Zum Inhalt der Seite

Tekken - Mayoko Ishida

Geschichte des Teufelsmädchens
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alles hat seinen Anfang

Mein Name ist Mai. Ich bin 20 Jahre alt... Halbkoreanerin. Aber Mai ist eigentlich nur mein Rufname. Mein richtiger, mein voller Name ist Mayoko Misung Ishida San. Ein langer Name, nicht? Das hat seine Gründe. Schuld sind meine Eltern. Mein Vater war Japaner. Ich habe ihn nie kennengelernt, was mich aber nicht sonderlich stört. Meine Mutter und er waren nie verheiratet, weswegen sie sich für einen koreanischen und einen japanischen Vornamen entschieden haben. Und, weil sie eben nicht verheiratet waren, habe ich auch gleich beide Nachnamen. Meine Mutter war Kim-Yae San. Eine wunderschöne koreanische Frau, die äusserlich immer jünger erschien als sie wirklich war. Sie hatte langes dunkelbraunes Haar, welches ihr immer wie ein Wasserfall auf der Schulter lag. Ich erinnere mich noch gut. Sie roch immer nach Parfüm, jedoch nie so sehr, dass man davon das kalte Kotzen kriegen würde. Ihre Augen waren dunkelbraun und wenn man in sie hineinsah, sah man sich selbst, klar und deutlich. Sie war eine liebevolle und warmherzige Frau und sie liebte mich... sie liebte mich von ganzem Herzen. Bis ich 6 Jahre alt war lebten wir in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus inmitten von Tokio. Manchmal höre ich noch heute die Autos und das leise Gerede vieler Japaner, wenn sie über die Straßen gingen um entweder zur Arbeit zu gehen, zu Shoppen oder einfach die Stadt zu erkunden. Oft hörte ich Hupen von den Straßen unten. Die meisten wären wohl von dem Krach gestört worden, doch ich habe es irgendwie gern gehört. Mit 6 Jahren konnte ich natürlich schon fliessend sprechen, aber auf einmal zogen wir weg. Ich habe meine Mutter oft gefragt, warum wir wegziehen, und wohin wir gehen würden. Sie sagte immer, dass alles gut werden würde. Wir würden eine größere Wohnung haben, sagte sie, und ich hätte ein größeres Zimmer. Sie hatte mir den Umzug so schöngeredet, dass ich mich tierisch darauf freute. Und ihr Versprechen wurde gehalten. Die Wohnung, die wir hatten war, verglichen mit der alten in Japan, geradezu riesig. Wir hatten Fenster in allen Windrichtungen, sodass ich von meinem Zimmer aus immer den Sonnenuntergang sehen konnte. Ich liebte es, wie die untergehende Sonne alle Gebäude und Bäume golden oder gar rot einfärbte. Und den Sonnenaufgang? Den sah ich immer vom Wohnzimmerfenster aus. Als wir gerade frisch eingezogen waren, stand ich immer sehr früh auf, weil ich unbedingt sehen wollte, wie die Sonne den Horizont langsam erleuchtet. Ich liebe solche Anblicke heute noch. Wir lebten nun also in Südkorea. Der Heimat meiner Mutter. Sie sprach beide Sprachen, das war ihr Heimvorteil, während ich nur japanisch konnte. Eines Tages nahm mich meine Mutter mit zu einem Treffen mit einem befreundeten Paar. An die Gesichter der beiden kann ich mich garnicht mehr erinnern... ich weiss nur, dass sie sehr streng ausgesehen haben. Und es auch waren. Sie hatten einen Sohn, der ein Jahr älter als ich war. Sie sagten, wir sollen miteinander spielen... ich verstand ja noch nichtmal was er zu mir sagte. Er war ein kleiner Raufbold, irgendwie war er wild gesonnen. Er hatte struppelige schwarze Haare und er plapperte andauernd mit mir, während ich kein Wort verstand, weswegen ich ihm auch nicht antwortete. Er glaubte irgendwann, ich könne nicht sprechen, weswegen er mich nicht mochte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass sein Vater ihn geschlagen hatte... das weiss ich, weil wir sie oft besucht hatten, und sein Vater immer wieder glaubte, er habe mir wehgetan. Doch ich konnte ihm nie sagen, dass es nicht so war, nur meiner Mutter, die versuchte den Vater des Jungen aufzuhalten. Meine Mutter und das Paar stritten sich einmal, nachdem der Vater wieder zugeschlagen hatte. Meine Mutter fand es nicht richtig, wie sie ihn behandelten... ich hörte sie lautstark auf Koreanisch im Wohnzimmer streiten, während ich langsam in das Zimmer des Jungen ging, wo er zusammengekauert in einer Ecke sahs und schluchzte. Er tat mir so leid... ich wollte ihm helfen. Ich hatte ein bischen Koreanisch gelernt, doch konnte ich noch nicht genug um ihn aufzuheitern. Ich wusste, er mochte mich nicht und deswegen ging ich auch nur sehr vorsichtig. Ich wollte ihn an der Schulter streicheln, doch er stieß meine Hand weg. Heute weiss ich, was er mir damals dabei entgegenwarf... er zischte wütend

»Lass mich zufrieden du dämliche stumme Kuh!«

Wenn man sich das heute so durch den Kopf gehen liess... eigentlich verdammt süß, die Beleidigung. Aber von einem windelweich geschlagenen 7-Jährigen wohl auch nicht anders zu erwarten. Er dachte immernoch, ich könne nicht sprechen, doch dann sagte ich ihm etwas in seiner Sprache. Nichts Besonderes... ich sagte nur:

»Nicht weinen.«

Mehr nicht. Ich sagte ihm nur, er solle nicht weinen. Er sah mich aufeinmal an als wäre ich ein Hund der gerade mit ihm gesprochen habe... er redete wieder mit mir, doch ich sagte immer nur »Nicht weinen.« Und er hörte auch langsam auf zu weinen. Doch noch bevor er wirklich aufgehört hatte, schnappte meine Mutter mich und wir gingen... einfach so. Ich wusste nicht mal wie der Junge heisst. Als ich alt genug war alleine rauszugehen und als ich fliessend koreanisch sprach, bin ich an einem Wochenende wieder zu dieser Familie. Sie hatten ein Haus, also musste ich mich nicht an den Nachnamen erinnern. Ich klingelte an der Tür und ich könnte schwören, es waren dieselben zwei Personen die die Tür öffneten... ich weiss es einfach. Auch wenn ich mich nicht mehr an die Gesichter erinnern konnte. Ich begrüßte sie und fragte, ob ihr Sohn zuhause ist. Doch sie sagten mir, sie haben garkeinen Sohn. Das verwirrte mich... vielleicht gab es ja Probleme? Ich sagte ihnen, wessen Tochter ich bin, damit sie mich vielleicht zu ihm lassen würden, doch sie knallten mir die Tür vor der Nase zu... und ich stand da. Ich sah diesen Jungen niewieder. Was war passiert? Er musste gerade erst 10 Jahre alt gewesen sein, wo war er hin? Ich würde es nie erfahren, da meine Mutter in Bezug auf diese Familie komplett abblockte. Generell war sie in den ganzen Jahren irgendwie anders geworden. Sie schien deprimiert... sie war verbittert. Diese sonst so liebevolle Frau, die sich immer um mich kümmerte, hatte sich völlig verändert. Sie sagte mir als ich 13 war oft, ich sähe ihm zu ähnlich... wen meinte sie? Meinen Vater? Sie hasste ihn, das wusste ich... Alle sagten, er habe sie verlassen, als sie schwanger mit mir war. Und sie sah ihn nun in mir. Jeden Tag aufs Neue. Und so hasste sie auch mich. Das spürte ich. Sie war nicht mehr die Frau die ich kannte. Sie bestrafte mich wegen Kleinigkeiten, schimpfte oft mit mir. Ich verstand es nicht... verstand einfach nicht warum sie so war. Doch das nun Folgende musste ich auch nicht verstehen... wenn ich es verstanden hätte, damals, hätte ich es auch nicht verhindern können. Meine Mutter fand einen neuen Mann. Nun gut, das freute mich auch für sie. Wirklich. Sie ging oft aus, bis sie ihn nach ein paar Monaten mit zu uns nachhause brachte und ich ihn kennenlernen durfte. Sie stellte ihn mir vor und er sah mit einem komischen Lächeln zu mir. Ich weiss nicht warum, doch es machte mir Angst. Er hatte ganz kurzes Braunes Haar und markante Wangenknochen. Er musste älter sein, denn er hatte eine Menge kleiner Fältchen im Gesicht. Er wirkte streng, sein Gesicht von jedem Barthaar befreit. Ich kenne seinen Namen nicht mehr... Irgendetwas mit S... Aber seinen Namen musste ich auch nicht kennen. Denn er war genauso streng, wie ich ihn eingeschätzt hatte. Kommandierte mich herum und schaute mir bei allem was ich tat auf die Finger. Selbst meine Hausaufgaben musste ich oft mehrmals machen, weil ihm meine Schrift nicht schön genug war. Etwas zu Essen bekam ich erst, wenn er zufrieden war. Er schlug mich oft mit harten gegenständen