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Mit jedem Atemzug

ZorroxTashigi
von

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Momentaufnahme

Schon eine ganze Weile hatte er mit sich selber gerungen, abgewogen, ob er sie ansprechen sollte oder nicht. Fest lagen ihre Hände um den Griff des Katanas, die Arme durchgestreckt, die Muskeln hoben sich deutlich ab. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet, das linke Bein hinter dem rechten, um die Stabilität zu wahren. Er sah, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, wie sie Kräfte für einen erneuten Angriff sammelte. Verbissenheit war in ihrem Gesicht zu lesen und die vormals freundlichen Augen sprühten hinter den Gläsern des roten Brillengestells nur so vor Ehrgeiz. Oft hatte er beobachtet, wie sie alleine trainiert hatte. Ihre Kraft hatte ihn von Anfang an fasziniert, auf den ersten Blick fiel sie einem nicht ins Auge, es brauchte seine Zeit, bis zum Vorschein kam, was wirklich in ihr steckte. Er hatte es nicht glauben mögen, hätte er nicht selber gesehen, wie sie die Unsicherheit wie einen Mantel abgelegt und mit einem Mal felsenfest geworden war. Ihre Pupillen trafen seine, ihre Mundwinkel hoben sich sachte, der Griff weiterhin fest, der Körper angespannt lauernd.
 

„Du musst dich meinetwegen nicht zurückhalten“, sagte sie leise, doch keinesfalls brüchig, während sich ihre Atmung normalisierte. Ein Grinsen huschte über seine Lippen, die Schweißperlen auf seiner Stirn verdunsteten.

„Keine Sorge“, erwiderte er wahrheitsgemäß. Sie mochte eine Frau sein, gleichzeitig eine ernstzunehmende Gegnerin, die es nicht verdient hatte, extra von ihm in Watte gepackt zu werden. Er hätte sie gar nicht erst herausgefordert, wäre er nicht überzeugt gewesen. Derartige Entschlossenheit war selten, jedoch war sie nicht die Erste, bei der er dies gesehen hatte. Vielleicht hatte die Erinnerung an seine alte Freundin ihn unbewusst mit bewogen, sich ihr zu nähern, übte sie die selbe Anziehungskraft auf ihn aus. Doch – er atmete tief ein, seine Finger verkrallten sich regelrecht um den Griff – war sie wieder ganz anders. Er war sich nicht sicher, weshalb, er fühlte es einfach, genau wie das Verlangen, mehr über sie zu erfahren. Woher sie kam, was sie tat, wenn sie nicht hier war, was sie ausmachte.

„Worauf wartest du noch?“, forderte sie, ließ seine Gedanken wie Seifenblasen zerplatzen. Kurz schloss er die Augen, besann sich auf seine innere Kraft und holte zum erneuten Hieb aus. Klirrend trafen die Schwerter aufeinander, mit dem Rücken ihres Katanas blockte sie seinen Angriff, hielt ihm stand. Normalerweise kämpfte er mit drei Schwertern, hatte sich diese Technik schon früh angeeignet. Doch mit Freude hatte er ihre Bedingung ebenfalls mit nur einem Schwert zu kämpfen angenommen. Es war eine Herausforderung und er liebte Herausforderungen. Der Druck von ihrer Seite nahm zu, er spürte, wie seine Muskeln arbeiteten, wie sein Körper automatisch versuchte, ihr auszuweichen und zu einem weiteren Angriff anzusetzen. Bloß raus aus dieser Haltung. Seine Augen aber ruhten auf ihrem Antlitz, versuchten sich ein Bild ihrer Gedanke, ihres Körpers zu machen. Er beobachtete eine Schweißperle ihren Hals hinab laufen, zwischen ihren Brüsten, die in dem engen Top zu perfekt zur Geltung kamen, endend. Ein kurzer Moment der Schwäche, den sie eiskalt ausgenutzt hatte. Nun war sie diejenige, die mit der Schneide den Rücken seines Katanas entgegenwirkte. Sie lächelte, er glaubte, einen Hauch Überlegenheit darin deuten zu können. Bei jedem anderen hätte ihn diese Geste wahnsinnig gemacht, seinen Kampfwillen neu entflammt, bei ihr gefiel es ihm. Es hob sie ab, ab von der Masse an Frauen, die sein Interesse nie lange aufrecht erhalten konnten. Wer war dieses Mädchen?

„Hast du schon genug?“

Er lachte trocken, lockerte für den Bruchteil einer Sekunde sein Handgelenk, um die volle Kontrolle über den Griff wiederzuerlangen.

„Gewiss nicht.“

Seine Bewegung kam unerwartet, sie machte einen Schritt zurück, wich den Hieben augenscheinlich leichtfüßig aus, doch es kostete sie eine Menge Konzentration – und Kraft.
 

