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Dein wilder Garten - Mein Herz

NaLu
von

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Worum geht's hier eigentlich?

Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber irgendwie hat mir dieses Kapitel einige Probleme gemacht. Aber es war ein notwendiges Übel^^

Noch mal zur Erinnerung: normaler Text: Natsu; kursiver Text: Lucy

Ich wünsche Euch wie immer viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 3 – Worum geht’s hier eigentlich?
 

Keine Hundert Jewel. Das war das eher traurige Ergebnis des Trödelmarkts. Sie hatten ein bisschen Kleinkram an den Mann gebracht, aber ein Großteil der Bücher war noch da.

„Vielleicht kann ich sie ins Antiquariat bringen“, schlug Igneel vor. „Weißt du, ob es in der Stadt eins gibt?“ Natsu hob die Schultern. Sie waren noch keinen Monat in der Stadt und Magnolia war riesig. Er war froh, dass er meistens mit Lisanna oder Gazille unterwegs war, denn sonst hätte er sich schon längst verlaufen. Happy sprang miauend auf seinen Schoß und Natsu kraulte seinen blauen Kater hinter den Ohren. Kurz darauf füllte ein gleichmäßiges Schnurren den Raum.

„Nächste Woche ist Elternversammlung in der Schule. Vielleicht kannst du da Jemanden fragen, der Ahnung von alten Büchern hat“, schlug Natsu vor. „Du denkst“, lachte Igneel anerkennend. Natsu streckte ihm die Zunge raus. So war es immer zwischen ihnen und Natsu hoffte, dass sich das niemals ändern würde. Denn sein Vater war wie ein guter Freund für ihn und jetzt, da sie in einer neuen Stadt wohnten, war er sogar sein bester Freund. Er kam zwar mit Gajeel ganz gut aus, aber Freund würde er seinen missmutigen Klassenkameraden nicht nennen. Und Lisanna war nun mal ein Mädchen. Außerdem sah es nicht so aus, als wären sie Freunde. Vielmehr waren sie auf dem Weg zum Paar, aber wussten noch nicht genau, ob sie wirklich am Ziel ankommen würden. Wenn Natsu ehrlich war, dann hatte er ein bisschen Angst davor. Er hatte noch nie etwas wie eine Beziehung gehabt. Wenn er darüber nachdachte, dann war er auch noch nie richtig verliebt gewesen. Natürlich hatte es in ihrer alten Stadt Mädchen gegeben, die er ganz süß fand, aber wirklich verliebt war er nie in eines dieser Mädchen gewesen. Und er war irgendwie froh darüber, denn dieses ganze Verliebt sein – wenn er es denn war – war mehr als nur verwirrend.

Natsu wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sein Vater ihn in die Seite knuffte. Fragend sah er Igneel an. Dieser hielt ihm einen Zettel unter die Nase. Verlegen sah er auf seine Füße. „Du könntest mir nicht zufällig noch mal aufschreiben, wo genau ich hin muss?“ Natsu grinste seinen Vater an. „Sag bloß, du weißt nicht, wie du zur Schule kommst?“ Igneel brummte beleidigt und kritzelte auf dem Papier herum. „Doch, sicher. Aber ich war noch nie drin und habe keinen blassen Schimmer, wo deine Klasse ist“, erklärte er seinem Sohn geduldig. Natsu schmunzelte und nahm den Zettel. Vorsichtshalber schrieb er auch eine Wegbeschreibung zur Schule mit drauf. Nur für den Fall…
 

Natsu saß auf seinem Bett und starrte auf den Garten. Oder wenigstens auf das, was er vom Garten sehen konnte. Es war windig und die Trauerweide verdeckte den Großteil seines Fensters. Es war schon spät und Igneel war immer noch nicht zurück. Sein Vater mochte schulische Pflichtveranstaltungen für Eltern überhaupt nicht, das wusste Natsu. Igneel behauptete immer, dass er nicht jahrelang auf seinen Abschluss hingearbeitet hatte um dann doch ständig wieder in der Schule zu hocken. Natsu hoffte, dass er sich nicht verlaufen hatte und jetzt ziellos durch die Stadt irrte. Er schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Sein Vater war ein erwachsener Mann. Wenn er sich verlaufen hätte, dann könnte er nach dem Weg fragen, auch wenn es seinen Stolz ankratzen würde.

