No.12: Objekt
Drabble No. 12
Objekt
„Wo warst du?“, fragte Sir Crocodile seine Partnerin, als sie seinen privaten Bereich im Goldregen Casino betrat. Sie hatte die Nacht weder bei sich Zuhause in ihrer Wohnung noch bei ihm verbracht, und dementsprechend sah sie auch aus: Ihr sonst so geordnetes und glattes Haar war verwuschelt, ihr kurzer Rock hing schief und ihr Make-up war an einigen Stellen abgewischt und zerlaufen. „Das geht dich nichts an“, antwortete sie kühl, und trat vor seinen Schreibtisch. „Hier ist der Bericht meiner letzten Mission.“ Sie legte ihm den beschriebenen Bogen Papier auf den Schreibtisch. Ihre Schrift war sauber und das Papier glatt, tadellos. Wie immer.
„Ich fürchte, da sind wir geteilter Meinung. Ich glaube nämlich, dass es mich durchaus etwas angeht, wenn meine Partnerin die Nacht irgendwo anders verbringt. Bei einem fremden Mann zum Beispiel.“ Nico Robin schnaubte. „Was bildest du dir eigentlich?“, erwiderte sie ohne den Blick zu senken, „dass ich deine Frau bin? Oder vielleicht sogar dein Eigentum? Ich bin deine Partnerin, nicht mehr und nicht weniger. Vergiss das nicht, Crocodile.“
Ein leises Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Dann sind wir wohl schon wieder geteilter Meinung. Wie schade.“ Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches. Robin verengte die Augen zu Schlitzen. Was hatte dieser Mann nur vor? Sie bereute den Sex mit ihm jetzt schon.
Sir Crocodile holte eine Pistole hervor. Robin stockte der Atem. Dann beruhigte sie sich sofort wieder. Nein, dachte sie nüchtern, das würde er nicht tun. Sie war seine beste Mitarbeiterin, damit würde er vor allen Dingen sich selbst schaden.
„Leider hast du das Pech, dass im Zweifelsfall meine Meinung gilt, Robin.“ Er drückte ohne zu Zögern ab, und es geschah so schnell und unerwartet, dass sie keine Zeit hatte, um etwas dagegen zu unternehmen. Die Kugel hatte sie in die Brust getroffen, allerdings nicht ins Herz. Robin brach zusammen, atmete jedoch immer noch laut keuchend.
Sir Crocodile erhob sich aus seinem Stuhl und schlenderte gemächlich zu ihr hinüber. Er stellte sich breitebeinig über sie, und richtete die Pistole auf ihre Stirn. „Weißt du“, sagte er, und dabei bewegte sich die Zigarre in seinem Mund, „ich mochte dich wirklich gerne. Als Partnerin und als Frau. Und wenn ich dich nicht haben darf – dann darf dich keiner haben.“ Er drückte ein zweites Mal ab. Sie war fast augenblicklich tot.
bye
sb