Ihr Puls raste, das in immer kürzer werdenden Abständen auftretende Klirren verunsicherte sie zunehmend. Hatte er doch Rücksicht genommen?

Sie biss die Kiefer aufeinander, ihre Waden verkrampften. So schnell wollte sie ihm den Triumph nicht gönnen. In seinem Gesicht, das wie aus Stein gemeißelt wirkte, konnte sie nichts erkennen. Konnte weder deuten, ob er dieselben Anstrengungen durchlitt wie sie oder ob es ihm leichtfertig von der Hand ging, sie in ihre Schranken zu weisen. Gierig sog sie die Luft ein, einzelne Haare, die sich aus dem dunkelblauen Zopf gelöst hatten, kitzelten ihr Gesicht, doch sie wegzuwischen, wäre eine Geste der Unachtsamkeit, ein schwerer Fehler, für den sie umgehend büßen müsste.

Es war an der Zeit aus der Rolle des Unterworfenen herauszukommen und wenn sie dafür alles riskieren musste, lange konnte sie den Widerstand nicht mehr aufrecht erhalten. Seine raubtierartigen Augen fixierten sie wie ein Jäger die Beute, jede Regung fingen sie auf. Sie biss sich auf die Unterlippe. Jetzt oder nie! Sie machte einen Satz zurück, duckte sich unter seinen Armen hinweg und machte sich bereit ihm von hinten, die Spitze des Katanas geradewegs unters Kinn zu halten. Doch soweit kam es gar nicht. Sein Straucheln über diese plötzliche Ausweichbewegung war nur von kurzer Dauer gewesen, es genügte ein Blick und er gewann die Kontrolle über die Situation wieder. Gänsehaut überzog ihre Unterarme, als das metallische Geräusch, das sie inzwischen so sehr verabscheute, erneut in ihren Ohren hallte.

„Gibst du auf?“

Weiterhin keine nennenswerte Regung in seinem Gesicht, es trieb sie in den Wahnsinn. Ihre Lungen brannten, verlangten nach neuem Sauerstoff, das Top klebte an ihrem Rücken und ihre Haare störten sie zunehmend. Doch sie durfte sich nicht von diesen Kleinigkeiten ablenken lassen. Sie schluckte einige Male, ihr Hals blieb trocken. Keinesfalls wollte sie das Handtuch werfen. Aber er war ein Gegner, dem sie offensichtlich noch nicht ganz gewachsen war. Womöglich lag es aber auch daran, dass seine Körperkraft die ihre bei Weitem übertraf. Dafür war sie wendiger und flinker.
 

Wenn er ehrlich war, hatte er nicht erwartet, dass sie so lange durchhalten und ihm Kontra geben würde. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu beeindrucken. Beinahe weckte es sein Mitleid, mitansehen zu müssen, wie sie sich mühte mit ihm Schritt zu halten. Er ordnete seine Gedanken. Es wäre eine Beleidigung für sie, würde er jetzt aufhören. Sie hatte verlangt, wie ein männlicher Gegner behandelt zu werden, dem würde er nachkommen – und keine Gnade walten lassen. Mit gesamter Kraft ging er gegen die Defensivhaltung ihres Schwertes an, beobachtete, wie es ihr stetig schwerer wurde, diese aufrecht zu erhalten, und schlug ihr mit einem beherzten, neu angesetzten Angriff dieses schließlich aus den Händen. Wie in Zeitlupe fiel es zu Boden, das Geräusch erfüllte den gesamten Raum. Ihre dunklen Augen waren ungläubig aufgerissen, ihre Hände zu Fäusten geballt, als sie auf den Knien zusammen sackte. Geschlagen. Sie vergrub das Gesicht in den Händen, fuhr sich durchs Haar und warf den Kopf in den Nacken. Sie hatte noch einen weiten Weg vor sich, dessen war sie sich schmerzlich bewusst geworden, wenngleich die Bewunderung für ihren Gegner überwog. Wie hatte er ihre Reaktionen jedes Mal voraussehen, ihre Bewegungen problemlos deuten können? Ohne Frage war er anders als die Männer, gegen die sie bisher angetreten war. Er hatte ihr Grenzen aufgezeigt, die sie ansonsten mit Wendigkeit hatte wettmachen können. Was war sein Geheimnis?
 

Ihr Blick schweifte zu ihm herüber, glitt über seinen entblößten Oberkörper, blieb für einen Moment an den drei Ohrringen auf der linken Seite hängen, bis ihr auffiel, dass etwas fehlte. Sie musste nicht lange suchen, sein Katana steckte längst wieder in der weißen Scheide, mit den anderen zwei Schwertern an die Wand gelehnt. Er trocknete sein Gesicht mit einem Handtuch ab, wischte auch über seinen Nacken, bis er ihren Blick erwiderte. Sie fühlte sich ertappt, als würde die grünen Augen bis in ihr Innerstes sehen. Ein Kribbeln durchzog ihren Leib, die Gänsehaut kehrte zurück. Wer steckte hinter diesem Schwertkämpfer?

