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Chroniken der Ewigkeit - 零~月蝕 (Tsukihami)

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht endlich weiter, wie versprochen ^^
Kann sein, das ich etwas länger als sonst für die nächsten Kapitel brauche, aber es geht Stück für Stück weiter!
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch... ich musste es kürzen, da es sonst zu lang geworden wäre o-O Okay, genug mit dem Vorwort, Have Fun! Komplett anzeigen

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Juu san

Ein lauter Rums ließ das ungleiche Paar alarmiert zur Tür blicken. Beide rührten sich nicht, lauschten lediglich, konnten aber kein weiteres Geräusch hören. Xiaoyu streifte den Rest der Decke von ihren Beinen und war gerade im Begriff aufzustehen, als Jin sie am Arm packte und zurückhielt. Er sah ihr mit einem ernsten Blick entgegen und signalisierte ihr mit einem leichten Kopfschütteln, sie solle nicht gehen. "Es klingt nicht nach einem Yokai und mit Menschen werde ich fertig.", meinte sie und befreite sich sanft aus seinem Griff, ehe sie zur Tür ging und diese leise öffnete. "Dickkopf...", murmelte Jin und folgte ihr. Nach nur wenigen Schritten erreichte sie das Wohnzimmer, erneut rumpelte es und diesmal kam es eindeutig aus der Küche. Xiao ging in Kampfhaltung und mit leisen Schritten auf die offene Küche zu, als eine seufzende Miharu hinter der Theke hervor kam. "Miharu?!", entwich es der Chinesin überrascht und ließ ihre Kampfhaltung senken. "Oh, ich war wohl zu laut. Tut mir leid, ich wollte euch keine Angst machen. Ihr habt nur so tief und fest geschlafen, dass ihr nicht mal die Klingel gehört habt, da hab ich mich selbst rein gelassen und ich dachte, ihr könntet sicher nach so einer Reise ein gutes japanisches Frühstück gebrauchen.", erklärte sie grinsend und deutete auf den Herd auf dem einige Töpfe mit Essen standen. Jetzt wo sie es erwähnte, stieg ihr der unwiderstehlich gute Duft von gebratenen Fleisch und Gemüse in die Nase. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen und ein leises Knurren von ihrem Magen verriet ihrer Freundin, dass die Idee gar nicht mal so dumm war. Miharu musste lachen und meinte, "Geht euch ruhig erst frisch machen, ich hab noch ein wenig zu tun.". Xiao nickte und flüsterte ein Danke zu ihrer Freundin, die ihr grinsend zuzwinkerte und sich dann wieder dem Essen auf dem Herd widmete.

 

Xiao drehte sich um und wollte sich gerade auf den Weg in das Badezimmer machen, da sah sie Jin wie er die Bärin ausgiebig kraulte und streichelte. Panda schien die extra Streicheleinheit sehr zu genießen und gab ein zufriedenes Brummen von sich. Dieses Bild was ihr geboten wurde, erinnerte sie an frühere Tage an denen sie zusammen zur Schule gegangen waren. Panda mochte Jin schon immer sehr, da war die Bärin nicht anders als sie. "Ich glaube, das hat sie vermisst.", sagte die junge Chinesin mit einem sanften Lächeln auf den Lippen worauf Panda zu ihr blickte und sie zufrieden angrinste, sofern sie das konnte, es sah zumindest danach aus. "Dir gefällt das, nicht wahr?", grinste Xiao und sah darauf zu Jin. "Wie ich sehe, seid ihr beiden beschäftigt, dann stört es sicher keinen, wenn ich zu Erst in das Badezimmer gehe.", meinte sie gespielt beleidigt und kraulte die Bärin unter ihrem Kinn, was sie besonders mochte, bevor sie mit einem Schmunzeln den Raum verlies. Das Jin schweigsamer war als wenn sie alleine mit ihm war, war nur normal. Sicher, er kannte Miharu, aber Jin war nicht gerade jemand, der sich jedem öffnete, Panda war da die große Ausnahme, was sicher daran lag, dass Jin allgemein eine starke Verbindung zu Tieren hatte.

 

Nachdem sich Xiao im Badezimmer frisch gemacht hatte und mit neuer Kleidung, diesmal einen Minirock aus Jeans und einem dazu passenden roten Spagetti-Träger Top, begab sie sich zurück in das Wohnzimmer. Den lila farbigen Blumen Haarschmuck in ihrem Haar der auch als Haargummi fungierte, hatte sie mit zwei weißen Blüten getauscht, die besser zu ihrem Outfit passten. Panda lag auf dem Boden und schien vom ganzen kraulen und streicheln ganz müde geworden zu sein. Jin hingegen kam ihr auf dem Weg in das Wohnzimmer bereits entgegen und ging ohne ein weiteres Wort in das Badezimmer. Irgendwie wirkte er abwesend, als würde ihn etwas beschäftigen. Sollte sie sich Sorgen machen? Hatte es wohlmöglich mit dem Traum zu tun von dem er ihr nicht erzählen wollte? Nachdenklich beobachtete sie ihn wie er im Bad verschwand und die Tür hinter sich schloss, ehe sie mit einem leisen Seufzen sich auf das Sofa setzte. Später, wenn sie wieder alleine waren, könnte sie ihn noch immer fragen, jetzt war wirklich kein guter Zeitpunkt dafür.

 

Miharu hatte in der Zwischenzeit den Tisch gedeckt und war mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt, als sie sich plötzlich, ohne Vorwarnung neben die junge Chinesin setzte und sie ihr breit grinsend entgegen sah. "W-was?", fragte Xiao unsicher. "Ich hab euch gesehen!", sprudelte es aus ihr heraus, als hätte sie es keine Sekunde länger mehr in sich halten können. "Jaaa... und?", fragte die Chinesin, sich nicht ganz sicher, worauf ihre Freundin hinaus wollte. "Ich meine in deinem Zimmer. Ihr beide zusammen in einem Bett, aneinander gekuschelt... na?", half sie ihr auf die Sprünge und konnte förmlich sehen, wie die Röte in ihrem Gesicht Anstieg und sie zwei große geschockte Augen ansahen. "Jetzt schau doch nicht so! Es ist ja nicht so als hätte ich euch bei etwas anderem erwischt.", versuchte sie ihre Freundin etwas zu beruhigen. "Miharu!", schrie sie und wurde noch röter als sie es eh schon war. Das ging wohl nach hinten los... "Jetzt beruhige dich, es war nur Spaß! Oder... habt ihr...?", kam es dann doch neugierig von ihr. "Nein!", erwiderte Xiao schnell und spürte, wie ihr Herz allein bei dem Gedanken daran schneller schlug. "Ist ja gut...", murmelte Miharu und lächelte darauf ihre Freundin liebevoll an. "Ich freue mich... wirklich.", sagte sie ehrlich und mit einer ruhigen Stimme, die Xiao von ihrer Freundin nur erlebte, wenn sie es wirklich ernst meinte. Als Xiao jedoch darauf nichts weiter als ein verträumtes Lächeln erwiderte, kam ihr das komisch vor. "Ihr seid doch zusammen oder?" Erneut schwieg sie, schien aber zu versuchen ihre Gedanken in Worte zu fassen, doch war Miharu schneller. "Xiaoyu, sag mir was los ist.", befahl sie aus Sorge zu ihrer Freundin. "Es ist kompliziert. Ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll... ich denke, wir sind nicht wie andere Paare.", sprach sie dann doch ihre wirren Gedanken aus. "Das weiß ich.", kam es für die Chinesin überraschend aus dem Mund ihrer Freundin. "Ich bin deine Freundin, ich bin mit euch beiden zusammen zur Schule gegangen und ich kenne wohl fast jeden verzweifelten Versuch von dir an Jin heran zu kommen. Und die Momente nach einem Tournament, wenn du mir mit strahlenden Augen erzählt hast, dass ihr euch kurz gesehen habt... Xiao, ich weiß nicht alles, aber ich kenne eine Menge über euch zwei und wenn ich eines weiß, dann das ihr kein normales Paar seid. Aber das spielt doch überhaupt keine Rolle, wichtig ist doch nur ob du weißt was er für dich empfindet und das ihr einander vertraut.", sprach Miharu und sah darauf ihr mit einem leichten Lächeln entgegen. "Miharu...", kam es leise von der Chinesin dankbar und gerührt zugleich, ehe sie ihrer Freundin um den Hals fiel und sie liebevoll umarmte. Kichern legte auch Miharu ihre Arme um ihre Freundin und drückte sie sanft. "Hat er dir denn gesagt... ich meine... was er für dich empfindet?", fragte Miharu vorsichtig und löste sich aus der Umarmung. "Auf seine Art und Weise.", antwortete sie und schmunzelte dabei. "Mhm... du machst mich neugierig. Ich wüsste zu gern wie er das anstellt...", meinte die Japanerin und sah ihre Freundin auffordernd an. Kichernd schüttelte diese jedoch ihren Kopf. "Vergiss es, das werde ich dir sicher nicht sagen!". Schmollend blickte Miharu die Chinesin an und wirkte dabei schon fast beleidigt. "Das einzige was ich dir sage...", kam es dann doch von Xiao die in das neugierige Gesicht ihrer Freundin blickte. "Ich mag seine Art viel lieber...", gestand sie. "Besser als die gewissen Worte aus seinem Mund zu hören?", fragte Miharu vorsichtig. Ein viel sagendes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und ließ sogar ihre Augen in einem undefinierbaren Schimmer glänzen. "Ja...", gab sie zu. "Wow... ich glaube, ihr seid wirklich für einander bestimmt.", sagte Miharu obwohl sie dies eigentlich schon gewusst hatte, aber es war auch das erste Mal, dass Xiao ihr so deutlich ihre Gefühle für den Japaner gezeigt hatte.

