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Narben der Vergangenheit

von

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Kapitel 1

Er sah zu wie sein König eine Unterschrift setzte und kam durch die Bewegung seiner Hand in einen Trance ähnlichen Zustand. Jafar realisierte nicht, dass das Schriftstück schon längst wieder zu ihm hinüber geschoben wurde.

„Hey Jafar! Schläfst du schon?“

Der Angesprochene blinzelte ein paar Mal.

„Nein! Wieso?“

Sinbad zuckte mit den Schultern.

„Hatte gerade so den Anschein gehabt.“

„Es gibt zu viel zu tun als dass ich einschlafen würde.“, gab er zurück und nahm das Schriftstück endlich entgegen.

„Nicht gut geschlafen?“, fragte der König weiterhin. An seinem Blick erkannte Jafar, dass er nicht nur den kleinen Zwischenfall in der Nacht meinte. Die ständigen Albträume seines Beraters waren kein Geheimnis für Sinbad. Und wenn gleich der ex-Assassine sonst über alles mit ihm sprach, so war dieses Themengebiet schon immer eher verdeckt geblieben.

Ein kurzes nicken sagte Sinbad alles. Dann wand Jafar sich ab um weiterhin seiner Arbeit nachzugehen.

Erst gegen Mittag erlaubte er sich eine kleine Pause und ging auf einen der vielen Balkone um etwas Luft zu schnappen. Wie immer brannte die Sonne erbarmungslos auf die Insel herab. Genau darum war es so wichtig für Jafar so wenig Haut wie möglich zu zeigen. Der blasse ex-Assassine würde sonst einen saftigen Sonnenbrand bekommen, noch bevor er überhaupt einen Fuß nach draußen setzte. Von hier oben konnte er das Treiben in der Stadt beobachten. Alles war normal. Jafar konnte es fast nicht glauben, hatte er den Einbrecher doch selbst gesehen. Aber niemandem fehlte etwas. Niemand regte sich auf oder beschwerte sich.

Frustriert stützte er die Arme auf das Geländer. Sein Verstand sagte ihm, dass kein Einbruch Grundlos und ohne jegliche Folge passieren konnte. Seine Umgebung jedoch zeigte das Gegenteil.

Die brütende Hitze und das Wissen, dass noch Arbeit auf ihn wartete, trieb Jafar wieder ins Schloss.

Der Stapel an Schriftrollen wollte kein Ende nehmen. Als der ex-Assassine zurück in sein Arbeitszimmer kam fehlte Sinbad. Saufen gegangen, dachte er verärgert. Dafür waren einige neue Dokumente auf dem großen Schreibtisch aufgetaucht. Jafar setzte sich und nahm das erst beste in die Hand. Schon nach kurzem darüber lesen wurde eines klar: Das Schriftstück war ein paar Tage überfällig. Botschafter musste geschlampt haben! Eilig rollte er das Dokument wieder zusammen, sprang auf und eilte durch die Gänge um nach Sinbad zu suchen. Auf dem Weg begegnete ihm Masrur.

„Masrur, wo ist Sin?! Es ist wichtig!“

Der Fanalis sah überrascht auf. Klar, Jafar war oft gestresst wegen dem König, aber ihn so zu sehen war neu.

„Ich glaube in einer Kneipe. Wieso?“

„Danke, erklär ich dir später.“, versprach Jafar und eilte weiter.
 

Menschen waren überall um ihn herum. Schweißperlen rannen von seiner Stirn. Er mochte das Volk von Sindria, doch so gedrungen in der Masse zu stehen behagte ihm nicht. Es waren solche Momente in denen seine Assassinen Instinkte wieder erwachten.

Konzentriert hielt er Ausschau nach seinem verlorenen König, in der Hoffnung, dass dieser nicht vollgesoffen in irgend einer Gasse herum stolpern würde.

Durch einen heftigen Schubs wurde er aus seinen Gedanken gerissen, die Schriftrolle fiel zu Boden, gefolgt von einer Person.

Eine Frau mit langen schwarzen Haaren und auffällig geschminkten, goldenen Augen, saß verdutzt neben der Schriftrolle. Sie trug teure Kleidung und viel Schmuck, was sie als ziemlich Reich auszeichnete; oder eine Diebin.

