.

„Was denn?“

„Warum verschwinden Inu Yasha und Kagome manchmal und dann entweder nachts oder tagelang?“

Miroku schaute seinen kleinen Freund perplex an und kam bei der Antwort ein wenig in Erklärungsnot:

“Nun ja, sie brauchen eben Zeit für sich.“

„Dass sie Zeit für sich wollen, weiß ich auch. Aber was tun sie dann?“

„Ähm, dafür bist du noch zu klein. Ein anderes Mal, okay?“, grinste der Mönch und schob sich, den erneut maulenden Shippou ignorierend, vorbei in die Hütte. Der kleine Kizune folgte ihm beleidigt.
 

Alle hatten sich um die Feuerstelle in Kaedes Hütte versammelt. Sango öffnete den Brief ihrer besten Freundin und begann laut vorzulesen:
 

„Hallo ihr Lieben!

Es tut mir schrecklich leid, dass ich Euch bis jetzt noch keine Nachricht schicken konnte. Aber seit dem letzten Brief ist so viel passiert. Ich weiß noch gar nicht, wo ich genau anfangen soll.

Ich habe Euch geschrieben, was passiert war und mir wurde durch Eure Antwort schnell klar, dass Inu Yasha wieder in eine falsche Illusion geschickt wurde. Es war in der Zeit, als er sich an nichts erinnern konnte, nicht gerade einfach mit ihm. Ich habe ihm verboten, den Namen Kikyo zu erwähnen und er dachte ernsthaft, ich sei eifersüchtig auf sie. Wir saßen abends lange zusammen und ich brachte ihm schonend bei, dass er und ich eigentlich eine Beziehung führen. Nur langsam begann er mir zu glauben. Aber jedes Mal gab es einen Rückschlag. Zuerst entdeckte ich einen Splitter des Shikon no Tama in seiner Brust. Und dann hatte er starke Kopfschmerzen und am Ende war es so schlimm, dass ich beschloss, es wäre besser, sich für einige Zeit zurück zuziehen. Wir wohnten einige Tage in einem Haus meiner Familie. Es liegt am Fuß des Fuji-san. Die reinigende Kraft des Berges und meine Kräfte reichten, um den Splitter rein zu halten. Wir trafen bei einer Wanderung auf Jinenji. Er hat es irgendwie geschafft, all die Jahrhunderte am Fuji-san zu überstehen. Er und eine Miko namens Hisa-sama halfen uns. Inu Yashas Erinnerungen kamen mehr und mehr zurück. Er verliebte sich wieder in mich und mit Hilfe von Jinenji und Hisa-sama gelang es uns, in das Innere des Splitters zu gelangen und diesen am Ende aus Inu Yashas Brust zu lösen. Aber was wir dort im Splitter erfuhren, überraschte uns. Er erzählte uns, dass nicht Kikyo hinter dem Fluch steckt. Sondern Naraku! Wir beide nehmen an, dass er wie damals vor fünfzig Jahren in Kikyos Gestalt schlüpfte und uns so täuschte. Gelang ihm ja auch.

Nun sind wir seid einigen Tagen wieder bei mir Zuhause. Der Fluch liegt immer noch auf Inu Yasha. Ich wälze Buch um Buch, aber bis jetzt habe ich noch nichts Brauchbares gefunden. Aber ich gebe mir Mühe. Leider komm ich gerade auch nicht sonderlich voran. Ich bin erkältet und meine Mutter und vor allem Inu Yasha zwingen mich, das Bett zu hüten. Doch sobald ich wieder auf den Beinen bin, werde ich weiter suchen.

Solange bleiben Inu Yasha und ich hier bei mir. Wir haben beschlossen, dass wir erst wieder zu Euch kommen, wenn wir entweder den Fluch aufgehoben oder aber zumindest eine Lösung in der Hand haben. Vorher wäre es einfach zu gefährlich. Naraku kann mit Inu Yasha sonst machen, was er will. Wie bei einer Marionette.

Wir bitten Euch, den Brunnen nach Eurer Antwort wieder zu versiegeln. Nächste Woche schreib ich Euch wieder. Bis dahin werde ich sicher eine Lösung gefunden haben. Passt gut auf Euch auf. Beschützt das Dorf. Und falls >Kikyo< wieder auftauchen sollte, bannt sie. Ich gehe davon aus, dass es lediglich eine Puppe von Naraku ist. Er wird leider nicht so dumm sein, sich höchstpersönlich zu zeigen. Am besten legt ihr einen Bannkreis um das Dorf.

Wir denken an Euch und drücken Euch die Daumen. Meine Familie lässt Euch unbekannterweise ebenso grüßen wie Inu Yasha es tut.

Bis ganz bald.

Kagome!“
 

Sango legte den Brief auf ihre Knie und schaute in die Runde. Alle starrten sie an.

„Naraku?“, Miroku sprach als Erster aus, was alle dachten.

„Anscheinend.“, antwortete Kaede.

„Der selbe Plan wie damals.“, fügte Shippou hinzu.

„Genauso perfide.“, grummelte Sango.

„Wir sollten die Dorfbewohner warnen. Wenn alle aufmerksam sind, entdecken wir mögliche Schwachstellen am Bannkreis eher.“, Miroku war aufgesprungen, reichte Kaede die Hand, „Los, gehen wir. Je eher sie davon wissen, desto besser.“

„Wartet auf uns. Ich will nur noch schnell antworten. Dann schicken wir Kagome und Inu Yasha den Brief, versiegeln den Brunnen und legen den Bannkreis.“

Alle nickten und Sango begann zu schreiben.
 

Kagome saß am Küchentisch. Um sie herum saß ihre Familie und Inu Yasha. Alle waren neugierig, was in dem Brief aus dem Mittelalter stand, den Kagome eine halbe Stunde zuvor aus dem Knochenfressenden Brunnen gefischt hatte.

„Liest du ihn uns vor oder soll ich das machen?“, der Hanyou schaute Kagome fragend an.

„Ich werd es schon lesen können. Bin doch bloß erkältet.“

„Erkältet und seit heute Morgen hast du auch Halsweh.“

„Inu Yasha. Lass mich.“

Kagome faltete das Papier auseinander:

“Hallo Kagome! Hallo Inu Yasha! Hallo an Kagomes Familie!“

„Oh das ist aber nett von ihnen.“, unterbrach Frau Higurashi ihre Tochter lächelnd.

„Psst.“, wurde sie von Sota, ihrem Vater und dem Hanyou unterbrochen.

Kagome musste grinsen und widmete sich wieder dem Brief.
 

„Vielen lieben Dank für Euren Brief. Miroku, Shippou, Kaede, Kirara und ich haben uns schon Sorgen gemacht. Wir dachten schon, dass Inu Yasha immer noch ohne Erinnerungen durch die Welt stapft und dich irgendwie verletzten könnte. Zum Glück hat er sich wieder in dich verliebt. Und um ehrlich zu sein: Wir hätten ihn ohne Gedächtnis auch nicht mehr in unserer Gruppe gewollt. Nein, war ein Spaß. Aber so ist es doch leichter. Doch es tut uns leid, dass er solche Schmerzen aushalten musste. War sicherlich nicht leicht für ihn. Aber er hat ja dich.

Nun zum eigentlichen Problem: Naraku! Keiner von uns wäre auf diese Idee gekommen. Sein Plan ist wirklich perfekt gewesen. Oder besser gesagt, er war perfekt gewesen. Nur was ist das für ein Fluch? Es muss doch eine Lösung geben?!

Wir verstehen, dass ihr erst wieder zu uns kommt, wenn der Fluch gebrochen oder zumindest ansatzweise eine Lösung vorhanden ist. Auch wenn das noch dauern kann…

Wenn ihr den Brief lest, werden wir den Brunnen schon wieder versiegelt haben. Wir werden ihn nächste Woche wieder für kurze Zeit öffnen, damit du deine Antwort schicken kannst. Jetzt werden wir noch einen Bannkreis ziehen und mit den Dorfbewohnern reden. Miroku ist der Meinung, sie sollten wissen, was los ist. Außerdem fragen sie schon nach Euch.

Wir beten für Euch und freuen uns auf den nächsten Brief.

Kagome, werd schnell wieder gesund. Und Inu Yasha, pass gut auf sie auf.

Viele liebe Grüße!

Sango, Kaede, Shippou, Miroku und Kirara.

PS: Ich vermiss dich, Kagome. Und Miroku und ich können mittlerweile nachvollziehen, wie anstrengend es mit Shippou ist. Wir wünschten, wir könnten uns auch mal davon stehlen… Bis bald, Sango!“
 

Kagome schaute in die Runde.

„Sind Sango und Miroku jetzt auch ein Paar? Ich dachte, sie wollten sich noch zurückhalten, bis alles bei Euch vorbei ist.“, fragte Kagomes Mutter nach.

„Tja, anscheinend werden sie sich gerade bewusst, wie schön es zu zweit ist, wenn man nicht permanent Shippou um sich herum hat.“, grinste Inu Yasha sie an.

„Sei nicht so gemein.“

„Ach komm schon, Kagome. Du bist manchmal auch genervt von ihm. Und nun hängt er sich an Miroku und Sango.“

“Ja, stimmt schon.“

„Wie auch immer. Sie kommen erstmal drüben zurecht. Und du gehst jetzt wieder ins Bett und erholst dich. Sonst werd ich den dämlichen Fluch nie los.“

Inu Yasha zog Kagome auf die Beine, hob sie hoch und trug sie in Richtung Treppe.

„Inu Yasha?“

Der Genannte drehte sich noch einmal um in Richtung Küche.

„Komm dann bitte später noch mal und hol euer Essen ab.“

„Alles klar!“
 

Das Mädchen hatte sich an Inu Yasha geschmiegt, der sie im Arm hielt. Ab und an musste sie husten, doch es war schon besser als noch vor zwei Tagen.

„Du solltest ein wenig schlafen, Kagome.“, hauchte Inu Yasha.

„Hm. Ich glaub auch.“

Schon die ganze Zeit über waren Kagomes Augen immer schwerer und schwerer geworden. Und sie hatte nicht mehr wirklich Kraft, um diesem Drang zu widerstehen.

„Schlaf dich gesund. Ich pass schon auf dich auf. Und falls mir etwas komisch vorkommt, werde ich dich sofort wecken.“

„Okay.“, hauchte sie nur mehr.

Inu Yasha deckte sie zu und strich ihr versonnen über die Haare. Gedanklich war er bei seinen Freunden im Mittelalter. Er hoffte inständig, dass sie alleine zu recht kamen. Denn noch war nicht absehbar, wann er und Kagome wieder zurückkommen würden.

Ein überraschender Besuch

Kagome saß an ihrem Schreibtisch und brütete über den alten Büchern ihres Großvaters. Seid einigen Tagen hatte sie diese Arbeit wieder aufgenommen. Ihre Erkältung hatte sie doch länger niedergestreckt, als sie erwartet hatte. Und Inu Yasha ließ sie deswegen nicht mehr aus den Augen und bewachte sie, während sie sich im Bett auskurierte. Doch nun hatte sie ihm das Versprechen abgerungen, wenigstens einige Stunden zwischen dem Mittagsessen und dem Essen am Abend in den Büchern zu suchen. Denn der Hanyou roch noch immer, dass die Erkältung nicht ganz abgeklungen war. Ein wenig Schnupfen hatte Kagome immer noch.
 

