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Second Place Victory

von

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Für die Wissenschaft

Als der Morgen anbrach, machten sich Eevi und Phoenix auf den Weg. Er war sich sicher, dass eine kleine Stadt hier in der Nähe sein muss. »Vertrau mir, ich kenne mich hier ganz gut aus. Jetzt wo ich ungefähr weiß, wo wir sind«, sagte er ihr übermütig. Er wollte sie damit beruhigen, doch machte sein Ton sie nur noch misstrauischer. Dennoch war es besser als stehen zu bleiben.

Der Himmel war klar. Es war ein sonniger Tag. Phoenix genoss jede Sonnenstrahlen, die sein Gesicht trafen, anders als seine Begleiterin. Immer wieder drehte er sich um, bis er letztendlich stehen blieb und sie fragte, ob alles okay sei. Doch mehr als ein Stöhnen bekam er nicht als Antwort. Und mehr als ein kleines Lachen erwiderte er nicht.

»Schau«, fing er an, »da hinten ist die Kleinstadt.« Einer seiner Finger deutete in die Ferne. Umrisse von Häusern waren zu sehen.

»Es ist nicht mehr weit.«

Eevi stöhnte lauter.

»Du bist Hitze wirklich nicht gewohnt, oder? Ist es denn nicht mal im Sommer bei euch warm?«

»Es sind ... im Sommer ... sommerliche ... -5°C«, schnaufte sie.

»Es wäre leichter, wenn du den dicken Schal ausziehen würdest.« Phoenix verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Es waren vielleicht noch 30 Minuten bis zu Stadt, aber wenn so weiter geht, würde seine Begleitung noch an einen Hitzschlag kriegen.

»Niemals ... ziehe ich ... den Schal ... aus.«

»Dass ein Stück Stoff einem so viel bedeuten kann.«

Phoenix verlangsamte seine Schritte. Er wollte mit Eevi Schritt halten. Das warme Wetter schien ihr wirklich nicht gut zu tun, dabei war es angenehm mild.

Eevi lächelte ihn an, wenn auch etwas gequält.

»Hätte ich gewusst, dass es so warm wird am Tage, wäre ich nachts losgegangen«, murmelte sie vor sich hin.

Das Stadttor kam näher, doch war dieses bewacht. Die Mauer war zu hoch zum Hinüberklettern.

Sie setzten sich auf einen Hügel. Eevi lehnte sich unter einem nahegelegenen Baum und nutzte den Schatten aus, den dieser warf. Phoenix dachte nach.

»Einfach reinspazieren können wir wohl nicht. Hmm.« Einige Leute gingen zu den Wachen, zeigten ein Stück Papier und wurden durchgelassen. Es waren nicht die Einzigen.

»Hey Eevi? Hast du einen Pass?«

»Nicht für Lae-Bai«, lallte sie. Er hatte selbst keinen Pass. Das heißt er hatte schon, jedoch zu Hause in Coraque.

»Dachte ich mir, also bleibt nur Plan B. Warte hier.«

Warten war ihr recht. Nur ungern würde sie den kühlenden Schatten des Baumes verlassen.

Ihr Atmen wurde gleichmäßiger, ihr Schnaufen leiser. Die Hitze war erträglicher im Schatten.

Eine Stimme riss sie aus ihrer Erholung. Sie kam näher und mit ihr Schritte.

»Dort hinten am Baum. Ich glaube, sie braucht dringend einen Arzt.«

Erst jetzt realisierte Eevi, dass es Phoenix war, der sprach. Bei ihm eine Fremde.

Sie drehte ihren Kopf, doch fand sie niemanden, den er hätte meinen können.

Sowohl Phoenix als auch die Fremde lehnten sich über sie.

»Sie sieht wirklich krank aus«, sagte die Fremde nach kurzer Betrachtung, »Ohne Pass kommt ihr nicht in die Stadt rein.«

»Wer ist das«, fragte Eevi leise wie immer. Vor ihr stand eine Frau mit braunen Haaren, die bis zur Taille gingen. Sie trug eine Brille auf dem Kopf, jederzeit bereit um runtergeschoben zu werden und ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen.

»Keine Sorge, ich bringe dich und deinen Freund in die Stadt rein.«

»Also haben wir einen Deal?«

Die Fremde nickte.

