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Much as I love them

Der Bösewicht kriegt das Mädchen nie... ?
von

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Nächtliche Überraschung

MEGAMIND

Much as I love them

Die bösen bekommen das mädchen nie... ?
 


 

Kapitel 1 – Nächtliche Überraschung gepaart mit Paranoia
 

Roxanne Ritchi trat auf die Straße und breitete ihren Regenschirm über sich aus. Metro Man, der ihr die Tür offen gehalten hatte, kam ebenfalls heraus und trat an ihrer Seite. Niemand hatte ihn erkannt, denn er hatte seine Haare glatt nach hinten gegelt, einen Drei-Tage-Bart und einen schicken Anzug an. „Hättest du vielleicht Lust übermorgen wieder etwas mit mir zu unternehmen? Wir könnten ins Kino gehen, soweit ich weiß, laufen momentan sehr gute Blockbuster“, fragte er. „Nein, tut mir leid, ich muss die Woche sehr früh raus, es gibt viel zu tun“, wimmelte Roxanne ihn freundlich ab. Sie ging sehr gerne mit ihm aus, er war ein lieber Freund und hatte einen tollen Humor, doch ahnte sie das er mehr von ihr wollte als sie ihm jemals geben konnte. „Ich danke dir für diesen schönen Abend und du hattest recht, die Meeresfrüchte im Mermaid sind der helle Wahnsinn und die üppigen Aquarien sind eine Augenweide.“ „Soll ich dich noch nach Hause bringen? Um die Uhrzeit solltest du nicht alleine durch die Straßen laufen.“ „Oh nein, ich bin nicht gelaufen, ich bin mit meinem Auto hier. Es steht nur zwei Straßen weiter, ich hatte hier einfach keinen Parkplatz gefunden.“ „Dann bring ich dich... .“ „Nein, schon in Ordnung. Du kannst ruhig nach Hause fliegen Branden, ich komm schon klar.“ „Ok, ich wünsch dir noch eine gute Nacht“, sagte er und beugte sich zu ihr hinunter. Roxanne wusste was er wollte, doch konnte sie einfach nicht. Er war lieb, und auch der Held der Stadt. Jede Frau wäre gerne an ihrer Stelle, doch war er einfach nicht ihr Typ. Rechtzeitig wich sie ihm aus und küsste ihn auf die Wange. Die Enttäuschung blitzte kurz in seinem Gesicht auf, doch fing er sich gleich wieder und tat als sei alles in Ordnung. „Ich wünsch dir noch einen schönen Abend. Wir sehen uns“, sagte Roxanne und ging.
 

Metro Man blickte ihr traurig hinterher, sie war die erste mit der er sich vorstellen konnte etwas ernsthaftes anzufangen. Viele waren nicht wirklich an ihm interessiert, sondern an seinem Heldenstatus. Oder sie konnten nicht umhin sich aufzuführen wie nervige Groupies. Roxanne dagegen war anders, vielleicht lag es an ihrer erfolgreichen Karriere als Reporterin und auch das sie das Lieblingsopfer von Megamind war. Sie brauchte keinen erfolgreichen Mann der sich ständig in der Öffentlichkeit sonnte, das tat sie selbst schon genug. Wenn auch zu fünfzig Prozent eher unfreiwillig. Er lief in die nächste kleine Gasse um die Ecke, sah kurz um sich, um zu überprüfen das ihn auch niemand sah und flog in die Nacht davon.
 

Roxanne lief gemütlich zu ihrem Auto. Sie spazierte gerne, auch wenn es regnete und grübelte über Metro Man nach. So langsam sollte sie ihm klar machen, das sie nichts von ihm wollte und da auch nie etwas laufen würde. Bevor er zu aufdringlich werden würde und es zu Peinlichkeiten kam. Und vor allem wollte sie ihn nicht als Freund verlieren.

Es schüttete wie aus Eimern und der Himmel war lange nicht mehr so schwarz gewesen. Bei einer solchen Großstadt war es schon kaum möglich die Sterne zu erkennen, doch nun sah es so aus als hätte sich das große schwarze Nichts über den Häusern von Metro City ausgebreitet. Auch die Straßen waren leer und die Stadt wirkte von allem Leben verlassen. Es ließ einem sehr einsam fühlen und in einer solchen Nacht sollte man sich nicht alleine die Zeit vertreiben, doch wollte Roxanne es nicht riskieren das Metro Man auf dumme Ideen kam. Sie vermied es vehement einen Mann in ihre Wohnung einzuladen, auch wegen eben genannten Grund.
 

Sie lief um die Ecke und die, mit Laternen erhellte Straße entlang. Vielleicht sollte sie in nächster Zeit etwas mehr auf Abstand mit Metro Man gehen, damit er sich abkühlen konnte, dachte sie sich.

An ihrem blauen Zweisitzer-Auto angekommen, stieg sie ein und parkte aus. Bei den Regenstürmen die die Sicht verschlechterten und den, zum Teil quergestellten Autos, war es eine schwierige Sache. Es gab Leute, die ihre Führerscheine offensichtlich in einer Cornflakesschachtel gefunden hatten.
 

Langsam fuhr sie die Straßen entlang. Bald würde sie durch einen gefährlicheren Teil der Stadt fahren müssen. Sie könnte auch drum herum fahren, doch wollte sie so bald wie möglich zu Hause sein und sich noch ein Vollbad gönnen, bevor sie sich wieder an ihrer Arbeit machte, womit sie vorhin wegen dem Date aufgehört hatte. Der Bericht musste unbedingt bis morgen fertig werden. Sonst würde ihr Chef Mr. Goodmann ihr aufs Dach steigen. Die Reportage sollte nämlich morgen Abend ausgestrahlt werden.
 

Als sie an den zugemüllten, graffitibespränkelten Straßen vorbeifuhr, erhöhte sie das Tempo, denn sie hatte immer ein mulmiges Gefühl wenn sie hier vorbeifuhr. Eigentlich paradox, wenn sie darüber nachdachte, welchen Tötungsmaschinen sie immer bei Megamind ausgesetzt wurde, und das regelmäßig. Sie war froh das keine Menschenseele zu sehen war. Um diese Uhrzeit ungewöhnlich, vor allem in einer so großen Stadt, doch war es besser so. Jeden Menschen den sie sah würde sie für verdächtig halten und sie veranlassen aufs Gaspedal zu treten.

Sie bog um eine Ecke und fuhr durch eine dunkle Seitenstraße. Leider ließ sich die Geschwindigkeit nicht erhöhen, da die Mülltonnen eng beieinander standen. Die schmale Straße geschafft, trat sie wieder aufs Pedal und wollte um die Ecke biegen.
 

Es ging alles sehr schnell. Plötzlich kam jemand um die Ecke gebogen und lief ihr direkt ins Auto. Scheinbar achtete dieser Mensch nicht sehr darauf wo er hinlief und was in seiner Umgebung passierte, und so fuhr sie ihn fast um. Glücklicherweise hatte sie schnell reagiert und auch ihr Gegenüber kam schnell aus seiner Trance.

„Passs doch uff du Idioooot“, lallte der Mann und schwankte gefährlich.

Den Schock langsam überwindend stieg Roxanne aus, ohne darauf zu achten das sie innerhalb von Sekunden triefend nass war und trat auf den Betrunkenen zu. Sie schreckte zurück als sie im Scheinwerferlicht sah wen sie fast überfahren hatte.

Vor ihr stand ihr von der ganzen Stadt geführchteter blauhäutiger Entführer. Megamind. Doch sah er nicht so aus wie gewohnt. Er hatte seinen Superschurkenanzug wohl zu Hause gelassen, denn er trug nur eine zu weite Jeanshose die von einem Gürtel zusammengehalten wurde. Einen schwarzen, viel zu weiten Pulli mit Kapuze, die gerade noch über seinen Schädel passte und einer weiten schwarzen Lederjacke. Seine Nase und Wangen waren violet, der Alkohol war ihm offensichtlich zu Kopf gestiegen.
 

„Megamind?“

„Ooouuuuh, wän habn wirn daa? Unsre superdollle Reborterin Roxänne Rischi.“

„Hör mir zu. Was hast du getan, was ist los mit dir?“

„Was solln schonn los sein? Mir geht’s gut. Ich bin belübt, hab fiele Freunde, eine Fruu an meinr Seite und eine wunderbare Famylieee.“

„Megamind, hör zu, wir gehen jetzt zu mir, du kannst nicht hierbleiben“, sagte sie und hakte sich bei ihm ein und versuchte ihn in ihr Auto zu lotzen.

„Eyyyyy, was solln das? Du bist nisch meine Mudda, hörs du?“, schimpfte er, doch wehrte er sich auch nicht so wirklich.

Sie setzte ihn auf den Beifahrersitz, schnallte ihn an und stieg ebenfalls ein. Roxanne war selbst nicht klar was sie da tat, schließlich war das ihr Entführer und der Schurke der Stadt, der bereits 85. Mal lebenslänglich bekommen hatte. Unzählige Male hatte er ihr angedroht sie zu töten, mit Krokodilen, Maschinengewehren und Feuerwerfern, was sie zwar mitlerweile nicht mehr ernst nahm, doch konnte man ja nie wissen. Vielleicht hinderte ihn seine Tolpatischkeit daran es durchziehen zu können oder er hegte tatsächlich Gefühle für sie wie Metro Man es vermutete, doch egal aus welchen Gründen er es nicht tat, sie konnte ihm nicht ernsthaft helfen. Sie könnte ihren Job verlieren, ihren guten Ruf. Was würden ihre Eltern dazu sagen, fragte sie sich. Oder ihre Freunde? Eigentlich sollte sie ihn ins Gefängnis für kriminelle Talente bringen, doch brachte sie es nicht übers Herz. Irgendwas hielt sie davon ab. So entschloss sie zu sich nach Hause zu fahren und ihn erst einmal wieder nüchtern zu bekommen.

Die ganze Fahrt über blickte sie sich nervös um, sie wurde geradezu panisch bei dem Gedanken das sie einer mit ihm sehen würde. Einschätzend sah sie ihn von der Seite an. Nur mit Mühe hielt er seine blutunterlaufenen Augen offen, die mit dunklen Augenringen geziehrt waren. Er sah zunehmend blasser aus, was etwas merkwürdig aussah, so farbentsättigt. Dadurch sahen die Wangen noch violetter aus, was schon leicht ins rötliche ging.

„Wo brings du mich hin?“, sabbelte er, bevor sich seine Augen schlossen und nur noch Schnarchgeräusche seine Kehle entrannen.

Heil und ohne gesehen zu werden kam sie in die große Tiefgarage ihres Hauses an und hielt auf ihrem eigenen Parkplatz. Durch das Ruckeln öffneten sich Megaminds Augen leicht, schlossen sich aber wieder.

„Hey, Megamind, wach auf“, rüttelte sie an seiner Schulter. Doch wurde er einfach nicht wach. Sie rüttelte weiter und immer stärker und nachdem sie ihn auf seine Wangen geklatscht hatte wachte er auf. „Minion hör uff un mach das Lich aus“, murmelte er.

„HEY, AUFWACHEN!“, rief Roxanne, stieg aus, ging auf die andere Seite, packte ihn an der Schulter und zog ihn grob heraus. „Kommst du wohl? Wenn Carlos heute Nachtschicht hat haben wir ein Problem, denn der ist sehr gründlich mit seiner Arbeit“, keuchte Roxanne vor Anstrengung und buchsierte ihn durch die Tiefgarage. Endlich im Fahrstuhl atmete sie erleichtert aus, entdeckte jedoch kurz vor einem Herzinfarkt das es auch im Fahrstuhl eine Kamera gab. Sie zog Megamind zu sich in den Totenwinkel und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Niemand musste erfahren das sie den Superschurken schlechthin mit zu sich nach Hause nahm. Es musste nicht wahr werden das solches Filmmaterial gegen sie verwendet wird. Das waren die längsten Minuten ihres Lebens. Denn der Geruch den Megamind ausstrahlte war mehr als abstoßend. Nicht nur das er sich mehr als offensichtlich mit Alkohol, nach seinem Zustand zu urteilen, begossen haben muss, sondern hatte er wohl auch eine Aversion gegen Körperhygiene entwickelt. Im 27. Stock angekommen, zog sie ihn mit sich und seufste erleichtert als sie die Tür hinter sich schloss.

Megamind rutschte die Wand hinunter, doch das kümmerte sie in diesem Moment nicht.

„Oh Gott sei dank. Ich glaub ich habe noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt.“

Und um das Ganze zu unterstreichen begann Megamind zu husten und erbrach seinen gesamten Mageninhalt auf den hellen Parkettboden von Roxanne.

„Na toll!“
 

Fortsetzung folgt . . .

Sorgen um einen ungewollten schwierigen Patienten

Kapitel 2 – Sorgen um einen ungewollten schwierigen Patienten
 

Zunächst hievte Roxanne den betrunkenen Megamind, der seinen Mageninhalt gerade über ihren Fußboden verteilt hatte, ins Bad, welches sich in einem kleinen Gang in Richtung Schlafzimmer befand. Direkt hinter ihrer Küchenfront. Sie setzte ihn neben die Toilette, falls noch ein Schub kam. Inzwischen war er wieder wach, aber nicht Herr seiner Sinne.

Eilig holte sie ihren Wischeimer und Putzmittel hervor, um ihren teuren Parkettboden noch retten zu können. Sie wollte auf keinen Fall einen Fleck riskieren und sie wollte auch nicht dazu genötigt sein diesen Quadratmeter neu legen zu lassen.

Wieder im Bad hing Megamind über der Toilette und würgte den letzten Rest aus seinem Magen hinaus. Er war noch blasser geworden und seine Wangen noch fiebriger.

„Was hast du nur mit dir gemacht?“, fragte Roxanne besorgt und fasste an seine heiße Stirn. Eine Antwort kam nicht, nur ein weiteres Würgen und ein verräterisches Plätschern in der Toilette.

Was sollte sie nur tun? Ob sie ihm ohne Probleme eine Tablette geben konnte? Roxanne war sich nicht sicher ob er sie vertragen würde, schließlich war er nicht menschlich.
 

Was wenn sie das Ganze verschlimmerte würde? Ins Krankenhaus konnte sie ihn nicht bringen, denn er würde nur im Gefängnis landen und sie hätte öffentlich gezeigt das sie ihm hilft. Die Aasgeier von Paparazzis würden sich direkt auf dieses gefundene Fressen stürzen und sie konnte sich lebhaft die Titel in den Klatschzeitschriften vorstellen.
 

MEGAMINDS SPION ENTLARVT
 

BERÜHMTE REPORTERIN FÜHRT DOPPELLEBEN
 

GEHEIME LIEBESBEZIEHUNG AUFGEDECKT
 

Moment mal, dachte sich Roxanne. Wie kam sie denn auf Liebesbeziehung? Also jetzt gingen die Pferde mit ihr durch. Sie würde doch nie... das wäre doch... das ist einfach undenkbar, grübelte sie und versuchte die aufgekommen Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen.

Inzwischen hatte Megamind mit dem Würgen aufgehört und spuckte nur noch Speichel heraus. Sein Magen musste nun endgültig leer sein.
 

Roxanne entschied ihm einen Kamillentee zu machen, denn da würde sie wohl nichts falsch machen können. Es würde ihm gut tun und sein Magen könnte sich etwas beruhigen.

„Komm, ich bring dich ins Bett, es scheint ja vorbei zu sein und du kannst nicht die ganze Zeit auf dem kalten Boden sitzen.“

„Ach, lass mich. Ik kom klaa“, keiffte der Blauhäutige und versuchte aufzustehen.

„Das glaubst auch nur du, sieh dich doch einmal an“, sagte Roxanne und griff nach ihm.

Jedoch stieß er ihre Hand weg, wenn auch sehr kraftlos.

„Sag mir nicht was ich zu tun und …“,fing er noch an, bevor er wieder in sich zusammensank und nicht mehr von selbst hochkam.
 

Roxanne reagierte schnell, packte ihn wieder am Arm, legte ihn über ihre Schultern und schlang den anderen um seine Taille.

„Nein, du sollst...“, nuschelte er, doch Roxanne ließ sich davon nicht beeindrucken und führte ihn in ihr Schlafzimmer.

Auf der rechten Seite befand sich ihr mittelgroßes Bett, ein großer Kleiderschrank und eine Kommode, auf der anderen Seite befand sich ein Büro. Durch ein langes Regal getrennt, gefüllt mit Aktenordnern, stand dort ihr Computer und ihre Bücher. Im Schlafbereich war alles in violett gehalten. Die Vorhänge, die Teppiche und auch ein paar Dekoacessoirs. Während im Bürobereich alles in grün gehalten war. Es sah nicht so merkwürdig aus wie es klang, denn die Wände waren wie überall in der Wohnung weiß und es hingen nicht viele Bilder an der Wand.
 

Sie legte ihn vorsichtig ins Bett. So vorsichtig wie sie es konnte. Denn obwohl er nur wenige Zentimeter größer war, und das auch nur dadurch das sein Schädel so groß war, und sein Körper sehr sehnig, war er doch kein Fliegengewicht. Mit großer Mühe schaffte sie es ihm seine Jacke auszuziehen und die Schuhe von seinen Füßen zu ziehen.

Eine Zeitlang nuschelte er noch vor sich hin, doch keine seiner Drohungen konnte er war machen. Megamind schafte es nicht einmal mehr aus dem Bett herauszukommen. Roxanne ging wieder ins Wohnzimmer zu ihrer offenen Küche und schaltete den Wasserkocher an.

Was sollte sie nur tun, fragte sie sich abermals. Sie hatte die Entscheidung getroffen ihm zu helfen und hier bei sich zu pflegen. Doch wie konnte sie ihm helfen? Medikamente, ein Arzt, es musste etwas passieren. Und wo war Minion abgeblieben? Minion war alles was Megamind hatte, nur selten traf man auf einen von den beiden. Wenn sie einen Arzt hierher bestellte, wäre er dazu verpflichtet Megamind zu behandeln und wäre der Ärztlichen Schweigepflicht unterworfen. Doch wer wusste ob er tatsächlich seinen Mund halten würde. Mit nur ein wenig Blut von Megamind und persönliche Informationen könnte er schon viel Geld verdienen. Roxanne war verzweifelt. Immer wieder kreisten die Gedanken und sie kam zu keinem Ziel.

Der Wasserkocher war fertig und riss sie aus ihrem Chaos. Sie füllte das Wasser in die Tasse und brachte den Tee zu Megamind. Dieser war schon wieder eingeschlafen. Aber trotz des Schlafens, sah er nicht entspannt aus. Entweder hatte er starke Schmerzen oder er träumte. Seine Stirn und auch seine Wangen fühlten sich sehr heiß an. Sie holte ihm ein kühles Tuch und legte es Megamind auf die Stirn, in der Hoffnung, dass sich das Fieber etwas senkte.

Eigentlich hatte sie bis heute nur Abscheu für ihn empfinden können. Doch hatte sich das vor einer Stunde geändert. Noch nie hatte sie ihren Entführer so erlebt, vor allem seine Worte hatten sie bestürzt. Ich bin beliebt, habe viele Freunde, eine Frau an meiner Seite und eine wunderbare Familie, hatte er gesagt. Und nur seine Trunkenheit hatte dafür gesorgt, dass sie es zu hören bekam.
 

Doch was hieß das jetzt für sie? Würde das etwas ändern? Nein, schoß die Antwort prompt durch ihren Kopf.
 

Er war doch selbst schuld. Wenn er kein Superschurke wäre könnte er ein anderes Leben führen. So entschied sie ihn aus Nächstenliebe zu helfen und gesund zu pflegen, doch danach würde sie zu ihrem normalen Leben zurückkehren.
 

Sie rieb sich über ihre Augen, langsam wurde sie auch sehr müde und hätte es dem Blauhäutigen gern gleichgetan. Doch wartete eine Menge Arbeit auf sie. Einen Moment lang blickte sie auf Megamind hinunter.

Wenn sich sein Zustand am nächsten Morgen nicht gebessert hatte, würde sie versuchen ihm Medikamente zu verabreichen. Aber nur die Leichten, die nicht rezeptpflichtig waren. Sie hatte von ihrer letzten Erkältung noch etwas da. Auch würde sie aus der Apotheke ohne Rezept noch so manch gutes Mittel holen können. Gähnend streckte sie sich.

Der Abend war sehr nervenaufreibend und anstrengend gewesen. Doch leider musste sie tatsächlich noch einen Bericht fertig bekommen, wie sie es schon Metro Man erzählt hatte.

Oh Gott, dachte sich Roxanne, wie soll ich das Brandon erklären. Aber darüber konnte sie ein anderes Mal nachdenken, die Arbeit hatte nun Priorität. Ein Bericht über einen Mann der wegen einer Spielschuld, die er nicht zahlen wollte, den anderen tötete. Die Menschen waren schon verrückte Wesen.

Noch lange saß Roxanne an diesem Bericht. Morgen Abend sollte es ausgestrahlt werden. Als sie ihren Computer ausschaltete war es drei Uhr in der Nacht. Erschöpft torkelte sie hinüber ins Bett. Sie wusch den Lappen noch einmal in kaltem Wasser und legte ihn Megamind auf die Stirn.
 

Sein Schlaf war sehr unruhig, immerzu nuschelte er etwas vor sich hin. Sie lief zu ihrem Kleiderschrank und zog sich ein T-shirt heraus. Sie wollte nicht riskieren das Megamind sie in ihren etwas freizügigeren Nachthemdchen sah.

Auf den gewohnten Fünf-Schritten-Weg ins Bett stoppte sie. Sollte sie wirklich neben Megamind schlafen? Was wenn er ihr etwas antat, wenn er aufwachte und sie entdeckte?
 

Aber das war wohl Schwachsinn, nun drehte sie völlig durch. Selbst wenn er seinen Flammenwerfer auf sie richtete oder seine Krokodile auf sie hetzte. Megamind hatte ihr noch nie nur ein Haar gekrümmt. Es gäbe die Möglichkeit auf der Couch zu schlafen, doch diese war ihr zu hart. Sie fand kaum Schlaf auf dieser. Roxanne sah es auch nicht ein, wegen dieses Schurken sich aus ihrem eigenen Bett werfen zu lassen. So legte sie sich auf die rechte Seite des Bettes und kuschelte sich hinein.
 

Es war ein sehr komisches Gefühl für sie. Roxanne legte sich auf die Seite und beobachtete Megamind. Inzwischen sah er etwas entspannter aus.
 

Sie überprüfte seine Temperatur. Das Fieber war auch ein wenig gesunken, aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Es war auch nicht so schlimm, solange er nur seinen Rausch auschlafen konnte. Morgen würde die Welt schon anders aussehen.
 

Wenn er so friedlich dalag, ohne seine Schurkenkluft, umgeben von seinen Brainbots, Minion und seinen Maschienen, dann konnte man sich kaum vorstellen das er der Böse war. Er wirkte so klein und zierlich und sein Gesicht etwas kindlich. Und seine violetten Ohrenspitzen vollendeten das Bild …

Was für Gedanken hatte Roxanne da in ihrem Kopf? Das war inakzeptabel.
 

Roxanne zog die Decke über den Kopf und versuchte das warme Gefühl das sich in ihrer Magengegend verbreitete zu ignorieren. Das war ausgemachter Unsinn. So klein und unschuldig Megamind auch aussehen mochte, der Schein trog.
 

Noch weiter dachte Roxanne an das was Megamind ihr schon alles angetan und versaut hatte. Wie viele schöne Abende, wie viele Treffen mit ihrer besten Freundin, wie viele Berichte. Sich so weit weg wie möglich von Megamind wegrollend und mit der wiedererlangten Wut im Bauch, schlief sie ein.

Vorgetäuschte Krankheiten, echtes Fieber

Roxanne lag in ihrem Bett und die wärmende Sonne schien angenehm in ihr Gesicht. Es war kuschlig und weich, es fühlte sich an wie ihm Himmel. Eben hatte sie noch etwas schönes geträumt, doch konnte Roxanne sich schon gar nicht mehr erinnern, es war wie ein vergangenes Gefühl das man sich in Erinnerung rufen will.
 

Mehr und mehr fand sie aus dem Land der Träume zurück, seufzte selig und drehte sich um. Weit kam sie nicht, denn sie stieß auf einen harten, großen Wiederstand. Verwirrt rutschte sie etwas weg und drehte sich herum.
 

Erschrocken sog sie die Luft ein, das Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Hände begannen zu schwitzen. Der Mann der sie jahrelang immer wieder entführt und bedroht hatte lag direkt neben ihr, das Gesicht zu ihr gewandt.
 

Mit einem Mal strömten die Erinnerungen zurück und sie beruhigte sich etwas. Es war merkwürdig wie nahe sie sich gekommen waren, denn sie hatte ein großes Ehebett in der herkömmlichen größe, da konnte man sich mehr als gut aus dem Weg gehen.
 

Sie lag fast am Rand und dennoch war er ihr so nahe gekommen. Offensichtlich war sein Schlaf die ganze Nacht über mehr als nur unruhig gewesen. Erleichtert darüber das er noch tief und fest zu schlafen schien, blies sie die Luft aus und rollte sich vorsichtig aus dem Bett.
 

Sie wollte nicht riskieren dass das Bett zu quitschen begann wenn sie aufstand, also schwang sie ihre Beine aus dem Bett, ging in die Knie und rutschte das Bett hinunter. Als sie endlich aufstehen konnte hatte sich nichts verändert, Megamind hatte noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
 

Roxanne strich sich durch die Haare. Was stellte sie nur mit ihm an? Schließlich musste sie zur Arbeit und....
 

Oh Gott, wie spät war es? Sie blickte hastig auf ihren Radiowecker und bekam nun ihren zweiten Herzinfarkt an diesem Morgen.
 

9:36 Uhr. Sie hätte vor eineinhalb Stunden in der Arbeit sein müssen. Spätestens vor einer halben Stunde.
 

Doch konnte sie Megamind hier einfach alleine lassen? Wer wusste was er anstellte wenn er aufwachte, geschweige denn, wenn er sich wieder einigermaßen erholt hatte und aufstehen konnte. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig als krank zu machen. Den Bericht könnte sie ja per Mail schicken. Doch die Reportage war zu groß um es mal so eben als Mail verschicken zu können.
 

Sie lief in ihre Küche, schnapte sich ihr Telefon und wählte die Nummer von ihrem Büro. Hal machte sich sicherlich schon Sorgen, es wunderte Roxanne, dass er nicht schon auf ihrem Handy angerufen hatte.
 

Ihr dicklicher Kollege ging schon nach einem Klingeln ans Telefon. „Roxanne?“

„Hal, guten Morgen. Hal hör zu, mir geht es nicht besonders gut, ist wohl eine Erkältung. Wärst du so nett und würdest die Reportage über diesen Mörder bei mir abholen? Mr. Goldberg möchte es bis Mittag haben, es soll ja heute ausgestrahlt werden.“ Roxanne bemühte sich verschnupft und kränklich zu klingen, was ihr ganz gut gelang.

„Äh... klar... soll ich dir vielleicht was zu Essen mitbringen? Ich könnte dir aus der Cafeteria eine Hühnersuppe mitbringen und mich etwas um dich.... .“

„NEIN!... tut mir leid... nein Hal, es ist sehr lieb von dir, aber es wird schon gehen. Ich habe ja noch Medikamente daheim. Wenn es nicht besser wird gehe ich zum Arzt. Würdest du bitte nur schnell das Video abholen? Danke. Bis gleich“, sagte sie und legte auf.
 

Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen das sie wirklich krank aussah. Sie spülte ihr Gesicht immer wieder mit heißem Wasser, damit es rot und fiebrig aussah. Dann schmierte sie sich etwas Seife in ihr Haaransatz, damit es fettig und ungepflegt wirkte.
 

Roxanne kam nicht durm herum darüber zu lachen. Die Situation war so lächerlich, sie fühlte sich wie ein alberner Teenager. Ihr Ergebnis war nicht von schlechten Eltern und sie bekam direkt einen Schock, denn durch den wenigen Schlaf der letzten Nacht zierten dunkle Ringe ihre blauen Augen. Das rote Gesicht und die zerstrubbelten, fettigen Haare, es war perfekt.
 

Nun hüllte sie sich noch in einen alten, flauschigen Bademantel, den sie mal von ihrer Mutter bekommen hatte, und die Verkleidung war fertig.
 

Es dauerte nicht lange bis es klingelte, wie sie Hal kannte, war er schneller gefahren als es erlaubt, war um so schnell wie möglich bei ihr zu sein.
 

Sie ging an die Gegensprechanlage, drückte auf den Knopf und schlich ins Schlafzimmer. Megamind schlief noch immer friedlich, lag nun ganz auf ihrer Seite und hatte das Gesicht in ihr Kissen gedrückt.
 

Er bewegt sich schon sehr viel beim Schlafen.
 

Sie nahm die CD von ihrem Schreibtisch auf dem sie die Reportage gebrannt hatte und lief wieder eilig zur Tür. Hal konnte gar nicht so schnell bei ihr im 27. Stock sein, doch wollte sie das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen.
 

Geradezu zappelig stand sie an der offenen Tür und erwartete Hal unruhig. Endlich kam der Fahrstuhl an und als sich die Türen öffneten setzte Roxanne einen gequälten Ausdruck auf, nahm sich ein Taschentuch aus ihrer Bademanteltasche und drückte es sich an die Nase als müsste sie jeden Augenblick niesen.
 

„Hi Roxy … oh, du siehst echt nicht gut aus. Also nicht das du nicht gutaussehend bist, aber im Moment ist dein Aussehen... Versteh mich nicht falsch, du siehst.... .“

„Ist schon gut Hal.“

„Hier die Reportage, ich habe es aber nicht so gut hinbekommen. Mein Programm spinnt irgendwie, oder ich bin einfach zu dumm dafür. Die Szenen der Festnahme ließen sich nicht so reinschneiden wie ich es mir vorstellte. Ich habe die entsprechenden Szenen rausgeschnitten und ich habe dir auch in einem Dokument groß und breit erklärt welche Szene ich wann gerne hätte. Du als Kameramann verstehst natürlich was davon. Mach das bitte noch fertig, das wäre echt lieb von dir“, sagte Roxanne und versuchte so krank wie möglich zu klingen. Als Krönung schnaubte sie ordentlich in ihr Taschentuch. Glücklicherweise war ihre Nase tatsächlich etwas zu, sie machte jedem Elefanten alle Ehre.
 

„Äh... natürlich. Ich... Ich hab dir sogar eine Suppe mitgebracht“, sagte Hal und reichte ihr eine Tüte.

„Hal, du solltest doch nicht... .“

„Ich habe es gerne gemacht, schließlich sollst du doch schnell wieder gesund werden. Äh... Roxanne, wenn es dir wieder besser geht, hättest du vielleicht Lust mit mir einen Kaffee trinken … .“

„Vielen Dank Hal, sicher wird es mir bald wieder besser gehen. Aber ich will dich ja nicht so lange von der Arbeit aufhalten. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag. Tschüss“, sagte Roxanne, hustete noch einmal kräftig und schloss die Tür.
 

Seufzend lehnte sie an die Tür. Das war erstmal geschafft.
 

Sie ging ins Bad, legte ihren Bademantel ab, zog sich aus und ging unter die Dusche. Roxanne musste erstmal eine heiße Dusche nehmen und das klebrige Zeug aus ihren Haaren bekommen. Das wohligwarme Wasser lief angenehm über ihren Körper und ihre angespannten Glieder entspannten sich wieder. Genüßlich massierte sie sich ihr Shampoo ins Haar und strich mit einem weichen Schwamm über ihre Haut.
 

Fast vergaß sie all ihre Sorgen und ihren ungewollten Patienten in ihrem Schlafzimmer. Sie wusste nicht wie lange sie in der Dusche stand, doch es kam ihr wie eine kleine Ewigkeit vor.
 

Plötzlich hörte sie etwas Lautes poltern und etwas Gläsernes ging zu Bruch. Doch wie schön es auch unter dem heißen Wasser war, nun musste Roxanne herauskommen.
 

Hastig schnappte sie sich ein großes Handtuch, wickelte es um ihren Körper und rannte ins Schlafzimmer. Das Bild das sich ihr bot ließ sie fast aufschreien. Ihr Entführer in spe lag am Boden und versuchte sich vergebens wieder aufzurichten. Megamind hatte wohl vorgehabt aufzustehen und war hinunter gefallen, wobei er die Tasse umgeschmissen hatte das sie ihm hingestellt hatte.
 

Fortsetzung folgt . . .

Wütende Aussprache

Kapitel 4 – Wütende Aussprache
 

Roxanne eilte zu ihm und griff ihm unter die Arme.
 

„Lass mich, was tu ich hier?“

„Du bist mir stockbesoffen vors Auto gelaufen, und da ich nicht wollte das dir etwas passiert, habe ich dich mitgenommen.“

„Wieso hast du mich nicht dagelassen?“

„Was denn. Im Regen? Draußen in der Kälte? Du konntest ja nicht mal mehr richtig laufen, geschweige denn einen normalen Gedanken fassen. Und jetzt halt die Klappe“, herrschte sie ihn an und erstaunlicherweise gehorchte er. Sie half ihm ins Bett, deckte ihn zu und fegte sorgsam die Scherben weg.

„Wie geht es dir?“, fragte Roxanne und wollte schon ihe Hand auf seine Stirn legen, doch verkniff sie es sich.

„Was interessiert es dich? Es wundert mich, dass du nicht deinen Herrn Saubermann gerufen hast, um mich ins Gefängnis zu bringen“, sagte er patzig.

„Was soll das denn heißen? Das hier ist doch eine ganz andere Situation.“

„Ja natürlich. Wenn ich dich entführe, aber nur um an Metro Man ranzukommen und dir kein Haar krümme, dann soll ich verprügelt und ins Gefängnis gesteckt werden. Wenn ich aber einfach nur spazieren gehe, dann werde ich prompt entführt.“

„Wie bitte? Hörst du dir eigentlich selber zu? Du warst nicht mehr zurechnungsfähig, ich hätte dich fast überfahren, weil du plötzlich um die Ecke kamst und nicht geguckt hast wo du hinläufst. Du warst, ich weiß nicht wie weit weg von deinem Versteck und Minion war auch nirgends zu sehen, geschweige denn einer deiner Brainbots. Ich habe dir geholfen, ich hätte dich auch bei dem Wetter da stehen lassen können, bestimmt wärst du dann jetzt irgendwo am Straßenrand aufgewacht, und glaub mir, jeder andere hätte die Polizei gerufen. Aber vielleicht wärst du auch noch gar nicht wach, denn wenn du weiterhin da draußen in der Kälte herumgetorkelt wärst, hättest du sicher eine deftige Lungenentzündung, geziert mit einer starken Erkältung. Als ich dich fand, hattest du bereits starkes Fieber, du kannst froh sein, dass ich dich mitgenommen habe, also wag es ja nicht mir Vorwürfe zu machen!“, schrie Roxanne verärgert. Sie konnte sich nicht erinnern jemals so wütend gewesen zu sein.
 

„Bitte, dann geh ich“, sagte Megamind und versuchte ein weniteres Mal aus dem Bett zu kommen.
 

Schon bei dem Versuch begann er zu schwitzen. Seine Wangen glühten und er war noch immer so blass. Blass für seine Verhältnisse. Er schwang langsam die Beine aus dem Bett und rutschte vor zum Bettrand. Bei dem Versuch aufzustehen, brauchte er mehrere Ansätze, und als er endlich stand, schwankte er wieder gefährlich. Roxanne stürzte zu ihm, schlang die Arme um seine Taile und half ihm wieder ins Bett.
 

„Das sehe ich, wie du gehst. Guck nicht so, kann ich vielleicht Minion irgendwie benachrichtigen, dass er dich holen kommt?“
 

„Nein, ich habe nichts bei mir, um mit ihm zu sprechen. Selbst die Brainbots finden mich so nicht.“
 

Na super.
 

Nun war sie gezwungen ihn dazubehalten, bis es ihm besser ging. Es sei denn....
 

„Ich könnte dich auch nach Hause bringen, wenn du mir sagst wo dein …. schon gut“, wehrte Roxanne ab, nachdem er ihr einen vernichteten Blick schenkte.
 

„Als wenn ich so dumm wäre dich zu mir fahren zu lassen, würdest du doch direkt die gesamte Polizeiwache auf mich hetzen. Noch dazu deinen geliebten Helden.
 

„Nein, das würde ich nicht...“, flüsterte Roxanne. Die Behauptung das sie so hinterhältig und herzlos war, verursachte ihr einen Stich ins Herz und am liebsten wäre sie beleidigt aus dem Zimmer gegangen und hätte sich den ganzen Tag auf die Couch geflüchtet.
 

Roxann atmete tief durch und straffte die Schultern.
 

„Ich mach dir einen Vorschlag. Du bleibst solange hier bis es dir besser geht. Denn du kannst nicht aufstehen, geschweige denn zu dir gehen, und ich hätte ein schlechtes Gewissen wenn ich dich so gehen ließe. Ist das in Ordnung?“
 

Es kam nicht wirklich eine Antwort, aber Megamind faltete die Arme vor seiner Brust zusammen und blickte gedankenverloren aus dem Fenster.
 

Das ist wohl ein Ja.
 

Eilig ging Roxanne wieder aus ihrem Schlafzimmer und setzte sich auf die Couch. Der Druck im Herzen gefiel ihr gar nicht.
 

Er hatte sie sehr beleidigt. Aber war es wirklich die Beleidigung an sich? Roxanne war nicht gerade ein empfindlicher Mensch, aber das hatte sie verletzt. Was war nur los mit ihrem Superschurken? Ähm.... mit dem Superschurken. Ihren. Das wollte sie gar nicht denken.
 

Es stimmte, er hatte sie nur entführt um an Metro Man ranzukommen und egal was er ihr je angedroht hatte, natürlich nur um Metro Man zu provozieren, ihr war nie etwas geschehen. Aber nun, da Megamind so komisch war, war sie sich nicht sicher ob er ihr nicht doch noch etwas antäte.
 

Was hatte ihn nur so unausstehlig gemacht? Der letzte Kampf lag schon eine ganze Woche zurück. Ob in der Zwischenzeit etwas passiert war?

Ohne weiter darüber nachdenken zu wollen, schaltete sie den Fernseher an.
 

In den Nachrichten lief nichts Besonderes. Kein Wunder wenn Megamind doch krank in ihrem Bett lag und bereits seit einer Woche nichts mehr getan hatte.
 

Es wurde nur kurz erwähnt das der Wiederaufbau der Häuser begonnen wurde, die Schäden durch den letzten Kampf zu erleiden hatten. Sie zappte durch die Kanäle und fand nichts Rechtes, das man gucken konnte. Man glaubte nicht wie viel Schwachsinn im Fernsehen lief.
 

Zum Schluss blieb sie an einer Talkshow hängen. Ein Pärchen stritt darüber das die Frau beschuldigt wurde fremdgegangen zu sein und das Kind von einem anderen war, wo doch der Mann was mit seiner Schwägerin gehabt hatte. Danach ging es um eine Teenagerin die pornographische Bilder ins Internet stellte, um Geld zu verdienen, und deren Mutter deswegen tobte. Doch die Tochter war der Meinung das die Mutter sich nur daran störte, weil sie eine harte Konkurrentin war.
 

„Die Welt ist doch verrückt“, nuschelte Roxanne.
 

Doch ihre super chaotische Welt war ja auch nicht gerade alltagstauglich. Sie blickt zu ihrer Schlafzimmertür.
 

Roxanne sollte ihrem Patienten etwas zum Essen bringen, damit der restliche Alkohol aufgesaugt werden konnte, Megamind schien seinen Rausch noch nicht ganz überstanden zu haben.
 

Da erblickte sie die Tüte mit der Suppe die Hal ihr mitgebracht hatte. Ihr war nicht wirklich nach Suppe, im Moment eigentlich gar nicht nach Essen, also würde sie die Suppe für Megamind warm machen.
 

Sie ging in die Küche, zog die Folie herunter, schüttete die Hälfte der Suppe in eine Schüssel und stellte sie in die Mikrowelle. Hal hatte ihr eine sehr große Portion mitgebracht.
 

Während die Mirkowelle die Sekunden zurück zählte machte sie einen Kamillentee. Irgendwo hatte sie doch noch ein Tablett. In einem Küchenschrank fand sie was sie gesucht hatte und auch das Betttischchen. Sie stellte alles zurecht und ging damit in ihr Schlafzimmer. Megamind lag noch immer im Bett und starrte aus dem Fenster.
 

„Hier, bitte schön. Lass es dir schmecken“, sagte Roxanne und stellte es vor ihm ab.
 

Megamind sagte nichts und er machte auch keine Anstalten etwas davon zu essen.
 

Doch Roxanne wollte nicht zu lange in ihrem Zimmer verweilen und lief wieder hinaus. Die nächsten Stunden begann sie damit vor dem Fernseher zu sitzen, eine dämliche Show nach der anderen zu sehen. Zwischendurch war sie auch für eine halbe Stunde eingeschlafen. Danach ging sie wieder ins Schlafzimmer.
 

Megamind war direkt nach dem Essen eingeschlafen. Den Tee hatte er nur zur Hälfte getrunken, doch von der Suppe war nichts mehr übrig geblieben.
 

Das Betttischchen war dort stehengeblieben, und Roxanne war froh darüber das Megamind dieses Mal einen ruhigen Schlaf hatte und noch nichts umgeworfen hatte.
 

Roxanne nahm es vom Bett und trug es wieder in die Küche. Was sie nicht merkte, war der Blick, mit dem der Blauhäutige sie verfolgte.
 

Roxanne wusste nicht was sie tun sollte. Sie traute sich nicht recht einfach zu Megamind zu gehen und zu überprüfen wie es ihm ging. Aber im Moment schlief er ja sowieso. Die Situation war mehr als nur unangenehm.
 

Da sie vor dem Fernsehr langsam verrückt wurde, beschloss sie ihre Wohnung auf Vordermann zu bringen. Abgesehen vom Schlafzimmer natürlich.
 

Sie nahm sich ihren Mp3-Player, drehte ordentlich auf und putzte wie eine Besessene, selbst die großen, hohen Fenster. Roxanne saugte sogar ihre Couch ab, was sie schon lange nicht mehr getan hatte.
 

Drei Stunden später war sie fertig. Hatte die große Wohnküche geputzt, die Fenster und auch das Bad.
 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das es bereits 17:16 Uhr war.
 

Sie sollte ihrem Patienten mal wieder einen Besuch abstatten. Sie wärmte die zweite Portion von der Suppe auf und machte einen frischen Tee. Roxanne drapierte wieder alles auf das Tablett, das auf dem Tischchen lag und trug es wieder ins Schlafzimmer.
 

Megamind war wach und beobachtete sie still. Roxanne war es unangenehm und versuchte seinem Blick so gut wie möglich auszuweichen.
 

Sie stellte das Essen vor ihm ab und machte eines der Fenster auf. Die Luft war schon sehr verbraucht und es war eine Möglichkeit sich ihm etwas zu entziehen. Sie fühlte sich etwas wie ein kleines Mädchen. Das war ihr so peinlich. Also sog sie die frische Luft in ihre Lungen, und straffte ihre Schultern.
 

„Es tut mir leid“, kam es plötzlich vom Bett.
 

Es war mehr ein Nuscheln, aber Roxanne war sicher es richtig gehört zu haben. „Was?“, fragte sie.
 

Es war nicht originell und sie hatte ja tatsächlich verstanden, doch wusste sie so auf die Schnelle nicht was sie sagen sollte.
 

„Ich meine wegen vorhin, du hast Recht. Ich hätte nicht so patzig sein sollen. Morgen werde ich verschwinden.“
 

„Ja... äh... hast du Minion erreichen können? Haben dich die Brainbots gefunden?“

Was für eine dämliche Frage, dachte sich Roxanne. Das hatte er ja schon am Vormittag klargestellt dass das nicht geht.
 

„Nein. Wie auch? Ich hoffe das es mir besser geht und ich wieder gehen kann.“
 

„Hör zu, das musst du nicht. Ich war vorhin sehr bissig, doch ich wollte dich nicht so überfahren.“ Warum entschuldigte sie sich jetzt? Das hatte sie doch nicht nötig, sie war im Recht.
 

„Doch, das wolltest du.“
 

Roxanne sagte nichts. Sie gestand sich selbst ein das sie sehr wütend auf ihn gewesen war. Sie hatte sich gefragt was mit ihm los war, denn der Megamind, den sie kannte, der war nicht so.

Das war alles mehr als nur verwirrend.
 

Schweigen. Der Blauhäutige blickte nur starr vor sich hin. Als Roxanne schon hinausgehen wollte und die Tür schon fast erreicht hatte, da sie dachte das nichts mehr kam, wurde sie überrascht.
 

„Es ist nur … ich bin so unzufrieden.“
 

Fortsetzung folgt . . .

Nächtliches Dinner

Kapitel 5 – Nächtliches Dinner
 

„Unzufrieden?“, fragte Roxanne.

„Ja, na ja... mit so manchen Dingen eben...“, speiste Megamind sie ab.
 

Roxanne flüchtete auf die Couch.
 

Megamind war mehr als gruselig. So ruhig, so berechnend, so nachdenklich. Er musste in einer Kriese stecken, in all den Jahren, in denen sie ihn nun kannte, war er noch nie so komisch gewesen.
 

Egal wie viele Niederlagen er einstecken musste, oder wie oft er ins Gefängnis gebracht wurde, niemals kam er auf die Idee aufzugeben oder sich deswegen Depressionen hinzugeben.
 

Die restlichen Stunden die der Tag noch zu bieten hatte verbrachte Roxanne mit Fernsehen gucken.
 

Sie konnte sich nicht erinnern wann sie das letzte Mal so viel geguckt hatte. Aber auf fast jedem Sender bekam sie die Bestätigung dafür, weswegen sie damit aufgehört hatte.
 

Um 23:34 Uhr schaltete sie den Fernsehr aus und ging mit einem unbehaglichen Gefühl ins Schlafzimmer.
 

Megamind schlief ruhig und fest. Das Betttischchen mit dem Tablett hatte er auf den Boden gestellt.
 

Roxanne brachte es in die Küche und räumte alles weg. Zurück im Schlafzimmer schlüpfte sie wieder in ihr T-Shiert und legte sich ins Bett. Weit weg von Megamind.
 

Sie rollte sich regelrecht ein, das man nur noch ihren Haarschopf sehen konnte. Trotz der bleiernden Müdigkeit die sich nun bei ihr einstellte konnte sie nicht schlafen. Sie wälzte sich ein paar Mal hin und her, doch fand sie einfach keine Ruhe.
 

Sie fühlte sich so beobachtet, es war so ein unangenehmes Gefühl. Als stünde ein fremder Mann vor ihrem Bett. Aber es war doch nur Megamind da und dieser schlief tief und fest.
 

„Kannst du nicht schlafen?“ Oder auch nicht.
 

Roxanne unterdrückte gerade noch einen Aufschrei, hatte er sie etwa die ganze Zeit beobachtet? Doch nicht etwa auch als sie sich umgezogen hatte...
 

Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fühlte sich wie ein hilfloses Mädchen, das einen Beschützer brauchte. Wenn er sie auf der Straße entführte und irgendwo hinbrachte, sie mit seinen Tötungsmaschinen bedrohte fühlte sie sich sicherer. Inzwischen hatte Roxanne gelernt seinen Drohungen keine Beachtung zu schenken und wusste das Metro Man sie rettete. Aber nun wo Megamind hier in ihrer Wohnung war, der heiligste Ort für sie, ihr Versteck, ihr Reich und er so komisch war, wusste sie nicht mehr ob sie diesem Megamind trauen konnte, wie sie es bei dem anderen die Jahre über getan hatte.
 

„Nein, irgendwie finde ich keine Ruhe. Aber du anscheinend auch nicht.“
 

„Ich habe den ganzen Tag geschlafen, ich habe das Gefühl die nächsten drei Tage wach bleiben zu können.“
 

„Geht es dir schon besser?“
 

„Das Fieber ist gesunken, aber ich fühle mich wie vom Bus überfahren. Ich verspüre kaum Hunger, doch muss ich unbedingt bald wieder was zu mir nehmen.“
 

„Natürlich, eine bisschen Suppe für den Tag reicht auch nicht. Nur leider habe ich gerade nicht viel im Kühlschrank und du hast so viel geschlafen, ich dachte es wäre besser wenn sich dein Magen erstmal beruhigen könnte, bevor er wieder damit loslegt alles abzustoßen.“
 

„Mach dir keine Gedanken, ich werde schon nicht verhungern. Außerdem kann ich kaum erwarten das du mich hier durchfütterst.“
 

„Vielleicht bringe ich noch ein Sandwich zusammen …“, sagte Roxanne nachdenklich und wollte sich schon aus dem Bett schwingen.
 

„Nein, das brauchst du nicht.“
 

„Doch, ich merke nämlich gerade das ich heute noch gar nichts gegessen habe.“
 

Roxanne sprang auf, lief in die Küche und riss den Kühlschranktür auf. Gähnende Leere.
 

Da sie durch ihren Job spontanerweise mal hier mal da war, hatte sie sich angewöhnt auswärts essen zu gehen. Glücklicherweise machte sich das nicht bei ihrer Figur bemerkbar.
 

Sie hatte genaugenommen noch drei Toustscheiben, zwei Scheiben Käse und vier Salamischeiben.
 

Für Megamind machte sie ein trockenes Sandwich mit zwei Käsescheiben und zwei Salamischeiben. Butter war da, aber diese beäugte sie misstrauisch, da sie nicht mehr wusste wann sie diese eigentlich gekauft hatte.
 

Für Roxanne gab es ein Toust mit den restlichen zwei Salamischeiben. Sie würde morgen Früh unbedingt einkaufen gehen müssen. Zu trinken hatte sie auch nur noch eine halbe Flasche Schorle.

Mit zwei Tellern lief sie zurück ins Schlafzimmer, schaltete die Nachttischlampe an und reichte Megamind sein Essen.
 

Sein Blick war auf ihre Beine gerichtet gewesen, bis sie das Licht angeschalten und er schnell weggesehen hatte.
 

Roxanne musste ein wenig darüber schmunzeln, auch wenn sie selbst nicht wusste warum. Sie setzte sich bei seiner Seite am Fußende hin und begann zu essen. Sie brauchte sich nicht extra auf ihre Seite setzen, denn das Essen würde nicht länger als eine Minute dauern.
 

„Ist das nicht ein bisschen wenig was du da hast?“, fragte Megamind und machte keine Anstalten sein Essen anzurühren.

„Mehr gibt es eben nicht. Ich werde morgen früh gleich einkaufen gehen.“

„.... Hier!“
 

Megamind hielt Roxanne die Hälfte seines Sandwiches hin.
 

Zunächst wollte sie wiedersprechen, doch der Hunger, der sich nach dieser kleinen Zwischenmahlzeit umso mehr bemerkbar machte hinderte sie daran. Eine weitere Minute später war auch die zweite Mahlzeit verdrückt und Roxanne rieb sich, das Gesicht verziehend den Bauch.
 

„Was ist los?“
 

„Jetzt macht sich der Hunger so richtig bemerkbar und ich doofe Kuh habe nichts mehr im Haus“, jammerte sie und schreckte kurz nach der Aussage auf. Machte sie hier gerade Smalltalk mit dem Superschurken von Metro City?
 

Sie sprang auf, griff nach Megaminds Teller, der sich gerade den letzten Bissen in den Mund schob und verschand wieder in die Küche. Dort blieb sie etwas länger als sie müsste und tat noch einen Gang auf die Toilette, obwohl sie gar nicht wirlich musste.
 

„Roxanne Ritchi, was ist nur los mit dir? Reiß dich einmal zusammen. Du brauchst gar nicht erst mit diesem Schurken symphatisieren, spätestens in zwei Tagen ist er weg und dann wirst du das hier Erlebte so schnell wie möglich vergessen und in dein normales Leben zurückkehren“, nuschelte sie vor sich hin, das Gesicht in die Hände gelegt. „Pass lieber auf das er nicht zu viele Informationen über dich herausbekommt, die er später gegen dich verwenden kann.... puh, ich sollte ihm keine Sekunde aus den Augen lassen. Dann wird das schon klappen.“
 

Zurück im Schlafzimmer angekommen machte sie die Nachtischlampe wieder aus und der Blick der ihr seitens Megaminds folgte verursachte nicht gerade eine angenehme Stille. Sie legte sich ins Bett, rollte sich wieder ein und versuchte zu schlafen.
 

„Du bist nicht darauf ausgelegt zu Hause zu essen oder?“
 

Ganz toll. So viel dazu das er keine Detaills herausbekam. Aber das war ja nichts Wichtiges.
 

„Nein. Durch meinen Job gehe ich mehr auswärts essen oder hole mir was Schnelles.“
 

„Ein Glück das sich das nicht auf deine Figur bemerkbar macht“, stichelte Megamind auf einmal.
 

Die Röte schoss in Roxannes Wangen, sie setzte sich auf und funkelte ihn an. Durch das Licht das durch die Fenster eindrang konnte sie nur erahnen, wo seine Augen waren, aber sie sandte ihm den tödlichsten Blick, den sie aufbringen konnte.
 

„Was fällt dir eigentlich ein? Es geht dich nichts an was und wo ich esse. Und es ist ja nicht so, dass es beim Mc keine Salate gibt.“
 

Oh Roxanne halt die Klappe, hör auf solchen Müll zu reden. Du führst dich auf wie ein dämlicher Teenager.
 

Nichtssagend legte sie sich wieder hin und stellte sich schlafen.
 

Ein Lachen am anderen Ende des Bettes war nicht zu hören, aber sie spürte regelrecht, dass Megaminds Mund ein schmunzeln zierte.
 

Die halbe Nacht war Roxanne noch auf, hoffte aber einzuschlafen während sie so tat als würde sie schlafen. Sie wusste, dass Megamind auch wach war, aber sie ignorierte das geflissentlich.
 

Sollte er doch über sie denken was er wollte, in absehbarer Zeit würde er wieder weg sein und dann hatte sie wieder ihre Ruhe. Zudem war es auch ein gutes Zeichen dass das Fieber zurückging und er sich wieder erholte.
 

So musste sie nicht darüber nachdenken einen Arzt zu holen. Sie würde ihn gesund pflegen und dann würde er verschwinden, ohne das einer davon Wind bekam. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln im Gesicht schlief sie endlich ein und sank in einen tiefen Schlaf.
 

Fortsetzung folgt . . .

Auflösung der Ursache

Kapitel 6 – Auflösung der Ursache
 

Am nächsten Morgen schlug Roxanne ihre Augen erst um 11:42 Uhr auf. Doch richtig erholt fühlte sie sich noch nicht.
 

Gähnend drehte sie sich herum und sog erschrocken die Luft ein. Wieder einmal war Megamind in der Nacht zu ihr gerutscht.
 

Merkwürdig, aber vielleicht ist er es bei sich gewohnt auf derselben Seite zu liegen.
 

Ohne ihn aufzuwecken, stand sie auf, schnappte sich ein paar Klamotten aus dem Schrank und schlich ins Badezimmer.
 

Die Dusche sorgte dafür, dass sie sich etwas fitter fühlte, aber die Müdigkeit wollte sich einfach nicht vertreiben lassen. Aber sie würde sich noch einmal hinlegen können, wenn sie wieder vom Einkauf zurückkam.

Mit den Lippen kreuselnd legte sie ihre Make-up-Tasche wieder zurück in ihren Schrank. Gerade auch wegen ihrer Arbeit als Reporterin war sie es gewohnt niemals ungeschminkt die Wohnung zu verlassen, doch da sie ja krank war, musste sie dafür sorgen das sie nicht ganz so perfekt aussah.
 

Wieder sorgte sie mit heißem Wasser für rote Wangen, zog eine etwas dickere Jacke an, damit sie den Schein waren konnte und machte sich auf den Weg. Sie würde nur schnell in den kleinen Supermarkt um die Ecke gehen.

„Guten Morgen Miss Ritchi“, wurde sie von Carlos begrüßt und er hielt ihr sogar die Tür auf. „Ihnen auch einen guten Morgen.“

Roxanne überquerte die Straße, lief diese entlang und bog um die nächste Ecke. Schon prankten die Obststände den Gehweg.
 

Das Obst welches sie selbst schon lange nicht mehr gegessen hatte, strahlte sie nun regelrecht an. Schnell hatte sie wenige Äpfel, Bananen und Kiwis eingetütet und sah sich im Inneren um.
 

Sie war des Öffteren hier einkaufen, sie kannte die Verkäuferinnen besser als ihre Nachbarn. Schon oft hatte Roxanne sich vorgenommen mit ihrem Auto größere Einkäufe zu machen, da sie dann nicht so oft vor einen leeren Kühlschrank stehen würde, doch leider funktionierte das nicht so gut. Immer kam etwas dazwischen oder sie vergaß es, so war sie immer wieder kurz vor Schluss hinunter gerannt, um sich noch eine Tiefkühlpizza kaufen zu können und eine Flasche Schorle, ehe sie schlossen.
 

Roxanne schlenderte gemütlich durch die Gänge mit einem Plastikkorb an ihrem Arm baumelnd. Schnell war dieser gefüllt, da in ihrem Kühlschrank so gar nichts zu finden war. Auch auch ihr Tiefkühlfach hatte nicht mehr so viel herzugeben, außer eine Packung gefrorenem Gemüse. Inzwischen hatte sie Brot, Butter, Wurst, Erdnussbutter, Kartoffeln, Eier und zwei Flaschen mit Apfelschorle gekauft. Auch ein neues Shampoo und Spülmittel fanden den Weg in ihren, nun schon zweiten Korb. Sie lief weiter durch die Gänge und fragte sich was Megamind wohl gerne aß.
 

Prompt blieb sie stehen.
 

Nein Roxanne, das interessiert dich nicht. Er wird das essen was er kriegt, spätestens übermorgen wird er verschwinden.
 

Sie nahm sich noch eine Viererpackung Fruchtjoghurt und zwei Tafeln Schokolade. Davon konnte sie nicht genug bekommen, sie war eine richtige Naschkatze, eigentlich war es ihrem Job zu verdanken das sie noch so ansehnlich aussah.
 

Schnell war sie an der Kasse bezahlen und schleppte die Sachen genervt hinüber zu ihrem Hochhaus. Sie hasste es schwere Sachen zu tragen und zwei überfüllte Tüten gehörten eindeutig in diese Kategorie.
 

Vor ihrer Tür angekommen, stellte sie die Sachen zwischen ihre Beine ab damit sie nicht umfiehlen und hoffte das Megamind ihre Wohnung ganz gelassen hatte.
 

Sie drehte den Schlüssel herum und trat in ihre Wohnung. Sofort sperrte sie ihre Augen auf und überprüfte mit einem Rundumblick ihr Hab und Gut. Nichts. Der Stille nach zu urteilen war Megamind wohl noch am Schlafen.
 

Sie trug die Tüten hinüber in die Küche und räumte alles ein. Das Shampoo wollte sie gleich in Bad bringen, öffnete die Tür und erstarrte.
 

Kurz bevor sie die Tür aufgerissen hatte war das Wasser in der Dusche angegangen und Roxanne erhielt einen unzensierten Blick auf Megaminds Rückseite. Ihre Hände wurden schweißig und ihr Herzschlag erhöte sich promt auf die doppelte Geschwindigkeit.
 

Sie kam sich so dämlich vor, sie war einfach nicht im stande wegzusehen und die Tür wieder zu schließen. Stattdessen stand sie da und wusste nicht was sie mehr schockierte. Der Gedanke das sie sich aufführte wie ein Schulmädchen, schließlich hatte sie nicht das erste Mal einen Mann nackt gesehen oder das sie nicht leugnen konnte das der Anblick ihr gefiel.
 

Megamind war zwar, verglichen mit der durchschnittlichen Männergröße sehr klein, doch hatte er einen knackigen Hintern und einen durchaus muskulösen Körper, wie sie nun sehen konnte. Seine Muskel waren nicht so aufgeblasen wie die von Metro Man, doch Megamind bestand keineweg aus Haut und Knochen, wie es in seinem Kampfanzug aussah, sondern war nur sehr sehnig.
 

Wieder zu sich kommend schloss die leise die Tür und wandelte wie ein Zombie vor sich hinstarrend zurück in die Küche. Das Shampoo stellte sie zur Seite und entschloss sich dazu das Mittagessen zu kochen.
 

Sie machte Bratkartoffeln mit Rühreiern und Baconscheiben. Sie war keine große Köchin, sie bekam eine Suppe hin, oder ein einfacher Kuchen aber an Torten oder Braten würde sie sich niemals heranwagen. Das war mehr das Revier ihrer Mutter, diese war eine ausgezeichnete Köchin.
 

Es brutzelte nur so vor sich hin und Roxanne lief das Wasser im Mund zusammen. Ihr kam es so vor als läge ihre letzte Malzeit eine Ewigkeit zurück. Während Roxanne die Kartoffelscheiben wendete und sich eine kleiner Pfanne nahm, um Rührei zu machen, wanderten ihre Gedanken wieder zurück zu diesem schlanken, sehnigen....
 

Plötzlich öffnete sich die Badtür und Megamind trat heraus, mit nichts als einem Handtuch um den Hüften.
 

ROXANNE, beruhige dich wieder.
 

Vier Eier schlug sie an die Kannte der Pfanne und schaltete die Temperatur bei den Kartoffeln herunter. Er kam zu ihr in die Küche, lehnte sich an den Kühlschrank und hiel seine Hand an seiner Stirn.

„Dir scheint es besser zu gehen“, sagte Roxanne und versuchte gekonnt wegzusehen.
 

„Das Fieber ist weg, den Alkohol habe ich endlich überstanden.“
 

„Moment mal. Den Alkohol? Du hatttest offenbar eine Virusinfektion oder was mit dem Magen. Das kommt doch nicht einfach nur weil du dich in Alkohol gebadet hast.“
 

„Doch. Denn genau genommen habe ich nur eine halbe Flasche Bier getrunken.“
 

Blitzartig drehte sich Roxanne zu ihm um und blickte ihn ungläubig an.
 

„Ich will nicht die hurmorlose Wachtel sein, aber bitte komme mir nicht mit so einen Schwachsinn.“
 

„Roxanne ich sage dir die Wahrheit, dieses ganze Theater kommt vom Alkohol.“
 

„Bitte? Hälst du mich für bescheuert? Alkohol verursacht soetwas nicht, es sei denn du hattest eine Alkoholvergiftung, aber da kommst du mit deiner halben Flasche wohl nicht weit. Was soll das? Ich mache deinetwegen krank, schleppe dich hierher. Wenn das einer mitbekommt, bin ich dran. Ich verliere meinen Job, meinen guten Ruf, ich bräuchte mich nie wieder in der Stadt blicken lassen … Also warum … .“
 

Megamind trat zu ihr, packte sie am Arm und hielt ihr den Mund zu.
 

„Hör mir zu. Ich bin nicht wie die anderen. Alkohol schadet mir viel mehr als euch Menschen. Wo ich einen Schluck mache, trinkt ein Mensch eine ganze Flasche“, sagte Megamind bissig und trat einen Schritt zurück.
 

Roxanne sah ihn mit großen Augen an und versuchte wieder ihr Herz zu beruhigen. Dieser nahe Kontakt hatte sie mehr als überrascht.

Doch für diese Unverschämtheit, ihr das Leben zur Hölle zu machen, nur weil er ein paar Schlücke Bier trinken musste. Aber ehe sie ihrer Wut freien Lauf lassen konnte fielen ihr die Worte ein die er ihr in der Nacht entgegengeschmettert hatte. Ich bin beliebt, hab viele Freunde, eine Frau an meiner Seite und eine wunderbare Famylie, hatte er gesagt.
 

Sofort sank Roxannes Wut ins Nichts. Sie verabscheute Alkoholiker oder Drogensüchtige, die versuchten vor ihrem Leben wegzulaufen. Aber bei ihm war es wohl was anderes. Denn abgesehen von Minion hatte er wohl tatsächlich niemanden.
 

„Warum hast du es dann getan wenn du weißt was es dir antut?“, fragte sie kleinlaut.
 

Megamind stützte sich an der Küchentheke ab und strich sich über seinen Kopf.
 

„Wegen Verschiedenem. Wie gesagt ich bin unzufrieden und in dem Moment wollte ich mir einfach nur die Kannte geben.“
 

Roxanne drehte sich enttäuscht zu ihrem Essen zurück. Doch konnte sie kaum erwarten das er ihr seine Lebensgeschichte preisgibt. Die Eier waren etwas in den Boden der Pfanne gebrannt, zum Glück hatte sie die Temperatur nicht so hochgestellt. Die Kartoffeln dagegen waren genau richtig.
 

Sie nahm zwei Teller aus dem Schrank und verteilte Kartoffeln und Eier auf die zwei Teller. Zum Schluss briet sie den Bacon noch etwas an.
 

Sie stellte das Essen auf den Esstisch gegenüber der Küche und bat Megamind sich zu setzten. Schweigend saßen sie gegenüber und waren mehr als nur auf ihr Essen konzentriert.
 

Es war nicht ihre Reporterneugierde die befriedigt werden musste, doch ließ sie die offensichtliche Kriese von Metro Citys Superschurken einfach nicht los. Die Sache ging sie nichts an und schon sehr bald würden sie sich wieder von einander trennen, doch der Gedanke ihn so gehen zu lassen ohne zu wissen was mit ihm los war, kam für sie nicht in Frage.
 

„Ich bring dir ein paar Sachen, deine wasche ich gleich, dann sind sie morgen trocken“, sagte Roxanne, stand auf, stellte ihren Teller auf die Küchentheke ab.

„Das musst du nicht tun“, sagte Megamind und nun war er es der ganz kleinlaut war.
 

Verwundert drehte Roxanne sich um. Ob er durch die Alkoholvergiftung Schäden im Gehirn erhalten hatte?
 

„Deine Sachen riechen seit zwei Tagen nach einem bekotzten Penner, wenn ich sie nicht bald wasche wird es nicht lange dauern bis sie von alleine in die Waschmaschine laufen.“
 

Roxanne ging ins Schlafzimmer. Was konnte sie ihm geben? Sie wählte einen grauen Jogginganzug, denn bei einem ihrer Oberteile bekäme er seinen Kopf nicht durch. Bei der Unterwäsche sah es nun schon anders aus. Mit einem String würde sich Megamind wohl kaum zufrieden geben. Plötzlich prustete Roxanne lauthals los, schon lange hatte sie keinen Lachanfall mehr gehabt wie diesen.
 

Vergebens versuchte sie ihren Mund zuzuhalten und sich zu beruhigen, doch wollte es ihr nicht so recht gelingen. Sie fand neutrale schwarze Socken, aber für die Unterhosen sah es schlecht aus. Im hinteren Bereich ihrer Schublade fand sie noch normalgeschnittene Unterhosen, allerdings waren da immer Rüschen dran, Muster oder sogar Figuren. Tatsächlich fand sie eine weiße Unterhose, auf der nur ein paar lila Streifen drauf waren. Mit einem breiten Lächeln lief sie ins Wohnzimmer, versuchte aber vor Megamind normal aufzutreten.
 

„Hier probier die an, das ist das Neutralste, das ich gefunden habe.“
 

„Danke“, nuschelte der Blauhäutige und verschwand im Bad während Roxanne in der Küche die Pfannen einweichte und mit dem restlichen Geschirr die Spülmaschine füllte.
 

Danach öffnete sie überall die Fenster um einmal ordentlich durch zu lüften und zog im Schlafzimmer das Bettzeug ab. Peinlich berührt fiel ihr nun auf wie sehr es doch schon nach seiner Krankheit roch.
 

Nun musste er bei ihr zwei Tagelang in seinen stinkenden Klamotten liegen und lag somit in seinem eigenen Mist drin. Wie Vieh in einem beengten Stall. Aber wie hätte sie ihn auch waschen sollen. Er hätte niemals zugelassen das sie ihn wusch und auch sie selbst hätte da große Hemmungen überwinden müssen und um selbstständig zu duschen war er nicht imstande gewesen.
 

Aber nun musste sie sich ja keine Gedanken mehr darum machen, er war sauber, ihm ging es besser und bald wäre die ganze Farce vorbei. Mit dem riesigen Wäschehaufen stand sie nun vor der Tür, denn die Waschmaschine befand sich in ihrem Bad.
 

„Megamind? Ist alles in Ordnung?“
 

Es waren keine Worte die als Antwort dienten, doch fanden eindeutige Geräusche einen guten Ersatz darin. Roxanne legte die Wäsche neben der Badtür ab und ging in die Küche um die Pfannen zu schrubben. Wie peinlich.
 

Mit einem lila angelaufenen Kopf kam Megamind aus dem Bad, gekleidet in ihren Sachen, doch sah er zu ihrem Leidwesen wieder blasser aus. „Ich würde eine Weile nicht mehr da reingehen.“
 

„Das dachte ich mir schon“, sagte Roxanne mit hochrotem Kopf.
 

Es war ihr so peinlich das sie über das große Hello Kitty, welches auf Megaminds Rücken prankte keine Miene verziehen konnte. Jetzt fiel es ihr wieder ein, das war eines ihrer ganz alten Joggingangzüge gewesen.
 

Fortsetzung folgt . . .

Aufklärung

Kapitel 7 - Aufklärung
 

Die Pfannen blankgeputzt und Megamind auf der Couch sitzend und durch die Sender zappend, ging Roxanne in die Toilette.
 

Roxanne hätte auch auf die Toilette in ihrem Badezimmer gehen können, doch bevorzugte sie den kürzen Weg. Ein Hauch von Megaminds Duft war noch immer vorhanden. Es hatte nicht diesen penetranten, zerfressenen Duft von Erbrochenem, sondern von einem nicht ganz so funktionierenden Darm. Was war mit Megamind noch los, der Alkohol war doch draußen?
 

Roxanne war sich sicher das er ihr noch viel mehr verheimlichte, aber wen verwunderte es denn. Sie waren nicht Rivalen wie er und Metro Man, aber dennoch waren sie auch nicht als Freunde zu bezeichnen. Als sein Dauerentführungsopfer versuchte sie natürlich so wenig wie möglich preis zu geben, und er würde es ebenso einhalten. Damit sie ihm nicht an die Polizei verraten konnte, wie er so schön gesagt hatte.
 

Wieder kam dieser Druck in ihrem Herzen. Sie mussten keine Freunde werden, doch wenn er jemals wieder gesund werden wollte, musste sie wissen was er brauchte.
 

Zwei Stunden später saßen Roxanne und Megamind noch immer auf der Couch und sahen sich eine Sendung nach der anderen an.
 

Schon nach ein paar Sendern merkte Roxanne das sie und Megamind einen ähnlichen Geschmack hatten. Sie glaubte aus seiner Körpersprache und Mimiken zu erkennen was ihm gefiel und was er mit einem Augenrollen quittierte. Für die Autosendungen und alles was mit Technik zu tun hatte, konnte sie sich nicht begeistern, doch war es nur einer der wenigen Sachen die nicht übereinstimmten. Es hatte schon was für sich eine L-förmige Couch zu haben, jeder saß auf einer Seite und man konnte den anderen leicht beobachten. Doch leider hatte Roxanne es noch nicht geschafft Megamind auf sein Problem anzusprechen.
 

Die Wolken zogen auf und es wurde richtig düster über Metro City. Es wehte stark um die Hochhäuser herum und Roxanne schloss die Fenster, da der Wind schon anfing Sachen vom Tisch zu fegen. Auch Megamind war aufgesprungen und schloss sie alle nacheinander.
 

„Bbbrrrrr, jetzt ist es richtig frisch geworden. Willst du eine Decke haben?“, fragte Roxanne.
 

„Wenn du eine für mich hättest.“
 

Roxanne holte eine rote flauschige Decke aus ihrem Kleiderschrank und gab sie Megamind. Dieser kuschelte sich darin ein und starrte weiter in den Fernseher.
 

Auch Roxanne fröstelte es, allerdings hatte Megamind die einzige Decke die sie hatte. Sie lag nicht gerne mit ihrer Bettdecke auf der Couch, außerdem sollten diese noch weiter auslüften, ehe sie wieder bezogen wurden.
 

So stand sie auf und machte die Heizungen an. Doch auch nach eine halben Stunde wollte es nicht besser werden. Eine Galeriewohnung, in der die Decken meterhoch sind hatte schon seine Nachteile. Sie trug bereits einen dicken Pulli und Wollsocken und sie würde eisern bleiben und nicht unter die Decke zu Megamind rutschen.
 

„Willst du vielleicht lieber die Decke?“, fragte dieser auch schon.
 

„Was? Nein, mir ist nicht kalt, nimm sie ruhig.“
 

„So siehst du aber nicht aus, deine Lippen laufen schon blau an.“
 

Erschrocken fasste Roxanne sich an die Lippen, doch diese fühlten sich nicht so kalt an wie er behauptete das sie aussahen. Sofort schenkte sie ihm einen bösen Blick, doch schenkte er ihr nur sein unwiderstehliches fieses Lächeln.
 

Roxanne, nun komm mal wieder zur Besinnung. Seit Megamind hier ist führst du dich auf wie ein dummer Teenager. Unwiderstehlich, du spinnst doch, rief sie sich zur Ordnung.
 

„Komm schon, ich sehe doch wie es dich friert.“
 

„Du hast also keine Probleme damit mit mir unter einer Decke zu liegen?“
 

„Äh... mhchr … nein. Wir sind doch schließlich erwachsen oder nicht?“
 

Da hat er wohl recht Roxanne, also los jetzt.
 

Sie stand auf und kam zu ihm herüber. Es war komisch, vor drei Tagen wäre sie nicht ansatzweise auf die Idee gekommen sich neben Megamind zu setzen. Natürlich hielt sie etwas Abstand, soviel die Decke ihr eben ermöglichte.
 

Das Blut rauschte ihr in den Ohren, ihre Hände wurden schwitzig und sie hatte das Gefühl das ihr Herz lauter pochte als das Geplapper aus dem Fernseher.
 

Roxanne wusste nicht wie lange sie so da saß, doch blieb es nicht aus das sie sich mehr und mehr selber schockte.
 

Er riecht so gut.
 

Man glaubte ja immer das man sich selbst am besten kennt, aber Roxanne lernte nun ihre andere Seite erst kennen. Die Seite die sehr mit ihrem verhassten Entführer sympathisierte.

Die Zeit verging und nun fingen am Abend die Blockbuster im Fernsehen an. Roxanne wurde immer müder. Es dauerte nicht lange bis sie einschlief.
 

Plötzlich wurde Roxanne aus ihrem Schlaf gerissen, denn ihr Patient sprang auf und rannte in die Toilette. Da Megamind es nicht mehr geschafft hatte die Tür zu schließen hörte Roxanne auf der Stelle was das Problem war. Er musste brechen.
 

Jetzt war die Stunde gekommen. Sie musste mit ihm reden.
 

„Megamind? Geht es wieder“, rief sie vorsichtig vom Gang aus. Sie wollte ihm nicht direkt über die Schulter sehen. Einmal noch spukte er in die Schüssel, stand auf und betätigte die Spülung. „Es geht schon wieder“, sagte er nachdem er sich den Mund ausgespült hatte. Nun fiel Roxanne auf das er nicht einmal eine Zahnbürste hatte.
 

Sie setzten sich wieder ins Wohnzimmer und Megamind kuschelte sich wieder unter die Decke. Er sah wieder sehr blass aus und frohr. „Megamind, ich wollte mit dir reden. Gibt es irgendwas was du mir noch verschwiegen hast? Das mit dem Alkohol hast du mir gesagt, aber das worunter du leidest hat nichts damit zu tun. Was ist los mit dir?“
 

Megamind starrte vor sich hin und sagte zunächst nichts.
 

„Wenn du mir nicht sagst was du brauchst, kann ich dir nicht helfen.“
 

„Vielleicht sollte ich einfach gehen, es geht mir schon besser als vor zwei Tagen“, sagte er und machte Anstalten aufzustehen.
 

„So kannst du doch nicht auf die Straße gehen. Du schaffst es doch nie bis zu dir nach Hause. Warum kannst du mir nicht einfach sagen was das Problem ist?“
 

„DAS PROBLEM, MISS RITCHI ist das ich nicht jedem Menschen meine Intimitäten verraten kann. Sie als Reporterin werden sicher verstehen das man aufpassen sollte was an die Öffentlichkeit dringt und was nicht. Ich persönlich kann es mir nicht leisten auch nur einem Menschen zu viel zu verraten, da ich gefahr laufe, das alle meine Geheimnisse entdeckt werden, mein Versteck und auch intime Dinge über mich preisgegeben werden. Wie sie sicher schon bemerkt haben bin ich nicht sehr beliebt und jedes kleine Detaill das nach außen dringt kann mein Untergang sein.“
 

Schockiert blickte Roxanne den Blauhäutigen an. Noch nie hatte sie ihn so erlebt.
 

„Megamind, ich will dir doch nichts böses, es geht doch gerade um deine Gesundheit und nicht um deine Erfindungen oder den Standort deines Versteckes. Du wirst mir schon ein wenig vertrauen müssen.“
 

Wie betäubt blickte Megamind durch sie hindurch. Er schien alles um sich herum nicht wahrzunehmen und war wie in Trance. Er wirkte wie eine Statur, selbst seine Atmung war kaum auszumachen. Roxanne war es unheimlich und ein Schauer lief über ihren Rücken.
 

„Megamind?“
 

„Es ist lange her das ich einen Menschen vertrauen konnte“, sagte er tranceartig.
 

„Bitte versuche mir zu vertrauen Megamind. Ich würde dir nie etwas Böses antun wollen.“
 

Der Superschurke sog tief die Luft ein und seufzte hörbar.
 

„Ok. Ich brauche Chemische Elemente... .“
 

„Was, aber … .“
 

„Lass mich ausreden. Mein Körper braucht eine viel höhere Dosis Chemische Elemente. Zink, Chrom, Jod, Molybdän und Selen. Ihr Menschen braucht 12-15 mg pro Tag. Wenn ihr mehr als nur 100 mg zu euch nehmt ist das schon nicht mehr empfehlenswert, nehmt ihr aber 2 Gramm ein, so treten Vergiftungserscheinungen auf und bekommen Übelkeit, Erbrechen, wie auch Durchfall. Mein Körper braucht für den Zellwachstum, Immunsystem und für die Hormone viel mehr als ihr Menschen und zwar ca. 200mg. Tu ich das nicht habe ich es mit solchen Angelegenheiten zu tun, wie du es momentan leider mitbekommen hast. Selenmangel bringt einem sogar noch üblere Probleme. Es verursacht eine Mutation des Influenzavirus, welches dadurch virulent wird. Weißmuskelkrankheit, auch nicht zu spaßen. Das Problem ist das diese Elemente nicht gespeichert werden können, sie müssen zugeführt werden. Es gibt natürlich einige Lebensmittel die beispielsweise Zink enthalten. Die reichhaltigste Variante sind Austern. Gute können bei 100g schon 160 mg haben, aber solche findet Minion eigentlich nie. Und da ich meine Ernährung nicht nur auf Austern beschränken kann und nicht will bin ich auf Tabletten angewiesen.“
 

„Nahrungsergänzungsmittel!“
 

„Gut kombiniert Dr. Watson“, lächelte Megamind, aber es verschwand auch schnell.
 

„Gut, du mach es dir gemütlich auf der Couch, ich bin bald wieder zurück.“
 

Roxanne lief eilig ins Schlafzimmer, zog sich eine beliebige Jeans heraus und ein schwarzes T-Shirt. Wieder im Wohnzimmer schnappte sie nach ihrer Handtasche, ihre Schlüssel und ihre Jacke.
 

„Roxanne, Sie müssen nicht... .“
 

„Bin bald wieder da“, rief sie und schloss ihre Wohnungstür geräuschvoll hinter sich. Es war bereits nach neun, es gab in der Stadt wenige Geschäfte die bis 22:00 Uhr abends geöffnet hatten, sie musste sich beeilgen. Die Zeit in der sie auf den Fahrstuhl wartete und mit diesem in die Garage fuhr kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie lief eilig zu ihrem Auto und schloss es schon von weitem per Knopfdruck auf.
 

Glücklicherweise ist der Verkehr um die Uhrzeit ruhiger und Roxanne kam gut und schnell zu ihrem Ziel. Im Wallmart angekommen suchte sie geradezu fiebrig nach der Drogerieabteilung. Nach wenigen Minuten fragte sie frustriert eine Angestellte die gerade um eine Ecke gebogen kam und gerade dabei war Regale einzuräumen. Endlich ans Ziel angekommen stand sie vor einem Regal voller Nahrungsmittelergänzungstabletten und auf pflanzlicher Basis bestehende Tabletten um Kohlenhydrate zu kontrollieren und auch Fett, es gab auch Tabletten gegen Stress.
 

Welche Packung nehme ich denn jetzt? Es ist unausweichlich das es eine 500er Packung sein muss, sonst kommt er ja nicht weit damit.
 

Nach einigem hin und her, wenn und aber entschied sich Roxanne für eine gute Marke und sah sich auch gleich nach einer guten Zahnbürste um. Wenn sie schon da war besorgte sie sich noch eine Packung O.B.s da ihre bis auf vier Stück aufgebraucht waren und sie bald wieder Besuch bekommen würde von ihrer verhassten roten Tante.
 

Zu Hause angekommen präsentierte Roxanne freudestrahlend ihre Ausbeute. Natürlich hatte sie die O.B.s vorher unauffällig ins Bad geschmuggelt. Sie hielt Megamind die Tabletten hin und er nahm sie dankend an, wenn es ihm auch etwas schwer zu fallen schien.
 

Sogleich schluckte er zehn von diesen Tabletten. Was Roxanne sehr schockierte, doch besann sie sich das es nur Nahrungsergänzungsmitteltabletten waren und er mehr brauchte als ein Mensch. Nun dürfte es ihm aber bald besser gehen.
 

Den restlichen Abend verbrachten sie weiterhin vor dem Fernseher, auch blieb es bei der gemeinsamen Nutzung der Decke, doch Roxanne behielt wieder den Abstand zwischen ihnen. Es kam wie es kommen musste und Roxanne überkam schon bald wieder die bleiernde Müdigkeit, die ihren Kopf auf Megaminds Schultern gleiten ließen. Sie selbst bekam es nicht mehr mit da sie schon lange im Land der Träume getriftet war.
 

Kurz nach Mitternacht bewegte sich ihr blaues Kissen und riss sie aus ihrem Traum. Roxanne begriff schnell auf was, oder genauergesagt wen sie gelegen hatte. Errötend schreckte sie auf. „Oh Gott es... es tut mir leid... ich weiß gar nicht wie... .“
 

„Schon ok, ich habe auch geschlafen, hab gar nichts gemerkt“, sagte Megamind und wagte es nicht ihr dabei in die Augen zu sehen.
 

Beide machten sich bettfertig, Roxanne schlüpfte in ihr T-Shirt während Megamind im Bad sich seinem Oberteil entledigte. Stumm putzten sie beide nebeneinander ihre Zähne, was für Roxanne ein mehr als merkwürdiges Gefühl war.
 

„Hast du einmal darüber nachgedacht kein Schurke mehr zu sein?“
 

„Wie kommen Sie denn darauf?“
 

„Na ja, ich meine dein Leben hätte doch eigentlich anders verlaufen können. Ein normaler Job, eine Wohnung... .“
 

„FREUNDE UND FAMILIE?“, rief Megamind wütend aus, drückte Roxanne an die Wand und griff sie an ihrem Kinn und zwang sie das sie ihm ins Gesicht sah.

„Leider war mir das nicht möglich. Das hatte man mir schon als Kind mehr als deutlich klar gemacht. Bereits in der Schule war ich unbeliebt.“
 

„Aber das ist doch nichts ungewöhnliches, mir … .“
 

„NICHTS UNGEWÖHNLICHES? Ist es für Sie gewöhnlich ohne andere Kinder, ohne Elternersatz in einem Gefängnis aufzuwachsen. Eingesperrt wie ein Tier. Ist es gewöhnlich von Wissenschaftlern untersucht zu werden, Blut abgenommen zu bekommen und regelmäßig entblöst vor diesen weißen Kitteln zu stehen und sich begaffen zu lassen?“
 

„Es tut mir leid, ich wollte nicht.... du tust mir weh“, flehte Roxanne und griff nach seiner Hand die ihrem Kinn solche Schmerzen bereiteten. Wieder blickte er so komisch durch sie hindurch, wie in Trance war er vertieft in seine Erinnerung. Ein Schauer lief über ihren Rücken, sie hatte noch nie so einen Hass gesehen, auch wenn sie wusste das es nicht ihr galt.
 

Als Roxanne seine Hand von ihrem Kinn schob kam er langsam zu sich. Für einen Moment blickte er verwirrt drein und versuchte sich zu sammeln. Entschuldigend sah er sie an und umschloss ihre Hand, die eben noch seine weggeschoben hatte.
 

„Es tut mir so leid, ich wollte nicht...“, begann Megamind sich zu entschuldigen.
 

„Schon gut, es war dumm von mir, ich hatte nicht nachgedacht.“
 

Einen kurzen Moment noch standen sie so da, ihre Hände ließen nicht von einander ab und schauten sich in die Augen. Roxanne spürte wie das warme Gribbeln in ihrer Magengegend zurückkehrte und ein starkes Aufbäumen ihrer Gefühlswelt in ihrer Lendengegend verursachte. Seine Augen strahlten auf einmal eine solche Wärme aus, das sie glaubte sich darin sonnen zu können.
 

Was ist hier nur los?
 

Roxanne klopfte das Herz bis zum Hals und ihre Ohren rauschten. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht und seine warmen Hände auf ihrer Haut. Sie war erstaunt wie rauh sie waren, hatte sie sich immer sehr weich vorgestellt. Doch schien die Handschuhe seines Kampfanzug, den er immer trug, keine wirklich gute Hilfe gegen Hornhaut zu sein, er musste wahrhaftig viel an seinen Erfindungen basteln.
 

„Willst du vielleicht noch etwas Trinken?“, wand Roxanne sich heraus. Sie wollte nicht von ihm wegrücken doch verwirrte sie die außergewöhnliche Situation.
 

Er verhält sich so komisch, das kann doch nicht nur daran liegen das er unzufrieden ist.
 

Sie legten sich ins Bett und starrten im Dunkeln an die Decke.
 

„Es tut mir leid, ich hätte wissen müssen …“, fing Roxanne wieder an, denn es ließ sie nicht mehr in Ruhe.
 

„Vergessen Sie es einfach.“
 

„Es muss sehr schwierig sein die ganze Zeit ohne Freunde und Familie zu leben. Immer verachtet... .“
 

„Ich sagte doch vergessen Sie es.... es ist nicht ihr Problem. Das Schicksal kann man eben nicht ändern.“
 

Roxanne schluckte hart. Eine Träne rann ihr über das Gesicht. Ihr Welt von der sie dachte das sie in Ordnung war, schwankte. Waren es nicht immer klare Verhältnisse gewesen? Metro Man beschützte die Stadt als Held und Megamind wurde wieder und wieder ins Gefängnis gebracht, wo er doch der Schurke war? War er es nicht gewesen der sie immer wieder entführt und mit seinen Waffen bedroht hatte? Aber war er es nicht auch gewesen der ihr noch nie ein Haar gekrümmt hatte? Geschweige denn ihr überhaupt wehgetan. Hatte sie überhaupt jemals über Striemen an ihren Handgelenken klagen, durch ihre Fesseln? Nein!
 

Was konnte man ihm eigentlich vorwerfen? Noch nie hatte er eine Bank überfallen, einen Mord begangen oder jemanden vergewaltigt. Es werden keine Menschen vermisst oder Dinge gestohlen. Eigentlich waren doch seine Aktionen nur Provokation, nichts weiter als umgesetzte Ideen um Metro Man zu locken. Welche Rolle spielte sie in diesem Spiel? Fungierte sie denn wirklich als Lockvogel? Würde Metro Man nicht auch so kommen, allein schon damit Megamind aufhörte die Menschen zu erschrecken und mit seinem Walking Destruction Bot, kurz Battle Suit, laut lachend durch die Straßen marschierte? War sie nicht eher nur Zierrad? So viele Gedanken schossen durch Roxannes Kopf, doch keines führte zu einer wirklichen Antwort. Nur einer konnte ihr die Antworten geben. Megamind!
 

Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung. Er befand sich bereits im Land der Träume. Nun die Wahrheit erkennend sah Megamind dieses Mal noch unschuldiger aus. Konnte dieser Mann jemandem ernsthaft wehtun? Jemanden außer Metro Man? Warum hatte er so eine Abneigung gegen Metro Man? Irgendetwas musste vorgefallen sein. Sie würde Metro Man fragen müssen. Vielleicht bereute sie es, aber sie würde wohl weiterhin mit ihm ausgehen. Eigentlich hatte sie vor ihm endgültig klar zu machen das sie nichts von ihm wollte, obgleich es sie ihm mehr als deutlich zeigte. Doch sie musste herausfinden was geschehen war. Was hinter dem Megamind steckte, den sie bis vor ein paar Tagen zu kennen glaubte.
 

Mit diesem Gedanken schlief sie ein.

Schmerzliche Erkenntnis

Kapitel 8 – Schmerzliche Erkenntnis
 

Roxanne streckte sich wohlig in der Sonne die durch ihre Fenster schien und seufzte selig. Die Nacht war besonders erholsam gewesen, sie hatte schon lange nicht mehr so geschlafen. Auch hatte sie so ein zufriedenes und geborgenes Gefühl im Mageninneren, so als wäre sie in einer warmen Umarmung gelegen gewesen. Aber das war natürlich unsinnig. Mit einem Blick sah sie das Megamind in der Mitte des Bettes lag, er hatte sich wohl wieder viel bewegt. Mit einem mal überkam Roxanne Trauer.
 

Ob er wohl oft Alpträume hat?
 

Leise schlich sie sich ins Bad, zog sich die Sachen die sie gestern Abend getragen hatte, nahm ihre Tasche und schloss die Wohnungstür leise hinter sich. Sie würde in die Stadt fahren um Brötchen zu kaufen, sie wollte für Megamind ein schönes Frühstück vorbereiten um ihm zu zeigen das die Welt auch anders funktionieren konnte.

Sie ging zur besten Bäckerei die sie kannte und kaufte zudem auch noch ein Netz voller Orangen, nichts war schöner als frische Brötchen am Morgen und selbstgepresster Orangensaft. Nachdem sie ihre Einkäufe erledigt hatte fuhr sie nach Hause.
 

Roxanne war sehr aufgeregt, sie war gespannt wie Megamind reagieren würde, wenn er das sah.
 

Hoffentlich schläft er noch.
 

Sie steckte ihren Schlüssel in die Tür, drehte ihn herum und trat ein. Vor lauter Schreck ließ sie ihre Einkäufstüte fallen. Roxanne trat einen weiteren Schritt in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Die Balkontüren waren weit aufgerissen und die roten Gardienen wurden von dem Wind leicht hinausgeweht. Langsam blickte sie sich um. Die Couchkissen waren im ganzen Raum verteilt, zwei ihrer Esstischstühle waren umgeschmissen, Bücher und CDs lagen auf dem Boden. Wer oder was hatte hier gewütet? Es wirkte als hätte jemand im Schnelldurchlauf die Wohnung abgesucht.
 

Roxanne lief in die Mitte des Raumes und plötzlich war ein Klirren zu hören. Sie war sprichwörtlich auf die Gesichter ihrer Eltern getreten. Das Bild hatte sie zu ihrem Einzug in ihrer ersten Wohnung bekommen, und den Bilderrahmen war ein sehr schönes teures Stück gewesen.
 

„Was ist nur passiert?“
 

Tränen stiegen ihr ins Gesicht. Sie lief ins Büro, dann hinauf ins Schlafzimmer, ins Bad, doch von Megamind war keine Spur zu finden. Dafür sah sie das auch dort gewütet wurde. Aktenordner lagen am Boden, Blätter waren herausgerissen, eine Tür ihres Kleiderschrankes war aus den Angeln gerissen. Die Decken und Kissen lagen am Boden. Im Bad lagen ihre Duschgels, Shampoos, Schminke und Fön auf dem Boden verteilt. Eines ihrer Lieblingsparfüms war zerbrochen und der penetrante Duft erfüllte den Raum. Er hatte also ihre Wohnung so verwüstet und ist dann abgehauen. Wut entbrannte in Roxanne.
 

Warum tut er mir das an?
 

Sie ging wieder ins Wohnzimmer und hob das Bild ihrer Eltern hoch. Glücklicherweise war es nicht beschädigt, das Glas würde sie leicht ersetzen können. Das war also seine Antwort darauf was er von ihrer Hilfe hielt. Roxanne hatte ihren Job riskiert für ihn, ihren Ruf, auch wenn ihr die Meinung anderer in den letzten Tagen mehr und mehr sprichwörtlich am Arsch vorbei gegangen war und nun machte er alles zunichte was sich in den letzten Tagen zwischen ihnen aufgebaut hatte. Noch am vorigen Abend hatte sie geglaubt das die Welt eine andere sei, doch war Megamind mehr als offensichtlich anderer Meinung. Doch was hatte sein Verhalten bedeuten sollen? Wie er ihr in die Augen gesehen hatte, sie hatte geglaubt das er vielleicht doch was für sie empfinden würde. So wie sie für ihn, musste sie sich nun entgültig eingestehen, denn diese Herzschmerzen bedeuteten mehr als nur Enttäuschung.
 

Sie lehnte sich an ihrer Küchentheke und wischte sich die Tränen weg.
 

Tränen bringen nichts. Scheinbar ist er doch der Superschurke für den ich ihn halte. Sicher war es am Ende nur ein Trick um mich aus der Reserve zu locken.
 

Roxanne platzte bald vor Wut, sie verstand nicht wie man ihr so etwas antun konnte. Er konnte sie entführen, aber er konnte sich nicht tagelang von ihr pflegen lassen, nur um am Ende auf so eine Art und Weise die Biege zu machen. Wenn er ihr nur das Herz gebrochen hätte, indem er ihr klargemacht hätte das er gegen Brandens Gerüchten nichts von ihr wollte, wäre es eine Sache gewesen. Herzschmerz gehörte zum Leben, aber das war ein mehr als ausgeprägtes Zeichen für seine Respektlosikeit ihr gegenüber.
 

Ihr Herz raste, es fühlte sich an wie ein nahender Herzinfarkt, das Blut rauschte in ihren Ohren, ihre Hände wurden schwitzig, ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. „Warum?“, seufzste sie und hielt ihre Hände vor ihren Augen. Eine eisige Hand schloss sich um ihr Herz und drückte fest zu. Der Druck in ihrer Brust war kaum auszuhalten, ebenso wenig wie die Wut. Sie wusste nicht wie lange sie so dagestanden hatte, doch verriet ihr ein Blick auf die Uhr das es bereits Mittag war.
 

