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Wenn die Zeit still steht.

von

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2. Kapitel

Als ich wieder in meinem Zimmer ankam, saß Katherine immernoch auf dem Bett, wie ein Hündchen. Es schien, als hätte sie sich die ganze Zeit nicht gerührt.

„Kath! Bitte! Starr mich nicht so an!“ Doch es geschah nichts. Sie rührte sich nicht im geringsten.

„Kath?“, fragte ich diesmal etwas unsicherer. Ihre Augen starrten ins Leere, habe ich mir eben nur eingebildet, sie würde mich anschauen?

Es schien mir so. „Kath!“ Ich blickte sie durchdringend an, aber sie bewegte sich nicht, atmete nicht einmal. Oder? Nein, ihre Brust hob sich nicht. Senkte sich nicht, ich ging auf sie zu, erkannte, wie sich ihre normalerweise hellblauen Augen rot unterlegten, leise flüsterte ich wieder ihren Namen. Auch, wenn ich sie komisch fand, so musste ich sagen, hat sie mir etwas bedeutet. Vielleicht kam es mir auch grade jetzt nur so, da sie so leblos dort saß. Ich ging auf sie zu, griff ihr langsam und sanft an die Schulter, rüttelte leicht. Ihr Kopf kippte zur Seiten, die Haare fielen runter. Keine Rührung. Erst jetzt blickte ich auf die hinter ihrem Rücken hervorgekommenen, verklebten Haare. Sie sahen nass aus. Ich nahm sie in die Hand, rote Striemen bildeten sich auf meinen Fingern, meiner Handfläche, verwischten mit den mir aus der Hand rutschenden Haaren. Sprachlos, unwissend was ich nun tun sollte starrte ich auf meine Hände, dann auf Katherine.

„K-K-KATHERINE?!“

Mein Blick blieb nun auf ihrem leblosen Gesicht hängen. Ich registrierte nicht, was hier geschah.

„Katherine! Sag mir verdammt nochmal, dass du lebst?!“

Aber ich bekam keine Antwort. Absolut. Keine. Antwort.

Langsam sank ich auf die Knie. Erst jetzt registrierte ich, was hier eigentlich gerade geschieht, schaute den Umschlag an, welchen Ann mir gegeben hatte und nahm nocheinmal die Unterlagen heraus, welche ich eben noch als interessant, jetzt allerdings eher als ziemlich angsterregend ansah.

Das Auftragsschreiben, welches in diesem Umschlag lag, handelte um einen Mord, in einem kleinen Ort in der Nähe von London. Eine reiche Familie fand ihre Tochter eines Tages wohl tot in ihrem Zimmer liegen. Die Zeitverschiebung zwischen dem Ort, an welchem ich mich bepfand und dem eigentlichen Ort 'Erde' kam mir erst jetzt wieder. Bisher hatte ich mir nur die erste Seite des Auftrags angeschaut. Es waren Bilder angehängt. Zögernd nahm ich diese heraus, schaute sie an. Mein Blick suchte nur eine Stelle des Bilds, welche mir nicht noch mehr Angst einzujagen versuchte, als ich im Allgemeinen schon hatte.

Ein kleines Mädchen, schwarze Haare, hellblaue Augen, an eine Wand lehnend, in einem Himmelbett sitzend. Mit rotem Blut ein Schriftzug an der Wand.
 

Flüchte nur, kleine Katherine, ich werde dich finden. Und holen.

Das Mädchen, die junge Katherine, schien auf dem Bild nicht älter als 7. Und es war wohl die junge Katherine, welche bis vor einigen Stunden noch quietsch fidel neben mir gesessen hat. Und es nun nicht mehr tut. Zumindest nicht mehr lebendig.

Ich schaute Katherine an, dann das Foto von ihr und ich wusste, ich werde meine... sollte ich sie Freundin nennen?* Auf einmal verspürte ich doch ein freundschaftliches Gefühl zu ihr, rächen.

Ich räkelte mich auf, meine Beine fühlten sich so weich an wie Pudding. Wahrscheinlich hätte mir dieser Gedanke jetzt wahnsinnig Lust auf Pudding verschafft, aber in dieser Situation konnte ich einfach nicht an Essen denken.

Ich wusste, ich könnte herausfinden, was hier geschehen war, aber ich wollte es nicht direkt wissen. Ich nahm die Unterlagen, verschwand in die Bibliothek.

Als ich vor den mit vielen Büchern und Akten voll gepackten Regalen stand, wusste ich, dass mir nur eine Abteilung weiterhelfen würde. Ich müsste in das Archiv. Nicht in irgendeines. Sondern in das Archiv. Das, wo bis auf denjenigen, der es füllt noch nie ein Lehrling hereingekommen war. Doch ich war kein Lehrling mehr, ich war eine vollwertige, ranghohe Zeitreisende.

Auf dem Weg zur hintersten Ecke der Bibliothek liefen mir Lehrlinge über den Weg, fragten nach Büchern oder anderem. Sah ich aus wie eine Bibliothekarin? Ich hoffe doch nicht. Sonst würde ich mich ernsthaft fragen, was ich in meinem Leben falsch gemacht hatte.

Auf die dunkelbraune Holztür blickend blieb ich stehen. Langsam wagte ich es meine Hand nach ihr auszustrecken, meine Fingerspitzen an da weiße Feld zu legen, bis letztlich ein Schriftzug mit „accepted.“ erschien. Die Tür öffnete sich von selbst, ich tritt ein. Es war kalt, staubig und dunkel. Kein Licht brannte, es schien, als würde man die Spinnen weben hören.
 

* Anmerkung der Autorin: Ich wollte dieses Kapitel etwas aufwühlen, mit dem vorraussichtlichen Tod der kleinen Katherine beginnt für Winter eine vollkommen neue Sicht auf ihre Vergangenheit, ob sich diese zum Guten oder Bösen wendet, dass weiß ich selbst noch nicht! Mir war vorallem wichtig, dass Katherine auf die Leser zunächst einen sympathischen Eindruck macht, bevor sie von uns geht. Ist mir das gelungen? :)



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