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Die Geflügelte Schlange - Schatten

* * make love, not war * * - Teil 2
von

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8. Das Wunder (jugendfrei)

Die Gebieterin wurde warten gelassen. Er selbst hätte das niemals gewagt, aber er war auch kein freier Mann wie der Birh-Melack, den die Regentin schon vor einer geraumen Weile durch ihre kleine Dienerin zu sich befohlen hatte. Jochawam rätselte, warum sie außerdem ihn zu sich gerufen hatte. Die fast durchscheinende, dünne Decke, die er über seinen nackten Körper hatte breiten sollen, die Erleuchtung des Zimmers mit ungewöhnlich vielen Lampen, in denen kostbares, exotisch duftendes Öl brannte, der Wandschirm, um den Blick auf das Bett von der Tür aus zu verwehren, all das sah nach Vorbereitungen für eine aufwendige Liebesnacht aus. Diesen Aufwand trieb sie nicht für ihren Sklaven, da war Jochawam sicher. Verlangte es den Birh-Melack nach der Gesellschaft eines Eunuchen? Oder hatte er sein Vergnügen daran, zuzusehen, wie Barida sich von Jochawam befriedigen ließ? Unter den Sklaven und Bediensteten des Hofes wurde getuschelt, der Birh-Melack der Söldner habe zur Mittagsstunde in Blut gebadet. Hatte er vielleicht abartigere Wünsche, die Barida ihm erfüllen wollte?
 

"Geh noch einmal zum Birh-Melack und erinnere ihn an den Vertrag, den abzuschließen er selbst gefordert hat. Erinnere ihn an seine Verpflichtung zu unbedingtem Gehorsam, die in diesem Vertrag niedergelegt ist. Und erinnere ihn an unser Gespräch in der vergangenen Nacht. Sag ihm, ich hätte vor, seinen Hunger zu stillen", hörte Jochawam Barida mit schon angespannter Stimme befehlen, dann trippelte die Dienerin hinaus.
 

Barida kam hinter den Wandschirm, sah nachdenklich auf Jochawam herunter. Was für einen Hunger wollte sie einem Birh-Melack stillen, der in Blut badete? Seine Gebieterin schien zu ahnen, daß Jochawam die Ungewißheit nervös machte. "Frag, was du erfahren willst", forderte sie ihn großzügig auf.
 

"Welche Art von Hunger soll heute Nacht gestillt werden, Gebieterin?" fragte Jochawam also ehrerbietig, aber er konnte selbst die Angst in seiner Stimme hören.
 

Barida lächelte beruhigend. "Keinen Hunger, den du nicht bereits mir gestillt hast. Nur wirst du heute Nacht jemand anderem dienen." Und sie schien den Gedanken daran erregend zu finden. Also wollte Barida anscheinend zusehen, wie Jochawam einen Mann befriedigte. Wenn er halbwegs ansehnlich war, sollte das kein Problem darstellen. Er hatte der Göttin nicht nur in seiner Jugend in ihrer männlichen Gestalt gehuldigt, sondern auch als Eunuch in den Diensten vieler Herren.
 

Als die trippelnden Schritte der kleinen Dienerin sich wieder näherten, eilte Barida vor den Wandschirm. Nun waren auch schwerere Schritte langer Beine zu hören. Ob das der Birh-Melack war?
 

Durch einen Spalt im Wandschirm konnte Jochawam nur einen kurzen Blick auf den in schwarzen Mantel und weißes Untergewand gekleideten Birh-Melack werfen. Er hatte kinnlang geschnittene, weiße

Haare, war auffällig groß - Barida reichte ihm gerade bis zur Brust - und trotz seines dunklen Nordländerteints und der nach osheyart schwarz bemalten Augenlider keinen Bart, was für einen erwachsenen Oshey ungewöhnlich war. Barida und er redeten leise miteinander, doch dann verstummten die Stimmen. ... In Jochawam erwachte der Neid über soviel männliche Kraft und er wünschte sich für einen Augenblick an Baridas Stelle zu sein, wenn schon nicht an der des Birh-Melack. Jochawam begann, sich unter der Decke mit der Hand zu stimulieren. Irgendwann würden sie ja fertig sein und wohl um den Wandschirm zum Bett kommen. Er wollte für seine Gebieterin einen guten Eindruck bei dem Birh-Melack machen.
 