„Verzeihung!“, sagte Jafar schnell und hielt ihr die Hand hin. Dankbar nahm sie die Hilfe an.

„Nicht schlimm. Ich hätte selbst besser aufpassen müssen.“ Als sie aufstand nahm sie die Schriftrolle gleich mit sich und gab sie dem General wieder in die Hand.

„Das haben Sie wohl verloren.“, sagte die junge frau, sah Jafar an und kicherte leise. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er wohl errötet war und das machte die Sache nur schlimmer.

„Sie sind fremd hier oder? Ich habe leider etwas wichtiges zu erledigen, aber ich wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt hier in Sindria.“, plapperte der ex Assassine und senkte den Blick ein wenig.

Die Frau bedankte sich und Jafar machte sich wieder auf den Weg.

Schließlich fand er den König, tatsächlich in einer Kneipe umringt von mehreren Frauen.

„Sin!“, rief er laut und bekam damit nicht nur die Aufmerksamkeit des Angesprochenen. Sinbad sah den gehetzten Blick und die Schriftrolle in Jafar’s Hand und verstand sofort, dass es sich um etwas wichtiges handeln musste. Glücklicherweise war er noch nicht betrunken, trennte sich schweren Herzens von dem Alkohol und den vielen Frauen und folgte seinem Berater.

Noch während sie durch die Stadt gingen, drückte Jafar Sinbad das Dokument in die Hände.

„Jemand hat uns das zu spät überliefert. Jede Sekunde müsste die Prinzessin des Partevia Imperiums hier eintreffen.“

Partevia, die alte Heimat von Sinbad und Jafar wo eine düstere Vergangenheit ruhte.

„Du musst schnell ins Schloss und sie in Empfang nehmen, denn-…“ Der ex-Assassine brach ab und blieb stehen.

„Was ist los?“, fragte Sinbad.

„Ach…nichts. Beeil dich einfach, ja?“

„Was will nur die Prinzessin des Partevia Imperiums hier? Mit denen haben wir doch schon lange nichts mehr zu tun.“

„Wahrscheinlich nur ein paar Geschäftliche Dinge.“
 

Die beiden kamen gerade Rechtzeitig um die Besucher in Empfang zu nehmen. Sinbad stand in der Empfangshalle, an seiner rechten Seite Jafar und nicht weit entfernt die anderen Generale.

Die Prinzessin betrat mit zwei Soldaten die Halle. Überrascht sah sie zu Jafar herüber und dieser erwiderte den Blick. Es war die Frau von vorhin. Sie lächelte und grüßte den König. Während die beiden über alles mögliche sprachen, schweifte Jafar ab und betrachtete die Gäste.

Symbol von Partevia waren Spinnen. Zumindest das musste sich geändert haben, denn niemand der drei Personen trug das Zeichen einer Spinne. Oder besser gesagt: Sie trugen gar kein Symbol. Das zweite: Niemand von ihnen hatte lila Haare. Das musste an sich nichts heißen, aber fast jeder Bürger dieses Imperiums hatte diese Haarfarbe. Eigentlich ein blödes Vorurteil, war Jafar doch selbst ganz anders. Aber das dritte verwirrte ihn am meisten: Seit wann hatte das Partevia Imperium eine Prinzessin? Da musste sich wirklich so einiges geändert haben.

„…und mein Name ist Noha.“

Hörte er die Prinzessin gerade noch sagen.

„Jafar, bitte bring Prinzessin Noha in ein Quartier, sie muss müde sein von der langen Reise.“

„Natürlich.“ Der Berater trat zu Noha und bat sie ihm zu folgen. Sie bedankte sich noch einmal bei Sinbad für die Freundliche Begrüßung und folgte Jafar.