Natsu stand vom Bett auf und ging zu seinem Kleiderschrank. Daneben standen noch einige Kisten, die er bis jetzt nicht durchgeschaut hatte. Die meisten Sachen waren ihm eh zu klein geworden, aber es schien ihm eine gute Möglichkeit zu sein um die Zeit tot zu schlagen. Und Igneel würde ihm dann auch nicht mehr damit in den Ohren liegen. Er öffnete eine der Kisten und begann seine alte Kleidung auszusortieren. Das meiste schien ihm vor zehn Jahren gepasst zu haben und Natsu wunderte sich, warum er noch nie auf die Idee gekommen war, auszumisten. Als er das letzte T-Shirt aus der Kiste nahm, kam darunter ein Karton zum Vorschein. Vorsichtig holte er ihn aus der Kiste. Es sah aus wie ein sehr kleiner Schuhkarton und Natsu überlegte, ob er noch Schuhe aus Kindergartentagen aufbewahrte. Als er den Deckel öffnete, blickte er auf einen Umschlag der auf weißem Stoff lag. Der Stoff erinnerte ihn an den Bauch einer Schlange oder Eidechse, weiß und schuppig. Er nahm den Stoff heraus und fuhr über das Schuppenmuster. Es war weich und flauschig und sah aus wie ein Schal. Natsu runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht an so einen Schal erinnern. Vielleicht gehörte er ja Igneel. Er griff nach dem Umschlag und las seinen Namen in feiner, sauberer Schrift. Seine Mutter musste den Umschlag beschriftet haben, denn die Handschrift seines Vaters hatte, auch wenn Igneel sich sehr viel Mühe gab, immer erstaunliche Ähnlichkeit mit Hieroglyphen. Nach fast siebzehn Jahren konnte Natsu zwar das meiste davon entziffern, aber wenn Igneel es eilig hatte und ihm eine Notiz kritzelte, dann bekam er doch Probleme. Er nannte es gedanklich immer Schrecklichkeitsgrad Nummer zwei!

Er drehte den Umschlag um und fuhr mit dem Finger unter der Öffnung entlang. Der Kleber war ein wenig klumpig und musste alt sein. Also war der Brief tatsächlich von seiner Mutter. Er zog einen Bogen Papier heraus und faltete ihn auseinander.
 

Natsu,

Ich fürchte, dass ich Dir diesen Brief nicht mehr persönlich überreichen kann. Du weißt, dass ich schwer krank bin und mir nicht mehr allzu viel Zeit auf dieser Welt vergönnt ist. Das bedauere ich sehr, denn ich würde so gerne sehen, wie Du aufwächst. Ich wünsche mir, dass Du verstehst, dass ich Dich niemals absichtlich verlassen werde. Aber jeder Mensch hat nur eine gewisse Lebensspanne und meine neigt sich dem Ende zu.

Ich bin nun schon einige Zeit im Krankenhaus und die Ärzte halten es für das Beste, wenn Du mich nicht so oft besuchen kommst. Du hattest kaum Gelegenheit, Zeit mit mir zu verbringen. Gerade deswegen möchte ich, dass Du ein Andenken an mich hast. Dein Vater erzählte mir, dass sein Vater ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag einen Schal geschenkt hat. Dieser Schal sollte ein Symbol sein für den Schutz, den die Familie einem bietet. Vielleicht verstehst Du ja, was damit gemeint ist. Auch ich möchte Dir einen solchen Schal schenken. Damit Du es immer warm hast und Du Dich behütet fühlen kannst, wo immer Du auch bist und was immer Dir widerfahren mag. Igneel wird ihn Dir zusammen mit diesem Brief zu deinem achtzehnten Geburtstag überreichen, das hat er mit versprochen.

Ich wünsche Dir alles Gute, das einem Menschen auf dieser Welt passieren kann.

Auch wenn ich nicht mehr bei Dir sein kann, so werde ich doch immer auf Dich achtgeben.

In Liebe,

Mama
 

Natsu schluckte. Seine Augen brannten unangenehm und sein Hals war wie zugeschnürt. Behutsam wickelte er sich den Schal um den Hals. In einem halben Jahr wurde er achtzehn. Ob Igneel es ihm übel nehmen würde, wenn er den Schal jetzt schon trug? Sobald sein Vater wieder da war, würde er ihn fragen.

