Vom Regen in die Traufe
~Vom Regen in die Traufe
Kagome schluckte, konnte ihren Blick aber nicht von den goldenen Augen nehmen. Es gab nur eine Person außer Inu Yasha, die sie kannte, die solche Augen hatte. Und dieser Person wollte sie gerade am allerwenigsten begegnen. Vom Regen in die Traufe, wie man so schön sagte.
So wie sie ihn kannte, würde er sie gleich einen Kopf kürzer machen, allein dafür, dass sie auf ihm gelandet war, geschweige denn davon, dass sich in ihm festgekrallt hatte. Was machte er überhaupt hier? Hier….in genau derselben Grube wie sie. Konnte ein Yokai in eine Grube fallen? Natürlich, was für ein blöder Gedanke…aber bei ihm schon ziemlich abwegig….bei Inu Yasha…ja….aber bei seinem Bruder…pardon….Halbbruder war das ja etwas komplett andres. Und wenn er schon hineingefallen war…wieso war er nicht gleich wieder raus? Für jemanden wie ihn war das ja bestimmt kein Problem. Oder hatte er hier etwa ein Schläfchen gehalten? Allein der Gedanke daran ließ sie kichern.
Ein erneutes Knurren erinnerte sie daran, dass sie nicht allein in dieser Falle saß und sie blickte wieder auf. Er sah sie noch immer an, aber seine Augen hatten sich gefährlich verengt. Kein gutes Zeichen, aber ihr Kopf war noch dran. Im Moment."Runter" zischte er leise und sah sie unglaublich wütend an. Na Entschuldige bitte….wie wenn sie freiwillig auf ihn drauf gesprungen wäre….sie war doch nicht lebensmüde."Tja, das würde ich ja wirklich zu gerne, nur leider ist hier kein Platz. Wieso gehst DU nicht einfach raus?"Im nächsten Moment hätte sie sich auch gerne schon selbst eine rein geschlagen. Wieso konnte sie nicht einfach mal den Mund halten….oder zumindest etwas freundlicher sein. Kurz darauf wurde sie auch schon am Hals gepackt und gegen die Erdwand gedrückt."Sei nicht so respektlos, Menschenweib" knurrte er leise, nur um noch fester zuzudrücken. Kagome röchelte und versuchte seine Krallen mit ihren Fingern wegzudrücken. Das zwang sie, nun endlich seinen Namen auszusprechen."S..e..sshomaru…ich …krieg keine….Luft" "Wie wenn mich dein lächerliches Leben interessieren würde" ließ sie aber gegen ihre Erwartungen fallen, woraufhin sie mehr oder weniger zwangsweise wieder auf ihm landete. Hustend sog sie wieder Luft in ihre malträtierten Lungen und blickte wieder auf."Kein Grund mich hier gleich abzuwürgen" Sie wusste, dass sie sich auf gefährlichem Gebiet bewegte, aber sie ließ sich nicht so ohne weiteres hier fast umbringen und dann auch noch beleidigen. Inu Yasha hätte für diese Beleidigung gleich ein paar Osuwaris einkassiert, nur ging das hier leider nicht. Der Herr des Westens machte sich nicht die Mühe darauf zu antworten und blickte zu der Öffnung der Grube. Kagome die jetzt wieder halbwegs atmen konnte, spürte dafür ihre Wunde umso mehr. Sie musste dringend hier raus. Im Ernstfall konnte sogar eine so vergleichsweise kleine Wunde ziemlich gefährlich werden, wenn sie sich entzündete. Und ihre einzige Möglichkeit hier rauszukommen, lag bei dem Hundeyokai. Also musste sie der Sache wohl auf den Grund gehen."Wie bist du hier reingekommen?" Kagome sah den Yokai abwartend an, bekam aber keine Antwort. Natürlich…er war sich zu schade um mit ihr zu sprechen. Wut schäumte in ihr hoch und sie musste sie beherrschen nicht loszubrüllen."Hallo?"….noch immer keine Antwort. Sesshomaru blickte noch immer nach oben….Jetzt reichte es."Ich rede mit dir!!! Wieso sitzt du in diesem verdammten Loch und bist nicht schon längst hinaus??" Endlich schien er sie zu bemerken und wandte langsam den Kopf in ihre Richtung."Ist das nicht ersichtlich." Was für eine geistreiche Antwort des großen Hundedämons. Sie war nun genau so schlau wie vorher."Nein, wieso sitzt du immer noch hier?" Der Yokai sah sie immer noch ohne eine Gefühlsregung an. Seine Augen verrieten nichts. Weder Wut noch sonst irgendwas…nur Kälte." Es ist eine Falle" Prima, so weit war sie auch schon gewesen. "Ja….und weiter…was hindert dich daran einfach abzuhauen?" Jetzt kniff er seine Augen zusammen. "Bist du wirklich so dumm Menschenkind. Du kannst nicht raus, ob du willst oder nicht." "Wieso nicht?" fragte Kagome verwirrt. Das Loch war doch offen, so weit sie das beurteilen konnte. Sichtlich genervt schnaubte er einmal aus."Es ist ein Zauber. Du kommst rein, aber nicht raus." Schön langsam verstand sie das…aber wieso?? Und vor allem warum genau sie zwei?"Aber….wer..wer tut das…und vor allem warum?" "Du wirst es noch früh genug erfahren " "W…was soll das bitte heißen…und wie lang sitzen wir jetzt hier fest?" Beim letzten Teil des Satzes war ihre Stimme auffällig hoch geworden. Doch anscheinend hatte sie Sesshomarus Nerven zu viel strapaziert denn im nächsten Moment wurde sein Knurren gefährlich laut, was Kagome zusammenzucken ließ und ihn sichtlich zufriedenstellte."Schweig! Noch ein Wort und du wirst dir um all das keine Sorgen mehr machen müssen." Kagome schluckte und wurde sich gerade richtig bewusst, dass sie immer noch auf ihm saß, was ihr sofort ein wenig Röte ins Gesicht steigen ließ. Sofort versuchte sie möglichst unauffällig, was natürlich unmöglich war, von ihm runterzurutschen. Sesshomaru quittierte den Versuch sofort mit einem gefährlichen Blick.