„Es tut mir leid“, begann er, sah die Prinzessin aber nicht an. „Hätte ich vorhin gewusst wer Sie sind, dann hätte ich Sie nicht einfach so stehen lassen.“

„Das macht nichts.“, versicherte die junge Frau. „Ich finde es nicht schlimm, wenn nicht jeder weiß, dass ich eine Prinzessin bin. Das kann manchmal ziemlich anstrengend sein.“

Jetzt sah Jafar sie doch an und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Diese Prinzessin, die so gar nicht zu dem Partevia Imperium passte. Er sah wieder nach vorne und schüttelte diesen Gedanken ab. Er musste sich wieder selbst ermahnen: Auch er war alles andere als typisch für dieses Volk.

Schließlich kamen sie am vorgesehenen Zimmer an. Glücklicherweise waren hier im Schloss immer mehrere Gästezimmer frei. Jafar öffnete die Tür.

„Fühlen Sie sich wie zu Hause.“

Noha kicherte und bekam einen überraschten Blick.

„Bitte, nenn mich einfach Noha und lass das ‚Sie‘ weg.“, sagte sie und duzte den Berater des Königs einfach ohne weiter nachzufragen. Normalerweise würde er sich in solch einer Situation verarscht fühlen, doch jetzt wich er nur einen Schritt zurück und sah verlegen zur Seite.

„J-ja…gern.“ Es herrschte kurze Stille, ehe der ex-Assassine wieder die richtigen Worte fand.

„Tut mir leid…ich muss noch Arbeiten erledigen. Ruh…dich gut aus.“

Die Prinzessin nickte und Jafar machte, dass er hier weg kam. Die Situation war merkwürdig gewesen. Diese Frau selbst war merkwürdig!

Zum dritten Mal an diesem Tag, kehrte Jafar zu seiner Arbeit zurück, überrascht seinen König dort vorzufinden. Eigentlich würde er sich freuen, doch wenn Sinbad freiwillig Arbeitete, dann stimmte etwas nicht.

„Sin? Du hast dich tatsächlich freiwillig an den Papierkram gesetzt?“

„Was hältst du von ihr?“, fragte der König, so als habe er die Frage seines Beraters überhört.

„Wie meinst du das?!“

Überrascht sah Sinbad den ex Assassinen an. Die Reaktion war so gar nicht typisch.

„Ich will nur wissen was du über sie denkst. Denn wenn du mich fragst…nun ja, sie passt nicht ganz in das Bild des Partevia Imperiums. Zumal es mir generell nicht bewusst war, dass es dort eine Prinzessin gibt.“

„Wir waren schon lange nicht mehr dort. Wer weiß was sich geändert hat.“ Dabei glaubte Jafar seinen eigenen Worten nicht. Immerhin war eigentlich er der misstrauische Part. Sinbad wollte gerade wieder etwas sagen, doch stattdessen musste er überraschenderweise laut niesen.

Jafar ging einen Schritt zurück.

„Gesundheit.“

„Danke.“

Kurze Stille. Sinbad begann damit Schriftrollen durchzulesen, ab und an unterschrieb er welche. Jafar war verwundert darüber, allerdings aus ziemlich froh seinem König zumindest für diesen Augenblick nicht hinterher rennen zu müssen. Also machte er sich selbst wieder an die Arbeit.

„Ich meine, sie sieht schon gut aus, was?“

Diese Bemerkung musste ja kommen.

„Sin! Lass die Finger von ihr! Sie ist eine Prinzessin!“, warnte der Berater.

„Man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen.“

Jafar seufzte und Sinbad nieste ein weiteres Mal.

„Du wirst doch nicht etwa krank?“

„Ich und krank?! Ich bitte dich! Weißt du wann ich das letzte Mal krank war?“

Der ex-Assassine dachte nach. Ja, das war schon recht lange her. Über sieben Jahre? Oder sogar noch etwas länger. Trotzdem, es war nicht ausgeschlossen.
 

Jafar’s Befürchtungen sollten sich in den nächsten Tagen bewahrheiten. Man konnte kaum durch die Straßen gehen ohne an jeder Ecke kranke Menschen zu treffen. Yamuraiha war, zusammen mit ein paar richtigen Ärzten, seit zwei Tagen damit beschäftigt sich um die kranken zu kümmern. Mit mäßigem Erfolg.