 

In diesem Moment kam Jin um die Ecke und betrat das Wohnzimmer, er musste gerade aus dem Badezimmer gekommen sein, denn seine Haare waren noch leicht feucht und er hatte frische Kleidung an. Eine schwarze Lederhose und ein einfaches, aber eng sitzendes schwarzes T-Shirt ließen ihn nicht nach dem Chef der Mishima Zaibatsu aussehen, sondern erinnerten sie an den Jin von früher, der hatte öfter solche Kleidung in seiner Freizeit getragen und dazu meistens eine Lederjacke. Sie mochte diesen Kleidungsstil von ihm, er wirkte dadurch immer etwas verwegen und wild, wobei seine ruhige Art dazu im krassen Gegenteil stand und ihn noch unwiderstehlicher machen ließ. Jetzt erst bemerkend, dass sie ihn die ganze Zeit lang verträumt angestarrt hatte, drehte sie peinlich berührt ihren Kopf zur Seite und sah in das breit grinsende Gesicht ihrer Freundin. Zum Glück verkniff Miharu sich einen Kommentar in Jins Anwesenheit und sie war ihr mehr als Dankbar dafür. Jin hingegen schenkte ihr kurz einen Blick, der so viel hieß wie "Alles okay?", während die drei sich an den Tisch setzten, der bereits mit einem reichhaltigen japanischen Frühstück gedeckt war. Xiao nickte leicht, konnte aber nicht verhindern, dass sich ihre Wangen ganz leicht erröteten. Also hatte er es doch mitbekommen... ihr starren... und wer weiß was noch.

 

Nachdem sie zusammen gefrühstückt hatten und sich über alte Zeiten unterhalten hatten, wobei mehr Miharu und Xiao diejenigen waren, die das Gespräch führten, entschied sich die junge Chinesin, am besten Lian anzurufen, der sicherlich schon auf einen Anruf von ihr wartete. "Wer ist Lian?", fragte Miharu neugierig, dabei konnte sie gut Jins Gesichtsausdruck beobachten, wie es sich langsam verfinsterte und er alles andere als begeistert zu sein schien. Verwirrt über Jins Reaktion, sah sie zu ihrer Freundin, die bereits mit ihrem Handy zu Gange war. "Ein guter Freund von Lei, den wir in China kennen gelernt haben. Es ist eine lange Geschichte... die ich dir erzähle, wenn das alles vorbei ist, ok?", gab sie mit einem entschuldigenden Lächeln von sich und sah dabei von ihrem Handy auf. "Ok, ok, aber wieso ist dieser Lian hier in Japan?", stellte sie weiter ihre Fragen. "Er hilft uns... weil Lei sich Sorgen um mich macht und Lian ihm versprochen hat uns zu begleiten.". So war die Kurzfassung. "Lei macht sich Sorgen... obwohl du Jin bei dir hast? Oder weiß er nichts davon?". Seufzend legte Xiao das Handy zur Seite und sah ihre beste Freundin leicht genervt an. Wie war das mit, die Geschichte ein anderes Mal zu erzählen? "Lei weiß von Jin... dass ist ja das Problem.", erklärte die Chinesin ihr, Miharu jedoch schien nicht ganz zu verstehen und sah verwirrt drein. "Lei traut Jin nicht.", brachte Xiao es auf den Punkt. "Ah! Oh... verstehe...", kam es leise von der Japanerin, bevor Xiao sich wieder ihrem Handy widmete und endlich die Nummer von Lian wählte.

 

"Guten Morgen Prinzessin!", hörte sie aus der Leitung auf Chinesisch. Xiao rollte mit den Augen und gab ein leicht gereiztes, "Guten Morgen und nenne mich nicht so!.", auf Chinesisch zurück.  "Hast du gut geschlafen? Wie war es so alleine mit ihm zu sein?", versuchte er sie zu necken und sie hätte schwören können, sein breites Grinsen direkt vor sich zu sehen. "Hast du etwas herausgefunden?", fragte sie ihn stattdessen und stellte das Handy auf Lautsprecher, so dass Jin auch mithören konnte. Es war wirklich praktisch, dass er ihre Sprache beherrschte. "Du bist ganz schön direkt...", grummelt Lian etwas beleidigt. "Komm zur Sache.", mischte sich Jin nun ein und erntete einen verwunderten Gesichtsausdruck von Miharu, die ihn noch nie chinesisch sprechen gehört hatte. "Du hast nie gesagt, das er chinesisch kann!", entwich es ihr leise, als sie sich neben ihre Freundin gesetzt hatte. "Hab ich nicht?", überlegte Xiao und sah wie ihre Freundin energisch den Kopf schüttelte worauf sie leise Lachen musste. "Tut mir Leid... ich war aber auch ziemlich überrascht als ich ihn zum ersten Mal so sprechen gehört habe.", gab sie zu. "Hey Prinzessin, hör auf dich mit jemanden auf Japanisch zu unterhalten, ich verstehe kein Wort...", beschwerte Lian sich. "Moment!", antwortete Xiao ihm und sah ein letztes Mal ihre Freundin an, bevor sie sich wieder dem ungeduldigen Chinesen zuwenden würde. "Seit wann?", wollte Miharu noch wissen. "Als wir uns kennen gelernt haben...", gab Xiao leise zu und sah ihr erneut mit einem entschuldigenden Blick entgegen. "Oh man... wie viel Geheimnisse habt ihr noch vor mir?", meinte sie gespielt beleidigt und begann den Tisch abzuräumen. Kurz beobachtete Xiao ihre Freundin und schenkte ihr ein Lächeln, bevor sie sich zu Jin auf das Sofa setzte, der sich in der Zwischenzeit dort bequem gemacht hatte.