Natsu sah Igneel erst am nächsten Morgen beim Frühstück. Als er seinem Vater den Schal unter die Nase hielt, sah dieser traurig zu ihm auf. „Wo hast du den denn her?“, wollte er wissen. Natsu zuckte mit den Schultern. „Ich hab die Kisten mit den alten Klamotten aussortiert.“ Igneel kratzte sich verlegen am Kopf. „Naja, auf ein halbes Jahr kommt es jetzt auch nicht an“, meinte er nach einer Weile. „Deine Mutter sieht es bestimmt auch nicht so eng“, fügte er mit einem schwachen Augenzwinkern hinzu. Natsu lächelte traurig und setzte sich an den Tisch. Er nahm sich ein Toast und bestrich es mit Marmelade. „Wo warst du gestern eigentlich so lange?“, fragte Natsu neugierig. Igneel verschluckte sich am Kaffee, den er gerade trinken wollte und hustete. Natsu runzelte die Stirn. Das war doch eine vollkommen harmlose Frage gewesen. Nachdem Igneel seinen Erstickungskampf gewonnen hatte und man sein Gesicht farblich wieder von seinen Haaren unterscheiden konnte, räusperte er sich einige Male und sah dann verlegen auf die Tischplatte. Natsu hob eine Augenbraue. Igneel malte mit dem Zeigefinger Muster auf den Tisch und sah überall hin nur nicht zu Natsu. „Also, weißt du“, begann er zögerlich, „Nach der Elternversammlung hatte ich noch eine Verabredung.“ „Geplant?“, fragte Natsu skeptisch. Igneel schüttelte den Kopf. „Nein, nicht geplant. Beim Elternsprechtag haben wir uns kennengelernt und uns unterhalten und so. Danach haben wir dann beschlossen, irgendwo was trinken zu gehen und später hab ich sie noch nach Hause begleitet und … ach, du weißt doch, wie sowas läuft!“

Natsus andere Augenbraue wanderte ebenfalls seine Stirn hinauf. „Ja, ich hab so eine grobe Ahnung wie das läuft“, räumte er ein. „Du bist nicht sauer?“, wollte Igneel wissen. „Kommt drauf an“, gab Natsu zu. Igneel sah ihn nachdenklich an. „Worauf?“ „Darauf, mit wem du zusammen warst.“ Aus Igneels Gesichtsausdruck konnte Natsu lesen, dass sein Vater gehofft hatte, dass sie dieses Thema umschiffen könnten. Er rang sich trotzdem zu einer Antwort durch. „Grandine.“

Oh.

Oh!

OH!!!

Bitte nicht!

„Grandine Marvell?!“, Natsu kreischte es beinahe. Igneel nickte. Er schien mit so einer Reaktion gerechnet zu haben. „Muss das sein?“, beschwerte Natsu sich. Igneel sah seinen Sohn wütend an. „Hör mal. Nur weil du mit Lucy nicht zurechtkommst, heißt das noch lange nicht, dass ich mich auch mit ihrer Tante nicht vertrage.“ Empört sah Natsu seinen Vater an. „Aber Lucy…“ Igneel unterbrach ihn: „Ist nicht Grandine!“ Natsu öffnete den Mund um etwas zu erwidern doch der Blick, den Igneel ihm zuwarf, ließ ihn verstummen. Missmutig aß er sein Toast und verfluchte alles, was ihm in den Sinn kam.
 

Als Natsu sich auf seinen Platz zwischen Gajeel und Lucy setzte, hatte sich seine Laune nicht im Geringsten gebessert. Warum, in drei Teufels Namen, musste sein Vater mit Lucys Tante ausgehen? Es war ja nicht so, dass sie die einzige Frau in Magnolia war.

„Du hast es gehört, nehme ich an“, wurde er angesprochen. Grimmig drehte Natsu sich zur Seite und sah Lucy an. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und ihr Mund zog eine harte Linie durch ihr Gesicht. Es gab nur eine Sache, die ihm sofort in den Sinn kam – natürlich! – und er war froh, dass Lucy auch nicht begeistert darüber zu sein schien. Er brummte schlecht gelaunt und zustimmend zugleich. Sie verschränkte die Arme ärgerlich vor der Brust. „Und jetzt?“, maulte sie ihn an. Er zuckte nur nichtssagend mit dem Kopf. „Toll“, murmelte Lucy sarkastisch. „Äh“, mischte sich Gajeel stirnrunzelnd ein, „Worum geht’s hier eigentlich?“ Als Natsu und Lucy sich zu ihm umdrehten und ihm wütend „Das geht dich nicht an!“ entgegen schleuderten, wünschte er sich, er hätte nie gefragt.

Während der Mittagspause sah man Natsu Dragneel und Lucy Heartphilia zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bank sitzen. Einige runzelten die Stirn oder tuschelten miteinander, wenn sie an ihnen vorbei gingen, doch sie bemerkten es nicht. Sie waren mit ihren Familienproblemen beschäftigt, die sie tatsächlich am besten zusammen lösen konnten. Dachten sie wenigstens.