»Was für ein ...«. Sie hatte ihren Satz nicht einmal beendet, da hob Phoenix sie hoch und trug sie. Er folgte der Fremden.

»Was ist hier los? Ich bin nicht krank!« Eevi fand ihre Stimme wieder. Es missfiel ihr, so getragen zu werden.

»Weiß ich und jetzt pssst. So kommen wir da rein.« Während Eevis Stimme lauter wurde, wurde seine leiser
 

»Und wie kommen wir später wieder raus?«

Er antwortete nicht. Eevis Blick sprach Bände. Sie war verwirrt, zurecht.

»Dort hinten ist der Eingang. Du kannst sie jetzt runterlassen. Niemand guckt mehr und es scheint ihr nicht gerade zu gefallen, dass du sie trägst«, kicherte die Frau, während sie einige Bretter davon schob. Eine Öffnung, groß genug für eine Person offenbarte sich.

Eevi entwich Phoenix Armen und fragte erneut: »Was für ein Deal?«

»Nun, dein kleiner Freund sah meine Bemühen einen kleinen Text zu übersetzten. Ich bringe euch in die Stadt und du übersetzt ihn mir. Du kommst eindeutig aus Nat-Isa. Also gute Chancen, dass du die alte Sprache beherrschst.«

Sie sah zu Phoenix, doch dieser senkte nur immer den Kopf und bewegte seine Lippen. Anscheinend wollte er 'Entschuldige' sagen.

»Trotzdem solltest du nicht in die Sonne gehen. Du bekommst noch einen Hitzschlag und ohnmächtig nützt du mir nichts. Wir gehen in mein Versteck, da können wir ein bisschen reden.« Wieder kicherte sie am Ende ihres Satzes. Und immer mehr war Eevi diese Situation nicht geheuer. Sie folgten ihr durch die Gassen der Stadt. Vorbei an Marktständen, einem Brunnen, ja sogar eine Villa war hier. Links, rechts, links ... Phoenix hatte schon lange die Orientierung verloren. Eevi ging mittlerweile neben ihn. Ihre Unsicherheit sah er ihr an.

»Es ist nur ein Text. Du hast mal die Bedeutungen unserer Namen in der alten Sprache erwähnt. Da dachte ich, du könntest das auch lesen.« Phoenix versuchte ihr zuzusprechen. Er wusste, was er tat, doch schien sie es nicht zu wissen.

»Schon, aber wer sagt uns, dass wir ihr trauen können?«

»Niemand, aber ich will euch nichts Böses. Mich interessieren nur die alten Texte, rein aus Neugier. Da wären wir!« Voller Stolz zeigte die Fremde ihr Haus. Es war runtergekommen. Die Fenster mit Brettern vernagelt, das Dach undicht.

Wieder sah Eevi zu Phoenix. Dieses Mal schien auch er überrascht.

»Kommt rein, kommt rein. Es ist ein wenig unaufgeräumt, aber nun ja.«

Die Frau verräumte einige Sachen, die auf dem Boden lagen, ging zum Schreibtisch, der vor einem der besagten Fenster stand, kramte etwas herum und zog letztendlich ein Stück Papier aus einem Stapel hervor.

»Hier«, sagte sie, während sie Eevi das Papier überreichte, »Ihr seid in der Stadt, also bitte übersetze mir das hier.« Sie lächelte Eevi an.

Eevi nahm das Papier, überflog es und las etwas daraus vor in der Originalsprache. Die Augen der Fremden strahlten, als sie ihre Worte in alter Sprache hörte.

»Ich kann dir das übersetzen, auch wenn ich nicht weiß, was du damit anfangen willst.«

»Supi! Bestimmt ist das ein total alter Text, über Geschichte oder über heilige Kristalle. Oder verbirgt sich ein grausamer Zauber hinter diesen Worten?« Wie gebannt starrte sie auf Eevi.

»Es ist ein Kochrezept.« Ihre Stimme war monoton.

»Ein ... Kochrezept?«

»Jap. Schneeballparfait nennt es sich. Sehr beliebtes Dessert in Nat-Isa.«

Ein lautes, enttäuschtes Fluchen war von der Fremden zu hören.

»Und ich dachte es wäre etwas Wichtiges. So ein Mist.«

Lange schwieg Phoenix, doch taten sich ihn ihm bereits Fragen auf, die er gern beantwortet hätte.
 