Was ist nur los mit dir Roxanne? Vor wenigen Tagen warst du noch die smarte Roxanne Ritchi, die beliebte Nachrichtensprecherin, eine erfolgreiche emanzipierte Frau. Und jetzt? Sie dich nur an. Stehst hier wie ein überforderter Teenager. … Ach Roxanne, übertreib es nicht. Ja diese Gefühle als er deine Hände berührt hatte waren so intensiv das man glauben konnte sie stammten aus einer längst vergangen Zeit. Aber das liegt doch nur daran das du schon lange keinen mehr hattest. Außerdem kann einem so eine mehr als ungewohnte, außergewöhnliche Situation schon durcheinander bringen. Also komm, beweg deinen Arsch, räum den Saustall auf und lebe dein Leben weiter.
 

Sich weiter motivierend stieß Roxanne sich von der Küchentheke ab und verstaute erst einmal ihre Einkäufe. Denen war glücklicherweise nichts geschehen, außer das ein paar Brötchen etwas gequetscht aussahen. Das große Aufräumen begann sie im Schlafzimmer. Die Kissen und Decken schmiss sie lustlos aufs Bett, hob im Büro die Aktenordner auf und sortierte die Unterlagen wieder richtig ein. Für die Schranktür würde sie nach ihrem Schraubenzier suchen müssen, sie wusste aber grad spontan nicht wo sie ihn verstaut hatte. Und für den Riss den sie nun entdeckt hatte würde sie Leim brauchen.
 

Im Gang gegenüber neben der Toilettentür hatte sie ihre Regale mit ihren Büchern und CDs darin. Außer ein paar geknickten Seiten ging es den Büchern gut, es wurden auch nicht alle herunter geschmissen, doch bei den CDs sah es schon anders aus. Die Hüllen von manchen Exemplaren sind abgebrochen oder hatten auch tiefe Kratzer. Die CDs selber schienen es überlebt zu haben.
 

Die Küche und der Essbereich waren schnell wieder hergerichtet und auch die Couchkissen fanden schnell ihren Platz. Roxanne seufzte genervt als ihr auffiel das zwei ihrer zahlreichen Pflanzen die auf Bänken vor den deckenhohen Fenstern standen umgekippt wurden. Sie richtete die Pflanzen wieder auf und schaufelte die ausgekippte Erde so gut es ging wieder mit ihren Händen zusammen. Danach fegte sie den Dreck zusammen und goß ihre Lieblinge.
 

Ich hoffe das ihr euch von dem Schock erholt.
 

Näher und näher kam sie ihren Balkontüren, und als sie sich diesem zuwandte traf sie noch einmal der Schlag. Ein paar der zahlreichen kleinen Fenstergläser waren zerbrochen. Diese würde sie erstmal provisorisch zukleben müssen.
 

Was zum Donnerwetter war nur in ihn gefahren? Wollte er mir seinen Schurkenstatus aufs Auge drücken?
 

Tränen stiegen in ihr auf, liefen ihr übers Gesicht, doch wischte Roxanne sie gleich wieder weg. Sie fegte die Glasscherben zusammen und schmiss sie in den Müll. Zum Schluss entschied sie sich die gesamte Wohnung zu putzen. Irgendwie musste sie jetzt ihre überschüssige Energie, die die Wut erzeugte rauslassen. Das verschüttete Parfüm nahm viel Zeit in Anspruch. Schnell litt Roxanne unter Kopfschmerzen, doch musste sie diese Pfütze unbedingt wegbekommen, da sich der Duft sonst nie wieder verflüchtigen würde. Bald hatte sie es geschafft, auch fiel ihr auf das die Nahrungsergänzungsmitteltabletten fehlten.
 

An das Wichtigste hat er natürlich gedacht.
 

Die Schluchzer versiegten als sie seine Zahnbürste erblickte. Eine unbändige Wut breitete sich in ihrer Magengegend aus und ein heißkalter Schauer lief ihr über den Rücken. Diese würde er nun nie wieder benutzen, später würde sie die wegschmeißen.
 

Ehe Roxanne sich erschöpft auf die Couch werfen konnte klingelte ihr Telefon. Genervt stöhnend lief sie in die Küche wo sie es liegen gelassen hatte und sah aufs Display. Metro Man, oder besser gesagt Branden.
 

„Hallo Branden.“
 

„Hey Roxanne, wie geht es dir?“
 

„Gut, bin recht erschöpft und selbst?“
 

Branden muss davon ja nichts erfahren.
 

„Auch gut. Von was bist du denn so erschöpft?“
 

Mhh, was anworte ich jetzt? Ich sollte ihm besser das selbe erzählen wie Hal, sonst gibt es noch irgendwann Ärger, auch wenn die nie miteinander redeten.
 

„Ach ich hatte die Tage eine Erkältung und habe eben meine Wohnung auf Vordermann gebracht. Jetzt bin ich erschöpft, es strengt alles noch sehr an.“
 

„Oh hast du vielleicht Lust mit mir morgen Abend etwas zu unternehmen? Ich meine, wenn es dir wieder besser geht.“
 

Sollte ich wirklich mit ihm ausgehen? Aber so wie er sich ausdrückt ist es ja kein Date, also scheint er es auch endlich kapiert zu haben, das ich nichts von ihm will. Eigentlich habe ich keine Lust, aber habe auch keinen Bock darauf hier zu sitzen und Trübsal zu blasen. Bestimmt würde mir die Ablenkung gut tun. Und warum sollte ich nicht mit ihm ausgehen? Es ist ja nicht so das ich irgendwelche Verehrer habe. Oh Roxanne, bitte kein Sarkasmus. Branden ist ein guter Freund, und Freunde sind wichtig in so einer Situation, genieß es doch einfach.
 

„Natürlich können wir etwas unternehmen. Was schwebt dir denn so vor?“

Einstieg ins alte Leben

Kapitel 9 – Einstieg ins alte Leben
 

Mit brummenden Kopf stand Roxanne am nächsten Morgen auf und ging in die Dusche. Heute würde sie ihr normales Leben wieder aufnehmen und in die Arbeit gehen. Das warme Wasser rieselte über ihren Körper und die Erinnerungen an Megaminds Körper kamen zurück.
 

Wie gut er ausgesehen hat. Aber was solls, du musst ihn vergessen.
 

Sie drückte die Augen zu und massierte sich das Shampoo in die Haare. Roxanne wusch sich sehr gründlich als müsste sie etwas von sich waschen, doch wollte die Enttäuschung nicht weniger werden. Mit einem seidenen Bademantel gekleidet und frisch geföhnten Haare ging sie hinunter in die Küche und schaltete die Kaffemaschine an. Noch immer mit schmerzenden Kopf holte sie die Zeitung die jeden Morgen vor ihre Tür gelegt wurde und setzte sich damit an ihrem Esstisch.
 

Die KMCP NEWS ist die Zeitung die auch in Roxannes Arbeitsstelle gedruckt wurde. Die Redaktion war in den unteren Stockwerken. Roxanne hatte dort als Journalistin angefangen und hatte sich über wenige Jahre zu einer Reporterin hochgearbeitet.
 

Sie schlug die Zeitung auf und las die Titel der Berichte.
 

KMCP NEWS

American's #1 News
 

Brainbots überall in der Stadt gesichtet
 

Brainbots sind in den letzten Tagen

überall in der Stadt gesichtet word-

en. Auf der Suche nach etwas ha-

bens sie die Menschen terrorisiert,

sind in Kaufhäusern und anderen

öffentlichen Orten eingefallen und

haben eine Razzia durchgeführt.

Aber scheinbar nicht das gefunden

wonach sie suchen. Was hat der

Superschurke Megamind jetzt

wieder vor?

(Bericht von Melinda Olsen)
 

Neben dem Artikel prankte ein großes Bild von einem dieser Brainbots. Es sah mehr nach einer Zufallsfotografie aus, der Fotograf dieses Bildes musste von einem dieser Brainbots überrascht worden sein, da das Bild sehr schief geraten war.
 

Es wird wohl nicht mehr lange dauern bis Megamind wieder etwas anstellt.
 

Roxanne stand wieder auf, nahm sich einen Kaffe und las weiter.
 

Handtaschendieb in der Metro-Avenue festegenommen
 

Bürgermeister Petterson kandidiert erneut für Wahlen
 

Zwei Tote bei einem Unfall auf der Autobahn
 

Metro Lions sind aufgestiegen
 

Roxanne las noch etwas, zog sich eine enganliegende hellblaue Jeans und eine hübsche beige Bluse, bei der die kurzen Ärmel unter den Schultern hingen. Sie schminkte sich noch dezent, beließ es wie meistens bei etwas Rouge und Wimperntusche. Sie griff nach ihrer roten Lederjacke, ihre Handtasche und ging hinaus.
 

Sie musste nicht lange mit dem Auto fahren und parkte eine viertel Stunden später schon wieder auf den Parkplatz des Senders. Kaum hatte sie ihr Auto abgeschlossen wurde sie auch schon gerufen.
 

„Roxanne, huhu, warte auf mich.“
 

Roxanne blieb stehen und rollte innerlich mit den Augen. Sie mochte ihre Kollegin sehr, doch war ihr im Moment nicht nach Gesellschaft. Am liebsten würde sie ihre Arbeit tun und sich wieder zu Hause in ihre Wohnung verschanzen.
 

„Guten Morgen, Amily.“
 

„Morgen Roxy, dir geht es wohl wieder besser? Hal hat mir erzählt das du eine Erkältung hattest.“
 

„Ja, aber jetzt geht es mir schon wieder besser, ich schätze mal das war auch der Stress in letzter Zeit.“
 

Roxannes Kollegin Amily Woods hatte auch damals bei der Zeitung gearbeitet und war nun Radiomoderatorin. Das Radio befand sich in den obersten zwei Stockwerken.
 

„Das kann ich mir sehr gut vorstellen, vor allem bei den ständigen Entführungen. Hast du eigentlich schon Melissas Bericht in der heutigen Zeitung gelesen? Ich glaube du kannst dich mal wieder auf eine Entführung einstellen.“
 

Melissa Olsen war damals bei der Zeitung geblieben und würde nun bald zur Chefredakteurin aufsteigen.
 

Eigentlich will ich ihn nicht unbedingt sehen, nicht nachdem er mir DAS angetan hat.
 

Zusammen liefen sie in das hohe Gebäude, liefen durch die Empfangshalle und warteten auf den Fahrstuhl.
 

„Ach Roxanne, hast du schon gehört? Diggi geht ja nun in Rente, und ab nächsten Montag kommt der neue Chef. Jason Richard. Heute stellt er sich kurz vor, bevor er Montag kommt. Ich bin ja so gespannt, aber ich werde Diggi vermissen, mit ihm war es nie wie arbeiten, man hatte einfach nur Spaß.“
 

Charlie Diggens war ein netter, hurmorvoller, beleibter Mann, mit dem wirklich jeder gut zurechtkam. Roxanne hatte ihn einmal kennengelernt als sie einmal nach oben gegangen war um Amily bei ihrer Arbeit zuzusehen, während sie noch immer bei der Zeitung gearbeitet hatte. Sie hatte sich dafür interessiert wie es im Radio läuft und Diggi hatte sogar gefragt ob sie sich nicht vorstellen konnte in einer Radiosendung zu moderieren, da sie eine sehr angenehme, sympatische Stimme hat, doch lehnte sie dankend ab. Ihr Ziel war es immer Nachrichtensprecherin zu sein und sie wollte ihren Traum leben. Zwei Monate später erfüllte sich endlich ihr Traum und sie konnte sich nichts anderes mehr vorstellen.
 

Im 11. Stock angekommen verabschiedete sich Roxanne von Amily und lief durch die Flure. Bis zu ihrem Büro, welches ganz hinten im Gang lag.
 

„Oh Roxaroo du bist ja wieder da“, wurde sie stürmisch von Hal begrüßt.

„Hast du die Erkältung schon komplett überwunden? Soll ich dir aus der Kantine noch mal eine Hühnersuppe holen?“

„Nein, vielen Dank Hal.“
 

Roxanne setzte sich an ihrem Schreibtisch, fuhr ihren Computer hoch und ging ihren Terminkalender durch. Übermorgen würde sie zur neuen Eröffnung des Metro Centers fahren um darüber zu berichten. Morgen stand mal wieder ein Interview mit Metro Man an. Er hatte ein altes Ehepaar aus der brennenden Wohnung gerettet.

Heute stand nichts an, aber jetzt hatte sie Zeit Reportagen von letzter Woche zu schneiden und ausstrahlfertig zu machen. Letzte Woche hatte sie ein Interview mit einem Regisseur geführt, dessen Film diese Woche neu in die Kinos kam und dann war da noch das Interview mit Bürgermeister Petterson, der für die Wahlen kandidierte die in zwei Wochen stattfanden.
 

Roxanne ließ diesen Tag noch einmal Revue passieren, denn etwas hatte an diesem Tag nicht gestimmt. Hal war es auf einmal nicht gutgegangen und musste durch einen anderen Kameramann ersetzt werden. Bisher war Hal nur sehr selten krank gewesen, normalerweise kam er eher krank in die Arbeit als das er zu Hause blieb, besonders wenn ein Interview anstand und sie den halben Tag lang zusammen unterwegs waren.
 

„Hat dir die Reportage über diesen verrückten Mörder gefallen? Ich habe es so geschnitten wie du es mir geschrieben hast“, stellte ihr Kollege auf einmal in den Raum.

„Ähm... tut mir leid Hal, das habe ich leider verpasst. Ich hatte es ver... ja mir ging es ziemlich schlecht, ich war eingeschlafen“, erklärte Roxanne und hoffte das er nicht merkte wie nervös sie eben war. Sie konnte ja schlecht sagen das sie es durch Megaminds Anwesenheit vergessen hatte.
 

Die restlichen Stunden vergingen recht ereignislos. Die Pause verbrachte Roxanne mit Hal auf ihren Versen.

„... und da sagte er ganz stolz das er mit Bethanie Brite zusammen arbeite und da sagte ich, das ich Roxanne Ritchis Partner bin, mein Gott, seinen Blick hättest du sehen müssen. Ey Roxanne hättest du vielleicht Lust mit mir zusammen in diesen neuen Film zu gehen, von diesem Regisseur, den wir letzte Woche interviewt haben? Den Trailer fand ich ja ehrlichgesagt nicht so der Hammer, das hätte ich sicherlich besser schneiden können, aber der Inhalt klingt ja doch sehr spannend. … Roxanne? Hörst du zu?“
 

„Tut mir leid Hal, ich war gerade in Gedanken.“
 

Wieso geht mir dieser Kerl nicht aus dem Kopf?Vergiss ihn, vergiss ihn.... Mit Branden wird es sicherlich ganz schön heute Abend.
 

„Roxanne. Roxaaaanne. Hier bin ich.“
 

Roxanne drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam und entdeckte Amily auf sie zueilen.
 

„Hey Amily. Normalerweise gehst du doch um die Uhrzeit nicht in die Pause.“
 

„Ja schon, aber ich konnte nicht abwarten dir von unserem neuen Chef zu erzählen. Oh Roxanne, der Typ ist der Hammer. Groß, gutaussehen und diese niedlichen Grübchen. Er erinnert mich an disen blonden Schönling von den BackstreetBoys. Den musst du dir unbedingt ansehen. Und er sieht sooo gut aus im Anzug. Und was für ein schickes Teil, das schrie ja förmlich nach Armani.“
 

„Oh man, wieso steht ihr Weiber alle auf Anzüge? Fängst du an auf mich zu stehen wenn ich einen Anzug trage?“, warf Hal etwas harsch ein.
 

„Nein Hal, bei dir hilft kein Anzug.“
 

Hal und Amily hatten sich noch nie gut verstanden. Sie fand ihn nett, aber hielt ihn auch für einen komischen Freak. Roxanne konnte den beiden nicht wirklich zuhören, nur Fetzen des Gesprängen drangen zu ihr durch.
 

Wie Megamind wohl in einem weißen Anzug aussehen würde... Oh Roxanne, reiß dich zusammen.
 

Nach Stunden des Schneidens, Überarbeiten und Interviews vorbereiten, kam Roxanne endlich raus aus ihrer Arbeit und fuhr nach Hause. Ihr war nicht wirklich danach mit Metro Man ins Kino zu gehen, doch wusste sie das sie es brauchte und es ihr nur noch schlechter gehen würde, wenn sie die ganze Zeit zu Hause sitzen und sich ihren Gedanken hingeben würde.
 

Zu Hause angekommen schmiss sie ihre Jacke und ihre Tasche auf ihre Couch und lief direkt ins Bad.
 

Bevor ich irgendwas anderes mache brauche ich erst einmal eine Dusche.
 

Lange genoß sie das warme Wasser auf ihrer Haut und als sie schon befürchten musste das ihr bald Schwimmhäute wuchsen, stieg sie heraus und wickelte sich in eine großes, flauschiges Handtuch.

Auf nackten Füßen tappste sie ins Schlafzimmer und öffnete ihren Kleiderschrank. Oder zumindest die eine Tür in der Mitte des Sechs-Türers, die nicht aus den Angeln gerissen war. Roxanne entschied sich für ein blaues Kleid und für weiße Perlenohrringe.
 

Schon bald verließ Roxanne ihre Wohnung und traf sich mit Metro Man im Kino, welches nur drei Blocks von ihr entfernt lag. Sie schritt gemütlich durch die Straßen und sog die frische Luft ein. Roxanne hatte das Gefühl das sie wieder fast die Alte war. Zumindest fühlte sie sich gerade sehr wohl und begehrenswert.
 

Was ist schon ein tollpatschiger Schurke gegen einen richtigen Mann.
 

„Hallo Roxanne. Du siehst umwerfend aus“, begrüßte sie ihr langjähriger Freund und Held. Er hatte wieder seinen langen Mantel mit dem hohen Kragen und dem Hut an. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht und sein Bart zierte kurze Stoppeln.
 

„Und du siehst... so normal aus“, lächelte Roxanne.
 

Branden kaufte zwei Karten für eine romantische Komödie. Leider war es das der einzige Film der in Frage kam, denn bluttrünstigen Gemetzel entsprach ganz und gar nicht ihrem Geschmack. Zwei gekaufte Cola und eine Jumbo-Packung Popcorn später saßen Roxanne und Brandon in eine der hintersten Reihen und warteten das die Werbung endlich vorbei war und der Film anfing.
 

Während dem Film wurde Roxanne trotz der Spannung immer wieder aus ihrer Konzentration gerissen. Immer wieder hingen ihre Gedanken bei dem blauen Schurken.
 

Noch dazu hatte sie sich sehr unwohl gefühlt, denn immer wieder griff Branden in die Popcorn-Packung, wenn sie es gerade tat, damit sie sich zufällig berührten. Glücklicherweise versuchte er nicht seinen Arm um sie zu legen. Als der Film zum Finale kam, fand sie wieder zurück und genoß die Ablenkung.
 

Der Kinobesuch fand sein Ende. Das Paar hatte alle Hindernisse überstanden und konnte sich am Schluss in die Arme nehmen. Entgegen jedem Klischee ist nicht der Loser zum Held geworden und hatte das Mädchen bekommen, sondern blieb er ein Loser und das Mädchen bekam der erfolgreiche Geschäftsmann.
 

„Der Film war echt gut, hatte gedacht das es ein klischeehaftes Ende gibt.“
 

„Stimmt, aber es wäre wohl unrealistisch wenn sich die Schöne nicht mit dem erfolgreichen, gutaussehenden Mann zusammen kommen würde“, sagte Branden.
 

Das stimmte wohl.
 

Roxanne und Branden gingen noch in eine Bar um etwas zu Trinken.
 

„Morgen steht ja das Interview an“, begann Branden das Gespräch. „Hast du dir schon Fragen überlegt?“
 

„Ja habe ich, wobei das langsam nicht einfach wird. Jede Woche aufs Neue ein Interview, und meistens geht es um die Festnahme von Megamind, was soll man da noch fragen?“
 

„Dir fällt bestimmt was ein. Aber du hast recht, meistens ist es immer das Selbe. Ich frage mich schon langsam ob sich da nicht etwas ändern sollte.“
 

„Du meinst du willst dafür sorgen das Megamind nicht mehr ausbrechen kann?“
 

„Nein, nicht direkt. Ich rede von mir. Ich habe das Gefühl das es mich nicht mehr so erfüllt wie früher.“
 

„Vielleicht solltest du noch anderweitig eingesetzt werden, du kannst nicht immer nur dafür da sein Megamind Dingfest zu machen. Ich meine mehr mit der Polizei zusammen arbeiten oder auch für das FBI. Megamind ist ein Schurke, aber es gibt noch viel schlimmere Menschen da draußen.“
 

Auch wenn die einem vielleicht nicht die Wohnung demolieren würden, nachdem ich sie tagelang bei mir wohnen lasse.
 

„Ja, naja.... mal sehen“, sagte Branden enttäuscht, da seine Freundin nicht so recht verstehen wollte was er meint.
 

Die nächste halbe Stunde unterhielten sie sich über die bevorstehenden Wahlen.
 

„Glaubst du Mr. Petterson wird wieder gewinnen?“
 

„Ich denke schon. Beim letzten Mal hatten die anderen Kandidaten keine wirkliche Chance. Er ist eben sehr beliebt, er kümmert sich wirklich und redet nicht nur. Und er ist ein sehr lieber, intelligenter Mann, ich halte ihn für ein gutes Vorbild“, sagte Roxanne.
 

Später am Abend flog Branden, alias Metro Man, Roxanne auf ihren Balkon.
 

„Roxanne ich wollte dich noch was fragen..... oh Gott, was ist mit deinen Fenstern geschehen? Wurde in deine Wohnung eingebrochen?“
 

„... äh.. nein. Das war ein Unfall. … Ich... Ich hatte mir gedacht das Wohnzimmer etwas umzustellen, weißt du. Und.... als ich die Vitrine umstellen wollte, fiel sie mir ausversehen ins Fenster, da ich den Halt verloren hatte. Ich muss unbedingt noch einen Glaser herbestellen, das hatte ich ganz vergessen. Tja, wie du merkst, viel zu tun.“
 

„Ja, ich weiß.“
 

„Der Abend hat mir sehr gefallen“, lächelte Roxanne. Sie war schon etwas erheitert von den Cocktails die sie getrunken hatte. „Das sollten wir wiederholen.“
 

„Oh sehr gerne“, sagte Branden und nahm Roxannes Hände.

„Ähm.... Roxanne, findest du nicht das wir... ich meine, könntest du dir vorstellen das wir uns einmal näher sind als jetzt?“
 

Wovon redet er? Er meint doch nicht etwa....
 

„Weißt du... ich bin nicht sicher ob ich mich im Moment.... .“
 

„Nein, nein. Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Aber in der Zwischenzeit könnten wir uns doch richtig kennenlernen und so. Also etwas besser, als sowieso schon.“
 

„.....“
 

Was erzähle ich ihm nur?
 

Branden sah ihr tief in die Augen und kam ihr immer näher. Roxanne wusste was ihr bevorstand, doch konnte sie sich nicht wirklich wehren.
 

Was mache ich nur? Was mache ich nur? Keine Panik. Roxanne du bist Single, du kannst tun und lassen was du willst.Warum genießt du es nicht einfach wenn dich der gutaussehende Held der Stadt küssen will.
 

Sie spürte Brandens Atem in ihrem Gesicht und schloss die Augen. Seine Lippen fühlten sich weicher an als sie es erwartet hätte. Sanft lagen sie auf ihren und sie spürte... gar nichts. Es war sehr schön, aber sie fühlte sich dabei nicht wohl. Die Wahrheit war, es fühlte sich falsch an. Plötzlich schoßen ihr Bilder von Megamind durch den Kopf und das schlechte Gefühl verstärkte sich.
 

Um Branden nicht vor dem Kopf zu stoßen ließ sie den Kuss langsam ausklingen und lächelte ihn an. „Ähm... ja.. Ich denke wir sehen uns morgen bei dem Interview.“
 

„Ja“, hauchte Branden verliebt und hob in die Luft ab.
 

Als Branden in der Ferne verschwunden war, lehnte sich Roxanne an die Steinbrüstung und massierte ihre Schläfen.
 

Oh Roxanne was hast du da nur gemacht?Jetzt wird er dich nicht mehr so leicht in Ruhe lassen. Aber will ich das auch? Es ist mein Recht mit ihm auszugehen wenn ich will, und wer weiß schon was die Zukunft bringt. Er ist immerhin eine gute Parie. Das schlechte Gefühl hatte nichts zu bedeuten, ich bin nur ein wenig durcheinander. In ein paar Tagen sieht alles anders aus.
 

Roxanne öffnete ihre Glastüren und ging in die Wohnung. Sie ging kurz unter die Dusche, zog sich ein Nachthemd an und ging direkt ins Bett. Sie wollte einfach nur noch schlafen und an nichts denken müssen. Doch leider wollte ihr Körper einfach nicht nachgeben. Sie gähnte zwar immer wieder da sie tatsächlich erschöpft war, doch in ihrem Kopf war sie hellwach und geradezu aufgedreht.
 

Eigentlich sieht doch Metro Man sehr gut aus. Nicht viele Männer haben einen so durchtrainierten Körper, und er ist keiner von diesen dummen Muskelprotzen, wie ich sie im Fitnessstudio finde. Er ist lieb, intelligent, einfühlsam.
 

Je länger Roxanne über ihn nachdachte wurde sie zwar etwas optimistischer was ihn anging, doch wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Megamind herüber.
 

Er ist ein unausstehlicher Schurke, klein und schmächtig. Das wäre ja mehr als verrückt auch nur darüber nachzudenken.
 

Doch zu Roxannes Leidwesen reagierte ihr Körper prompt, als sie an ihn dachte. Noch lange liefen ihre Gedanken in ihrem Kopf durcheinander. Von einem zum nächsten und wieder umgekehrt. Sie kam zu keinem grünen Zweig.

Diese Nacht schlief sie nicht besonders gut. Immerzu drehte sie sich von einer Seite zu anderen. Einmal erwischte sie sich selbst dabei wie sie an Megaminds Kissen roch.
 

Man kann sagen was man will, aber er riecht soo gut.
 

Noch lange lag sie so da und ertappte sich dabei wie sie sich vorstellte das Megamind wieder bei ihr wäre. Schnell war ihre Hand zwischen ihre Schenkel geglitten und lenkten sie von ihrem Gedankenstrudel ab. Sie blieb völlig und ganz bei ihm.
 

Blau ist schon eine sehr schöne Farbe.

Interviews und Vorstellung des Metro Centers

Kapitel 10 – Interviews und Vorstellung des Metro Centers
 

Eilig stürmte Roxanne in den Fahrstuhl. Sie hatte etwas verschlafen und wollte noch pünktlich in der Arbeit ankommen. Als würde dadurch der Fahrstuhl schneller kommen drückte sie unablässig den Knopf.
 

Nun mach schon du lahmarschiger Sohn eines Fliesbandes.
 

„Oh, hey Roxanne. Schon lang nicht mehr gesehen“, wurde sie von einer kleinen Brünetten begrüßt.
 

„Melinda, ja du hast recht, es kommt mir auch vor wie eine Ewigkeit. Du siehst gut aus. Wie läuft es so?“
 

„Tja, also für die normalen Verhältnisse etwas schleppend. Ohne Megamind werden die Nachrichten fast schon etwas lahm. Wenn nicht bald etwas passiert kauft unsere Zeitung keiner mehr“, lachte sie.
 

Warum nur fühle ich mich von ihm nur so verfolgt. Selbst in der Arbeit.
 

„Hast du mein Bericht über die Brainbots gelesen?Viel konnte ich dazu leider nicht schreiben, aber was soll man auch groß schreiben wenn Metallhirne herumfliegen und es nichts weiter passiert. Sei mir bitte nicht böse, aber ich freue mich darauf wenn du das nächste Mal entführt wirst, dann habe ich was Spannendes zu schreiben. Ich muss zugeben, ich schreibe gerne über ihn. Da wird es nie langweilig. Lass uns doch mal einen Kaffee in der Cafeteria trinken gehen, sonst verlieren wir uns gleich wieder wochenlang aus den Augen.“
 

„Klar, gerne. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag.“
 

„Ich dir auch. Bis dann.“
 

Im 11. Stock angekommen lief Roxanne eilig in ihr Büro.
 

„Morgen Hal.“
 

„Guten Morgen Roxanne.“
 

„Vergiss nicht, heute kommt Metro Man in unser Studio. Wieder einmal ein Interview. Ich weiß nicht wie das noch weiter gehen soll.“
 

„Kannst du nicht einfach immer die selben Fragen stellen?“
 

„In gewisser Weise tue ich das auch, ich formuliere sie nur immer wieder anders. Ändere die Reihenfolge etwas und lasse spontan immer Fragen einfließen die gerade zum Thema passen. Aber dennoch wird es eng.“
 

Roxanne ging ihre Fragen immer wieder durch. Stellte den Satz hier und da um. Auch überlegte sie noch ein paar Fragen, etwas unabhängig vom Geschehenen. Bevor es soweit war und das Interview anstand, schrieb sie die Moderation für den Bericht über das neueröffnete Einkaufszentrum. Sie brannte die Berichte die sie am vorigen Tag zurechtgeschnitten hatte auf CD. Später würde sie die beim Sender abgeben.
 

In ihrer Pause lief sie in die Cafeteria. Melinda wartete schon auf sie.
 

„Du siehst nicht sehr begeistert aus, ist etwas passiert?“, fragte sie und schob Roxanne einen Kaffee hin.

„Nach der Pause muss ich zum Sender und wieder mal ein Interview mit Metro Man führen. Ich weiß langsam nicht mehr was ich fragen soll, es ist doch immer das Gleiche.“
 

„Metro Man ist sooo toll. Wenn ich an deiner Stelle wäre, wäre mir das egal, hauptsache ich könnte mit ihm reden. Er sieht so gut aus und dieser Körper erst. Hach, er ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Ich weiß noch wie ich ein Interview mit seinen Eltern geführt hatte. Mein Gott seine Mutter war vielleicht eine überbesorgte Schneppfe. Als wenn er überhaupt jemals in seinem Leben ein Kratzer abbekommen hätte, seien wir mal ehrlich. Und Mr. Scott ist auch nicht gerade leicht, er versteckt sich die ganze Zeit hinter seiner Zeitung und bekommt kaum etwas mit. Mrs. Scott hatte ihn mal gefragt ob er einen Kaffee haben wolle und er meinte nur, wie du willst mein Schatz“, schnatterte Melinda munter drauf los.
 

„Ja das kenne ich, ich hatte auch schon mal ein Interview mit denen. Nur ist es da nicht ganz so schlimm gewesen. Vor dem Fernsehen kann er sich auch schlecht mit seiner Zeitung hinsetzen. Vielleicht solltest du auch mal ein Interview mit Metro Man führen, in der Zeitung ist noch nie eines erschienen.“
 

„Stimmt, da hast du recht. Ich glaube das werde ich machen, wo ich doch sowieso bald Chefredakteurin bin, kann ich das ja selbst entscheiden. Man könnte ja auch eine Sonderausgabe davon rausbringen. Die letzten waren nicht besonders interessant. In diesem Monat sind die Wahlen dran, aber danach.... Wie viel Zeit ich da mit ihm verbringen würde.... Hach, lenk mich bitte ab, ich glaube ich werde wuschig. Ha ha.“
 

„Wie geht es dir eigentlich so? Habe ich was verpasst? Bist du schon verheiratet und schwanger?“
 

„Nein, das wird noch auf sich warten lassen. Alex und ich haben uns eine Auszeit genommen. Irgendwie funktioniert das nicht mehr so gut.“
 

„Das tut mir leid. Letztes Jahr hast du ja noch so gehofft das er dir einen Antrag macht.“
 

„Ja schon, aber ich muss dir ganz ehrlich sagen, ich bin nicht sicher ob ich ihn noch wirklich liebe. Vielleicht haben wir uns einfach zu sehr auseinander gelebt. Ich war am Schluss nur noch versessen darauf zu heiraten und ein Kind zu bekommen. Aber ich glaube ich konzentiere mich erstmal auf meine Karriere, alles anderes wird sich schon noch zeigen. Wie läuft es denn bei dir?“
 

„Ach bei mir ist nichts besonderes. Ich bin eigentlich nur viel unterwegs, Berichte hier, Interviews da...“
 

„Ja aber ist auch ein Mann in deinem Leben getreten?“
 

Eher vors Auto gelaufen...... Hach, nicht schon wieder. Roxanne reiß dich zusammen. Irgendwann ist doch mal wieder gut. Die Gedanken von letzter Nacht waren doch mehr eine Verarbeitung.
 

„Äh... nein. Ich weißt nicht, irgendwie lässt sich da nichts finden. Meistens merke ich schon beim ersten Date das es nichts wird.“
 

„Ich glaube du suchst nicht richtig. Seit es damals mit Jason kaputt gegangen bist, hast du keine Beziehung mehr gehabt und das ist jetzt schon vier Jahre her. Ich verstehe ja das man lange dran hängt, schließlich war er deine erste große Liebe und eure Beziehung ging fünf Jahre lang, aber so langsam darfst du mal wieder aufs Pferd kommen.“
 

„ Haha, hast du nicht eben noch gesagt dass das nicht alles ist und das du dich auf deine Karriere konzentrieren willst?“
 

„Ja, aber ich habe ja auch bis eben noch eine Beziehung gehabt, und du bist schon seit Jahren Single. Und sei mal ehrlich, jeder wünscht sich doch jemanden an seiner Seite.“
 

„Ja schon, aber ich habe eben niemanden bisher gefunden. Das hat doch nichts damit zu tun das ich noch an Jason hänge. Auch habe ich eher selten ein Date.“
 

„Ach quatsch, du bist eine emanzipierte, gutaussehende Frau, die Männer stehen doch bei dir bestimmt Schlange. Und einer unter ihnen muss doch deine Aufmerksamkeit erregen. Oder bist du neuerdings vom anderen Ufer und ich weiß noch nichts davon?“
 

„Was? Nein! Ich denke das sich einfach bisher nichts ergeben hat und das es sehr selten ist, stimmt.“
 

„Wirklich? Da sieht man es mal wieder, Männer haben ein Problem damit wenn die Frau erfolgreich ist. Oh man, weißt du was? Am besten wir bleiben alleine, wer braucht die schon? Ich habe das nie erzählt, aber wir hatten da auch mal so ein Gespräch. Alex wollte nicht das ich Chefredakteurin werde, wir wussten ja das Mr. Sklaventreiber bald gehen würde,jetzt ist mir auch klar wieso. Aber ich hatte ja gedacht das er ein Baby mit mir wollte. Wo er doch immer gesagt hatte, er würde BALD eines mit mir wollen. Vergiss es, bald bedeutet so viel wie, lass uns in fünf Jahren noch mal darüber reden. Weißt du was Roxy, wir müssen uns bald mal wieder in das Nachtleben von Metro City stürzen. Mal sehen was es da so gibt. Dank dieses Idioten bin ich ja völlig up to Date.“
 

Die restlichen zwanzig Minuten unterhielten sich Roxanne und Melinda über Dieses und Jenes. „Ich würde jetzt so gerne mit dir tauschen, aber leider geht es ja nicht. Eine Sonderausgabe werde ich also auf jeden Fall rausbringen.“
 

„Tu das, falls du Infos brauchst kannst du gerne meine ganzen Berichte über ihn durchstöbern, dann musst du ihn nicht auch noch mit demselben Quatsch nerven.“
 

„Danke für das Angebot, aber ich glaube, ich bin so gemein und nerve ihn damit. Ich würde ihn zu gerne kennenlernen.“
 

„Du kannst trotzdem zu mir kommen wenn du Hilfe brauchst.“
 

Roxanne verabschiedete sich von ihrer Kollegin und nahm den Fahrstuhl zum 14. Stock, auf dem der Sender sein Territorium hatte. Metro Man war bereits da und auch das alte Pärchen welches er vor dem Feuer gerettet hatte.
 

„Guten Tag, Mr und Mrs Jonathan. Wie geht es ihnen? Konnten sie sich etwas erholen?“
 

„Aaah, Ms Ritchi, es freut mich so sie endlich kennenzulernen. Ich schaue jeden Bericht von ihnen an. Sie machen ihre Arbeit sehr gut und sie sind in Natura genauso bezaubernd wie im Fernsehen“, rief die ergraute Mrs Jonathan.
 

„Danke, Mrs Jonathan.“
 

„Oh Metro Man, sie mal Schatz, da ist Metro Man.“
 

„Sie müssen meine Frau verstehen, wie jede Frau hat ist sie förmlich verrückt nach unserem Helden“, flüsterte Mr Jonathan zu Roxanne.
 

„Guten Tag alle miteinander, tut mir leid das ich nicht gleich rübergekommen bin, ich musste noch ein paar Autogramme verteilen“, sagte Metro Man mit seinem strahlenden Lächeln.
 

„Mr und Mrs Jonathan, die Maskenbildnerin wird sie noch etwas zurecht machen. In der Zeit gehe ich die Fragen mit ihnen durch. Wir gehen in eine viertel Stunde auf Sendung.“
 

„Ms Ritchi, was ist wenn wir uns verplappern oder ich nervös werde und nichts mehr sagen kann?“, fragte Mrs Jonathan besorgt.
 

„Keine Sorge, es ist keine Livesendung. Wir können das so oft durchgehen, wie sie es brauchen.“
 

Roxanne ging mit Metro Man und dem alten Pärchen die Fragen durch, während diese geschminkt wurden.
 

„Guten Abend Metro City, hier ein Bericht über den Brand in der 3th Avenue. Bei Mr und Mrs Jonathan ist durch ein loses Kabel ein Feuer ausgebrochen. Obwohl sie ihren Hausmeister bereits eine Woche zuvor drauf aufmerksam gemacht haben, doch dieser hatte sich bislang geweigert etwas zu unternehmen. In einem Monat stehen die Gerichtsverhandlungen aus.
 

Mr Jonathan, wann haben sie das Feuer bemerkt?“
 

„Es war ca 19 Uhr Abends, wir haben gerade unsere Sendung geguckt und als meine Frau schon vor dem Fernseher eingeschlafen war und ich auch schon mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte, roch ich plötzlich etwas Angebranntes. Schnell hatte sich auch dichter Rauch gebildet, welches sich in der ganzen Wohnung verbreitete.“
 

„Was taten sie dann?“
 

„Ich dachte jetzt ist es aus, ich weckte meine Frau und wollte aus die Wohnung raus, doch versperrte uns das Feuer den Weg, dann wollte ich die Feuerwehr anrufen, doch das Telefon war schon tot. Also öffnete ich das Fenster und schrie mit Leibeskräften. Und als wir schon dachten das uns keiner mehr helfen könnte, da durch den Brannt der Fahrstuhl stillgelegt war und wir im 16. Stock waren und die Feuerwehrleute erstmal zu uns hochkommen mussten.“
 

„Das muss ein Schock gewesen sein, was ging ihnen in dem Moment im Kopf vor?“
 

„Wir haben uns schon von der Welt verabschiedet. Wir standen nur noch am Fenster in den Armen des anderen und sagten uns wie sehr wir uns lieben.“
 

„Mrs Jonathan, wie fühlten sie sich in den Armen ihres Mannes. In den letzten Minuten ihres Lebens, so wie sie glaubten?“
 

„Sicher. Ich wusste das wir tot sein würden, ehe das Feuer uns erreicht, Charles wollte gerade das Fenster öffnen, als wir wieder hoffen konnten.“
 

„Was ist passiert?“
 

„Ich wollte gerade wieder das Fenster schließen als ich am Himmel plötzlich etwas Weißes schnell auf uns zukommen sah. Nur eine Minute später flog Metro Man vor unserem Fenster und griff nach uns.“
 

„So ist es, und hier ist er auch schon. Unser geliebter Held Metro Man. Danke für dein Kommen.“
 

„Bei so einer reizenden Reporterin muss ich doch erscheinen.“
 

Oh bitte nicht.
 

Metro Man kam auf die Bildfläche und poste etwas bevor er Roxannes Fragen beanwortete.
 

„Metro Man, wie hast du von dem Brannt erfahren?“
 

„Ich drehe öfter Mal meine Runden über der Stadt und bei einer dieser Runden sah ich von Weiten schon die Rauchschwaden aufsteigen. Obwohl ich hörte das die Feuerwehr unterwegs war, dachte ich das ich mal nachsehe und da bemerkte ich das die Feuerwehr Schwierigkeiten hatte und so half ich ihnen.“

Nach ein paar weiteren Fragen, beendete Roxanne ihren Bericht und hoffte das niemand die Andeutungen von Metro Man ernstnahm, wobei sie darauf nicht hoffen konnte. Denn alles was aus seinem Mund kam wurde mit Gold aufgewogen. Roxanne verabschiedete sich von dem Pärchen das nun bei einer Nichte wohnte, bis sie von ihrer Versicherung eine Wohnung bekamen.
 

„Roxanne warte kurz“, rief ihr Metro Man hinterher.
 

„Ja?“
 

„Ich wollte dir nur sagen das es gestern sehr schön war und wenn du Lust hast könnten wir am Freitag einen trinken gehen oder so.“
 

Oh nein, bitte nicht vor den anderen Leuten. Die verbreiten Nachrichen schneller als die Daily News.
 

„Ähm klar. Wieso nicht. Für meine ständige Rettung sollte ich mich mal revanchieren.“
 

Ich hoffe das kam jetzt so rüber als wenn wir uns das erste Mal treffen.
 

Schnell schaffte es Roxanne sich zurückzuziehen und nahm den Fahrstuhl hinunter zu ihrem geliebten 11. Stock.
 

„Was war das denn?“, fragte Hal.
 

„Was meinst du?“
 

„Das was Metro Man gesagt hat, will der auf einmal was von dir? Wie viele andere hatte ich ja schon immer die Vermutung das da etwas nicht stimmt, ich meine warum sollte Megamind immer nur dich entführen? Die Picture behauptet sogar das du die heimliche Freundin von Metro Man bist und Megamind es deswegen immer nur auf dich abgesehen hat. Letztens gab es aber auch ein kleinen Artikel darüber das sie munkeln das er etwas für dich übrig hat und dich Metro Man ausspannen will.“
 

„DIE PICTURE veröffentlicht ja auch nur Klatsch und Tratsch. Die leben doch davon, nur so lassen sich die Zeitungen verkaufen.“
 

Als wenn er etwas für mich übrig hätte. Davon war nichts zu merken, oder sollte seine Verwüstung in meiner Wohnung ein Liebesbeweis sein?
 

„Ja schon. Aber mal ehrlich, da ist doch was dran. Vielleicht ist das jetzt auch eine Art Kampf zwischen den beiden, denn Megamind macht ja gerade nichts mehr. Schon komisch irgendwie.“
 

„Ein Kampf?“, rief Roxanne wütend aus.
 

„Ja... Ne... Ich meine du bist eine sehr hübsche Frau, also es wäre doch nicht unglaubwürdig wenn die beiden.... also du weißt schon was ich meine..... So als Trophäe.... Also nicht Trophäe...“, ritt sich Hal immer weiter ein.
 

Roxanne rollte genervt mit den Augen.
 

Männer! Die können mir gestohlen bleiben.
 

********
 

Am nächsten Tag lief Roxanne gutgelaunt vom Parkplatz des neuen Einkaufszentrum zu dem Eingang während Hal ihr wie ein treuergebener Hund mit seiner Kamera auf der Schulter hinter her lief. Roxanne glaubte nun über ihr Männerproblem hinweggekommen zu sein. Der blauhäutige Schurke blieb ein Schurke und interessierte sie nicht mehr und Metro Man würde sie am Freitag sagen das sie keine Zukunft hatten und sich einfach nur auf ihre Karriere konzentriren wollte.
 

Sie stellte sich mitten in die riesige imposante Eingangshalle, eine vielzahl von Menschen die am frühen Vormittag nicht arbeiten musste, liefen kreuz und quer an ihr vorbei. Alle hatten Monate darauf gewartet, nachdem das alte Möbelhaus pleite gegangen war, endlich renoviert und ein Einkaufszentrum reingebaut wurde.
 

„Guten Morgen Metro City, heute ist es endlich soweit. Das Metro Center ist endlich fertig und hatte nicht zu viel versprochen. Auf fünf Etagen sind zehn Modegeschäfte von großen Marken, drei Friseuren, zwei Büchergeschäften, einen Juwelier, fünf Restaurants und zwei Elektrogeschäfte verteilt. Für jeden Geschmack und jeden Preis gibt es etwas. Ich selbst habe mich schon etwas umgesehen, und man hat uns nicht zu viel versprochen.
 

Ich befinde mich gerade in der eindrcksvollen Eingangshalle, die durch den schönen Brunnen und den festlich geschmückten Säulen begeistern lässt. In jeder Himmelsrichtung gibt es auch einen Fahrstuhl um den Rolltreppen entkommen zu können. Im Erdgeschoss gibt es auch das Kinderparadies, einen Ort an dem sie ihr Kind ohne Bedenkenn abgeben können um in Ruhe ihre Einkäufe zu tätigen.“
 

Die Reportage nahmen etwa zwei Stunden ein, da sie von jeder Etage ein wenig zeigen wollten und durch den überfüllten Menschenauflauf es ganz schwierig war ordentlich filmen zu können. Nachdem Roxanne und Hal alles im Kasten hatten fuhren sie zu ihrem Leidwesen wieder zurück in die Redaktion. Denn jeder von beiden hatte etwas entdeckt was er sich gerne näher angesehen hätte.
 

Roxanne fieberte dem Feierabend schon entgegen, denn sie wollte unbedingt wieder ins Einkaufszentrum gehen und sich etwas gönne. Sie dachte darüber nach sich die Spitzen wieder etwas nachschneiden zu lassen und sich die Haare schön föhnen zu lassen. Auch wollte sie für ein paar neue Accessoires und Kleidungsstücke sorgen.
 

Kurz vor 18 Uhr fuhr sie ihren Computer runter und summte gutgelaunt vor sich hin. „Hal ich mach jetzt schluss, ich will noch mal ins neue Einkaufszentrum. Oh ich freu mich ja so.“
 

„Wirklich, wollen wir nicht zusammen hingehen?“
 

Bitte nicht.
 

„Wolltest du nicht noch die Reportage über das Metro Center fertig schneiden? Die soll doch heute Abend noch ausgestrahlt werden.“
 

„Oh ja, stimmt“, sagte Hal enttäuscht und ließ die Schultern hingen. „Aber wir könnten uns ja später da treffen. Ich habe da so ein schnuckliges Cafe gesehen.“
 

„Äh... Klar, wieso nicht. Wir sehen uns dann.“
 

Ich werde mich beeilen, aber bei dem Überlauf an Menschen wird er mich nie finden.
 

Nachdem Roxanne auf dem Parkplatz endlich einen Platz für ihr Auto gefunden hatte, lief sie zum Eingang, was sich aber als schwierig erwies. Menschen die einparkten oder auch wieder rausfahren wollten oder mit vielen Tüten oder Einkaufswägen dafür sorgten das sie so gut wie fast nicht voran kam. Endlich die letzte Straße überquert und die großen Türen überwunden kam ihr die Einkaufshalle vor wie die heiligen Hallen einer Kathedrale, die sie nach Tagen endlich erreicht hatte. Es war etwas übertrieben, aber wie alle Menschen in Metro City freute sie sich seit Monaten auf die Eröffnung.
 

Gemütlich schlenderte sie durch die Läden, und doch nicht gemütlich genug um länger als eine viertel Stunde in einem Laden zu bleiben, da sie vor lauter Aufregung Angst hatte etwas zu verpassen. Sie kaufte sich eine neue Hose, in der ihr Hintern mehr als gut aussah, zwei hübsche Oberteile und gönnte sich noch einen neuen Haarschnitt. Letzteres war weniger neu als eine kleine Kürzung der Haarspitzen.
 

Roxanne ließ den Tag mit einem Stück bestellter Pizza und einem Glas Wein ausklingen und war erleichtert Hal nicht mehr begegnet zu sein. Sie saß dabei gemütlich auf der Couch und bemalte sich ihre Fußnägel. Sie dachte über das Rendevou nach welches ihr mit Metro Man bevorstand. Dieses eine würde sie ihm schenken, doch danach würde sie ihm entgültig klar machen das sie nichts von ihm will. Dieses als-Single-ist-einem-alles-erlaubt-Dings half ihr nicht wirklich, das war einfach nicht sie. Wenn ich keinster Weise Gefühle für jemanden hegte, konnte sie nicht mit demjenigen ausgehen und knutschend an einer Mauer stehen und auf gar keinen Fall ihren Spaß mit ihm haben. Ihre Kollegin Amily konnte das ohne weiteres, was sie des Öffteren unfreiwillig zu hören bekam, doch für sie war es keine Alternative zu einer richtigen Beziehung. Auch wenn sie schon drei One-Night-Stands hinter sich hatte, die sie mehr als schnell bereut hatte. Doch sie war jung, hatte Liebeskummer und wusste damals nicht anders mit umzugehen. Ihre Gedanken schwirrten immer wieder zu ihrem blauhäutigen Entführer und wieder an das Date mit Metro Man, ihr schlechtes Gewissen wollte ihr die Parallelen aufzeigen, doch weigerte sie sich daran zu glauben. Schließlich litt sie nicht an Liebeskummer, und sie hatte weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas gehabt. Sich mit einem stumpfsinnigen Horrorfilm ablenkten aß und pinselte sie weiter und stieg um Mitternacht erschöpft ins Bett.

Das Date

Kapitel 11 – Das Date
 

Freitag der Dreizehnte hatte seinen Anfang gefunden und Roxanne machte sich angespannt für die Arbeit fertig. Sie hatte die Nacht nicht wirklich gut geschlafen, obgleich sie sehr müde gewesen war. Sie schlurfte ins Bad und duschte abwechselnd in heißem und kalten Wasser um ihren Kreislauf etwas anzuregen. Roxanne hasste es schlaff und müde im Büro zu sitzen und versuchte eine Methode nach der anderen um richtig wach zu werden. Nach der Dusche folgten zwei Tassen Kaffee und mit einer dünnen Schicht Schminke sah sie schon viel frischer aus.
 

Auf dem Weg zur Arbeit drifteten ihre Gedanken immer wieder zu ihrem großen muskulösen Freund. Sie versuchte sich auf den bevorstehenden Abend zu freuen, doch schaffte sie es irgendwie nicht. Tatsächlich ging sie sehr skeptisch an die Sache heran. Auf dem Parkplatz vom Sender angekommen, wurde sie auch gleich von Amily begrüßt.
 

„Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich dir und vor allem einen besonderen Abend“, grinste sie Amily breit an.

„Es hat sich also rumgesprochen“, erwiederte Roxanne und verschluckte den „guten Morgen“.

„Ja, es kann sein das ein paar Leute von wissen.“

„Du meinst der gesamte Sender.“

„Mmh, ja ….. auch.“

„Oh Gott, sag bloß.... .“

„Ja, ich hatte bereits diese Sabrina Robertson rumschleichen sehen.“

„Ganz toll, dann wird es heute sicherlich schon in der Daily News stehen. Ganz Metro City wird es nun wissen.“

„Was kümmert dich das denn? Du hast ein Rendevou mit Metro Man, jede Frau in dieser Stadt beneidet dich.“

„Es ist KEIN Date. Es ist nur ein Dankeschön für seine ständigen Rettungsaktionen.“

„Ja da hast du geschickt gepokert, aber ich vermute ja mehr“, schmunzelte Amily.

„Klar, genauso wie diese Robertson, vielleicht solltest auch für diese Klatschzeitschrift arbeiten.“

„Ach Süße, nun stink doch nicht so ab. Du als Reporterin weißt am besten wie das mit der Gerüchteküche funktioniert, also beschwere dich nicht wenn du denen Futter gibst. Du hättest ihm ja auch absagen können.“

„So dumm bin ich nicht. Das wäre der Anfang für meine öffentliche Hinrichtung.“

„Etwas dramatisch, aber so dürfte man das wohl ansehen. Aber hey, wenn du die Freundin von Metro Man bist kann es doch nur gut für deine Karriere sein.“

„Mag sein, aber dennoch will ich nicht das solche Gerüchte kursieren. Mir ist ja sonst egal was sie so alles behaupten, aber das ich mit jemanden zusammen bin, das ist doch eine sehr große Lüge. Das wäre so als wenn einer sagen würde das meine Eltern Geschwister sind.“
 

Schweigend blickte Amily Roxanne an. Der Blick gefiel Roxanne ganz und gar nicht, denn sie wusste das Amily nicht dumm ist und sie seit Jahren kannte. Sie waren nicht in dem Sinne beste Freundinnen, die sich hier und da treffen und etwas unternehmen, aber durch die jahrelange gemeinsame Arbeit konnte man behaupten, einen guten Einblick im Leben des anderen zu haben.
 

„Süße, sei mal ehrlich. Gibt es einen anderen?“

„Wie meinen?“

„Du hast mich schon verstanden. Sonst ist dir das auch alles egal, und jetzt machst du hier so einen Aufstand. Ich kann mir nur vorstellen das du etwas von einem anderen willst, der nicht erfahren soll das du mit Metro Man zusammen bist per se. Also... Erzähl.“

„Es gibt keinen.“

„Na komm schon. Ich seh es doch deiner Nasenspitze an.“
 

Genervt rollte Roxanne mit den Augen.
 

„Nun übertreib doch nicht wieder so maßlos. Es ist nicht so das es einen anderen gibt, es ist nur so.... so beunruhigend. Ich meine, ich bin etwas nervös.“
 

„Du meinst also das du Angst hast das Metro Man am Ende doch ncihts von dir will und du den Gerüchten doch gerne ein Fünkchen Wahrheit einverleiben willst?“, grinste Amily breit.
 

Roxanne biss sich auf die Zunge. Was sollte sie nur sagen? Doch sie konnte nichts anderes tun als den Gerüchten ihren freien Lauf lassen. Denn je mehr sie dagegen anfkämpfte, desto mehr wurde hineinspekuliert und wer wusste was dann für Gerüchte kursieren würden. Einen kurzen Moment dachte sie dabei an den blauhäutigen Schurken, doch verdrängte sie den Gedanken gleich wieder.
 

„Du hast Recht Amily, ich sollte einmal kurz Durchatmen und runter kommen. Eigentlich ist es mir egal was sie behaupten, ich bin wegen heute Abend nur etwas nervös.“
 

Der Arbeitstag ging für Roxanne schnell rum. Es mussten einige Moderationen geschrieben werden, Interviews überarbeitet und abgedreht werden. Zuerst hattes sie sich Gedanken darüber gemacht, wegen den Gerüchte, vor allem nachdem sie in ihrem Stockwerk durch die Gänge gelaufen war und alle Gespräche in ihrer Nähe verstummten und die anderen hinter ihrem Rücken tuschelten. Doch fand sie bald vor lauter Arbeit keine Gelegenheit sich wegen irgendetwas Gedanken zu machen.
 

Der Tag fand schnell sein Ende und Roxanne machte sich für den Abend mit Metro Man fertig. Sie zog ihre neue Jeans, ein schönes Top und einen blaugrauen Blazer darüber. Sie wollte gut aussehen, doch sollte es nicht so wirken das sie Hoffnungen hat und sich deswegen stundenlang fertig macht und verbiegt. Es sollte tatsächlich nur ein Treffen zwischen Freunde werden.
 

Halb Neun trat Roxanne aus der Tür und lief mit einem mulmigen Gefühl in die drei Straßen weiter liegende Lieblingsbar. Das Chat Logique war eine französische, angesagte Bar unter den Gutbetuchteren. Roxanne war immer gerne dort hin gegangen, da es keine normale einfache Bar war wie man kannte. Sie war sehr edel gestaltet, es gab auch gutes Essen, es hatte eine schöne Bartheke und es gab auch ein kleines Restaurant mittendrin, aber auch Kuschelecken, in denen es gemütliche Couchgarnituren standen und jeden zum Sitzen einluden. Auch konnte man am Vormittag dort frühstücken, einen herrlichen Kaffee genießen, frische Croissant essen und leckere Crepes.
 

Roxanne ging hinein und ließ sich direkt von der Empfangsdame in einen der hinteren Tische, die mit Paravants und zwei Meter hohen Blumenranken die Privatsphäre erhielten. Sie wirkten schon fast wie kleine abgeschiedene Räume. Sie bestellte sich für den Anfang ein kleines Glas Cola, sie hätte zwar Lust auf ein Cocktail, doch wollte sie es langsam angehen.
 

Es dauerte nicht lange bis Brandon die Tür hereinkam und sich zu ihr führen ließ.
 

„Hey Roxanne, schick siehst du aus“, sagte er lächelnd und setzte sich.

„Danke, du aber auch.“ Mit einem kurzen Blick überflog sie sein Outfit, wie sie hatte er es nicht übertrieben. Eine einfache Jean, ein schickes Hemd und eine Lederjacke. Die Haare hingen ihm in die Augen, ebenso war auch sein Bart noch vorhanden. Kein Mensch würde ihm erkennen.
 

Auch er bestellte sich eine Cola und erzählte von den letzten Tagen.
 

„Meine Mutter hat ihre Freunde zum Essen eingeladen. Das war mehr als langweilig. Ich glaube Hausfrauen muss es schon sehr langweilig sein, wenn sie sich stundenlang damit beschäftigen können, welche Vorhänge in welchem Raum am besten passen oder welche Vase auf welchem Tisch. Pausenlos hat sie mit ihren Freundinnen geschnattert.“
 

„Das ist bestimmt nicht leicht. Wie lang ging denn der Abend?“
 

„Ganze vier, verdammt lange Stunden. Ich bin so froh das ich vor Jahren mir was eigenes gesucht habe, ich würde es nicht mehr aushalten, dort jeden Tag zu verbringen. Vor allem ist meine Mutter immer so besorgt, aber mal ehrlich, was soll mir denn schon groß passieren. Dieser blaue Wicht hat es bisher noch nicht mal geschafft mir einen Kratzer zu verpassen. Ich frage mich aber was mit ihm los ist, sonst ist der Kleine nicht so lange untätig.“
 

Auch Roxanne fragte sich was mit ihm los war, doch wollte sie nicht daran denken. Sie hatte zu ihrem Leidwesen die letzte Nacht mal wieder Erleichterung geschaffen und war mit dem Gedanken nur bei ihm gewesen. Auf der Stelle trat ihr schlechtes Gewissen in Vordergrund. Sie konnte doch nicht ensthaft solche Gedanken hegen und was war mit Branden, sie wollte ihm nicht weh tun. Sie versuchte auf andere Gedanken zu kommen und auch Metro Man abzulenken.
 

„Hast recht. … äh... Und wie war der Abend noch mit den Freundinnen deiner Mutter? Gab es etwas Besonderes?“
 

„Nein, eigentlich nur das Übliche. Nur das sie mehr als deutlich versucht haben mich zu verkuppeln. Zwei Freundinnen hatten ihre Töchter dabei, die noch nicht vergeben waren, und natürlich wurde ich wie durch Zufall zwischen ihnen gesetzt. Dad war auch keine große Hilfe, der hing die ganze Zeit hinter seiner Zeitung und sagte die ganze Zeit nur ja und amen. Es war furchtbar. Ich will dir auch gar nicht erzählen was die eine von beiden unter den Tisch mit ihren Händen getan, oder eher versucht hat. Sie war auch sehr merkwürdig, ich glaube sie wurde von ihrer Mutter aufgestachelt.“
 

„Oh man, es tut mir leid, ich muss es immer wieder sagen, aber deine Mutter braucht dringend ein Hobby.“
 

„Ich glaube du verstehst nicht ganz Roxanne. DAS ist ihr Hobby.“
 

Roxanne und Branden lachten herzhaft, bestellten sich Cocktails und ein paar Snacks.
 

„Wie läuft es mit deinen Eltern?“
 

Roxanne blies angespannt die Luft aus ihren Lippen.
 

„Mein Dad vergräbt sich in Arbeit und wie meine Mum nun rausgefunden hat, hat er eine Affäre mit seiner Sekretärin.“
 

„Lass mich raten, sie ist nur halb so alt.“
 

„Das dachte ich auch, aber falsch getippt. Sie ist nur zwei Jahre jünger als Mum, der Unterschied liegt einfach daran das sie glücklichre Single ist und weiß was sie will. Ich denke mal das sie auf Dad sehr aufregend wirkt. Mum dagegen ist innerlich zerstört, das kannst du dir ja vorstellen, sie ist ja seit Jahren auf dem Kriegsfuß und behauptet das er schon seit Jahren immer wieder fremdgeht, doch konnte sie es ihm nie beweisen.“
 

„Lassen sie sich nun scheiden?“, fragte Branden mitleidig.
 

„Ich bin nicht sicher. Weißt du, Mum hängt einfach sehr an ihm, er ist ihre große Liebe, sie hat schon viel durchmachen müssen. Das ist eine wirklich vernachlässigte Frau, das kannst du mir glauben.“
 

Roxanne war froh darüber sich etwas auskotzen zu können, ihre beste Freundin Justine erreichte sie momentan nur schlecht, da diese viel zu tun hatte und auch sehr unzuverlässig war und ansonsten hatte sie niemanden mit dem sie ernsthaft reden konnte. Sie fühlte sich wohl bei Branden und hatte das Gefühl ihm alles sagen zu können. Oder wohl eher fast alles. Die letzte Woche würde ein Geheimnis bleiben.
 

„Und musst du jetzt mit den Töchtern ausgehen?“, fragte Roxanne amüsiert. Sie wollte nicht weiter über ihre Mutter nachdenken. Das war einfach eine zu große Baustelle, mit der sie sich gerade nicht beschäftigen wollte.
 

„Nein, das konnte ich dann doch noch abwenden. Aber so eine Frau würde ich auch nicht haben wollen. Entweder sind es nur irre Groupies oder sie lieben nur deinen Status und nicht deine Persönlichkeit. Sie sind eben.... nicht so wie du“, sagte er und nahm die Hand von Roxanne in seine.
 

„Sie müsste schon so wundervoll sein wie du. Du bist hübsch, klug und du weißt was du willst. Du hast deine Karriere und ziehst dein Ding durch.“
 

„Oh... äh...danke Branden.“
 

„Roxanne, ich würde dich gerne einmal mit zu mir nehmen.“
 

„In dein Versteck, aber niemand weiß wo das ist.... .“
 

„Ja, aber du bist etwas Besonderes für mich, und ich will das du weißt wo ich lebe. Es kann ja auch sein, das du mal Hilfe brauchst oder mich einfach sehen willst.“
 

„Das ist sehr nett von dir Branden. Ich weiß das zu schätzen.“
 

„Willst du dann später mitkommen?“
 

„Machen wir das am besten das nächste Mal.“
 

„Hast du noch etwas vor? Es ist doch jetzt Wochenende.“
 

„Ja schon, aber du weißt, bei meinem Job gibt es kein normales Wochenende und ich habe mich mit Justine verabredet.“
 

„Was wollt ihr denn machen?“
 

„Shoppen und dann gehen wir noch was essen und später vielleicht noch ins Kino“, sagte Roxanne und versuchte überzeugt zu klingen. Es war klüger mehrere Dinge zu nennen, falls Justine dieses ohne jenes doch nicht konnte oder wollte. Wenn Branden herauskriegen würde das sie nichts getan hat würde sie ihm sehr wehtun, das wusste sie. Er war kein neugieriger Mensch, doch flog er öffter über die Stadt hinweg und mit seinen Augen konnte er Dinge sehen, als stünde er in nächster Nähe. Und da sie sowieso wieder etwas mit Justine machen wollte, war es nun der beste Zeitpunkt sich bei dieser zu melden.
 

Roxanne und Branden alias Metro Man verbrachten einen schönen Abend und tranken einen Cocktail nach dem anderen. Irgendwann war Roxanne mehr als gut angeheitert und schlenderte mit Metro Man durch die Straßen. Vor ihrem Hochhaus blieben sie stehen.
 

„Soll ich dich nach oben bringen?“
 

„Nein danke Branden, die letzten Meter schaffe ich allein. Danke für den schönen Abend.“
 

„Keine Ursache.“
 

„Dann sehen wir uns. Bis dann“, sagte Roxanne und wollte schon reingehen.
 

„Warte mal Roxanne... .“
 

„Ja?“
 

„Mmh... tja wie soll ich sagen. Willst du mich nicht... ich meine.... .“
 

Branden beugte sich hinunter und küsste sie und schlagartig fand Roxanne aus ihrer Rauschwolke wieder zurück.
 

„BRANDEN“, unterbrach sie ihn und löste sich.
 

„Ja?“
 

„äh.... ich fühl mich seit gestern nicht so gut, ich glaube ich werde wieder krank. Es wäre besser wenn du mir nicht zu nahe kommst.“
 

„Aber ich werde nicht so leicht krank, das weißt du doch. Genauso wenig wie mir der Alkohol nicht so viel ausmacht.“
 

„Ja schon.... aber ich will dennoch sichergehen und jetzt mit dieser Fahne, ich fühle mich da nicht wohl. Denk dir nichts dabei, aber ich bin da etwas eigen. Also sehen wir uns“, sagte sie und nahm Schritt für Schritt größeren Abstand zu ihm.
 

„OK. Versteh ich. Also wir sehen uns“, sagte er und blickte ihr nach.
 

Als sie an Carlos vorbei im Fahrstuhl verschwunden war, lief er weiter in eine Gasse und flog davon.

Was ihm nicht aufgefallen war, war der kleine, fliegende, blauleuchtende Roboter mit dem roten Auge. Dieser hatte sie beobachtet und übertrug seinem Herrn die Bilder auf einem Bildschirm.

Die unerwartete Entschuldigung am falschen Ort

Kapitel 12 – Die unerwartete Entschuldigung am falschen Ort
 

Roxanne wachte mittags aus ihrem Rausch auf und war froh das sich ihr Kater in Grenzen hielt. Aber sie hatte sich ja auch nicht volllaufen lassen. Gutgelaunt stand sie auf und lief ins Bad. Heute war Samstag, sie hatte frei und nun würde sie ein schaumiges langes Bad genießen. Zur Krönung des Ganzen legte sie sich mal wieder eine Maske aufs Gesicht. Sie kaufte sich gerne diese kleinen reinigenden, weichmachenden Tütchen und benutzte sie während eines langen Bades, wie zur Belohnung. Eine ganze Stunde lang lag sie im duftenden Wasser, rasierte sich und sang zu den Liedern, die im Radio liefen.
 

Eineinhalb Stunden später lag sie mit Wattebäuschen gemütlich auf der Couch, die Fuß und Fingernägel noch einmal nachgepinselt, die Haare geföhnt und mit einer großen Kaffeetasse in der Hand. Den heutigen Tag würde sie genießen, ohne einen Gedanken an Metro Man oder sonst wem zu verschwenden. Sie schaltete auf einen Musiksender und tänzelte mitsingend zum Kühlschrank. Roxanne konnte sich nicht erinnern wann sie das letzte mal so gut drauf war. Sie öffnete den Kühlschrank holte sich Marmelade und Butter heraus und auch die Kräuterbutter durfte nicht fehlen. Brötchen und ein leckerer Orangensaft durfte auch nicht fehlen und das Frühstück war perfekt.
 

Sich satt gegessen griff Roxanne nach ihrem Telefon und wählte die Nummer von ihrer besten Freundin Justine.
 

„Hey Süße, es tut mir so leid das ich mich so lange nicht gemeldet hatte, aber es war die Hölle los. Ich hatte die Ehre mich um dieses alte reiche Paar zu kümmern, die alte war vielleicht nervig. Ich präsentierte ihr das Beste vom Besten und sie blockte nur ab. Sie bemängelte Dinge wo nichts war, und die Highlights spielte sie soweit herunter als hätte ich ihr ein verschimmeltes Haus gezeigt. Es wundert mich das sie nicht von mir verlangt hatte goldene Eier zu legen. Zudem hatte sie auch noch ein Problem wenn ich zu nett zu ihrem Mann war. Aber ein Kompliment oder auch zwei können doch nicht so schlimm sein und er war wirklich charmant und pflegeleicht. Ach, es tut mir leid, ich rede die ganze Zeit nur von mir. Wie geht es dir Schatz?“, plapperte sie munter drauf los.
 

„Tja, als Maklerin hat man es nicht leicht. Oh frag nicht, es ist alles so verrückt.“
 

„Wie war dein Date mit Metro Man?“
 

„Oh bitte sag mir nicht das du die Daily News oder die Picture gelesen hast.“
 

„Schatz ich muss nicht diese Klatschzeitschriften lesen um zu wissen was bei dir abgeht, schließlich weiß ich es doch durch dich. …. Aber du hast recht, ich habs gelesen. Nur dein Bild auf dem Cover der Picture, keiner Sorge nur ein kleines am Rande gewesen, hatte mich geradezu magisch angezogen.“
 

Roxanne blies genervt die Luft aus.
 

„Es war ganz schön, wir haben viel geredet und ich habe mich halb quer durch die Cocktailliste getrunken.“
 

„Und?“
 

„Was und?“
 

„Du weißt wovon ich rede.“
 

„Mh... nein?“
 

„Ach Roxanne.... .“
 

„NEIN, wir haben uns nicht geküsst. Vergiss es, warum sollte da was passieren?“
 

Roxanne lügte ihre beste Freundin nicht gerne an, doch wollte sie ihr aus Gründen die sie selbst nicht wusste erzählen das sie Metro Man geküsst hatte. Ein Gedanke schlich in ihr Kopf das es daran lag das es für sie falsch anfühlte und sie jedes Mal an Megamind denken musste, doch das konnte sie unmöglich erzählen. Und warum ein Feuer entfachen, wenn sie Metro Man sowieso bald klar machen würde das sie nichts von ihm will.
 

„Wie untypisch bist du denn? Dieser Mann ist göttlich, nett, intelligent, gutaussehend und auch noch der Held der Stadt …. .“
 

„Justine.... .“
 

„Hast recht, klingt schwul. Bestimmt hat er irgendwo einen süßen Badboy.“
 

„Ha ha, du bist verrückt.“
 

„Vielleicht ein wenig. Du ich habe heute zufälligerweise noch nichts vor, hast du vielleicht Lust heute etwas zu machen?“
 

„Klar, ich wollte dich das gleiche fragen.“
 

„Super, wann kommt es schon mal vor das wir am selben Tag Zeit füreinander haben. Hättest du lust in das neue Metro Center zu gehen? Ich war zwar schon kurz drin, weil ich es kaum erwarten konnte, aber wir können es uns ja gemeinsam noch einmal genauer ansehen.“
 

„Gern, ich habe leider auch nicht viel Zeit da drin verbringen können. Treffen wir uns in einer Stunde da in der Eingangshalle?“
 

„Türlich. Also bis dann.“
 

Justine legte auf und Roxanne lief summend ins Bad. Sie freute sich riesig einmal wieder mit einer Freundin shoppen gehen zu können. Sie lief ins Bad föhnte sich ihre Haare, schminkte sich und zog sich ihre neuen Sachen an, die sie erst gekauft hatte. Als sie der Meinung war das sie umwerfend aussah, verließ sie ihre Wohnung und stieg ins Auto.
 

Beim Metro Center angekommen dauerte es nur wenige Minuten bis Roxanne Justine gefunden hatte. Diese stand an dem Brunnen und warf einem gutaussehenden Mann vielsagende Blicke zu. Roxanne seufzte und schüttelte lächelnd den Kopf, das war typisch Justine. Sie genoß ihr Single-Leben in vollen Zügen und hielt nicht viel von Hochzeiten oder Kinderkrigen.
 

„Aaaaahhhh Roxanne, ich freu mich ja so“, rief Justine begeistert aus und drückte Roxanne an ihre Brust.

„Hättest du was dagegen wenn wir erstmal zum Friseur gehen? Ich fühl mich einfach nicht wohl. Seit zwei Monaten habe ich nichts mehr machen lassen.“

„Nein, aber willst du sie nicht vielleicht wachsen lassen? Du sahst damals so gut aus mit den langen Haaren.“

„Ja, aber das ist mir inzwischen zu stessig, ich will schnell fertig sein und nich ewig rumföhnen“, sagte Justine und strich sich durch ihre blonden kinnlangen Haare. Sie trug seit zwei Jahren eine bekannte Bob-Frisur. Hinten im Nacken kurzrasiert und nach vorne hin wurden die Haare in der Schräge immer länger, bis zum Kinn und einem Seitenscheitel.

„Da hast du wohl recht, ich könnte mir im Moment auch keine langen Haare vorstellen. Aber du hattest eben echt gut ausgesehen. Wie ein blonder Engel“, grinste Roxanne.

„Nein danke. Da bin ich doch lieber ein blonder Teufel. Ich habe genug vom naive blonden Engel. Wegen der bin ich auf Chris herein gefallen.“

„Das ist doch schon zweieinhalb Jahre her.“

„Ja, aber du weißt das ich auch schon davor nie viel Glück hatte, also lass ich es lieber. Und wozu braucht man schon einen Mann, außer vielleicht für die gewissen Stunden“, lächelte Justine selbstzurfrieden.

„Du holst dir immer noch einen fürs Wochenende?“

„Klar. Nur weil ich keine Beziehung habe, heißt das nicht das ich auf Sex verzichten will. Es ist ja so toll wenn sie in dich verliebt sind und sich ernsthaft mühe geben.“

„Also verarscht du sie?“

„Nein, ich habe nie gesagt das ich eine Beziehung will, außerdem nenne ich es eher den Spieß umdrehen. Außerdem, warum sich an einem Mann hängen, für den man sich den Arsch aufreißt und dann betrogen wird. Sie dir deine Eltern an, das ist doch der beste Beweis.“

„Ja, sowas kommt vor, aber wenn man sich deine Eltern anschaut, scheint es doch zu funktionieren.“

„Nur weil sie einen auf heile Welt machen und gut dastehen wollen, heißt das nichts.“
 

Nachdem sich Justine für einen Friseur entschieden hatte, setzten sie sich, tranken einen ihnen angeboteten Kaffee und quatschten fröhlich über ihre Arbeit.
 

„Ich schwöre es dir, er war gutaussehend, stinkend reich und hatte nicht einmal eine Freundin. Aber überlegte mit seinem Kumpel“, Justine formte mit ihren Fingern Ausrufezeichen, „zusammen zu ziehen. Sie wollten eine Männer-WG machen. Aber glaub mir, das war ein schwules Pärchen, sowas rieche ich zehn Meilen gegen den Wind. Wie läuft es bei dir?“
 

„Ich habe in ein paar Tagen ein Interview mit unserem Bürgermeister Petterson, er kandidiert wieder und in zwei Wochen finden die Wahlen statt. Diese werde ich natürlich auch moderieren.“
 

Eine Stunde später, Justine war nun gewaschen, geschnitten, gefärbt und geföhnt, liefen sie durch die Läden und probierten allemöglichen Kleidungsstücke. Sie verbrachten Stunden in den Umkleidekabinen der verschiedenen Läden. Obwohl sich Roxanne schon etwas eingedeckt hatte, fanden noch weitere fünf Teile in ihren Schrank. Nachdem sie gefühlte Tage in den Läden zugebracht hatten, setzten sie sich ins asiatische Restaurant des Hauses, das Ying und Yang.
 

„Oh guck mal Roxanne, da ist wieder dieser schnuckelige Typ von vohin“, sagte Justine und sendete sogleich ihre einvernehmenden Blicke. Das Essen war bald vorbei, denn Roxanne fühlte sich dann doch etwas fehl am Platz wenn Justine so mit dem Hübschling beschäftigt war. So verabschiedete Roxanne sich und lud Justine am nächsten Tag zum Brunch ein.
 

Roxanne schnappte sich ihre Einkaufstüten und lief hinaus auf den Parkplatz. Sie wollte ihre Fahrertür öffnen, sich hineinsetzen und ihre Einkäufe auf den Beifahrersitz schmeißen, doch kam alles ganz anders. Es ging alles sehr schnell, doch plötzlich erschien eine metalene Hand aus dem Nichts, vom leeren Parkplatz neben ihr und besprühte ihr Gesicht mit einer merkwürdig riechenden Flüssigkeit.
 

In sekundenschnelle wurde es dunkel um sie herum und sie verlor das Bewusstsein.
 

********
 

Roxannes Kopf dröhnte leicht und als sie die Augen öffnete war alles verschwommen. Sie war wohl in einer Halle, aber mehr erkannte sie gerade nicht. Die Wände waren grau, und gleißendes Licht flutete durch großen Fenstern.
 

„Wo bin ich?“, nuschelte Roxanne, durch einen Sack auf ihrem Kopf war ihr die Sicht genommen.
 

„Minion! Sie wacht auf!“
 

„Oh nein!“, stöhnte sie.
 

Plötzlich wurde ihr der Sack vom Kopf gerissen und es erschien etwas großes Blaues und ihr Herz begann bereits die Schnelligkeit zu erhöhen. Langsam stellte sich bei ihren Augen die Schärfe wieder ein, da ihre Augen zunächst von dem Licht geblendet wurden. Megamind stand ganz aufgeregt vor ihr und betrachtete sie. Offensichtlich freute er sich sehr darauf sie zu sehen, was für sie aber in keinster Weise nachvollziehbar war. Roxanne sah sich um und erkannte das sie in einer großen alten Lagerhalle war. Sie wollte sich erheben, doch bemerkte Roxanne mit einer kleinen Bewegung das sie an den Stuhl gefesselt war, auf dem sie saß.
 

„Ms Ritchi, so sieht man sich wieder.“
 

„Ja, die Welt ist wirklich klein nicht wahr.“
 

„Kein Grund gleich sarkastisch zu werden... .“
 

„Moment mal“, rief Roxanne wütend aus, „Was fällt dir eigentlich ein?“
 

„Was?“
 

„Du lässt dich tagelang von mir pflegen, ich besorge dir sogar deine Tabletten und dann bin ich nur eine Stunde weg und du verwüstest meine Wohnung und verdrückst dich einfach. Nun wagst du es mich erneut zu entführen und tust so als wäre alles in Ordnung?“
 

„Nein! So war es nicht. Lassen Sie es mich erklären.“
 

„Was willst du mir denn noch erklären? Das du ein Schurke bist und das jedem auf die Nase drücken musst?“
 

„Nnn... nein, du verstehst nicht... Minion hatte... .“
 

„Minion? Willst du die Schuld nun wirklich auf Minion schieben? Das ist so erbärmlich... Ich... .“
 

„HÖR MIR ZU ROXANNE“, sagte Megamind energisch und packte Roxanne an den Schultern.

Die Berührung hatte sie nicht erwartet und blickte ihn in die Augen. Sogleich kamen die Erinnerung an seine warmen rauen Hände zurück, die ihre im ihrem Bad in jener Nacht berührt hatten. Ungewollt bekam sie weiche Knie und konnte sich nicht wehren, was sie mit den Fesseln aber ohnehin nicht gekonnt hatte.
 

„Minion hatte sich große Sorgen gemacht, er schickte jeden Tag die Brainbots in die Stadt um nach mir zu suchen und als er schon langsam durchdrehte, kam er auf die Idee die Brainbots bei den Menschen suchen zu lassen mit denen ich je zu tun hatte. Ganz so viele sind dabei nicht rausgekommen, die Leute von der Polizei hatte er weggelassen und irgendwann waren die Bots plötzilch bei Ihnen. Ich hatte nur etwas klirren hören und sie stürmten wie die Wilden durch die Wohnung und als sie mich fanden verschleppten sie mich. … Es tut mir leid wegen Ihrer Wohnung. Ich hoffe Sie haben nicht zu viel zerstört, es ging ziemlich schnell, ich habe das Chaos nicht wirklich überblicken können.“
 

Roxanne betrachtete ihn skeptisch. War das doch eigenltich abzusehen gewesen, wo Megamind keine Möglichkeit hatte Minion zu erreichen.

Minion musste wirklich sehr besorgt gewesen sein, er war es gewohnt das Megamind nicht immer da ist, wenn dieser im Gefängnis steckte. Doch wenn Megamind tagelang verschwunden war und nicht im Gefängnis zu finden war, dann muss er wirklich fast durchgedreht sein. Er hat ja sonst niemanden.
 

„Es tut mir wirklich leid Ms Ritchi. Ich habe mir nur solche Sorgen um Sir gemacht. Er war einfach nirgends aufzufinden“, sagte Minion betreten.
 

„Und um mir das zu sagen habt ihr mich entführt und gefesselt?“
 

„Tja eh.... Macht der Gewohnheit“, sagte Megamind heiter. Doch sanken seine Schultern gleich zusammen und er drehte sich zu Minion um.
 

„Wieso hast du sie gefesselt, das war doch gar nicht nötig.“
 

„Sie haben mir gesagt ich soll sie entführen, den Sack überstülpen und sie an den Stuhl fesseln.“
 

„Aber nicht in diesem Fall, du weißt doch was ich gemeint habe.“
 

„Warum bin ich immer schuld?“
 

Ehe noch einer was sagen konnte explodierte plötzlich eine Wand und aus dem Schuttnebel trat ein großer muskulöser Mann.
 

„Metro Man“, rief Roxanne fröhlich aus. Sie freute sich darauf endlich wieder hier loszukommen und nicht weiter an diesem harten Stuhl gefesselt zu sein. Sie hatte sich ihr freies Wochenende anders vorgestellt.
 

„Was tust du hier, ich habe doch noch gar kein Kontakt zu dir aufgenommen“, sagte Megamind empört.

„Tja wenn du nicht so schlampig gewesen wärst, hätte ich auch nicht dein Auto vor der Halle stehen sehen. Du müsstest doch wissen das ich immer meine Runden drehe.“
 

„MINION!“
 

„Ich vergesse immer wo ich eingeparkt habe“, erwiederte der Piranha entschuldigend.
 

„So Megamind, jetzt ist dein Spielchen aus.“
 

„Es sei denn ich habe noch ein Aß im Ärmel“, sagte der blauhäutige fies grinsend.“Minion, aktiviere die Brainbots.“
 

„Sir, wir haben sie doch gar nicht dabei, es würde einige Minuten dauern ehe sie hier wären.“
 

„WAS?.... Dann die Battle Suit.“
 

„Sir, wir haben für keinen Bot die Fernbedienung dabei.“
 

„MINION.“
 

„Tja, und schon ist das Aß verspielt. Manchmal sollte man nicht zu hoch setzen“, erwiederte Metro Man und wärmte sich bereits auf.
 

„Ich kann höher und höher setzen, Herr Saubermann. Denn ich verfüge über viele Aße.“
 

„Ja, ich sehe was du meinst, im Moment sieht es doch mehr nach einem Bluff aus.“
 

„Muha ha ha ha, du wirst schon sehen was ich dir an Aßen bieten kann..... Nur nicht jetzt.“
 

„Ha ha ha, ein riesiger Bluff. Du solltest nicht mehr aufs Spiel setzen als du hast.“
 

„Das glaubst auch nur du“, sagte Megamind, ziehlte mit seiner De-Gun, die er auf De-Stroy gestellt hatte und zielte auf die riesigen langen Lampen an der Decke. Auf der Stelle wurde die Lampe von blauen Blitzen getroffen und fiel hinunter, sie wurde nur noch von einem Kabel auf der anderen Seite gehalten und schwang quer durch den Raum. Metro Man weichte geschickt aus, doch hatte Megamind wieder und wieder an die Decke geschossen und große Betontrümmer stürzten auf Metro Man herab. Er nutzte die Gelegenheit und floh, aber nicht ohne Roxanne einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen.
 

Roxanne sah ihm nach und hörte kurz darauf Reifen quitschen. Sie hatte keine Gelegenheit darüber nachzudenken was gerade geschehen war, denn die Betontrümmer fielen auseinander und Metro Man trat aus dem Haufen heraus.
 

„Roxanne ist alles in Ordnung?“
 

„Ja, mir geht es gut.“
 

Metro Man durchtrennte die Fesseln mit seinem Laserblick und half Roxanne beim Aufstehen. Sie hatte doch einiges an Sand und Staub abekommen und hustete sich nun die Lungen frei. Metro Man nahm sie auf seine Arme und flog sie schnell hinaus ins Freie. Nachdem sich ihre Lunge beruhigt und sie vom Sand befreit war bat Roxanne Metro Man sie zu ihrem Auto zu fliegen, zum Parkplatz vom Metro Center.
 

„Bist du sicher das ich dich nicht begleiten soll?“, fragte Metro Man.
 

„Nein, das brauchst du nicht, Megamind wird wohl kaum gleich wieder kommen. Danke für deine Hilfe“, würgte Roxanne ihn ab und verabschiedete sich. Metro Man indess flog davon, ehe die Einkäufer auf ihn zugestürmt kamen und um ein Autogramm bitten konnten.
 

Im Auto sitztend fiel Roxanne ein das ihre Einkäufe verschwunden waren. Sie hatte sie fallen lassen als sie in Bewusstlosigkeit verfiel. Sicherlich hatte sich die jemand geschnappt. Genervt und enttäsucht fuhr Roxanne nach Hause. Nicht nur das Megamind nun ihre Wohnung verwüstet hatte, er musste auch noch ihre teure Einkäufe liegen lassen während er sie entführte.
 

Wütend schlug sie die Wohnungstür hinter sie zu. Zweihundertfünzig Doller einfach so weg. Es war eine Schande das man als alleiniges und ständiges Entführungsopfer nicht einmal eine Versicherung haben konnte. Aus Scherz hatte sie es einmal ihrer Bankberaterin vorgeschlagen, nachdem sie ihren Kredit wegen ihrer neuen Küche abbezahlt hatte, doch diese hatte es für bare Münze genommen und hatte gesagt das sie wegen Megaminds Taten durch ständige Reperaturen von Gebäuden und Öffentlichen Orten so viel Geld verloren, das sie auch nicht für Roxanne allein soetwas einrichten konnten.
 

Daran denkend schmiss Roxanne ihre Jacke und Handtasche wütend auf dem Boden, ging an den Kühlschrank um sich etwas zu Trinken zu holen, denn durch den staubigen Sand und dem ständigen Husten war ihr Hals so trocken wie die Wüste. Ihre Wut war so stark das sie ausversehen ein Glas fallen ließ, danach verschüttete sie etwas vom Wassser und dann begann sie zu schreien.
 

„Du wiederlicher Mistkerl, wenn ich dich in die Finger kriege“, rief sie und lief hinüber zur Couch. Aus dem Winkel erkannte sie etwas auf dem Balkon. Stand da etwas? Mit einem Blick auf dem Balkon schwand ihre Wut mit einem Mal. Sie stellte ihr Glas auf den Couchtisch ab, lief zum Balkon, öffnete die Türen und betrachtete ihre Einkaufstüten. Nachdem Megamind unfreiwillig auf die Schnelle verschwinden musste, hatte er ihr wohl die Einkaugstüten hier heraufgebracht. Roxanne fasst sich an ihrem Kopf und stöhnte. „Was kommt als Nächstes“, fragte sie in den Raum, nahm die Tüten mit hinein und freute sich darüber als sie sah das alles da war. „Der Wiederling verfügt wohl doch über gute Manieren, wenn er sie auch auf eine komische Art und Weise zeigt“, sagte Roxanne beeindruckt.
 

Vielleicht war der Megamind den sie während seiner Krankheit kennengelernt hatte doch nicht nur gespielt. Wie es aussah war er doch mehr Mensch als sie gedacht hatte, und nicht nur ein Schurke. Mit einem angenehmen Gefühl in der Magengegend schnitt sie die Preisschildchen von den Kleiderstücken ab und steckte sie gleich in die Waschmaschine, schließlich wollte sie am Montag etwas vorzuzeigen haben.

Nächtliches Schauspiel

Kapitel 13 – Nächtliches Schauspiel
 

Es war Sonntagmorgen und Roxanne backte gutgelaunt ein paar Fertigbrötchen auf. Justine würde bald zum Brunchen kommen. Während die Brötchen aufgingen jagte sie ein paar Orangen und anderes Obst, welches sie sonst wegschmeißen müsste, durch den Entsafter. Sie hatte sich in einen gemütlichen Jogginganzug geschmissen. Sie setzte sich auf die Couch, trank ihren Kaffee und wartete aufgeregt auf ihre Freundin.

Das Warten überspannte sich eine ganze Stunde lang. Roxanne war es gewohnt das Justine nicht immer pünktlich war, doch hatte sie sich auf die warmen Brötchen gefreut. Als sie schon nach ihrem Handy griff und Justine anrufen wollte, klingelte es auch schon an ihrer Tür.
 

„Tut mir leid Schatz, aber auf den Nachschlag heute Morgen konnte ich nicht verzichten“, grinste Justine zweideutig und setzte sich mit einer Selbstverständlichkeit auf die Couch, als wäre sie dort zu Hause. Roxanne stellte alles für das bevorstehende Frühstück auf den Couchtisch und setzte sich dazu. „Oh Gott, selbstgemachter Saft, du bist ein Schatz. Im Übrigen, was hast du mit Metro Man auf dem Parkplatz gemacht? Hattet ihr euch verabredet, bist du deswegen gegangen?“
 

„Woher weißt du das denn schon wieder? Steht das schon wieder in der Picture oder was?“, rief Roxanne gleich aufgebracht auf. „Beruhige dich, ich habe dich gesehen als ich zu meinem Auto gelaufen bin. Genaugenommen war ich gar nicht so weit von dir weg, ich habe auch mehr als auffällig zu euch rübergegafft, aber du warst wohl sehr abgelenkt“, grinste Justine.
 

„Ach du spinnst doch.“
 

„Warum warst du überhaupt noch da, du warst doch eine Stunde vorher gegangen.“
 

Roxanne überlegte einen Augenblick, da es dieses Mal ohne Megaminds großem Auftritt stattgefunden und er auch sonst kein Aufsehen erregt hatte, würde es wahrscheinlich auch nicht in der Zeitung stehen. Und wie sie Branden kannte würde er das nun auch nicht rumerzählen, er war schon froh wenn mal keine Interviews oder Auftritte anstanden. Auch verleitete das warme Gefühl in ihr nichts darüber zu sagen. Warum Megamind schlecht machen, wenn er sich doch eigentlich nur bei ihr entschuldigen wollte. Wenn auch auf eine typische, tollpatschige Art.
 

„Weißt du, da war dieser kleine Laden, den wir komplett übersehen hatten, es gab so schöne Dekoacessiors und ich hatte darüber nachgedacht für die Wohnung etwas zu kaufen.“
 

„Und was hast du gekauft?“
 

„Nichts! Hab nichts für mich gefunden.“
 

Sie verbrachten zwei schöne Stunden mit Essen, leckerem Saft und viel Lachen. Roxanne genoß es sehr mal wieder ein Stück normales Leben in Händen zu halten, einfach an einem Sonntagvormittag auf der Couch zu sitzen mit ihrer besten Freundin, statt gefesselt an einem Stuhl an einem unbekannten Ort.
 

„Sag mal, findest du nicht das es komisch ist das von Megamind nichts zu sehen und zu hören ist?“ Roxanne verdrehte innerlich die Augen, ihr war klargewesen das die Frage kommt.
 

„Kann sein, aber ich kann dir da auch nichts sagen, er sagt mir nicht bescheid bevor er mich entführt.“
 

„Ja schon klar, aber ist dennoch merkwürdig. Das sind doch jetzt schon fast drei Wochen. Ob er auch mal Urlaub macht?“
 

„Urlaub?“
 

„Na schon, ich meine als Schurke braucht man doch auch mal seine Auszeit, wahrscheinlich sitzt er jetzt irgendwo in der Karibik, ist für ihn ja kein Problem mit seinem komischen Bots.“
 

„Hahahaahhahaaa haaaa..... ich...haaaaa....“, prustete Roxanne los und hätte beinahe den Saft ausgespuckt den sie gerade trinken wollte. Justine klopfte ihr auf den Rücken als sie aus dem Husten schon nicht mehr herauskam.
 

„Was ist denn so lustig?“
 

„Hahaha... ich musste.... hahahaa... ich musste ihn mir gerade in Bermudershorts vorstellen“, lachte Roxanne weiter und auch Justine musste in dem Gelächter nun mit einstimmen. Sich die Tränen wegwischend beruhigten sich die Freundinnen wieder und nahmen einen großen Schluck von dem Saft.
 

„Aber mal im ernst, da stimmt doch etwas nicht. Ob er nun an etwas sehr großem bastelt? Vielleicht schafft er es ja doch mal Metro Man zu besiegen. Manche Pläne waren gar nicht mal so dumm“, grübelte Justine.
 

„Könntest du dir vorstellen das er es einmal schaffen könnte?“, fragte Roxanne skeptisch.
 

„Nein!.... Aber wäre doch mal eine Abwechslung.“
 

„Jetzt schockierst du mich aber. Willst du wirklich das Megamind die Stadt übernimmt?“
 

„Nein, blau steht mir nicht.“
 

„Hahahhaaa.... du bist ein verrücktes Huhn.“
 

„Aber was mich wirklich interessieren würde.... und was wahrscheinlich vielen interessiert.... Warum Megamind gerade dich immer entführt.“
 

Roxanne hörte mit dem Kichern auf und erstarrte. Was sollte sie nun sagen? Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust. Warum brachte sie diese Frage so aus der Fassung?
 

„Weil er wohl denkt das ich was mit Metro Man habe. Schließlich spricht er auch immer von meinem Herrn Saubermann. Du weißt doch wie das ist, sie sind Rivalen, was der eine hat will der andere unbedingt haben, auch wenn es für ihn persönlich nicht wichtig ist. Ist wohl so ein Männer-Ding.“
 

„Mmh.... Hast wohl recht.“
 

Innerlich atmete Roxanne auf, sie wollte nicht riskieren das in der Hinsicht irgendwelche Gerüchte kursierten, noch viel weniger als die mit Metro Man und ihr.
 

„Es wird aber auch daran liegen das ich zu den bekanntesten Reportern der Stadt gehöre, es bringt mehr Quoten für ihn, sozusagen.... Es würde die Menschen doch kaum interessieren wenn er immer nur irgendwelche Unbekannte entführen würde“, setzte Roxanne noch nach und hoffte das sie die Neugier von Justine stillen konnte.
 

Es kam auch schon vor das Justine interviewt wurde, und diese hatte viele Talente, aber Lügen gehörten nicht dazu und es gab Dinge die Roxanne auch nicht ihrer Freundin erzählen wollte, da diese auch sehr gerne tratschte, wenn sie auch manchmal unabsichtlich etwas ausplauderte.
 

