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Gladius et Incantantio

von

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Eos, die Stadt der Morgenröte

Dan


 

Durch das Stadttor Eos' traten eine Unmenge Soldaten. Die Stadtbewohner betrachteten die Truppe mit Ehrfurcht und Freude. Wieder einmal hatten Collis' Soldaten ihre Heimat vor den einrückenden Truppen Egenus' geschützt und kehrten nun müde und verletzt Heim während sie viele Tote mit sich führten.

Die ersten der Männer wurden bereits von einigen Frauen unter Tränen der Erleichterung in Empfang genommen während langsam die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Andere Bürgerinnen mussten schnell erkennen, dass ihre Männer gefallen waren um ihre Familien und ihr Land zu beschützen.

Der Hauptmann Dan Aegys, der mit seinen 24 Jahren früh diesen Rang erreicht hatte, hatte wie ein wildes Tier gekämpft und schließlich einen feindlichen Hauptmann besiegen können ehe er dessen Herz mit seinem Breitschwert durchdrang.

Dan war ein groß gewachsener Mann, mit wilden, schwarzen Haaren und dunklen, wachen Augen. Sein Dreitagesbart verriet, dass in letzter Zeit nicht viel Gelegenheit gab um auf sein Äußeres zu achten. Während der Kämpfe war es oft vonnöten eine Plattenrüstung zu tragen, wohingegen Dan nun eine dunkle Lederrüstung trug, in der es sich angenehmer reisen ließ.

Im Gegensatz zu vielen anderen kam Dan während der Schlacht mit erstaunlich wenigen Wunden davon, was seinen besten Freund, Kane Deascio in Erstaunen versetzte.

„Also Dan, ich weiß ja, dass du ein guter Kämpfer bist, aber dass du dermaßen glimpflich davonkommst...“, kommentierte er. Kane war ein gutes Stück größer als Dan. Und obwohl der Hauptmann schon eine stattliche Statur hatte, schien er neben Kane schmächtiger als er war. Dieser hatte einen breiteren Körperbau als Dan, nicht dicker, es war reine Muskelmasse, die er auch benötigte um seine große Axt zu schwingen.

Er fuhr sich mit seinen kräftigen Fingern durch die strohblonden Haare.

„Da bekomme ich einen Dolch in den Unterarm gerammt und werde fast totgeprügelt und unser guter Hauptmann hat nicht einmal einen blauen Fleck.“ Kane lachte nun und sah zu Dan, der sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.

„Da solltest du wohl an deinen Fähigkeiten arbeiten Kane. Ich bin nicht unverletzt nur weil ich den Gegnern sympathisch war.“ Was dem wirklich zugrunde lag wollte Dan Kane lieber nicht erzählen. Er versetzte dem Blonden einen Schlag gegen die Schulter ehe seine Aufmerksamkeit durch einige rufende Stimmen in Anspruch genommen wurde.

„Hauptmann! Kommt mit uns in den Hausdrachen!“ brüllte einer der Soldaten zu Dan herüber.

„Genau, lasst uns auf den Sieg anstoßen!“ ergänzte ein weiterer.

Dan verschränkte die Arme.

„Eigentlich keine schlechte Idee. Nach den vielen Kämpfen könnte das für etwas Aufheiterung sorgen.“

Während die ersten Männer bereits in den Gasthof „Zum Hausdrachen“ verschwanden begann Kane wieder zu lachen.

„Na ja, tu was du willst, ich werde erst einmal mein Bett aufsuchen und einiges an Schlaf nachholen.“ Damit verabschiedete sich Kane von Dan und machte sich auf den Weg. Dan seinerseits betrat den Hausdrachen, wo ihm schon lautes Gegröle und Musik entgegen schallte.

Als er eintrat wurde er recht schnell von einem Barden entdeckt, der in bunter Kleidung dastand und auf seiner Laute zupfte. Schnell eilte er zu Dan.

„Da haben wir ja den Hauptmann! Na da wollen wir doch sogleich ein neues Liedchen anstimmen!“ rief er feierlich und begann munter über die ausgeschmückten Heldentaten der Ritter zu singen.
 

Brynhild


 

Brynhild trug einige Krüge mit Met und Bier zu einem Tisch und nahm sofort danach die nächsten Bestellungen auf. Sie war die Tochter des Wirtspärchens und half eifrig mit den Hausdrachen zu betreiben.