Endlich verstummten die Geräusche und ein paar Augenblicke später führte Barida den Birh-Melack tatsächlich zu ihrem Bett, in dem Jochawam wartete. Wohlgefällig blickte die Regentin auf ihren Eunuchen, dessen Körper sich unter der hauchdünnen Decke deutlich abzeichnete. Dann reichte sie ihm einen der Becher voll Oinos. Und Jochawam konnte die Augen nicht von dem nackten Birh-Melack wenden. Jetzt konnte Jochawam sehen, daß die Haut des Birh-Melack so glatt war, wie Jochawams eigene und er zusätzlich kleine Brüste hatte. War er etwa einer der Zwitter, die die Große Mutter der Legende nach in die Welt geschickt hatte, um die Menschheit die Liebe zu lehren? Jochawam schickte ein Stoßgebet an die Göttin, daß es so sein möge. Dann schmeckte er den süßen, berauschenden Oinos auf der Zunge. Vor Aufregung hatte er gar nicht gemerkt, daß er aus seinem Becher schon etwas getrunken hatte.
 

"Was seht ihrr mich so an?" fragte der sehr junge Birh-Melack, lächelte dann ein wenig unsicher. "Erinnerre ich euch an jemanden, so wie ihrr mich an jemanden errinnerrt?"
 

Der Körper des Birh-Melack war so makellos wie ein Bildnis der Göttin. "Ja, ihr erinnert mich an die Bildnisse der Großen Mutter. Seid ihr wahrhaft einer derjenigen, die sie nach ihrem Bilde formte und als Mann und Frau zu den Menschen geschickt hat?"
 

Das Lächeln des Birh-Melack wurde herzlicher. "Findet es heraus", forderte er Jochawam auf. Er stellte seinen Becher ab und setzte sich in der Reichweite von Jochawams Armen auf die Bettkante.
 

Jochawam legte langsam seine freie Hand auf eine der Brüste des Birh-Melack, streichelte sie halb untersuchend und halb liebkosend. Sie fühlte sich an wie die Brust einer Frau. 'Amemna' hatte Barida ihn genannt.
 

Amemna setzte sich ganz auf das Bett, Jochawam gegenüber, strich nun ihm über die glatte Wange und die ebenso glatte Brust. Dann nahm er ihm den Becher aus der Hand, trank selbst einen Schluck daraus und stellte auch diesen Becher beiseite. Allein der Geruch dieses Zwitterwesens erregte Jochawam in ungeahnter Weise. So hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er verschnitten worden war. Und Amemna begann, die dünne Decke von seinem Unterleib zu ziehen, um Jochawam zu enthüllen. Als er Jochawams Schoß betrachtete, zog Amemna hörbar Luft zwischen den Zähnen ein, als hätte er nicht mit dieser Entdeckung gerechnet, trotz des bartlosen Kinns und der haarlosen Brust des Rothaarigen. Dann sah er dem Eunuchen ins Gesicht und Jochawam konnte schon nach wenigen Augenblicken das Mitleid in den Augen des anderen nicht mehr ertragen, wandte sein Gesicht ab und bedeckte seine Scham mit den Händen. Seit dem Tag, an dem er zum Eunuchen gemacht worden war, hatte er sich nicht mehr so unvollkommen gefühlt. Seine Augen begannen zu brennen. Gleich würde Amemna sich von ihm abwenden und Jochawams Hoffnung, sich mit diesem Gesandten der Göttin vereinen zu dürfen, zerstören.
 

Aber Amemna faßte zärtlich das Kinn des Eunuchen, und bewegte Jochawam so dazu, ihn wieder anzusehen. "Du sehnst dirr deine Männlichkeit zurrück, nicht wahrr?" fragte Amemna flüsternd. Was half dieses Sehnen schon? Er hatte schon vor Jahren aufgehört, die Göttin um ein Wunder zu bitten. Barida bot ihm immerhin ein viel luxuriöseres Leben, als er es jemals zuvor gehabt hatte.
 

