Zum Inhalt der Seite

Weißer Nebel, Schwarzer Schatten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

"Ihr schiebt mich also wirklich ab?" murmle ich eher zu mir selber, während ich das Auto meiner Mutter beobachte, wie es sich von mir entfernt.

Resigniert schüttle ich mit dem Kopf und schultere meine voll bepackte Reisetasche. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als hier zu bleiben.

Zu meinen 'Eltern' kann ich nicht mehr zurück. Sie hassen mich, was ich nur zu gut verstehen kann. Unmotiviert drehe ich mich um und mustere das riesige Gebäude, das schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben muss.

Es sieht fast so aus, wie ein altes Schloss, das sich mitten in einem dichten Wald befindet. Meine Heimat auf unbestimmte zeit. Mit einem Seufzen setze ich mich in Bewegung, in Richtung des Internats, welches ich von nun an besuchen werde.

Ein sanfter Wind umspielt die Landschaft und lässt meine Haare regelrecht tanzen. Genervt versuche ich mein Haar in den Griff zu bekommen und ignoriere die wunderschöne Umgebung, die nur von dem zunehmenden Mond und unzähligen Sternen beleuchtet wird.

Ob überhaupt noch jemand wach ist? Ich frage mich sowieso, warum sie mich hier mitten in der Nacht absetzten musste. In gewisserweise ist es nur logisch, bei dem, was passiert ist.

Da hätte auch ich versucht, die verantwortliche Person so schnell wie möglich los zu werden. Das ganze ist nicht einmal eine Woche her.

Es bringt nichts, weitere Gedanken daran zu verschwenden, schalle ich mich selbst und bleibe vor dem großen Tor stehen, das mich ins innere des Gemäuers führen soll. Meine Finger umschließen das kalte Metall des Türgriffs, ehe ich die Tür leise öffne.

Fahles Licht schlägt mir entgegen, erzeugt von einigen wenigen deckenleuchten. Eine riesige Eingangshalle erstreckt sich vor mir. Aufmerksam lasse ich meine Augen durch den Raum wandern, ehe ich eine Person erspähe, die vor einer Vitrine steht, in welcher einige Zettel hängen.

Scheint eine Art schwarzesbrett zu sein. Schulterzuckend schlendre ich auf den großgewachsenen Mann, mit dem braunen Haarschopf zu. Noch ehe ich bei ihm ankomme, dreht er sich, mit einem Lächeln auf den Lippen zu mir um.

"Du musst Asna sein," lächelt er mir freundlich zu und überbrückt den letzten Abstand zwischen uns mit wenigen Schritten, "ich bin Tristan, der Leiter dieser Einrichtung." Misstrauisch lege ich den Kopf leicht schief und eine meiner Augenbrauen wandert nach oben, während ich ihn genauestens unter die Lupe nehme.

Kurzes, braunes Haar, sonnengebräunte Haut, breites Kreuz, muskulöser Oberkörper, eine schlichte, blaue Jeans und ein einfaches schwarzes Hemd. Sehr seltsamer Schulleiter, wenn man mich fragt, doch ist das hier ja auch kein normales Internat.

"Bist wohl nicht die gesprächigste, wie? Auch egal, komm, ich zeig dir dein Zimmer, damit du dich endlich schlafen legen kannst," führt er ungerührt fort und setzt sich in Bewegung.

Noch immer unmotiviert folge ich ihm die Treppe nach oben, die an beiden Seiten des Saals empor ragen. Einige zeit laufen wir durch die endlos erscheinenden Gänge, ehe wir an einer Tür stehen bleiben.

"Hier wirst du ab jetzt wohnen und ich hoffe, das du sich mit deinen Mitbewohnern verstehst," mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um und lässt mich alleine zurück. Mitbewohner? Warum hat mir das niemand gesagt?

Leise grummelnd versuche ich meine aufkommende Wut zu unterdrücken und klopfe gegen das Holz der Tür, ehe ich eben diese aufdrücke. Vor mir liegt ein kleiner Flur, der keine zwei Meter misst und dahinter befindet sich ein großes, recht gemütlich wirkendes Wohnzimmer.

Die Einrichtung ist modern gehalten und zeugt von jugendlichem Stil. Auf einem bequem anmutendem Sofa und den dazu passenden Sesseln sitzen fünf jugendliche, die mich neugierig, bis gelangweilt mustern. Einige Augenblicke starren wir uns nur an, ehe die Kleinste der Gruppe aufspringt und auf mich zu tänzelt.

Ihre roten Haare wippen munter bei jedem Schritt und lassen den Vergleich mit loderndem Feuer in mir aufkommen. "Du bist also unser neuer Mitbewohner. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Luana, aber du kannst mich gerne Luv nennen. Ich hoffe, dass du dich bei uns wohlfühlen wirst. Es wundert mich nur ein wenig, das du ein Junge bist, eigentlich hat man uns gesagt, das wir ein Mädchen begrüßen dürfen," plappert sie sofort drauf los und es scheint so, als würde sie zwischen ihren Sätzen nicht einmal mehr Luft holen.