 

"Tut mir Leid, Lian. Meine Freundin hat uns lange nicht gesehen...", erklärte sie die kurze Unterbrechung. "Schon in Ordnung. Du wolltest wissen, was ich herausgefunden habe...", begann er. "Ich weiß jetzt wo Rougetsu Island liegt und ich habe für euch eine Route. Hol dir mal eine detaillierte Landkarte...", wies er die Chinesin an. "Na, du hast wünsche! Ich weiß nicht mal ob ich einen Stadtplan besitze. Warte mal kurz, vielleicht habe ich vom letzten Schulausflug noch so etwas.", meinte sie und begab sich mit schnellen Schritten in ihr Zimmer. Eine Zeit lang war nichts zu hören, keiner der Anwesenden sagte auch nur ein Ton, bis auf einmal ein lautes Rumpeln aus dem Zimmer der Chinesin erklang und darauf wieder stille herrschte. "Was macht die da?", fragte Lian entsetzt. "Die Landkarte ausgraben! Ich hab die gefunden!", antwortete Xiao strahlend als sie gerade das Wohnzimmer betrat und sich wieder neben Jin auf das Sofa setze. "Das klang eher als hättest du Schränke umgeworfen...", murmelte der Chinese. "Also, hast du die Karte auf einem Tisch ausgebreitet?", sprach er im normalen Ton weiter. "Schon geschehen.", teilte ihm Xiao mit die sich nun zusammen mit Jin über die besagte Karte beugte. "Wir befinden uns in Tokio, aber am besten können wir die Insel von Shizuoka aus erreichen. Dort am Hafen gibt es direkt eine Fähre die zur Insel fährt, allerdings nur zwei Mal am Tag, einmal Morgens und einmal Abends.", erklärte Lian während Xiao mit einem Stift Shizuoka markierte. "Weißt du auch um wie viel Uhr die Fähre fährt?", kam es von der Chinesin. "Um 10 Uhr morgens. Am besten treffen wir uns 10 Minuten vorher am Hafen.", schlug Lian vor. "Du fährst nicht mit uns?", kam es verwundert von Xiao. "Nein, ich dachte, ich überlasse dich noch ein wenig dem Dämonenprinzen.", kam es ohne jeden erdenklichen Grund von Lian, der über Jins Gen überhaupt nichts wusste! Erschrocken und überrascht zugleich, blickte die Chinesin das Telefon an, als würde sie Lian persönlich ansehen. "Dämonenprinz? Wie kommst du denn darauf?", sprach sie ihre Gedanken laut aus. "Mhm, ich finde er wirkt wie einer... manchmal habe ich das Gefühl, seine Blicke könnten töten.", erklärte er mit einem ernsteren Ton als ihr lieb war. Sie wusste genau welchen Blick er meinte, oh und wie sie diesen Blick kannte.

 

"Und ich glaube, du bildest dir das ein.", erwiderte sie und spürte Jins Blick auf sich ruhen. Sie hatte dies mit solch einer Ruhe in ihrer Stimme gesagt, dass sie selbst anfing an ihre Worte zu glauben obwohl sie wusste, dass Lian gar nicht so unrecht mit seiner Vermutung hatte. Ein melodisches Lachen war aus dem Handy zu hören. Was hatte sie jetzt schon wieder komisches gesagt? "Sagte die unschuldige Prinzessin, die dem Dämon hoffnungslos verfallen war.". "Lian! Es reicht!", kam es von Jin mit erhobener Stimme und den Blick wieder zum Handy gewandt. Kein gutes Thema, er sollte besser sofort damit aufhören, wenn er Jins Zorn nicht abkriegen wollte. Seine Augenbrauen waren bereits wütend zusammengezogen und auch seine Augen spiegelten seine Wut auf den Chinesen wider. Xiao legte ihre zierliche helle Hand auf seine große braune Hand, ein krasser unterschied, der sie normalerweise zum Schmunzeln gebracht hätte, wenn die Situation nicht so ernst wäre. Langsam bewegte sie ihre Finger zu seiner Handfläche und drückte schließlich sanft seine Hand, ehe sie zu ihm auf sah. Die zornigen Falten zwischen seinen Augenbrauen verschwanden langsam und ein undefinierbarer Blick lag in seinen Zügen, als er sie direkt ansah. Hatte sie etwas falsch gemacht? Unsicherheit stieg in ihr auf, sie wurde nicht schlau aus seinem Blick und versuchte langsam ihre Hand zurück zu ziehen, doch als sie dies tat, drückte er mit solch einer Bestimmtheit sanft zu, dass er sie von ihrem Vorhaben abhielt und ihre Hand fest und trotzdem zärtlich in der seinen gefangen hielt. "Ihr versteht auch keinen Spaß...", murmelte der Chinese worauf Xiao wieder zum Handy blickte und durch einen sanften Druck mit ihrer Hand, Jin signalisierte, ihre Hand dort zu lassen. Bei ihm.

 

"Wir treffen uns morgen um kurz vor 10 am Hafen von Shizuoka. Vergiss nicht an Proviant zu denken, wir wissen nicht, wie lange wir auf der Insel bleiben werden.", wies Xiao ihn daraufhin und lenkte das Gespräch wieder zum eigentlichen Grund dieses Anrufes hin. "Gut. Ich hoffe nicht all zu lange... wir sehen uns morgen. Ich werde bis dahin versuchen an noch nützliche Informationen über die Insel zu kommen.". "Danke Lian. Bis morgen.", verabschiedete sie sich und beendete das Telefonat indem sie den roten Knopf auf dem Display ihres Handy berührte. Seufzend lehnte sie sich danach wieder zurück ins Sofa und sah ihre Freundin verwundert an, die sich ihre Tasche nahm und aussah als wollte sie gehen. "Was wird das?", fragte Xiao. "Ich werde euch jetzt alleine lassen...  ich dachte ihr zwei könntet noch etwas Zweisamkeit gut gebrauchen.", erklärte sie und zwinkerte daraufhin den beiden auf dem Sofa zu. "Fängst du nun auch damit an!", beschwerte sich die Chinesin und löste langsam ihre Hand aus Jins Griff um sich von ihrer Freundin verabschieden zu können. Xiao stand vom Sofa auf und zog Miharu in eine freundschaftliche Umarmung. "Ich melde mich, wenn wir zurück sind, versprochen.", gab sie ihr Wort und lächelte ihrer Freundin entgegen. "Ich schätze, du willst, dass ich Panda nochmal mit zu mir nehme, so lange ihr unterwegs seid?" "Ja, wenn das geht?",fragte Xiao vorsichtig nach und erhielt ein liebevolles Lächeln von ihrer Freundin. "Klar! Und ihr kommt gesund zurück, verstanden?", meinte sie und sah beide abwechselnd an, wobei ihr Blick am Ende an Jin haften blieb. "Bitte passe auf meine Freundin auf.", bat sie den Japaner ehrlich und verneigte sich darauf sogar. "Hey! Ich kann auf mich selbst aufpassen...", meinte nun Xiao ein wenig beleidigt. "Ich weiß, aber für die Fälle, in denen es dir nicht gelingt...", sagte Miharu und erhielt von Jin ein ernstes Nicken als Bestätigung. Xiao verabschiedete sich noch von Panda mit einer ausgiebigen Umarmung und einer extra Streicheleinheit für die Bärin, ehe diese und ihre beste Freundin die Wohnung der Chinesin verließen.

 

Xiaoyu sah einen längeren Moment auf die bereits geschlossene Haustür, ehe sie mit einem leisen Seufzen sich umdrehte und zurück zu Jin in das Wohnzimmer ging. Der junge Japaner war leicht über die Landkarte gebeugt, die noch immer auf dem Tisch lag und schien sich selbst nochmal ein Bild von der Lage der Insel zu machen. Mit leisen Schritten bewegte sie sich auf ihn zu und setzte sich schließlich ohne weitere Worte neben ihn um sich wie er auch über die Karte zu beugen. Sie gingen alle Fakten die sie bereits gesammelt hatten noch einmal gemeinsam durch und fingen an alle wichtigen Dinge für die Reise zusammen zu suchen. Wobei es eher so war, dass Jin die meisten Einfälle hatte und Xiao damit beschäftigt war, die Utensilien in ihrer Wohnung zu suchen. Eine Stunde später war der Rucksack für ihre Reise gepackt und eine erschöpfte junge Chinesin setzte sich seufzend auf den Boden mit dem Kopf auf die Tasche gebettet. Für einen Moment sagte niemand etwas, Xiao hatte ihre Augen geschlossen und auch Jin, der sich ebenfalls mit geschlossenen Augen auf dem Sofa zurück gelehnt hatte, schien den Moment der Stille zu genießen. Erst nach einigen Minuten, hörte er wie Xiao sich aufrichtete und zu ihm herüber ging. Er hörte ihre Schritte, wie sie vor ihm stehen blieb und ihn ohne etwas zu sagen, einfach anzustarren schien. Neugierig öffnete er seine Augen und blickte in das grinsende Gesicht der Chinesin. "Kommst du mit? Ich würde gerne einen Ort besuchen an dem wir lange nicht mehr waren...", meinte sie etwas verlegen, grinste aber wieder, als Jin ein einverstandenes 'Okay' von sich gab.

 

"Sag mal... wann müssen wir eigentlich morgen früh los? Und wie kommen wir nach zum Hafen? Mit dem Shinkansen sollten wir schnell dort sein...", stellte Xiao ihre Fragen, die ihr gerade durch den Kopf gingen, als sie beide langsam nebeneinander die verlassene Straße entlang gingen. Sie hatte sich über ihr Top eine schwarze Lederjacke gezogen, die ihr ein wenig zu groß war, sie aber keinesfalls schlecht da drin aussehen ließ. Im Gegenteil, es wirkte eher so, als hätte sie die Jacke von ihrem älteren Bruder an, den sie nicht hatte oder... ihr Blick wanderte zu Jins Lederjacke, die ihrer verdammt ähnlich sah. Nun... zugegeben, ihr Stil hatte sich besonders in den letzten Monaten stark in Jins Richtung verändert. Nicht, das sie keine süßen Sachen mehr mochte, aber sie mochte ihren neuen Stil, eine Mischung aus Süß und Wildheit. Es gab ihr das Gefühl ihm näher zu sein und das hatte sie dringend gebraucht... besonders die letzten Monate waren noch schwerer für sie gewesen, als würde jeder Tag an dem sie voneinander getrennt waren, ihre Sehnsucht ins unermessliche ziehen. Jin wandte seinen Blick ihr zu und schien sie jetzt erst richtig anzusehen, seit sie los gegangen waren. Seit heute Morgen war er die ganze Zeit so, als wäre er dauernd in Gedanken versunken und würde seine Umwelt gar nicht richtig wahrnehmen. Jins Blick wanderte von ihren leicht gewellten Haaren, die sie wie immer in zwei Zöpfen trug, geschmückt mit jeweils einer weißen Blume, die als Haargummi dienten, rüber zu ihrem Top und ihrer Lederjacke, hinunter zu ihrem Jeans Minirock, bis hin zu ihren schwarzen Stiefeln, geschmückt mit roten Schnürsenkeln. Sein Blick wanderte wieder zu ihrem zierlichen Gesicht, worauf er von zwei großen braunen Augen unsicher angesehen wurde. "Wir fahren mit meinem Motorrad... wir brauchen nicht länger als 2 Stunden.", erklärte er ihr ruhig und mit einer Mimik, die keinen Schluss auf seine jetzigen Gefühle schließen ließ. Er hatte sie eindeutig gemustert! Und sie hätte schwören können, das er im ersten Moment überrascht über ihr neues Erscheinungsbild gewesen war, aber als er ihr wieder direkt in ihre Augen geblickt hatte, konnte sie keinerlei Emotionen erkennen, als würde er versuchen sie vor ihr zu verbergen. Typisch. Und eigentlich sollte sie das nicht überraschen, aber aus einen ihr unverständlichen Grund, wünschte sie sich Ausnahmsweise eine Reaktion von ihm. Irgendetwas. So klein die Geste auch sein mag... und wieso machte sie es traurig, als er mit ruhiger Stimme auf ihre Frage antwortete, als wäre nichts? Manchmal wollte sie sich für ihre Gedanken und Gefühle selbst schlagen und so ein Moment war jetzt.

 

Trotzdem schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, als sie an sein Motorrad denken musste. "Es ist ewig her... es gab eine Zeit, da hast du mich oft auf deinen Motorrad mitgenommen.", erinnerte sie sich zurück an die Zeit, die sie sich so gerne zurück wünschte. Wenn doch nur alles so unbeschwert wie damals sein könnte... "Mhm...", gab er lediglich von sich und schien alles andere als Begeistert über diese Erinnerung zu sein. "Was ist? Mir gefiel es...", murmelte Xiao fast schon schmollend, nicht verstehend was mit ihm los war. "Abgesehen, das es damals dein Tot hätte sein können... ja... abgesehen davon hast du wohl recht.", gab er zwar mit ruhiger Stimme wieder, aber ihr entging sein wütender Unterton keinesfalls. Also das war los. Xiao wusste genau was er meinte, traurig senkte sie ihren Blick. "Ohne dich, wäre es vielleicht auch dazu gekommen...", sprach sie leise, sah auf den Boden während sie langsam weiter gingen und vermied es in sein wütendes Gesicht zu blicken. Sie hatte nicht gewollt, dass er sich daran erinnerte, an diese eine Nacht in der sie geglaubt hatte, es sei ihre Letzte. Sie wusste, dass er nicht wirklich auf sie sauer war, aber ihn so wütend zu sehen, schmerzte trotzdem. "Du schaffst es wirklich, dich immer in Schwierigkeiten zu bringen.", meinte er etwas sanfter als zuvor. "Tut mir Leid...", murmelte sie, legte ihre Hand vorsichtig in seine und umschloss sie sanft mit ihren Fingern. Jin sah sie an, seufzte leise und drückte sanft ihre Hand, ehe er seinen Blick wieder abwandte. "So wie es das Schlechte gibt, so gibt es auch das Gute. Beides kann ohne das andere nicht existieren.", waren seine Worte, die Xiao wieder ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberten. "Das heißt, wenn das damals nicht passiert wäre, hätten wir nie die schönen Momente zusammen gehabt!", gab die junge Chinesin freudestrahlend von sich und erntete einen vielsagenden Blick von Jin. "Ja... so könnte man es auch sehen. Das heißt aber nicht, dass es etwas Gutes ist...", meinte Jin. "Natürlich ist es was gutes!", beschwerte sie sich und boxte ihn mit ihrem Ellbogen etwas stärker als sanft in die Seite. "Du siehst die Dinge zu negativ. Ja, mir hätte damals etwas passieren können, aber sieh was wir dadurch alles zusammen erlebt haben. Ich erinnere mich gerne an die Zeit und auch wenn ich tierische Angst hatte, ich bereue keinen einzigen Moment mit dir, egal was wir erlebt haben, egal ob gutes oder schlechtes. Beides ist Wertvoll." Jin blieb auf einmal stehen, sagte jedoch kein Wort, wandte lediglich seinen Blick ihr zu und senkte auf einmal mit einem leisen Seufzen seinen Kopf, ehe er sich ihr näherte und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte. Verwundert über seine Reaktion, blinzelte sie, war sprachlos und ließ sich von ihm ohne weiteren Kommentar mitziehen, so dass sie wieder langsam nebeneinander hergingen. Wofür war das?

 

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Der Duft von verschiedenen Gewürzen lag in der Luft. Leises Geklimper von Geschirr erklang aus der Küche. Tische wurden abgeräumt und die letzten Gäste bezahlten gerade für ihr Essen. Es war kurz vor 10 Uhr Abends, das chinesische Restaurant, Phoenix, würde gleich schließen und die Angestellten könnten in ihren verdienten Feierabend gehen. So auch die junge Chinesin, die zum Glück morgen keine Schule erwartete, sondern endlich in ihr lang ersehntes Wochenende gehen konnte. "Vielen Dank, Xiaoyu! Hier nimm das wenigstens an, wenn du schon kein Geld möchtest.", sprach die alte chinesische Dame und Besitzerin des Restaurants. Lei Fang war eine gute Freundin ihres Meisters und Großvaters Wang Jinrei und hatte in Japan vor ein paar Jahren ihr eigenes Restaurant in Japan eröffnet. Da zur Zeit zwei ihrer Kellnerinnen schwer erkrankt sind, kam Xiao auf die Idee, ihr für die Zeit ein wenig aus zu helfen, indem sie an 3 Tagen in der Woche nach der Schule als Kellnerin einspringt. Natürlich wollte die alte Dame ihr dafür Geld geben, aber Xiao wollte keines annehmen, sie sah es als einen Freundschaftsdienst an, denn auch sie kannte die Besitzerin schon viele Jahre, sowohl durch Wang als auch durch ihre vielen Besuche mit Miharu um das beste chinesische Essen in der Stadt zu genießen.

 

Xiao nahm die Tüte mit dem sorgfältig zusammen gepackten Schalen über die jeweils ein Stück Alu Folie gespannt war, entgegen. Es roch nach Reis, gebratenen Gemüse und Ente. "Das ist wirklich lieb von dir, danke Lei Fang.", sagte die junge Chinesin und verbeugte sich leicht mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ach, das ist doch das mindeste was ich tun kann. Du hilft mir wirklich sehr, ich wüsste nicht, wie ich das ohne dich schaffen sollte."

 

"Danke, mir macht das Kellnern aber auch viel Spaß.", meinte Xiao und verabschiedete sich von Lei Fang und den anderen. "Komm gut nach Hause und grüß Wang von mir!", rief Lei Fang ihr noch hinterher. "Mach ich!", rief Xiao ehe sie durch die Tür verschwunden war um sich auf dem Weg zu den Fahrradständern zu machen. Xiao wollte gerade das Schloss an ihrem Fahrrad aufschließen, als ihr der platte Hinterreifen auffiel. "Oh nein... das kann doch nicht wahr sein!", meckerte sie. Seufzend steckte sie ihren Schlüssel wieder ein und entschied sich ihr Fahrrad heute hier zu lassen, sie hatte nicht das nötige Werkzeug dabei um ihren Reifen zu flicken und außerdem war es schon recht spät, ihr blieb nichts anderes übrig als morgen nochmal mit dem richtigen Werkzeug vorbei zu kommen, wenn sie am Montag wieder zur Schule wollte. Der Weg nach Hause war zum Glück vom Restaurant aus, nicht all zu weit, eine halbe Stunde zu Fuß würde sie schon nicht umbringen.

 

Auch wenn sie bereits Sommer hatten, war es um diese Uhrzeit trotzdem schon dunkel geworden, lediglich die warme Luft, ließ auf die Jahreszeit schließen. Es war zwar immer noch warm, aber etwas angenehmer als am Tage, wenn die Sonne einen den Kopf grillen wollte. Das Nachtleben hatte seine Vorteile, auch was das Training anging, war dieses wesentlich entspannter. Wenn es nach ihr gehen würde und sie nicht so früh zur Schule gehen müsste, würde sie wohl ihr Training immer auf Nachts verlegen. Sie war nicht gerade als eine Frühaufsteherin bekannt, wodurch sie öfter, als es ihr lieb war, nachsitzen musste. Die Nachtluft tat ungemein gut, dachte sie, als sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen tief einatmete und seufzend die Luft wieder frei ließ. Dafür das die Luft so gut war, war die Gegend in der sie gerade unterwegs war, alles andere als das. Xiao ging durch kleine schlecht beleuchtete Gassen, an jeder Ecke standen zwielichtige Gestalten und die wunderschöne Nachtluft ähnelte immer mehr dem Duft von Benzin, Alkohol und eine Mischung aus Reis und Fleisch von kleinen Schnellimbiss Geschäften. Es war wohl eines der schlechtesten Viertel in ganz Japan. Sie hatte jedoch keine andere Wahl, denn das Restaurant befand sich nun mal in diesem Viertel, was in erster Linie an den günstigeren Mietpreisen lag. Viele Gäste störte es nicht, dass das Restaurant sich an so einen Ort befand, das Essen war zu gut, das beste chinesische Restaurant in der ganzen Stadt. Und wen störten schon die Gangs, die in den Gassen Nachts ihr Unwesen trieben, Geschäfte mit den Yakuza machten oder ihre Gang Kriege vollzogen, nur eine junge 16 jährige Chinesin, die zu Fuß durch genau diese besagten Gassen ging.

 

"Wieso musste ich auch heute einen Platten haben?", murmelte sie zu sich selbst und ging ohne sich groß umzusehen an den dunklen Gestalten vorbei, die sie ansahen, als sei sie Frischfleisch. Sie näherte sich einer noch kleineren Gasse, die sich links von ihr befand und an der sie eigentlich nur vorbei gehen wollte, doch konnte sie von weiten mehrere Männer erkennen, die sie bereits bemerkt hatten. Xiao entschied sich, wie zuvor, ohne die Männer weiter zu beachten, einfach weiter zu gehen. Einfach an ihnen vorbei zu gehen. Das war mit Sicherheit die beste Möglichkeit einem Konflikt zu entgehen, ignorieren und unbeirrt weitergehen, als sei alles normal. "Hey, Süße!", rief einer der Männer, als sie an ihnen vorbei ging. Sie ging auf der anderen Straßenseite, so weit wie möglich von ihnen entfernt, sofern dass bei einer solch kleinen Gasse überhaupt möglich war. Ihr Blick wanderte für einen kurzen Moment zu den Männern, sie schätzte die Typen zwischen 20 und 30 Jahre ein, es war schwer zu sagen bei der Dunkelheit und solchen Kerlen, die praktisch ihr ganzes Leben so verbrachten. Meist sahen sie älter aus, als sie es waren. Eigentlich konnte ihnen dies nur von Vorteil sein, denn umso älter man wirkte, desto erfahrener wirkte man und in dieser Szene konnte das nur einem dem Arsch retten. Xiao schenkte dem Mann, der sie soeben gerufen hatte, einen finsteren Blick, ehe sie wieder nach vorne schaute und bereits an ihnen vorbei gegangen war. Sie hörte Gelächter und ein leises Fluchen hinter sich. "Hey! Mädchen! Komm her!", rief er ihr hinterher, doch ignorierte sie ihn komplett. Ein schwerer Fehler, den sie noch bereuen sollte. Sie spürte diese Spannung in der Luft, die nichts Gutes zu bedeuten hatte, es roch förmlich nach Gefahr und als sie dann noch schnelle Schritte hinter sich hörte, wusste sie, das ihr Gefühl sich nicht getäuscht hatte.

 

Die junge Chinesin beschleunigte ihr Tempo, ging mit schnellen Schritten weiter, in der Hoffnung sich zu irren und nicht diesen Verrückten hinter sich herlaufen zu haben. "Bleib sofort stehen!", rief er drohend. Fehlanzeige. Er meinte es doch tatsächlich ernst! So einfach würde sie diesen Irren nicht loswerden, sie musste sich etwas einfallen lassen und zwar sofort! Xiao rannte auf einmal los und bog in einer der vielen kleinen Seitengassen ein. Sie hörte sein lautes Fluchen. "Holt sie euch Jungs!", befahl er den anderen Gang Mitgliedern. "Lauf Kätzchen! Lauf!", lachte er und schien an dieser Verfolgungsjagd richtig Spaß zu haben. "Der spinnt doch!", grummelte sie und rannte so schnell sie konnte durch die verschiedensten Gassen um ihn hoffentlich mit ihrer Taktik zu verwirren, das war die eine Möglichkeit, oder die andere, er hatte keine Lust mehr nach ihr zu suchen und gab auf. Unwahrscheinlich. Also blieb ihr nichts anderes übrig als weiter zu fliehen und am besten funktionierte das, in dem sie sich in die nächste sehr kleine Gasse begab und im Dunklen verborgen blieb, bis er an ihr vorbei war, dann könnte sie zurück und er würde immer noch verzweifelt nach ihr suchen. Wie nach Plan, bog Xiao in die nächste passende Gasse ein, zog sich in den dunkleren Bereich zurück und beobachtete die Straße.

 

Sekunden vergingen. Er hätte schon längst an ihr vorbei gerannt sein müssen. Nervös blickte sie weiter auf die leere Straße. Weitere Minuten vergingen und so langsam machte sich ein ungutes Gefühl in ihr breit. Ohne dass es die junge Chinesin bemerkte, näherte sich jemand von hinten an sie heran. Ihre Konzentration lag auf der Straße, jedoch spürte sie für einen kurzen Moment eine Aura, doch gerade als sie sich zu der Quelle dessen umdrehen wollte, wurde sie auch schon mit voller Wucht gegen die Mauer gedrückt. Ihre Tüte, mit dem gut duftenden chinesischen Essen, landete dabei auf dem Boden und lag verteilt auf dem schmutzigen, leicht feuchten Boden. Ihr Blick wanderte zu dem Essen, das sie von der Besitzerin geschenkt bekommen hatte und mit einem Mal, ohne es zu wollen, stiegen ihr Tränen in die Augen.  "Hab ich dich!", grinste der Anführer der Gang sie an, der anscheinend einen Narr an ihr gefressen hatte. Ihre Augen verfinsterten sich und sie blitzte ihn aus funkelnden Augen böse an, ehe er sie mit seinen Körper weiter an die Wand drückte und ihr für ihren Geschmack eindeutig zu nah war. "Ich glaube wir werden heute Nacht noch eine Menge Spaß haben. Was meint ihr Jungs?", grinste er sie dreckig an während die anderen Männer zu ihnen stoßen und anfingen zu lachen. "Fass mich nicht an!", warnte sie ihn und befreite sich mit einer gekonnten Technik aus seinem Griff. "Uh... wir haben es hier mit einer Kämpferin zu tun, das wird ja immer besser.", gab er von sich und fühlte sich dadurch nur noch mehr zu der Chinesin hingezogen. Der Japaner schnappte sich ihre Arme, drückt diese mit einer Hand fest zusammen über ihren Kopf gegen die Wand, während seine andere Hand über ihre Taille strich und ihr dabei das Oberteil ein Stück nach oben schob. "Ich habe dich gewarnt.", grummelte die Chinesin und ehe er die Gelegenheit zu einer Reaktion hatte, trat sie ihm mit ihrem Knie in seinen Magen. Vor Schmerz sich krümmend, ließ er ihre Hände los und taumelte ein Stück zurück. "Verdammte Schlampe! Na warte!", schrie er sie an und stürmte auf sie zu und holte zum Schlag aus, doch Xiao begab sich in ihren Phoenix und trat ihm seine Beine zur Seite weg.

