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Der Blaue Geist mit der Kettensäge

von

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Einer weniger, einer mehr

Aang
 

Das Blut war noch nicht geronnen. Es floss genauso wie Kataras und Sukis Tränen. Selbst Toph hatte ihr Gesicht in den Handflächen vergraben.

Er schüttelte den Kopf. Wer konnte so etwas tun? Haru war ein friedlicher Mensch gewesen. Verdammt, er hätte sogar das Zeug zum Luftnomaden gehabt.

Im Bauch steckte ein langer Krummsäbel. Niemand traute sich die Klinge auch nur anzurühren. Das Blut könnte sonst wie ein Sturzbach…

»Gibt es hier noch Irgendjemanden der nicht an einen Mörder glaubt?« fragte Sokka, die Augen geschlossen.

Stille. Nur das leise Wimmern der Mädchen war zu hören.

Katara weinte und er konnte nichts tun als seinen Arm um sie legen. Haru - tot. Und was konnte man tun?

Nichts.

Im geistigen Auge sah man dieses Krummschwert nur in seinem eigenen Bauch. Es lief ein heiß und kalt den Rücken herunter: Plötzlich wurde man sich seiner fragilen Sterblichkeit bewusst. Alles was man tun konnte war dem unsichtbaren Mörder mit der Faust drohen.

Doch wie unsichtbar war dieser Mörder eigentlich?

Zukos Gesicht. So unbewegt. Doch daraus konnte man keine Rückschlüsse ziehen. Vielleicht war das einfach nur seine Art Trauer zu zeigen. Vielleicht hatte Ozai ihn eingetrichtert derartige „negative“ Gefühle niemals zu zeigen.

Iroh hingegen hatte die Augen niedergeschlagen. Sein faltiges Gesicht war feucht. Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf, als er hätte er solche dramatischen Szenen schon desöfteren miterlebt.

Nein, es gibt hier niemanden der Grund gehabt hätte ihn zu töten. Nicht Haru.

»Das ist Wahnsinn.« durchbrach Jeong-Jeong die empfindliche Stille, »Er ist tot. Tot. Einfach so.«

»Wir sollten ihm die letzte Ehre gebühren und hier beerdigen.« erwiderte Aang und sah zögernd in die Runde.

»Was? An diesem schrecklichen Ort hier?« flüsterte Jeong-Jeong.

»Uns bleibt gar nichts Anderes übrig.« erwiderte Aang, »denn ich bezweifele, dass wir eine Wanderung durch den Wald zu dieser Uhrzeit überleben werden.«
 

Wenig später hatte Haru hoffentlich seinen letzten Frieden gefunden. Immerhin hatte Bumi einen weitläufigen Garten hier angelegt, der die Illusion eines ordentlichen Friedhofs widerspiegelte.

Aang gefiel der Ort trotzdem nicht. Gierige Ranken waren hier allgegenwärtig. Fast als hätten sie vor vielen Jahren einen großen Invasionskrieg begonnen.

Kaum war Haru begraben, schon brachen sowohl Katara als auch Suki wieder in Tränen aus. Toph hielt dem Strom stand und bekam lediglich wässrige Augen.

Und was jetzt? Den Mörder finden und Rache nehmen?

Ein Dilemma indem er sich schoneinmal befunden hatte. Auf jeden Fall muss dieses Monster was hier mordet aufgehalten werden. Es darf nicht noch mehr Schaden anrichten.

»Wir müssen ihn finden.« stellte Sokka fest, als hätte er seine Gedanken gelesen.

»Ihn finden um dann was zu tun?« fragte Aang und hoffte inständig Sokka würde wirklich eine Antwort kennen.

»Ihn fesseln und knebeln. Irgendetwas damit er nicht mehr Leute umbringen kann!«

»Vielleicht ist er gar nicht mehr hier.« mischte sich Zuko ein. Sofort kehrte absolute Stille ein. Selbst die Mädchen hörten auf zu weinen.

»Ich meine,… vielleicht hatte Haru nur Pech und irgendein Irrer ist vorbeigekommen. Überlegt mal: Bumi starb ohne Gewalteinwirkung. Herzstillstand. Haru hingegen starb durch diesen Krummsäbel. Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.«

»Sagst du das auch wenn du der nächste mit einen Krummschwert im Bauch bist?« wollte Toph wissen.