„Und ich musste mir heute Morgen den ganzen Abend von Grandine in allen Einzelheiten erklären lassen. Es war die schlimmste Frühstücksunterhaltung, die ich je mit ihr hatte“, schimpfte Lucy. Natsu runzelte verärgert die Stirn. „So viel habe ich Igneel gar nicht sagen lassen. Nachdem er mir von deiner Tante erzählt hat, hab ich mein Toast genommen und in meinem Zimmer gegessen. Gab‘s irgendwas, was man unbedingt wissen muss?“ Lucy hob die Schultern. „Weiß nicht genau. Bei Grandine ging es hauptsächlich darum, wie dein Vater ihr aufgefallen ist, weil er ja neu in der Stadt ist. Und das er wohl sehr interessant aussieht. Tut er das wirklich?“, wollte sie von Natsu wissen. Diesmal hob Natsu die Schultern. „Denke schon. Ich meine, ich hab mich an ihn gewöhnt, aber du kannst in eigentlich nicht verfehlen, wenn du ihn siehst.“ Lucy sah Natsu skeptisch an. „Was hältst du von einer Beschreibung? Ich gebe dir dann auch eine von Grandine, damit wir wissen, wenn sie sich wieder treffen und wir sie dabei sehen“, schlug sie vor. Natsu nickte zustimmend. „Gut“, Lucy runzelte kurz die Stirn, „Also, meine Tante hat silberblonde Haare und ihre Augen sehen ein bisschen aus als wären sie golden. Sie ist sehr hübsch, groß und schlank und immer modisch gekleidet, aber trotzdem irgendwie schlicht. Kommst du damit zurecht?“

„Nicht mit der Klamottenbeschreibung. Aber ich gehe mal davon aus, dass es hier nicht viele Frauen mit silberblonden Haaren und goldenen Augen gibt, oder?“, bemerkte Natsu. Lucy schüttelte den Kopf. Dann sah sie Natsu fragend an. Sie war schon ein ganz kleines bisschen neugierig darauf, wie sein Vater aussah. Sie fragte sich, ob er wohl auch rosa Haare hatte. Als Natsu nur stirnrunzelnd auf den Boden sah, fragte sie nach: „Und dein Vater?“ Natsu sah sie an und lächelte dann. Und an diesem Lächeln erkannte Lucy, dass er, sosehr er sich jetzt auch über seinen Vater ärgerte, ihn sehr schätzte. Natsu überlegte kurz. „Igneel sieht wohl tatsächlich ein wenig interessant aus. Er hat glutrote Haare und dieselbe Augenfarbe wie ich. Er hat einige Narben von der Arbeit in der Eisenschmiede, aber am auffälligsten ist die an seinem rechten Auge. Er sieht ziemlich einschüchternd aus und ist ein bisschen schroff. Igneel trägt am liebsten Jeans“, Natsu runzelte kurz die Stirn, „Ja, das müsste es gewesen sein.“ Er sah Lucy neugierig an. Sie versuchte, sich Natsus Vater so gut wie möglich vorzustellen und hatte plötzlich eine vage Ahnung, warum ihre Tante ihn interessant fand. „Dann halten wir jetzt die Augen auf“, schlug sie vor, „und hoffen, dass wir da alle irgendwie mit einem blauen Auge wieder raus kommen.“ Natsu nickte zustimmend.
 

Wendy stand in der Badezimmertür und beobachtete ihre Mutter und Lucy mit gemischten Gefühlen. Lucy warf hin und wieder einen Blick auf ihre Cousine, wie sie in der Tür stand und zwischen ihr und ihrer Tante hin und her sah. Lucy schmunzelte. Grandine und sie mussten tatsächlich ein merkwürdiges Bild abgeben. Immer wieder drängte sich die Eine vor den Spiegel um ihr Make-up zu verbessern, während die Andere im Hintergrund versuchte, ihre Frisur zu richten.