An diesem Tag war besonders viel los, da die Krieger wieder nach Hause zurückgekehrt waren und die Erinnerungen an die Schlacht fürs erste in Alkohol und Gesang ertränken wollten. Dies konnte die Wirtstochter bieten. Wie der Wind eilte sie durch das Wirtshaus und bediente alle Gäste, wobei sie geschickt an den Massen an Trinkenden vorbeihuschte.

„Kleines, du weißt, dass du mir sagen sollst, wenn dich einer begrapscht?“ fragte Brynhilds Vater, ein dicker Mann mit Pausbacken und Schnurrbart, der das herzlichste Lachen besaß, das Brynhild je gehört hatte. Er wischte sich seine Hände an seiner Schürze ab und spähte in die Menge.

„Mach dir keine Sorgen Papa, ich weiß mich schon zur Wehr zu setzen, falls jemand seine Finger nicht bei sich lassen kann.“ antwortete die junge Frau lächelnd und machte sich anschließend wieder an die Arbeit. Tatsächlich war sie bekannt dafür, dass jeder, der ihr zu penetrant war es sehr schnell bereute. Da sie schon von klein auf in der Gaststätte aushalf wusste sie, wie man mit Betrunkenen umgehen musste. Allerdings hielt das ihren Vater nicht davon ab, seinen Augapfel vor fremden Männerhänden zu schützen. Seine Künste selbst die gewichtigsten Männer in hohem Bogen aus seinem Wirtshaus zu werfen waren in der ganzen Stadt bekannt.

Brynhild ließ ihren Blick durch die Räumlichkeiten schweifen. Alle Tische waren besetzt, ebenso alle Sitzplätze am Tresen, an dem ihr Vater pausenlos seine Gäste mit Speis und Trank versorgte. Viele Kerzen und Laternen hielten den Raum erleuchtet.

Wieder einmal wurde die Tür geöffnet und ein schwarzhaariger Mann trat ein. Sofort wurde er von den anderen Männern begrüßt und zu Tisch gebeten. Da der Barde so eifrig und laut sang, erfuhr Brynhild schnell, dass der neue Gast ein Hauptmann war. Sie rollte etwas mit den Augen und seufzte. Das war sicher wieder einer dieser aufgeblasenen Frösche, die sich am liebsten selber im Spiegel betrachteten und herum posaunten, wie toll sie doch waren. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und machte sich nun auf den Weg zu dem Hauptmann, der gut gelaunt dasaß und darauf wartete seine Bestellung aufgeben zu können.
 

Kane


 

Kane hatte sich direkt auf dem Weg zum Schloss gemacht. Dan und er waren normalerweise dort stationiert und hatten auch ihre Lager auf dem Gelände. Die Wachen erkannten den Ritter sofort und ließen ihn ohne Weiteres passieren, natürlich nicht ohne in Erfahrung bringen zu wollen, wie die Schlacht gelaufen sei. Er blieb ihnen jedoch eine Antwort schuldig, da er wusste, dass er die Geschichten oft genug erzählen werden müsste. Zuallererst sollte dem König Bericht erstattet werden und das war Dans Aufgabe. Das passte Kane ausgezeichnet in den Kram, immerhin hatte er jetzt seine Ruhe und musste sich zunächst um nichts kümmern.

Das Schloss war von hohen Mauern umgeben und somit gut geschützt. Kane musste jedes Mal staunen, wenn er das Bauwerk sah. Es war eindeutig das Juwel der Stadt und jeder im Königreich war erpicht darauf es einmal im Leben selber zu sehen. Türme ragten in die Höhe, vier davon waren in die Himmelsrichtungen gerichtet und dienten als Wachtürme.

In der Nähe der Ställe befand sich ein Trainingsplatz für die Ritter, der momentan allerdings nicht genutzt wurde. Innerhalb des eigentlichen Schlosses schliefen die hier stationierten Ritter, so auch Dan und Kane.

Der Blonde wollte gerade eintreten als die Tür aufschwang und ein Knabe von 15 Jahren in ihn hinein rannte.

„Immer langsam mit den Jungen Pferden.“ grinste Kane die Gestalt an. Die strubbeligen blonden Haare und den aufmerksamen Blick erkannte er sofort. Körperlich war er noch etwas schmächtig, aber sein Körperbau ließ erahnen, dass noch etwas aus ihm werden könnte.