„Und? Wirst du dich mit dem von gestern im Restaurant treffen?“, fragte Roxanne.

„... Ach du meinst den von letzter Nacht. Ich weiß nicht. Er war echt nicht schlecht.“

„Äh ja... aber ich meinte eher kennenlernen, miteinander ausgehen, ein Date haben... .“

„Nein, also sowas kommt mir nicht ins Haus.“

„Ich denke er ist so toll?“

„Ja, aber deswegen muss ich ihn ja nicht gleich daten.“
 

Den restlichen Nachmittag verbrachten die Damen mit quatschen, lachen und Maniküre. Um vier Uhr Nachmittag verabschiedete sich Justine und Roxanne räumte die Spuren ihres Brunches weg.

Wieder auf der Couch sitzend dachte sie über Megamind nach. Es war schon ein merkwürdiger Tag. Noch nie hatte es Megamind nur auf sie abgesehen. Normalerweise ging es immer nur darum an Metro Man ranzukommen und nicht sich zu entschuldigen. Und das er sich extra die Mühe gemacht hatte, ihr die Einkäufe nach Hause zu bringen.
 

Vielleicht war das Erlebnis damals in ihrem Badezimmer echt, fragte ein kleine Stimme in ihrem Innern, doch wurde sie von einer anderen Stimme übertönt die „Nein“ rief. Roxanne war sich einfach nicht sicher. Warum sollte er ernsthaft sich extra die Mühe machen sie zu entführen nur um „entschuldigung“ zu sagen? Und nachdem er von Metro Man fliehen musste auch noch daran denken zu ihre Einkäufe bei ihr abzuliefern. Irgendetwas stimmte mit Megamind nicht. Sicherlich plante er etwas großes, oder hatte etwas vor, aber dieses Verhalten war nicht normal. Ob er mit ihren Sachen etwas getan hatte? Vielleicht ein kleiner Mikro-Chip mit dem er sie belauschen konnte oder orten? Vielleicht hatte er ihr auch Haare abgezupft bevor sie wieder zur Besinnung gekommen war, um ihre DNA für eine Erfindung zu nutzen. Auf jeden Fall musste er irgendetwas mit ihr angestellt haben und hatte die Entschuldigung nur als Vorwand benutzt. Roxanne beschloss sich auf die Suche nach seinem Versteck zu machen. Denn wenn er tatsächlich etwas von ihr genommen oder ihr etwas eingeschleust hatte, dann war es längst an der Zeit das ihm das Handwerk gelegt wird.
 

Bestimmt ging sie nach oben ins Schlafzimmer und zog sich um. Sie fühlte sich etwas verwegen und sie wollte auch kein wandelndes Klischee sein, doch zog sie sich einen schwarzen Pullover, eine dunkelblaue Jeans, schwarze Stiefel und eine schwarze Lederjacke. Wenn sie schon versuchte den Blauhäutigen zu finden und zu beobachten, dann musste er sie nicht gleich durch helle Klamotten vom weitem erkennen.
 

Sie schnappte sich ihre Handtasche, ihre Schlüssel und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter in den Kellerparkplatz. Roxanne hatte keine genaue Vorstellung wo sie suchen sollte, auf jeden Fall in den Stadtteilen, die nur kaum oder nur zum Teil von den normalverdienenden Arbeitern bewohnt wurden. Von denen gab es von insgesamt elf Stadtteilen, vier Stück. Dazu zählten der Hafen, der Industriesector, East Metro und West Metro. Der Hafen und West Metro war allerdings nur zum Teil heruntergekommen. Roxanne beschloss von oben nach unten die Stadtviertel abzufahren. Sie würde weißgott nicht jede Straße durchfahren können, doch vielleicht entdeckte sie etwas Auffälliges. Von ihrem Stadtteil Uptown fuhr sie ins East Metro. Es brachte ihr ein mulmiges Gefühl ein durch die Straßen zu fahren um Megamind ausfindig zu machen.
 

In East Metro war nichts auffälliges zu sehen, nur hatte Roxanne das Gefühl dass das Wetter etwas verrückt spielte. Mal war eine dichte schwarze Wolke über ihr, strahlender Sonnenschein oder auch mal ein Nieselregen. Als fuhr sie unter den Stimmungsschwankungen einer aufgebrachten Frau hindurch. Bis zur Grenze zum Industrie-Sector war nichts aufgefallen, alles schien normal, Leute kauften ein, liefen geschäftig herum, Kinder spielten nahe der Straße und Teenagerqluicken lungerten auf den Treppen mancher Hauseingänge.
 

Bald hatte sie das Ende erreicht und es in den Industrie-Sector über. Dort wirkte es schon etwas anders. Die Straßen waren nicht so belebt, so manche Häuser standen leer und hätten eine Renovierung mehr als nötig gehabt. Die Häuser waren mit Grafitti beschmiert, die Straßen mit Müll geziehrt und aus manchen Gullideckeln wich komischer Rauch. War der Rauch violett? Roxanne staunte nicht schlecht, aber wer wusste schon was alles an Gift und Chemie im Kanal landete, aber sie befand sich ja auch im Industrieviertel.
 

Die Sonne ging langsam unter, als sie im Hafenviertel ankam. Dieser wirkte nicht mehr ganz so gruselig wie der andere, doch war er auch heruntergekommen und viele arme Menschen lebten dort. Viele Obdachlose fanden hier ihr zu Hause und sie fand sogar ein „Laden“ mit zweifelhafter Aufmachung und vor diesem standen leicht bekleidete Frauen und achteten auf jedes Auto das dort entlangfuhr. Sie beobachtete wie ein schwerfälliger Mann zu den Mädchen watschelte und fröhlich empfangen wurde. Er wurde von einer kleinen, niedlichen Blonden hineingeführt und die anderen standen weiterhin draußen und hielten Ausschau nach neuen Freiern.
 

Sie fuhr weiter am Hafen entlang und entdeckte plötzlich ein großes Fabrikgebäude. Es war stillgelegt und ebenfalls mit unzähligen Hinterlassenschaften von Grafittisprühern verschönert worden. Es standen viele Sprüche darauf oder nur einfache Beleidigungen. Unter anderem stand darauf: Verschwindet! Niemand lebt hier!

Roxanne schüttelte nur den Kopf, womit manche Menschen ihre Freizeit gestalteten. Irgendwann war Roxanne zu weit gefahren und landete beim belebteren Teil des Hafens, in dem noch große Frachter ankerten, frisch gefangene Fische ablieferten oder der Import und Export der Stadt gesteigert wurde.
 

Sie entschied sich wieder zurück zu fahren. Wo würde Megamind sich verstecken? Roxanne fuhr wieder zur Grenze zwischen Hafen und dem Industrieviertel. Er würde sicherlich in einem der beiden zu tun haben, sie würde sich einfach an einer Straße stellen und warten.

Es vergingen zwei Stunden in denen sie im Dunkeln saß versuchte sich mit leiser Musik auf dem Radio bei Laune zu halten. Da sie keine Aufmerksamkeit erwecken wollte durfte sie nichts auffälliges tun. Kein Licht anmachen und auch nicht mit dem Handy spielen, selbst im Sitz konnte sie nicht richtig sitzen, sie musste darauf achten sie von jemanden der von hinten kam sie nicht sah.
 

Als es schon auf die dritte Stunde zuging war Roxanne schon fast die Lust ausgegangen und hegte bereits Gedanken wieder heim zu fahren. Doch plötzlich hörte sie Motorengeräusche, doch war weder hinter ihr noch vor ihr etwas zu sehen. An der nächsten Laterne erschienen Megamind und Minion aus dem Nichts und schlugen die Türen zum Unsichtbaren Auto zu. Megamind lehnte sich an die Laterne und schien auf jemanden zu warten. Roxanne duckte sich, so das sie gerade noch so über das Lenkrad sehen konnte. Es vergingen einige Minuten in denen nichts passierte. Doch Roxanne starrte die ganze Zeit auf die beiden und wagte es nicht auch nur einmal wegzusehen.
 

Nachdem noch ein paar weitere Minuten vergangen waren glaubte Roxanne vor Aufregung fast durchzudrehen und fragte sich was Megamind vorhatte. Doch ehe sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnte, schoben sich vor dem Mond dunkle Wolken, und es drang vor Megamind eine violetter Rauch aus einem naheliegenden Gullideckel. Es wurde immer mehr, verdichtete sich zu einer Wolke und plötzlich stand aus dem Nichts, oder eher der Wolke ein großer Mann mit einem violetten Mantel, mit weißem buschigem Pelzkragen, einem dunkelblaues Hemd mit stehkragen, einer schwarzen Lederhose mit schwarzen kniehohen Stiefel, einem teuer aussehenden Gehstock mit einem goldenen Griff und einem großen Hut, ebenfalls violett. Sogar die dicke Goldkette fehlte nicht, und auch eine schwarze Sonnebrille saß auf seiner, wie Roxanne nun erschrocken feststellte, nicht vorhandenen Nase. Zumindest zum Teil, die Spitze schien zu fehlen und wirkte deswegen sehr Totenschädelartig. Auch das knochige Gesicht trug seinen Beitrag dazu bei. Von der Entfernung aus glaubte Roxanne zu sehen das er keine wirklichen Lippen besaß. Insgesamt wirkte er wie ein Neureicher, aber nicht auf legaler Weise, er sah aus wie ein sehr erfolgreicher Drogendealer.
 

Hinter diesem ominösen Typen stand eine schöne Frau mit weißen knielangen Haaren und ….. . Sah Roxanne dort richtig? Diese Frau besaß keinerlei Pupillen, keine Iris, dort war der reine weiße Augapfel nur zu sehen. Diese Frau hatte wie Megamind einen dehnbaren Kampfanzug an. Das organgene Oberteil besaß einen zackigen rötlichen Kragen, und die Hose aus ging von einem oranges durch weiße Streifen an ihrem Gesäß ins Blau über, welches wiederum von weißen Punkten übersät war, je mehr desto weiter es hinunter ging. Sie trug kniehohe weiße Stiefel und machte im ersten Augenblick einen sympatischen Eindruck, wäre nur der Blick nicht so verbissen gewesen.

Gefährliche Begegnung

Kapitel 14 – Gefährliche Begegnung
 

Neugierig starrte Roxanne auf die Vier und versuchte sich so klein wie möglich auf ihren Sitz zu machen. Sie war froh das sie die Fenster etwas offen stehen hatte, so konnte sie etwas von dem Gespräch hören, wenn sie auch nur mit Mühe und gespitzten Ohren alles verstehen konnte.
 

„Da bist du ja mein alter Leidensgenosse. Es schön das du viel von Pünktlichkeit hälst.“, begann dieser große Typ mit dem Mantel.
 

Roxanne war sich sicher das sie ihn schon einmal gesehen hatte, doch war sie sich nicht sicher woher und auch sein Name wollte ihr nicht so recht einfallen.
 

„Hör auf zu Quatschen, ich bin nicht hier um Floskeln mit dir auszutauschen. Du hast die Grenzen nicht eingehalten, und wie es aussieht muss ich dir wieder die Regeln erklären“, sagte Megamind unbeeindruckt und spannte seine Hand an, als würde er sie jeden Moment auf seine De-Gun legen.
 

„Oh Jayjay“, mischte sich die junge Frau einschmeichelnd ein, ging eleganten Schrittes wie selbstverständlich zu Megamind, legte ihre Hände auf seine Brust und sah ihm tief in die Augen, „es hätte nicht so enden müssen. Behandle uns nicht wie kleine Taschendiebe, erinnere dich daran wie wir früher zusammengearbeitet haben“, sagte sie und lief lasziv um ihn herum während sie mit ihrer Hand ihn streichelte. „Weißt du noch wie wir einen Viertel nach dem anderen für uns eingenommen haben? Und was wir noch alles zusammenn erreichen könnten“, sagte sie verheißungsvoll und kam vor ihm wieder zum Stehen.
 

„Nenn mich nie wieder so. …. Halt deine Gespielin zurück“, sagte Megamind so bedrohlig wie es Roxanne noch nie bei ihm gehört hatte. Die Frau wich gekränkt zurück.

Plötzlich begann der große Mann lauthals zu lachen an.
 

„Ist das deine Art mit einer hübschen Frau umzugehen?“, rief er belustigt aus und drückte die Frau besitzergreifen an sich. Doch diese stieß seine Hände beiseite, schob sich wieder von ihm weg und stand ein paar Schritte abseits von den Männern, die Arme vor sich verschränkt, wie ein beleidigtes Kind.

„Aber du hast ja sowieso eine merkwürdige Art mit Frauen umzugehen. Statt dir etwas Anständiges zu suchen entführst du nur diese kleine Reporterpuppe. Hat deine Spezies wirklich Interesse an Frauen oder reizt es dich nur Metro Man die Freundin auszuspannen? Wo du auch noch diesen kleinen entzückenden kleinen Harem hast. Vielleicht sollte ihm auch mal einen Besuch abstatten.“
 

„Untersteh dich. Das geht zu weit, ich warne dich“, rief Megamind wütend aus, griff blitzschnell nach etwas das Minion die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, zog es sich über den gesamten Arm und richtete es auf den anderen. Es bestand aus Metall und überzog seinen gesamten Arm und da wo sein Hand war, befand sich eine Art Ventilator.

„Und damit wir zurück zum Thema kommen, halte deine geschmacksverwirrten Musikfutzis von meinem Revier fern. Wenn du dich nicht an die Abmachungen hälst fürchte ich das wir das auf eine andere Art und Weise klehren müssen.“

Während die Männer sich gegenseitig aufheizten bemerkten sie nicht das die weißhaarige Frau sehr ruhig geworden war. Roxanne entging es nicht das diese Frau so gekränkt war sie Tränen in den Augen hatte. Auch das Wetter wollte nicht so recht mitspielen, nur dunkle Wolken hangen am Himmel und es nieselte.
 

Plötzlich erklang eine laute nervige Melodie. Die Frau, der Mantelträger, Megamind und auch Minion blickten überrascht zu Roxanne. Diese fluchte vor sich hin, zog ihr Handy aus ihrer Handtasche und schaltete es aus. Amily hatte sie angerufen, doch war es gerade ein schlechter Zeitpunkt. Sie hasste sich selber dafür das sie nicht daran gedacht hatte ihr Handy auszuschalten.
 

Sie dachte darüber nach einfach wegzufahren. Wie sollte sie denn das nur erklären und was würden sie mit ihr machen? Mit Erleichterung nahm sie wahr das der Mann mit dem Mantel sich in Ruach auflöste. Doch ehe sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte wurde die Tür aufgerissen, jemand packte sie hart am Arm und zog sie heraus. Roxanne befand sich kurzweilig in einer violetten Wolke, die einen merkwürdigen Geruch ausströmte und sie zum Husten brachte. Ihr wurde es schwummrig im Kopf und blinkende Punkte drängten sich in ihrem Blickfeld.
 

Der Rauch verzog sich und sie befand sich in den Armen des großen Mannes. Erschrocken blickte sie zu ihm auf, denn nun sah sie das Loch wo seine Nasenspitze hätte sein sollen. Er lächelte sie boshaft an und nahm seine Brille ab. Einen weiteren Schock erlitt sie, denn nun blickten ihr rote Augen entgegen. Auch fiel ihr auf das auch seine Haut, die sich eng um sein Gesicht spannte und ihn wie den Tod aussehen ließ violett war.
 

Psycho Delic, nun war ihr auch der Name wieder eingefallen. Der Schurke aus dem Industrieviertel. Um ihn rankten die wildesten Gerüchte. Er sollte ein Drogendealer sein der in der Kanalisation lebt, er war ein entlaufender Serienkiller, er war früher ein Arzt gewesen der mit sich selbt Experimente durchgeführt hatte, er sollte auch ein Monster aus dem Reagensglas sein. Doch egal was über ihn geredet wurde, niemand wusste so wirklich die Wahrheit.
 

„Was sucht denn so ein reizendes Püppchen um diese Uhrzeit in so einem entlegenden Viertel? Suchst du etwas worüber du eine Reportage machen kannst? Ich hoffe dir hat gefallen was du gesehen hast“, sagte er bedrohlig und strich ihr über das Gesicht, was ein ekelerregendes Gefühl in ihr verursachte.
 

„Das geht dich doch nichts an du.... au, lass mich los“, rief Roxanne und versuchte sich loszureißen. „Oh, hier haben wir wohl ein wildes Kätzchen“, grinste Psycho Delic.

„Lass sie los Delic“, rief Megamind bestimmend.

„Warum sollte ich das? Wir sind hier genau auf der Grenze unserer Reviere, ich kann also tun und lassen was ich will. Und weshalb sollte ich mir so ein hübsches Ding durch die Lappen gehen lassen?“
 

„Was fällt dir ein, ich bin nicht dein Eigentum“, rief Roxanne wütend.

„Ha ha, du gefällst mir Kleine. Es wundert mich nicht das Megamind dich immerzu entführt, waurm sollten wir nur Metro Man den Spaß überlassen?“

„Ich warne dich“, schrie Megamind und trat einen Schritt auf Delic zu.

Die Frau mit der weißen Haarpracht blickte Megamind schockiert an.

„Rede nicht dumm rum Delic, nimm sie mit und die Sache ist gegessen“, sagte sie boshaft und warf Megamind wütende Blick zu.

„Da hast du wohl recht Doppler, ich sollte meinen Gast zu mir nach Hause einladen“, sagte Delic und kam Roxannes Gesicht immer näher. Es wirkte so als wollte er sie küssen. Doch Roxanne wusste was er vorhatte. Er öffnete etwas seinen Mund und sie erkannte wie sich der Rauch sammelte.
 

Roxanne nahm alle Kraft zusammen und versuchte sich zu befreien, doch weder Tritte noch Kratzen brachte etwas. Als sie den wiederlichen Geruch des Rauches schon in der Nase hatte und glaubte verloren zu sein, prallte eine Wand aus einem stürmischen Wind den beiden entgegen. Der Rauch in Delics Mund wurde da hineingeblasen wo es herkam und Delic schluckte es hinunter und begann zu husten, doch wollte er sie noch immer nicht loslassen. Doch nun schaffte es Roxanne fast sich von ihn loszumachen, und als sie sich körperlich etwas entfernen konnte, wurde Delic von blauen Blitzen getroffen und schleuderte gegen die hinter ihm liegende Wand.
 

Roxanne fiel nach hinten und rappelte sich schnell auf, als sie Doppler auf sich zulaufen sah. Sie hatte einen wütenden Gesichtsausdruck, ihre Augen begannen etwas zu glühen und der Regen wurde immer stärker. Die Wolken sammelten sich über ihr und es begann laut zu brodeln.

Diese Fremde konnte wohl durch unerfindlichen Gründen das Wetter kontrollieren, doch würde sie sie doch nicht wirklich einem Blitzschlag aussetzen. Oder?
 

Roxanne sprang auf und wollte wegrennen, doch wurde sie schon von etwas zur Seite gestoßen und wurde vom Blitz knapp verfehlt. Wie in Zeitlupe sah sie wie Megamind davon knapp getroffen wurde. Er erlitt offensichtliche Schmerzen, da er die Zähne zusammenkniff und seinen Körper anspannte. Bevor Doppler einen weiteren Blitz hinuntersausen lassen konnte, stockte sie als sie gesehen hatte wie Megamind Roxanne gerettet hatte. Es brodelte, donnerte und es wurde zudem auch noch sehr windig. Es stürmte regelrecht. Roxanne und alle anderen waren bis auf die Haut durchnässt, es wurde kalt und vor lauter Donner erstrahlte alles in ein helles Licht. Roxanne fühlte sich wie in einer lauten Disko, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie rannte hinter das nächste Auto und versuchte sich zu verstecken.
 

Roxanne versuchte Megamind zu finden, doch war er mit Doppler beschäftigt. Immer wieder schoßen Blitze durch die Luft, weiße wie auch blaue. Der Regen ließ schlagartig nach und nur noch der wild tosende Wind und das Gewitter waren übrig geblieben. Roxanne schlich, sich hinter Autos und Mülleimern versteckend zu ihrem Auto. Als sie die Türklinke von ihrem Auto zu fassen bekam wurde sie von etwas wieder nach hinten gerissen. Es war wieder dieser schreckliche Rauch und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Es stank, sie bekam Kopfschmerzen und sie versuchte nicht so viel zu atmen, obwohl er ihr durch die Wucht, mit er sie zurückgerissen hatte, die Luft aus der Lunge gepresst hatte.
 

„Wo willst du denn hin Schätzchen? Du willst doch nicht etwa meine Einladung abschlagen oder? Das wäre sehr unhöfflich“, lachte Delic und zog sie brutal mit sich zum nächsten Gulli. „Mega...“, wollte sie schreien, doch hielt der violette Schurke ihr den Mund zu. Seine Hand roch ebenso wiederlich und fühlte sich wie eine tote Hand an. Roxanne setzte sich zur Wehr, trat um sich, kratze und versuchte den Ekel zu überwinden und ihm in die Hand zu beißen. Doch wie sehr sie auch in diese knochige Hand biss, Delic ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.
 

„Sir!“, hörte sie Minion in dem Getose rufen und hoffte in ihrer Angst das Megamind endlich hören würde und sie rettete. Sie und Delic kamen dem Gulli immer näher und noch nie in ihrem Leben hatte sie so eine Angst gehabt. Bei der ersten Entführung von Megamind hatte sie auch Angst, aber das war mit der Situation hier nicht zu vergleichen, denn Megamind hatte ihr nie einen Grund gegeben, ernsthaft Angst um ihr Leben zu haben. Mit einem Mal kam Megamind ihr gar nicht mehr so schurkig vor und sie bereuhte nun die unzähligen Beschimpfungen, mit dem sie ihn schon quittiert hatte.
 

Nur noch einen Schritt war sie vom Gulli entfernt und sie schloss schon innerlich von ihrem bisherigen Leben ab. Sie würde nie wieder vor diesem Delic sicher sein. Der Schweiß lief ihr den Körper hinunter und sie hatte das Gefühl sich bald übergeben zu müssen. Mit einem Mal ließ der Sturm nach und auch der Donner verstummte, Roxanne versuchte sich umzusehen, doch versperte Psycho Delic ihr die komplette Sicht. Ohne den Wind konnte Delic seinen Rauch nun viel besser einsetzen. Der violette Schleier legte sich um sie und sie war gezwungen ihn einzuatmen. Er hatte einen ekligen Geschmack und sie hatte das Gefühl das sich eine wiederliche Schicht sich in ihrem Mund ausbreitete und in ihrer Lunger. Sie hatte das Bedürfnis zu husten, doch hielt Delics Hand sie auf.
 

In ihrem Kopf schmerzte es immer mehr, ihr wurde schwindlich und sie erschrak als sie die Flammen im Gulli lodern sah, nachdem Delic den Deckel zur Seite geschoben hatte. Die unerträgliche Hitze stieg hinauf und die Helligkeit brannte in ihren Augen. Wieder versuchte sie sich zu befreien, doch hielt Delics eisener Griff sie fest. Dann kam der Punkt, an dem sie wusste das es mit ihrem Leben zu Ende ging, sie würde elendig verbrennen, schon jetzt fühlte sich ihre Kehle trocken und ihre Gederme heiß an. Sie glaubte das ihre Haut jedem Moment zu brennen anfangen würde, ihre Härchen auf ihren Armen schmorten bereits auf ihre Haut hinunter und es brannte schmerzlich.
 

Psycho Delic sprang lachend voraus und riss sie mit hinunter. Mit einem Schrei fiel sie hinunter und spürte den Tod immer näher kommen. Sehnsüchtig blickte sie zur Gulliöffnug, hinauf zu den Wolken, doch war es nun zu spät. In Delics überhebliches Grinsen blickend, ihr Gesicht von Tränen überströmt schloss sie mit ihrem Leben ab.
 

Plötzlich wurde ihr Fall gestoppt, etwas hielt sie an ihrem Fußgelenk. Delic blickte wütend an sie vorbei nach oben, versuchte sich weiter an ihrem Handgelenk festzuhalten, doch rutschte er ab, fiel hinunter und bevor er auf dem Boden aufkam, löste er sich in seiner violetten Wolke auf. Mit einem Ruck wurde Roxanne hochgezogen und fand sich in Megaminds Armen wieder.
 

„Schnell, komm mit“, rief er ihr wie durch einen dichten Schleier zu. Noch immer war sie von Delics Rauch betäubt und kam nur schwer auf die Beine. Als sie nach zwei Schritten wieder hinzufallen drohte, zog Megamind ihr die Füße vom Boden, und trug sie auf Armen zum Unsichtbarten Auto, wo Minion schon auf sie wartete. Megamind setzte sich mit ihr auf den Rücksitz, platzierte ihren Kopf auf seinen Schoß, so das sie weiter liegen konnte und Minion trat aufs Gas.
 

„Sollen wir Ms Ritchi nach Hause fahren Sir?“, fragte Minion, nachdem sie der Gefahr entkommen waren.

„Nein Minion, erstmal geht es in die Böse Höhle.“

Roxanne konnte von ihrem Platz aus nicht wirklich sehen wo sie hinfuhren und konnte sich auch gar nicht drauf konzentrieren, auch wenn sie es gerne gekonnt hätte, aber ihr Kopf schmerzte schlimmer als bei einer Migräne und ihr war schwindlich wie noch nie. Alles drehte sich um sie, sie konnte nicht einmal Megaminds Gesicht richtig erkennen.
 

In der Bösen Höhle angekommen nahm Megamind Roxanne wieder auf den Arm und lief mit ihr durch eine riesige Halle die mit allem Möglichen vollgestopft war, was Roxanne im Moment nicht wirklich genau wahrnehmen konnte. Er stieg mit ihr in einem Fahrstuhl, der sich ganz weit hinten befand und fuhr nach oben. Es dauerte ein kleines Stück, ehe sie oben angekommen waren, da die Halle sehr sehr hoch gebaut worden war.
 

Oben angekommen waren sie in einem langen Gang gelandet, der auf der linken Seite bis zu Hälfte des Ganges komplett offen war und ein riesigen Raum offenbarte, mit einer langen deckenhohen Fensterfront. Auf der rechten Seite des Ganges waren alle paar Meter eine Tür zu sehen. Er trug sie gleich durch die erste Tür auf der rechten Seite. In dem Zimmer waren an zwei Wänden wieder diese hohen Fenster. Im Zimmer selbst befand sich nicht viel, außer eine große alte graue Couch, einem aus Holzplatten zusammengeschusterten Tisch und einem kleinen alten Röhrenfernsehr in der Ecke, der an einer Seite ein riesiges Loch im Plastigehäuse hatte.
 

Megamind legte Roxanne vorsichtig auf der Couch ab. Sie kniff die Augen zu und hielt sich den Kopf. „Oh es dreht sich alles so, was ist nur los mit mir?“
 

„Du hast zu viel von seinem Rauch eingeatmet. Minion hol bitte die Essenz und einen Eimer.“
 

„Essenz? Was für eine Essenz?“, fragte Roxanne ängstlich. „Was soll das bewirken?“
 

„Mach dir keine Sorgen. Beim letzten Mal habe ich etwas Rauch eingefangen, extrahiert, den giftigen Stoff den er ausströhmt untersucht, und ein gutes Gegenmittel gefunden.“
 

„Wirkt es wirklich so gut?“
 

„Ich weiß nicht, ich selbst habe es noch nicht ausprobiert.“
 

„Du willst mir etwas geben von dem du nicht einmal weißt ob es wirklich hilft? Was ist wenn ich es nicht vertrage und es schlimmer wird?“, fragte sie fast panisch und hielt sich eine Hand vor dem Mund. Sie musste die Zähne zusammenbeißen um nicht ihren Mageninhalt über den Boden zu verteilen.

„Du kannst auch einfach abwarten bis es aufhört.“
 

Sogleich kam Minion herein mit einem Eimer und einer Phiole mit einer grünen Flüssigkeit in den Händen. Den Eimer stellte er vor Roxanne ab die es sich nicht nehmen lassen konnte ihn gleich zu benutzen. Mehrmals ging ein Ruck durch ihren Körper und sie brach unter Schmerzen alles hinaus was sie an diesem Tag gegessen hatte. Als es sich wieder beruhigt hatte spuckte sie ein letztes Mal hinein, lehnte sich zurück, atmete tief durch und sagte: „Nun gib mir das verdammte Zeug.“
 

Megamind zog den Stöpsel von der Phiole ab und reichte ihn ihr. Roxanne roch kurz daran und verzog das Gesicht. „Langsam stinkt es mir für heut Abend“, sagte sie angewiedert und schluckte alles in einem Zug hinunter. Sie legte sich wieder hin und wartete ab. Roxanne spürte regelrecht wie dieses zähe Zeug ihre Speiseröhre hinunterglitt und in ihrem Magen landete. Nach einigem Rumoren in ihrem Magen besserte sich ihr Zustand und das Schwindelgefühl, wie auch die Kopfschmerzen verflüchtigten sich. Einige Minuten lag Roxanne noch da und schnaufte noch etwas durch. Sie brauchte eine kurze Zeit um das zu verdauen was sie erlebt hatte.
 

Roxanne stand auf, lief zum Fenster und starrte hinaus aufs Meer. Hörber atmete sie ein paar Mal durch und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Alle drei wussten nicht so recht was sie sagen sollten, bis Minion eine Idee hatte.
 

„So Ms Ritchi, setzen sie sich doch, ich hole erstmal etwas zu trinken, dann verschwindet auch der schreckliche Geschmack“, sagte Minion freundlich und ging aus dem Zimmer.
 

Roxanne setzte sich wieder auf die Couch und ließ sich hineinfallen. Megamind setzte sich mit einem größeren Abstand dazu und wieder trat das betretende Schweigen ein.
 

„Das war also der berüchtigte Psycho Delic?“, fragte Roxanne, mehr zu sich als zu einem anderen.
 

„Ja.“
 

„Und diese Frau?“
 

„Lady Doppler.“
 

„Wovon hatte sie da geredet? Und warum … .“
 

„Das ist nicht wichtig. Es ist Vergangenheit und es ist nur das passiert was mir immer passiert wenn ich anderen vertraue.“
 

Wieder betrendes Schweigen. Roxanne wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Sie wollte nicht weiter herumbohren, denn es war mehr als offensichtlich das es eine verletzliche Geschichte für ihn war.
 

„Ich hoffe sie mögen heiße Schokolade. Sir trinkt keinen Kaffee. Sir, ich habe Ihnen die üblichen sechs Löffel Zucker hinein gemacht“, sagte Minion, der wieder mit zwei Starbucksbechern zurückgekehrt war.
 

„SECHS?“, fragte Roxanne mit großen Augen.
 

„Äh …. ja. Ich brauche auch mehr Zucker als die Menschen.“
 

„Und du wirst nicht dick davon?“
 

„Nein, ich verbrauche den Zucker sehr schnell.“
 

Deswegen ist er immer so aufgedreht.
 

Minion verzog sich wieder und beide schlürften sie ihre heiße Schokolade aus der kleinen Öffnung des Becherdeckels.

Roxanne wurde zusehends nervöser. Sie war es nicht gewohnt mit ihrem Entführer und heutigem Retter zusammen zu sitzen, in einem normalen Raum und heiße Schokolade zu trinken. Ihre Hände wurden immer schwitziger, ihr Herz pochte wild in ihrer Brust und fürchtete schon das Megamind es hören könnte.
 

„Wie geht es dir so?“, fragte Megamind an seinem Becher nuckelnd.
 

„Es geht mir wieder gut, danke. Wie ich sehe geht es dir auch wieder sehr gut.“
 

„Nachdem ich meine Tabletten hatte ging es steil bergauf.“
 

„Warum hattest du mir nicht gleich gesagt was du brauchst?“
 

„Hach, es fällt mir schwer Menschen zu vertrauen. Ich hätte etwas verraten.“
 

„Du warst tagelang in meiner Wohnung, ich habe somit auch alles preisgegeben und was genau hätte ichmit dieser Information anstellen sollen? Die Leute im Gefängnis werden es wohl wissen und was hätte ich tun sollen, dafür sorgen das alle Läden in Metro City keine Vitamintabletten mehr verkaufen?“
 

„Du hast ja recht, aber es geht mehr ums Prinzip als um die Tabletten.“
 

„Warum hast du mich hergebracht? Du willst dein Versteck doch niemandem preisgeben.“
 

„Ja, aber ich wollte dir die Essenz geben, außerdem hast du in deiner Wohnung auch alles preisgegeben.“
 

„Hast du keine Angst das ich dich verrate?“
 

Megaming lächelte wissend. „Du wirst es nicht tun. Außerdem müsstest du dir erst die Mühe machen genau rauszufinden in welchem Gebäude du dich befindest, und wenn du das geschafft hast, finde erstmal den Eingang“, sagte er überheblich und stolz.
 

„Glaubst du wirklich? Ha, mich kannst du nicht täuschen, ich finde den Eingang, versprochen. Ich besuche dich dann nächsten Samstag“, grinste Roxanne, ihrerseits nun gespielt überheblich.

„Du willst mich besuchen? Freiwillig?“

„Äh... so war das jetzt eigentlich....“, stammelte Roxanne, sie wusste nicht so recht was sie darauf antworten sollte.

„Sag mal, ist in deiner Wohnung irgendetwas kaputt gegangen, als die Brainbots gewütet haben?“

„Na ja, ein paar Fenster bei meinem Balkon musste ich mit Klebeband isolieren und eine Tür meines Kleiderschrankes ist aus den Angeln gerissen.“

„Oooh. Das hätte ich nicht gedacht. Weißt du die sind manchmal etwas wild, man muss streng mit ihnen sein. Die werden sich in Zukunft besser benehmen, versprochen. Wenn ich dich nach Hause bringe werde ich es in Ordnung bringen.“
 

„Du willst mich wieder nach Hause bringen und alles wieder in Ordnung bringen? Darf ich fragen was mit dir los ist und was du mit Megamind getan hast?“
 

„Na ja, wegen mir musstest du die Bekanntschaft mit diesem Delic machen. Er ist nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse und bei Lady Doppler kommt es auch sehr auf ihre Laune an, wie du gemerkt hast.“
 

„Eigentlich war ich ja selber schuld. Ich wollte versuchen dich ausfindig zu machen und bin dann da hineingeraten.“
 

„Ja, aber ich hätte dich vorher von Minion wegbringen lassen sollen.“
 

„Was? Wie...“
 

„Ich habe gewusst das du da bist. Minion und ich sind immer viel früher da als verabredet.“
 

„Aber ich habe doch Motorengeräusche gehört... .“
 

„Von einem Auto das sich fahrbereit gestellt hat, falls wir schnell verschwinden müssen.“
 

„Aber warum hast du zugelassen das ich das zu sehen kriege?“
 

„Ich weiß es nicht“, sagte Megamind ehrlich und wieder schwiegen sie sich an.
 

„Was ist das für ein Raum hier?“, fragte Roxanne um das Thema zu wechseln.
 

„Mein Schlafzimmer.“
 

„.... was?“
 

„Ähm... ja. Ich verbringe hier nicht viel Zeit weißt du, ich habe mich bisher nie darum gekümmert wir hier die Räume ausgestattet sind und wusste auch nie was ich mit den ganzen Räumen machen sollte. Ich weiß aber das ich dich jetzt erstmal nach Hause bringe und alles repariere was kaputt ist. Warte einen Moment, ich komme gleich wieder“, sagte Megamind und verschwand eilig aus der Tür.
 

Nach fünf Minuten war Megamind noch immer nicht zurückgekehrt und Roxanne vertrieb sich die Zeit damit sich genauer umzusehen. Ihre Reporterneugier kam doch dann und wann zum Vorschein, musste sie sich eingestehen. Die Couch hatte hier und da ein paar Risse aus denen das Innenfutter hinaustrat und sie müffelte leicht. Sie musste vom Sperrmüll oder vom Schrottplatz aufgelesen worden sein. Der Tisch war nur halbherzig zusammengeschustert worden und man könnte sich leicht einen Splitter einfangen. Auf dem Tisch sah Roxanne nun die Nahrungsergänzungstabletten liegen und eine Universalfernbedienung. Bei dem Anblick des demolierten Fernsehrs wunderte Roxanne sich das er überhaupt noch lief, doch wusste sie von Megaminds Talent, alles wieder zum Laufen zu bringen. Ein leises Brummen riss sie aus ihren Gedanken heraus und sie drehte sich zu der Richtung aus der sie kam. Vor Schreck drückte sie sich an die Wand. Megamind flog mit seinem schwarzen Hoverbike, der aussah wie eine umgebaute Turbine mit Megaminds typischen blauen Blitzen geschmückt, vor dem Fenster und lächelte sie an. Mit Gesten machte er ihr verständlich das sie das Fenster öffnen und zu ihm kommen sollte. Sie tat es wie befohlen und sah sich etwas spektisch vor dem Fenster um.
 

Ohne weiter darüber nachdenken zu können wie sie am besten zu Megamind aufs Hoverbike kam, wurde sie auch schon hochgezogen und flog mit ihm schon weit über den Haven. Aus anfänglichem Schreck heraus klammerte sie sich an Megamind und lugte hinunter. Es war nicht so das sie an Höhenangst litt, schon gar nicht wenn man bedachte das sie im obersten Stock eines Hochhauses wohnte. Nur hatte sie Megaminds Fahrzeuge nie wirklich kennengelernt, da sie immer betäubt wurde. Sie wachte nur in einem unbekannten Raum oder eine Halle auf und lauschte den unsinnigen Diskussionen zwischen Megamind und Metro Man, die durch die Brainbots, die auch Kameras eingebaut hatten, kommunizierten.
 

Für einen Moment beführchtete Roxanne das sie gesehen werden könnten, doch war es schon sehr dunkel und man würde nur die leuchtenden blauen Blitze sehen. Niemand würde versuchen sie aufzuhalten, geschweige denn herunter zu holen. Wenn es denn überhaupt auffiel. Metro City war eine große Stadt und schon allein durch den Metro Airport waren immer wieder bunte Lichter im Himmel zu sehen. Schon bald waren sie an ihrem Hauskomplex angekommen und Megamind landete auf ihrem Balkon.
 

„Puh, das war ein sehr interessante Fahrt oder wohl eher Flug“, sagte Roxanne, stieg hinunter und versuchte ihre Haare wieder zu richten, da sie ihr regelrecht zu Berge standen. Sie öffnete ihre Balkontüren und bat Megamind hinein. Sie führte ihn ins Büro, die Wendeltreppe hinauf und zeigte ihm ihren Kleiderschrank.
 

„Oh“, war alles was der Blauhäutige heraus brachte. „Dieses Mal waren sie besonders wild. In der Bösen Höhle passen sie immer auf und würden niemals wagen so etwas anzurichten.“

„Wohl weil sie wissen was ihnen dann blüht. Ha ha ha ha, also kann man es in Ordnung bringen?“

„Ja, also das ist kein Problem.“

„Na also. Bringe es in Ordnung, und ich verzeihe dir.“

„Du hast vor mir zu verzeihen?“, fragte Megamind und blickte sie mit großen Augen an.

„... äh … ja, also ich meine … ich hol dir mal was zu trinken.“
 

Sogleich ging er ans Werk und kramte aus seinem Rucksack Schrauben und einen Schraubenzier heraus. Der Schraubenzier hatte er aber wohl selbst gebaut, da er etwas sehr untypisch aussah, an ihm konnte man zwischen den zwei üblichen Kreuz- und Schlitzschraubenzier wählen und anderen merkwürdigen Dingen, die Roxanne aber nicht zuordnen konnte. Aber sie erkannte vor allem das es eine eigene Kreation von ihm war, weil es schwarz war und blaue Blitze aufwies.
 

Während er an ihrem Schrank werkelte ging sie hinunter in die Küche und holte eine Limo aus dem Kühlschrank. Als sie Megamind ein Glas nach oben brachte drehte er gerade ein letztes Mal an der Schraube die er gerade reingeschraubt hatte und strahlte fröhlich.
 

„So, fertig.“
 

„Wow. Ich war doch gerade einmal drei Minuten weg.“
 

„Ähm ja. Es sah eben schlimmer aus als es ist. Ich habe den Riss zusammengeklebt und alles wieder festgeschraubt.“
 

„Festgeklebt? Wird das halten wenn du das so schnell machst?“
 

„Keine Sorge, ich habe damals mit Minion einen Superkleber entwickelt, damit man nicht Stunden damit zubringen muss etwas ewig zusammen zu pressen. Es ist ähnlich wie Silikon, nur noch etwas stärker.“
 

Megamind kippte das Glas in einem Rutsch hinunter und machte sich daran die Gläser am Balkon zu richten. Dazu hatte er die Türen von außen verschloßen, damit der Wohnung im Inneren nichts passierte, da er die großen kaputten Scheibenteile, die wirkten als stammten sie von alten Fenstern oder direkt vom Schrottplatz die er mitgebracht hatte zurechtzuschneiden, wieder mit einem eigenen, speziellen Gerät. Diese Arbeit brauchte etwas mehr Zeit, doch musste er erst jede einzelne der fünf Scheiben zuschneiden und einsetzen. Nur drei waren wirklich kaputt, doch wiesen die anderen beiden zwei Risse auf.
 

Eine Stunde später war Megamind fertig und die Balkontüren sahen aus wie neu. Aus dank drückte Roxanne ihm einen Teller mit zwei Sandwiches in die Hand, und sie war froh darüber das sie diese nun besser bestücken konnte, als den die zwei bei ihren nächtlichen Dinner.

„Danke“, sagte Megamind etwas schüchtern und schlang die Sandwiches hungrig hinein.
 

Fünf Minuten später saßen Roxanne und Megamind auf der Couch und wussten nicht so recht was sie sagen sollten. Roxanne war sehr unsicher wie es nun weiter gehen würde. Bei dem Gedanken das es nun gewesen sei und das es wieder so sein würde wie vorher brachte ihr ein unschönes Gefühl. Sie konnte es sich nicht selber erklären, doch empfand sie es irgendwie sehr angenehm Zeit mit ihm zu verbringen.
 

„Roxanne würden Sie... also könnten Sie sich vorstellen.... hach, würden sie mit mir einen Kaffee trinken? So als Wiedergutmachung, dachte ich.“
 

Oh Gott, fragt er gerade wirklich nach einem Date? Was mach ich jetzt? Will ich das denn? Oh man.... Wieso müssen mir gerade jetzt Bilder von seinem Körper durch den Kopf gehen? Roxanne, gestehe es dir ein, du würdest sehr gerne mit ihm einen Kaffe trinken gehen. Und nein, es ist kein Stockholmsyndrom. Wieso sollte ich nicht mit ihm ausgehen, wo er es mir doch schuldig ist.
 

„Gerne.“
 

„Wirklich?“, fragte Megamind freudig und versuchte sogleich wieder den Coolen zu spielen. „Das ist gut …. ähm.... wann würde es dir passen?“
 

„Wie wäre es mit morgen Abend?“
 

Ich glaubs nicht, ich vereinbare gerade mit dem Superschurken von Metro City ein Date... ein Treffen!!!
 

„Ok, ich flieg dann mal wieder, ich will dich nicht länger aufhalten, schließlich musst du ja früh raus. Also bis morgen.“
 

„Bis morgen.“
 

Roxanne sah ihm nach und wartete bis er in der Nacht verschwand.

Wiedergutmachung

Kapitel 15 – Wiedergutmachung
 

Roxanne saß an ihrem Esstisch und trank einen Kaffee nach dem anderen. Sie hatte die Nacht nicht wirklich gut geschlafen, die ganze Zeit hatte sie aufgeregt an das Treffen mit Megamind denken müssen. Roxanne war sich nicht sicher wann sie endlich eingeschlafen war, aber es musste etwa um drei Uhr morgens gewesen sein. Sie war sich sicher das es nicht nur an das bevorstehende Treffen lag, sondern an das aufregende Erlebnis des vorigen Tages.

Sie hatte sich vorgenommen in den Archiven der KMCP-Zeitung nachzuforschen was über diese Bösewichte alles geschrieben wurde. Da sie nun auf sie aufmerksam wurde, wollte sie so viel wie möglich herausfinden. Es war nicht so das sie ihr völlig unbekannt waren, doch trat Megamind als Schurke doch sehr in den Vordergrund, so das alles andere schnell in Vergessenheit oder gar in Desinteresse geriet.
 

Roxanne schlurfte wie ein Zombie zum Eingang des Fernsehgebäudes hinein, nach dem sie mit der Öffentlichen endlich dort angekommen war. Ohne ihrem Auto war es wirklich Zeitaufwendig irgendwo anzukommen, wobei es auch manchmal schneller ging, wenn es mal wieder Staus auf den Straßen von Metro City gab. Sie hoffte das es ihrem Auto gut ging und nicht schon von irgendeinem Dieb auseinandergenommen wurde. Den Schlüssel hatte sie ja stecken lassen, sicherlich wurde das Auto von einem Dealer schon verscherbelt. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken und hoffte das sie mit Megaminds Hilfe es wieder zurückbekommen könnte.
 

Die dunklen Augenringe hatte sie überschminkt, doch fühlte es sich so an als würde da zwei schwere Säcke hängen, die nicht zu übersehen waren. Vom vielen Kaffee fühlte sie sich geputscht, doch schon bald wurde sie nur noch von dem Bedürfnis zu Schlafen übermannt. Den ganzen Tag über den Kaffee hinunterschlürfend als wäre er das Lebensexexier arbeitete sie am Computer und erwischte sich immer wieder dabei, wie ihr so manches Mal fast die Augen zufielen. Bis zur Mittagspause zog sich der Tag hin wie ein langer Kaugummi, der sich einfach nicht vom Schuh lösen wollte.
 

In der Pause lief sie schlapp in die Cafeteria, kaufte sich allerdins nur ein Sandwich und ein kleines Getränk. Vor lauter Müdigkeit verspürte sie keinerlei Hunger, doch wusste sie das sie etwas zu sich nehmen musste.

„Oh Süße, du siehst echt fertig aus. Ist gestern etwas passiert?“, fragte Amily, die gerade mit einer Radiomoderation fertig geworden war.

„Nein, aber ich habe die Nacht nicht wirklich geschlafen und jetzt lebe ich von reiner Kaffeeernährung, nur um den Tag einigermaßen zu überstehen.“

„Das ist natürlich nicht so toll. Warum bist du gestern nicht ans Handy gegangen?“
 

Roxanne schnaufte innerlich genervt, sie hatte gewusst dass das kommen würde, doch hatte sie gehofft das sie dem umgehen könnte. Sie konnte nicht ernsthaft sauer auf Amily sein, doch hatte dieser Anruf, wo sie doch nur euserst selten von dieser angerufen wurde, sie in großer Gefahr gebracht.
 

„Tut mir leid, das Handy war lautlos und lag irgendwo rum, ich habe das nicht mitbekommen“, sagte sie und dachte sich, wie schön es doch gewesen wäre, wenn es denn der Wahrheit entsprochen hätte.

„Auch egal. Ich wollte dir nur etwas wichtiges Erzählen. Und jetzt halt dich fest“, sagte Amily ganz aufgeregt und ergriff Roxannes Hand, „Ich habe dir doch von unserem neuen Chef erzählt. John Goodmann heißt er. Oh Roxanne, der ist so toll! Schon am ersten Tag als Chef war er von meinen Moderationen begeistert. Und gestern hatte er gesagt das ich vielleicht meine eigene Sendung haben könnte, oh Roxanne, mein Traum geht in Erfüllung. Übermorgen hat er mich zum Essen eingeladen, dann reden wir über Genaueres. Ich bin ja so aufgeregt“, quitschte sie.
 

„Wow, das freut mich für dich. Aber sag ehrlich, ist das wirklich alles rein geschäftlich?“, fragte Roxanen skeptisch. Sie kannte ihre Kollegin schließlich schon seit Jahren.

„Na ja, bisher ist nichts passiert, aber ich spühre es knistern“, sagte Amily verschwörerisch.
 

Während Amily weiter über John Goodman schwärmte, aß Roxanne mehr schlecht als recht ihren Sandwich. Sie brauchte die gesamte halbe Stunde um das wegzuessen und musste aufpassen das sie nicht bald zusammenbrach und einschlief.
 

Nach weiteren vier Stunden hatte sie es überstanden und trank noch einen starken schwarzen Kaffee bevor sie sich wieder auf den Weg nach Hause machte. In der U-Bahn blieb sie mit Absicht stehen, auch wenn es noch einige frei Sitzplätze gab. Sie wollte es nicht riskieren einzuschlafen und bei der Entstation aufzuwachen.
 

Nach einer Viertelstunde war sie bei ihrer Station angekommen und schlurfte zu ihrem Gebäudekomplex. Bevor sie durch die große gläserne Tür des Gebäudeeinganges gegangen war, straffte sie die Schultern und versuchte nicht so erschöpft auszusehen. „Guten Abend Carlos“, sagte sie munter und lief eilig zum Fahrstuhl. Als dieser die Türen geschlossen hatte, seufzte sie, lehnte sich zurück, sackte komplett zusammen und ließ die Schultern hängen. Sie wusste nicht wie sie das Date, nein, das Treffen mit Megamind durchstehen sollte. Endlich in ihrer Wohnung angekommen fiel sie auf die Couch regelrecht zusammen.
 

Eigentlich wollte sie sich nur kurz hinsetzen, doch überkam ihrem Körper eine bleiernde Müdigkeit, ja fast eine Starre, aus der sie nicht mehr hinauskam. Gerne hätte sie sich gemütlichere Sachen angezogen und hätte es sich gerne mit ihrer roten Kuscheldecke auf der Couch gemütlich gemacht, doch fielen ihre Augen bald zu. Schnell war sie in einen traumlosen Schlaf abgetriftet und bekam nichts mehr in ihrer Umgebung mit.
 

Amily erzählte Roxanne aufgeregt von ihrem neuen Date. Es wäre sehr schön gewesen, das Restaurant war das teure bekannte Mermaids in der Nähe des Hafens und er hätte ihr einen Heiratsantrag gemacht, obwohl es doch erst das erste Date gewesen war. Sogleich zeigte Amily Roxanne ihren mehr als teuren Verlobungsring und Roxanne glaubte zu wissen das er so teuer sein musste wie eine Eigentumswohnung. Während Amily so weiter schnatterte bekam Roxanne immer mehr Schwierigkeiten ihr zuzuhören. Merkwürdige Motorengeräusche mischten sich in ihrem Reden dazwischen, bis nichts weiter mehr als diese zu hören waren.
 

Aufgeschreckt öffnete Roxanne die Augen und rieb sich den Sand aus diesen. Sie hatte einen sehr komischen Traum gehabt, dachte sie sich. Doch die Motorengeräusche waren noch immer zu hören. Auch als sie sich von ihrer Couch erhob und sich sehr erholt fühlte, hörten die Geräusche einfach nicht auf. Mit einem Blick auf ihren Balkon bekam sie den Schreck ihres Lebens.
 

Knapp über ihrem Balkon flog Megamind auf seinem Hoverbike und blickte sie fragend an. Sich die Hand auf die Stirn klatschend fiel Roxanne schnell das Date wieder ein. Roxanne schalt sich eine dumme Kuh und machte Megamind eilig die Tür auf.

„Es tut mir leid, ich bin eingeschlafen. Ich war so müde ich habe die halbe Nacht lang nicht schlafen können“, platzte es aus ihr heraus, kaum das sie die Türen geöffnet hatte.

„Eine Nebenwirkung?“

„Ich weiß nicht, aber als ich nach Hause kam und mich auf die Couch gesetzt hatte, war es um mich geschehen.“

„Mach dir keine Gedanken. Soll ich dich weiter schlafen lassen, dann machen wir das ein anderes Mal“, fragte Megamind, doch glaubte Roxanne einen enttäuschten Unterton zu hören.
 

„Nein, nein. Nun geht es wieder“, mit einem Blick auf die Uhr fand sie ihre Bestätigung, „Drei Stunden Schlaf, als wenn einen das nicht wieder aufrappelt“, lächelte sie.
 

„Tja dann zieh dich mal an“, lächelte Megamind.
 

„Darf ich fragen wo es hingeht? Denn ich glaube kaum das wir in ein normales … .“
 

„Mach dir keine Gedanken, ich habe einen guten Platz für uns gefunden.“
 

„Gib mir fünf Minuten“, sagte Roxanne und lief eilig die Treppe hinauf. Sie rannte ins Bad und schmiss die Tür hinter sich zu. Einen Blick in den Spiegel verriet ihr das sie mehr als verschlafen aussah. Sie zog sich in windeseile aus und sprang unter die Dusche. Sie brauste sich kurz mit Wasser ab, schäumte sich ein, brauste sich wieder ab und trocknete sich ab. Deo kam nun zum Einsatz, die Haare wurden mit einer Rundbürste und Schaumfestiger etwas in Ordnung gebracht und auch das Zähneputzen wurde nicht vergessen. Roxanne hatte keine Lust mit Mundgeruch in seine Nähe zu kommen. Zu guter Letzt schmierte sie sich etwas Farbe ins Gesicht, damit sie nicht mehr so verschlafen und blass aussah und suchte sich schnell aus ihrem Kleiderschrank ein paar Sachen aus. Sie nahm eine einfache Jeans, eins ihrer schönen neuen Oberteile, welche sie sich gekauft hatte und ging wieder hinunter, eine Ruhe vortäuschend, die sie gar nicht empfand.
 

Einen weiteren Blick auf die Uhr verrieht ihr das sie nur sieben Minuten gebraucht hatte, das war doch mal Recordverdächtig.

„Fertig! Lass uns gehen“, sagte sie und Megamind staunte nicht schlecht.

„Was ist?“, fragte Roxanne wegen seinem verwunderten Blick.

„Ich hätte nicht gedacht das du so schnell bist.“

„Wie bitte?“

„Na ja, im Fernsehen heißt es immer das Frauen so lange im Bad brauchen.“
 

Roxanne kippte innerlich aus allen Latschen und musste so sehr lachen das ihr Bauch fast wehtat.
 

„Was ist so witzig?“, fragte Megamind mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Nichts. Es ist nur.... ach das kann man nicht erklären“, winkte sie ab und trat mit ihm auf ihren Balkon.

„Ich bin sehr gespannt wohin du mich entführst.“

„Aber ich entführe dich doch gar nicht.“

„So war das doch nicht... mhpf... es ist schwierig für mich etwas anderes zu sagen wenn es um dich geht“, grinste Roxanne und nahm hinter ihm auf dem Hoverbike platz.
 

Sogleich hob das Hoverbike ab und sie flogen im Schutz der Nacht davon. Roxanne hielt sich an Megamind fest und betrachtete die überwucherten Straßen von Metro City. Die Autos sahen aus wie kleine Ameisen und sogar noch kleiner, denn Megamind musste höher fliegen als die Hochhäuser gebaut waren. Die Straßen sahen aus wie erleuchtete Linien, oder um es deutlich, wie erläuchtete Kabel, die wild durcheinander lag. Manche breite, manche schmaler, manche länger, manche kürzer. Auch die erleuchteten Fenster und Laternen taten ihr übriges und Roxanne betrachte mit voller Bewunderung sich das Licherschauspiel an. Mit Metro Man war ihr nie aufgefallen wie schön die Stadt von oben aussah, aber das lag eher daran das er sie immer so auf den Armen getragen hatte, das sie nach oben, zu ihm, schauen musste. Aus dem Staunen nicht mehr heraus kommend bemerkte Roxanne erst spät das sie über den Hafen flogen.
 

„Fliegen wir zu dir?“, fragte Roxanne und versuchte die Häuser unter sich wieder zu erkennen. Doch flogen sie so schnell darüber hinweg das sie keinen rechten Blick erhaschen konnte.

„Gleich wirst du sehen wo es hingeht“, sagte Megamind verheißungsvoll.

Sie flogen weiter über den Hafen und schon bald flogen sie direkt übers Meer, direkt auf einen großen Felsvorsprung zu, auf dem die alte verlassene Sternwarte stand.

Zunächst sagte Roxanne nicht, denn vielleicht flogen sie auch dort vorbei, doch irrte sie sich. Megamind steuerte direkt auf die große Lücke unter dem monströßen Teleskop hin. In der Kuppel angekommen parkte Megamind seinen Hoverbike an der Wand und ließ Roxanne absteigen, bevor auch er abstieg.
 

„Wow“, sagte Roxanne als sie sich umsah. In der mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Eine einzelne Rose in einem einem schmalen hohen Glas, eine lange schwarze Kerze mit dem eigenen Wachs in einem umfunktionierten Eierbecher geklebt. Der Tisch und auch die Stühle mussten sehr teuer gewesen sein, bis Megamind, da war sie sich sicher, sie auf eine illegale Weise sich angeeignet hatte. Es waren moderne Korbmöbel mit weißen Sitzkissen und der Tisch hatte eine schöne Glasplatte.
 

Durch das verräterische „bowng bowng“ blickte Roxanne nach oben und erkannte nun das einige von Megamidns Brainbots an der Decke schwebten und für dämmriges Licht sorgten. Sie entdeckte auf dem Tisch nun auch auf jeder Seite drei dehydrierte blaue Würfel liegen. Roxanne hatte eine Ahnung was die enthalten könnten, doch fragte sie nicht weiter danach.
 

„Das ist der Wahnsinn“, rief Roxanne begeistert aus.
 

„Es gefällt dir wirklich?“, fragte Megamind voller Hoffnung.
 

„Natürlich, sonst würde ich nicht hier stehen und Bauklötze stauenen.“
 

„Ja, aber ich war mir nicht sicher. Du bist schließlich anderes gewohnt“, sagte Megamind etwas kleinlaut.
 

Roxanne verstand sofort was worauf er anspielte. Metro Man führte sie in schicke Restaurants aus oder in einem tollen Cinema Center, doch begeisterte Roxanne dieser selbstgestaltete Raum noch viel mehr. Einfach weil deutlich zu sehen war, das Megamind sich mühe gegeben hatte.
 

Um Megamind deutlich zu machen das es ihr sehr gefiel lief sie zielstrebig auf den Tisch zu und setzte sich.
 

„Es ist sehr schön hier. Und die Brainbots schaffen ein schönes Licht. Ich hätte nicht gedacht das ich mal so über die reden würde.“
 

„Ja sie sind vielseitig einsetzbar. Auch sind sie treu wie hunde und freuen sich ehrlich wenn du nach Hause kommst, und natürlich sind sie intelligenter als ein Tier, so können sie jede Aufgabe bewältigen die du ihnen aufträgst.“
 

„Könnten sie mir die Arbeit im Studio abnehmen?“
 

„Ok, fast jede Aufgabe.“
 

„Ha ha ha, jetzt fehlt eigentlich nur noch etwas Musik.... .“
 

Megamind zog eine Fernbedienung aus seinem, richtete es auf die Brainbots und drückte einen Knopf. Plötzlich erklang leise schöne Musik. Durch die vielen Brainbots klang es auch sehr voll, wie bei einem Serroundsoundsystem. Aber das wunderte Roxanne nicht, sie wusste das Megamind viel Wert auf seinen Auftritt legte.
 

„Ist das nicht die.... na sag schon... Riperton. Minnie Riperton mit Lovin' you?“, überlegte Roxanne.
 

„Äh … ja... weiß gar nicht was die Bots da.... .“
 

„Nein, lass nur. Ich mag den Song.“
 

Offensichtlich erleichtert stieß Megamind die Luft aus den Backen und nahm das Glas Wasser zur Hand, welches auf dem Tisch saß. Nun bemerkte Roxanne das sie dieses komplett übersehen hatte. Er schüttete jeweils etwas auf die drei Dehydrierten Würfel und plötzlich stand ein Weinglas, Besteck und ein warmes Essen vor ihr. Danach schenkte er den vier Würfeln auf seiner Seite die Aufmerksamkeit und daraus wurden ebenfalls, ein Weinglas, Besteck, ein warmes Essen und eine Weinflasche.
 

„Für einen Kaffee ist das ja eigenltich zu viel Aufwand“, lächelte Roxanne.
 

„Klar, aber ich dachte mir das du bestimmt hunger hast nach der Arbeit“, sagte Megamind.
 

Roxanne staunte nicht schlecht und roch genüßlich an dem Essen.
 

„Oh das riecht ja fantastisch.“
 

„Ja, Minion hat im Laufe der Jahre das Kochen gelernt“, erzählte Megamind ganz stolz.
 

„Mmh, ist bestimmt nicht leicht dich zufriedenzustellen“, schmunzelte Roxanne.
 

„Äh... ja, na ja, ich glaube so schwer ist es nicht, aber du kannst dir auch nicht vorstellen was Minion zu Anfang fabriziert hatte. Das sah nicht mal annähren wie Essen aus. Auch gab es da Mentalitätsschwierigkeiten. Für ihn muss Fleisch auf eine ganz andere Art und Weise zubereitet werden.“
 

„Und welche Art?“
 

„Gar nicht.“
 

Roxanne begann zu lachen und Megamind stieg nach anfänglichem Zögern mit ein.
 

„Wenn man einem Piranha das Kochen überlässt, dann kann man wohl nicht viel erwarten“, lachte Roxanne und versuchte die Tränen wegzudrücken, die sich in ihre Augen schmuggelten.
 

„Eigentlich schon wenn man nun das Ergebnis sieht.“
 

„Stimmt, da gebe ich dir recht“, sagte Roxanne und probierte einen Biss von dem köstlichen Essen.
 

„Oh mein Gott, das ist.... göttlich. Mmmmmhhhh, ich will nicht übertreiben, aber Minion sollte ein eigenes Restaurant bekommen.“
 

„Ich werde es ihm sagen, da wird er sich freuen“, sagte Megamind lächelnd.
 

Sie aßen einige Minuten schweigend da und aßen still vor sich hin.
 

„Megamind?“
 

„Ja?“
 

„Du hälst dein Besteck verkehrt herum, die Gabel gehört an die andere Hand und umgekehrt.“
 

„ …. Stimmt. Aber ich hab mir das so angewohnt und wenn ich es richtig mache, fühlt sich das sehr befremdlich an.“
 

„Mh. Als ich drei war, fing meine Mutter bereits an mir beizubringen wie man sich am Tisch benimmt. Ich habe es schnell beherrscht, denn sie war.... sehr streng“, sagte Roxanne und driftete für einen Moment in die Vergangenheit ab.
 

„Deine Mutter ist wohl eine sehr eigensinnige, bestimmte Frau.“
 

„Ja“, lächelte Roxanne, doch verging es ihr schnell. Ihre Kindheit war nicht immer die schönste gewesen, da ihre Mutter ihre Vorstellungen vom Leben durchsetzen wollte.
 

Wieder trat eine Stille ein. Aber keine unangenehme, da Roxanne noch immer in ihre Erinnerungen vertieft war.
 

„Darf ich dich etwas fragen?“, begann Roxanne wieder ein Gespräch, als sie wieder aus ihrem Erinnerungsstrudel erwacht war.
 

„Was du willst“, erwiederte Megamind aufmunternd.
 

„Diese Lady.... sie sagte nicht Megamind zu dir....sie sagte Jayjay, ist das ein Spitzname oder gar dein bürgerlicher Name?“, fragte Roxanne vorsichtig.
 

Sofort erstarrte Megamind. Er ließ sein Besteck klappernd auf seinen Teller fallen. Wie zuvor Roxanne wurde er von seinen Erinnerungen aus der Realität gerissen und war komplett in eine vergangene Zeit vertieft.
 

„Megamind?“
 

Seufzend blies er die Luft aus und rieb sich nervös über den Kopf.
 

„Schon gut, du musst es mir nicht sagen. Es wäre ja auch unsinnig, wir kennen und ja kaum …. .“
 

„Falsch Roxanne, wir kennen uns seit Jahren, nur konnte ich dich nie kennenlernen wie ich es gerne getan hätte in den ganzen Jahren.“
 

„Aber hat sich seit deiner Krankheit nicht etwas geändert?“, fragte Roxanne hoffnungsvoll.
 

„Ja. Aber du weißt was das bedeutet... .“
 

„Wir haben absofort ein Geheimnis, das unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit dringen darf“, beendete Roxanne den Satz. „Megamind, ich will ehrlich sein. Bevor du mir betrunken vors Auto gelaufen bist hielt ich nicht viel von dir. Du hast mir zwar nie ernsthaft wehgetan und du warst mir zwar immer auf irgendeine Art und Weise sympatisch, was ich mir nie erklären konnte, aber meine Meinung war klar. Aber seit ich dich anders kennengelernt habe und du mir einen, wenn auch sehr kleinen Einblick in dein Leben gewehrt hast, glaube ich, dass das alles nicht so ist wie es den Anschein hat. Oder nicht? Metro Man ist nicht nur der Held der Stadt und du nicht nur der Superschurke, da ist noch mehr.“
 

Megamind schwieg. Seine Augen waren sehr glänzend, doch sagte er nichts was Roxanne einen Hinweis gab was in ihm vorging. Das Schweigen wurde langsam unangenehm und Roxanne wusste nicht was sie tun sollte. Sie fühlte sich sehr unsicher.
 

„Ich bin Roxanne Ritchi“, stellte Roxanne sich vor und hielt ihm die Hand hin.
 

Megamind blickte verwundert auf ihre Hand und wusste zunächst nicht was er tun sollte.
 

„Ich bin Jareth Stranger“, sagte Megamind und legte seine schmale Hand in ihre.
 

„Der Fremdling?“, fragte Roxanne entsetzt.
 

„... Ja, was anderes ist denen damals nicht eingefallen.“
 

„Und Jareth.... .“
 

„Hat keine Bedeutung, es leitet sich wohl von Gareth ab, aber man weiß nicht was es bedeutet.“
 

„Wie passend“, sagte Roxanne säuerlich. „Wer hat dir diesen Namen gegeben?“
 

„Direktor Warden und die anderen Polizisten im Gefängnis haben das entschieden.“
 

„Ich hatte einmal ein Interview mit ihm gemacht. Und bevor wir gedreht haben, habe ich mich mit ihm intensiv unterhalten. Ich hatte den Eindruck das ihm viel an dir liegt, auch wenn er es nicht so sagen kann.“
 

„Ja ich weiß. Aber dennoch ist das Verhältnis sehr gespannt. Doch es liegt nicht nur an mir. Er kann nicht darüber hinweg sehen das ich anders bin. Dennoch ist er mir noch der angenehmste. Die Weißkittel im Labor waren nicht so liebenswert.“
 

„Was?“, fragte Roxanne entsetzt.
 

„Ach nichts weiter, für sie war ich nur Objekt 626. Sie wollten durchsetzen mich im Labor behalten zu dürfen oder mich gar aufzuschneiden, wenn ich versuchte jemanden aus Wehr zu verletzen. Aber das haben sie glücklicherweise nicht durchbringen können. Das war aber nur wegen Metro Man. Die Menschen wären entsetzt gewesen, wenn das eine Kind von der Bildfläche verschwindet, während das andere ein luxuriöses Leben führen kann. Da hat sich wohl ihr wenig ausgeprägter Teil des Hirns, der für soziale Denkweisen und Handlungen zuständig ist, durchgesetzt.“
 

„Oh Gott.... ich hätte nie gedacht.... ich hatte immer geglaubt das der Ursprung deiner Karriere als Bösewicht nur wegen deiner Rivalität zu Metro Man enstanden ist.“
 

„Nicht ganz. Die Menschen haben ihren Teil beigetragen. In mir sahen sie nichts als ein Monster, das eingesperrt gehörte. Selbst für Warden war es mit dem Jugendamt und dem Kinderheim ein Kampf, aber das muss man ihm lassen, er hat alles gegeben, auch wenn es ein verlorenes Spiel war. Es ist ein sozial unmögliches Unterfangen ein Baby in einem Gefängsnis großzuziehen, doch blieb ihm letztendlich keine Wahl.

Es ist wirklich keine Freude an so einem Ort aufzuwachsen, ohne Mutterersatz, ohne Kontakt zu den anderen Kindern. Und als ich nach Jahren in die Schule kam, wurde der Kontakt, nach dem ich mich gesehnt hatte, zu einem Alptraum. Der Einzige, der meine Probleme kennen sollte, verkaufte sich förmlich an sie, bestach ihre schwachen Gemüter mit Leckereien, schleimte sich bei der Lehrerin ein und lebte sein luxuriöses Leben. Und als wäre das nicht schlimm genug, hatte er auch nichts dagegen, der Anführer der Truppe zu sein der, an vordester Front stehend und die Meute schön auf mich hetzte. Aber lassen wir das, das ist kein Thema für ein roman.... ein nettes Essen.“
 

Roxanne waren bereits Tränen in die Augen gestiegen, so das ihr Megaminds Versprecher gar nicht aufgefallen war. Gerne hätte sie alles gewusst doch verkraftete sie in dem Moment nicht ein weiteres Wort.

„Es tut mir so leid.... .“
 

„Das muss es gar nicht. Mit dir hat es nichts zu tun.“
 

Ungläubisch schüttelte Roxanne den Kopf. Nun wo sie geläutert war, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals wieder so über ihn zu denken oder zu reden, doch wusste sie, dass das nicht ging. Sie musste den Schein waren oder sie waren beide im Schussfeld der gesamten Stadt.
 

„Ja aber, ich habe dich sogar in einer Sendung schon als Monster bezeichnet... .“
 

„Und das wirst du auch weiterhin tun. Im übrigen weiß ich das, ich sehe mir sie alle an.“
 

„Du siehst wirklich alle an? Aber die laufen doch zu den unterschiedlichsten Zeiten.“
 

„Es wird aufgezeichnet.“
 

„Aber warum?“
 

„.... äh.... na ja, zum einen hat es den Zweck zu wissen was in der Stadt passiert und du einer der Starreporterin bist, moderierst du die interessantesten und größten Aufträge. Ich muss wissen was ansteht, um meine Anschläge auf Metro Man zu planen.“
 

„Könntest du meinen Geburtstag auslassen?“
 

„Taucht Metro Man auf oder wird es von deinem Sender gefeiert?“
 

„Jaa?“, fragte Roxanne kleinlaut und glaubte die Antwort zu kennen.
 

„Dann bleibt es nicht aus. Wie war es eigentlich in der Arbeit heute?“, fragte Megamind das Thema wechselnd.
 

„Sehr.... ermüdend. Ich weiß nicht woran es lag. Ob an Psycho Delics Rauch oder an dein Heilmittel, aber ich konnte die halbe Nacht lang nicht schlafen“, erzählte sie, doch vermied sie es dabei ihm in die Augen zu sehen. Er musste nicht wissen das es tatsächlich an ihm lag das sie kein Auge zubekommen hatte. Roxanne konnte sich nicht erinnern wann sie das letzte Mal so aufgeregt auf ein Date war. Treffen!
 

„Mh, vielleicht auch eine Mischung. Für den Körper ist sowas sehr anstrengend. Und sonst? Gab es was aufregendes zu berichten?“
 

„Nicht wirklich“, grinste Roxanne, „ohne dich wird es doch schnell langweilig.“
 

„Oh dann werden sie sich freuen“, grinste Megamind diabolisch.
 

„Will ich es wissen?“
 

„Es wäre besser wenn Sie es nicht wissen. Wenn Sie nicht überrascht sind ist es auffällig.“
 

Noch lange saßen sie da und unterhielten sich über Dieses und Jenes. Roxanne musste oft lachen und genoss die Gespräche sehr. Sie fühlte sich wohl und hätte ewig mit Megamind quatschen können, doch siegte die Müdigkeit und Roxanne kam nicht umhin sich wieder nach Hause fliegen zu lassen. Sich an ihm festhaltend flogen sie zurück und mit wild klopfendem Herzen saß sie auf dem Hoverbike, während sie sich an ihm festhielt. Die Fahrt war für sie viel zu schnell herumgegangen und schon bald standen sie auf ihrem Balkon und verabschiedeten sich.
 

„Es war sehr schön“, sagte Roxanne und wusste nicht so recht was sie noch sagen sollte. Mit Metro Man war sie seit Jahren befreundet, sie traf sich hin und wieder mit ihm und es war alles locker, doch nun mit ihrem langjährigen Entführer, den sie erst seit Stunden so richtig kennenlernte, war es schon was anderes.
 

„Fand ich auch und vergiss nicht, rechne nicht jeden Tag damit das ich dich entführe. Ich will das du so überrascht wie möglich bist. Obwohl das wahrscheinlich hinfällig ist, aber ich will einfach kein Risiko eingehen.“
 

„Warum hinfällig?“
 

„Du schreist schon lange nicht mehr für mich. Selbst wenn ich und Minion dich nett drum bitten.“
 

„Tja, eine Frau schreit nur wenn sie glaubt größter Gefahr ausgesetzt zu sein, und das bin ich bei dir nicht. Das habe ich schnell gemerkt. Irgendwann war es nur noch der Schock an einem fremden unbekannten Ort aufzuwachen und nicht zu wissen wo ich bin, als die Angst vor dir“, lächelte Roxanne.
 

„Mmh, vielleicht bring ich dich mal wieder zum Schreien“, sagte Megamind süffisant und schaute Roxanne tief in die Augen. „Ich lass mir was einfallen.“
 

„Ich bin gespannt.“
 

Es war ein komisches Gefühl für Roxanne, denn es fühlte sich doch sehr nach einem Date an, aber sie konnte sich trotz allem nicht vorstellen Megamind nun zu küssen. Eine große Hilfe war aber das er das scheinbar gar nicht zu hoffen wagte und machte keine aufdringlichen Anstalten, wie Metro Man sich einen Kuss abzuluchsen.
 

„Wann sehen wir uns wieder?“, fragte Roxanne.
 

„Sehr bald.“
 

Einen weiteren tiefen Blick in ihre Augen und er stieg auf sein Hoverbike und flog davon. Sie sah ihm noch lange nach, bis kein blaues Licht mehr in der Ferne zu sehen war. Sie stand noch eine Weile auf dem Balkon und genoß die frische Luft. Als wäre Megamind noch da strömten unweigerlin starke Strömungen der Lust in ihre Lenden. Sie fühlte sich wolllüstig wie schon lange nicht mehr und entschloß sich bald sich in ihr Bett zu legen und sich Heilung zu verschaffen.

Ungelöste Geheimnisse und Hals schlechte Laune

Kapitel 16 – Ungelöste Geheimnisse und Hals schlechte Laune
 

„Melissa! Hallo, Melissa“, rief Roxanne als sie über dem Platz von ihrem Sender lief. Die Nacht hatte sie mal wieder wie ein Stein geschlafen und fühlte sich nun fit. Heute früh hatte es nur eine Tasse Kaffee gebraucht und nun fühlte sie sich geradezu aufgedreht. Sie war bester Laune und hatte sich für die nächsten Tage viel vorgenommen.
 

„Hey Roxy, siehst ja blendend aus. Ist etwas passiert?“
 

„Nein warum?“
 

„Weiß nicht. Irgendwas ist anders. Nicht das du immer wie ein Trauerklos rumläufst, aber heute strahlst du regelrecht.“
 

„Meinetwegen strahl ich atomgrün, hauptsache ich verliere meine gute Laune nicht“, lachte Roxanne.
 

„Hast recht, bei mir ist es leider nicht so. So viel Stress in der Rezeption, das kannst du dir nicht vorstellen. Eigenltich wollte diese Andrea den Job des Chefredakteurs und jetzt hat sich das Team gespalten, weil die Alte nicht aufhören kann scheiße über mich zu verbreiten und Feuer zu sprühen. Ätzend sag ich dir. Ich hoffe das sich das wieder einränkt.“
 

„Das ist wirklich ätzend, ich hoffe für dich das es wieder in Ordnung kommt.“
 

„Und stell dir vor was die Vettel noch von sich gegeben hat. DAS glaubst du nicht.“
 

„Was denn?“
 

„Sie erzählt herum das ich mich hochgeschlafen hätte, aber das stimmt nicht. Als wenn ich mich bei Mr. Roberts auf diese Weise einschleimen würde, wiederlich. Als Chef war er ja ganz ok, aber nein, diesen alten, fetten Sack würde ich doch nicht mal anfassen, wenn er der letzte Mann auf Welt wäre.“
 

„Mäßige bitte deinen Ton, ich weiß du bist sauer, aber sprich leise“, flüsterte Roxanne energisch und blickte sich sorgend um ob jemand in der Nähe war.
 

„Es tut mir leid, aber das macht mich so.... gggggrrrrr. Pfff, ich brauch Urlaub. Aber unter uns, ich habe gesehen wie sich Andrea versucht hatte an ihn ranzumachen. In den Wochen als offiziell wurde das er in Rente geht, was glaubst du wie die immer aufgetakelt und mit nem Aufschnitt bis zum Bauchnabel herumgelaufen ist. Ihr Arsch ist ja schon so breit das er einen eigenen Parkplatz braucht, aber schwankend, da traust du dich nicht mehr an ihr vorbeizulaufen, weil du Sorge haben musst das sie dich umhaut.... hahahaha“, lachte Melissa aus vollem Hals und auch Roxanne stimmte mit ein, da sie es sich auch noch vorstellte.
 

Auch sie kannte Andrea Anderson aus ihren früheren Zeiten als Jounalistin und wusste wovon Melissa redete. Andrea war eine Frau im mittleren Alter die im Laufe der Jahre am Schreibtisch doch ordentlich zugelegt hatte und sich immer gerne als die Chefin aufgespielt hatte, wenn Mr. Roberts einmal nicht da war.
 

„… ähm... Im übrigen, könntest du mir einen gefallen tun?“, fragte Roxanne unsicher.
 

„Klar, welchen?“
 

„Ich … äh... würde gern eine Reportage machen und mir fehlen ein paar Informationen. Ich weiß aber das darüber in der Zeitung einiges erschienen war und würdest du mir erlauben in den Archieven nachzulesen?“
 

Melissa hatte gar nicht wirklich zugehört, da sie völlig in ihren Sorgen versunken war. Roxanne war sich sicher das es für sie ein Graus war in die Redaktion zu gehen, ihre Arbeit nachgehen und so zu tun als wenn nichts wäre, während alle über sie das Maul zerrissen. Deshalb hatte sie nicht gemerkt das Roxanne ihr keinerlei Hinweis zu dem Thema ihrer Reportage geliefert hatte.
 

„Das ist kein Problem. Ich rede später mit Mr. Roberts. Seit ich als Nachfolgerin ausgewählt wurde, ist er gar nicht mehr so oft da und lässt mich immer mehr übernehmen. Ich bin nicht sicher ob er heute da ist, aber komm in deiner Pause doch einfach mal runter, falls er nicht da ist ruf ich ihn an. Ich glaube das dürfte kein Problem sein, er mochte dich ja immer sehr und bedauerte es als du zu dem Sender gewechselt bist.“
 

Roxannes Herz machte einen Hüpfer. Nun würde sie in Ruhe nachlesen können was über Psycho Delic und dieser Lady Doppler geschrieben wurde.

Schon eine Stunde nachdem Roxanne sich ihrer Arbeit gewitmet hatte, rief Melissa an um ihr die Zusage zu übermitteln.

„Ich hab es dir doch gesagt“, lachte sie, „ich wusste das er dir die Erlaubnis geben würde. Im übrigen lässt er dich ganz lieb grüßen. Er sieht sich deine Reportagen sehr gerne an.“

„Ha ha ha, das habe ich mir gedacht. Wann kann ich den Schlüssel haben?“

„Komm später mal runter, dann gebe ich ihn dir. Du darfst aber nur alleine dort hineingehen. Sage am besten niemanden etwas, sonst kommen sie alle an.“

„Na klar, ich komme später in meine Pause runter, bis dann.“
 

Gut gelaunt legte Roxanne auf. Gerne hätte sie ihr kleines Reiseradio angemacht, welches sie auf ihren Schreibtisch stehen hatte und zu einem peppigen Song getanzt, doch durfte sie vor Hal nicht zu fröhlich aussehen. Schließlich würde er zu viele Fragen stellen.
 

„Hal, denk bitte daran das wir morgen das Interview mit dem Bürgermeister vor dem Rathausplatz haben. Am besten treffen wir uns gleich früh um Acht, bevor die Stimmen gezählt werden, dann ist es noch ruhig und wir können ohne Gedränge interviewen.“
 

„Ähhh..... weißt du Roxy, irgendwie fühle ich mich nicht gut. Habe so Bauchkrämpfe und ich glaub ich kriege Kopfschmerzen. Ich werde natrülich gerne morgen dabei sein, aber wenn es schlimmer wird, kann ich dir nichts versprechen.“
 

Roxanne erkannte sofort das Hal sich nur herausreden wollte, denn er traute sich nicht einmal ihr in die Augen zu sehen und begann ganz fürchterlich zu schwitzen.
 

„Was ist los Hal? Willst du bei der Wahl etwa nicht dabei sein?“
 

„Natürlich! Aber wie gesagt, wenn es schlimmer wird, will ich nicht das ich dir die Reportage vermiese. Weißt du noch wie man mich mal bei einer Life-Reportage schniefen hört? Das will ich dir bei so einer wichtigen Reportage nicht antun.“
 

Roxanne war sich nicht sicher ob sie ihm glauben sollte, doch ließ sie es dabei bewenden.
 

In der Pause musste sie sich sehr zusammenreißen nicht gleich ins Archiv zu gehen. Es wäre sehr auffällig gewesen wenn sie einfach verschwunden wäre. Nachdem sie ihren anstrengenden Arbeitstag hinter sich gebracht hatte verabschiedete sie sich von ihren Kollegen und fuhr unauffällig in die unteren Stockwerke. Sie wusste von Melissa wo sich die Archive befanden. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl in den Keller und lief den langen schwachbeleuchteten Gang entlang. Die dritte Tür rechts war die richtige Tür.
 

ZEITUNGSARCHIVE stand darauf.
 

Roxanne schloß auf und schaltete das Licht an. Sie befand sich in einen riesigen Raum in dem viele Regale standen. Alle bestückt mit unzähligen Ausgaben der American News. Mit einem genervten Seufzer ließ sie die Schultern hängen, bevor sie den alten Computer in der Ecke entdeckte und erfreut festellte, das sie nicht wirklich jede einzelne Ausgabe lesen musste. Sie schaltete ihn an und das alte Ding begann laut zu rumoren an. Es klang wie ein altes verrostetes Auto das noch unschlüssig war ob es anspringen oder doch lieber ansaufen sollte.
 

Endlich hochgefahren öffnete sie das Suchprogramm und überlegte was sie eingeben sollte. Sie gab PSYCHO DELIC ein und plötzlich öffneten sich 43 Zeitungseinträge.
 

Psycho Delic beschuldigt aus Polizeiarchiven Drogen entwendet zu haben
 

Bedrohung aus dem Industrieviertel, Psycho Delic schlägt wieder zu
 

Das violette Grauen hat einen Namen: Psycho Delic
 

Noch andere Titel waren vertreten doch überlegte Roxanne wie sie am besten vorgehen sollte. In den Zeiten wo Psycho Delic noch nicht als dieser bekannt war, waren die Artikel sicher interessanter. Sie versuchte es mit VIOLETTEN RAUCH.
 

Explosion in einem Pharmalabor! Experiment missglückt?

Gestern gab es eine Explosion in der Pharmaindustriegebäude 9A. Zwei Studenten, ein Assistent und Prof. Gibbert kamen ums Leben. Nach den Untersuchungen musste wohl ein Experiment missglückt sein, doch kann man nach den Verbrennungen und Zerstörungen keine Hinweise darauf bringen. Es gab schon immer Gerüchte das unethische Experimente durchgeführt wurden, die Polizei war seit Jahren der Pharmaindustrie auf der Spur, doch konnte nie genug Beweise gefunden werden. Ein Zeuge will gesehen haben wie ein nackter dürrer Mann der eine undefinierbare Hautfarbe aufwies aus den dicken Rauchschwaden des Feueres geflohen sein, doch konnte er nicht lange einen Blick auf ihn werfen, da er schnell um die Ecke gebogen war.
 

Violette Rauschwaden entführen Goldbarren aus der Metro Bank
 

Roxanne las einen Artikel nach dem anderen. Doch nichts wollte wirklich Hinweise darauf geben wer oder was Psycho Delic war. Auch bei Lady Doppler war es nicht leichter, im Gegenteil, über sie gab es noch weniger Berichte. Dafür entdeckte sie etwas, das sie ein wenig beunruhigte.

In wenigen Artikeln wurde Psycho Delic mit einer sogenannten Untergangsgang in Verbindung gebracht.
 

Aus diesen konnte sie herauslesen das es wohl noch mehr Mitlgieder gab. Eine ältere Frau namens Hot Flash und einem Muskelprots namens Destruction Wolker. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Es gab also eine Gang mit mindestens vier Mitgliedern, von denen sie leider mit zweien davon ihre Bekanntschaft machen musste. Roxanne hoffte niemanden von denen jemals wieder zu Gesicht bekommen, vor allem bei dem Gedanken das die anderen beiden, oder wer weiß wie viele es waren auch solche, geradezu übernatürliche Talente besaß.
 

In ihrem kleinen Notizblock konnte sie nicht einmal eine Seite füllen.
 

PSYCHO DELIC
 

kann sich in violetten Rauch auflösen und an einer anderen Stelle wieder auftauchen

ist wohl ein Drogendealer (Polizeiarchive ausgeraubt)

lebt im Industrieviertel

der Rauch hat eine merkwürdige Wirkung auf sein Opfer, Kopfschmerzen, Übelkeit....
 

Roxanne dachte darüber nach was sie an diesem Abend erlebt hatte. Diese Flammen, schoß es ihr durch den Kopf. Waren diese wirklich echt gewesen? Oder konnte er nicht nur seinen Rauch kontrollieren sondern auch andere Dinge.
 

LADY DOPPER
 

kontrolliert das Wetter

Wohnort unbekannt (evtl. East Metro, da war das Wetter ungewöhnlich wechselhaft)

hat eine gemeinsame Vergangenheit mit Megamind
 

Mit einem Stich auf der Brust sah Roxanne auf die letzte Notiz hinunter, welche sie geschrieben hatte. Es fiel ihr schwer daran zu denken wie diese Lady um Megamind herumgeschlichen war. Wie eine läufige Hündin, dachte Roxanne wütend, fuhr den Computer hinunter, steckte ihr Notizbuch in ihre Tasche und schloß die Tür hinter sich wieder ab. In der Eingangshalle war glücklicherweise niemand mehr da und sie konnte unbemerkt nach Hause fahren.
 

UNTERGANGSGANG
 

Mitglieder: Psycho Delic, Lady Doppler, Hot Flash, Destruction Wolker
 

********
 

Es war früh am Morgen als Roxanne sich mit Hal auf dem Rathausplatz traf. Der Platz war sichtbar extra von der Stadtreinigung gesäubert worden und festlich geschmückt mit den Farben der verschiedenen Parteien. Politikinteressierte Menschen, was größtenteils die ältere Generation betraf, fanden sich bereits auf dem Platz ein und tummelten in kleine Gruppen zusammen. Auch einige Reporte hatten sich bereits dort eingefunden, unter ihnen auch Bethanie Brite, Roxannes stärkste Konkurentin, die böse zu dieser hinüber schielte.
 

„Oh ich bin ja so aufgeregt Hal, für wen hast du eigentlich gestimmt?“, fragte Roxanne Hal.

Doch dieser stammelte nur vor sich hin und wusste nicht so recht was er antworten sollte.

„Du hast doch gewählt oder Hal?“, fragte Roxanne mit mehr Nachdruck.

„Tja weißt du.... gewählt schon …. nur..... .“

„Hast du auch für Mr. Petterson gewählt?“
 

„Ähm.... nicht direkt.“

„Sondern?“, fragte Roxanne wütend und schlang ihre Arme um die Brust.

Hal verlagerte sein Gewicht nervös von einem Fuß auf den anderen.

„Für Mr. Hanson“, nuschelte Hal kleinlaut.

„WAS? Aber warum? Wenn es wenigstens noch Mrs Venton gewesen wäre, aber Hanson?`Hast du vergessen was während seiner Amtszeit passiert ist?`Alles, aber auch wirklich nichts von seinen Versprechdungen.“

„Jaaaaa, aber hast du schon seine Interviews die letzten Wochen gesehen? Die waren wirklcih überzeugend, ich finde es kann ruhig etwas frischer Wind rein“, rechtfertigte er sich so gut es ging.

„Dann hättest du wohl eher Mrs Venton eine Chance geben sollen“, kommentierte Roxanne nur und beließ es dabei.
 

„Ach komm schon Roxanne, was ist an Petterson schon so toll? Er ist auch nur ein Mensch und bestimmt nicht perfekt.“

„Aber er leistet gute Arbeit, und ich finde ihn sehr nett und sympatisch.“

„Klar das du auf sein Getue reinfällst.“

„Was soll das denn heißen? Du kannst das doch gar nicht beurteilen, du bist doch nie bei einem Interview dabei gewesen. …. Warum eigentlich?“

„Schon gut, vergiss es....“, seufste Hal resigniert.
 

„Hal, was ist los?“, versuchte Roxanne es auf die nette Art, da sie merkte das ihr dicker Kollege etwas ernsthaftes bedrückte.

„Gehen wir aus? Dann verrat ich es dir“, versuchte er den Coolen zu spielen.
 

Roxanne winkte nur genervt ab und ließ ihn links liegen. Sie öffnete die Türen des American's News-Vans und holte ihr Mikrofon hervor und drückte Hal die Kamera in die Hand.
 

„Komm schon, lass uns an die Arbeit gehen“, sagte sie als wäre nichts gewesen.
 

Hal verdrehte genervt die Augen, ließ enttäuscht die Schultern hängen und wuchtete die Kamera auf diese.
 

„Heute ist der Tag gekommen an dem die Zukunft der Stadt bestimmt wird. In drei Stunden geht es los und es haben sich bereits einige Menschen gesammelt. Mal sehen was diese sich für eine Wahl wünschen. Guten Morgen gute Frau, für wen haben sie ihre Stimme gegeben“, begann Roxanne die ersten Menschen auf dem Platz zu interviewen. Sie liefen von einem Grüppchen zum Nächsten und sammelten die unterschiedlichsten Meinungen ein, doch war zu Hals Leidwesen, meistens Mr Petterson, der gewählt wurde. Mit jedem Mal wurde er mürrischer und lustloser und Roxanne brauchte bald all ihre Kraft um vor den Menschen nicht auszuflippen.
 

„Das wars nun fürs erste, wir sehen uns in zwei Stunden wieder, wenn die Wahl beginnt, direkt auf dem Rathausplatz. Ein Bericht von Roxanne Ritchi von American's News“, beendete sie ihre Reportage und gab Hal ein Zeichen das er die Kamera ausmachen konnte.
 

„Hal was ist nur los mit dir?“, keiffte sie ihn sogleich an. „Das Verhalten das du heute an den Tag legst kann unmöglich dein Ernst sein. Reiß dich doch einmal zusammen, wie soll das nur später bei den Interviews der Kandidierenden sein?“
 

„Vielleicht solltest du doch einen anderen Kameramann nehmen“, sagte Hal mit einem ungekannten abwesenden Blick.
 

„Was? Das kann doch nicht dein.... HAL! Nun geh nicht einfach weg“, rief Roxanne doch Hal reagierte nicht auf sie.

Die Wut loderte in ihr, doch gab es einen Teil in ihr der sich Sorgen um Hal machte, denn noch nie hatte er sich so komisch benommen und sie so einfach stehen lassen. Sie entschied sich dafür Hal noch etwas Zeit zu geben, sie würde ihn kurz vor den Interviews noch einmal kontaktieren. Aus weiser Voraussicht rief sie beim Sender an und entschuldigte sich für Hal, der er eine Magenverstimmung zu haben schien und man nicht wisse ob er fit genug wäre die Interviews durchzustehen. Roxanne schafte, wenn auch mit einem Murren, einen Mann zu organisieren, der auf Abruf kommen würde.
 

Roxanne schnaufte genervt und lief ins Starbuckscafe das sich in einer Seitenstraße um die Ecke vom Rathausplatz befand. Sie suchte sich eine stille Ecke aus und setzte sich in einen gemütlichen Sessel mit einem kleinen Tischchen daneben. Seufzend ließ sie sich hineinfallen und fragte sich was in Hal gefahren war. Vielleicht hätte sie ihm doch öfter mal zuhören sollen.

Prompt schlich sich das schlechte Gewissen ein. Oft hatte Hal schon versucht sie auf einen Kaffee oder einem Imbiss einzuladen und immer hatte sie es umgangen und auch nie direkt gesagt das sie es nicht will, weil sie ihm nicht weh tun wollte, doch vielleicht war genau das was ihm nun so unausstehlich machte. Er war ein kleiner Freak, aber Roxanne wusste das er nicht dumm war, er merkte das sie keinerlei romantische Gefühle für ihn empfand. Aber dennoch gab er die Hoffnung nicht auf und versuchte es immer wieder, vielleicht auch in der Hoffnung, wenigstens ein Freund für sie sein zu können.
 

Roxanne entschied sich dafür mit ihm zu reden, so konnte es nicht weiter gehen. Wenn es schlimmer werden würde, könnte sie die Zusammenarbeit mit ihm vergessen. Sie bestellte sich einen Cappuchino und genoß die Ruhe vor dem Sturm. Heute würde es ein sehr anstrengender Tag werden. Viele lange Interviews und auch die Konkurrenz war nicht schlecht.
 

Nach einer halben Stunde Verschnaufpause machte sich Roxanne auf Hal zu suchen. Sie hoffte das er in der Nähe des Rathauses geblieben ist. Sie lief durch eine kleine Einkaufsmeile mit kleinen Geschäaften und sah sich um. Einige Meter weiter bog sie um die Ecke, wieder in Richtung Rathaus. Sie entschied sich ihn einfach anzurufen und wählte seine Nummer. Nach zwei Mal klingeln glaubte sie in der Nähe sein Klingelton zu hören, doch als sie sich umdrehen und nachsehen wollte, wurde der Gulli auf dem sie stand plötzlich lebendig und schleuderte sie in die Höhe.
 

Erschrocken schrie Roxanne auf und blickte angstvoll in die Tiefe, die immer mehr Abstand gewann. Über dem vierten Stock hinaus konnte sie aufs Dach sehen und ehe sie sich Sorgen über den Aufprall machen konnte der unweigerlich folgen würde, wenn es wieder abwerts ging, wurde sie von zwei Brainbots aufgefangen. Sie trugen sie aufs Dach, hielten sie aber über die Erde. Als ihr Herz sich dem kurz bevorstehenden Herzinfarkt wieder entfernte und sie wieder klar denken konnte, entdeckte sie ihn. Er kam diabolisch lächelnd auf sie zu und trat nahe an sie heran.
 

„Das war ein wunderbarer Schrei Ms. Ritchi.“

Kidnapping und Hals Gespräch

Kapitel 17 – Kidnapping und Hals Gespräch
 

Roxanne baumelte in der Luft auf dem Dach eines Hauses und wurde von zwei Brainbots festgehalten.