Am dritten Tag brauchte der König sogar für seine Verhältnisse zu lange um aufzustehen. Natürlich war Jafar zur Stelle, dachte Anfangs Sinbad hätte einfach ziemlich verschlafen. Er klopfte an der Tür, bekam eine kaum hörbare Antwort und betrat das Zimmer.

Die Morgensonne tauchte den Raum in goldenes Licht. Unter der Bettdecke war Sinbad’s Körper zu erahnen, einzelne Strähnen seiner Haare lugten darunter hervor.

„Sin? Du solltest aufstehen. Die Prinzessin wollte sich doch heute mit dir treffen.“

„Bin ja schon wach.“, krächzte eine Stimme, die sich so gar nicht nach dem König anhörte. Sofort war Jafar alarmiert.

„Ich wusste, dass du krank wirst! Ich gehe und rufe Yamuraiha!“

„Nein, warte, ich kann aufstehen.“ Er schlug die Decke auf, kämpfte darum sich hinzusetzen und als er aufstehen wollte viel er gleich wieder ins Bett zurück.

„Verdammt Sin! Bleib liegen.“ Sein Berater trat zu ihm ans Bett und sorgte dafür, dass er sich wieder hin legte.

„Aber ich habe heute so viel Arbeit. Stört dich das nicht?“, neckte Sinbad.

„Sei still, und wehe du versuchst noch einmal aufzustehen. Yamuraiha soll dich erst mal ansehen.“

„Du weißt, wir haben hier auch noch richtige Ärzte.“, erinnerte der König. Jafar überhörte das und eilte zu der Magierin.
 

Nach zwanzig Minuten war sie fertig und kam mit einem besorgten Blick zu Jafar.

„Das sieht nicht gut aus. Die gleichen Symptome wie bei den Einwohnern, nur ein wenig schlimmer.“ Die Frau zog eine beachtliche Anzahl von Medikamenten hervor.

„Ich sage das jetzt dir, weil ich dem König in der Hinsicht nicht ganz vertraue.“ Sie erklärte wann und wie viel Sinbad von dem Zeug nehmen musste.

„Sag…wie schlimm ist diese Krankheit tatsächlich?“, fragte Jafar nachdem sie geendet hatte. Yamuraiha wich seinem Blick aus und sah die Wand an.

„Fünf Menschen sind bereits daran gestorben. Außerdem hat er auch schon Pisti und Dracon erwischt.“

Der ex-Assassine sah die Magierin geschockt an. Diese erwiderte nun wieder seinen Blick und deutete auf die Medikamente.

„Daher musst du wirklich aufpassen, dass er diese Sachen auch nimmt! Das ist unsere einzige Chance. Ich muss jetzt wieder zu den Ärzten gehen. Es kommen immer mehr Leute.“ Jafar nickte Gedankenverloren. Yamuraiha legte ihm im Vorbeigehen kurz eine Hand auf die Schulter.
 

„Woah das schmeckt ja widerlich! Das ist so ekelhaft ich kann es dir gar nicht beschreiben!“ Angewidert verzog der König das Gesicht, als er eines der Medikamente nahm.

„Jammer doch nicht so. Hier, das nächste.“

Jafar überwachte sehr sorgfältig, dass Sinbad keine Medizin ausließ. Auf dem Tisch neben seinem Bett befand sich ein ganzes Arsenal davon.

„Ähh, das ist ja noch schlimmer!“

„Da musst du jetzt durch.“ Erbarmungslos drückte der Berater seinem König das nächste in die Hand. Er musste wieder gesund werden!

„Was machen wir jetzt eigentlich mit der Prinzessin? Ihr Anliegen muss ja wichtig sein, sonst würde sie nicht nach Sindria kommen.“

„Ja, was das angeht, da wirst du dich drum kümmern müssen.“, meinte Sinbad.

Jafar sprang auf.

„W-was?! Das geht nicht! DU solltest zuerst erfahren was ihr Anliegen ist, nicht ich! Dann muss sie eben warten bis du wieder gesund bist!“

„Dann kümmere dich wenigstens um sie und versuch Zeit zu gewinnen.“, sagte Sinbad und dieses Mal ließ seine Stimme auch keine Widerworte zu. Er sah seinen Berater eindringlich an.