 

Fluchend stand der Japaner wieder auf und griff erneut das Mädchen an, die jeden seiner Attacken gekonnt auswich und gegen ihn selbst anwendete. Sie hatte wirklich keine Lust auf dieses Spiel, sie wollte doch nur nach Hause und stattdessen musste sie diesen Kerlen Manieren beibringen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn sie keine Kampfkunst beherrschen könnte... hätte sie sich am nächsten Morgen irgendwo in einer dieser Gassen wiedergefunden, missbraucht und halb tot? Wut stieg in ihr auf und allein das er sie berührt hatte widerte sie an und ließ sie den nächsten Tritt dem sie ihn verpasste stärker als beabsichtigt werden, so dass der Japaner mit einer gewaltigen Geschwindigkeit gegen die nächste Wand geschleudert wurde und bewusstlos zwischen alten und muffigen Kisten liegen blieb. Xiao verließ ihre Kampfposition, atmete dabei erleichtert aus und dachte schon der Albtraum hätte ein Ende, als sie ein beunruhigendes Klicken hörte. Langsam drehte sie sich zu den anderen Männern um, die dem Kampf eigentlich mit freudiger Erwartung über den Sieg ihres Anführers zugesehen haben und nun überhaupt nicht über den wahren Ausgang des Kampfes erfreut zu sein schienen. Einer mit blond gefärbten Haaren stand vor allen anderen und zielte mit einer Pistole auf die junge Chinesin, die mit geschocktem Blick in den Lauf der Waffe blickte. Das Klacken war zu hören gewesen, weil er die Waffe entsichert hatte, was so viel hieß, er würde nicht zögern sie hier und jetzt einfach zu erschießen! "Das war ein großer Fehler, Süße.", erklang seine wütende Stimme.

 

Xiao spürte wie ihr Herz gegen ihre Brust hämmerte und sie Starr vor Angst war. Sie konnte sich keinen Millimeter bewegen. Wenn sie jetzt eine falsche Bewegung machte, könnte dies wirklich ihren Tod bedeuten. Sie war schnell und gegen eine Person mit einer Waffe konnte sie umgehen, aber als sie sah, wie auch die anderen Gang Mitglieder ihre Waffen zogen, spürte sie, wie sie ihr Mut verließ. Genau in diesem Augenblick, als sie jegliche Hoffnung auf Rettung verlor, erklang ein Motoren Geräusch hinter ihr. Ein Motorrad. Scheinwerfer strahlten in die kleine Gasse hinein und blendeten die Männer. Der Motor brummte auf, klang bedrohlich und gefährlich zugleich. Immer wieder ertönte das laute aufheulen des Motors, fuhr langsam weiter und drängte so die Typen von der Chinesin zurück, bis er schließlich neben ihr anhielt. Ein Mann in Motorradkleidung auf einem pechschwarzen Motorrad. Dank dem Helm konnte sie nicht erkennen, wer ihr gerade das Leben rettete. Warnend gab ihr geheimnisvoller Retter erneut Gas. Wieder. Wieder und wieder, bis er mit einem Ruck auf die Männer zu fuhr und haarscharf vor ihren Füßen zum Stehen kam. Die Männer hatten sich so sehr erschrocken, dass sie rückwärts über ihre eigenen Füße gestolpert waren und auf ihre Hintern gelandet waren. "Steig auf.", befahl ihr eine bekannte Stimme. "J-Jin?", fragte sie unsicher obwohl sie seine Stimme eindeutig erkannt hatte. "Mach schon!", wurde er etwas fordernder. Ohne weiter zu zögern, stieg Xiao hinter ihm auf das Motorrad und legte ihre Arme sachte um seine Mitte, worauf Jin ihre Arme mit seinen Händen fester um sich zog. "Halt dich gut fest...", gab er ihr den Rat. Xiao wurde dadurch fest an seinen Rücken gedrückt, sie war ihm so nah wie nie zuvor und obwohl die Situation alles andere als ungefährlich war, konnte sie es nicht verhindern, dass sich ihre Wangen leicht verfärbten.

 

Jin gab Gas, hielt die Bremse jedoch fest und driftete mit seinem Motorrad einen Halbkreis, so dass die Männer frischen Rauch einatmen konnten und ihnen die Sicht auf die beiden für eine kurze Zeit verwehrt blieb. Noch bevor sich der Rauch lichtete, fuhr Jin los.

 

Sie fuhren durch diese sternenklare Sommernacht, der Wind wehte durch ihre zu zwei Zöpfen gebundenen Haare, streifte ihre Wangen, die noch immer leicht errötet waren. Mit Jin durch die Straßen Japans zu fahren, auf seinen Motorrad, war ein unbeschreibliches faszinierendes Gefühl, dass sie sich vorher nicht mal vorstellen hätte können. Sie war ihm so nah und obwohl sie bei dieser Geschwindigkeit eigentlich so etwas wie Angst haben sollte, war es stattdessen ein wunderschönes Gefühl. Es kam ihr vor als seien sie ganz allein auf der Straße, seine Nähe, der Wind in ihren Haaren und die unglaubliche Geschwindigkeit berauschten sie regelrecht. Es ließ sie das Erlebnis von eben vollkommen vergessen. So nah sie eben am tot gewesen war, so lebendig fühlte sie sich in diesem Moment.

 

Xiao hatte keine Ahnung wie lange sie gefahren waren, für sie war es jedenfalls viel zu kurz gewesen, als sie wie Jin von seinem Motorrad abstieg. Erst jetzt bemerkte sie, wo sie sich befanden, es war der abgelegene Spielplatz auf dem sie sich nach der Schule oft zusammen aufhielten. Jin nahm seinen Helm ab und blickte der jungen Chinesin schon fast wütend entgegen. "Was machst du zu dieser Zeit an so einen Ort?", fragte er sie mit kühler Stimme, jedoch konnte sie den gereizten Klang heraushören. Er war also sauer. Seufzend setzte sie sich auf einer der Schaukeln und sah ihm mit einem entschuldigenden Blick entgegen. "Ich habe im Restaurant einer bekannten ausgeholfen...", fing sie an und konnte Jins Augenbraue beobachten, wie sie fragend in die Höhe ging. Langsam kam er auf sie zu und stellte sich mit verschränkten Armen an das Gerüst der Schaukel. "Und mein Fahrrad hat einen Platten... sonst wäre das sicher nicht passiert...", murmelte sie. "Dann hättest du dir besser ein Taxi genommen. Diese Gegend ist sehr gefährlich, Xiao.", kam es so ruhig und kühl wie immer von ihm, doch sah es in seinem inneren gänzlich anders aus. "Du hast Recht... ich dachte nicht, dass so etwas passieren würde. Ich dachte, solche Typen zu ignorieren würde funktionieren, aber als sie mich in die Enge getrieben hatten und ich gegen ihren Anführer gekämpft habe, haben die anderen auf einmal ihre Waffen gezogen.", erzählte sie ihm und bekam allein bei dem Gedanken, an das mögliche Ende ohne Jins Rettung, eine Gänsehaut. Eine ungewöhnliche Pause entstand in der Jin die junge Chinesin lediglich nachdenklich ansah und für einen kurzen Augenblick sogar musterte, als würde er sie analysieren. Blinzelnd sah sie an sich herab, fühlte sich durch seinen intensiven Blick seltsam und irgendwie verlegen. "W-was ist?", fragte sie stotternd und sah ihren Schulfreund wieder an. "Gekämpft?", erklang seine Stimme, neugierig, ein Klang, den sie so noch nicht von ihm kannte.

