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When I remember you

von

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Ich erinnere mich an eine Geschichte.

Wie er abends immer in der Wanne lag, weil ihm der Rücken so schmerzte. Wie er immer ein warmes Bad nahm. Zu der Zeit war sein Sohn ca. 3 Jahre alt. Kam jeden Abend ins Bad um Zähne zu putzen. Winkte ihm immer wenn er in der Wanne lag. Er gab ihm einen gute Nachtkuss und wurde von seiner Mutter ins Bett getragen.
 

Nach seinem Tod war die Wanne leer. Seine Frau trauerte. Sein Sohn kam abends ins Bad und schaute sich um. Er zeigte wortlos auf die Wanne. „DaDa weg.“, sagte er nur. DaDa. Ein süßes kleines Wort für seinen Vater. Sein Vater der doch zuvor immer zu dieser Zeit in der Wanne lag. Dem er einen Kuss gab, ehe er sich schlafen legte. DaDa weg. Dieser Satz brachte seine Mutter an die Grenzen ihrer Kraft. Sie versuchte nicht zu weinen. Wollte stark für ihn sein. Sein Sohn putze die Zähne und sah dabei immer in die Wanne. Eine leere Wanne. Kein Wasser, kein Vater. Kalt und tot lag sie da. Er ging an der Wanne vorbei und gab ihr einen Kuss. Aus reiner Gewohnheit warf er ein kleines Küsschen zur Wanne hin. Zu der Wanne, in der sein Vater lag. Wieder kämpfte seine Mutter mit den Tränen.

Es war grausam.

Nebenan schlief seine Schwester, die mit ihrem einen Lebensjahr nichts begriff. Die nicht wusste was geschehen war.
 

Sein letztes Weihnachten verbrachte er im Krankenhaus. Seinen letzten Geburtstag. Wie grausam war die Welt zu seiner Familie. Das Fest der Familie und der Liebe. In einem kalten Krankenhaus zu verbringen. Wie muss sich das angefühlt haben, zu wissen, er wird nicht mehr hier rauskommen.

Konnte nur vom Bett aus die Silvesterraketen sehen, wie sie in den Himmel schossen und allerlei Farbenspiele malten. Konnte nicht ans Fenster gehen, vollgestopft mit Schmerzmitteln. Unbeweglich an einem Tropf hängend. Sich seinem Ende bewusst nähernd…

Zwei Tage… So viel Zeit gönnte ihm das neue Jahr, ehe es ihm das Leben nahm. Ließ seine Frau, seinen 3 Jährigen Sohn und seine 1 Jahre alte Tochter zurück.

Sag, wie muss das sein, den letzten Geburtstag im Krankenhaus zu feiern? Das letzte Weihnachten, ohne all seine Liebsten in einem kalten Zimmer. Das letzte Silvester nur von der Ferne zu betrachten. Sterbend, ohne Hoffnung auf Besserung.

Nur wegen einer Fehldiagnose der Ärzte. Wegen eines Fehlers, litten viele. Wegen eines Fehlers, bist du gestorben.

Sag wie muss das gewesen sein… So allein. Ließ seine Mutter zurück die um dieselbe Jahreszeit, Jahrzehnte davor schon ihren Mann verlor. Ließ alle die ihn liebten zurück. Allein in dieser traurigen, kalten Welt…

Sag, wie muss das sein, Papa?
 


 

Ich erinnere mich an eine Geschichte.

Es war ihr Gesicht. Wie sie immer lächelte. Sie nahm mich in den Arm und drückte mich. Redete mir immer gut zu. Sie war immer für mich da und munterte mich auf.
 

Ich erinnere mich an eine Geschichte.

Ein letztes Versprechen. Bis ich 18 bin will sie bei mir sein. Diesen einen Moment wollte sie noch erleben. Ich versprach ihr, ich zeige ihr die Bilder meine Klassenfahrt. Alle Momente und Erlebnisse wollte ich ihr schildern. Ich hab ihr einen Kuss. Sah sie vor mir liegen. Schwach, krank. In einem Bett das nicht ihres war. Ein Bett mit einem Gitter, damit sie nicht heraus fiel. Ein Bett in einem Pflegeheim. Ich sah sie vor mir liegen, wie sie mich müde anlächelte, erschöpft aber noch kämpfend. Sie war schwach, wurde dement. Doch sie war für mich immer noch die selbe starke Frau wie zuvor.

Ich erinnere mich noch wie ich winkend, traurig, aus ihrem Zimmer ging. Ein Zimmer das nicht ihres war. Ich erinnere mich wie wir ins Auto stiegen und davon fuhren. Sie allein ließen.

Ich war zwei Wochen auf Reise. Machte viele Fotos. Das erste was Mutter mir sagte als ich wieder da war, war die Botschaft, sie sei tot. Einen Tag nach dem ich fuhr, starb sie. All die Versprechen waren erloschen. Nichts war mehr da, an dem ich mich hätte halten können…

Ich war stark. Nickte und schluckte alles herunter. Alles war weh tat und schmerzte.
 

Zwei Wochen später war ihre Beerdigung. Wir saßen in der Kirche. Kaum einer war da. Kaum einer den ich kannte. Ihre Schwester war anwesend. Dement. Fragte immer und immer wieder wer beerdigt werde. Wo ihre Schwerster sei, wir können nicht ohne sie anfangen. Immer und immer wieder erklärte ihr Sohn ihr: „Mama, deine Schwester wird beerdigt. Sie ist tot.“

Der Weg zum Urnengrab war endlos. Es war so grausam wie die Sonne vom Himmel lachte und uns anstrahlte. Als sei es ein wundervoller Tag. Ich blieb auch hier stark. Weinte nicht eine Träne. Hatte mir vorgenommen, stark zu sein.

Doch als sie in das Grab gelegt wurde. Die Urne so ruhig vor mir stand, da konnte ich nicht anders. Auf einmal brach alles los. Sämtliche Trauer strömte heraus. Ich musste weinen, konnte nicht anders. Alles schrie danach. Meine Mutter nahm mich fest in den Arm, drückte mich an sich. Ich weinte noch Stunden danach.
 

War denn alles umsonst? Sie kämpfte doch schon Jahre. Es wurde besser. Es war nur ein Rückschlag, sagten sie. Doch dieser Rückschlag nahm ihr die Kraft. Die Kraft gegen die Krankheit zu kämpfen. Die Kraft, noch weiter auf dieser Welt zu sein.

Dieser eine Rückschlag nahm ihr alles.

Mein Versprechen konnte ich nie halten. Konnte ihr nicht die Bilder zeigen, die ich machte. Nicht die Erinnerungen teilen, die ich hatte. Es tat so weh. Es tat so unglaublich weh. Und das tut es heute noch immer. Ich wünschte ich hätte ihr damals Bilder mit in ihr Grab gelegt. Hätte ihr an der Urne erzählt was ich alles gemacht hatte. Was geschehen war. Ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt. Ich wünschte sie wäre an meinem 18. Geburtstag da gewesen. Aber die Welt wollte es nicht. Sie nahm sie mir.

Sag wie muss das sein. So allein in einem fremden Zimmer. Ohne vertraute Gesichter und Gerüche. An einem Ort von dem man weiß, dass man nie wieder herausfindet.

Sag, wie grausam war das...?
 

Vergebt mir bitte...

Ich wollte stark für euch sein. Doch jetzt weine ich wieder...
 

...



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