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Fireflies II

Encore
von

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jet lag


 

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Die Zeit war schneller gekommen, als Cameron es für möglich gehalten hatte.

Tyler und er hielten sich im Arm, ein letztes Mal vor dem Flug nach London.

Die Sache mit Neil war vergessen.

„Guten Flug, Schatz.“

Er suchte Tylers Blick. Diese warmen, lebendigen Augen würde er vermissen.

Sechs lange Wochen…

Sein Freund streichelte zärtlich über Cams Wange. „Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch.“ Sein Herz schmerzte. So schwierig hatte er sich den Abschied doch nicht vorgestellt. Irgendwie kitschig… „Ich hab Chloe gebeten, auf dich aufzupassen und mir mitzuteilen, wenn du wieder Irgendetwas angestellt hast.“ Cameron konnte nicht anders, als zu grinsen.

„Hey!“ Tylers Empörung schien echt. Aber er verstand den Spaß hinter diesem Kommentar. Er seufzte theatralisch. „Pass du auf dich auf, das ist wichtiger. Komm gesund zu mir zurück, ja?“

„Das habe ich vor.“ Cameron war nervös. Die letzten Tage hatten sich elend lang hingezogen. Es war eine Qual, die reinste Folter gewesen.

„Cameron!“

Als er seinen Namen hörte, schaute Cam auf. Tyler ebenso. Ihm schien es nicht zu gefallen, dass sie gestört wurden.

Abigail kam schnellen Schrittes auf sie zu. Sie war neben Cameron die Einzige, die von seiner Ausbildungsstätte aus mit nach London fliegen würde. Die anderen Tänzer hatten nicht genug Potenzial, wie es geheißen hatte. Es war ein großes Lob für Cam, aber es bedeutete gleichzeitig eine überragende Verantwortung, die er übernahm. Er musste den Erwartungen an ihn gerecht werden, sonst hatte er mehr verspielt, als wenn er gar nicht nach London eingeladen worden wäre. Aber unter Druck arbeitete er für gewöhnlich effektiver…

Die junge Frau hatte japanische Wurzeln, wie Cameron wusste. Sie war ihm stets eine gute Kollegin gewesen.

Doch ein Problem ergab sich daraus und darüber zerbrach er sich seit Tagen den Kopf. Er würde sich in London in ihrer Unterkunft mit Abigail kein Zimmer teilen können…

Cameron würde mit jemand wildfremden für sechs Wochen in einen Raum gesteckt. Dieser Umstand weckte nicht unbedingt Vorfreude in ihm.

„Hey Abby.“

„Ist das dein Freund?“ Sie schaute etwas verdutzt, als sie Cam und Tylers innige Umarmung musterte.

Cameron hatte ihr gesagt, dass ihn sein Freund zum Flughafen bringen würde. Allerdings hatte er ihr nie erzählt, dass er homosexuell war und sich das Wort Freund in diesem Fall nicht mit dem Wort Kumpel deckte.

„Ja, das bin ich.“ Tyler löste sich von ihm und stellte sich vor.

„Ich wollte schon immer einen schwulen besten Freund.“ Sie grinste.

Na, bravo. Damit konnte er sich auf einen mühseligen Flug gefasst machen.

Es wurde Zeit.

„Tyler.“

Ihre Lippen trafen sich zu einem letzten, liebevollen Kuss. Ihm war es gleich, dass Abigail sie anstarrte und ihnen auch die Aufmerksamkeit einiger anderer Leute in ihrer Nähe gehörte. Der Großteil der Gesellschaft würde wohl noch einige Zeit brauchen, ein Paar, wie sie es waren, zu akzeptieren…

„Viel Erfolg.“
 

Der Flug war anstrengend gewesen. Seine Befürchtung, dass Abby ihn mit Fragen löchern würde, hatte sich bewahrheitet. Cameron wollte nur noch in sein Zimmer und sich ausruhen. Vielleicht hatte er Glück und sein Zimmergenosse war ruhigen Gemüts oder noch gar nicht da.

Er sollte schlafen, damit er für den morgigen Tag, an dem der Workshop beginnen sollte, fit war.

Die Unterkunft war nichts anderes, als eine Jugendherberge. Länger als sechs Wochen würde er hier niemals freiwillig verbringen wollen… Er war auf die Räumlichkeiten zum Tanzen und Trainieren gespannt. Doch nicht nur der Praxis fieberte er entgegen, nein, auch die Theoriestunden hatten bereits jetzt sein Interesse geweckt.

