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Salazar Slytherin

Ein Leben im Schatten
von

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Chapter Fiveteen

„Vater... Ich will nicht allein hier bleiben.“

Salazar hielt inne. Er zögerte nur einige Sekunden, bevor er sich noch einmal umwandte. Salviero hatte nach seinem Umhang gegriffen und ihn festgehalten, um ihn daran zu hindern, die Plattform zu betreten.

Der Junge sah ihn aus großen, traurigen Augen an. Sie waren noch immer rot umrändert.

Es brach ihm das Herz, ihn so zu sehen.

Salazar kniete sich nieder und legte seine Hände auf die Schultern seines Sohnes, genau wie er es nur ein paar Tage zuvor getan hatte. Wie er es immer tat, wenn er etwas sehr Ernstes zu sagen hatte.

„Hast du Angst, mein Sohn?“

„Nein!“, rief dieser schnell. Zu schnell.

„Es ist okay, Angst zu haben. Jeder hat Angst. Sie ist gesund und erinnert uns an unsere Fehler.“

Salviero sah für einen Moment zu Boden, bevor er wieder aufblickte.

„Aber du hast keine Angst.“

„Natürlich habe ich die.“

Der schwarzhaarige Junge machte große Augen. „Du? Wovor denn?“

„Davor, geliebte Menschen zu verlieren. Das war schon immer meine größte Angst.“

Sanft strich er seinem Sohn über die Wange. „Davor, dich zu verlieren.“

„Ich hab keine Angst, nach Hogwarts zu gehen“, sagte Salviero fest. „Ich weiß, dass es da sicher ist. Hogwarts ist vielleicht der einzig verbliebene sichere Ort auf der Welt. Ich hab auch keine Angst um dich, wenn du da hin gehst. Ich hab nur etwas... vielleicht ein kleines bisschen Angst, allein hier zu bleiben...“

„Niemand wird dieses Haus je finden, Salviero. Niemand wird dir hier etwas tun können.“

„Ich weiß. Ich hab nur Angst... Vor der Stille...“ Salviero sah Salazar nicht in die Augen. Trotzdem verstand er die Botschaft.

„Was passiert ist, ist passiert. Es ist in Ordnung, Angst zu haben, aber wir dürfen sie uns nicht herunter ziehen lassen. Du musst darüber hinweg kommen. Geh hinunter zu unseren Freunden so oft du willst. Sie werden mit dir sprechen.“
 

Salazar stand auf. Er konnte Salviero nicht mit nach Hogwarts nehmen. Es war der Beginn eines neuen Schuljahres. Er brauchte diese Woche, um seine Angelegenheiten mit den Gründern zu regeln, bevor der Unterricht losging. Er hätte keine Zeit für Salviero. Sein Sohn würde sich nur noch vernachlässigter fühlen mit dem Wissen, dass sein Vater da wäre, sich aber nicht um ihn kümmerte.

Der Schwarzmagier wandte sich um und betrat die Plattform, die ihn den Schacht im Schlangennest hinunter zum Eingang des Flohnetzwerkes führen würde. Bevor er den Zauber aktivierte, drehte er sich noch einmal zu Salviero um, um sich zu verabschieden.

„Ich hab auch keine Angst vor dir“, flüsterte Salviero, bevor er etwas sagen konnte.

Leicht überrascht sah Salazar ihn an.

„Ich habe auch keine Angst vor dir, egal was du tust“, wiederholte Salviero. „Egal, was alle sagen.“

Salazar war auf den Sturm der Gefühle nicht vorbereitet, den diese Worte in ihm auflösten. Mit zwei großen Schritten war er wieder bei Salviero und umarmte ihn fest. Nun glitzerten ihm selbst Tränen in den Augen, als er sein Gesicht im Haar seines Erstgeborenen vergrub. Salazar hatte selbst gar nicht bemerkt, wie sehr ihn das beschäftigt hatte. Er hatte nicht wahrhaben wollen, dass die Angst, Salviero könnte sich vor ihm fürchten, fast genauso groß war wie die, ihn zu verlieren.