„Wie geht es dir Veyt?“ Der Junge blickte hinauf ehe sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zeigte, welches doch etwas dreckig war.

„Kane! Ich habe schon gehört, dass ihr wieder hier seid!“ merkte er begeistert an. Der Junge schien sehr aufgedreht zu sein, natürlich konnte sich Kane auch denken, wieso.

„Wo steckt denn Dan?“ wollte Veyt wissen, während er sich umsah, in der Hoffnung den Hauptmann zu sehen. Kane grinste und wischte Veyt durch die Haare.

„Der ist gerade im Hausdrachen und gibt sicher Geschichten zum Besten. Sag mal, wieso bist du denn so schmuddelig? Baden solltest du auch mal, du stinkst.“ erwiderte Kane. Veyt setzte einen trotzigen Gesichtsausdruck auf.

„Ich habe die Ställe saubergemacht und wollte gerade baden als ich von eurer Rückkehr gehört habe.“ Der Junge lief an Kane vorbei.

„Wohin willst du denn jetzt wieder? Es ist spät.“ Ohne zu antworten rannte Veyt in die Stadt. Im Grunde wusste Kane, dass der Knirps ohne Umwege zu Dan wollte und er würde sich auch nicht aufhalten lassen. Also setzte Kane seinen Weg fort und ging in Richtung Bett.

Unterwegs musste er daran denken, wie er Seite an Seite mit Dan gekämpft hatte und da wurde er stutzig. Hatte Dan nicht doch ein paar Verletzungen abbekommen? Kane war früher bereits aufgefallen, dass Dan das Glück hatte, dass seine Wunden schneller heilten als bei anderen, aber so schnell...? Dan begründete das schlichtweg mit Glück und im Grunde gab sich Kane damit zufrieden, da er sich schlichtweg für Dan über diesen Sachverhalt freute, auch, wenn er selber auch gerne solch eine Wundheilung besäße. Kane hatte davon abgesehen erlebt, dass diese Wundheilung Dan sicherlich nicht vor einem Tod schützte, wie ihn auch jeder andere erleiden konnte. Nicht nur einmal war Dan dem Tode nahe, weil er einen Pfeil oder eine Klinge im Körper stecken hatte.

Der Axtkämpfer verbannte diesen Gedanken erst mal aus seinem Kopf und freute sich stattdessen auf ein ordentliches Frühstück nach einem erholsamen Schlaf.
 

Veyt


 

Veyt rannte die Straße entlang, die direkt vom Schloss in die Stadt führte. Endlich würde er Dan wiedersehen. Er fragte sich wie lange er nun fort gewesen war, aber ihm fiel es nicht auf Anhieb ein. Jedenfalls für den Geschmack des Jungen zu lange.

Dan hatte Veyt vor einiger Zeit aus einem Waisenhaus geholt und unter seine Fittiche zu nehmen, damit auch aus Veyt ein Ritter werden konnte. Öfters hatte Veyt Dan schon gefragt, wieso er Veyt aufgenommen hatte. Immerhin hätte Dan auch sein älterer Bruder sein können, aber der Hauptmann hatte nicht ein einziges Mal einen wirklich plausiblen Grund genannt. Nur, dass er damals in Veyt irgendetwas gesehen hatte das seine Aufmerksamkeit geweckt habe. Dass das einfach nur Bauchgefühl sein sollte, das konnte sich Veyt bei bestem Willen nicht vorstellen. Dan hatte sogar persönlich beim König um Erlaubnis für das Ganze gebeten.

Seitdem Veyt nun Dan als Vormund hatte, lernte er kämpfen, reiten und was sonst noch wichtig für ein Leben als Ritter war. Sogar lesen und schreiben wurde ihm beigebracht. Veyt wusste, dass es ein Privileg war eine solche Ausbildung zu erhalten und strengte sich an um Dan nicht zu enttäuschen. Immerhin war dieser für Veyt wie eine Mischung aus älterer Bruder und Vater.

Und nun würde er ihn endlich wiedersehen. Nun musste der Junge daran denken, dass er auch endlich wieder mehr Ruhe vor diesen beiden Hofnarren haben würde. Sie ließen keine Gelegenheit aus anderen einen Streich zu spielen, nur bei Dan hielten sie sich etwas zurück, da der Hauptmann bei den beiden keinen Spaß verstand und schnell handgreiflich wurde. Kane andererseits hatte die beiden nie verprügelt, wurde aber auch nicht von den beiden geärgert. Wohl, weil er immer ruhig reagierte und das für die beiden Hofnarren zu langweilig war. Veyt hatte das auch schon versucht, aber irgendwann verlor er doch jedes Mal die Geduld.

