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Die Fessel...

...verbrannt zu Staub
von

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Freiheit?

Die Fessel
 

Es war als würde er mich nicht sehen. Jeden Tag lief ich hinter ihm. Den gleichen Weg, die gleichen Schritte, in die gleiche Schule, mit den gleichen Lehrern, mit dem gleichen Unterricht.

Die Zeit, an denen wir noch miteinander sprachen war schon über ein Jahr her.

Wie kam es dazu, dass er begann mich zu ignorieren?
 

Jeden Tag zu sehen, dass er einfach an mir vorbei lief.

Zu den anderen.

Mir nicht mehr lächelnd entgegen kam.

Mich nicht mehr in den Arm nahm.

Mir im Unterricht keine seiner kleinen Skizzen mehr zuschob.
 

Der Gedanke, dass seine Aufmerksamkeit, seine Liebe einer anderen galt, versetzt mir wieder und wieder einen Stich in die Brustregion. Ich hatte ihm Freundschaft geboten und ihm nach und nach mein Herz anvertraut. Ihn geliebt.
 

Doch meine erste Liebe wurde mir gestohlen.

Der, von dem ich annahm, dass ich ihn halten könnte.

Der, dem ich alles anvertraut hatte.

Der, dem ich viele meiner ersten Male schenkte, dieser junge Mann zehrte sich nach einer anderen.
 

Er traf SIE. Sie machte ihm schöne Augen. Wohlwissend, dass sie ihn mir wegnahm.

Und das machte mich rasend und doch auch so schwach.
 

Dieses Mädchen. Ganz anders als ich es war. Sie genoss die Aufmerksamkeit, welche sie durch ihre Schönheit bekam. Sie war wirklich einem Model gleich. Ihre langen blonden, seidigen Haare. Ihre blauen Augen, welche jeden Kerl in ihren Bann zogen. Nicht nur Kerle. Auch die anderen Mädchen. Die alle so sein wollten wie sie. So stahl sie mir schlussendlich auch die Freunde.

Sie achtete stets auf ihr Äußeres, nicht wie ich, die auch gerne ungeschminkt über die Türschwelle trat. Seither habe ich stark an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aufgegeben. Es war hart zu erkennen, dass man nicht geliebt wird. Besonders, wenn man es jede einzelne Sekunde spürt. Es von sich hört, man ist nicht gut, sowie hinter der Rücken jener, die sich einst Freunde nannten.
 

Es gab eine Zeit, da hätte ich ihr das überhebliche Lächeln aus dem Gesicht schlagen können, wenn ich ihre Stimme hörte. Wie sie meinen Namen aussprach. Doch das war nicht meine Art. Lieber saß ich zuhause, alleine mit dem Schmerz. Vor den Trümmern und Scherben, die zuvor meine heile Welt symbolisierten. Ich sog die Trauer und Wut in mich auf, um sie tief in mir zu verschließen. Schwor, niemanden je wieder an mich heran zu lassen, mir auch nur die Blöße, Gefühlen zu zulassen, würde ich mir nicht mehr geben.

Niemals wollte ich erneut so verletzt werden, wie es bereits war.

Mein Herz sollte seinen Wunden erliegen.

Ebenso wie es meine Würde und Selbstachtung getan hatte.

Die ganze Zeit war ich nur ein Schatten meiner selbst, doch niemanden fiel es auf. Niemanden hatte es interessiert.
 

Die High-School war an ihrem Höhepunkt angelangt. Die Prüfungen waren vorbei. Der Schulball kam immer näher. Und ich müsste alleine hingehen. Wenn überhaupt.

Zwei Wochen hatte ich noch Zeit, mir entweder einen Partner zu suchen oder doch alleine bzw. gar nicht zu gehen. Ich entschied mich zum Letzteren.

Warum sollte ich mir die Mühe machen einen Jungen zu suchen, dem ich eh nie reichen könnte.

Liebe. Was ist das? Heuchelei.

Niemals würde ich es zulassen, dass man mir den letzten Rest Würde stehlen, den ich mir noch zurückbehielt, um ihn mir irgendwann selbst zu zerstören. Ich wollte das Gespött nicht hören, sollte ich den Saal alleine eintreten.

Ja. Es war wirklich ein Jahr her. Durchbeißen musste ich mich, doch war ich auf den Zielgeraden.

Es war bald geschafft.

Doch die Erinnerungen zehrten an meiner Seele.

Die mich immer wieder, jedes Mal einholten.

Mich immer wieder in die Kiste blicken ließen.

Die Kiste, welche ich unter meinem Bett verbannt hatte.

Dennoch blickte ich jedes Mal erneut rein.

Verletzte mich selbst.
 

