Zum Inhalt der Seite

Sanctuaire des Anges

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oha... Ewig her... Und weiter gehts^^ Hoffe, es finden sich endlich ein paar Leser xD <3 Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Erzengel Raphael

Vorgestern wurde mir gesagt, dass Raphael, der Erzengel schlecht hin, würde etwas über meine Eltern wissen. Er würde mir all meine Fragen beantworten. Von wem mir das gesagt wurde? Von dem Engelsjungen David, welcher mal wieder von einer Schar Groupies belagert wurde. Wie kann man nur auf so einen stehen? Und doch erwischte ich mich das ein oder andere Mal, wie ich ihn von oben bis unten musterte. So wie jetzt. Ich wandere mit meinen Augen über seine wundervollen Flügel zu seinen Augen, welche mich bereits fixiert haben. Lag etwa ein Grinsen auf seinem Gesicht?

Verlegen schaue ich nach unten und gehe zu meinem Lieblingsplatz fern ab von diesem Gekreische. Kaum sitze ich unter einem Baum, kommt auch schon David zu mir. Erneut. Ich schaue ihn. „Was ist?“, frage ich ihn abweisend. „Du hast mir noch keine Antwort geben.“, antwortet er ziemlich gelassen. Ich sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Mit einem Rascheln lehnt er sich neben mich an den Baum und wartet ab. Als ich ihm Antwort gebe, fährt er fort.

„Du solltest wirklich mit zu Raphael kommen. Er kann dir alles erklären.“

„Hm, vielleicht.“

„Überleg es dir. Bis nach der Schule.“

Ich sehe ihn an. „Wieso so schnell?“ Keine Antwort. „Ooookay, ich rede heute mit Sam.“, sagte ich leicht genervt.

„Aber nur, wenn du mir ein bisschen etwas über dich erzählst!“, ich grinse ihn an. Ein verächtliches Schnauben.

„Gut, dann erkläre mir mal bitte, wieso deine Schwester alleine in der Stadt umherirrt?“, frage ich ihn.

„Sie hat mich gesucht. Sie wusste, ich bin hier irgendwo und hat sich dann einfach davon geschlichen. Wir haben sie schon gesucht.“ Er hört sich traurig und erleichtert. Ich will gerade aufstehen um ihn zu trösten, als er sich vom Baum wegstößt und ein paar Schritte von mir weggeht.

„Danke, dass du sie gefunden und bei dir aufgenommen hast.“ Er dreht sich ein bisschen zu mir herum, wobei seine Flügel erneut rascheln.

„Gern geschehen.“, sage ich gedankenverloren und starre weiterhin auf seine Flügel. „Es muss toll sein zu fliegen, ich wünschte, ich hätte auch welche...“, sprach ich leise und traurig. Wieder keine Reaktion von David. Ich seufze leise und stehe auf. „Der Unterricht beginnt gleich.“, erinnere ich ihn und bekomme ein Nicken als Antwort.

Ich überlege während des Unterrichts, wie ich Sam das Alles erklären sollte. Oder, ob ich überhaupt zu einem Erzengel gehen sollte. Vor allem bei diesem Erzengel sollte man sich ganze zweimal überlegen. Raphael der Erzengel. Einer der mächtigsten Engel auf der gesamten Welt. Einer der sieben Mächtigen. Sechs weitere Erzengel, jeder wacht über ein anderes Gebiet.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als unserer Klassenlehrer verkündet, dass dies der letzte Tag von David sei. Also somit seine letzte Schulstunde. Die Erleichterung hinter dieser Aussage ist sofort herauszuhören.

Heißt das, ich werde ihn nach diesem Tag nicht mehr wiedersehen? Ist das vielleicht meine letzte Chance mit ihm noch ein wenig Zeit zu verbringen?

Vollkommen erschrocken von meinen Gedanke, drehe ich mich ein bisschen zu ihm hin. Seine Augen ruhten auf den Lehrer. Wieso denke ich so einen Quatscht? Weil ich etwas über meine Eltern wissen will?

Ich schüttele die Gedanken wieder ab. Nach dem Unterricht werde ich ihm meine Antwort sagen.