Endlich war der Hausdrache in Sichtweite und Veyt beschleunigte seinen Gang bis er letztendlich vor der Eingangtür ankam ein eintrat.
 

Dan


 

Schon öfter hatte Dan gehört, dass die Wirtstochter Brynhild das schönste Mädchen im ganzen Viertel war, viele sagten auch der ganzen Stadt. Allerdings war es Dan bisher noch nicht möglich gewesen sich persönlich davon zu überzeugen, bis heute. Neugierig sah er, wie sie auf ihn zukam.

„Hauptmann, das ist doch mal ein Weibsbild, nicht? Da würde ich gerne mal zupacken.“ kommentierte einer der Männer, der mit ihm am Tisch saß. Er war ein Berg von einem Mann und sein Vollbart ließ ihn nur noch eindrucksvoller Wirken.

„Untersteht euch, so etwas zu machen. Wir werden genug Spaß haben, auch ohne junge Frauen zu begrapschen und somit zu belästigen.“

Insgeheim musste Dan was das Aussehen anging aber zustimmen. Die Wirtstochter war wahrlich eine Augenweide. Ihre blonden Haare waren so hell und leuchtend, dass sie fast schon silbrig wirkten. Vor allem ihre Rundungen gefielen dem Hauptmann und er konnte seinen Blick kaum abwenden.

„Wollt Ihr etwas essen oder trinken?“ ertönte nun ihre Stimme als sie bei Dan angekommen war. Sie sah ihn mit einem Lächeln an.

„Natürlich. Mit einem großen Krug heißem Met könnt Ihr mir eine große Freude bereiten.“ antwortete der Ritter wobei er ein charmantes Lächeln aufsetzte.

Brynhild drehte sich um und ging zu Tresen.

„Hauptmann, man sieht ganz genau, was in Eurem Kopf vorgeht, verbrennt euch nur nicht die Finger an der Kleinen.“ kam es von gleichen Soldaten wie eben.

„Mach dir um mich mal keine Gedanken Richard.“ Dan hatte bisher nicht nur eine Frau verführt, wieso sollte das bei dieser denn so schwer sein? Solange man nicht so unverschämt wie die meisten war, war das schon mal ein Vorteil.

Als Brynhild dann mit einem großen Krug zurückkam beugte sich Dan etwas nach vorne.

„Ich danke Euch. Sagt, wäre es möglich Euch später unter vier Augen zu sprechen?“ fragte er während er Brynhild in ihre blauen Augen sah. Diese lächelte ihn weiter an.

„Das kommt ganz darauf an...um was geht es denn?“ wollte sie nun wissen. Keine Sekunde später wirbelte sie herum und verpasste einem sturzbetrunkenen Soldaten eine schallende Ohrfeige, die man wohl noch in der hintersten Ecke des Gebäudes hören könnte. Dieser Soldat hatte offensichtlich den Fehler begangen und hatte Brynhild begrapscht. Dan machte große Augen während der Wirt hinter dem Tresen hervor stürmte und den Übeltäter aus seinem Lokal heraus beförderte. Brynhild drehte sich nun wieder zu Dan um.

„Nun, im Grunde wollte ich Euch lediglich fragen, ob ich euch ausführen dürfte. Und da die Katze nun aus dem Sack ist werde ich euch wohl doch nicht alleine sprechen müssen.“ sprach der Hauptmann nun weiter.

„He, Hauptmann, sagtet Ihr nicht, dass wir niemanden belästigen sollen?“ kam es lachend von den anderen Kriegern. Dan ignorierte diese und sah Brynhild erwartungsvoll an.

„Nun, wie lautet Eure Antwort?“ wollte er nun wissen. Brynhild verschränkte lächelnd die Arme.

„Der Herr Hauptmann wird ein wenig kreativer sein müssen um mich dazu zu bewegen.“ antwortete die junge Frau schlicht ehe sie sich umdrehte und weiter ihre Arbeit verrichtete. Sofort ertönte Gelächter von Dans Gefolgschaft.