Amemna kniete sich vor ihn auf das Bett, löste Jochawams Hände aus der Verklammerung vor seinem Genital und der verstümmelnden Narbe, und strich mit seinen sanften Händen langsam über Jochawams Bauch, zu seinen Leisten und führte sie dann an seinem wieder erschlafften Glied zusammen. Ein plötzlicher, brennender Schmerz ließ Jochawam aufschreien, ihm wurde schwarz vor Augen, doch ganz plötzlich war der Schmerz vergangen und es war eher das Gefühl höchster Erregung, das ihn erfüllte.
 

"Was hast du getan?" hörte Jochawam seine Gebieterin rufen. Wohin war sie verschwunden gewesen? "Du hast mein Eigentum beschädigt", schimpfte Barida weiter. "Wie kannst du es wagen?"
 

"Dann rreparriere dein Eigentum wiederr. Oderr überrlasse diesen Mann mirr. Warr es nicht dein Plan, mirr eine Nacht wahrrhafterr zweifacherr Errfüllung zu schenken?" konterte eine sachliche Männerstimme. Der Birh-Melack bot der Regentin furchtlos die Stirn.
 

Langsam konnte Jochawam wieder sehen. Amemna kniete noch immer vor ihm auf dem Bett, hatte sich aber zu Barida, die am Fußende saß, umgedreht. Sie sah so zornig aus, wie Jochawam sie selten erlebt hatte. Und als Jochawam sich über die heiße Glut der Lust wunderte, die plötzlich durch seinen Körper floß, als er seine nackte, trotz ihres Alters noch immer recht ansehnliche Gebieterin und den ebenso nackten jugendlichen Zwitter betrachtete, die sich beide in einem deutlichen körperlichen Erregungszustand befanden, senkte er seine Augen zu seinem Schoß und ihm blieb vor Erstaunen die Luft weg. Er war wieder vollständig! Der Gesandte der Göttin hatte ein wahrhaftes Wunder vollbracht und die über zehn Jahre zurückliegende Kastration rückgängig gemacht.
 

"Reparieren, das ich nicht lache! Weißt du wie lange es dauert, bis eine solche Wunde bei einem Sterblichen wieder verheilt ist? Bei den Göttern, er war mein Lieblingseunuch. Mußtest du unbedingt an ihm deine Zauberkräfte zeigen?" Sie schüttelte zornig den Kopf, aber Amemna war blitzschnell bei ihr, kniete nun vor ihr und nahm ihr Gesicht zärtlich in beide Hände.
 

Amemna küßte sie, so daß ihr die Luft wegbleiben mußte, und sie schlug wütend mit ihren Fäusten auf seine Schultern ein. Er griff nach ihren Handgelenken, hielt daran ihre Arme leicht zu den Seiten ausgestreckt, so daß sie ihn nicht mehr erreichte. "Barrida", flüsterte er dann.
 

Barida hielt inne, seufzte leise aber sehr lustvoll. "Irgendwie mußt du das wieder gutmachen", verlangte sie ebenso flüsternd. Und Amemna reagierte sofort auf ihren Seufzer.
 

Jochawams Gebieterin erschauderte in einer Weise, die Jochawam an ihr bisher nur selten erlebt hatte. ...
 

Direkt vor Jochawams Augen vereinigten sie sich, und Jochawam rückte schnell näher heran an den Gesandten der Göttin, schob sich ungeduldig ein Kissen zurecht, um sich darauf knieend mit Amemna vereinigen zu können.
 

... Dann wurde ihm erneut schwarz vor Augen und die Beine sackten einfach unter ihm weg.
 

*
 

Amemna küßte Jochawam, lächelte ihn an. "Ich danke dirr", flüsterte er zärtlich, rollte sich wieder auf den Rücken und schloß die Augen. Amemna lag neben Jochawam, auf der anderen Seite des Gesandten der Göttin lag Barida, die sich auf einen Ellbogen aufstützte, um auch ihren ehemaligen Eunuchen sehen zu können und nun ein siegessicher zu nennendes Lächeln auf den Lippen hatte.
 

