Plötzliche Ohnmacht
Ich war im Schock und mein Zittern wollte nicht nachlassen. Dabei wusste ich ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet hatte. Dass Drachen ihren Streit mit einer Schachpartie lösten? Trotzdem war es schockierend, zu sehen, wie sich Flame und Reyyon wie wilde Tiere aufeinanderstürzten. Insbesondere, weil ich deren Menschengestalten kannte. Reyyon bedachte mich mit einem skeptischen Blick, aber ich wusste nicht genau, was das bedeuten sollte. Als sich beide zurück verwandelt hatten, verstand ich, was Reyyon so skeptisch machte. Beide waren nackt.
Wo waren nur die Handtücher? Sie mussten im Chaos des Kampfes verloren gegangen sein. Ich war wie erstarrt, Reyyon kannte ich ja schon nackt, trotzdem machte es mich natürlich immer noch verlegen. Aber Flames Körper hatte ich noch nicht gesehen. Ich war mir sicher, er hatte nirgendwo an seinem Körper ein Milligramm Fett zu viel. Verlegen blieb ich mit meinen Augen bei seinem Bauch stehen, danach drehte ich mich um.
"Ieeeeeeks! Ihr Vollidioten! Sucht eure Handtücher, na los!"
Die Spieglung im See zeigte mir, dass ich knallrot war, was mich nicht überraschte. Das war einfach offensichtlich. Reyyon lachte auf und Flame war ruhig geblieben. Diese Situation machte mich schrecklich nervös. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich die Augen reflexartig geschlossen hatte. Also konzentrierte ich mich auf die Geräusche, ein Wasserplätschern kam mir gefährlich nahe.
Sofort öffnete ich die Augen, falls Reyyon sich eine blöde Aktion einfallen lassen würde, doch ich war im Unrecht, Flames Handtuch war direkt neben mir und ich spürte seinen Atem in meinen Nacken, so nah war er mir. Sofort zuckte ich zusammen und quietschte leise.
"Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken."
Dabei schenkte er mir sein süßestes Lächeln, was aber bizarr aussah, da Blut von Reyyon an seinen Lippen klebte. Das störte mich und ich nahm den Ärmel meines Oberteils, tauchte ihn ins Wasser und wischte es vorsichtig weg. Überrascht blinzelte ich ihn an, da er leicht errötete und mich fragend ansah.
"Ich- ich du hattest Blut ... an den Lippen...hmpf."
"Tut mir leid, das mit mir und Reyyon. Fürchtest du dich jetzt von mir?"
Diese intime Nähe machte mich immer nervöser und ich fing an, mit meinen Haaren zu spielen. Ich versuchte, mit Reyyon Augenkontakt herzustellen, damit er mich irgendwie aus dieser peinlichen Situation rettete.
Entweder sah er es nicht oder er ignorierte mich. Reyyons Brust war voller Blut und ich sorgte mich um ihn. Eine Wunde in Herznähe? Oder können Drachen so nicht sterben? Ich wusste es nicht...
auch sein Arm blutete von einer Bisswunde, doch ich zwang mich, wieder zu Flame hinüberzusehen. Er sah schlimmer aus, seine Flügel waren zerkratzt und die schwarzen Schwingen waren in Blut getränkt. Dann hatte er noch einige Bisswunden an Schultern, Beinen und Nacken. Flames Frage beantwortete ich mit einer weiteren Frage: "Hattet ihr vor, euch umzubringen?"
"Nein, natürlich nicht", antwortete sofort Flame. Eigentlich wollte ich auch eine Antwort von Reyyon, aber dieser schwieg.
"Entschuldige mich vielmals, ich habe mich... in meinen Gefühlen verloren."
Meine Neugier wollte wissen, warum sie sich hassten. Ich denke, das liegt vielleicht an ihrer gegensätzlichen Art. Reyyon war die meiste Zeit gleichgültig und emotionslos, ganz anders als Flame, denn er schien sehr temperamentvoll und leicht zu begeistern zu sein. Flame umarmte mich wohl als Entschuldigung und ich fühlte meine Beine nachgeben.
"Huch? Geht es dir nicht gut? Ich dachte... vielleicht sollte ich dich stützen."
Mir wurde plötzlich schlecht und ich merkte, wie meine Augen zufielen. Ich hätte schwören können, dass Reyyon mich rief, aber sicher war ich mir nicht …