Als Grandine beim Abendessen verkündet hatte, dass sie an diesem Abend ausgehen würde, war Lucy ein kalter Schauer den Rücken hinuntergelaufen. Das konnte ja nur eins bedeuten. „Du triffst dich mit Natsus Vater?“, hatte sie ihre Tante herausfordernd gefragt. Grandine hatte ihr nur einen kurzen, nichtssagenden Blick geschenkt, während Wendy sie mit ihren fragenden Blicken zu durchbohren schien. Lucy ignorierte sie und konzentrierte sich auf ihre Tante. „Ist doch so?“, bohrte sie nach. Grandine legte ihr Besteck auf den Teller und sah ihre Nichte streng an. „Ja“, sagte sie schließlich, „Ich habe eine Verabredung mit Igneel, aber ich wüsste nicht, was dich das angeht, junge Dame.“ Lucy schnaubte und Wendys fragender Blick wanderte von ihrer Cousine zu ihrer Mutter. „Er ist Natsus Vater“, beschwerte Lucy sich. Grandine sah sie unergründlich an. „Und was hat das zu bedeuten?“, wollte sie wissen. „Ich kann Natsu nicht ausstehen“, zischte Lucy wütend. „Woher kommt den diese negative Empfindung?“, fragte Grandine und klang so, als würde es sie wirklich interessieren. Lucy schnaubte wieder. Die Antwort viel ihr nicht schwer. „Er sieht aus wie ein Kaugummi, hat keine Ahnung, wie das hier bei uns so läuft und kommentiert ständig alles, was ich tue!“

Grandine lächelte ihre Nichte verstehend an. „Für sein Aussehen kann der Junge nichts, Lucy, und er kann auch nicht wissen, wie es hier so läuft, weil er gerade mal einen Monat hier lebt. Und ich persönlich finde, dass es höchste Zeit ist, dass dir jemand ein bisschen Gegenwind gibt. Kein Grund, gleich so beleidigt zu schauen“, fügte Grandine noch hinzu, als sie den Blick sah, mit dem ihre Nichte sie bedachte. Lucy antwortete nichts. So sehr sie ihre Tante auch mochte, manchmal ging sie ihr mit ihren Ansichten doch gehörig auf den Geist.

„Wer sind Natsu und Igneel?“, platzte es aus Wendy heraus. Grandine und Lucy drehten sich zu Wendy um und sahen sie verblüfft an. Während ihrer kleinen Auseinandersetzung hatte Lucy ihre Cousine ganz vergessen. Grandine lächelte ihre Tochter an. „Natsu ist ein neuer Mitschüler deiner Cousine. Er ist mit seinem Vater Igneel letzten Monat nach Magnolia gezogen“, erklärte sie. „Und du triffst dich mit diesem Igneel?“, fragte Wendy neugierig, jetzt, da sie endlich wieder die Aufmerksamkeit ihrer Mutter hatte. Grandine nickte schlicht.

„Deal“, rief Lucy dazwischen. Das tat sie immer, wenn sie einen Vorschlag hatte, den sie zum deeskalieren benutzen konnte. Meistens hatte sie damit sogar Erfolg. Grandine hob skeptisch die Augenbrauen, nickte aber, damit Lucy ihren Vorschlag machen konnte. Lucy grinste triumphierend. „Ich sag den Rest der Woche kein Wort mehr über dich und Igneel oder Natsu. Dafür darf ich heute Abend mit Ren ausgehen.“ Grandines Antwort kam keine fünf Sekunden später. „Nein.“ Lucy stöhnte. „Warum denn nicht?“ „Weil du morgen Schule hast und Wendy dann den ganzen Abend alleine wäre.“ Wendy zog einen Schmollmund. „Ich bin doch schon elf.“ „Eben“, bestätigte Lucy. Grandine sah von Lucy zu Wendy und wieder zurück. Dann seufzte sie. „Um Punkt zehn Uhr bist du wieder hier. Wenn du damit nicht einverstanden bist, dann bleibst du zuhause.“ Lucy streckte ihrer Tante die Hand entgegen. „Abgemacht“, sagte sie, als Grandine einschlug.

Und so standen sie jetzt Beide im Bad und versuchten, sich gleichzeitig fertig zu machen. Lucy hatte ihre Tante schon seit Jahren nicht mehr so akkurat geschminkt gesehen. Natsus Vater musste ja ein sehr interessanter Mann sein. Aber interessanter als Ren konnte er nicht sein, dachte sie lächelnd, während sie sich etwas Rouge ins Gesicht pinselte.
 