"Was ist passiert?" fragte Jochawam mit einem Zittern in der Stimme, das ihn selbst überraschte. Er hatte das Gefühl, alle Kraft habe seine Glieder plötzlich verlassen, wenn es auch auf höchst angenehme Weise geschehen war.
 

"Wir hatten wohl Anteil an Amemnas wahrhafter zweifachen Befriedigung", antwortete Barida.
 

"Den hattet ihrr wohl", bestätigte Amemna matt, aber noch immer lächelnd.
 

Jochawam gelang es, sich auf einen Arm gestützt halb aufzurichten. Sein Blick traf den Baridas, die ihn mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen musterte. "Ich überlege noch, was ich nun mit dir mache", sagte sie nicht unfreundlich. Wenn ihr wollt, laßt mich wieder kastrieren, solange ich mich nur noch einmal mit dem Gesandten der Göttin vereinigen darf, dachte Jochawam im Stillen. Seine Kraftlosigkeit wich zunehmend einem sehr aufregenden Prickeln und Amemnas so schöner nackter Leib schrie geradezu danach, berührt zu werden. ...
 

Barida beobachtete Jochawam, aber schien nicht zu wünschen, daß er sein Tun unterließ, also ließ er seine Hand noch tiefer gleiten. "Ihr seid noch gar nicht müde, oder?" flüsterte Jochawam dem Birh-Melack ins Ohr, ... bis sich wieder ein Lächeln auf Amemnas Gesicht zeigte und er die schwarz geschminkten Augen öffnete. Sie waren so grau wie die Wolken eines Sturmhimmels. "Darf ich euch mit meinem Körper noch weiter zu Diensten sein?" fragte Jochawam wieder flüsternd, auch wenn er sicher war, daß Barida ihn verstand. Aber da sie ruhig zusah, war es wohl in ihrem Sinne.
 

"Bist du denn schon wiederr bei Krräften?" fragte der Birh-Melack.
 

"Ja, ich denke schon, Gesandter der Göttin." Auch wenn es ihn selbst überraschte, fühlte er sich tatsächlich bereit, sich ein weiteres Mal mit Amemna zu vereinigen. Und er fügte hinzu: "Ich heiße Jochawam."
 

"Und ich heiße Amemna, Mann aus dem Osten. An welche Arrt von Dienst dachtest du denn, Jochawam?"
 

"An eine weitere Huldigung der Göttin. Nach euren Wünschen in ihrer männlichen oder in ihrer weiblichen Gestalt", antwortete Jochawam leise ...
 

"Gefällt es euch nicht?" fragte Jochawam besorgt und hielt inne.
 

Amemna kraulte mit der Hand durch Jochawams lange Haare. "Doch es kefällt mirr kut, Jochawam. Ich wünschte nurr... mach bitte weiterr", beendete der Birh-Melack seinen Satz überraschend. Und plötzlich sah Jochawam ein Bild vor Augen und er wußte, an welche Art von Vereinigung Amemna dachte. ...
 

Für einen Moment hatte er das Gefühl, seine Ekstase werde aus ihm herausgesaugt und zugleich war Jochawam, als habe er Anteil an etwas Größerem, etwas Kosmischem, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Doch diesmal blieb er bei Bewußtsein.
 

Daß er Barida ganz vergessen hatte, wurde Jochawam erst klar, als sie Jochawam ein Tuch reichte, damit er sie reinigen konnte. Jochawam benutzte es jedoch auch dafür, Amemnas Schoß zärtlich zu säubern.
 

Amemna hatte die Augen wieder geschlossen, lag mit einem verträumten Lächeln locker ausgestreckt auf dem Bett und schien das Wirtschaften an und um ihn herum zu ignorieren oder zu genießen. "Das warr wunderrbarr, Jochawam", flüsterte Amemna nach einer Weile.
 

"Das könntest du häufiger haben, Amemna", ließ Barida sich vernehmen.
 

Amemna schlug die Augen auf.
 

