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Hannibal Lecter

Die Gesänge der Toten
von

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Was Sie nicht sagen, Doktor...


 

"NEIN! NEIN! NEIN!" schüttelte Zoe bestimmt den Kopf.

"Oh Gott geht das jetzt schon wieder los?" seufzte Gabriel und Catherine stimmte resigniert mit einem leichten Nicken zu.

Seit Doktor Hannibal Lecter vor drei Wochen an ihre Universität gekommen und er auf Zoe Itami gestoßen war, hatten die beiden so ziemlich jede Stunde einen nun ja - man könnte es als "Machtkampf der Intelligenz" bezeichnen - ausgeführt. So begann es meistens.

Doktor Lecter beantwortete eine Frage, die ein höflicher Student in den Raum geworfen hatte - meistens ein wirklich guter Gedanke für eine Diskussion und sobald Doktor Lecter fertig gesprochen hatte, kam Zoe Itami mit ihrem berühmten Ausspruch.

"NEIN! NEIN! NEIN!" sagte sie erneut und schüttelte den Kopf.

"Fräulein Itami was genau meinen Sie mit "NEIN?" fragte Doktor Lecter kühl. Innerlich aber musste er lachen, dieses Zoe Itami war wirklich eine harte Nuss und außerdem auch noch sehr intelligent.

"Wie können Sie einfach so sagen, dass es immer darauf hinausläuft?" fragte Zoe trocken. Sie hatte die Beine kokett überschlagen und ihr schwarzer Rock zeigte ihre makellosen Beine bis zu den Knien.

"Fräulein Itami es ist nun mal so - selbst die neuesten Studien ergeben nichts anderes." erwiderte Doktor Lecter.

"Wenn alle sagen würde: "Springen wir von der Tower Bridge - würden Sie es dann auch tun?" fragte Zoe kalt.

"Ein guter Gegengedanke!" lächelte Lecter.

"Ich kann Ihnen einfach nicht zustimmen." Zoe stützte sich auf ihrer linken Handfläche auf und sagte: "Die Identifikation mit dem Aggressor ist noch lange keine Ausrede dafür, dass Menschen einander töten dürfen - nur weil sie eine schlimme Kindheit oder ähnliches erlebt haben. Das ist völliger Schwachsinn!"

Interessiert erkannte Lecter, dass in Zoes Augen ein Feuer zu brennen schien.

"Mhm - dennoch ist es wissenschaftlich erwiesen, dass die meisten Menschen, die eine grausame Kindheit oder ein Traumata erlebt haben, dies meistens in ihren eigenen Taten verarbeiten. Viele schaffen es sich wieder "normal" in die Gesellschaft einzufügen. Ist der seelische Schaden allerdings so irreversibel und gewaltig, dann kann es leicht passieren, dass Menschen in die falsche Richtung abbiegen. In die mörderische Richtung!" setzte er hinzu.

"Ich bitte Sie, das ist Großteils nur Spekulation. Ich meine, angenommen, wenn mein Vater mich vergewaltigt hätte, ich mir einrede wie ungerecht doch die Welt ist, und ich das einfach nicht wegstecken kann, dann soll ich einfach hingehen und nicht nur am besten meinen Vater erschießen, sondern auch alle Menschen die jemals nur an eine Vergewaltigung gedacht oder sogar eine verübt haben?" fragte Zoe.

Neben ihr wechselten Catherine und Gabriel einen beunruhigten Blick - nun zog Zoe die schweren Geschütze auf.

Atemlos verfolgten die anderen Studenten den Wortwechsel zwischen Lecter und Itami.

"Nun - das ist ein - nennen wir es "bizarres" Beispiel - aber ja, im Grunde ist es genauso!" sagte Lecter ruhig.

Zoes Augen glühten wütend auf, sie lehnte sich angriffslustig nach vorne: "Doktor Lecter - das ist Schwachsinn. Wenn tatsächlich jeder Mensch, der sich in der Form eines Opfers sieht, zu dem Schluss kommt - seine Wut und seine "mögliche Rückzahlung" der Schmerzen ist "psychologisch" begründet und als "völlig in Ordnung" betrachtend, dann hätten wir in weniger als einer halben Stunde reine Anarchie. Wenn nicht sogar Kannibalismus und das typische Verhältnis "Aug um Aug, Zahn um Zahn!". Zoe lehnte sich zurück: "Und dass hat schon bei den alten Griechen und Römern nicht gut funktioniert."

Die Glocke ertönte und zunächst blieben die Studenten noch sitzen, dann sagte Lecter höflich: "Die Vorlesung ist vorbei. Wir sehen uns am Freitag im Sezierraum."

Die Studenten erhoben sich und verließen den Saal. Nur Zoe Itami blieb zurück. Sie hob ihre Tasche auf und schlenderte betont langsam die Stufen hinunter. Lecter ließ sie dabei nicht aus den Augen.

"Verzeihen Sie, Doktor Lecter. Eigentlich bin ich nicht so ..." Zoe verstummte.

Lecter schlug vor: "... aggressiv, oder besser - temperamentvoll?"

Er lächelte kühl.

"Sowohl als auch." stimmte Zoe trocken zu. Sie wandte sich zum Gehen.

"Sagen Sie - Miss Itami." ertönte Lecters Stimme. Sie blieb am Türrahmen stehen.

"Was hat Sie so kalt werden lassen? Was für ein "irreversibles Traumata" haben Sie als Kind erlebt?" fragte Doktor Hannibal Lecter leise.

Zoe erwiderte zunächst nichts, dann drehte sie sich um und sah Lecter kühl ins Gesicht, ihre Miene verriet nichts: "Ich werde nicht gerne analysiert, Doktor Lecter."

Lecter grinste diabolisch: "Das wird kein Mensch gerne..."

Zoe konnte nicht anders, sie grinste zurück:" Was Sie nicht sagen, Doktor..."
 

Damit drehte sie sich um und verließ den Vorlesesaal. Lecter sah ihr interessiert nach. Dann ließ er sich leise lachend in seinen Sessel fallen und dachte intensiv nach.

Dann nickte er und blickte zum Fenster hinaus, wo der typische englische Regen einsetzte: "Dann wollen wir doch mal ein neues Spiel beginnen. Und du... Zoe Itami..." er grinste: "... du wirst meine neue Spielpartnerin. Herzlichen Glückwunsch. Wie lange es wohl dauern wird, bis du daran zerbrichst?"



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