 

"Ja...", sprach sie langsam und fragte sich, was daran so seltsam war, als ihr der Gedanke wie ein Blitz durch den Kopf schoss. "Oh! Ähm... ich mache Kampfsport. Mein Großvater trainiert mich, seit ich klein bin." Stimmt ja, sie hatte ihm davon noch nichts erzählt gehabt. "Welche Art?", fragte er. "Baguazhang und Piguaquan... Hakke Sho und Hika Ken auf Japanisch.", übersetzte sie ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Wieso fragst du? Sag nicht... du bist auch ein Kämpfer?", entwich es der Chinesin überrascht. Jin nickte lediglich. "Unglaublich... welche Art?", fragte sie den Japaner. Seine Augen verengten sich und für einen Moment schwieg er, ehe er ihr antwortete. "Mishima Karate kombiniert mit dem Kazama Karate-Stil...", erzählte er ihr, klang dabei jedoch angespannt und als wäre das nicht gerade ein Thema über das er gerne reden wollte. Aber war er nicht neugierig gewesen auf ihre Kampfsportart? "Sagtest du... Mishima?", kam es überrascht von der Chinesin. "Ja... Heihachi Mishima ist mein Großvater." Jetzt war Xiao wirklich überrascht. Sie sah ihn mit großen Augen immer wieder blinzelnd an, es dauerte ein paar Minuten, bis sie ihre Stimme wieder fand. "Der Direktor unserer Schule... der CEO der Mishima Zaibatsu... ist dein Großvater?", entwich es ihr lauter als gewollt. Seufzend nickte Jin. "Wow... ich meine, ich hatte keine Ahnung. Ihr seht euch nicht ähnlich oder so... und du hast einen anderen Nachnamen. Ich meine, mir ist so etwas nicht wichtig, aber neugierig macht es mich schon.", gab sie zu. "Wie kommt es, das du bei deinem Großvater lebst und trainierst?", fragte sie vorsichtig. "Du musst es mir auch nicht erzählen, wenn du nicht willst.", fügte sie noch schnell hinzu. Sie meinte es ernst, sie mochte Jin und ihre Freundschaft zu ihm war ihr sehr wichtig, wenn es also etwas gab, worüber er nicht reden wollte, akzeptierte sie es, auch wenn sie schrecklich neugierig war.

 

Jin schien über ihre Frage ernsthaft nachzudenken, mit verschränkten Armen blickte er sie unentwegt an, doch schien er sie nicht direkt anzusehen, es war mehr so, als wäre er mit seinen Gedanken ganz wo anders. "Das ist eine lange Geschichte...", sagte er auf einmal und wirkte dabei verträumt. "Ich rede nicht gerne darüber...", gab er zu und das wahrscheinlich auch nur, weil es Xiao war und ihre Freundschaft zueinander schon jetzt etwas Besonderes war. Sie war es vom ersten Moment an und das war auch der Grund warum sie die einzige Person war, mit der er über alles reden konnte. "Ein Vorschlag.", sprach Jin weiter als Xiao bereits mit keiner Antwort mehr rechnete. Neugierig blickte sie zu ihm auf und sah in seine Bernstein schimmernden Augen, die heute Nacht einen besonderen Glanz angenommen hatten. Traurig. Er wirkte traurig auf die junge Chinesin und sie fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, ihn nach seiner Geschichte zu fragen. "Du erzählst mir deine Geschichte... und ich erzähl dir meine.", machte er ihr den Vorschlag, doch anstatt ein freudiges Lächeln von ihr zu bekommen, wie er es erwartet hatte, sah sie ihn zögerlich an. Seufzend legte er seine Hand auf ihren Kopf, strich ganz sanft über ihre Haare. "Hör auf, dir deinen Kopf zu zerbrechen. Ich würde dir wohl kaum etwas vorschlagen, wenn ich es nicht wollen würde.", versicherte er ihr und blickte in ihr überraschtes Gesicht, ehe er seine Hand wieder zurückzog. Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig und langsam bildete sich ein erleichtertes Lächeln auf ihren Lippen.

 

"Ich habe seit langem einen Traum. Ein Traum den ich alleine nicht erreichen kann, weil mir das Geld dazu fehlt. Ich hatte erfahren, dass die Mishima Zaibatsu so reich und mächtig ist, dass sie dazu in der Lage wäre mir diesen Traum zu erfüllen. Seitdem war ich auf der Suche nach Heihachi Mishima um meinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.", fing sie an zu erzählen. "Während meines Urlaubs in Hong Kong mit meiner Familie, entdeckte ich am Hafen eine Yacht, die den Namen 'Mishima Financial Empire' trug... ich entschied mich an Bord zu schleichen, in der Hoffnung, Heihachi persönlich zu treffen, aber er war nicht dort. Dafür aber umso mehr seiner Männer, die mich, nachdem das Schiff den Hafen verlassen hatte, entdeckt hatten. Sie hatten sofort Heihachi informiert und wollten mich in Gewahrsam nehmen...", sprach sie mit einem verdächtigen Schmunzeln auf ihren Lippen. Jin hörte ihr aufmerksam zu, unterbrach sie kein einziges Mal, sondern hörte ihr einfach zu. "Als wir Japan erreichten, betrat Heihachi das Schiff und fand seine Männer verteilt über das ganze Schiff... K.O.", grinste sie und war recht stolz auf ihre Tat. Schließlich wollten diese Kerle, sie doch tatsächlich fesseln und weg sperren! "Es kam ihm vor, als ob ein Hurrikan sein Schiff getroffen hätte... so sagte er.", zitierte sie den alten Japaner und schüttelte daraufhin ihren Kopf, ehe sie mit ernstem Blick weiter erzählte. "Ich drohte ihm, ich würde wieder Amok laufen, wenn er meine Herausforderung nicht annimmt. Er lachte... aber er versprach mir, den Vergnügungspark meiner Träume zu bauen, wenn ich das Turnier gewinne." Xiao zuckte mit ihren Schultern. "So bin ich nach Japan und auf die Mishima Polytechnical High School gekommen. Soweit ich weiß soll dieses Turnier in ein paar Monaten sein.", beendete sie ihre Erzählung und sah Jin vorsichtig an, war sich unsicher, wie er nun über sie dachte, jetzt wo er ihre kämpferische Seite ein wenig kennen gelernt hatte und von ihrem Traum erfahren hatte. In ihrer alten Schule wurde sie von den Jungs oft gemieden, gerade weil sie dazu in der Lage war sie zu verprügeln. Als würde sie das ohne Grund einfach tun! Aber Jungs schienen keine Mädchen zu mögen, die sich wehren konnten... und ihren Traum fanden die meisten ihrer Freunde einfach nur 'süß', sie glaubten jedoch nie daran, dass sie ihren Traum ernst meinte oder geschweige denn in der Lage wäre ihn zu erfüllen. Tolle Freunde hatte sie da...

 

Jin war anders. Dessen war sie sich sicher, aber trotzdem hatte sie Angst auf seine Reaktion. Unsicher, beobachtete sie ihn, wie er da mit verschränkten Armen stand und seine Augen immer noch geschlossen hatte, seit er ihrer Geschichte zugehört hatte. Ein verdächtiges Zucken um seine Mundwinkel, ließ ihr Herz jedoch mit einem Mal höher schlagen. Jin öffnete seine Augen und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Ich kann mir Großvaters Blick vorstellen, als er seine Leute vorgefunden hat...", kam es mit einem leisen melodischen Lachen von ihm. Er kannte seinen Großvater sehr gut, er hatte die letzten 4 Jahre mit ihm verbracht. Und auch wenn er manchmal sehr streng war, so hatte er ihn aufgenommen als Jin als Waise zu ihm gekommen war. Er hatte ihn aufgenommen und angefangen ihn im Mishima Karate Stil zu unterrichten. Jin vertraute seinem Großvater. Er hatte niemanden mehr aus ihm.