Gedankenverloren blättere ich an diesem Nachmittag wieder in unserem gemeinsamen Album herum. Ich konnte mich nicht bisher von keinen der gemeinsamen Erinnerungsstücke trennen. Noch immer nicht. Ich sehe all diese Bilder. Die, die er für mich zeichnete. Die er schoss. Ich lachte viel.

Ja einen eingefleischten Künstler, den hatte ich zum Freund. Doch konnte er sich keine Zukunft mehr mit mir vorstellen. Eher mit ihr.

Ich inspirierte ihn nicht mehr. Nicht so, wie sie

Ich gab ihm nicht die Leidenschaft, die er suchte. Nicht so, wie sie.

Ich habe bisher nicht verstanden, was er meinte.

Es war ein Rätsel.

Er war ein Rätsel.

Dennoch habe ich es geliebt ihm zuzuhören, sobald er zu reden begann, selbst wenn ich ihn nicht verstand. Er sprach seine eigene Sprache.

Ich habe es geliebt, ihm zuzusehen, sobald er zu zeichnen begann, wie er aufblühte, ohne dass ich es nachvollziehen konnte. Er zeichnete in seiner eigenen Kunst.
 

Weiter blätterte ich herum.

Es gab nur ein Foto, auf dem wir gemeinsam zu sehen waren.

Ich hatte immer geglaubt, gehofft, dass auch er so empfunden hatte. So wie ich es getan hatte.

Und prompt kam sie wieder.

Die unendliche Wut.

Auf mich selbst.

Es nicht gesehen zu haben.

Dass er sich von mir entfernte, als Sie in die Klasse kam.
 

Trotzdem. Ich war glücklich und bereute nichts. Nichts was wir taten. Auch wenn die Dinge Fehler waren. Aber man sollte doch nie eine Zeit bereuen, in der man glücklich war, oder?
 

Still saß ich dort.

Blickte auf das Foto hinab.

Es zeigte ihn.

Er blickte mich nicht mal an.

Wie konnte ich nur so blind sein.
 

Entschlossen stand ich auf. Zog eine Schublade auf. Dort lag es. Schon vor einem Jahr dort hingelegt. Es wartete seit dem Tag, als er sich trennte, darauf seines Amtes walten zu dürfen. Doch bislang war es nie dazu gekommen. Der Fall, dass ich irgendwann dazu bereit sein würde, war bisher ausgeblieben.

Aber jetzt. Der Mut verließ mich einen Augenblick, als ich es zu greifen versuchte.

Mein Blick suchte das Foto. Wie ich ihn anlachte. Wie er an mir vorbei sah.

Ich nahm das Feuerzeug.
 

Es ging so schnell. Alle Fotos waren in Windeseile verbrannt, bis auf das Eine.
 

Eine Träne stahl sich in meinen Augenwinkel.

War es wirklich noch Trauer? Oder war es Freude?

Freude endlich los zu kommen? Endlich frei zu sein? Von dem Gedanken nicht brauchbar zu sein?

Definitiv. Heute war der Tag gekommen.

Die Fessel löste sich.
 

Ich setzte das Feuerzeug an. Die untere linke Ecke lief schwarz an, ehe sich eine kleine loderne Flamme das Foto hinauffraß. Das Foto. Es brannte. Und es fühlte sich unendlich gut an.

Die schwarzen Überreste fielen zu Boden. Ich atmete auf.

Es war vorbei. Endgültig.

Erleichterung breitete sich aus.

Freiheit musste sich so anfühlen.
 

Das neu errungene Gefühl spürend, zog es sie nach draußen.

Der Wind wehte die frische Frühlingsluft durch meine Haare.

Einen wehmütigen Blick riskierte ich gen Himmel. Graue Wolken.

Ich war frei, dennoch war ich noch eine Gefangene meiner Selbst.

Kann ich entfliehen?

Tränen vermischten sich mit dem Regen, der nach und nach immer stärker auf mich herabfiel.
 

Ja. Das war Freiheit. Freiheit von der letzten Erinnerung, die mich an ihm band.
 

Dort stand ich nun. Weinend. Meine Kleidung war eingesaugt mit dem Nass des Himmels. Mein Gesicht richtete sich zu den Wolken, meine Augen waren geschlossen.
 

„Wie kommt es, dass jemand wie Sie alleine im Regen steht?“ fragte mich eine Stimme und riss mich aus meinen Gedanken.
 

Ich drehte mich erschrocken um. Blickte dem jungen Mann ins Gesicht. Diese Ähnlichkeit, die ich früher nie gesehen hatte. Und dennoch hatte er eine ganz andere Geschichte in seinen Augen geschrieben. Sein Gesicht wirkte wie immer kühl, aber dennoch freundlich. Mit einem schwachen Lächeln, welches ich irgendwie vermisst hatte, trat er näher und gewährte mir Schutz unter seinem Regenschirm.
 