Erleichtert, dass die Schule endlich aus ist, verlasse ich das Gebäude und laufe nach Hause. Dass David mir folgt, merke ich sofort. Ich blicke nach oben. Er bewegt seine Flügel mit einer Leichtigkeit. Trotz seiner Größe sieht er fast schon anmutig aus. Er blickt zu mir herunter. Wieder ein Grinsen in seinem Gesicht.

Mit hochrotem Kopf wende ich meinen Blick von ihm ab. Was grinst der geflügelte Affe so?, denke ich leicht empört. Er landet ein paar Meter vor meinem Hause, immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. „Klotz' nicht so!“, fauche ich ihn an. „Ab auf meinen Balkon!“. Ich stürme an ihm vorbei, wobei ich einen seiner Flügel versehentlich streife.

Ich halte eine Sekunde inne, sollte ich mich jetzt entschuldigen? Nein! Ich stapfe weiter in Richtung Haus und höre hinter mir das Rascheln seiner Flügel. Ich kann ihn gerade so noch sehen, bevor er hinter dem Haus verschwindet. „Wie schön...“, murmle ich leise. Ich spüre wie Hitze in meine Wangen strömt und schließe die Tür auf. „Schluss jetzt, reiß dich zusammen!“, rede ich mit mir selbst.

Ich trete in die Wohnung ein und werde sofort von zwei Armen umschlossen und fest geknuddelt. „Hi Sam..“, flüstere ich und erwidere ihre Umarmung. „Wie geht’s dir? Wie war deine Woche? Was willst du an deinem Geburtstag machen? Erzähl mir alles über diesen Engel, von dem du beim Telefonat gesprochen hast! Sah er gut aus?“ Sam überschlägt sich fast mit ihren Worten und sieht mich mit großen neugierigen Augen an.

Ich hole tief Luft. „Wegen dem Engel muss ich wirklich mit dir reden...“, fange ich an und gehe in mein Zimmer um die Balkontür zu öffnen. „Also sieht er doch gut aus oder? Wie heißt er denn? Stehst du auf diesen Engel?“, ruft Sam mir hinterher. „Sam!“, schimpfe ich mit ihr und schaue peinlich auf meine Füße als ich David in mein Zimmer lasse.

Sam steckt grinsend ihren Kopf in mein Zimmer. Auf einmal kippte die gesamte Stimmung. Sam starrt David mit großen Augen an, auch David bleibt wie angewurzelt stehen. „Du!?“, stößt Sam hervor. „Verschwinde!“, keift sie David an.

„Sam warte, er kann mich zu Raphael bringen, er kann mir etwas über meine Eltern erzählen!“, versuche ich zu erklären. „Nein! Du brauchst nichts über sie zu wissen! Und du! Verschwinde!“ Sam stellt sich vor mich hin und schiebt David wieder nach draußen. „Mach dass du fort kommst! Lass dich nicht mehr hier blicken!“ Sie schlägt ihm die Tür vor der Nase zu und geht zurück ins Wohnzimmer. Völlig verloren sehe ich zu wie David davon fliegt.

Ich zittere am ganzen Körper, merke wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Wieso macht sie so etwas? Ich stürme aus meinem Zimmer zu Sam. „Wieso hast du das gemacht?!“, frage ich sie aufgebracht. „Ich hätte etwas über meine Eltern erfahren können!“ „Das brauchst du nicht, alles was du wissen musst, weißt du bereits. Dein Vater hat euch sitzen gelassen und deine Mutter gestorben! Was willst du noch wissen?“, schreit sie mich fast schon an.

Ich weiß keine Antwort darauf. Mir kullern die ersten Tränen über mein Gesicht. „Dann lass mich zu Raphael, was habe ich schon zu verlieren?“, frage ich sie und bekomme sofort eine Ohrfeige. „Niemals, ich verbiete dir zu Raphael zu gehen!“ Ich reibe mir über meine Wange. Wutentbrannt schaue ich Sam an. „Du hast keine Ahnung wie ich mich fühle! Ohne Eltern! Ohne Antworten! Selbst wenn mein Vater ein Arsch war, habe ich das Recht, mehr über ihn zu erfahren! Vielleicht hat er sich ja geändert!“, schreie ich sie an. „Nein, hat er nicht! Und nun Schluss damit!“, befielt sie mir.