 

Als Xiao den jungen Japaner so lachen hörte, konnte sie nicht anders und musste mit machen. "Oh ja, sein Gesicht war einmalig!", stimmte sie ihm zu. Ihr sanftes und fröhliches Lachen, sorgten dafür, dass Jin sie länger als üblich ansah. Sie faszinierte ihn. Xiao hingegen schien seinen verträumten und gleichzeitig nachdenklichen Blick ihr gegenüber überhaupt nicht wahrzunehmen. "Was... was ist deine Geschichte?", fragte sie neugierig und holte so Jin aus diesem schönen Moment, den er gerne noch länger genossen hätte. Sofort verhärtete sich sein Blick. Seine Augen verloren den Glanz, den sie so sehr liebte. Mit kühlem Blick und verschränkten Armen sah er ihr entgegen. "Ich lebte mit meiner Mutter an einem weit entfernten Ort in den Bergen. Sie lehrte mir viel von der Natur und den Tieren, wir lebten mit ihnen zusammen, es war ein unbeschwertes und schönes Leben. Sie brachte mir den Kazama Karate Stil bei und lehrte mir alles was ich zum Überleben benötigte. Sie erzählte mir nie wer mein Vater war oder ob ich außer ihr noch mehr Familie besaß. Bis der Tag kam an dem sie eine böse Vorahnung hatte...", fing er an zu erzählen. Auch Xiao's Gesichtszüge hatten sich verändert, sie blickte Jin ernst und still an. "Sie wusste sie würde bald sterben... sie erzählte mir von meiner Herkunft, das mein Vater der Sohn von Heihachi Mishima sei und wenn ihr etwas zustoßen sollte, soll ich nach meinem Großvater suchen. Ihre Vorahnungen trafen schneller ein als erwartet... vier Tage später, an meinem 15. Geburtstag, wurde sie von Ogre angegriffen. Ich hatte versucht ihr beizustehen, ihr zu helfen... aber alles woran ich mich erinnere...", brach Jin ab und ballte seine Hand zu einer Faust. Wütend kniff er seine Augen zusammen, Trauer und Wut zugleich durchströmten ihn regelrecht, es fühlte sich an, als würde es ihn auffressen. Eine sanfte, kühle Hand legte sich auf seine Faust und ließen ihn irritiert auf seine Hand blicken, die sich langsam entspannte. Es war ihre Hand, die sie sanft auf seine gelegt hatte und ihm zeigen wollte, dass er nicht alleine war. Sie wollte für ihn da sein. Xiao's Hand wirkte so klein auf seiner großen, ihre Finger fühlten sich so sanft und zerbrechlich an, ein ungewohntes Gefühl und trotzdem fühlte es sich keinesfalls schlecht an. Er mochte ihre Nähe, genoss sie sogar. Ihre Berührung ließen ihn für einen Moment die schrecklichen Ereignisse aus der Vergangenheit vergessen, so dass er sich langsam wieder entspannte. Er hatte nicht gemerkt, wie sehr ihn diese Erzählung mitnahm, aber was wunderte ihn das, er hatte noch nie mit jemanden darüber gesprochen, es war das erste Mal das er so offen über diese Sache sprach und er war sich sicher, dass sie die einzige sein würde, mit der er darüber jemals sprechen würde.

 

"Ich erwachte unter Trümmern... ich war anscheinend bewusstlos gewesen und durch den Kampf zwischen Ogre und meiner Mutter schien ich von irgendwelchen Mauerstücken gegraben worden zu sein. Ich dachte, sie müsste irgendwo dort bewusstlos unter den Trümmern liegen, so wie ich. Ich drehte jeden Stein um und suchte jeden Meter nach ihr ab... ohne Erfolg.", erzählte er weiter. "Sie war spurlos verschwunden. Ogre hatte sie auf dem Gewissen... und ich schwor Rache.", sprach er wütend mit einem blitzen in seinen Augen, dass sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. "Ich suchte Heihachi auf, wie es meine Mutter gewollte hatte und so nahm er mich bei sich auf und trainiert mich seit dem im Mishima Karate Stil." Jin spürte wie sich ihre Hand langsam zurückzog, ehe er sie wieder direkt anblickte. Seine Augen hatten etwas entschlossenes, etwas funkelte in ihnen, dass Xiao ein sonderbares Gefühl bescherte. "Ich werde auch am Turnier teilnehmen und meine Mutter rächen."
 

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Das war damals der Moment in dem sich langsam alles veränderte. Beide hatten sich nicht nur einfach ihre Geschichten erzählt, sie haben nicht nur einfach ihre Träume und Gefühle miteinander geteilt, sie sind einen Schritt gegangen und haben damit den anderen in ihre eigene Welt hineingezogen. Sie haben in dieser Nacht einen tiefen Bund der Freundschaft miteinander geschlossen und unbewusst etwas ins Rollen gebracht, das ihnen erst Jahre später klar werden würde.

 

Die nächsten Monate waren für die beiden wohl die schönsten Momente, die sie miteinander verbracht hatten. Jin holte die junge Chinesin von nun an jedes Mal mit seinem Motorrad von ihrem Aushilfsjob ab, damit so etwas, wie in der einen Nacht, nicht noch einmal geschah. Er beschützte sie wo er konnte, nicht nur in ihrer Freizeit, auch in der Schule half er ihr, rettete sie aus Situationen in die sie sich mal wieder selbst hinein manövriert hatte. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, vor allem nachdem sie nun wussten, dass beide am Turnier teilnehmen würden. Beide trainierten hart für den großen Tag, sowohl alleine als auch zusammen. Es gab nichts besseres, als einen starken Gegner mit dem man sogar befreundet war. Sie trainierten mit jedem Tag der näher kam, härter als jemals zuvor. Nicht um den anderen im Turnier besiegen zu können, nein, sondern um ihrem Ziel näher zu kommen. Keiner der beiden dachte daran, den anderen überbieten zu müssen. Im Gegenteil, sie versuchten voneinander zu lernen um noch besser zu werden, um ihre Träume, ihre Ziele zu erreichen. Für Jin zählte allein seine Rache, er würde sie auch bekommen, ohne der Sieger des Turniers zu sein, dessen war er sich sicher. Xiao hingegen wollte unbedingt das Turnier gewinnen um ihren Traum zu verwirklichen. Beide würden ihre Ziele niemals aufgeben und sollten sie wirklich gegeneinander antreten müssen, dann würden sie ihr Bestes geben.

Am liebsten hätte Jin ihr verboten an dem Turnier teilzunehmen, es war viel zu gefährlich wenn Ogre wirklich dort auftauchen würde. Aber jegliche Versuche, sie davon zu überzeugen schlugen fehl. Sie war ein verdammter Dickkopf, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es durch, das hatte er schnell verstanden. Eigentlich hatte er nicht das Recht sie davon abzuhalten, es war ihr Traum! Wie konnte er es wagen sich ihrem Traum in den Weg stellen? Aber viel schlimmer als das, wäre es, wenn ihr etwas zustoßen würde, das würde er sich niemals verzeihen. Noch ein Grund, warum er unbedingt an dem Turnier teilnehmen musste. Er wollte nicht nur seine Mutter rächen, er wollte auch Xiao vor Ogre schützen und das konnte er nur, wenn er so hart wie möglich trainieren würde. Er konnte und wollte nicht noch einen geliebten Menschen verlieren.

 

Damals hatte Jin noch nicht ahnen können was ihn mit der Teilnahme an dem King of Iron Fist Tournament 3 erwarten würde. Niemals hatte er vermutet, das Heihachi ihn hintergehen würde und sogar versuchen würde ihn zu töten. Er hatte seinem Großvater vertraut und wurde vom letzten lebenden Verwandten hintergangen wodurch sein Teufels-Gen erwachte... der Beginn einer höllischen Geschichte. Seiner Geschichte.

 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shenduan
2018-04-18T20:39:03+00:00 18.04.2018 22:39
Hachja Jin der Prinz in Strahlender Rüstung ... Nur nicht auf einem Pferd sondern einem Motorrad ^^
Antwort von:  Ran_Angel
26.04.2018 16:02
Irgendwie kann ich mir Jin nicht als Prinz in strahlender Rüstung vorstellen o-O Okay, vielleicht in einer dämonischen Rüstung *lol* Aber hey, ich freue mich über dein Kommi ;) Kriege viel zu selten welche ^^' Also, vielen Dank! ^.^


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