»Du scheinst dich in dieser Gegend sehr auszukennen, ... ähm wie heißt du eigentlich?«

»Nili, also eigentlich Niliana, aber alle nennen mich nur Nili. Und ja tu ich, wieso?«

»Wir suchen einen Weg nach Nat-Isa. Das ist doch eine Grenzstadt nicht wahr,« antwortete Eevi.

»Nat-Isa? Wenn ihr keinen Pass habt, wie wollt ihr hinter die Grenze kommen? Durch die Gebirgshöhle ist viel zu gefährlich, zu viele Monster, an der Grenze kommt ihr nicht vorbei und Seeweg, keine Chance.«

»Sind das alle drei Möglichkeiten? Höhle, Grenze und Seeweg? Und warum hast du uns geholfen, wenn du doch wusstest, dass wir keinen Pass haben? Das hab ich dir nie gesagt.« Phoenix wurde misstrauisch. Sie wusste mehr, als er ihr anvertraute. War letzendlich er es, der reingelegt wurde anstatt sie?

»Stimmt, jetzt wo du es sagst. Du wolltest nur einen Arzt haben, aber die Wachen ließen sie nicht durch wegen Nat-Isaner und so. Spielt das denn eine Rolle«, lächelte sie Phoenix an.

»Wir sollten gehen.« Nili war ihr nicht geheuer.

»Nein! Bitte bleib, ich habe noch so viele Texte zum Übersetzen. Bitte? Es dient doch der Wissenschaft.« Niliana kniete vor Eevi, klammerte sich an ihr Bein und an das von Phoenix, der neben ihr stand.

»Vielleicht kann sie uns ja doch noch mal helfen, Eevi.«

»Ja genau. Ich kann euch helfen nach Nat-Isa zu kommen. Ganz bestimmt!«

Eevis Blick wechselte zwischen Phoenix und Nili.

»Wen hast du da um Hilfe gebeten?!«, flüsterte sie ihm zu.

»Sind wir in der Stadt oder sind wir in der Stadt?« Phoenix fühlte sich im Recht. Ein paar Texte zu übersetzen war ein kleiner Preis, dafür das ihnen geholfen wurde.

»Ich kenne jeden Platz in dieser Stadt, jedes Geschäft, jede Bar. Es gibt bestimmt ein paar Leute, die wissen, wie man dort hinkommt.«

»Wenn du das rauskriegen kannst, warum bist du dann nicht nach Nat-Isa gegangen und hast dir wen gesucht zum Übersetzen?« Eevi versuchte sich von ihrem Griff zu lösen. Ohne Erfolg.

»Ich bin nur eine einfache Bibliothekarin. Welchen Grund sollte ich für diese Reise angeben? Die würden mich doch sofort wegsperren, wenn ich nur den kleinsten Funken Interesse an der alten Sprache zeigen würde. An der Grenze sind nur gewalttätige Wachen.«

Sie sah zu Phoenix. Er nickte. Eevi weiß nichts über Lae-Bai.Warum stellt man gerade solche Leute an die Grenze?

»Meinetwegen«, murrte sie nach längerem Zögern.

»Danke, danke, danke!« Freudestrahlend sprang Nili auf umarmte die beiden zerdrückte sie fast. Fast simultan drückten beide sie weg. Niliana drehte sich um und durchsuchte ihren Schreibtisch weiter nach Dokumenten zum Übersetzen.

»Meinst du, es war richtig zuzustimmen?«

»Ich hoffe es. Wenn wir genug Informationen haben, lass uns abhauen.«

»Warum werdet ihr beiden eigentlich gesucht?«, schallte es von der anderen Seite des Raumes.

Beide schreckten auf. Was sollten sie darauf antworten? Eevi schien auch keine Lösung parat zu haben.
 

»Wie meinst du das, wir werden gesucht?« Seine Stimme zitterte leicht. Phoenix war nicht gut etwas Offensichtliches zu verbergen, das wusste er.

»Die Wachen haben überall Steckbriefe verteilt. Ohne Foto zwar, aber die Beschreibung passt genau auf euch beide zu. Hier ist so einer. Bestimmt können die das nicht leiden, dass du mit einer Nat-Isanerin unterwegs bist! Ich rieche Verschwörung!« Nili war wieder Feuer und Flamme.

Phoenix nahm den Steckbrief entgegen und überflog ihn.