„Ok, du hast es geschaft mich zum Schreien zu bringen“, lächelte sie.

Auch Megamind lächelte stolz und zufrieden, doch hatte er keine Zeit mit Roxanne zu plaudern. Bald würde die Wahl stattfinden und er musste vorbereitet sein.

„Minion mach den Megablaster bereit, ich will den Himmel schön dunkel haben und lass die Brainbots hierherkommen“, befahl er seinem fischigen Handlanger und wandte sich sogleich an Roxanne.

„Entschuldige Roxanne, aber ich muss dich betäuben, sonst wirkt das alles nicht echt“, erklärte er und ließ sich von Minion das Betäubungsspray geben.
 

„Oh, komm! Schon wieder?! Du hast mich doch schon wo du willst!", rief Roxanne genervt aus.
 

„Es tut mir leid, aber du sollst im ersten Moment wenigstens annähren überrascht wirken. Eigentlich hätte ich das ganz anders angehen sollen, egal wenn wir uns privat treffen, aber hier darf ich nicht schwach werden.“
 

„Ich weiß, schon ok. Inzwischen bin ich es gewohnt“, sagte sie nachgebend. Er trat an sie heran und sah ihr tief in die Augen. „Egal was passiert, denk immer daran das dir nichts geschieht“, sagte er und ehe sie es sich versah wurde etwas feuchtes in ihr Gesicht versprüht und bevor sie noch einen Gedanken fassen konnte fiel sie in die Bewusstlosigkeit.
 

********
 

Roxannes Kopf dröhnte und sie hatte mühe sich zu konzentrieren, doch schaffte sie es sich irgendwann ihre Augen zu öffnen. Sie hing irgendwo in der Luft und starrte auf eine einsame Seitengasse hinunter. Außer zwei dicke Männer, die sie durch die Verschwommenheit zunächst nicht sehen konnte. Roxanne versuchte sich anzustrengen und kniff die Augen mühevoll zusammen. Sie schaffte es für einen Augenblick genau hinzusehen und entdeckte Hal, wie er eine hitzige Diskussion mit Mr. Petterson führte. Roxanne glaubte zu träumen, doch war sie sich sicher das es keiner war.

Plötzlich schien die Situation zu eskalieren, Hal schrie Mr. Petterson an und schubste ihn gegen eine Mülltonne. „DU HATTEST ES VERSPROCHEN“, schrie er. Roxanne konnte sich nicht vorstellen was die beiden miteinander zu tun hatten, doch war es im Moment auch viel zu anstrengend nur einen Gedanken zu fassen. Wie es endete bekam Roxanne nicht mehr mit da die Dunkelheit sie wieder verschlang.
 

********
 

„...... Ohohoho haahahahaa, bravo Petterson. … „
 

„Megamind!“
 

„Da staunst du nicht schlecht Dickerchen, du hast doch nicht wirklich gedacht das ich dir diesen Moment gönne. Glückwunsch zu deiner Wiederwahl, doch bin ich nicht sicher ob ich das gutheißen kann. Ich denke ich wäre am Besten dafür geeignet die Stadt zu übernehmen. Aber dennnoch habe ich ein Geschenk für dich. Ich habe mir gedacht das ich es so richtig knallen lassen werde.“
 

„Wag es nur einen Finger krum zu machen und wir verständigen Metro Man, wenn er nicht schon unterwegs ist.“
 

„Oooouuuuuh, ich kipp gleich vor lauter Angst aus meinen Babyrobbenfelllatschen. Er wird verschwinden aus Metrocity oder ihr seht nie wieder eure Roxanne Ritchi.“
 

Plötzlich wurde Roxanne mit einem Ruck von Brainbots fortgetragen. Sie war seit ein paar Minuten wach, wenn auch ihr Körper durch die Betäubung weiter in der Starre verhart geblieben war. Mit munterem Geist hatte sie das Gespräch mitgehört und öffnete nun langsam die Augen. Der Himmel wurde von Megaminds Blaster verdunkelt, über dem Platz schwebten viele von Megaminds Brainbots und warteten auf weitere Befehle. In einer Ecke des Platzes sah sie Minion in der großen Battle Suit und Megamind selbst stand mit einem Mikro in der Hand auf einigen Brainbots. Roxanne baumelte direkt über den Eingang zum Rathaus. Vor lauter Schreck stieß sie einen Schrei aus. Nicht weil sie einige Meter in der Höhe über den Menschen schwebte, sondern wegen dem Sprengstoff der um ihre Taile befästigt war mit einer Zünduhr auf der Zeit bereits ablief. Einen Blick darauf und sie wusste das sie noch 15:37 Minuten zu leben hatte.
 

Die Menschen unter Roxanne schrien panisch und stoben auseinander. Die Leute auf dem Platz erkannten nicht sofort was los war, doch gerieten auch sie schnell in Panik und rannten weg.
 

„Ahaha ha ha ha“, lachte Megamind bösartig und hielt den wiedergewählten Bürgermeister Mr. Petterson, die Reporter und die Wahlmänner durch seine Brainbots fest.
 

„Wo wollt ihr denn so schnell hin? Wollt ihr nicht bei der Feier dabei sein? Ihr sollt doch das große Feuerwerk sehen, welches ich für euch vorbereitet habe.“
 

„Megamind ich warne dich“, rief Mr. Petterson kleinlaut. Doch zur Bekräftigung seiner Aussage waren plötzlich Sirenen in der Ferne zu hören und es war nur eine Frage von einer Minute und plötzlich fuhren sechs Polizeiautos auf den Platz. Die Polizisten sprangen aus ihren Autos, blieben aber hinter den geöffneten Türen stehen, die sie als Schutzschild nutzten und richteten ihre Waffen auf Megamind. Auch von Weitem glaubte Roxanne zu erkennen das sie vor lauter Nervosität zitterten.
 

Aus den Augenwinkel erkannte Roxanne wie Brainbots unter und neben sie herflogen und weiteren Sprengstoff um das Gebäude verteilten.
 

„Megamind“, rief der Polizeichef mit einem Lautsprecher in der Hand“, ruf deine Roboter zurück und händige uns Ms. Ritchi aus, sonst müssen wir zu anderen Maßnahmen greifen.“
 

„Und was wollt ihr machen? Mich mit euren Spielzeugwaffen aufhalten?“, rief der Blauhäutige und gab Minion ein Zeichen. Dieser trat mit den großen Metallfüßen der Battle Suit auf die Polizisten zu und hob einen der Autos hoch und schleuderte es in das große Wasserbecken, welches sich zwischen dem Rathaus und dem alten Museum befand. Die zwei Polizisten die sich hinter diesem versteckt hatten, rannten panisch zum nächstgelegenden Auto zu ihren Kollegen und mussten sichtlich sehr überwinden, nicht in das Auto zu steigen und weit wegzufahren.
 

„ROXANNE!“, rief Metro Man, der plötzlich durch die künstlichen dunkeln Wolkendecke, die von Megamind geschaffen wurde und flog direkt auf Roxanne zu.
 

Wie auf ein Kommando schoßen die Brainbots aus allen Richtungen zu Roxanne und bauten sich zu einer Mauer auf, während die größere übrige Maße um Metro Man herumflogen und ihn mit blauen Blitzen Stromstöße verpassten. Metro Man schlug einen nach den anderen kaputt, doch kamen wie aus dem Nichts immer mehr. Dennoch versuchte er zu Roxanne zu gelangen. Als Metro Man den Letzten kaputtgeshlagen hatte und er schon glaubte sich nun an die Brainbotsmauer vor Roxanne wagen zu können, traf ihn plötzlich eine große Metallfaust und schleuderte ihn in das nächstgelegende Gebäude.
 

Roxanne blickte auf die Uhr. 04:23 Minuten!
 

Zuletzt ging alles sehr schnell. Minion, wie auch die Brainbots bekämpften Metro Man wo es nur ging. Schnell sank die Zahl der Brainbots und auch die Mauer um Roxanne herum löste sich mehr und mehr auf, da sie Metro Man aufhalten mussten. Ihre Augen waren so auf Metro Man fixiert das sie nicht bemerkte das Megamind verschwunden war.
 

Noch 10 Sekunden.

9.....
 

8.....
 

Bald würde ihr Bombengürtel in die Luft fliegen oder täuschte das zumindest vor. Sie wusste das sie vor Megainds Plänen nichts zu befürchten hatte. Doch wurde sie doch etwas nervös, denn so wie sie ihn kannte war es nicht so das nichts passieren würde.
 


 

5.....
 

4.....
 

Plötzlich feuerten unzählige Feuerwerke los. Schnell sah sie vor lauter Lichtern und Rauch fast gar nichts mehr.
 

3.....
 

Motorengeräusche waren zu hören und eine Hand griff aus dem nichts nach ihr und zog sie hoch.
 

2....
 

1....
 

Zu rhytmischer Rockmusik, die von den Brainbots durch eingebaute Lautsprecher ausgeströmt wurde, waren auf einmal laute Knaller zu hören und die Fassade des Rathauses wurde in tausend Steinbrocken gesprengt, welche wie wild durch die Gegend flogen.
 

Das bekam Roxanne mehr zu hören als zu sehen, da sie sogleich in der dunklen Wolkendecke verschwanden. Sie sah für einen Moment an sich hinunter. Die Uhr war abgelaufen, es war aber nichts geschehen, wie sie es sich gedacht hatte. Aber sicherlich diente die Uhr dazu für den Feuerwerk und die Bomben die nun sicherlich das Rathaus zerstört hatten.
 

„Whoooooouuuuu, das war aber knapp“, sagte Roxanne und klammerte sich so sehr um Megamind, weil ihre Arme sich noch taub anfühlten, von dem langen herumhängen und sie angst hatte nach hinten zu rutschen und vom Hoverbike hinunter zu fallen.
 

„Ja, aber ich habe alles unter Kontrolle, dir wäre nie etwas passiert.“
 

Megamind brachte sie zu dem Gebäude, auf dem er sie betäubt hatte. Dort landete er und ließ sie absteigen.
 

„Wie geht es nun weiter?“, fragte Roxanne nun etwas unsicher. Normalerweise lief alles etwas anders und zwar so das Metro Man sie tatsächlich rettet und nicht das Megamind verhindern muss das sie in die Luft gejagt wird.
 

„Du kannst ruhig gehen, ich muss zurück und den Kampf beenden. Minion ist noch da und braucht meine Hilfe.“
 

„Kommst du dann wieder her?“
 

„Klar das unsichtbare Auto ist hier, damit fahren wir dann wieder zurück. Es ist mitten am Tage, man sieht uns sonst.“
 

Ohne das Roxanne noch eine Antwort geben konnte, startete er seinen Hoverbike und flog wieder zurück. Sie stand recht perplex da. Sollte sie jetzt einfach gehen? Gerne hätte sie auf ihn gewartet, aber man wusste ja nicht wie der Kampf ausging und wenn Metro Man sie hier seelenruhig warten sah, würde er misstrauisch werden. So entschied sie sich in die nächste U-Bahn zu steigen und nach Hause zu fahren.
 

Sie setzte sich weit hinten im Wagon in einen Vierer und lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe. Roxanne dachte über Megamind nach. Sie konnte nicht leugnen das sie ihn weiter sehen wollte und nicht mehr ins alte Verhältnis zurück kehren konnte, doch mussten sie sich etwas überlegen. Roxanne wollte keines Falls das irgendjemand herausfand was zwischen ihnen war. Was auch immer es war.

Niemand durfte davon erfahren, sonst riskierte sie ihren Job und aus großer Sympathie zu Metro Man wollte sie vor allem das er es nicht erfuhr, da sie ihm nicht weh tun wollte. Eine Abfuhr war schlimm genug, aber sie musste ihm nicht gleich das Herz heraus reißen. Auch konnte sie Metro Man in der Hinsicht nicht einschätzen, ob er Megamind etwas antun würde?
 

Während sie so darüber fiel ihr wie aus einem wagen Traum das Gespräch zwischen Mr. Petterson und Hal wieder ein. Du hattest es mir versprochen, hatte Hal geschrien. Aber inwieweit hatten die beiden miteinander zu tun, wenn Mr. Petterson ihm etwas versprochen hatte, welches das Brechen davon Hal so aufregen würde? Ob das der Grund dafür war das Hal wie das letzte Mal, sich heute geweigert hatte, das Interview mit ihm zu führen? Fragen über Fragen und das über Hal. Roxanne konnte sich die letzten drei Jahre, die sie schon zusammen arbeiteten, nicht vorstellen das es etwas interessantes an ihm gab.
 

Sie mochte ihn, sie arbeitete gerne mit ihm zusammen und natürlich wusste sie nicht alles aus ihm Leben, aber diese Entwicklung würde sie auf den Grund gehen müssen. Roxanne überlegte wie sie es am besten angehen sollte. Wenn sie ihn aus heiterem Himmel zum Essen einladen würde, wo sie ihn doch die ganze Zeit indirekt abgewimmelt hatte, und sie ihn plötzlich über sein Leben ausfragte, dann wäre das mehr als auffällig und sie wollte es sich auf keinen Fall mit Hal verscherzen. Obgleich es einen Teil in ihr gab, der sich sicher war das Hal ein sehr einfach gestrickter Mensch ist, und diese Frechheit nicht bemerken würde.
 

Eine halbe Stunde später war sie auch schon zu Hause angekommen und schloß seufzend die Wohnungstür hinter sich. Noch immer hatte sie leichte Kopfschmerzen und ihre Arme und ihr Rücken schmerzte. Sie wollte sich nur noch in die Wanne legen und sich entspannen. Plötzlich hörte sie ein Klopfen an ihren Balkontüren und drehte sich erschrocken um. Metro Man stand auf diesem und gab ihr mit Gesten zu verstehen das sie ihn herein lassen sollte. Er sah nicht sehr glücklich aus, wo er doch sonst immer ein Lächeln für sie übrig hatte. Das Herz begann in ihrer Brust zu rasen. Ob er etwas ahnte?

Private Gespräche

Kapitel 18 – Private Gespräche
 

„Hi Brandon“, sagte Roxanne und ließ ihn hinein.

„Oh Gott, ich bin so froh das dir nichts passiert ist“, rief Metro Man erleichtert aus, schlang die Arme um Roxanne und drückte sie fest an sich.
 

„Pfff... mmhg... Brandon.... hör auf.... du tust mir weh“, rang sich Roxanne aus ihrer Kehle, da ihr Brustkorb zu zerquetscht werden drohte.
 

„Tut mir leid“, sagte Metro Man und ließ sie hinunter. „Aber ich habe mir solche Sorgen gemacht, ich dachte schon du hättest es nicht mehr aus der Explosion geschafft. Der Feigling ist einfach abgehauen, hatte wohl die Hosen voll und hat alles seinem Fisch und diesen nervigen Robotern überlassen. Wie hast du es nur von da weg geschafft?“
 

„Ähm..... weißt du....“, stammelte Roxanne, sie brauchte nun ganz schnell eine gute Ausrede. „Ich habe versucht mich loszureißen, ich habe begonnen mich hin und her zu schwingen, was die Bots wohl etwas irritiert hat. Sie hatten nicht damit gerechnet und wurden etwas weiter runter gezogen von meinem Gewicht. Und je mehr ich mich schwang, desto eher entglitt ich ihnen. Irgendwann ließen sie mich fallen und ich konnte mir den Gürtel abnehmen und bin weggerannt.“
 

„Die sind doch sonst nicht so zimperlich“, fragte Metro Man skeptisch.
 

„... äh... ja, aber sonst tragen sie ja nur leblose Dinge, aber ich kam ja ordentlich inSchwung. Und ich denke sie waren nun auch nicht scharf darauf sich in die Luft jagen zu lassen.“
 

Metro Man sah etwas skeptisch drein, und Roxanne hoffte inständig das er nicht weiter darüber nachdenken würde. Ihre Gebete wurden erhört und er schüttelte den Gedanken gleich wieder ab.
 

„Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist, dich in die Luft jagen zu wollen. Das war der absolute Höhepunkt.“
 

„Ja, aber sonst hält er mir Maschinengewehre vor die Nase oder solche Sachen.“
 

„Stimmt schon, wobei ich mich manchmal frage ob die überhaupt geladen sind. Aber eine Bombe ist etwas anderes, die Zeit läuft und wenn er sich nur um wenige Sekunden vertut, kannst du komplett in die Luft gejagt werden. Zum Glück ist ihm das nicht gelungen, auch das Rathaus steht noch.“
 

Roxanne ließ sich das durch den Kopf gehen. Nach den Jahren unzähliger Entführungen und Bedrohungen war sie sich sicher das Megamind wusste was er tat und ihr nie etwas geschehen würde. Sie glaubte auch nicht daran das er sich in der Zeit verschätzen könnte, sie war der lebende Beweis das er alles unter Kontrolle hatte.
 

„Das Rathaus ist nicht zerstört worden?“
 

„Nicht ganz, nur die Fassade und der Eingang wurde weggesprengt, scheinbar hatten die Brainbots nicht genug Zeit genug Sprengstoff zu verteilen, aber die Polizei hat auch zum Teil feuchte Sprengladungen gefunden.“
 

Feuchter Sprengstoff. Roxanne musste sich ein Grinsen verkneifen, sie konnte Megamind sich redlich vorstellen, wie er Minion lautstark die Schuld dafür in die Schuhe schob.
 

„Roxanne, ich bin gekommen um mit dir über deine Sicherheit zu reden“, sagte Metro Man ernst.
 

„Meine Sicherheit?“, fragte sie verwirrt. Was konnte er damit nur meinen?
 

„Wir müssen uns irgendwas überlegen, so kann es nicht weiter gehen. Heute war mir das zu viel, du wärst fast gestorben, und zwar wirklich fast. Was hälst du von einer GPS-Uhr? Die Polizei würde uns sogar eine bereit stellen, mit der könntest du mit mir Kontakt aufnehmen, ich würde auch eine bekommen. Vielleicht auch eine Alarmanlage um deine gesamte Wohnung herum. Weißt du vielleicht sollten wir auch.... .“, redete Metro Man munter drauf los.
 

Roxanne konnte ihm nicht wirklich zuhören. Meinte er das ernst? Wollte er sie wie eine Rarität überwachen lassen? Wie eine wertvolle Vase, die kein anderer haben sollte. Wollte er sie tatsächlich wie einen Gegenstand bildlich gesehen in seinen Schrank stellen und bewachen wie der Höllenhund des Hades?
 

„... und dann gäbe es noch die Möglichkeit“, redete Metro Man unaufhaltsam weiter.
 

„Branden..... Brand... hör mir mal.... würdest du..... BRANDON!“, schrie Roxanne wütend.
 

„Ja?“
 

„Was soll das Ganze?“
 

„Bitte?“
 

„Ich meine es ist außerordentlich lieb von dir das du dir Sorgen um mich machst und mich beschützen willst und ich danke dir das du mich schon unzählige Male gerettet hast.... aber.... das geht zu weit.“
 

„Aber.... ich verstehe nicht... .“
 

„Wie gesagt, es ist nett. Aber du kannst mich nicht vor allem beschützen, so ist nun mal das Leben. Es passieren auch mal weniger schöne Dinge. Das ist aber kein Grund mich wie ein wertvollen Gegenstand überwachen zu lassen, vor allem hast du nicht das Recht mir mit sowas zu kommen, mal abgesehen davon das du damit meine Privatsphäre verletzen würdest.“
 

„Ich weiß, es tut mir leid, aber ich bin doch dein bester Freund, wieso... .“
 

„Genau! Mein bester Freund. Ein Freund. Nicht mein Mann! Und selbst dieser dürfte sich da nicht zu viel erlauben. Ich bin nicht dein Eigentum und als mein bester Freund weißt du das ich meinen Freiraum brauche.“
 

„Ja, aber wenn dir was passiert, dann.... .“
 

„DANN PASSIERT ES EBEN! Du kannst mich doch nicht vor allem beschützen. Wenn ich die Treppe runter falle und mir das Genick breche, ja dann ist es eben so. Oder wenn ich auf dem Gehweg von jemanden gerammt werde, nahe der Straße taumle und von einem Auto erfasst werde, dann ist auch das eben so wie es ist.“
 

Traurig und verletzt blickte Metro Man drein. Er trat einen Schritt zurück und strich nervös über seinen Nacken.
 

„Es tut mir leid“, sagte er kleinlaut. „Ich mach mir nur mit Megamind sorgen.“
 

„Warum denn? Was ist zwischen euch passiert das ihr euch so hasst?“
 

Plötzlich wechselte Metro Mans Gesicht mehrmals die Farbe. Zunächst schien er zu schwitzen und wurde rot, doch bald wechselte es in einer starken Blässe. Er sah schon sehr ungesund aus.
 

„Du weißt doch wie er ist. Du siehst doch selbst was er tut. Er sprengt Gebäude in die Luft, entführt dich immer wieder, bedroht dich, raubt die Bank aus, was willst du denn noch?“
 

„Aber er war als Kind nicht so. Bestimmt nicht. So kommt man doch nicht auf die Welt.“
 

Nun hatte Metro Man sichtlich Schwierigkeiten eine gute Erklärung zu finden. Er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und strich sich immer wieder durch die Haare. Roxanne kannte diese unbewussten Gesten. Sie hatte ihn am Wickel und er ein großes Geheimnis.
 

„Es ist etwas komplizierter“, nuschelte er und versuchte sogleich das Thema zu wechseln, doch ließ Roxanne nicht locker.
 

„Das ist doch schon alles viele Jahre her, was soll ich dir denn noch erzählen, das ist Vergangenheit“, blockte er zunächst ab, doch erwies sich Roxanne als hartnäckiger.
 

„Brandon. Komm schon. Du bist mein bester Freund und nun hast du Geheimnisse vor mir. Wieso vertraust du mir nicht?“, fragte Roxanne ehrlich gekrängt.
 

„.... na gut. Ich erkläre es dir das nächste Mal ok? Geh mit mir einen trinken und ich erzähle es dir.“
 

„OK!“, freute sich Roxanne. „Wie wäre es mit morgen Abend?“
 

Metro Man lächelte. Roxanne war eine von Natur aus, sehr neugierige Person, die, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, alles daran setzte um ihr Ziel zu erreichen.
 

„Abgemacht. Morgen Abend in Chat Logique.“
 

********
 

Es war Abend geworden und die letzten Sonnenstrahlen verschwanden am Horizont. Roxanne hatte sich sogleich ein Bad gegönnt nachdem Metro Man sich verabschiedet hatte. Er hatte geistig abwesend gewirkt und hatte einen Gesichtsausdruck als sehe er den nahenden Weltuntergang. Sie war sehr gespannt was er ihr erzählen würde.

Sie saß in einem T-Shirt und einer kurzen Stoffhose, welche eine alte Sporthose aus alten Schulzeiten war auf der Couch mit einer Tafel Schokolade und zeppte von einem Sender zum nächsten. Zuletzt blieb sie bei einer Talk Show hängen.
 

„WIE KONNTEST DU NUR MEINE SCHWESTER FI *PIIIEEEEPP, DU MIESES ARSCHLOCH“, schrie eine füllige Frau und es bedarf zwei Männer der Show sie zurückzuhalten ehe sie den kleinen, unscheinbaren, bebrillten Mann etwas antun konnte.
 

Aus den Augenwinkeln heraus bewegte sich etwas großes und sogleich sah Roxanne sich um. Sie konnte gerade noch sehen wie Megamind mit seinem Hoverbike auf ihrem Balkon landete. Wie von der Tarantel gestochen sprang Roxanne auf und öffnete die Balkontüren.
 

„Hey, ich will nicht stören....“, sagte er unsicher.
 

„Tust du nicht, komm rein. Wie ich sehe konntest du ihm entkommen?“, sagte Roxanne und setzte sich wieder auf ihre Couch und schaltete den Fernsehr aus.
 

„Ja, aber das Gebäude hat es leider nicht so zerlegt wie ich es vorgehabt hatte, und das nur weil Minion....mmmh.....ega, ich will dich damit nicht nerven.“
 

„Du nervst nicht, es ist nur merkwürdig für mich, denn ich persönlich würde es nicht tun und mache mir über sowas auch nie Gedanken.“
 

„Ich hoffe du hast es gut überstanden und hast keine Schmerzen.“
 

„Doch, mir geht es eigentlich sehr gut. Meine Handgelenke haben nur starke Abdrücke. Die Bots hatten gute Polster“, lächelte sie wissend.
 

Megamind kratzte sich nervös über seinen großen Schädel.
 

„Ich bin hier weil ich sicher gehen wollte das es dir gut geht und du....“
 

„Das ich?“
 

Geradezu zappelig begann Megamind langsam auf und ab zu laufen.
 

„Ich hatte etwas Sorge, wo wir doch neu anfangen wollten und du heute wieder mein Opfer sein musstest“, sagte er und sah sie durch gesenkten Augenlidern an. Megamind konnte ihr nicht wirklich in die Augen sehen und starrte lieber den Fußboden an.
 

„Mach dir keine Gedanken, inzwischen bin ich das gewöhnt. Es ist nur nervig wenn es gerade dann passiert wenn ich meine Ruhe haben will oder etwas wichtiges vor habe.“
 

„Wie dein Interview heute?“
 

„Ja.“
 

„Es musste sein.“
 

„Schon gut, vielleicht war es besser so. Hal hat heute eine miese Laune und das Interview wäre nicht sehr angenehm geworden oder ich hätte ihn ersetzen müssen, was nicht unbedingt besser ist. Es hat einen Grund das wir Partner sind. Man kann über ihn sagen was man will, aber er ist meiner Meinung nach einer der Besten in dem Job. ….. Im übrigen glaube ich das dein Vergiss-mich-Spray langsam die Wirkung bei mir verliert. Für einen Moment war ich wach geworden und habe ein Gespräch zwischen Hal und Mr. Petterson mitgehört.“
 

„Sicher das du es dir nicht eingebildet hast?“
 

Roxanne überlegte kurz. Noch immer fühlte es sich mehr wie ein Traum an, doch war sie sich sicher. Da es für einen Traum viel zu echt wirkte. Vor allem Hals Schreien hatte sie innerlich so aufgewühlt, da sie es nicht gewohnt war das er schrie. Er war mehr der Typ der vor sich hin fluchte als das er offen seine Meinung herausschrie. Zumindest den Hal den sie kennengelernt hatte.
 

„Ja, bin ich. Was die Beiden wohl mit eineinander zu schaffen haben?“
 

„Wie ich dich kenne muss dein Reporterherz der Sache gleich auf den Grund gehen“, grinste Megamind sein fiesestens Lächeln.
 

„Und wie ich dich kenne bist du schon dabei zu überlegen wie du Metro Man fertig machen kannst.“
 

„Falsch.“
 

„Bitte?“, sagte Roxanne erstaunt und machte große Augen.
 

„Ich frage mich gerade wann du mich das nächste Mal wieder sehen willst“, sagte er kleinlaut und sah den überaus interessanten Couchtisch an.
 

Roxannes Herz machte einen Sprung und spürte wie ihre Wangen zu glühen anfingen.
 

„Tja, morgen Abend habe ich etwas vor, aber wie wäre es mit übermorgen.“
 

„Gut, übermorgen Nacht komme ich hierher.“
 

Roxanne brachte ihren Entführer mit dem sie wieder ein Date, nein ein Treffen vereinbart hatte auf dem Balkon und verabschiedete sich von ihm.
 

„Sag Minion bitte von mir dass das Essen vom letzten Mal göttlich war. Aber glaube nicht das du ihn jetzt darunter leiden lassen musst mir jedes Mal etwas zu kochen“, lächelte Roxanne.
 

„Das klingt als würdest du mich auf jeden Fall regelmäßig sehen“, sagte Megamind bevor er darüber nachdenken konnte. Roxanne sah seinen innerlichen Kontflikt und war sich sicher das er sich geistig die Hand auf die Stirn schlug.
 

„Vielleicht tu ich das“, sagte Roxanne keck und blickte ihn herausfordernd an.
 

Megamind lächelte selbstzufrieden zurück und stieg auf sein Hoverbike.
 

„Ich wünsche schöne Träume“, sagte er mit einem bedeutungsvollen Blick der Roxanne spürbar unter die Haut ging.
 

********
 

Am nächsten Tag fuhr Roxanne gutgelaunt und munter zur Arbeit. Wie Megamind es ihr gewünscht hatte, war ihr Schlaf voller schöner Träume gewesen. Doch glaubte ein Teil von ihr das es an etwas anderes lag. Womöglich eher daran das sie sich wieder etwas Erleichterung verschafft hatte, wobei sie unweigerlich an ihrem Entführer denken musste. Die Methode hatte ihr so manches Mal schon zu einem schnellen Einschlafen verholfen, doch dieses mal war es auch noch außerordentlich erholsam gewesen.
 

„Guten Morgen Hal“, zwitscherte Roxanne fröhlich, als sie in ihr gemeinsames Büro ankam.
 

„Morgen“, nuschelte Hal abweisend.
 

Hal war noch immer sauer wegen dem gestrigen Streit und Roxanne war sich sicher das es auch vor allem wegen Mr. Petterson war. Sie atmete einmal tief ein und ergriff die Chance beim Schopf.
 

„Hal.... es tut mir leid wegen gestern. Ich hätte nicht so ausflippen und dich vor den anderen anschrein sollen.“
 

Erstaunt blickte Hal sie an. So verwundert als würde er E.T. begegnen.
 

„Hal?“, fragte Roxanne besorgt, da es so wirkte als wäre etwas in ihm stehen geblieben.
 

„Ach, schon gut Roxy“, nuschelte er noch immer starr.
 

„Hal, gestern... warst du sehr aufgebracht und abweisend. Noch viel mehr als ich es von dir kenne. Was war wirklich los? Hast du etwas gegen Mr. Petterson oder warst du einfach nur schlecht drauf oder ist vielleicht etwas anderes geschehen?“
 

„Roxanne, das ist etwas sehr Privates.“
 

„Das dachte ich mir, aber wir sind doch Freunde oder nicht Hal? Wir arbeiten schon seit drei Jahren zusammen, seit ich hier angefangen habe und vom ersten Dreh an. Bitte sag mir was los ist, ich mache mir Sorgen, du kannst mir vertrauen.“
 

„.... gehst du mit mir Essen?“, fragte Hal hoffnungsvoll.
 

Roxanne lächelte. Sie hatte sich schon gedacht dass das kommen würde.
 

„Gerne. Wir können heute ja die Mittagspause etwas verlängern wenn du willst“, lächelte sie.
 

Eifrig arbeiteten Roxanne und Hal um so schnell wie möglich voran zu kommen. Sie wollten sich schon etwas Zeit nehmen zum Essen, jedoch ohne bis zum Abend arbeiten zu müssen. Durch die friedliche Stimmung, wie sie schon lange nicht mehr war herrschte, verging die Zeit noch schneller und es war eine sehr angenehme Atmosphäre. Nach vier Stunden machten sie sich auf in ein italienisches Restaurant um die Ecke.
 

Sie setzten sich an ein großes Fenster und nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, begann Roxanne das Gespräch.
 

„Also Hal, was ist los? Es muss etwas sehr schlimmes passiert sein, wenn du so ausflippst.“
 

„Schlimm schon. Aber ich habe mich auch selbst sehr über meine Wut gewundert. Schon komisch, wo ich mich doch daran gewöhnt haben müsste.“
 

„Was hat deine Wut entfacht?“
 

„Du hast doch bei der letzten Weihnachtsfeier meine Mutter kennengelernt, weißt du noch?“
 

„Oh ja, sie hatte mir ihre selbstgebackenen Cookies geschickt“, entfuhr es Roxanne fröhlich. Sogleich hatte sie sich an die leckeren Cookies erinnert. Die Schokoladencookies hatten schokoladiger geschmeckt, als die Schokolade die sie sonst aß. Sie waren wunderbar weich gewesen mit einem hervorragendem Geschmack.
 

Hals Mutter war eine sehr besorgte und liebevolle Mutter, die es aber auch verstand ihre Zähne zu zeigen wenn es von Nöten war. Sie war eine kleine, dickliche Frau mit roten Locken und sie trug eine scheußliche rosa Brille. Roxanne kam es so vor als würde sie Hal überbemutern und hatte sich schon des Öfteren gefragt ob Hal deswegen so geraten war, wie er war. Er kam wohl klar, doch hatte sie einmal seine Wohnung gesehen, und von Ordnung war nichts zu sehen, wie auch von gut angelegtem Geld. Er schien sein Geld mehr in Computerspielen und Elektronik zu stecken als das er sich mal die Wohnung etwas schöner einrichtete oder gar versuchte eine insgesamt etwas größeres oder schöneres zu bekommen.
 

Genau genommen hatte Hals Wohnung sie geradezu verschreckt, denn irgendwas konnte mit ihm nicht stimmen wenn er in so einem, wie sie es nannte, Loch lebte während er als Kameramann und auch als ihr Partner gutes Geld verdiente, wenn auch nicht zu vergleichen mit ihrem. Aber dennoch genug um sehr gut damit leben zu können.
 

„Und du kannst dich noch erinnern wie ich einmal erwähnt hatte das ich ohne Vater aufgewachsen war?“
 

Einen Moment durchsuchte Roxanne ihre Erinnerungen und wurde fündig. Hal hatte einmal kleinlaut erzählt das sein Vater gestorben war als er noch sehr klein war. Sie konnte sich noch daran erinnern wie komisch er zu diesem Zeitpunkt gewesen. Nicht wie ein Sohn der Trauer empfand seinen Vater sein Leben lang missen zu müssen, sondern eher etwas abweisend, ja geradezu etwas bockig.
 

„Du leidest sicher sehr darunter das dein Vater gestorben ist“, sagte Roxanne mitfühlend und legte ihre Hand auf seine, eine Geste die nur sehr selten vorkam.
 

Unerwartet zog er seine Hand weg und blickte geistesabwesend aus dem Fenster und beobachtete die Menschen die vor dem Restaurant geschäftig die Straße entlang liefen.
 

„Es war gelogen.“
 

„Was?“
 

„Für mich ist er gestorben und auch für meine Mutter, aber er ist es nicht.“
 

„Was ist passiert?“, fragte Roxanne überrascht.
 

Roxanne dachte bereits das es das übliche Familiendrama war, das sein Vater vom Zigaretten holen nicht zurück gekommen war und von da an unauffindbar.
 

„Er hatte sich geweigert mich als Sohn anzuerkennen. Hatte noch lange behauptet ich wäre nicht von ihm.“
 

„.... W..wwwas?“
 

Roxanne fiel aus allen Wolken. So etwas hatte schon ganz anderes Kaliber. Nicht das es nicht schlimm wäre eh schon ohne Vater aufzuwachsen, doch wenn man wusste wer er war und ihn womöglich kannte, dann waren solche Worte mehr als schmerzlich.
 

„Aber ihr hattet doch sicherlich einen Vaterschaftstest gemacht. Tut mir leid wenn ich nun zu direkt werde.“
 

„Natürlich. Nach etlichen Wochen in denen meine Mutter zusehen musste wie sie klar kam, da er sich so lange geweigert hatte, bis es vors Gericht gehen sollte. Das macht nichts, Roxanne.“
 

„Oh Hal, das ist... .“
 

„Ach schon gut. Man kann sich seine Väter eben nicht aussuchen. Natürlich war er mein Vater und widerwillig zahlte er Unterhalt.

Mum hatte mir mal erzählt das ich als Kindergarten Kind nach meinem Vater gefragt hatte, da ich nicht wie die anderen von ihm abgeholt wurde. Eigentlich wollte sie es mir nicht sagen, aber nachdem ich nicht mehr aufhörte zu schreien erzählte sie es mir. Aber wirklich verstanden habe ich die Geschichte wohl erst später.

Erst letzte Woche hatte sie mir erzählt wie es wirklich für sie war. Deswegen bin ich so ausgeflippt. Gestern habe ich auch versucht mit ihm zu reden, aber er stellte sich komplett auf stur. Es wäre nicht seine Schuld gewesen das sie es mit der Verhütung nicht so genau genommen hätte. Er hätte doch Unterhalt gezahlt und so seine Pflicht getan, er wollte ja nur von ihr das sie ruhig ist und ihm nicht seine Karriere versaute. Tja, ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen, aber wie Mum immer so schön sagte, er hatte seine Eier noch immer nicht wiedergefunden.“
 

„Was für ein Arschlo.... tut mir leid.“
 

„Haha, mach dir nichts draus. Ich gebe dir recht. Als Teenager begann ich so langsam zu begreifen was sie damit meinte. Es war nicht nur so das er es gänzlich versäumte mein Vater zu sein. Er zeigte ihr seine Abneigung. Am Ende des Monats war es immer sehr knapp und sie konnte mir nicht mal einen Kinobesuch für fünf Doller erlauben. Aber mit dem ersten des Monats hatten sich die Probleme nie ganz gelöst. Immer erst eine Woche später. Seine gestrige Erklärung war er hätte es oft vergessen, seine Arbeit wäre eben sehr stressig.“
 

Von wegen, dachte sich Roxanne nur. Wie gebannt saß sie da und konnte nicht die Augen von Hal nehmen. Nicht nur das sie ihn in ein ganz anderen Licht sah, sie glaubte ihn gerade neu kennen zu lernen. Kurz wurden sie unterbrochen, da sie ihr bestelltes Essen serviert bekamen. Für ein paar Minuten war es ganz ruhig am Tisch und Roxanne war es unangenehm zu fragen wie es weiter ging, wo es sie doch eigentlich als Außenstehender nichts anging. Doch glücklicerweise brauchte Hal dieses Mal keine Aufforderung und redete weiter.
 

„Er hatte mir auch etwas erzählt was mir meine Mutter verschwiegen hatte. Sie hatte immer versucht ihn komplett auszublenden und wenn ich ihn zur Sprache brachte ignorierte sie es entweder oder wechselte das Thema.“
 

„Was hat er erzählt?“
 

„Meine Mutter wäre irgendwann plötzlich bei ihm auf der Terrasse gestanden, mit mir im Arm, hätte sich einfach an den Esstisch gesetzt und hätte gesagt: Peter, es wird Zeit das du all deine Kinder an einem Tisch versammelt siehst.“
 

„Neeeiiin“, rief Roxanne aus.
 

„Doch. Er sagte es nicht direkt, aber er hatte durchblicken lassen das es mit seiner Frau Krach gegeben hatte und es schwierig war es nicht in die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Aber ich weiß das er sie noch hat, sicherlich hatte ihm die Versöhnung ein neues Auto und ein Ferienhaus gekostet“, sagte Hal spöttisch.
 

„Deine Mutter hat bestimmt riesigen Ärger bekommen“, sagte Roxanne mitfühlend.
 

„Ja, aber sie konnte durchsetzen das er sich um mich kümmerte.“
 

„Wirklich?“, rief Roxanne begeistert aus.
 

„Ja, ganze drei Mal“, sagte Hal verächtlich.
 

„Hat deine Mutter dann noch einmal mit ihm geredet?“
 

„Nein, ich denke sie wollte endlich damit abschließen, wieder ihre Ruhe haben und gab sich mit dem Brief zufrieden den er ihr geschrieben hatte.“
 

„Was? Mit einem Brief? Hat er sich entschuldigt?“
 

„Nein, natürlich nicht!eEs wäre auch nicht gerade etwas gewesen, was einem beruhigte, in der Situation.“
 

Roxanne schalt sich einen Dummkopf, das hätte ihr auch klar sein müssen.
 

„Er hatte ihr versichert das er mein Studium, wie auch meine Ausbildung zahlen wolle, egal um welche es sich handeln sollte und egal wie viel es ihn kosten sollte, so lange sie nur die Füße still hielt und ihn in Ruhe ließ.“
 

Roxanne stocherte nachdenklich in ihren Spaghetti Bolognese herum. Diese Geschichte war unglaublich. Solche gab es zu tausende in jeder Stadt, doch wenn man so etwas erzählt bekam, brachte es einem nur ein beklemmendes Gefühl.
 

„Hal, ich weiß es ist sehr privat, aber wer... .“
 

„Kannst du es dir nicht denken Roxanne?“, sagte Hal herausfordernd.
 

„...... nein....das kann nicht..... .“
 

„Doch, das kann.“
 

„Mr. Petterson?!“
 

„Ja!“
 

„Aber er ist doch so... ich meine... .“
 

„Ich weiß, er spielt seine Rolle perfekt. Er ist der nette Herr von nebenan, mit dem schönen Haus, der hübschen Frau und den reizenden Töchtern, doch weiß niemand von den Leichen in seinem Keller.“
 

Je länger Roxanne darüber nachdachte schallt sie sich selbst das sie nicht früher darauf gekommen war. Wer sonst würde so einen Aufstand machen wegen einem Mann, dessen Politik man nicht mochte? Und wer sah diesem sogar recht ähnlich..... Das runde Gesicht, die große Nase, nun war es Roxanne fast als hätte sie Zwillinge vor ihrem geistigen Auge. Hal war ein kleines Stück größer und hatte die roten Locken seiner Mutter und deren Augenfarbe, aber der Rest.... ganz der Vater.
 

Auch wenn Hal sonst immer die Ausnahme war, vielleicht lag es daran das sie schon immer den gesamten Arbeitstag zusammen verbrachten und manchmal mussten sie tagelang durcharbeiten wenn viel Arbeit anstand. Aber nun wäre Roxanne noch gerne stundenlang dort gesessen und hätte sich mit Hal unterhalten, doch ein Blick auf die Uhr verriet ihr das es höchste Zeit war. Sonst würden sie noch wirklich bis in den späten Abend arbeiten müssen.

Private Gespräche - Teil 2

Kapitel 19 – Private Gespräche Teil 2
 

Roxanne speicherte sich diesen Tag als einen besonderen. Noch nie in all den Jahren war sie Hal so nahe gekommen, woran sie nicht gerade unschuldig war, doch sie gelobte Besserung. Sie hatte Hal sogar zum Abschied umarmt und ihm gesagt das sie seine Reaktion auf das Interview mit dem Bürgermeister, seinem Vater, verstehen konnte.
 

Mit einem mulmigen Gefühl fuhr sie nach Hause. Sie hatte ein schlechtes Gewissen auch wenn sie wusste das sie nichts für Hals Schicksal konnte. Doch die Tatsache das sie ihn seit Jahren kannte und er sie schon so oft darum gebeten hatte mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen und sie ihn immer wieder abgewiesen hatte machte sie gerade fertig. Roxanne hatte immer gedacht wenn sie nur einmal nachgeben würde, würde er nicht mehr aufhören, sie nur noch bedrängen und ihr keine Freiheit mehr lassen, doch sah sie nun etwas anderes.Vielleicht wollte er auch nur etwas Gesellschaft. Und selbst wenn er mehr für sie empfand hatte er doch das recht auf eine normale Art und Weise abgewiesen zu werden. Durch ein Gespräch und nicht so wie sie es immer getan hatte. Roxanne nahm sich vor ihn nun mehr Beachtung zu schenken und vielleicht konnte sich daraus auch eine Freundschaft entwickeln.
 

Zu Hause endlich angekommen fluchte sie, als sie auf ihre Uhr sah. Es war bereits acht Uhr abends, und in eineinhalb Stunden musste sie im Chat Logique sein. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit sich etwaas zu entspannen. Nun fragte sie sich was nun aus ihrem Auto geworden war. Mit diesem wäre sie schneller zu Hause gewesen und müsste sich nun nicht so extrem beeilen. Sie hatte sich schon des Öfteren gefragt ob es noch dastand wo es war oder ob es geklaut, ausgeraubt oder auch auseinander genommen auf einem Schrottplatz gab.
 

„Verfluchter Delic!“
 

Grummelnd stieg sie unter die Dusche, sie würde morgen Megamind fragen was daraus geworden war und ob er es ihr wiederbringen konnte. Es wurmte sie und sie wusste nicht warum, aber sie traute sich nicht wirklich alleine zurück in dieses Viertel. Roxanne wollte diesem violetten Irgendwas nie wieder begegnen, wenn sie auch gleichzeitig versuchte herauszufinden was er war und woher er kam. Sie schüttelte den Kopf um diese negativen Gedanken loszuwerden. Manchmal verstand sie sich selber nicht.
 

Eine Stunde nachdem sie endlich zu Hause angekommen war stand Metro Man plötzlich auf ihrem Balkon. Glücklicherweise hatte sie es noch geschafft sich ein Sandwich zu machen und ein Joghurt zu essen bevor er kam. Sie wollte nicht das er hier auf ihrer Couch saß während sie sich vor lauter Hunger alles erdenkliche aus ihrem wenig guten gefüllten Kühlschrank hinein mampfte. Noch froher war sie aber das sie nicht mehr im Handtuch durch die Gegend lief, das wäre zu peinlich gewesen.
 

„Brandon!“, öffnete sie ihm erstaunt und lief direkt in ihre offene Küche. Sie wunderte sich sehr darüber das ihr Freund nun so einfach hier aufkreuzte, das hatten sie bisher noch nie. Er musste große Sorgen haben. Doch sie wollte sich nicht sofort etwas anmerken lassen.
 

„Was willst du trinken?“, fragte Sie und hatte schon den Kühlschrank geöffnet.
 

„Hast du ein Helles?“, fragte er und ließ sich auf die Couch fallen. Er sah nicht sehr gut aus.
 

„Was? Aber du trinkst doch nur zu besonderen Anlässen dachte ich immer. Aber hast Glück, eines habe ich noch da. Was ist passiert, wir wollten uns doch im Chat Logique treffen.“
 

Sie reichte ihrem Freund das kühle Bier und setzte sich zu ihm. Geschockt sah sie ihm zu wie er sogleich die halbe Flasche in einem Zug hinunter kippte.
 

„Brandon, geht es dir wirklich gut?“
 

„Nicht wirklich. Ich hatte keine Lust mich in diesem piekfeinen Laden aufzuhalten wo die ganzen Schnödel sitzen“, sagte er und nahm noch einen Schluck.
 

Deine Eltern gehören zu eben Jenen, dachte sich Roxanne, sagte aber nichts.
 

„Brandon sag mir was los ist“, hakte Roxanne nach.
 

„Ich sollte dir doch erzählen warum Megamind und ich Rivalen sind.“
 

„Jaaa. Und?“
 

„Deswegen.“
 

„Deswegen.... aber.... was ist denn so grausames passiert das du nun so vor mir sitzt. Wie ein Kerl dessen Frau ihn verlassen hat und glaubt die Welt ginge unter.“
 

„So ähnlich“, nuschelte er nur und nahm wieder einen Schluck.
 

Nun wo Roxanne ihn genauer unter die Lupe nahm, hatte sie die Befürchtung dass das nicht seine erste Flasche an diesem Tag gewesen sei. Auch roch er ein wenig streng und seine Haare waren leicht fettig. Von allen Menschen war sie nahezu die Einzige die wusste das er nicht perfekt war, wie alle glaubten, doch dieser heruntergekommene Anblick war schon fast zum Abgewöhnen. Sie kannte seine Klagen doch das er sich so hängen ließ war ihr neu. Ob er das so immer tat wenn sie sich nicht sahen?
 

„Brandon, nun komm schon. Es soll Jahre her sein, dann warst du wohl noch ein Kind. Ich kann mich kaum zurück erinnern an dem die Stadt noch nicht von Megaminds Explosionen erzitterte. Was hast du als Kind denn so grausames angestellt das du Megamind nun der Superschurke der Stadt ist?“
 

„Ich habe ihm keine andere Wahl gelassen.“
 

„... Was?“
 

Roxanne verstand nur Bahnhof und wusste nicht so Recht was ihr Freund ihr da verklickern wollte. Vielleicht lag es auch daran das der Tag sehr lang war und sie keine fünf Minuten für sich gefunden hatte.
 

„Brandon, das ist doch ausgemachter Schwachsinn. Was redest du da?“
 

„Doch. Es stimmt....“
 

„Brandon, das ist ….“
 

„Lass mich ausreden“, rief Brandon energisch aus und Roxanne glaubte ihn bereits etwas lallen gehört zu haben. Doch sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, setzte sich entspannt hin und hörte aufmerksam zu.
 

„Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, war ich nicht immer der Goldene Junge. Klar, der Name meiner Adoptiefeltern brachten mir Respekt ein, ich war jemand, aber kleinen Kindern interessiert so etwas nur wenig, sie verstehen so was nicht. Als ich neu in die Klasse kam behandelten sie mich erst wie einen typischen Neuling. Doch sie hatten gehört das ich nicht normal war. Und im Sportunterricht zeigte sich das auch. Ich hatte meine Kräfte noch nicht so gut unter Kontrolle das ich so tun könnte als liefe ich nicht schneller als die anderen. Auch sah ich keine Notwendigkeit darin, ich war ein Kind, ich hatte Spaß am Sport und mich zu verausgaben, doch sahen es die Anderen anders.

Meiner Mutter gefiel das nicht, sie wollte nicht das man schlecht über ihren Sohn redete. Unser Name sollte nicht durch den Schmutz gezogen werden, keine bösen Tratscherein wollte sie riskieren. Also sagte sie mir das ich doch mal Süßigkeiten mitbringen sollte für die anderen Kinder um das Kennenlernen zu erleichtern, der Lehrerin einen Apfel mitbringen und ihr Komplimente machen sollte. Es funktionierte nur mäßig, das Ärgern hörte weitgehend auf, schließlich wollten sie nicht riskieren keine Leckereien zu bekommen, doch blieb die Abweisung mein ständiger Begleiter.

Ich tat alles um beliebt zu werden und eines Tages trug es Früchte.“
 

„Kam Megamind in deine Klasse?“, fragte Roxanne vorausahnend.
 

„Ja. Nach guter Führung erlaubten sie ihm in eine öffentliche Schule zu gehen um soziale Kontakte zu knüpfen und halbwegs wie ein normales Kind aufzuwachsen.... .“
 

Wieder griff er zur Flasche und nahm einen kräftigen Schluck.
 

„Natürlich sahen sie den kleinen Blauen als Fremdkörper an. Doch durch seine ungewohnte Erscheinung trauten sie sich nicht irgendetwas gegen ihn zu sagen oder gar zu Abweisend zu sein. Vielleicht hatten sie auch etwas angst. Marcus Lucas hatte einmal erzählt mit seinem riesigen Schädel könne er ihre Gedanken lesen und würde sie zu Dingen zwingen können die sie gar nicht tun wollten. Am nächsten Tag kam Petty Rodrigo mit Alufolie an ihren Zöpfen herum gebunden.
 

Darin sah ich meine Chance. Ich versuchte mit Kunststückchen und Leckereien weiterhin auf der Beliebtheitsskala aufzusteigen und bestärkte die Ängste der Kinder. In der Pause und im Sportunterricht, ja in jeder Gelegenheit die sich mir bot, nutzte ich dazu ihn zu ärgern und vor den anderen schlecht zu reden. Selbst unsere Lehrerin Ms. Jane Doe mochte ihn nicht leiden.
 

Eines Tages ging es ihm wohl zu weit, ich hatte bemerkt wie sehr er sich bemüht hatte, doch fand er einfach keinen Anklang. Er versuchte ebenso den Kindern Süßigkeiten zu bieten, zum Beispiel hatte er Minion einen kleinen Roboterkörper gebaut der aus dem Bauch des Bots einen Strahl ausstrahlte, mit dem er versuchte aus Maiskolben Popcorn zu machen. Es funktionierte nicht so wie er es sich vorgestellt hatte, der Strahl war zu stark und die Maiskolben verbrannten. Ich löschte das Feuer und flog ihn in der Ecke. Während ich mein Sternchen von Ms. Doe bekam, musste er als der Böse in der Ecke stehen, obwohl er ja eigentlich nichts falsch getan hatte. Ihm war doch nur sein Experiment nicht gelungen“, schluchzte Brandon schon fast.
 

„Äh... Brandon was ist denn nur los?“, fragte Roxanne etwas überfordert und legte ihm eine Hand auf dem Arm.
 

Dieser fing sich wieder schnell und nahm wieder einen Schluck Bier.
 

„Brandon, wirklich, das sind alles Dinge die Kinder nun mal machen, auch wenn es grausam ist und ich denke das deine Mutter die einen etwas weniger guten Rat gegeben hat.“
 

„Nein Roxanne du verstehst nicht, ich habe alle aufgehezt, einmal haben wir ihn alle mit Basketbällen beworfen. Ein normales Kind hätte Beulen und blaue Flecken bekommen, wenn nicht noch schlimmeres passiert wäre. Und wenn wir ihn nicht gerade ärgerten, ließen wir ihn links liegen und ignorierten ihn. Ich hätte das gar nicht weiter anstacheln müssen, sie hätten von alleine weiter gemacht und hätten mich in Ruhe gelassen, vor allem da er doch so merkwürdig aussah. Es hätte keinerlei Taten bedürft ihn als Außenseiter an den Pranger zu stellen. Eigentlich war seine Reaktion abzusehen. Aber daran erkennt man wie viel Kraft der Kleine wirklich hat. Roxanne, er hatte keine liebende Mutter zu der er weinend nach Hause laufen konnte um Trost zu bekommen. Es ist ein Wunder das er nicht eingegangen ist, aber keines wenn man bedenkt welchen Weg er eingeschlagen hat.“
 

„Warum hast du dann nicht aufgehört? Du hattest doch schnell, ja eigentlich ohne groß etwas zu machen, dein Ziel erreicht.“
 

„Ja, aber ich hatte angst. Große Angst.“
 

„Was? Aber wovor?“
 

„Vor den anderen. Meine Mutter hatte mir immer eingebläut das ich immer gut angezogen sein muss, immer gepflegt, niemals schmutzig machen. Niemals mit verwuschelten Haaren herumlaufen. Wenn wüsste wie ich jetzt aussehe. Sie achtete sehr darauf wie ich herumlief, wie ich mich gab, wie gut ich in der Schule bin. Eine drei war niemals gut genug und eine zwei schon gar nicht. Ich hatte angst sie zu enttäuschen. Ich war als ich von meinem Planeten geflohen war älter als Megamind, ich kann mich an mehr erinnern, wer meine Familie ist, wie mein Planet war und ich wusste das ich es nicht vermasseln durfte, denn schließlich bin ich allein. Es gibt meinen Planeten nicht mehr, und auch wenn ich Superkräfte habe, wenn die Menschen mich verteufeln, gibt es nur mich gegen Milliarden und kann außerdem nicht mal von hier verschwinden. Wohin auch.“
 

Nun stand Metro Man ruckartig auf und begann hinter der Couch hin und her zu laufen.
 

„Verstehst du nicht, ich hatte Angst vor Ablehnung, natürlich muss mich nicht jeder mögen, doch als Kind war mir das unheimlich wichtig, weil ich dachte das es sonst mit mir vorbei war. Das was Megamind durchmachen musste hätte ich niemals überstanden. Also begann ich die Rolle des Goldenen Jungen zu übernehmen und irgendwann..... gab es kein Zurück mehr. Wie du deutlich sehen kannst.“
 

Roxanne saß steif da und starrte ihren langjährigen Freund an. Sie konnte nicht glauben was sie da hörte. Der Held der Stadt hatte den kleinen Megamind fertig gemacht, weil er ein Sensibelchen war, das nicht auch durchmachen und von sich ablenken wollte. Aber so streng wollte Roxanne es nicht sehen. Letztendlich hatte er menschlich gehandelt. Sie konnte verstehen das er sich der Meute nicht freiwillig ausliefern wollte. Es war sicherlich nicht als einziger seiner Spezies auf einem fremden Planeten zu leben. Als einziger Ausländer in einer Klasse war es schon hart, wie mochte es dann den beiden, im besonderen Megamind ergangen sein? Langsam begann Roxanne zu verstehen. Sie würde den Weg, den Megamind eingeschlagen hatte niemals gut heißen, aber nun verstand sie so langsam weshalb er es getan hatte. Doch da Metro Man zu große Angst hatte sich mit Megamind zusammen zu schließen und die Ausgrenzung zu riskieren musste jeder für sich selber kämpfen.
 

Doch gab es bei Metro Man sicherlich noch andere Einflüsse. Sein sensibles Wesen wurde genutzt und so konnten sie ihn zu einen Helden erziehen. Sicherlich wurde das vom Tag an seiner Landung so bestimmt, schließlich erinnerten seine Kräfte doch sehr an einem Superman. Und aus Angst er könnte auf böse Gedanken wie Megamind kommen, schließlich hätte er die Kraft dazu die gesamte Erde einzunehmen, haben sie ihn von klein an bearbeitet. Nicht wie bei Megamind. Er hatte sich für die Welt nicht krumm gemacht, egal wie schlecht es ihm ging, und verglichen mit Metro Mans Leben hatte er es tatsächlich nicht leicht und man sprach hier nicht von einem Leben als sogenannter Straßenjunge, wie sie in den ärmlicheren Teilen von Metro City zu finden waren.
 

Megamind hatte seinen Dickschädel durchgesetzt, doch konnte man bei ihm wirklich von einem Bösen reden? Er war kein Mörder, kein Vergewaltiger, er misshandelte keine Kinder oder verkaufte Drogen an sie. Eigentlich war es doch mehr so das er versucht seine Ansichten explosiv durchzusetzen.
 

„Brandon, hör mir zu“, sagte Roxanne während sie ihn auf die Couch zurück zog und legte einen Arm um ihn. Soweit sie es bei diesem Schrank eben konnte. „Du bist ein fantastischer Mensch. Der netteste, verständnisvollste und liebste den ich kenne. Was damals geschehen ist, dafür kannst du nichts. Du warst ein verängstigtes Kind das sich nicht anders zu helfen wusste. Sie doch wie es in den Schulen läuft, Mobbing ist ein weltweites Thema, weil es nicht nur dir so erging. Umgekehrt hätte es Megamind vielleicht auch nicht anders gemacht. Außerdem ist es über zwanzig Jahre her, du brauchst dir deswegen keine Schuldgefühle einzureden. Er hat seinen Weg gewählt, Jahre nachdem es geschehen war.“
 

„Nein!“, nuschelte er traurig.
 

„Nein?... nein was?“
 

„Er hätte es nicht so gemacht. Ich habe zwar meine Kräfte doch er ist der Stärkere von uns beiden, auch wenn es für dich nicht so aussehen mag. Und er wählte sich seinen Weg nicht Jahre später, sondern genau an dem Tag als er es sich nicht mehr von mir und den anderen bieten lassen wollte. Er stand wie immer in der Ecke und du weißt das mein Gehör fantastisch ist. Ich hörte ihn nuscheln. Er hatte trotzig gesagt, wenn ich schon immer der böse Junge bin, dann will ich der Böseste von allen sein. Und das tat er dann auch. Angefangen mit einer kleinen chemischen blauen Explosion. Er hatte fast das gesamte kleine Schulhäuschen in blauer Farbe getaucht, und uns mit dazu. Seitdem war er nie wieder in der Schule aufgetaucht.“
 

Schockiert hörte Roxanne sich diese Geschichte an. Also war Megamind nur für wenige Wochen in eine normale öffentliche Schule gegangen. So hatte er abgesehen von den paar Stunden in der Schule und den wenigen Tagen, die er hatte, bevor er auf der Erde landete im Gefängnis verbracht. Als die zwei Raumkapseln gelandet waren, war Roxanne nicht einmal ein Gedanke, sie kam erst sechs Jahre später auf die Welt. Doch waren die Menschen noch immer etwas speptisch, doch als sie selbst fünf Jahre alt war, und langsam begann die Welt um sich zu verstehen, da waren die beiden schon kein wirklich Thema mehr. Metro Man war ein heranwachsener Teenager und wurde zu einem Helden erzogen, während es um Megamind gruselig still war. Die Menschen spekulierten und tratschten zeitweise über den misteriösen blauen Jungen, der versucht hatte die Schule in die Luft zu jagen, hieß es. Ihre Mutter redete oft davon. Sie war sehr ängstlich und misstrauisch und redete schon davon, man solle einen Aliensicheren Bunker bauen. Aber ihr Vater hielt es für unsinnig, auch als Megamind aus dem Gefängnis heraus und seine Karriere als Superschurke begann.
 

Roxanne redete noch etwas mit Brandon, tröstete ihn und versicherte ihm das es nicht seine Schuld gewesen sei. Als es spät geworden war flog er wieder nach Hause und Roxanne blieb für einen Moment auf dem Balkon stehen und sah ihm gedankenverloren nach, auch als sie ihn schon längst nicht mehr sehen konnte.
 

Es war erstaunlich wie unterschiedlich Menschen sein konnten. Der eine groß und stark, und trotz seiner Superkräfte klein und sensibel. Der andere klein und schmächtig, mit einem hohen Intellekt, den man oberflächlicherweise für einen empfindlichen Computerfreak halten würde, war stark, gab niemals auf, hatte eine hohe Ausdauer und hielt sehr viel aus. Wenn Roxanne manchmal darüber nachdachte wie er schon von Metro Man durch die Gegend geschleudert wurde, auf harte Böden traf oder gegen Steinmauern flog, war es erstaunlich das er für menschliche Verhältnisse überhaupt noch am Leben war. Und vor allem das er danach überhaupt noch in der Lage war aufzustehen.
 

Roxanne war erschöpft, sie schlurfte müde in ihre Wohnung und strich über ihren verspannten Nacken. Sie huschte mit letzter Kraft unter die Dusche, da sie es hasste, verschwitzt und stinkend ins Bett zu gehen, und fiel danach sofort ins Bett.

Doch ein Date?

Kapitel 20 – Doch ein Date?
 

Nachdenklich saß Roxanne in der U-Bahn und fuhr zur Arbeit. Sie fühlte sich nicht mehr ganz so geplättet von den Informationen von Hal und Brandon. Doch die von Brandon waren für Roxanne sehr interessant. Ob sie versuchen sollte aus Megamind etwas heraus zu kitzeln? Mit einem nagenden Gefühl in der Magengegend wusste sie das sie sich nicht einmischen sollte und sich nach den jahrelang anhaltenden Rivalitäten nicht alles besser machen konnte, nur weil sie daherkam. Mit einem Kopfschütteln entschloss sie sich still zu halten und nichts zu sagen. In manche Angelegenheiten sollte man sich einfach nicht einmischen.
 

Den Blick durch die U-Bahn schweifen lassend bekam Roxanne einen Herzinfarkt. Ein paar Reihen vor ihr saß Hal, der war ich gar nicht aufgefallen und sie ihm offenbar auch nicht, denn er hatte, soweit sie es erkennen konnte Kopfhörer auf und starrte die ganze Zeit auf etwas hinunter. Roxanne glaubte zu wissen das es sein Gameboy war, den er auch in der Arbeit manchmal heimlich an hatte, wenn es wenig für ihn zu tun gab oder er eine Verschnaufpause brauchte.
 

Roxanne seufzte. Wie konnte sie sich aus dieser Situation befreien? Sie wollte Hal als Freund ansehen, doch wusste sie wie er war und hatte keine Lust darauf eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Es reichte wenn sie sich den ganzen Tag auf der Arbeit zu Gesicht bekamen, auf der Hin-und Rückfahrt musste es nicht sein.

Als die U-Bahn bei der Haltestelle „American News“ hielt, stieg Roxanne auf, achtete aber darauf hinter Hal zu bleiben um nicht entdeckt zu werden. Sie kam sich fies vor, doch drehte sich bei dem Gedanken zu viel Zeit mit Hal zu verbringen der Magen um. Sie war schon immer sehr freiheitsliebend, und wollte auch das es dabei blieb. Bis zum Parkplatz vor dem KMCP-Gebäude schlenderte Roxanne hinter Hal her, blieb einen Moment stehen und rief ihn.
 

„Morgen Hal!“
 

Hal blieb verdutzt einen Moment stehen und sah sich um. Offensichtlich hatte er sie durch die Kopfhörer nicht verstanden. Roxanne holte ihn auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ah Roxanne, du bist es. Morgen. Bist du heut nicht mit dem Auto da? Parkst du nicht normalerweise weiter vorne?“

Gedanklich ließ Roxanne den Kopf sinken. Das Hal das wusste überraschte sie nicht. Aber jetzt musste sie sich erst Mal eine Ausrede einfallen lassen.

„Tja, weißt du. Mein Auto ist in der Werkstatt.“

„Wirklich? Aber war das nicht ein Neuwagen, den hast du doch erst seit eineinhalb Jahren.“

„Äh... ja, aber der hat so komische Geräusche gemacht.... nur sehr leise... vielleicht habe ich mich auch geirrt, aber ich wollte sicher gehen“, lenkte Roxanne ein und war froh das Hal den Köder schluckte.
 

Heute war mal wieder ein schwieriger Tag die Szenen des Wahltages schön zusammen zu schneiden. Megamind hatte so für Aufruhr gesorgt, das ein Interview mit Mr. Petterson gar nicht möglich gewesen war. Aber wenigstens hatte sie gute Vorarbeit geleistet und andere interviewt und ein paar schöne Szenen im Kasten die den Trubel der Wahl zeigten. Aber dennoch würde es nichts Besonderes sein.

Dafür aber hatte Hal heimlich gefilmt wie Megamind gegen Metro Man gekämpft hatte und das würde der Knüller werden. Roxanne mochte es nicht gern diese Entführungs-Szenen zusammen zu schneiden, da es immer unvorteilhafte Aussichten gab. Einmal war sie gefesselt an eine hohe Laterne gefilmt worden und die Fesseln hatten ihre Bluse so nach unten gezogen und sie hing damals mehr mit dem Kopf nach vorne, so das ihr Dekolté mehr als gut zur Geltung kam. Seit dem Tag achtete sie darauf keinen zu großen Ausschnitt zu tragen. Auch hatte sie ihren Chef Mr. Goldberg gebeten das sie derlei Themen lieber selbst schnitt, selbst wenn es der Bericht von jemand anderes war, weil sie keine Lust verspürte überall ihren Busen in den Zeitungen oder ihren Schlüpfer, der unter dem Kleid hervorlugte, zu sehen.
 

In der Pause entdeckte Roxanne ihre alte Kollegin Amily Woods und setzte sich zu ihr.

„Ah Roxanne, geht es dir gut? Hab gehört das Megamind dich wieder einmal entführt hat. Stimmt dass, das er dich in die Luft jagen wollte?“, löcherte Amily Roxanne wie einen schweizer Käse.

„Äh... ja, aber hat das Ganze nicht so funktioniert wie es soll“, erklärte Roxanne unsicher.

Sie musste darauf achten das auf der Reportage nicht zu sehen war das Metro Man während der Explosion sie nicht gerettet hatte.
 

„Du sag mal warst du nicht mit deinem Chef Misteeeerrrr....äh.“
 

„John GOODMAN“, erinnerte Amily. „Oh das Date war der Wahnsinn, oh Roxanne...“, quitschte Amily aufgeregt. „Wir sind in einem ganz schicken Restaurant essen gegangen, ich habe sogar einen Hummer gegessen und er ist sooo charmant. Ich bin dahingeschmolzen und sein Anzug, oh er sah so gut aus und er roch sogar sehr gut. Der neue Duft von Dolce & Gabana glaube ich. Und er ist so witzig.“
 

„Habt ihr denn darüber gesprochen ob das mit deiner eigenen Sendung realisierbar ist?“, fragte Roxanne um von der nervigen Schwärmerei abzulenken.
 

„Ja, also wenn ich eine gute Idee hätte, wäre er bereit es zu realisieren. Ich bin mir aber noch nicht sicher was ich für eine Sendung machen will. Auf jeden Fall etwas völlig Neues. Und stell dir vor, nächste Woche sehen wir uns wieder“, lächelte Amily bis zu beiden Ohren.
 

„Was? Aber dir muss doch erst Mal eine Idee einfallen, oder gibt er dir nur eine Woche Zeit?“
 

„Nein... mh... um ehrlich zu sein... hat es, etwas gefunkt“, stotterte Amily mit roten Wangen vor sich hin.
 

Gedanklich schüttelte Roxanne den Kopf. Sie persönlich hielt nicht viel davon mit seinem Vorgesetzten etwas anzufangen, aber da sie noch heute mit dem Superschurken der Stadt ausgehen würde, wollte sie sich dieses Mal keine Meinung dazu bilden. Doch sorgte sie sich etwas um Amily, denn damals während ihrer Zeit bei der Zeitung, gab es da schon einmal einen Vorfall und Amily war, um es direkt auszudrücken, auf die Schnauze gefallen.
 

So sagte Roxanne nichts, und wünschte ihr viel Spaß.
 

Den Arbeitstag hinter sich gebracht schlenderte Roxanne zur U-Bahn-Station.

„Hey Roxaroo, warte auf mich“, rief Hal, der bereits schwitzend hinter Roxanne herlief.

Sie hatte sich vorgenommen nicht mit ihm zusammen zu fahren, doch konnte sie nicht wirklich durchziehen, das wäre einfach fies.
 

„Bist du auch so geschafft wie ich?“, fragte Roxanne lächelnd.
 

„Au ja, den Kampf zwischen Metro Man und den diesen fliegenden Dingern zu schneiden war gar nicht leicht. Sie waren zu schnell, die Kamera kam kaum hinter her und dann noch wirklich gute Szenen zusammen zu stellen und dann musste ich manches mit Zeitlupe laufen lassen, damit man überhaupt etwas sieht. Ich bin schon total müde vom auf-den-Bildschirm-starren.“
 

„Mir geht es nicht anders. Was hast du heut noch so vor?“, fragte Roxanne und bereute die Frage sofort.

„Nichts weiter. Hast du heute schon was vor? Vielleicht könnten wir... .“

Gedanklich verdrehte Roxanne die Augen, sie hatte geahnt das die Frage käme, aber es musste ja nicht so gemeint sein, wie sie glaubte.

„Tut mir leid, heute bin ich verabredet. Aber vielleicht ein anderes Mal.“

„Verabredung?“, fragte Hal etwas misstrauisch. „Mit wem? Mit Metro Man?“

„Äh.... .“ Nun musste Roxanne sich eine gute Ausrede ausdenken.

„Nein Hal, ich treffe eine alte Freundin.“

„Meinst du Justine?“

„NEIN!... äh.. Mm Meg... Meggi“, sagte Roxanne.

„Wir kennen uns noch vom College und durch die Entfernung ist es schwierig Kontakt zu halten. Jetzt ist sie für ein paar Tage in der Stadt“, hoffte Roxanne eine glaubwürdige Ausrede gefunden zu haben.“

Hal reagierte darauf nicht weiter. Während der Fahrt hielten sie etwas Smalltalk und Roxanne war erstaunt wie angenehm es sein konnte normal mit Hal zu reden.
 

Zu Hause angekommen warf Roxanne ihre Handtasche achtlos auf die Couch und lief direkt in die Küche. Sie griff sogleich zu ihrer Wasserflasche und trank es bis zur Hälfte leer, ehe sie einmal Luft holte. Abends in einer stickigen und eingeengten U-Bahn zu sitzen, weil um die Uhrzeit alle von der Arbeit nach Hause fuhren und man keinen Quadratzentimeter mehr für sich hatte, war unerträglich.

Vor allem war Hal schon recht verschwitzt, was nicht wirklich für einen angenehmen Duft gesorgt hatte.
 

Nachdem sie ihren Durst gelöscht und ihren Magen mit Sandwiches gefüllt hatte, lief sie hinauf ins Bad und duschte und machte sich hübsch. Sie war nicht sicher was sie anziehen wollte. Wenn sie wieder mit diesem Hoverbike fliegen würden, wäre es unpraktisch, doch war es heute so schön sonnig und heiß gewesen das sie nicht in einer Hose weiter schwitzen wollte. So entschied sie sich für einen lockeren Rock, der ihr bis knapp über die Knie ging. Sie würde sich ja drauf setzen können, und was würde Megamind von vorne denn schon groß sehen können. Obenrum ein schönes Top und ein breiter Gürtel als Accessoires, fertig war das Ausgehoutfit.
 

Roxanne musste nicht mehr lange auf Megamind warten, da nur noch ein paar Violett-rosa Wolken am Horizont zu sehen waren. Wie üblich, hielt er mit seinem Hoverbike auf ihrem Balkon und Roxanne stand schon an der geöffneten Balkontür, ließ sich genüsslich den warmen Wind durch die Haare wehen, während sie ihm beim Absteigen zusah.
 

„Wenn du immer mit diesem Ding aufkreuzt kann ich die Idee mit den Balkonmöbeln vergessen“, stichelte Roxanne.

Für einen Moment sah Megamind sie verwirrt an und warf auch einen Blick über den Balkon.
 

„Also wenn du mich fragst, ist die Aussicht gar nicht so toll, da würde sich der Kauf gar nicht lohnen“, antwortete er frech.

„Bitte?“, erwiderte Roxanne geschockt. Sie hatte nicht mit so eine Antwort nicht erwartet.

„Gefällt dir meine Skyline von hier oben nicht?“

„Ja, aber Metro City siehst du jeden Tag. Ich zeig dir etwas das du nicht jeden Tag siehst“, erklärte Megamind geheimnisvoll.

„Na da bin ich mal gespannt.“

„Das darfst du auch. Im Übrigen, dein Auto steht unten, du hast es sicherlich schon vermisst. Glücklicherweise habe ich ein Parkplatz direkt vor dem Haus ergattert. Zum Glück hatte Minion noch dran gedacht, es wurde schon von ein paar Leuten aus dem Ghetto interessiert beäugt.“

„Was? Hoooooh, ich danke dir. Ja, ich habe ihn schrecklich vermisst, ich wollte dich schon nach ihm fragen, aber.... wie hast du es geschafft ihn hierher zu bringen?“

„Habe ihn hierher gefahren“, erklärte Megamind und zuckte mit den Schultern.

„Hierher, aber... dich hat doch bestimmt jeder gesehen.“

„Nein, ich habe da so meine Möglichkeiten. Ich habe ihn hierher gebracht und per Funk habe ich in eine dunkle Gasse meinen Hoverbike zu mir fliegen lassen um hier hoch zu kommen. Ich nehme an das du gleich mit deinem Auto mal wieder eine Spritztour machen willst“, grinste Megamind.

„Das würde ich schon sehr gerne“, überlegte Roxanne. „Aber dann …. na gut. Stimmt ja du hast ja eine Möglichkeit.“

„Ja... obwohl das vielleicht doch nicht...“, Megamind ließ den Kopf hängen.

„Obwohl was?“

„Du weißt das ich Menschen nur sehr schwer vertrauen kann und.... .“

„Schon gut, dann nehmen wir den Hoverbike, das ist.... .“

„Nein, ich hab mich entschieden. Wir nehmen doch den Wagen“, sagte Megamind und versuchte bestimmt dabei zu klingen. Doch hörte Roxanne seine Unsicherheit raus.

„Du hast dich also entschieden mir zu vertrauen“, sagte Roxanne mehr zu sich selbst. Ihr war bewusst was das bedeutete, denn sobald sie sich gegenseitig ihr Vertrauen schenkten gab es kein Zurück mehr.

„Irgendwann muss man wohl damit anfangen“, sagte Megamind etwas verlegen und sah auf den Boden.

„Also nehmen wir das Auto?“, fragte Roxanne noch einmal nach.

„Nehmen wir das Auto“, sagte Megamind, lächelte kurz und drehte sich um. „Ich geh schon mal, du kannst ja nachkommen, es wäre nicht ratsam durchs Gebäude zu laufen.“

„Ja aber was.... .“
 

Ehe Roxanne noch einen weiteres Ton sagen konnte, stieg Megamind auf die Balkonbrüstung, breitete die Arme aus und ließ sich in die Tiefe fallen.
 

„NEIN!“, schrie sie, und sprang halb auf die breite Brüstung um nach unten zu sehen. Doch da war nichts. Er konnte doch nicht schon unten aufgekommen sein.

Wie von der Tarantel gestochen lief sie los, aus ihrer Wohnung, zum Fahrstuhl, fuhr hinunter, was ihr wie eine Verlängerung der Unendlichkeit vorkam, rannte unter Carlos' verwundertem Blick hinaus und sah sich um. Wo war er nur? Er hätte doch aufschlagen müssen.
 

Plötzlich hörte sie von Rechts ein Klopfen. Woher kam das, es war doch nichts zu sehen. Plötzlich entdeckte sie ihr Auto, heil geblieben, auf einem der wenigen Parkplätze vor ihrem Gebäudekomplex. Sie lief zu ihrem Auto und entdeckte eine fremde Person darin sitzen.

„Hey was fällt Ihnen ein, wie kommen Sie.... .“, rief sie, doch wurde sie von den wild wedelnden Armen des Fremden abgelenkt. Er gab ihr mit Gestiken zu verstehen das sie sich auf die Fahrerseite setzen sollte und Carlos schon merkwürdig rüber schaute.
 

Sich überraschen lassend lief Roxanne um das Auto herum und setzte sich hinein.

„Also noch mal du …. .“

„Roxanne, beruhige dich, ich bin es doch nur, Megamind.“

„Was?“ Argwöhnisch beäugte Roxanne den Fremden.

Ein junger Mann, etwa in ihrem Alter mit schwarzen seidigen Haaren und grünen Augen, mit einem etwas dunkleren Teint.

„Das glaube ich nicht...“, sagte sie Gedankenverloren und starrte in die grünen Augen.

„Roxanne bitte, ich kann mich hier mitten in der Stadt nicht zeigen. Außerdem läuft uns die Zeit davon, ich kann die Gestalt nicht lange halten.“

„Guter Trick“, sagte Roxanne abgedroschen.

„Hach, vertrau mir. Bei diesen Verwandlungen lässt sich die Augenfarbe nicht ändern, du wirst sehen, aber bitte fahr los. Da gerade aus, auf die Metro Meile, hinaus aus der Stadt und dann in Richtung Pitchburg.“
 

Für einen Moment blickte Roxanne diesen fremden Kerl misstrauisch an, startete aber dann das Auto. Es war gut möglich, das es eine von Megaminds wenigen genialen Erfindungen war, und eine Leiche war schließlich nicht auffindbar, also musste er es sein. Und solch grüne Augen konnte nicht jeder vorweisen, dachte sie mit einem flauen Gefühl im Magen.
 

Roxanne fuhr die Metro Meile entlang wie aufgetragen und schielte immer wieder zu dem Typen hinüber. Sie versuchte daran zu glauben das hinter dieser Fassade tatsächlich Megamind steckte, doch war es nicht gerade einfach. Es war mehr als ungewohnt, ja fast unangenehm, nicht neben einen blauen Mann mit riesigen Schädel zu sitzen. Während der Fahrt sagte sie kein Wort, jedoch genoss sie es wieder mit ihrem Auto fahren zu können und diesem schien nichts geschehen zu sein. Selbst die CDs in ihren Türfächern waren scheinbar noch alle da. Sogar einen alten Becher eines Starbuckskaffees.
 

Aus Metro City fast draußen glomm plötzlich blaues Licht, da wo dieser Mann saß und mit einem Mal war Megamind wieder zu sehen.
 

„Aaaaah“, schrie Roxanne erschrocken und musste aufpassen, dass sie auf der Spur blieb.
 

„Verdammt“, rief Megamind, „die Zeit ist rum.“ Er duckte sich so schnell es ging und stieß sich seinen Kopf an. „AU!“
 

So schnell konnte Roxanne gar nicht hinsehen und schon erschien wieder ein blaues Licht und der fremde Mann saß wieder neben ihr. Aus einen Schock heraus bremste Roxanne ab und konnte froh sein an einer roten Ampel geraten zu sein. Sie drehte sich zu diesem Wandler um.
 

„Wenn du nicht bald damit aufhörst drehe ich durch. Was soll das? Wieso hast du dich zurück verwandelt?“

„Das war keine Absicht, es hält nur eine halbe Stunde, deswegen wollte ich das du endlich losfährst, das habe ich dir doch erklärt. Es ist eben noch nicht ausgereift, aber ich verwende es eher selten“, sagte Megamind kleinlaut.
 

Seufzend wende Roxanne sich wieder ihrer Autofahrt zu. Glücklicherweise waren die Straßen am Rande von Metro City nicht so überfüllt wie im Zentrum, und scheinbar hatte das gerade niemand gesehen.

Aus Metro City draußen, bog Roxanne kurz auf die Autobahn, und nach einer weiteren viertel Stunde in eine Seitenstraße, in Richtung Pitchburg. Von der Seitenstraße dirigierte sie Megamind auf eine Landstraße und durch eine kleine Ortschaft, die zu einem Wald führte. Nahe dem Waldrand fuhr sie nur noch auf Schotter und hielt direkt vor der ersten Baumreihe.
 

„Bist du sicher das du hierher wolltest?“, fragte Roxanne verdutzt.

„Klar“, sagte Megamind und verwandelte sich wieder in sein altes Ich.

„Für … eine Wanderung ist es aber schon zu spät, das ist dir klar oder?“

„Ha ha, nun sei nicht so skeptisch. Es wird dir gefallen, glaub mir“, sagte Megamind selbstsicher und stieg aus dem Auto aus.
 

Roxanne tat es ihm gleich und folgte ihn in den Wald. Sie liefen einen schmalen Pfad entlang, soweit es Roxanne erkennen und mit ihren Füßen fühlen konnte. Der Mond war zwar aufgegangen und auch die Sterne strahlten, doch dauerte es ehe sich Roxanne Augen an die Dunkelheit gewöhnten, und selbst dann stolperte sie so manches Mal.

Der Pfad war gesäumt von Kräutern, Pilzen, Sträuchern, kleinen und großen Wurzeln. Wenn Roxanne in den Wald hineinschaute war kaum etwas zu sehen, die hinteren Bäume konnte man nur erahnen, es waren Grillen zu hören, eine Eule und undefinierbare kratzende Geräusche. Wenn sie nicht wüsste das in dem Wald für sie keinerlei Gefahr bestand, würde sie sich sehr gruseln. Dennoch holte sie mit einem unguten Gefühl im Magen etwas auf und blieb Megamind dicht auf den Versen.

Beim nächsten Mal stolperte sie über eine Wurzel und kam ins Schleudern. Um das zu verhindern schlang sie ihre Arme aus Reflex um Megaminds Körper. Vor Schreck blieb dieser stehen und bewegte sich für einen Moment keinen Millimeter.
 

Mit hochroten Wangen, rappelte Roxanne sich wieder auf und nuschelte „Entschuldigung“.

„Kein... Problem“, stotterte Megamind und fing sich dann jedoch wieder.

Ohne ein Wort zu sagen, griff er nach ihrer Hand und führte sie weiter durch den Wald. Darüber war Roxanne so verwundert, das es ihr die Sprache verschlug. Da es aber ein angenehmes Gefühl war wehrte sie sich nicht.
 

Weiter durch den Wald stampfend fiel ihr auf wie lang und feingliedrig seine Hände waren. Es war erstaunlich was diese kleinen Hände, ähnlich wie ihre, alles bauen konnten. Auch erstaunten sie seine sicheren Schritte, nicht einmal war er gestolpert. Ob er oft hier war? Oder vielleicht konnte er etwas besser sehen als Menschen?
 

Als Roxanne schon dachte nie wieder aus dem Labyrinth aus Holz heraus zu gelangen, lichteten sich die Bäume und blaues Mondlicht schien durch das dichte Laub der Baumkronen. Als sie auf eine kleine Lichtung herausgetreten waren, sah Roxanne das es nicht blaues Mondlicht war, sondern mehrere Brainbots schwirrten unter den Baumkronen und erhellten die Mitte der Lichtung. Sogleich entdeckte Roxanne eine Picknickdecke mit einem dazugehörigen Korb.
 

Überrascht und mit offenen Mund trat Roxanne auf die Lichtung. Doch war es nicht mehr die Picknickdecke und der Korb der ihre Aufmerksamkeit bedarf. Hinter dem Picknickkorb waren keine Bäume mehr, sondern hohes Gras, welches links und rechts von Bäumen gesäumt war, deren hohen, weiten Baumkronen zusammentrafen. Wie ein Fenster umrahmten sie das Bild das sich ihr bot. Das weite Meer, das in sanften Wellen an den Strand stieß und den runden Vollmond, der alles beleuchtete und sich im Wasser spiegelte.
 

Fortsetzung folgt . . .

Doch ein Date? - Teil 2

Kaptiel 21 – Doch ein Date? - Teil 2
 

„... … .“ Mehr brachte Roxanne nicht hervor.
 

„Meine Damen und Herren, dass ist eine Sensation. Ms. Roxanne Ritchi, die smarte, redegewandte Reporterin von Metro City hat es die Sprache verschlagen“, alberte Megamind herum und führte übertriebene Gesten aus, als stünde er tatsächlich vor einer Kamera.
 

„Die Reporterin weiß durchaus ihre Redegewandtheit einzusetzen, sie war nur einen Augenblick abgelenkt“, sagte Roxanne gespielt beleidigt.
 

Bedächtig lief Roxanne auf die Picknickdecke zu und setzte sich. Alles war so ordentlich hergerichtet und die Brainbots surrten leise über ihrem Kopf hinweg und schufen zusätzliches Licht. Leichtes Kribbeln stellte sich in ihrem Magen ein. Noch nie hatte sich jemand so viel Mühe gegeben. Kein noch so tolles Fünf-Sterne-Restaurant konnte das toppen.
 

Für einen Moment kam das verschwenderische Leben die sie und die Gesellschaft in der sie lebte unsinnig vor. Sie erinnerte sich an Megaminds Schlafzimmer. Eine Couch, einen Tisch einen kleinen Fernseher. Reichte es denn nicht eigentlich? Wobei Roxanne für sich doch lieber die Couch in ein Bett und den Fernseher in ein Gerät umtauschen, welches nicht kaputt ist und sie nicht die Befürchtung haben musste, das es bald explodieren würde. Auch den Rest den sie von der Bösen Höhle gesehen hatte, war alles andere als einladend oder gemütlich. Jedoch hatte Megamind alles was er brauchte. Was brauchte man denn mehr?

Roxanne musste daran denken was Metro Man ihr nur vierundzwanzig Stunden zuvor erzählt hatte. Und an sein sogenanntes Versteck, in das er sich zurück zog wenn er seine Ruhe haben wollte. Es stank von oben nach unten, von vorne bis hinten und in jedem Quadratzentimeter nach Luxus. Der teure Teppich, die goldenen Bilderrahmen und alles was sich darin befand protzte nur so vor sich hin. So unterschiedlich wie die Behausungen der beiden waren, so unterschiedlich waren auch die Charaktere, die das widerspiegelten in was der andere wohnte.

Sie sah den kleinen Metro Man allein in einem dunklen Zimmer. Sensibel, verängstigt und voller Sorgen, während Megamind immer hinter Gittern saß, sich aber niemals brechen ließ und in seinem Selbstwertgefühl golden Strahlte, wie die Bilder an Metro Mans Wänden.

In ihren Gedanken verloren beobachtete Roxanne wie sorgsam Megamind Teller, Gläser und Besteck aus dem Korb holte und alles schön für sie deckte. Sie sah auch wie er das Besteck auf der falschen und auch von der Reihenfolge falsch deckte, doch musste sie deswegen einfach nur schmunzeln.
 

„Hat Minion wieder gekocht?“, fragte Roxanne neugierig.
 

„Gekocht nicht ganz, es gibt Sandwiches, auch Hawaitoast, einen Tiramisu und Erdbeeren dabei. Minion war der Meinung das ein Abendessen bei einem Picknick nichts zu suchen hat.“
 

„Aber wozu das ganze Besteck?“, fragte Roxanne verwirrt.
 

„Äh... Minion meinte Frauen machen sich nicht gern die Hände schmutzig.“
 

„Was?“, prustete Roxanne los und musste sich den Mund zuhalten, weil sie befürchtete beim Lachen Spucke zu verspritzen.
 

„Was ist so witzig?“, fragte Megamind verdattert und blickte nachdenklich auf die Hawaitoast, die er gerade eben rehydriert hatte.
 

„Nichts, schon gut“, erwiderte Roxanne lächelnd und nahm sich ein Toast mit der Hand.
 

Zunächst blickte Megamind sie etwas verwirrt an, doch tat er es ihr gleich. Für einen Moment saßen sie schweigend da und aßen. Wieder einmal war das Essen besonders lecker und Roxanne musste sich beherrschen nicht gleich alle hinunter zu schlingen. Für einen Moment schloss sie jedoch genüsslich die Augen und gab sich der Geschmacksexplosion in ihrem Mund hin.
 

„Es scheint dir sehr zu schmecken“, grinste Megamind frech und biss ein großes Stück seines Toasts ab.
 

„Au ja. Es ist eine Schande das Minion nie die Chance bekommen wird in einem richtigen Restaurant zu arbeiten.“
 

„Na ja, genau genommen will er das gar nicht. Er müsste sich mit anderen besprechen und was das Kochen angeht, da kennt er kein Pardon. Es wird so gemacht, wie er es für richtig hält und am besten macht man es natürlich gleich selbst, statt sich auf andere zu verlassen“, lachte Megamind.
 

„Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Minion ist immer so... so... ach er ist einfach so wohlerzogen, ein Gentlemen wie er im Buche steht... .“
 

„Ja das schon, aber wenn es um sein Essen geht, bleibt er zwar nett, aber bestimmt.“
 

„.... .“
 

„Was überlegst du?“, fragte Megamind neugierig.
 

„Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll. Mir ist bewusst das ihr beide von einem anderen Planeten kommt, aber.... .“ Roxanne fühlte sich etwas unbehaglich und rutschte unruhig auf der Decke herum. Noch nie hatte sie Megamind auf seine Herkunft angesprochen und war unsicher ob es zu weit ging.
 

„Sprich es ruhig aus“, ermutigte Megamind sie.
 

„Gibt es solche Fische wie Minion oder auch Tiere wie ihn in freier Wildbahn oder habt ihr sie.... .“
 

„Sie....?“
 

„Sie Frankenstein-mäßig zusammengebaut?“ Unsicher biss Roxanne sich auf die Lippen. Sie hoffte inständig das sie Megamind nicht auf dem Fuß trat.
 

„Nein, nicht direkt. Die Tiere auf unserem Planeten waren weiter entwickelt, als die Tiere hier, ebenso die Menschen weiter entwickelt sind, für Laien einfach ausgedrückt. Manche waren besonders intelligent und brachten auch Unruhe in der Wildnis rein und diese wurden eingefangen und zu unseren Helfern gemacht.“
 

„Wie wurden sie so gemacht?“
 

„Sie wurden aufgeschnitten und … na ja... eben umgebaut, wie du es sagst. Tut mir leid, ich will dir nicht erklären wie das im einzelnen funktioniert, so etwas ist nur für ganz Harte. Außerdem habe ich selber nur eine Theorie, ich habe es ja selber nie gesehen.“
 

„Aber warum habt ihr das gemacht?“, fragte Roxanne verständnislos. Für sie war es nichts weiter als Tierquälerei.
 

„Bitte guck nicht so. Das hat schon alles seinen Grund gehabt. Diese intelligenten Exemplare brachten die Natur durcheinander. Der Hund jagt die Katze, die Katze die Maus, die Maus frisst Pflanzen. Stell dir aber vor das eine Horde von Mäusen beginnen würde jagt auf eine Katze zu machen. Solche Tiere jedoch in Gefangenschaft zu halten oder einfach zu erschießen kam nicht in Frage, also gab man ihnen eine Erweiterung ihrer Persönlichkeit, noch einen Funken Intelligenz dazu und sie wurden zu unseren Gehilfen. Das war für beide Seiten die beste Lösung. So hat es mir Minion zumindest erzählt.“
 

„Hat er die Prozedur etwa mitbekommen?“
 

„Nein, von der Gefangennahme bleibt nur eine wage Erinnerung, doch wird sie sehr überschattet von den vielen Eindrücken und komplexen Gedankengängen, die sie nach den Narkose hatten und sie aufgewacht waren. Mein Minion aber ist ein Nachkomme dieser Exemplare, bei ihm wurde nur mit einer Spritze, während er noch im Ei war gespritzt, die ihm eine Antenne an sein Kopf gepflanzt hatte.“
 

„Meinst du mit dein Minion... ?“
 

„Ja. Wir wurden genetisch verbunden. So wird sicher gestellt das dein Helferlein dein Leben lang bei dir bleibt, dich liebt und es ihm ein Bedürfnis ist sich um dich zu kümmern. Aber natürlich verliert er dadurch nicht seinen Charakter. Minion und ich hatten auch schon viele Auseinandersetzungen, weil er anderer Meinung war als ich“, rettete Megamind sich aus seiner misslichen Lage heraus. Die Blicke die Roxanne ihm teilweise gesendet hatte, waren nicht sehr verständnisvoll.
 

„Also wurde Minion und die anderen zu einem Helfer bevor er und seines Gleichen die Nahrungskette durcheinander gebracht hätten“, überlegte Roxanne laut.
 

„Genau!“, freute sich Megamind über Roxannes Begreifen.
 

Beherzt griff Roxanne nach einem weiteren Hawaitoast und dachte über alles gesagte nach. Minion war das Einzige was Megamind von seinem Heimatplaneten geblieben war. Auch kam ihr wieder der Gedanke an Metro Man und was er ihr erzählt hatte. Megamind hatte wirklich viel durchmachen müssen.
 

„Was ist los?“, fragte Megamind sanft. „Du siehst aus als würde dich etwas sehr bedrücken.“
 

„Was? …. nein... es ist nur... .“
 

„Frag schon ruhig“, lächelte Megamind.
 

„.... …. Es muss hart sein. So allein, nur Minion an deiner Seite. …. Du vermisst deine Eltern bestimmt sehr und die anderen“, nuschelte Roxanne bedrückt.
 

„Man kann nichts vermissen das man nie kannte. Ich war gerade einmal acht Tage alt als ich mit meiner Kapsel zur Erde geschickt wurde. Es gibt nur wenige Erinnerungen.“
 

Acht Tage alt, dachte sich Roxanne schockiert. Es gab viele Kinder auf der Welt die direkt nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt wurden, aber den Planeten verlassen zu müssen und auf einem anderen aufzuwachsen und der Einzige seiner Art zu sein, musste schwer sein.
 

„Denk nicht daran. So trübe Gedanken stehen dir nicht“, sagte Megamind liebevoll und reichte ihr eine Erdbeere, die er aus dem Korb gefischt hatte.
 

Lächelnd nahm Roxanne sie an und biss ein kleines Stück ab.
 

„Es tut mir leid, ich bin immer viel zu neugierig.“
 

„Es ist doch nichts schlimmes daran sein Wissen zu erweitern. Wer nicht fragt, bleibt dumm, oder nicht? Du bist nicht umsonst die klügste Frau die ich ke...“, plapperte er und hielt sich den Mund zu als er merkte was er gesagt hatte.
 

„Danke“, sagte Roxanne und biss wieder in die Erdbeere, während sie ihn anlächelte.
 