"Habe ich nicht etwas verdient für die Wonnen, die ich dir ermöglicht habe, Amemna?" fragte sie berechnend über Jochawam hinweg.
 

Jochawam wünschte sich, sich unsichtbar machen zu können, oder einfach zu verschwinden, aber Barida hatte besitzergreifend ihre Unterarme auf ihn gestützt und sah hinüber zu dem Gesandten der Göttin. Was hatte sie vor?
 

"Das hast du, Barrida", antwortete Amemna etwas matt ohne sie anzusehen.
 

Jochawam merkte, wie sehr es Barida gefiel, in dem Südlerakzent mit ihrem Namen angesprochen zu werden. Das war die erste Schwäche die Jochawam an ihr bemerkte, obwohl sie ihn seit etwa einem halben Jahr regelmäßig in ihr Bett befahl.
 

"Sag mir, Amemna, empfindest du es als eine kleine Schuld mir gegenüber, oder als eine große?"
 

Jochawam versuchte, Amemnas Blick zu erhaschen, um ihn dazu zu bewegen, sich seine Antwort gut zu überlegen, aber Amemna schloß wieder die Augen. "Ich glaube kaum, das es möglich ist, soetwas noch einmal in dieserr Forrm zu errleben", sagte er leise. "Dafürr stehe ich wohl lebenslang in deinerr Schuld, Barrida."
 

Sag soetwas nicht. Sie wird dich lebenslang versklaven dafür, dachte Jochawam, aber natürlich wagte er nicht, es auszusprechen. Und das siegessichere Lächeln in Baridas Gesicht zeigte ihm, daß er wohl richtig vermutet hatte.
 

"Bekenne dich dazu, eine verkleidete Frau zu sein und willige ein, nach dem Kriegszug meinen Sohn zu heiraten", verlangte Barida unumwunden. "Gebäre dem König nur einen Sohn. Wenn es dir beliebt, kannst du danach jede Nacht über mich oder meinen Sklaven verfügen."
 

"Wirrst du Jochawam seine Männlichkeit wiederr nehmen lassen?" fragte Amemna, als sei das seine einzige Sorge.
 

Barida lächelte so verschlagen, daß Jochawam sich wider besseres Wissen einmischte. "Herr, mein Schicksal sollte euch nicht kümmern."
 

"Das sollte es in der Tat nicht", stimmte Barida ihrem Sklaven kalt zu.
 

"Wie soll das alles vonstatten gehen? Wirrd euerr Thrronrrat nicht prrüfen lassen, ob ich tatsächlich eine Frrau bin? Und was ist mit den Männerrn meinerr Wannim?" fragte Amemna jetzt ebenso sachlich, wie Barida ihren Preis für diese Nacht vorgetragen hatte.
 

"Die Prüfung laßt meine Sorge sein. Und was eure Wannim betrifft: entlaßt die Männer oder behaltet sie als eure Diener, wie es euch gefällt."
 

"Und was ist, wenn mirr gefällt, in derr Schlacht vorr Hannai zu fallen?" fragte Amemna.
 

"Das wird nicht geschehen, seid dessen versichert. Ihr werdet zu euren Mawati eine Leibwache aus Tetraos beigestellt bekommen."
 

"Was, wenn ich berreits von einem anderren Mann empfangen habe?" war Amemnas nächste Frage, als suche er nach einem Schlupfloch aus der Falle, in der Barida ihn gefangen hatte.
 

"Es gibt Mittel und Wege, ein solches Kind zu beseitigen, falls sich seine Existenz erweisen sollte. Die Hochzeit mit meinem Sohn wird nicht eher als nach der Regenzeit erfolgen. Und bis dahin werdet ihr als Frau keusch leben."
 

"Was, wenn ich mich als Frrau unfrruchtbarr errweisen sollte?"
 

"Dann werdet ihr das Kind einer anderen als eures ausgeben."
 

"Ihrr habt an alles gedacht, nicht wahrr?"
 

"Ich habe in euch, was ich für meinen Sohn wünsche: eine intelligente und gebildete junge Frau von edler Herkunft und angenehmem Äußeren, die den König akzeptiert, wie er ist. Und die, wenn die Götter gnädig sind, fruchtbar ist und für den Erhalt der königlichen Linie Sorge trägt. Ihr werdet nach mir Regentin von Tetraos werden, bis euer Kind alt genug ist, zu herrschen."
 

"Um den Prreis, den Rrest meines Lebens als Frrau zu leben", ergänzte Amemna bitter. "Wollt ihrr mich dafürr kastrrierren?"
 

Jetzt wirkte Barida doch ein wenig schockiert. "Nicht, wenn es nicht wirklich nötig ist. Ich hatte gehofft, eure Gegenwart noch häufiger genießen zu dürfen."
 

Amemna sah nicht gerade glücklich aus über die Aussicht, in Zukunft der Königin den Liebhaber und ihrem Sohn die Ehefrau zu verkörpern. Er setzte sich auf, leerte einen der Oinos-Becher vom Tisch neben dem Bett in einem Zug. "Ihrr errhaltet meine Antworrt morrgen", sagte er, auch wenn ihm klar sein mußte, daß ihm die Entscheidung bereits abgenommen worden war. Wenn er nicht sein Leben oder das Leben seiner Söldnertruppe riskieren wollte, mußte er Barida wohl gehorchen. Er trank viel zu schnell noch einen zweiten Becher leer, stand auf, wankte langsam hinter den Wandschirm und verschwand schließlich aus Baridas Gemächern.
 

"Und was soll ich nun mit dir machen, ehemaliger Eunuch?" fragte Barida und spielte mit Jochawams langen roten Locken. Jochawam hätte gerne wie Amemna einfach den Raum verlassen. "Wirst du darüber schweigen, daß mein göttergesandter Birh-Malack ein Wunder an dir gewirkt hat? Wirst du weiterhin allen gegenüber den Anschein erwecken, sie hätten es in dir mit einem Eunuchen zu tun?"
 

Sollte es so einfach für ihn sein? Das war gar nicht die Art seiner Gebieterin. Aber vielleicht war sie ja auch nur großzügig, weil sie sich gerade erfolgreich eine Schwiegertocher erpreßt hatte. "Ich werde alles tun, damit niemand auf die Idee kommen kann, ich sei kein Eunuch mehr", versicherte Jochawam ernsthaft.
 

"Ich will dir glauben, Sklave", gab Barida hoheitsvoll zur Antwort. Dann endlich wurde er in seine eigene Kammer entlassen.
 

*
 

Jochawam erkannte, daß es der Göttliche Zwitter war, der ein Stück entfernt mit dem Rücken zu ihm stand, also ging er zu ihm. Amemna schien ihn zu erwarten, drehte den Kopf leicht zur Seite, wie um Jochawam zu signalisieren, daß er ihn kommen hörte und er sich nähern dürfe. Sein weißes, fast bodenlanges Untergewand war offenbar aufgeknöpft, denn der weite Halsausschnitt war über eine Schulter gerutscht. Jochawam sah, wie sich die wohlgeformten Muskeln bewegten, als Amemna mit beiden Händen den Saum seines ungegürteten Gewandes nach oben zog.
 

Jochawam strich mit seiner Hand liebkosend über die weiche, dunkle Haut der Schulter, küßte sie und schaute um den Göttlichen Zwitter herum. Doch was er sah, ließ das Blut in seinen Adern stocken. Das Gewand hielt Amemna auf der Höhe seines Bauchnabels zusammengerafft, doch nur mit einer Hand, in der anderen hielt er jetzt einen Dolch. Für einen Moment streiften Amemnas Lippen Jochawams Wange, dann schob er das Gewand so hoch, daß er es mit dem an den Körper gepreßten Oberarm festhalten konnte, schloß die freie Hand um seine Genitalien und schnitt sie sich selbst mit einer raschen Bewegung des Dolches ab. Jochawam spürte den Schmerz im eigenen Unterleib, fühlte noch einmal das Messer, daß ihm die Hoden abgetrennt hatte, und erwachte schreiend.
 

Schweißgebadet fand er sich in seiner Kammer im Palast von Tetraos wieder, allein, seine Decke heruntergerutscht auf den Boden, die eigene Hand um seine wiedererhaltenen Hoden und sein Glied gelegt. Hier war niemand, der sie ihm erneut nehmen wollte, nicht jetzt zumindest. Doch noch immer spürte er den Schmerz und sein Herz raste vor Panik, so daß sich der Schmerz in seiner Brust mit dem Schmerz in seinen Lenden messen konnte, der doch nur eine Erinnerung an vor langer Zeit Erlittenes war.
 

Aber wieso dieser Traum? Wieso träumte er, daß Amemna sich das nahm, was er Jochawam neu geschenkt hatte? Nein, er hatte sich alles abgeschnitten, als hätte er versucht, sich zu einer Frau zu machen, als hätte er versucht, Baridas Befehl, die Braut des Königs zu werden, wörtlich zu befolgen. "Große Mutter, das kannst du doch nicht zulassen!" flehte Jochawam inbrünstig. Auch wenn er schon seltsamere Dinge von Männern gehört hatte, die während des Rauschfestes, unter dem Einfluß des Oinos, Messer oder Dolche in die Hand bekamen, war Amemna doch ein Gesandter der Göttin und die Große Mutter würde ihn doch daran hindern, sich selbst zu verschneiden.
 

Draußen, vor dem schmalen Fenster, durch das Jochawams Kammer Licht erhielt, dämmerte es gerade erst. Es würde noch eine Weile dauern, bis die Sonne aufging. Noch einmal vergewisserte Jochawam sich, daß er tatsächlich wieder Hoden hatte, befühlte sie, betrachtete sie ihm Dämmerlicht des frühen Morgens und sah in seiner Erinnerung noch einmal das scharfe Messer aufblitzen, erst silbrig, dann rot, bevor ihn die Erkenntnis erreichte, ein Stück seines Körpers durch den Scharfrichter der siegreichen Garam-Berr verloren zu haben. Dann erst kam der Schmerz, die Ohnmacht. Nun aber war ihm nur ein wenig schwindelig, also stand er auf, um aus dem Fenster in die Wirtschaftshöfe des Palastes von Tetraos hinunterzuschauen, die noch kühle Morgenluft einzuatmen. Wann seine Gebieterin wohl zu dem Schluß kam, daß sie mit einem Eunuchen mehr anfangen konnte, als mit einem wieder vollständigen Mann? Vielleicht sollte er den Birh-Melack aufsuchen und ihn bitten, ihm zur Flucht zu verhelfen. Der göttliche Zwitter war Jochawam so überaus dankbar gewesen für die erwiesenen Dienste, als seien sie etwas Besonderes gewesen, als sei Jochawam etwas Besonderes. Es war ein erhebendes und doch zugleich beängstigendes Gefühl, denn seit Jochawam ein Sklave war, hatte es sich selten als vorteilhaft erwiesen, die Aufmerksamkeit eines Mächtigen zu erregen.
 

Ein trotz der vergangenen Nacht noch immer ungewohntes Gefühl durchströmte Jochawam. Wenn er es zuvor noch bezweifelt hätte, nun zeigte sich, daß er tatsächlich wieder ein ganzer Mann war, ein Mann, dessen Lust plötzlich wie Feuer durch seine Adern pulsierte, allein bei dem Gedanken an den jungen Birh-Melack. Plötzlich glaubte er, sogar noch jenen verführerischen Duft des göttlichen Zwitters in seinen Haaren wahrzunehmen. Zehn Jahre lang war er nur nach eingehender körperliche Stimulation zu einer Begattung fähig gewesen, und nun schien plötzlich all jenes Mannsein, daß ihm genommen worden war, stärker und heftiger als jemals zuvor in ihm erwacht zu sein. Er merkte, daß er zitterte vor unerfüllter Lust, also verschaffte er sich mit der eigenen Hand Erleichterung, Amemnas Antlitz vor Augen und seinen Namen auf den Lippen, als er die Göttin erkannte.
 

* * *
 



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