Inu Yasha lag quer und halb auf den Bauch gedreht auf dem mittlerweile gemeinsamen Bett. Als Kagome noch das Bett hütete, gab ihm ihr kleiner Bruder Sota eine komische Box aus Kunststoff mit einem Kreuz und zwei magentafarbenen Knöpfen darauf. Er hatte dem Hanyou erklärt, dass man sich damit prima die Zeit vertreiben konnte, in dem man damit kleine Kämpfe bestritt und Schätze sammelte. Sota zeigte ihm, wie es funktionierte und schon nach kurzer Zeit hatte Inu Yasha den Bogen raus. Seitdem war er Feuer und Flamme für den alten Gameboy. Sehr zur Freude Kagomes, die ihn dadurch ruhig gestellt wusste und sich so besser auf die Bücher konzentrieren konnte.
 

Das Mädchen am Schreibtisch hustete.

„Du solltest eine Pause machen!“, kam es von Inu Yasha, der immer noch am Zocken war und sie nicht einmal anschaute.

„Ach was. Das war nur ein kurzes Husten.“

“Das war es vor zehn Tagen auch. Und dann lagst du bis letzten Sonntag im Bett.“

„Und heute ist Mittwoch. Außerdem weiß ich ja wohl am besten, wann ich eine Pause brauche.“, seufzte Kagome und drehte sich zu ihrem Geliebten um.

„Na gut, aber dann meckere nicht, wenn es dich noch mal flachlegt.“

„Gut, dann mach ich eben eine Pause. Mama wird uns eh gleich rufen wegen dem Abendessen.“

Kagome klappte das Buch zu. Sie hatte jetzt schon so viele Bücher gewälzt und durch gestöbert, doch es war wie verhext. In keinem konnte sie eine Lösung finden. Nicht einmal einen Ansatz. Aus der Not heraus hatte sie noch einmal an ihre Freunde im Mittelalter geschrieben. Doch auch sie hatten nach eifrigen Recherchen nichts finden können. Und auch ihnen fehlten die Ideen. Es war zum Verrücktwerden!

Der Hanyou war von hinten an sie heran getreten und begann sanft ihre Schultern und den Nacken zu massieren. Ihm war es nicht entgangen, wie verzweifelt seine Freundin war. Und er konnte es durchaus nachvollziehen. Auch er grübelte oft und dachte solange nach, bis er das Gefühl hatte, sein Kopf müsste explodieren.

„Immer noch nichts?“

“Nein. Tut mir leid.“

“Ist schon in Ordnung. Momentan ruht der Fluch ja anscheinend ein wenig. Ich verwandle mich nicht unkontrolliert und die Splitter sind auch wieder aus meinem Körper raus. Es könnte schlimmer sein.“, lachte er verstohlen.

„Hm, also ich find es schon noch schlimm. Mag sein, dass du dich gerade unter Kontrolle hast. Aber ich glaube, dass Naraku nicht aufgegeben hat.“

“Das eh nicht, Kagome! Aber vielleicht schafft er es einfach auch nicht durch den Brunnen. Nicht mehr. Du und dein Großvater habt die Siegel ja noch einmal verstärkt. Und ich nehme an, dass Miroku und Kaede das gleiche getan haben. Vergiss nicht, dass Naraku auch nur ein Hanyou ist. Genau wie ich verliert er ab und an seine Kräfte. Eventuell hat ihn der Fluch ja doch mehr Kraft gekostet, als er es gedacht hätte. Und nun muss er sich regenerieren. Schon mal daran gedacht?“

Das Mädchen schüttelte den Kopf, drehte sich dann auf dem Stuhl sitzen zu ihm um:

“Nein noch nicht. Und wenn du mit deiner Theorie Recht haben solltest, dann verschafft uns das noch ein wenig mehr Zeit.“

Inu Yasha nickte mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht. Er war sich eigentlich sehr sicher, was seine Theorie anbelangte.

„Aber versprich mir, dass du mir sofort Bescheid sagst, wenn dein Blut wieder anfängt zu kochen. Ja?“

„Ja klar. Keine Sorge.“, er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen liebevollen Kuss, „Und wenn es mittendrin sein sollte.“

„Ich glaube, dass dir das mittendrin nicht mehr passieren wird. Man könnte meinen, dagegen bist du immun geworden.“, grinste Kagome breit zurück und gab ihm nun ihrerseits einen Kuss.
 

„Kagome! Inu Yasha! Kommt ihr bitte runter, dass Abendessen ist fertig.“, rief Frau Higurashi von der Küche hinauf.

„Kommen schon!“, rief Inu Yasha zurück und stürmte auch schon los. In der Tür hielt er kurz inne und schaute sich fragend nach Kagome um, die immer noch auf ihrem Stuhl saß:

“Kommst du?“

„Ja gleich. Geh schon mal vor.“

Der Hanyou nickte und ging hinaus. Das Mädchen wandte ihren Blick von ihrer halboffenen Zimmertüre ab und schaute hinaus zum Fenster. Direkt hinüber auf den alten heiligen Baum. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. So als würde der Baum sie zu sich rufen. Sie versuchte tief in sich hinein zu horchen, doch sie spürte nichts. Kein Juwelensplitter. Kein Yokai. Was also konnte es dann sein? Wie gebannt schaute sie den Baum an, doch er gab keine Antwort. Nur das leise Rascheln der Blätter war zu hören, als der Wind leise hindurch rauschte und den Herbst langsam aber sicher ankündigte.

„Wahrscheinlich hab ich einfach nur Hunger.“, versuchte es sich Kagome selbst zu erklären, bevor sie aufstand und hinunter in die Küche ging, wo ihre ganze Familie schon am Tisch saß.
 

Sie unterhielten sich über die Geschehnisse des Tages. Sota hatte seiner großen Schwester die Schulaufgaben mitgebracht und einen Zettel von Hojou an Inu Yasha. Gespannt faltete dieser ihn auseinander.

“Was schreibt er denn?“, fragte Kagome und beugte sich zu ihm herüber.

„Danke!“

„Danke?“

“Danke!“

“Wofür?“

“Ich nehme an wegen ihm und Eri.“

„Hm, Sota, hast du die beiden zusammen gesehen?“

“Nein, nur Ayumi und Yuka. Aber sie haben mir erzählt, dass Eri und Hojou wohl nun jeden Tag gemeinsam zur Schule gehen und auch wieder nachhause. Und das Eri am Wochenende kaum mehr Zeit hat, weil sie da immer mit ihm ausgeht. Ich glaube, sie sind eifersüchtig.“, erzählte Sota bereitwillig.

„Eifersüchtig?“, staunte Kagome.

„Na ja, Liebes.“, kam es nun auch von Kagomes Mutter, „Wahrscheinlich weil nun auch Eri einen Freund hat. Ich meine, erst du mit Inu Yasha und nun Eri und Hojou. Vielleicht fühlen sie sich ein bisschen vernachlässigt?!“

„Ja, Mama, da könntest du Recht haben. Ich sollte mich mit ihnen treffen, wenn auch der Schnupfen ganz weg ist. Und Eri muss dann einfach auch mitkommen. Dann machen wir eben einen Mädelstag.“

„Das ist eine gute Idee. Magst du noch was von dem eingelegten Schweinefleisch?“

“Nein danke! Ich hab noch.“, lehnte Kagome lächelnd ab.

„Aber isch hätte gern noch wasch davon. Alscho von dem Fleisch. Bitte!“, nuschelte Inu Yasha mit vollem Mund und hielt seiner Schwiegermutter in Spe den Teller unter die Nase, den sie nur allzu gerne neu auffüllte.

„Sag mal Kagome?“, durchbrach nach einer Weile ihr Großvater die Stille und das Mädchen schaute ihn an, „Ich weiß, meine bescheidenen Kräfte als Wächter dieses Schreins sind nichts im Vergleich zu deinen als Miko. Aber in den letzten Tagen habe selbst ich was gespürt.“

“Was gespürt, Opa?“

Nun schauten alle am Tisch gespannt zwischen den beiden hin und her. Selbst Inu Yasha hatte mit dem Kauen aufgehört.

„Nun ja, ich weiß auch nicht. Aber immer wenn ich am heiligen Baum vorbei ging, hatte ich das Gefühl, dass er mir was sagen will. Es war ganz eigenartig. Und vorhin, kurz nachdem mich deine Mutter zum Essen rief, spürte ich es wieder.“

„Um ehrlich zu sein, habe ich das auch gespürt.“, begann Kagome zögernd und leicht nachdenklich.

„Du hast was gespürt? Warum sagst du mir das nicht?“, der Hanyou neben ihr schaute sie fassungslos an.

„Ach Inu Yasha, weil ich es vorhin im Zimmer nur kurz gespürt habe. Zwar nicht das erste Mal, aber davor dachte ich, es läge an der Erkältung. Und das mir meine Mikokräfte vielleicht einen Streich spielen. Also sei nicht so brüskiert.“, erläuterte sie es ihm in einem fast sachlichen Tonfall, bevor sie sich wieder ihrem Großvater zu wandte, „Ich muss dir aber sagen, dass ich keine Ahnung habe, warum das so ist. Vielleicht hängt es mit dem Fluch zusammen. Ich weiß es wirklich nicht!“

Kaum hatte sie diesen Satz beendet, spürte sie es wieder. Genau wie ihr Großvater, der aufgesprungen war und zum Fenster lief:

“Schaut euch das an!“

Nun waren auch alle anderen aufgesprungen und zu ihm gegangen. Und was sie da sahen, ließ ihnen die Kinnladen nach unten klappen:

Der alte heilige Baum war umgeben von einem bläulich schimmernden Licht. Er strahlte regelrecht.

„Wow!“, platzte es aus Sota heraus.

„Das sieht wunderschön aus.“, fügte seine Mutter hinzu.

„Das war noch nie.“, stotterte der alte Herr.

„Was ist da los?“, setzte der Hanyou hinterher.

„Das werden wir gleich sehen.“, sprach Kagome und wandte sich zum Gehen.

„Hey, ich komme mit!“

„Nein, du bleibst hier. Wenn es mit deinem Fluch zusammen hängt, bis du da draußen gerade nicht wirklich sicher.“

“Na schön. Aber nimm wenigstens Tessaiga mit und deinen Bogen und die Pfeile. Dann weiß ich, dass du dich zur Not verteidigen kannst. Tessaiga wird dich eh schützen.“, grummelte Inu Yasha, bevor er blitzschnell für Sekunden nach oben in Kagomes Zimmer verschwand und die Waffen holte.

Unten im Flur zog sich Kagome gerade ihre Schuhe an.

„Hier.“

“Danke!“, sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie zur Tür hinaus auf den Hof verschwand. Der Hanyou ging zurück in die Küche und stellte sich zum Rest der Familie ans Fenster.
 

Kagome ging geradewegs auf den noch immer leuchtenden heiligen Baum zu. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was plötzlich hier los war. Zumal es in ihrer Zeit war. Wahrscheinlich hätte sie sich weniger gewundert, wäre es im Mittelalter passiert. Da waren solche unerklärlichen Phänomene an der Tagesordnung. Mehr oder weniger.

Sie blieb einige Meter vor dem Baum stehen. Den Bogen in der einen Hand, Tessaiga und den Köcher für die Pfeile auf dem Rücken.

„Ist da jemand?“

Keine Antwort. Nur das Leuchten des Baumes.

„Hallo?“

Immer noch nichts.

“Jetzt zeig dich schon.“

Doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen hatte sie mit einem Male den unwiderruflichen Drang, die Rinde des Baumes berühren zu müssen. Langsam und vorsichtig näherte sie sich ihm mit ausgestreckter Hand. Nebenbei sprach sie sich selbst Mut zu.