Es war ihm egal, wenn alle Welt in ihm ein Monster sah. Wenn nur Salviero ihn immer noch 'Vater' nannte.
 

*
 

Zwanzig Minuten später saß Salazar zusammen mit Godric, Helga und Rowena im Lehrerzimmer an dem runden Tisch, an dem sie alle Besprechungen zu tätigen pflegten, bevor sie ihre Instruktionen an die anderen Lehrer weiter gaben. Sie begannen mit den üblichen Kleinigkeiten. Wer dieses Jahr Eulendienst hatte, also die ganzen Briefe vorbereiten sollte. Welche Räume renoviert werden sollten. Beschwerden über Peeves, den Poltergeist.

Aber Salazar spürte, dass die anderen, besonders die Ladys, nicht ganz bei der Sache waren. Sie sprachen langsamer, zögernder als sonst. Helga verhaspelte sich immer wieder und warf ständig nervöse Blicke zu Rowena und Godric, als wolle sie um Hilfe bitten.

Schließlich hielt Salazar es nicht mehr aus.
 

„Könntet ihr mir bitte sagen, warum in Medusas Namen ihr euch so seltsam verhaltet!?“

Das darauf folgende Schweigen war drückend und traf ihn etwas unvorbereitet. Im ersten Moment starrten ihn alle nur an. Dann wandten die Ladys den Blick zu Godric, offenbar erwartend, dass er als Salazars bester Freund als erstes das unangenehme Thema ansprach.

„Wir, ähm“, machte Godric und räusperte sich. „Also, wir, ähm, haben davon gehört. Von dem Vorfall.“

Salazar hob eine Augenbraue.

„Ich meine, dein... Du weißt schon...“

„Dein kleines Massaker“, vervollständige Rowena, taktlos wie immer, den Satz.

„Mein kleines Massaker“, wiederholte Salazar tonlos.
 

Plötzlich und ganz unerwartet brach Helga in Tränen aus. „Oh wie konntest du nur!“, rief sie aus und warf sich über den Tisch. „Wie konntest du all diese armen Menschen töten?“

„Was zum-“ Salazar brach ab, als er die vorwurfsvollen Blicke der beiden anderen sah.

„Weiß du, du hättest wirklich nicht zu so drastischen Mitteln greifen sollen“, sagte Godric. Er klang verletzt, als fühle er sich persönlich angegriffen. Dabei hatte Salazar nicht die geringste Ahnung, wovon er redete.

„Was genau meinst du?“, fragte er mit zusammen gekniffenen Augen.

„Ach komm schon, glaubst du wir durchschauen das nicht?“, fragte Rowena rhetorisch. „Du hast letztens mehr als deutlich gemacht, dass du keine Muggelgeborenen unterrichten willst, weil sie ja ach so minderwertig sind und du alle Muggel hasst. Aber was du getan hast, ist echt das Letzte.“

„Wovon redet ihr bitte?!“

Helga weinte immer noch und schüttelte nur den Kopf. Rowena sah ihn nur von oben herab an.

„Wovon wir reden?“, fragte Godric und erhob jetzt doch in beginnendem Zorn die Stimme. „Wir reden davon, dass du all diese Muggel abgeschlachtet hast, um uns zu beweisen, dass du die Muggelgeborenen eher alle töten würdest als sie in deine Klasse zu lassen!“
 

Salazar starrte ihn sprachlos an.

Unglaublich aber wahr: Über all dem, was diesen Sommer passiert war, hatte er das Schlammblutproblem in Hogwarts komplett vergessen. Und ganz bestimmt war es das letzte gewesen, an das er gedacht hatte, als er 'all diese Muggel abgeschlachtet' hatte.

Nur mühsam gelang es ihm, seine aufkommende Wut zu bändigen. Er kühlte seine Emotionen auf Minusgrade ab und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu beruhigen. Leugnen würde jetzt ohnehin nichts bringen, sie würden ihm kein Wort glauben.

Er war Salazar Slytherin, er bekam keine dummen Wutanfälle. Er war immer kühl und bedacht. Kühl und bedacht. Wie kannst du Profit aus deiner Situation schlagen?