Es war Punkt zehn Uhr, als Lucy ihren Haustürschlüssel im Schloss drehte. Und Grandine beschwerte sich immer darüber, dass sie nie pünktlich sein konnte. Sie hatte die Türe noch nicht ganz geöffnet, da stand Wendy schon vor ihr und sah sie erwartungsvoll an. „Was willst du?“, brummte Lucy. Sie hatte ihrer Tante versprochen, eine Woche lang kein Wort mehr über die Dragneel-Männer zu verlieren und Lucy hatte das vage Gefühl, dass das auch gegenüber ihrer Cousine galt. Aber Wendy schien genau das wissen zu wollen. „Worum geht’s hier eigentlich?“, fragte Wendy neugierig. Lucy stöhnte. Diese Frage hatte sie heute doch schon mal gehört. „Worum soll es gehen?“, fragte sie ausweichend. Wendy sah sie vorwurfsvoll an. „Du weißt genau, was ich meine!“ Lucy seufzte. Leider wusste sie tatsächlich, was ihre Cousine meinte. Ein wenig konnte sie Wendy bestimmt anvertrauen, dachte Lucy sich. „Okay, was willst du wissen?“, gab sie nach. Wendy strahlte. „Erzähl doch mal, wie sind die so“, plapperte sie los. „Die?“ „Lucy!“, jammerte Wendy, „Natsu und Igneel.“

Lucy zog sich die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Sie setzte sich aufs Sofa und Wendy ließ sich kurz darauf neben sie plumpsen. „Also“, fing Lucy an, „Igneel kenne ich nicht, aber ich hab ihn mir mal beschreiben lassen.“ „Von wem?“, redete Wendy aufgeregt dazwischen. Lucy runzelte die Stirn. „Wenn du das hören willst, dann unterbrich mich nicht ständig. Von Natsu“, fuhr sie fort, nachdem Wendy genickt hatte, „Wir finden die Idee, dass Grandine und Igneel sich treffen nicht besonders toll. Und da hat er mir Igneel beschrieben, damit ich ihn erkenne, falls ich ihn sehe. Natsu meinte, dass Igneel glutrote Haare hat und seine Augen sehen ein bisschen aus wie Bernstein, nur etwas dunkler. Igneel arbeitet in der Eisenschmiede und hat viele Narben von der Arbeit, sogar im Gesicht. Natsu meinte, dass er ein wenig einschüchternd aussieht“, Lucy sah nachdenklich auf ihre Füße. Irgendetwas an ihrer Beschreibung machte sie stutzig, aber sie kam nicht darauf, was. „Und Natsu?“, wollte Wendy wissen. Lucy schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Je schneller sie das Gespräch mit ihrer Cousine beendete, umso schneller konnte sie in ihr Zimmer und an den Abend mit Ren denken. „Natsus Haare sind kaugummirosa und er hat dieselbe Augenfarbe wie sein Vater. Er ist schon 17 und gut mit Lisanna befreundet. Ich glaube, die Beiden sind ein Paar.“ Wendy kreischte euphorisch. Solche Neuigkeiten fand sie immer besonders spannend, aber das hatte Lucy mit Elf wohl auch. „Und du magst ihn nicht“, stellte Wendy fest. Lucy nickte überrascht. „Stimmt. An unserer Schule gab es noch nie einen Jungen, der sich mit mir angelegt hat, aber er scheint damit kein Problem zu haben.“ Wendy kicherte. „Dann ist er wohl auch sehr mutig.“ Lucy lachte. So hatte sie das noch nie gesehen. Für sie war Natsu einfach nur dumm. Aber jetzt, da Wendy es so einfach darstellte, da musste sie zugeben, dass Natsu tatsächlich wusste, wie man einem Mädchen die Zähne zeigte.

Gerade wollte sie ihrer Cousine antworten, da hörte sie ein Auto, das vor ihrer Wohnung hielt. Lucy und Wendy tauschten einen schnellen Blick und huschten dann zum Fenster. Davor stand ein großer, alter Kombi, dessen Farbe man nicht richtig erkennen konnte. Lucy kam er rot vor. Grandine stieg gerade aus, gefolgt von einem Mann. Lucy schluckte. Natsu hatte vollkommen recht gehabt, als er sagte, dass man Igneel nicht verfehlen konnte. Der Mann, der neben ihrer Tante am Auto stand, war eine beeindruckende Erscheinung. Das rote Haar war widerspenstig und doch ordentlich. Tiefe Narben bedeckten seine Arme. Als er den Kopf zum Fenster drehte, sog Wendy neben ihr scharf die Luft ein. Lucy schauderte. Die Narbe in Igneels Gesicht verlieh ihm eine gewisse Wildheit. Und seine Augen. Lucy schluckte. Bernstein, das zum Rand hin immer dunkler wurde. Genau wie bei Natsu.