Als sie die Rinde berührte, durchflutete sie ein warmes Gefühl. So sanft wie ein Sommerregen auf der Haut. Dem Gefühl folgend schloss sie ihre Augen. Und was sie plötzlich vor sich sah, verschlug ihr für einen Augenblick erneut die Sprache:

Gleißendes Licht umgab sie und wenige Meter vor ihr stand niemand anderes als Kikyo höchstpersönlich. Kagome musste mehrmals mit den Augen blinzeln, bevor sie genug erkennen konnte. Und mit jedem Mal nahm das Licht ab und sie befand sich wieder auf dem Hof ihres Tempels. Doch der Baum leuchtete noch immer und auch die untote Miko stand vor ihr.

„Kikyo!“, hauchte Kagome nur und umklammerte fast den Baum aus Angst, vor Überraschung könnte der Boden unter ihren Füßen nachgeben.

„Ja.“, Kikyos Stimme war kühl wie immer und auch die Arroganz in ihren Augen hatte sich nicht verändert. Lediglich ihre Gestalt.

“Du bist durchsichtig.“

„Ja, weil ich auch nicht wirklich in deiner Welt sein kann. Ich kann nicht wie du durch den Brunnen reisen.“

“Aber wie…?“

“Wie bin ich hierher gekommen?“

Kagome nickte nur.

„Dank des Baumes.“, die Miko berührte sanft die Rinde, „Er steht mit den Zeiten in Verbindung. Und solange du und ich den Baum berühren, können wir uns verständigen.“

“Aha. Und was möchtest du?“, fragte ihre Wiedergeburt vorsichtig nach.

„Ich habe von dem Fluch gehört. Meine Seelenfänger haben mir davon berichtet. Auch davon, dass Naraku sich als mich ausgab. Genau wie vor fünfzig Jahren.“

“Ja. Er hat uns ziemlich verarscht.“

„Kagome, erzähl mir, was vorgefallen ist.“

Das Mädchen seufzte auf:

“Dann musst du mir schwören, dass du nicht sauer wirst.“

“Warum sollte ich das werden?“

“Liebst du Inu Yasha noch immer?“, kam es von Kagome als Gegenfrage.

„Ja.“

“Willst du ihn noch immer mit in die Hölle nehmen?“

“Nur, wenn es sein freier Wille ist.“, Kikyo schaute nach oben in die Krone des Baumes, „Keine Sorge, Kagome. Meine Seelenfänger haben mir ebenso schon erzählt, dass du und Inu Yasha zu einander gefunden habt. Ich weiß es schon seit längerer Zeit.“

“Und?“

“Nichts und.“, sie lachte leise, aber ohne jegliches Gefühl auf.

„Du bist nicht sauer?“

“Nein. Es war mir schon seit geraumer Zeit bewusst, dass er dich sehr mag. Und das es nicht daran liegt, weil du meine Wiedergeburt bist. Du bist ganz anders als ich. Auch wenn wir uns eine Seele teilen. Er liebt dich dafür, weil du wohl das ganze Gegenteil von mir bist. Was auch gut so ist. Ich habe gesehen, was für eine Stärke er in deiner Nähe entwickelt. Er hat sich verändert. Seine Gesichtszüge sind weicher geworden. Er hat Mitgefühl für andere entwickelt. Das hat er alles dir zu verdanken. Du hast fortgeführt und beendet, was ich angefangen habe. Und wenn er nun mal mit dir zusammen sein will, dann muss ich das respektieren.“

“Danke.“, Kagome war auf sie zugegangen. Die Worte Kikyos hatten bewirkt, dass Kagome ein Stein vom Herzen gefallen war. Die untote Miko akzeptierte Inu Yashas Entscheidung. Mehr noch: Kagome hatte das Gefühl, dass es ihr fast sogar ein wenig gleichgültig war.

„Und nun erzähl mir, was vorgefallen ist.“

Kagome atmete tief aus und wieder ein. Einmal. Zweimal. Dann begann sie von all dem zu erzählen, was passiert war. Nicht ein Detail ließ sie aus. Sie kam nur einmal kurz ins Stocken, als sie Kikyo davon berichtete, wie Inu Yasha das erste Mal die Kontrolle über sich verlor und was der Auslöser war. Doch die Miko nahm es emotionslos zur Kenntnis und nickte nur. Sie ließ Kagome reden und reden und fragte nicht ein Mal nach. So verging Minute um Minute, die die beiden Frauen unter dem leuchtenden Baum verbrachten.
 

In der Küche der Higurashis standen immer noch drei Menschen und ein Hanyou am Fenster und schauten gespannt hinaus. Alle vier konnten nur Kagome erkennen und das sie scheinbar mit jemanden sprach. Die Umrisse der Frau gegenüber erkannte keiner in dem Leuchten des Baumes.

„Verdammt, was zum Teufel ist da los?“, maulte Inu Yasha nach einer gefühlten Ewigkeit lauthals.

„Sie scheint mit jemanden zu reden. Aber mit wem?“, murmelte Kagomes Mutter.

„Wenn ich das wüsste, wäre ich schlauer.“

“Vielleicht mit dem Baum? Vielleicht wohnt da ein Geist drin?“

„Warum sollte sie denn mit dem Baum reden?“

“Na weil er leuchtet.“, lächelte ihn ihre Mutter an.

„Hm. Aber das dauert so lange. Ich geh da jetzt raus.“

„Inu Yasha, Kagome hat gesagt, du sollst hier bleiben.“, rief Sota ihm hinterher, als der Hanyou schon halb aus der Küche war.

„Ach was! Wenn sie da draußen plaudern kann, dann kann ich es ebenso.“

Mit diesen Worten war der Hanyou hinaus und Familie Higurashi konnte ihn strammen Schrittes über den Hof marschieren sehen.
 

Kagome war fertig mit ihrem Bericht und schaute nun fragend ihre Vorgängerin an:

“Hast du eine Idee, wie wir den Fluch brechen können?“

“Um ehrlich zu sein: Nein!“

„Hm.“

“Du hast gesagt, du hast viele Bücher gewälzt und nicht einmal einen Ansatz gefunden. Nun, dann weiß ich wirklich auch keinen Rat. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich will euch Naraku ebenso ausspielen, wie mich und Inu Yasha damals vor fünfzig Jahren. Getrennt voneinander seid ihr keine große Gefahr mehr für ihn. Zumindest denkt er das. Und wenn Inu Yasha dann auch noch die Kontrolle über sich verliert und zu einem Yokai wird, dann ist es für ihn um ein Vielfaches leichter, sich euer beiden schnell zu entledigen. Hast du mir nicht eben erzählt, dass er gesagt hat, dass dich Inu Yasha als Yokai umbringen soll?“

Kagome nickte nur und bekam eine Gänsehaut, als sie an diese Begegnung zurück dachte.

„Da hast du doch den Grundgedanken von Naraku.“

“Schon. Aber wie verhindere ich, dass es nicht passiert? Ich meine, wir haben den Brunnen hier und im Mittelalter versiegelt. Deine Schwester Kaede und Miroku haben einen Bannkreis um das Dorf und den Brunnen gezogen. Mein Großvater und ich haben das Gleich hier gemacht um den Tempel herum.“

„Das sollte erst einmal reichen.“

„Okay.“, Kagome schaute designiert um sich und entdeckte Inu Yasha, der schnellen Schrittes auf sie zukam, „Inu Yasha.“

“Zeit für mich zu gehen.“

„Willst du ihm nicht Hallo sagen?“, Kagome schaute sie wieder an.

“Warum? Ich habe nichts mehr mit ihm am Hut. Immerhin hat er sich für dich entschieden.“

„Aber er würde sich sicherlich freuen.“

“Meinst du?“, die untote Miko hob eine Augenbraue und sah sie skeptisch an.

„Ich denke schon. Immerhin verband Euch mal was.“

“Ja, und du hast durch deine Liebe zu ihm dieses Band gelöst. Nun seid ihr verbunden. Und das recht stark. Ich kann das spüren. Und ich kenne den Grund.“

Kagome wurde ein wenig rot, doch Kikyo ging nicht darauf ein.

„Kikyo?“

“Ja?“

“Wie kann ich mit dir in Verbindung treten? Ich meine, wir bleiben noch hier, solange Inu Yasha den Fluch nicht losgeworden ist. Aber vielleicht findest du ja schneller eine Lösung. Ich würde mich freuen, wenn du sie mir mitteilen würdest.“

“Komm hier her und ruf mich. Ich habe dir vorhin bereits gesagt, dass dieser heilige Baum die Zeit miteinander verbindet und überwindet. Setz deine Kräfte ein. Konzentrier dich und ruf mich. Wenn du Glück hast, dann hör ich dich. Unsere Seele ist die gleiche, es sollte also nicht schwer sein. Auch nicht für dich.“

Langsam ließ Kikyo die Rinde los. Mit jedem einzelnen Finger verschwand sie immer mehr.
 

Der Hanyou kam leicht außer Atem am Baum an.

“Kagome!“, er schaute sie an, doch sie erwiderte seinen Blick nicht. Stattdessen schaute sie auf jemanden vor sich. Inu Yasha kniff die Augen zusammen und folgte ihrem Blick. Leicht erschrocken riss er die Augen auf. Er konnte nur schwer glauben, wen er da vor sich sah.

„Kikyo!“, murmelte er.

„Hallo, Inu Yasha!“, bekam er zur Antwort, bevor Kikyo leicht lächelnd alle Finger von der Rinde gelöst hatte und verschwand.

Das Leuchten rund um den Baum ließ nach. Und als Kagome ebenfalls ihre Hand von seiner Rinde nahm, erlosch es ganz. Das Mädchen schaute noch kurz an die Stelle, wo wenige Sekunden vorher noch Kikyo stand. Dann blickte sie zu Inu Yasha, der vollkommen erstaunt und fasziniert vor sich hinstarrte. Kagome erkannte nur allzu gut, wie sehr es in ihm arbeitete. Wie er versucht, seine Gedanken zu ordnen und über das eben Gesehene nachdachte.

„Inu Yasha?“, leise sprach sie ihn an und nahm dabei seine Hand in ihre.

„Hm?“, verdutzt schaute er sie.

„Alles okay?“

“Ja. Ich denke schon. Aber was war das gerade eben? Wie kam Kikyo hierher? Und was habt ihr miteinander beredet?“

Als Kagome in seine gold-gelben Augen schaute, konnte sie die ganzen Fragen darin lesen. Und ebenso sah er in ihren Augen alle Antworten, die nur darauf warteten, erzählt zu werden.

„Komm mit. Ich erklär es dir im Haus. Mir ist kalt.“

Der Hanyou nickte nur und folgte ihr an der Hand ins Haus, wo alle anderen schon warteten. Das Mädchen wusste, dass es ein langer, langer Abend werden würde. Soviel gab es zu erklären und zu berichten. Und je mehr sie erzählen würde, desto mehr neue Fragen würden zum Vorschein kommen. Sie lächelte in sich hinein. Denn vielleicht würden sie so auch wieder neue Antworten finden.
 

Es war schon weit nach Mitternacht, als alle in ihren Betten verschwunden waren. Auch Kagome und Inu Yasha lagen eng aneinander gekuschelt unter der warmen Bettdecke.