„Ich nehme an, die Tatsache, dass ich immer noch hier sitze und mit euch über die Schule diskutiere, bedeutet dann, dass ihr mein Ultimatum anerkannt habt?“, fragte er. Es sollte ruhig und gleichgültig klingen, kam aber ziemlich eisig rüber. „Ihr werdet diese... Schüler aus meinen Klassen heraushalten?“
 

Godric zögerte, tauschte einen raschen Blick mit den Ladys aus.

„Sal, wirklich... Es geht nicht mehr nur um den Unterricht. Wir können den Kindern nicht zumuten, überhaupt in deiner Nähe zu sein, wenn du so... eingestellt bist.“

„Was soll das bedeuten? Du willst mir nicht nur meine Klassen wegnehmen, du wirfst mich aus Hogwarts raus?!“ Salazar war jetzt aufgesprungen und jegliche Beruhigungsmantras waren vergessen.

„Unsinn, Sal! Ich will dich nur dazu bringen, deine Meinung zu ändern!“

„Tja, Pech gehabt, damit wirst du keinen Erfolg haben!“, sagte Salazar sarkastisch. „Ich werde diese Schlammblüter nie akzeptieren! Eher ersäufe ich sie sie alle in einem Kessel des Tranks der lebenden Toten, als dass ich sie in die Geheimnisse des Brauens einweihe!“ Salazar knallte seine bloßen Handflächen heftig auf den Tisch und lehnte sich vor. „Wenn es das ist, was ihr beschlossen habt, dann hat Hogwarts keinen Platz mehr für mich!“
 

Mit diesen Worten drehte der Schwarzhaarige sich um und rauschte kochend vor Wut aus dem Raum heraus.

Godric war sofort auf den Beinen und lief ihm hinterher.

„Sal! Sal, jetzt warte doch! So war das nicht gemeint!“

„Oh doch, ich habe es genau so gemeint!“, rief er zurück, ihn absichtlich missverstehend.

„Nein, ich meine- Jetzt warte doch mal!“ Godric hatte ihn eingeholt und packte ihn am Arm.

Salazar wirbelte herum. Hass funkelte in seinen Augen.

„Du willst diese elenden Schlammblüter beschützen? Nur zu! Aber es wird dein Untergang sein, nicht meiner.“

„Du reagierst total über! Was bist du überhaupt so empfindlich?“, fragte Godric, nun selbst kaum noch sein Temperament unterdrückend.

„Empfindlich? Ich bin EMPFINDLICH!?“, schrie Salazar und schreckte damit ein halbes Dutzend Porträts aus ihrem Schlaf.
 

Salazar war innerhalb einer Sekunde bei Godric, packte ihn am Kragen, presste ihn gegen die nächste Wand und sprach mit mühsam gebändigtem Zorn:

„Du hast recht, Godric, meine Nähe ist diesen Kindern nicht mehr zuzumuten. Ihr Blut beschmutzt die Hallen dieses Schlosses. Ich kann es nicht mehr ertragen! Wenn du dich auf ihre Seite stellen willst, nur zu. Es wird kein großer Verlust für mich sein.“

„Aber Sal-“

„Meine Entscheidung steht fest! Ich verlasse Hogwarts. Und wenn du versuchst mich aufzuhalten, dann wirst du dich bald vor nächtlichen Attentätern nicht mehr retten können. Nicht alle meine kleinen Freunde können dich besonders gut leiden.“
 

Godrics Blick verdunkelte sich.

„So“, sagte er abrupt. Er hob beide Hände und ließ sie über seinen Kopf auf Salazars Unterarme niederfahren. Der Magier war sofort gezwungen, ihn loszulassen und wich einen Schritt zurück.

„So. Jetzt hast du's. Ich lasse mir nicht drohen, auch nicht von dir!“

„Drohen? Das war keine Drohung. Das war ein Versprechen“, zischte Salazar.