Und plötzlich wusste Lucy, was ihr bei Igneels Beschreibung merkwürdig vorgekommen war. Nämlich die Tatsache, dass sie seine Augenfarbe kannte. Sie konnte Natsu nicht leiden. Warum sollte sie also auf Details wie seine Augenfarbe achten? Aber sie hatte es scheinbar wohl getan. Sie wusste, wie seine Augen in der Sonne leuchteten wie flüssiges Gold und wie dieser Goldton nach außen hin immer dunkler wurde, so dass es fast schwarz wirkte. Lucy wusste auch, dass Natsus Augen manchmal aussahen, als wären sie wirklich schwarz. Und das es dafür auf gewisse Lichtverhältnisse ankam. Lucy fing an zu zittern. Warum konnte sie Natsus Augen so genau beschreiben?

Wendy quietschte. Lucy zuckte zusammen und sah ihre Cousine verständnislos an. „Was?“, flüsterte sie. „Ich glaube, sie küssen sich“, zwitscherte Wendy aufgeregt. Lucy sah aus dem Fenster und stellte entsetzt fest, dass Wendy recht hatte. Das sah definitiv nach einem Kuss aus. Sie stand auf und öffnete das Fenster genau in dem Moment, als Igneels Lippen die ihrer Tante berührten. „Hey!“, rief sie empört. Grandine und Igneel zuckten zusammen und brachten ein wenig Abstand zwischen sich, bevor sie zu Lucy sahen, die sie wütend ansah. Igneel zog eine Augenbraue hoch und gluckste belustigt. „Oh, Publikum“, bemerkte er seelenruhig und mit einer so tiefen Stimme, dass Lucy sich sofort wunderte, ob Natsu seinen Stimmbruch verpennt hatte.

„Einmischung, würde ich es nennen“, konterte Grandine. „Ich auch“, bemerkte Wendy und streckte ihren Kopf aus dem Fenster. Grandine sah ein wenig verlegen aus, doch Igneel grinste. „Lucy und Wendy nehme ich an“, sagte er gut gelaunt. Lucy runzelte die Stirn. Hatte Natsu ihn nicht als einschüchternd und schroff beschrieben? Wendy strahlte und nickte eifrig während Lucy ihn nur wütend anstarrte. Igneel gluckste wieder. „Starrst du Natsu auch immer Löcher durch den Schädel?“, wollte er wissen und ließ es zugleich wie eine nebensächliche Frage klingen. Lucy hob die Schultern. „Kann schon sein.“ Igneel lachte und trat näher ans Fenster. Und plötzlich war in seinem Gesicht keine Spur mehr von Belustigung. Lucy schluckte trocken. Einschüchternd traf es nicht mal annähernd. „Jetzt hör mir mal gut zu, kleines Röschen. Das hier“, er deutete auf sich und Grandine, „geht dich gar nichts an. Also schlage ich vor, dass du deine bösen Blicke für Natsu aufhebst und deine hübsche Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten steckst.“ Lucy klappte der Mund auf, genau wie Grandine.

Nur Wendy strahlte. „Boah, du bist ja cool“, himmelte sie Igneel an, „Wenn dein Sohn auch so mit Lucy redet, dann weiß ich, warum sie ihn doof findet.“ Die Belustigung kehrte in Igneels Gesicht zurück. „Ich bin mir sicher, dass Natsu genau das tut.“ Wendy lachte vergnügt. Grandine und Lucy starrten sprachlos zwischen Igneel und Wendy hin und her. Lucy fing sich als erste wieder. „Schön“, schleuderte sie Igneel entgegen, der nur wieder eine Augenbraue hochzog, „Macht doch, was ihr wollt. Ihr könnt mich alle mal!“ Wütend stapfte sie aus dem Wohnzimmer und marschierte in ihr Zimmer. Sie schlug die Tür ein wenig härter zu, als es notwendig gewesen wäre. Beleidigt lehnte sie sich an die Türe und lauschte den Stimmen am Wohnzimmerfenster.

„Jetzt ist sie beleidigt“, bemerkte Wendy betrübt. Igneel lachte. „Das wird sie schon nicht umbringen.“ „Oh, wenn du wüsstest“, mischte Grandine sich ein. Ein Auto fuhr vorbei und Lucy bekam nicht mit, was Igneel antwortete. Dann hörte sie, wie sie sich alle voneinander verabschiedeten. Eine Autotür wurde geöffnet und Wendy fragte neugierig: „Warum hast du Lucy gerade eigentlich kleines Röschen genannt?“ Kurz war es still und Lucy runzelte die Stirn. Das interessierte sie auch. Schließlich antwortete Igneel: „Weil sie so hübsch ist wie eine Rose und auch eine Menge Dornen hat.“

Lucy schnaubte verächtlich. Dornen! Sie ging zu ihrem Bett und zog sich um. Als sie später unter ihrer Decke lag, versuchte sie den Abend mit Ren in Gedanken nachzuspielen. Am nächsten Morgen würde sie aufwachen und sich maßlos ärgern. Denn ihre Träume in dieser Nacht wurden von Bernstein dominiert.
 