Nach einigem herumrutschen hatte Kagome es geschafft sich so zu platzieren, dass sie genau gegenüber von Sesshomaru saß. Leider hatte dies 2 Nachteile. Erstens, war die Grube extrem eng, sodass sie im ständigen Kontakt mit seinen Füßen stand. Zweitens, da sie ihm gegen über saß, starrte sie automatisch in seine Richtung. Das führte mehr oder weniger unweigerlich dazu, dass sich ihre Blicke öfters als gewollt kreuzten. Leider war meistens sie es, die sich dann ertappt fühlte und kurz darauf zur Tomate mutierte. Seine Reaktion beschränkte sich darin, elegant eine Augenbraue hochzuziehen. Es war ja nicht so, wie wenn sie auf ihn stand. Immerhin hatte er bisher immer versucht sie umzubringen…. Auf sowas steht man doch nicht. Es änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er ein extrem gutaussehender Yokai war. Kagome schlug sich für diese Aussage innerlich selbst gegen den Kopf. Wie konnte sie nur sowas denken?? Sie saß hier in einer Grube, verletzt und verfolgt und hatte keine Ahnung wo sie sich befand und dachte über einen Typen nach??? Über diesen arroganten, selbstverliebten, hochnäsigen……Eisklotz. Ja genau. Dieses gefühlslose etwas.
Schnaubend blickte sie auf nur um kurz darauf gleich inne zuhalten. Der Mond war mittlerweile so hoch, dass sie Sesshomaru in der Grube ausmachen konnte. Der silberne Glanz seiner Haare wurde durch das Licht noch einmal verstärkt und die magentafarbenen Streifen auf seiner Wange perfektionierten seine Erscheinung.
Er schien ihr Starren bemerkt zu haben, denn im nächsten Moment blickten sie kalte Augen an. Sie spürte wie ihr Gesicht wieder heiß wurde und blickte rasch auf ihre Füße. Peinlich. Wirklich peinlich Kagome."Wo ist eigentlich Rin?" fragte sie, um von der unangenehmen Situation abzulenken."Bei Jaken." Antwortete er emotionslos wie immer. Der Herr hatte wohl keine Lust sich zu unterhalten. Nun gut, dann eben nicht, dachte sie und veränderte ihre Sitzposition etwas und zuckte kurz darauf zusammen. Ihre Wunde schmerzte und hatte immer noch nicht ganz aufgehört zu bluten. Das war nicht gut. Besorgt blickte sie an sich hinab. Es war schwer, trotz des Mondlichts, etwas zu erkennen."Du solltest es verbinden, Mensch" riss sie eine Stimme aus ihren Gedanken. Erstaunt blickte sie zu ihm hinüber. Machte er sich etwa Sorgen um sie? Das konnte doch nicht sein.
"Ich habe keine Lust mit einer Leiche hier zu sitzen" antwortete dieser auf ihren irritierten Gesichtsausdruck. Das erklärte natürlich alles. Sonderlich geschmeichelt fühlte sie sich jetzt allerdings nicht."Schön und womit?" Kagome hatte ihre Sachen am Ufer liegengelassen. Ihr ganzes Verbandszeug war in dem Rucksack."Ist das mein Problem" Nein natürlich nicht, danke für die Unterstützung. Kagome sah sich um und ihr Blick fiel auf ihren Kimono. Es war die einzige Möglichkeit. Es sei denn Sesshomaru würde sich auf einmal in einen Gentleman verwandeln und ihr seinen eigenen anbieten. Da es aber eher Frösche regnen würde, bevor dies eintrat, seufzte sie und griff nach ihrem Kimono. Sie hasste diesen ganzen Tag. Doch noch bevor sie kräftig anriss, ertönte ein kreischendes Lachen und rote Augen blickten ihnen von oben entgegen.
