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Der Himmel muss warten

von

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Vergangene Zukunft

Kaum das Dean wieder erwacht war und sich überzeugt hatte, dass es Sam gut ging, so gut es Jemandem gehen konnte, der mit Dämonenblut verseucht und von Luzifer tagelang gequält worden war, verschwand er aus der Hütte, ohne die Engel eines Blickes zu würdigen. Sie waren noch genauso verlogen, wie er sie kennen gelernt hatte.

Er brauchte Zeit zum Nachdenken.
 

„Ich mache es!“, sagte Dean, als er Stunden später wieder zurückkam. „Ich bleibe was ich bin um Sam zu schützen.“

Castiel nickte: „Es hätte eh keinen anderen Weg gegeben!“

„Und warum hast du mir dann die Wahl gelassen?“, fauchte Dean ihn an.

„Weil es so einfacher für dich ist. So hast du es selbst entschieden.“

„Aber wenn ich doch...“

„Das wusstest du nicht und hast dich trotzdem dazu entschieden.“

„Ich bin ein Monster“, keuchte der Blonde und verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen.

„Du bist kein Monster“, versuchte Anna ihn zu trösten.

„Ein Mensch mit Flügeln! Wenn das kein Monster ist, was bin ich dann?“

„Du bist Michael. Der Erzengel Michael!“

„Michael?“, schnaubte Dean verächtlich, „Warum nicht gleich Gott?“

„Das ist Blasphemie, Dean!“, erklärte Castiel wütend.

„Das ist mir scheißegal!“, brüllte der Blonde zurück.

„Bitte Dean, hör ihm zu“, bat Anna. Sie wagte nicht ihre Hand auf seinen Arm zu legen. Zu sehr hatte er sich gegen die Engel verschlossen.

„Zacharias hatte einen Aufruhr angezettelt. Er wollte mehr Macht“, begann Castiel. „Michael ... du … hast einem Wettkampf zugestimmt, den Zaadiel, ein Vertrauter Zacharias‘, durch Betrug gewonnen hat. Um den Frieden im Himmel nicht noch mehr zu gefährden hast du den Sieg anerkannt und ...“

„Ich bin kein Engel und ich heiße nicht Michael! ICH BIN DEAN! DEAN WINCHESTER! Meine Eltern waren John und Mary Winchester und ich haben einen Bruder SAM! Ich bin ein Mensch!“ Deans verzweifeltes Brüllen wurde immer leiser. Konnte etwas Wahres an dieser Geschichte sein? Er hatte sich schon lange gefragt, warum sie das alles ertragen mussten und warum sie das alles ertragen konnten.

„Es gibt nur ein Wesen unter Gottes Geschöpfen, dass Luzifer besiegen kann und konnte, nur ein einziges!“, nahm Castiel dem Winchester den Wind aus den Segeln.

Der Blonde ließ hilflos den Kopf hängen: „Ich sollte Michaels Gefäß sein!?!“ Diese Option erschien ihm mit einem Mal so viel weniger schlimm als diese Wahrheit, die sie ihm hier auftischten.

„Michael hat den Sieg anerkannt“, fuhr Castiel leise fort. „Zacharias hat seine Belohnung gefordert, die Michael ihm gewähren musste. Gabriel, Michaels engster Vertrauter musste als Mensch auf die Erde und das letzte Siegel brechen, damit Luzifer auf die Welt kommen konnte um die Menschen für ihre Taten zu bestrafen. Kein himmlisches Wesen dürfte Luzifer dann vor Ablauf einer Frist von 25 Jahre bezwingen und Gabriel sollte für seinen „Verrat“ ebenfalls in der Hölle landen. Michael konnte und wollte das nicht zulassen.

Seine Vertrauten haben herausgefunden welche Familie, welcher Mensch für Gabriel vorgesehen war und so hat Michael heimlich die Seele, die eigentlich für dich bereit stand einem anderen Menschen geschickt und ist gleich nach deiner Zeugung in deinen Körper gefahren um Gabriel zu schützen. Zacharias hat herausgefunden, was Michael gemacht hat. Zuerst war er wütend, aber dann fand er wohl einen besonderen Spaß daran, sich an Michael, an dir zu rächen. Er hat es so eingefädelt, dass du in der Hölle gelandet bist und das erste Siegel gebrochen hast. Eigentlich wäre es egal gewesen, wer das machte.“

„Aber ich sollte das Körper für Michael sein!“, platzte es aus Dean hervor. „Wieso hat mich keiner der anderen Engel erkannt? Wenn ich denn wirklich Michael wäre, dann müsste mich doch einer erkennen!“

„Das mit dem Gefäß war eine Lüge. Zacharias wollte dich in seiner Macht. Wenn du einem Engel erlaubt hättest, deinen Körper zu benutzen hätte er dich in seiner Macht gehabt. Er hätte deinen Körper vielleicht einem Dämon zur Verfügung stellen, oder dich ebenfalls mit Dämonenblut verseucht. Er wollte dich unbedingt aus dem Weg haben und hasste dich inzwischen so sehr, dass er dich ebenfalls für immer in der Hölle sehen wollte.“

„Aber der Trickster. Du hast ihn als Gabriel erkannt. Wie kann Sam dann Gabriel sein?“ Dean schwirrte der Kopf. Das war zuviel. Er stand auf und taumelte zum Herd. Er brauchte jetzt etwas Kräftigeres als den dünnen Kaffee, den Anna gekocht hatte, griff in den Schrank darüber und holte die Flasche Whisky heraus. Er nahm einen kräftigen Schluck und setzte sich dann wieder zu den Engeln.

„Wenn Sam und ich alle Dämonen zurück in die Hölle geschickt haben, dann …?“

„Dann könnt ihr zusammen zurück in den Himmel und eure angestammten Plätze wieder einnehmen.“
 

„Unter drei Bedingungen!“, forderte Dean nach einer ganzen Weile des Schweigens und starrte dem verwunderten Engel in die Augen.

„Ihr könnt nach Hause! Was solltest du da für Bedingungen haben? Ihr gehört in den Himmel und du musst deinen Platz wieder einnehmen, als Oberster von uns Engeln.“

„Ich haben Bedingungen, sonst kannst du dir das alles dahin schieben, wohin die Sonne nicht scheint!“

„Ihr solltet froh sein, wenn ihr wieder nach Hause dürft!“

„Sam, Bobby und der Impala sind mein Zuhause. Alles andere habt ihr mir genommen. Und ich will auf keinen Fall je wieder so ein gefühlloses, verlogenes Etwas sein, wie ihr es seid!“

„Aber...“

„Du willst mich im Himmel, dann erfülle meine Bedingungen!“

„Welche?“, fragte Castiel müde und Anna grinste breit.

„Ihr holt Jo und Ellen zurück! Es sind schon genug gute Jäger gestorben. Lasst euch was einfallen. Im Lügen seit ihr ja perfekt, aber holt sie zurück! Sam und ich werden die Dämonen zur Hölle schicken. Danach erlöst ihr uns von diesem Leben und gebt uns ein Neues! Sam wird wieder mein kleiner Bruder sein. Wir werden ein ganz normales Leben haben. Mom, Dad und einen weißen Gartenzaun, einen Hund, Familie, Kinder! Keine Dämonen, keine Hexen oder andere Monster. Nichts, was auch nur nach übernatürlich riecht! Danach könnt ihr uns in den Himmel holen wenn ihr das unbedingt wollt!“, erklärte Dean mit steinerner Miene.

„Aber du gehörst in den Himmel! Du kannst nicht noch ein ganzes Menschenleben wegbleiben!“, erschrak Castiel.

„Es ging doch bis jetzt auch und ich werde Sam nicht der Hölle überlassen! Ich will, dass du uns nachdem der letzte Dämon in der Hölle gelandet ist von diesem Leben erlöst! Ich will keinen Tag länger so leben! Und danach will ich das richtige Leben kennen lernen! Ich will auf keinen Fall so ein gefühlloses Ding werden wie du es wieder bist!“

„Aber ...!“

„Cas! Du warst fast schon menschlich. Hast du denn alles vergessen? Anna weiß es noch, aber du? Und ich will, dass ich mich danach an alles erinnern kann!“

„Das wirst du“, versprach Anna ernst.

„Du willst Sam also zum Tod verurteilen, sobald ihr die Welt gesäubert habt!“, versuchte Castiel Dean umzustimmen.

Der Blonde holte tief Luft: „Sam soll selbst entscheiden, wann er dieses Leben beenden will, aber egal wann das sein wird. Ich will nachdem der letzte Dämon in der Hölle ist hier raus und danach ein normales menschliches Leben! Und wenn Sam sich für ein Weiterleben entscheidet, dann wirst du ihn schützen, bis seine Zeit um ist! Ich werde mich rächen, wenn du das vermasselst und du wirst am eigenen Leib erfahren, wie die Hölle ist!“

Castiel holte tief Luft und nickte: „So soll es sein“, sagte er resigniert. „Ich bin befugt dir deine Wünsche zu erfüllen, auch wenn wir dich so schnell wie möglich zurückerwartet hatten.“

„Keine Angst, ich bin nicht scharf darauf, lange in diesem ..., mit diesem Ding in mir rumzulaufen!“

Der Blonde holte tief Luft, dann wandte er sich von den Engeln ab. Er zog die Schultern hoch bevor er weiter sprach: „Verschwindet hier!“, sagte er abweisend, „Ich will euch nicht wieder sehen!“

„Wir passen auf dich auf, Dean, auf euch beide!“, sagte Anna leise und dann verkündete ein Flügelschlagen, dass sie verschwunden war.

Castiel war hinter Dean getreten und fasste ihn am Arm.

Wortlos riss der Winchester sich los.

„Dean?“, begann Castiel.

Er blieb mit den Rücken zu Castiel stehen und wartete. Dann hörte er ein resigniertes Schnaufen und endlich verkündete ein Flügelrauschen, dass auch Castiel verschwunden war.

Dean atmete durch und ging zu Sam. Er setzte sich auf‘s Bett und zog seinen Sammy auf seinen Schoß. Dann schloss er die Augen und ließ seine Hände über Sam gleiten. Doch Anna hatte seinen kleinen Bruder schon soweit sie es konnte geheilt. Sam brauchte nur noch Ruhe. Dean lächelte traurig. Und einen Entzug.

„Sammy“, sagte er leise und strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht.
 

Endlich schien Dean ruhiger zu werden.

Sam zog seinen Bruder noch ein wenig enger an sich und strich ihm weiter beruhigend über den Rücken.

„Sammy“, nuschelte Dean und schmiegte sich noch fester an den Jüngeren.

Der Dunkelhaarige lächelte. Suchend tasteten seine Finger über Deans Schulterblätter hinter denen er die Flügel wusste, doch nichts ließ darauf schließen. Die Haut war schon fast lächerlich glatt. Und doch wusste er, dass sie da waren. Er hatte sie vielleicht drei oder viermal zu sehen bekommen, wenn sie einem hochrangigen Dämon gegenüber gestanden hatten, und ganz am Anfang einmal. Sam lächelte. Ihre Strategie war noch nicht perfekt gewesen und sie hatten sofort einen Gelbäugigen erwischt. Seine eigenen Kräfte waren durch den Entzug noch geschwächt und der Dämon in seiner Nähe hatte den Drang nach Blut in ihm für einen Augenblick wieder übermächtig werden lassen. Sein Willen war wie paralysiert gewesen und er war auf den Dämon zugestolpert um seinen Drang zu befriedigen. Der Dämon, sie hatten seinen Namen nie erfahren, hatte plötzlich seine Hand ausgestreckt und er hatte sich gefühlt, als ob sein Innerstes nach außen gekehrt werden sollte. „Verräter“, hatte er gebrüllt und gelacht als er vor Schmerzen zusammengebrochen war.

Und dann hatte Dean plötzlich zwischen ihm und dem Dämon gestanden. Die Flügel schützend vor ihm ausgebreitet und hatte den Dämon zur Hölle geschickt. Noch bevor sein Großer damit fertig war hatte er selbst das Bewusstsein verloren.

Er war in der Hütte zu sich gekommen, in der er in Deans Armen schon nach Luzifers Verbannung erwacht war und in der er seinen Entzug hatte durchstehen müssen.

Es hatte damals eine ganze Zeit gedauert bis er begriffen hatte, dass der Höllenfürst gebannt und Dean und er noch am Leben waren.

Damals, wie das klang ...
 

Sam strich wieder über Deans stoppelige Wange. Er beugte sich ein wenig nach vorn um in das geliebte Gesicht seines Bruders schauen zu können. Die steilen Sorgenfalten hatten sich wieder darin eingegraben, aber wenigstens schlief er jetzt ruhig. Lächelnd schaute er auf die Sommersprossen in Deans Gesicht. Er liebte sie. Zu gerne würde er jetzt jede einzelne davon küssen, doch dafür müsste er sich zu sehr bewegen und würde seinen Großen wohl wecken. Das wollte er aber auf keinen Fall. Also begnügte er sich damit seine Finger sanft über jede einzelne gleiten zu lassen.

Der Blonde brummelte leise und schlief dann ruhig weiter.

Sams Gedanken wanderten wieder zurück.
 

Nachdem der Dämon ihn verletzt hatte, war er in der Hütte zu sich gekommen. Die Schmerzen hatten ihm die Tränen in die Augen getrieben und er hatte kaum Luft bekommen. Die Hütte! Er verband sie nur mit Schmerzen und Albträumen. Hoffentlich musste er sie nie wieder sehen.

Dean hatte neben ihm auf dem Bett gekauert und ganz normal ausgesehen. Etwas mitgenommen, ja, aber wie ein normaler Mensch. Da war er sich sicher gewesen, wieder halluziniert zu haben, wie so oft während seines Entzuges.

Dean hatte Flügel gehabt! Das konnte nur eine Halluzination gewesen sein. Er hatte fragen wollen, was mit dem Dämon war und wie es ihm ging, doch Dean hatte ihn nur angelächelt. „Schsch…, Sammy. Es wird gleich besser!“, hatte der gesagt. Und dann hatte Dean seine Hände über ihn gehalten und unter seinen Handflächen hatte es zu leuchten begonnen!

Erschrocken hatten sich seine Augen geweitet und die Schmerzen hatten eingesetzt. Mühsam versuchte er damals, diesen Händen zu entkommen. Das konnte nicht Dean sein! Dean würde ihm nie wehtun. Aber dann hatte sich Wärme in ihm ausgebreitet und die Schmerzen vertrieben. Im Einschlafen hatte er noch gesehen, wie Dean seine Hände sinken ließ und mit schmerzverzerrtem, bleichem Gesicht zu Seite kippte.

Als er wieder erwacht war, hatte sein Blick sofort seinen Bruder gesucht, der noch immer zitternd neben ihm lag, zusammengerollt und leise winselnd.

Sam hatte versucht ihn zu wecken, doch er schien nicht bis zu seinem Bewusstsein durchdringen zu können. Alles Mögliche hatte er versucht um zu Dean durchdringen zu können. Nichts hatte Erfolg gebracht. Und so konnte er damals wie heute eigentlich nur tatenlos zusehen und warten.

Irgendwann hörte es auf. Kaum war Dean schwach, müde und mit steifen Muskeln erwacht, hatte er ihn mit Fragen bestürmt: Was waren die leuchtenden Hände? Hatte er wirklich Flügel gesehen?

Dean hatte ihn nur traurig angesehen und nichts gesagt. So wie immer, wenn er danach gefragt hatte.

Sie waren besser darin geworden, Dämonen zu finden und sie dann zu töten. Dean weigerte sich strikt, sie in die Hölle zu schicken. So hatte er die Flügel kaum noch zu sehen bekommen und auch heilen musste ihn sein großer Bruder immer seltener. Und wenn, dann hatte es ihn nie wieder so umgeworfen. Bis gestern!



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