Unfähig den Kontakt zu unterbrechen beobachtete sie, wie er auf sie zu kam. Ihr Herz beschleunigte seinen Rhythmus, als er ihr seine Hand reichte. Sein aufforderndes Nicken brachte sie dazu sie nach kurzem Zögern zu ergreifen und sich von ihm auf die Beine helfen zu lassen. Rau fühlten sich seine Finger auf ihrer Haut an, es kam ihr vor, als hielt er sie länger als nötig.

Rasch zog er sie zurück, nachdem er die Verwunderung in ihrem Gesicht erkannt hatte, spürte, wie das Blut in sein Gesicht schoss, bereit ihn bloß zu stellen. Er senkte den Kopf, ignorierte ihr Blinzeln und murmelte: „Guter Kampf.“

Ihre Miene hellte sich auf, ihre Zähne kamen zum Vorschein und ihre Wangen nahmen ein zartes Rot an.

„Danke.“

Ihr war als hätte er für einen Augenaufschlag gelächelt, ehe die undeutbare Fassade zurückgekehrt war. Enttäuscht, weil sie dachte, einen Draht zu ihm gefunden zu haben, schob sie ihre Brille zurück an ihren Platz, hob ihr Katana auf und wollte den Raum in Richtung Umkleiden verlassen, als sie ihn sich räuspern hörte.
 

Wieso ließ er sie einfach gehen, nachdem er es endlich geschafft hatte, Kontakt mit ihr aufzunehmen? Schwermütigkeit legte sich über ihn, als sie ihm den Rücken zuwandte und andeutete den Saal zu verlassen. Am liebsten hätte er ihren Arm ergriffen, ihr gesagt, sie solle noch etwas bleiben. Ihre Anwesenheit löste ein lange vergessenes Gefühl in ihm aus, selbst wenn sie nicht mit ihm sprach, strömte eine angenehme Wärme durch ihn hindurch, die er am liebsten gar nicht mehr missen wollte. Die Realität jedoch war eine andere. Statt sie beherzt zu packen, brachte sein Körper bloß ein bemitleidenswertes Räuspern zustande. Ganz toll, dachte er, rollte die Augen und zuckte kaum sichtbar zusammen, nachdem sie sich daraufhin umgedreht hatte.

„Hast du was gesagt?“

Er schluckte, als würde seine Unsicherheit dadurch verschwinden. Wenn er jetzt nichts sagte, hatte er das Zeitfenster verpasst, seine Chance bei ihr vertan. Unter keinen Umständen durfte er das zu lassen und wenn es bedeutete, dass er sich der Blöße hingeben und auf brüchiges Terrain begeben musste. Ihre Neugierde tat sein Übriges.

„Du hast mir noch gar nicht deinen Namen gesagt“, brummte er, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie wirkte ehrlich überrascht, nestelte an ihrem Katana herum und hätte es beinahe aus den Händen verloren, wäre ihre Reaktion keine derartig gute.

„Tashigi“, antwortete sie, tadelte sich imaginär für ihr Auftreten, das ihr noch im selben Herzschlag die Schamesröte ins Gesicht trieb, und fügte schnell hinzu: „Und...deiner?“

„Zorro.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Zorrona
2013-10-26T03:22:40+00:00 26.10.2013 05:22
Wow.
Wie du den Kampf beschrieben hast. Als wäre man genau dabei. Als Könne man jeden Atemzug der beiden beobachten.
Richtig gut geschrieben, gefällt mir sehr gut :)
Weiter so!
Antwort von:  Katta
26.10.2013 11:59
Huhu,
Hab vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Es freut mich sehr, dass der OS dir gefallen hat und du
ihn gut geschrieben fandest. Das hört man doch gerne :)
LG
Von:  Anouk
2013-02-28T23:26:47+00:00 01.03.2013 00:26
Gefällt mir sehr. Wirkt authentisch. Ich kann mir diese Situation wirklich sehr gut vorstellen. :)
Antwort von:  Katta
01.03.2013 12:18
Huhu, vielen Dank für deinen Kommentar!
Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat :)
Von: Moehre-chan
2012-11-21T15:13:38+00:00 21.11.2012 16:13
hat mir echt gut gefallen! Es war sehr schön, auch mal eine Kampfszene zu lesen. Liest man nicht oft-und deine war echt gut vorstellbar :) Ich hoffe, du machst noch mehr ZoTa-Fanfics ^___^
Von: Moehre-chan
2012-11-21T14:51:21+00:00 21.11.2012 15:51
kein Kommentar? Traurig!! Ich lese die Geschichte später und schreib dir dann noch nen Kommi ^^


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