„Ich vertraue dir. Mach, dass sie sich hier wohl fühlt und so lange bleibt bis ich wieder auf den Beinen bin.“

Jafar nickte und nahm seinem König das letzte Medikament aus der Hand.

„Ich komme später wieder und bringe dir etwas zum Essen. Und natürlich musst du dann noch einmal dieses ganze Zeug nehmen.“ Der ex-Assassine deutete auf einen Wasserkrug. „Lass es mich irgendwie wissen wenn du noch etwas zum trinken brauchst.“

Sinbad sah seinen Berater verschmitzt an.

„Damit meine ich keinen Alkohol!“, korrigierte dieser sich schnell. Sinbad versuchte zu lachen, doch das endete in einem schlimmen Husten.
 

Jafar holte tief Luft als er vor der Tür der Prinzessin stand. Die Wachen, die sie Anfangs um sich hatte, waren nirgends zu sehen. Ein wenig unprofessionell, fand der ex-Assassine.

Er klopfte an die Tür und die Prinzessin öffnete auch gleich.

„Es tut mir sehr leid dir mitteilen zu müssen, dass König Sinbad sich momentan nicht in der Verfassung befindet ein Gespräch zu führen.“ Noha lächelte.

„Ach, das macht nichts! Ich bleibe so lange bis es ihm besser geht. Mein Anliegen hat Zeit. Sowieso scheint es hier im Moment wichtigere Dinge zu geben.“

Jafar war leicht erstaunt. Keine Widerworte, keine Diskussion. Vor allem: Kein Zeitdruck wenn es um etwas wichtiges ging? Partevia musste sich wirklich sehr verändert haben.

Noha sah ihn fragend an.

„Alles in Ordnung?“

„Ähm, ja, natürlich. Tut mir leid. Es…mag vielleicht im Moment nicht der schönste Anblick sein, aber wenn du willst zeige ich dir Sindria. Jetzt wo du schon mal hier bist, sollst du dich ja nicht langweilen.“

Dankend nahm sie das Angebot an und Jafar führte sie aus dem Palast in Richtung Marktplatz. Ihm war nicht ganz wohl dabei, seinen König krank im Bett liegen zu wissen. Und das mit einer Krankheit, die schon einige Menschen hier das Leben gekostet hatte.

Der Gang über den Markt war nicht ganz einfach. Überall husteten die Menschen, manche konnten gar nicht mehr damit aufhören. Kinder saßen erschöpft bei ihren Eltern mit Tränenunterlaufenen Augen und roten Gesichtern. Es brach Jafar das Herz. Der General liebte Kinder und wenn er mal die Zeit hatte hier her zu kommen, dann beschäftigte er sich immer mit ihnen.

Und als hätten sie seine Ankunft nur so herbeigesehnt, versammelte sich plötzlich eine ganze Gruppe einheimischer Kinder um ihn und Noha.

„Hallo Mister Jafar!“, grüßte ein Junge, dem man die Krankheit bereits ansehen konnte.

„Wer ist diese Frau?“, fragte ein Mädchen. Sie sah noch gesund aus. Wenigstens ein kleiner Lichtblick.

Der ex-Assassine kniete sich hin um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein.

„Das ist Prinzessin Noha vom Partevia Imperium. Sie ist zu Besuch hier.“, antwortete er. Höflich begrüßten die Kinder Noha. Diese lächelte Herzlich.

„Nun sagt der Prinzessin doch mal, wer euer König ist.“, fuhr Jafar fort. Er stellte den Kindern oft solche Fragen und sie mochten das. Einfache Fragen, die einfache Antworten verlangten.

„Steht da drüben an der Tür.“, sagte der Junge und deutete auf einen Steckbrief von Sinbad, der an der Tür einer Kneipe hing. Hier trafen sich fast ausschließlich Besucher von Sindria und der König hatte es irgendwie für nötig befunden dieses Ding dort aufzuhängen.

„Steht an der Tür.“, wiederholte Jafar lachend. „Mit dieser Antwort macht ihr mich zumindest nicht ganz lächerlich. Und wer sind Sindria’s acht Generäle?“, fragte er weiter.