Cam hatte den Schlüssel ins Türschloss gesteckt. Er war im Inbegriff gerade das Zimmer zu betreten und seinen Koffer hinter sich her zu zerren, als er von innen einen wilden Schrei hörte.

Er zuckte erschrocken zusammen.

Eine Gestalt stürmte auf ihn zu. „Hey! Partner!“

Aus einem Reflex heraus drehte Cameron sich beiseite. Der in grellbunten Farben gekleidete junge Mann flog regelrecht durch die Tür an Cameron vorbei hinaus auf den Flur.

Cam ließ sich nicht großartig beirren. Nachdem der Weg frei war, betrat er das Zimmer. Jugendherberge im wahrsten Sinne des Wortes. Mehr wusste er dazu nicht zu sagen. Ein Seufzen entrang sich seiner Kehle.

„Krass, wo die uns hier reinstecken, was? Da werden wir als die Zukunft des Broadways betitelt und dann… das.“

Cameron drehte sich um. Der Fremde hatte sich lässig in den Türrahmen gelehnt und kaute gelangweilt auf einem Kaugummi.

„Hm.“

„Oh, weh. Nicht sehr gesprächig, oder?“

„Kommt drauf an.“

„Auf was?“

„Auf meinen Gesprächspartner.“

„Da hast du mit mir einen echten Glücksgriff gelandet, Junge.“

An Selbstbewusstsein mangelte es seinem künftigen Zimmerkollegen also nicht. Cam ließ das unkommentiert und machte sich daran, seinen Koffer auf das noch ordentliche Bett zu schaffen. Die eine Zimmerhälfte sah bereits aus, wie nach einem Bombeneinschlag. „Wie lange bist du schon hier?“

„Zwanzig Minuten, oder so.“

Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne ein solches Chaos zu fabrizieren, grenzte an Talent…

Cameron setzte sich auf sein Bett und lehnte sich gegen die Wand. So wie es schien würden die Nächte nicht unbedingt ruhig werden, wenn er sich mit dem Chaoten das Zimmer teilen sollte. Er warf einen kurzen Blick auf den Anderen, der sich ihm gegenüber auf sein eigenes Bett gesetzt hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, zwischen all den Dingen noch einen Platz zu finden.

„Aus welchem Teil des Landes stammt Ihr her, Fremder?“

Cam schaute auf. Der Andere hatte seine Mütze abgenommen und schaute gespielt ernst und erhaben. Der junge Mann war ein Mysterium für sich. Nichts passte zusammen. Neonfarben herrschten an seiner Kleidung vor, die Haare kurz geschoren, wie beim Militär und dann dieser Gesichtsausdruck.

Er konnte nicht anders als zu lachen. „Nicht ‚Fremder’, sondern Cameron. Aus Chicago.”

„Seth. Seth-Eli. Such’s dir aus. Seth oder Eli. Beides geht gar nicht. Hab ich meinen Eltern zu verdanken. Weil Ägypten und so. Seth… Weißt du bestimmt Bescheid?“

Cameron konnte gar nichts mehr sagen, er nickte nur noch. Seth-Eli. Genau so sah sein Zimmerkollege aber auch aus…

„Mein Bruder hat’s noch schlimmer erwischt. Vince-Brooklyn. Das gleiche Spiel. Einzeln in Ordnung, zusammen absolutes No Go. Weißt du, warum sie ihn Brooklyn nannten? Weil sie ihn in Brooklyn gezeugt haben. Gut, in L.A. bei uns hat niemand ’nen normalen Namen.“ Er sagte dies so, als wäre das ganz gewöhnlich, als würde er das jedem erzählen, den er kennen lernte. Cameron wettete, dass es mehr als die Hälfte allerdings gar nicht wissen wollte und er gehörte eigentlich auch zu diesem Teil… „Verstehe.“

„Bist du gut?“

Was war das denn bitteschön für eine Frage? Cam seufzte. „Warum tanzt du, Eli?“

„Weil’s Bock macht. Aber ich will noch eine Antwort von dir.“ Sein Blick war eindringlich. Cameron konnte ihn nicht deuten, aber er glaubte zu sehen, dass Eli zwei verschiedene Augenfarben hatte. Er fragte sich, ob dieser Kerl überhaupt ein Mensch war… „Ich kann tanzen, ja.“

„Will ich sehen.“ Eli grinste.

„Wirst du ja schon noch.“

„Warum tanzt du?“

„Das wirst du begreifen, sobald du mich tanzen sehen wirst.“ Jetzt musste Cameron schmunzeln.