»Bevor das passiert, ist dieser Krummsäbel schwingende Irre ein Haufen Asche.«

»Auf jeden Fall ist ab sofort absolute Vorsicht geboten.« unterbrach sie Iroh, »wir werden uns alle in einen Raum verbarrikadieren und bis zum Morgengrauen abwarten. Im Schutz der Sonne… werden wir dann sehen wie es weitergeht.«

Nichts wird passieren bis die Sonne dann wieder untergeht. Er ist nachtaktiv, dachte Aang.

»Wir können uns verstecken. Doch zu welchen Zweck? Der Kerl war ohne Probleme in Harus Zimmer gekommen. Er kennt diesen Ort besser als wir!«

»Was schlägst du denn vor Aang?! Den Mörder jetzt jagen? Dann können wir uns ebenso gleich zusammen mit Haru hier begraben!«

Ein leises Lachen – oder Weinen, Aang wusste es nicht – unterbrach die Beiden.

»Ihr seid alle bescheuert,« kicherte Jeong-Jeong »versteht ihr nicht was hier passiert? Hier ist jemand gestorben. Damit wurde ein uraltes Siegel zerbrochen. Jeder könnte der Nächste sein. Aber,… « er hob den Zeigefinger, »…aber wisst ihr was?«

Der alte Mann brach für einen Moment in einen hustenden Lachanfall aus. Die anderen Anwesenden wechselten verwirrte Blicke.

»Ich weiß es besser,« fuhr Jeong-Jeong schließlich fort, »der nächste bin mit Sicherheit ich. «

»Ach ja? Woher willst du das wissen? Dein Verstand ist wohl eher durchgebrannt!« schnaubte Zuko.

»Ich weiß wie das läuft, Feuerlordchen. Haru hier war ne’ verdammte Nebenrolle. Genauso wie ich. Also wer wird wohl als nächstes verrecken?«

Erneut fing Jeong-Jeong hysterisch an zu lachen »Denkt ihr, ich werde freiwillig bleiben und es dem Mörder schön einfach machen?«

»Hört auf damit Jeong-Jeong!« sagte Iroh, »ihr habt dem Orden des weißen Lotus einen Schwur geleistet!«

»Ich weiß Iroh. Ich werde aber trotzdem mein Leben nicht dafür aufs Spiel setzen.« Er sah in die Runde, »Feuerbändiger kann man sehen. Dieser Killer hier aber ist unsichtbar. Ich packe meine Sachen.«

»Nein Jeong-Jeong! Du machst einen Fehler!«

Aang streckte den Arm aus und hielt Iroh auf, »Wir können nichts mehr für ihn tun. Die Angst hat die Oberhand bei ihm gewonnen.«

Jeong-Jeong hatte sich von der Gruppe mittlerweile entfernt. Unter dem Gartentor blieb er nocheinmal stehen und sah über seine Schulter.

»Viel Glück noch. Es tut mir wirklich leid aber heute… desertiere ich erneut.« Er salutierte und verschwand in die Dunkelheit der Nacht.

Aang sah ihn zum letzten Mal.
 

-
 


 

Zuko
 

Warum durfte er Katara nicht trösten?

Offiziell war es natürlich eine Aufgabe die nur Aang erfüllen durfte. Dennoch. Die Tränen waren schwer zu ertragen gewesen.

Er marschierte im gleichen Korridor entlang, den vor wenigen Stunden noch Haru beschritten hatte. Die Schatten zwischen den Lampen waren nun noch größer. Der Modergeruch noch intensiver.

Onkels Idee sich zu verbarrikadieren war an sich erstmal nicht schlecht. Dennoch warf genau das viele Probleme auf, die er nun nicht gebrauchen konnte. Wenn sich alle zusammen kuschelten, wie sollte er dann sein Ziel erreichen?

Vielleicht wusste Onkel es. Flüsterte eine Stimme.

Der einzige Mensch der ihn verstand, konnte ihn auch als einziges durchschauen. Im Grunde herrschte diesbezüglich eine Ähnlichkeit mit Azula. Es lag wohl einfach in der Familie.

»Du solltest hier nicht umherwandern, Zuko.«

Er drehte sich um und sah in das Gesicht seines Onkels.

»Ich wollte nur… einen kurzen Rundgang machen.«

Das Gesicht Irohs blieb versteinert. Nicht gut.