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So, das wars! Ich hoffe, es hat Euch gefallen. Ich würde mich über Eure Meinung wie immer sehr freuen!

Mir ist aufgefallen, dass ich Natsus Schal bis jetzt nicht erwähnt habe... Deswegen ist er jetzt ein Geschenk von seiner Mutter... Sorry -__-''

Der Anfang ist mir sehr schwer gefallen, weswegen es so lange gedauert hat. Aber besonders der Teil, in dem Lucy und Igneel aufeinandertreffen, hat richtig Spaß gemacht. Ich hoffe, es war auch beim Lesen so.

Im nächsten Kapitel wird es viel um Natsu und Lisanna gehen, aber da diese FF ja eine NaLu ist, wird das auch so ziemlich das Einzige sein. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis es zu NaLu kommt, weil ich möchte, dass es halbwegs realistisch ist in dieser eher unrealistischen Geschichte^^

Ich schreibe zu viel... -__-'' Es tut mir leid!
 

Bis zum nächsten Kapitel

Lg~



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Honigschnute
2013-04-01T14:59:45+00:00 01.04.2013 16:59
ES WAR DER HAMMER!

sorry aber ich kann einfach keinen guten kommentar schreiben. bin viel zu geflasht!

die sahce mit natsus augen war hammer! ja ja, lucy warum weißt du das wohl? *evil grins*

und überhaupt war es wieder klasse geschrieben und einfach zucker, zucker, zucker!

tut mir leid ich kann mehr nicht schreiben weil ich einfach so schnell wie nur geht weiter lesen möchte.

sei ganz dolle geknuddelt!

g.l.g.

tut mir leid das alle meine kommis so schrecklich sinnfrei und langweilig sind!

Von:  Cherite
2012-10-11T20:03:08+00:00 11.10.2012 22:03
aahhhh verdammmttt waannn kommt endlich das nächste kapitel??? Q_Q
Ich komme jeden 2ten Tag on, nur um zu schauen ob´s endlich ein neues kapitel gibt XD
Ich liiiiiieeebbeee dieesee FF einfach *_*
Das ist bis jetzt eine der besten, die ich hier auf Mexx gelesen habe <3
bitte mach ganzganzganzganzganzganzganzganz schnell weiter <333
Von:  mahoney
2012-07-23T17:51:32+00:00 23.07.2012 19:51
Heyho! :D

Ich bin zufällig auf deine Geschichte gestoßen und: WOW. Die Idee ist wirklich gut, mal etwas anderes als die FFs, die man sonst so sieht. Und Igneel ist ja mal die Bombe schlechthin. :'D
Ich musste wirklich lachen, als er zu Grandine und Wendy meinte, Lucy sei so dornig wie eine Rose. Gäbe es einen Gefällt-mir-Button würde ich ihn tausendmal drücken. xD

Die Vorfreude auf das nächste Kapitel ist groß und ich bin gespannt, wie sich das alles noch so entwickelt! (:

Liebe Grüße
mahoney
Von:  kathiritsch
2012-07-23T13:44:11+00:00 23.07.2012 15:44
Als der Teil mit der Stimme war ja mal genial beschrieben:
"[...] mit so einer Stimme, [...], ob Natsu seinen Stimmenbruch verpennt hatte."
Das hat mich erst mal voll zum feiern gebracht.

Insgesamt fand ich das Kapitel ganz nett. Das Auftreten von Igneel war beeindruckend und zu Grandine hat das Verhalten auch gut gepasst. Nervig empfinde ich nur Wendy. Aber das liegt nicht an deiner Story hier jetzt, ich mag sie allgemein nicht, auch wenn des hier nichts zur Sache tut xD

Ich freue mich schon riesig auf deine Fortsetzung!
Es macht auf jeden Fall noch mehr Freude sowas zu lesen, wenn der Schreiber auch wirklich Spaß daran hatte, daran zu schreiben :)
Von:  JinchouC
2012-07-22T21:13:59+00:00 22.07.2012 23:13
Ich liebe das Kapitel :DD auch wenn ich NaLi hasse Dx deswegen freue ich mich umso mehr darauf wenn Natsu und Lucy ein paar werden x33 schreibe bitte schnell weiter :D und hab auch noch selber viel spaß dabei ^^
Von:  fahnm
2012-07-22T20:41:34+00:00 22.07.2012 22:41
Super KApi^^



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