„Na das war doch einmal ein Korb Hauptmann!!“
 

Veyt


 

Der Duft von Alkohol und herzhaften Speisen drang in Veyts Nase als er das Wirtshaus betrat. Überall saßen und standen Soldaten, die auf ihren Sieg tranken und auf ihre gefallenen Kameraden anstießen. Nicht wenige waren so betrunken, dass sie ohne jeglichen Gleichgewichtssinn auf dem Boden kauerten oder sich prügelten.

An einem großen Tisch schließlich entdeckte der Junge Dan, der wie alle anderen Anwesenden feierte, wobei ihm eine rothaarige Frau auf dem Schoß saß und ihn bewundernd ansah. Diese drückte ihre Oberweite an Dans Oberkörper, was diesen nicht sonderlich zu stören schien. Veyt grinste bei dem Anblick ein wenig. So kannte er Dan, der Hauptmann liebte nun mal weibliche Gesellschaft.

In diesem Augenblick trat eine Frau mit hellen, blonden Haaren zu ihm. Sie hatte ein Tablett in den Händen mit einigen vollen Metkrügen.

„Ein junger Mann wie du hat hier zu dieser Stunde aber nichts zu suchen.“ sagte sie ihm direkt. Veyt verschränkte die Arme.

„Ihr tut ja so als wäre ich ein Kleinkind. Ich musste unbedingt hierherkommen, immerhin sind die Soldaten zurück. Hauptmann Dan Aegys ist nämlich mein Lehrmeister.“ erklärte der Blonde. Die Frau lächelte daraufhin ehe sie ihren Blick zu Dan schweifen ließ, auf dessen Schoß noch immer die Rothaarige saß. Kurz konnte Veyt eine Spur von Wut in dem Gesicht der Frau erkennen, ehe der Ausdruck so schnell verschwand wie er aufgetaucht war. Sie drehte sich wieder zu dem Jungen.

„Ich bin die Tochter des Wirtes hier, Brynhild. Und wie heißt du?“ fragte sie nun.

„Veyt.“

„Gut, pass auf Veyt, setze dich ruhig zu dem Hauptmann und ich bringe dir ein Stück selbstgebackenen Kuchen.“ schlug Brynhild lächelnd vor, ehe sie zusammen mit Veyt zu dem Tisch lief, an dem Dan saß. Während sie die Krüge verteilte sprang Dan fast auf als er Veyt erblickte, was fast dazu führte, dass die Rothaarige von seinem Schoß fiel.

„Veyt! Na das ist ja eine Überraschung!“ Er bedeutete der Dame aufzustehen, sodass er dies selber auch tun konnte.

„Lass dich mal ansehen!“ Veyt grinste Dan breit an, während dieser sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.

„Ich freue mich dich endlich wiederzusehen! Wie ist es dir ergangen?“ fragte der Hauptmann, während er seine Männer etwas weg scheuchte, damit Veyt einen Sitzplatz bekam.

„Ach, mir geht es gut. Hier ist nichts besonderes geschehen. Aber Dan, erzähl mir alles von der Schlacht! Ich will alles hören!“ Über diesen Enthusiasmus musste Dan wieder lachen.

„Immer langsam Veyt! Ich bin doch gerade erst wiedergekommen. Jetzt brauch ich erst einmal ein wenig Entspannung. Morgen werde ich dir alle deine Fragen beantworten. Momentan wollen wir aber die Tatsache feiern, dass wir diese erumenischen Verbrecher zurückgeschlagen haben.“

„Hört, hört! Darauf stoßen wir am besten gleich an!“ rief ein Soldat.

Die Rothaarige schmiegte sich nun wieder an Dan.

„Hauptmann, ich habe Euch doch versprochen Euch bei Eurer Entspannung behilflich zu sein...was ist denn nun...?“ säuselte sie. Dan aber lachte nur etwas.

„Ach, die Lage hat sich ein wenig verändert. Jetzt wo Veyt hier ist muss ich ihn doch ein wenig mitfeiern lassen Freia.“ Die Rothaarige stand nun auf.

„Verdammt! Ich will nicht links liegen gelassen werden! Oder seid Ihr für mich nicht Mann genug?!“ platzte es aus ihr heraus. Dan hob beschwichtigend die Hände.

„Immer mit der Ruhe-“ begann er als Veyt dazwischenredete.