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es ihr anscheinend nichts ausmacht, dass wir zusammen sind.“, sprach der Hanyou leise in die Dunkelheit des Zimmers hinein,

„Sie war sonst so eifersüchtig. Schon komisch, dass sie das einfach hingenommen hat. Ich dachte, wenn ich es ihr eines Tages beichten würde, dass sie dann ausrastet und vor Wut schäumt.“

Dem Hanyou war es tatsächlich bis zum Schluss völlig schleierhaft gewesen, warum das der Fall war. Kagomes Mutter meinte, dass es sicher von Vorteil wäre. So hätten sie definitiv eine Sorge weniger. Ihr Großvater hingegen stichelte, dass er einfach nicht mehr gefragt sei. Wer wolle schon einen mehr als zweihundert Jahre alten Kerl haben, der zudem auch noch vollkommen weißes Haar habe. Die beiden Herren bekamen sich darüber so sehr in die Haare, dass Sota, der am Küchentisch eingeschlafen war, wieder aufwachte. Kagome schickte ihn ins Bett, bevor sie die beiden Streithähne trennte und sich alle wieder der Diskussion zuwandten.

„Hey Kagome.“, durchbrach Inu Yasha erneut die Stille, „Glaubst du, Kikyo kommt noch mal wieder?“

Doch er bekam keine Antwort.

„Kagome?“

Fragend schaute er an sich runter. Doch Kagome konnte ihm nicht mehr antworten. Sie war bereits tief und fest eingeschlafen. Ihr Atem ging ruhig und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Schlaf gut.“, Inu Yasha beugte sich ein wenig zu ihr und hauchte ihr einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf, bevor auch er sich tief ins Kissen sinken ließ und einschlief.

Die Schöne und das Biest

31)

Weitere Tage waren ins Land gegangen und Kagome hatte Inu Yasha davon überzeugen

können, wieder zur Schule gehen. So hätte sie vielleicht noch den Hauch einer

Chance, die Aufnahmeprüfungen für die Oberschule zu schaffen. Der Hanyou hatte dem

Ganzen nur widerwillig zugestimmt. Aber letzten Endes musste er sich geschlagen geben.

Auch deshalb weil Kagome mit ihrer Schulbibliothek und den dortigen Geschichtsbüchern

argumentierte, und das dort vielleicht etwas zu finden sei. Denn mittlerweile hatte sie alle

Bücher ihrer Großvaters durchsucht und keine Spur einer Lösung gefunden.
 

So war das Mädchen vormittags in der Schule und der Hanyou trieb sich auf dem

Tempelgelände rum. Ab und an half er dem alten Mann beim Aufräumen oder seiner

Schwiegermutter in Spe. Aber meistens hockte er am alten heiligen Baum und döste vor

sich hin. Oder dachte nach. So wie jetzt:

Seit Kagomes Begegnung mit Kikyo dachte er viel nach. Es ließ ihm einfach keine Ruhe,

dass die beiden Frauen Kontakt hatten und miteinander sprachen. Zu allem Überfluss auch

noch über ihn selbst. Hinter seinem Rücken. Natürlich hatte er Kagome gefragt, was sie

genau besprochen hatten. Doch sie sagte ihm nur, dass Kikyo etwas über den Fluch wissen

wollte und sie ihr davon berichtete. Mehr nicht.

Es wurmte Inu Yasha, dass Kikyo ihn nicht einmal sehen wollte. Kagome hatte es ihr wohl

angeboten, aber die verstorbene und zugleich untote Miko lehnte ab. Der Hanyou konnte

nicht verstehen warum. Er hätte schon gerne mehr von seiner Exfreundin erfahren. Sicherlich

wusste sie ohnehin mehr über das Vorgehen Narakus, als sie preis geben wollte. Er knurrte

unbewusst und ballte seine Hände in den Ärmeln des Haori zu Fäusten.

Nun hockte er tagein, tagaus immer am oder im Baum und wartete auf ein Zeichen von ihr.

Auch wenn er wusste, dass nur Kagome Kikyo rufen konnte. Oder andersherum. Bei ihm

würde nichts passieren. Doch schaden konnte es ja auch nicht, einfach nur zu warten.
 

Kagome wusste nur allzu gut, wo ihr Freund die Tage verbrachte, wenn sie in der Schule war

und fleißig lernte. Und das nervte sie. Gewaltig! Vor Inu Yasha versuchte sie es zu verbergen.

Sie wollte nicht als eifersüchtige Freundin da stehen und einen dummen Streit vom Zaun

brechen. Doch in den Pausen sah man ihr ihre Laune nur allzu gut an.

„Kagome?“

„Hm?“, die Genannte schaute auf und die drei besorgten Gesichter ihrer Freundinnen.

„Was hast du denn?“, fragte Yuka.

„Hast du Streit mit Inu Yasha?“, hakte Ayumi noch weiter nach.

„Nun erzähl doch.“, drängte Eri.

„Ach nein. Naja, ein bisschen. Ich weiß auch nicht. Es ist ein irgendwie kompliziert.“

„Erzähl schon.“

„Ich hab neulich seine Ex getroffen. Zufällig. Sie kam zu unserem Tempel zum beten. Sie

wusste nicht, dass ich jetzt mit ihm zusammen bin. Naja, sie hat es geahnt. Wir haben uns

kurz unterhalten. Dann kam Inu Yasha dazu. Er hat sie gesehen. Ich hab sie gefragt, ob sie

ihm nicht Hallo sagen will.“

„Du hast was?“, ihre drei Freundinnen blicken sie entgeistert an.

„Was denn? Ich wollte nun mal nett sein. Sie waren lange zusammen. Ist ja auch egal. Denn

sie hat abgelehnt und ist gegangen.“, erklärte Kagome zu Ende.

„Ohne ein Hallo?“

„Ohne ein Hallo!“, nickte sie.

„Und Inu Yasha? Wie hat er reagiert?“, fragte Yuka, die wie die anderen beiden Mädchen

Kagome geradezu beknieten, um weiter Informationen zu erhalten.

„Er wollte wissen, warum sie dagewesen sei und ich hab es ihm gesagt. Seitdem sitzt er jeden

Tag, wenn ich hier bin, am Tempel und wartet.“

„Oh mein Gott, wie bescheuert ist das denn?“, entfuhr es Eri laut, sodass einige Klassen-

kameraden sie erschrocken anschauten.

„Es ist ziemlich bescheuert.“, bestätigte Ayumi, „Aber sag mal, Kagome. Muss er denn nicht

zur Schule? Er ist doch nur zwei Jahre älter als du.“

„Er hat eine Klasse übersprungen. Momentan wohnt er bei mir und hilft am Tempel aus.“

„Achso. Aber wie willst du jetzt weitermachen? Offensichtlich hängt er ja doch noch an

seiner Ex. Und dabei dachte ich, er liebt dich aus ganzem Herzen. Ihr ward so ein süßes

Paar an Tanabata.“

„Ich weiß, dass er mich liebt. Schließlich hat er mich gefragt, ob ich ihn nach der Schule

heiraten will.“, murmelte Kagome leise.

„Echt? Oh Kagome, wie cool! Dann bist du ja verlobt. Warum sagst du uns so was denn

nicht?“, Yuka, Eri und Ayumi umarmten ihre Freundin.

„Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen. Ist ja auch egal.“

„Aber wenn du schon verlobt bist, dann musst du noch mehr um ihn kämpfen.“, nickte

Eri energisch und setzte sich dann, da die Pause sich dem Ende neigte, wieder auf ihren

Platz. Genau wie die beiden anderen Mädchen auch.

Kagome setzte ein Lächeln auf. Insgeheim dachte sie sich aber, dass sie des Kämpfens

müde war. Sie hatte in letzter Zeit genug um ihn, um ihren Hanyou kämpfen müssen.

Sie hatte einfach keine Lust mehr, immer diejenige zu sein, die um ihre Beziehung

bemüht war. Sollte sich doch Inu Yasha mal einen Kopf darum machen. Und genau das

würde sie ihm heute Abend auch sagen!
 

Kagomes Familie war außer Haus am Abend. Sota wollte unbedingt in den Zirkus, der unweit

des Tokyo Tower in einem Park gastierte. Seine Mutter willigte ein und konnte auch ihren

Vater dazu überreden. So hatte das Pärchen ein wenig Zeit für sich.

Nach dem Abendessen machte Kagome im Wohnzimmer ihre Hausaufgaben, während sich

Inu Yasha wieder einmal dem Gameboy gewidmet hatte. Kein Laut war zu hören. Doch die

Luft war zum Zerreisen gespannt. Was selbst dem Hanyou mit seinen feinen Sinnen nicht

entging.

„Kagome, ist irgendwas passiert, von dem ich wissen sollte?“

„Nein.“

„Und warum bist du dann so still?“

„Ich muss Hausaufgaben machen. Nerv mich nicht.“

„Ich nerve nicht. Ich frage nach. Weil du nämlich schon die ganze Zeit so komisch bist.“

„Ach ja?“

„Ja.“, er machte den Gameboy aus und legte ihn zur Seite, schaute zu Kagome, „Schon

seit du heim gekommen bist. Du redest kaum und dein Lächeln ist aufgesetzt. Nun sag

schon, was los ist.“

Das Mädchen klappte das Buch zu und stopfte es zusammen mit ihren restlichen

Unterlagen in ihren Rucksack. Dann drehte sie sich um. Ihr Blick war eiskalt und Inu

Yasha zuckte zusammen und wurde um einige Zentimeter kleiner.

„Ich bin komisch? Ich? Wer ist es denn, der seit Tagen jeden Vormittag um den heiligen

Baum herum schlawenzelt und wartet? Ich oder du? Wer ist es denn, der seit geraumer

Zeit mir permanent und andauernd auf die Pelle rückt, um zu erfahren, was ich und

Kikyo besprochen habe? Ich oder du? Und wer ist es denn, der mich seit dem Treffen mit

ihr immer seltsam anschaut oder mich ignoriert? Ich oder du? Du, Inu Yasha! Das bist du!

Und dann wunderst du dich, dass ich heute einsilbig bin und nicht lache? In mir brodelt es.

Und das gewaltig und seit Tagen. Ich stehe kurz vorm Ausbruch.“, die letzten Worte schrie

sie fast und der Hanyou schaute sie nur erstaunt an, bis auch er wieder Worte fand.

„Und warum sagst du dann nicht einfach was?“

„Was soll ich denn sagen? ‚Hey Inu Yasha, vergiss doch mal bitte deine Exfreundin und

schau mich an und küss mich!’ So etwa?“

„Zum Beispiel. Bist doch sonst auch nicht so wortkarg.“, schnaubte er. Auch er begann

wütend zu werden:

„Es geht mir nun mal gewaltig auf die Nerven, das du mir nicht sagst, was ihr beide da

besprochen habt. Du hast mir nur gesagt, es ging um den Fluch.“

„Ja weil es auch stimmt. Sie wollte nur wissen, wie der Fluch verlaufen ist.“

„Achso? Und warum hat sie mich nicht begrüßt?“

„Was weiß denn ich? Sie wollte halt nicht. Bestehst du etwa drauf?“

„Quatscht! Ich versteh nur nicht, warum sie dich sehen wollte. Sie kann dich doch nicht

einmal leiden.“

„Oh tut mir leid. Das nächste Mal ruf ich dich natürlich sofort. Dich mag sie ja.“

„Hat sie das gesagt?“

„Boah, Inu Yasha. Wie einfältig bist du? Natürlich hat sie das nicht gesagt. Ich kann es mir

nur denken, dass sie das tut.“

„Oh.“, hauchte er nur.

„So, ich geh ins Bett. Mach doch was du willst, Inu Yasha. Gute Nacht!“, sie stand auf,

schnappte sich ihren Rucksack und wollte nach oben gehen, als sie der Hanyou fest hielt.

„Du bist eifersüchtig.“, stellte er trocken fest und Kagomes Augen zeigten ihm, dass er mit

dieser Vermutung richtig lag, „Wusst ich’s doch.“

Er grinste triumphierend, doch Kagome riss sich los.