„Du kannst es nicht lassen! Du bist kindisch und verblendet und was denkst du dir eigentlich? Ich habe dein Verhalten in den letzten Monaten bisher ignoriert, aber so kann es einfach nicht weitergehen. Du bist mein bester Freund, doch ich werde nicht zulassen, dass du unschuldigen Kindern etwas antust. Du wirst hier bleiben, verdammt, du bist ein Teil dieser Schule! Du wirst über deinen verfluchten Schatten springen und dein kindisches Gehabe ablegen! Dein Sohn würde sich für dich schämen, wenn er dich hören könnte! Deine Frau würde sich für dich schämen!“
 

fehler. Böööööser Fehler.

Wage es nicht, von meiner Familie zu sprechen! Du weißt nichts , aber auch gar nichts über meine Motive!“, schrie Salazar.

„Deine Motive?“, höhnte Godric. „Was ist denn passiert, hm? Waren deine Eltern zu dumm, sich gegen ein paar Muggel zu verteidigen? Hat dein Bruder mal ein Duell verloren? Das ist Jahre her, Sal! Komm endlich darüber hinweg!“

Salazar bebte vor Zorn. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, so fest, dass seine eigenen Fingernägel ihm in das Fleisch seiner Handballen schnitten. Es kostete ihn all seine Selbstbeherrschung, nicht seinen Zauberstab zu ziehen und Godric hier und jetzt die Kehle aufzuschlitzen.

Er durfte nicht ausrasten. Er wusste selbst, dass er nicht Herr seiner Gefühle war und er alles, was er jetzt tat oder sagte, hinterher bereuen würde. Es war nicht wirklich Godric, auf den sich sein Hass richtete.

Aber er konnte einfach nicht zulassen, dass sein angeblich bester Freund so von seiner Familie sprach... und von Marlysse.
 

„Es ist mir egal, was du von mir denkst“, behauptete er, beim Sprechen immer lauter werdend. „Halte mich doch für kindisch oder arrogant oder was immer du willst! Ich bin fünfundvierzig Jahre alt und habe dieser Schule mehr als genug meiner Zeit geopfert. Ich bin durch mit diesen Schülern. Ich bin durch mit dir! Du warst die längste Zeit mein Freund.“

Er hatte nicht gehen wollen, nicht wirklich. Und erst recht hatte er nicht so eine Szene machen wollen, mitten auf dem Korridor und mit den Ladys, die sich an dessen Ende herumdrückten und sie beobachteten. Aber er sah einfach keinen anderen Ausweg her.

Wütend wirbelte er herum und nahm die nächste Treppenflucht im Laufschritt.
 

„Warte! Salazar Slytherin, bleib gefälligst stehen! Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, schrie Godric.

Salazar lief unbeirrt weiter. Er sah sich nicht um. Doch plötzlich -

„Stupor!“

Salazars Zauberstab war auf der Stelle zur Hand. Aus reinem Reflex wirbelte er herum und zog einen Schild um sich, als er Godric den Fluch sprechen hörte.

Das rote Licht prallte von seinem Schutzwall ab.

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Helga und Rowena japsten erschrocken auf, doch zwischen Godric und Salazar legte sich mit einem Mal eine gespenstige Stille. Godric sah auf den Zauberstab in seiner Hand herab, ein Ausdruck des Erstaunens auf dem Gesicht. Als könne er selbst nicht glauben, dass er ihn gerade benutzt hatte, um seinen besten Freund anzugreifen.
 

Gryffindor und Slytherin stritten sich oft. Bei nicht wenigen Gelegenheiten wurden ihre Streite heftig und Beleidigungen und Drohungen wurden umhergeworfen. Aber niemals, noch nie in all den Jahren, hatten sie einander im Zorn angegriffen. Oh, sie hatten sich duelliert, das schon, aber nur zu Trainingszwecken. Ihre Fähigkeiten aus Wut heraus zu benutzen wäre viel zu gefährlich gewesen und hätte jederzeit ausarten können.

Indem Godric ohne nachzudenken Salazar angegriffen hatte, um ihn daran zu hindern, die Schule zu verlassen, hatte er eine unsichtbare Grenze überschritten. Ein ungeschriebenes Gesetz zwischen ihnen gebrochen. Er hatte es zu weit getrieben.
 