„Das kannst du doch nicht wissen! Ich gehe zu Raphael und DU wirst mich nicht daran hindern!“

Ich renne aus der Wohnung ohne noch einmal zurück zu schauen. Ich habe Angst, wenn ich Sam ins Gesicht schaue, ihre Enttäuschung zu sehen. Angst, ich könnte es mir anders überlegen.

Ich renne immer weiter in den nahe gelegenen Park, völlig außer Atem setze ich mich auf eine Parkbank und wische mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. Und nun? Wie soll ich zu Raphael kommen? David ist weg. Weitere Tränen rollen mir über mein Gesicht. „Ach, scheiße...“, schniefe ich. „Das wäre meine Chance gewesen...“, murmle ich leise vor mich hin.

In dem Moment höre ich das Flattern von Flügeln über mir. „David!“, rufe ich erleichtert und laufe auf ihn zu. „Willst du zu Raphael?“ Ich nicke. Im nächsten Moment bin ich auch schon in seinen Armen. Ein Arm um meine Taille, die andere halten meine Beine fest. „W-w-warte...“, stottere ich. Doch zu späte, er stößt sich mit den Füßen vom Boden ab und fliegt mit mir in die Luft. Vor Schreck klammere ich mich an seinem Hals fest und vergrabe mein Gesicht in seinen Hals.

Ich spüre wie die kalte Luft meine Haare durch einander wirbelt. Wieso habe ich heute keinen Zopf gehabt? Ich fluche innerlich. Ich mache ein Auge auf und spähe in das Gesicht von David, welcher vollkommen gelassen wirkt. Und welches nur wenige Zentimeter von mir entfernt ist! Ich atme zweimal tief ein und aus und wage dann nach unten zu schauen. Ich konnte mir einen Schrei nicht unterdrücken.

Ich höre wie David lacht und mich amüsiert anschaut. „Ich dachte, du wolltest immer fliegen?“ Neckt er mich etwa? Ich grummle ein paar nicht verständliche Laute und schaue erneut nach unten. Erst jetzt bemerke ich wie klein die Stadt ist. Die untergehende Sonne wird von den Fenster reflektiert und taucht die Stadt in ein glitzerndes Meer. Ähnlich eines Diamanten im Licht. „Wie wunderschön...“

Mich überkommt ein leichter Schauer. Davids Arme umfassen mich fester. „Frierst du?“, besorgte Augen sehen mich an. Ich schüttle den Kopf. „Es ist einfach nur so wunderschön...“, gebe ich zu. „Nicht nur der Anblick, sondern auch hier oben zu sein und das alles dort unten hinter sich lassen zu können...“, melancholisch blicke ich der Stadt nach, die nun immer kleiner wird und langsam in der Ferne zu verschwinden scheint.

„Wir sind da.“ Eine Vorwarnung. Im nächsten Moment stürzt sich David im Senkrechtflug nach unten auf einen Wald zu. Der immer Näher kommt. „DAVID!“, höre ich mich schreien und klammere mich so fest es geht an seinen Hals. Der Wind peitscht meine Haar nach hinten und der Boden kommt immer näher. Ich kreische erneut und schließe meine Augen. Hoffe. Bete. Lass es schnell vorbei gehen.

Auf einmal keine Bewegung mehr. Sanft drückt mich David an sich. „Wir sind da.“, flüstert er leise in mein Ohr. Ich öffne meine Augen einen kleinen Spalt. Boden. Wir leben noch. Vorsichtig stellt mich David hin. „Du Idiot!“, schreie ich ihn an und haue mit meinen Fäusten auf seine Brust. „Wir hätten sterben können!“ Wieder ein Lachen.

Sauer will ich davon stapfen, doch meine Beine geben nach. Unsanft stolpere ich rückwärts gegen David. „Alles in Ordnung?“ Warme Hände umschließen meine Arme. „Ja..“, schmollend wie ein kleines Kind weiche ich seinen Blicken aus. „Mach das nie wieder..“, sage ich leise. „Mal sehen. Lass uns gehen. Du wirst bereits erwartet.“ Er macht eine Kopfbewegung in Richtung eines riesigen Anwesen.