Nachdem die Toasts verputzt waren, verstaute Megamind alles wieder ganz schnell in den Korb und stellte ihn zur Seite. Nur die Tupperdose mit den Erdbeeren ließ er stehen und holte auch eine Flasche Limo heraus, und schenkte ihr etwas in ein Glas ein. Das Ganze ließ er am Rand stehen und rutschte unsicher etwas in die Mitte der Decke und betrachtete den Mond. Roxanne tat es ihm gleich und saß nun mit einem kleinen Abstand neben ihm. Für eine Weile herrschte nur Stille zwischen den beiden und die Geräusche des Waldes. Grillen zirpten, man hörte ab und zu ein Rascheln in den Büschen oder Baumkronen und auch eine Eule war zu hören. Das ganze wurde begleitet von dem Surren der herum schwebenden Brainbots.
 

Genüsslich atmete Roxanne die frische Brise des Meeres ein und lehnte sich entspannt zurück. Sie konnte sich nicht entsinnen wann sie das letzte Mal draußen gesessen und sich die Landschaft einfach nur mal angesehen hatte.
 

„Bist du öfter hier?“, stellte Roxanne plötzlich die Frage in den nicht vorhandenen Raum.
 

„Ja. Das ist eines meiner sogenannten Schlupflöcher. Wenn mir alles zu viel wird und ich Abstand brauche, dann komme ich hierher.“
 

„Eines? Also hast du mehrere?“
 

„Ja, und zwei hast du schon kennen gelernt.“
 

„Lerne ich die anderen auch einmal kennen?“
 

Erstaunt blickte Megamind sie an. „Wenn du es wünschst.“
 

„Vorhin hattest du mich ganz schön erschreckt als du plötzlich gesprungen warst, weist du. Ich dachte schon du wärst.... Hach, du hättest ruhig sagen können was du vorhast.“
 

„Tut mir leid. Ich bin es nicht gewohnt das sich jemand um mich Sorgen machen könnte oder ich erst erklären muss was ich vorhabe. Minion kennt meine Erfindungen, da er mir assistiert.“
 

„Mmh, dennoch war ich nicht darauf gefasst. Im gesamten Weg hinunter stand ich im Fahrstuhl und wäre beinahe ge.... na ja, ich war eben erschrocken.“ Roxanne wollte nicht zugeben das sie gestorben wäre vor Sorge. Noch nie in ihrem Leben hatte ihr Herz so laut geklopft und in ihren Ohren hatte es gerauscht als befände sich ein gigantischer Wasserfall in ihrem Kopf.
 

„Wieso bist du eigentlich Reporterin geworden?“, warf Megamind ein um das Thema zu wechseln. Er wollte verhindern dass das Date nur von düsteren Gedanken begleitet wurde.
 

„Weil es schon immer mein Traumjob war, auch wenn meine Mutter es nicht so recht gewesen war“, erinnerte sich Roxanne wehmütig lächelnd.
 

„Warum denn nicht?“
 

„Ach sie hatte andere Pläne für mich. Wobei sich ihre Meinung doch immer wieder geändert hatte. Ich glaube sie wusste selbst nicht was sie sich für mich gewünscht hat. Wenn sie nicht gerade darauf erpicht war mich zu einer Barbiepuppe stylen zu wollen oder mich dazu zu bringen auf die Parties meiner Mitschüler zu gehen, dann war sie der Meinung das ich etwas brauchbares werden sollte. Ärztin, Anwältin oder eine Geschäftsführerin. Aber keine olle Quatschtante die Sätze abliest und nur durch ein kurzes Röckchen befördert wird“, lachte Roxanne.
 

„Ist es nicht schön für Teenager wenn man auf Parties gehen kann? Das mit der Barbiepuppe versteh ich nicht ganz.“
 

„Na ja, damals als Teenager war ich sehr …. eigenbrötlerisch. Ich hatte mich nicht für Frisuren, Trends oder Schminke interessiert. Darum war ich auch nicht im Stande mich mit gleichaltrigen zu unterhalten, sie waren so.... dumm, so oberflächlich... einfach nur Tussen mit übertrieben bemalten Gesichtern, die aber keine Seele besaßen, verstehst du was ich meine? Und die Jungs waren damals einfach nur blöd. Sie spielten sich auf als wären sie Rambo und versuchten dich ins Bett zu kriegen. Blöderweise war ich die erste auf der Liste wer am meisten betatscht und ausgelacht werden sollte.... .“
 

„Warum denn?“
 

„Na ja.... ich war eben.... früh entwickelt“, erzählte Roxanne peinlich berührt.
 

Sie spürte wie ihre Wangen sich rot färbten, obwohl es eigentlich nichts außergewöhnliches oder peinliches dran war.
 

„Das muss hart gewesen sein“, versuchte Megamind gelassen zu reagieren, doch war auch er etwas peinlich berührt.
 

„Ja und nein. Eigentlich war es mir egal was sie sagten. Aber in der Zeit lief ich nur im Schlabberlook rum. Meine Mutter versuchte mich dazu zu bewegen schöne enge Tops und ähnliches zu tragen und kaufte mir deshalb nur solche Mädchensachen, doch trug ich immer das selbe oder kaufte mir von meinem Taschengeld eigene Sachen.“
 

„Und wie verhielt es sich mit den Parties?“
 

„Ach, meine Mutter wollte immer das ich auf jede Party gehe, Menschen kennenlerne und vor allem mal einen Jungen abkriege. Sie wollte eben ein Püppchen zur Tochter, eine Cheerleaderin so zu sagen. Ich weiß noch wie sie mich immer ermahnte doch abzunehmen.... .“
 

„Abnehmen?“ Verdutzt blickte Megamind Roxanne an.
 

„Tja... na ja... damals wog ich etwas mehr. Ich war keine Tonne von 130 Kilo“, verteidigte Roxanne sich sogleich, als sie noch immer Megaminds überraschten Gesichtsausdruck sah.

„Ich war mehr der mollige Typ. Es waren eben 15 Kg zu viel und meine Mutter hielt mir das immer vor und versuchte mich immer wieder zu Diäten zu überreden.“
 

„Wow... ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll... .“
 

„Hättest nicht gedacht das ich früher mal dick war, was?“, lächelte Roxanne provokativ.

In diesem Moment hoffte sie das Megamind nichts gegen schwerere Menschen sagte. Dieses Problem hatte sie zwar seit Jahren nicht mehr, doch gehörte sie nicht zu den Menschen die sich über dickere lustig machten oder der Meinung war solche könnten nicht attraktiv sein.
 

„Äh... nein, ich meine, ich hätte das tatsächlich nicht gedacht, aber ich meinte eher deinen Charakter. Was ich sagen will ist … du bist eine schöne, selbstbewusste, smarte Frau und ich hätte nicht gedacht das du nicht dieser typische, wie nanntest du es? Cheerleader warst.“
 

„Du hast recht, wenn ich mich selbst so betrachte wie ich heute bin, würde man das tatsächlich nicht erwarten. Aber das was ich jetzt bin, bin wahrhaftig ich. Und ich gehöre nicht zu den Frauen die sich blond färben, zehn Kilo Schminke jeden Tag ins Gesicht schmieren und Plastikfingernähgel tragen. Ich habe vielleicht länger gebraucht als andere, aber so ein Cheerleader-Typ werde ich nie werden. Diese Zicken habe ich damals gehasst. Meine Mutter hatte ja einen Drama daraus gemacht das ich mich immer und immer wieder nicht bei den Cheerleadern beworben habe, aber wer will schon in einem kurzen Röckchen, dümmliche Reime rufen, und dämlich dabei herum hüpfen?“
 

Auf der Stelle begann Megamind herzhaft zu lachen und Roxanne war einen Moment verwirrt, da sie ihn noch nie ehrlich hat Lachen hören. Es klang sehr schön und prompt stimmte sie mit ein. Dummerweise konnten die beiden lange nicht aufhören, denn immer wenn einer wieder mit dem Lachen begann, musste der andere mitlachen.

Sich den Bauch haltend und mittlerweile vollends auf der Decke liegend, versuchte Roxanne durchzuatmen und sich zu beruhigen. Auch Megamind lag und beobachtete sie stumm.
 

„In der Schule war ich nie sehr beliebt gewesen. Ich war auch nicht gerade unbeliebt, eher ein Wesen das einfach da war und dem man Gleichgültigkeit entgegenbrachte. Ich habe viel lieber gelesen und auch Geschichten habe ich früher geschrieben, eine Zeit lang wollte ich Autorin werden, doch dafür fehlt mir dann doch das Durchhaltevermögen. Auch konnte ich mich in Gegensatz zu meinen Altersgenossen mich für klassische Musik begeistern. Wie war das bei dir?“, fragte Roxanne, jedoch bereute sie die Frage sogleich, wusste sie doch von Metro Man wie die Schulzeit für Megamind verlaufen war.
 

„In der... Szule... war ich nie … besonders beliebt gewesen“, sagte er mit einem bedauernden, traurigen Ton in der Stimme. Als Roxanne seinen trostlosen Blick sah, mit dem er für einen Moment in schreckliche Erinnerungen versank, legte sie ihm ihre Hand auf seine.
 

„Schade das wir beide nicht auf der selben Schule waren“, sagte Roxanne. Sie sahen sich tief in die Augen und Megamind begann zu lächeln.
 

Das Herz klopfte laut in Roxannes Brust bei dem Anblick seines Lächelns. Es hatte nichts gemein mit seinem diabolischen Schurkenlächeln. Es war einfach ehrlich und sie konnte die Wärme spüren die von ihm ausging. So kalt seine Haut auch aussehen mag, so stark strahlte sie Wärme ab, als wäre er eine wandelnde Heizung. Oder war es vielleicht Roxannes Körper der vor Hormonen so durchdrehte das sie der Altweiberhitze erlag?
 

„Wollen wir vielleicht ein Stück am Strand spazieren gehen?“, fragte Roxanne und stand sogleich auf um sich fangen zu können. Was war nur mit ihr los? Womöglich übertrieb sie das Ganze, sie war eben schon lange nicht mehr ausgegangen, das war alles, redete sie sich ein.
 

„Können wir gern machen“, sagte Megamind, sprang auf und führte sie direkt auf die Klippe zu, von dem man hinunter zum Strand sehen konnte.
 

„Bist du sicher das wir....“, fragte Roxanne verunsichert und blickte den steilen Berg, einem Mischmasch aus Erde und Sand hinunter.
 

„Keine Sorge, so steil ist es nicht“, sagte Megamind und sprang sogleich hinunter und rutschte elegant den Berg hinunter. Ohne zu stolpern kam er unten an und sah sie aufmunternd an. Er musste schon sehr oft hier gewesen sein, dachte sich Roxanne und tat es ihm nach. Sie dagegen versuchte hinunter zu laufen, stolperte auf halbem Wege, konnte sich jedoch noch auf den Beinen halten und strauchelte hinunter. Von der Angst übermannt Megamind umzustoßen, versuchte sie zu bremsen, was sie noch einmal stolpern ließ.
 

Glücklicherweise war Megamind ihr etwas entgegengekommen und hatte sie aufgefangen. Sich in seinen Armen wiederfindend blickte sie ihm, nur Millimeter von seinem Gesicht entfernt an. Sein warmer Atem streifte ihre Haut und seine behandschuhten Hände lagen fest um ihre Taille.
 

„Danke“, hauchte Roxanne und befreite sich aus seiner Umarmung. Wie ein lauter Bass pochte ihr Herz im gesamten Körper und ihre Hände wurden wieder schwitzig. Alles war noch so neu und ungewohnt für sie. Es war nicht leicht, den Menschen hinter dem Superschurken zu sehen und zu akzeptieren, wo sie ihn doch jahrelang verachtet hatte.
 

Gemeinsam schlenderten sie am Strand entlang und sagten kein Wort. Roxanne wollte die schöne Stimmung nicht versauen doch war sie geplagt von Stimmungsschwankungen. Oder eher Meinungsschwankungen? Immer wieder kam dieses Misstrauen auf. Sie fragte sich was Megamind mit den Treffen bezwecken wollte, als Superschurke konnte es ihm doch egal sein was sie von ihm hielt. Oder war er vielleicht doch ein wenig in sie verschossen, so wie Metro Man es einmal gesagt hatte? Ein chaotischer Wirbel aus Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen stürmten in ihrem Innersten. Wieso gerade jetzt, konnte sie den schönen Moment nicht einfach genießen? Was brachte es ihr denn schon sich den Kopf zu zerbrechen, am Ende würde sie so oder so sehen ob es ihm ernst, war oder ob er etwas vor hatte. Doch was würde es ihm bringen sie zu täuschen, da es für ihn doch kein Hindernis darstellte sie zu entführen und mit ihr das zu tun wonach ihm war. Zumindest solange er noch nicht Metro Man davon in Kenntnis gesetzt hatte.
 

Plötzlich zuckte Roxanne zusammen. Sie war dem Meer zu nahe gekommen und nun hatte sie eine kalte Welle überrascht und Wasser in ihre Schuhe gespült.
 

„Oh verdammt“, rief sie aus, entfernte sich von dem Meer und zog ihre Schuhe und ihre Socken aus. Sogleich waren ihre Füße rundherum mit Sand beklebt. „Ganz toll“, stöhnte sie genervt.

„Was machst du da?“, fragte sie verwirrt als sie sah das Megamind sich seine Stiefel auszog.
 

„Na ja, meine Stiefel dürften dir nicht passen, doch will ich mich wenigstens als Gentleman erweisen und es dir gleich tun.“
 

Gerührt musste Roxanne auflachen und sah belustigt dabei zu wie Megamind ins Wasser tapste und wie ein Kind mit seinen blauen Füßen den Sand aufwirbelte. Sie trat an seine Seite und zuckte abermals zusammen, als das kühle Wasser um ihre Haut schwappte.

Megamind schien in Gegensatz zu ihr keine Schwierigkeiten mit der Kälte zu haben. Irgendwann gewöhnte sie sich an das kühle Nass und schon bald fühlte es sich lauwarm an. Gemütlich schlenderten sie nebeneinander her.
 

Allmählich wurde es etwas windig und Roxanne begann in ihrem Top zu frieren.

„Ist dir kalt?“, fragte Megamind.

„Ja und meine Jacke liegt dummerweise im Auto, vielleicht sollten wir....“, begann Roxanne, obgleich es sie widerstrebte den Abend jetzt schon enden zu lassen.

„Oh...warte“, sagte Megamind, öffnete seinen Bösewichtstehkragen, an dem sein Umhang befestigt war und legte ihn kurzer Hand Roxanne an und zog den Umhang nach vorne, damit er sich nahezu schloss.

Verwundert hielt Roxanne still. Es war ein befremdliches Gefühl diesen Bösewichtumhang zu tragen, doch war er, wie vermutet, sehr warm darunter. Auch roch sie wieder diesen angenehmen Duft, den sie schon während Megaminds Krankheitsphase an ihrem Kissen gerochen hatte.

„Danke“, sagte sie und lief schweigend weiter.

„Was machst du so in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade planst wie du Metro Man fertig machst und mich entführst?“, fragte Roxanne neugierig und sah ihn gespannt auf die Antwort an.
 

„Im Gefängnis sitzen“, erwiderte er ernst.
 

„Was? Tust du denn nie... hast du denn … Wirklich?“, fragte Roxanne betroffen.
 

„Ähm.... ja“, sagte Megamind unbekümmert und verstand scheinbar nicht so Recht weswegen Roxanne nun so traurig reagierte.

„Außer natürlich ich nehme mir eine Auszeit bei meinen Schlupflöchern.... oder wenn ich nicht gerade gepflegt werde wenn ich krank bin“, erwiderte er lächelnd.
 

Ungewollt lächelte Roxanne zurück. Irgendwie schaffte es dieser Mann immer wieder die Stimmung aufzulockern.
 

„Und was macht Roxanne Ritchi in ihrer Freizeit?“
 

„Mh.... gute Frage. Wenn ich nicht gerade gezwungenermaßen meine Wohnung aufräume.... sitze ich vor dem Fernsehen oder höre Musik.“
 

„Wirklich? Ich hätte gedacht.... .“
 

„Das ich keine Gelegenheit auslasse shoppen zu gehen, ins Nagelstudio, zum Friseur...?“, spöttelte Roxanne.
 

„Erwischt!“, lachte er.
 

„Ich bin immer so mit Arbeit überhäuft, das ich oft nicht einmal das Wochenende genießen kann. Wenn ich dann mal Frei habe bin ich froh wenn ich meine Ruhe habe. Oder ich versuche meine ebenso beschäftigte Freundin Justine zu sehen. Hach, ich würde gerne mal wieder ein Buch lesen, aber irgendwie finde ich nicht die Ruhe dazu.“
 

„Bei mir ist es umgekehrt. Wenn ich im Gefängnis bin sitze ich nur vor der Glotze und wünschte ich könnte endlich leben und tun was andere tun. Ins Kino gehen, ins Cafe, am Tage im Park spazieren gehen, durch die Läden schlendern und wenn ich in der Bösen Höhle bin, tja.... dann habe ich nur Metro Man im Kopf, denn alles andere ist für mich sowieso nicht möglich“, sagte Megamind nüchtern.
 

Traurig blickte Roxanne den Mond an. Auf einmal war alles woran sie jemals geglaubt hatte so schwammig. Früher war alles schwarz und weiß. Metro Man war der Held der Stadt und ein Vorzeigebürger und Megamind der Schurke der unschuldige Frauen entführt, Gebäude in die Luft sprengt und ins Gefängnis gehörte. Doch nun... Metro Man hatte sich als Kind wohl so verhalten wie es die meisten tun würden, doch empfand sie auch Enttäuschung darüber das er sich nicht auf Megamins Seite geschlagen hatte und Megamind war nicht der herzlose Schurke für den sie ihn einst gehalten hatte. Er war nur ein verletztes Kind, welches allein gegen die ganze Welt stand und versuchte zu überleben und sich zu behaupten. Alles war grau und nichts so wie es schien. Was wohl aus Megamind geworden wäre wenn er ein normales Leben hätte führen können? Sicherlich hätte er mit seiner Intelligenz und Talenten etwas Großes werden können.
 

„Guck doch nicht so traurig, was ist denn los?“, fragte Megamind sanft.
 

Was sollte Roxanne nur antworten? Unmöglich konnte sie ihm davon erzählen was Metro Man ihr erzählt hatte.
 

„Na ja, jetzt wo wir uns näher kennengelernt haben, erscheint mir alles so grau.... .“
 

„Wo vorher doch alles schwarz und weiß war“, beendete er ihren Satz.
 

Überrascht blickte Roxanne ihn an und musste lächeln. Sie fand nur selten Menschen die sie wirklich verstanden.
 

Es wurde zunehmend stürmisch und kalt, und so beschlossen sie die Rückkehr anzutreten. Widerwillig zog Roxanne wieder ihre nassen Schuhe an, es war zwar kalt, aber sie waren vor dem Wind geschützt. Da sie auf die schnelle das Gefühl hatte Frostbeulen an ihren Füßen zu entwickeln, joggte fast den ganzen Weg zurück. Den Berg wieder hinauf, rutschte sie ab und fand sich auf Knien auf der Erde wieder. Schnell stand sie auf und klopfte sich den Dreck von ihrem Rock. Megamind hielt sich an einer herausragender Wurzel fest und zog sie mit nach oben. Sie war erstaunt wie stark er war, wo er doch so klein und sehnig war. Dort angekommen befahl er den Brainbots die Picknicksachen einzusammeln und in die Böse Höhle zu schaffen, während er Roxanne aus dem Wald führte.
 

Während des langen Weges im Dunkeln hatte er wieder ihre Hand ergriffen und führte sie sicher auf dem Pfad zurück zum Schotterweg, auf dem ihr Auto auf sie wartete.

Endlich im Auto sitzend schaltete Roxanne auf der Stelle die Heizung an zog die nassen Schuhe wieder aus. Mit Taschentüchern trocknete sie ihre Füße trocken und rubbelte sie warm. Sie war zwar unsicher bei dem Gedanken barfüßig die Pedalen zu bedienen, aber sie wollte unter keinen Umständen mehr die nassen Schuhe ausziehen.

Umständlich wendete sie das Auto, da sie nicht so viel von der Wiese platt fahren wollte und fuhr wieder in die Richtung der kleinen Ortschaft, durch der sie gefahren waren.
 

„Ich nehme mal an das es wieder Zeit für deine Verwandlung ist“, warf Roxanne ein.
 

„Ja“, seufzte Megamind und drehte sogleich an seiner Armbanduhr, woraufhin ihn ein blaues Licht umhüllte und wieder den gutaussehenden jungen Mann hinterließ. Auf der Fahrt unterhielten sie sich über Dieses und Jenes.
 

„Oh, kannst du lauter machen?“, fragte Megamind aufgeregt, als ein alter Rocksong im Radio lief. Guns N' Roses erkannte Roxanne schmunzelnd als sie weiter aufdrehte.

„Du magst diese alte Rockmusik, kann das sein?“

„Ja, die sogenannten Oldies sind mir lieber als dieses neumodische Zeug das so unecht klingt. Alles wird nur noch mit dem Computer gemacht, selbst bei der Stimme wird nachgeholfen.“

„Ich verstehe was du meinst. Als Kind habe ich mit meiner Mutter immer Elvis gehört, seit sie ihn als Teenager für sich entdeckt hatte, gab es fast nur noch ihn“, lachte Roxanne.
 

Auf der weiteren Fahrt hörten sie Musik und beurteilten die Lieder wie die Jury eines Castings. Schnell fiel Roxanne auf wie Streng Megamind was die Musik angeht ist und dachte das alle Castings der Welt froh sein konnten das er nicht zur Jury gehörte. Als sie bei der großen Kreuzung vorbei gefahren und auf die Metro Meile verlassen haben, bückte sich Megamind plötzlich nach vorne um nicht gesehen zu werden. Noch bevor Roxanne ein Wort sagen konnte, erschien das blaue Licht und er war wieder er selbst. Doch so schnell es ging, schaltete er die Uhr wieder um und verwandelte sich wieder in den jungen Mann zurück.
 

„Es muss nervig sein immer auf die Uhr achten zu müssen. Willst du sie nicht bald auseinandernehmen und ausbessern?“, fragte Roxanne zur Seite blickend.
 

„Ja schon, aber ich brauch die eher selten und momentan arbeite ich an so vielen Projekten, da bleibt mir keine Zeit.“
 

„Aber für mich hast du doch auch Zeit“, warf Roxanne grinsend ein.
 

„Soll ich sie gegen die Uhr eintauschen?“, fragte Megamind gespielt boshaft.
 

Darauf sagte Roxanne nichts und schüttelte lächelnd den Kopf. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt waren sie vor ihrem Gebäude angekommen und Roxanne fuhr direkt in die Tiefgarage.

Sie suchte ihre Sachen zusammen und stopfte sie in einer Tüte, die sie in dem Seitenfach hatte. Auch Megaminds Umhang stopfte sie hinein, was mit dem breiten Schulterplatten mit den Nieten gar nicht so leicht war.
 

„Wie viel Zeit hast du noch?“, fragte Roxanne als sie aus dem Auto stieg.

„Noch fünf Minuten und fünfundzwanzig Sekunden“, sagte Megamind auf die Uhr blickend.

„Na dann schnell.“
 

Eilig liefen sie zum Aufzug und warteten ungeduldig darauf das sie hinunter fuhr. Glücklicherweise war sie nur wenige Stockwerke entfernt und sie gehörte auch noch zu der schnelleren Sorte. Während der Fahrt nach oben, wurden sie dann aber doch sehr nervös. Wenn sich einer die Überwachungsbildschirme ansah, waren sie geliefert, wenn er sich zurück verwandelte. Oben angekommen, schloss sich die Fahrstuhltür hinter ihnen und genau in dem Augenblick glomm das blaue Licht wieder auf.
 

„Schnell“, rief Roxanne, zog ihn zu ihrer Tür, schloss schnell auf und schubste ihn schon fast hinein.

„Die alte Mrs. Burks ist ein übles Tratschweib und viel zu neugierig“, erklärte sich Roxanne.

Sie stellte die nassen Schuhe und die Tüte auf dem Boden, holte Megaminds Umhang hervor und lief mit ihm auf dem Balkon.

„Es war schön heute Abend“, sagte er sacht.

„Ja, das war wirklich schön... hier, ich will dir deinen Umhang nicht länger wegnehmen“, lächelte Roxanne.

Megamind nahm ihn an sich, machte aber keine Anstalten ihn wieder anzulegen.

„Ich wünsche dir noch einen schönen Abend“, sagte Megamind und konnte nicht die Augen von ihren lassen.

„Ich dir auch.“

Unsicher standen sie sich gegenüber und wussten nicht so Recht was sie tun sollten.

„Ich denke, ich geh dann mal...“, begann Megamind, ehe sich unangenehmes Schweigen ausbreiten konnte und legte sich seinen Stehkragen, samt Umhang an. Er stieg auf sein Hoverbike, den er auf ihrem Balkon stehen gelassen hatte und blickte Roxanne noch einmal mit einem tiefen Blick an.

„Bis bald …. ?“
 

„Ja, bis bald. Ruf mich an“, sagte Roxanne aufmunternd lächelnd.
 

„Oh... Tatsächlich?“, grinste Megamind, startete seinen Hoverbike und flog davon.
 

Roxanne sah ihm kurz nach und verschwand nach drinnen. Sie fror wieder und sie wollte unbedingt ein heißes Bad nehmen und sich aufwärmen.
 

Fortsetzung folgt . . .

Keine weiteren Errungenschaften

Kapitel 22 – Keine weiteren Errungenschaften
 

In der Wanne liegend dachte Roxanne über den Abend nach. Alles war so verwirrend und zugleich fühlte es sich so richtig an. Wie ironisch das Ganze doch war, vor einigen Wochen hätte sie jeden in die Psychiatrie eingewiesen, der ihr gesagt hätte das sie sich jemals mit dem Superschurken der Stadt gut verstehen und mit ihm ausgehen würde. Wo sollte das nur enden? Was war wenn er sich in sie verliebte und ebenso versuchte Ansprüche zu erheben wie Metro Man? Nicht auszudenken wenn sie sich gegenseitig wegen ihr bekriegen würden.

Mit den Augen rollend schüttelte Roxanne den Kopf. War sie wirklich so selbstverliebt das sie glauben könnte das alle Welt sich in sie verliebte? Bescheuert.

Vielleicht war es nur ein Trick um ihr zu schaden? Was fühlte sie eigentlich dabei? Seit er seine Krankentage bei ihr verbracht hatte war ihr klar das da etwas knisterte, oder besser gesagt, das sie sich nicht gerade unsympathisch waren. Mach dir nicht so viele Gedanken über etwas was nicht ist, redete sie sich ein und sank den schrägen Wannenrand hinunter, bis sie vollständig unter Wasser war. Sie fuhr sich mit ihrem Händen durch die Haare und versuchte allen Schmutz gut rauszubekommen.

Wieder den Kopf über Wasser, strich sie sich die Haare nach hinten und entspannte sich.
 

Megamind war ein sehr netter, humorvoller Mann. Er wusste wie er sie zum Lachen brachte und verstand sie scheinbar auf eine Ebene, die sie noch nie mit einem anderen Erreicht hatte. Sie hatte schon einmal eine lange Beziehung, doch erschien ihr die zu Jason im Vergleich zu jetzt schon sehr oberflächlich. Aber das waren die ersten Erfahrungen wohl meistens. Doch jetzt wusste sie worauf es ankam und was sie wollte, in Gegensatz zu damals. Sie erinnerte sich daran wie es war neben ihm zu liegen. Es war so richtig, so echt, und die Wärme die von ihm ausging war so warm und angenehm. Der Duft roch so lecker. Nach was roch er eigentlich? Er roch leicht nach altem Metall und Benzinöl und auch leicht rostig. Aber sein eigentlicher Körperduft... ? Sie wusste es nicht. Es war so … undefinierbar. Aber so gut. Auch sah er gar nicht so unübel aus, musste sie zugeben. Die blaue Haut war etwas eigen,doch war sie schon so sehr daran gewöhnt, das es ihr nichts ausmachte.
 

Außerdem waren es ja nur Äußerlichkeiten und der Schein trog so oft... wie man sehen konnte.

Während sie noch weiter über ihn nachdachte verliefen prickelnde Strömungen in ihrem Körper entlang, alle hatten nur ihre Körpermitte, das Zentrum zum Ziel. Megamind hatte auch einen sehr großen Schädel, und zudem noch eine Glatze, aber mit Haaren wollte sie sich ihn gar nicht vorstellen, obwohl sie Haare die man so richtig verwuscheln konnte, toll fand. Heute konnte sie ihn das erste Mal ohne seinen Stehkragen und Umhang sehen und das wirkte auf einmal ganz anders. Er sah so... normal aus und ihr gefiel sein langer Hals, sein Nacken.

Weiter über ihr Date sinnierend glitt ihre Hand zwischen ihre Beine und brachte ihr schöne Momente voller Erinnerungen und Fantasie ein.
 

Später lag sie im Bett und dachte darüber nach weshalb Megamind ihr gleich seine sogenannten Schlupflöcher offenbart hatte. Vor allem beim ersten Treffen. Wollte er wirklich schon so schnell Vertrauen zu ihr fassen? Er musste sie wirklich gern haben, er wäre niemals so unvorsichtig. Roxanne spürte wie ihre Wangen rot wurden und musste lächeln. Es war so albern. Zuvor hatte sie sich doch auch nicht so aufgeführt. Wo war nun die smarte Roxanne? Ob sie ihm einen Kuss geben sollte beim nächsten Mal? Der obligatorische Kuss des dritten Dates? Nein Moment, der kam doch schon beim Ersten. Beim dritten wurde.... mh...ja.
 

Weiter wollte Roxanne nicht darüber nachdenken und versuchte zu schlafen. Erstaunlicherweise fiel sie schneller in den Tiefschlaf als sie gedacht hatte, war sie vor kurzem noch so aufgekratzt von dem Ausflug. Doch nun spürte sie wie erschöpft sie war und auch ihr Magen meldete sich bereits wieder, doch das war bei der Müdigkeit, die immer bleierner zu werden schien, Nebensache.
 

********
 

Am nächsten Morgen lief Roxanne fast an ihrem Auto vorbei und schalt sich eine dämliche Kuh. Sie hatte sich schon so sehr daran gewöhnt mit der U-Bahn zu fahren und war zudem Gedanklich so weit entfernt gewesen wie die Erde vom Mond, das sie glatt einige Schritte daran vorbeigelaufen war, ehe sie gemerkt hatte, das etwas ganz falsch lief.
 

Sie setzte sich rein und blieb einen Moment entspannend sitzen während ihre Hände über das Lenkrad strichen. Es war ein herrliches Gefühl, als bekäme sie ihre Freiheit nach langer Zeit wieder zurück.

Wie den Abend zuvor drehte sie auf der Fahrt das Radio auf und überlegte lächelnd welche Bewertungen Megamind den Sängern wohl gegeben hätte. Wie gestern Abend wäre es bei den meisten wohl niederschmetternd.
 

Der erste Teil des Arbeitstages verlief recht ereignislos. Sie schrieb flink ihre Moderationen, die sie am nächsten Tag abdrehen wollte, damit sie spätestens am übernächsten Morgen im Fernsehen ausgestrahlt werden konnten.
 

„Oh Roxanne, stell dir vor, ich habe eine gute Idee für meine Sendung“, erzählte Amily freudestrahlend in der Pause.
 

„Schieß los“, erwiderte Roxanne, während sie ihren Kaffee trank.
 

„Also, es wird mehr eine Allround-Show, es soll alles vertreten werden, so das alle Generationen etwas davon haben. Es soll die üblichen Charts geben, aber nur Platz 10-1, so viel Zeit habe ich ja schließlich auch nicht, aber das ist ja eh nur einmal die Woche. Dann gibt es sowohl die neuen Hits, wie auch die der letzten Jahre oder auch Jahrzehnte. Hatte darüber nachgedacht, jede Stunde etwas neues laufen zu lassen oder den Jahrzehnten einen Tag zu widmen. Man könnte ja auch so einiges über die 70er Jahre zum Beispiel erzählen, welche Bands da sehr berühmt waren, es politisch so lief oder welche Mode gerade angesagt war, so das man eben auch was lernen kann. Verstehst du was ich meine? Und vielleicht mache ich auch solche Quiz und wer die ganze Sendung mit angehört und gut aufgepasst hat, kann sie dann auch beantworten.“
 

„Gibt es dann auch einen Preis?“, fragte Roxanne.
 

„Na ja, nen Preis kannst du da nicht täglich vergeben, aber die könnten sich ja dann ein Lied wünschen und Grüße an ihre Lieben aussprechen. Oder, und das fänd ich ja noch cooler. Wenn es in jeden Tag eine kleine, ich nenne sie Talkshow-Ecke gebe, und in der Zeit können Leute ganz offiziell vor aller Welt wegen irgendwelche Fehler um Entschuldigung bitten oder Heiratsanträge machen oder, ich weiß nicht.... sich ihre Liebe gestehen?“, überlegte Amily laut, während sie seit zwei Minuten an ihrem Löffel lutschte, an dem schon längst kein Joghurt mehr dran war.
 

Roxanne wusste nicht so recht was sie dazu sagen sollte. Einerseits war die Idee gut, aber dieses Talkshow-Dings war nicht so ihr Fall. Sie hielt von Talkshows nicht viel, auch wenn sie sich selbst das eine oder andere Mal welche ansah, wenn gerade nichts Gescheites lief und manchmal war es ja doch sehr lustig. Nur allgemein war es ihr zu blöd und das Ganze noch im Radio zu hören, wäre für sie zu viel des Guten, aber es war ja auch nicht ihre Sendung. Wenn es denn überhaupt dazu kam das Amily tatsächlich eine Sendung bekam. Roxanne zweifelte auf keinen Fall daran das Amily nicht das Zeug dazu hätte, sie wusste das sie eine sehr gute Radiomoderatorin war, schließlich hörte sie sie selbst des Öfteren gerne an. Doch mit diesem neuen Chef erschien ihr die Sache nicht ganz Koscher. Doch sie wollte ihre Freundin kein negatives Gefühl vermitteln und so sagte sie ihr das sie es ganz toll fand und sich darauf freuen würde.
 

Während Amily weiter selig über ihre Sendung redete und verschiedene Überlegungen preisgab versank Roxanne immer mehr in Gedanken. Denn nachdem sie in ihrer Handtasche nach ihrem Geldbeutel gekramt hatte um sich noch etwas von dem Kantinenfraß, wie sie es so schön sagte, zu kaufen, ertastete sie ihr kleines Notizbuch, in welchem sie die Notizen über Psycho Delic und den anderen geschrieben hatte.
 

Sie entschied sich dazu Melissa noch einmal nach dem Schlüssel für das Archiv zu bitten. In den Artikeln zu Psycho Delic stand nicht viel, da die Menschen sich nicht erklären konnten, wer oder was er war. Geschweige denn woher er kam.

Roxanne erinnerte sich an den Artikel mit der Pharma-Industrie. Wenn die Polizei einen Verdacht hatte, war es sicher nicht umsonst.
 

Einige Stunden später saß sie tatsächlich wieder in dem riesigen Raum an dem veralteten Computer und gab das Wort PHARMA-INDUSTRIE ein.

Sofort brummte der Computer und suchte einige Minuten die unzählbaren Artikel durch.
 

Schweizer Pharma-Industrie finanziert neues Projekt in England
 

Immer mehr Pharma-Industriegebäude werden gebaut.
 

Viele viele Artikel waren aufgelistet und Roxanne wusste nicht sorecht welches sie zuerst anklicken sollte, da es alles nach nichts klang. So klickte sie den ersten Artikel an.
 

Die schweizer Firma PHARMAROX spendet dem Wissenschaftler Dr. Johnnson ein Labor und finanzielle Möglichkeiten. Die besten Molekularbiologen und Laboranten arbeiten zusammen an eine Weiterentwicklung des Fibrinklebers, welches als Hilfe für eine Verschließung kleinerer Wunde verwendet wird.
 

Dr. Johnnson dazu:

Die Idee kam mir vor zehn Jahren, als ich für mein privates Archiv Artikel aus der Zeitung ausschnitt und mich dabei mit der Schere ziemlich an der Hand verletzte. Plötzlich hatte ich eine Eingebung.

Wie praktisch wäre es doch, wenn ich mit dem gleichen Kleber die leicht klaffende Wunde rasch zusammenkleben könnte, anstatt sie erst mit antiseptischem Pulver und Verbandszeug zu verarzten und dann einen schmerzlichen Heilungsprozess über mich ergehen lassen zu müssen.

Ich dachte an diesen Gewebekleber, den sogenannten Zweikomponenten-Fibrinkleber, der bei kleineren Verletzungen und bei solchen Operationen bereits zur Anwendung kommt, bei denen das Nähen unmöglich ist, also bei gewissen Innereien wie der Milz und anderen Organen mit einer nicht strapazierfähigen Zellbeschaffenheit. Der Fibrinkleber ist jedoch niemals das gewesen, was er versprach. Er ist zwar gewebeverträglich und vermag vom Organismus gut aufgenommen werden, versagt aber bei klaffenden und bei mechanisch beanspruchten Wunden.

Letztendlich kann man ihn nur in Verbindung mit dem klassischen Nähen verwenden. Und so verwundert es kaum, das Chirurgen keine Freunde dieses Mittels sind, sondern Stein und Bein auf das gute alte Nähen schwören, welches ja ihre Künste auch mehr zur Geltung bringe.
 

Das klingt vielversprechend und wir können gespannt sein auf was für medizinische Fortschritte Dr. Johnnson und sein Team erringen wird.
 

Bericht von Martin Thomalla, 16.12.1979
 

Schockiert blickte Roxanne auf das Datum des Berichtes. Diese Uralt-Berichte werden ihr nicht wirklich helfen, also versuchte sie es noch einmal nach Berichte zu suchen und gab in den Computer ein das er nur die Berichte der letzten zehn Jahre ausspucken sollte und gab den Namen PHARMAROX ein.
 

Pharmarox, an der Spitze der Pharma-Industrien
 

Pharmarox, nun auch in der USA
 

Pharmarox schlägt nun ganz neue Wege ein
 

Pharmarox-Fusion mit Bio-Tech-Firma in Asien
 

Es waren unendlich viele Zeitungsberichte und es gab kein Titel der Ansatzweise interessant war. Irgendwas machte sie falsch. Aber es war auch schwierig unter diesen riesigen Ansammlungen etwas zu finden, wobei sie nicht einmal wusste was sie finden wollte. Irgendwie mussten Psycho Delics Fähigkeiten zu erklären sein. Ebenso wie die von Lady Doppler. Ob sie auch von anderen Planeten kamen wie Megamind und Metro Man? Aber das war doch unwahrscheinlich, oder nicht? Wäre es nicht bekannt, wie auch bei den anderen beiden? Schließlich wäre es doch nicht möglich das Raumschiffe auf der Erde landen ohne das es einer bemerkte. Roxanne war inzwischen einiges gewohnt, aber die Vorstellung das es mehr Aliens auf der Erde gab, das übertraf ihre Vorstellungskraft. Oder eher ihrer Vernunft.
 

Sie ging ihre Notizen noch einmal durch.
 

Wie konnte jemand in violette Rauchschwaden verschwinden. Zauberei? Roxanne schüttelte den Kopf, konzentriere dich, sagte sie sich. Doch! Es war Zauberei, aber keine Magie wie man es sich bei Kinofilmen vorstellte, kein Zauberer von Oz, keine Hexen. Es war erklärbare Zauberei. Vielleicht war er ein kleiner Copperfield. So waren die farbigen Rauschwolken zu erklären, aber dieses Verschwinden und wieder Auftauchen..... Gullis? Sie waren auf der Straße gestanden, auf der alle paar Meter ein Gullideckel war, womöglich hat er die Farbrauchbomben zu Boden geschmissen, sprang in einen Gulli und kam aus dem anderen wieder heraus. Wobei dieses nicht so schnell zu bewältigen wäre. Oder aber, er nutzte die Ablenkung des bunten Rauchs. Im Nachhinein konnte sie nicht sagen ob er hinter einem Auto verschwunden ist oder tatsächlich unsichtbar war. Für seinen widerlichen Mundgeruch gab es tausend Möglichkeiten.... aber was war mit diesem Feuer in der Kanalisation? Es war doch überall und hatte geglaubt das sie auf der Stelle verbrennen würde. Auch nur ein Illusionstrick? Vielleicht war es nur eine Fackel, damit er da unten was sehen kann, wobei sie sich fragte warum er nicht eine Taschenlampe verwendete und hatte in ihrer Angst ein riesiges loderndes Feuer gesehen.
 

Es war zum verrückt werden. Was nur steckte hinter diesem Delic und dieser Doppler? Vielleicht sollte sie Megamind danach fragen. Aber er würde ihr sicher nichts verraten. Ob Branden etwas von ihnen wusste, sicherlich war er auch schon an ihnen geraten. Aber das konnte Roxanne unmöglich machen, denn falls sie sich irrte, würde sie Megamind enttäuschen und Branden auch noch mit hineinziehen.
 

Ob es möglich war in der Polizeistation an die Akten zu kommen? Seufzend lehnte sich Roxanne nach hinten und schloss die Augen. Roxanne, nun drehst du völlig durch, dachte sie sich, fuhr den Computer herunter und trat den Heimweg an.

********
 

Die Tage gingen schnell dahin und Roxanne wartete bereits jeden Abend darauf das sie Motorengeräusche auf ihrem Balkon hörte, doch passierte nichts. Die ersten vier Tage war sie sich sicher das er sich wieder in ein Projekt verrannt und eine neue Waffe baute, doch wurde sie nicht entführt und auch Metro Man hatte außer den kleinen Tätigkeiten nichts weiter zu tun. Nun war es der sechste Tag und keine Spur von Megamind. Was er wohl gerade tat. Ob er gerade über einen neuen Plan gebeugt unzählige Blätter bekritzelte? Wenn er denn seine Pläne auf Papier brachte, so wie sie es von Klischeeschurken aus den Filmen kannte, die dann am Ende dem Guten erst mal ewig lang ihre Lebensgeschichte erzählten. Aber so war er nicht, dachte sie lächeln. Sogleich verschwand die Heiterkeit aus ihrem Gesicht. Ihm waren zwar ein paar Dinge herausgerutscht als er in seiner Wut angeschrien hatte, als er als ihr Patient bei ihr war. Aber ob er ihr eines Tages mehr erzählen würde? Sie hoffte es. Dieses mal nicht um ihrer vermaledeite Reporterneugier zu befriedigen, sondern weil sie den Mann hinter der schwarzen, mit Nieten besetzen Schurkenmaske kennenlernen wollte.
 

„Worüber denkst du nach Roxaroo?“, kam es prompt von Hal, der von der Toilette zurückgekommen war. Roxanne schrak auf und saß nervös und steif an ihrem Schreibtischstuhl, als hätte man sie bei einem Verbrechen erwischt.

War es ein verbrechen nett über den Superschurken der Stadt zu denken?

„Ach nichts Hal, ich hab nur …. darüber nachgedacht.... meine Fingernägel maniküren zu lassen“, lenkte sie ein und tat sehr beschäftigt während sie in die Tastatur ihres Computers einhämmerte und aus Verzweiflung Schwachsinn eingab, da ihr im ersten Moment nicht einfiel, woran sie gerade arbeitete.
 

Ah ja, ein Dealer in dessen Einzimmerwohnung kiloweise Crystal und Kokain gefunden wurden, zudem noch eine Tasche voller Geld. Lange Zeit hatte er Probleme bereitet, doch konnte die Polizei ihm nie etwas anhängen, da er nicht gerade auf dem Kopf gefallen war und denen immer einen Schritt voraus war, doch leider fand das Ganze durch einen äußerst dummen Fehler sein Ende. Der junge Mann hatte sich eine Woche zuvor einen Sportwagen auf seinen Namen geleistet, den er auch noch bar bezahlt hatte. Mit diesem Wagen war er natürlich auffälliger als wenn Megamind plötzlich pink statt schwarz tragen würde, denn in seiner Nachbarschaft war er als Taugenichts bekannt, der weder Job noch eine Ausbildung vorweisen konnte.
 

Roxanne schüttelte darüber den Kopf, manche Taten waren doch selten dämlich, so das man nicht einmal darüber nachdenken konnte. Während sie ihre Moderation fertig schrieb, klingelte plötzlich das Telefon auf ihrem Schreibtisch.
 

„Hallo, Roxanne Ritchi, am Apparat.“

„Ollo … äh... Hallo?“

„Jaaa, hallo?“, fragte Roxanne verwirrt.

„Sprech ich mit Roxanne Ritchi?“

„...? Ja!“
 

Was war denn das für ein Irrer?
 

„Wer ist denn da?“

„Ich bins.“

„Und wer ist ich?“, fragte Roxanne, schon fast an der Grenze ihrer Geduld angelangt.

„Oh...ja, Megamind“, sagte der Anrufer wie selbstverständlich in einem verständnislosen Ton.

„.... ahhhhhh“, lachte Roxanne nun nervös und musste zu ihrem Bedauern feststellen das sie nun Hals komplette Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

„Mega...äh.... Meggi... schön das du anrufst“, spielte sie Hal etwas vor und es sollte klappen. Sogleich verlor er das Interesse und hörte auf so zu tun als würde er arbeiten. Sie kannte ihn eben doch schon etwas länger und kannte seine Eigenarten.
 

„Wer?“, ertönte die verwirrte Stimme von Megamind.

„Danke, mir geht es gut und dir? Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen, du aber weißt du, es ist grad stressig hier, hab noch eine Menge zu tun“, hoffte sie ihm ein Zeichen zu geben.

„Lange nicht mehr gesehen? Wir haben uns doch erst.....“

Plötzlich war nur noch Geraschel und Getuschel im Hintergrund zu hören und Roxanne wusste nichts mit anzufangen.

„....?“
 

„Oooh, natürlich. Tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht das du nicht allein bist. Ich …. würde dich gerne sehen.“

„Wirklich?“, fragte Roxanne gerührt und wieder schoss ihr unwillig Blut in die Wangen. Hastig drehte sie sich mit ihrem Schreibtischstuhl weg, so das Hal nur noch die Stuhllehne sehen konnte.

„Ich bin um sieben zu Hause, du kannst ja dann vorbei kommen. Ich habe heute nichts besonderes vor.“

„Tatsächlich? Ok. Oh Minion, heute seh ich sie wieder.“

„Äh Sir! Sie müssen auflegen, sonst geht das Gespräch weiter.“

„Wirklich? Oll...äh... Hallo?“

„Ja?“, fragte Roxanne verwirrt und musste sich das Lachen verkneifen.

„Tschüss!“

„Tschüss!“
 

Kopfschütteln legte Roxanne auf und blieb einen Moment so sitzen, damit sie sich fassen konnte.
 

„Wer ist denn Meggi?“, fragte Hal verblüfft.
 

„Ach, eine alte Schulfreundin. Wir kennen uns vom College und haben uns so ziemlich aus den Augen verloren, aber nun ist sie gerade in der Stadt und wollte mich mal wieder sehen“, sagte Roxanne lässig und fixierte ihr Gedankengut wieder auf ihren Bericht. Sie würde sich beeilen müssen, wenn sie rechtzeitig fertig werden wollte. Schließlich wollte sie sich noch kurz frisch machen bevor er bei ihr einflog.
 

Fortsetzung folgt . . .

Das dritte Date

Kapitel 23 – Das dritte Date
 

„Also Hal, ich bin fertig für heute, wir sehen uns morgen. Vielleicht sollten wir morgen etwas früher hier sein, damit wir die aktuellsten Nachrichten besprechen und die anderen alle abdrehen können. Bis morgen Hal!“, rief sie und winkte während sie schnurstracks zur Tür ging und ihrem Kollegen nicht weiter beachtete.
 

„Ja, bis morgen...Roxanne“, sagte Hal, als sich schon die Tür hinter Roxanne schloss.
 

Zügig lief sie zu ihrem Auto, fuhr geradewegs nach Hause und stellte sich unter die Dusche. Sie wusste nicht warum, aber heute fühlte es sich richtig an. Es war nicht mehr wichtig wer er war oder wer sie war. Es gab keinen Superschurken mehr, keine Reporterin, die darauf achten musste, was die Gesellschaft von ihr dachte. Die Gesellschaft gab es nicht mehr. Als wäre die Stadt ausgestorben und es gab nur noch sie und ihn. Die Umstände waren alle nicht mehr wichtig. Die Ängste waren nicht wichtig.
 

Freudig auf ihr Date, ja es war eines. Ein richtiges normales Date, mit einem Mann der vielleicht nicht ganz so normal war. Aber was war heutzutage schon normal. Heute schminkte sie sich nicht so dezent. Heute gab es mal ausnahmsweise einen Lidschatten. Keinen farbenfrohen wie sie es bei so manchen Frauen auf der Straße gesehen hatte. Viele wirkten damit eher als ein wandelndes Angebot, darum nahm sie ein sanftes braun. Eher eine Andeutung, kein Hinweis darauf das sie an Schlafmangel litt oder in einen der alten Vampirfilme auftritt.

Heute war es ein knielanges weißes Cocktailkleid, vielleicht ein wenig zu aufgebrezelt, sie wusste nicht was er vorhatte, aber bei einem Date sollte man sich schon etwas herrichten.
 

Aufgeregt wartete sie auf ihn und saß am Esstisch und blätterte lustlos in der Morgenzeitung herum. Dreiviertel Sieben, also hatte sie noch etwas Zeit.

In der Zeitung stand nichts Besonderes. Wenn es nichts mit Megamind zu tun hatte wirkte es schon fast langweilig. Außer von Anzeigen von Prominenten die ihren Körper künstlich verjüngen, Kleinkriminelle die eine Oma ausgeraubt haben, aggressive Jugendliche die einen alten Mann in der U-Bahn verprügelt haben oder ein neues Präparat auf den Markt gekommen ist, welches gegen Übergewicht helfen soll.
 

Eine Anzeige jedoch schrie förmlich nach ihrer Aufmerksamkeit.
 

Mysteriöser Mann bringt großen Drogendealer fast ins Krankenhaus

Vorgestern Nacht wurde der lang gesuchte Drogendealer „X“ mit bürgerlichen Namen James Dean, wurde von einem vermutlichen Kunden abgezogen und Krankenhausreif geschlafen. Die Polizei kann sich nicht erklären wer dieser mysteriöser Unbekannte ist, da X bereits seit Jahren gesucht wird und bereits von vielen Bewohnern der Stadt gefürchtet wurde.

Ein Zeuge will gesehen haben wie X sich in einer Gasse mit diesem Mann getroffen hatte. Es sollte ein Streit ausgebrochen sein und der Fremde mit einem Schlapphut, mehr hatte der Zeuge nicht sagen können, da er im Schatten verborgen war, womöglich auch einen passenden Anzug dazu.

Als es zu einer Schlägerei ausartete die X begonnen hatte, ging alles so schnell das der Zeuge noch immer nicht genau sagen konnte wie der Mann aussah. Alles soll verschwommen gewesen sein, als hätte dem Fremden eine Wolke oder Rauch umgeben. Er war nur kurzweilig zu sehen, ehe er in der Wolke unsichtbar wurde.

Die Polizei hofft auf weitere Zeugen, denn die Aussage stammte von einem betrunkenen Wohnungslosen und somit wäre seine Aussage nur zum Teil glaubwürdig.
 

Das stank doch regelrecht nach Psycho Delic. Was hatte dieses stinkende Skelett nur vor? Er beraubte die Polizei und nahm die großen Dealer aus, wollte er sich ein Drogenimperium aufbauen? Vielleicht sollte sie sich bei den örtlichen Dealern umhören? Aber wie kam sie nur zu diesen? Bei ihren Bekannten und Freunden nachzufragen war wohl weniger gut, denn wenn sie am Ende noch beschuldigt wurde, könnte sie das Missgeschick nie mehr rückgängig machen. In der Kanalisation des Industrieviertels würde sie vielleicht etwas finden. Im besten Fall den Beweis für seine Dealerkarriere, im schlimmsten Psycho Delic selbst.
 

Ein heftiges Klopfen holte sie aus ihren Gedanken. Peinlich berührt lief Roxanne zum Balkon und öffnete ihm.
 

„Du warst ja sehr abgelenkt“, lächelte Megamind. „Willst du vielleicht zu Ende lesen bevor wir losfliegen?“
 

„Nein“, sagte Roxanne mit roten Wangen. „Es war nur ein interessanter Artikel.“
 

„So... ja dann, gehen wir mal los“, sagte Megamind.
 

Vorsichtig stieg sie auf und schob sich den weiten Stoff unter die Beine damit er nicht ganz Metro City ihr Unterhöschen präsentierte. Sie hielt sich an seine Taille fest und versteckte ihr Gesicht im ersten Moment hinter seinem, um der Fahrwind zu entkommen. Es war schön den Wind in den Haaren zu fühlen, doch vom Wind alle Arten von Insekten in den Mund geblasen zu bekommen war nicht so angenehm, wenn auch laut den Asiaten nahrhaft. Megamind war ein genialer Erfinder, aber wenn es ums Fahren ging, in diesem Fall ums Fliegen, hatte er eindeutig seinen eigenen Stil.

Aber in Gegensatz zu anderen hatte er nie die Regeln des Straßenverkehrs kennenlernen müssen. Mit einem unsichtbaren Auto konnte man sich durch die anderen schlängeln und gas geben und mit dem Hoverbike war alles erlaubt. Doch so lange er keine Loopings vollführte, konnte sie damit umgehen.
 

Die Fahrt ging nicht so lange wie erwartet. Sie hatte sich schon auf der Fahrt nach Hause gefragt wo es wohl dieses Mal hingehen würde und versuchte sich an entlegene schöne Orte zu erinnern, doch fiel ihr nichts so Rechtes ein. Plötzlich machte Megamind noch einen kräftigen Schub gen Himmel und flog nur knapp über die Brüstung eines flachen Hochhausdaches. Roxanne befürchtete bereits sie würden die Mauer schrammen, doch passierte es nicht, aber es war nur eine Sache von Zentimetern gewesen. Als er auf dem Dach gehalten hatte und Roxanne abstieg staunte sie wieder einmal nicht schlecht.
 

Es war dezent, doch addiert mit dem Ort hatte es die hundert Prozent erreicht. Ein kleiner Tisch, sie glaubte zu wissen das es der Selbe war, wie bei dem ersten Date. Ebenso die Stühle. Es stand eine schmale einfache Vase mit einer Rose darin, einer Weinflasche daneben, in der Mitte und es war wieder Mal für zwei Personen gedeckt mit jeweils einem dehydrierten blauen Würfel vor den Plätzen. Das alles wäre nicht weiter besonders wenn nicht die Lichter der Stadt wie ein Fluss verschiedenfarbiger Lichter vom Rand ab nach oben flossen und damit eine atemberaubende Atmosphäre schufen. Brainbots waren, abgesehen von einem, keine zu entdecken. Dieser lag ruhig vor der Brüstung des Hochhauses und projizierte ein angenehmes Feuer, etwa so hoch wie der Tisch selbst, zwei Meter vom Tisch entfernt. Roxanne hörte sogar ein angenehmes Knistern und bildete sich sogar ein, das Wärme tatsächlich von diesem künstlichen Kamin strömte. Es war perfekt! Wieder einmal!
 

Dieses Mal aber schickte Roxanne sich an, nicht wie ein Reh zu starren das vom Scheinwerfer hypnotisiert wurde. Sie setzte sich an den Tisch und lobte abermals Megaminds Einfallsreichtum.
 

„Ich nehme an das Minion wieder gekocht hat“, lächelte Roxanne.
 

„Ja, ich bestimmt nicht. Ich könnte nicht meine Zeit damit verbringen Teig zu kneten oder Eier aufzuschlagen, das ist mir zu klebrig und irgendwie wiederlich.“
 

„Sag, machst du dich während dem Zusammenbauen von Waffen und Fahrzeugen schmutzig?“
 

„Natürlich“, sagte Megamind gelassen und zuckte mit den Schultern.
 

„Und das ist nicht widerlich, mit schwarzem, stinkendem Öl beschmiert zu werden?“, fragte Roxanne mit einem siegessicheren Grinsen.
 

„Nein, es ist anders. Eine andere Konsistenz. Ein anderer Geruch. Rohen Teig finde ich eklig und rohes Gemüse esse ich nicht gern und kochen kann ich einfach nicht. Minion hat mal versucht zusammen mit mir zu kochen, in der Hoffnung ich würde etwas dabei lernen, aber es ist nicht mein Fall. Würzen muss man nach Gefühl wie er so schön sagt, aber das hab ich nicht so drauf.“
 

„Man kann es nicht logisch berechnen?“, warf Roxanne ein.
 

Erstaunt und sich verstanden fühlend nickte Megamind bedächtig.
 

„Genau. Er hat mich immer abgehalten Zucker in die Suppe zu streuen und wenn das Gemüse nicht gleich groß geschnitten war flippte er förmlich aus. Aber warum? Das verstehe ich nicht. Warum die Möhre in tausend kleine Teile schneiden wenn es doch vier Teile auch tun. Ich meine es ist gekocht, also weich, warum soll ich denn es mundgerecht schneiden, ich habe doch gesunde Zähne im Mund“, plapperte er und war völlig verständnislos für Minions, für ihn, merkwürdiges Verhalten bei dem Thema.
 

Roxanne schüttelte nur lächelnd den Kopf. Sie versuchte gar nicht erst Minion zu verteidigen und Megamind zu erklären, warum man das Gemüse bei einer Suppe kleinschnitt.

Unterdessen machte sich Megamind daran die Weinflasche zu öffnen. Es gestaltete sich als sehr schwierig und ehe sie sich einmischen konnte um ihre Hilfe anzubieten, gab es ein lautes „PLOPP“ und Megaminds Gesäß machte die Bekanntschaft mit dem harten Betonboden, während er unabsichtlich etwas Wein verschüttete.
 

Er schenkte Roxanne und auch sich selbst etwas ein, worüber sie mehr als staunen musste.
 

„Du trinkst Wein?“, fragte Roxanne erstaunt. „Ich dachte du verträgst keinen Alkohol.“
 

„Tu ich auch nicht.“
 

„Und warum schenkst auch du dir was ein?“, fragte Roxanne sichtlich nervös.
 

„Pass auf“, sagte er nur, zog seine De-Gun heraus, drehte daran, bis er das richtige Programm eingestellt hatte und schoss auf sein Glas. Von außen nach Innen färbte sich der rote Wein immer heller, bis nur noch eine klare Flüssigkeit übrig blieb. Demonstrativ nahm er einen Schluck und grinste sie an.
 

„Ist das Wasser?“, fragte Roxanne ungläubig.
 

„Ja“, nickte er.
 

„Du verwandelst Wein zu Wasser?“
 

„Ja.“
 

„Du bist der Jesus des Bösen“, lachte sie.
 

„Wer?“
 

„Schon gut.“
 

„Meinst du diesen muskulösen, dürren, bärtigen Typen, der nur mit einem Handtuch um die Hüften an einem Kreuz genagelt ist?“
 

Auf der Stelle musste Roxanne losprusten und lachte lauthals. Sie kannte diese Kruzifixe bei denen Jesus etwas sehr vorteilhaft dargestellt wurde, aber wem würde auch kein Sickspack stehen.
 

Megamind drehte wieder an seiner De-Gun und stellte auf re-hydrieren um das Essen zu servieren. Es erschien ein blaues Licht, der Würfel formte sich zu einem Teller mit einem leckeren Essen darauf und der herrliche Duft wehte in Roxannes Nase.

Vor ihr lag eine leckeres Stück Ente mit einem Häufchen Füllung daneben, einem Kloß und einer leckeren Sauerkirschsoße.

Roxanne musste nicht probieren um zu wissen das es herrlich schmecken würde, aber dennoch schmeckte es etwas besser als erwartet.
 

„Wenn ich könnte würde ich Minion als meinen Koch anstellen, es ist immer wieder ein Gedicht.“
 

„Ich werde es ihm ausrichten“, lächelte Megamind.
 

Das Essen verlief recht schweigsam und Roxanne beobachtete lächelnd wie er wieder einmal das Besteck vertauscht hatte. Als sie fertig waren dehydrierte er wieder die Teller so das nur noch blaue Würfel übrig blieben.
 

„Darf ich dir eine Frage stellen?“, fragte Megamind.
 

„Natürlich“, sagte Roxanne und war ganz erstaunt über seinen ernsten Gesichtsausdruck.
 

„Warum hast du mir damals geholfen? Du hättest mich stehen lassen können.“
 

Damit hatte Roxanne nicht gerechnet. Was sollte sie nur darauf sagen? Sie spürte wie sich ihre Wangen erröteten.
 

„Weißt du … du magst der Superschurke von Metro City sein. Aber das heißt nicht … Du warst eben in einer prekären Situation, wenn ich dich nicht mitgenommen hätte, wer weiß was dir passiert wäre. Du konntest ja nicht einmal mehr richtig laufen und bei dem Wetter....“
 

Jetzt begann Roxanne fast ihre blöden Wangen zu hassen. Sie spürte wie ihr Herz schlug und das Blut in ihre Wangen pumpte, sie fühlte sich als wäre ihr gesamter Kopf rot angelaufen, doch glücklicherweise neigte sie nicht dazu. Aber dennoch war der Gedanke wie ein schüchternes Mädchen dazusitzen unerträglich.
 

„Du hast dir Sorgen gemacht?“, fragte Megamind plötzlich hoffnungsvoll.
 

Verwundert blickte Roxanne auf. Sie hätte nicht mit dieser Frage gerechnet. Sie hatte eher erwartet das er es nur für sich wissen wollte, um mehr Vertrauen zu ihr fassen zu können, nicht das. Es war auch eigentlich weniger die Frage an sich als dieser hoffnungsvolle Ton in seiner Stimme. Er blickte ihr tief in die Augen, er wollte es unbedingt wissen.
 

„Ja!“, war die einfache, ehrliche Antwort. Doch erst jetzt war es ihr selbst klar geworden. Was hätte ihm denn schon geschehen sollen? Selbst die Polizisten fürchteten ihn, eigentlich alle in Metro City, abgesehen von ihr und Metro Man. Man hätte ihn wohl kaum verschleppt und versucht Lösegeld für ihn zu erhalten. Das wäre sowieso schief gegangen, niemand hätte etwas bezahlt. Behaltet ihn, hätte es geheißen. Bis Minion ihn mit seinen unzähligen Brainbots mit einer riesigen Explosion befreit hätten.
 

Megamind wirkte sehr erleichtert. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, zumindest war es für Roxanne so. Noch immer wusste sie nicht was er für sie empfand und nun hatte sie bereits gestanden das sie sich Sorgen gemacht hatte.
 

Roxanne beruhig dich, das ist unsinnig, wenn er kein Interesse hätte, würde er für dich nicht bei jedem Date diese Aufstände machen mit den Vorbereitungen. Wäre es nicht so würden wir wahrscheinlich mit einer Taschenlampe bewaffnet auf einer Baustelle sitzen, dachte Roxanne zynisch.
 

Und was ist wenn er doch nur etwas vor hat, und es nur ein Trick ist?
 

Das kann man bei keinem Mann ausschlagen und jetzt reiß dich zusammen und für dich nicht auf wie du Jungfrau von Orleans, sagte ihre innere Stimme und machte ihr wieder Mut.
 

Nachdem Roxanne ihre Ängste mit ihrem anderen Ich nieder gekämpft hatte, nahm sie ein Schluck ihres Weines und lächelte Megamind an.
 

„Dir wäre zwar nichts geschehen, wer hätte dir denn etwas antun können. Du verbreitest Angst und Schrecken, aber.... ich konnte nicht zulassen das du irgendwann im Graben landest, wie man so schön sagt. Oder du mit einer Lungenentzündung aufwachst und dich nicht mehr rühren kannst und ich wusste ja nicht ob Minion denn in der Nähe war“, sprach sie weiter und blickte ihn in die Augen.
 

Mit einem Mal wurde Megaminds Gesicht fester, irgendwie strenger und starr. Er driftete wieder ab und sein Blick wurde leer, aber es flammte auch viel Hass auf.
 

„Das kann man so nicht sagen. Ich wollte es dir nicht sagen, aber du hast mir damals wahrscheinlich das Leben gerettet.“
 

„Was?... Aber... Vor wen den?“, lachte Roxanne verunsichert.
 

Sie verstand nicht was auf einmal wieder mit ihm los war oder was er ihr sagen wollte.
 

„Die Weißkittel!“, sagte er nur verächtlich.
 

„Wei.... was wollen sie von dir?“
 

„Alles“, war alles was er sagte, bevor er seine Hände auf seine Augen legte und sich mit den Elenbogen auf den Tisch abstützte.
 

Nach und nach wurde Roxanne alles klar. Die sogenannten Weißkittel, Wissenschaftler sicherlich, wollten seinen Körper. Direktor Warden hatte es damals sicherlich nicht zugelassen das man Experimente mit ihm machte oder ihn aufschnitt und nun versuchten sie es wohl auf den nicht ganz legalen Weg.

Die Menschen hatten sich an ihn gewöhnt, aber sicherlich war es für die Wissenschaftler der ganzen Welt ein gefundenes Fressen, schließlich wollten sie wissen, was ihn vom Menschen unterschied, auch wenn er den Menschen sehr ähnlich sah.
 

„Megamind“, sagte Roxanne, streckte ihren Arm zu ihn hinüber und legte ihre Hand auf seine. „Hör auf damit. Denk nicht mehr daran.“
 

Er legte seine Hände wieder auf den Tisch und lächelte sie an. Ihre Hand noch immer auf seine.
 

„Ich lass mich von diesen forschungsgeilen Lutscher fertig machen, mach dir da mal keine Sorgen.“
 

„HA HA HA HA HA“, lachte Roxanne munter drauf los. Megamind stimmte mit ein und schon bald musste Roxanne sich den Bauch festhalten, da er schon zu schmerzen begann.
 

„Du hast ein schönes Lachen“, sagte Megamind aus dem Nichts.
 

„Danke“, sagte Roxanne und nahm einen Schluck Wein.
 

„Darf ich dir noch eine Frage stellen?“
 

„Natürlich.“
 

„Warum fürchtest du dich nicht vor mir? Deine Furcht ist schnell verschwunden.“
 

„Zu Anfang hatte ich große Angst. Vor allem nach dem ersten Mal, ich hatte mich regelrecht in meine Wohnung verschanzt und hatte mich kaum noch nach draußen gewagt, außer in die Arbeit. Es ist ein schreckliches Gefühl plötzlich an einem völlig unbekannten Ort aufzuwachen, nicht zu wissen wo man ist und keine Kontrolle mehr hat. Gefesselt an einen Stuhl mit einem muffigen Sack auf den Kopf. …. Tja, und dann auch noch deine kleinen Lieblinge. Deine Waffen. Und auch deine Brainbots. Inzwischen finde ich ihre hündische Art süß, aber als ich das erste Mal bei dir war, kam mir eins dieser Dinger so nah und ohne Vorwarnung, und dann auch noch diese roten Augen, ich hatte gedacht ich muss sterben“, lachte sie.

„Aber irgendwann habe ich gemerkt das ich nicht wirklich in Gefahr war. Wenn du mich hättest umbringen wollen, wäre es schon tausend Mal geschehen. Aber ich war ja nur ein Köder, ein Art Inventar inzwischen. Und glaube nicht das mir nicht aufgefallen sind das deine Zerhacker, Messer, Sägen und Krokodile immer einen gewissen Abstand hatten. Die hätten mich nie erreichen können“, lächelte sie wissend und nahm noch einen weiteren Schluck.
 

Auch Megamind musste lächeln, sie hatte also recht.
 

„Darf ich dich jetzt was fragen?“
 

„Schieß los“, sagte Megamind und war sehr gespannt auf ihre Frage.
 

„Warum ich?“
 

„Äh... was?“ Verwirrt schaute er zu Roxanne.
 

„Warum hast du immer nur mich entführt? Du weißt das Metro Man immer kommen würde, egal wen du als Geisel festhältst.“
 

„Na ja... du bist eben eine bekannte Reporterin“, sagte er und zuckte er mit den Schultern.
 

„Von wegen, damals war ich es noch nicht. Ich wurde erst durch euch beiden bekannt. Sei ehrlich.“
 

Megamind seufzte schwer und rieb sich nervös am Hinterkopf.
 

„Ok. Es ist... als wir uns kennengelernt haben, am Hafen. Weißt schon, als wir zusammengestoßen sind.....“
 

„Zusammengestoßen?“, lachte Roxanne. „Du und Minion, ihr seit damals mit diesem alten Cabrio geradewegs in mich hinein gebrettert und damit ich nicht überfahren werden konnte, hatte Minion mich gepackt und quasi mit rein geschmissen. Ich weiß noch wie ich erschrocken in deinem Schoß lag. Damit hattest du im übrigen meinen Vortrag versaut den ich dort gerade gefilmt hatte, und ich weiß noch wie sehr ich mich reingehängt hatte, damit es gut wird. Damals hatte ich noch die langweiligen Storys bekommen“, seufzte sie.
 

„Ja das weiß ich noch“, sagte Megamind verträumt.

„Das Cabrio war spitze, ein alter Klassiker. Von dem Schrottplatz hatte ich ihn. Doch leider merkte ich an diesem Tag das Cabrio doch nicht so gut war und hab ihn umgebaut und auch noch den Unsichbarkeits-Modus eingebaut. Ein Cabrio wäre schön gewesen, doch jetzt gefällt mir mein Baby besser“, grinste er.
 

„Und weiter?“, fragte Roxanne.
 

„Ich hatte dem Cabrio einen neuen Motor eingebaut und...“
 

„Nein nein“, lachte Roxanne. Das meinte ich nicht, wie ging es weiter? Wie bist du darauf gekommen mich als dein Standartentführungsopfer einzustellen?“
 

„Ehrlich gesagt... Ich lerne nicht gerade leicht Frauen kennen und eigentlich war das für mich nie so ein Thema, da ich mir ja nie Gedanken darüber gemacht hatte. Es kam eben nie in Frage. Aber als du plötzlich bei mir im Autos saßt hatte sich was geregt. …. Nicht das was du meinst. Aber... man hat natürlich dennoch so seine Wünsche und...“
 

Ungläubig sah Roxanne ihn an. Konnte es tatsächlich sein....
 

„.. so war wenigstens ab und zu eine Frau in meinem Leben, die mich kennenlernen konnte.... ein wenig....“
 

War sie mit ihren Gefühlen die sich mehr und mehr aufbauten nicht allein?
 

„...Es gab mir ein Stück von einem normalen Leben. Mal mit einem anderen Menschen reden. Es gibt nicht viele in meinen Leben und mit manchen kann ich mich auch nicht so unterhalten wie … mit dir. Ich habe unseren Schlagabtausch immer sehr genossen.“
 

Roxanne schluckte. Es war wie in einem Traum. Ihr selbst war es nicht anders ergangen, sie sprach gerne mit ihm und hatte schon bald gemerkt das eine gewisse Sympathie herrschte, darum verschwand schon bald die Angst. Schmunzelnd hatte sie immer feststellen müssen wie sehr er auf ihre Meinung etwas gab. Er hatte Unmengen an Schießgewehren und Tötungsmaschinen gebaut, nur um sie zu beeindrucken. Was offengestanden ein wenig paradox war, musste sie sich eingestehen.
 

Stille.
 

Roxanen und Megamind blickten sich tief in die Augen und es gab für sie nichts anderes mehr. Die hupenden Autos, laute Musik aus diesem oder jenem Fenster, einfach die Stadtgeräusche, die Lichter und auch das herrliche Kaminfeuer das vor sich hin brannte und hier und da ein Knacken von sich gab. Nichts war mehr wichtig.
 

Irgendwann verlor sich der Moment und Roxanne wurde nervös und wieder wurden ihre Wangen rot. Sie nahm ihr Weinglas in die Hand um sich für wenige Sekunden Ablenung zu verschaffen.

Plötzlich wehte ein starker Wind und die Wolken bauten sich schnell über sie auf. Es würde bald ein Unwetter geben.
 

„Ich sollte dich nach Hause bringen“, sagte Megamind, stand auf und befahl dem Brainbot zur Bösen Höhle zurückzukehren. Roxanne stand auf, lief schon einmal zum Hoverbike und versuchte sich mit dem Reiben ihrer Hände auf ihren Armen sich warm zu halten. Die Temperatur schien stetig zu sinken, doch auch der Wind gab sein Bestes dazu. Megamind dehydrierte die Möbel und steckte sie ein und setzte sich auf sein Hoverbike.
 

„Halt dich fest“, sagte er und startete. Zunächst wusste sie nicht warum sie sich auf einmal so festhalten sollte, doch bald verstand sie. Im Fahrtwind war es nun so eisig das ihre Finger steif wurden und sie Schwierigkeiten hatte sich an ihn zu klammern.

Lange musste sie nicht aushalten, und schon wenige Minuten später landeten sie auf ihrem Balkon. Auf Diesem war es, einige Meter weiter unten und durch die anderen Hochhäuser geschützt, nicht ganz so kalt.
 

„Danke für den schönen Abend“, sagte sie und lächelte ihn an.
 

„Gern geschehen“, sagte er, noch immer auf dem Hoverbike sitzend.
 

Nervös und mit klopfendem Herzen ging Roxanne auf ihn zu und blieb kurz unschlüssig vor ihm stehen. Er sah ihr tief in die Augen und Roxanne glaubte den selben Wunsch in seinen Augen aufblitzen wie auch sie ihn hatte. In Windeseile küsste sie ihn auf die Wange und war auch schnell wieder weg. Sie lächelte ihn an und ging zu ihren Balkonglastüren. Sie öffnete die eine Tür und sah sich noch mal nach ihm um. „Ruf mich an“, sagte sie und verschwand ins Innere.
 

Sie spürte den Blick Megaminds in ihren Rücken, gab sich jedoch Mühe gelassen weiter zu laufen, bis sie um die Ecke kam und vor der Tür ihres Büros stand. Noch immer klopfte ihr Herz wie wild und das Adrenalin schoß durch ihre Adern. Sie fasste sich mit ihrer Hand auf ihre Brust und glaubte schon das ihr Herz bald heraus gesprungen kam.
 

Sie hörte Motorengeräusche und sah um die Ecke. Megamind verschwand in Sekunden in der Ferne.

Noch immer konnte sich ihr Herz nicht beruhigen. Es war so albern, als wäre sie ein Teenager. Doch es war wohl egal wie alt man war. Jeder spielte verrückt.
 

Wenn man dabei war sich zu verlieben.
 

Fortsetzung folgt . . .

Interessantes Interview

Kapitel 24 – Interessantes Interview
 

Gut gelaunt lief Roxanne durch die Gänge des Senders und erhielt von jedem an dem sie vorbeilief und begrüßte Komplimente. Sie sähe heute irgendwie sehr gut aus, irgendwas hätte sich verändert, sie würde heute so strahlen.
 

„Guten Morgen Hal“, sang sie schon fast und setzte sich schwungvoll und energiegeladen an ihren Schreibtisch.
 

Verdutzt blickte Hal sie an.
 

„Äh.... Morgen. Was ist heute mit dir los Roxaroo? Du.... bist so scheiße gut gelaunt. Nicht das du sonst depri herumsitzt aber.... eben noch besser gelaunt als sonst. Dachte nicht dass das möglich ist“, nuschelte er.
 

„Warum? Ich bin eben gut gelaunt, es war gestern eben ein schöner Abend“, rechtfertige sich Roxanne.
 

„Und das ist der Grund das du mit übertriebener Laune durch die Gegend stolzierst? Du hast dich doch nur mit einer Freundin getroffen“, fragte er skeptisch und beäugte sie misstrauisch von der Seite.
 

Innerlich seufzend überlegte was Roxanne nun darauf sagen sollte. Sie wollte nicht riskieren das Hal dachte sie könnte ein Date gehabt haben und dann würden wieder die Gerüchte sie wäre mit Metro Man liiert von neuem aufflammen.
 

„Es war meine beste Freundin damals und es war eben ein schöner Weiberabend und wir werden versuchen Kontakt zu halten und uns wieder zu sehen, darf ich denn da nicht gut gelaunt sein? … Wir haben es schon viertel acht, die Besprechung beginnt bald.“
 

„Soll ich Kaffee holen? Ohne überstehe ich die Besprechung nicht“, sagte Hal und stand bereits auf.
 

„Klar, danke Hal. Moment, ich hab, glaube ich, noch etwas Kleingeld“, sagte sie und kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Geldbeutel.
 

„Lass stecken, ich mach schon“, sagte Hal und war schon aus der Tür als sie ihn gefunden hatte.
 

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Seit sie denken kann zahlte er ihren Kaffee mit und ließ es sich auch nicht nehmen. Schon drei Mal hatte sie versucht ihn zu einem Becher Kaffee aus dem Automaten einzuladen oder ihm wenigstens das Geld zurückzuzahlen, aber er wollte davon einfach nichts hören.
 

Mit einem Becher Kaffee bewaffnet saßen sie zehn Minuten später im Konferenzraum. Einige ihrer Kollegen hatten sich bereits eingefunden und saßen an dem großen langen Tisch. Nach wenigen Minuten war der Tisch voll besetzt und auch ihr Chef Mr. Goldberg kam herein geplatzt, seine kleine junge, blonde Sekretärin hinter ihm herlaufend. Es war ein lustiger Anblick und Roxanne musste schmunzeln. Der Größenunterschied zwischen den beiden war so enorm das sie joggen musste um ihm folgen zu können. Es war noch früh am Morgen und man sah schon jetzt die erhitzen Wangen. Mr. Goldberg war sehr bestimmend und sprach schnell, man musste sehr konzentriert sein um sich alle zu erledigenden Anweisungen zu merken oder aufzuschreiben, ja auch seinen Gedanken zu folgen. Mr. Goldberg war eben ein sehr hektischer Typ und mochte keine langsamen „Lahmärsche“, wie er so schön sagte und Hal gehörte ebenfalls dazu, doch hielt sich Mr. Goldberg einigermaßen zurück, da er wusste das Hal einer der besten Kameramänner war und seine Arbeiten immer pünktlich abgab.
 

„Morgen“, begann er, kaum das er die Tür hinein gestürmt war und sich noch nicht einmal gesetzt hatte.

„Ich hoffe Sie haben alle Kaffee intus und können mir folgen. Vielleicht habt ihr es schon gehört, der große Dealer X ist Krankenhausreif geschlagen worden von einem Unbekannten. Ein alter Mann wurde mal wieder von einer Gang von fiesen Windelfurzern zusammen geschlagen worden und eine neue Bäckerei hat eröffnet die den größten Keks der Welt backen wollen, so eine Russische Familie, glaub ich, und wollen den Rekord brechen.

Diese Whiskyfanatiker haben schon komische Ideen. Wahrscheinlich sind ihnen schon bei der Geburt einige Gehirnzelen abhanden gekommen, die Winter sollen in Russland ja sehr hart sein.
 

Zudem hat ein Polizeischäferhund einem Polizisten das Leben gerettet in dem er dazwischen gegangen ist. Es ist noch unklar ob er das überlebt. Ich weiß nicht was daran so toll sein soll, wenn man etwas Speck in der Tasche hat, tun diese dummen Viecher alles. Gerade eben habe ich erfahren das sich wohl jemand vor dem Zug gestürzt hat, ich will diesen Bericht. Mord und Totschlag bringen die meisten Quoten, je grausamer, desto besser. Abgesehen von dem Zerstückelten und dem Backpulver schnüffelnden X gibt es nichts weiter. Ich hoffe das Megamind bald wieder zuschlägt. Ohne ihn wirken die Nachrichten wie ein Beitrag von Oma die beim zusehen des wachsenden Grases vor Langeweile gestorben ist.
 

ALSO, Ms. Benett wird Ihnen die Aufträge austeilen mit den Infos die wir haben und dann will ich sie den gesamten Tag nicht sehen, heute Abend will ich die Beiträge haben. Ms. Ritchi sie werden sich um den lieben X kümmern, wenn er eine hübsche Frau sieht, erinnert er sich vielleicht daran mit wem er sich in dieser Nacht angelegt hat. Ich will die Namen, ich will die Story.
 

Sie Mr. Baxter kümmern sich um den Zerstückelten. Ich will wissen wie, ich will wissen wer und will wissen warum“, sagte Mr. Goldberg, lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Kaffee.
 

„Mr. Goldberg, könnte ich nicht eine andere Story haben, ich meine ich arbeite ja hier schon seit Jahren und kriege immer noch die kleinen Aufträge“, ertönte plötzlich die Stimme von Bruce Nolan.
 

„Hören Sie Mr. Nolan, sie bearbeiten den Auftrag den sie kriegen und sie haben nun mal die Keks-Story.“
 

Evan Baxter ließ es sich natürlich nicht nehmen einen giftigen Kommentar abzugeben und wie sie Bruce kannte sprang er sofort drauf an. Evan wurde zwei Jahren eingestellt und Bruce nur ein paar Wochen später, aber dennoch bekam der arme Teufel nur die kleinen, langweiligen Beiträge, wie auch Roxanne sie zu Anfang bekommen hatte. Doch dank Megamind hatte es sich geändert. Es war eben eine Hierarchie, man konnte nicht einfach in kürzester Zeit aufsteigen.
 

„SCHLUSS DAMIT!“, rief Mr. Goldberg mit seiner Bassstimme. „Schlagen können Sie sich in Ihrer Freizeit, aber jetzt sind sie bedient. Einen schönen Tag noch“, sagte er, stand auf und machte sich von dannen. Seine joggende Sekretärin hinter ihm. „Ich hoffe nicht das Sie noch etwas ausbrüten“, sagte er noch zu dieser da ihre Wangen noch immer glühten.
 

Nein, sie brütete nichts aus, es war einfach nur ein stressiger Job direkt für ihn zu arbeiten.
 

Roxanne und Hal machten sich direkt auf den Weg, jedoch bestand Roxanne erstmal darauf ihre Beiträge abzudrehen an deren Moderationen sie am Vortag noch gearbeitet hatte. Hal war weniger begeistert, doch hatte er keine Wahl. Sie fuhren nach und nach alle Orte ab an den Dieses und Jenes passiert war und drehten innerhalb von einer viertel bis halben Stunde ab. Da Roxanne die Moderation selbst geschrieben hatte und sie inzwischen viel Übung hatte als Star-Reporterin, war alles schnell erledigt.
 

Als die Uhr Eins schlug waren sie fertig und gingen erst Mittagessen um Kräfte für den großen Beitrag mit X zu sammeln. Als Roxanne auf der Gabel herumkaute, obwohl schon nichts mehr dran war, las sie sich die Informationen durch. Dort stand sowohl der Artikel der Zeitung, den sie bereits am Vorabend gelesen hatte und auch die Adresse des Krankenhauses indem X lag, stand darauf. Nach einer halben Stunde fuhren sie los und machten sich auf den Weg ins Metro City Hospitals.
 

„Guten Tag, ich bin Roxanne Ritchi und würde gerne mit Mr. James Dean sprechen“, begrüßte sie die dickliche Rezeptionistin.

Diese beachtete sie nicht weiter und schrieb die Notiz zu Ende die sie eben begonnen hatte aufzuschreiben. Dann suchte sie einen Ordner heraus und heftete etwas ein, natürlich stand sie nicht auf, sondern rollte mit ihrem Schreibtischstuhl von einer Ecke in die Nächste.
 

„Chrm chrm“, versuchte Roxanne Aufmerksamkeit zu erhaschen. Doch hatte es keinen so rechten Erfolg.
 

„Hallo?“, versuchte sie es nun energischer.
 

Die Rezeptionistin schaute sie durch ihre grässliche grüne Brille an, die wohl zu ihren grünbraunen Augen passen sollte und warf ihr einen missbilligenden Blick zu.
 

„Hören Sie....“
 

„Pass auf Schätzchen, es ist mir egal das du die Star-Reporterin bist, ich erledige kurz etwas und DANN kommen SIE an der Reihe“, sagte sie und ging weiter ihrer Arbeit nach. „Ihr Paparazzi-Futzis seit doch alle gleich, glaubt wunder wer ihr seid und platzt überall hinein und erwartet behandelt zu werden wie der Kaiser von China. Das Blondinchen kam auch schon hereingeschneit wie die Prinzessin von Pisa, sie werden einen Augenblick warten müssen. Es dürfen nicht mehr als zwei Leute zu Mr. Dean. Aber sie haben nur eine viertel Stunde, das sage ich Ihnen gleich, und nach Ihnen ist Schluss“, nuschelte sie säuerlich vor sich hin, aber deutlich genug das Roxanne es verstehen konnte.
 

„Blondine?“, flüsterte Roxanne in ihren nicht vorhandenen Bart.

„Das kann nur diese Bethani sein“, flüsterte Hal. „Diese Schlange wird bestimmt mit faulen Tricks versuchen an Informationen zu kommen. Kevin, du weißt schon, ihr Kameramann, hat mir mal erzählt das ….“

„Psscht, sie kommt“, flüsterte Roxanne und und hielt ihm den Mund zu.
 

Tatsächlich kam eine schlanke Blondine mit einer Vespentaille, in einem hautengen blauen Kleid, dazu passende blaue hohe Pumps, ebenso eine blaue Handtasche, die nicht gerade billig aussah und einer schwarzen Sonnenbrille auf Roxanne zu.
 

„Hiiii, Roxaaaanne, wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Was machst du hier, besuchst du deine Mutter? Tut mir leid, wie taktlos. Ich frage mich was du hier willst, und das einzige was mir einfiel war, das deine Mutter mal wieder zu tief ins Glas geschaut hat. Ist sie eigentlich bereits in einer Gruppe anonymer Alkoholiker, das kann helfen“, begrüßte sie Roxanne feixend.
 

„Nein Bethanie, ihr geht es ausgezeichnet und ich bin wegen dem selben Grund hier wie du, nur befrage ich meine Leute rein platonisch und kitzle mir nicht mit gewissen professionellen Tätigkeiten die Informationen aus ihnen heraus. Hat er dir dazu noch eine hübsche Kette dafür versprochen oder ist er so zusammen geschlagen worden das er DAS nicht mehr kann“, lächelte Roxanne süffisant.
 

Mit einem grimmigen Gesicht kam Bethanie auf sie zu und blieb knapp vor ihr stehen.
 

„Für eine plattbrüstige Kuh die solch hässliche Männerkleider riskierst du eine ganz schön große Klappe. Woher hast du sie, aus der Altkleidersammlung? Und diese kurzen Haare erst. Versorgst du deine Haare mit minderwertigem Shampoo das die die Spitzen abfallen?“
 

„Mädels Mädels, wenn ihr euch schlagen wollt tut das bitte draußen“, mischte sich die Rezeptionistin ein, ehe Roxanne auch nur ein Wort sagen konnte.
 

„Wie gesagt, ich befrage meine Leute platonisch, ich muss sie nicht mit meinen Reizen locken und unmoralische Wünsche erfüllen um an meine Informationen heran zu kommen“, fauchte Roxanne.
 

„Das wirst du mir büßen, Roxanne. Aber eines sage ich dir, du wirst noch blöd gucken wenn ich als Anchorman am Abend im Studio sitze während du weiter den kleinen Storys nach rennst und deine kleinen Träume träumst“, keifte sie und zog von dannen.
 

Belustigt sah Roxanne ihr nach und beobachtete wie sie mit ihren Pumps ins stolpern kam und fast auf jemanden gefallen wäre.
 

„Ihr Reportermiezen seit ja echt nicht ohne, was?“, sagte die Rezeptionistin zu Roxanne. „Mr. Dean ist im dritten Stock, im rechten Gang auf Zimmer 365, viel Spaß“, sagte sie und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu.
 

„Danke“, sagte Roxanne und lief zum Fahrstuhl. „Ich finde nicht das ich rum laufe wie ein Mann“, sagte Roxanne zu sich selbst und sah an sich hinunter. Weiße Turnschuhe, eine blaue Jeans, ein schönes weißes Top und eine blaue Bluse und eine einfache Sonnenbrille mit bläulichen Gläsern auf dem Kopf, mehr brauchte es doch nicht. Für einen Bericht der in den Nachrichten lief sollte man gepflegt aussehen, aber nicht herausgeputzt wie ein Papagei.
 

Im dritten Stock angekommen liefen sie in den rechten Gang und sahen schon eine Traube Menschen neugierig vor der Tür stehen. Zwei Leute erkannte Roxanne als alte Zeitungskollegen, und sonst waren es nur einige Patienten oder Angehörige derer, die versuchten einen Blick auf einen der größten Dealer Metro Citys zu erhaschen.
 

Als Roxanne dem Menschenandrang zur Seite bitten wollte, kam plötzlich ein Mann im weißen Kittel heraus und die Menge stob auseinander wie das Meer vor Moses. Sie versuchten unauffällig zu tun, doch natürlich war das nicht möglich.
 

„Geht es Ihren Patienten gut Dr...“, Roxanne sah auf sein Namensschild, „ Dr. Pride?“
 

„Oh, Ms. Ritchi. Ich hätte nicht gedacht sie einmal persönlich kennenzulernen“, sagte Dr. Pride. „Mr. Dean geht es den Umständen entsprechend, er musste gestern an einigen Stellen sogar genäht werden und es ist noch alles sehr frisch, also erschrecken sie nicht. Es setzt ihm doch sehr zu und ihre Vorgängerin die Ms. …. Ms. Brite konnte sich schon nicht ganz beherrschen.“
 

Das konnte sich Roxanne lebhaft vorstellen, sicherlich hatte sie ihr hübsches Gesicht zu einer Visage gezogen und konnte sich sicher keinen bissigen Kommentar verkneifen. Sie wurde von dem gutaussenden Arzt im mittleren Alter mit den angegrauten Haaren ins Krankenzimmer geführt.
 

„Mr. Dean, noch eine Besucherin, Sie kennen sie sicher. Ms. Roxanne Ritchi. Ich lasse Sie dann mal allein. Ms. Ritchi wären Sie so freundlich es nicht zu lange hinaus zu zögern, unser Patient muss viel ruhen“, sagte der Arzt und ging aus dem Zimmer.
 

„Natürlich Dr. Pride“, rief Roxanne ihm hinter her.
 

„Hallo, Roxanne Ritchi, wie geht es Ihnen?“, stellte sie sich noch einmal vor.
 

Nun sah Roxanne ihn wirklich bewusst an und der Anblick war schrecklich. Sein linkes Auge war komplett zugeschwollen, es war eine einzige Beule, über sein Gesicht zogen sich drei lange, frisch zusammengeflickte, große Narben, die noch rot leuchteten. Seine Arme waren voller Kratzer und blauer Flecke und zwei seiner Finger an der rechten Hand waren gebrochen, wie auch sein linkes Bein.
 

„Tu nicht so nett, ich werde dir nichts sagen, genauso wie dieser aufgetakelten, blonden Schlampe.“
 

„Mr. Dean, ich bin nicht hier um Ihnen auf die Nerven zu fallen, ich will nur ein paar Fragen beanwortet haben, dann bin ich wieder weg.“
 

„DU WILLST DICH DOCH NUR ÜBER MICH LUSTIG MACHEN! Wie die anderen. Der große X wurde zusammengeschlagen von einem dürren.... aaarrrgg“, schrie er, doch wurde er von einer Schmerzwehe unterbrochen.
 

Nun war Roxannes Neugier völlig erweckt. Also musste es doch Psycho Delic gewesen sein. Diesen Trumpf würde sie ausspielen müssen, doch musste sie mit Bedacht an die Sache gehen, sonst würde er nichts verraten.
 

„Oh nein, das denke ich nicht. So wie sie aussehen muss er Ihnen aus dem Hinterhalt angegriffen haben, sicherlich bewaffnet. Sie sind sehr groß und stark, und gewiss nicht umsonst der gefürchtete X, den die Polizei seit Jahren zu fassen versucht. Wenn ihr Gegner nicht so feige gespielt hätte, wären Sie sicher als Sieger aus dem Kampf gegangen.“
 

„Das kannst du laut sagen Puppe.“
 

„Können Sie mir sagen wie er heißt?“
 

„Ich weiß es nicht und ich weiß auch nicht wie er heißt, also kannst du gleich wieder abzischen.“
 

So wurde das nichts. Sie musste frei mit ihm sprechen können, aber mit Hal im Raum war es riskant.
 

„Hal, wärst du so lieb und würdest uns einen Augenblick allein lassen?“
 

„Was? Warum? Was ist wenn er dir etwas tut?“, fragte Hal empört.
 

„Hal, sei nicht albern. Geh bitte.“
 

Bittend sah sie ihm in die Augen, und mit dem Hundeblick ala Roxanne erweichte sie ihn von Sekunde mehr.
 

„Haaarrggg, na gut“, sagte er beleidigt und ging hinaus.
 

Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, wendete sich Roxanne wieder ihrem Opfer zu.
 

„Hör zu, James, wenn du es nicht sagen willst könnte ich ja raten“, sagte sie süßlich und setzte sich zu ihm aufs Bett.
 

„Er war sicherlich groß und hatte einen skelettartigen Körperbau oder? Einen Schlapphut, wie ich gelesen habe. Sicherlich einen schicken Anzug dazu mit einem Pelzkragen und ein Hemd aus sehr teurem Stoff, verziert mit einer dicken Goldkette......“
 

James sah sie nicht an, doch sah sie wie nervös er wurde und versuchte so zu tun als wüsste sie nicht wovon sie redete.
 

„Hatte er vielleicht einen eleganten Gehstock und schwarze Lackschuhe. Vielleicht auch eine schwarze Sonnenbrille. Dahinter funkelnde rote Augen....“
 

Nun hatte sie den schwarzen Punkt getroffen, lange würde es nicht mehr dauern.
 

„Eine dunkle Haut. Aber nicht dunkle in dem Sinne das er dunkelhäutig war, sondern mehr ein violett, mit einer fehlenden Nase..... und dann noch dieser wiederliche Geruch seines Atems...“
 

„OK OK, was willst du wissen?“
 

„War es Psycho Delic mit dem du Geschäfte gemacht hast?“, sprach es Roxanne aus.
 

Ihr Gegenüber zuckte heftig zusammen und musste sich die Zähne zusammenbeißen um die Schmerzen aushalten zu können.
 

„Ja“, krächzte er.
 

„Hast du für ihn das Zeug besorgt?“
 

„Nein, ich habe es bekommen und musste es an den Mann bringen. Es war einmal so das ich der Dealer war und man zu mir kam, doch als ich an ihn geriet wurde ich einer seiner Leute.“
 

„Warum seit ihr aneinander geraten?“
 

„Es wurde mir zu heiß, die Bullenschweine hatten mich drei Mal schon fast erwischt und auch meine Mutter und meine Großmutter bekamen von den Schweinen mit was ich tat. Bei ihnen hatten sie nach mir gesucht und die Wohnungen der Beiden förmlich auseinander genommen. Ich wollte mich von den großen Geschäften zurückziehen.“
 

„Aber er wollte das nicht zulassen.“
 

„Ja“, jammerte er und Tränen glitzerten in seinen Augen. „Hören Sie jetzt bitte auf.“
 

„Eine Frage noch, versprochen.“
 

„Wo lebt er.“
 

„Das weiß ich nicht genau.“
 

„Komm schon oder sollte ich alle Welt davon berichten für wen du arbeitest?“, drohte sie.

Es tat ihr leid das sie das tun musste, doch es gab keine andere Möglichkeit.
 

„NEIN! Nein, bitte nicht. Ich tue alles was Sie wollen. Aber wenn die ganze Stadt es weiß, kommt er und tötet mich.“
 

„Aber im Gefängnis kann weder einer raus noch einer so einfach rein, da passiert dir doch nichts“, tat Roxanne ahnungslos.
 

„Oh nein, nein. Er ist anders. Er hat so seine Möglichkeiten“, sagte er und blickte sich schon völlig paranoid geworden um.
 

Roxanne wusste wovon er sprach. Auch sie hatte Psycho Delics Fähigkeiten kennengelernt. Vor allem der Rauch war nichts was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Sie war sich nicht einmal sicher ob Metro Man dagegen ankommen würde.
 

„Wo hat er sein Quartier?“, fragte Roxanne noch einmal energisch.
 

Nach längerem Zögern nahm James Dean allen Mut zusammen und sprach es aus.
 

„In der Kanalisation unter dem Industrieviertel. Ich bin aber nicht sicher ob er nur da verweilt oder nicht auch unter der gesamten Stadt. Er hat viele Helfer die mit Musikinstrumenten ausgestattet sind, diese stoßen wie er dieses verdammte Zeug aus“, schluchzte er und musste sich zusammenreißen, das er nicht einem Heulkrampf erlag. Er war sehr mitgenommen.
 

„An einem Sammelpunkt wo mehrere Gänge zusammenlaufen hat er sein Quartier, ich weiß nicht genau wo, es ist ein einziges Labyrinth dort unten. Da ist ein riesiger Raum, das hat er sich zu einer riesigen Disko umgebaut, heißt es“, schluchzte er weiter.
 

„Äh... was? Musikinstrumente? Disko?“, fragte Roxanne perplex. Ob es die Medikamente waren die ihn nun völlig durchdrehen ließen?
 

„Er liebt Jazz, er ist selbst auch Musiker und ich habe gehört das er seinen Gegnern es sehr schwer macht auf dem Diskoplatz. Die ganzen Lichter, der Rauch, noch keiner soll das überstanden haben. Außer einer.....“
 

Roxannes Atem stockte. Sie ahnte von wem er sprach.
 

„Von wem?“, fragte sie gekonnt ahnungslos.
 

„Ts, wenn Sie wüssten Ms. Ritchi was in dieser Stadt alles vor sich geht. Sie sind zwar das Lieblingsopfer von ihm, aber Sie wissen nicht das Geringste. Sie leben ihr schönes Leben im reichen Viertel der Stadt und lutschen an ihrer Champagnerflasche.“
 

„Du redest von Megamind?“, tat sie herrlich empört.
 

„Ja, er gehörte zu ihm. Er hatte ihn geholfen als er aus dem Labor entkommen ist, habe ich gehört. Er ist nicht einmal menschlich hat mir einer erzählt. Nicht mehr....“
 

„So Ms. Ritchi, die Zeit ist leider um, ich muss sie bitten zu gehen“, platzte plötzlich Dr. Pride rein.
 

Roxanne und Hal liefen zu ihrem KMCP-Van und stiegen ein.
 

„Hast du etwas herausfinden können?“, fragte Hal.
 

„Nein Hal nichts Interessantes.“
 

Fortsetzung folgt . . .

Eine Lady auf Abwegen

Kapitel 25 – Eine Lady auf Abwegen
 

Im Stau gelandet, standen Roxanne und Hal mit ihrem Van auf der Hauptstraße Metro Citys und warteten darauf das es schneller voran ging. Gelangweilt ließ Roxanne ihren Arm nach draußen hängen und genoss jede kleine Brise die die Hitze im Auto angenehmer machten. Während die beiden sich wie in einer Sauna fühlten kam Roxanne eine Idee.
 

„Hal, würdest du noch mal auf das Infoblatt sehen wo sich die Gasse befindet?“
 

„Äh... klar.“

Hal kramte im Handschuhfach herum. Dort war peinlich viel Müll drin, welches sie die letzten Wochen verursacht haben. Burgerverpackungen, Pommespapirtütchen, Plastiksalatschälchen und einige Trinkbecher mit Strohhalmen, unter anderem ihre Starbuckskaffeebecher.
 

„Scheinbar gar nicht so weit. Wenn wir hier gleich die nächste Kurve nach Links nehmen, immer weiter geradeaus, bis zum Rande des Industrieviertels, einmal rechts, dann links und dann wären wir wohl schon da. Aber da wollen wir ja gar nicht hin.“
 

„Doch!“, sagte Roxanne bestimmend und bog sogleich ab, als sie nach wenigen Minuten die Ausfahrt erreicht hatten. Selig seufzte sie, endlich konnten sie dem Stau entkommen.
 

„Warum willst du denn jetzt da hinfahren?“
 

„Äh... wir könnten da gleich den Bericht drehen“, schlug Roxanne vor und hoffte das Hal das schluckte.

„Das hätten wir doch vor dem Krankenhaus tun können.“

Was für eine verzwickte Situation, Hal hatte natürlich recht, doch konnte sie ihm unmöglich sagen das sie nachsehen wolle ob nicht noch mehr Hinweise zu finden sind. Sicherlich gab es in der Gasse einen Gulli und dieser würde sie vielleicht direkt zu Psycho Delic führen. Sie hatte nicht vor heute in die Kanalisation zu steigen, schlicßlich war sie unvorbereitet und Hal war auch noch dabei, doch wollte sie wenigstens kurz in den Gulli hineinsehen oder hinuntersteigen um zu sehen ob da nicht ein paar Rauchbomben oder dergleichen zu finden waren. Als Beweis für seine Tricks.
 

In einer viertel Stunde war die Gasse erreicht und Roxanne hielt direkt davor mit dem Van.

„Roxanne, bist du wirklich sicher das wir hier drehen wollen?“, fragte Hal skeptisch und machte keinerlei Anstalten auszusteigen.
 

„Ja“, sagte Roxanne knapp und richtete sich mit dem Blick im Rückspiegel. Man musste ihr ja nicht ansehen das sie eben eine Stunde im Stau gestanden und sich in der Sauna der Natur hat brutzeln lassen.

„Und was ist wenn der Irre wieder zurückkommt?“, fragte Hal und sah sichtlich unbehaglich in die Gasse hinein.

„Hal, es ist mitten am Tage und wir sind zu zweit. Außerdem bist du doch sehr stark, nicht? Du würdest mich doch beschützen“, sagte Roxanne einschmeichelnd und lächelte Hal aufmunternd zu.

„Ja, natürlich. Selbst wenn es hundert Ninja wären. Die würde ich locker abwehren, die würden.... voll heulen und so“, sagte Hal verschmitzt, stieg aus und holte seine Kamera von hinten.
 

Roxanne in dessen sah sich in der Gasse um. Nichts auffälliges war im ersten Moment zu sehen. Ein paar Müllcontainer, ein paar Pappkartons und Mülltüten, und auch ein Gulli, dem Roxanne gleich unter die Lupe nahm. Glücklicherweise befand sich Gullideckel direkt unter dem Vordach des rechten Hauses, so das der Regen nicht viele Spuren verschwinden lassen konnte. Der Dreck und Staub war an einigen Stellen verwischt, er wurde auf jeden Fall bewegt. Und auf dem Asphalt, direkt daneben, waren noch einige getrocknete Blutflecken zu sehen. Je näher sie aber der Lücke zwischen den Dächern kam, desto mehr waren sie nur noch sehr schwach bis gar nicht mehr zu sehen.
 

„Am Besten wir drehen hier“, beschloss Roxanne und stellte sich neben dem Gulli.
 

Hal überreichte Roxanne ihr Mikrofon, ging einige Schritte zurück, schulterte seine Kamera und schaltete sie an.
 

„Guten Abend, Metro City. Ich stehe in der Gasse, in der vor zwei Tagen, der Dealer X oder auch James Dean, von einem Unbekannten niedergeschlagen wurde. Abgesehen von einem Zeugen wurde nichts von dem Geschehenen bemerkt, die Kriminalpolizei konnte bisher nichts herausfinden und tappt im Dunkeln.....“
 

Während Roxanne ihren Beitrag abdrehte wurde es zusehends dunkler. Schwere, dunkle Wolken zogen auf, die sehr tief lagen und es begann stürmisch zu werden. Der Wind schlug ihr ihren Pony ins Gesicht und ließ ihre Bluse hin und her flattern.
 

„..... hatte Kommissar Johnson vermutet. Es..... hach, Hal so geht das nicht. Das Wetter wird immer schlimmer“, sagte Roxanne genervt und blickte gen Himmel. Es war äußerst merkwürdig, bisher hatte sie zwei Mal so ein Phänomen erlebt. Oder vielleicht auch drei Mal?, dachte sie sich und erinnerte sich an ihr gestriges Date, welches abrupt geendet hatte.
 

Ehe sie ihren Gedanken beenden konnte, erschien ein heller Blitz und schlug direkt in Hals Kamera hinein. „Aaaaaah“, schrie Hal und blickte verdutzt auf die zertrümmerte Kamera. Seine Augen blickten erschrocken ins Nichts und mit einem lauten Knall fiel er ohnmächtig nach hinten. Glücklicherweise hatten einige Müllsäcke und Kartons ihn weich landen lassen.
 

Adrenalin schoss durch Roxannes Adern und blickte sich suchend nach der Weißhaarigen um.

„Hier oben“, ertönte eine melodiöse Stimme und tatsächlich. Lady Doppler schwebte in der Luft, ihre langen weißen Haare wild um sich wehend. Ein kleiner Wirbelsturm hielt sie in die Luft und ließ sie langsam nach unten sinken. Elegant strich sie durch ihre Haare und richtete sie wieder glatt, stemmte dann eine Hand in die Hüfte während die Andere lässig nach unten hing.
 

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Miss Ritchi“, sagte sie kokett und lächelte boshaft.
 

„Was willst du von mir, Doppler?“, fragte Roxanne geradeheraus.
 

„So so. Nicht einmal Manieren kann sie zeigen. Ich verstehe gar nicht was er so an dir findet.“
 

„Von wem sprichst du?“, fragte Roxanne, sie wollte nicht zeigen das sie wusste wovon gesprochen wurde.
 

„DU WEIßT GENAU VON WEM ICH REDE“, schrie sie auf vollem Hals und Roxanne glaubte ihre toten weißen Augen glühen zu sehen. Doch kaum waren die Schreie in der Gasse verhalt, beruhigte sich die Weißhaarige und fügte sich wieder in die Roller einer Lady, die sie mit Bravour spielte.
 

„Auch wenn ich dich für äußerst dumm halte, für so dumm aber auch wieder nicht“, sagte sie mit einer freundlichen Stimme und Grazie in der Haltung.
 

„Warst du es der unser Da....unser Treffen gestört hat?“, fragte Roxanne.

Sie war davon überzeugt, doch musste sie es einfach wissen.
 

„Sprich es ruhig aus. Euer Date“, spukte Lady Doppler es heraus. „Es war geradezu widerlich wie ihr euch angeschmachtet habt. Aber glaube ja nicht das du etwas Besonderes bist. Du bist nur eine Phase, ein Zeitvertreib. Ebenso wie diese rumänische Hure“, fauchte sie mit zusammengepressten Zähnen. Ihre Kiefer zitterten und es war ihr anzusehen das sie sich zusammenreißen musste.
 

„Das kann ich nicht entscheiden“, sagte Roxanne wahrheitsgemäß, mit einem Stich in der Brust.

Ob Megamind es ernst mit ihr meinte oder nur spielte, das lag nicht in ihrer Hand. Doch versuchte sie ihren Schmerz nicht offen zu zeigen.
 

„Vielleicht wäre es besser wenn du es sein lässt. Die Liaison mit ihm, meine ich. Glaube nicht das ich dir etwas böses will, ich sage das als Freundin. Ich will nicht das er dir das Herz bricht“, sagte Doppler gespielt freundlich. Sie war während dieser Worten Roxane nahe gekommen und nahm es sich nicht einmal ihre Hand in ihre zu nehmen.
 

Wütend riss Roxanne ihre Hand aus dem Griff der Weißhaarigen, trat jedoch keinen Schritt zurück, sondern trat sogar noch einen Schritt auf diese zu. Nur wenige Zentimeter trennten die beiden Kontrahentinnen.

„Du fürchtest nicht um mein Herz, das gebrochen werden könnte. Du fürchtest das deines noch mehr gebrochen wird“, sagte Roxanne ihr ins Gesicht.
 

Sie musste sich eingestehen das es ihr viel Mut kostete, denn sie ahnte das Doppler eine instabile gefühlsschwankende Frau war. Es kostete viel Kraft und Konzentration sich nichts anmerken zu lassen und oder gar den Blick zu senken. Roxanne wusste das Lady Doppler sie mit Leichtigkeit einen ihrer Blitze aussetzen konnte. Die Frage war nur, wann es geschehen und ob sie es überleben würde.
 

„Das wirst du mir büßen“, fauchte Lady Doppler. Roxanne bildete sich ein es in den toten Augen blitzen zu sehen und trat seinen Schritt zurück. Die langen Haare wirbelten um den schmalen Körper der Lady und als es sie nach oben riss, bildete sich ein kleiner Wirbelsturm um sie und trug sie fort. Die Wolken wurden kleiner und zogen weiter. Roxanne sah ihr nach, bis das letzte kleine Wölkchen verflogen war.
 

„Aaaaaah“, stöhnte Hal und rieb sich den Kopf.

„HAL“, rief Roxanne, rannte zu ihm und half ihm sich aufzusetzen.
 

„Was ist passiert?“, fragte Hal irritiert.

„Du bist auf einer Bananenschale ausgerutscht und bist ohnmächtig geworden“, sagte Roxanne auf die Schnelle. Sie wollte überzeugend klingen.

„OH SCHEIßE“, rief Hal aus, als er seine Kamera sah. „Goldberg wird mich umbringen“, sagte er.

„Das muss er gar nicht wissen, Hal. Wir holen uns von Gary eine neue“, sagte Roxanne.
 

Gary Holdan gehörte zu der Elektronik des Studios. In seinem Lager befanden sich so viele Scheinwerfer, Kameras und Mikrofone, vor allem Kabel, die man sich nicht vorstellen konnte.
 

„Oh Hal, du hast ja eine Platzwunde am Kopf“, sagte Roxanne. „Am besten fahr ich dich ins Krankenhaus.“

„Lieber nicht, ich hasse Krankenhäuser. Bei mir um die Ecke ist schon die Praxis meines Hausarztes. Bring mich einfach dort hin.“
 

Nachdem Roxanne Hal zum Arzt gefahren war, fuhr sie zu Gary ins Studio und brachte ihn die kaputte Kamera. Der blonde Mann im mittleren sah sie erstaunt an.
 

„Habt ihr versucht damit Fußball zu spielen?“

„Gary, das ist nicht witzig. Kannst du den Film noch retten? Ich habe mich nicht getraut das Ding anzurühren. Da sind alle meine abgedrehten Berichte drauf.“

„Na dann gucken wir uns das mal an“, sagte er und nahm sich ein Schraubenzier um die Kamera auseinander zu schrauben. Da sie so verbogen war musste er mit anderen Werkzeugen und mit etwas Kraft nachhelfen um die Kamera zu öffnen und den Film unbeschadet heraus zu holen.

„Mmmmh“, machte er, als er den Film begutachtete. „Der dürfte noch in Ordnung sein“, sagte er und schickte sie damit hinaus.
 

Roxanne lief eilig in ihr Büro und tatsächlich, alle Berichte waren unbeschadet darauf und auch die Szenen von ihrem aktuellen Bericht über den krankenhausreif geschlagenen X. Diesen Bericht würde sie heute Abend abgeben wollen, sie verspürte keine Lust noch einmal zu dieser Gasse zu fahren.
 

Stattdessen ergänzte sie ihre fehlenden Sätze, mit am Headset aufgenommen Worte und blendete in der Zeit in der sie nicht zu sehen war, den Blutbefleckten Fußboden ein und ein Foto von X, als er noch normal aussah. Nachdem sie hier noch etwas geschnitten und dort noch etwas an Text ergänzt hatte, speicherte sie es auf eine CD und brachte es mit den anderen direkt zu ihrem Chef.
 

Mehrmals klopfte sie an seiner Bürotür an der Direktion – JOHN GOLDBERG stand.
 

„WAS IST DENN?“, rief ihr Chef wütend.
 

Roxanne ging hinein und war etwas verdutzt. Ihr Chef schien etwas außer Atem und seine Sekretärin die im Vorzimmer ihren Schreibtisch stehen hatte, flitzte an ihr vorbei mit hochrotem Kopf, ohne ein Wort zu sagen.
 

„Den Bericht über X und die anderen“, sagte sie und legte es ihm auf dem Tisch.

„Schön schön, sagte er nur. Sie können gehen“, scheuchte er sie wieder hinaus.
 

Ohne ein weiteres Wort lief sie hinaus und warf der Sekretärin, sie glaubte zu wissen das sie Jane hieß einen Blick zum Abschied zu. Diese war noch sehr aufgeregt und versuchte sich zu beruhigen und nickte Roxanne zu.
 

Es war bereits halb Acht als Roxanne endlich zu Hause war, da sie noch Einkäufe zu erledigen hatte. Sie räumte diese in die Schränke und ließ sich erschöpft aufs Sofa fallen. Heute würde sie keinen Finger mehr krumm machen. Doch ihr Kopf wollte einfach nicht entspannen. Immerzu musste sie an Lady Dopplers Worte denken. Ob sie Megamind etwas sagen sollte?

Eine eifersüchtige Frau sollte man niemals unterschätzen, doch wollte sie Megamind nicht damit belasten, geschweige denn ihm ein blödes Gefühl verleihen. Sie wusste ja nicht was wirklich zwischen den beiden gewesen war. Und diese rumänische Frau? Was hatte diese verbrochen das sie schon als Hure bezeichnet wurde. Aber wenn Doppler schon mit ihr so umsprang, obwohl noch nicht viel passiert ist, was musste die andere Frau mit Megamind geteilt haben. Vielleicht sogar einen richtigen Kuss? Aber hatte er nicht gesagt das er nie eine Frau richtig kennenlernen konnte?
 

Roxanne schaltete den Fernseher ein. Sie wollte sich nicht weiter den Kopf zerbrechen. Für heute war Schluss damit.
 

Fortsetzung folgt . . .

Schmerzliches Wiedersehen

Kapitel 25 – Schmerzliches Wiedersehen
 

Unkonzentriert saß Roxanne in ihrem Bürostuhl und haute auf die Tasten hinein als versuche sie ihre überschüssige Energie loszuwerden. Nicht nur das sie verschlafen hatte, da sie die halbe Nacht nicht schlafen konnte. Immer wieder spukten ihr die Worte von Lady Doppler durch den Kopf und die Angst davor auf ihrer roten Liste zu stehen. Megamind war oft so sehr mit Metro Man beschäftigt oder im Gefängnis, das sie sich nicht sicher sein konnte, dass er immer für sie da war. Und woher sollte er wissen das ihr etwas zugestoßen war, wenn er nicht der Grund dafür war?
 

Alpträume hatten sie geplagt. Sie hatte im Traum gesehen wie sie wieder in den Gulli fiel in dem das Feuer loderte. Schweißgebadet war sie aufgewacht und glaubte die Hitze der Flammen zu spüren. Und auch der Sturm war Bestandteil ihres Traumes. Der Regen der ihr ins Gesicht peitschte, der kalte Wind der ihren Körper zum Schlottern brachte. Der nicht zu ertragene, stinkende Rauch der ihr den Atem nahm.
 

Es hatte einige Minuten gebraucht ehe sie sich beruhigt hatte und es wurde ihr auch unbehaglich allein in der dunklen Wohnung. Immer glaubte sie vor der Brüstung Lady Doppler herauf fliegen zu sehen aus dem Augenwinkel. Die Nacht war lang und nun war sie mit vier Tassen Kaffee so überdreht das sie nicht mehr stillsitzen konnte.
 

„Roxanne, bist du sicher das es dir gut geht?“, fragte Hal nun schon zum dritten Mal nach.
 

„Ja Hal, wirklich. Ich hab nur schlecht geschlafen und jetzt bin ich durch den Kaffee völlig überdreht. Mir fehlt nichts.“
 

„Und ist wirklich nichts geschehen in der Gasse? Ich habe das Gefühl das ich etwas verpasst habe“, sagte Hal und kratzte sich am Kopf.
 

„Ganz sicher“, log Roxanne und versuchte sich wieder auf ihre Moderation zu konzentrieren.
 

Nachdem sie zwei Sätze geschrieben hatte wurde sie auch schon wieder unterbrochen. Aber durch etwas, das sie nie für möglich gehalten hätte. Ihr Handy vibrierte kurz, eine Nachricht hatte sie erreicht und offensichtlich lag das Handy direkt neben ihren Schlüssel, denn es klang als würde ein leistungsstarker Vibrator in ihrer Tasche rumoren.
 

Allein aus ihrer Neugier heraus griff sie sofort in ihre Tasche, um herauszufinden wer ihr schrieb. Ihre Handynummer hatte nicht jeder, eigentlich sogar nur eine Handvoll Menschen wenn man so wollte und alle wussten das sie tagsüber arbeitete. Ob ihre Mutter wieder einmal Probleme hatte?
 

Nein! Es war eine völlig fremde Nummer, genauer gesagt: Absender Unbekannt.
 

Nicht einmal die Nummer war zu sehen.
 

Hallo Roxanne.

Ich muss dich heute

wieder sehen.

Kann ich heute

zu dir kommen?

Meggi
 

Meggi? Wer war..... Sogleich stieg Roxannes Herzschlag an und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.
 

„Und wer war es?“, fragte Hal neugierig.
 

„Nur Meggi“, blieb Roxanne bei ihrer Lüge und las die SMS noch einmal durch.
 

Megamind war wahrlich nicht dumm. Er mochte manchmal etwas tollpatschig oder in seltenen Fällen auch begriffsstutzig sein, aber er lernte schnell aus seinen Fehlern. Nur wie sollte sie ihm zurück schreiben? Wenn nicht einmal die Nummer zu sehen war wusste ihr Handy doch nicht wohin es zurückschreiben sollte. Da ihr aber nichts anderes einfiel, tippte sie schnell eine SMS zurück, in der Hoffnung das es funktionierte.
 

Hi Meggi,

würde dich auch

sehr gerne wieder

sehen. Der letzte

Abend war sehr

schön mit dir.

Komm am besten

heut Abend um

sieben vorbei.

Ich werde mich

beeilen. Roxanne
 

Senden.
 

Ein bunter Balken tauchte auf und zog sich durchs Bildschirm, von Anfang bis zum Ende.
 

Gesendet.
 

Es hatte tatsächlich funktioniert. Auch wenn sie selbst nicht wusste wohin es gesendet wurde. Plötzlich wurde sie von Panik ergriffen. Was wenn es nur ein Trick war? Wenn Lady Doppler oder gar Psych Delic dahinter steckten? Lady Doppler hatte sie beobachtet, vielleicht wusste sie nun auch wo Roxanne wohnte. Das Herz schlug ihr hart in der Brust und ihre Hände begannen zu schwitzen.
 

Plötzlich traf sie die Erkenntnis. Sie mochten vielleicht wissen wo sie wohnte, doch konnten sie nicht wissen das Meggi Megamind war. Bei dem Telefonat konnten sie unmöglich dabei gewesen sein, sie traute ihnen nicht zu das sie ihr Telefon angezapft hatten. Wenn sie dazu überhaupt in der Lage waren, aber das glaubte sie nicht. Megamind war der Technikfreak, sonst niemand. Nur er hätte so etwas zu Stande gebracht und nur er wusste das sein Mädchenname Meggi hieß.
 

Eilig hielt Roxanne sich den Mund zu, Gott sei Dank achtete Hal gerade nicht auf sie, denn sie hätte fast lauthals losgelacht. Doch Megamind mit diesem Mädchennamen in Verbindung zu bringen, die Vorstellung war zu lustig. Schnell fasste sie sich, stopfte ihr Handy in die Tasche und arbeitete weiter.
 

Der ganze Tag verlief recht ereignislos, sie versuchte so schnell wie möglich fertig zu werden um noch ein wenig Zeit für sich herauszuschlagen. Einen Bericht nach dem anderen vorbereitend und die Moderationen schreibend verging die Zeit im Nu.
 

Als die Uhr bereits 17:00 anzeigte, streckte sich Roxanne genüsslich und machte sich daran die letzte Moderation zu schreiben. Sie würde frühst möglich zu Hause sein um sich frisch zu machen und noch etwas zu Essen. Plötzlich waren auf dem Flur hinter der Bürotür laute Schritte zu hören und ehe Roxanne und Hal sich noch fragen konnten wer das war, stürmte auch schon Mr. Goldberg ins Büro.
 

„Ms. Ritchi, auf der Metro-Avenue gab es einen Autounfall, oder eher eine ganze Menge. Ein Auto kam ins schleudern, riss zwei mit und alle die hinter ihm gefahren sind, sind gleich mit rein gefahren. Merkwürdiger violetter Rauch steigt aus den Gullideckeln, ich will das ihr beide sofort da hinfahrt und alles aufzeichnet, ich will später einen fertigen Bericht“, rief er befehlend, wendete um und knallte die Tür hinter sich zu.
 

„Scheiße!“, rief Roxanne aus. „Los Hal, beeil dich, wir müssen sofort los.“
 

„Klar, ich mach das noch schnell....“
 

„HAL!“
 

„Schon gut“, sagte Hal und sprang auf.
 

Eine viertel Stunde später gerieten die Beiden bereits in den Stau. Genervt massierte Roxanne sich ihre Schläfen.
 

„Langsamer geht’s wohl nicht. Es wäre besser gewesen über eine Nebenstraße dort hin zu kommen und nicht auf direktem Weg. HAL, bieg da sofort ein, dann können wir drum herum fahren.“
 

Verärgert und genervt trippelte sie mit den Fingern auf die Türlehne des Autos und versuchte ihre Wut nicht an Hal auszulassen. Hal bog in die Seitenstraße und konnte nun endlich beschleunigen. Wenn das so weiter ginge würde sie um einiges später kommen und womöglich Megamind warten lassen müssen.

Das musste sie verhindern.
 

Nach einiger Zeit, da auch die Nebenstraßen gut besucht waren, waren sie da und Hal packte die Kamera aus. Sie drängten sich zwischen den Umstehenden und versuchten zur Unfallstelle zu kommen. Als Roxanne von der Absperrung der Polizei aufgehalten wurde zu nahe an die zerstörten Autos zu kommen, erblickte sie den Ausmaß den Psycho Delic angerichtet hatte.
 

Nichts konnte das Elend beschreiben das zu sehen war. Auch waren die Umstehenden Menschen keine typische neugirige Masse die unbedingt Action erleben wollte, sondern herrschte nur betretendes Schweigen. Auch hörte Roxanne jemand weinen.

Ein Auto hatte zwei andere direkt erwischt, es war ein großer Haufen Schrott. Die umliegenden konnten nicht früh genug bremsen und nun lag ein hundert Meter langer Schaden, geziert von verbeulten Motorhauben und abgebrochenen Stoßstangen. Zwischen den forderen Autos, dem Haufen Schrott glaubte Roxanne eine Person zu erkennen. Doch sah sie nur die obere Hälfte und lag sie auf eine der zertrümmerten Motorhauben. Und in jedem anderen waren Verletzte zu sehen, die man bisher noch nicht herausholen konnte, da sie entweder von ihrem Airbags und dem zusammengequetschten Auto nicht herausklettern konnten.
 

„Bitte gehen sie ein Stück zurück, hier gibt es nichts zu sehen“, rief ein Polizist der an die Menschenmenge vorbei schritt und verhinderte das wild fotografiert und gefilmt wurde.
 

„Hal, nimm das auf“, flüsterte Roxanne Hal zu, bevor der Polizist sie erwischte. Als bekannte Reporterin hätte sie eine Chance ein paar Bilder von diesem Desaster zu erhaschen, doch nur bedingt. Flink, was man den dicklichen Hal nicht zutrauen würde, schaltete er seine Kamera an und hielt jede kleine Szene fest. Auch von dem Rauch, der noch so leicht aufstieg, doch musste man genau hinsehen um ihn zu erhaschen. Doch Roxanne glaubte eine violette Färbung zu erkennen.

Zwei Schritte bevor der Polizist zu nahe kam und sich durch Rufe ankündigte, ließ Hal die Kamera verschwinden und sah unbeteiligt drein.

„Ms. Ritchi, ich sollte nicht überrascht sein Sie zu sehen.“
 

„Guten Tag Kommissar Khan“, begrüßte Roxanne den indischen Polizisten. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“
 

„Verstehen Sie es nicht falsch, aber darüber bin ich nicht froh. Eine junge Frau sollte sich solch grausige Dinge nicht ansehen.“
 

„Und doch wurde ich von Mr. Goldberg hergeschickt, also lassen Sie mich meine Arbeit tun und ich lasse Sie den Ihrigen machen“, sagte Roxanne freundlich und bestimmt.
 

Wissend lächelte Mr. Khan, denn er wusste das es nichts brachte mit der Star-Reporterin zu diskutieren.
 

„Kommen Sie“, sagte er. „Auf der anderen Seite gibt es nicht so viele Zuschauer, dort werden sie in Ruhe filmen können.“
 

Er half ihr unter die Absperrung hindurch und führte sie an die Autos vorbei. Ehe Roxanne fragen konnte, gab er bereits ihre Antworten.
 

„Niemand weiß so recht wie das passiert ist. Keiner kann so recht sagen wie der Fahrer aussah, er wendete plötzlich, erwischte zwei entgegenkommende Autos und nahm diesen jungen Mann mit.“
 

„Ein junger Mann? Wer war es?“
 

„Ja, dieser Dealer, der wegen einer Schlägerei ins Krankenhaus kam. Er war gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen, er sollte weit weg in ein anderes verlegt werden, da er keine Ruhe gab und sogar sehr hysterisch geworden sein soll, als ginge es um sein Leben. Der Typ der ihn zusammengeschlagen hat, war wohl nicht ganz ohne.“
 

„Bitte?“, fragte Roxanne überrascht und ahnte Schreckliches. Inständig hoffte sie es handelte sich um einen anderen Dealer, der sich geschlagen hatte. So zusammengefasst könnte diese Story auf jeden zutreffen.
 

„Seine Mutter war mit ihm noch schnell zu seiner Wohnung gegangen in Begleitung einer Krankenschwester. Sie wollten das Nötigste zusammenpacken, er bestand darauf das selbst zu tun. Seine Mutter hätte die Sachen natürlich nachgeschickt, aber er wollte nichts davon wissen. Wir vermuten das er noch etwas aus der Wohnung entfernen wollte bevor er geht. Jedenfalls schob ihn die Krankenschwester gerade über die Straße und plötzlich wendete dieses Auto und erfasste sie. Die Krankenschwester konnte glücklicherweise noch zur Seite springen, sie hat schnell reagiert, aber Mr. Dean......“
 

„WAS?“, fragte Roxanne schockiert und sah sich um. Diese Person war also doch James Dean?
 

Die Feuerwehr war bereits da und versuchte James gerade zwischen den Autos herauszuschneiden.
 

„Er wurde größtenteils durch das Metall durchschnitten, nur noch die Autos haben ihn zusammengehalten. Seine Mutter konnte noch ein paar Sätze mit ihm sprechen ehe er....“
 

Ungläubig schüttelte Roxanne den Kopf. James hatte Recht behalten, Psycho Delic würde es ihm heimzahlen. Nun erfasste sie die ganze Situation. Der Körper zwischen den Autos lag still und leblos, die Feuerwehr schnitt ihn laut mit einem Brennschneider heraus und einige Meter daneben, schrie eine hysterische ältere Frau. Seine Mutter. Noch nie hatte Roxanne so ein elendes Klagen vernommen. Gänsehaut überzog ihre Haut und ein Schauer ließ sie trotz der warmen Temperaturen gefrieren. Diese Schreie würde sie lange nicht vergessen können.
 

Fortsetzung folgt . . .

Gefühlschaos in allen Lebenslagen

Kapitel 27 – Gefühlschaos in allen Lebenslagen
 

Es war bereits nach 19:00 als Roxanne endlich nach Hause kam. Als sie vom Tod von James Dean erfahren hatte, brauchte sie einige Minuten um den Schock zu verdauen. Um wieder zu sich zu kommen und hatte zunächst erst einmal einen Kaffee getrunken.

Auch einige Sätze und Szenen mussten wiederholt werden, da Roxanne noch etwas Durcheinander war und sich nicht so recht auf ihre Interviews konzentrieren konnte.
 

Sogleich hastete sie auf ihren Balkon, doch da war nichts von Megamind zu sehen. Sicherlich ist er wieder gegangen, dachte sie enttäuscht und ließ die Balkontür offen stehen und ging nach oben unter die Dusche. Das dampfende Wasser lief über ihren Körper, doch wollte sich dieser einfach nicht entspannen. Immer wieder sah sie das geängstigte Gesicht von James, als dieser von Delic gesprochen hatte.
 

Sie wusste nicht wie lange sie unter dem heißen Nass gestanden hatte, doch war ihr bald die Lust vergangen, schäumte sich schnell ein und ging hinaus, nachdem sie fertig war. Die Haare wurden zwar nicht gewaschen und hingen wie nasse Lappen vor ihrer Stirn, aber wen kümmerte es schon. Im Bademantel eingepackt tappte sie auf feuchten Füßen hinunter in die Küche und öffnete den Kühlschrank, doch beim Anblick der leckeren Sachen die die Hälfte der Regale füllten, merkte sie das sie nicht wirklich Hunger hatte.
 

Immerzu sah sie James vor sich, den gut aussehenden jungen Mann, der sein Leben lassen musste, weil er ein besseres führen wollte. Und dann, sah sie diesen leblosen Körper zwischen den Autos. Zerquetscht und zum Tode verurteilt. Ein kalter Schauer zog sich über ihren Rücken und sie zündete die drei roten Stumpenkerzen auf dem kleinen Nebentisch neben ihrer Couch an, ein Gedenken an ihn.
 

Roxanne kuschelte sich in ihre geliebte rote Decke und schaltete den Fernseher an, in der Hoffnung das sie durch ihn etwas Ablenkung finden würde. Kaum hatte sie durch einige Sender gezappt, kam auch schon ihr Bericht in den Nachrichten. Und die schrecklichen Bilder. Hal hatte sein Versprechen gehalten und es noch zurechtgeschnitten und es sofort Mr. Goldberg übergeben. Lange hielt Roxanne es nicht aus, zumal sie sich selbst nicht gerne im Fernsehen sah und schaltete weg. Da entdeckte sie eine Liebeskomödie und blieb daran hängen. Irgendwann wurden ihre Lider immer schwerer und war schon bald eingeschlafen.
 

Sie träumte vom Feuer, von diesem ätzenden Rauch und zerstörten Autos die von Leichen gefahren wurden, die immer wieder aufeinander fuhren. Doch irgendwann driftete sie in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.
 

Ein brummendes Geräusch. Sind da Schritte? Schlief sie? Wachte Sie? Er kam ihr immer näher. Wer kam ihr immer näher? Sie musste aufwachen, er tat ihr sonst etwas an.....
 

Erschrocken schlug Roxanne die Augen auf und nahm eine Silhouette war, doch wurde sie von ihrem, noch immer laufenden Fernseher angestrahlt, so das sie nichts rechtes erkennen konnte. Verschreckt setzte sie sich auf und schlang die Decke eng schützend um sich. Was sollte sie nur tun?
 

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken“, sagte eine ihr bekannte Stimme, aber wer.....
 

„Damit du mich im Schlaf umbringen kannst?“, sagte Roxanne mit einer zittrigen Stimme.
 

„Was?“, fragte der Fremde verwirrt.
 

„TU NICHT SO! DU HAST IHN UMGEBRACHT! Ich habe ihn gesehen, ich habe James gesehen“, rief sie wütend, ja fast hysterisch.
 

„Woher weißt du von James?“, fragte die Stimme leicht bedrohlich.
 

„Ach haben dir das deine Leute noch nicht erzählt? Ich habe einen Bericht über den armen James gemacht.........“
 

„Roxanne.....“
 

„SPRICH MEINEN NAMEN NICHT AUS“, schrie Roxanne und fand endlich Mut um aufzustehen und sich ihrem Besucher zu stellen.
 

„Roxanne, du verstehst nicht....“, sagte die Stimme sanft und der schwarze Unbekannte kam näher.
 

Ihre Hände schwitzten, ihr Herz raste wie das eines Kaninchen, wenn es vor dem Fuchs um sein Leben rannte. War es jetzt vorbei?
 

Doch statt dem violetten totenkopfähnlichen Gesicht welches sie erwartet hatte, war ihr Besucher blau und sah sie aus besorgten grünen Augen an.
 

„Du bist es“, sagte Roxanne atemlos.
 

Wie durch einen plötzlichen Schwächeanfall ließ sie sich auf ihre Couch fallen und rieb sich ihren Kopf. „Tut mir leid, der Tag war nur so.... anstrengend.“
 

„Offensichtlich, ich selbst habe auch einen herrlichen Tag gehabt, darum komme ich erst jetzt“, sagte Megamind ironisch und setzte sich zu ihr auf die Couch.
 

Roxanne sah auf ihre Armbanduhr. Tatsächlich, es war 21:00.
 

„Für wen hast du mich gehalten?“, fragte Megamind eindringlich.
 

Schuldbewusst sah Roxanne zur Seite. Sie wusste das sie sich nicht einmischen sollte.
 

„Psycho Delic“, sagte sie kurz angebunden.
 

„ROXANNE!“
 

„ICH WEIß“, rief sie und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
 

„Woher weißt du von James?“
 

„Woher wohl, ich habe einen Bericht über ihn gedreht.“
 

„Das heißt gar nichts. Was hast du über ihn herausgefunden, hast du mit ihm gesprochen?“
 

Noch nie hatte Megamind so eindringlich mit ihr gesprochen. Wie ein gehorsames Kind antwortete sie.
 

„Ja, ich habe ihn im Krankenhaus besucht und habe ihn gezielt nach Psycho Delic befragt....“
 

„WARUM TUST DU DAS? Du hast am eigenen Leib gespürt das Delic kein netter Herr von Nebenan ist.“
 

„Ja nur... du wolltest mir nach dem Vorfall nichts erzählen, also wollte ich mir die Antworten selbst beschaffen. Also habe ich in den Zeitungsarchiven nachgesehen....“
 

„Oh Roxanne“, stöhnte Megamind und verbarg nun seinerseits sein Gesicht in den Händen.
 

„Dort habe ich nicht sehr viel herausfinden können, vor allem da ich nicht wusste wonach ich genau suchen sollte, und als James auf die Bildfläche auftauchte war es meine Chance, ich weiß wo sein Versteck ist....“, versuchte Roxanne ihn auf ihre Weise aufzumuntern.
 

„Ich kenne sein Versteck. Für mich ist das kein Geheimnis“, sagte er ruhig.
 

Beschämend lehnte Roxanne sich zurück und verschränkte die Arme. Sie hatte sich in Lebensgefahr gebracht für nichts, dafür das Megamind bereits alles wusste und sie noch immer nichts erfahren hatte.
 

„Versprich mir das du dich da raus hältst“, sagte Megamind bestimmt als er sich zu ihr drehte.
 

Roxannes Herz wurde schwer. So einfach konnte sie nicht nachgeben. Niemals würde sie das beängstigende Gefühl in Psycho Delics Armen vergessen oder wie sehr sein Rauch ihre Sinne getrübt hatte. Bis dato glaubte sie die Stadt wie ihre Westentasche zu kennen und dachte das nur Megamind ein wirklicher Schurke war und der Einzige vor dem sie sich fürchten musste, wenn auch das nicht wirklich. Doch so etwas wie Psycho Delic hatte sie noch nie erlebt, geschweige denn von gehört. Sie hatte Angst, und doch konnte sie nicht herum sitzen und so tun als wäre nichts gewesen.
 

„Ich kann nicht“, sagte sie leise.
 

„Roxanne bitte....“
 

„DU HAST GESEHEN WAS ER MIT MIR GEMACHT HAT“, rief sie wütend aus und stand auf. „Ich wurde auf eine Weise bedroht die ich bis dahin noch nie erfahren habe. Es tut mir leid, aber er ist ein ganz anderes Kaliber als du, er ist so.... so boshaft, so.... ich will nicht religiös erscheinen, aber er könnte der Teufel persönlich sein“, rief sie, während sie wie ein eingesperrter Tiger herumlief. „Er könnte plötzlich in meiner Wohnung stehen und mich auf grausame Weise ermorden, sie dir nur James an, wer weiß wie er das angerichtet hat. Du kannst nicht von mir verlangen unwissend hier herum zu sitzen.“
 

Verzweifelt schüttelte Megamind den Kopf. Er wusste das sie recht hatte. Und auch das es schlimmer werden würde wenn Roxanne's Neugier nicht befriedigt wurde. Es war ihr Recht, es ging um ihr Leben.
 

„Setz dich zu mir. Ich werde dir etwas erzählen“, seufzte Megamind schwerfällig. Roxanne entging es nicht das Megamind sehr mit sich zu kämpfen hatte. Doch in diesem Fall war es ihr egal. Sie wollte Informationen, mehr Sicherheit für sich. Sie setzte sich neben ihn und lauschte.
 

„Als Kind wurde ich manchmal untersucht und musste dafür in eine Art Arztpraxis, also keine nomarle.... „
 

„Die Weißkittel?“
 

„Ja“, hauchte er schwer.
 

„Ich war ein neugieriges Kind und als für ein Moment nicht so viel auf mich geachtet wurde lief ich durch die Gänge, es war wie ein riesiger Labyrinth. Am Ende eines langen Ganges war eine Tür, die mich wie magisch anzog. Ich öffnete sie und lief hinein. Der Raum war groß, überall Schränke, Operationstische, Instrumente, alles, eben ein richtiges Labor. Weiter hinten stand ein riesiges rundes Glas, von der Decke bis zum Boden, es sah aus wie ein monströses Reagenzglas. Ich ging näher, den irgendetwas Dunkles schwamm darin.

Ich ging um die Schränke, dem Operationstisch herum und sah ihn. Er soll einmal ein Mensch gewesen sein doch haben sie aus ihm ein Monster gemacht. Begann äußerlich ein wenig zu verwesen, so hat es zumindest ausgesehen, das Gesicht so eng umspannt von der Haut die Nase löste sich von seinem Gesicht. Doch vielleicht war die Konstellation des Gemisch in dem er schwamm nicht richtig oder wer weiß woher sie ihn hatten, wie lange sie zuvor an ihm herum gedoktort haben.

Neugierig wie ich war, ging ich näher hin und betrachtete diesen lebendigen Totenschädel. Schläuche hingen an ihm und ein Beatmungsgerät war an seinem Gesicht befestigt. Ich war näher getreten und drückte meine Nase an die Scheibe.

Plötzlich hatte er diese roten Augen geöffnet und starrte mich an. Ich war so erschrocken das ich weggerannt war. Einen Monat später erfuhr ich von seinem Ausbruch. Er hatte einige Räume gesprengt und manche der Weißkittel sind dabei gestorben.“
 

„Oh mein Gott. Was geht in diese Stadt nur vor“, fragte Roxanne ehrlich schockiert.
 

„Mehr als du glaubst.“
 

„Was ist dann passiert?“
 

„Jahrelang gar nichts. Doch als ich meine Schurkenkarriere begann trafen wir aufeinander. Ich hatte mit Minion und den ersten Brainbots einige Sachen vom Schrottplatz geklaut und plötzlich stand er vor mir. Wir erkannten uns sofort wieder und sprachen miteinander. Er wollte sich etwas aufbauen, etwas noch nie dagewesenes. Er hatte eine Leidensgenossin gefunden in einem der Labore, er war nicht das einzige Opfer. Ich sollte mich ihm anschließen, schließlich hatten die Menschen uns unrecht getan und wir sollten zusammenhalten. Ich ging darauf ein und die nächsten eineinhalb Jahre waren wir ein Team. Wir haben die Viertel so nach und nach unter unsere Fittiche bekommen. Delic wählte das Industrie-Viertel für sich obwohl er sehr unter den Erinnerungen litt, wie sie ihn wie ein Versuchskaninchen behandelt haben. Seinen bürgerlichen Namen durfte er nicht einmal mehr behalten.“
 

„Doppler ist also auch eine...“
 

„Mutantin.“
 

„Und sie hat sich das East Metro als Revier gewählt.“
 

„Ja.“
 

„War da etwas zwischen dir und ….“, Roxanne wollte es nicht aussprechen. Eigentlich wollte sie es gar nicht wissen, doch konnte sie nicht anders.
 

„Weißt du Roxanne. Damals war ich noch jung und naiv. Ich dachte sie meint es ernst, doch.... kam raus das Psycho Delic sie gedrängt hatte sich an mich ran zu hängen, damit ich mich ihnen anschließe, denn eigentlich hatte ich vor meinen eigenen Weg zu gehen.“
 

„Und das hast du getan nachdem du es herausgefunden hast“, schlussfolgerte Roxanne. In diesem Moment entschied sie geheim zu halten das Doppler ihr gedroht hatte. Vielleicht war Doppler nur eine von Delic unterdrückte Frau die durch ein Missverständnis ihre Liebe verloren hatte. Und vielleicht ist es für Megamind auch zu schmerzhaft sich ihr gegenüber stellen zu müssen.
 

„Ja!“
 

Für einige Momente saßen sie zurück gelehnt auf ihrer Couch und sagten nichts. Es war eine angenehme Stille. Auch fühlte sich Roxanne besser nachdem sie etwas mehr über die beiden wusste und ihr klar war das es nichts ernstes mit der Stimmungs schwankenden Lady gewesen war.
 

„Geht es dir etwas besser?“, fragte Megamind in die Stille hinein.
 

„Ja“, lächelte sie.
 

Es war ein merkwürdiges Gefühl so neben ihn zu sitzen, auch berührten sich ihre Hände fast, doch niemand wollte den Abstand verringern oder vergrößern.
 

„Er wird dir nichts tun“, sagte Megamind wieder in die Stille hinein.
 

„Was?“, sagte Roxanne und drehte sich zu ihm.
 

„Es ist ein ungeschriebenes Gesetz. Doppler mag etwas eigen sein, doch Delic mischt sich in meine Angelegenheiten nicht ein. Wir mögen zwar Rivalen sein, doch durch unsere gemeinsamen Schicksale und Vergangenheit, bleiben wir doch fair. Was das angeht ist Delic sehr sentimental. Ulkig nicht“, lächelte Megamind ironisch.
 

Für einen Moment betrachtete Roxanne ihn. Sie merkte das es ihm schwer fiel ihr das alles zu erzählen. Er hatte ja nicht nur etwas über Lady Doppler und Psycho Delic erzählt, sondern auch über sich selbst. Ihr war bewusst das sie ihm viel abverlangt hatte. Darum fühlte sie sich etwas schuldig da sie ihn so gedrängt hatte.
 

„Es tut mir leid“, sagte sie sogleich.
 

„Was tut dir leid?“, fragte er verwundert.
 

„Ich weiß das es dir schwer fällt mir von deiner Vergangenheit zu erzählen und ich habe dich dazu gedrängt“, sagte sie bedrückt und sah ihn aus gesenkten Lidern an.
 

„Unsinn. Ich glaube, das ich dir vertrauen kann. Das ich nicht gerne an die Vergangenheit denke ist nicht dein Problem und es war dein Recht es zu wissen. Ich will nicht das du dich fürchtest, nicht vor jemand anderem“, grinste er schelmisch.
 

„Ach so ist das. Der Superschurke will der Einzige sein der mir Schreie entlockt, schon verstanden“, lachte Roxanne.
 

Die Beiden sahen sich tief in die Augen und Roxanne musste wieder daran denken wie sie ihn geküsst hatte. Ein warmes Gefühl baute sich in ihrer Lendengegend auf und unzählige Schmetterlinge flatterten zart in ihrer Magengegend. Gerne hätte sie ihn wieder geküsst, doch erschien ihr die Situation gerade reichlich ungünstig.
 

„Wollen wir nicht ein wenig auf den Balkon gehen?“, schlug Roxanne vor um ein wenig Ablenkung zu finden. Sie wollte von dieser gemütlichen Couch runter, wo sie so nahe neben ihm lag. Auch war sie erleichtert das sie keine Ängste mehr ausstehen musste. Auf einmal fühlte sie sich leicht wie eine Feder und super gut gelaunt. Die Welt schien auf einmal wie perfekt, auch wenn sie noch einmal über das Gehörte nachdenken musste.
 

„Gerne“, sagte Megamind und lief ihr hinterher. Dummerweise nahm der Hoverbike die Hälfte des Platzes weg, doch war es noch groß genug.

Die Brise genießend sah Roxanne hinunter und blickte dem goldenen Fluss an, eine Flut aus Laternen und Autos. Die Sterne funkelten und auch der Mond erhellte den Abend.
 

„Wo warst du eigentlich so lang?“, führte Roxanne das Gespräch weiter.
 

„.... ich wollte Delic aufhalten.“
 

„Du hast gewusst was er vorhat?“
 

„Ja, natürlich hätte ich James Tot nicht wirklich verhindern können, du kennst Delics Kräfte, doch wusste ich das es spektakulär wird und nicht hinter verschlossenen Türen.“
 

„Du wolltest also Leben retten“, lächelte Roxanne.
 

„Natürlich, ich kann nicht zulassen das Delic so einen Chaos anrichtet.“
 

„Also bist du auch ein Held“, stellte Roxanne fest. „Der eine Meinungsverschiedenheit mit Metro Man hat“, lachte sie und auch Megamind musste lachen.
 

„Ganz so einfach ist es nicht, aber grob kann man es wohl sagen“, sagte Megamind und sah Roxanne tief in die Augen. „Meine Berufung scheint dich nicht mehr zu stören.“
 

„Nun ja, ich glaube so langsam die Hintergründe zu verstehen, doch beipflichten werde ich dir nie. Ich kann es nur akzeptieren. Und so lange du nicht wie Delic wirst, ist es erträglich“, lächelte sie.
 

„Ganz sicher nicht. Es tut mir nur leid um den Abend.“
 

„Du kannst nichts dafür das Delic...“
 

„Das meine ich nicht. Ich meine unseren Abend“, hauchte er bedeutungsschwer.
 

Roxanne spürte wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
 

„Er war vielleicht etwas kurz und ernst, aber dennoch sehr schön. Du musst auch nicht versuchen mich mit allerlei Ideen zu beeindrucken, ich sitze manchmal auch sehr gerne einfach nur zu Haus“, lächelte sie ihn aufmunternd zu.
 

„Du hast recht. Aber vielleicht sollte ich langsam gehen“, sagte er und sah ihr noch immer fest in die Augen.
 

Unsicher standen Roxanne und Megamind sich gegenüber. Ihr schlug das Herz bis zum Hals und war überzeugt davon das sie noch nie so sprachlos war. Sie spürte wie das Blut ihr ins Gesicht stieg und sie begann zu schwitzen als würde sie einen Marathon laufen. Sie würde ihm jetzt einfach einen Kuss auf die Wange drücken, sich verabschieden und hinein gehen.

Gedacht, getan. Sie küsste ihn in Windeseile auf die Wange, blickte ihn jedoch noch einen Moment unsicher in die Augen, ehe sie sich umdrehte und „Bis nächste Woche“ sagen konnte.

Eine warme Hand hielt sie reflexartig am Handgelenk fest und hielt sie davon ab weiter zu laufen.

„Roxanne?“, kam die leise Frage aus Megaminds Mund, dessen Stimme gleich brach, als hätte er stundenlang nichts getrunken.

„Ja?“, fragte sie, drehte sich um und sogleich hatte er den einen Schritt zu ihr überwunden, sah ihr tief in die Augen und kam ihrem Gesicht immer näher. Ungläubig und sehnsüchtig blickte sie ihn an und schloss die Augen. Seine warmen Lippen trafen die ihrigen und entfachten in ihrem Inneren ein Feuerwerk aus Gefühlen und Empfindungen. Ihr wurde heiß und kalt, ihre Hände, die er nun in seine hielt begannen furchtbar zu schwitzen und es kribbelte überall, aber vor allem in ihrer Magengegend. Ihr Herz schlug so laut, das sie glaubte er könnte es hören und das Blut rauschte in ihren Ohren, so das sie für alle Nebengeräusche der belebten Stadt vollends taub wurde. Es gab nur noch ihn. Und seine warme Umarmung in der sie sich nur zu gerne fallen ließ. Sie war zu Hause.
 

Roxanne war so überwältigt von ihren Gefühlen, ja wurde geradezu überrannt, das ihr nichts anderes übrig blieb als es geschehen zu lassen, das es wie ein Schlag ins Gesicht war, als er sich plötzlich von ihr trennte.

Wie ein Eimer kaltes Wasser verschwand die Wärme und sie glaubte sogar in der lauen Nachtluft zu frieren.
 

„Es tut …. ich kann es erklären“, sagte Megamind erschrocken über sich selbst, überfordert mit der Situation und trat zurück.

Roxanne schüttelte den Kopf, überwand das Stück das sie trennte und legte ihre Lippen wieder auf seine. Dort wo sie hingehörten. Überrascht riss Megamind die Augen auf, fing sich jedoch schnell wieder und erwiderte den Kuss fest und bestimmt. Seine Hände wanderten um ihre Taille und drückten sie noch fester an seinen sehnigen Körper.
 

Nach einer Weile, die sich wie das unendliche Paradies anfühlte beendete Roxanne den Kuss und sog tief die Luft ein. Sie war ganz außer Atem. Genussvoll hatte sie noch immer die Augen geschlossen und legte ihre Stirn an seiner, ihre Nasen berührten sich.
 

„Du weißt dass das Wahnsinn ist“, flüsterte sie.
 

„Ja, ich zusammen mit der Star-Reporterin. Der Vorzeige-Bürgerin, die Geliebte von Metro Man. Du weißt dass das überall in den Zeitungen steht, also guck nicht so“, lächelte er.
 

„Das stimmt. Ich zusammen mit dem Superschurken. Ich werde gesellschaftlich dazu gezwungen dich zu hassen.“
 

„Das kann nicht gut gehen. Oder doch?“
 

„Na ja, ein Mensch und ein ….. ein weit entwickelter Mensch, das geht nicht.... oder doch?“
 

„Ich denke schon“, hauchte er.
 

„Wie kommst du darauf?“
 

„Du bist die erste die mich als Mensch sieht“, lächelte er und küsste sie wieder.
 

Roxanne konnte sich nicht erinnern jemals so einer Gefühlsexplosion erlegen gewesen zu sein. Megamind mochte kein großer muskulöser Mann sein, aber dennoch hatte sie das Gefühl, das er ein starker Mann war, an den sie sich anlehnen konnte. Zumal es ihr auch ein berückendes Gefühl gab nicht das kleine zierliche Mädchen zu sein, welches man beschützen musste, wie bei Metro Man. Sondern gleich auf gleich mit ihm zu stehen und einfach ebenbürtig zu sein.
 

Seine Hände rutschten auf ihre Hüften und sie drängte sich ihm immer mehr auf. Ein Schwarm wirbelte in ihrer Magengegend, das Blut rauschte in den Ohren, sie war umgeben von seinem herrlichen Duft und wollte das der Moment nie wieder vorüber ging.
 

„Ich sollte gehen, du musst morgen arbeiten und ich will nicht schuld daran sein wenn du am Ende verschläfst oder gar übermüdet herumlaufen musst“, löste er sich von ihr, hielt sie jedoch noch im Arm.
 

„Du hast recht“, sagte sie, doch wollte sie eigentlich nicht das er ging.
 

Noch einmal drückte sie sich fest an ihn und gab ihn einen Kuss.
 

„Wann sehen wir uns wieder?“, fragte er.
 

„Morgen Abend um sieben?“
 

„Nicht früh genug“, hauchte er und schmiegte sein Gesicht an ihrem.
 

„Halb sieben könnte ich schaffen“, lächelte sie.
 

„Einverstanden. Morgen ist Freitag, hast du das Wochenende frei?“
 

„Ja“, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen.
 

„Bis morgen“, sagte er, trennte sich vollends von ihr und stieg auf sein Hoverbike.
 

Es tat schon fast körperlich weh, auch wenn es unsinnig war. Roxanne wusste das es gerade nur überdrehten Hormone waren. Aber schon in weniger als vierundzwanzig Stunden würden sie sich wieder sehen und Trennung, so hieß es, wäre ein süßer Schmerz.
 

„Bis morgen“, sagte auch sie und sofort startete er, hob ab und verschwand als kleines blaues Licht in der Dunkelheit.
 

Fortsetzung folgt . . .

Frühlingsgefühle und ernste Gespräche

Kapitel 28 – Frühlingsgefühle und ernste Gespräche

 

Roxanne lief gutgelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht durch die langen Flure des Senders.

 

„Guten Morgen, Roxanne!“

 

„Du siehst heute irgendwie anders aus!“

 

„Hey Roxy, du strahlst ja richtig“, wurde sie von allen Seiten begrüßt.

 

„Morgen Roxa… Sind das Absätze an deinen Schuhen?, begrüßte sie Hal erstaunt.

 

„Guten Morgen, Hal. Was gibt’s Neues?“, fragte sie fröhlich, den Kommentar bewusst ignorierend, ließ sich schwungvoll in ihren Schreibtischstuhl fallen und schaltete ihren Computer an.

 

„Warum bist du so fröhlich?“, fragte Hal skeptisch.

 

Plötzlich schlich sich ein ungutes Gefühl ein und Roxanne wusste zunächst nicht was sie sagen sollte.

 

„Ich bin nur gut gelaunt. Die neuen Schuhe hier passen gut und morgen Abend treffe ich mich mit Justine. Weiberabend“, log Roxanne wie ein Aß.

 

„Hattest du diese Stiefeletten nicht beim letzten Betriebsfest an?“

 

„…äh..nein, ich glaub du irrst dich“, warf Roxanne innerlich angespannter als ein Bogen ein und machte sich gedanklich eine Notiz, das sie mit Megamind besprechen musste was sie am besten sagen sollte.

 

Den Tag über hatte sie viel zu tun, wurde mit Aufträgen regelrecht überhäuft und sollte auch noch versuchen mehr Informationen über die Ursache von James zu finden. Auch ein Interview mit dessen Mutter und dem Polizeichef Khan sollte nicht ausbleiben. Doch Roxanne wusste das sie nichts herausfinden würde. Niemand würde es wagen den Namen von Psycho Delic in den Mund zu nehmen, und die Mutter wäre in nächster Zeit noch zu sehr verstört um etwas sagen zu können. Wenn sie es denn überhaupt jemals vorhätte.

 

Sie versuchte heute schnell mit der Arbeit voran zu kommen, doch immer wieder kamen neue Aufträge rein und zwei sollten noch am selben Abend fertig werden. Zu Hals Verwunderung drängte sie zur Hast und scheuchte ihn geradezu durch die Gegend und feuerte ihn an, doch noch ein wenig schneller zu sein.

 

Stunden später trat sie gestresst und leicht verschwitzt, mit roten Wangen über die Schwelle des Senders und eilte zu ihrem Auto. Die Sonne ging unter und sie war bereits zu spät. Etwas schneller als erlaubt fuhr sie von einer Ampel zur Nächsten, doch war der Gott des Verkehrs ihr heute nicht gnädig. Es sollte ihr einfach nicht gelingen eine grüne Ampel zu erwischen, immer wieder musste sie in letzter Sekunde bremsen, und heute schienen selbst die Roten Lampen länger zu verweilen als üblich.

 

Es sollte erst dreiviertel Acht sein als sie ihr Auto vor dem Hochhaus parkte in dem sie wohnte und eiligen Schrittes in die Eingangshalle trat. Dort stand ein skeptisch drein sehender Carlos - der Wächter des Hauses - und auf der Bank ein junger Mann mit faszinierenden grünen Augen.

 

„… Me…äh… Dante?“, fiel Roxanne gerade noch der Name ein und trat strahlend auf ihren wartenden Besucher zu.

 

„Sie kennen ihn, Miss Ritchi?“, kam es skeptisch von Carlos.

 

„Ja Carlos. Danke dass Sie ihn haben warten lassen, ich habe mich leider verspätet“, beschwichtigte sie, nahm Dante bei der Hand und zog ihn bereits zu dem Fahrstuhl.

 

Öfter als nötig drückte sie auf die Fahrstuhl-Taste, da sie befürchtete Megamind würde sich sogleich wieder zurück verwandeln. Schließlich musste er schon über eine Stunde auf sie gewartet haben.

 

„Wie geht es Ihnen Carlos?“, fragte sie um ihren misstrauischen Wächter von ihrem unbekannten Besucher abzulenken.

 

„Gut, danke Miss.“

 

„Wie geht es ihrer Frau?“

 

„Ihr geht es sehr gut, sie ist letzte Woche in Mutterschaftsurlaub gegangen. Nur noch ein paar Wochen und unser Sohn ist da“, strahlte Carlos mit einem träumerischen Blick und schien Dante völlig vergessen zu haben.

 

Sogleich öffneten sich die Fahrstuhltüren und Roxanne schob ihren Besucher hinein.

 

„Das freut mich zu hören, Sie müssen mir unbedingt ein Bild von dem süßen Fratz zeigen wenn er da ist. Einen schönen Abend noch“, rief sie ihm zu.

 

„Danke Miss Ritchi, das werde ich“, rief Carlos, ehe sich die Türen schlossen.

 

Erleichtert lehnte Roxanne sich an die Fahrstuhlwand und seufzte hörbar.

 

„Du hättest dich nicht so beeilen müssen, ich habe noch fünfzehn Minuten“, lachte Dante, trat auf sie zu und wollte sie küssen, doch rutschte Roxanne in die Ecke.

 

„Tut mir leid, aber es ist nur so komisch wenn du… so aussiehst“, erklärte sich Roxanne auf seinen verwunderten Blick.

 

„Das stört mich überhaupt nicht“, grinste Dante breit und gewährte ihr etwas mehr Freiraum.

 

Im 27. Stock angekommen, öffneten sich die Türen. Eilig traten sie zu Roxanne’s Tür, die sie eilig aufschloss, da sie nicht riskieren wollte das ihre neugierige alte Nachbarin zu viel mitbekam und schlug sie härter zu als beabsichtigt, nachdem sie eingetreten waren.

 

„Bin ich froh endlich zu Hause zu sein, dachte schon der Tag endet nie“, seufzte sie, ihren steifen Schlüsselbein massierend und ihre Tasche auf die Couch schmeißend. Sie beugte sich vor um ihre schmerzenden Füßen aus den Stiefeln zu befreien, sie sollte sie erst wieder langsam einlaufen, bevor sie sie wieder so lange tragen würde.

 

Plötzlich spürte sie zarte Hände über ihren Hüften, beugte sich wieder hinauf und versteifte sich etwas. Doch als sie die schwarzen mit Spikes verzierten Handschuhe sah, die sich von hinten um ihren Bauch schlangen, entspannte sie sich wieder.

 

„Begrüß mich doch erstmal richtig“, sagte plötzlich eine dunkle, rauchige Stimme und ehe sie sich entspannend an Megamind’s Körper lehnen konnte, drehte er sie zu sich um und küsste sie.

 

Mit der Berührung seiner weichen Lippen auf ihren erwachte der Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Leben, flatterten wie wild herum und kitzelten ihr Inneres. Sein Kuss nahm sie wie am Vorabend vollständig gefangen und sie drängte sich ihm noch mehr entgegen, bis er sie fordernd an sich drückte und seine Hand durch ihre Haare streichelte.

Das erregende Ziehen stellte sich in ihren Lenden ein und sein süßer Duft umfing sie wie eine lockende Wolke purer Sünde.

 

„Ich sollte duschen gehen“, nuschelte sie an seinen Lippen.

 

„Mmh mmh“, seufzte Megamind.

 

„Doch, ich stinke und ich fühl mich so nicht wohl“, löste sie sich lächelnd von ihm.

 

„Ersteres kann ich nicht bestätigen.“

 

Roxanne spürte wie ihre geröteten Wangen noch ein wenig nachglühten. Wie konnte es nur sein das jeder Anmachversuch, sei er noch so geschickt verpackt an ihr abprallte wie Vögel an einer Glasscheibe und dieser überirdische Mann es mit solch simplen Sätzen schaffte ihr Herz schneller schlagen zu lassen?

 

„Willst du etwas trinken?“, fragte sie um sich erst einmal abwenden zu können um ihre wallenden Gefühle etwas abkühlen zu können.

 

„Hast du zufälligerweise Saft zu Haus?“

 

„Orangensaft.“

 

„Nehm ich.“

 

Sie öffnete die Flasche, schenkte ihm ein großes Glas voll und stellte ihm noch aus weiser Voraussicht etwas Zucker mit dazu. Ihr persönlich wäre es süß genug, doch nach dem Kakao-Erlebnis mit ihm, glaubte sie so auf der sicheren Seite zu sein.

 

Megamind bemerkte es sofort, lächelte und schüttete wie erwartet, drei volle Löffel ins Glas.

 

„Gib mir zehn Minuten“, sagte Roxanne und eilte bereits ins Büro und die Treppe hinauf.

 

„Ich gebe dir sogar dreißig. Du musst dich nicht so hetzen, wir haben die ganze Nacht“, rief er hinauf.

 

Sie lehnte sich an die Brüstung ihres Schlafzimmers und sah zu ihm hinunter. Eine Galeriewohnung hatte so ihre Vorteile.

 

„Ja, aber du hast schon so lange auf mich warten müssen und die ständigen Verwandlungen….“

 

„Ich hätte noch länger gewartet. Aber dann auf deinem Balkon, es wurde ja bereits dunkel“, lächelte er nur und sah sie schmunzelnd über den Rand seines Glases an.

 

„Zwanzig Minuten“, sagte sie und lief zu ihrem Kleiderschrank.

 

Für einen Moment wusste sie nicht so recht was sie anziehen sollte, doch nach einigen Augenblicken schall sie sich einen Idioten, schließlich blieben sie bei ihr und somit musste sie sich nicht zurechtmachen und was sollte sie verbergen was er nicht schon kannte.

Ihren alten Sportanzug mit Hello Kitty darauf?

 

So zog sie ein Top und eine dünne Jogginghose aus dem Schrank, auch die Socken und der Schlüpfer schrieen förmlich nach langweiligem Alltag und so verschwand sie im Badezimmer.

Heiß lief das Wasser über ihre Haut und eilig strich der seifige Schwamm über ihren Körper. Auch der Rasierer fuhr in rasender Geschwindigkeit über ihre Beine, unter ihren Axeln und sogar in ihrem Intimbereich.

 

Der Gedanke gleich mit ihm intim zu werden erschien ihr zu übereilt. Nicht aus Angst das sie als leicht zu haben abgestempelt wurde oder für die nächsten drei Monate die eiserne Jungfrau, doch brauchte Roxanne trotz der Begierde ihre Zeit um warm zu werden. Im Grunde kannte sie ihn schon lange, doch wusste sie fast nichts über ihn. Es gab noch so viele Fragen die unbeantwortet waren und auch war da die riesige Schlucht die sie trennte, die sich die „Öffentlichkeit“ oder die „Gesellschaft“ nannte.

 

Sie wären zwar ein Paar, und doch wären sie keines. Sie würden ihre Liebe noch stärker geheim halten müssen als Romeo und Julia, denn eine Flucht oder der Tod wären keine Option. War das Geheimnis erst einmal gelüftet und der Ruf ruiniert, würde sie nie mehr zurück können und dank der schnellen Medienübertragung der heutigen Zeit, wäre das innerhalb von Stunden über dem gesamten Erdball der Fall.

Wie kleine Kinder würden sie ein Versteckspiel spielen, ein sehr grausames Spiel, welches hohe Konsequenzen forderte.

 

Doch daran wollte Roxanne nun nicht nachdenken. Megamind war nun hier, sie wussten nun sicher über die Gefühle des Anderen und wollte nun endlich den Augenblick genießen und nicht an Morgen denken.

Sich wieder frisch und sauber fühlend stieg sie aus der Dusche, zog sich an und kämmte ihre feuchten Haare nur glatt.

Freudig stieg sie die Treppe hinunter und lief ins Wohnzimmer. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, doch Megamind auf ihrer Couch sitzend und an seinem Glas nippend, erschien ihr wie ein wahr gewordener Traum. Doch leider war mancher Traum nur ein Schaum, denn es war nichts mehr von seinem fröhlichen und selbstsicheren Gesicht zu sehen. Wie sie selbst vor wenigen Minuten, schien auch er nun unsicher, als hätte er etwas zu befürchten.

Als er sie neben der Couch erblickte und ihr in die Augen sah, flammte kurz Begehren, Entzücken und Verliebtheit entgegen, doch verschwand es wieder schnell hinter dem nebligen, kalten Schleier, die die harte Realität, so manches Mal mit sich brachte.

 

„Roxanne….“

 

„Ich weiß, wir werden….“

 

„Willst du das wirklich?“, fragte er ernst, sah ihr aber nicht in die Augen.

 

„Was?“, fragte Roxanne etwas verwirrt.

 

„Ich würde mit meinem Leben, das ich führe nicht aufhören. Selbst wenn ich es wollte, würde ich nicht über Nacht zu einem achtbaren Bürger mutieren, sondern mein Leben lang im Gefängnis versauern. Ich werde mich niemals mit dir in der Öffentlichkeit zeigen lassen können, niemand darf wissen das es mich gibt… für dich…“

 

Roxanne verstand sogleich. Für kurze Augenblicke würde sie mit Dante hinausgehen können, doch es würde niemals er sein. Wahrhaftig er und nicht nur eine Verkleidung. Er würde immer wieder im Gefängnis sitzen für einige Tage, ein paar Wochen. Immer wieder gäbe es Kämpfe mit Metro Man, vielleicht auch mit Psycho Delic. Sie würde sich von Brandon retten lassen und so tun müssen als sei sie darüber erleichtert und darauf achten das sie nicht ernsthaft von Psycho Delic verschleppt wurde. Auch wenn Megamind ihr versicherte das er ihr nichts tat, so behielt sie dennoch das ungute Gefühl in der Magengegend, wenn sie an ihn dachte. Sie würde nicht wie andere Frauen über ihren Freund schwärmen und lästern können, mit ihm ins Kino gehen, Doppeldates mit Freundinnen machen …. geschweige denn einmal … vielleicht nicht heiraten, aber zusammenleben… vielleicht auch Kinder haben?

 

Sofort strich sie den letzten Punkt. Es war zu schmerzhaft, wo sie sich immer Kinder gewünscht hatte, wenn auch nicht in naher Zukunft, sondern später wenn sie in ihrer Karriere aufgeblüht war und ihr Leben genossen hatte. Doch mit Megamind wäre es ohnehin nicht möglich, waren die Wissenschaftler doch der Meinung das der Unterschied der DNA zwischen einem Menschen und einem menschenähnlichen Alien größer als zwischen Mensch und Insekt.

 

Was genau konnte sie ernsthaft erwarten außer Leid, Sorgen und Kummer?

 

Ihr Kopf begann zu dröhnen, das Blut rauschte in ihren Ohren und verursachte ein unangenehmes Piepen in ihrem rechten Ohr.

Warum musste nur alles so kompliziert sein?

Konnte sie nicht einfach ihr Leben nach ihrer Vorstellung leben und nicht von anderen vorherbestimmend?

Musste sie sich denn jetzt schon festlegen, wo sie sich am vorigen Abend erst so richtig gefunden hatten?

 

„Willst du das ich…“

 

„Nein! Ich will nicht dass du gehst. Noch will ich mir im Augenblick darüber Gedanken machen. Ich weiß das ich sonst immer genau weiß was ich will und konsequent meinen Weg gehe, doch in diesem Fall… habe ich keinen Schimmer was ich tun soll. Mir ist bewusst das dass Ganze… das wir, oh Gott ja, es ist ein Wir… das es nicht leicht wird und es noch nichts Vergleichbareres in meinem Leben gegeben hat und ich nicht ermessen kann wie viel Sorgen und Kummer es einbringen wird, geschweige denn den Konsequenzen, aber… ich genieße es zu sehr… es ist mir zu wichtig“, sagte sie und spürte wie ihre Augen feucht wurden bei dem letzten Satz.

 

Wild klopfte ihr Herz und sie hatte Angst das Megamind sich wieder von ihr distanzieren würde. Das er nicht bereit war diesen steinigen Weg zu gehen. Sich allein fühlend und unsicher stand sie noch immer neben der Couch und wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Roxanne wollte nicht die schmerzliche Entscheidung in seinen Augen sehen.

 

Doch entgegen aller Befürchtungen stand Megamind plötzlich auf und ging auf sie zu, statt zu gehen. Eine flinke Hand zog ihr Kinn nach oben und eine andere drückte sie an ihrem Rücken an seinen sehnigen Körper und bevor sie begriff was geschah, spürte sie schon seine Lippen auf ihren.

 

Wie eine wundersame Heilung durchströmte Wärme ihren Körper, sie fühlte sich als wäre sie nach einer langen Reise zu Hause angekommen. Sein herrlicher Duft, von dem sie nicht bestimmen konnte wonach er eigentlich roch, hüllte sie vollständig ein und seine Hände strichen sanft über ihren Rücken und drängten sie bestimmend an seinem Körper. Auch schmeckte er besonders gut, als seine Zunge um Einlass bat und es lag nicht nur an dem süßen Orangensaft der zu schmecken war. So zierlich sein Körper auch sein mochte, es strahlte eine unglaubliche Wärme und auch Stärke aus. Hatte sie sich zuvor allein gefühlt und war von der feuchten Haut und dem einfachem Spaghettiträger ein wenig verfroren, fühlte sie sich nun glücklich und innerlich geradezu fiebrig.

 

Atemlos trennten sie sich von einander. Megamind’s Ohren hatten sich vollständig violett gefärbt und auch auf seinen Wangen war eine leichte Färbung zu erkennen.

 

„Ich… ich will nicht das du dich an mich bindest“, keuchte er, bemüht sein Herz wieder zu beruhigen.

 

„Was?“, fragte Roxanne verwirrt und drohte wieder in ein schwarzes Loch zu stürzen.

 

Er würde doch nicht…?

 

„Lern mich kennen und entscheide dann“, sagte er – nun wieder bei Atem – bestimmt und streichelte ihre Wange. „Bevor ich dich einer großen Enttäuschung aussetze, will ich das du weißt worauf du dich einlässt.“

 

„Also gehen wir es langsam an?“, fragte sie erleichtert.

 

„Ja“, hauchte er und schloss ihren Mund wieder kurz mit seinen.

 

„Verstehst du das unter langsam angehen?“, lachte sie und gab ihm nun ihrerseits einen Kuss.

 

„Es ist ja nicht so das ich dich auf meine Couch zerre“, lächelte er verschmitzt. „Obwohl das ja auch nur ein Zeichen von Zuneigung wäre.“

 

Mit einem Mal musste Roxanne wieder an den trostlosen Anblick seines so genannten Schlafzimmers denken und war sich nicht sicher ob er tatsächlich eine Frau jemals dort hin mitgebracht hatte. Überhaupt fiel ihr kein Moment ein indem er hätte eine Frau normal kennen lernen und mit ihr intim werden können. Bei seinem Lebensstil und ständigem Umzug ins Gefängnis eher unwahrscheinlich. Mal abgesehen davon das die Menschen zwar an ihm und seinem Aussehen gewöhnt, aber nicht jede Frau bereit wäre mit ihm das Bett zu teilen. Von dem was Roxanne von ihm und Lady Doppler glaubte zu wissen war er wohl noch … Jungfrau!

 

Das war wohl auch ein Grund weshalb sie noch warten sollten. Sie wollte ihn nicht verscheuchen durch ihren enttäuschten Blick zum Ende hin oder er sich der Peinlichkeit aussetzen musste, nicht lange durchzuhalten.

So war es doch besser sich erstmal kennen zu lernen, nach und nach, psychisch, wie auch physisch.

 

Roxanne musste sich auch eingestehen das es ihr komisch, vielleicht sogar unangenehm wäre, dem Superschurken – der für seine Intelligenz und allerlei Begabungen bekannt war- Anweisungen beim Liebesspiel zu erteilen.

Doch das stand gerade nicht zur Debatte und konnte warten.

 

„Wenn du meinst kennen lernen, meinst du….“, fragte Roxanne sogleich neugierig.

 

„Ja. Du bekommst die ungeschnittene, ungeschriebene Lebensgeschichte des großen, gut aussehenden Megamind’s“, lächelte er. „Aber nicht mehr heute“, berichtigte er sich, als er die Neugier in ihren Augen aufblitzen sah.

 

Mit einem schnellen Griff nach seiner De-Gun entzündete er die Kerzen auf ihrem Beistelltisch neben der Couch, knipste die Lampe aus und zog sie zu sich auf die Couch.

 

„Megamind?“

 

„Ja?“

 

„Würdest du deinen Kragen und deinen Umhang abnehmen?“

Schön dich kennen zu lernen

Kapitel 29 - Schön dich kennen zu lernen

 

Fünf Uhr morgens stand Roxanne Ritchi - mit ihrer roten Lieblingswolldecke über den Schultern - auf ihrem Balkon und blickte Megamind hinterher. Die ganze Nacht hatten sie es sich auf der Couch gemütlich gemacht und über alles geredet das nichts mit ernsten Themen zu tun hatte.

Oft hatte er sie zum Lachen gebracht, ihr lustige Geschichten über die Geflogenheiten so mancher Menschen erzählt, die sich allein und unbeobachtet fühlten.

Auch glaubte sie Minion nun mit anderen Augen zu sehen. Der Spacefisch, der ein Gentlemen sondersgleichen war, schien bei so manchen Dingen sehr energisch zu sein.

Es waren nicht nur seine Kochkünste, die er vor den experimentellen Versuchen mit neuen Gewürzen seines blauen Freundes schütze, oder beleidigt war, wenn sie nicht genug gewürdigt wurden.

Minion hatte wohl auch eine Aversion gegen Unordnung und sang gerne während der Hausarbeit. Erst durch Minion wurden die hohen Regale für die unmengen an Bauteile beschaffen, da Megamind sich mehr als beherrschendes Genie über das Chaos betrachtete.

Und sah Minion nicht gerade Kochsendungen in denen er hier und da den Fünf-Sterne-Koch kritisierte, sah er sich gerne Soaps an.

 

Kurz nach Mitternacht hatten die Beiden sich wähernd ihrer unzähligen Küsse hingelegt und während Megamind erzählte, streichelte er oft über ihre Wange oder ihren Armen. Die ganze Nacht hatte Roxanne sich gefühlt wie unter Strom und hatte erst in dieser Nacht verspührt wie sehr sie doch die Nähe zu einem Mann vermisst hatte.

Auf ihre Bitte hin hatte er sogar seine Handschuhe abgelegt wodurch sie seine weiche Haut hatte spühren können. Irgendwann hatten sie unter ihrer roten Decke gelegen, aneinander gekuschelt und die stille Nähe des Anderen genießend.

Roxanne musste bald darauf eingeschlafen sein, denn plötzlich wurde sie von ihm sanft geweckt, weil er sich verabschieden musste.

Die Sonne geht gleich auf, waren seine Worte gewesen.

Doch hatte er versichert am nächsten Abend wieder zu kommen, sobald die Sonne untergegangen war, denn Nachts wussten sie das sie wahrhaft in Ruhe gelassen wurden, auch sollte Roxanne nicht ihre gesamte Zeit für ihn opfern und ihr normales Leben leben.

 

Es war bereits Nachmittags um 14:36 als sie wieder erwacht war, da sie sich sofort wieder hingelegt hatte. Allderdings nicht ins Bett, sondern auf der Couch, wo noch immer sein Duft festhing.

Kaum hatte sie gefrühstückt klingelte auch schon das Telefon.

 

"Amily?", fragte Roxanne erstaunt als sie die Stimme erkannte.

 

"Ja. Ich muss es dir unbedingt erzählen, momentan kann ich es noch kaum einen erzählen und ich halte es nicht aus. WIR HABEN UNS GESTERN GEKÜSST! Es war unbeschreiblich. Eigentlich war es ja ein Geschäftsessen, natürlich, was sonst, schließlich ist er mein Boss, aber plötzlich hatte er meine Hand genommen und so ... so viele schöne Dinge gesagt und ... er hat mich geküsst", redete Amily aufgeregt und stieß ein ohrenbetäubendes, freudiges Quitschen aus.

 

Roxanne verdrehte nur lächelnd die Augen und wollte schon daran ansetzen ihre Freundin davor zu warnen mit ihrem Vorgesetzten etwas anzufangen, doch musste sie dann an Megamind denken und quittierte das aufkommene Gribbeln in ihrem Bauch nur mit einem breiten Lächeln.

 

Sollte sie die Jenige sein die ihrer Freundin vor einem Mann warnt den die Gesellschaft nicht erlauben würde?

 

Nein, das konnte sie nun nicht mehr. Schließlich war ihr Vergehen ums Vielfache schlimmer und niemand würde in dem Fall nur fremdschämend mit dem Kopf schütteln und sagen: "Sie war schon immer eine Schlampe, sicherlich wollte sie sich hochschlafen!"

 

"Morgen werden wir sogar einen kleinen Ausflug zum Meer machen. Es findet wohl eine private Party eines Freundes von ihm dort statt. Ich bin ja so aufgeregt. Soll ich dir dann erzählen wie es war?"

 

"Äh... klar! Natürlich."

 

"Was machst du heute eigentlich noch?"

 

"Och ich weiß nicht. Ich glaub das Wochenende wird recht ruhig", erwiderte Roxanne um nicht Rechenschaft ablegen zu müssen mit wem sie sich verabredete.

 

"Hast du vielleicht Lust einen Kaffe trinken zu gehen?"

 

Hätte sie sich doch beschäftigt gestellt, dachte sich Roxanne.

 

Sie konnte es sich selbst nicht erklären, doch so sehr sie gerne sonst unterwegs war und sich mit Freunden traf, verspürte sie nur das Bedürfnis zu Hause zu sein und sich auf den Abend zu freuen.

 

"Hast du vielleicht doch etwas anderes vor?", fragte nun Amily nach Roxanne's Schweigen.

 

"Nein, nein. Klar können wir uns treffen", sagte Roxanne und gab sich innerlich einen Ruck.

 

Bevor sie sich dazu herab ließ, den ganzen Tag wie ein Hund auf sein Herrchen zu warten, bewahrte sie sich ihr Leben.

 

Eine Stunde später saß sie mit Amily am Rande des großen Central Park von Metro City in einem Cafe und schlürfte an einem leckeren, heißen Starbucks-Kaffee. Sie bereute es nicht hinaus gegangen zu sein. Das Wetter war herrlich, sie hatten einen schönen Platz gefunden, auf dem sie sich von der Sonne etwas streicheln lassen konnten und genossen das beruhigende Rauschen der Baumkronen, statt der sonst so lauten Stadtgeräusche. Ab und zu wehte eine kühle Brise und machte den Augenblick perfekt.

 

Sie redeten und lachten ausgelassen und so verging die Zeit schnell und Roxanne war für ein paar Stunden sehr glücklich. Vor allem da Amily endlich davon abgelassen hatte, weiterhin von ihrem Boss zu schwärmen als wäre sie ein Teenager. Plötzlich trat ein Mann an ihrer Seite und stahl ihr die wärmende Sonne.

 

"Hallo die Damen, haben Sie Feuer?", fragte er mit einem charmanten Lächeln und blickte direkt Roxanne an.

"Nein, tut mir leid. Ich rauche nicht", würgte Roxanne ihn ab und wendete sich ihrem Kaffee zu.

 

Ein wenig genervt musste Roxanne feststellen das er gar nicht wirklich eine Zigarette rauchen wollte, sondern nur einen Vorwand gebraucht hatte um sie anzusprechen. Normalerweise genügte eine freundliche Abweisung, doch dieser Kerl gehörte zu den sturen Böcken - die Wunder dachten was sie seien - und das eine Frau, wenn sie "nein" sagte, doch eigentlich "ja" meinte.

Nach einer doch sehr gereizten Verneinung seiner Avancen, tat er ihr den Gefallen und zeigte sich von hinten, während Amily verwundert dreinsah.

 

"Was war das denn für einer?", fragte Roxanne empört und schlürfte noch einmal an ihrem Kaffee.

 

"Warum die Abfuhr?", fragte Amily verständnislos.

 

Ein wenig verstört blickte Roxanne ihre Kollegin an.

 

"Warum? Das war doch nur so ein wiederlicher Proll. Es haben nur noch die Posen gefehlt um seine Muskeln aus Eiweispulver zu präsentieren."

 

"Ah hah ha hahaha", lachte Amily aus vollem Hals. "Irgendwie hast du recht, aber der sah doch echt gut aus. Vielleicht wollte er auch nur seine Unsicherheit überspielen. Wieso hast du ihm nicht eine Chance gegeben?"

 

"Nein... er war nicht mein Typ", wimmelte Roxanne sie ab und betrachtete den Becher ihres Kaffee's eingehend.

 

"Hast du etwa schon einen?"

 

"WAS? So ein Unsinn... du guckst zu viele Seifenopern."

 

"Also doch... ist es Metro Man. Seit ihr euch näher gekommen?", fragte Amily unheimlich neugierig und beugte sich vor als wolle sie kein Wort verpassen.

 

"Amily bitte... nein, kein Metro Man, kein Mann... Kann ich denn nicht auch ohne mein Leben leben?", fragte Roxanne genervt.

 

"Schon gut, schon gut. Ich frag schon nicht mehr nach. Aber wenn ich ehrlich bin solltest du wenigstens damit aufhören die eiserne Jungfrau zu spielen. Hab doch Spaß. Du musst doch nicht auf alles verzichten."

 

"Du klingst schon wie Justine", sagte Roxanne lächelnd. "Ich bin gerührt das ihr euch alle so sehr um mein Sexualleben besorgt seid", lächelte Roxanne ironisch.

 

Bis zum frühen Abend saßen Roxanne und Amily im Park, spazierten ein wenig herum und redeten über Dies und Das.

 

"Wollen wir vielleicht Essen gehen? Oder vielleicht ins Kino? Wir könnten ja auch...", überlegte Amily laut, wie sie gerne den restlichen Abend verbringen würde.

 

Unwillig verzog Roxanne das Gesicht, riss sich aber wieder zusammen.

 

"Das wäre schön, aber könnten wir das nicht ein anderes Mal machen?", stoppte Roxanne den Redefluss ihrer Freundin.

 

"Warum, du hast doch nichts vor, dachte ich."

 

"Ja, das schon... Aber ich bin müde und noch so erschöpft von der Woche, dieser Unfall von Jam... von diesem Dealer X hat mich doch sehr aufgewühlt und gestern wurde ich von Arbeit überhäuft und kam ewig nicht raus", sagte Roxanne und rieb sich an der Schläfe als hätte sie Kopfschmerzen.

 

"Ja, aber es ist doch Ewigkeiten her das wir etwas gemacht haben. Morgen ist ja auch noch ein Tag", versuchte sie Roxanne zu überzeugen.

 

Klar, wenn man nicht einen Megamind erwartete, der einen die ganze Nacht wach hielt, dachte sich Roxanne schmunzelnd.

 

"Ich gebe dir recht, aber heute wirklich nicht mehr. Versuchen wir es doch die nächsten Tage oder nächstes Wochenende", beschwichtigte Roxanne.

 

Für einen Moment blickte Amily sie einfach nur stumm an und Roxanne wusste nicht so recht was das sollte, doch warf sie noch ein "Einverstanden?" hinterher.

 

"Na gut", sagte Amily vesöhnt. "Eigentlich hast du recht. Wenn ich morgen fit sein will, sollte ich nach Hause. Ich will nicht riskieren mit dunklen Augensäcken herumlaufen zu müssen", lachte Amily, ganz aufgeregt wie ein Kind, das sich auf den morgigen Ausflug in den Tierpark freut.

 

Roxanne verabschiedete sich von ihr und als ihr auffiel das die Sonne bereits im Begriff war unterzugehen, beeilte sie sich aus dem großen Park zu kommen und ihr Auto auf dem vollgeparkten Parkplatz zu finden.

 

Zu ihrem Leidwesen verlief die Heimfahrt nicht so schnell wie gehofft. Sie hatte durch die blinde Sparzierei kurz die Orientierung verloren und musste erstmal hinausfinden, auf dem Parkplatz angelangt, war ihr entfallen wo sie ihr Auto gelassen hatte und als wäre das nicht genug, pendelte sie sich ungewollt mitten in den Feierabend-Verkehr ein.

 

Die Zeit kam ihr unendlich lang vor und sie hatte das Gefühl das an diesem Abend die Sonne rekordverdächtig schnell sank. Nach einer Ewigkeit kam sie endlich an, hastete in den Fahrstuhl und fuhr nach oben. In der Hast ließ sie den Schlüssel mehrmals fallen ehe sie aufschließen konnte.

 

Von Megamind war keine Spur, vielleicht hatte sie noch Zeit sich duschen zu gehen und....

 

Plötzlich, wie auf ein Kommando, waren Motorengeräusche zu hören und prompt stand Megamind mit seinem Hoverbike auf dem Balkon.

 

"Hey", sagte Megamind und kam direkt auf sie zu.

 

"Hey", lächelte sie und ließ sich bereitwillig küssen, schlang die Arme um seinen Hals und ließ sofort von ihm ab.

 

Kurz verwirrt sah er sie an. "Kragen?!"

 

"Ja", nickte Roxanne und lächelte. Ein Bösewichtkragen mochte gut aussehen, doch verhinderte er schmerzlich sich näher zu kommen ohne befürchten zu müssen, ein Muster aus kleinen Löchern in seinen Armen zu finden.

"Aber während du dich frei machst, geh ich noch kurz nach oben."

 

"Du siehst so abgehetzt aus, was ist passiert?", fragte er und zog sie wieder an sich.

 

"Ich hatte nur befürchtet das ich wieder zu spät komme und du warten musst. Ich war mit einer Kollegin im Park, einen Kaffee trinken."

 

"Geh duschen", sagte Megamind wissend lächelnd.

 

"Zehn Minuten", sagte sie und lief eilig ins Büro.

 

"OK! Ich denk in der Zeit darüber nach wo ich mit dem Erzählen anfange", rief er.

 

"BIN IN DREI MINUTEN DA!", rief Roxanne von oben herab.

 

Tatsächlich saß sie fünf Minuten später bei Megamind auf der Couch, nachdem sie sich gemütliche Klamotten herausgesucht hatte. Zunächst war sie nur in ihrem Handtuch eingewickelt aus dem Bad bekommen, vor lauter Neugier, alles andere vergessend.

 

Für einen Moment saßen sie etwas steif auf der Couch und wussten nicht was sie tun sollten. Roxanne spürte seine innerliche Anspannung, und wollte ihm etwas helfen. So stand sie auf, holte eine Flasche Orangensaft, Zucker und etwas Knabberzeug. Auf einem Tablet trug sie alles zum Couchtisch, entzündete Kerzen, öffnete eines der großen Fenster neben der Couch, damit die warme Brise hineinwehen konnte, knippste das Licht aus und setzte sich zu ihm.

 

Sogleich nahm sie ein Glas zur Hand, schüttete etwas Zucker hinein, verrührte es mit dem Saft und drückte es ihm in die Hand. Er leerte es in einem Zug und lächelte ihr dankend zu.

 

"Wo fang ich am besten an..."

 

"Vielleicht am Anfang", begann Roxanne etwas zögernd.

 

Wo sie sonst immer gerade heraus redete und kein Blatt vor dem Mund nahm, befürchtete sie nun etwas Falsches sagen zu können oder ihn zu bedrängen.

 

Für einen Moment reagierte er überhaupt nicht und schien für einen Moment ganz weit weg zu sein, an einem ihr völlig unbekannten Ort. Seine Augen starrten in den Feuerschein der Kerzen und hatten einen leeren verträumten Blick. Sie wollte ihm schon eine Hand auf die Schulter legen und vorschlagen das Ganze zu verschieben als plötzlich...

 

"Ich stamme von einem blauen Planten im Glaupunkt-Quadranten, am Rande der Milchstraße. An viele Dinge kann ich mich nicht mehr Erinnern. Ich war gerade einmal acht Tage alt als meine Eltern entschlossen mich in die letzte Raumkapsel zu setzen und fortzuschicken. Komischerweise kann ich mich nur an diesem Augenblick erinnern. Alles was davor geschehen ist, ist verschleiert. Ich glaube mich daran erinnern zu können das meine Mutter mir ein Wiegenlied sang, doch kann ich es nicht mehr hören. Ich sehe nur noch ihre traurigen Augen vor mir. Sie sah immer bedrückt aus, von Sorgen geplagt. Sie nannte mich "ihren kleinen Prinzen", aber vielleicht bilde ich mir das nur ein.

 

Irgendwann kam der Tag an dem sie mich aus meiner Wiege riss, voller Panik, ihr schönes Gesicht von nackter Angst durchzogen. Sie rannte, hatte es sehr eilig. Es war dunkel und nur einige Computerbildschirme erhellten den Weg. Alle Bewohner rannten irr in ihrer Angst. Die pure Panik war ausgebrochen. Sie übergab mich meinem Vater und er setzte mich in eine Raumkapsel. Mutter legte mir Minion mit hinein und sagte er wäre mein Helfer und würde auf mich aufpassen. Ich kann mich an ihr Lächeln erinnern, sie hatte erreicht was sie wollte. Mein Leben zu retten.

Vater gab mir meinen Nucki und sagte aus mir würde etwas Großes werden. Ich wusste nur nie was er gesagt hatte, die Kapsel hatte sich bereits geschlossen. Wo eben noch die traurigen Augen meiner Mutter gewesen waren, war plötzlich schnell flackerndes Licht, ich wurde in den Sitz gepresst, mir blieb der Atem weg.

Die Kapsel hatte abgehoben und als ich den Planeten und seine Erdlaufbahn durchbrochen hatte, sah ich ... das schwarze Loch das unseren Planeten in sein Innerstes zog."

 

Erschrocken hielt Roxanne eine Hand vor dem Mund um nicht aufzuschreien. Ihr war immer klar das auf Megaminds Heimatplaneten etwas passiert sein musste, doch hatte nie ein Mensch erfahren was genau geschehen war. Das war das Einzige in dem sich Metro Man und Megamind still geeinigt hatten. Ihre Vergangenheit und ihre Herkunft würde mit samt ihren Planeten in das schwarze Loch gesogen werden. Niemand sollte erfahren was geschehen war, niemand durfte Fragen stellen.

 

Roxanne bemerkte wie sehr sich Megamind angespannt hatte. Seine Hände zu Fäusten geballt, sein ganzer Körper stand unter Strom. Für einen Augenblick wusste Roxanne nicht was sie tun sollte.

 

Sollte sie ihn unterbrechen?

 

Ihn weiter sprechen lassen?

 

Doch wenn es ihm dabei so schlecht erging, was war von beiden Möglichkeiten das Beste für ihn?

 

Sie beugte sich zu ihm und nahm seine Faust in ihre. Bei der Berührung zuckte er etwas zusammen, kam aus seiner Trance heraus und entspannte sich sichtlich.

 

"Wenn es dir so schwer fällt...", begann Roxanne zag, doch wurde sie sogleich unterbrochen.

 

"Es ist nicht die Schwierigkeit darüber zu reden. Meine Eltern haben mich schon sehr früh verlassen und den Ort an dem ich geboren wurde, ist mir so fremd und unbekannt wie sonst nichts auf der Welt. Das Leben geht weiter. ... Aber es jemanden zu erzählen. Mit jemanden darüber zu reden der nicht Minion ist, das ist.... das kostet mich etwas Überwindung und Kraft."

 

"Dann sollten wir..."

 

"Nein. Hör mir zu. Nur so wirst du verstehen", sagte er bestimmt und lehnte sich zurück, noch immer ihre Hand in seiner festhaltend.

 

"Wie du dir denken kannst war ich nicht der Einzige. An diesem Tag begegnete ich Herrn Saubermann, ihn hatte es ebenso getroffen wie mich. Er stammt von einem Nachbarplaneten, und war der selben Zerstörung ausgesetzt und so flogen wir Seite an Seite um alles hinter uns zu lassen. Nur hatte er bei seiner Landung etwas mehr Glück, oder sagen wir, unfair gespielt. Aber was solls. Dann..."

 

"Was meinst du damit?", fragte Roxanne, ihre Reporterneugier vollends geweckt. Nichts durfte ihr entgehen.

 

"Sein Raumschiff war besser konstruiert als meiner und so hatte er mich mit seiner Raumkapsel mehrmals gerammt und so auf eine andere Bahn geworfen. Kurz vor der Landung noch ein letztes Mal, so wäre ich eigentlich auf dem Anwesen von Lord und Lady Scott gelandet. Aber wie gesagt, was solls. Wenn ich mir die beiden so ansehe, war es besser so... Wie bekannt ist, landete ich mitten auf dem Gelände des Gefängnisses für kriminelle Talente. ... Was hast du?"

 

"Er hat dich wirklich gerammt?", fragte Roxanne mit schockiertem Blick.

 

"Ja, aber es ist doch nichts geschehen", zuckte Megamind unbekümmert mit den Schultern.

 

"Warst du denn nie traurig darüber das du nicht bei den Lords aufwachsen konntest und im... na ja, im Gefängnis aufwachsen musstest?", fragte Roxanne vorsichtig. Sie wollte keine Wunden aufreißen.

 

"Nein, niemals. Schon zu dem Zeitpunkt empfand ich es nicht als Grund traurig zu sein, was bringt es, über etwas zu trauern was man nicht kennt. Aber ganz ehrlich, bei diesen beiden Strohköpfen hätte ich ohnehin keine Chance gehabt, die hätten mich womöglich schneller in einer Tonne entsorgt als mir lieb gewesen wäre. Ich schätze ich passe nicht zur Inneneinrichtung und hast du die Beiden nicht selbst schon interviewt, sind sie nicht furchtbar?!", lachte er und Roxanne fiel ein Stein vom Herzen und lachte mit.

 

"Im Gefängnis dagegen hatte ich Menschen um mich die sehr klug und gewitzt waren, sie haben mir den Unterschied von Gut und Böse beigebracht. Direktor Warden war nicht begeistert davon, ich schätze das er eine andere Sicht von Gut und Böse hat, doch blieb ihm keine Wahl. Wie ich dir schon einmal erzählt hatte, wollte sich mir keiner annehmen. Die Regierung hatte natürlich Interesse an uns beiden, mehr an mir als an Metro Man, aber er wurde, zumindest glaube ich das, von seinen Stiefeltern freigekauft. Bei mir jedoch ging es heiß er, alle hatten sie Interesse an mir und natürlich nicht die gesündesten. Doch fand Direktor Warden mit Hilfe einer Dame, die ich bald näher erläutern werde, einen guten Handel.

Da sich kein Kinderheim, noch das Jugendamt oder gar eine Familie fand die mich aufgenommen hätte, sollte ich im Gefängnis bleiben, so das ich immer unter Aufsicht stand...."

 

"Warum?", fragte Roxanne verwirrt und schlug sich sogleich gedanklich mit der Hand auf die Stirn. Natürlich war es klar, weswegen er unter Aufsicht stehen sollte.

 

"Ich hätte versuchen können die Menschen in meiner Umgebung zu manipulieren, schließlich wusste man zu der Zeit nicht was ich mit meinem dicken Gehirn in der Lage war zu tun und welchen Auftrag mir erteilt wurde, mit dem ich auf die Erde geschickt wurde", lachte er. "Du weißt schon. Alieninvasion, Weltherrschaft, sie alle erfanden die unmöglichsten Gründe mich in einem fensterlosen Raum festhalten zu können und ihre Since-Fiction-Herzen, die sie seit der Kindheit nicht mehr mit den tollsten Comics füttern konnten, höher schlagen zu lassen."

 

"Es muss schlimm gewesen sein im Gefängnis aufzuwachsen", sagte Roxanne, mehr zu sich selbst als direkt an ihn.

 

"Nein, eigentlich nicht. Und es war allemal besser als das was meine einzige Alternative gewesen wäre", sagte er ernst.

 

Der ernste Ton riss Roxanne aus ihren Gedanken und ließ sie aufblicken.

 

"Die Alternative hätte darin bestanden in einem Labor aufzuwachsen wo die perversen Weißkittel dich nach belieben aufschneiden und wieder zunähen. Nur um dich dann wieder aufzuschneiden, weil sie sich noch mehr ungeklärte Fragen ausgedacht haben. Hätte die Regierung darauf bestanden mich ins Labor schaffen zu lassen, würde ich jetzt schon nicht mehr leben. Denn irgendwann hätten sich die Weißkittel nicht mehr zurückhalten können und mir das Gehirn rausgeschnitten und womöglich behauptet das meine Lebenserwartung einfach nicht so hoch ist wie die eines Menschen oder irgeneine andere Ausrede gefunden", sagte Megamind düster und doch so locker von der Hand als überlege er welche Sorte Cornflakes er zum Frühstück essen sollte.

 

"OK. Ich glaube hier können wir eine Pause machen", sagte Roxanne und kuschelte sich bereits in ihre flauschige rote Decke. Mit einem Mal war ihr sehr kalt geworden. Sonst war sie nicht so empfindlich doch die Ereignisse mit James und nun diese Erzählungen von Megamind, waren für sie ein wenig zu viel Realität auf einmal.

 

So stand sie denn auf und machte sich für Megamind und sie selbst eine schöne heiße Tasse Kakao. Wieder auf der Couch zurück, grub sie sich wieder unter ihre Decke und schlürfte die heiße, wohltuende Flüssigkeit.

 

"Ist alles in Ordnung?", fragte Megamind ein wenig besorgt.

 

"Ja natürlich. Mir ist nur etwas kalt und ich wollte uns etwas Warmes machen", log sie, denn sie wollte nicht zugeben das ihr die Geschichte an die Nieren ging. Doch beruhigte sie sich etwas, indem sie sich einredete dass das alles nur halb so schlimm war wie es klang, schließlich saß Megamind wohlauf neben ihr.

 

"Erzähl weiter", forderte sie ihn auf und lehnte sich sogleich an ihn. Was sie dazu bewegte war ihr nicht klar, ob sie die Nähe brauchte um sich die Erzählungen weiter anhören zu können oder ob sie ihm zeigen wollte das er nicht mehr allein war.

 

"Wie schon erwähnt gab es damals eine Dame die mir sehr geholfen hat. Ihr Name war Jane Williams. Sie war Kinderpsychologin und für mich verantwortlich. Normalerweise war sie für die ganz harten Fälle zuständig, den kriminellen, aggressiven Jugendlichen, man glaubte sie sei Fähig mit mir umgehen. Sie sollte sich mit mir beschäftigen und meinen Geisteszustand beurteilen, doch fand sie nicht das vor, was sie befürchtet hatte. Kein gedankenlesener und manipulierender Alien, der auf die Erde geschickt worden war um die Weltherrschaft zu übernehmen, sondern ein kleines unsicheres, schüchterndes Kind, nur mit seinem Haustier an der Seite, auf einem völlig fremden Planeten.

Schnell hatte sie sich mit Direktor Warden zusammengeschlossen, man konnte sagen das sie eine Art Elternersatz bildeten, wobei Direktor Warden immer eine gewisse Distanz wahren musste, schließlich durfte er sich nicht persönlich beeinflussen lassen.

Nachdem der Prozess vorbei war und ich das Glück hatte weiterhin im Gefängsnis leben zu können, besuchte mich.... was guckst du so?"

 

"Das Glück im Gefängnis aufzuwachsen?"

 

"Mir ging es wirklich gut dort. Besser als ein Seziertisch."

 

"Ja, aber... es ist komisch für mich das nun alles zu hören. Damals war ich ja noch ein Kind und habe selbst nichts davon mitbekommen und später als Teenager, da warst du schon der angehende Superschurke der du heute bist, und war froh wie jeder andere wenn dich Metro Man ins Gefängnis befördert hat. Jetzt wo ich dich kenne, also so richtig... ist es komisch das von der anderen Seite zu hören, das klingt alles so grausam."

 

"Das liegt daran das es das auch ist, aber jeder hat wohl so seine Schattenzeiten im Leben", tat es Megamind leicht ab und schlürfte wieder an seinem Kakao, nur um noch vier Löffel Zucker hinein zu rühren.

 

"Ja... aber das klang vor einer Weile noch anders, und als du bei mir warst..."

 

"Ich weiß das ich da sehr... empfindlich wirkte... natürlich bin ich das nicht, aber jeder hat eben seine Tiefen", beendete er das Thema und schickte sich daran weiter zu erzählen.

 

Roxanne musste sich ein Lächeln verkneifen. Das war wieder der alte Megamind den sie seit Jahren kannte, der nie eine Schwäche offen zugeben würde. Womöglich sich selbst einredete das er keine hatte.

Als sie an den Megamind denken musste, den sie als Kranken in ihrer Wohnung gepflegt hatte, war es, als wären es zwei verschiedene Personen. Niemand in Metro City würde glauben das er so sein könnte, wo er doch sonst so angriffslustig und unzerrbrechlich in seinem Glauben war. Kein Mensch würde sich vorstellen können das der große Megamind einmal einen schlechten Tag haben könnte, geschweige denn irdische Gefühle in sich trug. Nun wurde ihr bewusst das sie großes Glück hatte ihm in dieser regnerischen Nacht zu begegnen, denn es hätte sich sicherlich nie wieder so eine Gelegenheit ergeben ihn so kennenzulernen.

 

"Jedenfalls besuchte mich Jane weiterhin, und tat viel mehr als verlangt wurde. Sie war der Grund das man mir Minion nicht wegnahm, man hatte befürchtet das wir zusammen eine Gefahr darstellen könnten, schließlich kämen zwei Köpfe auf noch größere und schlimmere Ideen. Sie dagegen glaubte das ich dann entgültig geschädigt werden würde und nie mehr eine Chance auf ein normales Leben außerhalb des Gefängnisses führen könnte.

Doch war ich an dieser Vermutung nicht ganz unschuldig. Eines Tages hatte ich mir durch alte Schrottteile und meinem Nucki ein Dreirad gebaut, mit dem ich die anderen Insassen befreien konnte. Auf der Flucht durch die Gänge radelte ich auf eine Wand zu und sprengte sie auf. Hinter der Wand erwartete mich sogleich Direktor Warden und das war der erste Knackpunkt in unserer Beziehung. Er hat lange gebraucht um mir das verzeihen zu können, doch damals konnte man noch den schlechten Einfluss der anderen Insassen einschieben. Ich..."

 

"Moment, moment. Deinen Nucki? Also deinen Schnuller?", fragte Roxanne verwirrt und hielt ihre Kakaotasse mitten in der Luft, als wäre sie versteinert oder als hätte sie vergessen davon zu trinken.

 

"Ja. Wenn du dich daran erinnerst, mein Vater hatte ihn mir gegeben und dieser ließ sich auch als Waffe einsetzen, die Blitze verursachte. Das erschütterte sein Vertrauen zu mir so sehr das ich in die Hochsicherheitszelle gesperrt wurde, mit einer dicken Eisentür, ohne Fenster, ohne Genossen. Nur Minion sollte meine Gesellschaft sein. Jane war nicht begeistert und versuchte auf ihn einzureden, doch half es nichts. So machte sie das Beste daraus und nahm sich noch mehr Zeit für mich als von ihr verlangt wurde. Sie kam sogar an freien Tagen oder in ihrer Freizeit. An den meisten Tagen brachte sie mir das Abendessen, brachte mir abgelegte Spielzeuge von ihren Kindern mit, Bauklötze und andere Spielsachen. Natürlich war ich geistig gesehen aus dem Alter raus, doch war es dann nicht mehr so leer und trostlos in der Zelle und natürlich fand ich dennoch immer wieder Verwendung dafür. Jane hatte mir in der Zeit das Gefühl geben können ein normaler Mensch zu sein, der eine Art Mutterersatz gefunden hatte.

 

Irgendwann kam sie bepackt mit vielen Farbeimern und begann meine Zellwände zu bemalen. Sie hatte durchsetzen können das ihr diese Bitte genehmigt wurde, schließlich sollte ich so kindgerecht wie möglich aufwachsen, doch ließ sich kein Maler finden, der bereit war in meiner Gegenwart seine Arbeit zu tun oder überhaupt einen Fuß ins Gefängnis setzte. So tat sie es selbst.

Sie nahm sich so oft die Zeit, wie sie es ermöglichen konnte und sie ließ mich auch mithelfen. Denn ich hatte von mir aus einen Pinsel genommen, ihn in grüne Farbe getaucht und begonnen die Wiese zu machen, die sie mit einem Stift vorgemalt hatte. Jane indes hatte den Himmel und die Wolken gemalt und später kamen noch die Tiere dazu. Sie waren nicht grandios gezeichnet, aber sie hatte sich viel Mühe gegeben. Ein Reh, einige Kaninchen, ein Eichhörnchen und andere Tiere, die sie nach und nach ausmalte. Gegenüber der Tür hatte sie einen großen Regenbogen gemalt und mit roter Farbe darunter geschrieben: Happy thoughts make happy Peaple.

Die Zelle ist bis heute so, ich habe es nie geändert", beendete Megamind seine Erzählung.

 

"Sie muss eine tolle Frau gewesen sein", sagte Roxanne, nahm den letzten Schluck von ihrem Kakao und starrte Gedankenverloren auf den Grund ihrer Tasse.

 

"Das ist sie."

Eine große Überraschung

Kapitel 30 - Eine große Überraschung

 

Es würde bald zu dämmern beginnen und Roxanne lag schlafend auf der Couch, Megamind hinter ihr, einen Arm um sie geschlungen. In dieser Nacht hatten sie es nicht so lange geschafft wach zu bleiben, doch genossen sie die Nähe des anderen.

Aus einem schönen Traum herausgerissen spürte Roxanne Küsse an ihrem Ohr und an ihrer Schläfe, die hinab zu ihrem Hals wanderten. Wohlig seufzte sie und drückte sich an den Körper hinter ihr. Der Arm der um ihre Taille geschlungen war, begann an ihrem Körper auf und ab zu wandern und stoppte immer unterhalb ihres Busens, was sie mit einem enttäuschten Ton quittierte. Sie legte ihren freien Arm nach hinten und griff in den Nacken von Megamind, während sie begann ihre Hüften wiegend an seine Lenden zu drücken. Triumphierend vernahm sie sein Keuchen an ihrem Ohr und drehte sich zu ihm um. Durch das Licht der Stadt und ihre Beleuchtungen aller Art – Laternen, Fenster und Werbebildschirme – erkannte sie, nachdem sich ihre Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, wie einnehmend er sie doch betrachtete. Durch diesen Blick, der ihr drohte sie bald aufzufressen, drehte sie sich vollends zu ihm, legte ihr Bein auf seine Hüfte und drückte sich an ihn.

 

„Ich muss langsam mal los“, flüsterte er, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Er sah sie nur an und strich ihr durchs Haar. „Es ist Sonntag, das Wochenende ist vorbei“, sagte er mit einem enttäuschenden Ton. Es war unausweichlich das sie sich unter der Woche nicht oft sehen durften. Jeder von ihnen musste sein Leben weiterführen, als gäbe es ihr Geheimnis nicht. Man durfte nicht riskieren das es aufgedeckt würde. Ja selbst nicht jedes Wochenende konnte für ihre Treffen herhalten.

 

„Dann solltest du wohl los, bevor dich jemand sehen kann“, flüsterte Roxanne zurück und drückte sich noch näher an Megamind, während sich ihre Lenden an seine drängten. Das erregende Gribbeln stellte sich ein und sammelte sich fast schmerzhaft in ihrer Mitte. Wie lange war es bereits her das sie Sex gehabt hatte? Sie sah in die dunklen Augen von Megamind und ihr entfiel die Antwort auf die Frage sogleich.

 

„Ja, das sollte ich wohl“, sagte er und kam ihrem Gesicht immer näher. Seine warmen Lippen legten sich auf ihre und sogleich schoss ein Blitz aus purer Lust durch ihre Körper und sie krallten sich an einander. Ihre Zunge bat um Einlass, welche ihr sogleich gewährt wurde. Wie eine hungrige Wölfin zog Roxanne sich nach oben und legte sich besitzergreifend auf ihn, wiegte verführerisch ihre Hüften was Megamind abermals aufstöhnen ließ.

Roxanne spürte seine Erregung zwischen ihren Beinen, ihr wurde unerträglich heiß, es schwirrte in ihrem Kopf, sie glaubte nicht daran das sie ihn nun gehen lassen könnte und versuchte den Umstand zu verdrängen das es mehr als Unvorsichtig war.

Seine Hände wanderten über ihren Körper und machten sie verrückt, sie küssten sich ungehalten und auch Megamind begann nun seine Hüften an die ihren zu drücken. Es machte sie schier wahnsinnig.

 

Als Roxanne sich von ihm losriss und einen Blick aus dem Fenster erhaschte, sprang sie erschrocken auf. Am Horizont ging bereits die Sonne auf. Sie zog Megamind hoch, rannte zu ihrem Balkon und riss die Balkontüren auf. Roxanne wollte hinaus eilen, doch hielt Megamind sie zurück, drückt sie stürmisch an sich und küsste sie.

 

„Ich weiß nicht wann, aber wir sehen uns bald wieder“, hauchte er und küsste sie noch einmal. Dann sprang er auf seinen Hoverbike und verschwand kurz darauf in der Ferne.

 

Noch immer zittrig vor Erregung, legte sie sich auf die Couch und sog am Kissen die Luft tief ein. Sein süßer Geruch hing noch immer daran und ließ das Gribbeln in ihrem Inneren nicht verebben. So ließ sie ihre Finger auf Erkundungstour gehen und verschaffte sich selbst ein befriedigendes Ende.

 

********

 

Am nächsten Morgen lief sie gutgelaunt um die Ecke ihres Wohnhauses und holte sich im Café einen Starbucks zum Mitnehmen. Roxanne hatte bereits im Radio gehört das sich gerade ein Stau in der Stadt bildete. Heftiger als der Übliche am frühen Morgen in Metro City.

Doch da sie keinerlei Lust verspürte in einer überfüllten U-Bahn zu sitzen und somit ihre Selbstständigkeit abzulegen, setzte sie sich lieber in ihr Auto und versuchte über Nebenstraßen dem Stau entgehen zu können.

 

Leider war die Idee nicht nur die von Roxanne und so steckte sie allsbald in einem schönen Stau fest. Sie ließ sich davon nicht die Laune verderben, hörte Musik im Radio und schlürfte ihren heißen Kaffee. Während sie im Auto saß und keinen Zentimeter von der Stelle kam, suchte sie gelangweilt die Türfächer ab und ihr Handschuhfach. Dort fanden sich außer Müll von vergangenen Starbuckstagen und Verpackungsmüll von Fast Food auch eine alte Zeitung wieder.

 

Nach einer Stunde, in der sie nur ein paar Häuser weiter gekommen war, blickte sie gelangweilt aus dem Fenster und tribbelte mit ihrem Finger auf dem Lenkrad herum. Sie verspürte Durst und wollte einen Schluck aus ihrem Kaffeebecher nehmen, doch fiel ihr dieser aus der Hand und landete zwischen ihren Füßen.

 

“Scheiße!”, fluchte sie, beugte sich nach unten und versuchte an dem Becher heran zu kommen, aus dessen Loch im Deckel die braune Flüssigkeit lief. Als sie ihn zu fassen bekam wurde sie plötzlich von einem lauten Hupen aufgeschreckt und stieß sich mit ihrem Kopf an ihrem Lenkrad. Ihren Kaffeebecher eilig auf den Seitensitz werfend, wo nun sowieso kein Schluck mehr für sie übrig war, drehte sie den Schlüssel herum um das Auto anzulassen und fuhr die nächsten vier Meter, die sich vor ihr aufgetan hatten. Im Radio wurde von einem Unfall gefaselt, der diesen Stau verursacht hat, doch Roxanne war so genervt das sie nicht weiter hinhörte.

 

Fluchend die Kaffeeflecken mit einem Taschentuch wegwischend, sah sie zufällig auf den Gehsteig und glaubte nicht richtig zu sehen.

 

War das etwa....? Nein, das konnte nicht sein.

 

Vor ihr war Dante Robins gerade aus einer Bank gekommen. Megamind in einer Bank? Nein, das konnte nicht sein. Bestimmt war es der echte Dante. Das sollte sie sich unbedingt einprägen das auch der echte Dante hier herumlaufen könnte. Scheinbar war Megamind nicht auf die Idee gekommen, sich eine Gestalt außerhalb der Stadt zu scannen. Auf der anderen Seite war Metro City so groß das es kaum möglich ist sich mehrmals innerhalb eines Lebens über den Weg zu laufen und in diesem Viertel fährt sie nur selten vorbei.

 

Doch sollte sie in Zukunft darauf achten, wenn sie auf Dante traf, das sie nicht gleich auf ihn zurannte und ihn Megamind nannte. Es dauerte noch eine weitere Stunde ehe sie beim Sender ankam.

 

“Wo warst du so lang?”, fragte Hal aufgewühlt und vergaß seine sonst so überschwengliche Begrüßung.

 

“Stau”, gab Roxanne nur kurz angebunden und abgehetzt zurück. Sie schmiss ihre Handtasche auf ihren Schreibtisch und ließ sich in ihren Schreibtischstuhl fallen. Sie wollte gerade ihren Computer anschalten, doch hielt Hal sie auf.

 

“Dafür ist keine Zeit. Mr. Goldberg war bereits da und will das du die Mutter von diesem X-Dealer interviewst und auch die Polizei. Er will Infos die keiner hat.”

 

“Dann soll er sich in ein enges Kleid zwengen, sich das Dekolteé ausstopfen und selbst gehen wenn er es so dringend nötig hat”, nuschelte Roxanne genervt.

 

Konnte es tatsächlich zu viel verlangt sein sich kurz auszuruhen und anzukommen, ehe man wieder auf die Straße gejagt wurde?

 

Roxanne stand auf und holte sich zunächst erst einmal einen Kaffee, um sich einen kleinen Genuss zu gönnen, bevor sie wieder auf Jagd ging.

 

“Noch immer nicht weg, Ritchi?”, begrüßte sie Mr. Goldberg, als er eilig an ihr vorbei lief, einige Unterlagen in der Hand und ihr keines Blickes würdigend.

 

“Sofort, Mr. Goldberg”, sagte Roxanne, holte ihre Handtasche und lief mit Hal hinaus auf den Parkplatz, stiegen aber in den Betriebswagen des Senders ein. Roxanne setzte sich auf dem Beifahrersitz um wenigstens in Ruhe ihren Kaffee trinken zu können.

 

“Wo gehts als erstes hin?”

 

“Am besten wir fahren zu Kommissar Khan. Der arbeitet auf der Polizeistation in der Nähe der Metro-Avenue. Ich hoffe er ist heute an seinem Schreibtisch.”

 

Eine viertel Stunde später waren sie vor dem Gebäude angekommen und Roxanne leerte schnell ihren Kaffeebecher.

“Lass mich lieber allein gehen, ich schreib mir das Nötigste auf. Wenn sie einen Kameramann sehen, gehen sie gleich auf die Barikaden”, sagte Roxanne und machte anstalten auszusteigen.

 

“Glaubst du es wird lange dauern?”, jammerte Hal, da er nur ungern allein im Van wartete.

 

“Ich weiß es nicht. Ich denke es wird schnell gehen, wenn Kommissar Khan überhaupt da ist. Bin bald wieder da.”

 

Während Roxanne die Treppe hinaufstieg, zupfte sie noch an ihren Haaren und an ihrem Kleid um sich noch einmal zurecht zu machen. Hinter einem Schreibtisch mit einer schützenden Glaswand fand sie einen Polizisten, der ganz geschäftigt über einige Unterlagen gebeugt war.

 

“Guten Tag, ich bin Roxanne Ritchi. Ist Kommissar Khan zu sprechen?”

 

“Oh Roxanne, wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen”, sagte der Polizist, als er aufsah.

 

“Oh Dave, ich hab dich gar nicht erkannt. Neue Frisur?”

 

“Ja, ich dachte ich probiere mal etwas neues aus. Raj ist heute da, eigentlich ist er nicht am Schreibtisch heute, aber es gab was wichtiges zu erledigen. Ich geb ihm bescheid. …. Raj, Roxanne Ritchi ist hier. Ja? Ok. …. Du kannst rein Roxanne. Den Gang entlang, hinterste Tür links, du kennst dich ja aus.”

 

Roxanne lief den gewohnten Gang entlang, wie oft war das eigentlich bereits der Fall gewesen?

 

“Roxanne”, begrüßte sie Mr. Khan.

 

“Guten Morgen, Mr. Khan, ich....”

 

“Nenn mich Raj, ich glaube wir kennen uns lang genug”, lächelte dieser und bot ihr einen Platz vor seinem Schreibtisch an. “Wieder einen Kaffee?”

 

“Nein, danke. … Raj... glaubst du, du könntest mir...”

 

“Erzählen, was es über X zu erzählen gibt”, beendete er ihren Satz.

 

“...” Etwas verlegen sah Roxanne etwas zur Seite.

 

“Weshalb sonst sollte die große Roxanne Ritchi zu mir kommen, um ehrlich zu sein habe ich sie früher erwartet.”

 

“Früher? Was meinen Sie?”, fragte Roxanne verwirrt.

 

“Wegen dem Vorfall auf der Metro-Avenue. Vor zwei Stunden hätte ich geschworen das sie gleich durch die Tür stürmen. Aber sie waren sicher im Stau gestanden?”

 

“Ja, aber was um Gottes Willen ist auf der Metro-Avenue passiert?”, rief Roxanne verwundert aus und hatte sofort das schreckliche Bild des armen James vor ihren inneren Augen. Dann jedoch fiel ihr die Nachricht über den Unfall im Radio ein.

 

“Nun ja. So genau wurde das noch nicht in Erfahrung gebracht. Laut den Aussagen der Betroffenen waren wohl plötzlich ein paar Männer auf der Straße und hatten Instrumente die sie spielten. Violetter Rauch stieg aus ihnen, er war nicht nur sehr dicht, so das er die Sicht verschlechterte... Alle Betroffene erlitten plötzlichen Schwindel und Übelkeit. Manche behaupteten Halluzinationen gesehen zu haben.”

 

“Psycho Delic”, hauchte Roxanne starr vor sich hin.

 

“Der Name ist Ihnen also bekannt”, sagte Kommissar Khan erschüttert, jedoch nicht überrascht. “Woher...?”

 

“Ich hatte James interviewt und war... an diesem Tag sehr gründlich.” Roxanne wollte nicht gestehen in wie weit sie eingeweiht war und das sie James unfair erpresst hatte.

 

“Muss ich annehmen das Sie in tiefere Gefilde hinein gerutscht sind als es gesund wäre?”

 

“Nein, das nun wirklich nicht. Ich konnte James etwas entlocken, verstand den Zusammenhang aber nicht wirklich. Es ist nicht so das ich mich freiwillig der Gefahr aussetze, sonst müsste ich Megaminds Entführungen ja genießen”, lächelte sie brav und blickte dem Kommissar mutig entgegen.

 

“Roxanne Ritchi, ist Ihnen klar, das wenn Sie....”

 

“Mir ist bewusst das einem das Leben sehr leicht und schnell ausgehaucht werden kann. Sie müssten wissen das es mir von allen Menschen mehr als nur begreiflich ist, schließlich war ich bei Megaminds letztem Übergriff an eine Bombe gebunden....”

 

“Ich weiß das Sie...”

 

“Schließlich gibt es ja auch noch Metro Man, und auf ihn ist, wie Sie wissen, immer verlass....”

 

“Ja ich...”

 

“Niemand weiß das besser als ich. Und er würde....”

 

“MS. RITCHI! Das ist mir alles bewusst, doch fürchte ich das Metro Man nicht immer rechtzeitig da sein kann. Megamind mag sich lautstark und mit viel Getöse ankündigen, doch Psycho Delic ist von einem anderen Kaliber. Bisher mag er den Bürgern nicht groß aufgefallen sein, vor allem da Nichts und Niemand an die Schlagzeilen heran kommt die Megamind verursacht, doch wenn Psycho Delic sich entschließen sollte, ebenfalls zu den Großen zu gehören oder er sich gar mit Megamind zusammenschließen sollte, dann haben wir wahrlich ein Problem. Denn auch Psycho Delic ist sehr gerissen. Und schließlich weiß man nie was diesen Schurken durch den Kopf geht, Ms. Ritchi, nicht einmal Sie.”

 

Überrascht über den Ausbruch des sonst so ruhigen Kommissars starrte Roxanne ihm überrascht entgegen.

 

“Wenn Sie ein paar Fragen an die Mutter von James Dean haben, organisiere ich ein Treffen, doch erwarten Sie keine Antworten bezüglich Psycho Delics. Das ist Top Secret!”

 

Unbefriedigt lehnte Roxanne sich zurück. Natürlich konnte sie sich nicht einbilden das ihr tatsächlich etwas erzählt wird, doch war es ein Versuch wert gewesen. Es war verständlich das der Kommissar ihr nichts verraten wollte, die Polizei musste stehts aufpassen welche Infos sie herausgab und meist war es nie mehr als die Spitze des Eisbergs. Gerne würde sie mehr aus ihm herausquetschen. Doch kannte sie ihn nicht erst seit gestern und wusste das er nicht leichtfertig mit wichtigen Informationen umging. Aber auch wollte Roxanne der Gefahr ausweichen, selbst etwas preisgeben zu müssen. Wäre dem Kommissar bewusst das sie Megamind näher stand als es akzeptabel wäre oder sie mehr von Delic wusste und mit ihm zusammen getroffen war, so würde er sie nie wieder aus den Augen lassen.

 

Das wäre fatal.

 

Roxanne erinnerte sich spontan wie es damals gewesen war, nachdem sie noch ein zweites und drittes Mal von Megamind entführt worden war. Die Leute hatten gemunkelt es wäre eine Masche und sie arbeiteten zusammen oder Megamind würde als Provokation die Freundin von Metro Man entführen. Das war der Anfang dieses ganzen Gestricks aus Lügen und Märchen um die drei. Es war unangenehm als die Polizei, Kommissar Khan allen voran ihre Wohnung durchstöbert hatten, doch fanden sie nichts und sie erhielt von ihm eine unerwartete Entschuldigung. Glücklicherweise fügte es ihrer aufsteigenden Karriere damals keinen Schaden zu, im Gegenteil, es wurde durch dieses Skandal noch weiter gefördert.

 

Als sie alsbald dann dem Kommissar als Reporterin gegenüber stand, war sie ihm nicht mehr so böse, wie sie gedacht hatte. Im Gegenteil er wirkte auf einmal sehr sympatisch auf sie, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war ihr Privateigentum durcheinander zu werfen und so verzieh sie ihm.

 

“Wann kann ich mit einem Treffen rechnen?”, fragte Roxanne ungerührt und hoffte das der Kommissar beim Themawechsel belassen würde.

 

“Nun, Sie können sich vorstellen das Mrs. Dean noch sehr unter Schock steht und mit niemandem reden will. Leider waren wir gezwungen ihr am nächsten Tag Fragen zu ihrem Sohn und dessen Umfeld zu stellen und es war eine Quälerei von Stunden, obgleich sie nicht viel wusste. Ich schlage vor ich melde mich bei Ihnen, vielleicht ist in einer Woche etwas mehr mit ihr anzufangen. Aber ich will keine zu neugierigen Fragen, Ms. Ritchi....”

 

“Aber natürlich, ich...”

 

“Ich meine es ernst Ms. Ritchi. Nehmen Sie den Namen Psycho Delic nicht einmal in ihre Gedanken auf, kein Wort davon und auch sonst keine unterschwelligen Fragen. Sonst unterbreche ich das Interview sofort.”

 

“Das weiß ich sehr wohl. Sie sollten inzwischen wissen das ich professionel arbeite und nicht wie diese Möchtegern-Reporter. Es werden nur ein paar einfache Fragen sein und Sie können sich vorstellen das diese Idee nicht auf meinem Mist gewachsen ist”, sagte Roxanne leicht beleidigt.

 

“Mr. Goldberg scheut vor nichts, ich weiß. Ich weiß das du nicht Unsensibel bist, aber auch Sie sind zuweilen nicht von Ihrer Neugier aufzuhalten.”

 

“Das weiß ich, verzeihen Sie mir noch einmal”, lächelte Roxanne und stand auf. “Ich geh an meine Arbeit. Dieser Unfall muss schließlich in den Abendnachrichten laufen.”

 

“Natürlich, ich werde es mir nicht entgehen lassen.”

 

Eiliger als beabsichtigt lief Roxanne aus dem Gebäude und rannte zum Van.

 

“HAL, BEEIL DICH, WIR MÜSSEN ZUR UNFALLSTELLE AUF DER METRO-AVENUE!”

 

So war die Entführung aber nicht gedacht

Kapitel 31 - So war die Entführung aber nicht gedacht

 

 

An der Unfallstelle angekommen beobachtete Roxanne sorgfältig die Situation während die letzten Untersuchungsbeamten Spuren an den Gullies sammelten.

 

“.... dich dort drüben hinstellen, so haben wir einen guten Blick auf das hintere Geschehen”, beendete Hal seinen Redeschwall.

 

Roxanne indes starrte weiterhin auf die Spurensicherung und hörte Hals Monolog nicht wirklich zu. In ihrem Kopf drehten sich die Räder und es brummte wie bei einer Maschine. Gebannt von dem Anblick der Gullis aus denen noch immer leichter violetter Rauch stieg sah Roxanne sich vor ihrem innerlichen Auge bereits weitere Schritte einschreiten.

 

“Roxaroo!”, rief Hal genervt aus und hievte seine Kamera auf die Schulter.

 

“Entschuldige, was?”, riss es Roxanne wieder aus den Gedanken.

 

“Ich sagte, wenn du dich dort an die Bortsteinkannte stellen würdest, hätte man das hintere Geschehen mit auf dem Bild, das wäre ganz gut”, wiederholte er mürrisch seine Worte.

 

Wie vorgeschlagen stellte Roxanne sich zurecht und so drehten sie recht schnell den gesamten Beitrag zu dem Unfall ab.

 

“...die Spurensicherung ist gerade dabei den merkwürdigen Ausströmungen aus den Gullis auf dem Grund zu gehen und sicherlich werden sie in einigen Tagen mehr sagen können. Bis dahin ist es zu empfehlen Autofahrten zu vermeiden und wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann niemals allein. Wer im Besitz einer Gasmaske ist, diese bitte immer mitführen, falls es wieder zu einem solchen Vorfall kommen sollte. Das war ein Bericht von Roxanne Ritchi, einen schönen Abend Ihnen noch!”

 

“Und Schnitt”, sagte Hal und nahm seine Kamera herunter. “Hey wollen wir vielleicht essen gehen? Ich habe hunger und es ist bereits Zeit für eine Pause.”

 

“Einen Moment noch”, sagte Roxanne und blieb weiter im Schatten des Vans stehen, während Hal die Kamera in dieser Verräumte. Sie wartete darauf das die Polizisten verschwanden, so das sie sich den Gulli endlich selbst ansehen konnte.

 

“Roxanne?”, fragte Hal besorgt, doch dann bemerkte er den Blick in ihren Augen. “Roxaroo, ich weiß du willst das nicht hören. Aber das ist keine gute Idee.”

 

“Ich weiß nicht wovon du sprichst”, sagte Roxanne ohne ihn weiter zu beachten und widmete sich weiter ihrer Tätigkeit als Beobachterin.

 

“Roxy, bitte, wir kriegen bestimmt ärger, wenn das rauskommt.”

 

“Ach was, die sind gleich weg und die Straße ist noch immer abgesperrt.”

 

“Und... und was ist.... wenn wenn... Was ist wenn diese verräucherten Dudelsackheinis immer noch da unten sind?”

 

“Ausgeschlossen, sonst hätte die Polizei sie doch entdeckt oder es wäre zu einem Zwischenfall gekommen. Es war aber nichts.”

 

Wie vorhergesagt zog sich das Untersuchungskommando zurück und hinterließ eine leere Straße. Kaum waren sie um die nächste Ecke gebogen, lief Roxanne auf die Straße und hielt direkt vor dem Gulli. Noch bevor sie auf die Hocke ging, erkannte sie die violetten Schmieren am Rand. Mit einem sauberen Taschentuch wischte sie etwas über die Flecken und roch vorsichtig daran.

Ihre Nackenhaare stellten sich auf als sie diesen ekelerregenden Geruch wahrnahm, der sie schon so manches Mal bis in ihre Träume verfolgt hatte. Ein leichtes Gefühl von Schwindel und Übelkeit überkam sie, wobei sie nicht wusste ob ihre Psyche ihr einen Streich spielte oder ob selbst so eine kleine Menge, solch eine große Wirkung verursachen konnte.

 

Geschäftig und Hal ignorierend - der ein paar Meter entfernt stand - zog sie ihren Notizblock aus ihrer Handtasche und ergänzte ihre Liste zu den Schurken, mit denen sie leider in letzter Zeit die Bekanntschaft machen musste.

 

PSYCHO DELIC

 

kann sich in violetten Rauch auflösen und an einer anderen Stelle wieder auftauchen

ist wohl ein Drogendealer (Polizeiarchive ausgeraubt)

lebt im Industrieviertel

der Rauch hat eine merkwürdige Wirkung auf sein Opfer, Kopfschmerzen, Übelkeit....

 

kennt Megamind seit er klein ist... (Begegnung im Labor, in dem Megamind untersucht wurde)

er hat seine eigenen Leute (James...), die haben Instrumente auf denen sie spielen während Delics Rauch austritt (Wie vertragen sie es selbst? Wie tritt es aus den Instrumenten?)

 

LADY DOPPER

 

kontrolliert das Wetter

Wohnort unbekannt (evtl. East Metro, da war das Wetter ungewöhnlich wechselhaft)

hat eine gemeinsame Vergangenheit mit Megamind

 

droht mir etwas anzutun wenn ich Megamind zu nahe komme, ich wäre nur eine Phase, ebenso wie die rumänische Hure...(Wer ist sie?)

 

UNTERGANGSGANG

 

Mitglieder: Psycho Delic, Lady Doppler, Hot Flash (noch immer unbekannt), Destruction Wolker (noch immer unbekannt)

 

“Was schreibst du dir da auf?”, fragte Hal neugierig, der sich inzwischen näher getreten war.

 

“Ach nichts Besonderes”, sagte Roxanne und lief wieder zum KMCP-Van.

 

Am liebsten wäre sie direkt in den Gulli hineingestiegen, doch war es nun mitten am Tage unmöglich es heimlich zu tun und sie hatte Megamind versprochen sich nicht wieder einzumischen. Roxanne musste sich auch eingestehen das sie vor Psycho Delic mehr als nur Respekt hatte und nicht gewillt war ernsthaft weit die Kanäle entlang zu laufen.

 

********

 

Zwei Tage hatte Roxanne nichts mehr von Megamind gehört und ertappte sich oft dabei, wie sie süßlich lächelnd an ihn dachte. Doch es war unabänderlich das sie sich bald begegneten, wenn auch nicht so wie sie es gerne hätte. Schließlich musste alles seinen scheinbar sozialistischen Gang gehen und somit ließen sich die Entführungen nicht vermeiden.

Doch obgleich sie damit gerechnet hatte demnächst wieder das Opfer des großen Megaminds spielen zu können, hatte sie nicht in dem Augenblick damit gerechnet, in dem es passierte.

 

Sie saß gerade in ihrem Auto und stand an einer Ampel während sie an ihrem heißen Kaffee schlürfte und dem Gequäke das aus dem Radio kam lauschte. Plötzlich glaubte sie eine andere Vibration außer dem laufenden Motor ihres Lieblingsautos unter sich zu spüren, bis sogar ihr Duftbäumchen, welches an ihrem Rückspiegel hing, zu wackeln begann. Es befanden sich einige Autos vor ihr und doch sah sie den metallenen riesigen schwarzglänzenden Fuß mit den übergroßen Sporen. Als wären die Schritte des hohen Ungetüms nicht laut genug, war auch noch ein böses Lachen zu vernehmen.

 

“Megamind”, hauchte sie, bäugte sich nach vorne um eine Blick auf ihn erhaschen zu können. Ungewollt spürte sie das Lächeln in ihrem Gesicht, doch verging ihr dieses, als sie eine monströse metallene Hand auf sich zufliegen sah. Erschrocken drückte sie sich in den Sitz, wollte schon den Sitzgurt lösen und aussteigen, doch war es zu spät. Die Hand hatte ihr Auto gefasst, wie die Kinderhand ein Spielzeugauto und hob sie hoch.

 

“AAAAAAAHHHHH”, schrie sie. Nicht vor Angst, denn inzwischen war sie einiges gewöhnt, doch war es ein merkwürdiges ungewohntes Gefühl in der Magengegend, in etwas zu sitzen während sie hochgehoben wurde. Und es lag auch etwas an dem heißen Kaffee, der sich nun über ihren Schoß ergossen hatte und über ihre Schenkel lief.

 

“HA HA HA HA HA! EINEN GUTEN MORGEN MS. RITCHI, ICH HOFFE IHNEN SCHMECKT DER KAFFEE! AHAHAHAAA!”, lachte Megamind nur fies und verschleppte sie.

 

Während der gesamten, Fahrt war nun das falsche Wort...

Während Roxanne in ihrem Auto fortgetragen und hin und her geschleudert wurde, wie bei einer dieser modernen Achterbahnen auf den Rummelplätzen Metro Citys, war sie froh darüber bisher noch nichts gegessen zu haben.

 

Am Rande der Stadt hielt die Battle Suit in der Megamind steckte inne und stellte sie auf ein baufälliges, leeres Industriegebäude. Er selbst blieb mit seinem monströßen Körperersatz davor stehen und war somit auf gleicher Höhe mit ihr. Doch Roxanne ignorierte ihn zunächst, da sie über ihre nasse Hose fluchte und zupfte an dieser herum. So stieg sie aus und versuchte sich auf ihren zittrigen Beinen von dem holprigen Flug zu beruhihgen. Die Hose musste sie nicht öffnen um nachzusehen das sie leichte Verbrühungen an ihrem Oberschenkel hatte.

 

“Scheiße”, fluchte sie und hoffte im Auto etwas zu finden womit sie den Fleck etwas aufsaugen könnte. Es war ein ekliges Gefühl auf einem windigen Dach zu stehen mit einer feuchten Hose. Hatte sie nicht irgendwo ein Rock im Auto liegen lassen, welches sie vor einigen Tagen gekauft hatte? Sie wusste noch wie sie sich an die Stirn gefasst hatte als sie – oben in der Wohnugn angekommen – sich erinnerte das sie ihren Einkauf vergessen hatte. Es war ein Spontankauf gewesen aus dem kleinen Shop neben der Pizzaria in der sie mit Hal gegangen war, nachdem sie sich von den Gullis mit den violetten Flecken losgerissen hatte.

 

Sie schnappte nach der Tüte, zog den kurzen Jeansrock heraus, riss das Preisschild ab und zog sogleich ihre Hose herunter. Ihre Oberschenkel waren rot und die Haut sehr gereizt, aber nichts schlimmes, was nicht in ein paar Tagen verheilt wäre.

Sicherlich würde bald Metro Man kommen, doch war sie hinter der geöffneten Tür geschützt und es war ja nur ein kurzer Moment. Kaum hatte sie den Rock über ihren Po gezogen, wunderte sie sich über die Stille die hier herrschte und spürte schon bereits eine vorwitzige Hand die sich auf ihre Hüfte legte.

 

“Wow”, hauchte nur eine rauhe Stimme in ihr Ohr und küsste ihren Nacken. Sogleich spürte sie wie sich ihre Nackenhaare aufstellten und ihre Knie weich wurden. Roxanne drehte sich zu ihm um und kaum hatte sie einen Blick in die warmen grünen Augen erhaschen können, spürte sie schon seine weichen, fordernden Lippen auf ihre. Der Kuss war zu schnell vorbei und kaum hatte sie ihn vor der baldigen Ankunft von Metro Man warnen können, sah sie wie die Wärme in seinen Augen der kalten Berechnung wich und schon waren seine zärtlichen Hände verschwunden.

Mit geröteten Wangen stand sie an ihrem Auto und kaum war Megamind in der Sicherheit seiner Battle Suit verschwunden, kam schon bald Metro Man auf sie zugeflogen.

 

“ROXANNE”, rief er und stieß den Metallkörper Megaminds vom Gebäude fort, so das dieser in das nächst stehende Gebäude hineinfiel und es zum Zusammenbruch zwang.

 

“METRO MAN”, rief Roxanne, denn sie musste befürchten das auch das Gebäude, auf dem sie gezwungen war zu stehen, durch dem Kampf seinem Ende entgegen sehen würde.

 

“Roxanne, du bleib hier und bleib in deinem Auto, ich kann dich gerade nicht fortbringen, er...”, rief er, und schon wurde er von Megamind durch ein anderes Gebäude geschleudert.

 

Roxanne tat wie ihr geheißen und setzte sich ins Auto, in der Hoffnung das die beiden Streithähne sie nicht vergaßen und sie unter Stein und Metall begraben wurde. Als sie eine halbe Stunde später noch immer im Auto saß und besorgt dabei zusah wie Metro Man ihrem blauen Freund übel zurichtete, der alles gab und durch verschiedenste Erfindungen versuchte die Oberhand zu gewinnen, entschloss Roxanne sich von allein dort wegzukommen. Nur leider war die einzige Tür, die ins Gebäude führte verschlossen und so begann sie sich am Rande des Hauses sich nach einer Feuerleiter umzusehen. In der Mitte des Daches lief sie nur ungern, da sie sich einbildete das der Boden leicht nachgab. Auch glaubte sie das Stöhnen der Metallbalken zu hören, denn sie wusste das dieses Gebiet seit Jahrzehnten leer stand und nur noch von Obdachlosen und herrenlose Katzen und Hunde bewohnt war.

 

“HA HA HA HA HAA”, hörte sie Megaminds diabolisches Lachen und zuckte zusammen als Metro Man an ihre vorbeischoß und in das Nachbargebäude flog und dadurch ein großes Loch durchbrochen hatte. Die Feuerleiter gefunden, auch bei diesem rostigen Stück nicht sicher wie lang dieser noch an der Wand halten würde, sprang sie die zwei Meter hinunter und landete ungeschickt, wobei sie ihre Knie aufschürfte, auf das oberste Metallstockwerk.

 

Eilig kletterte sie die Leitern hinunter bis sie, einige Meter über dem Boden, an der letzten hing, welche sich bald knarrend lösen würde. Was sollte sie nun tun? Lange würde die Leiter nicht mehr halten, doch war sie noch zu weit vom Boden entfernt, wollte sie doch nicht riskieren, sich ein Bein zu brechen. So nahm sie etwas Schwung, wobei sich die Leiter fast völlig von der Halterung löste und rollte sich auf ein stehen gebliebenenes altes Auto ab und landete unsanft auf der Straße. Jedoch heil. Wenn nun auch mit einigen Kratzern versehen.

 

“Wo solls denn hingehen?”, sagte Megamind, der sie sogleich gepackt und in die Höhe gehoben hatte.

 

“Lass sie los”, zischte Metro Man und schwebte unweit in der Luft.

 

“Sicher? Nun gut alter Freund”, lachte Megamind unschuldig und schmiss sie wie eine Puppe die ihn langweilte über die Schulter.

 

Mit der Härte von unzähligen Schlägen schlug ihr die Wucht des Fallens gegen den Körper und machten sie unbeweglich und als sie glaubte dem immer näher kommenden Boden nicht mehr entkommen zu können, wurde sie von zwei starken Armen aufgefangen. Metro Man hatte sie wie gewohnt aufgefangen und flog sie sogleich einige Straßen weiter, in Sicherheit. Aber auch weit genug von dem Kampf entfernt?

 

Für eine Weile ging es gut und sie kämpften nur um sie herum, während sie sich hinter einem Auto versteckte, doch fand der Kampf bald seinen Höhepunkt und keiner schien mehr an sie zu denken, denn die Verwüstungen fanden immer wieder ihre Nähe, so das sie entschloss zu rennen. Es war eine Frage der Zeit bis Roxanne von echter Angst ergriffen wurde und versuchte sich zu konzentrieren um ein gutes Versteck zu finden, doch nichts wollte sich so recht anbieten. Alles erschien ihr zu zerbrechlich.

 

Plötzlich zerbrach das Haus welches nicht sehr weit von ihr stand wie ein Sandhaus am Strand und schickte sie dadurch schnell weg zu laufen. Doch leider sollte es nicht viel nützen, denn sie war für diese monströse Battle Suit nicht schnell genug. Wo sollte sie nur hin?

Immer wieder nach hinten sehend stolperte sie plötzlich über einen Gulli, der etwas aufgeschoben war und sofort bildete sich eine Idee in ihrem Kopf. Mit voller Kraft zog sie den Gullideckel zur Seite und kletterte eilig hinunter und nicht zu spät, denn schon verdunkelte der metallene Fuß Megaminds den Gullieingang. Vorsichtshalber kletterte sie die Leiter hinunter, der unsägliche Gestank brannte regelrecht in ihrer Nase und ihre Augen tränten etwas.

 

Sollte sie hier warten oder den Kanal entlang laufen um wo anders wieder hinauf gehen?

 

Diese Entscheidung wurde ihr schnell abgenommen, als sich der Lichtstrahl von oben wieder verdunkelte und alles vibrierte. Hastig lief sie in die entgegengesetzte Richtung, mit ihrem Handy -welches sie in die Rocktasche gesteckt hatte - den Weg leuchtend. Eine viertel Stunde war sie durch dieses stinkende Morast gelaufen und hielt inne, als sie ein Gullideckel gefunden hatte, an dem nichts mehr von dem Krach des Kampfes zu hören war. Jedoch Autos waren zu hören und manchmal Stimmen von Menschen. Ungünstig, um in einem kurzen Rock, verletzt, stinkend und schmutzig aus einem Gulli zu klettern und sich so den Menschen zu präsentieren, doch überlegte sie nicht lange, nachdem ihr gefühlte tausend Ratten über den Füßen gelaufen waren. Dieses Quiken, kratzen und tribbeln ihrer kleinen Füße jagten ihr einen Schauer über den Rücken und erstaunlich schnell war sie die lange Leiter hinauf geklettert. Die Person unter ihr nicht bemerkend.

 

Einen Moment noch wartete sie bevor sie versuchte den schweren Deckel anzuheben. Offensichtlich befand sich der Gulli nicht auf einer sehr befahrenen Straße und auch Fußgänger liefen nicht in unmittelbarer Nähe daran vorbei, also schien es in einer Seitengasse zu liegen. Bevor sie den Versuch wagen konnte den Deckel anzuheben, hörte sie metallisches Geplapper, hastige Bewegungen und Vibrierungen. Jemand war in Windeseile hinauf geklettert und hatte sie mit seinem Körper eingeschlossen.

 

“Wo willst du denn hin mein Täubchen?”

 

Verzwickte Lage

Kapitel 32 - Verzwickte Lage

 

“Hat sich das Täubchen verlaufen?”, höhnte der Fremde in Roxannes Ohr und hinderte durch seinen Körper, das sie weiter zur Oberfläche klettern konnte.

 

“Nein, aber scheinbar leidet die Kanalratte an schlimme Art von Verwirrung, da ich nicht ihrer Rasse angehöre und dennoch von dieser belästigt werde”, gab Roxanne patzig zurück, ihre Furcht überspielend.

 

“Oh ho ho, das Kätzchen fährt ihre Krallen aus.”

 

“Und die Ratte kann eine Taube nicht von einer Katze unterscheiden. Ob sie zu viel unaussprechliche Sekräte im Kanal gefressen hat?”

 

“Ok, pass auf Schätzchen, noch ein vorlautes Wort und ich bringe dich zu Psycho Delic, du wirst vielleicht noch nichts von ihm gehört haben, aber glaub mir, er...”

 

“Ich kenne ihn sehr wohl, doch fürchte ich das Megamind nicht sehr glücklich darüber sein wird, wenn ihm sein Lieblingsopfer genommen wird”, fauchte Roxanne und drehte sich so weit zum Fremden herum, wie der Platz es zuließ.

 

“Roxanne Ritchi”, hauchte dieser nur erschrocken und streckte seine Arme aus um etwas Platz zwischen ihnen zu schaffen.

 

“Hast dich also von deiner Verwirrung befreien können”, sagte sie nur säuerlich und drückte ihn noch etwas von sich.

 

“Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze.”

 

“Da gebe ich dir recht, also lass mich gehen”, sagte Roxanne und machte Anstalten den Deckel zu heben.

 

“Nein, warte”, sagte der Fremde und klemmte sie wieder zwischen sich und der Leiter ein. “Wenn er das erfährt....”

 

“Dann sag ihm nichts davon”, sagte Roxanne und versuchte ihn wieder von sich zu drücken.

 

“Und was wenn er es bereits weiß? Oder wenn er merkt das ich lüge? Der Letzte der ihn enttäuscht hat...”

 

“ODER Metro Man würde hiervon erfahren und wäre überaus unglücklich über diese Entwicklung und Megamind ebenso. Stell dir vor die schließen sich zusammen und dann müsstest du als Schachfigur an der vordersten Front stehen und gegen sie kämpfen.”

 

“Du erzählst ihm nichts?”, fragte der Fremde hoffnungsvoll.

 

“Warum folgst du Delic wenn du ihn fürchtest?”

 

“Ich habe keine Angst vor ihm, ich will nur nicht... “, er verstummte.

 

“Mir ist klar das Delic kein angenehmer Genosse ist, das weiß ich nur zu gut. Aber wenn du dich nicht bald entscheidest wirst du so enden wie James, das verspreche ich dir”, sagte Roxanne ernst und machte abermals Anstalten den Gullideckel zu heben.

 

Dieser jedoch war um einiges schwerer, als wenn sie versuchte ihn mit Beinkraft zu verschieben, die sie nun nicht verwenden konnte. Ihre Arme waren nicht annährend so stark. Sie vernahm mehrmaliges Seufzen hinter sich und plötzlich kam ein Männerarm zum Vorschein, der ihr beim Verschieben half. In Windeseile trat sie hinaus und rieb über ihre Arme als fürchtete sie das der üble Gestank sich an ihrer Haut festgesetzt hat.

Nachdem sie sich beruhigt hatte, beugte sie sich hinunter. Im Schatten des Gullis glaubte sie das junge Gesicht des Fremden ausmachen zu können.

 

“Warum hast du das getan?”

 

“Delic ist ein übler Kerl, doch ich riskiere es nicht das zwischen den großen Beiden und ihm Krieg ausbricht, da will ich keinesfalls dazwischen stehen.”

 

“Wo bin ich hier eigentlich? Ist es überhaupt in Delics Reich?”

 

“Nein, nicht ganz, doch reicht sein Reich in der Unterwelt weiter als hier oben, merk dir das.”

 

“Als Dealer muss man wohl überall sein wenn man Erfolg haben will”, nuschelte Roxanne vor sich hin.

 

“So ist es. Doch ist es nicht nur das.”

 

“Was meinst du?”, fragte sogleich ihre Reporterneugier.

 

“Oh nein nein nein. Darauf lass ich mich nicht ein. Du weißt selbst was mit James passiert ist”, sagte der Fremde bedrückt und Roxanne glaubte tiefen Schmerz heraus zu hören.

 

“Du kanntest ihn gut?”

 

“...Ja!... Hör zu, ich geh dann mal, vergiss das du mich gesehen hast.”

 

“WARTE! Du musst nicht unter seinen Fitichen bleiben, geh zur Polizei, sie werden dich schützen.”

 

“Das Gefängnis bietet keinen Schutz für mich, und du hast gesehen was passiert wenn man sich aus seiner Gang lösen will.”

 

“James hat es nur unüberlegt angestellt und war am Ende der öffentlichen Aufmerksamkeit ausgesetzt, alle haben davon Wind bekommen und deswegen musste Delic handeln um sein Imperium zu schützen. Sei nicht so dumm und komm mit mir.”

 

“Oh nein. Glaub mir, es gibt kein Entkommen. Hilf mir den Deckel wieder zu verschieben”, sagte er und kam etwas weiter herauf um den Deckel richtig anheben zu können.

 

Für einen kurzen Augenblick konnte Roxanne einen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Er musste etwa in ihrem Alter sein und wirkte doch älter. Gealtert vor Furcht und Sorge, glaubte sie zu wissen. Der Deckel fiel in seine Form und doch glaubte sie das er noch da war und hielt noch eine Weile hockend inne.

 

“Kann jeder Normalbürger zu dir in den Sender kommen?”, kam die leise Frage aus den Löchern des Gullideckels.

 

“Natürlich, so lange du kein nerviger Fan bist”, lächelte sie.

 

“Mh, ich komme sowieso nicht. Aber danke für das Angebot. Ich geh dann mal und weißt du was...?”

 

“Was?”

 

“Du hast einen echt geilen Arsch in diesem Rock, den solltest du auch während deiner Berichte tragen.”

 

Dann war er weg.

 

********

Nachdem sich Roxanne orientiert und schwarz U-Bahn gefahren war, was glücklicherweise keine Konsequenzen nach sich gezogen hatte, kam sie verschwitzt, stinkend und schmutzig zu Hause an. Da es ihr peinlich gewesen war, hatte sie darauf gewartet bis Carlos einen Moment weggegangen war um sich zum Fahrstuhl vorbei zu schleichen. Auch auf der Straße wurde ihr kaum eines Blickes gewürdigt, sicherlich wurde sie unterbewusst als Junkie oder Obdachlose abgestempelt und war somit unsichtbar. Allerdings war es das grausamste Erlebnis ihres Lebens, und hatte nichts gemein mit dem Alptraum ihrer pubertierenden Anfangszeit in der sie fürchtete sich vor den Mitschülern blosstellen zu können.

 

Während sie das Geschehene vor ihrem inneren Auge noch einmal wie einen Film abspielen sah, wuchs das konstruierte Gerüst um das Imperium des Psycho Delics, als auch die Wut über die sogenannten großen Zwei.

 

Die Entführungen würde sie nicht verhindern können, auch durfte sich das niemals ändern, wenn sie sich weiterhin ernsthaft mit Megamind treffen wollte, denn nichts durfte darauf hinweisen das sich zwischen den Beiden etwas geändert hatte.

Doch das die beiden glorreichen Chaoten sie vergaßen und sie nun wahrlich der Gefahr ausgesetzt gewesen war - nicht die vorgetäuschte, wie sie es von Megamind gewohnt war - das ging zu weit. Sie hatten das wesentliche aus den Augen verloren und hatten sich ihren dummen testosterongesteuerten Gefühlen hingegeben.

 

Aber nun war es vorüber und sie konnte sich entspannend in die Badewanne legen. Im Sender würde sie nicht anrufen müssen, die Nachricht war längst angekommen und niemand wunderte sich wenn sie einmal nicht auf der Arbeit erschien. Metro Man rettete sie sowieso und dafür gab es am nächsten Tag einen brandneuen spannenden Bericht.

 

Kaum wollte sie nach oben gehen, war lautes Klopfen an ihrem Balkon zu sehen.

 

“ROXANNE? Roxy, bist du da?”

 

Natürlich, dachte sie sich säuerlich, nun kam Brandon und spielte den Besorgten, wo er sie zuvor hatte achtlos stehen lassen. Mit mehr als einem unfreundlichen Gesicht ging sie zu ihrem Balkon, öffnete die Tür und kam Brandon bereits entgegen.

 

“WAS IST?”

 

“Äh... Roxy, wo warst du, ich hatte dir doch gesagt du sollst da stehen bleiben.”

 

“BITTE? Wenn ich DORT stehen geblieben wäre, wie der Herr Retter es mir gesagt hat, dann gäbe es mich inzwischen nicht mehr”, rief sie wütend aus und tippte ihn energisch gegen die Bauchmuskeln.

 

“Was? Aber...”

 

“Während ihr beiden euch euren Liebkosungen hingegeben habt, wäre ich des Öfteren beinahe zerquetscht oder von einem zusammengefallenen Haus verschüttet worden.”

 

“Oh Roxanne, das tut mir leid, ich...”

 

“Ich musste in die Kanalisation hinunter um von dort wegzukommen. Und als ich sicher sein konnte nicht mehr in eurer Nähe zu sein, musste ich schwarz U-bahn fahren, so wiederlich, wie ich nun gerade aussehe.”

 

“Oh je, das tut mir so...”

 

“Und als wäre das nicht alles schlimm genug ist mein Auto inzwischen sicherlich zerstört worden, mit meiner Handtasche, mit all meinem Hab und Gut. Ich bin froh das ich in dem Blumentopf neben meiner Tür einen Ersatzschlüssel habe”, wetterte sie unaufhaltsam los, ohne Brandon einen Satz beenden zu lassen während er schon in die Ecke des Balkons gedrängt wurde.

 

“Roxanne, glaub mir doch. Es tut mir so leid, ich habe wohl die Beherrschung verloren. Megamind war in letzter Zeit sehr ruhig und ich war nun so besessen von ihm, da ich glaubte das er etwas wirklich Großes geplant hatte. Da hab ich dich aus den Augen verloren, verzeih mir Roxy.”

 

“Hach Brandon, ist schon gut. Aber Megamind war nicht der Einzige der sich in letzter Zeit ruhig verhalten hat. Was war mit dir, was hast du so die letzte Zeit gemacht?”

 

“Ähm.. na ja also...”

 

“Brandon?”, Roxanne sah ihm forschend tief in die Augen.

 

“Ich habe mir eine Wohnung genommen.”

 

“Was? Aber du hast doch dein Versteck.”

 

“Ja, aber ich will auch ein normales Leben haben, mit einfachen Nachbarn, in einem normalen Haus, in dem ich Miete zahlen muss und so weiter...”

 

“Dich erkennt auch niemand?”

 

“Hat mich den je einer erkannt in meinen normalen Outfits? Es ist wie mit Uniformen, niemand würde den Polizisten als Zivilen wieder erkennen. Und ich habe noch eine Zugabe, ich trage nämlich einen Bauch mit mir herum, um sicher zu gehen.”

 

“Was? Einen Bauch?”, lachte Roxanne.

 

“Ja, so wie es Frauen tragen um nachfühlen zu können wie sich Schwangere fühlen”, lächelte Brandon verlegen.

 

“Du läufst also schwanger durch die Gegend.”

 

“Wenn du es so sehen willst.”

 

“Aber wieso hast du dich nicht gemeldet und die Wohnung, ich meine... wozu?”

 

“Ehrlich? So kann ich auch hübsche Frauen zu mir einladen”, sagte Brandon und sah sie vielversprechend an, während er ihr über die Wange strich.

 

“Brandon, ich weiß das du...”, begann Roxanne, und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte.

 

“Schhhh, schon gut Roxy. Ich habe längst gemerkt das du nichts von mir willst”, sagte Brandon leichthin, doch glaubte Roxanne einen traurigen Unterton heraushören zu können. “Ich hab es für mich getan. Ich will wenigstens ein Stück normales Leben und es hat auch geholfen”, erklärte er.

 

Roxanne verstand was er meinte. Es war ein neues Leben, eine andere Gegend und hatte für Ablenkung geschaffen um von ihr etwas loszukommen. Inständig hoffte sie das er nicht allzu verliebt in sie gewesen war und sie schnell vergessen würde.

 

“Ich lass dich dann mal duschen, ich will nicht weiter stören.”

 

“Danke. Was ist nun eigentlich mit Megamind?”, fragte sie beiläufig.

 

“Er ist im Gefängnis, dort wo er hingehört.”

 

Vergessener Alltag

Kapitel 33 – Vergessener Alltag

 

Roxanne Ritchi saß mit einem Stück Pizza in der Hand und einem Glas Wein auf ihrer Couch, eingekuschelt in ihrer Lieblingsdecke und sah im Fernsehen eine schnulzige Komödie. Megamind war seit Tagen im Gefängnis und ihr Alltag ermöglichte ihr Frieden und Erholung von den Strapazen ihrer letzten Entführung. Wenn sie nicht gerade in der Arbeit war, verbrachte sie entspannende Abende in ihren vier Wänden und telefonierte manchmal mit Freunden. Doch manchmal gab ihr die Tatsache das Megamind im Gefängnis saß ein merkwürdiges Gefühl, vor allem wenn sie wie eben allein im Dunkeln auf ihrem Sofa saß und verliebte Menschen dabei zusah wie sie zueinander fanden. Sie sehnte sich dann nach seiner Nähe und dachte viel an ihn. Doch sich Sorgen zu machen oder gar Traurigkeit zu empfinden erschien ihr übertrieben, schließlich würde er so oder so bald wieder ausbrechen und dann ginge das Chaos wieder los.

 

Roxanne dachte auch oft an die Begegnung in der Kanalisation. Leider hatte sie kaum etwas von dem Fremden gesehen, sie würde ihn niemals erkennen, selbst wenn sie ihn vor sich stehen hätte. Ob er vielleicht wirklich einmal vorbei schauen würde im Sender? Bestimmt nicht! James Schicksal war eine Warnung an alle die sich gegen Psycho Delics stellen sollten.

Morgen würde das Interview mit James Mutter stattfinden, im Büro von Raj Khan. Er war ein toller Kommissar, fand Roxanne, er war ehrlich besorgt um die trauernde Frau.

 

Den gesamten Tag verbrachte sie auf der Couch und genoß die Ruhe, die sicherlich bald wieder vorüber sein würde. Doch am Abend, als es dunkel wurde und sie an die normalen Liebespärchen in Metro City dachte, die nun zusammen gekuschelt vor dem Fernseher saßen, fühlte sie sich doch etwas einsam. Die Jahre zuvor als sie noch überzeugter Single gewesen war, hatte sie sich nie einsam gefühlt. Eingegraben in Arbeit, nur ihre Karriere vor Augen, Treffen mit Freundinnen in schicken Restaurants und auch das Einrichten ihrer schönen Galeriewohnung. Das alles hatte sie zur genüge abgelenkt.

 

Sie zwar mit Megamind nicht zusammen, da sie entschlossen hatten es langsam angehen zu lassen. Er wollte, und das zurecht, das sie wusste auf was sie sich einließ. Es war alles sehr merkwürdig und sie konnte auch ihre Gefühle nicht einschätzen, wo sie nun hier saß. Jetzt wo sie seit Jahren Single war und ihre Karriere ihren Höhepunkt gefunden hatte, wollte sie sich da wirklich an einen Freund hängen, der alles zunichte machen konnte, wenn jemand davon erfuhr? Der immer wieder im Gefängsnis sitzen würde und mit dem man nie ein normales Leben würde aufbauen können?

 

Eigentlich nicht! Das Ganze ging völlig an ihren Prinzipien vorbei.

 

Ob sie nun noch aussteigen konnte ohne größere Konsequenzen?

 

Was dachte sie nur?

 

Sie wusste vorher mit wem sie es zu tun hatte, aber nun da Megamind im Gefängsnis saß und sie befürchten musste das Psycho Delic irgendwann wieder auf sie aufmerksam wurde durch ihr unfreiwilliges Abenteuer in der Kanalisation, geriet sie ins Grübeln. Von einer realistischen Chance für die Beziehung konnte man auch nicht ausgehen.

So gab sie sich den trüben Gedanken hin und wusste am Ende, als sie im Bett lag, nicht was sie tun sollte wenn sie ihn das nächste Mal wieder sah.

 

********

 

Am nächsten Morgen machte sie sich mit Hal auf den Weg auf das Poliezeipräsidium. Sie wurden direkt an Mr. Khans Büro vorbeigeführt, in einen für sie bis dahin fremden Raum, in der die Mutter von James bereits mit geröteten Augen und dunklen Augenringen saß. Sie schien um Jahre gealtert und ihre Haare waren glanzlos und platt.

Der Raum wirkte ein wenig wie ein gemütliches Wartezimmer. Wände in warmen Tönen, Bilder an der Wand, zwei Sofas und ein Couchtisch mit einer Schüssel voller Bonbons, die sicherlich bereits älter waren als Roxannes Kleid. Er wurde sicherlich dazu verwendet traumatisierte Menschen leichter beruhigen zu tun, als in einem sterilen, sperrlich eingerichteten Raum, in dem man sich leicht wie in einem Verhör vorkam. Das dieser aber auch für Interviews genutzt wurde, war Roxanne neu, doch sie konnte sich den Grund vorstellen. Mr. Khan hielt sicherlich nicht viel davon Mrs. Dean in den Sender zu schleppen, wo sie in Anwesenheit vieler, fremder, neugieriger Menschen über ihren gerade verstorbenen Sohn sprechen sollte.

Auch würde es zu sehr die Zeit von Mr. Khan beanspruchen extra dort hinzufahren, wo er auch noch andere Dinge zu tun hatte.

 

“Guten Morgen Mrs. Dean, es freut mich das Sie erschienen sind. Es tut mir so leid um ihren schmerzlichen Verlust”, ging Roxanne auf sie zu und hielt ihr ihre Hand hin. Hal dagegen sagte nur das nötigste und positionierte sich sogleich mit seiner Kamera.

 

“Guten Morgen, Ms Ritchi”, schluchzte sie nur und griff sogleich wieder zu ihrem Taschentuch.

 

“Ms. Ritchi, wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich während dem Interview anwesend bleiben. Kann ich Ihnen beiden einen Kaffee anbieten?”, fragte Kommissar Khan.

 

“Natürlich, gern. Mrs. Dean, wenn es Ihnen zu viel werden sollte, sagen Sie es nur, dann brechen wir sofort ab.”

 

“Oh nein, ich will es gern zu Ende bringen. Ich will das jede Mutter erfährt was geschehen ist und das sie gewarnt sind. Vielleicht bin ich auch selbst schuld, ich hätte es kommen sehen müssen, es gab Anzeichen”, begann sie zu schluchzen.

 

“Nein Mrs. Dean, tun Sie das nicht. Es hat sich immer wieder gezeigt das es nicht leicht ist aus solchen Banden wieder heraus zu kommen. Nur die Wenigsten schaffen es lebend. Aber es war bewundernd von James das er es versucht hat”, tröstete Roxanne, kam sich aber etwas fehl am Platz vor.

 

Sie als junge Frau konnte sich nur schwer in das Gefühlsleben einer Mutter hinein versetzen, denn bisher gab es kein Erlebnis das es ihr vermitteln konnte. Ja sie hatte nicht einmal jüngere Geschwister oder kleinere Cousin oder Cousinen mit denen sie in ihrer Jugend engeren Kontakt hatte.

 

Roxanne kramte ihre Unterlagen auf denen die Fragen standen für das Interview heraus, einen Schluck Kaffee intus, den Kugelschreiber in der Hand und es konnte losgehen.

 

Doch sogleich hatte Mr. Khan einen Einwand, denn er wollte nicht dass das Gesicht von Mrs. Dean zu sehen war, um sie nicht einer Gefahr auszusetzen. So wurden die Möbel, nach einigem hin und her umgestellt, so das Hal einen guten Blick Roxanne hatte, jedoch Mrs. Dean nur von schräg hinten, so das man zwar ab und zu ihre Nase, aber nicht ihr wirkliches Profil sehen konnte.

 

“Guten Abend Metro City, nun sind wir hier, bei einem Interview mit der Mutter von James Dean, der auch bekannt war als der Dealer X. Er wurde vor zwei Wochen von einem Unbekannten brutal zusammen geschlagen, und kaum nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen war, wurde er durch einen herbeigeführten Autounfall noch in der selben Straße ermordet. ….”, begann Roxanne die Reportage und stutzte als sie das unterdrückte schluchzen von Mrs. Dean hörte.

 

“Oh Mrs. Dean...”, begann Roxanne beruhigend, doch winkte diese nur ab.

 

“Nein, nein, Ms. Ritchi, es geht schon. Wir können von vorn anfangen, tut mir leid.”

 

“Oh nein, wir schneiden das, kein Problem.

Mrs. Dean, wann haben Sie bemerkt das James in ein kriminelles Umfeld gerutscht war?”, nahm Roxanne wieder den Faden auf.

 

“Einige Monate. Zu Anfang freute ich mich das er gute Freunde gefunden hatte, mit denen er viel unternehmen konnte. Ich habe kaum einen zu Gesicht bekommen, denn er hat nie jemanden zu uns eingeladen, aber er war ja alt genug und ich fragte nicht weiter nach...”

 

“Hat er sich in der Zeit verändert?”

 

“Ja. Erst war ich froh, denn er war kein Einzelgänger mehr und hatte auch bald eine Freundin gefunden. Sie habe ich aber nur drei Mal gesehen, er war meist bei ihr. James hatte auch eine gute Arbeit gefunden, hatte er mir erzählt, doch wollte er mir nie sagen in welcher Firma. Ich sah nur die Veränderung an seinen teuren Kleidern, an sein neues Handy, dem Fernseher, die Stereoanlage. … Hätte ich doch nur weiter nachgeforscht.”

 

“Haben Sie versucht mehr herauszufinden, mit ihm zu reden?”

 

“Ja... aber... aber er wurde zusehends wütender. Er hatte mich angeschriehen, mit den Türen geknallt. Ich … ich hatte es versucht aber... er hat gedroht zu verschwinden und das ich ihn nie wieder sehen würde.”

 

“War das der Moment in dem Sie merkten, das etwas nicht stimmte?”

 

“Ja! Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, auch wenn es nicht immer leicht war. Sein Vater hatte uns verlassen als er klein war und hatte sich nie wieder gemeldet und Jamy hat immer sehr darunter gelitten. Aber wir konnten uns durchschlagen. Irgendwann kam er mit einem blauen Auge zurück, mit Blutergüssen. Ihm wurde auch schon einmal ein Zahn ausgeschlagen. Ich habe mir Sorgen gemacht, habe ihn angefleht mit mir zu reden. Mit irgendjemanden zu reden aber....”

 

Nun sank Mrs. Dean völlig in sich zusammen und schluchzte laut. Unzählige Tränen liefen ihre Wangen hinunter, sie zitterte und suchte in ihrer Handtasche hektisch nach einem Taschentuch, da ihr heftig die Nase lief.

Roxanne reichte ihr eines und musste an sich halten nicht auch zu weinen. Die Stimmung im Raum war nicht elektrisieren, wie bei einem bevorstehendem Kampf. Wie bei Megamind und Metro Man, es war etwas anderes. Eine unsichtbare Schwüle, ein greifbarer Nebel der sich kalt um den Körper schlang und einem dazu zwang die kalte Realität der Welt vor seinem inneren Auge zu sehen.

 

Mr. Khan strich tröstend über den Rücken von Mrs. Dean und sagte beruhigende Worte. Er fragte sie eindringlich ob sie denn wirklich weiter machen wollte oder es nicht lieber abbrechen wollte. Doch sie wollte weiter machen. Wollte das jede Mutter dieses Interview lesen und handeln konnte. Mrs. Dean wollte nicht das es noch einmal geschah. Roxanne bewunderte ihre Stärke. Sie trauerte und litt unerträgliche Schmerzen, doch war sie nicht gebrochen. Auch wenn sie so wirkte, denn welche Mutter würde nicht sterben, wenn man ihr Kind genommen hatte, es war widernatürlich. Keine Mutter der Welt will ihr eigenes Kind sterben sehen. Und sie war live dabei, mitten auf der Straße. Der geliebte Körper des Kindes durchschnitten und getrennt vom Metall der Autos.

 

Roxanne schüttelte sich kurz, Gänsehaut überzog ihren Körper und sie versuchte die Bilder aus iherm Kopf zu schütteln. Das war einer der Momente wo es schwer war professionell seinen Job zu erledigen. Die Menschen, das Leid, die kalte Realität. Auch wenn sie es nur bis zu einem gewissen Grad nachempfinden konnte, war es hart solche Dinge zu hören, zu sehen, es live mitzuerleben.

 

Irgendwann hatte sich Mrs. Dean beruhigt und nippte an ihrem Tee, den der Kommissar ihr gebracht hatte.

 

“Mrs. Dean, wenn es zu viel für Sie wird, dann...”

 

“Nein, nein. Es muss sein. Es kann nicht besser werden, wenn niemand darüber redet.”

 

Roxanne nickte und griff wieder zu ihrem Fragebogen. Sie bewunderte diese Frau, die so viel Leid erfahren hatte und doch war da dieses kleine Licht in ihren Augen.

 

“Vor zwei Wochen kam er ins Krankenhaus, hat er dort Ihnen erzählt was passiert war?”

 

“Nein. Doch war er so voller Angst. Ständig hatte er den Atem angehalten, wenn er auf dem Flur etwas gehört hatte. Die Ärzte mussten ihm Schlafmittel verabreichen, er war so paranoid das er nicht schlafen wollte. Durch die Medien hatte ich eigentlich mehr erfahren als von James. … Er wollte mich nicht mit hineinziehen. … Hatte mich darum gebeten umzuziehen, er wollte mit mir kommen. Jamy hatte mir versprochen nie wieder zu dealen oder Drogen zu nehmen. Wollte sogar auf Entzug, wir wollten wieder von vorn beginnen.”

 

“Mrs. Dean, es ist vielleicht sehr schmerzlich, doch... als James zwischen den … also kurz bevor er verstorben ist, was hat er zu Ihnen gesagt?”

Roxanne's Herz klopfte wie wild, sie wusste das es im Grunde eine indiskrete Frage war, wenn auch nicht für Reporter, doch war es ihr fern die arme Frau noch weiter aufzuregen.

 

“Er bat mich seine Freundin ausfindig zu machen, sie würde wohl in Schwierigkeiten stecken und bräuchte dringend Hilfe.”

 

“Schwierigkeiten? Hat er es näher erläutert?”

 

“Nein, er fürchtete das alles durch die Nachrichten ausgeplaudert wird. Doch ich muss sie unbedingt finden, doch hatte ich bisher nicht die Kraft. Aber ich muss sie finden. Könnte man nicht eventuell einen Aufruf am Ende ihrer Reportage starten? Ich weiß mir anders nicht zu helfen.”

 

Verwundert sah Roxanne kurz zu Kommissar Khan, der sogleich den Kopf schüttelte.

 

“Wissen Sie, es wäre nicht gut. Niemand weiß was Psycho Delic für Pläne verfolgt, selbst Sie stehen innerhalb des Gefahrenkreises und wir wissen nicht was mit der Freundin von James los ist, wo sie wohnt und ob sie nicht auch in der Sache verwickelt ist. Kommissar Khan wird sein bestes tun um sie zu finden, man wird sich um sie kümmern. Wie heißt sie denn, wenn ich fragen darf?”

 

“Chelsea Christon. Sie ist ein junges, blondes Mädchen. Doch mehr weiß ich nicht, ich habe sie nur drei Mal kurz gesehen. Wenn mir Jamy ihren Namen nicht noch einmal genannt hätte, dann wüsste ich gar nichts mehr.”

 

“Vielen Dank Mrs. Dean für das Interview. Ich wünsche Ihnen alles Gute für ihre Zukunft”, sagte Roxanne und verabschiedete sich.

 

Roxanne setzte sich schnaufend in den KMCP-Van und überließ Hal das Steuer. Bevor sie im Sender ankamen, wollte sie etwas Ruhe finden. Ihr Kopf war voll von Eindrücken und Erinnerungen und sie spürte wie sich allmählig Kopfschmerzen einstellten. James Angst, als er verletzt im Krankenhaus lag und ihr nur widerwillig von Psycho Delic erzählte wollte nicht vor ihrem inneren Auge verschwinden und auch die Klagen und Schreie seiner Mutter als er seinen letzten Atemzug tat, hallten in ihren Ohren.

Es war die schrecklichste Reportage die sie jemals drehen musste. Nie hatte sie selbst so viel Gefühle gehegt für Menschen die sie interviewt hatte, egal welche schrecklichen Schicksale ihr begegnet waren. Aber in dieser Geschichte saß sie selbst mit im Boot, denn auch Roxanne hatte Bekanntschaft mit Psycho Delic gemacht und stand sicherlich auf seiner Liste, wenn auch nicht ganz oben und leicht erreichbar. Megamind hatte ihr versichert das Delic sich von ihr fernhalten würde, aber dennoch war da dieses ungute Gefühl in ihrer Magengegend.

 

Wieder zurück im Sender wurde der Bericht schön zusammen geschnitten, so das die Patzer und das Gespräch über James Freundin Chelsea nicht mehr zu sehen waren. Es kam Roxanne vor als wollte der Tag einfach nicht vergehen. Am liebsten wäre sie einfach nach Hause gegangen, hätte sich auf die Couch gelegt und hätte sich unter ihrer Decke begraben und die Augen vor der Realität hier draußen geschlossen.

Es war ein Moment in dem sie eine starke Schulter gebraucht hätte.

Ja, sie, Roxanne Ritchi, die smarte, selbstbewusste Star-Reporterin, wand sich in einer schlammigen Pfütze aus purer dunkler Realität. Ihr sicheres, goldenes Leben aus einer schicken Karriere und einer schönen Wohnung, reichen Freunden und teuren Kleidern erschien ihr gerade sehr unwichtig und schwammig.

 

Was war das alles wert, wenn alles auf einmal verschwinden konnte, indem ein Irrer daher kam und dich einfach tötete?

Was nützte es wenn man sich von der dunklen Vergangenheit zu distanzieren versuchte und das was um einem herum geschah aus seiner eigenen Welt verbannte?

 

Nichts.

 

Stunden später war Roxanne endlich zu Hause angekommen, ging duschen und legte sich einfach nur noch in ihr Bett. Sie wickelte sich in ihrer Decke ein, distanzierte sich von allen Dingen um sie herum, die früher einmal wichtig für sie gewesen waren. Sie nahm sich vor ihre Mutter bald zu besuchen. Die Beziehung zu ihrer Mutter war zwar schwierig, vor allem seit diese von ihrem Vater wegen einer Jüngeren verlassen worden war, aber sie wollte sie nicht mehr aus ihrem Leben abgrenzen. Wer wusste schon wann man sich sonst das nächste Mal sehen würde... ehe etwas schreckliches passieren konnte.

Warum hatte sie sich ihrem alten Leben überhaupt abgewandt?

 

Weil sie dich runterziehen, antwortete eine Stimme in ihrem Kopf.

 

Die Stimme ihres alten Ichs.

 

Während sie so in ihrem Bett lag, grübelte und versuchte die schrecklichen Bilder ihrer Begegnung mit Psycho Delic und James Ableben aus dem Kopf zu bekommen, hörte sie plötzlich ein leises Geräusch.

 

Doch sie hatte es nicht verursacht. Es kam vom unteren Stockwerk.

 

Schön dich kennen zu lernen - Teil 2

Kapitel 34 – Schön dich kennen zu lernen – Teil 2

 

Mit gespitzten Ohren horchte Roxanne in die Dunkelheit. Tatsächlich, da war etwas. Da unten bewegte sich etwas, oder jemand. Hektisch sah sie sich um und suchte nach etwas, das als Waffe dienen konnte, doch war diese Aufgabe nicht leicht zu lösen. Schon gar nicht auf die Schnelle. So griff sie mit zittrigen Händen nach ihrer Nachttischlampe.

 

Inzwischen hatte sich der Unbekannte auf die Treppe geschlichen und sie hörte die gedämpften Schritte, Stufe um Stufe erklimmend und ihr immer näher kommend. Roxannes Hände begannen elendig zu schwitzen an und ihre Finger schmerzten, die sich um den Lampenstil klammerten. Das Blut rauschte in ihren Ohren, das ein nervtötendes Piepen ertönte und ihr Herz pumpte rasend schnell in ihrer Brust.

 

“RAUS HIER”, schrie Roxanne und versuchte den Kopf des Unbekannten mit ihrer Lampe bekannt zu machen, allerdings hatte sie nicht bedacht wie kurz das Kabel derer war und so wurde der Schlag abrupt abgeschnitten.

“ROXANNE”, rief der Unbekannte, welcher geschickt auswich und ihr Handgelenk ergriff um ihr die Lampe abzunehmen.

 

Kaum hatte sie die bekannte Stimme des Unbekannten vernommen wich alle Anspannung aus ihr. Der verführerische Duft schwebte ihr um die Nase und die warme Hand an ihrem Handgelenk zog sie an den sehnigen Körper, den sie nur zu gerne umschlang. Ihre anfänglichen Bedenken die sie noch die letzten Tage gehabt hatte, waren wie Rauch ins Nichts gewichen und sie spürte nur noch die Wärme und das Kribbeln in ihrer Magengegend.

 

Die Arme um seinen Körper geschlungen legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und genoss für einen Moment die Geborgenheit während er ihr den Nacken kraulte. Roxanne begann zu schnurren und fuhr ihm mit ihren Nägeln sanft über den Rücken. Plötzlich fiel ihr etwas entscheidendes auf. Die Kleidung um seinen Körper war nicht aus Latexähnlichem Stoff und auch nicht enganliegend. Sie betastete ihn genauer, stellte ihre Nachttischlampe wieder an ihrem Platz und freute sich darüber das sie noch funktionierte.

 

“Du hast noch deinen Gefängsoverall an?”, fragte sie verwundert.

 

“Nun ja, ich hab gedacht, das ein Ausbruch mitten in der Nacht, wo Metro City es erst am frühen Morgen erfahren wird, angenehm ruhig verlaufen würde”, lächelte er.

 

“Das ist eine wirklich gute Idee. Aber du bist nicht mit dem Motorcycle gekommen, das hätte ich doch gehört.”

 

“Nein, da hast du recht.”

 

“Aber was war es dann?”

 

“Eine nette kleine Erfindung die ich vor Jahren einmal gebaut hatte. Aber lass uns nicht weiter darüber reden”, sagte er, kam wieder auf sie zu und verschloss ihren Mund mit einem Kuss, welchen sie nur zu gerne erwiderte.

 

Doch ließ sich der Kuss nicht so einfach genießen, da ihr wieder ihre vorigen Gedanken zu einer möglichen Beziehung in den Sinn kamen. Wäre es nicht doch der beste Augenblick es zu beenden, bevor es sich vertiefte?

 

“Was ist los?”, fragte er und sah ihr tief in die Augen.

 

Sie fühlte sich von diesen grünen Augen durchbohrt und ein wenig erregt.

 

“Es ist nichts”, log sie. “Der Tag war nur sehr aufregend gewesen.”

 

Sie hoffte die Notlüge nicht lange verwenden zu müssen, doch waren ihre Gefühle in letzter Zeit völlig durcheinander. Ja, nein. Oder doch? Vielleicht doch lieber nein? Es war zum Verrückt werden. Aber eigentlich brauchte sie sich keine Gedanken zu machen. Es war noch nichts entschieden und noch nichts aussagekräftiges passiert. Es war beschlossen sich erst kennen zu lernen und es nicht zu überstürzen. Es war alles in Ordnung.

 

Für einen Moment standen sie etwas unsicher da und wussten nicht so recht wie es weiter gehen sollte, bis Roxanne bewusst wurde das sie in einem knappen Nachthemdchen vor dem Superschurken stand und er mühe hatte wegzusehen. Roxanne ließ es sich nicht nehmen, sie stieg aufs Bett, auf allen vieren, krabbelte in die Mitte und legte sich dann erst unter die Decke. Ihr war bewusst das ihr Gesäß nur knapp bedeckt wurde, und spürte seine gierigen Blicke, doch warum sich nicht ein paar komplementierte Blicke gönnen.

 

Roxanne klopfte auf den leeren Platz neben ihr und lud Megamind ein sich zu ihr zu legen, was dieser sich nicht zwei Mal sagen ließ. Jedoch vermied er es zu ihr unter die Decke zu kommen. Beide lagen sie nun auf die Seite und sahen sich an.

 

“Wie ist es dir ergangen in den letzten Tagen?”

 

“Du meinst, abgesehen davon das mein Auto Schrott ist und ich selbst meine Handtasche wegschmeißen konnte? Wenigstens haben die Inhalte meines Geldbeutels und meine Schlüssel überlebt. Würde ich nicht seit Jahren horrende Versicherungsbeiträge zahlen und für gute Publicity sorgen dürfte ich wohl vergeblich auf ein Ersatzauto warten.”

 

“Das … tut mir... Es ist eben nicht ganz so gelaufen wie geplant. Ich hätte fast gewonnen, weißt du... und na ja, Metro Man hat mich sehr abgelenkt.”

 

“Ich musste mich in die Kanalisation retten, da ich sonst zerquetscht worden wäre”, sagte Roxanne nur trocken. Auch Tage später war die Erinnerung daran, kein Deut angenehmer.

 

“WAS? Roxanne, gehe niemals in die Kanalisation. Niemals! Das ist ...”

 

“Psycho Delics Reich, schon klar. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Diese altersschwachen Gebäude haben mir keinerlei Schutz geboten und ihr habt sie wie Dominosteine niedergemetzelt.”

 

“Oh”, war alles was dem Blauen dazu einfiel.

 

“Ja, es war göttlich von Ratten fast lebendig aufgefressen worden zu werden und dieser herrlich würzige Aroma der in der Luft liegt, auch die Aussicht war nicht zu verachten, ich hätte es fast zu meinem nächsten Urlaubsziel gewählt.”

 

“Es tut mir leid. Aber wenn du willst baue ich dir ein Auto.”

 

“Was? Nein, das hat sich erledigt, morgen kann ich das andere abholen.”

 

“Sicher? Ich könnte angenehme Zusatzfunktionen einbauen, die andere Autos nicht vorweisen können und es wäre nahezu unkaputtbar”, grinste er schief.

 

“Es ist verlockend, aber... nein, das wäre nicht richtig. Und wenn einer merken würde, das es kein herkömmliches Fahrzeug wäre... Außerdem....nein, danke.”

 

“Außerdem was?”

 

“Es wäre ein sehr großes Geschenk.”

 

“Freuen sich Menschen nicht über Geschenke? Oder hab ich da was falsch verstanden...?”

 

“Doch, schon. Aber es wäre ein sehr sehr großes Geschenk und sowas... nun ja, das macht man nur wenn man sich sehr nahe ist und schon länger miteinander... zu tun hat. Verstehst du was ich meine?”

 

“Nein, nicht wirklich. Wir kennen uns doch schon seit Jahren.”

 

“So meine ich das nicht. Solche Geschenke macht man nur wenn man schon seit einigen Jahren... verheiratet ist und selbst dann... es ist ein sehr großes Geschenk.”

 

“Verstehe. Aber es wäre nicht wirklich groß. Mein Spiderbot ist größer und ein Auto ist von den Materialkosten für mich so billig wie....”

 

“Das mag ja alles sein, aber ich würde mich unwohl fühlen”, beendete Roxanne das Gespräch.

 

Langsam wurde das Gespräch für Roxanne ungemütlich. Die Vorstellung das Megamind ihr bereits jetzt, wo noch nichts vorzuweisen war, ein Auto bauen würde, erschien ihr zu voreilig. Auch wenn er vorgab das es eine Kleinigkeit war, aber vielleicht hatte er einfach eine andere Mentalität in solchen Dingen, beruhigte sie sich.

 

“Soll ich dir weiter meine Lebensgeschichte erzählen?”, fragte Megamind plötzlich und lächelte sie an.

 

“Gern”, grinste Roxanne breit und vergaß ihre Bedenken.

 

“Nach dem Vorfall mit dem Ausbruch wurde mein Leben zunehmend einsamer. Wie du dich erinnerst war ich in die Hochsicherheitszelle gekommen, nur Minion an meiner Seite. Ich wurde älter und mit drei Jahren sollte ich unterrichtet werden, da ich völlig unterfordert war, aber gestaltete es sich nicht leicht einen Lehrer zu finden. Niemand hatte sich dafür bereit erklärt mit mir zu arbeiten. Sie fürchteten mich. Das kleine blaue Monster aus dem All, welches als Kleinkind geschafft hatte aus dem Gefängnis auszubrechen.

 

So begann Jane mich zu unterrichten. Schreiben und Rechnen brachte sie mir bei, auch brachte sie mir Lexika für Kinder mit, doch beschäftigte es mich bald nicht mehr. Ich wollte immer mehr Wissen aneignen, stellte viele Fragen. Ich wuchs ihr über den Kopf. Sie hatte nicht so viel Zeit und ich war einfach zu schnell im Denken, sie hatte Schwierigkeiten damit umzugehen. Doch sie versuchte es weiter.