„Klugscheißer.“

Trotzdem… Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Aufenthalt hier doch ganz lustig werden konnte.
 

„Sie haben gesagt, dass ein Tänzer die abschließende Show alleine eröffnen darf. An dem Tag werden alle wichtigen Leute, egal, ob Theater, Musical, einfach alle, hier versammelt sein. Wenn ich diese Chance bekommen würde… Das wäre das Beste, Schatz.“

„Cam, ich vertraue in deine Fähigkeiten und bin zuversichtlich. Tanz einfach, wie du es immer tust und nichts kann passieren.“

„Du musst gleich zur Arbeit, oder?“

„Ja, bin gerade auf dem Weg.“

„Unsere Mittagspause ist auch gleich vorbei. Dann geht’s weiter. Heute Abend ist noch die Abnahme der neuen Choreo.“

Zwei Wochen waren sie nun schon von einander getrennt. In dieser Zeit hatte Cameron gelernt. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass ihm das Training hier doch noch so viel Neues bringen würde. Er war glücklich, dass er die Chance erhalten hatte.

Die Tage waren streng organisiert. Frühstück in aller Frühe, anschließend die ersten Theoriestunden über die Geschichte des Tanzes, über Musik, Technik, Anatomie, über einfach alles, was in irgendeiner Art und Weise in Verbindung gebracht werden konnte.

Dann wurden sie stets in neue Kleingruppen gegliedert und erhielten die Aufgabe, nachmittags das umzusetzen, was sie gelernt hatten. Das bedeutete Entwickeln, Versuchen, Trainieren, Tanzen. Heute Abend würde der nächste Auftritt sein.

„Mach’s gut. Wir telefonieren bald wieder, Cameron. Ich liebe dich. Pass auf dich auf.“

„In Ordnung, ich dich auch. Ciao.“ Er vermisste Tyler. Seine Berührungen, Blicke… Er lechzte regelrecht nach diesen einfachen Gesten, die sonst beinahe unbemerkt blieben.

„Wie sieht denn ‚Schatz’ aus, hm?“

Eli riss ihn aus seinen Gedanken. „Groß, gut gebaut, feine Gesichtszüge, dunkelblonde Haare und die wunderschönsten haselnussbraunen Augen, die ich jemals gesehen habe.“

„Woah, klingt ja nach ’ner ganz heißen Braut.“

„Kerl.“

„Was?!“

„Richtig gehört.“

„Du bist schwul?!“ Man hörte die Verwunderung aus Elis Stimme heraus.

„Keine Angst, ich bin vergeben. Ich mach mich nicht an dich ran.“

„Nein, nein, nein, nein. Darum geht’s nicht. Du… Man sieht es dir nicht an.“

„Man sieht es mir nicht an? Was soll das denn heißen?“

„Na ja, oft sieht man den Typen das ja an. Du verstehst… Die verhalten sich so… anders.“

„Nein, ich verstehe nicht. Eli, ich bin-“

„Schwul.“

„Ja, aber das wollte ich nicht sagen.“ Das war irgendwie verletzend…

„Schwul.“

„Sag es noch einmal und ich werde dich bis auf weiteres ignorieren.“ Langsam wurde Eli nervig.

„Okay, okay. Entschuldige. Aber du bist gar nicht so, wie man sich das immer vorstellt. Du bist total normal.“

Cameron seufzte. War klar gewesen, dass es irgendwann mal wieder zu so einem Gespräch kommen musste. Er war der Ansicht, dass man es nicht unbedingt ausdiskutieren musste, denn die Intoleranz in den Staaten war vorherrschend… Dennoch sah er keinen Grund sich rechtfertigen zu müssen. „Ich bin ein Mensch, Eli. Ein Mensch, der nun mal das eigene Geschlecht attraktiver findet. Wenn du ein Problem damit hast, sag es gleich.“

„Nee, ich hab kein Problem damit. Find’s nur… Keine Ahnung.“

Stille trat ein. Cameron war von seinem Bett aufgestanden. Sie sollten sich auf den Weg machen, wenn sie nicht zu spät kommen wollten. Er war zu Tür gegangen und hatte bereits die Hand auf die Klinke gelegt.

„Wie ist das so?“

„Wie ist was so?“

„Mit Männern.“

„Lass uns das Thema beenden, bitte.“

„Okay…“ Eli war zu ihm getreten. „Cameron?“ Er war näher gekommen.

„Was wird das?“ Cam war verwirrt. Er wusste nichts mit dieser Situation anzufangen.