oder gar mit Nietengürteln. Mehr tat er nicht, falls ihr gedacht habt, es würde in eine etwas ekelhaftere richtung wie etwa "anfassen" gehen... Doch das reichte mir schon... es war schlimm genug für mich. Diese Erniedrigungen, Schmerzen und der Blick meiner Mutter. Als sei es ihr egal. Ich hatte solche Angst etwas zu tun oder zu sagen, dass ich es jahrelang einfach über mich ergehen liess. Bis an einem Tag als ich 16 Jahre alt war. Es würde noch zwei Jahre dauern, bis ich volljährig bin, doch ich hielt es einfach nicht mehr aus. Es geschah nicht immer, doch allein, dass es geschah, liess mich jeden Abend zitternd ins Bett gehen. Ich hatte mich verändert. Ich hatte eine sarkastische und auch etwas zynische Art entwickelt, wirkte äusserlich stärker als meine Mutter oder ihr nun mitlerweile 7. Mann. Meine Haare waren kurz und schwarz gefärbt. Ich hatte mein Ich gefunden. Doch es sollte mir nichts nützen. Auch wenn ich mich irgendwann für Kampfkunst interessierte, konnte ich nicht genug, um mich gegen sie zu wehren. Doch eines Nachts fand ich endlich den Mut, meine Fesseln abzulegen und aus diesem Gefängnis auszubrechen. Sie waren nicht gerade leise, also hörte ich laut und deutlich, wie dieser Kerl meine Mutter beglückte. Ich nahm nichts mit, keinen Schlüssel, kein Handy, nur etwas Geld. Und dann, als ich aus der Tür raus war, rannte ich. Ich rannte so weit und so schnell meine Füße mich trugen. Es regnete in Ströhmen und ich hatte nur eine Hose und ein T-Shirt. Als meine Beine vom Rennen schmerzten blieb ich stehen. Mitten im Regenguss und fror. Doch ich weinte nicht. Mir war danach, doch ich tat es nicht. Ich stand einfach nur da und sah mich um, wohin ich gerannt war und mir wurde klar, dass ich nun allein war. Es störte mich weniger, als ich es für möglich gehalten hätte, aber dennoch war es ein komisches Gefühl. Von nun an lebte ich auf der Straße, dessen war ich mir durchaus bewusst. Und so lebte ich auch. Ich schnorrte Geld, stöberte in Altkleiderkartons nach Klamotten und stahl Essen. Mit den Monaten sah ich immer so aus, wie ich mich hasste. Meine Haare wurden immer, immer länger und meine Klamotten immer, immer schäbiger. Es ist nicht so, dass ich penibelst auf mein Aussehen achte, doch ich fühlte mich wohl, so wie ich aussah und mich kleidete.... Doch das war mein geringstes Problem. Denn ich musste jeden Tag aufs Neue überleben und tat Dinge, die ich sonst nie tun würde. In einer Nacht wurde ich für all das bestraft, als ich keinen Platz zum Schlafen fand und mich in irgendeiner Seitenstraße niederliess. Ich wusste ja nicht, dass die Bande, die ich beklaut hatte eine Bande war.... dabei handelte es sich nur um ein paar kekse, aber das war ihnen scheinbar schon genug, sich in ihrer Ehre gekränkt zu fühlen. Sie lauerten mir in der Seitengasse auf.... viel möchte ich von dem Punkt aus nichtmehr erzählen. ich war zu schwach und müde um mich zu wehren, von der fehlenden Kampfsporterfahrung ganz zu schweigen. Sie schlugen mich zusammen und dann ließen sie mich liegen.... und irgendwann schlief ich ein. Ein Wunder, wenn man bedenkt was passiert war, doch sie hatten mich völlig entkräftet. In meinen Träumen schwor ich stärker zu werden. Ich schwor mir, mich irgendwann gegen solche Menschen zu verteidigen. Doch das brauchte ich garnicht. Denn am nächsten Morgen wurde ich von einer Stimme geweckt, die meinen Namen rief. Es war meine Mutter...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück