Zum Inhalt der Seite

Der Himmel muss warten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wandel

Ich wünsche allen eine Frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
 

LG Kalea
 

LXXXIV) Wandel
 

Zweimal hatte Bobby die Tasse mit dem kalten Kaffee in Deans Hand gegen frischen ausgetauscht, aber auch das hatte der Blonde nicht bemerkt.

Der alte Jäger stand in der Tür und schaute auf seinen Jungen. Er machte sich Sorgen um ihn. Dean war blass. Seine Augen glänzten fiebrig trüb. Er sah alt aus und schien jede Energie verloren zu haben.

Damals als Sam gestorben war, war es mit ihm ja schon schlimm gewesen, aber da hatte er wenigstens noch etwas gegessen und getrunken, und er hatte ihn angebrüllt, als er darauf drängte, den Jüngeren zu beerdigen, oder besser noch zu verbrennen.

Seinen Bruder zu verlieren, war für den Blonden so undenkbar, dass er lieber in die Hölle gehen wollte, als weiter ohne ihn leben zu müssen. Jetzt hatte er nicht nur den Bruder, sondern auch noch den Partner und Geliebten verloren. Nein, er wollte sich die beiden nicht zusammen im Bett vorstellen, aber wenn es für sie okay war, was sollte er dann dagegen sagen? Im Normalfall hätte er ihnen wohl die Hölle heiß gemacht. Sie waren Brüder! Aber an den Jungs war nichts normal! Und er sah wie der ältere Winchester litt.

Dean brauchte den Halt, den ihm Sam gab, auch wenn er der Moralischere und eigentlich auch der Stärkere der beiden war. Er brauchte den Jüngeren und jetzt wohl noch mehr denn je.

Mit einem Seufzen löste er sich vom Türrahmen und ging zu dem Blonden. Langsam legte er ihm die Hand auf die Schulter.

„Dean?“

Es dauerte eine ganze Weile, bis der reagierte. Wie in Zeitlupe drehte er den Kopf zu dem Freund. Seine Augen fokussierten sich nur langsam, doch dann nahm der Ausdruck von Trauer und Resignation dem alten Jäger den Atem.

„Wir finden einen Weg!“, versuchte er Mut zu machen.

Dean schüttelte den Kopf: „Sam will nicht gefunden werden! Und ich will so nicht leben! Ich bin so müde, Bobby!“, wie mit einer tonnenschweren Last auf seinen Schultern erhob sich der Winchester.

„Dean du…“ erschrocken schaute der Ältere auf seinen Jungen.

„Keine Angst, ich werde mich nicht umbringen. So sehr bin ich dann doch nicht an einem weiteren Aufenthalt in der Hölle interessiert. Ich habe noch eine Aufgabe, die werde ich erfüllen und dann…“

Dean holte tief Luft. Er drehte sich zu Bobby um und umarmte ihn fest.

„Danke Bobby, für alles, was du für uns getan hast.“

Bobby grummelte etwas Unverständliches gegen Deans Schulter.

Der Blonde spannte sich. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er löste sich von dem Freund und ging zur Tür. Noch einmal drehte er sich zu Bobby um. Tränen schimmerten in seinen Augen.

„Ich wünschte, du wärst unser Dad gewesen“, sagte er heiser und verschwand.

Der Jäger schluckte hart. ‚Das werde ich, Dean, das werde ich!’, dachte er und ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. Ja, er wollte wirklich gern der Vater dieser Jungs sein. Und wenn sie im nächsten Leben nur halb so toll werden würden, wie sie jetzt waren, konnte er sich glücklich schätzen.

Auch der alte Jäger straffte sich. Er hoffte, die Jungs noch einmal wieder zu sehen, auch wenn das eben so endgültig geklungen hatte. Er atmete noch einmal tief durch und ging zum Telefon. Er musste ein paar Anrufe machen und dann wollte er einigen Jägern helfen.
 

Dean hatte sich an den ersten Ort gebracht, der ihm in den Sinn gekommen war. Es war vollkommen egal. An fast jedem Ort waren Dämonen und ein Ort war so gut, wie der andere.

Ziellos lief er durch die Straßen und beobachtete die Menschen. Er blieb vor Restaurants und Bars stehen, hier würde seine schwarzäugige Beute am ehesten nach Opfern suchen.

Er musste sich konzentrieren, um seine Umgebung auszublenden, doch schon bei der zweiten Bar wurde er fündig.

Er durchstreifte die Umgebung der Bar bis sich der Dämon entschloss, nach Hause zu gehen.

Schnell hatte der Winchester ihn erwischt. Sein Opfer starb ohne große Gegenwehr und ohne zu wissen, was ihm gerade passierte.

In dieser Nacht tötete Dean noch vier weitere Dämonen.
 

Doch die Befriedigung, die er noch bei diesen Vieren empfunden hatte, verschwand schnell, da niemand da war, mit dem er den Triumph teilen konnte. Die Menschen, die er befreite, waren desorientiert und wussten nicht, was mit ihnen passiert war und er wollte es ihnen nicht erklären müssen. Er wollte nicht reden und er wollte nichts hören. Er zog sich immer weiter in sich zurück.

Es gab nur noch ein Ziel, dass er erreichen wollte, und selbst dem näherte er sich schon fast automatisch.
 

Die Zeit verging, ohne dass Dean sich dessen wirklich bewusst wurde. Er lief die Straßen entlang ohne wahrzunehmen wo er gerade war. Seine Sinne waren auf das Aufspüren der Dämonen ausgerichtet.

Sams Verlust hatte mit jedem Atemzug, mit jedem Schluck und mit jedem Bissen, den er zu sich nahm, jeden Tag ein Bisschen mehr wehgetan. Jede Nacht hatte er von seinem kleinen Bruder geträumt, so dass er bald auch das Schlafen vernachlässigte.

Mit der Zeit jedoch hatte Dean einen Weg gefunden, die Zeit, in der Sam und er mehr als nur Brüder waren, zu verdrängen. Mit viel Alkohol war es ihm vor langer Zeit gelungen seine Erinnerungen an die Zeit in der Hölle zu verdrängen und mit viel Alkohol hatte er es auch jetzt geschafft.

Er verschloss alles in einem Winkel seines Gehirns, der bald von dem großen, schwarzen Nichts in sich verschlungen werden würde, wie alles andere in ihm.

Er würde warten.
 

Wenig später darauf war ihm bewusst geworden, dass er durch seine Sauferei seine Aufgabe vernachlässigte, und er hörte schlagartig wieder damit auf. Er versuchte sogar, ein wenig mehr auf sich zu achten.

Hin und wieder beamte er sich in eine Turnhalle, um zu duschen. Seine Wäsche wusch er nachts in geschlossenen Waschsalons, ohne je eine Spur seines Daseins zu hinterlassen. Selbst die Menschen, die er von ihren Parasiten befreite, konnten sich nachher kaum mehr an ihn erinnern.

Immer mal wieder betrat er eine Bar und manchmal rang er sich dazu durch, ein Bier oder auch zwei zu trinken. Doch es war ihm egal. Das einzige, das für ihn noch zählte, war möglichst schnell, möglichst viele Dämonen zu töten, um diese Leben zu beenden.
 

Es gelang Dean, jedes Gefühl tief in sich zu verschließen, so dass er nichts mehr empfand, außer der Genugtuung wieder einen dieser verhassten Höllenbrut vernichtet zu haben.

Die Erinnerung an sein bisheriges Leben, soweit sie überhaupt noch da war, war nur noch ein dumpfes Gefühl wie Hunger oder Durst und die wenigen Erinnerungen, die er noch nicht hatte begraben können, waren eher wie die Erinnerungen eines Fremden, wie ein Film, den er mal vor vielen Jahren gesehen hatte. Und auch die würden hoffentlich bald verblassen. Es gab auch ein paar Erinnerungen die er pflegte, wie ein Heiligtum und die er nie aufgeben wollte.

Er verleugnete sich soweit, dass Michael seinen Körper mehr und mehr übernehmen musste, um ihn am Leben zu erhalten.
 

Der Winchester hetzte von einem Dämon zum nächsten. Einzig die Regeneration seiner Kräfte, die sein Körper noch immer brauchte, zwang ihn zu Pausen. Meistens wusste er, wann es wieder so weit war und suchte sich ein leeres Haus, einen einsamen U-Bahn-Schacht oder einen anderen halbwegs geschützten Platz und überließ sich dort seinen Krämpfen. Mehr als einmal hatte er danach Schürfwunden oder schwere Prellungen. Doch er weigerte sich strickt, sich ein paar Annehmlichkeiten, in Form eines Motelzimmers, oder Bobbys Haus zu gewähren. Warum auch? Er konnte auch so existieren.

Außerdem hatte er schon lange weder Geld noch Kreditkarten und Bobby wollte er nicht noch mehr in Gefahr bringen.

Wenn er darüber nachgedacht hätte, wäre ihm bewusst geworden, das zumindest letzteres vollkommen aus der Luft gegriffen war und er sich damit nur selbst bestrafte, doch er dachte nicht nach und die Strafe war nur gerecht!
 

Auch Sam hatte sich weitgehend mit seinem neuen Leben arrangiert.

Er jagte ebenfalls. Niedere Kreaturen, die in diesen Zeiten von kaum einem Jäger beachtet wurden. So hatte er für sich einen Raum gefunden, in dem er unbehelligt blieb und trotzdem dem einzigen Job nachging, den er kannte, auch wenn er ihn hasste. Er war wirklich erfolgreich und schaffte es wenigstens wenn er recherchierte und jagte, seinen Bruder aus seinen Gedanken zu verdrängen. Doch kaum kam er in sein billiges Motelzimmer zurück, wurde der Wunsch Dean zu sehen, übermächtig.

Ohne den Blonden waren die Zimmer kalt und lieblos, das Essen fade und das Bier schal. Und natürlich vermisste er auch Deans heilende Hände, wenn er sich wieder einmal selbst zusammenflickte.

Am Meisten jedoch vermisste er die Wärme und das Strahlen in den grünen Augen, sein Lächeln und seine Hände auf seinem Körper.

Wie hatte er Dean nur so weh tun können? Und wie hatte er ihnen jede Chance nehmen können wenigstens zu versuchen weiter zusammen zu leben? Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlimm geworden? Aber er hatte ja mal wieder abhauen müssen.

Ob er Dean finden könnte? Ob sein Bruder noch sauer auf ihn wäre?

Seine Hand kroch mit der Geschwindigkeit einer Schnecke auf sein Handgelenk zu.

„Nein!“, brach es verzweifelt aus ihm heraus.

Er fühlte sich noch nicht anders als an dem Tag, als er sich entschieden hatte zu gehen.

Vielleicht würde es gut gehen und er könnte sich kontrollieren. Vielleicht war auch Dean bereit ihm zu verzeihen. Doch mindestens das erst Vielleicht war zu wenig, um das zweite zu versuchen.

Er würde weiter warten und hoffen und ihn vermissen. Das war auf jeden Fall besser, als Dean noch einmal so zu verletzen!
 

Anna und Castiel tauchten hin und wieder bei Bobby auf. Dann berichteten sie davon, dass die Zahl der Dämonen langsam aber stetig abnahm und dass sie vermuteten, dass Dean der Grund dafür war. Doch immer wenn Bobby fragte, ob wie wüssten, wo der Junge war, mussten sie mit dem Kopf schütteln. Dean trug noch immer, genau wie Sam, das henochische Siegel und war für sie unauffindbar. Sie konnten lediglich die Orte aufsuchen, die gerade von Dämonen befreit worden waren, und feststellen, dass der Winchester schon wieder spurlos verschwunden war.

Aber wenigstens erfuhren sie so, dass er noch lebte.
 

Es war einer der wenigen Tage, an denen es Dean Winchester wirklich gab. Die Engelskräfte waren schon wieder ziemlich erschöpft und er wusste, dass er in dieser Nacht mit den Krämpfen zu kämpfen haben würde. Er hatte sich sogar dazu durchgerungen etwas zu essen, um diese Kräfte zu schonen, damit er noch eine Jagd durchstehen konnte.

Dean hetzte um eine Hausecke. Er wollte nicht, dass die beiden Dämonen, die er verfolgte, ihm noch in letzter Sekunde entwischten.

„Verdammt!“, fluchte er leise und stoppte am Eingang der Gasse. Seine Gegner hatten sich mehr als verdoppelt.

Egal!

„Bereit zum sterben?“, fragte er ruhig.

„Gut, denn das war dein letzter Fehler“, erklärte einer der Dämonen.

Dean grinste kurz. Scheinbar hatte er seit langem mal wieder ein paar der mächtigeren, älteren Dämonen erwischt. Immer nur dieses unerfahrene Jungzeug wurde ja auf Dauer langweilig! Die sollten da unten wirklich mehr Sorgfalt in die Ausbildung stecken.

Der Winchester grinste schief, bei diesen Gedanken.

„Wir werden sehen“, entgegnete er ruhig.

„Wo sind deine Waffen, oder bist du so lebensmüde?“ Der Dämon klang ein wenig verwirrt.

War er so lebensmüde? Er würde gerne noch mehr dieser Schwarzaugen vernichten, aber er war nicht so illusionistisch veranlagt, dass er glaubte alt zu werden. Das war nur wenigen Jägern vergönnt. Und abgesehen davon, wollte er das auch nicht.

Mit einem Knurren stürzte er sich auf die Gegner.
 

Einer der Dämonen setzte sich ebenfalls in Bewegung. Er war eindeutig darauf aus, den Jäger nicht nur einfach und schnell zu töten, er wollte verletzen!

Ein Fehler, denn kaum kam er in Deans Reichweite, packte ihn der Blonde. Schnell presste er ihm seine Rechte auf die Stirn und der Dämon leuchtete hell auf, bevor er starb.

Den Körper achtlos liegen lassend, richtete Dean sich auf. Gerade rechtzeitig, um die Faust des Sprechers zu sehen, die auf ihn zugerast kam. Zeit zum Ausweichen hatte er nicht mehr.

Knallhart krachte die in sein Gesicht. Das Knacken, mit dem seine Nase brach, hallte laut durch seinen Kopf. Für Sekunden legte sich ein roter Schleier über sein Sichtfeld und Schmerzen und Blut hinderten ihn am Atmen.

„Engelspack! Jetzt versteckt ihr euch schon hinter Jägern! Wie tief seid ihr gesunken! Aber das war dein letzter Fehler!“, fauchte der Dämon wütend.

Dean fühlte ein leichtes Ziehen in seinem Inneren. Einen Augenblick lang klammerte er sich noch daran im Hier und Jetzt zu bleiben, um Michael zu schonen, doch dann gab er auf. Es machte keinen Sinn. Es würde nur noch mehr gebrochene Knochen und Schmerzen bedeuten und darauf legte er, trotz Allem, keinen Wert. Auch wenn er einer kleinen Rauferei mit einem Dämon nicht abgeneigt wäre. Hier hatte er zu viele Gegner. Außerdem würde Michael diesen Kampf in seinem Inneren eh gewinnen.

Er gab die Kontrolle über seinen Körper auf.

Deans Augen leuchteten golden, als er sich auf den Dämon stürzte. Ein paar kurze, nichts desto Trotz, hart geschlagene rechte Geraden trieben ihn zu seinen Kumpanen.

Michael zögerte. Auch er hatte Spaß an einer richtigen Prügelei. Aber er wusste nicht wie lange er durchhalten konnte, ohne Dean ernstlich zu schaden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vanilein
2013-12-15T13:22:20+00:00 15.12.2013 14:22
Dean macht alles platt er ist so cool :D
Bei Sam bin ich irgendwie Zwiegestalten einerseits finde ich es gut das er sich von Dean fern hält andererseits finde ich es sehr egoistisch und sich ziemlich leicht gemacht den wen er seinen Bruder sehen würde würde er keineswegs glänz oder Freude in seinen Augen sehen Dean existiert doch nur weil er seinen Bruder liebt und weil er seine Aufgabe in ihm sieht....ich bin soooo gespannt wie es weiter geht :D

Und ich wünsche dir auch frohe Festtage und eine besinnliche Weihnachtszeit
Von:  Rue_Ryuzaki
2013-12-15T09:43:16+00:00 15.12.2013 10:43
Jetzt komme ich endlich mal dazu, hoer zu schreiben.
Allerdings am Handy, weswegen das Kommi etwas zu kurz wird.

Ich finde die ff klasse, die Kapitel sind richtig gut und lang, man verliert nicht das interesse, im Gegenteil. Ich warte immer mehr auf neue Kapitel *.*

Bin gespannt wan und wie es weiter geht und ob Michael Deans Körper dauerhaft übernehmen wird.


Zurück