„Und wenn schon?! Ist doch auch vollkommen normal, wenn du ihr offensichtlich hinterher

trauerst. Soll ich da etwa lachen und gute Laune bekommen? Wir beide sind zusammen.

Du und ich. Und nicht du und Kikyo. Merk dir das. Ich hab keine Lust mehr, immer als

Einzige an unserer Beziehung zu werkeln. Ich geb immer nach bei unseren Streits. Ich

vergebe dir jeden Scheiß. Und was machst du? Nichts! Gar nichts!“

„Aber…“

„Nichts aber. Ich sag dir eins: Wenn du dich nicht sofort um einhundertachtzig Grad drehst,

und endlich deine Gedanken von Kikyo wegbringst, nur weil sie mal kurz hier auftaucht,

dann war ich die längste Zeit deine Gefährtin. Ich hab kein Bock mehr drauf. Verstanden?“

„Das kannst du nicht machen.“, rief Inu Yasha ihr entgegen.

„Oh doch. Das kann ich. Dann schick ich dich durch den Brunnen zurück. Mit samt deinem

Fluch und du kannst zusehen, wie du damit fertig wirst. Mir reicht’s!“, sie wandte sich ab

und ging die Stufen hinauf zu ihrem Zimmer. Zum ersten Mal nach einem Streit hatte

sie kein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil: Es fühlte sich mal richtig gut, dass es sich nicht

meldete.
 

Inu Yasha stand noch vollkommen überrascht von Kagomes Aussage in der Küche. Hatte

sie das wirklich gerade eben ernst gemeint? Er spürte, wie sein Yokaiblut zu kochen begann.

Spürte, wie es sich in seinen Venen ausbreitete. Spürte die Macht. Er versuchte, es zu

unterdrücken, doch die Gedanken in seinem Hirn rasten nur so. Ihm gelang es nicht, auch nur

einen klaren Gedanken zu fassen. Immer wieder überkamen ihn die Gedanken, dass Kagome wirklich ernst machen und ihn verlassen könnte. Einfach so. Das konnte er nicht zu lassen. Das wollte er nicht zulassen! Das Mädchen gehörte zu ihm und er zu ihr.

Sein Blut kochte immer mehr und der Hanyou spürte nur allzu gut, dass der Yokai in ihm

brüllte vor Verlangen. Er wollte raus. Das Biest wollte hinaus gelassen werden. Und Inu

Yasha wollte diesem Verlangen nur zu gerne nachgeben. Sei es drum.
 

Kagome wollte gerade die Zimmertüre öffnen, als sie spürte, dass die Luft sich verändert hatte. Eine starke Dämonenaura war zu spüren. Doch woher sollte die sein? Sie musste

jedoch nicht lange auf eine Antwort warten:

Am unteren Ende der Treppe stand Inu Yasha. Als Yokai. Und blickte sie aus seinen

blutroten Augen hungrig an.

„Was ist hier los? Was ist passiert, Inu Yasha?“

„Nichts ist passiert. Nur die klitzekleine Tatsache, dass mein Verstand gerade ein wenig

Amok gelaufen ist, wegen deiner Androhung mich verlassen zu wollen!“, grinste er sie

höhnisch an.

„Deswegen wirst du zum Yokai? Weil ich dich bitte, dich endlich mal zu entscheiden? Wie

lächerlich von dir.“

„Du klingst genau wie mein Bruder!“, fauchte er sie an und war mit einem Satz oben bei ihr.

„Osuwari!“, rief sie ihm entgegen, doch nichts geschah. Erneut hatte die Bannkette versagt.

„Tja, da ging wohl daneben.“

„Was hast du jetzt vor?“, Kagome drückte sich an die Wand. Seine Aura wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Innerlich musste sie sich eingestehen, dass sie ihn nicht würde besänftigen können. Und sie hätte im Falle eines Kampfes auch keinerlei Chance gegen ihn. Was sollte sie nur tun?

„Mir das holen, was mir zusteht.“, knurrte er. Inu Yashas Gedanken rasten immer noch. Er wusste, dass er schon noch er selbst war. Irgendwo ganz tief drin. Doch das Biest in ihm schrie danach, sich für ihre Drohung zu revanchieren. Und er wollte diesem Biest nachgeben.

„Was dir zusteht?“

„Ja.“

„Und das wäre?“

„Das was mir zusteht, bist du.“

„Was?“, Kagome sah ihn erschrocken an.

„Du hast mich schon verstanden. Du stehst mir zu. Du allein. Ich habe dich zu meiner Gefährtin gemacht. Du kannst nicht einfach gehen. Das lasse ich nicht zu.“

Kagome spürte, wie sich ihr Körper anspannte. Es gab nur zwei Wege:

Flucht oder Kampf. Sie fühlte ihre Mikokräfte. Fühlte sie in sich aufwallen. Sie wollte den Kampf. Ihre Seele und ihre Herz verlangten den Kampf. Eine Flucht wäre einer Niederlage gleich gekommen. Das wollte sie auf keinen Fall.

Der Yokai drückte sie an die Wand. Hielt sie an den Handgelenken fest. Doch Kagome wollte nicht aufgeben. Sie bündelte alle Kräfte, die ihr zur Verfügung standen und lenkte sie an die Punkte, wo Inu Yasha sie festhielt.

Er schrie auf, als er es mit ihren heiligen und läuternden Kräften zu tun bekam. Das würde sie ihm büßen, schwor er sich innerlich. Er ignorierte die Schmerzen und drückte sie noch fester an die Wand. Näherte sich mit seinem Gesicht dem ihrigen.

„Das wagst du nicht!“, fauchte Kagome ihn an.

„Oh doch. Oder willst du mich daran hindern? Das ich nicht lache!“, mit diesem Satz presste er seine Lippen auf ihre.

Das Mädchen zuckte ein wenig zusammen, ihre Beine knickten etwas ein. Doch ihr Gegenüber hielt sie fest, zwang sie wieder hoch. Sie konnte seine gewaltige Kraft spüren. Ihr Verstand riet ihr, sich schleunigst von ihm loszueisen, doch ihr Herz konnte es nicht. Nach den ganzen Tagen, die er sie nur halbherzig angeschaut hat, war dieser Moment eine Wohltat. Nur zu gerne gab sie sich ihm für einen kurzen Augenblick hin. Gewährte ihm Einlass.

Innerlich grinste Inu Yasha zufrieden. Sie hatte nachgegeben. Doch er freute sich zu früh. Keine Minute später bündelte seine Geliebte erneut ihre ganze Energie und stieß ihn mit einem gewaltigen Stoß zurück und an die gegenüberliegende Wand.

„Was?“, knurrte er und schaute sie finster an.

„Nichts ´Was?` Glaubst du, ich lasse dich in so einem Zustand ran? Verwandle dich zurück, sonst…“

Weiter kam sie nicht. Erneut war Inu Yasha mit einem Satz bei ihr. Er stieß mit einem Fuß ihre Zimmertüre auf und schubste sie hinein. Und das sehr unsanft. Kagome fiel zu Boden und kroch schnellstmöglich auf allen Vieren zu ihrem Schreibtisch, zog sich an diesem hoch.

„Warum tust du das?“, ihre Augen funkelten wütend. Der Yokai spürte, dass auch ihre Aura sich veränderte. Ihre Kräfte waren stark. Schon vorher. Doch nun, durch sein Zutun und seine Provokation, nahmen sie wahnsinnige Ausmaße an. Erneut grinste er. Und er musste zugeben, dass ihn dass nur noch mehr anspornte, sie sich zum Besitz zu machen.

„Ich will dich, Kagome!“

„Du bist doch verrückt.“

„Bin ich das? Wer ist es denn, der einfach alles beenden würde aus einem belanglosen Grund? Das bist du. Nicht ich.“

„Belanglos? Du nennst das Nachtrauern deiner Ex belanglos?“

„Natürlich ist es das. Ich liebe nur dich. Du bist diejenige, dich mich wahnsinnig macht. Sieh

mich doch nur an. Allein der Gedanke, dass du weg bist, bringt mich dazu, mich zu verwandeln.“

Kagome schaute ihn entgeistert an. Jetzt versuchte er wieder, ihr die ganze Schuld zuzuschieben. So wie immer. Er machte sie rasend vor Wut! Sie schnaubte verächtlich, als sie auf ihn zu ging und ihm eine Ohrfeige verpasste.

Inu Yasha war vollkommen überrascht davon. Wütend knurrte er.

„Du bist jämmerlich. Nichts weiter als jämmerlich.“, hauchte Kagome und wandte sich ab. Ein Fehler wie sich nur einige Sekunden später heraus stellte:

Denn Inu Yasha griff sie an der Schulte und wollte sie zu sich herum drehen. Erschrocken darüber hielt sich Kagome an seiner Bannkette fest. Zu fest. Sie zerriss und alle Perlen fielen nach unten und rollten auseinander.

Entsetzen spiegelte sich in beiden Augenpaaren wieder.

„Was?“

„Wie konnte das passieren?“, stotterte Kagome.

„Deine Kräfte. Sie waren zu stark.“, antwortete der Yokai, bevor er selbst wie von Sinnen schrie.

„Inu Yasha?“

„Die Bannkette…sie hielt mich noch ein wenig unter Kontrolle…aber ich…“, brüllte er und versuchte sich selbst noch unter Kontrolle zu bekommen.

Das Mädchen schaute ihn entsetzt an. Inu Yashas Aura wurde stärker und stärker und gleichzeitig ihre Kräfte ebenso. Doch so schnell sie das realisierte, so schnell lag sie auf ihrem Bett.

„Du gehörst mir.“, das Knurren Inu Yashas war tief und bestimmend.

„Hör auf!“, sie stemmte sich mit ihrem ganzen Körper gegen ihn.

„Nein. Bestimmt nicht!“, knurrte er erneut und senkte seinen Kopf hinab zu ihrem Hals.
 

Langsam fuhr er mit der Zunge hinab bis zu ihrem Schlüsselbein. Seine Zähne streiften ihre Haut und hinterließen kleine Kratzer, die bei Kagome jedoch wohlige Schauer auslösten. Seine Hände wanderten begierig unter ihr Shirt, was sie sich nach der Schule angezogen hatte, seine Klauen fuhren kleine Kreise auf ihrem Bauch.

Kagomes Kräfte bettelten darum heraus gelassen zu werden. Und sie gab diesem Drängen nach. Sie wusste ohnehin, dass sie es nicht aushalten würde, wenn sie weiter gingen. Mit aller Kraft drückte sie Inu Yasha von sich und sprang vom Bett.

„Oh, willst du flüchten?“

„Willst du gebannt werden?“, sie stützte sich am Schreibtisch ab.

Doch Inu Yasha ließ sich nicht so leicht wegschicken. Mit zwei Schritten stand er bei ihr, drehte sie um und drückte sich von hinten an sie.

„Hör auf damit. Du bist nicht bei Verstand.“, zischte sie.

Nur allzu gerne wollte sie sich wehren, doch so wie Inu Yasha sich an sie presste und seine Zähne an ihrem Hals knabberten, um so weniger wollte sie aufhören damit.

Der Yokai wanderte erneut unter ihr Shirt. Hinauf zu ihrer Brust und spielte damit. Mit der anderen Hand glitt er von ihrer Hüfte nach vorne und zwischen ihre Beine. Das Mädchen stöhnte auf bei diesen Berührungen und krallte sich in der Tischkante fest.