„Steht auf der Innenseite der Tür.“, meinte das Mädchen und die Kinder begannen zu lachen. Jafar kannte diese Scherze und es beruhigte ihn zu wissen, dass die Kinder sich die gute Laune nicht nehmen ließen.

„Na gut, dann wird die Prinzessin wohl auf diese Information verzichten müssen.“, sagte er und zwinkerte der Gruppe zu. Natürlich waren sie schlau genug um zu wissen, dass die Prinzessin sehr wohl den Namen des Königs und der acht Generäle kannte.

Jafar erhob sich wieder und verabschiedete sich von den Kindern.

„Die sind ja niedlich.“, bemerkte Noha als die beiden ein Stück weiter gegangen waren.

„Sie können auch anders.“, sagte Jafar.
 

Der ehemalige Assassine führte Noha recht schnell aus der Stadt heraus. Das Leid hier war einfach zu groß und immerhin war es seine Aufgabe sie hierzubehalten und nicht weg zu ekeln. Er zeigte ihr die schönsten Aussichtspunkte auf der Insel, allerdings keine sehr wichtigen Orte. Gegen Mittag saßen beide zusammen auf einer grünen Wiese. Von hier aus konnte man die Stadt gut sehen. Majestätische Vögel zogen über ihnen vorbei. Noha sah ihnen schon fast sehnsüchtig hinterher.

„Sinbad hat meistens mehr Glück sie anzulocken. Sie setzen sich immer auf seine Schultern. Obwohl, am besten kann immer noch Pisti mit ihnen Kommunizieren.“, erklärte Jafar um die Prinzessin etwas abzulenken.

„Verstehe…so etwas würde ich auch gerne können.“

Schweigend beobachteten beide die Landschaft und hörten dem Meeresrauschen in der Ferne zu.

„Wo sind eigentlich deine Wachen?“, fragte Jafar schließlich.

Die Prinzessin zögerte kurz.

„Sie werden sich wohl immer noch von der Reise ausruhen.“

„Ist das nicht etwas unverantwortlich?“

„Ich bin ja hier nicht in Gefahr. Außerdem bist du ja dabei.“ Noha bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick. „Du bist auch aus dem Partevia Imperium hab ich recht? Du warst einer des Assassinen Clans.“

Jafar starrte sie an. Bilder kamen ihm wieder in den Kopf: Ein Hilfloser Junge der andere ermordete um selbst zu überleben. Das war damals sein Job. Er und sein Clan waren stille Auftragskiller gewesen.

„Nun…ja, das stimmt.“

„Und genau darum, hast du deine Waffe immer bei dir nicht wahr?“

Ihre Hand berührte seinen Arm. Sie musste die Drahtseile, die um seine Arme gewickelt waren, durch den Stoff seiner Kleidung spüren. Jafar sprang auf und ging ein paar Schritte zurück.

„Ich sollte noch einmal nach dem König sehen. Tut mir leid.“

Noha sah nicht überrascht aus. Sie lächelte den General nur an.

„Geh nur. Ich bleibe noch etwas hier. Dieser Platz ist schön.“

Jafar wollte widersprechen, doch er sah den herausfordernden Blick der Prinzessin. Ein Blick der zu sagen schien: Ich bin nicht so wehrlos wie ich aussehe. Also beließ er es dabei und machte sich auf den Rückweg.
 

Wieder jammerte Sinbad über die Medikamente.

„Es wird besser wenn du was gegessen hast.“, meinte sein Berater und wollte ihm das Essen reichen. Doch der König lehnte ab.

„Lass mal, ich hab keinen Appetit.“

Jafar zog verwundert eine Augenbraue hoch und stellte das Essen Beiseite.

„Sag mir lieber mal was du von Prinzessin Noha hältst.“

Der ex-Assassine setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett.

„Sie ist nett. Eine sehr angenehme Person.“

Sinbad musterte seinen Berater und irgendwie machte es diesen etwas nervös.

„Andererseits…scheint sie das ganze Leid der Menschen momentan gar nicht wahrzunehmen. Als wir durch die Stadt gegangen sind hat sie sich umgesehen, die kranken Menschen betrachtet aber in ihrem Blick war immer so etwas wie…Freude.“

Es herrschte kurze Stille ehe Sinbad kurz lachen musste.