„Nichts. Ich bin nur neugierig.“

„Eli, lass mich.“

Er hatte Cameron bei den Schultern gepackt und gegen die Tür gedrängt, hatte sich vorgebeugt.

„Lass mich sofort los.“

„Ich will’s nur wissen.“

Cam drehte den Kopf zur Seite. Eli war ihm so nah, dass ein Kuss beinahe unvermeidbar war.

„Wie es ist, ’nen Kerl zu küssen.“

Kurzes Schweigen trat ein, in dem niemand etwas zu sagen wagte. Ihr Atem war das einzige Geräusch.

Cameron fing sich als Erster. „Wir müssen los.“

Der Bann war schlagartig gebrochen und Eli ließ von ihm ab. „Ja, müssen wir.“

Er war schneller zur Tür hinaus, als dass Cam noch irgendwie hätte reagieren können.

Das Einzige, was er noch wahrgenommen hatte, war die leise gemurmelte Entschuldigung seitens Eli gewesen.

Cameron wusste nicht so recht, wie er aus seinem Kollegen schlau werden konnte. Neugierig, hatte er gesagt. Das glaubte er ihm sofort. Eli war schlichtweg er selbst.

Er entschied für sich, kein weiteres Wort über das eben Passierte mehr zu verlieren. Das war sowohl besser für ihn, als auch für Eli… Er hoffte nur, dass keine unangenehme Spannung von nun an zwischen ihnen herrschen würde… Letzten Endes mussten sie noch einige Zeit zusammenarbeiten.

Warum konnte sein Leben nicht wenigstens in manchen Situationen einfach verlaufen?
 

Er stand auf der Bühne. Drei, zwei, eins… Verstand ausschalten und den Emotionen die Kontrolle überlassen.

Ihre Choreographie war nichts Besonderes, aber sie hatten sich für etwas Schlichtes entschieden, um mehr von sich selbst zu zeigen. Auch wenn sich der Workshop zu einer Art Wettkampf unter den Teilnehmern entwickelt hatte, waren sie eine Einheit.

Cameron hatte festgestellt, wie sehr er seine Leute vermisste. Und Tyler. Insbesondere Tyler.

Der Auftritt seiner Gruppe war viel zu schnell vorbei.

„Mr. Weston, kann ich Sie einen kurzen Augenblick sprechen?“

„Selbstverständlich, Sir.“ Einer der Organisatoren war hinter die Bühne gekommen und auf Cameron zugegangen.

„Sie sind meinen Kollegen und mir bereits aufgefallen. Im Training, als auch bei anderen Auftritten. Sie haben auf der Bühne eine wunderbare Ausstrahlung. Hier und dort allerdings kann man sich immer verbessern.“ Er machte eine Pause und zwinkerte ihm viel sagend zu.

„Danke.“ Cameron wusste nicht, was er antworten sollte.

„Ihr heutiger Auftritt hat uns vollends überzeugt, sodass wir es bereits jetzt sagen können. Wir möchten Ihnen die Chance geben, die Veranstaltung zum Abschluss zu eröffnen.“

Cam hatte das Gefühl, als würden seine Gedanken Achterbahn fahren. Das konnte nicht wahr sein… Das war zu perfekt, als dass es passieren konnte. „Ich weiß wirklich nicht, was ich gerade sagen soll.“

Entsetzen, Erstaunen, Glück, Freude, alles drängte auf Cameron in diesem einen Augenblick ein. Wenn er das Tyler erzählen würde…

„Enttäuschen Sie uns nicht, Mr. Weston. Wir haben hohe Erwartungen an Sie. Sie haben noch genügend Zeit. Denken Sie in Ruhe nach und setzen Sie sich mit unseren Choreographen in Verbindung.“

Innerlich jubelte er. Eigentlich hatte Cam sein Ziel erreicht…

Nein, er hatte ein Neues. Er musste überzeugen. Noch einmal. Dieses Mal endgültig.

Sein Kopf begann zu arbeiten.

Er würde diese Hürde mit Bravur meistern. Und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Cameron war zuversichtlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  rosenstern
2012-03-31T06:00:49+00:00 31.03.2012 08:00
Überraschender Zeitgenosse.
Wirklich eine Art für sich. Danke für die Ideen.

Von:  shiory
2012-03-24T14:40:06+00:00 24.03.2012 15:40
uhh wie cool
und Cam Zimmergenosse ist wirklich....sonderbar ;DDD
;D voll geil ;D
freu mich wenn Cam wieder zurück ist und das Widerstehen und ich hoffe er verkackt den Auftritt da nicht ;D


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