„Oh“, machte Salazar düster und ohne die geringsten Anstalten, den Zauberstab zu senken. „Oh, Gryffindor, das wird dir so Leid tun!“

Salazar begann langsam aber stetig die Treppen wieder zu erklimmen. Godric sah den nunmehr unverhohlenen Hass in seinen Augen und wich zurück.

„Sal... Salazar, du- Das war ein Ausrutscher! Wirklich, ich wollte doch... Ich wollte dich doch nicht verletzen! Meine Hand hat sich einfach selbstständig gemacht, ich hab nicht nachgedacht-“

„Nicht nachgedacht!“, wiederholte er höhnisch. „Nein, du denkst ja nie nach! Wozu hast du dieses graue Ding zwischen deinen Ohren?“
 

Salazar warf einen Schneidefluch nach ihm, dem Godric zischend auswich. Er traf die Wand am Ende des Korridores und die Ladys, die sich dahinter verbargen, zogen eilig die Köpfe ein.

„Hey! Willst du mich umbringen?!“, rief Godric zornig, als er den Fluch erkannte.

„Das hätte ich schon vor Jahren tun sollen“, murmelte Salazar und schickte in rascher Folge drei Flüche in Godrics Richtung: einer zielte rechts, einer links neben ihn und einer direkt auf seine Brust.

Godric blieb einfach stehen, da er sah, dass die ersten beiden Flüche ihr Ziel verfehlen würden (er hatte Salazars Duellierfähigkeiten immer unterschätzt) und sah den dritten, ungesagten, im Licht der anderen zwei nicht kommen.

Der Furunkulusfluch traf ihn direkt in die Brust. Godric schrie auf, als sich an tausend brennenden Punkten auf seiner Haut die Furunkel bildeten.
 

Salazar ließ seinen Zauberstab kurz sinken, um ihn höhnisch anzugrinsen.

Doch Godric fing sich schnell und feuerte einen Entwaffnungszauber auf ihn. Salazar konterte mit einem Incendio, den der Ritter ablenkte und eine Reihe von Porträts in Brand setzen ließ.

Salazars Zorn kochte höher, als Godric es wagte, mit einem Gehorsamszauber auf ihn zu zielen. Also wechselte er seine Taktik und bediente sich nunmehr aus seinem Repertoire an dunklen Flüchen. Das zwang Gryffindor, nun auch sein Schwert zu ziehen. Das taugte zwar nicht zum kämpfen, aber die Schneide war immer so blank poliert, dass Godric sie als Spiegel benutzen und die Flüche ablenken konnte.

Inzwischen flogen allerlei bunte Lichtblitze zwischen ihnen hin und her. Rowena hatte ihren Mut zusammengerafft und war heraus gekommen, um sie anzuschreien, während Helga, nutzlos wie immer, einen Heulkrampf bekam.

Aber keiner der Männer hörte auf sie.
 

Salazar sandte einen Explosionszauber, den Godric entsetzt abwehrte. Er traf die Mauer und ließ Schutt und Gestein auf ihn niederregnen.

„Serpensortia“, flüsterte Salazar im Schutz der Staubwolke und schickte so eine seiner Giftschlangen zu dem hustenden Ritter.

Blind sandte er ihr einige Stechzauber hinterher. Doch in dem Chaos hatte Rowena es geschafft, hinter ihn zu schleichen. Sie warf einen Expelliarmus nach ihm, der ihn unvorbereitet traf.

Salazars Zauberstab entflog seiner Hand. Er wirbelte herum, noch in der Bewegung seinen zweiten (illegalen) Zauberstab aus dem versteckten Holster an seinem Unterschenkel ziehend. Im Nu war Rowena in einer Ganzkörperklammer gefangen. Doch die Ablenkung war genug für Godric, sich zu erholen. Sein Fluch traf Salazar mit großer Wucht, als dieser sich gerade wieder zu ihm umdrehte und ließ ihn zurückstolpern. Schmerz schoss seinen Arm hinauf. Auf den Treppen verlor er das Gleichgewicht und fiel fluchend einige Stufen hinunter.
 

Godric war sofort zur Stelle und baute sich vor ihm auf. Er hielt sein Schwert in der einen, den Zauberstab in der anderen Hand und Zorn schien aus seinen Augen.