„Die rote Freia...von dem, was ich auf den Straßen hier aufgeschnappt habe findest du doch eh in fünf Minuten einen Freier, für den du bereitwillig die Beine breit machen kannst.“ sagte er in aller Ruhe, wobei aber seine Augen ein spitzbübisches Aufblitzen zeigten. Am Tisch war es inzwischen ziemlich ruhig geworden. Freias Gesicht wurde nun fast so rot wie ihre Haare.

„Du ungehobeltes Balg! Dir sollte man die freche Zunge herausschneiden!“ schrie sie und stürmte aus dem Gasthaus. Mit einem lauten Knall schlug sie die Tür zu. Sofort brach schallendes Gelächter aus. Dan stimmte mit ein und legte einen Arm um Veyts Schultern.

„Das ist mein Veyt!! Er und sein Mundwerk haben nicht einmal Angst vor wütenden Frauen!“ rief er. Brynhild kam nun an den Tisch und servierte Veyt nun seinen Kuchen, sowie einen kleinen Krug Met.

„Ein kleines Zubrot für deine Wortgewandtheit.“ flüsterte sie in das Ohr des Jungen. Begeistert blickte dieser auf den Krug und nahm sofort einen großen Schluck.
 

Brynhild


 

Die Feierlichkeiten dauerten bis spät in die Nacht. Als die meisten Gäste gegangen waren setzte sich Brynhild zu Dan und Veyt an den Tisch, die inzwischen die letzten an eben diesem waren. Veyt saß über den Tisch gebeugt da und war eingeschlafen. Die Wirtstochter hatte den Jungen schnell in ihr Herz geschlossen.

„Wenn er will hat er zwar ein freches Schandmaul, aber im Grunde ist er ein wirklich guter Junge.“ meinte Dan lächelnd zu Brynhild. Diese erwiderte das Lächeln und stützte ihr Kinn mit einer Hand ab.

„Ja...außerdem ist er wirklich aufgeweckt. Aber das vierte Stück Kuchen hat ihm wohl den Rest gegeben.“ Dan lachte etwas und blickte die junge Frau dann wieder an.

„Ich denke eher, das lag an den beiden Krügen Met, die er von Euch zugeschoben bekommen hat. Aber um meine Frage von vorhin noch einmal aufzugreifen...“ begann er. Brynhild hob die Hand um ihm zum Schweigen zu bringen. Diese Rothaarige Freia war nichts weiter als ein möglicher kleiner Zeitvertreib...aber sie selber wurde von Dan gefragt, ob er sie ausführen dürfe. Brynhild war der Ansicht, dass das ein klares Zeichen, war, dass der Hauptmann wohl doch ein wenig ernster interessiert sein dürfte. Und wenn sie ehrlich war fand sie ihn auch durchaus attraktiv.

„Morgen Abend um acht Uhr am Marktplatz?“ fragte sie nun. Ihr Gegenüber schien ein wenig verdutzt zu sein bei ihren Worten, setzte allerdings schnell ein Grinsen auf.

„Aber sicher doch. Ich werde pünktlich sein.“ versicherte der Ritter. Er stand nun auf.

„Ich denke, dass wir langsam nach Hause gehen sollten.“ Er schüttelte Veyt kurz, damit dieser aufwachte.

„W-was...?“ murmelte dieser noch etwas benebelt.

„Wir gehen.“ erklärte Dan nur kurz.

Brynhild begleitete die beiden Herren zur Tür.

„Wenn Dan mal wieder hierherkommt darfst du ihn gerne begleiten, hörst du Veyt?“ Der Junge grinste lächelnd.

„Werde ich machen, danke Brynhild.“ Sie verabschiedeten sich voneinander ehe Brynhild wieder zurückging und die letzten Gäste versorgte, wobei sich jedes Mal, wenn sie an den morgigen Tag dachte ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl.
 


 


 

Herkünfte der Namen:

Collis: lat. „Hügel“

Voluntas: lat. „Wille“

Aterik: lat. ater „(tief-)schwarz“

Erumen: lat. erus „Herr“ + flumen „Fluss“ → „Herr Fluss“

Eos: lat. „Morgenröte“

Egenus: lat. „arm, kärglich“

Portus Marcius: lat. portus „Hafen“ → „Hafen des Marcius“

Aegys: lat. „Schild“

Deascio: lat. „mit der Axt behauen“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-06-25T15:46:12+00:00 25.06.2013 17:46
Uiiiiii *-* schreib weiter!!!
Antwort von:  Kouhei-kun
26.06.2013 14:56
mach ich XD


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