„Freude? Das kann nicht dein Ernst sein Jafar. Nichts gegen dein Beurteilungsvermögen.“

Der ex-Assassine verschränkte die Arme vor der Brust. Warum glaubte der König ihm nicht?

„Wie auch immer. Sieh zu, dass du gesund wirst.“

Gereizt verlies Jafar das Zimmer. Nachdenklich lief er durch das Schloss. Jede Menge Arbeit wartete nun auf ihn. Er musste seine eigene Arbeit erledigen, die von Sinbad übernehmen, die Prinzessin unterhalten und wenn alles so weiter ging wie bis jetzt, würde man ihn auch sicher bei Yamuraiha brauchen. Und als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, tauchte die Magierin auf dem Gang auf. Sie hielt Unmengen Medikamente in den Händen, ließ den Kopf hängen und sah sehr müde aus.

„Noch mehr Kranke?“, fragte der General knapp. Es wäre Schwachsinnig gewesen zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Denn das war es natürlich nicht.

„Einer von Hinahoho’s Söhnen ist krank geworden.“, berichtete die Magierin. „Momentan ist er noch in einem recht erträglichen Zustand, aber wer weiß wie lange noch.“ Beide schwiegen kurz. Es musste doch eine Lösung geben.

„Tu mir nur einen Gefallen.“, fuhr Yamuraiha fort. „Ich weiß, dass du jetzt viel mehr Arbeit als sonst hast, darum werde ich dich nicht zu mir und den anderen Ärzten holen. Aber bitte, hab ein Auge auf den König und halte mich auf dem neuesten Stand.“

„Natürlich.“

Die junge Frau nickte Jafar zu und setzte ihren Weg fort. Dieses mal schneller als zuvor. Seufzend ging auch der ex-Assassine weiter. Es gab noch so viel zu tun…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Akimon
2013-08-17T18:32:50+00:00 17.08.2013 20:32
Was mir gerade noch zum Prolog eingefallen ist:
Diese Formulierung hat mir besonders gut gefallen: "...Aus reinem Reflex überprüfte der ehemalige Assassine ob er auch wirklich kein Blut an den Händen hatte. Lichtspender war hier nur der Mond."

Dieses "Lichtspender war hier nur der Mond." war echt super gesetzt und obwohl der Satz eigentlich schlicht ist, vermittelt er gleich eine überzeugende Atmospähre! Das hat mir echt super gut gefallen! <3

Zu Kapitel 1 jetzt xD

Ich finds cool, dass Sin um die Alpträume weiß, das macht die Sache interessant! :D

Einige Formulierungen die mir wieder sehr gefallen haben:
"Sein Verstand sagte ihm, dass kein Einbruch Grundlos und ohne jegliche Folge passieren konnte. Seine Umgebung jedoch zeigte das Gegenteil."
Wirklich treffend und schön ausgedrückt! Im Text verstecken sich öfters solche "Perlen" sag ich mal, die beim Lesen wirklich sowas wie kleine Highlights sind x3
Wie diese Stelle hier auch:
„Was hältst du von ihr?“, fragte der König, so als habe er die Frage seines Beraters überhört.

Und mir gefällt die Szene, wo Ja'far Sinbad überwacht, dass er auch tatsächlich seine Medikamente einnimmt xD

Aber manchmal benutzt du Begriffe, die meiner Meinung nach zu modern klingen, wie beispielsweise Ex-Assassine (ich denk dann immer direkt an den Ex-Freund oder die Ex-Frau xDD)
Oder "lila". Vielleicht ist das auch nur mein persönliches Empfinden, aber vielleicht wäre "violett" passender gewesen :3
Hmm und irgendwie klingt die Bezeichnung "Drahtseile" für Ja'fars Schnüre unpassend. Also, eigentlich sind es ja Schnüre / Seile / Bänder und nichts metallisches oder? :0