„Lass mich dich nach Hause bringen, sonst erkältest du dich, Sakura.“ Erstaunt, dass er meinen Namen aussprach, suchten meine Augen in seinen grauen Seelenspiegeln nach Antworten.

Warum war er hier? Zu dieser Zeit. Genau jetzt? Und nicht früher?

„Ich bin stolz auf dich, dass du es endlich geschafft hast. Sai hat dir nicht gut getan, Kleines.“ Ein Arm legte er auf meine Schulter, zog mich enger zu ihn.

Ein wohliger Schauer lief meinen Rücken hinab.

Ich schwieg. Er hatte Recht und das wusste er genau.

Dennoch genoss ich seine Aufmerksamkeit, welche ich diese auf irgendeine mysteriöse Art und Weise spürte.
 

„Du solltest nicht mehr weinen. Dein Lächeln steht dir besser… Wir sehen uns am Abschlussball, Kleines. Sei pünktlich.“ War sein Abschied und hob noch seine Hand, bevor er um die Ecke verschwand.
 

Völlig verwirrt hatte ich in meiner Eingangstüre gestanden und dem Schwarzhaarigen hinterher gesehen. Ein lautloses „Danke“ huschte meinen Lippen hinüber.
 

Es war wieder da. Das Gefühl, ein Jemand zu sein. Gesehen zu werden.

Wie hatte er es mit seinen simplen Worten nur geschafft, mir ein so gutes Gefühl zu geben.

Gedacht, auch ihn verloren zu haben, hatte ich mich auch von ihm abgewandt.

Doch er hatte es geschafft.

Endlich konnte wieder lächeln.
 

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Ich wollte eigentlich schon etwas früher aufhören, dann wären es allerdings nicht genügend Wörter geworden >.<

Das wäre so ein schönes offenes Ende gewesen.

Aber so gefällt es mir auch.

Da ich ein leidenschaftlicher und eingefleischter SasuSaku-Fan bin, musste Sasuke auch vorkommen. Wie gut, dass ich die Beziehung zu ihnen schön weit gehalten habe. *Stolz*
 

Ich hoffe es hat euch gefallen, etwas über dieses nicht allzu übliche Pärchen zu lesen.

Schreibt mir doch ein Kommi ;)
 

LG

Kathi



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2013-03-09T16:30:03+00:00 09.03.2013 17:30

Halöle ♥

Erstmals möchte ich dir ganz herzlich für deinen Beitrag bei meinem Wettbewerb danken.

Bei dir finde ich es sehr schön, wie du den vorgegebenen Gegenstand eingebaut hast. Von Anfang an ist eben der rote Faden gegeben, der mir so wichtig war und zieht sich auch perfekt durch.

Dein Cover ist da sowie deine Charakterbeschreibungen, die ganz toll geworden sind und einen schönen Bezug zu deiner Story bilden.

Grammatik- oder Kommafehler kann ich nicht vorweisen, also es echt alles in Ordnung.

Dein Schreibstil ist das Beste an allem, weil ich total auf den stehe. Ich finde deinen Stil perfekt für diese traurigen, letztlich doch Happy End Storys. Du bringst einfach das richtige Gefühl hinein und man merkt, dass du dir viel Mühe gegeben hast, außer du hast es wirklich drauf. Er ist flüssig und etwas mystisch, finde ich. Gefällt mir und lässt Gänsehaut aufbringen.

Dein vorgegebenes „Pärchen“ war mal ein Paar und ich finde es Klasse, dass Sakura und Sai nicht zusammen gekommen sind. Ich finde es toll, dass du einen Bezug zu Sasuke geschaffen hast.

Sakura handelt absolut real und ihre Gefühle, die du beschrieben hast, wirken absolut echt und den Arsch sei hat sie nicht verdient.

Sai ist, wie bereits erwähnt, der Arsch in deiner Geschichte und so habe ich ihn bisher nicht kennenlernen dürfen und finde es super, eine andere Seite von ihm gesehen zu haben.

Wirklich eine tolle Fanfiction und hat daher den 2. Platz bei meinem Wettbewerb belegt.

Lieb Grüßt,
abgemeldet


Von:  _senorita_marie_
2013-02-25T14:41:07+00:00 25.02.2013 15:41
So süß. Iwie lässt mich das gefühl nicht los, dass der junge am schluss sasuke is.
Am anfang habe ich eig gedacht, dass sasuke gemeint is, aber dann doch nicht. Echt süß geschrieben^^

Gglg mary


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