Inu Yasha spürte noch immer ihre starken Kräfte, die sich perfekt zu seinen ergänzten. Langsam schob er ihr Oberteil über ihren Kopf, öffnete ihren BH. Sie ließ es zu, bevor sie sich zu ihm drehte und nun ihn von dem dünnen Pullover befreite, den er trug. Kaum berührten ihre Finger seine Haut, entfuhr ihm ein abermaliges kehliges Knurren:

„Hör auf damit!“

„Oh, markierst du heute den Starken.“

„Ich bin auch stark.“

„Das ich nicht lache.“, erneut fuhr sie mit ihren Fingern über seinen nackten Oberkörper.

„Ich hab gesagt, du sollst das lassen.“, fuhr er sie an.

Doch Kagome lachte nur. Sie spürte, wie er vor Aufregung zitterte. Doch ihr ging es auch nicht besser. Ihre Kräfte überrannten sie fast. Noch nie zuvor hatte sie sich so stark gefühlt. Ob es Kikyo auch so ergangen ist?

‚Kikyo?!’, das Mädchen schüttelte heftig den Kopf bei diesem Gedanken. Niemals wollte sie in so einer Situation an diese Frau denken. Vor Wut über ihre Dummheit schallte sie sich selbst in Gedanken, und erneut wallten ihre Kräfte auf.

Inu Yasha spürte diesen Gefühlsausbruch ganz genau. Ihre Kräfte, die versuchten ihn zu läutern. Die versuchten, ihn wieder zu einem Hanyou zu machen. Das Tier ihn ihm brüllte laut auf, bahnte sich seinen Weg. Er packte die Miko vor sich an der Hüfte und verfrachtete sie auf den Schreibtisch, vergrub seinen Kopf zwischen ihren Brüsten und fuhr mit den Händen über ihren Rücken.

„Ah.“, war das einzige, was Kagome sagen konnte. Ein Prickeln überkam sie und sie warf ihren Kopf in den Nacken. Dann schlang sie ihre Beine um die Hüfte des Yokai und zwang ihn so noch näher an sich heran. Sie konnte nur allzu deutlich seine Erregung spüren. Langsam nahm sie ihre Hände und tastete nach seinem Kopf. Sie zwang ihn, sie anzusehen und küsste ihn unvermittelt und mit voller Leidenschaft. Ein Gefühl trug sie, was sie noch nie zuvor gespürt hatte.

Der Yokai ließ sich augenblicklich in dieses Spiel verwickeln und vergrub seine Hände in ihren schwarzen Haaren.

Das Mädchen ließ keuchend von ihm ab und machte sich an seiner Hose zu schaffen. Ihre Hände zitterten leicht dabei, was dem Yokai vor ihr nicht entging.

„Was ist? Bist du nervös?“, grinste er sie selbstsicher an.

„Ach halt den Mund.“

„Es ist diese Mikokraft oder?“

Sie ließ von ihm ab und schaute auf. Nickte.

„Lass dich einfach von ihr tragen. Denk am besten gar nicht nach. Ich kenn das nur allzu gut. Vertrau mir!“, hauchte er ihr entgegen und entledigte sich selbst seiner Hose und wandte sich kurze Zeit später Kagomes Shorts zu.

Sie ließ ihn gewähren und hob ihr Becken ein wenig, damit die Hose samt Unterwäsche leichter zu Boden glitt.
 

Der Yokai knurrte beim Anblick seiner nackten Gefährtin laut auf. Dann packte er sie erneut an der Hüfte und versenkte sich in ihr.

Kagome stöhnte auf und krallte sich am Tisch fest, auf dem sie immer noch saß. Wellenweise überkamen sie abwechselnd ihre Mikokräfte, die Liebe zu Inu Yasha und die Wut, die sie immer noch in sich trug wegen des Streites. Und all das zusammen ließen sie fast schier wahnsinnig werden. Sie spürte die gewaltige Kraft Inu Yashas. Nicht das er nicht auch so schon stark wahr und teilweise sehr animalisch handelte. Nein, nun war er ganz und gar ein Yokai und handelte nur von Instinkten getrieben. Sie genoss es.

Inu Yasha konnte indessen nun ihre Kraft spüren. Er bemerkte, wie sich ihr Körper gegen ihn sträubte und dann gleichzeitig wieder einlud, weiter zu machen. Sein verstand schaltete sich fast aus und ein Keuchen entfloh seinem Hals, als er spürte, wie Kagome sich sanft in seiner Schulter fest biss. In ihm rebellierte alles. Der Yokai in ihm verlangte, dass er aufhörte. Wollte sich nicht weiter diese Zärtlichkeiten gefallen lassen. Doch Inu Yasha unterband es.

Stattdessen schob er seine beiden Hände unter Kagomes Hintern und hob sie hoch.

Sie umschlang seine Hüfte abermals mit beiden Beinen und ließ sich tragen, ohne dass sie sich voneinander lösten. Sie hätte das auch nicht erlaubt.

Der Yokai setzte die junge Frau unvermittelt ab und konnte sich doch befreien, auch wenn sie es ihm schwer machte, sich aus ihrer Enge zu lösen.

„Du kannst mich nicht beherrschen, kleine Miko!“, raunte er in ihr Ohr, während er sie umdrehte. Er legte eine Hand auf ihren Rücken, zwang sie so, sich nach vorne und auf den Tisch zu beugen. Dann drückte er mit der anderen Hand ihre Schenkel auseinander, um abermals aber nun von hinten in sie hinein zu stoßen.

Kagome schrie auf. Seine Stöße waren härter als sonst. Tiefer. Sie glaubte, es würde sie zerreißen. Doch nur wenige Sekunden später überkamen sie wieder diese Wellen und sie entspannte sich.

Er grub seine Hände mit samt den Klauen in ihre Haut und hielt sie am Becken fest. Noch immer rebellierte alles in ihm. Sagte ihm, dass das eines Yokai nicht würdig sei. Das es nicht würdig sei, eine Miko hart ranzunehmen, so hart, dass sie es auch noch genoss. Doch er brachte diese Stimmen durch pure Ignoranz zum Schweigen. Stattdessen stieß er immer härter und schneller zu. Ganz von den Instinkten und seiner Leidenschaft für Kagome getrieben.

Das Mädchen warf den Kopf in den Nacken und schaute über die Schulter nach hinten. Sie sah Inu Yasha, der sie zwischen seinen Stößen angrinste. Doch es war nicht etwa dieses abfällige Grinsen von einigen Minuten zuvor, sondern ein liebevolleres. Zwar war er noch immer ein Yokai, doch seine Mimik hatte sich verändert. War weicher geworden.

„Alles okay?“, brachte er stockend hervor.

„Solange du nicht aufhörst!“, lächelte sie atemlos zurück.

Er tat wie geheißen. Noch einmal stieß er hart von hinten zu. Und noch einmal. Er konnte spüren, wie sich das Fleisch um seine Erregung enger zog. Spürte, wie Kagomes Kraft sich noch einmal aufbäumte. Und ihm ging es nicht anders.

Kagome stöhnte lauthals auf. Noch nie hatte er sie so behandelt. Es war schon beinahe brutal. Und würde man das einem Außenstehenden erzählen, würde der es als Vergewaltigung aufgreifen. Doch so war es nicht. So war es ganz und gar nicht.

Beide wussten, was hier gerade geschah:

Sie waren in ihrer Wut und Verzweiflung über den eventuellen Verlust des anderen von ihren Kräften überrannt worden. Wie fehlgesteuert. Und gleichzeitig begehrten sie den jeweils anderen viel zu sehr, als dass sie sich dagegen zur Wehr gesetzt hätten. Lieber gaben sie sich dem Ganzen komplett hin. Ließen die Welt Welt sein und liebten sich bedingungslos.

Ihr Herz wurde mit jedem Stoß von Inu Yasha schneller. Hektischer. Ihre Beine krampften, genauso wie ihre Arme. Sie hatte jetzt nicht einmal mehr die Kraft, seine Stöße wenigstens ein wenig abzufedern. Wollte es aber auch eigentlich nicht. Kagome spürte, wie sie sich dem wohlig-süßen Ende näherte. Sie musste lauthals aufstöhnen, als es sie überkam.

Inu Yasha fühlte ihren Höhepunkt der Leidenschaft nur allzu gut und gab sich ebenso seinem mit einem kehligen Knurren hin.
 

Sie verharrten so noch einige Minuten, bevor sich Inu Yasha aus ihr löste und sie zu sich drehte. Noch immer brodelte sein Yokaiblut in ihm:

„Mach das nie wieder.“

„Was?“

„Mir sagen, dass du mich verlässt.“

„Warum nicht?“

„Ich werde wahnsinnig, wenn du das tust. Hast du doch gerade gemerkt. Und das will ich nicht.“, seufzte er und drückte sie an sich.

„Das hab ich gemerkt. Mir ging es aber auch nicht besser.“

„Du hast ganz schöne Kräfte entwickelt.“, grinste er und hauchte ihr einen Kuss auf die Haare.

„Ja und das hat mir, wenn ich ehrlich sein soll, schon ein wenig Angst gemacht.“, sie löste sich ein wenig von ihm und sah ihn an, „Deine Augen. Sie sind immer noch rot.“

„Hab ich mir gedacht. Ich merk noch die Kraft in meinem Blut. Was hast du nun vor?“

„Wir sollten uns anziehen. Dann packen wir schon einmal alles zusammen und warten bis meine Familie heim kommt.“

„Du willst mich so vor deine Familie stellen?“, er schaute sie entsetzt an, „Ich weiß ja nicht mal, was jetzt noch mit mir passieren könnte.“

„Keine Sorge. Auch ich spüre noch die Mikokräfte in mir. Solange kann ich dich noch bewältigen. Wir warten einfach bis sie da sind. Erklären ihnen alles und ziehen uns dann in unser Zimmer zurück. Ich werd dann einen Bannkreis ziehen und wir brechen bei Sonnenaufgang auf.“

„Wohin? Wieder zum Fuji-san?“

„Nein. Wir werden zurück ins Mittelalter gehen. Fluch hin oder her. Jetzt treten wir Naraku mal gewaltig in den Arsch.“

Der Yokai schaute sie an, grinste und küsste sie:

„Du bist das schlauste Mädchen, dass ich kenne. Dafür lieb ich dich!“

„Ich weiß!“, grinste sie zurück.
 

Zwei Stunden später war Kagomes Familie wieder da. Sie staunten alle drei nicht schlecht, als sie sahen, wie Inu Yasha nun aussah. Kagome erklärte es ihnen alles ganz genau und ihre Mutter versprach, sogleich noch einige Bentos vorzubereiten, die sie mitnehmen sollten.

Sota hingegen und auch der Großvater hatten einigen Respekt vor dem Yokai, der da so unbekümmert an ihrem Küchentisch saß.

Inu Yasha war tatsächlich die Ruhe selbst. Er trug seinen Suikan und Tessaiga und wartete alles einfach ab. Hing seinen Gedanken nach. Er wusste, dass es eine kurze Nacht werden würde. Morgen ging es wieder zurück ins Mittelalter. Zurück zu ihren Freunden. Aber auch zurück zu ihren Feinden.

„Jetzt fängt der Spaß erst richtig an!“, murmelte er leise zu sich selbst und so, dass es keiner aus ihm selbst hörte. Er freute sich auf die Rückkehr.

Nächtliche Begegnungen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
===> So meine Lieben: Da bin ich wieder ^___^v
Nach langen Jahren der Abstinenz gibt es wieder ein Lebenszeichen von mir. Zu verdanken habt ihr das meinen lieben Protagonisten da oben. Naja, und VIVA… Ich hab vor 3 Wochen (oder 4???) gesehen, dass INU YASHA wieder läuft, und plötzlich wurde ich wieder süchtig und sprudelte so vor Ideen. Dann hab ich auch meine FF von vor 7 Jahren (sch*** ist das lange her…Ô___o) gelesen und das ich da von eine Fortsetzungen sprach. Na und nun ist sie da. Zumindest das erste Kapitel…Ich hoffe, es gefällt euch und ich würde mich über ganz viele Kommis freuen!