»Mein lieber Neffe, hast du denn gar keine Angst, dass dich der Mörder hier aufspüren könnte?«

Er schüttelte den Kopf »Nein.«

Seine Beine setzten sich bereits wieder in Bewegung, als Iroh erneut die Stimme erhob.

»Weißt du Zuko,… ich mache mir irgendwie Sorgen.«

»Brauchst du nicht. Ich bin ein guter Feuerbändiger.«

»Dieser Krummsäbel in Harus Bauch. Den habe ich irgendwo schon mal gesehen.« sinnierte Iroh, »wo war das bloß?«

»Das ist lächerlich Onkel.« seine Hände zitterten.

»So ein Schwert,… ja ich glaube dieser „Blaue Geist“ hatte so eins immer benutzt.«

Er stierte Iroh an »Du glaubst ich hätte Haru getötet, Onkel? Nach allem was wir durchgemacht haben, glaubst du ich könnte einfach so jemanden umbringen?«

Iroh schlug die Augen nieder und schüttelte träge den Kopf »Nein Zuko. Ich suche nur Antworten.«

»Wegen eines Krummsäbels verdächtigst du deinen eigenen Neffen?! Wie kannst du nur so etwas tun?!«

»Ich weiß was zwischen dir und Katara läuft!« platzte Iroh plötzlich raus, »ich weiß Alles!«

Zuko lachte leise und ließ den Kopf sinken. Wie konnte das sein? Das Herz begann in seiner Brust zu flattern.

»Und deswegen,… glaubst du ich hätte Haru umgebracht ja? Nur weil der Kerl Katara ebenfalls schöne Augen gemacht hat? Ich bin Zuko. Nicht Azula.«

»Es tut mir Leid Zuko.« Nun war es Iroh der den Blick senkte, »ich dachte nur…- «

Es klopfte jemand.

Sie sahen einander. Wieder ein Klopfen. Diesmal lauter.

Auf dem Gang erschienen nun auch Aang und die Anderen.

»Es ist der Mörder!« Jammerte Sokka, »er steht vor der Tür und will eingelassen werden!«

»Vielleicht ist es auch Jeong-Jeong« meinte Aang während sie alle auf das Foyer zusteuerten.

Es kann nur Jeong-Jeong sein, dachte Zuko und folgte dem Strom. Der Alte hat kalte Füße bekommen und will nun auch in den Kuschelraum.

»Seid vorsichtig« brummte Iroh, »der Klopfer muss irgendwo schon im Foyer stehen, denn eine Tür gibt es ja nicht mehr. Die ist zusammengestürzt als Jeong-Jeong Haru und ich angekommen sind.«

Der Streit zwischen Onkel und Neffe war fürs erste vergessen.

Mit gezückten Waffen schlichen sie sich in das Foyer. Da es hier gar keine Beleuchtung gab, spendete lediglich der Vollmond ein schummriges Licht durch die Fenster.

Das Klopfen hielt hartnäckig an.

Wer kommt auf die Idee mitten in der Nacht bei einem alten, unheimlichen Anwesen anzuklopfen, wo obendrein sogar die Tür fehlte?

Zuko entzündete kleine Flammen in seinen Handflächen, um einerseits die Umgebung zu beleuchten und andererseits um kampfbereit zu sein.

»Wenn du hier was anzündest sind wir in der Holzhütte hier geliefert!« zischte Toph neben ihn die geduckt ging. Sie hatte freilich keine Probleme zu „sehen“.

Seine Aufmerksamkeit galt jedoch nur Katara. Wer auch immer da anklopfte, er durfte Katara nicht erreichen.

Der Besucher stand tatsächlich im Türrahmen und klopfte immer wieder gegen die Wand. Zuko hob die flammenden Hände um ihn besser zu erkennen.

Der Eindringling hob abwehrend die Hände vor das Gesicht. »Hey nehm’ mal das Feuer runter! Begrüßt du immer deine Gäste indem du sie blendest?«

Es war ein Junge. Zukos Miene verfinsterte sich zusehends als er noch ein Detail an dem Kerl erkannte: Er trug einen Grashalm im Mund.

»Hallo Leute.« sagte Jet und grinste nun, »ich hoffe ich komme nicht zu spät für eure Party.«



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