Salazar, noch immer am Boden, sah mit ebenbürtigen Zorn zu ihm auf. Blut rann seinen Arm hinunter und sammelte sich auf dem kalten Steinboden. Die Wunde war nicht tief, aber sie stachelte seinen Hass noch weiter an. Doch er machte keine Anstalten, anzugreifen, obwohl er seine Waffe noch in der Hand hielt. Die zwei kleinen, roten Punkte an Godrics Knöchel erfüllten ihn mit grimmiger Genugtuung. Godric würde noch früh genug auf Knien vor ihm hocken.

„Ich werde nicht bleiben“, sagte Salazar und begann, betont langsam, aufzustehen. Godrics Zauberstabhand zuckte zwar, doch er griff nicht an.

„Unsere Differenzen sind viel zu groß. Das zeigt diese Situation ja wohl mehr als deutlich. Im Grunde... hat es niemals eine Chance für uns gegeben. Ich war ein Narr, dass ich das nicht früher erkannte habe.“

Er klopfte sich den Staub von den Roben, bevor er Godric erneut ansah. Diesmal mit kaltem Hass.

Seine Worte schienen Godric wieder zu Sinnen zu bringen. Man sah ihm an, dass er hin und her gerissen war zwischen Reue für das Duell und Zorn, weil Salazar es ausgetragen hatte. Keiner von ihnen hatte tödliche Flüche verwendet, aber einige waren hart an der Grenze gewesen.
 

„Salazar – bitte überlege es dir noch einmal“, wagte Godric einen letzten Versuch. „Du gehörst doch zu uns. Du gehörst nach Hogwarts. Was sollen deine Schüler denn ohne dich machen?“

„Nun ja, hoffentlich werden sie ein paar Gryffindors traktieren“, erwiderte er sarkastisch.

„Ich gehe. Wenn du mich aufhalten willst, brauchst schon mehr als einen Schockzauber .“ Das letzte Wort spie er voller Verachtung aus.

Salazar wandte sich ohne jedes Abschiedswort um. Er achtete nicht einmal auf die bewegungslose Rowena, als er an ihr vorbei die Treppe hinunter ging.

„Also – Also schön!“, rief Godric ihm hinterher. „Dann – Dann nimmst du dir also mal eine Auszeit. Das ist okay! Brauchen wir alle mal. Sag mir einfach Bescheid, wenn du zurückkommst, ja?“

Salazar antwortete nicht.

„Ja?“ Godric trat ein paar Schritte nach vorne.

Slytherin hatte den Fuß der Treppe erreicht und sah sich noch immer nicht um.

„Oder noch besser – ich komm einfach mal vorbei. Seh mal, wo du so Hilfe brauchst. Okay?“

Er konnte praktisch riechen, wie Godric ins Schwitzen geriet, aber er reagierte immer noch nicht.

Salazar bog um die nächste Ecke und ließ Godric stehen, verwirrt und geschlagen und so unglaublich verloren .
 

Das Tuscheln der Menschen in den Portärts verfolgte ihn bis zu den Toren der Eingangshalle. Salazar sah sich nicht um, als er die Hogwartsgründe betrat. Er warf keinen Blick zurück zum Schloss, zum See, zum Wald. Er ging, ohne ein einziges Abschiedswort, ohne Beachtung seiner Umgebung. Er ging und Hogwarts weinte um ihn.

Denn als Salazar Slytherin die Schule verließ, brach ein Teil der einzigartigen Magie des Schlosses auseinander. Slytherins Zorn hatte einen Fluch in ihren Tiefen hinterlassen. Ein Fluch, der ihre Gänge auf ewig mit Zorn füllen würde. Niemals würde sie das Blut vergessen, dass in ihren Hallen geflossen war. Das Blut des einen Gründers, der sie in Hass verlassen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Corabora
2012-07-01T20:58:13+00:00 01.07.2012 22:58
Ein Klasse Kapitel!!!!!

Schade das sie so auseinander gehen :(

Aber trotzdem sehr Interessant :)

Mach weiter so!!!!

Freue mich auf das nächste.


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