HEL,
Vienne

PS: Gebt mir ein bissel Zeit wegen Hochladen bzw. überhaupt schreiben. Ich bin nicht mehr so ungebunden wie bei CHAOTIC FEELINGS 1 ^.^

PPS: Für alle die wissen wollen, wie die beiden zueinander gefunden habe, empfehle ich meine FF "Chaotic Feelings 1 - Aus und Vorbei" ^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> So, da ist nun auch schon Kapitel 2! Ich habe anscheinend doch mehr Zeit, als ich zunächst dachte. Super ^.^
Ich hoffe, es gefällt euch auch weiterhin und ihr lasst mir fleißig Kommis da. Würde mich echt freuen.
Bis zum nächsten Kapitel!
HEL,
Eure Vienne

PS: Danke an SKORPIONW1985 das sie auf deiner Favo- Liste steht ^__^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Wohoooooo…Kapitel 3 ist auch schon fertig, nachdem ich vorns erstmal die Hälfte davon wieder gelöscht hatte ^____^° Ich glaube beinahe, das Mexx kommt gar nicht so schnell mit dem Freischalten nach, wie ich hier alles hochlade. Nya, was soll’s. Noch habe ich Zeit und im Kurs auch einen PC. Ab nächster Woche muss ich mal schauen, wie ich das mache ^.- Wird mir schon was einfallen. Solange schreib ich einfach mal weiter. Gibt ja auch noch das WE.
Freue mich auf Kommis und neue Leute, die mich auf ihre Favo-Listen setzen.
HEL,
eure Vienne ^_^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Nummer 4 ist da ^.^ Eigentlich hatte ich vor, es schon am gestrigen Sonntag zu laden, aber ich hatte keine Lust. Dafür umso mehr heute. Denn heute war ein guter Tag!
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!
Und by the way: Ich weiß nicht, ob ich es die Woche mit noch einem Kapi schaffe. Meine Ellis kommen uns besuchen und da hab ich nicht den Kopf für’s Schreiben. Also habt etwas Geduld mit mir ^.^
Ich hab euch lieb,
eure Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Na sowas, da kommt schon Kapitel 5 und Kapitel 4 ist zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht mal freigeschaltet (Stand 07.05. um 23:08), wo gibt's denn sowas.
Es tut mir ja leid, liebes Mexx, aber meine Protagonisten arbeiten so lieb und brav mit mir zusammen, da kann und muss ich mich einfach an den Laptop setzen und schreiben XD
Also meine liebsten LeserInnen: Ich hoffe, euch gefällt auch dieses Kapi?!!
Ich freu mich ja so, dass auch die jetztige Fortsetzung so gut ankommt, wie der erste Teil. Das macht mich echt happy, immerhin liegt "CF 1" sehr viele Jahr zurück. Und ich dachte nicht, dass ich daran so spielend leicht anknüpfen kann. Das ist einfach großartig.
Also ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freu mich auf eure Kommis.
Hab euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Nummer 7 ist da ^____^ Ich bitte höflichst um Applaus XD
Ich hoffe, dass es euch wieder gefällt?! Und eines muss ich zugeben: Ich liebe eure Kommis und eure Spekulationen wie es weiter gehen könnte.
@PedoSchmetterling: Du kommst mit deinen Ideen sehr nah an meine heran, ich muss mir jedes Mal auf die Lippen beißen, wenn ich deine Kommis lese ^_-
Auch wenn es gerade so aussieht, als wenn ich jeden Tag eine Kapitel hochlade...morgen nicht. Da muss ich mit meiner Cosplay-Partnerin telefonieren wegen der MADE IN JAPAN Ende Juni. Das ist wichtig XDDD
Ich denke mal, dass am WE ein neues folgen wird. Mal sehen...
Also ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen und freu mich wieder über viele liebe Kommis ^.^
Hab euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Kurz vorm Wochenende lad ich mal noch ein neues Kapitel hoch ^.^ Dieses Mal ging es mir so schnell von der Hand, die Tastatur glüht noch immer. Und dabei war es doch nicht so geplant...
@Pedo: Ich hab es schon wieder umgeworfen... -_-°
Eigentlich stand das Kapitel nämlich schon komplett in meinem Gehirn in den Startlöchern. Aber dann wurde ich plötzlich von meinen eigenen Ideen überrannt. Ziemlich wahnsinnig, oder XD
Wie auch immer: Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ^,^
Hab euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Und da waren es plötzlich neun Kapitel ^,^
Aber das Kapitel war doch echt schwierig zu schreiben, zumindest bis zu der Stelle, wo sie sich dann wiedersehen. Ich mag schreib nicht gerne nur Beschreibungen. Das fällt mir echt schwer. Ich steh mehr auf die Dialoge...also wenn es euch nicht ganz so gefällt, kann ich das durchaus nachvollziehen ^,-
Wünsche euch aber dennoch viel Spaß und freue mich auf eure Kommis!
Ich hab Euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Da noch schnell Kapitel 10 ^__^
Tut mir leid, dass ihr warten musstet. Aber ich hatte erst nicht so die Zeit dafür und dann musste ich mir alles nochmal durch den Kopf gehen lassen, bevor ich es niedergetippt hab. Außerdem überrennen mich meine Ideen immer kurz bevor ich einschlafe. Also so mitten im Dämmerschlaf, wenn ich wie Inu Yasha weder noch bin. Und dann muss ich das am nächsten Tag ordnen bis zum Abend ungefähr, wenn ich es in Word eingebe.
Und weil ich nun auch unterrichte, muss ich das am Abend auch noch vorbereiten. Also habt bitte Nachsicht, wenn es nicht so schnell geht in nächster Zeit!
Trotzallem wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen von Kapi 10 "Wege durch die Illusionen" ^.^
Ich hab Euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Ohje, an dem Kapitel saß ich doch etwas...es hat sich gezogen. Und ich war auch nicht besonders inspiriert. Sorry v_v
Es dient eh nur als Zwischenkapitel, um an den neuen Plan anzuknüpfen. Kann es den Charas ja nun auch nicht so leicht machen ^,^
Ich wünsch Euch viel Spaß beim Lesen!
Hab euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Woher nehme ich eigentlich die Zeit??? Ich bin ehrlich von mir selbst überrascht XD
Egal: Freut euch bitte und habt viel Spaß beim Lesen!
Ich hab euch lieb,
Vienne
PS: Kapi-Kommi ist heut mal kurz, weil ich müde bin v.v Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
==> Eine neue Woche bringt ein neues Kapitel für euch ^.^ Es ging mir leichter von den Fingern, als ich zunächst dachte. Eigentlich war nur das Date als Grundidee da und das lustige Aufklärungsgespräch mit Eri und Hojou. Aber das musste rein. Weil ich mir das so schön vorstellen kann XD
@Pedo: Wie du siehst, es ging schon in die Richtung, die du dir dachtest. Nur ned ganz so genau...
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen.
Ich hab Euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> ENTSCHULDIGUNG FÜR DIESES KAPITEL!!! Es ist grauenhaft. Ich saß zweineinhalb Stunden daran. Ich kam einfach nicht voran. Es dient auch nur als Zwischenkapitel, weil ich irgendwie ein Spagat schaffen muss zur nächsten Idee bzw. zum nächsten Kapitel. Und Zwischenkapitel kann ich nicht...da bin ich einfach schlecht drin v_v Tut mir echt leid!
Beim nächsten Kapitel wird es wieder besser sein. Dafür steht das Script ja auch schon in meinem Kopf. Und das wird auch wieder wesentlich spannendender und besser!
Habt trotzdem Spaß beim Lesen!
Ich hab euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Bitte sehr, bitte gleich, Nummer 16 ist da ^.^
Und ich bin sehr zufrieden mit mir und dem Inhalt! Es ging auch ganz flüssig und war binnen von knapp anderthalb Stunden fertig. Eben weil ich schon wusste, was passieren wollte. Nicht wie bei Nr. 15 v_v
Also habt viel Spaß beim Lesen und einen guten Start in die Woche! Ich freu mich auf eure Kommis.
Ich hab euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Neue Woche (ja ich weiß, es ist schon Dienstag...), neues Kapitel für Euch ^.^
Mir gefällt es echt gut. Das sich Kagome und ihre Freunde kurz durch das Zeitportal sehen, fand ich ganz nett. Ein bissel muss ich ja auch auf Sango & Co eingehen. Und die sollen sich ja auch keine Sorgen machen ^.-
Ich hoffe, es gefällt Euch und freue mich auf eure Kommis ^.^
Ich hab Euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Kurz vorm Wochenende lad ich mal noch eine neues Kapitel hoch. Ich hoffe, dass es nicht so ewig dauert, wie beim letzten. Also liebes Mexx...40h in der Warteschleife sind schon arg, oder?!
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Kommis.
Ich hab Euch lieb,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Hat etwas gedauert, aber hier ist Kapitel 19. Ist mir dieses Mal wieder nicht leicht gefallen, aber es gefällt mir.
Hier noch ein Link für Euch, damit ihr das Ramen auch nachkochen könnt ^.-