Hmm was ich auch iwie ein klein wenig komisch finde ist, dass Sin einfach so am hellichten Tag aus dem Palast mitten in die Stadt in irgendeine Kneipe geht xD Ich mein, er als König hat doch bestimmt im Palast was ähnliches und immerhin würden ihn die Bürger doch sofort erkennen, was sein Vorankommen dann schon schwierig gestalten würde. Weil typischerweise ziemt es sich ja nicht für einen König so mir nix dir nix sich unter dem "gewöhnlichen" Volk aufzuhalten. Klar, Sinbad ist kein klassischer König in diesem Sinne, aber trotzdem empfand ich das als etwas seltsam :0

Allgemein ist der Storyverlauf sehr interessant! Das mit der Prinzessin und ihren Beratern ist wirklich eigenartig, als ob sie was mit der Krankheit zu tun hätten. Mir gefällt es, wie du die verschiedenen Storypunkte miteinander verbindest und auf die Charas wirken lässt! :D
Auf einmal ist Ja'far derjenige, der bereitwillig sein Vertrauen schenkt und sich auch leicht von der Prinzessin einwickeln lässt. Ich mag es sehr, wie du die Charaktere darstellst. Man hat wirklich das Gefühl man erlebt Ja'far, Sin und Co. und nicht irgendwelche anderen Leute, die nur ihre Namen tragen xD

Es geht schnell voran, was ich an und für sich wirklich gut finde, du hältst dich nicht mit Kleinigkeiten auf. Dennoch finde ich hättest du einige Szenen mehr ausarbeiten können, damit man einfach länger davon hat ^^ Ich finde du versteckst noch viel Schreibpotential, das du einfach noch mehr herausbringen und zeigen könntest, wenn du die Kapitel ein bisschen überarbeitest und ein wenig länger daran feilst. Wie ein Diamant, den man so richtig zum glänzen bringen will :D

Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel und bin gespannt! x3
Antwort von:  Vailyo-Yukiko
17.08.2013 22:18
Oh, vielen dank für die Ausführliche Kritik und natürlich danke für das Lob :D Mit den Fehlern hast du schon Recht und eigentlich, jetzt wo ich es so lese, muss ich doch glatt etwas über mich selbst lachen^^ beim Schreiben fällt das meist gar nicht so sehr auf wenn man Logik Fehler drin hat. Ich bin froh dass die Charaktere nicht OOC wirken, denn irgendwie habe ich immer das Gefühl als wäre es so.
Und ja, das Wort Kufiya hab ich extra gegoogelt XD
Was das mit den Drahtseilen angeht: Keine Ahnung. Denn vor Ja'far hab ich diese Ropedarts noch nicht gekannt und irgendwie findet man darüber auch keine richtige Beschreibung. Ich hab mich dann für Drahtseile entschieden, weil ich mir dachte, normale Seile, Schnüre oder Bänder wären für einen Feind vielleicht zu leicht abzureißen oder durchzuschneiden. Und die Waffe soll ja einiges Aushalten. Aber naja, da habe ich einfach nicht genug Kenntnis XD
Und mit dem Umschreiben der Situation hast du mich bei meinem wohl größten Schwachpunkt erwischt XD Aber auch daran arbeite ich noch. (Sowie an der Rechtschreibung XD) also nochmal vielen Dank für deine Kommentare, ich hoffe der weitere Verlauf der Geschichte wird dich nicht enttäuschen^^

LG Yukiko
Von:  Ririm
2013-07-12T15:11:01+00:00 12.07.2013 17:11
Super!
Ich hoffe Jafar kommt noch dahinter wer der Einbrecher war! Und Die Prinzessin hat echt ne voll Meise! Ich glaube eh nicht, das die wirklich eine ist!
Aber auf jeden Fall ein echt gutes Kapitel!!!!
Von:  Reishi
2013-03-25T14:50:40+00:00 25.03.2013 15:50
Jay es geht weiter XD
Ich finde die Wendung der Story sehr interessant, hat bisher (scheinbar) ja alles nichts mit dem Einbruch zu tun, aber mistrauisch macht es einen schon. Klar, dass die Prinzessin nicht ganz... normal sein kann, dass vermute ich schon, aber wie genau das alles zusammen hängt... hmmm...
So also du siehst, es gibt noch immer viele offene Fragen, also schreib weiter!!!!! ^^


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