 

Durch Jane's Bemühungen wurde ich zu einem neuen Menschen und nach ein paar Jahren und vorzeitiger Entlassung wegen guter Führung erhielt ich die Chance mich zu bessern. Durch Bildung. Und so kam ich an einen für mich seltsamen Ort namens Szule.

Es war die Lil' Gifted School For Lil' Gifted Kids, war eine exklusive Schule für begabte Kinder und lag in der unmittelbaren Nähe vom Gefängnis.

Dort traf ich wieder auf Herrn … also Metro Man, der inzwischen ein Heer hohlhirniger Anhänger um sich gescharrt hatte. Ihre Gunst erkaufte er sich durch Kunststückchen und köstliche Kostspieligkeiten.

Er erhitzte mit seinem Augenlaser eine Tüte Popcorn und ließ es auf die Kinder regnen und fröhlich fingen sie mit ihren Fingern so viel wie möglich auf und stopften es sich in ihre Münder. Zu der Zeit war ich noch nicht der Außenseiter. Nur der komische Neuling und wurde mehr oder weniger ignoriert.

 

Doch wollte ich dazugehören und so entschied auch ich gepopptes Korn zu machen um diese schlichten Schmarotzer für mich zu gewinnen. Bis später in der Nacht zeichnete ich an einer neuen Erfindung, mit der ich Minion einen kleinen Roboterkörper baute. Im übrigen war es der Prototyp für seinen jetzigen, ausgereiften Gorillakörper. Inzwischen war ich wieder in einer normalen Zelle verlegt worden. Es sollte eine Art Belohnung darstellen, doch vermisste ich meine alte Zelle mit der großen tierreichen Wiese.

 

Zwei Tage später hatte ich in der Szule einen Eimer mit Maiskolben auf dem Boden gestellt und ließ Minion mit Hilfe einer Fernbedienung dort hinlaufen und aus seinem Roboterbauch ging ein Türchen auf aus der sich ein Arm herausstreckte mit meinem Nucki daran. Durch die Strahlen wurde im ersten Moment noch Popcorn gemacht, doch dann entfachte es ein Feuer. Ich wurde zusehends nervös und es war dumm, aber ich versuchte es per Fernbedienung wieder in Ordnung zu bringen, doch gelang es mir nicht. Metro Man mischte sich ein, sog den Rauch in seine Lunge, nahm dem Feuer somit den Sauerstoff und löschte das Feuer.

 

Die Erkenntnis war bitter. Das Gute wird immer gelobt und gepriesen. Während das Böse zur Strafe in die Ecke musste. Mich anzupassen kam also nicht in Frage.

 

Seitdem wurde es mit dem Ignorieren noch schlimmer, was ich mir bis dahin nicht vorstellen konnte. Selbst die Lehrerin zeigte kein Interesse. Ihr war es nicht wichtig ob ich am Unterricht teilnahm oder nicht.

Während die anderen blöde Kinderliedchen lernten, lernte ich wie man lebende Objekte dehydriert und nach Bedarf wieder rehydriert. Es gab Tage da hieß es, ich und Minion gegen den Rest der Welt.

 

Jane versuchte mich immer wieder aufzubauen und Mut zu machen. Für meinen Geburtstag hatte sie extra eine Torte gebacken, welche ich mitgenommen hatte. Sie wurde in kürzester Zeit verputzt, doch hinderte es die anderen nicht mich weiterhin ärgern.

 

Egal wie viel Mühe ich mir gab, ich blieb immer der Außenseiter, den keiner in der Mannschaft haben wollte. Der Loser. Das schwarze Schaf. Der böse Junge. Selbst das schielende Mädchen mit dem gebrochenen Bein wurde mir vorgezogen. Und natürlich wurde nicht nach normalen Regeln gespielt. Die einzige Regel die es gab hieß: Alle gegen mich.

Allesamt warfen sie mit ihren Bällen nach mir, lachten über mich. Spielten mir Streiche, schubsten mich.

 

Sogar das schielende Mädchen machte krumme Witze über meinen großen Kopf. Durch die gesamte Klasse ging das Gerücht um das ich eine tödliche Krankheit haben müsse, da mir die Haare fehlten, sie hätten so etwas schon bei anderen Kindern im Fernsehen gesehen.

 

Jede Stunde in der Jane fortan bei mir war, verbrachte sie damit mich zu trösten und mich davon zu überzeugen, das ich weiterhin zur Szule gehen solle, es würde sich alles bessern mit der Zeit. Aber das tat es nie. Mehrmals war sie schon zu meiner Lehrerin gegangen, dieser Ms. Jane Doe, auch sie war völlig von Metro Man eingenommen und schützte ihn vehement. Ich würde mich nur herausreden, sagte sie, und ich solle endlich einmal Benehmen lernen.

 

Jane war sehr sehr wütend und betitelte sie als …“

 

„Wie hatte sie sie genannt?“, fragte Roxanne neugierig.

 

„Das ist doch nicht so wichtig“, wich Megamind grinsend aus.

 

„Ach komm schon“, bat Roxanne und zog eine Schnute.

 

„Na ja … kleine, weiße, dürre Schlampe.“

 

„Pff...HA HA HA HA HA, WIE? Ha ha ha ha ha“, lachte Roxanne und hielt sich die Hand vor dem Mund, doch sie konnte sich einfach nicht mehr beruhigen.

 

Megamind stimmte mit ein und so dauerte es geraume Zeit, ehe sie sich beruhigten.

 

„Jane hatte richtig getobt. Diese neurotische Schnepfe würde doch niemals eine pädagogisch wertvolle Lehrkraft sein, sicherlich hätte sie sich hochgevögelt und sie solle sich lieber mehr um mich bemühen, statt um diese verkorksten ADS-Kindern mit Verwöhntem-Görr-Syndrom, die bald ohnehin als gescheiterte Existenzen enden würden, da ihre Eltern glaubten alles mit Geld regeln zu können“, zittierte Megamind lachend.

 

„Was? Oh mein Gott... hahahha... hach ja. Aber Jane scheint mir... sehr direkt zu sein.“

 

„Au ja, das ist sie. Sie nimmt niemals ein Blatt vor dem Mund. Was glaubst du wie sie Direktor Warden dazu bekommen hatte mich tatsächlich hinaus in eine normale Szule zu schicken. An ihm kommst du nur mit einem andauernden Hagel von Argumenten vorbei.“

 

„Wie ging es weiter?“

 

„Es ging noch einige Wochen so weiter und es spitzte sich immer mehr zu. Ich baute mir einen Schutzhelm, der meinen Körper vor den harten Bällen schützen sollte. Es kam wie es kommen musste, meine Erfindung war nicht optimal eingestellt, die Bälle die mich trafen wurden mit mehr Wucht zurück geschleudert als beabsichtigt, wobei das Auto von Direktor Warden beschädigt wurde und Ms. Doe beinahe verletzt. Aber natürlich hatte Herr Saubermann sie vor mir gerettet.

 

Obwohl ich nie jemandem etwas tun wollte, ging oft etwas schief und die meiste Zeit des Szultages verbrachte ich in der Ecke.

 

Ich fragte mich ob das meine Bestimmung sei. Und auf einmal dachte ich mir: vielleicht ja.

 

Böse sein ist das Einzige worin ich wirklich gut war. Und dann traf es mich wie ein Blitz. Wenn ich schon der böse Junge war, dann wollte ich der böseste von allen sein. Ich war zum Superbösewicht bestimmt und wir beide, zu Rivalen. Die Würfel waren gefallen und so begann unsere lebenslange und abenteuerliche Karriere. Es war herrlich. Unsere Schlachten wurden schnell sehr erfindungsreich. Manche gewann er, andere hätte ich fast gewonnen...“, leierte Megamind euphorisch seinen Redeschwall herunter.

 

„Fast gewonnen?“, unterbrach ihn Roxanne lächelnd.

 

„Na gut, hast ja recht. Ich hab … weniger recht.“

 

Sie schüttelte lachend den Kopf. Es war erstaunlich mit welcher Intensität er sich einredete das er nie verloren hatte. Aber das war seine beste Eigenschaft, er gab niemals auf, selbst wenn es aussichtslos war.

 

„An dem Tag war es jedenfalls soweit. Ich beschloss der zu sein, für den sie mich hielten und noch viel schlimmer. Ich schnappte mir einige Substanzen aus dem Chemieschrank und verursachte eine herrliche Explosion, wobei die gesamte Klasse mit blauer Farbe beschossen wurde. Das war der Tropfen auf dem heißen Stein. Ich wurde mit Handschellen abgeführt, es gab einen exklusiven Bericht über diesen Vorfall in den Nachrichten und mit Ms. Doe ein Interview geführt. Natürlich machte sie mich für alles verantwortlich, sie hätte es ja versucht, hieß es.“

 

„Hast du dich jemals an sie gerächt?“, fragte Roxanne etwas besorgt. Nicht das ihr diese Ms. Doe leidtäte, aber sie wünschte ihr nicht grundsätzlich etwas schlimmes an den Hals.

 

„Ich müsste lügen wenn ich nein sagen würde, aber das erzähl ich dir ein anderes Mal, ich will jetzt nicht an diese Doe denken“, sagte er und strich mit seiner Hand über Roxannes Wange.

 

„Dann komm her und mach mich sprachlos“, sagte Roxanne schneller als sie denken konnte, packte Megamind an seinem Kragen und zog ihn zu sich.

 

Seine Lippen verschlossen ihre und es dauerte nicht lange bis sich eine starke Erregung in ihren Lenden gebildet hatte. Dabei war es nicht von Vorteil in einem großen Bett zu liegen und nur ein knappes Nachthemdchen anzuhaben, unter dem sie nichts weiter an hatte als ein String.

Auch machte es in keinem Falle besser das Megaminds Kleidung in dieser Nacht einem leicht Zugang zu dem was sich darunter befand, verschaffte.

 

Das schien Megamind ähnlich zu sehen, denn er hatte Mühe, seine Hände nicht unter den Saum ihres Nachthemdes zu bringen. Es dauerte nicht lange bis Roxanne an seinem Overall nestelte und den Reißverschluss aufzog. Sie glaubte zu explodieren vor Begierde und fühlte sich wie eine rollige Katze. Das heiße Brennen das seine Hände auf ihrer Haut hinterließen machten sie schier wahnsinnig und dieser ergreifende Duft, der sich wie eine schwere Parfümwolke um sie herum legte und sie glauben machte, sie bestehe nur noch aus ihren Lenden.

 

Auch Megamind konnte sich nicht länger zurückhalten und schon waren seine Hände auf ihren Hintern, auf ihrem Rücken, eine strich einmal sogar vorwitzig über ihre Brust, wobei ihr ein Stöhnen entfuhr. Verdammt, dieses lästige T-Shirt unter diesem orangenen Overall. Sie wusste das es zu schnell ging, aber konnte es sich nicht nehmen lassen einmal über diese Beule zu streichen, was nun ihn wiederum zum Stöhnen brachte. Dieses erregende Geräusch aus seiner Kehle, stachelte weiter ihre Lust an und so fand sie sich kurz darauf auf seiner Beule sitzend wieder, während sie sich heftig küssten. Er erhob sich ohne von ihrem Mund zu lassen und half ihr den oberen Teil des Overalls abzustreifen und das T-Shirt über den Kopf zu streifen.

 

Zum ersten Mal spürte sie seine Brust, ohne ein lästiges Stück Stoff darunter und es fühlte sich herrlich an. Diese warme, weiche Haut, ohne auch nur ein einziges Haar und er nicht so mickerlich wie er unter seinem Kampfanzug wirken mochte. Natürlich war er kein Muskelprotz wie Metro Man sein, aber war es auch nicht der Körper eines Teenagers. Er besaß durchaus Muskeln, wenn sie auch nicht so stark ausgeprägt waren, doch waren sie dennoch zu spüren. Es war ein herrliches Gefühl ihm so nahe zu sein. Sonst hatte sie es nur mit Männern zu tun die größer und breiter waren als sie, die gerne den großen Hengst heraushängen ließen. Nicht in dem Sinne wie man es sich nun denken mochte, doch war sie es leid die kleine Süße zu sein.

 

Nun waren sie sich ebenbürtig und sie fühlte sich besonders stark.

 

Plötzlich packte er sie und ehe sie es sich versah, lag sie rücklings auf dem Rücken, er über ihr gebeugt. Er war deutlich stärker als er aussah. Mit hungrigen Augen sah er auf sie hinunter, wie ein Wolf der einen Hase vor seiner Nase hatte. Als er sich zu ihr hinunter beugte um sie zu küssen, stoppte sie ihn nach Atem ringend.

 

„Warte bitte...“, sagte sie kurzatmig. „Das geht mir etwas zu schnell.“

 

Ohne es zu wollen hatten sich wieder die unsäglichen Gedanken in ihren Kopf geschlichen, die ihr den Spaß ungenießbar machten.

 

„Oh... ich wollte nicht...“

 

„Schon gut, es war nur der Schock, plötzlich durch die Gegend geschleudert zu werden“, lächelte sie.

 

„Ich konnte mich nur so schwer beherrschen“, sagte er und saß unsicher auf dem Bett, noch immer mit diesem freien herrlichen Oberkörper, während der Mondschein durch die großen Fenster schien und seine blauen Muskeln mehr hervortreten ließ.

 

„Ist kuscheln für dich ok?“, fragte sie.

 

„Natürlich“, sagte er und legte sich zu ihr, den Overall nicht beachtend.

 

Genießerisch schloss Roxanne die Augen, seine warme Brust an ihrem Rücken fühlte sich sehr schön und geborgen an. Noch immer spürte sie die Beule an ihrem Hintern und drückte sich noch etwas mehr daran, was ihr ein Ziehen in die Lenden einbrachte und sie hörte wie Megamind kurz zu schnaufen begann. Er drückte sie an sich und küsste sie mehrmals den Nacken und die Schulter entlang.

 

Sie sprachen kein Wort mehr in dieser Nacht, sie verstanden sich stumm und genossen die Nähe des Anderen.

 

Unerwartete Entführungsart

Kapitel 35 – Unerwartete Entführungsart

 

Roxanne wachte aus ihrem erholsamen Schlaf und reckte sich. Durchgehend hatte sie nicht schlafen können, denn es war sehr ungewohnt einen warmen Körper neben sich liegen zu haben. Aber wenn sie mal wieder eine Wachphase erwischt hatte, genoss sie es sehr und kuschelte sich nur an den sehnigen Körper, der sie wie automatisch in den Armen nahm, wenn sie sich ihm genährt hatte.

 

Nun aber entdeckte sie schnell das er verschwunden war. Sie rief ihn einmal, zog sich dann ihren Morgenmantel über und sah überall nach, doch keine Spur von ihm. Nicht einmal ein Zettel, aber das wäre auch zu riskant. Nichts sollte darauf hinweisen das er jemals hier gewesen war.

 

Zwanzig Minuten später saß sie mit einer Tasse Kaffee und der Tageszeitung an ihrem Esstisch. Dort stand die erwartete Nachricht mit ganz großen Lettern auf der Titelseite.

 

MEGAMIND WIEDER EINMAL AUSGEBROCHEN!

 

„Ja ja, der ewige Kreislauf des Lebens“, sagte Roxanne amüsiert und biss an einem etwas zu harten Donut ab, den sie im Vorratsschrank gefunden hatte. Wegschmeißen kam aber nicht in Frage und sie hatte sowieso gerade Lust auf etwas Süßes gehabt.

Es war bereits Vormittags um Neun, doch würde sie heute später in den Sender gehen. In letzter Zeit hatten sich Unmengen an Überstunden angesammelt und so würde sie in nächster Zeit weder am Wochenende noch einen längeren Tag am Freitag arbeiten. Das Gefühl länger schlafen zu können und dem Tag etwas gemütlicher als sonst zu begehen und zu wissen das man nicht bis zum späten Abend am Schreibtisch sitzen oder in schmutzigen Gassen herumirren muss, machte es zu etwas Besonderem.

 

Wenn es doch nur so friedlich bleiben könnte, aber die Chance auf einen normalen Alltag war so groß, wie die Aufsicht auf ein Interview mit Elvis. Kaum hatte sie den letzten Knopf ihrer Bluse zugemacht, spürte sie merkwürdige Vibrationen unter ihren Füßen und immer lauteres Scherbenklirren und etwas das sich nicht definieren ließ. Neugierig schlich sie zum Fenster, darauf bedacht nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es kam näher, was auch immer es war und ihr Herz begann zu rasen. Nur noch wenige Meter von ihrem Balkon entfernt, kam es zum Vorschein.

 

Besser gesagt er.

 

Deutlich gesagt, Megamind.

 

Diabolisch lachend stand er in seiner Battle Suit, mit der er wie King Kong das Hochhaus hinauf geklettert war und grinste sie nun schelmisch an. Ehe es sich Roxanne versah, bewegte sich seine Faust direkt auf sie zu, und war kurz davor die Fenster zu durchbrechen. Roxanne hatte an diesem Morgen nicht wirklich Lust auf eine Entführung, bei dem was bei der Letzten geschehen war, schon gar nicht. Aber es war ein so schöner ruhiger Morgen und noch immer hatte sie das sanfte Kribbeln in ihrem Bauch verspührt, wenn sie an letzte Nacht dachte. Sie glühte förmlich nach und hatte es genossen. Betonung lag auf hatte.

 

Zurecht ihre Arme über ihrem Hinterkopf geworfen, hörte sie bereits das tosende Geklirre der unzähligen Scherben, die nun zu Bruch gingen. Nur knapp war sie dem Schicksal entkommen, Beine und Arme spontan amputiert zu bekommen. Sie konnte sich nicht einmal umdrehen um das Chaos in Augenschein zu nehmen, da griff die große metallene Hand, sie bereits um ihren Bauch und hob sie hoch, als spielte ein Kind mit einer Barbiepuppe.

 

„Guten Morgen, Miss Ritchi“, sagte Megamind ruhig, und hielt sie direkt vor seiner Steuerungsmaschine. „Ich hoffe Sie haben ihren Kaffee genießen können.“

 

„In der Tat, aber den werde ich dir gleich über deine blaue Visage kotzen, wenn du mich noch weiter so doll einquetscht“, entgegnete sie und atmete erleichtert ein, als sich der Griff tatsächlich um sie lockerte.

 

„Schlagfertig wie immer.“

 

„Unerwünscht wie immer und das immer wieder zur richtigen Zeit.“

 

„Hätte ich heute Abend kommen sollen? Ich nehme an das Sie sowieso nichts vorhatten?“

 

„Ich find das nicht witzig. Du hast eindeutig eine Grenze überschritten Mister-ich-bin-mir-selbst-der-Nächste, ich werde dich anzeigen.“

 

„Wegen Entführung und das nach all den Jahren?“, lachte er höhnisch.

 

„Wegen EIGENBRUCHS, Beschädigung fremden Eigentums, Stalkerei und... AAAAAAAAHHHH“, schrie Roxanne, nachdem Megamind sich hat unerwartet fallen lassen. Schnell glaubte Roxanne keine Luft mehr zu bekommen, da der Gegenwind mit voller Wucht gegen sie prallte und sie somit an die metallische Hand gepresst wurde, was ihr stark am Rücken schmerzte.

 

Kurz bevor er auf dem Boden angekommen und unschuldige Menschen zerquetscht und sie durch die Wucht des Aufpralls ein gebrochenes Rückrat erlitten hätte, schoss Feuer aus den Füßen der Battle Suit um den Sturz abzubremsen und sachte auf der Straße zu landen.

 

Der Rest verlief wie gehabt.

 

Megamind verschleppte sie durch die Stadt mit der Aussicht auf eine Konfrontation mit Metro Man. Und es dauerte nicht lange, bis dieser auftauchte. Es verlief wie immer und Megamind sei es gedankt, das er sie nicht wieder irgendwo hatte stehen lassen, wo sie befürchten musste, als Fettfleck auf der Straße zu enden. Nein, dieses Mal wäre sie beinahe Metro Mans Laser wie ein Chickenwing gebrutzelt worden. Doch dieser hatte richtig gezielt und hatte die Hand der Battle Suit vollständig abgetrennt und aufgefangen. Mit einem finalen Schlag, landete Megaminds mit seinem metallenen King-Kong-Kostüm in der Grube einer riesigen Baustelle in Downtown und hatte, wie gewohnt, verloren.

 

Nachdem Metro Man sie nach Hause gebracht hatte, erblickte sie den Schaden. Nicht nur die Scherben auf dem Fußboden (es würde Wochen dauern ehe sie sich wieder mit Socken auf diesem Boden trauen würde, und das auch nur nach mindestens siebzig Kampfansagen mit Hilfe ihres Staubsaugers) und die demolierte Fensterfront, aber zu guter Letzt, war auch ihr Parkett völlig ruiniert.

 

„Dieser Mistkerl“, brummte Brandon und trug sie über die Scherben hinweg.

 

„MISTKERL? DAS IST ALLES WAS DIR DIR DAZU EINFÄLLT? DIESES SELBSTGEFÄLLIGE ARSCHLOCH HAT MEINE WOHNUNG AUF DEM GEWISSEN! DAS WIRD EIN VERMÖGEN KOSTEN, SELBST DER FUßBODEN IST IM ARSCH! ICH BRINGE IHN UM, ICH SCHWÖRE ICH BRINGE IHN UM!“

 

„Beruhige dich doch erst mal“, versuchte Metro Man sie zu beschwichtigen.

 

„ICH BIN RUHIG“, schrie sie weiter aus vollem Hals. „WENN ICH NOCH RUHIGER WÄRE, WÄRE ICH TOT!“

 

„Roxanne . . .“

 

„ICH TREIBE IHM GLÜHENDE BÜROKLAMMERN UNTER DIE FINGERNÄGEL, DIE ICH VORHER MIT TUBERKULOSE-BAKTERIEN INFIZIERT HABE, ABER VORHER NAGLE ICH SEINE ZUNGE AN EINE EISENBAHNSCHWELLE FÜR HOCHGESCHWINDIGKEITSZÜGE FEST“, tobte sie und versuchte aufgebracht, die riesigen Scherben zusammen zu sammeln, wobei sie sich sogleich tief in die Hand schnitt.

 

„OH VERDAMMT“, fluchte sie, stampfte auf dem Boden und versuchte das Gleichgewicht zu halten, da ihr schwindelig wurde, während das Blut aus ihrer Hand sickerte.

 

Brandon reagierte sofort, hatte in Sekundenschnelle die Küchenrolle geholt und wickelte zwei Blätter geschickt um ihre Hand, die er umschlungen hielt, damit die Blutung stoppte.

 

„Beruhige dich doch erst mal. Vielleicht denkst du jetzt über eine Alarmanlage nach.“

 

„Ich fürchte du hast recht“, stöhnte Roxanne, schloss die Augen und biss die Zähne zusammen um dem Schwindel keine Chance zu geben. Sie legte sich auf die Couch und versuchte sich zu erholen, während sie ein Glas Wasser in der Hand hielt, an dem sie ab und zu nippte. Brandon indes sammelte in Windeseile geschickt die Scherben ein, legte sie auf einen großen Haufen auf dem Balkon und ließ seinen Augenlaser den Rest erledigen. Die Scherben wurden verpulverisiert und konnten mit Leichtigkeit zusammengefegt werden.

 

„Meine Eltern können dir bestimmt die Nummer eines guten Glasers geben“, überlegte er laut und sah sich das große viereckige Loch an, welches nun jedes kleine Lüftchen hineinließ.

 

„Nein, schon gut. Das zahlt die Versicherung. Hoffe ich. Ich habe die Befürchtung das sie mich bald kündigen, da ich entgegen aller anderen bereits mehr als das dreifache an Geld verbraucht habe, als ich in meinem Leben einzahlen könnte. Ich bin teurer als jeder totkranke Patient“, stöhnte sie.

 

„Mh, brauchst du vielleicht etwas Hilfe mit den Finanzen?“, fragte Brandon und setzte sich zu ihr auf die Couch.

 

„Nein! Auf gar keinen Fall nehme ich Geld von dir an. Ich bin seit einem halben Jahr endlich komplett Schuldenfrei, das nehme ich mir nicht. Ich werde das mit der Versicherung schon hinkriegen.“

 

Es dauerte eine Stunde ehe Roxanne den Superhelden der Stadt aus ihrer Wohnung bugsiert hatte. Brandon hatte wieder damit begonnen sämtliche Alarmanlagen und GPS-Geräte für sie schmackhaft machen zu wollen. Selbst die Polizei wollte er einschalten, da eine Grenze überschritten wurde, als Megamind sie aus der Sicherheit ihrer eigenen Wohnung geraubt hatte.

Doch nachdem Roxanne ihre Wut hinunter geschluckt und wieder klar denken konnte, war ihr bewusst geworden, das jede kleine Alarmanlage ihr das Leben mit einem Megamind, der kein Entführer und Schurke war, nur erschweren würde. Auch wenn sie wahrhaftig stinksauer auf ihn war, wollte sie nichts riskieren, ehe sie nicht genau wusste was sie wollte.

Und ihr war klar, das Brandon oder die Polizei keine Billig-Alarmanlage, die man ab und zu in jedem Supermarkt als herunter gesetztes Angebot fand, installieren würden. Auch befürchtete sie das Brandon hinter ihrem Rücken mit der Polizei gemeinsame Sache machen würde, in dem die Alarmanlage so konzipiert würde, das sie zu schreien begann, sobald sich Megamind nur hundert Meter in ihrer Nähe befand.

 

***

 

Als sich die Dunkelheit über die Stadt gesenkt hatte und Roxanne endlich nach Hause gekommen war, schmiss sie ihre Tasche lustlos auf den Boden und schlüpfte aus ihren Turnschuhen während sie in die Küche schlurfte und unter der Spüle nach der Flasche Wein suchte, die sie einmal Geschenkt bekommen hatte. Der Tag war mehr als nur schlauchend gewesen. Natürlich war sie viel zu spät zur Arbeit erschienen, schließlich musste sie noch ihr Ersatzauto abholen, auf das sie nicht bis zum Montag warten wollte, was ihrem Chef aber nicht gestört hatte. Schließlich hatte sie wieder für eine starke Story gesorgt, die sie noch am selben Abend bringen konnten und da sie die gefilmten Mitschnitte über sich selbst sämtlicher Handys und Kameras durchsehen und es zusammen mit Hal anständig schneiden musste, natürlich neben ihrer üblichen Arbeit, hatte sich der Tag wie ein Kaugummi gezogen.

Und zu allem übel hatte sie eine offene Wand und in dieser Höhe konnten die Winde heftig werden. Das einzige Glück war, das die nächsten Tage mild bleiben sollten, mit Sonnenschein und wenig bis gar keine Schauer. Aber wie oft hatte das Wetterbericht tatsächlich recht?

 

Nun wollte sie nichts weiter als sich mit einer Flasche Wein und einer bestellten Pizza auf ihre Couch zu sitzen, sinnfreie Sendungen im Fernsehen zu sehen und das gesamte Wochenende abzuschalten. Einige Stunden später, Roxanne lag dösig auf ihrer Couch und ihre Fernbedienung war kurz davor aus ihrer Hand zu fallen.

 

„Roxanne?“, ertönte plötzlich eine bekannte Stimme.

 

Verwirrt schreckte Roxanne aus dem Schlaf und rieb sich die Augen. Kam das aus dem Fernseher?

 

Plötzlich machte sie eine Bewegung in ihrem Augenwinkel aus.

 

„Hallo?“, fragte sie und setzte sich auf während ihre Fernbedienung den Weg zu ihrem Fußboden fand.

 

„Ich bins, Roxanne. Komme bitte nicht auf die Idee etwas zu werfen.“

 

Megamind.

 

„Du wagst es hier her zu kommen, nachdem du meine Wohnung ruiniert hast?“, rief sie wütend aus und war schnell auf den Beinen.

 

„Ich weiß, du bist wütend, aber...“

 

„Wütend ist gar kein Ausdruck, ich bin...“

 

„Stinksauer?“

 

„Mordlüsternd!“, fauchte sie und ging auf ihn zu, während er über ihre Bank mit den Blumentöpfen stieg.

 

Sogleich sah sie das er durch das offene Fenster gekommen war.

 

„Wie bist du hier herauf gekommen? Wo ist dein Motorcycle?“

 

„Den habe ich zu Hause gelassen. Ich habe mir gedacht das die Wohnung sicherlich bewacht würde und dachte, das es so schlauer wäre. Niemand würde wohl damit rechnen, das ich die Wände hinauf laufe, aber man will ja nichts riskieren.“

 

„Du bist die Siebenundzwanzig Stockwerke hinauf gelaufen? Aber wie...?“

 

„Haftschuhe!“, sagte er stolz und wies auf seine Füße, an denen gewaltige, plumpe Stiefel befestigt waren. Sie erinnerten Roxanne an große Stahlklappenschuhe oder Springerstiefel. Natürlich in einem stilvollen Lederoutfit mit einem blauen Blitz an der Seite.

 

„Metro Man hatte vor hier eine Alarmanlage oder wie ich ihn kenne, meine Wohnung in eine Hochsicherheitszentrale auszubauen, aber ich ließ es nicht zu. Obgleich ich darüber nachgedacht habe.“

 

„Roxanne, ich weiß das du sauer bist, aber...“

 

„AU JA, ICH BIN VERDAMMT SAUER AUF DICH. Wie konntest du nur meine Wohnung so zurichten? Wer weiß ob sich die Versicherung überhaupt darum kümmern wird und ich bin seit einem halben Jahr endlich schuldenfrei und jetzt kommst du und versaust mir alles. WEIßT DU WIE VIEL DIESE RIESIGEN BESCHISSENEN FENSTER KOSTEN? Und nein, das kannst du nicht reparieren, alle Welt weiß was geschehen ist und es wird auffallen wenn kein Glaser regelmäßig hier herauf kommt. Oh Gott, was mach ich hier eigentlich....“, rief sie verzweifelt aus und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen.

 

Wenn es jetzt schon so chaotisch mit Megamind verlief, wie sollte es da nur weiter gehen?

 

„Roxanne, hör mir zu“, versuchte Megamind sie zu beruhigen.

 

„Ich kann mich nicht beruhigen. Erst die Sache mit dem Auto, ich will nicht schon wieder vor diesem schmierigen Versicherungsfutzi sitzen und um Geld betteln....“

 

„Hör zu“, sagte er eindringlich, griff nach ihren Händen und zwang sie so ihm in die Augen zu sehen.

 

„Mach dir keine Gedanken, ich kümmere mich darum.“

 

„Aber das fällt auf, das hab ich doch bereits...“

 

„Ich werde dir das Geld geben, versprochen.“

 

„...“

 

Verwirrt blickte Roxanne ihn an.

 

„Woher willst du so viel Geld auftreiben? Ich hoffe du hast nicht vor eine Bank auszurauben.“

 

„Nein, keine Sorge. Ich habe ein Konto und auf dem befindet sich genug Geld.“

 

„Bitte? Wer auf diesem Planeten, würde dir ein Konto erlauben? Tschuldige.“

 

„Mir niemand. Aber Dante Robins. Ich habe sein Konto übernommen.“

 

„Dante? Übernommen? Klär mich auf“, sagte sie, setzte sich auf ihre Couch und deutete ihm an, sich neben sie zu setzen.

 

„Ich habe Dante nicht spontan in meiner Datenbank der Disguise-Generator-Watch-Uhr aufgenommen. Er lag im Krankenhaus, totkrank. Er war noch jung und gutaussehend, aber der Gehirntumor sollte ihn innerhalb von Wochen dahinraffen lassen. Mehrmals hatte ich mich hineingeschlichen um ihn im Auge zu behalten, und einmal wachte er dabei auf. Es war amüsant, denn natürlich hatte er keinerlei Furcht vor mir. Was hätte er auch verlieren sollen. Ich verriet ihm was ich mit seiner Erscheinung vorhatte und es gefiel ihm. Er bat mich sogar ab und zu eine Frau abzuschleppen und es so richtig krachen zu lassen. Zum Schluss hatten wir uns angefreundet und er überließ mir seine Konten, sein Ausweis, Sozialversicherungsnummer und Dergleichen. Das machte die Sache natürlich leichter.“

 

„Der arme Kerl. …. Soll das heißen ich habe einen Toten geküsst?“

 

„Es hätte ihm gefallen, glaub mir“, lächelte er und beugte sich zu ihr. „Er hatte darum gebeten!“

 

Schön dich kennen zu lernen - Teil 3

Kapitel 36 – Schön dich kennen zu lernen – Teil 3

 

„Also das ich es richtig verstehe, der echte Dante hat dich darum gebeten mich einmal zu küssen?“, fragte Roxanne verwirrt und konnte nicht glauben was sie da hörte. „Wann ist er verstorben?“

 

„Vor wenigen Jahren.“

 

„Moment, aber da.... soll das heißen?“

 

„Ja, er brachte mich auf die Idee dich zu meinem dauerhaften Opfer zu machen“, grinste Megamind. „Warum immer wieder mühselig nach etwas neuem Suchen, wo es mit dir so amüsant ist und wer hätte keine hübsche Frau in seiner Nähe, hatte er gesagt.“

 

„Also bist du durch ihm durch die Idee gekommen mich zu wählen...“

 

„Nein, er hat mich mehr überzeugt, ich war mir noch nicht sicher. Er hatte aber durchschlagende Argumente muss ich sagen und ihm gefiel der Gedanke auch mal ein Schurke sein zu können und die süße Reporterin einfach zu küssen.“

 

„Schurke?“

 

„Er bat mich seine Gestalt bei jeder Entführung anzunehmen, als mein Helferlein sozusagen, doch das ist zu riskant wenn ich mal in seiner Gestalt durch die Straßen laufen muss und zum anderen anstrengend, immer wieder die Gestalt zu ändern, ohne das du merkst das es ein und dieselbe Person ist.“

 

„Ich hätte nicht gedacht das du deine Fähigkeiten so gering schätzt“, lächelte Roxanne und legte ihre Hände an seine Taille.

 

„Tja, du bist der klügste Mensch den ich kenne, ich musste Vorsicht walten lassen“, grinste er, drückte sie an sich und küsste sie.

 

Schnell breiteten sich wieder die Schmetterlinge in ihrem Bauch aus und sie stöhnte gegen seinen Mund, als seine Hände sanft über ihren Rücken fuhren. Warum nur musste er immer diese Handschuhe tragen, wenn er sie nur abziehen und unter ihren Top wandern würde, dachte sich Roxanne. Doch sie wollte nicht riskieren das es sich wieder so sehr zuspitzte wie beim letzten Mal und so löste sie sich von ihm.

 

„Eine Limo? Setzt dich doch“, wies sie ihn zur Couch und lief mit weichen Knien in die Küche und versuchte sich wieder zusammen zu reißen. Sie schnappte sich ein kleines Tablett, stellte zwei Gläser darauf, eine Flasche Orangensaft und eine Zuckerdose. Sie hoffte das ihm der Zucker reichen würde, denn mehr hatte sie nicht im Haus.

 

„Soll ich dir nun den Rest meiner Geschichte erzählen?“, fragte Megamind und sah ihr tief in die Augen.

 

„Ja gerne“, sagte Roxanne und freute sich darauf, denn danach würde sie sich nicht zurückhalten müssen. Sie war zwar keine prüde, eiserne Jungfrau, doch wollte sie es bei ihm nicht überstürzen, auch wenn ihr Körper und ihr Herz etwas anderes sagten. Sie durfte dem Verlangen nicht nachgeben, sie musste vernünftig bleiben.

 

Seinem Blick ausweichend, schenkte sie ihm und sich Saft ein und schüttete Zucker in sein Glas bis es fast überlief. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren, nun wo er direkt neben ihr saß und sie anstarrte. Heute würde die Entscheidung fallen. Das spürte sie. Und es schoss Adrenalin durch ihre Adern. Sie fürchtete sich davor, doch war ihr nicht sicher warum. Um sich etwas zu beruhigen stand sie noch einige Male auf, ging noch einmal auf die Toilette, schaltete das Licht aus um eine Stehlampe neben der Couch anzuschalten, dann fiel ihr ein das Knabberzeug auch fehlte. Doch irgendwann musste sie sich neben ihm setzten, ein Glas in der einen Hand, im Mund einen Schokoladenbonbon.

 

„Hat sich Jane noch weiterhin um dich gekümmert nach der Sache in der Schule?“, begann Roxanne das Gespräch.

 

„Ja, sie würde mich niemals aufgeben. Aber es machte die Beziehung zwischen uns nicht leichter und die zu Direktor Warden sollte sein Ende finden.“

 

„Oh mein Gott, was ist geschehen?“

 

„Die Weißkittel. Der Vorfall hatte großes Aufsehen erregt. Für Herrn Saubermann war es der Auftakt zu seiner jetzigen Karriere, wie auch der meine. Aber für mich wurden die nächsten Jahre zur Qual. Die Weißkittel sahen natürlich ihre Chance mich bei sich behalten zu können, als Versuchskaninchen für ihre Experimente, sie stellten mich als eine Bedrohung dar. Doch Warden konnte das Ganze noch abwenden, allerdings machte es das nicht besser. Immer wieder fand ich mich in diese verhassten, sterilen Räumen wieder. Immer wieder musste ich mich vor ihnen ausziehen und mich von ihnen anstarren lassen. Es waren nicht nur die gierigen Blicke von Wissenschaftlern wenn sie ein lebendes Exemplar wie mich vor sich haben. Bei Dr. Preterius war ich mir sicher auch etwas anderes zu sehen. Eine andere Begierde, doch verstand ich es nicht wirklich. Noch nicht. Regelmäßig wurde ich zu ihnen gebracht. Untersuchungen, Spritzen, Röntgenaufnahmen, Blutabnahme. So viel Blut. … Schnell lernte ich das, wenn ich ihnen genug Gegenwehr entgegen brachte, sie mich mit Morphium betäubten. Das Morphium hatte ich nie vollständig vertragen, allergische Reaktionen auf meiner Haut waren die Folge. Doch lieber ein Tag darunter leiden als ein paar Stunden diese Weißkittel bei vollem Bewusstsein bei ihrer Arbeit zusehen.“

 

„...“, Roxanne hielt ihre Hand vor ihrem Mund. Nichts was sie sagen könnte wäre nun angebracht und so hielt sie sich zurück.

 

„Alkohol vertrage ich nicht, fanden sie bald raus. Ein Schluck Bier für einen Menschen ist für mich wie eine Flasche. Ich trank gern den Alkohol den sie mir gaben, oder auch das Morphium. So konnte ich dem Ganzen entkommen. Bald fanden sie auch heraus das ich gegen Medikamente resistent war oder sie schlicht und einfach nicht vertrug. Aber mein Körper war stark, ich wurde nie krank, oder mein Fieber tötete alles ab. Einmal hatten sie es zu weit getrieben und ich wäre fast gestorben. Vielleicht bin ich auch der Grund dafür wenn mal wieder ein mutiertes Virus ausgebrochen ist und hunderte oder tausende von Menschen daran sterben müssen, ehe man ein Heilmittel im Labor zusammen panschte. Ich hasste sie. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich sie hasste“, spuckte Megamind aus.

 

„Doch. Doch ich glaube das kann ich“, sagte Roxanne zaghaft.

Megamind nun so zu sehen brachte sie aus der Fassung. Von seiner Kraft und von seinem Optimismus war nichts mehr übrig. Gegen Metro Man konnte er unzählige Male antreten, immer wieder, selbst wenn er wusste da es aussichtslos war. Doch nun saß er hier und seine Augen wurden dunkel, sprühten vor Hass, während seine Züge immer härter wurden.

 

„Einmal versuchte ich auch bei den Wissenschaftlern auszubrechen. Es war an dem Tag an dem ich Delic in diesem übergroßen Reagenzglas entdeckt hatte. Es hatte mir so viel Angst gemacht, mich so erschreckt. Ich hatte geglaubt das auch sie mich eines Tages wie ein Frankenstein-Goldfisch darin halten würden. Aus einer einfachen Zusammensetzung von chemischen Substanzen konnte ich eine Explosion erzeugen, die nicht nur Delic aus seinem Gefängnis befreite, sondern auch ein paar Weißkittel das Leben gekostet hatte.“

 

„Du hast Delic befreit? Eine Explosion.... ich habe davon etwas in einem alten Zeitungsartikel gefunden. Von Violettem Rauch war die Rede gewesen. Ich hatte gedacht das er sich selbst befreit hatte.“

 

„Nein, er war noch viel zu schwach. Stell dir nur vor. Monatelang wirst du Zwangsernährt, aber nur so viel das es gerade reicht, wochenlang bewegst du keinen Muskel, alles bildet sich zurück. Der Adrenalin, die Angst hatte ihn zur Flucht verholfen. Ich hatte ihn davon laufen sehen und in dem Moment hatte er das erste Mal seinen Rauch aus seine Poren gestoßen, aber unabsichtlich. In der Dunkelheit war er verschwunden und ich hatte ihn jahrelang nicht wieder gesehen.“

 

„Was ist mit dir geschehen?“

 

„Warden hatte völlig mit mir gebrochen. Er war sehr enttäuscht von mir gewesen. Wieder einmal musste er den Staat davon überzeugen das ich nicht gefährlich war. Bereits das dritte Mal und es wurde nicht leichter. Gerade so noch konnte er sie überzeugen das ich im Gefängnis bleiben und nie wieder von dort herausgeholt werden würde. Weder von Ärzten, noch von Jane, die darauf beharrte das ich zur Schule gehen sollte. Aber ohne Erfolg. So musste sie für mich eine Lehrerin sein, was ihr schwer fiel und schon bald brachte sie mir jeden Monat ein paar Bücher mit, damit ich mich selbst weiter bilden konnte.“

 

„Und du bist nie wieder aus deiner Zelle gekommen? Also bis zu deinem ersten Verbrechen, meine ich... du weißt schon...“

 

„Nein“, lächelte er kurz. „Damals war die Zelle nicht mit solchem technischem Schnack-schnick ausgebaut und schon bald fand ich eine Möglichkeit des Nachts auszubrechen ohne das mich einer entdeckte und vor dem Morgengrauen wieder in der Zelle zu sitzen.“

 

„Wie alt warst du da?“

 

„Fünfzehn, noch ein Teenager.“

 

„Wow!“

 

„Ja, ich hatte es nicht mehr einsehen wollen für Dinge eingesperrt zu werden die ich nicht begangen habe oder keine Schuld daran trug. Ich kann nichts dafür das ich von einem anderen Planeten stamme und über eine höhere Intelligenz verfüge. Es gab viele Streitereien und Diskussionen mit Warden, sogar mit Jane. Es war nicht leicht für sie, denn sie war die einzige Kontaktperson außer Minion, und war oft meinen jugendlichen Ausbrüchen und Stimmungsschwankungen ausgesetzt.“

 

„Hast sie sich dir auch irgendwann abgewandt?“, fragte Roxanne neugierig und hoffte das sie eine positive Antwort erhielt.

 

„Nein, wie schon gesagt, sie würde sich niemals abwenden. Sie ist wie eine Mutter.“

 

Eine kurze Stille legte sich über die beiden und Roxanne war erleichtert darüber und schenkte ihm noch ein Glas Orangensaft ein.

 

„Nacht für Nacht habe ich mich raus geschlichen, habe mir die Stadt angesehen. Ich wollte einfach nur ein Teil von ihr sein. Wie ein freier Mensch durch die Straßen laufen können. Im Laufe der Zeit entwickelte sich nach und nach die Idee von einem zu Hause, das nur mir bekannt wäre und in dem ich eines Tages in Ruhe leben könne. Aber um das zu erreichen war ein Ausbruch nötig. Einige Tage wenigstens würde ich brauchen um ein zu Hause zu finden und schon am nächsten Abend war es vollbracht. Viele Stunden hatte ich damit zugebracht am Rande der Stadt entlang zu laufen und ein perfektes Domizil zu finden. Und bald fand ich es auch, am Hafen. Eine alte Fabrik die seit Jahren leer gestanden hatte. Es war ein guter Ort, aber noch immer nicht perfekt. Vieles musste erledigt werden. Strom und Wasser brauchte ich in der Fabrik, doch mir das zu zapfen war kein Problem. Doch es kribbelte in meinen Händen und wollte endlich einmal wieder etwas bauen. Nach einigen Prototypen baute ich für Minion seinen jetzigen Gorillakörper und bald darauf der Prototyp von meinen jetzigen Brainbots. Doch es kam wie es kommen musste, bald wurde ich geschnappt und landete wieder im Gefängnis.“

 

„Und Minion? Hatten sie Minion auch geschnappt?“, fragte Roxanne angespannt.

 

„Nein, er hatte bis jetzt das Glück seit unserem ersten Ausbruch nie wieder dort zu landen. Er half mir aber erfolgreich bei meinem zweiten Ausbruch und das war der Tag an dem beschlossen wurde meine Zelle mit technisch verbesserten Überwachsungsgeräte auszustatten.“

 

„Aber nicht die, wie du sie heute hast“, stellte Roxanne fest.

 

„Genau! Ich lebte fortan in der Bösen Höhle, begann die ersten Maschinen zu bauen, deren Teile ich vom Schrottplatz sammelte. Das unsichtbare Auto, die Battle Suit, Brainbots, den Prototyp meines Motorcycles und andere. Es dauerte nicht lange bis Psycho Delic mich nahe dem Schrottplatz aufspürte. Ich hatte keine Angst mehr vor ihm, aber dennoch habe ich großen Respekt vor ihm. Er hatte sich in der Kanalisation häuslich eingerichtet und hatte seine Kräfte inzwischen unter Kontrolle. An diesem Abend redeten wir nicht viel miteinander, wir waren uns fremd und keiner wusste was er vom anderen erwarten konnte. Aber er suchte mich seither des Öfteren auf und eines Abends erzählte er mir von Lady Doppler. Sie war nicht immer so, weißt du. Auch sie war ein Mensch gewesen, ein junges Mädchen das sich vom sicheren Elternhaus abgewandt hatte, vom Weg abgekommen war. Die Weißkittel hatten sie gefunden mit einer Überdosis, aber sie konnten sie noch retten. Doch hatten sie ihre Spuren verwischt, und bald war sie für tot erklärt worden. Doch das war sie nicht. Sie begann ein unfreiwilliges Leben als Versuchskaninchen, ebenso wie Psycho Delic und dieser wusste von ihr. Hatte von ihr gehört als er sich selbst noch in der Gefangenschaft von ihnen befunden hatte. Ich half ihm sie zu stehlen, sie da raus zu holen. Doch stellten wir es geschickter an, keine Explusionen mehr. …“

 

„Und dann seit ihr...?“

 

„Wir haben uns zu einer Gruppe Aussätziger zusammengerottet, ja.“

 

Das war nicht ganz die Antwort die Roxanne bekommen wollte, zumindest nicht nur. Zwischen ihm und Lady Doppler musste etwas gewesen sein und das wollte sie nun entgültig erfahren. Aber er sollte nichts von ihrem unfreiwilligem Treffen mit ihr erfahren.

 

„Es war sicher merkwürdig plötzlich eine Frau um sich zu haben oder nicht?“, versuchte es Roxanne.

 

„Ja, vor allem da sie ihre Kräfte noch nicht unter Kontrolle hatte. Man glaubt es nicht, aber man kann sich daran gewöhnen immerzu unter eine Regenwolke zu stehen. Glücklicherweise war ich so schlau gewesen eine Art Blitzableiter für mich und Delic zu bauen, im Fall der Fälle das es mal ernst wurde. So konnte uns nichts geschehen, selbst wenn wir nass waren. Wenige Jahre waren wir froh uns drei zu haben und standen uns sehr nahe. Lady Doppler war... die erste Frau mit der ich näheren Kontakt hatte, musst du wissen. Aber sie hing auch sehr an Delic, aber wen verwundert es. Sie waren sich ähnlich. Das gleiche Schicksal, die selben Qualen, sie konnte ihm nicht widerstehen und auch nicht seinem Wesen. Sie veränderte sich. Im Grunde ist sie nicht so schlecht, aber... Eines Tages trennte ich mich von ihnen, ich wollte meinen eigenen Weg gehen. Die Beiden hatten ein anderes Ziel als ich, sie unterscheiden sich nicht groß von den anderen Schurken. Reichtum, materieller Besitzt... Drogen um die eigene Vergangenheit ruhig zu stellen, die sich immer wieder in die Erinnerung brennt. Seit dem zürnt mir Delic, aber er respektiert meine Entscheidung, auch wenn er hofft das ich mich mich ihm eines Tages wieder anschließe.“

 

„Und seither gehst du deinen eigenen Weg, hast begonnen deine Kämpfe mit Metro Man auszutragen und hast irgendwann zu Dante gefunden“, schloss Roxanne.

 

„Ja!“, sagte er und lächelte sie an.

 

„Warum tust du das alles, Megamind? Ich meine... warum all die Kämpfe?“

 

„Ich bin der böse Junge, Roxanne. Ich tue das was von mir erwartet wird, ha ha.... Nein, im Grunde will ich nur mein Leben leben und nicht nur im Gefängnis sitzen. Natürlich, jetzt haben sie gute Gründe dafür mich dort hin zu verfrachten und festzuhalten. Aber das taten sie schon vorher, es ist mein Recht zu fliehen und mich zu wehren. Ich hasse das Gefängnis und ich hasse die Weißkittel. Niemand hat das Recht mich meiner Freiheit zu berauben und Herr Saubermann, obwohl er sich in meiner Lage befinden müsste, ist ihr Liebling und tanzt nach ihrer Pfeife wie ein Hund“, begehrte er auf und konnte nicht mehr still sitzen.

 

Noch nie hatte Roxanne ihn so gesehen. Angespannt, unruhig wie ein Tier im Käfig, voller Hass und Abscheu in den Augen, seine Stimme war fast nur noch ein Knurren. Hinter der Couch lief er auf und ab, redete sich in Rage.

 

„Seit meiner Ankunft hier auf der Erde wurde ich als etwas Bedrohliches und schlechtes angesehen, nur weil ich fremdartig aussah, während dieser Superman-Wicht ein schönes Leben beschert wurde und das nur weil er ihnen so ähnlich sah. Natürlich, warum auch nicht? Gutaussehende muskulöse Männer mit Superkräften, davon träumt der kleine Mensch. Aber wenn so einer etwas wie mich sieht, beginnt er zu schreien und glaubt gleich das ihm etwas Böses widerfahren müsste. Eine Invasion, eine neue böse Weltherrschaft, eine Sonde im Arsch. Von meines Gleichen wird nur schlecht gedacht, obwohl wir ihnen nie etwas angetan haben. In all den Filmen sind wir die Bösewichte und der Mensch der Held. Aber so ist es nicht, Roxanne, glaub mir. Der Mensch ist nicht so wie du ihn gerne in den Filmen siehst. Wenn ich da nur an Area 51 denke, dann....“

 

„Schhhh“, kam Roxanne auf ihn zu, nahm sein Gesicht in ihre Hände. Sein Blick ließ ihren Körper erzittern, doch hielt sie ihm stand. Seine Augen waren so dunkel, dass das Grün fast verschwunden war.

 

„Denk nicht mehr daran. Denk nicht mehr daran. Jane hat nichts Gefährliches in dir gesehen. Selbst Warden nicht, er ist nur enttäuscht, er weiß sicherlich nicht mehr wie er sich verhalten soll, schließlich ist er der Direktor und ein gewisses Verhalten wird von ihm abverlangt. … und ich... ich sehe auch nichts schlechtes in dir, das weißt du doch oder?“

 

Megamind schüttelte den Kopf, kniff die Augen zusammen, als wollte er schmerzliche Erinnerungen abschütteln.

 

„Megamind?“

 

Plötzlich öffnete er seine grünen Augen, drückte sie fest an sich und küsste sie während seine Hand ihren Nacken festhielt, damit sie ihm nicht entkommen konnte. Nur zu gerne ließ sie sich in seine Umarmung fallen und erwiderte seinen Kuss.

 

„Nenn mich Jareth“, keuchte er an ihren Lippen und küsste sie wieder als gäbe es kein Morgen mehr.

 

Ein Überfall

Kapitel 37 – Ein Überfall

 

 

„Es war schön heut Nacht“, sagte Roxanne, die im Bademantel auf ihrem Balkon stand und Megamind... nein, Jareth verabschiedete. Noch immer war es ungewohnt seinen bürgerlichen Namen auszusprechen, aber es gefiel ihr besser, als seinen Bösewicht-Titel zu verwenden.

Noch immer hatte sie sich nicht entschieden, da sie damit beschäftigt war ihn näher kennen zu lernen. Es war erstaunlich was es über ihn noch zu erfahren gab. Er hatte eine Abneigung gegen Wackelpudding, eine Schwäche für Schokolade und er las gerne Bücher. Nicht nur die, welche sich mit Wissenschaften und Maschinen und Techniken beschäftigten, sondern auch alte Klassiker. Victor Hugo, Charles Dickens, Shakespeare, Oscar Wild, er liebte die großen Werke in der noch mit einer niveauvollen Sprache geschrieben wurde und wenn seine Ohren eine Pause von der guten alten Rockmusik brauchten, gab er sich gerne der klassischen Musik hin, die ihn schon oft zu Geistesblitzen verholfen haben.

 

Pjotr IljitschTschaikowski's Schwanensee hatte ihn zu seinen Brainbots verholfen. Während dem Tanz des Schwarzen Schwans, der Odile, hatte er vor sich die langbeinigen Bots gesehen, die flink umher laufen und springen konnten. Erst später wurden sie weiter entwickelt, so das sie fliegen konnten und die Beine als lange Greifarme verwendet werden konnten.

Und dessen Overtüre 1812 sollte der Zünder für seine Battle Suit sein. Die Musik verhalf ihm zu der wendigen Maschine die aus jedem Gelenk Raketen abfeuern konnte.

Ludwig van Beethoven's neunte Sinfonie war der Auftackt für die Hologrammuhr und Antonio Vivaldi's Sturm eine Muse für Minions Gorillakörper.

Seine vielseitige De-Gun entsprang ihm bei Johann Sebastian Bach's Toccata and Fugue. Auch andere Stücke hatten ihn zu vielen Erfindungen verholfen.

 

Roxanne nahm sich vor sich die Stücke bei Gelegenheit einmal anzuhören und sich lachend dabei vorzustellen wie Megamind zu der Musik seine musischen Ergüsse hatte. Irgendwo hatte sie noch die Klassik-Box mit zehn CD's verschiedenster Komponisten, die sie einmal von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hatte. Sie mochte klassische Musik ganz gerne, hörte es allerdings eher selten und konnte nicht sagen welches Stück ihr am meisten gefiel oder welcher Komponist, da ihr oft die Namen zu den Stücken fehlten. Vielleicht würde sich das nun ändern?

 

„Ich fand es auch sehr schön. Hey, wenn du Zeit hast, könnten wir uns ja einen schönen Abend machen. Also wenn du mir wegen den Fenstern verziehen hast“, grinste Jareth.

 

„Sobald ich deinen Check eingelöst habe und wieder neue Fenster eingesetzt wurden. Ich verstehe das du das getan hast um von uns abzulenken, damit niemand auf die Idee kam das nur annährend zwischen uns etwas sein könnte, aber... Überlege dir das nächste Mal bitte etwas anderes.“

 

„Was ist denn zwischen uns?“, fragte er und versuchte locker zu wirken, doch sie konnte die Unsicherheit in seiner Stimme hören.

 

„Das sage ich dir das nächste Mal“, flüsterte sie und küsste ihn auf den Mund. Und zu gerne erwiderte er diesen, setzte sich auf seinen Motorcycle und verschwand.

 

Roxanne legte sich sogleich auf die Couch und schaltete den Fernseher an. Es war noch viel zu früh an einem Samstag um aufzustehen, also würde sie noch ein Nickerchen halten, ehe sie aufstehen würde. Sie würde noch in die Bank gehen, sobald sie aufmachten, um Dante Robins Check einzulösen und danach würde sie gleich die Fenster-und Glasfassadenbau-Firma anrufen.

 

***

 

Drei Stunden später war Roxanne unterwegs zur Bank und während sie so in der Schlange wartete. Es war erstaunlich wie viele Menschen einen Samstagvormittag in der Bank verbrachten, dachte sie sich. Nach zehn Minuten hatte Roxanne schon fast keine Geduld mehr, da eine ältere Dame, oder umgangssprachlich Mumie, nur schwer hören konnte und sich schwertat sich ihre tausend kleine Münzen auszahlen zu lassen um damit die Warteschlange in einem Discounter in den Wahnsinn zu treiben. In dem Moment als Roxanne endlich dran kommen sollte, flogen die Türen der Bank auf und zwei Männer stürmten herein.

 

„HÄNDE HOCH, DAS IST EIN ÜBERFALL!“

 

„Oh nein“, nuschelte Roxanne genervt und versteckte den Check sogleich in ihre Socke. Da sie von der Schlange hinter sich verborgen wurde und die schreiende Menschenmasse sich um sie herum drängte - was ihr fast die Luft abschnürte, da ihr Bauch an die Theke gedrückt wurde – durchwühlte sie noch ihren Geldbeutel und versteckte auch gleich ihre Kreditkarte. Die dreißig Doller musste sie den Verbrechern überlassen, wenn sie nichts von ihr bekamen würden sie misstrauisch werden. Glücklicherweise hatte sie sich nicht weiter herausgeputzt, ihre Armbanduhr, ihr Handy, ihr Ausweis und ihre Ohrringe wanderten in ihre Hosentaschen und sie zog ihren weiten Pulli sogleich darüber damit die Beulen in der Hosentaschen nicht so auffielen.

 

Wäre sie nicht durch Megaminds Entführungen so unerschrocken geworden, würde sie nun ebenso panisch schreien. Aber sie hatte schon oft des Öfteren über Banküberfälle berichtet um zu wissen das es nur selten unschuldige Tote gab.

 

Während sie mit den anderen in eine Ecke gedrängt wurde und sie sich auf dem Boden kauerten, stand ein Mann, mit einer Strumpfhose über dem Kopf gestülpt an der Tür und stand schmiere, indes der andere die Bankangestellte anbrüllte, sie solle das Geld in den Sack packen. Beide hatten sie eine Waffe und beide wirkten nicht besonders freundlich.

 

Gleich werden diese Klischee behafteten Idioten verschwinden und ich kann zur nächsten Bank gehen, dachte sich Roxanne, doch leider kam alles ganz anders. Scheinbar hatte ein Bankangestellter schnell einen Knopf gedrückt, womit die Polizei informiert wurde und nur wenige Minuten später standen jene bewaffnet vor der Bank und riefen mit einem Megafon hinein, sie sollen sich ergeben.

 

„DARIAN, was machen wir denn jetzt, sie haben uns“, rief der Kleine, der schmiere stand und panisch durch die Glastüren schaute.

 

„HALT DIE KLAPPE MILAD, SIE HABEN UNS NICHT!“, brüllte der Große.

 

„Ich will nicht wieder ins Gefängnis, du hast gesagt es wird funktionieren.“

 

„Wird es schon, mach mich nicht verrückt.“

 

„KOMMEN SIE MIT ERHOBENEN HÄNDEN HERAUS, SIE HABEN KEINE CHANCE. SIE SIND UMZINGELT!“, rief jemand durchs Megafon und Roxanne glaubte die Stimme zu kennen.

 

„Darian...“, jammerte der Kleine.

 

„Klappe! Sammle alles Wertvolle von den Leuten hier ein, na mach schon.“

 

Wie befohlen schlenderte der Dicke unbeholfen mit seiner Waffe in der Hand und einem Sack in der anderen entlang. Alle warfen nur zu bereitwillig ihre Sachen hinein. Roxanne warf ihre Handtasche hinein, und tatsächlich, sie wurde zunächst nicht weiter beachtet.

 

„Moment, sind Sie nicht Roxanne Ritchi?“

 

Hach, na ganz toll!

 

„Hey Darian, wir haben Roxanne Ritchi erwischt“, sagte der Dicke freudig.

 

„Was? Ha ha, sehr gut, dann können wir....“

 

Plötzlich klingelte ein Telefon, direkt bei der Bankangestellten neben Darian.

 

„Wunderbar. Es läuft doch alles wie geschmiert“, sagte er und nahm ab.

 

„Ich will ein gutes Angebot hören“, sagte er nur und hielt den Hörer an sein Ohr. „Oh nein, ganz bestimmt nicht. Ich will einen Fluchtwagen und wehe ihr verfolgt uns, wir werden eine Geisel mitnehmen. Euch wird es sicherlich interessieren das es niemand anderes als Roxanne Ritchi sein wird und wehe ihr treibt Spielchen mit uns“, fauchte Darian ins Telefon und legte auf.

 

Wunderbar, der Tag wird immer besser!

 

„Hey, lass mich los. Fass mich nicht an mit deinen fetten, schmierigen Wurstfingern!“, schimpfte Roxanne, die sich mit Händen und Füßen wehrte. Einen Glückstreffer war ihr gelungen, aber dann mischte sich auch noch Darian ein und half dem Dicken sie zu fesseln.

 

Tatsächlich ging es dann sehr schnell. Roxanne wurde gefesselt und mit zwei Säcken voller Geld, Handtaschen, Geldbeutel und Schmuck zu einem bereitstehenden Wagen gebracht. Sie hatte geglaubt das gleich Metro Man auftauchen würde um sie in sekundenschnelle aus den Armen dieser Kriminellen zu schnappen. Doch geschah es nicht. Aber für gewöhnlich wurde Metro Man nur im Fall von einem Megamind-Attentat gerufen oder aber er kommt selbst gerade zufällig vorbei, wie bei dem alten Pärchen das er aus der brennenden Wohnung gerettet hatte. Hier jedoch wurde er wohl nicht gerufen. Offensichtlich glauben sie wohl das sie es selbst hinkriegen.

 

Bevor sie in das rote Auto gesetzt wurde, sah sie sich um und erblickte Direktor Warden mit einem Megafon in der Hand. Sie hatten für eine Sekunde Blickkontakt und schon schloss sich die Tür hinter ihr und der Wagen fuhr los. Ihre Entführer waren nicht ganz so dumm wie sie angenommen hatte, denn sie kannten sich gut in der Stadt aus. Schnell hatten sie die Polizei in Zivil abgehängt, fuhren durch die Gassen und durch kleinen Seitenstraßen. Wechselten schnell das Auto, es musste ein gestohlenes Auto sein und schon ging es weiter.

 

„Na Schätzchen, hast du es gemütlich dort hinten?“, fragte der Große Darian.

 

„Wenn es eine Limo wäre und ich einen Cocktail in der Hand hätte, würde es mir besser gefallen“, sagte Roxanne unbeeindruckt.

 

„HA HA HA, du gefällst mir. Ich habe dich schon immer gerne im Fernsehen gesehen. Es wäre nicht zu unverschämt um ein Autogramm zu bitten?“

 

„Och, nö. Man trifft sich eben wo man kann, nicht wahr?“

 

Es war eine Sache von Stunden. Außerhalb der Stadt wurde ein weiteres Mal den Wagen gewechselt. Langsam wurde es Roxanne mulmig in der Magengegend, denn es war weder ein Polizeiwagen, noch ein Hubschrauber.

 

„Oh Allah, wir werden es schaffen, wir werden es schaffen“, freute sich der dicke Milad.

 

„Ja ja, mit dem Geld können wir uns ein schönes Leben machen, da sind sogar mehr drin als zweiundsiebzig Huris.“

 

Moslems also. Warum sich nicht ein wenig beschäftigen...?

 

„Moslems seit ihr also, das ist ja interessant“, begann Roxanne mit ihrer Reporter-Stimme. „Was genau erwartet man bei euch im Paradies?“

 

„Alle weltlichen Freuden die ein Mensch sich vorstellen kann. Gott erschafft immerzu was neues, damit es nicht langweilig ist und natürlich gehören zweiundsiebzig Huris dazu“, grinste Milad breit.

 

„Ich habe mich schon immer gefragt wie das mit den zweiundsiebzig Jungfrauen ist. Warum denn gerade zweiundsiebzig?“

 

„Ähm, ich weiß nicht. Ich glaube im Koran steht das nicht so genau.“

 

„Also hat jemand die Anzahl erfunden?“

 

„Ähm....“

 

„Wie kannst du es wagen dich über unsere Religion lustig zu machen?“, brüllte Darian wütend und hatte Mühe sich weiter auf die Straße zu konzentrieren.

 

„Ich mache mich nicht lustig, ich will mich nur informieren. Um etwas genau in Erfahrung zu bringen muss man sein Interview eben gut vorbereiten und man darf keine Fragen auslassen.“

 

Einige Zeit später plapperte Roxanne immer noch drauf los als gebe es keinen Morgen und löcherte Milad mit allen möglichen Fragen. Sie wusste nicht so sie waren, es war eine einsame Straße. Kaum ein anderes Auto begegnete ihnen.

 

„Aber eine Frage hätte ich noch zu den...Huris? Wenn sie denn tatsächlich Jungfrauen sind und ihr sie benutzt habt, dann sind sie doch keine Jungfrauen mehr oder?“

 

„Tja, also...“, stammelte Milad.

 

„Wenn sie danach also keine Jungfrauen mehr sind, dann sind es im Grunde nur zweiundsiebzig Einweg-Frauen....“

 

„...“

 

„Und auf die Ewigkeit verteilt sind es nicht gerade viele....“

 

„Na ja...“

 

„Da müsstet ihr aber ordentlich haushalten! Denn ...“

 

„HALT DIE KLAPPE! HALT ENDLICH DIE KLAPPE! ICH PUSTE DIR DIE BIRNE WEG, ICH SCHWÖRS“, donnerte Darian und fuchtelte mit seiner Waffe herum.

 

„Mensch, Darian. Pass auf die Straße auf“, schrie Milad panisch und griff nach der Waffe.

 

Alles ging plötzlich ganz schnell. Die beiden begannen zu streiten, rangen um die Waffe, der Wagen kam ins schlingern und dann fuhr noch ein Motorradfahrer sehr nahe am Auto vorbei. Es war eine Sache von Zentimetern und sie hätten beinahe einen Unfall gebaut. Ehe sie es sich versahen blieb der Motorradfahrer quer vor ihnen stehen und sie waren gezwungen zu bremsen.

 

„Wer zum Teufel...“, fluchte Darian, hielt an und stieg aus.

 

„Sag bist du verrückt geworden du Irrer? Du hättest uns beinahe umgebracht“, schrie er den Fremden an. Dieser erwiderte etwas das Roxanne nicht verstehen konnte, doch ereilte sie fast einen Herzinfarkt als sie sah wer es war. Der Motorradhelm wurde von dem Fremden herunter genommen und ihr Herz blieb stehen. Dante Robins.

Darian zückte die Waffe, doch schlug Dante es ihm schnell und geschickt aus der Hand, fing sie auf und schoss diesem ohne Mitleid ins Bein. Milad wollte ihm zur Hilfe kommen, doch auch dieser hatte schnell zwei Löcher vorzuweisen. Roxanne konnte nicht glauben was sie dort sah. Dante brachte die beiden Kriminellen völlig außer Gefecht, nahm mit einer behandschuhten Hand Darians Handy um der Polizei Bescheid zu sagen wo diese sich befanden.

Schnell eilte er zu Roxanne und öffnete die Tür.

 

„Jungfrau in Nöten, gestatten sie mir Sie zu erretten?“, sagte er grinsend, befreite sie mit einem schnellen Schwung eines Taschenmessers, welches er aus seinen Stiefeln gezogen hatte, zog sie mit sich und drückte ihr einen zweiten Helm in die Hand.

 

„Ah Püppchen, bei diesem Kerl wehrst du dich also nicht wenn er dich also mitnehmen will. Er fickt dich wohl.“

 

„Nein“, lächelte Roxanne. Noch nicht! „Tja, wenn die Sache gefährlich wird, gehen die Gefährlichen zur Sache und da geh ich mit!“, lachte sie nur, stieg aufs Motorrad, schlang ihre Arme um Dantes Mitte und schon fuhren sie fort.

 

Als sie einigen Abstand zwischen sich und den Kriminellen geschaffen haben, bog Dante in eine einsame Nebenstraße die durch einen Wald führte und hielt dort. Kaum hatte er den Helm abgenommen, verwandelte er sich wieder zu Jareth.

 

„Danke Me...Jareth“, rief Roxanne dankbar aus und warf sich ihm um den Hals um ihn zu küssen. Was er nur zu gerne zuließ.

„Wir haben keine Zeit, bevor mich jemand sieht“, sagte er und schob sie von sich. Er dehydrierte das normale Motorrad, steckte es in seine Jacke. Kaum war dies geschehen kam ein schwarzes Auto aus den Büschen heraus gefahren. Das Unsichtbare Auto! Und Minion am Steuer. Er hatte einige Meter zwischen den Bäumen gewartet.

 

„Minion? Oh wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen“, freute sich Roxanne ehrlich.

 

„Guten Tag, Miss Ritchi, ich freu mich auch sie zu sehen.“

 

Jareth und Roxanne setzten sich auf den Rücksitz und schnallten sich an.

 

„Könntest du mich zur nächst besten Bank fahren? Ich möchte endlich diesen Check loswerden, er hat mir schon genug Ärger eingebrockt.“

 

„Ha ha, kein Problem“, sagte Jareth.

 

„Ich kann es noch immer nicht glauben, du hast mich tatsächlich gerettet. Woher wusstest du wo ich war?“

 

„Die Nachricht das ein Unbefugter mein Lieblingsopfer entführt war schneller bei mir als ein Lauffeuer. Außerdem war es klug von dir den Check bei dir zu verstecken.“

 

„Ja, Sir hat getobt wie ein Rinozeross“, mischte sich Minion ein.

 

„MINION!“

 

„Entschuldigung“, sagte dieser und konzentrierte sich weiter auf den Verkehr.

 

„Woher wusstest du...? Hast du einen GPS-Gerät dort eingebaut?“, fragte Roxanne verwirrt.

 

„So ähnlich, der Check ist aus einem besonderem Material, zumindest die unterste Schicht. Eine Sicherheitsmaßnahme.“

 

„Ist es nicht ein wenig Paranoid?“

 

„Ist es das?“, fragte er und lächelte sie an.

 

„Schon gut, ich bin nur froh endlich von diesen Idioten weg gekommen zu sein. Ich will einfach nur noch nach Hause und bin froh das ich meine Handtasche mit allem wieder bekommen werde.“

 

„Was willst du zu Hause tun?“, fragte Jareth und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Du wolltest mir etwas sagen wenn wir uns das nächste Mal wieder sehen. Du schuldest mir eine Antwort.“

 

Sofort kribbelte es in ihrem Bauch, wie tausend Schmetterlinge fühlte es sich an. Er wollte eine Antwort, das wusste sie. Roxanne sah die sanften Gefühle für sie in seinen Augen auch wenn sie unausgesprochen waren. Sie drückte ihre Knie aneinander und versuchte sich zu beruhigen. Begierde machte sich in ihr breit und heute Abend mussten sie es endlich hinter sich bringen. Die Entscheidung getroffen werden.

 

„Ich werde noch zum Polizeirevier müssen. Jeder weiß das ich dort war, aber... komm heut Abend zu mir!“

 

Die Entscheidung ist gefallen :-D

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Morgen danach

Kapitel 39 – Der Morgen danach

 

Roxanne war die halbe Nacht wachgelegen. Sie konnte vor Aufregung kein Auge zu machen, nur hin und wieder hatte sie es ins Land der Träume gezogen, doch sobald dieser außergewöhnliche Mann sich neben ihr bewegte, schreckte sie aus dem Schlaf um in diesem wahr gewordenen Traum zu erwachen.

Doch obgleich sie stundenlang wach lag, war es keinesfalls ein unangenehmes, nerviges Wachen. Es war einfach nur schön in seinen Armen zu liegen, seine Nähe und Wärme zu spüren, während sie seinem stetigen Atmung lauschte.

Es hatte nicht lange gedauert und er war eingeschlafen. Das war offensichtlich eines der Dinge, die er mit normal menschlichen Männern gemein hatte. Jedoch war es keine Schande nach dem Sex einzuschlafen, sie selbst tat es auch gern, jedoch sollte es ihr in dieser Nacht nicht vergönnt sein.

Aber letztendlich übermannte sie es doch, kurz bevor der Morgen graute und sie fiel in einen traumlosen, tiefen Schlaf.

 

*********

Sanfte Fingerkuppen fuhren ihren Rücken entlang, hinauf und hinunter, bis knapp über ihrem Po, bevor es dann wieder von vorne losging. Zunächst hatte sie gedacht das sie etwas jucken würde, doch je mehr sie aus der Schwärze des Schlafes erwachte, desto mehr kamen die Erinnerungen an vergangene Nacht herauf und die passende Lösung der derzeitigen Situation. Das sich ein Lächeln auf ihren Lippen bildete und das sie sich wohlig streckend zu ihm drehte, ließ sich nicht vermeiden.

 

„Guten Morgen“, hauchte Jareth sanft und sah sie völlig gebannt an, als wäre sie einer seiner besten Erfindungen, von der er kaum glauben konnte, das er es tatsächlich geschaffen hatte. Fasziniert und völlig von ihr eingenommen lag er einfach nur da und betrachtete sie.

„Guten Morgen“, sagte Roxanne mit belegter Stimme und konnte seinen Blick nur schwer erwidern. Es war ein merkwürdiges Gefühl so bestaunt und angestarrt zu werden. Es war nicht das selbe, wie die Blicke, die sie sonst immer bei einem Bericht auf der Straße betrachtet wurde.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte er, zog sie an sich, so das sie sich gemütlich an seinen sehnigen Körper anschmiegen konnte und er begann ihre Hüfte und Schenkel zu streicheln.

Genüsslich schloss sie die Augen, während sie sich seinem Zärtlichkeiten hingab und die Strahlen der Sonne sie wärmte.

„Kann ich so nicht sagen. Ich war oft lange wachgelegen, aber müde fühle ich mich dennoch nicht“, sagte sie und seufzte selig, als er begann ihren Nacken zu küssen.

„Und du?“, flüsterte sie lächelnd und legte ihre Hand in seinen Nacken um ihn kraulen zu können.

„Ich habe noch nie besser geschlafen“, sagte er ehrlich und sah ihr tief in die Augen. „Ich kann es immer noch nicht glauben....“

„Was?“, fragte Roxanne etwas verwirrt.

„Du, meine Frau“, sagte er ganz stolz und sah sie wieder völlig erstaunt an. Als hätte er gerade endlich Metro Man wie ein Stück Wild erlegt. Zumindest stellte sie sich so diesen Blick vor.

 

„Ha ha ha ha ha ha... das klingt wie.... Ich Tarzan, du Jane.... hahahahaha“, lachte Roxanne lauthals los. Es war kindisch, aber diese Situation war ihr etwas peinlich, weswegen sie versuchte die Stimmung aufzulockern.

„Das bist du. Du bist meine Jane“, sagte er, sah sie lasziv an, grinste sein teuflisches Grinsen und küsste sie, während er sich auf sie rollte und ihre Handgelenke neben ihrem Kopf fixierte. „Meine Jane! Meine Braut! Meine Frau!“, sagte er verführerisch, zwischen drei Küssen, die er an ihrem Dekolletee verteilte.

 

Stöhnend schloss Roxanne die Augen und ließ diese Behandlung liebend gern über sich ergehen. Sie musste gestehen das es ihr gefiel, wie Besitzergreifend er war und sie festhielt, sie dazu zwang alles mit sich machen zu lassen. Es war prickelnd und ein verräterisches Ziehen glühte in ihrem Unterleib und sie drängte sich ihm stöhnend entgegen.

Doch plötzlich drang ihr etwas unangenehmes ins Bewusstsein und ängstlich die Luft einziehend, befreite sie sich von ihm und rutschte von ihm weg.

 

„Was ist?“, fragte er besorgt.

Ein wenig zu besorgt für ihren Geschmack.

Scheinbar befürchtete er das sie es sich anders überlegen könnte, was ihr direkt leid tat.

 

„Ich... mir ist grad eingefallen das wir ja nicht verhütet haben. Und... nun ja, mir ist klar das wir keine Kinder bekommen können, aber.... da du ja scheinbar schon mit anderen geschlafen hast. Es soll jetzt kein Vorwurf sein, aber ich bin einfach vorsichtig“, sagte sie und sah ihn fragend an.

 

Jareth entspannte sich zusehends und lief auf allen Vieren zu ihr, wobei er sie hungrig ansah, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

 

„Du brauchst dir keine Gedanken machen, ich habe immer aufgepasst. Ehrlich gesagt bist du die erste die ihn... völlig nackt erleben durfte. Und was das andere angeht, es würde mich nicht wirklich stören“, grinste er diabolisch.

 

Roxanne's Herz begann laut zu pochen, als sie begriff was er da sagte. Doch gleich musste sie in dem Spiel mit einsteigen, denn schließlich wusste sie, das eine Schwangerschaft unmöglich war und es nur ein Scherz gewesen war. Denn wer würde schon zu Beginn einer Beziehung über Kinder reden. Und es war ja ohnehin nicht möglich.

„Tja nun, dann....“, sagte sie, streifte ihn mit ihrem verführerischen Blick, während ihre Lippen seine fast sanft berührten. „Ich gehe dann mal duschen“, sagte sie plötzlich geschäftsmäßig, stand auf und ging ins Bad hinüber, immer darauf bedacht ihm keines Blickes zu würdigen, allerdings konnte sie es sich nicht verkneifen ihre Hüften schwingen zu lassen.

 

Für einen Moment sah er ihr verwirrt nach, doch sogleich erschien wieder sein wölfisches Grinsen und er stand langsam vom Bett auf, nackt wie Gott ihn geschaffen hatte. „Dann auf zur Jagd, mein Schäfchen“, hörte sie ihn leise knurren, was ihr höchst erregende Schauer in den Unterleib trieb.

Dennoch lief sie, sich nichts anmerken lassend, ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Heißes Wasser strömte über ihre Haut und für einen Augenblick glaubte sie sich wieder fangen zu können. Doch kaum war dieser Gedanke vorbei gezogen, spürte sie bereits einen starrenden Blick in ihren Rücken und eine vorwitzige Hand, die über ihre runde Pobacke glitt.

 

„So schnell entkommst du mir nicht“, flüsterte eine tiefe Stimme an ihrem Ohr.

„Oh sei dir da mal nicht so sicher, alter Mann“, neckte Roxanne grinsend und schlüpfte unter seinen Armen hindurch um und lehnte sich lasziv an die Fliesenwand während das Wasser weiter auf sie beide hinunter prasselte.

„Alt? Oh, diese paar Jährchen machen dir doch nicht etwas aus oder?“, fragte er gespielt pikiert.

„Nun ja, die sechs Jahre sind an der Zahl nicht viel. Aber dennoch muss man bedenken das du vor drei Jahren eine Grenze überschritten hast, die dich zum Gammelfleisch mutieren ließ“, lachte sie.

„Tja, mein Schatz, ich sag es ungern, aber in drei Jahren wirst auch du diese Grenze erreichen. Aber bis dahin....“, sagte er diabolisch grinsend, drückte sie mit dem Gesicht zur Wand und drängte sich an sie heran. „Bis dahin bist du meine junge... Königin“, raunte er erregt und mit einem geschickten Handgriff hatte er sein erigiertes Glied in sie hinein gesteckt. Ekstatisch stöhnten sie beide auf und Roxanne griff mit einer Hand nach der Duschstange um Halt zu finden.

„Oh Roxy... du bist... so eng“, stöhnte er an ihrem Ohr.

Allein diese Aussage ließ ihn für sie noch erregender, ja geiler in sich anfühlen.

Immer wieder stieß er hart in sie, drückte sie an die kalte Fliesenwand, was ihre Brustwarzen versteifen ließ.

„Ich könnte dich auffressen“, raunte Jareth, sog ihren Duft tief in sich ein und biss ihr in den Nacken.

Roxanne schrie stöhnend auf, es war so schmerzend wie erregend. Besitzergreifend packte er ihre Hüfte um sie an sich zu ziehen, rammte sein Glied unaufhörlich in sie rein, während er seine Hand über ihre legte, um sich ebenfalls an der Duschstange festzuhalten.

„Oh mein Gott“, stöhnte Roxanne und glaubte über ihren weichen Knien zusammen brechen zu müssen.

„Ich bin hier, meine Göttin“, stöhnte er und seine Stöße wurden immer schneller und unkontrollierter.

Mit einem letzten Stoß schrie er seinen Höhepunkt hinaus während Roxanne begann ihre Hüften zu bewegen um seine steife Männlichkeit für sich zu nutzen, so lange es noch ging. Jareth lehnte sich erschöpft an sie, verteilte sanfte Küsse an ihrem Nacken.

Es war nur eine Frage der Zeit bis Roxanne endlich den Sprung über die Ziellinie schaffte und ihren Höhepunkt hinaus keuchte. Der Orgasmus war nicht überwältigend, doch lief es mit Jareth besser, als mit all den anderen Männern zuvor.

 

Für einige Momente war sie froh das sie zwischen der Wand und Jareth festklemmte, denn sonst hätte sie befürchten müssen zu Boden zu rutschen. Nachdem sie ihre Atmung wieder unter Kontrolle hatte, löste sie sich von der Wand, drehte sich herum und sah Jareth glücklich lächelnd an.

„War es gut?“, fragte er und sah sie verliebt an als er sie in seine Arme schloss.

Über die altbekannte Männer-Frage, wie sie immer nach dem Sex folgte, musste sie lächeln.

„Au ja“, sagte sie wahrheitsgemäß und ließ ihre Finger wieder direkt über seinen Körper wandern.

 

Sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Wie eine rollige Katze forderte sie mehr und mehr, der Hunger wollte niemals versiegen, sie wurde einfach nicht satt. Satt von ihm. Wie eine Süchtige nahm sie sich ihren Stoff und wurde nur noch süchtiger nach ihm. Den halben Tag lang verbrachten sie noch im Bett, bis Roxanne's Magen plötzlich laut rumorte.

 

„Da hat jemand Hunger“, sagte Jareth grinsend.

„Ich erinnere mich nicht wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe.“

„Warum isst du nicht regelmäßig?“

„Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich es mit meiner Diät nicht zu genau nehmen, sonst werde ich noch mager.“

DU machst Diät? Das hast du doch gar nicht nötig“, rief Jareth plötzlich überrascht aus. Offensichtlich hatte er völlig vergessen das alles nur ein Scherz sein sollte, was Roxanne wieder unweigerlich zum Lächeln brachte.

„Ja, na eigentlich wollte ich diese Diät nicht machen. Aber ich kann einfach nicht aufhören...“

„Aber das solltest du unbedingt, sonst wirst du noch magersüchtig“, sagte Jareth sorgend und strich ihr übers Gesicht.

„Wirklich? Also mir gefällt ja die neue Pop-dich-schlank-Diät“, kicherte Roxanne hinter vorgehaltener Hand.

„Aaaaah“, kam es von Jareth, und ein verstehendes Blitzen erfüllte seine Augen. „Du hast recht, ich finde diese neuartige Diät solltest du unbedingt beibehalten. Sie ist gut für dein Herz-Kreislauf-Rhythmus und steigert deine Kondition. Das kann hilfreich sein bei deiner nächsten Entführung“, grinste er und zog sie an sich.

 

Kaum hatte er ihr einen Kuss auf den Kopf gedrückt, knurrte bereits wieder ihr Magen.

„Ich werde etwas zu Essen holen“, bestimmte er und sprang auf.

„Nein, das musst du nicht. Ich habe noch etwas.....“

„Meine Frau hat hunger, also besorge ich meiner Frau etwas leckeres zu Essen. Was willst du? Brötchen? Einen leckeren Kaffee von Starbucks, Erdbeeren, ein Stück Kuchen?“, fragte er und suchte bereits seine Sachen zusammen. Auch legte er seine Uhr wieder an um sich die Gestalt von Dante Robins zu leihen.

„Soll ich dir einen heißen Kakao machen mit ganz viel Zucker?“, lächelte Roxanne.

Es war ihr etwas unangenehm oder eher ungewohnt nach jahrelangem Single-Sein, das ihr nun alles gebracht und bezahlt wird.

„Nein, ich hol mir einen. Dann bekomme ich sogar noch Sahne dazu“, winkte er ab.

„Ich könnte vielleicht.....“

„Schon gut. Dusch dich und werf dich in dein schärfstes Home-Outfit. Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich wieder da“, lächelte er, küsste sie auf den Mund und verschwand zur Tür hinaus.

 

Roxanne lief lächelnd die Stufen hinauf, wobei ihr die Oberschenkel vor Muskelkater schmerzten. Es war lange her das sie einen ordentlichen Ritt absolviert hatte. Sie duschte nicht lange, aber ausgiebig und wusch sich die Haare, da sie das Gefühl hatte, wie ein Sperma verschlingendes Monster zu riechen. Sogleich zog sie das Bett ab, da der meiste Stoff eher mit Flecken überzogen war, als sauber. Summend lief sie durch ihre Wohnung, war in einer kurzen Short und einem Ein-Schulter-freien-Shirt geschlüpft und riss die großen Fenster auf um das sommerliche Wetter hinein zu lassen.

 

Sie fühlte sich überaus glücklich und könnte gerade nicht zufriedener sein. Die Nachmittagssonne schien ihr ins Gesicht, ihr wurde buchstäblich das Hirn raus gevögelt und nun würde es ein ausgiebiges Frühstück geben. An einem freien Sonntag, ohne sich mit Mikrofon in der Hand und Hal im Schlepptau durch die Straßen von Metro City zu staksen und den neuesten Pressenachrichten hinter her zu jagen.

 

Erschrocken fuhr sie aus ihren Tagträumen als es schrillend klingelte. Als Jareth mit zwei vollen Papiertüten herein kam, verwandelte er sich, kaum das Tür ins Schloss fiel, wieder in den blauen Mann zurück.

 

„Wow, hast du den Laden leer gekauft?“

„Äh... nein, aber ich dachte wir könnten brinschen.“

„Brinschen?“, fragte Roxanne verständnislos.

„Ja, brinschen oder branschon. Ich hab das mal im fernsehen gesehen.“

„Ach brunchen. Natürlich. Ich hab so einen riesigen Hunger, ich könnte bestimmt alles allein essen, von dem was du mitgebracht hast. Ich habe uns schon einmal Teller vorbereitet. Setzen wir uns an den Esstisch.“

„Ich glaube nicht das du das alles essen kannst, aber ich werde dir gern dabei behilflich sein“, lachte Jareth.

 

Er sollte recht behalten. Der halbe Tisch war voll gestellt mit allerlei leckeren Sachen. Verschiedene Brötchensorten, da Jareth nicht wusste was sie mochte. Frischen Ahornsirup. Kuchen und Gebäck. Einen großen Becher Kaffee für sie und zwei große Kakaobecher für ihn mit Sahne und zusätzlichem Zucker, welches er sich hinein schüttete. Auch ihre Lieblingsmarmelade und Honig hatte sie dazu gestellt, Wurst, Käse und auch Streichschokolade. Sogar die Erdbeeren hatte er mitgebracht und süße Birnen. Sie hatten ihn geradezu angelacht.

 

Den ganzen Tag verbrachten sie zusammen, aßen und redeten Stundenlang. Immer wieder erwischte sich Roxanne dabei, wie sie sich wünschte das der Tag nie vergehen möge. Denn so schön und traumhaft es auch war, wusste sie das es nicht immer so sein konnte. Sie liefen immer Gefahr entdeckt zu werden, ebenso wie jetzt. Wenn sie jemand entdecken würde, wäre es vorbei. Denn niemand würde bei dieser Entdeckung den Mund halten, jeden einzelnen in Metro City würde es interessieren, die Neugier wecken und keiner würde es zu Stande kriegen den Mund zu halten.

 

Jeder gemeinsame Augenblick war kostbar und Roxanne war bewusst das es nicht viele in der Woche geben würde. Auch das die Möglichkeiten der Dinge, die man unternehmen konnte, nur sehr gering waren. Aber sie wollte sich durch diese düsteren Gedanken nicht den schönen Tag versauen lassen. Nun war er hier bei ihr und der Tag war einfach perfekt. Sie wollte keine Zeit damit verschwenden Trübsal zu blasen.

 

„Roxanne?“

„Ja?“

„Du bist so schön.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Narulein12
2018-05-13T22:13:03+00:00 14.05.2018 00:13
Mir gefält deine geschichte immernoch sehr :)
Von:  Narulein12
2015-05-27T14:11:26+00:00 27.05.2015 16:11
Eine echt schönes ff schade das du bis jetzt nicht weiter geschrieben hast ;)
Von:  Hota
2013-05-29T15:57:20+00:00 29.05.2013 17:57
Mein Gott diese FF ist himmlisch *.*
ich bin gestern draufgestoßen, nachdem ich den Film das erste Mal gesehen hatte und zuerst war ich skeptisch. Aber umso mehr ich laß, um so mehr fieberte ich mit und selbst jetzt, nachdem ich schon eine halbe Stunde mit lesen fertig bin, klopft mein Herz immer noch und das ist fu*king awesome.
Ich wünsche mir, dass du die Geschichte zuende schreibst, denn dort kann sie mit einen "Fortsetzung folgt" ja noch nicht sein ;3
Es ist wirklich bemerkenswet, wie du so viel Gefühl hineinbringst und so viele Stellen aus dem Film in anderen Situationen wieder einbaust.
Oh und die Anspielung auf "Bruce allmächtig" brachte mich auch super zum Lachen :D (und mit Sicherheit hab ich machne auch nicht mitbekommen)
Zum Schgreibstil kann ich nicht viel sagen, außer das dieser auch eins A war und selbst die kleinen Grammatik- und Rechtschrebfehler konnte man super überlesen, ohne dass sie den Lesefluß störten. Es war in jedem Moment super spannent, dass ich mich selbst für kleine Klo-pausen überwinden musste xDD
ich hoffe wirklich, dass es nach fast einem Jahr vllt doch noch was gibt.
Gruß
Hota
Von:  Draconigena
2012-06-04T19:36:26+00:00 04.06.2012 21:36
Ich bin ein wenig erstaunt, das es bisher nur einen Kommentar zu deiner FanFiction gibt, darum dachte ich mir, ich versuch es einfach mal. Ich werde mal einen allgemeinen Kommentar ab geben, da ich nicht zu jedem einzelnen Kap etwas schreiben möchte, obwohl jedes es verdient hat.
Ich bin darin nicht so gut, zeig bitte Gnade mit mir.^^

Zu erst einmal, lässt es sich wirklich großartig lesen. Ich habe vorletzte Nacht damit verbracht, alle 20 Kapitel zu lesen. Dies wäre mir nicht gelungen, wenn es im Lesefluss irgendwelche groben Störungen gegeben hätte. Ich weiß ja, das so manch einer darauf plädiert das Ansätze gemacht werden, wenn die Personen reden, doch mich persönlich hat das nicht gestört. Ich bin auch so sehr gut damit klar gekommen und hatte viel Spaß beim lesen. Was halt mal geschehen ist, und das ist mir sogar schon in Büchern untergekommen, manchmal fehlt ein Wort, oder es sind Buchstabendreher drin. So etwas lässt sich meist vermeiden, wenn man noch einmal durch liest, wenn man mit schreiben fertig ist. Aber selbst das ist nicht so störend, und lässt sich mit etwas Geduld, oder einem Betaleser leicht vermeiden. Du schreibst auch sehr schön, keine Wortwiederholungen, was für mich so ziemlich das schlimmste beim lesen wäre.
Mehr habe ich zu deinem Schreibstil nicht zu sagen, da ich nicht wirklich was finde, worüber ich meckern könnte.^^

Nun zum Inhalt, und das brennt mir regelrecht in den Händen, etwas darüber zu schreiben.
Ich liebe deine Story.
Ich mochte den Film sehr gern, weshalb ich ja auch überhaupt erst auf die Idee kam, mich mal nach Fanfictions um zusehen. Deine Alternative Geschichte finde ich einfach klasse. Was mir am besten gefällt, ist dieser Psychologische Aspekt, den du sehr gut umgesetzt hast. Wenn ich bedenke, wie seine FanFiction beginnt, da bekomme ich wieder einen richtigen Schauer. Es war einfach fesselnd, und ging wirklich ans Herz. Ich kann einfach nur davon schwärmen. Vor allem weil es dir auch gelingt, in dieser immer wieder sehr ernsten Story Humor unter zu bringen. Es kommt dann so unerwartet das ich nicht nur einmal vor dem Bildschirm saß, herzhaft schmunzeln und lachen musste. Dein Story beinhaltet einfach sehr viel vom wahren Leben, verpackt in dieser klasse Welt. Auch die Tatsache, das deine Story alles andere als kindlich ist macht sie noch interessanter. Als Roxanne ihren Augen im Bad nicht von Megamind lassen konnte, das fand ich super. Generell scheint dein Fanfiction nicht für die jüngere Generation bestimmt zu sein. Immerhin verschafft sich die gute Roxanne ja mehrfach Erleichterung, und man muss kein genie sein um zu wissen, was damit gemeint ist. Abgesehen davon, das du dies ja auch beim ersten mal kurz beschrieben hast. Es gab nicht einen Moment wo ich dachte das es langweilig wäre, oder irgendwie unpassend. Deine Story ist einfach Stimmig, die ganzen Kapitel über. Es gefällt mir einfach, das ein Film, der ja Kindgerecht gemacht wurde, in die Erwachsenenwelt geholt wurde, und dies auf so gute weise.
Ich denke das reicht dann auch erst mal, hab wahrscheinlich viel zu viel geschrieben ^^".

Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel und kann nur hoffen, das es auch bald weiter geht. Immerhin war der Schluss des letzten Kapitels wirklich gemein. Ich möchte unbedingt wissen, wie dieses Nächtliche Picknick verläuft.^^

Liebe Grüße Draco
Von:  Motzi_die_Katze
2012-01-24T21:05:48+00:00 24.01.2012 22:05
Hallöchen, hier ein Kommentar von mir.
Also erzähltechnisch nicht schlecht, auch wenn in diesem ersten Kapitel noch nicht wirklich viel passiert ist.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Megamind auch nur ein Stück Straßenkleidung bei sich zuhause hat. xD'
Können nur hoffen, dass Roxanne ihn nicht gerade in dem Moment eingesammelt hat, als Minion beschloss, ihn nach Hause zu holen, sonst hätten wir einen Fall von umgekehrter Entführung.
Schreibtechnisch kann ich nur wiederholen, was ich auch bei der anderen FF gesagt habe: Mach Absätze, wenn die Leute reden und wenn sie wieder aufhören. So ist es einfacher zu lesen und man hat nicht das Gefühl, von einer Buchstabenwand erschlagen zu werden. Hier und da musst du vielleicht noch den ein oder anderen Verschreiber verbessern.


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