http://www.japan-feinkost.de/de/kitchen/buch/suppe/ramen.php

Nach dem Rezept hat es Kagome bei mir oben für Inu Yasha gekocht. Sagt mir doch bitte (falls ihr es ausprobiert), ob es schmeckt und leicht zu kochen war ^.^
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen.
Ich hab Euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Gomen nasai -_- Es hat ein bisschen gedauert! Ich hatte tatsächlich mal keine Ideen und brauchte ein paar Tage und Nächte (meistens wache ich mit den Ideen in meinem Kopf auf...), bis ich es zusammen gebastelt hatte. Lustigerweise hab ich jetzt auch schon das Ende der FF im Kopf. Aber bis dahin dauert's noch ein bisschen. Keine Angst ^.-
Außerdem hab ich jetzt (dank Pedos Link in einer ENS) mal die restlichen Folgen vom Anime geschaut. Naja, noch nicht alle... Aber das hat mich auch ein bisschen aufgehalten. Leider schleift das Inet jetzt und YouTube ist langsamer geworden. Verflixtes Datenvolumen v.v° Was aber wieder gut für euch ist, weil ich so mehr schreibe.
Trotzdem möchte ich euch noch folgenden Hinweis geben: Ab morgen mach ich eine für mich wichtige Weiterbildung bis Ende Juli. Wenn ich also keine 3 Kapis die Woche mehr hochlade, verzeiht mir bitte!!!
Ich wünsche Euch viel Spaß mit dem Kapi und freue mich auf eure Kommis. Habt einen guten Wochenstart!
Ich hab euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> "Ja, Kagome hat es geschafft!" Ich hoffe, dass ihr das jetzt alle mal schreit XD
Zumindest hat sie es vorerst geschafft. Da ich euch ja gerne überrasche, rechnet also nicht damit, dass dieser Friede-Freude-Eierkuchen-Zustand anhält ^.-
Das Wiedersehen mit Jinenji fand ich super. Warum soll er nicht die Zeiten überdauert haben. Ich meine mal ehrlich: Youkai können so alt werden und Hanyou auch, warum sollen sie dann nicht mehr jetzt existieren?! Wer weiß, wer sich noch in der Zukunft tummelt?!
Ich wünsche euch viel Spaß und freu mich wieder auf Kommis.
Ich hab euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Hallo meine Lieben ^.^
Sorry, dass es solange gedauert hat. Aber tatsächlich hatte mich erst meine Muse verlassen. Als sie wieder da war, hab ich mir den Ellenbogen geprellt. Dann kam noch eine Bindehautentzündung in beiden Augen dazu und die MADE-IN-JAPAN-Con am letzten Samstag. Hab bis heute meine Augen noch geschont und muss noch bis Sonntag Augentropfen nehmen. Merk auch gerade, dass es jetzt zuviel wird mit Schreiben. Also seid mir nicht böse ^///^
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen.
Ich hab Euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Hallo meine lieben LeserInnen ^.^ Hab ich es doch trotz Praktikum und der Vorbereitung von 2 Präsentationen (die ich noch nicht angefangen habe...) geschafft, ein weiteres Kapi zu schreiben. Ich hoffe es gefällt Euch wieder?! Langsam geht es auch in die entscheidende Phasen. Obwohl, davon gab es schon so einige in den letzten 22 Kapis ^.^
Na sagen wir mal so: Es gibt eine sehr einschneidende und wichtige Wendung jetzt in der Story. Und ich freue mich schon drauf, Euch komplett zu überrumpeln und zu überraschen. Denn DAMIT rechnet ihr NIE und NIMMER...hehe XD
Freu mich auf Eure Kommis.
Viel Spaß beim Lesen,
hab Euch lieb,
Eure Vienne
PS: Mir gehts gesundheitlich wieder gut. Vielen Dank für Eure Sorgen ^,^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> So, kurz vorm Wochenende (wahrscheinlich lest ihr es am Freitag, weil das Hochladen so gedauert hat...) noch ein neues Kapi. Langsam schließt sich der Kreis. Naja, zumindest einer von vielen ^.^ Das Finale ist noch fern, wobei ich schon das ZIEL-Fähnchen sehen kann.
Ich hoffe ihr mögt es, und freu mich wie immer über Kommis ^.^
Ich hab Euch lieb,
Eure Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Jahaaaaaaaaaaaaa...ich hab euch ALLE überrascht ^_____^v
DAMIT habt ihr NICHT gerechnet, hehe ^.^ Naraku der alte Ganove war's.
Ach bin ich fies...und gut. Lustigerweise kam mir das ja schon vor ein paar Wochen in den Sinn, aber ich wollte und musste euch noch ein wenig hinhalten. Na und, wie gefällt es euch? Ich bin recht zufrieden damit. Hab die Kurve doch ganz nett hinbekommen. Am leichtesten fiel mir das Geschwätz vom Splitter über die Unentschlossenheit in Inu's Herzen. Sowas aber auch...
Ich rechne jetzt auch mal mit ganz vielen Kommis ^.-
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!
Hab euch lieb,
Vienne
PS: Lest bitte bei der Beschreibung mal meinen aktuellen Nachtrag. Nicht das ihr euch in 2 Wochen wundert ^_^
PPS: Falls ihr Bock habt, könnt ihr ja mal ein FA zu der Story zeichnen. Würde mich freuen und euch damit auch verlinken ^.^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Da schick ich mal vorm Wochenende noch schnell ein Kapitel hinterher, damit ihr glücklich seid ^,^ Und so habt ihr auch mehr zu lesen, wenn ich im Urlaub bin...lest halt die Story mal am Stück oder so ~ XD
Ich dachte mir, es wird mal wieder Zeit, dass sich die beiden wieder seeeehr nahe kommen. Sie haben soviel durchgestanden, da haben sie sich das doch echt verdient oder?! Hihi, und jetzt bei der Sahara-Hitze kommt das doch echt mal noch gut ~ XDDD
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen...am Pool, See, Badewanne oder wo auch immer bei dem Wetter. Ich bin morgen und übermorgen mit Kind und Kegel an der Donau, zumindest vormittags...
Freu mich auf Eure Kommis ^__^
Hab Euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> So meine Lieben ^.^ Das ist das letzte Kapitel vor meinem Urlaub und ich bin super zufrieden damit. Es ging mir so flüssig von der Hand, war echt klasse. Die Tastatur hat nur mal 15 Minuten nicht geglüht, als ich nach schönen japanischen Feiertagen bei Wikipedia gestöbert habe und mir die Legende von Orihime und Hikoboshi durchgelesen habe. So schöööön...Dann hab ich einige Bilder von den geschmückten Straßen zu Tanabata gefunden und war überzeugt, dass sie das feiern werden. Vom Datum her liegt es ja auch noch nicht allzu weit zurück ^.^ Das Kapitel ist auch recht lang geworden und in meinen Augen ein würdiges, um erstmal in die kreative Pause zu gehen. Wollt ja eigentlich wegen einer Fluchaufhebung googln und darüber schreiben, aber so ein Fest ist doch ein besserer vorläufiger und vorallem schöner Schluss, oder?!
Also, ich freu mich auf eure Kommis und werde sie sicherlich noch beantworten. Flieg ja erst nächsten Dienstag ^_~ Ich wünsche Euch einen schönen August und freu mich darauf, Euch ab dem 27.8. wieder mit neuen Kapiteln zu begeistern. Hoffe doch, dass ihr mir so lange die Treue haltet Ô_o
Ich wünsch Euch ganz viel Spaß beim Lesen!!!
Ich hab Euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Tadai ima!!! ^______^
Gomen nasai, dass es doch noch ein wenig länger gedauert hat. Aber es gab in meinem Privatleben (also als arbeitende Ehefrau und Mutter) doch einiges nach dem Urlaub zu regeln.
Apropos Urlaub: Ich hab nur 2 oder 3 an meine FF gedacht. Da hatte ich kurz ein Date mit meiner Muse, ansonsten war ich ziemlich faul ^.~ Ich hab also so richtig abgeschaltet. Dafür wurde ich dann seit letzter Woche (kaum wieder mit arbeiten angefangen...) von der Muse geküsst und heraus kam oben zu lesendes Kapi. Ich dachte, nach meinem Urlaub fang ich ein bisschen leichter an. Aber die Kapis nehmen dann wieder zu. Allerdings, dass muss ich dazu sagen, werd ich wahrscheinlich nur mehr ein Kapi die Woche schaffen, wegen der Arbeit. Ich hoffe, ihr könnt es verstehen?!
Auf jeden Fall wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen und freue mich auf neue Kommis von euch!
Ich hab euch lieb,
eure Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Hallo ^.^
Gomen nasai, dass es doch nochmal 2 Wochen gedauert hat, bis ein neues Kapitel an den Start geht. Aber hey, ich arbeite jetzt wieder und muss beizeiten aufstehen. Da bin ich abends echt platt...
Naja, dafür hier etwas Neues von mir. Ich hatte mir gedacht, dass ich auch Sango und Miroku mal wieder ins Licht rücke. Wer von Euch "CF 1" gelesen hat, der weiß ja, wie die beiden das bei sich geregelt haben. Aber ich hab mir so überlegt, dass die beiden ja auch mal ein bissel Zweisamkeit genießen sollten. Außerdem kamen sie in den letzten Kapiteln gar nicht vor. Und dabei gehören sie doch irgendwie zu der Clique dazu, oder?!
Ich wünsche Euch jetzt viel Spaß und freu mich auf viiiiiele Kommis.
Und hey, ARIGATO für 31 Favos!!! Ich freu mich riesig. Und Cupcake hat mich sogar empfohlen ^_____^ Sehr geil!!!
Ich habe Euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Hallo meine Lieben ^.^ Und schon wieder musstet ihr 2 Wochen warten...ohje v_v
Aber dafür bin ich super zufrieden mit dem Kapi. Es ging mir ziemlich flüssig von der Hand und war binnen 90 Minuten fertig. Am Ende nur ein paar kleine Korrekturen, fertig.
Ihr seid jetzt bestimmt platt, dass Kikyo aufgetaucht ist. Und bevor jetzt in den Kommis Vermutungen und Fragen kommen: JA ES IST DIE ECHT KIKYO ^.- Ich kann sie ja eigentlich nicht leiden, aber ich dafür ist sie mir ganz gut gelungen XD
Und (ich weiß, Eigenlob stinkt) ich LIEBE meinen Running-Gag wie Inu Gameboy zockt. Bitte stellt euch das mal bildlich vor XDDD So lustig...sorry...ahahahahahaaaaa...ich muss selbst drüber lachen!
Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und freu mich wieder über zahlreiche Kommis! Und weil wir grad bei Kommis und so sind:
VIELEN DANK FÜR DIE BISHERIGEN 129 (!) KOMMIS UND 34 FAVOS!!!!! Ihr seid GROßartig!
Ich hab euch lieb,
Eure Vienne Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
=> Hallo meine Lieben ^.^
Hat wieder ein bissel länger gedauert als gedacht. Dafür ist es ein bissel länger geworden. Dient dabei aber nur als Zwischenkapitel. Demnächst gibts im Mittelalter wieder mal einen Rundumschlag.
Ich halt mich hier heute mal kurz, wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eure Kommis.
Hab euch lieb,
Vienne Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (160)
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Von:  Puschelxx3
2021-02-19T16:26:56+00:00 19.02.2021 17:26
Ich habe jetzt innerhalb kurzer Zeit diese und die Vorgänger Story gelesen und muss sagen Sie ist wirklich gut.
Ich mag deinen Schreibstil,deine Story lässt sich leicht lesen und fesselt einen,sodass man sofort weiterlesen will.
Deswegen hoffe ich sehr,das du deine Story irgendwann fertigstellst.
Es wäre unheimlich schade,wenn so eine tolle geschriebene Story kein Ende hat.
Von:  Alexa-d
2020-03-21T06:13:29+00:00 21.03.2020 07:13
Hallo deine Geschichte ist toll würde mich sehr freuen freuen mehr lesen zu dürfen da es schon lange nicht mehr weiter gegangen ist!
Von:  kikidragneel85
2019-12-30T18:22:43+00:00 30.12.2019 19:22
ich finde die geschichte klasse
würde gerne wissen wie es weitergeht
Von:  Alexa-d
2019-11-20T17:49:53+00:00 20.11.2019 18:49
Hey schade das es so lange nicht mehr weiter geht hoffe das du due geschichte zu ende schreiben tust
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-04T13:11:32+00:00 04.01.2019 14:11
Aaaaaaaaaaaa.
Ich hasse kikyu dieses Teufels Weib.

Amer Inu und Kagome.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-03T19:20:59+00:00 03.01.2019 20:20
Was hat kikyu dieses Teufels Weib wieder angestellt.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-03T18:54:45+00:00 03.01.2019 19:54
Bei Kamy kann kikyu nicht einfach zur Hölle fahren.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-03T08:11:03+00:00 03.01.2019 09:11
Halli Hallo. Bin begeistert von diesen Kapitel.

Kikyu hasse ich wie die pesst und trauen tu ich erst recht nicht sie ist falscher als eine Gift Schlange .
Von:  Serafina2104
2018-02-02T22:10:04+00:00 02.02.2018 23:10
Eine wahnsinnig gute Story.
Hoffentlich schreibst du irgendwann weiter 😊
Von:  Kazu27
2016-06-26T04:30:04+00:00 26.06.2016 06:30
Seit tagen lese ich deine ff und war wie gefesselt. Ich hoffe du findest deine Muße zu dieser ff wieder und schreibst weiter.
Sie ist sehr spannend und aufregend. Möchte gern wissen wie es endet und ob inuyasha von dem Fluch erlöst wird😉 und natürlich ob Miroku und Sango sich noch näher kommen und Naraku besiegen.


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