Mit offenen Mund starre ich das riesige Gebäude an. Wie konnte ich das nur übersehen? Wir gehen auf ein weißes Haus.. Anwesen.. Schloss... zu. Der Eingang besteht aus einer Säulenfassade, mindestens drei Meter hoch. Die Tür war groß genug um Engeln mit samt ihren Flügeln das Eintreten zu ermöglichen. Der Boden der Eingangshalle besteht aus weißen Marmor sowie die Wände. Zu beiden Seiten sind hohe Bögen, welche zu anderen Zimmer führen. Doch David führt mich die Treppe vor mir hinauf.

Oben angekommen steht bereits ein älterer Herr mit kurzen weißen Haaren. Sein Rücken ist schon leicht gekrümmt und er muss sich mit einem Gehstock stützen. Sein Gesicht ist mit tiefen Falten versehen und mit dem ein oder anderen Muttermal.

„David, schön dass ihr endlich da seid.“ Ein freundliches und aufrichtiges Lächeln. David nimmt die Hand des alten Mannes und hält sie in seinen fest. „Natürlich, Mr. Bates. Sara, das ist Mr. Bates. Notar und Sekretär von Raphael.“ Ich gehe zögernd auf den Mann zu und strecke meine Hand aus. „Hallo.“, sage ich ganze verlegen. Er nimmt meine Hand und lächelt mich an. „Schön dich endlich kennen zu lernen. Komme mit Sara.“ Während er das sagt, hakt er sich bei mir ein und läuft los. „Verzeih, wenn ich dich als Stütze nehmen muss. Aber der Jüngste bin ich leider auch nicht mehr.“, entschuldigt er sich. Ich schüttle nur den Kopf.

Schweigend gehen wir an einer Tür nach der anderen vorbei. Zwischen den Türen hängen Bilder von Landschaften und Engeln. Ich bestaune jedes Einzelne und wünschte mir, ich hätte mehr Zeit um sie alle in Ruhe anzusehen.

„So Kleines. Da wären wir. Trete ein. Er kommt gleich.“ Ohne dass ich irgendwas hätte Antworten können schob mich der Mann in ein Zimmer hinein und schließt so gleich die Tür.

Unruhig sehe ich mich in dem Zimmer um. Die Wände sind voll mit Büchern von oben bis unten. In der Mitte des Raumes steht ein großer Schreibtisch dahinter hängt ein Gemälde von einer Engelsfrau. Sie steht mit dem Rücken zum Betrachter, als würde sie über etwas wachen. Ihre Flügel sind weiß und werden zu den Spitzen rötlich. Sie trägt ein weißes Kleid, welches am Rücken tief geschnitten ist und ihre Hüften eng umspielt. Ich gehe näher an das Bild heran in der Hoffnung, die Engelsfrau würde sich umdrehen.

„Sie ist wunderschön, nicht wahr?“, fragt mich eine tiefe, raue Stimme. Erschrocken mache ich einen Satz zur Seite und sehe den Engel neben mir an. Er ist genauso groß wie David, trägt ein weißes Hemd und eine blaue Jeanshose. Seine Flügel haben einen dunkelblauen Ton. Jede einzelne Feder besitzt eine weiße Spitze. Es ist als würde man in einen sternenklaren Nachthimmel blicken. Seine Augen, welche immer noch das Bild anschauen haben einen genauso blauen Farbton wie die Flügel.

„Sie.. Sie sind Raphael...?“, frage ich zögerlich. Seine Schultern spannen sich an und er dreht sich langsam zu mir. „Ja.“

„Es wird Zeit, dass wir reden Sara. Zu lange habe ich dich gesucht. Meine geliebte Tochter.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rajani
2015-01-02T22:35:29+00:00 02.01.2015 23:35
Oha, das ist gelungen, dass Raphael ihr Vater is - damit hab ich nich gerechnet o.O
Dann ist die Engelsfrau auf dem Bild wohl ihre Mutter? Aber dann wäre Sara ja auch ein Engel... Ich bin verwirrt - mehr will :D


Zurück