Ein Mädchen und ein Junge, Mädchen: Weiße Haare, langer Schal, kurze Hose mit schwarzen Kniestrümpfen, ärmelfreies Top mit Stulpen ca 1,65m. Junge: rotbraunes Haar, weißes Hemd mit stoffähnlicher, schwarzer Jacke, Hose aus ähnlichem Stoff, ca 1,80m. Bei Hinweisen zu diesen Personen, bitte an die örtliche Wache melden. Sie befinden sich höchstwahrscheinlich in dieser Stadt auf Durchreise.

»Sie ahnten also, dass wir hier hingehen«, murmelte Phoenix vor sich hin,»Niliana? Könntest du uns ein paar Klamotten besorgen? Unsere müssen dringend gewaschen werden.«

»Ich mache mich sofort auf den Weg! Ach und hier sind noch einige Texte. Keine Sorge, ich habe genug davon«, sagte sie mit einem Grinsen im Gesicht, bevor sie die Texte übergab und nach draußen lief.

Phoenix setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch, sah zu Eevi, die sich gegen die Wand lehnte, und zerknüllte den Steckbrief, bevor er ihn gegen eine Wand warf und wieder aufstand.

»Wir brauchen neue Kleidung. Das verschafft uns ein wenig Zeit. Ausserdem sollten wir hier echt schnell weg. Ich möchte sie nicht mit reinziehen.«

»Dafür ist es schon zu spät. Zumal ich bezweifle, dass wir sie so schnell loswerden. Sieh dir den Stapel an Blättern an, den sie mir gab! Ich bin doch kein Wörterbuch ...«

»Hey, war das echt nur ein Kochrezept vorhin? Kann mir nicht vorstellen, dass man so was in alter Sprache aufschreibt.«

»Tut man auch nicht. Ich weiß nicht, was es war. Die Worte haben keinen Sinn ergeben in der Reihenfolge. Wahrscheinlich war es ein Rätsel.«

Eevi ging zu Nilianas Schreibtisch in der Hoffnung ein Stück Papier zu finden und etwas zum Schreiben. Nach kurzer Suche wurde sie fündig und notierte die Worte des Papiers, die sie noch im Kopf hatte. Den Stapel Blätter in ihrer Hand überflog sie, doch schienen diese wirklich nutzlos.
 

Ihre Worte ... Sie überraschten ihn nicht. Er dachte sich so etwas bereits, weswegen er mehr als ein kurzes Lächeln nicht erwiderte.

Ein kurzer Blick über ihre Schulter ließ ihn die Worte Mond, Himmel und Tag lesen, sowie eine Rune, dessen Bedeutung er nicht kannte.

Das Mädchen sah zu ihm, schüttelte den Kopf und sagte ihm: »Ich habe diese Rune noch nie gesehen. Ich kann sie kaum lesen.«

»Das Dokument war alt. Vielleicht fehlt ein Teil«, erwiderte Phoenix, »Dennoch wir sollten gehen.«

Um über die Grenze zu kommen, musste man durch diese Stadt. Sie war eng mit dem Grenzposten verbunden, doch wenn man sie hier schon sucht, wie sollten sie dann über die Grenze kommen?

»Hey«, stupste er Eevi an, »Wir sollten etwas gegen unsere Bekanntheit hier machen.« Ein unheimliches Lächeln zierte sein Gesicht, zumindest nach Eevis Empfindung.

»Komm. Die Grenze ist nicht mehr weit.« Er streckte seine Hand nach ihr aus. Aus dem ihr unheimlichen Lächeln, wurde ein warmes, einem dem sie trauen konnte. Eevi lächelte, doch nahm sie seine Hand nicht an. Sie stand auf, ging weiter, stoppte kurz hinter ihm und ging weiter. Phoenix, dessen Hand noch immer ausgestreckt war, nickte nur. Sie war seine Meinung, er spürte es.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RhapsodosGenesis
2013-02-22T14:00:20+00:00 22.02.2013 15:00
Interessantes Kapitel! Nili hat so einen typisch grusligen Wissenschaftercharaktr, aber sie scheint nett zu sein ... Hoffe ich. X.x

und was ds Raetsel wohl bedeutet? Ich rieche eine Verschwoerung! XD

Bin gespannt, wie sich die Teile zusammenfuegen :-)


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