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen starre ich das Energiebündel finster an, da sie das behauptet hat, was alle behaupten: Ich wäre ein Junge.

Schön, meine Kleidung lässt nicht gerade vermuten, das ich weiblich sei, doch eigentlich sollte man das an meinem recht femininen Gesicht erkennen können, trotz meiner klobigen Springerstiefel, den weiten Oberteilen und Hosen und meinem Undercut, der mir ab und an ins Gesicht hängt.

"Luv, heute ist wohl mal wieder nicht dein schlauester Tag, oder? Wenn du genau hinsehen würdest, dann könntest du erkennen, dass es sich tatsächlich jemand weibliches ist, der da vor dir steht. Eigentlich sagt das auch schon ihr Name, denn wer würde seinen Sohn schon Asna nennen?" mischt sich nun auch einer der Jungs ein, der fast schon verständnislos mit dem Kopf schüttelt, jedoch liegt auf seinen Lippen ein warmes Lächeln.

Er hat blonde Haare und wirkt durch seine Sommersprossen und sein Zahnpastalächeln wie ein richtiger Sunny-Boy. "Oh, du hast recht Scott, das hätte ich beinahe vergessen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel Asna," brabbelt sie weiter und lächelt mich entschuldigend an.

"Das ist mir vollkommen egal, ich will einfach nur wissen, wo ich ab heute schlafe," brumme ich nicht gerade freundlich und rücke die Reisetasche zurecht, die noch immer auf meiner Schulter verweilt. "Natürlich, da hätte ich auch selbst drauf kommen können," murmelt sie eher zu sich selbst und tritt zur Seite, um mich so in das Zimmer zu lassen.

Ja das hättest du, knurre ich ihr in Gedanken zu und betrete nun vollends das Wohnzimmer. Erst jetzt kann ich die kleine Küche sehen, die sich links von mir befindet und lediglich durch eine kurze Wand vom Flur getrennt wird. Eine Wohnküche also, stelle ich unnützerweise innerlich fest.

"Logan, zeigst du ihr, wo sie schlafen wird, immerhin teilt ihr euch ab heute ein Zimmer," flötet die Rothaarige gutgelaunt, während sie die Tür leise schließt. Auf ihre Worte hin erhebt sich ein mindestens 1,90 großer Typ, mit eisblauen Augen und mittellangen, schwarzen Haaren, die er lässig nach hinten gestrichen zu haben scheint.

Selbst ich mit meinen 1,78 fühle mich klein neben ihm, was wohl an seinen breiten Schultern und seiner muskulösen Brust liegen muss. Kurz darauf verlässt er das Wohnzimmer durch eine Tür rechts von mir und deutet mir an, dass ich ihm folgen solle.

Ohne einen weiteren Blick an die Anderen zu verschwenden, folge ich Logan in einen weiteren Flur, in welchem sich lediglich drei Türen befinden. Zielstrebig steuert er auf die Letztere zu und betritt den angrenzenden Raum, dicht gefolgt von mir.

Auch dieses Zimmer ist recht modern, auch wenn es nicht wirklich groß ist. Direkt gegenüber von der Tür steht ein Bett in einer Wandnische, die gerade groß genug ist. Das zweite Bett, welches sich zu meiner rechten befindet, ist ebenfalls in einer solchen Nische eingelassen. Links steht ein langer Schreibtisch, der die gesamte Wand einnimmt und zwei dazu passende Schreibtischstühle.

An den Wänden rechts und links von der Tür haben zwei Kleiderschränke ihren Platz gefunden. Nicht wirklich groß, aber ausreichend, wenn man bedenkt, dass das hier ein Internatsgebäude ist.

Auf dem Bett, das gegenüber der Tür steht, liegen frische Bettbezüge, was mich darauf schließen lässt, das dies wohl meines sein wird. Ohne meinem zimmergenossen weitere Beachtung zu schenken, welcher sich auf sein Bett gesetzt hat, schreite ich auf meine Schlafmöglichkeit zu und lasse meine Tasche achtlos davor zu Boden fallen.

Ein Gähnen unterdrückend, entledige ich mich meines weiten, grau-schwarzen Pullis und meiner Baggijeans. Nur noch mit T-Shirt und boxershort bekleidet, meiner Meinung nach die bequemste Unterwäsche, die es gibt, lege ich mich in mein ungezogenes Bett, nachdem ich die frischen Bezüge auf meine Tasche gelegt habe.

Fast schon augenblicklich übermannt mich die Müdigkeit und ich drifte ab, in einen unruhigen, von Albträumen geplagten Schlaf.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück